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Das wundersame Leben des Makkachin N.

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Das wundersame Leben des Makkachin N.

Das mit Boston war ja mal ein kompletter Reinfall. Dabei hatte ich mir den Plan so schön zu Recht gelegt: Wenn Viktor und Yuri die Sachen für ihre Reise nicht finden, können sie nicht fliegen. Ganz einfach. Dummerweise hat Viktor mich erwischt. Dummerweise habe ich mich erwischen lassen. Und dann waren sie weg. Wieder.

Wieder war ich Milana, der Hundesitterin, ausgeliefert. Sie kommt vorbei, schläft für ein paar Tage bei uns und geht weiter zur Uni. Für sie ändert sich wenig. Für mich alles. Ich kann nicht mehr neben Yuri schlafen, oder neben Viktor. Joggen fällt auch weg, da Milana das nicht macht. Wenn ich an diesen Tagen, an denen Viktor weg ist, renne, dann allein. Selbst in Japan ist Yuko oft auf ihrer Joggingrunde beim Onsen vorbei gekommen und hat mich mitgenommen. Und wenn keiner Joggen ging, hatte ich wenigstens den Garten.

Zum Glück ist die Hundesitterin ein wenig intelligenter als die meisten Menschen. Sie weiß, dass ich sehen will, wie Yuri sich bei der WM schlägt und schaut mit mir die Wettbewerbe an. Das machen wir seit Jahren so. Damals lag eine Zeitschrift herum, auf deren Cover Viktor war. Er war beim Grand Prix, sie im ersten Semester und ich allein. Ich habe ihr Viktors Bild vor die Nase gehalten und sie hat verstanden. Seit dem sucht sie für mich immer nach einer Möglichkeit, ihn laufen zu sehen. Dafür liebe ich sie. Und dafür, dass sie die Futterportionen etwas größer macht als Viktor. Schöner wäre es, wir könnten ganz auf sie verzichten.

Wenn ich an normalen Tagen allein bin und Viktor zurück kommt, bin ich schnell bei ihm, in der Hoffnung, ein paar Streicheleinheiten extra zu bekommen. Ist er weg, interessiert es mich wenig, dass sich der Schlüssel im Schloss dreht und die Tür aufgeht. Um diese Zeit kommt Milana in ihrer Mittagspause her, wir gehen kurz raus, ich bekomme mein Mittagessen und bin bald wieder allein. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich im Bett, heute in Viktors. Ja, ich habe einen Hundekorb, aber wer will da schon drin hocken, wenn er das große Bett haben kann, dass nach seinem Lieblingsmenschen riecht? Eben.

Der Schlüssel dreht sich, die Wohnungstür öffnet sich und ich warte auf die vertraute Frauenstimme, die durch die Wohnung ruft: „Makkachin, wo hast du dich versteckt?“

Die Stimme kommt nicht, und auch nicht das Abwerfen ihres Rucksacks im Flur. Dafür höre ich sie lachen, höre Rollkoffergeräusche. Ich rieche ihn. Ich werde von der Bettdecke gefangen gehalten und lande unsanft neben dem Bett.

Während ich noch mit der Bettdecke streite, wird sein Geruch stärker. Sein Lachen erfüllt den Raum, aber die Decke will mich nicht loslassen, egal, wie sehr ich zubeiße.

„Halte still, Makkachin“, lacht er und hilft mir beim Kampf gegen die Decke.

Er drückt sein Gesicht in mein Fell, lachend, fröhlich, glücklich. So wirkt er jedenfalls. Er löst sich, nimmt mein Gesicht in seine Hände und strahlt mich an.

„Hast du mich so sehr vermisst?“, lacht er.

„Natürlich“, antworte ich, auch wenn er nur „Wuff“ versteht. Menschen...

Er lacht weiter, seine Augen strahlen wie selten zuvor. Ich glaube, so glücklich sehe ich ihn das erste Mal. Ob es etwas damit zu tun hat, dass Yuri gewonnen hat?

Um ihm zu zeigen, dass mir das gefällt, lecke ich ihm das Gesicht ab. Er lacht noch mehr.

„Und ich?“, lenkt Yuris Stimme mich ab. Auch er lacht und sieht glücklicher aus als zuvor. Glücklicher als in Japan sogar.

Yuri steht ihn der Tür und wenn er auch will, dann werde ich dem sicher nicht im Weg stehen. Ich glaube, ich habe etwas zu viel Schwung drauf... jedenfalls landen wir auf dem Boden, der besten Position, um einem Menschen seine Liebe zu zeigen und ihm das Gesicht abzuschlecken. Das lachen der beiden klingt wie das Öffnen der Leckerlidose in meinen Ohren.

In diesem Moment gibt es wohl keinen glücklicheren Hund auf der Welt. Mein Lieblingsmensch und sein Lieblingsmensch sind zurück und in der Küche höre ich Milana die Hundefutterdose öffnen.

Während ich schließlich mein Mittagessen vernichte und Yuri Klamotten in die Waschmaschine wirft, höre ich einen Satz, der mir Hoffnung für die Zukunft gibt: „Ich weiß nicht, wann wir dich wieder brauchen.“

Viktor sagt ihn zu Milana.

Dann die Antwort: „Ich hoffe gar nicht. Ich habe schon eine Jobzusage in Moskau, obwohl meine Abschlussarbeit noch nicht abgegeben ist. Ich komme aber auf jeden Fall noch einmal vorbei, um mich ordentlich von Makkachin zu verabschieden.“

Ich tue so, als hätte ich sie nicht gehört, als würde ich nur ans Futter denken, nicht an „Keine Wettbewerbe im Winter?“. Als würde mein Herz nicht vor Freude zerspringen bei dieser Vorstellung.

Kaum ist Milana weg, zieht Viktor Yuri zu sich und leckt ihm das Gesicht ab. Ach nein, er schiebt ihm nur seine Zunge in den Mund. Küssen nennen sie das. Versteh einer diese Menschen, ablecken macht doch viel mehr Spaß...

Was die beiden da machen, wird immer merkwürdiger: Viktor schiebt seine Hände unter Yuris Pullover und ich glaube, Yuri würde gern protestieren, seufzt aber nur zufrieden und lehnt sich näher zu Viktor. Dann fängt Viktor an, Yuris Hals abzulecken – was auch immer er damit ausdrücken will – und Yuri dreht den hochroten Kopf in meine Richtung.

„Viktor“, flüstert er. „Nicht hier.“

„Was?“ Viktor ist sichtlich verwirrt, bis Yuri auf mich zeigt.

Was bitteschön habe ich denn falsch gemacht?

Lächelnd nimmt Viktor Yuris Hand und zieht ihn ins Schlafzimmer. Er schließt die Tür.

Was soll das? Wieso? Ich dachte, wir gehen in den Park spielen? Viktor hat es mir doch in der Nacht vor dem Abflug nach Boston versprochen. „Wir spielen, wenn wir wieder da sind, versprochen.“

Warum erinnert er sich nicht mehr daran? Oder denkt er, ich hätte es vergessen? Was ist in Boston passiert, dass sie mich nicht mehr bei sich haben wollen? Haben sie mich denn gar nicht vermisst?

Na gut, dann warte ich eben hier bis es eine Erklärung gibt.Vor eurer Tür, aus der so komische Geräusche kommen. Ich höre immer merkwürdigere Dinge: Seufzen, Lachen, Stöhnen, Yuri, der vorwurfsvoll „Viktor!“ sagt, nur um gleich wieder zu lachen. Schließlich wird es mir zu bunt. Die beiden klingen, als hätten sie Schmerzen, sie stöhnen nur noch wie Viktor, wenn er eine Grippe hat. Ich muss einschreiten.

Die Türklinke funktioniert nicht. Sie haben wirklich abgeschlossen. Also bellen und versuchen, die Tür doch mit den Pfoten aufzuschieben.

Die Geräusche verstummen, dafür fangen sie an zu reden.

„Das ist Makkachin“, sagt Viktor.

„Warum macht er plötzlich so einen Lärm?“, wundert Yuri sich.

Ein lautes Seufzen. „Ich habe ihm versprochen, mit ihm zu spielen, wenn wir wieder da sind.“

„Dann solltest du das auch tun“, antwortet Yuri und ich meine, Enttäuschung zu hören.

„Und wann spielen wir weiter?“, will Viktor wissen und die Tür geht endlich auf.

Viktor steht nur in seinen engen Boxershorts vor mir und sieht mich ziemlich sauer an. Ihm scheint nicht wehzutun, auch wenn er eine merkwürdige Beule in der Unterhose hat, die sonst nicht da ist, aber auch schon wieder kleiner wird. Yuri dagegen sitzt mit knallrotem Kopf auf dem Bett und zieht Viktors Pullover über, auch er sonst nur in Boxershorts. Er wirkt gar nicht glücklich über was auch immer hier passiert ist, also springe ich zu ihm aufs Bett und lecke ihm zum Trost das Gesicht.

„Makkachin“, seufzt er und umarmt mich.

Sag ja, dass alles besser ist, wenn ich da bin.

„Du hast uns wirklich vermisst, oder?“, fragt Yuri.

Um mein gebelltes Ja zu unterstreichen, lecke ich ihm wieder das Gesicht ab.

Viktor lässt sich seufzend neben uns fallen. Auch sein Gesicht lecke ich ab, um ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn vermisst habe.

„Soll das jetzt eine Entschuldigung sein?“, fragt er nur.

Entschuldigung? Wofür soll ich mich entschuldigen? Ich habe euch vor Schmerzen bewahrt und vor einer Unterkühlung wahrscheinlich auch, wo ihr doch beide nur Unterwäsche an habt. Warum sind Menschen eigentlich immer so schwer von Begriff?

„Ach, komm her, du Fellknäuel“, lacht Viktor dann doch und zieht mich in seine Arme. „Ich habe dich doch auch vermisst.“

Das hört Hund doch gerne.
 

Noch besser wird es, als die Sonne durchs Fenster scheint, von einem Himmel, der bis vor kurzem noch grau war.

„Wollen wir spielen gehen?“, fragt Viktor mit Blick aus dem Fenster.

Bellend gebe ich meine Zustimmung.

„Ich fürchte, Makkachin wird erst recht sauer, wenn wir das nicht tun“, lächelt Yuri und krault dabei mein Ohr. Recht hat er.

Eine halbe Stunde später liegen Yuri und ich im Schnee. Es ist noch einmal kalt und weiß geworden in den letzten Tagen und weiß ist jetzt auch mein Fell und Yuris Mantel. Viktor lacht und Tränen laufen ihm über die Wangen. Lachen und Weinen zugleich... Menschen können Gefühle wirklich auf merkwürdige Art miteinander kombinieren...

Yuri bläst die Wangen auf und zieht Viktor zu uns runter, was ihn nur noch mehr lachen lässt. Genau der richtige Moment, um ihm zu zeigen, wie lieb ich ihn habe. Es gibt einfach keine falsche Zeit fürs Gesichtlecken. Und das fröhliche Lachen der beiden ist sowieso das schönste Geräusch der Welt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2017-01-22T14:14:00+00:00 22.01.2017 15:14
schreib ruhig noch weiter solche Sachen mit den Hund <3

wirklich herzallerliebst
Von: abgemeldet
2017-01-19T11:50:14+00:00 19.01.2017 12:50
voll schön! <3 und dieser Hund erst :D
Antwort von:  NaokoSato
19.01.2017 14:11
Danke schön ^^
Von: Hinata_Shouyou
2017-01-18T13:31:02+00:00 18.01.2017 14:31
xDD
Wieder so ein süßes Kapitel~
|3
aww das ist so süß
tehehe...
*hg*
Antwort von:  NaokoSato
18.01.2017 22:04
Danke ^^


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