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Was es heißt, zu siegen

Shiratorizawa Girls' Volleyball Club
von

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Shiratorizawa Girls' Volleyball Club

Obwohl sich so viele Menschen in der großen Sporthalle befanden, war die Luft nicht stickig oder unangenehm. Dennoch konnte man spüren, wie das Spielfeld eine so große Spannung abgab, dass sie sogar die Zuschauer auf den oberen Rängen erreichte. Oder vielleicht war Akira auch die Einzige, die diese Anspannung spürte, weil sie aus erster Hand wusste, wie sich die Spieler fühlten. Warum ihr die Finger vor Aufregung kribbelten war ihr eigentlich auch egal. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt zu entscheiden, ob sie dieses nostalgische Gefühl vermisst hatte oder nie wieder spüren wollte.

In Gedanken versunken merkte sie nicht, wie Mei eine der Türen ins Innere der Halle aufstieß, sie erblickte und schnurstracks auf sie zuhielt. Mit einem leisen Seufzer kam sie schließlich neben Akira am Geländer zum Stehen.

»Wundert mich nicht, dass du als Erste hier bist.«

Akira hatte sich gerade gut genug im Griff um nicht zusammenzuzucken, als die Stimme ihrer Freundin sie aus ihren Gedanken riss. Wenn Mei ihr ansah, wie sehr sie ihr Auftauchen überrascht hatte, zeigte sie es nicht. Stattdessen wartete sie schweigend auf eine Antwort, zu der Akira erst ansetzte, nachdem sie die Schultern wieder etwas gestrafft hatte.

»Hatte nichts Besseres zu tun«, erklärte sie leise, den Blick aufs Spielfeld gerichtet. »Außerdem ist es ein wichtiger Tag.«

Mei lachte bitter und starrte die Spieler in ihren violetten Trikots so intensiv an, als würde sie hoffen, dass sie davon in Flammen aufgingen.

»Für die gesamte Schule oder nur für deren Aushängeschild?«

Darauf sagte Akira zunächst nichts, sondern warf ihr nur einen verständnisvollen Blick zu. Heute würde der berühmte Volleyballclub von Shiratorizawa gegen Karasuno antreten, ein sportliches Ereignis von so gewaltiger Tragkraft, dass es schien als wäre die gesamte Schülerschaft erschienen, um ihre Spieler anzufeuern. Akira verstand Meis Ärger, denn selbst zu den besten Zeiten ihres eigenen Teams waren nicht einmal die Hälfte der nun hier versammelten Schüler erschienen, um ihre Unterstützung zu zeigen.

»Zynismus steht dir nicht zu Gesicht, Mei«, antwortete sie schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen, dessen Bedeutung Mei nicht entziffern konnte. Stattdessen runzelte sie die Stirn, stützte sich mit den Unterarmen auf dem Geländer vor ihnen ab und schnalzte mit der Zunge.

»Was meinst du, wie viele überhaupt von uns wissen?«

»Damals oder heute?«

Obwohl Akiras Stimme nicht vorwurfsvoll klang, fühlte Mei sich so, als hätte sie einen Fehler begangen.

»Entschuldige«, meinte sie kleinlaut, doch Akira schüttelte sacht den Kopf und winkte ab.

Im Gegensatz zu vielen anderen war es einfach für Mei mit ihr zu sprechen. Manchmal kam es ihr vor, als wäre Akira generell netter und wohlwollender zu ihr, aber sicher sein konnte sie sich nicht. Was sie allerdings wusste war, dass sie sich schon damals auf dem Spielfeld ohne Worte verstanden hatten, und vielleicht bestand dieses blinde Vertrauen auch heute noch, obwohl ihr letztes gemeinsames Match Ewigkeiten entfernt schien.

Dennoch war das Schweigen zwischen ihnen eher unangenehm, aber auch das war nichts Neues. Seit Akira nicht mehr spielte war es schwer geworden, längere Zeit mit ihr allein zu sein. Takako hatte mal gesagt, dass das vermutlich so war, weil Akira gerade zu Anfang auch schwer mit sich selbst allein sein konnte, aber Mei verstand von solchen Dingen nicht allzu viel.

Umso dankbarer war sie, als sie sah wie Takako und Saki durch eine der schweren Türen in die Halle trat. Etwas lauter als vermutlich nötig rief Mei nach ihnen und winkte, sowie beide in ihre Richtung sahen und danach auf sie zu liefen.

»Ihr konntet es euch also auch nicht entgehen lassen«, bemerkte Mei schief grinsend, nachdem Takako und Saki bei ihnen angekommen waren und sie sich begrüßt hatten. Takako nickte darauf.

»Obwohl es nicht einfach war meine Eltern zu überreden.«

Während Mei eine Grimasse zog, musterte Akira die Jüngste unter ihnen erwartungsvoll.

»Pass heute gut auf, Saki. Das hier sollte dein Ziel für die nächsten zwei Jahre werden.«

»Verstanden!«

Für Saki war es so ungewohnt mit Akira zu reden, dass sie aus Reflex salutierte. Takako konnte den immensen Respekt, den Saki vor ihrem ehemaligen Captain zu haben schien, sehr gut nachvollziehen, fand es aber dennoch niedlich, wie offensichtlich sie es machte, dass sie nicht wusste, was sie sagen soll. Sie und Mei lächelten sich verschmitzt zu, bis Takako den Rest ihres Teams erblickte.

»Chii, hier sind wir!«, rief sie Chihiro zu, die zusammen mit Noriko und Rina die Halle betreten hatte. Als die drei Mädchen sie bemerkten, liefen sie zügig in ihre Richtung. Noriko, die drei Meter vor den anderen beiden lief, schob gespielt beleidigt die Unterlippe vor, nachdem sie die Gruppe erreicht hatte.

»Ihr seid ja schon da, wie unfair!«

»Das ist ja auch kein Wettstreit, Noriko«, warf Rina ein und kam neben ihrer Freundin zum Stehen, die ihr prompt die Zunge herausstreckte. Sie alle begrüßten sich mehr oder minder knapp und stellten sich dann nah ans Geländer, um beobachten zu können, was auf dem Spielfeld vor sich ging. Da der Anpfiff kurz bevor stand und sie nichts verpassen wollten, schwiegen sie, auch wenn das besonders Noriko schwer fiel.

»Habt ihr schonmal von Karasuno gehört?«, fragte sie deswegen nach genau 17 Sekunden in die Stille zwischen ihnen, ohne die Augen von den beiden Teams zu nehmen. Es war Takako, die ihr eine Antwort gab.

»Von dem Mädchenteam schon, aber das Team der Jungen hat es wohl seit Jahren nicht mehr so weit geschafft wie diesmal.«

»Bin gespannt, wie sie spielen.«

Damit war es wieder ruhig zwischen ihnen, als jede gebannt beobachtete, wie sich die Teams in Position begaben. Die vielen Lautsprecher in der Halle gaben gleichzeitig ein Knacken von sich, bevor die einzelnen Teammitglieder, angefangen mit Karasuno, vorgestellt wurden.

»Der Captain sieht aus, als könnte das Team sich blind auf ihn verlassen«, sagte Chihiro leise, nachdem das erste Mitglied von Karasuno auf das Spielfeld lief. »Ob sie deshalb alle so motiviert wirken?«

Noriko runzelte die Stirn. »Sehen sie nicht einfach nur so aus, als wollten sie unbedingt gewinnen?«

»Welches Team will das nicht?«, fragte Rina in einer Tonlage, die keine von ihnen zu deuten wusste, und obwohl die Frage eigentlich rhetorisch gemeint war, wirkte sie auch wie eine stumme Anklage.

»Karasuno hat sogar die ein oder andere Berühmtheit im Team, wer hätte das gedacht?«, merkte Mei an, nachdem die meisten Namen der Mannschaftsmitglieder aufgerufen worden waren. Akira und Noriko schienen zu gebannt von den Geschehnissen auf dem Feld, doch die anderen nickten zustimmend.

»Kageyama, Nishinoya, und von Azumane hat man auch schon einiges gehört«, pflichtete Takako ihr bei, bevor sie den Blick wieder auf die Spieler richtete. Saki hätte an dieser Stelle gerne angemerkt, dass sie bereits die Gelegenheit gehabt hatte, mit Kageyama zu spielen. Sie wusste jedoch selbst nach all den Monaten nicht, wie sie außerhalb des Sports mit den meisten Mädchen aus ihrem Team reden sollte, also blieb sie lieber still.

»Wenn sie es bis hier geschafft haben, stehen ihre Chancen gar nicht so—«, setzte stattdessen Mei an, doch der plötzliche laute Applaus, der Shiratorizawas Team ankündigte, ließ ihre Worte untergehen.

Obwohl der Lärm um sie herum sie fast taub zu machen schien, herrschte zwischen ihnen eisiges Schweigen. Auch ohne ihre Gedanken miteinander zu teilen wusste jede, woran die anderen dachten.

»Ich hoffe, Karasuno gewinnt«, sagte Rina plötzlich so laut, dass sich einige andere Besucher in ihrer Nähe zu ihnen umsahen. Es war nicht so, dass sie sonderlich gehässig wäre oder anderen etwas Schlechtes wünschen würde. Doch Karasuno sollten an ihrer Stelle gegen Shiratorizawa gewinnen und somit schaffen, was ihnen versagt geblieben war. Eher unbewusst nickten die meisten von ihnen zustimmend.

Einige Herzschläge später war die Wirkung hinter Rinas Worten wieder abgeklungen. Chihiro seufzte lautlos. »Sie wirken so unbedarft und furchtlos.«

»So als wären sie nicht ansatzweise eingeschüchtert von den Giganten auf der anderen Seite des Netzes?«, fragte Mei mit einem Ton in der Stimme, der verriet, dass sie das Gleiche gedachte hatte.

Noriko grinste breit und zeigte auf den kleinsten Spieler auf Karasunos Seite.

»Vor allem der Kleine da vorne, der sich die ganze Zeit mit dem Setter in den Haaren hat.«

»Aber müsste das nicht ihr erstes Match mit fünf Sets sein? Das könnte ihnen das Genick brechen«, gab Takako zu bedenken, den Kopf schief und die Stirn in Falten gelegt.

In der Tat würde es noch schwer für Karasuno werden, wenn sie bisher keine Erfahrung mit so langen Matches hatten, aber die Mädchen beschlossen dennoch, an sie zu glauben. Sie wussten nicht genau, was es war, doch irgendetwas an dem Team gab ihnen die Ausstrahlung, als könnten sie Wunder geschehen lassen.

Für einen kurzen Moment wurde Chihiros Blick unfokussiert, dann lächelte sie.

»Erinnert ihr euch noch an unser erstes Fünf-Set-Match?«

»Das war ein absolutes Desaster.«

Takako lachte zwar peinlich berührt, so als wollte sie sich nicht unbedingt daran erinnern, doch Mei sah dafür umso stolzer aus.

»Aber am Ende haben wir gewonnen.«

»Zum Großteil hatten wir das unseren Senpai zu verdanken«, gab Chihiro zu, worauf Takako lächelnd nickte.

»Das stimmt wohl.«

»Ich weiß noch, wie sich der erste Punkt angefühlt hat, den ich auf diesem Feld gemacht habe«, begann Akira nach langer Zeit wieder zu sprechen, die Stimme klar, bestimmt und dennoch viel zurückhaltender als sonst. Sie schien nicht zu bemerken, dass alle Blicke auf sie gerichtet waren. »Es war so, als wären mir Flügel gewachsen, mit denen ich so hoch steigen konnte, wie ich wollte.«

Saki war die Erste, die in die darauffolgende Stille zwischen ihnen sprach. »Ein schönes Gefühl.«

Dankbar dafür, dass Saki den Mut gehabt hatte zu reagieren, wollte Mei die Stimmung weiter auflockern. Sacht stieß sie Akira in die Seite und grinste sie frech an.

»Akira hat damit das erste Set für uns entschieden.«

Es war ein seltener Anblick, doch Akira grinste tatsächlich zurück. »Und du mit deinem Punkt das Zweite.«

»Ihr seid ja auch ein unschlagbares Team«, meinte Takako lächelnd, auch wenn das Lächeln fast erstarb, als sie sah, dass Akira ein ›waren‹ auf den Lippen lag. Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, schaltete Rina sich ein.

»Sie fangen an. Karasunos Captain hat die erste Angabe.«

Sofort wurde jede von ihnen ernst, fast so, als wären tatsächlich sie diejenigen, die gegen Shiratorizawa antraten. Wie gebannt beobachteten sie, wie Shirabu die Annahme seines Teamkameraden mit Leichtigkeit in eine Vorlage für Ushijima verwandelte, der damit den ersten Punkt des Spiels erzielte.

»Das war zwar zu erwarten, aber enttäuschend ist es schon«, nuschelte Noriko kleinlaut, nachdem der Jubel der Zuschauer zurückgegangen war. Chihiro legte ihr verständnisvoll eine Hand auf die Schulter.

»Sie fangen ja gerade erst an.«

Obwohl sie alle das beklemmende, überwältigende Gefühl kannten, das einen überkam, wenn das gegnerische Team den ersten Punkt machte, hatten sie dennoch gehofft, dass Karasuno sich schneller ins Spiel einfinden würde. Mei, Noriko und sogar Rina verzogen regelrecht die Gesichter, als die Menge nach dem fünften Punkt für Shiratorizawa laut Ushijimas Namen rief.

Bevor Mei jedoch einen höhnischen Kommentar machen konnte, schaffte Karasunos Wing Spiker es tatsächlich, den ersten Punkt für sein Team zu erzielen. Überrascht blinzelte sie einige Male, ehe sie sich auf das Geländer stützte und weiter vorlehnte.

»Der kahlrasierte Wing Spiker ist echt gut.«

Mei stand ohnehin am dichtesten neben Akira, lehnte sich aber während des Sprechens noch weiter zu ihr, den Blick weiterhin aufs Spielfeld gerichtet. Auch Akira sah stetig geradeaus und nickte.

»Stimmt, die Kraft hinter seinen Angriffen lässt es nicht vermuten, aber er schafft es wirklich gut, sie präzise zu platzieren.«

»Er wirkt auch nicht so, als würde er unter Druck leicht zusammenklappen. Das Team vertraut ihm bestimmt ohne Wenn und Aber.«

In ihr Gespräch vertieft bemerkten die beiden nicht, wie die anderen Mädchen sich vielsagende Blicke zuwarfen. Saki wirkte so, als würde sie ebenfalls an dem Gespräch teilnehmen wollen, doch Takako legte ihr lächelnd die Hand auf den Oberarm und schüttelte sacht den Kopf. Es war selten, dass Akira so viel sprach, und auch wenn Takako es sich nicht oft eingestand vermisste sie die Zeiten, in denen ihre Freundin öfter gelacht hatte. Saki wusste zwar nicht ganz, was vor sich ging, hielt sich aber dennoch zurück.

Derweil war Noriko damit beschäftigt, Rina aufmerksam zu beobachten, die mit noch viel intensiverem Blick als sonst die Geschehnisse auf dem Spielfeld zu analysieren versuchte. Ohne groß nachzudenken umarmte Noriko sie halb von hinten und legte den Kopf auf ihre Schulter.

»Nee, Rina-chan, hast du ein Auge auf Karasunos Libero geworfen?«, fragte sie neckend, und obwohl man an ihrer Tonlage hören konnte, dass sie es scherzhaft meinte, schmollte sie innerlich ein wenig. Rina wirkte fast genauso konzentriert wie Nishinoya, und auch wenn Noriko sie gerne so sah, war sie trotzdem eifersüchtig.

»Er wird es schaffen«, meinte Rina irgendwann leise, bestimmt.

»Was schaffen?«

In diesem Moment schmetterte Ushijima den Ball mit solch einer Wucht übers Netz, dass Noriko dachte, er würde ein Loch in den Boden schlagen. Doch Karasunos Libero gelang es mit fast schon unfairer Leichtigkeit, den Ball anzunehmen und hoch in die Luft zu spielen.

»Das«, sagte Rina so zufrieden und stolz, als wäre sie es gewesen, die Shiratorizawas Angriff vereitelt hätte. Umso enttäuschter war sie, als Ushijima schließlich mit seinem Punkt das erste Set für Shiratorizawa entschied.
 

Das zweite Set begann so wie das erste, auch wenn sie zugeben mussten, dass Karasuno sich schneller einfand als zuvor. Noriko lag immer noch mehr auf Rina als dass sie sich eigenständig auf den Füßen hielt, Mei und Akira hatten sich Saki geschnappt und ginge einzelne Spielzüge mit ihr durch, und Takako und Chihiro konzentrierten sich auf das Hin und Her zwischen Tendou und Tsukishima.

»Tendou beim Blocken zuzusehen ist immer wieder unheimlich«, gab Chihiro zu, nachdem sie zuvor einige Zeit unruhig von einem Bein aufs andere getreten war. Takako verstand genau, wie sie sich fühlte.

»Nicht wahr? Ich bin so froh, dass wir nie gegen eine vergleichbare Spielerin antreten mussten.«

Chihiro nickte zwar, zögerte allerdings, bevor sie weitersprach.

»Ein wenig neidisch bin ich ja schon.«

»Auf Tendou?« Takako wirkte so überrascht, dass Chihiro peinlich berührt den Blick abwand.

»Mhm. Ich habe selbst eine Weile lang überlegt, ob ich mich beim Blocken auf meine Intuition verlassen soll, aber es hat überhaupt nicht funktioniert.« Sie überlegte kurz, wie sie sich am besten ausdrücken sollte. »Für mich ist es schwer genug, anhand der Bewegungen der Gegner zu erkennen, wohin sie zielen. Aber Tendou weiß intuitiv, was er machen muss.«

Bei ihren nächsten Worten huschten ihre Augen kurz zu Akira.

»So etwas kann man nicht trainieren. Entweder man hat das Talent dazu oder man hat es eben nicht.«

»Ist es nicht immer so?«, fragte Takako leise, so leise dass Chihiro sie fast nicht hörte. Ehe sie jedoch etwas erwidern konnte, schnappte Noriko neben ihnen laut nach Luft. Dann haute sie mit der flachen Hand immer wieder auf Rinas Schulter, mehr aus Reflex als mit Absicht, aber ihre Freundin war Kummer gewohnt und verzog keine Miene.

»Habt ihr das gesehen?!«, rief Noriko aufgeregt, ohne sie antworten zu lassen. »Die haben einen fliegenden Setter-Wechsel gemacht, wie cool!«

Einige von ihnen wollten ihr antworten, doch mit einem Mal ließ Noriko von Rina ab und wirbelte zu den anderen herum. »Hey, wollen wir Sakki nicht auch ab und an mal als Setter spielen lassen, damit wir sowas auch machen können?«

Überrumpelt wussten die meisten von ihnen nicht, wie sie reagieren sollten. Saki fing sich am schnellsten, stotterte allerdings anfänglich mit roten Wangen noch etwas unbeholfen.

»I-ich hab zwar mal aushilfsweise als Setter gespielt, aber...«

Sie ließ den Satz zwar unbeendet in der Luft hängen, aber Noriko nahm das als Zusage.

»Na also!«

»Noriko, du bedrängst sie«, rief Rina sie zur Ordnung. Für einen Moment sah es so aus, als wollte Noriko ihrer Freundin lauthals widersprechen, doch Akiras schneidender Tonfall ließ sie innehalten.

»Saki sollte weiterhin als Wing Spiker spielen und Punkte holen. Konzentriert euch zunächst auf die Grundlagen, bevor ihr zu solchen Mitteln greift.«

Für die meisten von ihnen war das Thema damit erledigt, doch Noriko schnaubte laut, lehnte sich wieder halb auf Rina und schob schmollend die Unterlippe vor.

»War ja klar, dass du als Wing Spiker das sagst.«

Fast hätte Mei gelacht, aber die Art wie Akira ihre Augenbraue hob hielt sie davon ab. Es geschah selten, dass eine von ihnen den Mut hatte, ihrem ehemaligen Captain Widerworte zu geben, und auch wenn es auf bizarre Weise amüsant war, konnte niemand erahnen, wie eine solche Situation enden würde. Bevor Akira ihr antworten konnte, meldete Saki sich zu Wort.

»Es wirkt so, als würden Shirabu und Kageyama sich schon die ganze Zeit durch das Netz anstarren, oder nicht?«

Was Saki da zur Sprache brachte war den anderen auch bereits aufgefallen. Beide Setter waren Menschen, die es hassten zu verlieren, und allmählich war das immer deutlicher in ihren Spielzügen zu erkennen.

Takako lehnte sich etwas weiter nach vorne. »Stimmt, die zwei Setter schenken sich wirklich nichts.

»Es wirkt schon das ganze Set lang so, als wollten sie sich gegenseitig aus dem Konzept bringen«, meinte Chihiro mit leicht schiefgelegtem Kopf.

»Auf den ersten Blick mag das so wirken«, Akiras Blick blieb unverändert auf das Spielfeld gerichtet, auch wenn sie sich im Klaren darüber war, dass ihr gesamtes Team sie ansah, »aber die eigentliche Auseinandersetzung tragen nicht die Setter miteinander aus.«

Wenige Sekunden später unterlief Shirabu ein Fehler, als er den Ball zu Ushijima spielte. Dieser schaffte es zwar noch, den Ball übers Netz zu bringen, doch der Punkt und das zweite Set gingen damit an Karasuno. Während sowohl ihr Team als auch die Zuschauer nicht ganz glauben konnten, was gerade geschehen war, warfen Mei und Akira sich einen vielsagenden Blick zu.

»Hat Karasunos Nummer 11 gerade gebrüllt? So hätte ich ihn gar nicht eingeschätzt.«

Chihiro war nie gut darin gewesen ihre Gefühle zu verbergen, und so stand ihr die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben. Rina wiederum lächelte fast schon.

»Wenn man nach den Gesichtsausdrücken seines Teams geht, ist es wohl auch noch nie vorgekommen.«

»Shirabu muss aber ganz schön angefixt von ihm gewesen sein, dass er so einen groben Fehler macht«, warf Mei mit einer gewissen Arroganz in der Stimme ein, so als wäre sie es gewesen, die Shiratorizawas Setter so aus der Fassung gebracht hätte. Noriko festigte derweil ihren Griff ums Geländer und lehnte sich so weit nach hinten, bis ihre Arme komplett durchgestreckt waren.

»Geschieht ihm recht«, brummte sie trotzig, die Stirn in Falten gelegt.

Mei lachte kurz. »Stimmt, du konntest ihn noch nie leiden.«

»Warum eigentlich nicht?«

Auf Chihiros Frage überlegte sie kurz, wie sie ihre Abneigung gegenüber Shiratorizawas Setter am besten in Worte fassen sollte.

»Weil er so wirkt, als würde er seine eigene Existenz zum Wohle des Teams auslöschen. Ganz am Anfang dachte ich, dass man das vielleicht so machen muss, wenn man ein guter Setter sein will, aber das liegt mir wirklich nicht.« Der Blick, mit den sie ihre Teamkameraden ansah, strafte ihre feste Stimme Lügen. »Wenn ich mich selbst aufgeben muss, um mit anderen erfolgreich sein zu können, habe ich mir doch den falschen Weg ausgesucht, oder nicht?«

Keine wusste wirklich, was sie darauf sagen sollte. Die wenigen Sekunden der Stille, bis Akira schließlich das Wort ergriff, fühlten sich für Noriko an wie ein endlos langer Gang durch die Wüste.

»Das habe ich immer an dir gemocht, Noriko. Behalte dir diese Sicht der Dinge bitte bei.«

Während die anderen noch offen verblüfft dreinblickten, grinste Noriko Akira bereits breit an.

»Das musst du mir nicht zweimal sagen!«
 

Für die gesamte Dauer des dritten Sets besprachen sie untereinander, wie effektiv die Strategien und Spielzüge der zwei Teams waren, und auch wenn sie in ihrer eigenen Analyse zu dem Schluss gekommen waren, dass Shiratorizawa sich momentan besser schlug, waren sie dennoch enttäuscht, als sie das Set für sich entschieden.

»Wenn sie jetzt nicht gewinnen, war's das«, seufzte Noriko, als das vierte Set begann. Sie wollte gerade anmerken, dass Karasuno wirklich Pech hatte, weil Goshiki die erste Angabe gehörte, doch in diesem Moment prallte sein Ball gegen das Netz.

»Bei Goshiki scheint der Druck mittlerweile auch angekommen zu sein«, meinte Takako mit hörbarer Erleichterung in der Stimme. Mei schaffte es nur mühsam, ihr Lachen zurückzuhalten.

»Zum ungünstigsten Zeitpunkt. Wie bei Saki letztens.«

»Die beiden sind sich aber auch generell ähnlich«, pflichtete Rina ihr bei, die sich noch gut an das letzte Spiel erinnerte, in dem Saki so gut wie jede ihrer Angaben misslungen war. Saki wiederum verstand die Welt nicht mehr.

»Talentiert und einfach gestrickt?«, fragte Noriko grinsend, worauf Rina nickte.

»Und ziemlich tollpatschig.«

Saki war noch nie sonderlich schlagfertig gewesen, und auch jetzt war sie beinahe schon überfordert mit der Situation. Hilfesuchend sah sie die anderen vier Mädchen an, bis Akira sich schließlich erbarmte.

»Du bist mindestens genauso gut wie er, Saki, also trainiere fleißig weiter«, beendete sie die Diskussion, worauf Saki dankbar und entschlossen nickte. Sie hätte sich gerne angemessener bedankt, wusste jedoch besonders bei ihrer Managerin nie, was sie sagen sollte, und so hoffte sie einfach stumm, dass Akira auch so verstand, was in ihr vorging.

»Mich würde der Kleine aber auch aus dem Konzept bringen, so wie er über das Spielfeld tobt«, sprach Mei ein anderes Thema an, das vorhin schon einmal zur Diskussion stand. Karasunos Nummer 10 rannte beinahe pausenlos umher, und sie waren einstimmig darin übereingekommen, dass sie mit so einem Gegner wirklich Probleme bekommen würden, wenn sie gegen ihn spielen müssten.

Chihiro schüttelte ungläubig den Kopf. »Dass er immer noch die Energie hat, so hoch zu springen...«

»Du meinst im Gegensatz zu ihrem Setter?«

Mei klang abwertender, als sie in diesem Moment beabsichtigt hatte. Tsukishima war es nur mit Mühe und Not gelungen, Kageyamas Pass in einen gelungenen Angriff umzuwandeln, und auch wenn sie alle wussten, wie anstrengend ein Fünf-Set-Match war, konnten sie ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen.

»Es ist immerhin das vierte Set«, meinte Takako gedehnt, wohlwissend, dass sie Mei damit nicht überzeugen konnte.

»Falls sie es gewinnen allerdings nicht das Letzte.«

Bevor Takako darauf antworten konnte, schrie ein einzelner Mann auf der Seite von Karasunos Fanmeile laut durch die Halle und versuchte, sein Team aufzumuntern. Sie zuckten dabei genauso zusammen wie die Spieler von Karasuno, aber Takako war sich sicher, dass ihre Reaktion darauf gänzlich anders war als die der Spieler unter ihnen auf dem Feld.

»Das scheint ihrem Kampfgeist gut getan zu haben«, kommentierte Saki nach einer Weile, leise und unsicher, ob sie darauf eingehen konnte, ohne alte Wunden aufzureißen.

Dass ihr das nicht gelungen war, merkte sie daran, wie wütend Rina bei ihren nächsten Worten klang, auch wenn sie nicht ganz wusste, wie sie ihre Aussage zu deuten hatte.

»Hätte es unserem auch.«

Wenige Spielzüge später entschied Hinata das vierte Set für sein Team, mit einem wahnwitzigen Akt der Akrobatik und Flexibilität, der sie für einen Moment sprachlos ließ. Das Gefühl ebbte jedoch schnell ab, immerhin hatten die meisten von ihnen immer noch den Schlachtruf von Karasunos Fan im Ohr.

»Sie haben mehr Biss als wir, das muss man ihnen lassen«, schloss Mei, ohne die Bitterkeit in ihrer Stimme verbergen zu wollen. Akiras Antwort darauf – so fand zumindest Chihiro – wirkte nicht nur wie eine Anschuldigung an ihre Freundinnen, sondern auch an sie selbst.

»Zumindest als die meisten von uns.«
 

Das fünfte und letzte Set war nervenaufreibender als alle vorangegangenen. Chihiro war zwischenzeitlich richtig übel geworden, als Ushijima allein mit seiner Angabe mehrere Punkte hintereinander holte oder als Karasunos Middle Blocker wegen einer Verletzung am Finger das Spielfeld verlassen musste. Mittlerweile war er glücklicherweise wieder in der Lage am Match teilzunehmen, und auch Karasunos regulärer Setter hatte seine Position wieder eingenommen.

Die Fanmeilen beider Mannschaften lieferten sich nun seit einigen Minuten bereits einen Wettstreit darin, wer sein jeweiliges Team lauter anfeuern konnte. Teilweise waren die Jubelrufe so stark an den Hallenwänden hin und her geworfen worden, dass Chihiro sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Es machte sie traurig, dass sie zum ersten Mal erlebte, wie sehr eine Mannschaft von ihrer Schule unterstützt werden konnte, aber ein kleiner Teil von ihr war auch froh, dass alles vorbei war und sie in dieser Teamkonstellation kein weiteres Match mehr spielen würden. Sie liebte ihre Freundinnen, von ganzem Herzen, aber sie fand auch, dass das Team keiner der Drittklässlerinnen mehr gut tat.

Seit dem Ende des letzten Sets hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen, sondern nur angespannt aufs Spielfeld gestarrt. Chihiro hatte etwas sagen wollen, als Tsukishima wieder die Halle betreten hatte, aber nachdem sie auf ihre vorangegangene Frage, wann Shiratorizawa eigentlich das letzte Mal fünf volle Sets hatte spielen müssen nicht einmal von Noriko eine Antwort bekommen hatte, hatte sie aufgegeben. Saki tat ihr am meisten leid, denn sie wusste, wie wenig ihr Neuzugang damit umgehen konnte, was zwischen ihnen manchmal für eine Luft herrschte.

»Wagt es ja nicht, den Blick zu senken!«, donnerte plötzlich die Stimme von Karasunos Coach durch die Halle, so laut und fest, dass sie ihn auch dann gehört hätten, wenn er nicht fast direkt unter ihnen gesessen hätte. »Volleyball ist ein Sport, bei dem man immer nach oben guckt!«

Die Worte, die Karasuno neue Flügel zu verliehen schienen, bescherten den meisten von ihnen nichts als einen Kloß im Hals, den sie nicht hinunterschlucken konnten.

»Was meint ihr?« Als Noriko endlich sprach, war ihre Stimme brüchig und in ihren Augen glänzten Tränen, die bald überzulaufen drohten. »Ob alles anders gewesen wäre, wenn unser Coach so gewesen wäre wie er?«

Sie alle wussten, worauf sie ansprach. Offiziell hatte ihr Team zwar einen Coach, doch der hatte sich selbst zu ihren besten Zeiten nie beim Training blicken lassen. Selbst zu Spielen war er nur gekommen, wenn sie ihn vorher explizit darum gebeten hatten. In all ihrer Zeit an ihrer Schule hatten sie sich nicht einmal unterstützt gefühlt, aber nun war nicht mehr der Zeitpunkt, sich darüber zu beschweren.

Mei seufzte lautlos. »Wer weiß das schon?«

»Was macht es jetzt noch für einen Unterschied?«, presste Akira hervor, die Augen hart und dennoch nicht so emotionslos, wie es ihr in diesem Moment wohl lieb gewesen wäre. »Es ist vorbei.«

An einem Tag wie jedem anderen hätte keine von ihnen etwas darauf gesagt. Sie wussten es besser, als sich mit Akira anzulegen, wenn es um dieses Thema ging. Doch heute war kein Tag wie jeder andere, und auch wenn Chihiro nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, was anders war, wusste sie dennoch, dass sie heute nicht mehr schweigen wollte.

»Es hätte nicht vorbei sein müssen«, sagte sie deshalb mit so viel Mut, wie sie aufbringen konnte, nachdem sie Akira ins Gesicht gesehen hatte.

»Wie war das?«

Es war das erste Mal an diesem Tag, dass sich Akira für längere Zeit nicht auf das Match konzentrierte. Damals wie heute schaffte sie es mit Leichtigkeit, mit einem einzelnen Blick autoritärer zu wirken als alle ihre Lehrer zusammengenommen. Chihiro zuckte zurück, zu eingeschüchtert, doch Takako stand ihr zur Seite.

»Chii meint, dass wir besser mit der Situation hätten umgehen können und müssen.« Sie warf einen kurzen Blick auf Noriko, die mittlerweile ungehalten an Rinas Schulter weinte. »Jede von uns.«

Akiras Stimme war wieder so kalt und hohl wie damals, als Takako sie das erste Mal im Krankenhaus besucht hatte.

»Was macht es für einen Unterschied, wenn wir jetzt darüber reden?«

»Willst du es denn wirklich so enden lassen? Glaubst du echt, es bringt dir etwas, wenn du dich permanent so von den Geschehnissen des letzten Jahres abschottest?«

Mei war endgültig mit ihrer Geduld am Ende. Sie hatte schon damals wenig Toleranz dafür gehabt, wie Akira mit ihrer Verletzung und den daraus resultierenden Konsequenzen für ihr Team umging. Doch Takako und vor allem Chihiro hatten sie gebeten, sich zurückzuhalten. Jetzt waren sie jedoch an einem Punkt angelangt, an dem sie sich nicht mehr darum scherte.

»Jetzt tu nicht so, als ob du wüsstest, wie es mir damit geht!«, schoss Akira zurück, so polternd und wütend, dass Chihiro vor Schreck noch einmal zusammenzuckte, Noriko nur laut schluchzte und Saki noch angestrengter versuchte, sich stattdessen auf das Match zu konzentrieren.

Mei lachte auf, gehässig und anklagend. »Wie denn auch, wenn du nie mit uns darüber geredet hast?!«

»Jetzt hört endlich auf mit dem Geschrei!«, meldete sich nun auch Rina zu Wort, mit einer Wut in der Stimme, die man in ihrem kleinen Körper nicht vermutete. Immer noch strich sie Noriko beruhigend übers Haar, auch wenn es kaum etwas brachte. Sowohl Akira als auch Mei wollten gerade etwas darauf erwidern, als Sakis Stimme dazwischenschnitt, ungläubig und hoffnungsvoll zugleich.

»...gewonnen.« Sie wirbelte herum zu den anderen, ein Lächeln auf den Lippen und ungeweinte Tränen in den Augen. »Karasuno hat gewonnen!«

Die anderen Sechs hatten nicht mehr auf das Match geachtet und waren zunächst völlig überrumpelt von Sakis Worten. Sie wussten nichts von den Meisterleistungen von Karasunos Libero, oder davon, wie die Körper der Spieler vor Schmerz und Erschöpfung fast schon laut aufgeheult hatten, und bestimmt nichts davon, wie Hinata den entscheidenden Punkt für Karasuno geholt hatte. Aber das war auch nicht mehr wichtig.

Mit einem Mal war aller Zorn, alle Wut und alle Traurigkeit zwischen ihnen verflogen. Nicht komplett verschwunden, denn das würde viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als ein einzelnes kurzes Jahr, aber Karasunos Sieg war in diesem Moment für sie alle wie ein Flügelschlag, der sie zurück in den Himmel trug.

Noriko hatte aufgehört zu weinen und starrte wie sie alle auf das Spielfeld, auf dem sich Karasunos Teammitglieder gerade in wilder Freude um den Hals fielen. Dann lächelte sie, vorsichtig und trauriger als jemals zuvor in ihrem Leben.

»Damit ist jetzt endgültig alles vorbei, nicht wahr?«

An diesem Punkt gab es nichts mehr, was sie miteinander verband, das wusste sie genauso gut wie die anderen Mädchen. Trotzdem machte dieses Wissen es nicht leichter für sie, als Akira nach der Tasche zu ihren Füßen griff und sich zum Gehen wandte.

»Sieht wohl so aus«, murmelte Mei neben ihr, ehe sie sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. Sie wirkte erschöpft und froh zugleich, so wie früher, als sie ihre Matches noch gewonnen hatten. Auch Noriko merkte, wie ihr etwas leichter ums Herz wurde, als Akira sich in Bewegung setzte. Vielleicht war es besser so, dachte sie, auch wenn sie nicht wirklich daran glaubte.

Akira verabschiedete sich nicht, sondern hielt nur stur auf die Hallentür zu. Nachdem sie die Hand auf den Türgriff gelegt hatte, hielt sie jedoch kurz inne, schien mit sich zu ringen und einen Kampf auszutragen, den keine ihrer Freundinnen würde nachvollziehen können.

»Zwei Tage nach unserem Abschluss verlasse ich das Land.« Sie drehte sich nicht zu den anderen um, aber ihr Team kannte sie mittlerweile gut genug um zu wissen, dass sie das tat, weil sie nicht gerne vor anderen weinte. »Mein Flug geht um 9, falls ihr kommen wollt.«

Damit war sie durch die schwere Tür verschwunden. Ihr Team starrte ihr nur etwas überrumpelt hinterher, weil sie nicht ganz greifen konnten, was eben passiert war. Erst als die Tür mit einem dumpfen Schlag ins Schloss fiel, kam wieder Leben in die Gruppe. Saki und Takako lächelten einander an, Noriko wischte sich die Tränen weg und drückte Rina eng an sich, Mei brachte sogar ein Grinsen zustande. Und Chihiro war einfach nur froh, dass es nach all der Zeit, in der sie nur gefallen waren, endlich wieder aufwärts ging.

Auch wenn Karasuno an ihrer Stelle gewonnen hatte und ihnen tatsächlich leichter ums Herz war als zuvor, würde ein einzelner Nachmittag nicht wieder zusammensetzen können, was vor so langer Zeit zerbrochen war. Aber es war ein Anfang, und vielleicht würde irgendwann wieder alles gut werden zwischen ihnen. Zumindest wollte Chihiro fest daran glauben.



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