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Waffeln und Kakao

Ami X Nokia
von

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Dein Valentin

„Alles in Ordnung?“ Nokias Stimme klang besorgt, als sie sich vorbeugte, um Ami zu stützen.

Für einen Moment schien alles wie durch Watte in ihr Bewusstsein zu dringen. Sie konnte nie sagen, wie lang dieser Zustand anhielt, doch als ihre Wahrnehmung wieder klar wurde, saß sie auf einer Parkbank unter einem Baum, dessen Blätter gerade anfingen zu sprießen.

Nokia saß neben ihr und schien erleichtert zu sein, als sich ihr Blick aufklarte. „Alles in Ordnung? Geht es dir besser?“

Schnell nickte Ami. Sie wollte nicht, dass Nokia sich Sorgen machte. „Es geht schon...“

Daraufhin ließ die andere ein dramatisches Seufzen hören. „Du machst es einem nicht einfach, Aiba“, meinte sie. „Kaum bist du wieder wach, jagst du einem so einen Schreck ein!“

„Entschuldige.“ Ami zwang sich zu einem Lächeln, auch wenn ihr Kopf nicht schwirrte.

Eigentlich übertrieb Nokia. Es war mittlerweile drei Monate her, dass sie aus ihrem Koma aufgewacht war, doch es war noch immer nicht alles so wie vorher. Die Ärzte hatten ihr gesagt, dass ihr Körper von dem langen Koma noch immer schwach war und auch ihre Hirnströme zeigten ab und an Anomalien.

Vielleicht kam es wirklich nur durch das Koma. Vielleicht aber auch daran, dass nicht all ihre Daten den Weg zurückgefunden hatten. Aber das wollte sie Nokia nicht sagen. Sie machte sich ohnehin schon so viele Sorgen. Seit Ami aufgewacht war, hatte Nokia sie so oft besucht und war für sie da gewesen.

„Soll ich dir vielleicht etwas zu trinken holen?“, fragte Nokia nun mit einem sanften Lächeln.

„Nicht nötig.“ Ami schüttelte den Kopf, wohl wissend, dass Widerstand wahrscheinlich zwecklos war.

Sie sollte Recht behalten: Nokia sprang auf. „Sei nicht so. Ich hol dir was. Warte hier, ja? Nicht aufstehen!“ Damit sprintete sie los, so schnell wie es ihre Schuhe erlaubten. Selbst jetzt, da es noch recht kühl war, trug sie einen recht knappen Rock und hochhackige Schuhe.

Ami seufzte. Sie konnte froh sein, dass ihre Freunde für sie da waren. Immerhin war sie ansonsten allein in dieser Stadt, da ihre Familie noch immer in Fukuoka lebte.

Während sie wartete, sah sie zum blauen Himmel hinauf, an dem viele kleine Schäfchenwolken verteilt waren. Nur in der Ferne - es musste Osten sein - war eine dunkle Wolkenfront zu sehen. Wahrscheinlich würde es später regnen. Nun, so lange würde sie wahrscheinlich ohnehin nicht draußen bleiben. Immerhin brauchte sie noch immer viel Ruhe.

„Hier!“ Nokias Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Cola oder Oolong Tee? Was magst du lieber?“

Ami sah die beiden Dosen, die Nokia ihr entgegen hielt an. „Ähm, ich nehme den Tee“, sagte sie dann zurückhaltend.

„Okay“, erwiderte Nokia und drückte ihr die gekühlte Dose in die Hand. „Hier.“

„Danke“, murmelte Ami und öffnete die Dose. Für eine Weile trank sie schweigend, während sie die anderen Menschen in dem kleinen Parkstück beobachtete.

Wie immer war es voll. Aber es war Tokyo, also war das wohl kaum überraschend.

„Sollen wir gleich vielleicht wohin gehen?“, fragte Nokia nach einer Weile.

Ami zögerte. Sie war sich nicht sicher, ob Nokia wirklich wollte oder ihr viel eher einfach nur Gesellschaft leisten wollte. „Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Ich sollte vielleicht nach Hause.“

„Ach, das ist aber doch langweilig“, beschwerte sich Nokia und sah sie an. „Komm, wir können wohin gehen. Was Essen. Du siehst aus, als könntest du etwas zu essen gebrauchen.“

Schweigend sah Ami für ein paar Sekunden auf die grüne Dose in ihren Händen. „Ich... Wir müssen nicht.“

„Doch!“ Nokia klopfte aufmunternd auf ihre Schulter. „Wir sollten in ein Café gehen.“ Sie sah Ami strahlend an, seufzte dann aber, als diese nicht reagierte. „Komm schon. Es ist in Ordnung.“

Ami seufzte ebenfalls, nickte dann aber. „Okay.“ Sie stand vorsichtig auf und war froh, dass ihre Beine sie trugen. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie sich ganz erholt hatte?

Offenbar war dieser Gedanke ihr anzusehen, da auch Nokia aufstand und vorsichtig fragte: „Geht es?“

Erneut nickte Ami nur und machte die ersten paar Schritte. Ja, ihre Beine trugen sie. Zumindest etwas.
 

Tatsächlich war das Café, zu dem Nokia sie brachte, ebenfalls in Shinjuku und nicht einmal weit vom Nakano Broadway entfernt. Es war ein kleines, sehr europäisch eingerichtetes Café, das in einer Seitengasse gelegen war.

„Hier“, meinte sie. „Setz dich.“

Unsicher sah Ami sie an. „Du solltest nicht...“, begann sie, wurde aber schon unterbrochen.

„Das passt schon. Keine Sorge.“ Nokia zwinkerte ihr zu.

Daraufhin erwiderte Ami nichts, seufzte aber erneut und sah sich um, während Nokia an den Thresen ging. Offenbar war es eins dieser Cafés, wo man direkt an der Kasse bestellte. Vielleicht war das auch einfacher?

Außer ihnen waren auch einige andere Leute in dem relativ kleinen Café, wenngleich es dennoch noch immer ein paar freie Tische gab. Die meisten von ihnen schienen Paare zu sein, wobei Ami jedoch zumindest ein paar Geschäftsmänner, die mit Kollegen oder allein an einem Tisch saßen.

Die Einrichtung des Cafés war in hellen Brauntönen gehalten. Einzig die Zierde an den Wänden war aktuell in Rot und Pink. Valentinstag. Natürlich. Daran hatte sie nicht einmal aktiv gedacht. Na ja. Es war ohnehin nicht so, als hätte sie jemanden, mit dem sie ausgehen konnte.

Nokia kam mit zwei breiten Tassen Kakao zurück. Auf der Oberfläche schwamm eine dicke Schicht aufgeschäumter Milch, auf die jemand mit Schokosoße Herzchen gemalt hatte. „Für dich“, meinte sie und setzte die Tasse für Ami vielleicht etwas zu energetisch ab, so dass sie beinahe überschwappte.

„Vorsichtig“, meinte Ami.

Nokia lachte verlegen, stellte dann die eigene Tasse etwas vorsichtiger auf die andere Seite des Tisches. „Entschuldige...“

Für einen Moment herrschte Schweigen, während Nokia sich setzte und dann einen Schluck des Kakao trank. „Probier“, meinte sie dann, während der Schaum einen kleinen Bart auf ihrer Oberlippe hinterlassen hatte.

Ami lächelte. „Danke“, sagte sie dann. Sie drehte die Tasse so, dass sie sie besser greifen konnte, ehe sie sie anhob und trank. Der Kakao war weniger süß, als sie erwartet hatte, und hatte stattdessen eher einen etwas herben Geschmack. Es war außerdem klar, dass er wohl mit echter Milch gemacht worden war, anstelle von Wasser und Milchpulver. „Lecker“, meinte sie schließlich.

Nokia strahlte. „Das freut mich. Hmm, vielleicht brauchst du einfach mehr Zucker.“

„Ich glaube eher nicht“, erwiderte Ami verlegen.

„Ach, probieren wir es einfach aus“, meinte Nokia noch immer breit lächelnd. „Schaden kann es nicht. So lang du keine Diabetes hast zumindest...“

Ami schwieg und nahm nur einen weiteren Schluck des Kakaos, während sie weiter die anderen Besucher beobachtete.

„Ich habe auch noch Waffeln bestellt“, sagte Nokia, als ihr die Stille offenbar zu lange andauerte. „Sie machen hier echt gute Waffeln. Ich habe ein paar mal welche für Agumon und Gabumon geholt... Nur damit Agumon sie dann aufgefressen hat.“ Sie lachte, doch ein wenig Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.

Ami wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste, dass Nokia und die anderen die Digimon vermissten. Sie selbst vermisste die Digimon. Aber es war doch besser so. Die Digimon und Eater hatten so viel Zerstörung angerichtet und nun, wo all das nicht passiert war, lebte auch der Vater von Yuuko und Yuugo wieder. Also war alles besser, oder?

Aber auch sie vermisste die Digimon. Sie war froh, dass sie Kyoko wiedergefunden hatte, aber selbst Kyoko... War eben nicht mehr dieselbe Kyoko wie früher. Immerhin war ihre alte Cheffin am Ende ja doch Alphamon gewesen - selbst wenn die neue Kyoko ihr in vielen Punkten erstaunlich ähnlich war.

„Glaubst du, dass wir sie wieder sehen?“, fragte Nokia und riss sie damit aus ihren Gedanken.

Ami zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. „Bestimmt.“

Auch Nokia lächelte, wenngleich noch immer dieselbe Melancholie in ihrem Blick lag.

Für einen Moment zögerte Ami. Sie mochte es nicht die normal so energetische Nokia so zu sehen. „Der Blick steht dir nicht“, sagte sie schließlich betont fröhlich. „Komm...“ Nach einem weiteren kurzen Zögern streckte sie ihre Hand aus, um sie auf die Nokias zu legen.

Überrascht sah Nokia sie an. Kurz war sie still, doch dann breitete sich wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Du hast Recht! Wir finden einen Weg, unsere Partner wieder zu treffen!“ Entschlossen schlug sie auf den Tisch, wobei einige der anderen Besucher sie überrascht ansahen. Verlegend lächelnd sah sie sich um, ehe sie leiser und mit einem Zwinkern hinzufügte: „Und bis dahin haben wir einander, nicht?“

„Ja“, sagte Ami schnell. „Wir haben einander.“

„Und wir sind hier“, fügte Nokia leise hinzu und ließ ein unterschwelliges Seufzen hören.

Da kam jemand zu ihrem Tisch hinüber. Als sie aufsah erkannte Ami, dass es die Bedienung war, die zwei Teller mit Waffeln zu ihnen hinüber brachte.

Die jeweils zwei eckigen Waffeln waren hübsch zubereitet. Die eine an die andere angelehnt und dann mit Sahne und Schokoladensoße übergossen. Eine Erdbeere lag auf der Sahne. Mit weiterer Schokolade war ein wenig niedliche Zierde neben den Waffeln auf den Tellern gezeichnet.

„Ah, sehr gut.“ Nokia sah die Bedienung an, die ein einfaches schwarzes Kleid mit Schürze gekleidet war. „Vielen Dank.“

Auch Ami bedankte sich schnell. „Vielen Dank.“

Die Bedienung verbeugte sich kurz, ehe sie wieder an die Theke zurückging.

Verlegen sah Ami auf den Teller, dessen Verzierung im Sinne des Valentinstags gehalten war, wie ihr nun klar wurde. Nicht untypisch für Restaurants und Cafés. Doch irgendwie brachten die Herzchen sie doch etwas in Verlegenheit.

Auch Nokia schien dies bemerkt zu haben, zumindest las Ami das an dem verschmitzten Lächeln, dass sie nun auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Lass es dir schmecken“, meinte sie jedoch erst einmal nur sanft, ehe sie mit einer Kuchengabel ein Stück von der ersten Waffel abtrennte und zu ihrem Mund führte.

Ami nickte und tat es ihr gleich. Auch die Waffeln waren weniger süß, als sie es erwartet hätte – wenngleich süß genug.

„Sag“, meinte Nokia dann nach dem dritten Bissen und trank noch einen Schluck ihres Kakaos. „Hast du einen Valentin?“

Mit der Gabel auf halben Weg zu ihrem Mund hielt Ami inne. Was für eine Frage! Sie sollte es doch eigentlich wissen. „Nicht wirklich“, sagte sie dann schnell.

Nokia lächelte. „Hmm, was ist denn mit Arata?“, fragte sie dann.

„Arata ist mehr so etwas wie ein Bruder“, erwiderte Ami schnell. „Ich würde nicht... Ich meine... Es würde sich glaube ich falsch anfühlen mit ihm auszugehen.“

Nokia musterte sie und aß ein weiteres Stück ihrer Waffel, ehe sie fragte: „Yuugo?“

Langsam gefiel Ami dieses Thema nicht mehr. „Nein. Sicher nicht.“

„Du hast dein Leben riskiert, um ihn zu retten“, gab Nokia zu bedenken.

„Ich habe mein Leben riskiert, um Suedo zu retten“, entgegnete Ami und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Oder meinst du, ich hätte den gedated?“

Daraufhin kicherte Nokia. „Auch wieder wahr...“ Sie ließ ein dramatisches Seufzen hören und überlegte kurz. „Was ist dann mit Yuuko?“

Ami bemerkte, wie sie errötete. Darüber hatte sie noch nie so wirklich nachgedacht, doch musste sie zugeben, dass Yuuko schon süß sein konnte. Allerdings dachte sie das über einige andere Mädchen. Aber wirklich vorstellen sie zu daten? Irgendwie konnte sie das auch nicht. „Nein...“

„Ah, ich bin also näher dran“, meinte Nokia zufrieden, als sie ihre Verlegenheit bemerkte. „Also... Was ist mit Kyoko?“

Nun errötete Ami erst recht. Nicht, weil Nokia ins Schwarze getroffen hatte, sondern eher, weil sie sich selbst mit Kyoko sah – und irgendwie war sie dabei selbst auf die Haube eines Autos gefesselt worden. Aber das würde sie Kyoko zutrauen... „N-Nein“, murmelte sie nur und nahm schnell die Kakaotasse, um sich dahinter zu verstecken.

Nokia kicherte. „Tut mir leid.“

„Schon gut“, murmelte Ami in ihren Kakao hinein.

Für einen Moment musterte Nokia sie, den Kopf leicht schief gelegt. „Das heißt, du hast wirklich niemanden?“, fragte sie dann.

Wieder zögerte Ami etwas und musterte sie. Ihr kam ein Gedanke, aber irgendwie war dieser schon etwas albern. Doch dann wiederum gab es vielleicht wirklich einen Grund warum Nokia das alles fragte. Vielleicht war es nur, um sich selbst von den Gedanken an die Digimon abzulenken, aber vielleicht... Ach, sie konnte es einfach sagen. Eigentlich gab es keinen Grund zu zögern. „Nun, es ist Valentinstag und ich bin mit dir hier“, sagte sie daher. Ganz konnte sie nicht vermeiden, dass ihr Lächeln nervös wurde. „Also nehme ich an, du bist mein Valentin.“

Nun war es tatsächlich Nokia die errötete und abwinkte. „Was redest du? Mach über sowas doch keine Scherze!“

Ami zwang sich dazu, normal zu lächeln, auch wenn es ihr schwer fiel nicht nervös zu sein. „Aber vielleicht ist es ja kein Scherz.“ Sie machte eine kurze Pause. „Würdest du mein Valentin sein wollen?“

Nun war es Nokia die zögerte, dann aber lächelte. „Bekomme ich dann auch Schokolade von dir?“

„Selbstgemacht oder gekauft?“, fragte Ami verlegen. Sie konnte nicht wirklich kochen.

„Selbstgemacht“, erwiderte Nokia und fand offenbar langsam ihr Selbstbewusstsein wieder. Sie warf ihr einen frechen Blick zu.

Ami überlegte. „Wenn du mir hilfst.“

Daraufhin lachte Nokia leise. „Ja. Warum nicht?“



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