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Lieben und geliebt werden

von

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Bittere Erkenntnis

André war äußerst verwundert, als man ihn nach Versailles brachte und direkt zu dem König führte. Das war das erste Mal, dass er einen dieser prächtigen Salons betrat. Er beugte das Knie, ohne geringste Ahnung, was man von ihm wollte. „Eure Majestät.“ Keine Bediensteten, keine anderen Personen hielten sich in dem Raum auf. Nur er, General de Jarjayes und Graf de Girodel.

 

„Erhebe dich, André“, befahl der König höflich.

 

André tat wie geheißen und hob seinen Blick. Er traute sich nicht etwas zu sagen und zu fragen. Etwas war hier im Gange, das spürte er und bekam ein flaues Gefühl im Magen. General de Jarjayes stand direkt neben ihm, als passe er nur darauf auf, dass André nicht weglief und sprach schon den König an. „Eure Majestät. Hier ist André Grandier, der Mann, den ich zum Schutz meiner Tochter Oscar Francois de Jarjayes eingestellt habe.“

 

„Ich erinnere mich an ihn.“ Ludwig musterte ihn ausgiebig. „Besonders an den Tag als mein Großvater ihn hinrichten lassen wollte und als Eure Tochter sich für ihn eingesetzt hatte, so wie auch Graf von Fersen und meine werte Gemahlin Marie Antoinette.“ Er lächelte schief. „Nun sind aber keiner von ihnen jetzt und hier anwesend...“

 

André bekam einen Schock. Sie wollten doch nicht jetzt diese alte Sache aufrollen und das Urteil des damaligen Königs vollziehen?! Aber aus welchen Grund?! Was hatte er ihnen denn getan?! „Majestät...“, mehr brachte er nicht heraus.

 

„Keine Sorge, André, dich will heute niemand hinrichten.“, sagte Ludwig, als hätte er seine Angst erahnt. „Nur dir ein paar Fragen stellen und je nachdem, wie deine Antworten ausfallen, über dich entscheiden.“

 

Über ihn entscheiden? André schluckte hart. Er hatte keinen blassen Schimmer, was hier vor sich ging und machte sich auf alles Mögliche gefasst. Ludwig richtete sein Augenmerk schon auf den General. „Seid Ihr sicher, dass Ihr das durchziehen wollt? Der junge Mann scheint mir ahnungslos zu sein.“

 

„Ich bin mir sogar ganz sicher, Eure Majestät.“ Reynier warf einen scharfen Blick auf André und ballte seine Hände zu Fäusten. Wenn es nach ihm ginge, hätte er ihm schon längst eine verpasst, wenn nicht noch mehr! Aber in Anwesenheit Seiner Majestät wagte er solches nicht. Das wäre dann doch etwas zu unanständig und seines Ranges unwürdig. Er räusperte sich verhallend und gab dem König eine Erklärung: „Immerhin geht es um meine Tochter und die Zeit wird immer knapper. Wir sollten es nicht mehr in der Länge ziehen, bis es zu spät sein wird.“

 

„Oscar?“ Das traf André noch härter als das, was hier vor sich ging.

 

Victor de Girodel lächelte süffisant. „Ich bin der gleichen Meinung, Eure Majestät.“, sagte er und schielte grimmig zu dem Gefangenen. „Du hast dich an der falschen Frau vergriffen...“

 

André stellten sich langsam die Nackenhaare auf und ein eiskalter Schauer überlief seinen Rücken. Es ging also um Oscar und ihn! Was wollten sie alle von ihr? Was auch immer das zu bedeuten hatte, er würde nichts über sie preisgeben, was ihr schaden könnte! Bereit sie zu verteidigen, machte er schon seinen Mund auf. „Euer Majestät...“

 

„Schweig!“, schnitt ihm der General knurrend das Wort ab. „Du hast kein Recht, hier etwas zu sagen! Außer wenn man dich dazu auffordert!“

 

„Genug!“ Ludwig hob seine Handfläche und brachte nur mit dieser einen Geste den General zum Schweigen.

 

„Ich bitte um Verzeihung, Euer Majestät.“ Reynier vollführte eine knappe Verbeugung und brachte kein Ton mehr von sich.

 

„Ich verzeihe Euch.“ Ludwig nickte ihm versöhnlich zu und schaute zu Girodel hinüber. „Und Ihr habt Euren Antrag bereits zurückgezogen, Graf.“

 

„Ja, das habe ich.“, bestätigte dieser und verneigte sich auch kurz.

 

Antrag? Was für ein Antrag? André schaute flüchtig zu Girodel und da prasselten ihm die Worte seiner Großmutter durch den Kopf. Wollte der Graf etwa seine Oscar heiraten? Zorn und Bitterkeit rasten in seinem Körper durch. Es wurde ihm so vieles erklären! Natürlich! Girodel wäre in den Augen des Generals eine hervorragende Partie für Oscar! Und was würde dann aus der Liebe zwischen ihr und ihm, André? Oder hatte Oscar etwa ihrem Vater schon die Wahrheit gesagt? Das würde zumindest erklären, warum Girodel seinen Antrag zurückgezogen hatte! Aber da passte etwas nicht zusammen! Weshalb hatte man ihn, André, hierher nach Versailles beordert?

 

„Wie dem auch sei. Ihr habt Eure Gründe bereits auch erwähnt und ich verstehe Euch. Dann beginnen wir mit der Befragung.“ Der letzte Satz Seiner Majestät ließ André aufhorchen und seinen hilflosen Zorn herunterschlucken wie eine bittere Medizin. Ludwig fuhr schon gleich fort, ohne etwas davon zu bemerken: „Gestehst du uns, dass du mit Lady Oscar eine Affäre hattest?“

 

Andrés Gedanken schlugen Purzelbäume. Er konnte darauf nicht antworten, die Sprache war ihm abhanden gekommen. Woher wussten sie denn bitteschön über die Beziehung zwischen ihm und Oscar?! Sie beide waren doch stets immer vorsichtig und gaben niemals einen Grund für einen Verdacht! Was hatte sie dennoch verraten?

 

„Wähle deine Worte mit Bedacht...“, empfahl ihm Girodel abschätzend von irgendwo aus der Ferne. „Das könnte nämlich über dein Leben entscheiden...“

 

André nahm dessen Empfehlung nur mit halbem Ohr zur Kenntnis. Sein Herz schlug ihm aufgeregt bis zum Hals und er fühlte sich so, als stünde er vor dem Abgrund und Oscar fiel bereits hinein...

 

„Also doch...“, knurrte der General neben ihm und durchbohrte ihn mit einem messerscharfen Blick.

 

„Sag nur ja oder nein, André.“, verlangte der König. „Wenn du schweigst, bringst du dich noch mehr in Schwierigkeiten. Und auch Lady Oscar.“

 

Das saß bei Andre noch tiefer. Wenn er Schwierigkeiten bekommen würde, war es ihm nicht von Bedeutung. Aber Oscar durfte nichts geschehen! Er sammelte seinen ganzen Mut zusammen, spannte seine Muskeln an und versuchte wahrheitsgetreu dem König ins Gesicht zu schauen. „Eure Majestät... Oscar und ich sind schon seit Kindesalter zusammen... Ich gebe es zu, ich liebe sie seit ich denken kann und daran wird sich nichts ändern... Ich werde für sie alles geben, sogar mein Leben, so sehr liebe ich sie... Ihr könnt mit mir verfahren wie Ihr wollt, aber bitte verschont Oscar... Das ist das das einzige, worum ich bitte...“

 

„Dann ist es also wahr...“, murmelte Girodel für sich und hob seine Stimme. „Dann ist Lady Oscar wirklich schwanger...“

 

„Was?!“ André glaubte, er höre nicht richtig. Oscar und schwanger? Nun gut, ihr Bauch war in letzter Zeit größer geworden...

 

„Ist es so, André?“, stellte Ludwig seine nächste Frage. „Ist das Kind von dir?“

 

André schwirrte der Kopf. Seine Gedanken überschlugen sich. Jemand packte ihn grob bei den Schultern und rüttelte ihn heftig. Das war der General. „Antworte!“

 

„General...“ André fand immer noch keinen richtigen Ausdruck. Er begann zu stottern: „Das wusste ich nicht... Ich schwöre es...“

 

„Aber die Affäre gibst du zu oder etwa nicht?!“ Die Finger des Generals krallten sich tiefer in seine Schulter, dass es schmerzte und in seinen Blicken loderten die Flammen des Zorns. André nickte nur darauf. Es war aussichtslos hier weiter zu schweigen. Er hatte doch schon seine Liebe zu Oscar zugegeben. Weitere Ausflüchte wären überflüssig. „Ich bitte um Oscars Hand...“, kam es nur stockend aus ihm heraus.

 

Der General ließ von ihm ab, als hätte er sich verbrannt. „Du bist ein törichter, aber aufrichtiger Junge, André...“ Er sah zum König. „Die Fragen wurden mehr als genug beantwortet und mein Wunsch ist, dass André in Gewahrsam genommen wird. Zumindest solange, bis ich den Rest mit meiner Tochter selbst geklärt habe!“

 

Ludwig nickte zustimmend. „Das ist Euer Recht, General.“ Auch dem Grafen de Girodel nickte er zu. „Schafft André diskret und um ein Aufsehen zu vermeiden in eine Zelle fort und kommt dann einmal zu mir. Ich denke, bei unserem nächsten Vorgehen müssen wir meine Gemahlin mit einbeziehen. Immerhin ist oder war Lady Oscar in ihren Diensten.“

 

„Wie Ihr es wünscht, Euer Majestät.“ Victor verneigte sich, packte André grob an und schob ihn vor sich. „Vorwärts und mach keine Dummheiten!“

 

Reynier sah den beiden nach. André schien auf wackeligen Beinen zu sein, denn er stolperte mehrmals, während Girodel ihn vorantrieb. Er konnte die Grobheit des Grafen nachvollziehen – immerhin wurde ihm die Braut geradewegs vor der Nase weggeschnappt. Und das auch noch von einem einfachen Stallburschen ohne nennenswerten Verdiensten, Rang und Titel. Wenn Girodel ihm etwas antat, dann wäre das berechtigt. Dennoch hatte der General ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken. „Wartet einen Augenblick, Graf!“, rief er und als dieser sich umdrehte, fügte er noch sarkastisch hinzu: „Lasst mir André aber noch am Leben! Ich brauche ihn noch!“

 

„Jawohl, General.“ Victor sah man nicht an, was er dabei gerade dachte oder wie er sich fühlte. Aber der General glaubte eine gewisse Enttäuschung wahrzunehmen, die von dem Grafen ausging und war gewisser Maßen erleichtert, dass er ihn ermahnt hatte.

 

 

 

 

 

- - -

 

 

 

 

Oscar hatte von allem dem, was André gerade durchleiden musste, nichts gewusst. So wie sie ihres Zustandes nicht bewusst war. Sie befand sich in ihrem Offizierszimmer und las einige Dokumente durch oder schrieb etwas darunter. Jemand klopfte an die Tür und nach einem „Herein“ ging sie auf. Einer der Söldner, mit dem André sich in der kurzen Zeit am besten angefreundet hatte, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Seine Miene war missmutig. Oscar erinnerte sich schnell an seinen Namen. „Was gibt es Alain? Ihr seht so ernst aus.“

 

„Ich frage mich, ob Ihr so niederträchtig sein könnt, um gar Euren eigenen Freund und Geliebten zu verraten!“

 

„Wie bitte?!“ Entgeistert starrte Oscar den Mann an und versuchte vorerst seine Anschuldigung sich durch den Kopf gehen zu lassen. Dass er nebenbei über die enge Beziehung zwischen ihr und ihrem Freund im Bilde war, überhörte sie vorerst.

 

Alain beeindruckte ihr fassungsloser Gesichtsausdruck nicht. „Tut nicht so, als wüsstet Ihr von nichts!“

 

„Alain, mäßigt Euch!“ Oscar stand aufgebracht von ihrem Stuhl auf. „Erklärt mir lieber, was das hier sein soll?!“

 

„André wurde gerade von der königlichen Armee verhaftet und nach Versailles gebracht!“, schleuderte Alain seinen Wortschwall wütend von sich.

 

„Wie bitte?“ Das war nicht zu fassen! „Aber aus welchem Grund?! Ich muss zu ihm!“ Oscar setzte sich in Bewegung und rannte los. Aber kaum dass sie die Tür erreichte, wurde ihr urplötzlich schwindlig. Sie fasste sich an den Bauch und hielt inne.

 

„Was ist mit Euch, Kommandant?!“ Alain war zwar nicht gerade gut auf sie zu sprechen, aber ein Unmensch war er auch nicht.

 

„Es geht schon“, sagte Oscar verkrampft und atmete tief durch. „Ich muss zu André. Ihm darf nichts geschehen. Heute übernimmt Ihr die Verantwortung für mich, Alain.“ Mit diesen Worten schleppte sie sich hinaus.

 

Alain war verblüfft und gleichzeitig ging ihm ein Licht auf. Es schien, dass André und Oscar bereits mehr als nur ein Liebespaar wären... Diese Sache mit ihrem Bauch, so als würde sie schwanger sein, ließ viele Fragen offen... Wenn dem so war, dann waren sie alle beide arm dran. Was für eine verrückte Welt, wenn die Diener adlige Mannsweiber liebten! Er würde das vorerst für sich behalten und sehen, was weiter geschieht.

 

 

 

 

 

 

Oscar hatte sich auf dem Weg nach Versailles gefangen und die frische Luft verschaffte ihr beim Ritt sogar etwas Besserung in ihrem Bauch. Aber in ihrem Herzen lagen Unbehagen und Angst um André. Sie bat um sofortige Unterredung bei der Königin und diese bat sie unverzüglich in ihren Salon. Von Fersen befand sich auch dort, aber für Oscar war das nicht von Bedeutung. „Majestät, ich ersuche Euch, um zu erfahren, weshalb mein Gefährte André heute verhaftet wurde!“

 

Marie Antoinettes Lächeln verwandelte sich in einen verwunderten Gesichtsausdruck. „Aber Oscar, wovon sprecht Ihr? Ich weiß von keiner Verhaftung.“

 

„Wie? Aber...“ Oscar war verdattert.

 

Ihre Majestät ließ sie nicht weiter sprechen und ging gar mit langsamen Schritten auf sie zu. „Beruhigt Euch und erzählt mir genau, was vorgefallen ist.“

 

Es gab zwar nicht viel zu erzählen, aber Oscar tat es. Marie Antoinette hörte ihr aufmerksam zu und grübelte gleichzeitig nach einer Lösung. Von Fersen tat das auch und ihm fiel gleich ein Ereignis ein, den er zufällig mitbekommen hatte. „Wenn ich mich nicht täusche, hatte Euer Vater heute jemanden in der Tat nach Versailles gebracht. Ich konnte aus der Entfernung nicht genau erkennen wer das war, aber derjenige wurde von Soldaten umgeben und vom General zum König geführt.“

 

„Mein Vater?“ Oscar verstand nichts mehr. „Aber was will er von André?!“ Sofort wandte sie sich entschlossen an die Königin. „Eure Majestät, ich erbitte eine Audienz bei Seiner Majestät.“

 

„Das ist nicht nötig, Oscar“, klärte die Königin sie auf. „Ich beabsichtige meinen Gemahl sowieso aufzusuchen, denn er hatte kurz vor Eurem Erscheinen nach mir rufen lassen. Ich glaube, dass es um Euch geht, Oscar, und ich möchte mehr darüber in Erfahrung bringen.“

 

„Ich danke Euch, Majestät.“

 

 

 

 

 

„Eure Majestät, Eure Gemahlin ersucht Euch.“, meldete ein Diener dem König seinen Besuch.

 

„Möge sie eintreten.“, gestattete dieser und gleich darauf betraten drei Personen den Raum.

 

„Mein Gemahl, ich hörte, dass Ihr heute einen Mann verhaftet lassen habt?“, begann Marie Antoinette gleich mit dem Wesentlichen, kaum dass sie den König ehrenvoll begrüßte.

 

„Das ist nicht wie Ihr denkt, meine Gemahlin.“ Ludwig ließ seinen Blick über ihre Begleiter schweifen und heftete sich an den ehemaligen Kommandanten der königlichen Garde, als er noch hinzu zufügte: „General de Jarjayes bat mich eine Sache in Bezug seiner Tochter zu überprüfen...“

 

„Wie bitte?! Dann war das Euer Werk!“ Oscar platzte außer sich vor Wut und stürzte auf ihren Vater. „Was hat denn André getan, dass Ihr ihn verhaftet habt!“

 

„Reiß dich zusammen, Oscar!“, ermahnte der General sie streng. „Vergiss nicht, du bist hier in Versailles!“

 

„Nein!“ Oscar geriet noch mehr in Rage und wollte erst gar nicht denken, dass auch die Majestäten sie aufmerksam beobachteten. „Ich verlange nach einer Antwort! Auf der Stelle!“

 

„Vorerst beruhigst du dich!“ Reynier runzelte missgelaunt die Stirn.

 

„Nein!“, wiederholte Oscar aufgebracht und sah auf den König. „Eure Majestät! Ich weiß zwar nicht, was André getan haben mag, aber bitte lasst ihn frei und bestraft mich an seiner Stelle!“

 

„In Anbetracht Eures Zustandes kann ich Euch diesen Wunsch nicht erfüllen, Lady Oscar.“, erwiderte dieser und sein Blick glitt von ihrem erzürnten Gesicht auf ihren gewölbten Bauch. „Nur Euer Vater kann das, er hat dazu schon meine Erlaubnis.“

 

„Welcher Zustand? Ich verstehe nicht...“ Oscar verstand das wirklich nicht.

 

„Ihr wisst es nicht? Ihr als Frau?“ Ludwig weiteten sich verständnislos die Augen. „Das überrascht mich...“

 

„Was soll ich wissen?!“ Oscar konnte kaum noch an sich halten und ihr hitziges Temperament zügeln. „Was geht hier vor?!“ Und dann war es wieder um sie geschehen. Es wurde ihr schwindlig und schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Diesmal drohte sie aber auch noch in Ohnmacht zu fallen und spürte schon Hände, die ihr einen sicheren Halt boten. Oscar wollte diese Hilfe nicht, nicht von diesem Menschen... Von Fersen... Sie wollte protestieren, sich losreißen, aber da knickten ihr schon die Knie ein und die Schwäche gewann mehr die Oberhand. Oscar hörte noch altbekannte Stimmen, bevor es immer dunkler um sie wurde.

 

„Holt sofort einen Arzt!“, befahl die Königin und Graf von Fersen empfahl sich gleich. „Ich habe Medizin studiert, ich könnte dies auch tun.“

 

 

 

- - -

 

 

 

„Schwanger?“ Oscar glaubte nicht daran, was sie da hörte und versuchte nebenbei die Übelkeit zu verdrängen, die in ihr gerade stieg. Sie befand sich immer noch in dem Salon des Königs und war gerade zu sich gekommen, als Graf von Fersen sie bereits untersucht hatte. Das letztere verursachte in ihr noch Unbehagen und sie wäre am liebsten weggerannt.

 

„Ja, das seid Ihr, Lady Oscar.“ Von Fersen lächelte eigenartig, als ahne er schon einiges und musste nur ein Teil zum anderen hinzufügen, um dann ein Ganzes daraus zu machen. „Und das auch schon ziemlich fortgeschritten. Ich würde sagen, nach der Größe Eures Leibes zu urteilen, wird das Kind in ein, zwei Monaten auf die Welt kommen.“

 

„In vier.“, korrigierte ihn Oscar und rappelte sich hoch – die Hilfe des Grafen lehnte sie kategorisch ab. „Es musste im November entstanden sein...“

 

„Im November, ich verstehe...“, knurrte der General im Hintergrund. „Da warst du mit André in Arras beurlaubt... Wie konntest du mir das antun, Oscar!“

 

„Wir lieben uns! Wir sind für einander bestimmt!“, platzte es aus Oscar heraus. Es war ihr nun egal, dass alle Anwesenden ihr dabei zuhörten. „Und jetzt will ich endlich erfahren, was Ihr mit André vorhabt?!“

 

Der General knirschte mit den Zähnen, in seinem Kopf rasten die Gedanken wie im Flug. „Was ich mit ihm mache, hängt von dir ab, Oscar!“

 

„Was wollt Ihr damit sagen?!“ Auch Oscar blieb unnachgiebig – sie war bereit ihren Geliebten zu verteidigen, koste es was es wolle und ungeachtet ihres Zustandes!

 

Das merkte der General an ihr sehr wohl. Wenn dem so war, dann blieb nur eine Möglichkeit, um sie zu bändigen oder sie dazu zu bringen, das zu tun, was er wollte. Und ihm kam sogleich eine gar nicht so übler Gedanke in den Sinn. „Nun...“, sprach er betonend und zog die Spannung ein wenig in die Länge: „...wenn es ein Junge wird, dann werde ich ihn verschonen, aber wenn es ein Mädchen wird, dann werdet ihr euch nie wieder sehen...“ Er lächelte ganz zufrieden über die aufsteigende Empörung im Gesicht seiner Tochter. „Und bis das Kind kommt, gehst du in die Normandie, aber André bleibt bei mir in Gewahrsam... Wir wollen doch sicher gehen, dass du keinen Unsinn anstellst...“

 

Oscar schäumte buchstäblich vor Wut. „Das könnt Ihr nicht machen, Vater!“

 

„Doch, das kann ich!“ Reynier beäugte sie immer zufriedener und triumphierte bereits innerlich. „Ich bin dein Vater und ich habe das Recht dazu!“

 

„Die Gedanke mit der Normandie finde ich auch gut.“, mischte sich Marie Antoinette ein. „Und auch, dass meine liebe Oscar nicht mehr im königlichen Garderegiment dient, sondern in einer Söldnertruppe versetzt wurde. So wird es am Hofe kein Gerede geben.“

 

„So sei es. Ich entlasse Lady Oscar bis zu ihrer Entbindung aus ihren Diensten als Befehlshaber der Söldnertruppe. So werden die Soldaten in ihrer Abwesenheit sich etwas beruhigen können“, beschloss auch der König und weitere Ausflüchte waren zwecklos.



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