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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Ich hatte keine Ahnung, wie Laws Kindheit gewesen war oder was seine Eltern für Menschen gewesen waren. Geschweige denn, wieso er Pirat geworden war. Ich musste zugeben, ich wusste diesbezüglich so gut wie gar nichts über meinen Vater. Aber es schien, als habe Saburo mit seiner Aussage einen wunden Punkt getroffen.
 

Die Stimmung im Raum wurde beinahe schon greifbar frostig. Laws Gesichtszüge wurden hart und erbarmungslos. In seinen Augen spiegelte sich der pure Hass wieder. Ich wusste nicht, weshalb Saburos Worte eine solche Wirkung auf Law hatten, ließ sich dieser im Normalfall doch durch nichts und niemanden so schnell aus der Ruhe bringen. So verhasst hatte Law mich nicht einmal angesehen, als ich ihn damals angespuckt hatte.
 

Langsam hob er seine Hand, welche mit eisernem Griff Saburos Kehle umschloss. Dann ließ er Saburos Kopf mir voller Wucht gegen die sich hinter ihm befindende Metallwand knallen. Das erzeugte Geräusch war ekelerregend. Bei dem Knacken wallte die Übelkeit in mir hoch. Dass ich ein großes Rinnsal Blut von Saburos Haarschopf aus seinen Kopf hinunterlaufen sah, machte die Sache nicht besser. Von Saburo war nur ein schwaches Röcheln zu vernehmen.
 

Ich schloss meine Augen. Doch es half nichts. Ich wollte und musste hier weg. Laws Stimme vernahm ich zwar, aber sie klang weit entfernt. Ich fühlte mich plötzlich total schwach und müde.
 

"Wir sind also der Abschaum? Ihr seid die Guten? Du hast keine Ahnung davon, wie es in dieser Welt abläuft. Du glaubst nur das, was dir eingetrichtert wird. Du bist nichts weiter als-"
 

"Captain?" Durch die Stimme seines Vizen wurde Law aus seinem Handeln gerissen. Ich öffnete meine Augen und sah Bepo mit ein paar anderen im Türrahmen stehen.

Mit kaltem Blick sah er zu seinem Vizen. Dieser sah vollkommen fertig aus

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"Captain, es stimmt, was er gesagt hat. Wir haben Kōri ge-gefunden. Jedenfalls glauben wir, dass er es ist, weil er war..."
 

Bepo braucht seinen Satz gar nicht fortzuführen. Jedem hier Anwesenden war bewusst, was er sagen wollte. Kōris Körper war nicht mehr eindeutig identifizierbar, da Saburo ihn zerstückelt hatte. Und Bepo war nicht der Einzige, der aussah, als ob er sich gleich übergeben würde.
 

Die anderen wussten gar nicht, was eigentlich los war. Langsam wanderten ihre Blicke von Saburo, welcher von Law nach wie vor festgehalten wurde und am Rande der Bewusstlosigkeit schwebte, hin zu mir, die blutgetränkt und zitternd auf dem Boden saß. Man konnte förmlich sehen, wie sich über ihren Köpfen große Fragezeichen bildeten.
 

"Captain, was ist hier eigentlich los?", mischte sich nun eine mir vertraute Stimme ein. Hinter Bepo konnte ich Shachi ausmachen, der das Wort an seinen Captain gerichtet hatte und die sich vor ihm abspielende Szene ebenfalls mit großer Irritation und Verwirrung hinnahm.
 

Mit einem Mal lockerte Law seinen Griff um Saburos Hals. Soforte sackte dieser zu Boden und blieb dort regungslos liegen. Law betrachtete ihn einen Moment lang stumm, dann drehte er sich zu seiner Crew um.
 

"Veranlasst, dass sich alle im Gemeinschaftsraum versammeln." Laws Stimme klang wieder so monoton wie eh und je, so, als sei nichts passiert.
 

Als sich auf seine Anweisung hin keiner rührte, sondern alle Anwesenden weiterhin sprachlos im Türrahmen standen, wurde Law energischer.
 

"Wird's bald?" Kaum bewegten sich die ersten, fügte er noch etwas hinzu: "Wartet, ihr vier bleibt noch kurz hier." Ich sah, wie er ihnen bedeutete, in den Raum reinzukommen.
 

"Bepo und Mītobōru, ihr beiden fesselt Saburo und bringt in ihn eine Arrestzelle. Stellt sicher, dass er nicht entwischen kann." Ich sah, wie Bepo und noch jemand damit begannen, Saburo zu fesseln.
 

"Shachi, du kommst mit mir."
 

Der Angesprochene sah zu Law auf, und wollte sich in Bewegung setzen, ehe sein Blick auf mich fiel.
 

"Captain, was ist mit Mina?" Shachi sah irritiert zwischen mir und Law hin und her, nicht verstehend, wieso mein Vater mich ignorierte.
 

Law sah mich noch immer nicht an, sondern bewegte sich langsam in Richtung Tür, Shachi mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck musternd.
 

"Wenn du dich nicht daran störst, dass sie gerade eben willentlich die gesamte Crew in Gefahr gebracht und verraten hat, kannst du ihre Wunden behandeln. Ansonsten kann das bis nach der Mannschaftsversammlung warten. Ich denke, sie hat deutlich gemacht, dass sie auf niemanden von uns angewiesen ist."
 

Mit diesen Worten trat er aus dem Raum, dicht gefolgt von Bepo und Mītobōru, welche den außer Gefecht gesetzten Saburo bei sich trugen.
 

Shachi blieb unschlüssig im Türrahmen stehen, nicht wissend, was er von Laws Worten halten sollte. Als ich seinen Blick auf mir spürte, erwiderte ich diesen.
 

"Mina, stimmt es, was er gesagt hat? Du... hast uns verraten?" Seine Stimme klang gequält.

Ich sah zu Boden. Das schien ihm als Bestätigung zu genügen.
 

"Ich hätte es mir denken können. Penguin hat mir gegenüber schon so etwas angedeutet..."

Er schüttelte den Kopf und trat näher an mich heran.
 

"Mina, Saburo hat dich dazu gezwungen, oder?" Ich kenne dich doch, das passt gar nicht zu dir. Ich werde mit dem Captain reden und-"
 

"N-Nein, bitte nicht..." Meine Stimme war nur ein leises, flehendes Flüstern gewesen, und doch hatten mir diese Worte einiges an Kraft abverlangt. Ich selbst war erstaunt darüber, dass ich wieder sprechen konnte- ich hatte es einfach getan, ohne weiter darüber nachzudenken. Das taube, unangenehme Gefühl, welches in den letzten Tagen beinahe dauerhaft präsent gewesen war, hatte deutlich an Intensität abgenommen- ich verspürte lediglich noch ein leichtes Kribbeln. Mir war es bis jetzt nicht aufgefallen.
 

"Hey, du kannst ja wieder sprechen." Shachi klang erstaunt.
 

Ich nickte bloß. Ich war mir nicht sicher, ob diese Tatsache so gut war. Besonders, wenn ich an das bevorstehende Gespräch mit meinem Vater dachte, welches mit Sicherheit bald stattfinden würde.
 

"Sag mal", begann mein Gegenüber zögerlich, "was ist eigentlich zwischen dir und dem Captain? Die Blicke, die du ihm manchmal zuwirfst... Man könnte als Außenstehender beinahe meinen, dass du ihn hassen würdest..."
 

Sich bei diesem Thema sichtlich unwohl fühlend, kaute Shachi auf seiner Lippe.
 

"Also, weißt du Mina, ich weiß echt nicht, was zwischen dir und dem Captain vorgefallen ist, aber du solltest wissen, dass er echt kein schlechter Mensch ist. Ich weiß, er kann manchmal etwas unsensibel, empathielos oder grantig sein, aber er ist ein sehr guter Captain, dem das Wohl seiner Crew am Herzen liegt- sonst würde ich ihm doch wohl kaum so loyal folgen, oder? Ich bin stolz darauf, ein Teil seiner Crew zu sein. Und ich bin mir sicher, dass wenn wir deutlich machen, dass ein Missverständnis vorliegt…"
 

Ich schüttelte meinen Kopf. Manchmal beschlich mich der leise Verdacht, dass Law seiner Crew eine Gehirnwäsche verpasst hatte. So verblendet konnte doch kein Mensch sein, oder? Wenn Shachi doch nur wüsste, was Law in Wirklichkeit für ein Mensch war...
 

Nur am Rande nahm ich wahr, wie Shachi damit begonnen hatte, meine Wunde am Kopf zu untersuchen.
 

Vollkommen erschöpft schloss ich meine Augen. Ich öffnete sie nicht einmal, als ich wenige Zeit später ein unangenehmes Brennen an der Wunde verspürte. Ich wusste, dass Shachi diese desinfizierte.
 

Das Desinfizieren von Wunden gehörte zu den Dingen, die ein jedes Crewmitglied auch ohne Law beherrschte. Eigentlich jeder an Bord besaß zumindest Grundkenntnisse in der medizinischen Versorgung. Darauf legte Law großen Wert. Und es war auch notwendig für den Fall, dass Law eine Operation durchführen musste- denn selbst der beste Chirurg konnte nicht gleichzeitig operieren und die ganzen Geräte überwachen. Zudem beabsichtigte er, dass seine Crew sich bis zu einem gewissen Grad selbst behandeln konnte, damit sie ihn nicht mit jedem Kratzer, Kater oder Schnupfen nervten.
 

"Ich würde eine leichte Gehirnerschütterung nicht ausschließen, aber das soll besser der Captain beurteilen."
 

Nun, das erklärte zumindest mein Schwindelgefühl und die Übelkeit, die ich verspürte. Obwohl letzteres auch durch den schwer im Raum hängenden Geruch von Blut kommen konnte. Als ich mühsam meine Augen wieder öffnete, die sich so schwer anfühlten wie Blei, sah ich mich zum ersten Mal im Raum um. Blutsprenkel waren im gesamten Raum verteilt, sich deutlich von den kalten, metallenen Wänden abhebend. Es war, nicht einmal außerordentlich viel Blut, welches Saburo und ich verloren hatten, aber die Reichweite der Blutspritzer machte dies wieder wett. Wenn man mal von meinem Arm absah, welcher immer noch blutete.
 

Ich hatte eigentlich gedacht, mich an den Anblick von Blut gewöhnt zu haben, vor allem nach den ganzen Geschehnissen der letzten Zeit, aber zusammen mit dem charakteristischen Geruch von diesem wurde mir das ganze zu viel. Der Raum um mich herum begann sich zu drehen. Schon die ganze Zeit über zitterte ich stark, mir war einerseits merkwürdig kalt, andererseits war ich mit der Situation heillos überfordert. Ich wollte hier nur noch weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  LittleMarimo
2016-11-10T11:14:16+00:00 10.11.2016 12:14
Wow... Wirklich wirklich wow....

Antwort von:  North-Blue
19.11.2016 22:16
Danke ^-^
Von: haki-pata
2016-11-10T07:17:41+00:00 10.11.2016 08:17
Wirklich und wahrhaftig.
Ich lese jedes Kapitel mit klopfendem Herzen und angehaltenem Atem.
Danke für dein Werk.
*verbeug*
Antwort von:  North-Blue
19.11.2016 22:17
Wow, sogar eine Verbeugung :D
Danke für deine liebe Review :3


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