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i will be ok

Rose & Scorpius
von

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One-Shot

I will be ok
 

Die Liebe hatte seine eigenen Regeln, sie richtet sich nicht an die Wünsche derjenigen Person, die sich eindeutig in die falsche Person verliebt hatte. Es passierte einfach, manchmal ohne Vorwarnung. Oft kam sie schleichend und überraschte einen wie ein Tsunami. Man wurde dann von Gefühlswellen verschluckt und das Einzige, was manchmal übrig blieb, war ein gebrochenes Herz – besonders dann, wenn man genau wusste, dass die Liebe zu dem Jungen kein gutes Ende nehmen würde. Nichtsdestotrotz würde sich das Herz für den Jungen, hingegen der Kopf – der objektive Part – sich gegen ihn entscheiden würde, um das Herz zu schützen. Wenn einem das Herz erst einmal gebrochen wurde, war es schlichtweg unmöglich, jedes Einzelteil wieder zusammenzusetzen. Das Herz würde vielleicht wieder ganz werden, dennoch würde die Risse und Klebstoffreste ersichtlich bleiben und sie jedes Mal daran erinnern, wer dafür verantwortlich war.
 

Wenn sich ein Mädchen verliebte, war der Wunsch groß, dass der Junge ihrer Wahl dasselbe für sie empfand – oder sie zumindest mochte, obgleich man mögen und lieben nicht dasselbe waren. Jedenfalls nicht ganz. Dieser Wunsch kam nicht nur beim ersten Mal, es würde immer und immer wieder passieren. Egal ob man nun sechzehn oder Sechsundsechzig war; das Alter hindert keinem Mädchen daran, sich immer wieder vorzustellen, wie sich seine Lippen auf ihren anfühlen würden. Wenn man verliebt war, erinnerte man sich an jedes noch so kleine Detail, was in den letzten Tagen, Wochen und Monaten geschehen war.

Man dachte über das jüngst geführte Gespräch nach, versuchte die Bedeutung seiner Sätze zu interpretieren, nervte die beste Freundin mit nächtlichen Telefongesprächen, ließ sich von Freundinnen versichern, dass der Junge ihrer Wahl sie sicherlich genauso mochte, wie sie ihn. Zusammengefasst; man lebte in einer rosaroten Blase, in der man sicher von allen negativen Gedanken und Äußerungen abgeschirmt war – was in den meisten Fällen auch der Wahrheit entsprach. Bis die sichere rosarote Blase platzte und alle Hoffnungen zunichtemachte.
 

Es war keine große Sache, wenn der Junge, den man liebte, Schluss mit einem Mädchen machte. Sie war schließlich nicht die Erste, die von einem Mann verlassen wurde, eigentlich konnte sich Rose ganz glücklich schätzen, dass sie nicht Anne Boleyn war und von ihrem Mann geköpft wurde, bloß weil sie ihm zu einer Last wurde. Falls dem so wäre, dann könnte sie sich eigentlich glücklich schätzen, schließlich wäre sie dann tot und müsste in diesem Moment nicht auf dem Fußboden des Vertrauensschülerbads liegen und sich diesem noch völlig unbekannten Gefühl hingeben. Ein Gefühl, welches noch nicht wirklich zuordnen konnte. Und nein, garantiert würde sie nicht Myrte nacheifern und als Geist in diese Welt zurückkehren. Es wäre jämmerlich zusehen zu müssen, wie von Jahr zu Jahr Schüler durch die Hallen von Hogwarts ein- und ausgingen und sich weiterentwickelten, während einem bewusst wurde, dass man selber im Körper eines Geistmädchens steckte.

»Rose!«, rief Alice aufgeregt, als diese das Vertrauensschülerbad betrat und ihre Freundin auf dem Fußboden liegen sah. Sie schloss die Tür hinter sich zu und legte sich neben ihrer besten Freundin hin. »Was ist passiert?« »Er hat Schluss gemacht, das ist passiert«, murmelte die Weasley geistesabwesend. »Ich fühl mich wie innerlich ausgehöhlt. Wie ein Emmentaler, dieser hat doch so viele Löcher, nicht wahr?.« »Verstehe«, erwiderte Alice matt und starrte wie Rose an die Decke des Badezimmers.»Willst du weinen?« »Nein.« »Weinen hilft, besonders bei Liebeskummer.«
 

»Dem Anschein nach sind meine Tränendrüsen zu stolz, auch nur eine einzige Träne weichen zu lassen.« In all den Jahren, seit Alice ihre Freundin kannte, hatte sie Rose nur dann weinen sehen, wenn sie wütend wurde oder vor Müdigkeit schlichtweg nicht mehr konnte. Niemals aber wegen eines Jungen – Al ausgenommen, da er ihr Cousin war und er würde sie auch in Zukunft noch zum Weinen bringen. »Hilft es? Hier zu liegen, meine ich.« Alice‘ blauen Augen musterten die Weasley. »Ich glaube schon, immerhin leben wir im Zeitalter von Bodenheizungen.« Egal wie schlecht die Ausgangssituation war, Rose fand immer etwas Positives daran.
 

»Jämmerlich«, bemerkte Albus Severus Potter, als er Stunden später das Bad betrat. Er hatte gewusst, dass sich Rose und Eric getrennt hatten, wenn sich hier etwas schneller als ein Lauffeuer ausbreitete, dann waren es die schönen Klatsch- und Tratschgeschichten. Die Schule war quasi eine eigene Boulevardzeitung. Geheimnisse wurden hinter diese Gemäuer in Rekordgeschwindigkeit aufgedeckt. Eigentlich wollte Al seiner Cousine ein paar Stunden Vorsprung verschaffen und sie bei Alice ausheulen lassen, dem Anschein nach hatte sie keine einzige Träne vergossen, geschweige sich darüber beklagt, dass dieser Mistkerl sie wegen einer anderen sitzen gelassen hatte. Rose lag einfach nur da und starrte an die Decke und Alice – die ihr eigentlich eine Hilfe sein sollte – tat es ihr gleich.

Wenn Rose danach war, drehte sie sich zur Seite um einen Schluck aus der Flasche zu nehmen, die neben ihnen stand. Ein kollektives Seufzen entfuhr den beiden.
 

»Wissen wir«, gab Rose zurück, die offenbar ihre Stimme wiedergefunden hatte. »Eigentlich ist das Liegen auf dem beheizten Boden Balsam für die Seele.« »Das ist richtig!«, kicherte Alice. »Zwar sagen wir zum beheizten Boden Fußbodenheizung, aber in Wirklichkeit ist es ein Ding der Unmöglichkeit, ein altes Schlösschen wie Hogwarts auf den neusten Stand der Technik auszustatten. Die Wärme kommt von einem superduperdollen Zauber, den Rose mal aus einem Buch in der Weasley’schen Bibliothek gefunden hat. Jaja, so ist es eben. Der Schein trügt oft.« »Und ihr seid betrunken.« Der Potter verdrehte lediglich nur seine Augen und nahm Rose die Whiskeyflasche ab. »Angetrunken«, widersprach Rose ernst »Alice ist diejenige, die betrunken ist, da besteht ein großer Unterschied«, gluckste seine Cousine und kicherte. »Ich weiß, ich predige immer zu sagen, dass Alkohol keine Lösung ist, aber weißt du was, Lieblingscousin? Zu trinken ist sehr wohl eine Lösung. Alkohol ist böse und deshalb mussten wir ihn vernichten.« Hätte er diese Worte nicht soeben mit seinen eigenen Ohren gehört, hätte er dies als albernen Scherz abgetan. Rose gehörte nicht zu den Menschen, die sich besinnungslos betranken, um Problemen aus dem Weg zu gehen und schon gar nicht würde sie auf dem Boden des Vertrauensschülerbads liegen. Und sie hätte garantiert keinen null-acht-fünfzehn Spruch aus den Tiefen des Internets – mal davon abgesehen, dass sie von jeglicher Zivilisation abgeschottet waren und somit gar kein Netz hatten, um Internetrecherche zu betreiben – gesucht und ihm dies unter die Nase zu reiben. Rose würde eher zu ihrem Ex gehen und ihm mitten ins Gesicht sagen, was für ein Arsch er war und ihn dann zu Grund und Boden hexen bis ihm hören und sehen verging. Schnecken spucken lassen war unter den Schülern Hogwarts eine sehr beliebte Methode anderen das Leben zur Hölle zu machen.
 

»Ich frage mich, woher ihr das ganze Zeug habt«, murmelte Al und kippte den Rest vom Whiskey, von dem lediglich noch einige Schlucke übrig geblieben waren, in die Kloschüssel, obwohl die Versuchung groß war, von dem guten Whiskey zu kosten. Es war eine Schande so einen guten Schnaps wegen eines hormonellen Chaos runterzukippen. Aber gut, was wusste ein Mann schon von der Gefühlswelt einer Frau? Rose warf ihm in regelmäßigen Abständen immer an den Kopf, dass er ein ignoranter Schlumpf war. Er hatte zwar keine Ahnung war mit diesem blauen Ding, den die Muggels erfunden hatte, gemeinsam hatte, aber irgendwas musste wohl dran sein, wenn ihm seine Cousine so etwas an den Kopf warf.

Demonstrativ hob Rose ihren rechten Zeigefinger. »Ich bin die Tochter von Hermione Granger. Du weißt schon, die Hexe, die sich für bessere Arbeitsbedingungen von Hauselfen engagiert. Als deren Tochter genieße ich einige… Sonderkonditionen«, gluckste Rose vergnügt.»Sonderkonditionen. Aha.« Missmutig verzog Al sein Gesicht, während er das tat, was ein Mann manchmal tun musste. Also brach er Alice, die inzwischen von dem vielen Alkohol eingeschlummert war, in die Seitenlage und zog Rose vom Boden hoch. »Dafür bist du mir was schuldig«, sagte er zu seiner bereits halbbewusstlosen Cousine und trug sie über seiner Schulter in ihr Zimmer.
 

»Ich bin deine Lieblingscousine, daher genieße ich auch bei dir einige Sonderkonditionen«, kicherte die Weasley und gab dem Potter einen Klaps auf seinen – im nüchternen Zustand würde sie nicht mal daran denken – sehr knackigen Hintern. »Mhm, ganz nett, Alice hat einen sehr guten Geschmack«, bemerkte seine Cousine. Albus seufzte bloß. Sie war dem Anschein nach mehr als nur angetrunken. Alice Longbottom war für ihn nur eine gute Freundin und er war sich sicher, dass sie dasselbe für ihn empfand. Er konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht vorstellen, jemals etwas mit der besten Freundin seiner Cousine anzufangen. Sie war zugegeben hübsch und clever. Was für ihn hingegen viel wichtiger war: Mit ihr konnte man Pferdestehlen, Alice war sich für nichts zu schade. Sie war alles, was eine feste Freundin für ihn mitbringen sollte. Nur mal rein theoretisch gesehen. Hätte sie jemals Interesse an ihm gehabt, würde sie es ihm zeigen. Oder zumindest Andeutungen machen. Das war jedenfalls seine Meinung.
 

»Heilige Mutter der Zerstörung.« Al wusste nur zu gut, dass Scorpius diesen Satz nur brachte, wenn der Zustand wirklich gravierend war. Der blonde Schönling stand am Türrahmen und sah sich das Chaos im Vertrauensschülerbad an, den zwei Hexen angerichtet hatten. Da lagen unzählige Flaschen von Butterbier herum, eine geleerte Whiskyflasche und als krönenden Abschluss eine Alice Longbottom, die wie ein nasser Waschlappen über der Kloschüssel hing. »Reife Leistung«, kommentierte er das Ausmaß von dem Besäufnis. »Das kannst du laut sagen«, murrte Al, der der kotzenden Alice die Haare aus dem Gesicht hielt. »Ich will nicht mehr!«, beschwerte sich die Longbottom nach einer kurzen Schnappatmung, bevor sie wieder über der Schüssel hing. »Alles in Ordnung, immer raus damit, dann geht es dir bald besser«, meinte Al beschwichtigend und strich ihr über den Rücken. »Bist du sicher, dass die beiden alleine alles weggekippt haben?« Scorpius schwenkte einmal mit seinem Zauberstab, um die ganzen Bierflaschen in seinen Beutel verschwinden zu lassen. Dieses gute Stück war in solchen Fällen ganz praktisch, um solche Beweismittel verschwinden zu lassen. Optisch gesehen unterschied sich der braune Sack nicht viel von den anderen, aber im Gegensatz zu dem ganz normalen Beutel, hatte dieser unlimitierten Stauraum und wurde nie schwer.
 

»Zum Glück hat Butterbier einen niedrigen Alkoholgehalt. Schätze der Whiskey ist Alice nicht so gut bekommen.« Mit einem leichten Kopfschütteln tupfte er ihre Stirn mit einem kalten, nassen Waschlappen ab. »Was ist mit Rose?« »Die hat weniger abgekriegt, schlummert selig wie eine Prinzessin in ihrem Bett. Morgen früh wird es ihr leidtun.« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, meldete sich Alice zu Wort, in dem das Spucken wieder losging. »Sie wird noch dehydrieren«, kommentierte Al’s bester Freund das Geschehen, als würden sie sich über ein Quidditch-Spiel unterhalten. »Für Wasser ist schon vorgesorgt. Sie muss das alles nur mal rauskotzen, dann geht es wieder. Allerdings frage ich mich, wieso sie so viel getrunken hat. Solche Aktionen würde ich eher anderen zutrauen.«

»Bist du schon auf die Idee gekommen, dass sie dich mag und du Trottel es nicht merkst?« Scorpius kam nicht umhin seine grauen Augen zu verdrehen und warf einen nassen Waschlappen seinem besten ins Gesicht.»Du müsstest blind und taub sein, dass du das nicht merkst. Ganz Hogwarts weiß Bescheid, du Troll.«

»Das bildest du dir nur ein«, gab Al zurück. Zumindest klang er nicht mehr so überzeugt, wie der Malfoy feststellen konnte.
 

Das Licht der Morgensonne fand seinen Weg durch die dunkelblauen Vorhänge und reflektierte ihr Licht auf dem dunklen Holzboden. Es war kurz nach fünf Uhr morgens, als die Vögel ihr Morgenlied zwitscherten, die langsam in ihr Unterbewusstsein drang und sie langsam aus ihrem tiefen Schlaf – verursacht durch den jüngsten Alkoholkonsum – holte.»Hmm«, murmelte sie und schirmte ihre Augen vor dem hellen Morgenlicht. Das volle Ausmaß von ihrem nächtlichen Besäufnis entlud sich in Form von einem pochenden Druck an ihrer Schläfe. »Du bist wach, das ist gut«, bemerkte Scorpius, der offenbar die ganze Nacht neben ihr gesessen hatte. Bewaffnet mit einem Eimer und einem Buch. Weiß der Geier, wie er überhaupt in den Ravenclaw-Turm reingekommen war.

Geschweige, wie er in ihr Zimmer reinkam, ohne gesehen zu werden. Aber das war ein anderes Thema. Wenn er erwischt wurde, gäbe es sicher mächtigen Ärger.
 

»Wo ist denn Al?«, fragte sie und nahm dankbar das Glas Wasser mit dem Aspirin, welches Scorpius ihr reichte. »Alice hat sich die ganze Nacht übergeben und irgendwer musste bei ihr bleiben und dich konnte er auch nicht so einfach alleine lassen.« »Tut mir leid«, sie sah ihn schuldbewusst an. »Denk nicht mehr an diesen Flubberwurm. Hast ja mich.« Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen. »Genau, du bist mein Held, aber diesen Status musst du wohl mit Al teilen.«

»Wie großzügig von ihrer Königlichen Hoheit«, feixte er. »Rutsch rüber«, forderte er seine beste Freundin auf und legte sich neben ihr aufs Bett.»Übrigens hast du ganz laut geschnarcht, ich fürchte das ist nicht sehr königlich.« Irgendein kleiner Seitenhieb musste ja kommen, ansonsten wäre Scorpius ja nicht ihr Scorpius. »Gar nicht wahr!«, widersprach sie und boxte ihm in die Schulter. »Und ob das stimmt«, gab er mit ernster Stimme zurück. Irgendwas in ihrem Inneren regte sich. Er hatte sie immer zum Lachen bringen können, egal wie niedergeschlagen sie war. Scorpius war nicht der Typ, der über Gefühle und so einen Quatsch – wie er selbst immer behauptete – redete. Er brachte seine Mitmenschen mit seiner unbekümmerten Art zum Lachen. In diesem Moment demonstrierte er ihr, wie laut sie angeblich schnarchte.
 

Ihr erheiterndes Lachen erfüllte den ganzen Raum, welches man durch den winzigen Türspalt auch im Gang hören konnte. Al, der gerade seine Hand auf der Türklinge gelegt hatte, zog sie gleich wieder zurück. Manchen Dingen sollte man einfach seinen Lauf lassen.
 

»Ich fühle mich leer.« »Könnte am stundenlangen Kotzen liegen.« Ein verschmitztes Grinsen lag auf Rose‘ Lippen. »Wie schön, dass du wieder lachen kannst, ich dagegen fühle mich wie der Tod – oh Gott, was ist das?« Der ekelerregende Geruch von Hackfleisch, Tomaten und Käse schlug ihr entgegen, der ihren Magen wieder rumoren ließ.»Katerfrühstück. Al und Scorpius schwören darauf.« In diesem Moment wechselte sich ihre Mimik von angeekelt zu einem ernsten Ausdruck. Das Gesicht ihrer besten Freundin war in letzter Zeit wechselhafter als das Wetter, man brauchte dabei nur seinen Namen erwähnen. Wortlos schnappte sie sich den Burrito, den ihr Rose anbot und biss herzhaft rein. Es erstaunte sie immer wieder, wie Rose an die unmöglichsten Dinge kam. Den Whiskey von gestern zum Beispiel. Unter normalen Umständen hätte die oberste Elfe von Hogwarts ihnen eine Standpauke vom feinsten gehalten und ihnen gedroht, dies der Schulleitung und ihrer Mutter zu melden. Dem Anschein nach war der Klatsch von Rose bis zu den Elfen des Hauses durchgedrungen und Dolly, die von den Schülern auch Mama-Elf genannt wurde, hatte ihnen ohne eine Standpauke und Murren den Schnaps rausgerückt. »Ich war auch mal jung«, hatten sie die Elfe lediglich murmeln hören.
 

»Ich bin überrascht, dass nicht alles wieder seinen Weg nach draußen gefunden hat«, bemerkte Alice, als sie sich vergewissert hatte, dass ihr Magen nach dieser Mahlzeit nicht rebellierte.

»Wieso hast du eigentlich so viel getrunken?«, fragte die Weasley unvermittelt. Selbst in ihrem Zustand war ihr nicht entgangen, dass Alice viel mehr getrunken hatte und irgendwann von Butterbier zu Feuerwhiskey gewechselt hatte. »Freundschaftliche Loyalität.« »Traurig, dass wir uns wegen der Männer so gehen lassen.« Alice zuckte schulbewusst zusammen. »Du weißt es also.« Eine reine Feststellung. Für Rose wahrscheinlich keine Neuigkeit, ihren mikroskopischen Blick entging selten etwas. »Er ist ein Idiot, wenn er nicht sieht, was er an dir hat.« »Schätze du hast den viel größeren Idioten gezogen. Ich bin nur in einen Vollidioten verliebt, für den ich bloß unsichtbar bin.«
 

Ein kollektives Seufzen von beiden Seiten. »Immerhin haben wir uns«, sagte Rose und starrte gen den bewölkten Himmel. »Weißt du, was ich erschreckend finde?«, fragte sie ihre beste Freundin. »Was denn?« »Ich glaube, ich habe das Ende kommen sehen.« »Manchmal will das Herz manche Dinge einfach nicht wahrhaben«, brummte Alice in ihren unsichtbaren Bart.
 

Wenn das Herz eines Mädchens bereits gebrochen, oder wie in Rose’ Fall angeknackst war, gab es im Prinzip nur eine Möglichkeit zur Heilung. Der Anfang aller Prozeduren fing mit dem Ausheulen bei der besten Freundin an. Dies konnte sich – je nach Härtegrad – über mehrere Monate hinziehen. Man weinte sich in den Schlaf, lenkte sich mit viel Arbeit ab, schauten sich die schaurigsten Liebesfilme mit einer Familienpackung Eiskonfekt an und verputzte synchron dazu eine Menge an Schokolade, die so jeden Schokoholic in ein Zuckerkoma fallen ließ. Lange Gespräche mit der besten Freundin waren dabei unerlässlich. Dieses Prozedere würde so lange wiederholt werden, bis man sich mit der Tatsache abgefunden hatte, dass es vorbei war und man sicher war, dass etwaige Nachbeben einem nicht mehr erschüttern konnte.

Mal davon abgesehen, dass Rose das Ende der Beziehung schon lange im Voraus gesehen hatte, wurde der Schock wegen der Trennung etwas gedämpft und die ganze Prozedur, nämlich das lange Reden mit der besten Freundin, schnulzige Filme anschauen und das verputzen von Eiskonfekt und Schokolade in der abgespeckten Variante bearbeitet. Wenn sie die ganze Beziehung von ihr und Eric im Nachhinein reflektierte, so waren sie nie wirklich zusammen gewesen. Das verliebt sein hatte sich Rose eigentlich anders vorgestellt. Tiefgründiger, intensiver. Wenn sie ihn in diesen wenigen Monaten wirklich geliebt hätte, würde es ihr wahrscheinlich schlechter gehen. Fakt.
 

Wenn sich Rose ihre beste Freundin anschaute, dann konnte man sehen, dass sie wirklich verliebt war. Die paar Verabredungen mit Al in Hogsmeade hatten ihren Teil beigetragen. Auch ihr emotionaler kurzsichtiger Cousin scheint nun zu begreifen, dass er für Alice so viel mehr war, als nur ein Freund und scheint sich ihr zu öffnen. Was sie für Eric allerdings empfunden hatte, konnte man höchstens als eine Schwärmerei sehen. Natürlich war er nett gewesen. Bei ihm jedoch hatte sie sich nie so geborgen und sicher gefühlt wie bei Scorpius. Wieder einmal waren ihre Gedanken bei ihrem besten Freund. Fort mit euch, dachte sie und rieb sich an der Schläfe. Eine emotionale Bruchlandung war schon genug, da brauchte sie sich nicht gleich im Anschluss in die nächste zu manövrieren.
 

»Wie geht es dir?« Überrascht, dass sich außer ihr noch jemand anders um diese Uhrzeit in der Bibliothek aufhielt, schaute Rose hoch und schaute in zwei sturmgraue Augen. »Gut«, gab sie knapp, und nicht weniger verwirrt zurück. Seit ihrem übermäßigen Alkoholgenuss waren nun einige Wochen vergangen. Der Tratsch hatte bereits nach einigen Tagen aufgehört. Rose wusste zwar nicht, wie genau es Al und Scorpius bewerkstelligt hatten, die Klatschmäuler in Schach zu halten, aber die Tatsache, dass beide aus angesehenen Zauberfamilien stammten, war wahrscheinlich Grund genug. In all dieser Zeit war Scorpius nur einfach da gewesen, er hatte nie gefragt, wie es ihr ging. Er merkte es einfach. So war Scorpius Hyperion Malfoy eben. Rose war sich bewusst, dass er nicht jedem diese Seite von ihm zeigte. Den wahren Scorpius kannten nur seine Freunde.
 

»Ohne dich würde es mir schlechter gehen«, rutschte es unwillkürlich aus ihr heraus. Er zog lediglich eine Augenbraue hoch und ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder. »Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen«, wisperte sie verlegen. »Ich bin froh, dass du es gesagt hast.« Seine raue Stimme ließ sie erschaudern. »Du solltest dich nicht wegen so eines Trolls schlecht fühlen.« Das war nur ein Satz mit wenigen Worten, die ihren Atem zum Stocken brachte, ihr das Gefühl von Geborgenheit gab. In Momenten wie dieser, wurde ihr immer wieder bewusst, wie nahe sie sich standen. Ein Blinzeln ihrerseits ließ den Augenkontakt zwischen ihnen abbrechen. Mit dem Augenkontakt hatte sich dieser winzig kleine Moment verflüchtigt, der in der Luft schwebte. Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Gefühl zwischen ihnen verspürte, diese Vertrautheit, die sie nur in Anwesenheit ihres besten Freundes spürte, die nicht vergleichbar war.
 

»Mach dir keine Gedanken darüber«, sagte sie nach wenigen Minuten Stille. »Er ist ein elender Flubberwurm.« »Sagte ich doch, erinnerst du dich?«, fragte er mit einem Grinsen im Gesicht. »Ich weiß, Herr ich-weiß-alles-besser.« Er zuckte lediglich seine Schultern und zog sie – zu ihrer Überraschung – etwas näher an sich.
 

»Du wirst einen Mann einmal sehr, sehr glücklich machen.« Eine reine Feststellung, die er nicht ehrlicher hätte formulieren können. Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Scorpius brachte nicht viele Worte, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie in diesem Augenblick das Wichtigste für ihn war. So schloss sie lediglich ihre Augen und lehnte sich an seine breite Schulter, um sich den zarten aufkeimenden Gefühlen hinzugeben. Wenigstens für heute Nacht. Vielleicht würde er eines Tages derjenige sein, der sie glücklich machte. Glücklicher als in diesem Augenblick. Und gerade jetzt war alles mehr als ok.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mir ist dieser OS kürzlich beim aufräumen wieder in die Hände gefallen, der längst fertig geschrieben und überarbeitet war. Aus irgendeinem Grund habe ich den vergessen. Er könnte natürlich länger und ausführlicher sein, aber mir gefällt er so wie er ist. Kurz und knackig :)

Ein schönes, verlängertes Osterwochenende!

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