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Taboo

von
Koautor:  Hampelmann

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TaBoo!

Taboo
 

"Mako-chan!"

Die Panik in Nagisas Ruf schallte ihm weit vorweg, als er auf seinen langjährigen Freund zurannte - und dadurch seinen neuen, blauschopfigen Freund hinter sich zurück ließ.

"Mako-chan, bist du des Wahnsinns?"

Sein Aufhebens war Tachibana Makoto sichtlich unangenehm und er rieb sich verlegen nervös den Arm.

"Weiß nicht? Was ist los, Nagisa?"

Der stürzte sich regelrecht auf ihn, begann an seinem hübschen, roten Shirt zu zupfen.

"Das hier! Das hier! Weißt du denn nicht, wie super gefährlich rote Kleidung ist? Geister mögen rote Kleidung! Sie werden sich auf dich stürzen und dann...!"

Es brauchte nicht mehr, um Gänsehaut über Makotos Körper zu jagen, und der Junge erschauderte sichtlich.

"G-Geister?"

Inzwischen hatte auch Rei zu ihnen aufgeschlossen, und er konnte nur den Kopf schütteln.

"Nagisa! Der Witz wird langsam alt. Obon ist seit zwei Tagen vorbei, lass dem armen Makoto-Senpai etwas Ruhe! Und überhaupt. Auch, wenn die Farbe Rot allgemein dafür bekannt ist, bei Menschen die psychologische Steigerung von Agressivität und Wut auszulösen, so muss das noch lange nicht für Geister gelten!"

Nagisa aber ließ sich nicht beirren. Er schüttelte vehement den Kopf, zerrte weiter an Makotos Shirt.

"Doch doch! Wir sind noch immer im siebten Monat des Mondes, und Rei-chan, du weißt doch bestimmt, dass heute in China das Geisterfest gefeiert wird. Es ist ein Tabu, rote Kleidung zu tragen! Geister reagieren darauf, genau wie du gesagt hast!"

Bei jeder neuen Erwähnung des Wortes "Geist" zuckte Makoto zusammen, und ehe Rei sich in einem Vortrag über das Geisterfest verlieren könnte, schüttelte er den Kopf.

"Ah, ich denke, mir ist ohnehin zu warm, um so in die Stadt zu gehen. Wartet bitte kurz?"

Und schon war er auf dem Absatz umgedreht und zurück ins Haus gelaufen. Rei konnte darüber nur den Kopf schütteln, während ein freches Grinsen an Nagisas Mundwinkel zupfte.
 

***
 

"Sag, Makoto-Senpai... wollte Haruka-Senpai nicht auch mitkommen?", fragte Rei schließlich, als sie mit einem grünblau-gekleideten Makoto sich doch auf die Reise machen konnten.

Makoto grinste schief, nickte, zuckte dann die Schultern.

"Er meinte, er hätte genug Schwimmhosen und bräuchte nicht schon wieder eine neue. Anders als unser Nagisa hier, der ja ständig wächst."

Nagisa strahlte bei den Worten nur zu ihm hoch, sprang auf und ab.

"Irgendwann wachse ich dir über den Kopf, das wirst du schon sehen, Mako-chan!"

So abgelenkt merkte Nagisa natürlich nicht, was auf der Straße vor ihm abging, und sein Schrei kam viel zu spät, als Rei sich bückte.

"Stopp!"

Doch da stand sein Freund schon wieder da, eine gefundene 500 Yen Münze in der Hand.

"Reeeeei! Oh Götter, Rei! Auf dem Boden liegen die Opfergaben für die Ahnen! Du kannst doch nicht..."

Doch er hatte, und konnte, und während Makoto längst wieder blass geworden war, schien Rei nicht so ganz bereit, sein Fundstück wieder abzugeben.

Nagisa seufzte.

"Na, geschehen ist geschehen. Aber du solltest die Münze auf gar keinen Fall mit nach Hause nehmen! Das bringt Unglück."

Rei nickte langsam, doch als er Nagisas Blick folgte, schnaubte er.

"Lass mich raten, du hast genau die Idee, um es schnell wieder los zu werden?"

Nagisa grinste seine Freunde an und zog sie dann mit sich zu der Fressbude, die da am Straßenrand kleine Leckereien anbot.

"Lade uns ein!"
 

***
 

Sie waren schon fast am Kaufhaus angekommen, da geschah es. An einem kleinen Laden vorbeilaufend liefen da gerade auf dem kleinen Nachrichtenschirm keine langweiligen Politik-Nachrichten, sondern ein Bericht von einem Konzert, und ein träumerischer Ausdruck trat auf Makotos Gesicht.

"Kennt ihr das? Hmm hmm~"

Und schon begann er mit dem kleinen Idol-Sternchen mitzusummen. So schnell hatte man Nagisa noch nie an seinem Freund hochspringen sehen, und schon war eine Hand auf Makotos Mund geklatscht.

"Hey! Willst du die Geister anlocken? Sie mögen Musik! Wenn man singt oder pfeift - oder halt summt - dann kommen sie und wollen dich holen!"

Makotos viel zu peinliches Quietschen wurde zum Glück von Nagisas Hand erstickt, und auch Rei sah inzwische nicht ganz zufrieden aus.

"Davon habe ich auch schon gehört. Wirklich, Makoto-Senpai, du hast heute kein gutes Händchen für die Geister."

Völlig seinen eigenen Faux-pas von vorhin ignorierend, natürlich.

Aber zum Glück strahlte Nagisa schon wieder, verhinderte somit einen kompletten Panikanfall bei seinem großen Freund.

"Keine Angst, ich weiß, wie wir das wieder gut machen können! Wir gehen einfach rüber zum Schrein und dann sprichst du ein Gebet und entschuldigst dich für die Störung!"

Und natürlich mussten sie alle mitkommen. Mitgehangen, mitgefangen, so hieß es schließlich. Nicht, dass die Geister wütend auf sie alle würden, weil Nagisa seine Freunde nicht besser im Griff hatte, jawohl!

Und es war nicht so, als wäre der nächstbeste Schrein allzu weit weg. Zum Glück. Je weiter sie mussten, desto nervöser wurde Makoto, drehte sich immer wieder fast panisch um, so sehr, dass Nagisa am Liebsten ganz laut Buuuuh! gerufen hätte - doch ganz so gemein war er dann ja auch nicht, huh?
 

***
 

Das erleichternde Gebet auch hinter sie gebracht hielt die Freunde zum Glück nichts mehr davon ab, ins Kaufhaus zu gehen - und dort in die Sportabteilung. Nagisa brauchte wirklich dringend eine neue Hose!

Die Auswahl war natürlich wieder einmal viel zu groß, und die verrückten Zwischeneskapaden mit Raupenstyle und Alien-Antennen würden sie wohl alle bald wieder aus ihren Erinnerungen löschen.

Die letzlichen Hosen waren wunderbar, weiß, mit kleinen schwarzen Pinguinen darauf.

Nagisa liebte sie auf Anhieb. Und begeistert wie er war vergaß er tatsächlich für einen Augenblick, was um ihn herum geschah, und er zückte sein Handy, öffnete die Kamera...

"Hey!"

Und auf einmal hatte Rei das Handy in der Hand, sah Nagisa mahnend an.

"Sogar ich weiß, dass man an Geisterfesten keine Fotos machen sollte."

Makoto nickte dazu eifrig.

"Jeder weiß doch, dass Geister auf Fotos erscheinen! Und dann suchen sie dich ewig heim und..."

Er brach ab, und erst jetzt schien ihm so recht bewusst zu werden, wie knapp Nagisa da an einer Katastrophe vorbei geschlittert war. Zitternd umarmte er er sich selbst.

"Uff. Danke, Rei."

Nagisa dagegen zog eine Schnute.

"Ich wollte Haru-chan die neue Hose zeigen!"

Doch auf die Idee, wie er das machen konnte, kam er natürlich auch selbst.

"Dann gehen wir jetzt zu ihm!"

Und wo sonst würde man Nanase Haruka finden, wenn nicht im Wasser?
 

***
 

Doch dort hinzugehen war leichter gesagt, als getan. Natürlich war es ein Stück zu laufen aus der Innenstadt heraus bis zum Schwimmbecken, und natürlich konnte es an so einem Tag nicht ohne Katastrophen vonstatten gehen.

"... ehm, Mako-chan?"

Allein Nagisas Stimme ließ den großen Jungen inzwischen zusammenzucken.

"Ja, Nagisa?"

"Vielleicht solltest du... ich weiß nicht. Nicht so nah an der Wand gehen? Also, ich hab halt gehört, dass die Geister auch immer an den Wänden gehen, und..."

Und da platzte Ryuugazaki Rei der Kragen.

"Nagisa!"

Der blinzelte unschuldig.

"Hm?"

"Meinst du nicht wirklich, dass du Makoto-Senpai nicht langsam genug geärgert hast? An Wänden entlang gehen? Also wirklich."

Er schüttelte den Kopf, doch Nagisa plusterte sich auf.

"Nur weil du keine Ahnung hast! In China gibt es eine ganze Menge Tabus im Geistermonat. Und da geht es auch wirklich um Wände, und alles!"

Makoto schluckte schwer.

"Und... und was ist noch so alles tabu?"
 

***
 

"Nachts draußen herumlaufen."

"Klar, weil Nachts die Geister aktiver sind."

"Und nachts keine Kleidung draußen aufhängen."

Jetzt seufzte Rei.

"... das ist albern, aber immernoch logisch."

"Und man darf auch Nachts keinen Geburtstag feiern!"

Makoto verzog das Gesicht. Eigentlich wollte er all diese Geistergeschichten gar nicht hören...

"Nagisa. Wir haben es verstanden. Nacht ist gleich Tabu."

"Richtig."

Nagisa grinste.

"Und man darf nicht mit Spiegeln vor sich schlafen. Und im Haus keine Schirme aufspannen. Und nicht..."

Und da fiel sein Grinsen zusammen.

"Und man darf nicht... schwimmen."

Makoto und Rei sahen ihn beide einen Moment lang stocksteif an.

Dann sprinteten alle drei Jungen gleichzeitig los.
 

***
 

Es war nicht wirklich ein Wunder, dass Haruka natürlich seine langsamen Bahnen zog, als sie endlich bei ihm ankamen.

Makoto wunderte sich trotzdem.

"Wo sind denn nun die Geister?", raunte er Nagisa zu, der schwer atmend neben ihm zum Stehen kam.

"Weiß... huff... nicht...", keuchte er irgendwie hervor, der Blick suchend über das Wasser huschend.

Rei schüttelte schließlich nach ein paar ereignislosen Minuten den Kopf.

"Wie lange schwimmt er schon? Seit wir losgegangen sind?"

Er schnaubte.

"Offensichtlich keine Geister heute. Vielleicht ist es ja nur was chinesisches", spottete er.

Nagisa zog eine Schnute.

"Aber wirklich! Ich hab mir das nicht nur ausgedacht!"

Doch allein daran, dass sich Makotos Schultern langsam endlich wieder entspannten, dass sein Gesicht den ständig gehetzten Ausdruck verlor, war klar, dass Nagisas Spaß auf seine Kosten für heute zuende war. Wahr oder nicht, der Grusel war verflogen.

Für den Augenblick.
 

Nagisa zog schmunzelnd ab, um endlich seine neuen Shorts anzuziehen und zu präsentieren. Gedankenverloren warf er seine Tasche in die Ecke der Umkleide, schlüpfte aus seinen Klamotten.

Die neuen Shorts saßen immernoch, und sahen auch wunderbar aus, wie der Blick in den Spiegel-

"AAAAAAAAAAAAAAAAH!"
 

***END***


Nachwort zu diesem Kapitel:
(Ja, tatsächlich sind alle Tabus, die Nagisa erwähnt hat, echt ;) ) Komplett anzeigen

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