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The decisions we make

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel hat einige mehr Floskeln aus dem Japanischen vorzuweisen, weswegen ich euch jetzt diese Seite hier: http://www.otaku-welt.de/japanisch.php#alltag verlinke, auf der ihr diese nachlesen könnt. Diese Seite habe auch ich benutzt, als ich das Kapitel verfasst habe.

Disclaimer: I do not own Naruto. All rights belong to Masashi Kishimoto! Komplett anzeigen

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gut instinct

Neji als ihr Teamleiter schilderte der Godaime den Verlauf ihrer Mission, während sich die Iryounin den bewusstlosen Nara ansah und darauf irgendwas in der Richtung »Dasselbe wie bei Kakashi« murmelte. Sakuras Augen verengten sich auf diese Aussage hin skeptisch, sagte aber nichts dazu.

Mit einem abschließenden Nicken sprach Tsunade die Worte, die sie sich so sehr ersehnt hatte, als sie wieder in Konoha angekommen waren: »Gut, ihr könnt gehen. Ruht euch aus. Neji, ich erwarte deinen Bericht übermorgen auf meinem Schreibtisch.«

Mit einem synchron gesprochenen »Hai, Tsunade-sama« verschwanden die rosahaarige Kunoichi und der Hyuuga aus dem Zimmer und aus dem Gebäude.

 

»Ich könnte was zu essen vertragen. Wie steht's mit dir?«, fragte die Haruno ihren Teamkollegen und Freund.

Mit einem Nicken seinerseits steuerte sie Ichirakus Ramen-Stand an. Obwohl es draußen schon lange dunkel war, erhellten Lampions die Straßen. Das Licht warf einen sanften Schein und ließ alles weicher erscheinen. Es sah wunderschön aus und schimmerte leicht. Mal erschien es heller, mal dunkler, je nachdem, wie hoch die Flammen der Kerzen loderten.

Sie schoben die Flaggen zur Seite, damit sie eintreten konnten und setzten sich auf zwei der hohen Hocker nebeneinander. Sie waren zu so später Stunde die Einzigen, die noch Hunger verspürten. Sie wollte noch etwas Warmes essen, bevor sie ins Bett gehen würde.

Die beiden ANBU-Mitglieder bestellten bei Teuchi ihre Nudelsuppen und warteten geduldig. Währenddessen stellte ihnen der Besitzer des Ladens eine Flasche Sake und zwei kleine Schalen hin. Mit der Begründung »Ihr seht so aus als würdet ihr das heute brauchen« wandte er sich wieder um und verschwand in der Küche.

Mit einem Schulterzucken nahm sich Sakura die weiße Flasche zur Hand und goss die beiden Schälchen voll. Dann nahm sie eines davon in ihre nun nicht mehr behandschuhte Hand und legte den Kopf in den Nacken, um den milchig weißen Reiswein zu trinken. Ihre langen Handschuhe und Armschützer lagen neben ihr auf der langen Theke.

Neji beobachtete sie aus den Augenwinkeln genau und bewunderte wieder einmal aufs Neue, wie seine Teamkollegin mit den alltäglichsten Handlungen seine Aufmerksamkeit vollkommen auf sich ziehen konnte. Sie sprachen nicht, waren sie doch zu ausgelaugt von diesem Tag, aber trotzdem konnte er es sich nicht nehmen lassen, sie zu bewundern. Noch vor ein paar Jahren wäre sie in einer solchen Situation wie heute zusammengebrochen. Sie hätte dem Druck auf ihr Team aufzupassen und es zu beschützen nicht standgehalten. Damals hatte er sie für schwach gehalten. Noch schlimmer fand er, dass sie noch nicht einmal an sich selbst als Kunoichi geglaubt hatte. Dieses fehlende Selbstvertrauen hatte sie runtergezogen. Sie hatte ihren eigenen Wert nicht erkannt. Erst als der Uchiha das Dorf endgültig verlassen hatte, hatte sie sich dazu entschieden etwas an sich zu verändern. Sakura hatte endlich den Mut gehabt unter Tsunade zu trainieren und stärker zu werden. Später hatte sie an ihrem Taijutsu gearbeitet, meistens mit Kakashi, aber auch mit ihm. Er hatte ihr ein paar Griffe und Manöver gezeigt, wie sie ganz schnell irreparable Schäden an den Chakrapunkten hinterlassen konnte. Auch ihre Schnelligkeit und Ausdauer hatten sich verbessert. Die Haruno war eine der besten Kunoichi Konohas. Dafür hatte sie hart an sich arbeiten müssen, und dafür bewunderte er die junge Frau neben sich.

 

Sakura bemerkte, dass Neji sie die ganze Zeit von der Seite aus beobachtete, und wandte sich ihm nach ein paar Minuten zu.

»Was ist?«, fragte sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen, »Bin ich so attraktiv?«

Mit einem zustimmenden »M-hm« sah er sie weiter mit diesem Blick an, den die Rosahaarige nicht genau zu deuten wusste. Irgendwie verträumt.

Ihr überraschendes Auflachen mit dieser herrlich verführerischen Stimme, ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Sein verdatterter Blick sprach Bände.

»Du weißt aber schon, dass du mich gerade als attraktiv bezeichnet hast«, stellte sie mit einem Augenaufschlag fest. Sie hatte einen Arm auf der Theke aufgestützt und ihr Kopf lastete in ihrer offenen Handfläche. Die Haruno war kleiner als er, und sah somit von unten zu ihm auf, mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen. Die blasse Narbe, die sich quer über ihre kleine Stupsnase zog, milderte ihr schönes Aussehen nicht, eher unterstrich sie ihr Auftreten als Kunoichi noch. Die exotischen grünen Augen blitzten ihn schelmisch an.

»Nani?«, fragte er überrascht ob ihrer Direktheit.

Sie goss sich mit der freien Hand noch ein Schälchen Sake ein und sah dann wieder zu ihm hoch, ihr Grinsen noch ein wenig breiter. »Pass auf, Neji. Sonst denke ich noch, dass du an mir interessiert bist.«

Die junge Frau liebte es, Neji auf die Schippe zu nehmen. Er war immer so ruhig und ernst, da konnte er ein wenig Spaß vertragen. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm noch ein Stückchen weiter, ehe er sein eigenes Schälchen mit dem Sake in die Hand nahm und es an die Lippen ansetzte. Sie hob erneut die Sakeflasche und fragte ihn stumm, nur mit einem fragenden Blick, ob er noch einen Schluck haben wollte. Ein Kopfschütteln seinerseits ließ sie mit den Schultern zucken, ehe sie sich eine weitere Schale voll einfüllte und sie dann in einem Zug leerte. Sie genoss das warme Gefühl, welches sich in ihrem Bauch ausbreitete. Tsunade hatte wirklich auf sie abgefärbt, zumindest was den Alkohol betraf. Aber im Gegensatz zu ihrer Shishou vertrug sie bei weitem mehr von dem trüben Reiswein.

 

Kurze Zeit später wurden zwei randvolle Schüsseln Ramen vor ihnen auf die Theke gestellt. »Itadaki-masu«, wünschte Sakura mit einem Zwinkern in Nejis Richtung, ehe sie sich daran machte zu essen. Er erwiderte diese Freundlichkeit und widmete sich dann ebenfalls seinem Essen.

Den letzten Schluck Sake aus der kleinen Karaffe in ihr Schälchen schüttend, sah Sakura noch einmal zu Neji. Sie hatten seit der kleinen Stichelei nicht mehr gesprochen. Es war zwar kein unangenehmes Schweigen, aber selbst wenn der Hyuuga neben ihr nicht der Gesprächigste war, verliefen ihre Treffen doch meist redseliger.

»Was ist los?«, fragte die rosahaarige Kunoichi deswegen bei ihrem Teamkollegen nach.

Scheinbar aus seinen Gedanken hochgeschreckt, antwortete er: »Ich denke nur über die Mission nach.«

»Die Mission, die fehlgeschlagen ist«, stellte die junge Frau unnötigerweise fest, schob aber noch ein »Es war nicht deine Schuld, Neji. Gegen Uchiha Itachi hätte jeder, der nicht zufällig das Sharingan besitzt, alt ausgesehen.« Sie bemerkte, dass sich sein Blick verdunkelte.

»Ich weiß, dir gefällt der Gedanke nicht, dass du gegen einen Uchiha nicht bestehen konntest. Aber wir reden hier nicht von irgendeinem Uchiha. Das war Itachi. Er hat seine ganze Familie umgebracht, nur Sasuke ist noch am Leben. Und das auch nur, weil er ihn verschont hat. Mach dir also bitte keine Vorwürfe«, erklärte Sakura weiter.

Eine kleine Pause entstand, in der Neji wahrscheinlich über ihre Worte nachdachte. Dann erschien ein entschlossener Ausdruck auf seinem Gesicht und er nickte in stillem Einverständnis.

 

Nachdem Sakura auch den letzten Schluck des Sakes getrunken hatte, bezahlten die beiden ihr Essen und den Reiswein bei Teuchi. Danach gingen sie noch ein Stück zusammen, sie mussten beide in dieselbe Richtung.

»Was machst du morgen?«, fragte der junge Mann nach einer Weile, in der sie schweigend nebeneinander her gelaufen waren.

Sakura zuckte mit den Schultern und erwiderte seufzend: »Schlafen.« Er wusste ja nicht, dass sie insgeheim geplant hatte, gleich am nächsten Tag wieder zu trainieren. Das nächste Mal, wenn sie Uchiha Itachi begegnen würde, würde sie nicht verlieren. Und sie hatte keine Zweifel, dass sie ihn wiedersehen würde. Er hatte – wie sie – nach dem feindlichen Shinobi aus Otogakure gesucht. Das konnte einfach kein Zufall gewesen sein. Nein, sie würde ihn ganz sicher wiedersehen, und dann würde sie nicht mehr so schwach sein und ihr Team beschützen.

Als sie vor dem Gebäude angelangt waren, in dem sich Sakuras Wohnung befand, drehte sich Neji zu ihr und verabschiedete sich mit einem einfachen »Ja ne!«

Sie schloss die Eingangstür auf, und war einmal mehr froh darüber, dass sie ihre Schlüssel immer irgendwo in ihren Taschen griffbereit hatte. Wären sie bei ihren anderen Sachen gewesen, die sie auf ihrer Mission zurücklassen musste, hätte sie Ino bitten müssen, ihr die Tür zu öffnen. Die Haruno hatte ihr in weiser Voraussicht einen Zweitschlüssel gegeben, falls ihrer mal abhanden kommen sollte. Die junge Yamanaka war in den letzten Jahren zum Jonin aufgestiegen und hatte sich nach einem Jahr voller Aufträge dazu entschlossen ein Genin-Team zu übernehmen. Manchmal half sie auch – wie Sakura selbst – im Krankenhaus aus. Aber die Haruno hatte das Gefühl, dass Ino mit ihrem jetzigen Leben sehr zufrieden war. Die Missionen, die sie nun mit ihren jungen Teammitgliedern erledigte, dauerten allesamt nicht so lang, es waren ja meistens nur C- und D-Rang-Missionen. Sie war eine gute Iryounin und lehrte einem ihrer Genin sogar die Fähigkeit zu heilen. Ino blühte vollkommen in ihrer Rolle als Sensei auf, so hatte Sakura das Gefühl.

Die Rosahaarige ging den Flur ihrer geräumigen Wohnung entlang und streifte sich im Vorbeigehen die Sandalen von den Füßen. Gleich im Flur befand sich ungefähr auf Augenhöhe ein Spiegel, der von einem bronzefarbenen Rahmen umgeben war. Darunter stand eine beigefarbene Kommode, wo sie Schuhe für viele verschiedene Anlässe aufbewahrte. Auf der Kommode war eine kleine bronzefarbene Schale zu finden, in der sie immer ihren Schlüssel aufbewahrte. Frische Blumen standen in einer Vase daneben. Ino war hier. Sie brachte immer Blumen mit, wenn sie zu Sakura kam, weil sie genau wusste, dass ihre Freundin den frischen Duft und die Farben so sehr mochte. Die beiden Frauen hatten sich wieder angenähert, als Sakura verstanden hatte, dass ihr schwarzhaariger Teamkollege nicht wiederkommen würde. Im Nachhinein schalt sie sich einen Dummkopf, dass sie ihre beste Freundin für einen Jungen aufgegeben hatte. Das hatte Ino wirklich nicht verdient.

Mit diesem Gedanken schnallte Sakura im Gehen ihre ANBU-Schutzweste auf und streifte sie über den Kopf, ihr schwarzes Tanktop folgte. Die langen Handschuhe und grauen Armschützer hatte sie schon vor dem Essen abgelegt und ging nun alles in den Händen haltend direkt ins Bad. Die verstärkte ANBU-Weste, sowie die Armschützer legte sie auf einer Kommode ab, in der ihre ganzen Produkte zum Verwöhnen lagerten. Den Rest ihrer Sachen beförderte sie direkt in den dunklen Wäschekorb, der neben der Waschmaschine stand. Sie ging zur Badewanne hinüber und ließ sich Wasser ein; dazu gab sie Badeschaum, der nach Rosen duftete.

Sakura putzte sich schon einmal die Zähne und ging dann ganz nackt in ihr Schlafzimmer. Dort schaltete sie das Licht ein und seufzte einmal tief. Ihre kleine Wohlfühloase war noch genauso, wie sie sie verlassen hatte. Die Wände waren hauptsächlich weiß, nur eine Wand war in einem dunklen Blau gehalten. An dieser Wand lehnte auch ihr großes Bett mit den weißen Laken darauf. Nur vereinzelt waren noch dunkelblaue Balken an den Wänden zu sehen, die mal parallel, mal senkrecht zum Boden verliefen. In der ganzen Wohnung war dunkles Parkett ausgelegt, welches schon an einigen Stellen knarzte, aber das empfand die Haruno nicht als Makel. Es machte ihre Wohnung noch umso einzigartiger.

Im Prinzip benötigte Sakura so eine große Wohnung überhaupt nicht, da sie ja hauptsächlich auf Missionen war, aber sie hatte sich sogleich in sie verliebt, als Tsunade-shishou sie ihr gezeigt hatte. Sie hatte einen breiten Flur, von welchem das große Wohnzimmer abging. Eigentlich war es eher Wohnzimmer und Küche in einem, da es weder Tür, noch Trennwand gab, die die beiden Bereiche voneinander entzweite. Diesen Raum hatte sie in einen Mix aus Sandfarben, Beige und Braun verwandelt, wobei eigentlich nur das große Sofa und der Teppich vor dem Kamin diesen dunklen Ton hatten. Dort saß sie oft – wenn sie denn mal Zeit hatte – und studierte neue Jutsus oder las ein Buch über Kräuter oder Arzneien. Ihre ganzen Aufzeichnungen lagerten in der großen Bücherregal-Wand, die die Hälfte der Wand neben dem Kamin einnahm. Bevor man in die Küche gelangen konnte, musste man den großen Tisch umrunden, der meistens für Treffen fungierte, wenn Kakashi-sensei, Naruto, Hinata, Neji, Shikamaru, Ino und die Anderen vorbeikamen. Ihr ganzer Jahrgang von der Akademie traf sich regelmäßig, damit sie nicht den Kontakt zueinander verloren. Allerdings fand man nie die Zeit, dass alle gleichzeitig kommen konnten, immer war jemand beschäftigt oder unterwegs.

Die junge Frau hatte noch zwei Gästezimmer, in denen jeweils ein mittelgroßes Bett, ein Schrank, zwei Regal-Reihen, ein kleiner Beistelltisch und ein mannshoher Spiegel standen. Das eine Zimmer war in Rot gestrichen und das andere hatte einen neutralen Gelbton. Beide wurden nach dem Muster ihres eigenen Zimmers gestrichen. Naruto, Ino und Hinata hatten ihr bei der Einrichtung ihrer Wohnung geholfen.

Sie steuerte ihren großen, beigefarbenen Schrank an, der neben dem Regal stand, und nahm sich ein übergroßes, weißes Shirt heraus. Ja, zum Schlafen trug Sakura meistens T-Shirts aus der Männerabteilung. Dazu nahm sie sich aus der Kommode daneben rote Panties und ging dann zurück ins Bad. Dort legte sie alles auf der Kommode ab und stellte das Wasser aus. Im Bad hatte sich schon der große Spiegel beschlagen, der über dem hohen Waschbecken angebracht war.

Die junge Frau kämmte ihre rosanen Haare aus, die bereits ihre Schulterblätter verdeckten. Sie hatte sie wieder etwas wachsen lassen, trug sie aber meistens nach hinten gebunden oder in einem hohen Pferdeschwanz. Danach ließ sie sich in das wohl-duftende, warme Wasser gleiten, welches sogleich den Schweiß und Dreck von ihrer Haut wusch. Sakura tauchte einmal ganz unter, sodass auch ihre Haare von der Feuchtigkeit benetzt wurden, dann griff sie zu dem nach Mango duftenden Shampoo und massierte es in ihre Haare ein. Mit einem Badeschwamm schrubbte sie noch einmal über die Stellen, wo der Dreck hartnäckiger festsaß. Sie nahm die Duschkopf zur Hand und drehte das warme Wasser auf. Mit diesem spülte sie ihre Haare aus und entfernte den Schaum und das bereits braun gefärbte Wasser von ihrem restlichen Körper. Als sie auch damit fertig war, nahm sie den Stöpsel aus der Öffnung und ließ das Wasser ablaufen. Sie stieg aus der Badewanne und stellte sich auf den hellgrünen Ableger, der vor der Wanne lag. Ein großes Badetuch hing griffbereit an einem der Haken, die an der Tür befestigt waren, ein kleineres schlang sich die hübsche Kunoichi um die Haare. Sie trocknete sich sorgfältig ab und cremte sich mit einer Körperlotion ein, dann nahm sie das Handtuch vom Kopf und kämmte sich die nassen Haare aus. Die Sachen, die Sakura sich vorher herausgelegt hatte, fanden den Weg an ihren Körper, sodass nur noch ihre langen, schlanken Beine hervorlugten.

Die Haruno spülte nur noch schnell die Badewanne aus und hängte sie Handtücher zum Trocknen auf. Dann schlenderte sie wieder in ihr gemütliches Schlafzimmer und kuschelte sich unter die frischen, weißen Laken. Binnen Minuten war sie ins Reich der Träume eingetaucht, wo sie hartnäckige purpurfarbene Augen verfolgten.

 

* * *

 

Irgendwann konnte Sakura die Sonne nicht mehr ignorieren, die schon hoch am Himmel stand. Sie hatte letzte Nacht vergessen, die dunklen blauen Vorhänge zuzuziehen, denn jetzt schien die Sonne direkt auf ihr Bett. Die junge Frau grummelte leise vor sich hin und verfluchte innerlich die hellen Strahlen, die auf sie fielen. Sie vergrub ein letztes Mal ihren Kopf in ihrem Kissen und grunzte dann verstimmt. Jetzt reicht es! Sie schlug ruckartig die Decke zurück, an der andauernd jemand zupfte.

»Nani kuso?«, fauchte die rosahaarige Frau.

»Ohayo, Sakura-chan«, antwortete eine dunkle Männerstimme freundlich.

»Baka!«, schimpfte Sakura, zwang sich allerdings die Augen zu öffnen, und schwang gleichzeitig die Beine aus dem Bett, sodass sie auf der Bettkante saß. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen, vergrub kurz das Gesicht in den Händen und gähnte dann lautstark. Danach streckte sie sich ausgiebig, wohl bewusst, dass Naruto noch immer am Fußende des Bettes saß und sie bei ihrem morgendlichen Ritual beobachtete. Das hatte er schon von Anfang an gemacht, und tat es immer noch. Die beiden waren so lange in einem Team gewesen, sie waren fast wie Bruder und Schwester.

»Wie bist du hier reingekommen?«, fragte sie nach ein paar Augenblicken.

»Inos Schlüssel«, beantwortete er ihre Frage schulterzuckend. War ja klar.

»Hast du Hunger? Ich hab Ramen mitgebracht«, fragte er aufgeregt. Mit einem Nicken ihrerseits sprang er auf und sprintete ins Wohnzimmer. Sie folgte ihm schweigend und setzte sich – so wie sie war – an den Tisch.

Als er ihr eine der Schüsseln hinschob, bedankte sie sich mit einem leicht lächelnden »Arigatou gozaimasu« bei ihm und nahm die Stäbchen zur Hand. »Itadaki-masu.«

Sie hatte zwar schon gestern Ramen gegessen, aber Naruto zu Liebe tat sie es gern.

»Eure Mission ist fehlgeschlagen, hab ich gehört?«, sprach Naruto, als Sakura aufgestanden war, um sich ein Glas Wasser einzugießen.

Die junge Frau drehte sich zu ihm um und murmelte ein »Hai.«

»Hinata-chan hat Neji gestern noch getroffen, als er nach Hause kam«, erklärte er sein Wissen.

»Aa«, erwiderte Sakura, dann schlich sich ein Grinsen auf ihre Lippen, »Also hat Hinata mal nicht bei dir übernachtet.«

Naruto schmollte wie ein kleiner Junge, die Unterlippe hervorschiebend und jammerte: »He, ärger mich nicht, dattebayo! Sie war gerade auf dem Weg zu mir, als sie ihn traf.« Sakura lachte ob des »Dattebayo« auf. Diesen Ausspruch benutzte er nur noch selten diese Tage. Aber man konnte es einfach nicht aus seinem Wortschatz verbannen.

»Uchiha Itachi.«

Sakura bemerkte, dass sich ein nachdenklicher Ausdruck auf Narutos Gesicht geschlichen hatte. »Was er wohl wollte?«, fragte er weiter und blickte ihr direkt in die smaragdgrünen Augen. Sie seufzte auf und schloss ihre Augen, schüttelte dann kurz den Kopf.

»Ich habe keine Ahnung«, sagte sie, öffnete ihre Augen dann wieder und murmelte etwas leiser: »Aber ich hab so eine Ahnung, dass wir es bald erfahren werden.« Eine Falte bildete sich zwischen Narutos Augenbrauen, als er sie zusammenzog.

»Woher willst du das wissen?«, fragte er mit diesem – für ihn – äußerst seltenen Gesichtsausdruck.

»Ich weiß nicht.« Eine kleine Pause entstand, in der sich die beiden ansahen. »Ist nur so ein Gefühl.«

 

Nach dem Essen mit Naruto, fand sich Sakura wenig später auf der kleinen Lichtung, die sie als ihren geheimen Trainingsplatz nutzte, wieder.

Zuvor hatte sie sich allerdings die Zähne geputzt, die Haare ausgekämmt und sie schließlich in einem hohen Pferdeschwanz zusammengefasst, und sich normale Trainingskleidung angezogen, die aus einer schwarzen langen Leggins und einem dunkelblauen Top bestand. Die Haruno hatte die Tasche für ihre Kunai um den rechten Oberschenkel geschnallt und die Shuriken-Tasche über ihrem Gesäß befestigt. Auch hatte sie das Tantou auf dem Rücken festgeschnallt, welches sie von Naruto und Kakashi-sensei zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Es hatte einen schwarzen Griff mit goldenen Einarbeitungen und steckte in einer ebenso schwarzen Scheide. Es sah wirklich wunderschön aus, und war richtig eingesetzt ebenso tödlich. Sie schätzte, dass Kakashi-sensei es ausgesucht hatte, da er mehr Erfahrung in der Auswahl dieser Art von Waffen hatte.

Als sie zu ihrem geschickt versteckten Plätzchen aufbrach, mied sie allerdings den direkten Weg durch das Dorf und benutzte stattdessen lieber die Schleichwege, hielt sich hauptsächlich im Schatten auf. Die hübsche Kunoichi wollte kein Aufsehen erregen. Denn genau das würde passieren, wenn sie beispielsweise im schlimmsten Fall Neji über den Weg laufen würde. Er würde entweder selbst mit ihr trainieren wollen oder sie wieder nach Hause schicken und Tsunade-shishou von ihren Aktivitäten berichten. Immer hieß es, dass sie zu viel von sich verlangte. Dabei war Sakura sich sicher, dass sie nicht genug gab und deswegen hinterherhinkte. Vielleicht hatten Sasukes Worte eine viel größere und tiefere Narbe hinterlassen, als sie zuerst angenommen hatte.

»Du bist schwach, Sakura; ein Klotz am Bein.«

Als sie diese Erinnerung in sich aufkommen spürte, zuckte Sakura kurz zusammen. Diese kalten, ruhig gesprochenen Worte hatten ihr damals fast das Herz gebrochen. Besonders, da sie von Sasuke gekommen waren. Sie gaben ihr das Gefühl nutzlos zu sein. Immer schaute sie nur auf die Rücken ihrer beiden Teamkollegen und stand am Rand. Dann als der Schwarzhaarige das Dorf verließ, ohne, dass sie ihn hätte aufhalten können, hatte sie sich geschworen sich nie wieder so zu fühlen. Sich nicht selbst aufzugeben. Denn sie war alles andere als schwach. Genauso wie Naruto niemals schwach gewesen war; er hatte immer an sich geglaubt und war auf dem besten Weg dahin seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen! Der Wille sein Ziel im Leben zu erreichen, war der Grund weiterzumachen. Über seine Grenzen hinauszuwachsen und besser zu werden. Allein der Wille war es, der einen vorantrieb und stark machte.

Jetzt saß sie hier, in dem hohen Gras in der Mitte der Lichtung. Ihre smaragdgrünen Augen geschlossen und nur einzelne Strähnen ihres exotischen Haars lösten sich aus dem Zopf, während der Wind sanft wehte. Es war nicht so warm wie gestern, was sie wahrscheinlich dem kleinen Lüftchen zu verdanken hatte, das wehte. Aber heute war es ebenso herrliches Wetter, keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen und die Sonne schien hell.

Sakura saß im Schneidersitz, der Rücken gerade, die Brust leicht herausgestreckt und die Schultern etwas zurückgenommen. Die junge Frau versuchte sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren, die einzelnen Geräusche der Tiere und der Pflanzen, die leicht im Wind raschelten, herauszufiltern und zuzuordnen.

Sie hatte sein Chakra schon gespürt, bevor er überhaupt den Rand der Lichtung erreicht hatte. Für einen Shinobi von Chunin-Rang wäre es beinahe unmöglich gewesen seine Präsenz wahrzunehmen, ein Jonin hätte Schwierigkeiten gehabt sein Chakra zu bemerken, eine Iryounin ihres Rangs vernahm jedoch dieses Kribbeln auf der Haut, welches sich ausbreitete, wenn man anderes Chakra wahrnahm. Schlicht ausgedrückt: Für sie war es ein Leichtes, die anderen mussten sich sehr darauf konzentrieren. Die einzige Frage, die sich ihr nun aufdrängte war: Was zum Henker tat er unmittelbar vor den Toren Konohas? So waghalsig kann doch noch nicht einmal Uchiha Itachi sein.

 

Keine Regung ihrerseits, sie saß einfach weiter mit geschlossenen Augen im Gras und versuchte zu meditieren. Kerzengerade war ihre Haltung, die sie nun schon seit er angekommen war aufrechterhielt. Itachi saß auf einem der umliegenden Bäume, hatte das rechte Bein angewinkelt und seinen rechten Arm auf das Knie gebettet. Das Kunai, welches in seiner Hand lastete, glitt zwischen seinen Fingern hindurch, ohne ihn aber zu verletzen. Er spielte mit dem Gedanken es zu werfen und sich somit bemerkbar zu machen.

Er zielte direkt auf ihren Kopf; sie saß mit der Seite zu ihm. Dadurch, dass sie dunkle Kleidung trug konnte er sie gut in dem hellen Gras ausmachen. Sein Sharingan war trotz dessen aktiv. Der Schwarzhaarige hatte keine Zweifel daran, dass dieses Mädchen ihm gefährlich werden konnte. Und doch war er freiwillig zu ihr gekommen. Er konnte sich nicht selbst darum kümmern.

Sie parierte sein Kunai mit ihrem eigenen. Für die meisten wäre es unverständlich, hatte sie sich doch kaum bewegt. Doch das stimmte nicht. Die junge Frau unter ihm war einfach nur schnell, grenzte schon fast an Kakashis Schnelligkeit. Es verwunderte ihn nicht sonderlich, wusste er doch, dass sie in seinem Team gewesen war.

Ein genervtes Seufzen glitt über ihre Lippen, als sie diese öffnete und fragte: »Was möchtest du, Itachi-san.« Sie war wütend, nur unterschwellig, aber wahrscheinlich nahm sie es ihm übel, dass er ihren Teamkollegen mit dem Tsukuyomi attackiert hatte.

»Reden«, kam die schlichte Antwort von ihm.

 

Ein Stirnrunzeln bildete sich auf ihrem Gesicht, während sich ihre Augenbrauen zusammenzogen, sodass eine Falte dazwischen entstand.

Sakura wusste, er hatte eine gute Sicht auf ihr Profil, weswegen sie ein Auge öffnete und ungläubig fragte: »Reden?« Nach einer kurzen Pause fragte sie weiter: »Worüber?« Ihr Auge verengte sich unmerklich, als sie diese skeptische Frage stellte.

»Über die Informationen, die ich erhalten habe«, antwortete er geschmeidig. Seine ruhige, tiefe Stimme hinterließ eine Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper. Noch nie hatte sie einen solch tiefen Bass vernommen, der ihr angenehm war. Und das war Itachis Stimme für sie. Über die Maßen angenehm.

»Warum solltest du deine Informationen mit Konoha teilen wollen?«, fragte Sakura dennoch skeptisch weiter und zog eine feine Augenbraue in die Höhe.

»Das ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass ich es tue«, erklärte er geschmeidig, »Es handelt sich dabei, um Informationen über zwei Nukenin von Konoha.«

»Lass mich raten: Orochimaru und Sasuke«, erwiderte sie nun mit zwei geöffneten Augen, das Stirnrunzeln jedoch blieb.

Mit einem leisen »Hai« bestätigte Itachi ihre Schlussfolgerung und sprang leichtfüßig von dem Ast, auf dem er noch vor ein paar Sekunden gesessen hatte.

»Richte Tsunade-sama und Jiraiya-sama aus, dass es so weit ist. Orochimaru möchte Sasukes Körper für sich beanspruchen«, sagte er mit einem Kopfnicken in ihre Richtung. Glühend rote Sharingan blickten ihr entgegen, als er die Information preisgab. Ein heißer Schauer jagte ihr bei seinem Anblick die Wirbelsäule hinab, ehe sie sich für einen kleinen Moment anspannte.

»Hai«, nickte sie zustimmend in seine Richtung.

Er hatte sich bereits abgewandt, sah aber noch einmal zu ihr zurück und sagte zum Abschluss: »Und sag deinem hitzköpfigen Freund, dass er sich in Acht nehmen soll. Uchiha Sasuke ist nicht mehr der, den ihr einst kanntet, Haruno Sakura.« Zum Schluss hin wurde seine Stimme immer leiser, aber sie registrierte dennoch, wie er ihren Namen aussprach. Die Buchstaben rollten über seine Zunge als würde er jeden einzelnen von ihnen mit ihr liebkosen wollen. Sie erschauderte abermals und sah ihm nach, wie er langsam die Lichtung verließ.

»Kuso«, verfluchte Sakura Sasukes Dummheit und sprang ebenfalls auf, um die Nachricht zu überbringen. Aber wie sollte sie erklären, dass sie Uchiha Itachi getroffen, mit ihm geredet hatte und heil – ohne einen Kratzer – davongekommen war? Wenn sie preisgab, dass sie nicht gegen ihn gekämpft hatte, um des Dorfes Willen, würde die Hölle los sein. Egal. Hätte sie gegen ihn gekämpft, hätte Konoha eine tote Iryounin mehr. Das wäre wohl nicht in ihrem Sinne.

Haruno Sakura verließ die Lichtung und nahm den schnellstmöglichen Weg zurück nach Konoha, und zum Hokage-Turm. So wie sie war, sprintete sie die Dächer von Konoha entlang, was nicht wirklich unüblich war in einem Dorf, welches Shinobi ausbildete. Was unüblich war, war, dass es Sakura war, die sich so beeilte. Sonst war sie stets ruhig und nahm sich Zeit. Dass die junge Frau so in Eile war, bedeutete nichts Gutes!

Erst als sie am Hokage-Turm angekommen war, drosselte sie ihr Tempo und ging schnellen Schrittes den Flur entlang. Kurz vor Tsunades Tür, vernahm sie, dass diese geöffnet wurde und Jiraiya in den Flur hinaustreten wollte.

Die Rosahaarige jedoch hielt ihn auf, indem sie sagte: »Ich habe eine Nachricht an die Godaime und dich, Jiraiya-sama, zu überbringen.« Danach wandte sie sich zur offenstehenden Tür. Tsunade-shishou saß hinter ihrem breiten Schreibtisch und sah skeptisch zu ihrer einstigen Schülerin auf. Mit einem knappen Nicken erklärte ihre Shishou, dass beide wieder eintreten sollten.

»Nun … Was ist es, dass du ausrichten sollst? Und von wem?«, fragte die blonde Frau vor ihr, während Jiraiya sich an ihre Seite stellte und jede Regung der beiden Frauen registrierte.

»Uchiha Itachi war bei mir«, erklärte die rosahaarige Kunoichi daraufhin. Es hätte nichts gebracht zu lügen. Irgendwann flog alles auf. Lieber jetzt als später.

Die Godaime Hokage sog scharf die Luft ein, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und zog die Augenbrauen zusammen, sodass eine Falte zwischen ihnen entstand.

»Wann war er bei dir, Sakura?«, fragte daraufhin Jiraiya, der sie ernst ansah und ebenfalls grübelte.

Sakura verschwendete keine Minute und erwiderte: »Gerade eben. Ich habe trainiert, und er … Er hat mir dabei zugesehen.«

»Einfach nur zugesehen?«, fragte Tsunade-shishou nach, deren Augenbrauen nun perplex in die Höhe schossen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Ältere der beiden Uchiha-Brüder ihr einfach nur zuschaute, wie sie trainierte.

Die junge Haruno nickte und stimmte ihr mit einem festen »Hai« zu.

»Und die Nachricht, die du uns überbringen sollst?«, fragte Jiraiya schließlich, um zum eigentlichen Thema zurückzukehren.

»Uchiha Itachi sagte, dass Orochimaru in naher Zukunft plane Sasukes Körper in Anspruch zu nehmen. Ich denke, er hat diese Information von dem Nukenin aus Otogakure. Ich wüsste nur nicht, was ihm das bringen sollte. Immerhin hegt Uchiha Itachi keine familiären Bande mehr«, erklärte Sakura allen Teilnehmenden.

»Da magst du recht haben, aber er hat Sasukes Hass auf sich nicht umsonst geschürt. Uchiha Itachi verfolgt durchaus einen Plan mit seinen Taten, nur ist es uns bisher nicht möglich gewesen diesen zu entziffern.« Die Worte »Und uns wird es bestimmt auch nie gelingen« hingen in der Luft, als Jiraiya seine Erkenntnis mit den beiden Frauen teilte, die sich so ähnlich waren wie Mutter und Tochter.

Dann trat Stille zwischen die drei Anwesenden, bis die Godaime ihre Stimme erhob und Sakura mit den Worten »Du kannst nun gehen, Sakura. Ich werde dich ob meiner Entscheidung auf dem Laufenden halten« verabschiedete.

»Hai, Tsunade-sama. Jiraiya.« Mit einer tiefen Verbeugung verließ Sakura den Raum und machte sich zu ihrer Wohnung auf. Es hatte ja doch keinen Zweck. Sie würde beim Training immer nur Itachis durchdringenden Blick auf sich spüren, selbst, wenn er nicht anwesend sein würde.

 

* * *

 

»Mir gefällt die Sache nicht«, gab seine ehemalige Teamkollegin zu und starrte grübelnd vor sich her.

»Welche Sache meinst du genau? Die, die Orochimaru betrifft, oder die Tatsache, dass Itachi nun innerhalb von zwei Tagen zweimal auf Sakura getroffen ist, sie regelrecht aufgesucht hat?«, fragte er neugierig nach. Er musste sagen, Sakura war beunruhigend ruhig geblieben. Schlimmer noch, sie war unverletzt gewesen, als sie die beiden Sannin aufgesucht hatte.

»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was von beidem schlimmer ist, aber wir müssen auf Sakura aufpassen. Das kann nicht gut ausgehen, schon gar nicht, wenn ein Uchiha in die Sache involviert ist«, wollte Tsunade ihre Überlegungen erklären.

»Was wirst du also tun, Tsunade«, fragte ihr langjähriger Freund nach.

»Du wirst selbst gehen. Nimm Naruto mit, vielleicht kann er Sasuke zur Vernunft bringen. Und nimm Kakashi mit, seine Ninken werden helfen. Geht nach Otogakure und nehmt dort Orochimarus oder Sasukes Fährte auf. Orochimaru darf keinen neuen Körper bekommen. Sorg dafür, dass dieser Bastard gefälligst seine Finger von Sasuke lässt«, orderte die blonde Frau mit grimmigem Gesichtsausdruck.

Er wusste, dass diese Wut nicht gegen ihn gerichtet war, aber eine wütende Tsunade gefiel ihm ganz und gar nicht, weswegen er nur mit einem »Hai« in ihre Richtung die Tür ansteuerte. »Ich werde Naruto und Kakashi Bescheid sagen. Wir verlassen das Dorf morgen früh. Was wirst du bezüglich Sakura tun? Sie wird nicht erfreut sein.«

»Ich weiß«, erklärte die Godaime, »Aber ich will sie im Dorf wissen. Wo ich sie im Auge behalten kann.«

»Das hat Itachi nicht aufgehalten, sie heute aufzusuchen«, stellte Jiraiya unnötigerweise klar.

Mit einem Blick, der Blitze auf ihn abfeuerte, presste sie zwischen ihren vollen Lippen ein »Ich weiß« hervor.

Er hob die Hände und setzte ein »Ich mein ja nur. Wenn Uchiha Itachi Sakura sehen möchte, wird ihn keiner davon abhalten können, das ist dir doch wohl klar, oder?« hinterher.

Ein fast schon geflüstertes »Hai« fand den Weg zu seinen Ohren. Tsunades Miene war nun nicht mehr wütend, sondern eher besorgt. Jiraiya wusste, wie sie sich fühlte, denn genauso würde er auch empfinden, wenn es um Naruto ginge.

Der Weißhaarige wandte sich nun gänzlich um, um ihr Büro zu verlassen, als er Tsunades leise Worte vernahm: »Sei vorsichtig, Jiraiya.«

»Bin ich das nicht immer«, erwiderte er ebenso leise, bevor er die Tür öffnete und auf den langen Flur trat.

 

* * *

 

Zu Hause angekommen, streifte sich Sakura ihre Shinobi-Sandalen von den Füßen und ging in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen. Als sie jedoch den Kühlschrank öffnete, offenbarte sich ihr gähnende Leere. Sie hatte nie viel im Haus, aber es reichte eigentlich immer, um zwischen den Missionen über die Runden zu kommen.

Einen Entschluss fassend, knallte sie die Tür des Kühlschranks wieder zu. Die junge Frau würde erst einkaufen gehen. Sie hatte echt keine Lust schon wieder in einem Shop oder Restaurant zu essen, da konnte sie auch mal wieder selbst Hand anlegen.

Zurück in ihrem Flur legte sie ihre ganzen Waffen ab, schnappte sich dafür aber ihr Geld und verschwand dann wieder auf die Straßen Konohas, wo zu dieser Zeit viele ihre Einkäufe erledigten.

Sie steuerte einen der nahegelegenen Supermärkte an, damit sie die Einkäufe nicht so weit schleppen musste.

»Aa, Sakura. Gehst du einkaufen?«, fragte eine tiefe, männliche Stimme neben ihr. Sie wandte sich ihr zu und erkannte Neji. Die junge Frau hatte gar nicht auf ihre Mitmenschen geachtet, hatte sie doch zu großen Hunger als dass sie sich mit Förmlichkeiten aufhalten könnte.

»Hai, ich muss meine Vorräte wieder etwas auffüllen«, erklärte sie, während sie sich wieder in Bewegung setzte. Neji folgte neben ihr und sie betraten gemeinsam den Laden nach wenigen Minuten.

»Ist irgendwas passiert?«, fragte der Dunkelhaarige dann und sah sie aufmerksam an. Seine hübsche Teamkollegin sah zerzaust aus. Einige Strähnen hatten sich aus ihrem hohen Zopf gelöst und hingen nun hinter ihren Ohren, ihre Kleidung war etwas zerknittert und an einigen Stellen dreckig.

»Warst du trainieren?«, schob er die nächste Frage hinterher, diesmal etwas tadelnd. Seine hellen Augen fixierten ihre smaragdgrünen Iriden, während sie sich einen Korb nahm, um dort ihre Einkäufe hineinzupacken.

Mit einem Seitenblick sah sie Neji an, dessen Stimme einen tadelnden Ton angenommen hatte und antwortete gezwungenermaßen: »Hai, und dann war ich bei Tsunade-shishou.«

»Was wollte sie von dir?«, erkundigte er sich mit hochgezogener Augenbraue.

»Ich sollte nur eine Information übermitteln. Nichts Weltbewegendes«, winkte sie ab und ging zu einem der Regale hinüber, in denen verschiedene Sorten Reis standen. Sie nahm sich vier Packungen heraus und legte sie in ihren Korb.

»Was hast du bis jetzt gemacht?«, fragte sie dann, um das Thema schnellstmöglich wechseln zu können.

»Ich hab bis eben mit Hinata-sama trainiert«, sagte er beiläufig. Sakura sah an ihm herab. Seine helle Kleidung, wie er sie immer trug, wenn sie innerhalb des Dorfs waren, war kaum dreckig oder knitterig, so wie ihre. Und sie hatte eigentlich nur meditiert und war gerannt.

»Wie macht sich Hinata?« Was für ein seltsames Gespräch. Frage, Antwort, dann wieder eine Frage und eine weitere Antwort. Der Hyuuga war nicht der Gesprächigste, aber normalerweise gehörte dieses Frage-Antwort-Spiel nicht so zu seinen Eigenheiten.

»Sie wird besser. Ich glaube, dass es an Naruto liegt. Sie möchte ihm ebenbürtig sein, habe ich so das Gefühl. Dieses Verhalten erinnert mich ein bisschen an dich«, stellte er fest und um seine Mundwinkel zuckte ein kleines Lächeln.

Sie seufzte und lächelte dann ebenfalls sanft. »Da magst du schon recht haben.« Wenn es zu Hinata kam, hatte Sakura schon immer das Gefühl gehabt, dass sie sich in diesem Punkt stark ähnelten. Aber anders als Sakura musste Hinata außerdem dem Druck ihres Clans – und besonders dem ihres Vaters – standhalten. Sie war die nächste im Stammbaum und sollte das Erbe des Hyuuga-Clans weiterführen. Allerdings war, wenn es zum Kämpfen kam, ihre kleine Schwester Hanabi, ein Naturtalent. Wie Neji. Hinata wusste, dass sie sich irgendwann beweisen musste, weswegen sie auch so hart mit ihrem Cousin trainierte.

»Hier, halt mal«, bat Sakura den Hyuuga und drückte ihm sogleich den vollen Korb in die Arme. Sie nahm noch ein paar Utensilien zum Essen aus dem Regal und ging dann mit ihm zusammen zur Kasse, wo sie ihren Einkauf bezahlte.

Draußen an der frischen Luft begleitete Neji sie auch weiterhin und trug einige ihrer Tüten. Sie hatte mehr gekauft als erwartet, aber so würde es eben länger vorhalten. Der dunkelhaarige Hyuuga beschwerte sich nicht, dass er ihre Einkäufe nach Hause tragen musste. Er beschwerte sich eigentlich nie, zumindest nicht, wenn es um die Rosahaarige ging. Neji war wirklich ein Rätsel für sie. Und gerade deswegen mochte sie ihn so sehr. Mit ihm wurde es nie langweilig. Auch, wenn sie schwiegen, kam es ihr nicht unangenehm vor. So war er eben. Und sie genoss es insgeheim, dass sie nicht so viel miteinander sprachen. Bei ihm konnte sie sich entspannen und auch einfach mal abschalten. Sakura fragte sich, ob er das wusste. Ob er wusste, dass er und Shikamaru ihr Ruhepol waren. Sie hoffte es, denn sie wollte nicht, dass sich einer der beiden nicht wichtig fühlte. Beide waren für die junge Haruno wie Brüder. Brüder, die sie beschützten. Anders als Naruto, der das ganz offensiv kundgab. Die beiden dunkelhaarigen Männer taten es ganz unbewusst, indem sie ihr als Teammitglieder zur Seite standen, sie als Freunde kritisierten, aber auch mit ihr zusammen lachten und sie als Menschen akzeptierten. Mit all ihren Fehlern und kleinen Macken. Sie liebte die beiden, von ganzem Herzen.

»Neji«, wandte sich die junge Frau an ihn, »Arigatou.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Cosmoschoco1209
2019-04-04T08:10:01+00:00 04.04.2019 10:10
Gänsehaut pur, da denkt man sie schaffen es rechtzeitig mit dem Nuke-nin zu entkommen und dann werden sie auf simpelste Art fertig gemacht. Was mich überrascht hat, ist das Sakura sich entschied die anderen zu beschützen. Also klar, die Menschen die sie liebt und ihr Dorf zu beschützen, dass hat sie auch schon getan früher, aber man merkt richtig wie erwachsen sie geworden ist. Hätte natürlich auch blöd ausgehen können, wenn er sie noch schnell gefangen gehalten hätte, hätte sie nicht einfach so ihn verfolgen können. Wahnsinns Kapitel, Daumen hoch von mir.
Antwort von:  Victualia
25.04.2019 11:21
Vielen lieben Dank für den süßen Zuspruch. Das war das erste Mal, dass ich mich an etwas Ähnliches wie eine "Kampfszene" herangewagt habe, und ich muss ehrlich zugeben, dass es keine leichte Geburt war :D
Aber es ist schön zu lesen, dass es dir gefallen hat ;)
Von:  Inara
2017-02-13T20:34:26+00:00 13.02.2017 21:34
Das gibt sicher einen Satz heiße Löffel. Tsuna kann so schön ausrasten. Hoffentlich bleibt sie fair. Ita ist schließlich kein leichter Gegner.
Antwort von:  Victualia
14.02.2017 01:04
Ja, das kann sie in der Tat, was? :D Aber ich kann dir versichern, dass sie Sakura auf keinen Fall schaden möchte. Wenn dann würde sie sie eher beschützen ...
Von:  jillianZ
2017-01-27T06:31:45+00:00 27.01.2017 07:31
Das das kann ja heiter werden. Bin mehr als gespannt. Lg ❤
Antwort von:  Victualia
27.01.2017 22:45
Oh ja, das kann heiter werden :D
Es geht heute noch weiter, das ist klar.
Liebe Grüße
Victualia
Von:  Anitasan
2017-01-26T17:37:09+00:00 26.01.2017 18:37
Na das gibt Ärger.
Tsunade ist ja außer sich.
Ob Sakura sich vor Itachi doch ncoh beweisen kann?
Ich bin schon gespannt wie es weiter geht und freue mich mega auf das nächste Kapitel.
Also bis dann.
Gruß Anitasan
PS: Wird Itachi durch Sasukes Hand streben? Ich will nur wissen ob es für das Paaring Sakura/Itachi ein Happy End gibt.
Ich liebe dieses Paaring und hoffe das sie zusammen sein können.
Antwort von:  Victualia
26.01.2017 19:11
Ja, Tsunade scheint nicht gerade begeistert.
Das wird sie mit Sicherheit, immerhin wird diese Fanfiktion noch einige Kapitel enthalten ...
Schön, dass dir bis jetzt alles gefällt. Das freut mich wirklich sehr :)
Liebe Grüße
Victualia

PS: Ich kann nur sagen: Es wird kein Happy End im eigentlichen Sinne sein. Aber Itachis Tod werde ich noch nicht bestätigen.
Antwort von:  Anitasan
26.01.2017 19:33
Das klingt nicht gerade positiv.
Ich liebe Happy Ends und diese Paaring sterben zu sehen oder einen von ihnen klingt grausam.
Auch wenn ich weiß das im Original es so kommt, kann ich es fast nicht ertragen, weil ich finde Itachi hat das nicht verdient.
In meinen FF`s die ausschließlich von diesem Paaring handeln, bring ich es auch nicht übers Herz alles im Drama enden zu lassen, gebe ich offen und ehrlich zu.

Ich werde deine FF so oder so bis zu Ende lesen, versprochen denn ich lese nicht nur wegen der Happy End Garantie sondern weil ich diese Paaring liebe und vor allem Lemons davon. Wenn einer von ihen in deiner Ff stirbt muss ich das akzeptieren aber ich kann es fast nicht sehen. Bitte bitte tuh mir das nicht an, das ist grausam. (Ich weiß ich bin schlimm)

Im übrigen würde ich mich freuen wenn du auch mal bei mir vorbeischaust, sofern du Lust hast.
Antwort von:  Victualia
27.01.2017 22:44
Natürlich hat Itachi das nicht verdient, da stimme ich dir voll und ganz zu, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert, und das macht es nur umso spannender.
Schön, dass du dich davon nicht beeinflussen lässt. Auch ich liebe dieses Pairing und lese sehr gerne Lemons, deswegen werden auch einige in dieser Fanfiktion zu finden sein. Allerdings wird hauptsächlich die Handlung im Vordergrund stehen, ich hoffe das ist verständlich.
Ich werde sicherlich mal durch deine Fanfiktions stöbern, wenn du dieses Pairing genauso hypst wie ich ;)
Liebe Grüße
Victualia


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