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undone

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Undone
 

Kapitel 26
 

Schon länger hatte Takanori nicht so gut geschlafen wie in dieser Nacht. Etwas erledigt war er schon und auch die Wärmequelle, an die er sich noch vor ein paar Stunden geschmiegt hatte, war verschwunden. Müde öffnete er seine Augen, nur um sich wirklich davon zu überzeugen, dass er allein war. Kurzzeitig zweifelte er an den Erlebnissen der vergangenen Nacht, bis er neben sich den ersten recht eindeutigen Hinweis fand: Die Augenbinde. Dadurch bestätigte sich, dass alles kein Traum gewesen war. Noch immer zusammengeknotet, musste das Tuch wohl von seinen Augen gerutscht sein, als er geschlafen hatte. Ein Blick unter die Decke bestätigte schließlich alles Weitere. Nur von Akira keine Spur. Wie unhöflich! Der konnte doch nicht einfach gehen. Mah!

Trotz allem konnte Taka nicht anders und musste vor sich hin grinsen, als er seine Beine aus dem Bett schwang und unmittelbar auf seine Sachen trat. Aufräumen konnte er später. Viel zu schön waren diese verräterischen Details. Und so unangenehm fühlten sich selbst die Überreste des Gleitgels und wohl Akiras Sperma zwischen seinen Pobacken nicht an. Eher freute er sich darüber, dass er ihm Lust bereiten konnte und sie beide auf ihre Kosten gekommen waren.

Summend lief er zu seiner Couch, merkte aber, dass die Anlage noch an war. Er erinnerte sich. Akira hatte Musik angestellt, von der er letztendlich gar nichts mitbekommen hatte. Dennoch schaltete er das Gerät erstmal aus. Es war definitiv Zeit für Kaffee, selbst wenn ihn der Sekt auf dem Tisch verführerisch ansah. So ein Sektfrühstück zu zweit hätte ja auch was gehabt. Natürlich anschließend mit einer weiteren Runde leidenschaftlichen Sex auf dem Wohnzimmertisch. Da gab es nur ein Problem: Akiras Abwesenheit. Der wusste gar nicht, was er hier verpasste.

Als Takanori schließlich an seinem Wohnzimmertisch vorbei lief, fiel ihm ein Zettel auf. Der lag gestern noch nicht da, also angelte er ihn sich, um die darauf vermerkten Worte zu lesen.

>Guten Morgen! Sorry, ich musste weg, mein Baby von der Pflegemami abholen. Das gemeinsame Frühstück holen wir irgendwann nach.<

Natürlich konnte er sich zusammenreimen von wem die Nachricht war, selbst wenn er noch recht auffällig anscheinend ein Autogramm darunter gesetzt hatte. So ein Idiot. Trotzdem war das in diesem Moment wohl die liebste Nachricht, die er hätte bekommen können. Hieß nämlich, dass er nicht einfach so die Flucht angetreten hatte, sondern dass er den Verpflichtungen eines Hunde-Daddys nachgehen musste. Und da er sowieso schon einen Narren an Koron gefressen hatte, war dies eine Entschuldigung, die er durchgehen ließ. Außerdem stand da noch so viel mehr. Es würde ein erneutes Treffen geben. Schon allein der Gedanke daran beflügelte ihn. Vor allem nach der letzten Nacht. Akira hatte sich so heiß zwischen seinen Beinen angefühlt. Er wusste einfach, wie er sich bewegen musste, um ihn um den Verstand zu bringen. Bei der zweiten Runde war es schließlich nicht geblieben. Taka biss sich hart auf die Unterlippe, als er sich an das Gefühl erinnerte, welches Akira in ihm ausgelöst hatte. Ja, verdammt, er liebte es, genommen zu werden, aber kaum jemand hatte es drauf, ihn wirklich zum Abschalten zu bringen. Doch bei Akira war das anders. Er hatte ihn angewiesen sich hinzuknien und sich dann ganz tief in ihn geschoben. Seine starken Hände lagen an seiner Hüfte und immer wieder hatte er ihn zurück dirigiert, bis er bis zum Anschlag in ihm versunken war. Gott, hatte sich das gut angefühlt. So heiß. So hart. So verdammt erregend, sodass es ihm durch Mark und Bein ging.

Takanori zog die Luft scharf zwischen seinen Zähnen ein und schluckte trocken.

„Dieser Kerl, ey…“ Da klopfte sein Herz direkt wieder in seiner Brust und die Notgeilheit machte sich bemerkbar. War schon blöd, wenn man ein Opfer seiner Hormone war. Aber wie konnte er auch an etwas anderes denken, wenn Akira ihn vergangene Nacht so hemmungslos genommen hatte? Zuerst war er ja skeptisch gewesen wegen dieser doofen Augenbinde und seinen zwiegespaltenen Gedanken wegen Akira. Aber irgendwann war der Schalter umgelegt und er dachte nur noch an den nächsten Orgasmus und wie er den anderen noch heftiger zum Kommen bringen konnte. Sein dunkles Stöhnen hatte ihn wirklich um den Verstand gebracht. Das war einfach zu sexy.

Total wuschig und mit den Gedanken noch immer bei einem weiteren Stelldichein, bereitete sich Taka trotzdem erstmal seinen Gutenmorgenkaffee zu. Den hatte er dringend nötig. Dann musste er sich auch erstmal wieder sammeln.

Ob er nun verliebt war oder nicht, konnte er nicht sagen, aber im Bett brachte es der andere auf jeden Fall. Keine Bedenken. So gar nicht. Das war eine sehr gute Basis und wenn er nur an ihn dachte, merkte er schon, wie sich seine Wangen rot färbten. Na gut, anscheinend war er wirklich total verknallt in Mister Unbekannt. Hach, aber was war, wenn er nun total hässlich war? Immerhin kannte er sein Gesicht nicht und nicht jede Person war hübsch anzusehen.

„Argh… das macht mich noch wahnsinnig!“, schimpfte Takanori und kippte Milch in seine Kaffeetasse. Dann rann auch schon der erste Schluck seiner Kehle nach unten. Irgendwas musste sich doch tun lassen. Nun war er echt an dem Punkt angekommen, an dem er dieses Versteckspiel nicht mehr tolerieren konnte. Und vor allem auch nicht tolerieren wollte. Er musste einfach wissen, woran er war und da spielten viele Faktoren eine Rolle. Man konnte sich darüber streiten, aber auch Optik war gewissermaßen wichtig.Wenn er mit jemandem zusammen sein wollte, dann musste das Gesamtpaket stimmen. Oder zumindest der Großteil einfach harmonieren. Nur bei Akira war das so ne Sache. Der machte ihn mit seinem Verhalten total irre. Das war schlimmer als nen Blind-Date. In Taka wütete regelrecht ein Orkan. Ungewissheit, aber dann doch Zuneigung, die Enttäuschung der letzten Jahre, Akira, nicht Akira und alles kam irgendwie zusammen ohne Ordnung oder eine erkennbare Struktur.

Direkt schoss ihm eine dumme Idee in den Kopf: Pro-Contra-Liste. Weiber machten sowas doch angeblich auch immer, wenn sie sich unsicher waren bei einem Kerl. Also lief er in sein Wohnzimmer, kramte einen Stift und einen Schreibblock heraus und zog eine wackelige Linie, um sein Blatt in zwei Hälften einzuteilen. Auf der einen Seite vermerkte er in Großbuchstaben „pro“ und auf der anderen Seite das Gegenstück dazu. Dann legte er los.

„Okay, dann fangen wir mal an. Pro… Sex! Definitiv Sex…“ Lag eben nur zu nahe, auch wenn es ihm eigentlich widerstrebte genau das direkt als erstes zu notieren. So viel zu seinen oberflächlichen Ansichten.

„Hm… hübsche Augen“, murmelte er und schrieb auch diesen Gedanken auf.

„Sexy!“ Und wie sexy er ihn fand.

„Attraktiv!“ Ja, gut, er fand ihn halt anziehend.

„Uhm…. Tolle Stimme.“ Die mochte er wirklich. Tief, brummig, beruhigend.

„Koron! Eh… Hund schreib ich mal auf…“, nuschelte Taka vor sich hin.

„Tja, was noch. Cooler Kleidungsstil und er ist sehr aufmerksam. Jedenfalls guckt er mich immer sehr aufmerksam an… Ja….“ Nun wippte er nachdenklich mit seinem Kopf hin und her.

„Puh… schwierig. Reich?... Gut, das weiß ich nicht mal. Berühmt?... Also… nach eigenen Aussagen ja, aber…“ Mit einem zweifelnden Blick sah der Designer zu seinem Laptop, der unberührt vor ihm auf der unteren Ablage seines Tisches verweilte. Das war echt kompliziert. Label hin oder her. VIPs. Ja, okay, aber die konnten auch im Netz viel schreiben. Er konnte das nur schlecht einschätzen und so setzte er hinter diese Punkte einfach mal Fragezeichen, wobei er sich irgendwie auch doof vorkam, diese Dinge als positiveAspekte aufzulisten. Fühlte sich halt falsch an und er gehörte doch nicht zu diesen oberflächlichen Idioten aus der Szene.Jedenfalls war er immer der Meinung und bremste sich selbst auch aus, wenn er mitbekam, dass er mal wieder auf einem falschen Weg war. Daher dachte er nochmal etwas genauer nach.

„Geheimnisvoll. Nervt zwar auch ein bisschen, aber andererseits macht ihn das interessant.“

Erstmal wieder einen Schluck von seinem Kaffee.

„Ihm ist Takeru und seine Gang total egal! Sehr großes PRO!!!... Generell scheint er nicht so viel Wert auf diese Angeber zu legen und zieht sein Ding durch.“ Jedenfalls hatte Taka diesen Eindruck von ihm gewonnen. Immerhin hätte er sich auf der Party auch einfach an diese Mainstream-Affen heften und sich einschleimen können. Da wäre er sicherlich nicht der erste gewesen, der sich durch Bauchpinseln Freunde machte. Aber nein, er war freundlich gewesen hatte ihn nicht als Sprungbrett benutzt. Auch das musste man ihm hoch anrechnen. Wenn er ehrlich war, hatte er schon angenommen, dass er auf der Party sitzen gelassen wurde. Also anders, als er es erlebt hatte. Aber so gesehen war er von Akiras Umgang positiv überrascht.

„Oh… er ist Single! Das ist ein ganz großes Pro.“ Daher umkringelteTakanori diesen Punkt auf seiner Liste auch sofort und malte noch zusätzlich einen Pfeil davor. Nein, er dachte dabei jetzt ganz und gar nicht an Kloe und seine miese zweigleisige Nummer. Arschloch!

„Großzügig!“, fiel ihm dann auch noch ein und wieder musste er auf sein neues Schmuckstück gucken, welches um sein Handgelenk baumelte. Das hatte er noch nicht wieder abgenommen, nicht einmal zum Duschen. Sah aber auch hübsch aus und das hatte er einfach so geschenkt bekommen, weil er nett war. Na ja… nett oder sowas in der Richtung.

Dann wurde es aber wirklich schwer mit dieser Seite seines Blattes, obwohl er schon recht viel notiert hatte, wie er feststellte.

„Er scheint mich zu mögen!“, fiel dem Designer dann spontan ein.

„So! Totschlagargument!“, sagte der kleine Blonde stolz zu sich selbst und wieder huschte ein Lächeln über seine Lippen. Da musste er aufpassen, dass er nicht noch anfing, wie ein kleines, pubertäres Mädchen zu kichern. Trotzdem machte ihn dieser Gedanke unglaublich glücklich.

Das mit der Liste ging zumindest einfacher als gedacht. Hätte er nicht erwartet. Nun aber sah er auf die noch unbeschriebene Seite seines Blattes. Puh! Da gab es allerdings auch einiges, was dahin gehörte und das wurmte ihn.

„Gesichtsmaske! Definitiv!“ Wieder schwirrte ihm der Gedanke im Kopf herum was war, wenn Akira hässlich war? Also… hässlich im übertragenen Sinne. Konnte ja auch sein, dass er so gar nicht seinen Vorstellungen entsprach. Was man hinter so einer Maske nicht alles verstecken konnte! Spontan fielen ihm da mehrere unschöne Szenen aus diversen Anime oder anderen Filmen ein. Wäh! Wie der Typ, dem der gesamte Unterkiefer und die Lippen fehlten. Bah! Er schüttelte sich. Das war so eklig gewesen, als er sich diesen Film angesehen hatte! Widerliche Vorstellung! Bei sowas war er eben doch zart besaitet. Aber eigentlich… Nein! Sie hatten sich ja schon geküsst. Also Unterkiefer war da und Lippen auch! Sehr beruhigend. Seine aufkeimende Theorie konnte er definitiv ausschließen! Es machte die Sache an sich jedoch nicht sehr viel besser. Nur durch Berührungen konnte sein Kopf jedenfalls keine Gesichter rekonstruieren. Als er Akira angefasst hatte, war ihm nichts Unnatürliches aufgefallen. Keine Narben oder sonstwas. Nichts, was man hätte ertasten können. Eigentlich nur weiche Haut. An der Stelle kam er gerade nicht zu einem ordentlichen Ergebnis. Okay, dann weiter mit seiner Liste. Was störte ihn noch?

„Die doofen Hobbies!“, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Golfen und Co. Das waren voll die Abtörner. Angeln. Bah! Glibberiger Fisch. Nichts, was er brauchte. Vielleicht dann noch tot machen und die Eingeweide entfernen. Nee! Nicht mit ihm!

Taka atmete tief durch. Gedanklich hatte er sich darüber nach ihrem Date schon genug ausgelassen. Das musste er nicht wiederholen und noch mehr unschöne Assoziationen hervorrufen.

Also, was denn noch?

„Ich weiß nicht, was er denkt… Also, ob das nur reine Neugier war letzte Nacht. Kann ja sein, dass er nur Druck hatte und jemanden zum Ficken gebraucht hat. Scheiße, ey! Was, wenn das stimmt? Und was, wenn er bi ist und eigentlich mit nem Weib liiert ist?“ Er schüttelte vehement seinen Kopf. Das wollte er nicht wahr haben! Auf keinen Fall. Er wollte nicht nur ne Nummer für eine Nacht sein und er hoffte einfach, dass Akira das auch so sah.

Doch wenn Taka ehrlich zu sich war, dann wusste er nicht viel über das tägliche Leben des anderen. Er konnte ihn auch nur vor den Kopf gucken und wusste nicht, was dahinter vor sich ging. Ihre Berührungspunkte waren nun nicht so ausschlaggebend. Label hin oder her. Wie lebte er und was war mit seiner Familie? Alles Infos, die er noch nicht kannte, da diese Themen bisher nie zur Sprache gekommen waren. Nun war er unsicher. Dann gab es auch noch diese „berühmt-Sache“. Das könnte doof werden, wenn das echt der Fall war. Man wusste ja nie, wie das dann mit Paparazzi ausartete. Apropos…

„Amerika…“ Takanori verzog sein Gesicht. Fuck. Irgendwann musste er wieder zurück. Sein Aufenthalt hier war nur zeitlich begrenzt und das nervte ihn gerade tierisch. Die Contra-Seite seiner Liste war doch echt beschissen.

Bisher hatte er noch gar nicht bedacht, dass Akira von heute auf morgen wieder weg sein könnte. Aber bisher war auch noch nichts zwischen ihnen passiert, was ihn emotional irgendwie an ihn gebunden hätte. Das hatte sich wiederum nun geändert. Er konnte doch nichts aufbauen, wenn er genau wusste, dass Akira wieder weg musste. Für eine Fernbeziehung war er nicht gemacht. Er wollte schon ab und an in den Arm genommen werden und nicht nur über Videochats kommunizieren. Auf Dauer war das nichts für ihn.

Deprimiert sah Taka auf seine Liste. Auf der einen Seite standen so viele Sachen, doch auf der anderen Seite standen Sachen, die schwer wogen und ihn wiederum total runterzogen.

„Amerika… so weit weg…“, murmelte er seufzend und ein ihm bekanntes, beklemmendes Gefühl kroch in ihm hoch. Nur zu vertraut war es. Jeden Sommer hatte es Besitz von ihm ergriffen. Genau wie damals. Damals, als er hier hockte und Akira seine Sommerferien in Amerika verbrachte. Jedes verdammte Jahr. Er war am anderen Ende der Welt. Jedenfalls war es für ihn unerreichbar weit weg. Aber diesmal wollte er das nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Takanori konnte damals schon nichts dagegen tun, doch jetzt war er volljährig und Herr seiner Taten. Er hatte Handlungsspielraum und konnte die Dinge zumindest teilweise beeinflussen.

„Kein Spielball mehr sein!“, redete er sich gut zu. In letzter Zeit war so viel Scheiße passiert, da musste man doch einfach mal einen Schlussstrich ziehen. Einfach auf und davon. Mal etwas riskieren. Aber vor allem wollte er weg. Der Mist mit Kloe. Der Fuck auf Arbeit. Dann der Einbruch in seiner Wohnung. Er fühlte sich wirklich unwohl an diesem Ort und in seiner Haut. Der Wunsch nach Veränderung wurde immer lauter. Er musste nur mutig genug sein und seinen Dickkopf durchsetzen. Das war ihm sonst doch nie so schwer gefallen.

Wieder sah Taka auf seine Liste und sein Blick blieb an Amerika hängen. Sein Magen kribbelte. Und das lag nicht nur am Hunger, den er verspürte.

Er beugte sich nach vorn und zog seinen Rechner auf seinen Schoß, dann startete er ihn. Beschlossene Sache! Er hatte lang genug gewartet und herumgedruckst. Er würde jetzt sofort eine Bewerbung fertig machen und diese direkt an Akiras Label schicken. Egal, ob etwas aus ihnen wurde oder nicht, aber gerade bildete Akira die Option, auf die er schon so lange gewartet hatte. Der Engel, auf den er so sehnsüchtig gewartet hatte. Er musste ihn nur noch an die Hand nehmen und ihn ins Paradies führen. Gerade glaubte er wirklich fest daran und so schwebten seine Finger nur so über die Tastatur seines Laptops. Sein Motivationsschreiben schrieb sich wie von selbst. In seinen Worten lag so viel Hoffnung dieser Hölle hier entkommen zu können und sich freizusagen von allem, was ihn seelisch belastete. Er wollte endlich erlöst werden und diese Erlösung wollte er unbedingt von Akira empfangen.

„Bitte…“, wisperte er, als er die E-Mail an die angegebene Adresse zusammen mit allen relevanten Anhängen sendete. Ein erneutes Stoßgebet zum Himmel und dann stellte er seinen Laptop auf dem Tisch ab. Jetzt lag es nicht mehr bei ihm. Trotzdem war er noch nie zuvor so furchtbar nervös gewesen, wie in diesem Moment. Aber mehr als absagen konnte er ihm auch nicht.

Trotz allem war jetzt eine gute Zeit, sich erstmal zu duschen und ordentlich anzuziehen. Daher ging er in den hinteren Bereich des Zimmers, in dem sein Bett stand. Doch weit kam er nicht mit seinem Vorhaben, denn da zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Irritiert sah Takanori sein Handy an, welches auf dem kleinen Nachttisch neben seiner Lampe lag. Das Display leuchtete ununterbrochen auf. Bei genauer Betrachtung bemerkte er, dass er über eine App angerufen wurde. So wischte er über das Display und betätigte gleich den Lautsprecher.

„Kou?“, erkundigte er sich, doch er hörte nur Rauschen, oder nein, das waren Menschen und Nebengeräusche.

„Ey, Yuu, auf welcher Seite stehst du überhaupt?“, konnte er die genervte Stimme von seinem Sandkastenfreund vernehmen.

„Auf der Seite der Schwachen, Armen und Unterdrückten?“, kam eine Erwiderung, auf die ein Schnauben von Kouyou folgte.

„Kou?“, versuchte es Taka daher nochmal.

„Oh! Taka, du bist ja dran“, bemerkte der Anrufer und leichte Hektik brach aus. „Eh… Tschüss, Yuu!“, sagte das Model und kickte anscheinend seinen vorherigen Gesprächspartner aus der Leitung. Aber kaum, dass er mit ihm sprach, klang sein Sandkastenfreund schon wieder freundlicher.

„Sorry, hatte gar nicht bemerkt, dass du dran gegangen bist. Ist etwas laut hier und ich hatte Yuu gerade noch auf’m Tablet!“, erklärte Kouyou seinem neuen Gesprächspartner.

„Ja, man versteht dich auch schlecht. Wo bist du denn?“, wollte Taka daraufhin wissen. Es kostete ihm schon Mühe, die Stimme des anderen aus all dem Wust aus Geräuschen herauszufiltern.

„Flughafen. Halbe Stunde noch, dann sollte das Boarding anfangen.“

„Ach so. Immer auf Reisen, ne?“ Irgendwie war das so typisch. Trotzdem verstand er den Grund des Anrufs nicht. Wider Erwarten sprach das Model diese Sache aber direkt an.

„Na ja… Ich ruf wegen deiner Nachricht auf’m AB an. Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde, aber die Zeitverschiebung und ich wollte dich nicht aus’m Bett holen!“, gestand Kou und da fiel es Taka auch wieder ein.

„Ach was, schon gut. Ich war vielleicht ein bisschen aufgewühlt in dem Moment. Schon wieder gut.“

„Ein Bisschen?.... Das klang schon nach sehr aufgewühlt. Was… ich meine?... Hast du nun irgendwas unternommen?“, wollte Kouyou wissen.

„Hm… Nach dem Einbruch? Na ja, da mein Ersatzschlüssel weg ist, hab ich das Schloss am nächsten Tag ausgetauscht. Glaub nur, das war ne sinnlose Aktion. Ich denke nicht, dass der Einbruch… Na ja… einfach so war. Sind halt nur persönliche Sachen weg gewesen…“, erklärte Taka etwas geknickt. Bisher war ja nichts wieder passiert, was jedoch nicht hieß, dass er sich in Sicherheit wiegen sollte.

Allerdings war der andere gerade so merkwürdig still.

„Ehm… duhu, Taka-chan… also… wegen deinem Schlüssel… hn…. Den hab ich noch!“, druckste Kou herum.

„Ach so?“, fragte der kleine Blonde erstaunt nach.

„Hm… Nya…. Jaaaaaaaa… Also, der war noch in meiner Jackentasche und das hab ich erst am Flughafen gemerkt. Sorry. Das hab ich echt verpeilt. Also, der ist schon mal nicht weg!“, versuchte Kouyou die Sache ein wenig positiver zu gestalten und Taka lachte auf. Na toll, da hatte er sich deswegen umsonst Gedanken gemacht.

„Schon gut. Den kannst du dann wohl weghauen. Wie gesagt, das Schloss hab ich getauscht. Wohl eher aus psychischen Gründen, als dass es wirklich notwendig gewesen wäre.“ Das sah er ja eh ein. Aber nun war das auch egal.

„Aber trotzdem, hast du denn nun ne Idee, was los ist?“, wollte Kou weiter wissen.

„Nein, keinen blassen Schimmer. Ich hatte dir ja erzählt, dass ich das Gefühl habe, immer mal beobachtet zu werden, aber da kann mich mein Gefühl nun auch täuschen. Nach dem Einbruch bin ich schon ein bisschen paranoid geworden und guck mich andauernd um. Aber da ist niemand. Mir ist auch nichts Seltsames aufgefallen. Gut, auf Arbeit, mein Chef ist noch etwas komisch, aber das steht auf einem anderen Blatt und hat glaube ich mit meinem Stalker nichts weiter zu tun. Ich weiß auch nicht. Muss wohl erstmal warten, was als nächstes passiert…“

„Aber sei trotzdem lieber etwas vorsichtiger. Solchen Leuten ist ja bekanntlich alles zuzutrauen und wenn du noch dazu nicht weißt, wer dir was Schlimmes will…“, gab das Model zu bedenken.

„Ja, ich weiß schon. Ist halt auch fraglich, ob derjenige mir irgendwas antun will. Also… ja, weiß nicht. Keine Ahnung was im Kopf von Stalkern vor sich geht, aber die treten doch irgendwann auch mit ihren Opfer in Kontakt? Ich glaube nur irgendwie nicht, dass… Ach, keine Ahnung. Ich hab das schon wieder so weit weggeschoben.“ Takanori seufzte kellertief.

„Ich denke ernsthaft darüber nach, die Segel hier abzubrechen und wegzugehen. Das würde alle Probleme auf einmal lösen. Der Stalker wüsste dann nicht mehr, wo ich bin. Auf Arbeit macht man mir dann nicht mehr das Leben schwer. Kloe und Takeru könnten mich mal. Also so ein Neuanfang klingt nicht so schlecht, finde ich“, weihte der Designer den anderen in seine Pläne ein, die immer mehr Gestalt in seinem Kopf annahmen. Wenn das bei Akiras Label wirklich klappte, dann war er sowas von weg.

„Uhm, das klingt natürlich nach nem Masterplan. Schon was in Aussicht oder einfach nur Überlegungen?“, fragte der Ältere nach. Er hatte nicht gedacht, dass Takanori so gefasst war nach der Nachricht, die er ihm erst vor ein paar Tagen hinterlassen hatte.

„Irgendwas dazwischen. Ich möchte nur echt weiteren Problemen aus dem Weg gehen. Es reicht langsam. So ein bisschen Glück hab ich mir nach dem Mist der letzten Wochen auch mal verdient!“ Der Meinung war der kleine Blonde zumindest. Aber gerade fühlte er sich sowieso einfach vollkommen. Die Nacht mit Akira hatte es wirklich in sich gehabt. Beflügelt war wohl das richtige Wort, das seine Gefühle beschrieb. Neue Kraft und neue Energie durchströmte seinen kleinen Körper. Er war motiviert wie schon lange nicht mehr.

„Ach, Taka! Pack deine Koffer! Wenn ich das nächste Mal da bin, nehm ich dich einfach mit! Wir finden dann schon ne Aufgabe für dich!“ Am anderen Ende der Leitung war das angenehme Lachen des Models zu vernehmen und Taka ertappte sich dabei, wie er sogar zustimmend nickte.

„Na, mal sehen. Heute lass ich es jedenfalls ruhig angehen. Schwing mich gleich unter die Dusche, dann wird gekocht und danach ab auf die Couch. Mal gucken, ob ich ne nette Serie finde, die ich mir zu Gemüte führen kann.“

„Klingt ganz vernünftig. Lass dich bloß nicht ärgern, Taka-chan. Ich muss dann auch so langsam zum Gate und hier noch meine Sachen ordentlich verstauen. Wir hören uns und halt mir ja die Ohren steif.“

„Klar, mach ich. Dir nen guten Flug“, wünschte der kleine Blonde dem anderen und dann legten sie fast zeitgleich auf. Hm, er hätte ja wenigstens noch fragen können, wo es denn hin ging. Aber egal, würde er schon früher oder später erfahren was für ein tolles Shooting er wieder gehabt hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war es dann erstmal mit Taka-chan ^^
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und natürlich nochmal vielen lieben Dank an alle, dir mir einen Kommi dagelassen haben. Hab mich wie immer sehr darüber gefreut. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  ManaRu
2018-07-21T14:13:28+00:00 21.07.2018 16:13
Hier nun der lang versprochene Kommi von mir xD

Ich dachte erst, als Akira weg war so "der wird doch wohl nicht...?" aber dann hat taka ja zum Glück den Zettel gefunden :3 ist ja alles gut :D und das er dann die Liste schreibt *.* mega süß. Der macht sich ja richtig Gedanken x3 hach die zwei sind aber auch toll zusammen ^^
Und cool das er seinen Mut zusammen nimmt und sich bewirbt =D man weiß ja nie... Vllt wird es ja was :) ich würds ihm gönnen!

Und natürlich darf Kou nicht fehlen xDD wäre auch nicht schlimm, wenn er Taka einfach holen kommt. Soll er ihn mit nehmen. Hätte ich persönlich auch nichts gegen xDD

Na aber jetzt kann ich ja auch weiter lesen. Bin echt gespannt, wie es weiter geht *0*
Dieses Kapi mochte ich auf jeden Fall auch wieder sehr, du schreibst so toll, das man richtig weiß, was Taka fühlt :3 Mach weiter so!

LG
Mana
Antwort von:  Daisuke_Andou
22.07.2018 00:21
Yay~ Was zu lesen für mich ^^v

Natürlich muss sich Taka Gedanken machen XD Mit dem Alter wird man eben immer wählerischer XD Aber solange Taka süß ist, passt das alles schon. Finde ich gut, dass du seine Bewerbung beführwortest. Muss sie nur auch noch angenommen werden ^^°

Noch so ein Fan von Kou XD Der scheint ja trotz seiner Allüren total beliebt zu sein ^^°

Ich bemühe mich mit dem Weitermachen XD Und gut, dass du gleich noch ein anderes Chap zum Lesen hattest XD alles in einem Rutsch ^^v XD und da musste ich dich nicht mal zum kommischreiben antreiben ^^v (Aber wie immer danke fürs Feedback - geht runter wie Öl XD)
Von:  Jyll
2018-07-07T10:36:17+00:00 07.07.2018 12:36
Hmmm... gibts mal nen kleinen Spin-off mit Kouyou und Yuu? *-*
Die zwei würden mich echt interessieren
Antwort von:  Daisuke_Andou
07.07.2018 12:55
XDD Noch ein Fan von Yuu und Kou XDD War ja schon schlimm, als es hieß, dass Kouyou erstmal weg ist.
Mal gucken, was als nächstes kommt. Aber ich denke, ganz ohne Yuu und Kou werd ich wohl nicht mehr auskommen ^^v
Warten wir also gespannt auf das nächste Kapitel ^^
Von:  Goesha
2018-07-06T21:48:26+00:00 06.07.2018 23:48
Der erste Satz des Nachworts... das klingt so als ob er im nächsten Kapitel ins Gras beißen wird. ^^"

Lustig war aber die Stelle mit dem Unterkiefer, wo er glücklich festgestellt hat, dass Akira einen hat. XDD
Jetzt hat Taka ja einen Plan, ich bin gespannt ob er ihn umsetzen kann und ob er noch genauso denkt, wenn er Akira den Mundschutz entreißt.
Aber irgendwie hab ich ein mulmiges Gefühl. Da kommt noch Sturm auf. ^^"
Antwort von:  Daisuke_Andou
07.07.2018 12:54
Weißt doch, das Messerchen neben dem Bett liegt bereit >DDDD Tausend Wege um Taka um die Ecke zu bringen >DDD *snigger*

Meinst das war die Ruhe vor dem Sturm? >DD Aber ja... endlich kriegt klein Taka mal seinen süßen Hintern hoch und ergreift Initiative ^^ Mal gucken, was da nun bei rauskommt ^^°°


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