Zum Inhalt der Seite

Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

"Bepo", flüsterte ich. Ja, der Vize hatte auf mich bei dem Vorfall nicht den Eindruck erweckt, dass er in die Sache eingeweiht gewesen wäre.
 

"Richtig. In dem Moment, in dem der Captain sich in Richtung des Krankenzimmers begeben wollte, sah er, wie Bepo dieses grade betrat. Er hat dann erst einmal abgewartet, wie sich die Situation entwickelt und erst eingegriffen, als es nötig wurde."
 

"Er hat mich als Köder für Saburo benutzt?", fasste ich mit tonloser Stimme das zusammen, was ich soeben erfahren hatte.
 

"Mina, nachdem, was du getan hast, -"
 

"Was ich getan habe? Warum wird immer nur darauf geschaut, was ich falsch mache? Was ist mit Laws Fehlern? Werden über die hinweggesehen, nur, weil er euer Captain ist?"
 

"Law hat so agiert, wie es für alle Beteiligten am best-"
 

"Wie es für alle am besten war? Warum hat er dann so lange gewartet, bis er eingegriffen hat? Als Saburo bereits meinen Arm halb aufgeschlitzt hatte und mir mit voller Wucht gegen den Kopf getreten wurde, hat er da irgendetwas gemacht?"
 

Ich fühlte den Hass in mir pulsieren. Natürlich war Penguin auf Laws Seite. Was hatte ich denn auch anderes erwartet? Auch Penguin blieb nicht mehr ruhig. Mit vor Wut verengten Augen sah er mich an, durchbohrte mich schon fast mit seinem Blick.
 

"Mina. Jemand ist gestorben. Das ist etwas vollkommen anderes. Es war notwendig, so zu handeln."
 

Er tat, als sei es das Normalste der Welt, dass ein Vater dabei zusah, wie seine Tochter angegriffen wurde. Und als sei es meine eigene Schuld, dass all das so abgelaufen war. Dabei war ich es so unendlich Leid, dass die Schuld immer bei mir gesucht wurde. Warum konnte niemand zugeben, dass auch mein Vater nicht fehlerfrei war?
 

"Ich habe ihn nicht getötet, Penguin! Und das weißt du auch..."
 

"Aber du hättest es verhindern können, wenn du dem Captain deine Informationen weitergegeben hättest", erwiderte er aufgebracht.
 

"Und was hätte das gebracht? Kōri war zu dem Zeitpunkt schon tot! Ich habe keine Schuld daran!"
 

Ausdruckslos sah er mich an. "Genauso, wie du keine Schuld daran trägst, dass wir wegen den uns verfolgenden Marineschiffen den Kurs ändern mussten und nun einen Versorgungsengpass haben, weil die nun gewählte Route um einiges länger ist?"
 

"Ich habe niemandem gesagt, dass er den Kurs ändern soll. Das war euer Captain." Die Atmosphäre zwischen mir und Penguin war zum Zerreißen gespannt.
 

Als er mir eine gefühlte Ewigkeit später mit einem genervten Schnauben den Rücken zuwandte, ließ ich nicht locker.
 

"Hast du eigentlich jemals an Law als Captain gezweifelt? Es bereut, seiner Crew beigetreten zu sein?"
 

Penguin wandte mir sein Gesicht zu. Man konnte deutlich erkennen, wie verwundert er über diesen Themenwechsel war. Dann wich seiner Irritation Entschlossenheit und ein konzentrierter Ausdruck trat auf sein Gesicht.
 

"Ich vertraue dem Captain, würde ihn mit meinem Leben verteidigen und bin stolz darauf, in seiner Crew zu sein."
 

Ich hätte es mir denken können, dass Penguin so tickte.
 

"Das ist keine Loyalität", antwortete ich ihm auf seine Ansprache, "das ist fanatische Dummheit."
 

"Du nennst mich dumm? Wer hat denn hier beinahe die ganze Crew in die Scheiße geritten?"

Ich biss mir auf meine Lippe, um meine Wut zu kompensieren. Es war offensichtlich, dass auch er seine Aufgebrachtheit nur mit großer Mühe zügeln konnte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Penguin sein Verhalten mir gegenüber so stark verändern würde.
 

"Vielleicht habe ich ja Gründe für mein Verhalten...?"
 

Penguin schüttelte seinen Kopf. "Es gibt keinen Grund, der es rechtfertigen könnte, das Leben eines Nakamas zu gefährden."
 

"Ja, natürlich, Penguin. Du hast keine Ahnung, was abläuft, aber glaubst, in dieser Situation mit deinem Halbwissen ein Urteil fällen zu können, ohne beide Perspektiven zu kennen." Ich hatte ernsthafte Probleme, noch ruhig zu bleiben.
 

Penguin jedoch schien mir entweder gar nicht zuzuhören, oder er hörte nur das, was er wollte. Fakt war, dass er nicht einmal im Ansatz auf meine Einwände einging.
 

"Wir sind eine Crew, Mina. Bei dem kleinsten Anzeichen auf die Gefährdung eines Crewmitgliedes hättest du dem Captain Bescheid geben müssen. Aber ich glaube, ich hatte meinen Standpunkt dazu bereits deutlich gemacht."
 

Ja, das hatte er. Das Gespräch war zwar schon ein paar Tage her, dennoch klangen mir seine Worte noch so deutlich in den Ohren nach, als habe er sie grade erst gesagt:
 

„Sollte einem meiner Nakama etwas zustoßen, was durch dich hätte verhindert werden können, werde ich dir das niemals verzeihen.“
 

Dieser Fall war nun eingetreten, Kōri war tot, und laut Penguin war dies allein meine Schuld.
 

"Ich verstehe es nicht, wieso du willentlich so gehandelt hast. Und da bin ich nicht der einzige, dein Vater versteht es auch nicht, wenn ich das richtig beurteile. Was glaubst du wohl, wie er jetzt dasteht? Selbst wenn ihr euch im Moment manchmal nicht so gut versteht, wenn du ihn über die Vorkommnisse informiert hättest, hättest du ihm damit dein Vertrauen bewiesen."

Ich war sprachlos vor Zorn.
 

"Wir verstehen uns im Moment nicht so gut? Findest du das nicht ein klein wenig untertrieben? Ich hasse ihn! Und es ist mir scheißegal, wie er jetzt dasteht."
 

Ich sah, wie sich Penguins Gesicht verfinsterte und er etwas erwidern wollte, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.
 

"Und überhaupt, ich vertraue ihm nicht, wie er mir auch nicht vertraut. Ich vertraue keinem von euch."
 

Eine Spur von Traurigkeit breitete sich in seinen Augen aus.

"Du hast dich stark zum Negativen verändert, Mina. Seit dem Vorfall in der Marinebasis bist du so. Ich hoffe, dass du wieder zu deinem alten Ich zurückfindest. Wenn es noch nicht zu spät ist... Aber das wird der Captain entscheiden müssen."
 

Diese Aussage machte mich sprachlos, weil sie mich verletzte. Bis vor kurzem war Penguin einer der letzten gewesen, die halbwegs auf meiner Seite gestanden hatten. Und nun dieser offenkundige Gleichgültigkeit. Ich fühlte, wie mir erneut die Tränen kamen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, weshalb ich neuerdings so emotional drauf war. Aber ich durfte meine Gefühle nicht schon wieder zeigen. Ich musste die Kontrolle behalten.
 

Ich wollte nur noch hier weg. Allein sein, raus aus diesem Raum, von diesem U-Boot, und vor allen von diesen Menschen. Ruckartig richtete ich mich auf, was ein starkes Schwindelgefühl zur Folge hatte. Für meine derzeitigen Verhältnisse schnell setzte ich meine Füße dem Boden auf und versuchte, aufzustehen. Mein Puls raste. Zittrig stand ich kurz darauf auf meinen Füßen, stützte mich an der Wand ab und begann, mich in Richtung der Tür zu bewegen.
 

"Darf ich fragen, wo du hinwillst? Der Captain hat dir absolute Bettruhe verordnet. Mit einer Gehirnerschütterung sollte man nicht herumlaufen und die Naht an deinem Arm darf keinen mechanischen Reizen ausgesetzt werden, sonst könnte sie wieder aufgehen."
 

Ich blendete seine Stimme einfach aus. Ich hatte schon genug damit zu kämpfen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dazu kamen noch Kopfschmerzen in einem Ausmaße, als hätte ich letzte Nacht einen neuen Trinkrekord aufstellen wollen.
 

"Mir doch egal", flüsterte ich matt. Die wenige Kraft, die ich durch den Schlaf der letzten Stunden erhalten hatte, war vollkommen aufgebraucht. Erschöpft schloss ich meine Augen und sank langsam zu Boden. Den Rücken gegen die Wand gelehnt, verharrte ich kraftlos in dieser Position. Einen Moment lang standen diese Worte im Raum, bis ich herannahende Schritte vernahm.
 

"Das habe ich mir schon fast gedacht."
 

Penguin ging vor mir in die Knie und hob mich ohne sichtbare Mühe hoch. Langsam trug er mich zurück zum Krankenbett und legte mich vorsichtig auf diesem ab, ehe er mich behutsam zudeckte. Dieses sorgsame Verhalten passte absolut nicht zu dem kalten Ausdruck in seinem Gesicht.
 

"Dir scheint ja im Moment nicht nur deine Gesundheit egal zu sein." Penguins Stimme war ungewohnt gefühllos.
 

"Hasst du mich jetzt?" Meine Stimme war monoton und leise. Ich wusste nicht einmal, weshalb ich das fragte. Ich fühlte mich total benommen und das klare Denken fiel mir mehr als nur schwer.
 

Penguin schwieg und lieferte mir auf diese Art und Weise eine Antwort auf meine Frage. Die Stille wurde erdrückend.
 

"Ich glaube, das sollte im Moment dein kleinstes Problem sein."
 

Benommen sah ich ihn an, nicht verstehend, was er meinte.
 

"Der Captain wird gleich vorbeikommen."
 

Da war es wieder, dieses beklemmende Gefühl, wenn ich an das bevorstehende Gespräch mit meinem Vater dachte. Aber ich wusste, dass es jetzt sowieso zu spät für einen Rückzieher war, ich bereute mein Handeln nicht. Also würde ich jetzt alles auf eine Karte setzen müssen. Ich hatte mich damals entschieden, nun würde ich keine halben Sachen machen.
 

"Penguin?", murmelte ich schläfrig.
 

"Hmm?" Seine Stimme zeugte von beinahe genauso großer Müdigkeit wie meine.
 

"Was macht Law mit Leuten, die gegen seine Crew agieren? Die offen zeigen, dass sie die Crew hassen?"
 

"Ich weiß es nicht." Penguin klang vom einen auf den anderen Moment wieder hellwach und todernst. Doch es war ihm anzuhören, dass er sehr wohl etwas über dieses Thema wusste.
 

"Versuch jetzt zu schlafen, Mina."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück