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Ta Sho

die Outtakes
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Stück gehört zum ersten Teil von Ta Sho. Es ist ein Zwischenstück, das leider nicht mehr reingepasst hat. Fireballs Vater hat sich von den Kindern verabschiedet und bereitet alles für den Abflug zum Manöver im Königreich Jarr vor. Fireball geht ein letztes Mal in den Hangar um alles zu vernichten, was ihre Anwesenheit hätte verraten können, bevor sie selbst ins Königreich aufbrechen um wieder nachhause zu kommen... Komplett anzeigen

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Versöhnung

Nachdenklich stand er am Eingang zur Fliegerhalle. Die Air Strike Base 1 war bereits gestartet. Zumindest vermutete Fireball das, denn sein Vater hatte sich am frühen Morgen von seinen Freunden auf Ramrod verabschiedet. Nun war später Nachmittag, es hatte seine Zeit gedauert, bis ihm Saber, Colt und April den neuesten Stand der Dinge eingetrichtert hatten.

Fireballs Herz schlug trotz des Wissens, dass sein Vater nicht mehr im Oberkommando war, schnell. Er war angespannt, vermutlich auch, weil er wusste, wie der Ausflug der Air Strike Base im Königreich Jarr enden würde. Er selbst war nur noch wegen seiner paar persönlichen Sachen gekommen. Fireball wollte nichts hier lassen, was ihn in einer späteren Zeit verraten könnte.

Ein tiefer Atemzug. Noch einer. Dann war Fireball endlich ruhig genug, um in den Hangar zu treten und seine Spuren zu verwischen. Er sah sich in der großen Halle um. Alle waren ausgeflogen, die Halle war gefegt und aufgeräumt worden. Eine ordentliche Truppe, aber wahrscheinlich hatte Shinji die Jungs alle zur Ordnung gedrillt. Fireball ging durch die Halle und auf seinen Spind zu. Irgendwie würde er diese Air Strike Base vermissen. Er war zwar nur wenige Monate hier gewesen, doch sie hatten ihn aufgenommen und als einen von den ihren behandelt. Er hatte dazu gehört. Dieses Gefühl hatte Fireball bisher nur einmal gehabt. Auf Ramrod. Sie waren seine Kollegen, seine Freunde, ein Teil seiner Familie geworden.

Es kamen allerhand Mappen und Utensilien hervor, die Fireball in eine Tasche steckte. Er wusste nicht, ob er von diesen Unterlagen überhaupt etwas behalten sollte. Im schlimmsten Fall konnte jemand in ihrer Zeit Verdacht schöpfen. Er blickte auf einen Bericht, den sein Vater kommentarreich abgesegnet hatte. Es waren schwermütige Gedanken, die ihn gerade heimsuchten. Er hatte in der Einheit seines Vaters schöne Momente erlebt, es war oft lustig gewesen und zu seinem Vater hatte er ein gutes Verhältnis gehabt. Naja, zumindest anfangs. Fireball seufzte und verstaute den Papierhaufen.

Er war alleine hier her gekommen, hatte niemanden dabei haben wollen. Fireball stellte sich dieser Aufgabe alleine. Was hätten ihm die anderen auch dabei helfen können? Es galt lediglich noch den Spind auszuräumen und möglichst unauffällig Abschied vom Oberkommando dieser Zeit zu nehmen.

Bedächtig schloss Fireball die metallene Tür. Er lehnte sich mit dem Rücken dagegen und sah von dort noch einmal in den Hangar hinein. Es war leer ohne die Jets, ohne die Piloten. Gespenstisch still. Aber es schien ihm dennoch, als wäre er nicht ganz allein in der großen Halle. Quatsch! Beharrlich schüttelte Fireball den Kopf. Seine Gedanken spielten ihm schon Streiche. Wer sollte denn schon noch hier sein, die Air Strike Base war ausgeflogen, zu einem Manöver ohne Wiederkehr. Sie waren noch keine Geister. Noch nicht!
 

Nun war es doch wieder passiert! Er hatte sich verquatscht. Shinji, der bereits alles verladen lassen hatte, war noch einen Sprung bei seinem Vorgesetzten gewesen. Er hatte sich ordentlich von Charles verabschieden wollen, das war er seinem Freund schuldig. Dieser war zwar etwas überrumpelt gewesen, doch hatte er sich über die Geste sehr gefreut. Gerade, als der Japaner das Büro verlassen wollte, war May mit April auf dem Arm zu ihnen gestoßen. Shinji brachte auch ihnen den Respekt entgegen, sich herzlich von ihnen zu verabschieden.

April hatte er sogar kurz gehalten und sie wehmütig angelächelt. Ganz leise hatte er ihr zugeflüstert: „Es tut mir leid, dass ich dir deinen Freund nicht zurückbringen konnte. Ich hoffe, du findest andere Weggefährten, die für dich einmal das sein werden, was der Kurze für dein erwachsenes Ich war.“

Shinji hatte nach wie vor das Gefühl, versagt zu haben. Der Abschied von Ramrod war ihm sehr schwer gefallen, und nachdem Saber seine Erinnerungen an Fireball mit ihm geteilt hatte, hatte er sich hundeelend gefühlt. Nur schwer hatte er es fertig gebracht, so zu tun, als wäre dies ein Übungsmanöver wie alle anderen auch. Aber er war der Captain, man durfte ihm nicht ansehen, was los war.

Jetzt aber hatte er es eilig, seine Crew wartete nur noch auf ihn. An diesem Tag lief nichts in geregelten Bahnen, alles war ein einziges Chaos. Zu allem Überfluss hatte Shinji auch noch etwas in seinem Büro liegen lassen. Nun spurtete er in den leeren Hangar. Mitten in der Bewegung hielt Shinji inne, als sein Hirn verarbeitete, was seine Augen gerade sahen. Zu Tode erschrocken stieß er einen Schrei aus. Im nächsten Moment schüttelte er heftig den Kopf und redete sich ein, dass ihm die Sinne einen Streich spielten. Sein sehnlichster Wunsch war aus seinem Kopf gesprungen und manifestierte sich in diesem Schatten nahe dem Ausgang. Er bildete sich das ein, ganz bestimmt!
 

Durch den Schrei war Fireball zusammengefahren. Diese Stimme kannte er und nun schlug ihm das Herz bis zum Hals. Er begann zu zittern und traute sich kaum, in die Richtung zu sehen, aus der der Schrei seines Vaters gekommen war. Langsam drehte er sich zu ihm um, die Augen richteten sich ängstlich zum Fußboden und seine Stimme brach: „Captain Hikari…“

Saber hatte Fireball erzählt, dass sie seinen Vater eingeweiht hatten. Das hieß, dass sein Vater genau wusste, wer da vor ihm stand. Sein Sohn stand da, ließ die Tasche sinken und wäre am liebsten weggerannt. Fireball fühlte sich schäbig, denn er hatte seinen Vater während ihrer gemeinsamen Zeit nur angelogen. Kaum ein wahres Wort war dabei gewesen, wenn sie miteinander gesprochen hatten. Beinahe wünschte sich Fireball in dieser Situation wieder zu verschwinden, sich in Luft aufzulösen.

„Kurzer“, Shinji kam wankend auf seinen Sohn zu. Er konnte kaum glauben, was er sah. Er streckte die Hand nach ihm aus, berührte mit den Fingerspitzen Fireballs Stirn, strich ihm über das Gesicht, als ob ein Blinder ein Antlitz ertasten wollte. Erleichterung machte sich in Shinji breit. Als er sich davon überzeugt hatte, dass der laufende Meter vor ihm real war und keine Einbildung, schloss Shinji ihn stürmisch in die Arme. „Du bist da!“

Fireball konnte diese Freude jedoch nicht teilen. Er befreite sich aus der Umarmung, ungestüm und erschrocken zugleich. Er fühlte sich nicht würdig, so herzlich von seinem Vater behandelt zu werden. Fireball wich zurück, sein Kloß im Hals machte das Sprechen zu einer Tortur: „Sir…“

Immer noch blieb Fireball distanziert, verharrte in der Rolle des Piloten. Er konnte nicht anders, seine Schuldgefühle machten es ihm unmöglich auszubrechen und die Chance endlich wahr zu nehmen, sich seinem Vater zu offenbaren. Sein Verstand wusste es besser, aber Fireball konnte nicht anders reagieren.

Shinji jedoch konnte anders auf die Situation eingehen. Sein Herz hatte einen Sprung gemacht, denn der Captain hatte sofort begriffen, was sein Tastsinn ihm bestätigt hatte. Er würde seine Frau nicht alleine zurücklassen, aber was noch wichtiger war: Ihre Zukunft hatte sich nicht grundlegend zum Schlechteren gewendet. Sie hatten immer noch eine Chance, den Outridern, wie Saber ihm erzählt hatte, Herr zu werden. Und er selbst hatte noch ein unglaubliches Geschenk bekommen. Shinji packte die Gelegenheit beim Schopf. Er hatte nichts mehr zu verlieren und zumindest einmal wollte er das ausleben, was ihm auf Lebzeiten verwehrt blieb.

Der Befehlshaber der Air Strike Base griff nach der Hand seines Schützlings und zog ihn stürmisch mit sich: „Komm mit hoch, Kurzer!“

Shinji war sich dessen bewusst, dass sie hier im Hangar jederzeit gesehen werden konnten. Aber was sie noch zu besprechen hatten war privat. Ihre Worte waren nur für einander bestimmt. Der ältere Hikari zog den jungen nun in das Büro hoch. Vergessen war der Zeitdruck, unter dem sie standen. Es gab im Augenblick für Shinji Wichtigeres, als pünktlich im Königreich Jarr zu landen. Behände zog er die Tür ins Schloss. Als endlich klar war, dass sie niemand stören würde, biss sich Shinji auf die Unterlippe, bevor es überschwänglich aus ihm heraussprudelte: „Ich hab es geahnt! Mir war klar, dass mit dir irgendwas nicht stimmt. Du warst seltsam und doch irgendwie so… wie ich! Ich dachte manchmal, ich würde in einen Spiegel sehen und hab’s doch nicht wahr haben wollen“, Shinji ging auf Fireball zu und musterte ihn offen: „Lass dich ansehen.“

Fireball hatte sich mitziehen lassen, stand nun überrumpelt neben dem Schreibtisch und ließ den Wortschwall seines Vaters über sich ergehen. Spätestens jedoch, als Shinji ihn unverhohlen musterte, fühlte er sich wie auf dem Präsentierteller. Verunsichert fuhr sich der Wuschelkopf durch die Haare, wollte seine Stirnfransen aus dem Gesicht nach hinten streichen, doch sie fielen ihm widerspenstig wieder ins Sichtfeld. Mit schuldbewussten Augen brachte er schließlich hervor: „Du musst schrecklich enttäuscht sein.“

„Nein, aber warum denn?!“, heftig schüttelte Shinji den Kopf. Er widersprach dem Hitzkopf energisch, während er begann, vor Fireball auf und ab zu laufen: „Du machst Witze, Fireball. Ich könnte nicht stolzer auf dich sein. Du bist ein großartiger Pilot und du wirst in der Zukunft für den Frieden kämpfen. Welcher Vater wäre da nicht stolz auf dich?“

Fireball lehnte sich gegen die Tischkante, langsam wich sein Herzrasen wieder einem annähernd normalen Puls. Er blickte zu seinem Vater auf und gab zähneknirschend von sich: „Aber ich hab dich angelogen.“

Wieder verneinte Shinji schwungvoll, seine Augen leuchteten und strahlten. Im Augenblick war er der glücklichste Mensch auf Erden. Nach allem hatte es das Schicksal mit dem gläubigen Buddhisten gut gemeint. Shinji würde den Teufel tun und in sein Verderben ziehen, bevor hier nicht alles geklärt war. Er deutete auf die Gestalt seines Sohnes: „Du hattest keine Wahl. Ehrlich, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich hätte es dir sowieso nicht geglaubt. Also hör auf, dir deswegen Vorwürfe zu machen“, nun glitzerten die Augen von Captain Hikari: „Verstehst du denn nicht? Mein und Ais größter Wunsch wird in Erfüllung gehen. Und ich darf dich noch einmal sehen, bevor es Zeit ist für mich zu gehen. Ich könnte glücklicher nicht sein, mein Junge.“

Wieder wurde Fireball herzlich umarmt. Es gefiel ihm nach wie vor nicht sonderlich, vor allem nachdem, was sein Vater gerade gesagt hatte. Widerstrebend zog er sich zurück. Fireball zeigte auf das Foto von Ai, das auf dem Schreibtisch seines Vaters stehen geblieben war. Vorwurfsvoll murmelte er: „Du müsstest es besser wissen. Du lässt Ai alleine!“

Da waren sie, die Vorwürfe, die im Stillen immer in Fireball geschlummert hatten. Nie wäre ihm eingefallen, diese laut auszusprechen, seiner Mutter hatte er nicht einmal im größten Streit sagen können, was er von seinem Vater hielt. Fireball hatte es immer mit sich herumgetragen. Dieser stille Groll, das vaterlose Kind zu sein, und der Mutter auch den Vater ersetzen zu müssen. Wenn Shinji nur noch einmal was von glücklich erwähnte, würde Fireball alles vergessen, was sie auf Ramrod noch besprochen hatten. Mit einem harten Blick zu seinem älteren Pendant schluckte er die Worte, die ihm noch auf der Zunge lagen, hinunter.

Schnell verstand Shinji, was Fireball mit seinem hilflosen Verhalten sagen wollte. Ruhig entgegnete er dem jungen Hitzkopf: „Es ist mein Schicksal.“

Tatsächlich glaubte Shinji daran, dass der ehrenvolle Tod im Königreich Jarr in einigen Wochen sein Schicksal war. Er würde es erfüllen, mit Stolz diese Bürde tragen, denn er wusste, dass er den Menschen im Neuen Grenzland damit einen großen Dienst erweisen würde. Sie würden wertvolle Zeit im Kampf gegen die Outrider gewinnen. Die Kinder von Ramrod, sie würden zumindest eine Zeit lang friedlich aufwachsen können. Shinji bedachte seinen Sohn mit einem vielsagenden Blick. Er hatte sehr genau in den Ohren, was Saber ihm über seinen Kurzen noch erzählt hatte. Und der Captain verstand dessen Bedeutung noch besser, als zuvor. Unvermittelt, aber mit einer unglaublichen Sicherheit in der Stimme brachte er hervor: „Du wirst mein Erbe fortführen. Ich weiß es.“

Tatsächlich wusste es Shinji. Er hatte gerade seine Zukunft gesehen. Die Zukunft seines Sohnes. Versonnen lächelnd fügte Shinji hinzu: „Ich hoffe, Ai wird dir meinen Namen geben.“

„Hat sie“, mit einer Mischung aus Wut und unendlichem Kummer nickte Fireball. Seine Mutter hatte ihm den Namen seines Vaters gegeben. Bissig fügte er hinzu: „Tausende Vergleiche mit dem Namensgeber waren inklusive.“

Shinji setzte sich auf den Tisch. Dabei blickte er seinen Jungen wieder aufmerksam an. So sehr er sich auch freute, dass er Ai nicht alleine zurücklassen würde und er obendrein noch seinen Sohn sehen durfte, von dem er unter normalen Umständen nie etwas erfahren hätte, so seltsam fühlten sich Fireballs Worte an. Er wollte wissen: „Welche Vergleiche?“

Er hätte doch jemanden hierher mitnehmen sollen. So redete sich Fireball in diesem Moment um Kopf und Kragen. Was er Monate lang erfolgreich vor seinem Vater verborgen gehalten hatte, platzte nun binnen weniger Minuten aus ihm heraus. Fireball ballte die Hände zu Fäusten und biss sich auf die Lippen. Jetzt war es doch auch schon egal. Es würde sich nichts mehr ändern, sein Vater hatte die Entscheidung getroffen und stur, wie die Hikaris durch die Bank waren, würde er seine Meinung auch nicht mehr revidieren. Fireball konnte getrost Tacheles reden. Es würde seinem Seelenheil vielleicht auch nicht schaden, wenn er seinen Kummer bei dem Betreffenden hinausposaunte. Fireball senkte den Blick auf seine Hände, beobachtete, wie sie sich öffneten. Er streckte die Finger ganz durch, betrachtete sie einen Augenblick lang aufmerksam, dann funkelte er seinen Vater an: „Ich weiß ja nicht, wie du mit dem Namen lebst, mir hat er dank deines heldenhaften Abgangs vor, in…“, die Sache mit dem Sprung in die Vergangenheit verwirrte Fireball immer noch, deswegen wählte er andere Worte: „na, bei Jarred eben, ganz schön was eingebrockt. Alle Welt vergleicht mich mit dem Superhero, der für den Frieden zur Hölle gegangen ist. Mein Ausbilder in der Akademie konnte mich nicht leiden, weil ich dein Sohn bin und auch sonst hat mir der Name nicht gerade die Türen eingetreten, bei dem, was ich mache. Fällt irgendwo der Name Shinji Hikari, kannst du drauf wetten, dass du damit gemeint bist. Betrete allerdings ich dann den Raum, ist die Enttäuschung schier maßlos. Und ich glaube, Ai wäre lieber ein Leben lang kinderlos geblieben, als dich dafür zu verlieren.“

„Sag das nicht“, alles, was sich Shinji von seiner Frau vorstellen konnte, aber so etwas nicht. Augenblicklich schwang sich der Captain wieder vom Tisch herunter. Niemals würde Ai ihr Kind spüren lassen, dass sie lieber seinen Vater an dessen Stelle hätte. Shinji stand vor Fireball, sah noch einmal an ihm hinab und versuchte zu verstehen, weshalb er das auch nur denken konnte. Noch intensiver als sonst erkannte Shinji sich in dem Teenager selbst. Er konnte sich vorstellen, dass auch Ai manchmal das Gefühl haben würde, ihren Mann vor sich stehen zu sehen, wenn es doch eigentlich ihr Sohn war. Shinji entkräftete Fireballs Worte ruhig, aber dennoch energisch: „Du weißt nicht, wie lange wir uns schon ein Kind wünschen, Kurzer. Deswegen denke ich, dass Ai, deine Mutter, dich aus einem guten Grund nach mir benennen wird. Sie wird verstehen, dass es Schicksal ist, was mir passieren wird und dass sie ausgerechnet dann ein Kind bekommen wird, wenn das Leben ihres Mannes, meines, enden wird, ist ein Zeichen. Dass Ai dieses Zeichen richtig gedeutet hat, sieht man. Sie war bestimmt die letzte, die dich vom Oberkommando überzeugen wollte.“

„Machst du Witze?!“, sarkastisch lachte Fireball auf. Tatsächlich hatte der Weg, den Fireball eingeschlagen hatte, nur eines bei Ai heraufbeschworen. Er strich sich die Haare nach hinten und gab Shinji bereitwillig Auskunft: „Ich darf deine Frau mal zitieren. Du bist genauso stur und leichtsinnig wie dein Vater. Wie kannst du nur die Ausbildung zum Piloten machen und dann vielleicht auch noch Kampfeinsätze fliegen? Du wirst genauso sterben, wie dein Vater.“

Fireball stieß die Luft aus und zog die Augenbrauen zusammen. Er erzählte seinem Vater lieber nicht, was er auf Ais Worte damals erwidert hatte, als sie begonnen hatte, Vergleiche anzustellen. Sonst bekam er am Ende noch einen Rüffel, weil er mit seiner Mutter so nicht umspringen durfte. Schließlich seufzte Fireball doch wieder: „Ich fasse noch mal zusammen. In deine Fußstapfen kann niemand treten. Und ich will es auch gar nicht.“

„Das musst du auch nicht“, pflichtete Shinji ihm sofort bei. Tatsächlich trat niemand gerne in die Fußstapfen seiner Eltern. Shinji erkannte für sich, dass Ai seinen Tod und die Empfängnis ihres gemeinsamen Sohnes als Zeichen sehen würde. Seines Erachtens war das auch richtig so, denn er sah in seinem Sohn den Spiegel in seine Vergangenheit und Zukunft. Doch damit würde er Fireball nicht weiter belasten, er war sich sicher, dass der Junge seinen Weg noch finden würde.

Der Captain richtete sein Outfit zu Recht. Mit einem Schmunzeln im Gesicht wollte er noch in Erfahrung bringen: „Sag mal, Kurzer. Musst du eigentlich immer noch auf der Couch schlafen?“

Dieser Themenwechsel war zu schnell gewesen. Fireball runzelte verdattert die Stirn, der Argwohn glitzerte in seinen Augen. Der Pilot formte eine stumme Frage mit seinen Lippen, er hatte nun den Anschluss völlig verloren.

Sein Vater hingegen schmunzelte vielsagend. Unbeholfen bis zur letzten Sekunde. Fireball war so herrlich naiv, wenn es um Frauen ging. Das erinnerte den Captain ebenfalls ein wenig an ihn selbst in Fireballs Alter. Bis bei ihm aus dem Fragezeichen über seiner Stirn ein Ausrufezeichen geworden war, hatte er auch selten bis nie verstanden, was Sache war. Es würde dauern, bis ihm selbst klar wurde, dass die Frau fürs Leben direkt vor ihm stand. Shinji hatte das im Handumdrehen an Fireball erkannt.

Shinji schwang sich vom Schreibtisch und kam auf seinen Spross zu. Mit einem Zwinkern gab er ihm einen Tipp: „Nimm dir mal die Zeit und geh in dich. Überleg, was du für ein gewisses blondes Mädchen in deiner Umgebung empfindest, oder von mir aus auch, warum du dich ihretwegen so verhältst. Wenn du die Antwort hast, ist jede weitere Erklärung hinfällig.“

Energisch schüttelte Fireball den Kopf: „April und ich sind bloß Freunde! Wir kennen uns schon ewig. Außerdem ist sie zickig und shoppingsüchtig. Was soll ich denn mit so einer wie ihr?! Dauernd schleift sie mich irgendwohin, will dies und jenes, will mir das Rennfahren ausreden“, aus der energischen Verteidigung, er würde für April nichts empfinden, wurde mit jedem Wort weniger Widerstand, aus dem Schimpfen wurde allmählich ein warmes Schwärmen: „…Wie sie mich mit nur einem Wimpernschlag um den Finger wickelt. Wenn sie mich so ansieht, mit diesen blauen Augen. Sie kennt mich und meine Stärken, versucht nicht mich in eine Schublade zu stecken oder mich ernsthaft zu ändern. Ich bin gerne in ihrer Nähe, es… es…“

Obwohl er es nicht hatte wollen, hatte er seinem Vater sein Innerstes Preis gegeben. Aber das wichtigste war, dass er selbst endlich begriffen hatte, weshalb er sich immer nur halbherzig gegen Aprils Shoppingwut oder ihre Tricks ihm einen Gefallen abzuringen gewehrt hatte. Weil er die Zeit mit April genoss und es auch gerne tat, weil sich mit ihr alles richtig und gut anfühlte. Leise murmelte Fireball, mit einem unverwechselbaren warmen Schimmer in seinen Augen: „Ach du Schande…“

Es brauchte nicht mehr Worte, mit einem verstehenden Nicken umarmte Shinji seinen Sohn. Das hatte aber auch lange gedauert, bis bei Fireball endlich der Groschen gefallen war.



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