Sonntagmorgen. Heute würde sicherlich noch ein schöner Tag werden. Das wusste ich. Entschlossen ging ich die Wendeltreppe nach unten, wo auch schon mein großer Bruder Marco auf dem Sofa saß. „Morgen Lucy. Hast du gut geschlafen?“, waren seine Worte. Ich nickte nur bejahend und ging an ihm vorbei in die Küche. Stumm bereitete ich mir mein Frühstück vor, dies war aber ziemlich schwer, da mein Bruder ein ziemliches Chaos hinterlassen hatte. Anscheinend hatte er schon gefrühstückt. Nachdem ich mir ein Toastbrot mit Nutella gestrichen hatte, setzte ich mich neben Marco und fing an das Brot zu essen. Ich war heute mit meiner Freundin Annie verabredet. Sie wollte mit mir zusammen ins Kino gehen. Ich freute mich so. Endlich mal wieder Kino, mit meiner besten Freundin. Während ich in meiner Vorfreude und wegen der ungeduldigen Ader in mir anfing herum zu zappeln, fing mein Handy, das auf dem Tisch lag an zu Vibrieren und laute Geräusche von sich zu geben. Erschrocken blickte ich zu Marco. Der wiederum deutete auf mein Handy. „Dein Handy klingelt!“, sagte er mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht. Ich hopste schnell von der Couch und nahm mein Handy. Das war sicherlich Annie. Ich stürmte mit meinem Handy in mein Zimmer. Dort nahm ich den Anruf schnell entgegen und begrüßte Annie erst mal herzlich. Die tat es mir gleich, fing aber dann an laut zu Husten. „Was ist den los? Geht es dir nicht gut?“, fragte ich besorgt. Meine Freundin am anderen Ende der Leitung fing wieder an zu husten. „Sorry ich bin krank! Wir müssen die Verabredung heute verschieben.“, meinte sie mit brüchiger Stimme. Was verschieben? Och man… Ich hatte mich so darauf gefreut… Nun ja, wenn Annie aber krank ist, dann sollte sie lieber zu Hause bleiben. „Ja. Hast recht. Schlaf dich erst mal schön aus.“
Schmollend legte ich auf, nachdem ich ihr noch eine gute Besserung gewünscht hatte. Mein Handy warf ich unachtsam aufs Bett und ging wieder runter zu Marco. Der sah mich dann fragend an, als er mitbekam, dass ich eine beleidigte Schnute zog. Schlecht gelaunt ließ ich mich wieder auf die Couch fallen und seufzte lautstark aus. Marco ging daraufhin auf mich ein: „Was hasst du. Gerade eben warst du noch die totale Stimmungskanone und jetzt sitzt du dort, wie ein träger Reissack. Ich verbessere mich Kartoffelsack. Wir sind ja in Deutschland!“ Marco versuchte mich wohl aufzuheitern. Jedes mal wen ich traurig war, versuchte er mich aufzuheitern. Doch die Betonung liegt bei ’versuchte’. Seine Witze waren so platt. Die waren gar nicht witzig. Ich schmunzelte leicht. „Keine sorge. Ich bin nur etwas traurig. Annie ist krank und kann deswegen nicht mit ins Kino.“ Marcos Augen weiteten sich. Er fing an zu grinsen und strahlte eine große Vorfreude aus. Wie gesagt. Es lag in der Gene. „Wie wäre es damit. Ich gehe mit dir ins Kino. Du hast ja schon die Tickets Reserviert, oder?“ Ich nickte stumm. Ja wieso eigentlich nicht. Ich hatte schon lange nicht mehr was mit ihm gemacht. So kam es also dazu, dass ich mit ihm ins Kino ging. Die unerträgliche Werbung am Anfang des Films startete und zog die Aufmerksamkeit aller Leute, die im Raum saßen auf sich. Ich blickte auf. Ein paar schnatternde Mädchen traten durch die Tür in den großen, dunklen, von der großen Leinwand leicht erleuchteten Raum. Diese Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. War es etwa jemand aus meiner Schule? konnte ja sein. Ich erkannte leider nur die Sieluetten der beiden gestalten. Ich würde nur zu gern wissen wer die beiden waren. Auf einmal viel mir was ein. Diese Stimme. Die hatte ich heute schon mal gehört. War das nicht… Annie? Ohne es mitzubekommen rief ich den Namen laut in den Raum. Das Mädchen, dass ein paar Sitze unterhalb meines saß drehte sich blitzartig zu mir um. „Lucy!“
Mein Bruder sah geschockt zwischen uns beiden hin und her. Inzwischen standen wir draußen vor dem Damen WC. Er war mir gefolgt, als ich Hals über Kopf die Treppe zu Annie hinunter lief.
„Was zu Teufel machst du hier? Ich dachte du bist krank!“, fing ich an zu motzen. Annie schluckte schwer. „Nun ja. Meine Freundin aus der Zehn hat mich gefragt ob ich mit ihr ins Kino will. Da hab ich zugestimmt. Dann ist mir aber eingefallen, dass wir uns auch schon verabredet haben. Also wollte ich die Verabredung absagen…“, erklärte sie mir. Immer noch voller Wut getränkt starrte ich sie mit einem Finsteren Blick an. „Ach ja? Und dann hast du mich belogen und gesagt du seiest krank… Verstehe.“ Mein Bruder, der immer noch nicht richtig wusste was er machen sollte, ging einfach zurück in den wenig beleuchteten Saal. Inzwischen war auch schon die Werbung vorbei. „Ich wollte dich nicht anlügen, doch ich wollte dich auch nicht enttäuschen. Aber weißt du. Sie ist aus der zehn und hat mich gefragt ob wir zusammen ins Kino wollen. Das wäre meine Chance um neue Freund zu bekommen, also hab ich…“, sagte sie. Schnell unterbrach ich sie und beendete ihren Satz: „…deine beste Freundin im stich gelassen und sie angelogen!?“ Annie sah ziemlich geschockt zu mir rüber. „Nein! Nun ja… doch…“, gestand sie. Sie sah ziemlich traurig aus. Ich konnte meiner besten Freundin nicht böse sein. Sie hätte zwar nicht lügen müssen, aber wie es scheint bereut sie es. „Schon gut. Schon vergessen. geh zurück zu deiner neuen Freundin. Und wehe am ende des Tages versteht ihr euch nicht bestens!“ Annie blickte zu mir auf und strahlt voller Freude. „Das heißt du verzeihst mir?“, fragte sie mich. Ich nickte. Annie umarmte mich und ging dann zurück zu ihrer neuen Freundin. Ich ging auch wieder zurück und setzte mich zu meinem Bruder. „Und? Alles wieder in Ordnung?“, fragte er mich leise, während er dem Film lauschte. Ich schüttelte meinen Kopf. „Ja! Alles in Butter!“
