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Alice hinter den Spiegeln - Die tiefgründigste Fortsetzung ever

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Kapitel 1 - Doppelt hält besser

Alles war genauso wie damals:
 

Der Ausgangspunkt; das Gefühl, versehentlich irgendeine obskure Substanz zu sich genommen zu haben; der psychedelische Himmel, der sich über der täuschend friedlichen Landschaft erstreckte... All das war absolut genauso wie es ihm von seinem letzten Mal in Erinnerung geblieben war, das er das Wunderland betreten hatte. Bloß das Portal, durch das er hierhergelangt war, unterschied sich von dem, das er zuletzt hatte passieren müssen. Als er das erste Mal mit dem wundersamen Boden dieser Welt in Berührung gekommen war, war es Mick Jagger im Hasenkostüm gewesen, der ihn durch ein Loch im Tourbus geführt und dann alleine gelassen hatte, bevor es an ihm gewesen war, eine bizarre Prüfung mit ein paar Schaltern und einer näherkommenden Decke zu bestehen – eine Art Einstiegstest, um zu prüfen, ob er es auch würdig war, die verwunschene Einbahnstraße in die Dimension der Verrückten zu beschreiten.
 

Diesmal hatte er nicht mehr tun müssen als zwei Gestörten, die unheimlich originalgetreue Abbilder zweier KISS-Mitglieder darstellten, durch einen skurrilen Gang zu folgen, um anschließend an exakt derselben Stelle auzukommen, an der er auch bei seinem ersten Aufenthalt nach besagtem Einstiegstest gelandet war – auf der Wiese mit den singenden Blumen. Sie schienen gewachsen zu sein, seit er das letzte Mal hier gewesen war. Und zwar nicht nur ihre Wurzeln – auch ihre Bärte.
 

„Das glaub' ich ja nicht, Bruder!“, hörte er eine von ihnen rufen, kaum dass The Spaceman die magische Tür, aus der sie gekommen waren, leise hinter sich geschlossen hatte. Wie erwartet war diese kurz darauf genauso schnell wieder verschwunden wie der schwarzweiß-geschminkte Freak sie herbeigezaubert hatte. „Dich hab' ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Wo hast du dich die ganze Zeit rumgetrieben? Übrigens... Schnieke Smoking, Kumpel!“
 

„... Smoking?“ Halb erfreut über das spontane Wiedersehen mit dem sprechenden Hippie-Gewächs und halb irritiert über dessen Bemerkung, schaute Alice an sich herunter und musste überrascht feststellen, dass er tatsächlich wieder dasselbe Outfit trug, das er vor einem Jahr von der Königin bekommen und auf dem königlichen Ball getragen hatte. Mittlerweile hatte er starke Zweifel daran, ob nicht doch sein Aufenthalt in der vermeintlich realen Welt bloß ein langer Traum gewesen war. „Ja... Danke für das Kompliment. Er ist maßgefertigt“, gab er zögerlich zurück, was seine kleinen, bunten Gesprächspartner mit einem dümmlichen Grinsen quittierten. Alice fragte sich, ob Slash alias 'Die Raupe' manchmal vorbeikam, um sie an seiner Pfeife teilhaben zu lassen, und musste kurz darauf selbst grinsen, als all die Erinnerungen an die Zeit, die er im Wunderland verbracht hatte, sich langsam in sein Gedächtnis zurückschlichen. Waren es wirklich nur zwei Tage gewesen? Es kam ihm vor, als habe er jahrelang hier gelebt, bevor eine unbekannte Macht ihn aus der mystischen Welt, die für ihn unbemerkt zu seinem Zuhause geworden war, herausgerissen hatte.
 

„Eure Majestät!“, ertönte eine weitere bekannte Stimme hinter ihm, die von einem tiefen Schnurren begleitet wurde. Wenig erstaunt wandte Alice sich um und fand sich genau den Beiden gegenüber, mit denen er ohnehin innerhalb der nächsten paar Minuten gerechnet hatte. Wenn die Zwillinge bei ihm aufkreuzten, konnten auch die restlichen Zwei nicht weit sein.
 

„The Demon und The Catman!“, erwiderte er deren herzliche Begrüßung, mit nur geringer Beunruhigung feststellend, dass das amüsierte Grinsen im Gesicht des Katzenkerls noch breiter zu sein schien als bei ihren letzten Begegnungen. Bei den Blumen war es etwas anderes. Wenn sie grinsten, wirkte es bloß benebelt. Bei ihm wirkte es hingegen regelrecht gruselig, und Alice hatte das Gefühl, dass Kitty ihn von Mal zu Mal mit bedenklicherer Intensität anstarrte. „... Euch scheint es gut zu gehen. Das freut mich!“
 

The Demon lächelte, was dank seiner düsteren Erscheinung nicht viel weniger verdächtig aussah als das Minenspiel der Grinsekatze.
 

„Welch eine Ehre, dass Ihr Euch Gedanken um unser Wohlergehen macht!“, schleimte er so euphorisch, dass er jeder Schnecke damit hätte Konkurrenz machen können. Das war bereits das zweite Mal am heutigen Tage, dass irgendwer etwas von Ehre faselte. Zweifellos war ihm selbst bewusst, wie großartig er war – aber so großartig? Konnte es wirklich sein, dass die Bewohner des Wunderlandes ihn aus einer derart veränderten Perspektive betrachteten, weil er nun... der König war?
 

„Ihr wirkt abwesend, Majestät“, schnarrte Kitty und machte eine lockere Geste in seine Richtung. „Ihr wisst, dass da noch etwas in Eurer Tasche steckt, das meinem lieben Bruder hier gehört, nicht wahr?“
 

„Ähm... ja, richtig“, antwortete Alice, öffnete rasch die Knöpfe des Anzuges, um in den innen eingenähten Taschen nach dem antiken Tagebuch suchen zu können, und überreichte es seinem Gegenüber, als er es nach flüchtigem Herumkramen tatsächlich an dem Platz wiedergefunden hatte, an dem es offenbar ein volles Jahr lang irgendwo im Nirvana verborgen gewesen war. „Hier, bitte! Der Grund, aus dem ich wieder bei euch bin, stimmt's?“
 

The Demon, der das Buch infolgedessen seit genau diesem Zeitraum nicht mehr in seinen Händen gehalten hatte, begutachtete das Stück eingehend und strich, als er es entgegennahm, andächtig über den Deckel, so als wolle er erfühlen, ob es sich dabei auch wirklich um sein kostbares Eigentum handelte, das er ihm damals geliehen hatte.
 

„Vielen Dank, Majestät! Der wahre Grund, aus dem Ihr wieder bei uns seid, ist allerdings ein anderer, um ehrlich zu sein. Die Königin hat schlicht und einfach befohlen, Euch endlich zu uns zurückzu-“
 

Abrupt hielt er inne, bevor er seinen Satz zu Ende gesprochen hatte, und richtete seinen Blick gen Himmel. Erst jetzt registrierte Alice den merkwürdigen Schatten, der sich mitten auf der Wiese abzeichnete und zunehmend deutlicher wurde. Die Form erinnerte ihn an ein Tier, und als er ebenfalls einen Blick nach oben warf, wurde ihm alles klar.
 

„Servus, ihr Landeier! Wie geht's euch da unten?“, gröhlte jemand, der niemand anderes als der Schwarze Ritter sein konnte, von dem Rücken des imposanten, fliegenden Schweines aus zu ihnen herunter. Selbstverständlich. Ritterchen Schwarz, der eine in eine halbwegs edle Rüstung verpackte Version von Ozzy Osbourne darstellte, und dessen ebenso schwarze Kriegssau Black Beauty... Wie könnte er die beiden bloß vergessen?
 

„Ah, sieh an! Hat der allseits talentierte Herr Ritter jetzt einen Pilotenschein gemacht?“, kommentierte The Demon die – für wunderländische Verhältnisse – gar nicht einmal so spektakuläre Szene, was Ozzy offenbar als Anlass nahm, etwas näher an ihre kleine Gruppe heranzufliegen und sich auf Black Beautys Rücken ein Stück nach vorne zu beugen, sodass er nun für alle Beteiligten besser zu sehen war.
 

„Nicht ganz, mein werter Dämon!“, entgegnete er sichtlich gut gelaunt, während er der Sau von dort oben aus den Kopf tätschelte. „Ich bin nicht derjenige, der ihr das beigebracht hat. Trotzdem scheint sie es zu lieben, mit ihrem allerbesten Ritterfreund durch die Lüfte zu sausen! ... Moment mal! Das ist doch-“
 

Erwartungsvoll trat Alice einen Schritt zurück, als Ozzy seine grunzende Gefährtin mit plötzlicher Entschlossenheit zur Landung anhielt, von ihr abstieg und voller Begeisterung auf ihn zueilte.
 

„Du bist es! Ich meine... Ihr! Ihr, der dunkle König... oder so!“
 

„Ich muss meinen neuen Rang auch erst mal verinnerlichen, bis ich mir das mit der Anrede endlich merken kann“, sagte Alice schief lächelnd, was Ozzy merklich zu erleichtern schien – jedenfalls machte er nicht den Eindruck, als sei er erpicht darauf, nun auch noch vor ihm auf diese überspitzt demütige Art herumzukriechen wie er es vor der Herzkönigin immer tat. Wenn auch meist freiwillig.
 

„Das ist blendend!“, rief er, jetzt an die vier neben ihm versammelten Brüder gewandt. „Und... diesmal ist es der Richtige, oder?“
 

„Definitiv“, erwiderte The Spaceman sofort. „Diesmal ist es zu hundert Prozent der richtige Auserwählte.“
 

„Der richtige- Wie jetzt?“, schaltete sich Alice dazwischen, als ihn das dumpfe Gefühl überkam, dass die Konversation der Beiden irgendeine tiefergehende Bedeutung innehaben musste. Bevor einer der anderen jedoch zu einer Erklärung ansetzen konnte, hallte die Antwort bereits in Form einer überschwänglichen Stimme zu ihnen herüber, die ihm nicht bloß irgendwie bekannt vorkam... sondern zweifelsohne viel zu bekannt.
 

„Warte auf mich, Ritterchen! Du kannst doch nicht ohne mich wegfliegen...!“, keuchte die ominöse Stimme leicht atemlos, als derjenige, dem sie gehörte, mit pseudo-beleidigtem Gesichtsausdruck den gleichen Weg entlangrannte, den Ozzy zuvor auf seiner Sau überflogen hatte, bis er schließlich nah genug bei ihnen stand, dass Alice den fraglos gutaussehenden, jungen Mann – die Betonung lag auf 'jung' – in allen Einzelheiten begutachten konnte.
 

„Wow...! Das ist, ich meine... Wow!“, formulierte der Neue genau das, was er selbst gerade hatte sagen wollen, als er ihn in der Menge bemerkt hatte. Alice zögerte einen Moment, ehe er noch ein wenig näher an das wahrhaft spektakuläre Naturphänomen herantrat, sodass er ihm nun direkt gegenüberstand.
 

„Ja, allerdings... wow.“
 

Einen scheinbar unendlichen Augenblick lang taten sie nichts als sich lediglich anzusehen, beide gleichermaßen fasziniert und neugierig, bis der Andere diesen wahnsinnig absurden Moment mit einer fast noch absurderen Aussage beendete.
 

„Mann, heftig. So werde ich also aussehen, wenn ich mal alt bin!“
 

„... Wie bitte?“, brachte Alice möglichst beherrscht hervor, als er den Inhalt dieses Satzes vollständig verarbeitet hatte. „Mein eigenes Spiegelbild hat mich soeben 'alt' genannt... Darf ich mir bitte einen Sarg aussuchen?“
 

„Leute, was geht'n hier eigentlich ab? Seh ich jetzt doppelt?“, meldete sich erneut eine der Bartblumen zu Wort, als Alice beinahe schon vergessen hatte, dass sie ja auch noch da waren. „Ist das etwa dein Bruder, Bruder?“, hörte er eine andere von ihnen interessiert fragen. Gut zu wissen, dass er wenigstens nicht der Einzige war, der keinerlei Ahnung hatte, was hier gerade gespielt wurde.
 

„Nun, ich denke, es gibt da etwas, das schleunigst geklärt werden sollte“, warf The Spaceman, offenbar mehr belustigt als ernst, ein. Alice hätte vermutlich misstrauisch zu ihm herübergeschielt, hätte er den Blick von seinem sichtbar erheiterten Ebenbild abwenden können. „Vielleicht sollte der Schwarze Ritter das übernehmen“, ergänzte The Spaceman gespielt streng. „Er wird am besten erklären können, wie es zu diesem kleinen Missverständnis kommen konnte.“
 

Mit einer demonstrativ abwartenden Haltung wandte sich Alice dem verlegen vor sich hingrinsenden Ritter zu, der sicher fünf Sekunden lang nichts anderes als „Äähm“ herausbrachte, ehe er es endlich hinbekam, einen vollständigen Satz zu formulieren.
 

„Das war keine Absicht!“, war das Erste, das ihm einfiel, nachdem er sich etwas gesammelt hatte. „Wisst Ihr, nun ja, das war so... Unsere Lieblingskönigin – eigentlich ist sie ja unsere einzige Königin, aber Ihr wisst, was ich meine – ... jedenfalls hatte sie schon seit Längerem das ein oder andere Mal geäußert, dass sie Euch unbedingt wiedersehen wolle. Wie dem auch sei, heute hat sie also den Befehl erteilt, in Eure Dimension aufzubrechen und Euch aufzuspüren, damit Ihr mithilfe eines Portals in unsere Welt zurückkehren könnt. Selbstverständlich habe ich mich sofort angeboten, das zu erledigen – Ihr wisst schon, um ihr zu imponieren... ich habe bisher so selten wichtige Aufgaben übernommen –, nur habe ich wohl... nun ja... vielleicht doch kein so gutes Gespür, wie ich bisher angenommen hatte-“
 

„Was er damit sagen will...“, unterbrach Alice' deutlich jüngerer Doppelgänger das verwirrende Gestammel des Schwarzen Ritters, „... ist im Grunde einfach nur: Er hat, so wie ich das verstanden habe, in der falschen Dimension nach dem Auserwählten gesucht und daher nicht dich gefunden, altes Ich – sondern eben mich. Und jetzt bin ich, wie's aussieht, Teil eurer Welt. Yippee!“
 

Einen Moment lang war nichts zu vernehmen als das kratzige Räuspern einer der Bartblumen. Alice nahm es nur hintergründig wahr – zu sehr war er damit beschäftigt, zu realisieren, dass er nicht nur gerade eben in das Wunderland zurückgekehrt war, dessen Existenz er ein Jahr lang immer wieder angezweifelt hatte, sondern sich dieses nun auch noch mit einem zweiten Alice teilen musste, für den das Ganze offenbar nicht einmal eine besonders große Sache war. Irgendetwas musste er verpasst haben.
 

„Nochmal ganz langsam“, sagte er betont ruhig zu seinem Ebenbild. „Ozzy, ich meine der Schwarze Ritter hat-“
 

„Ozzy? Ich wusste es, Ritterchen! Du bist Ozzy Osbourne!“
 

„Ja, das ist er. Aber das spielt jetzt keine Rolle“, versuchte Alice die Aufmerksamkeit seines leicht abzulenkenden Gegenstücks wieder auf sich zu ziehen. „Um aufs Thema zurückzukommen: Ritterchen, wie du ihn nennst – was ich übrigens auch tue, oh Wunder – hatte vor, mich eigenhändig ausfindig zu machen und hierher zurückzubringen, hat sich dann aber in die falsche Parallelwelt verirrt und stattdessen dich- Also gut. Eine Frage: Welches Jahr war es, bevor Ritterchen dich mitgenommen hat?“
 

„1971“, gab seine jüngere Version nüchtern zur Antwort. Niemanden, außer ihn selbst, schien das in irgendeiner Form zu beeindrucken.
 

„Neunzehnhunderteinundsiebzig...? Das ist... Da hatte ich noch nicht mal 'School's out' geschrieben!“, entfuhr es ihm ungläubig, mehr an sich selbst gerichtet als an irgendwen sonst. Sein Gegenüber hob fragend eine Augenbraue.
 

„'School's out'? Das klingt tatsächlich nach etwas, das von mir stammen könnte“, murmelte Alice Jr. anerkennend. „Eines würde mich mal interessieren, anderes Ich: Traust du dich in deinem Alter eigentlich immer noch, auf der Bühne 'I'm eighteen' zu singen?“
 

Schweigend starrte Alice das nicht mehr ganz so faszinierende Naturphänomen an, dann warf er einen fassungslosen Blick auf den Schwarzen Ritter, der noch immer hervorstechend unbeteiligt mit seiner Sau neben ihm herumstand.
 

„Sagt mal, Ritter Schwarz“, begann er, ohne auf die eben gestellte Frage einzugehen. „Wie ist es eigentlich möglich, dass Ihr dieses rotzfreche Nesthäkchen mit mir, dem einzig wahren und echten Auserwählten, verwechseln konntet? Und was noch viel wichtiger ist... Wie kann es überhaupt sein, dass die Königin es ausgerechnet Euch erlaubt hat, in den unendlichen Weiten der Paralleluniversen nach einer bestimmten Person zu suchen?!“
 

„Er hat mich so lange bedrängt und angebettelt, bis ich es nicht mehr ausgehalten und nachgegeben habe“, antwortete jemand anderes anstelle des entschuldigend dreinschauenden Ritters, und Alice wusste nicht nur aufgrund des Inhaltes dieser Erklärung, wer dieser Jemand war. Diese Stimme hätte er unter Hunderten wiedererkannt.
 

„Marilyn!“, sagte er lediglich in Gedanken, als er sich umdrehte, so als sei es nicht offensichtlich, dass er es war, der nicht einmal zwei Meter von ihm entfernt auf der Wiese stand und ihn lächelnd beäugte, als warte er auf irgendeine Reaktion seinerseits. Oft hatte Alice sich vorgestellt, wie es verlaufen würde, wenn sich herausstellte, dass das Wunderland und somit auch dessen Königin nicht bloß in seiner Einbildung existierte, und hatte dann darüber nachgedacht, was er wohl tun oder sagen würde, wenn er sie wiedersähe. All das war jedoch jetzt, da er sie leibhaftig dort stehen sah, wie weggewischt, und er hatte schlichtweg keinen blassen Schimmer, wie er reagieren sollte. Was konnte man nach einem derart peinlichen letzten Treffen auch schon sagen, ohne dass es die ganze Sache noch peinlicher machte?
 

„Na sowas“, gab Marilyn vergnügt von sich, während er locker eine Hand in die Hüfte stemmte. „Gerade noch leidenschaftlich am Zetern, und kaum, dass ich die Bildfläche betrete, verschlägt es dir die Sprache... Das nehme ich mal als Kompliment, wenn es dir recht ist.“
 

„Ihr... Ihr seid...“, startete Alice den Versuch, so etwas wie einen Satz zusammenzufassen, als er glaubte, seine Sprache wiedergefunden zu haben, wandte sich dann aber lieber an die Zwillinge, die für seinen Geschmack schon eindeutig zu lange nichts mehr gesagt hatten. „Warum habt ihr mir eigentlich nicht mitgeteilt, dass die Herzkönigin auf dem Weg hierher ist? Ich war... darauf noch nicht vorbereitet!“
 

„Aber Majestät!“, kicherten die beiden bloß gleichzeitig, fast wie zwei kleine Jungen, die gerade jemandem einen Streich gespielt hatten. „Die Königin wartet nun schon seit so langer Zeit auf Euch“, fuhr The Spaceman alleine mit ihrer Antwort fort. „Wie lange gedachtet Ihr denn noch, sie schmoren zu lassen?“
 

„Schmoren lassen? Was meinen sie damit, Eure Hoheit?“, hatte Alice Jr. bereits gefragt, bevor er selbst sich in irgendeiner Weise dazu hätte äußern können. Der Ausdruck in Marilyns Augen nahm schlagartig etwas an, das möglicherweise als neckisch, vermutlich aber eher als vorwurfsvoll zu interpretieren war.
 

„Weißt du, Kleiner... Das ist so“, begann er in einem Tonfall, der so rechthaberisch klang, dass Alice darüber nachdachte, sich vorsichtshalber schon jetzt eine passende Antwort zu seiner Verteidigung zurechtzulegen. „Es ist eine Weile her, da waren deine ältere Hälfte und ich gemeinsam auf einer Feier und gerade im Begriff, uns, nun, zu verloben. Es hätte so romantisch und perfekt werden können... Und was macht er? Haut einfach ab und lässt mich eiskalt sitzen!“
 

„So war das überhaupt nicht!“, schaffte Alice es nun doch endlich, seinen Teil zu der Diskussion, die leider so gar nicht in seinem Sinne vonstattenzugehen schien, beizutragen. „Ich war... Ich wollte ja etwas sagen, aber... das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich auf dem Boden lag. Und dann war ich auf einmal wieder in meinem Tourbus. Was kann ich dafür, wenn ich durch irgendwelche magischen Kräfte willkürlich von einem Ort zum anderen gebeamt werde?!“
 

„Ach, ich bitte dich!“, schleuderte Marilyn trotzig zurück. „Jeder hier kann es bestätigen – du bist aus heiterem Himmel umgekippt, und kaum, dass wir einmal geblinzelt hatten, warst du verschwunden! Wie willst du dir das bitteschön erklären?“
 

„Bestimmt nicht, indem ich mich von einer Sekunde auf die andere aus dem Staub gemacht habe! Außerdem finde ich es höchst fraglich, dass Ihr und Euer gesamtes Volk, ohne euch vorher abgesprochen zu haben, alle im selben Moment blinzelt!“
 

„Ihr seid... verlobt?“, drängte sich Alice Jr. in einem kurzen Augenblick der Stille dazwischen. Alice betrachtete erst ihn, dann Marilyn genauestens, und konnte schließlich nicht anders als über seine eigene Erkenntnis zu lachen.
 

„Wie ich sehe, habt Ihr Euch mit meinem jüngeren Ich schnell angefreundet und ihm sicher schon einiges über Euch erzählt. Nur diesen einen Teil habt Ihr ausgelassen, was?“
 

„Oh! Bist du eifersüchtig?“, grinste die Königin plötzlich hocherfreut.
 

„... Nein!!“, erwiderte Alice so nachdrücklich er konnte. „Ich habe keinen Grund, eifersüchtig zu sein... Erst recht nicht auf einen vorlauten Bengel, der vergeblich versucht, ich zu sein!“
 

„Hey! Ich bin du, falls du es vergessen hast!“
 

„Tut mir leid, dass es mir entfallen ist. Muss wohl am Alzheimer liegen, das ist in meinem Alter ja schließlich nicht unüblich, stimmt's?“
 

„Ich glaube, die beiden mögen sich nicht, Majestät...!“, hörte er Ozzy von außen seinen geistreichen Senf dazugeben und bemerkte, dass dessen Kriegsschwein gar nicht mehr bei ihm stand sondern sich stattdessen wohl dazu entschlossen hatte, Alice einen kleinen Besuch abzustatten. „Wollt ihr nicht vielleicht dafür sorgen, dass sie mit dem Gezanke aufhören? Wer weiß, wie das sonst endet...“
 

„Ich finde es, ehrlich gesagt, recht unterhaltsam, dass er es ernsthaft hinbekommt, sich mit sich selbst zu streiten“, entgegnete Königin Manson, während sein Ebenbild übertrieben gleichgültig tat und Black Beauty inzwischen damit angefangen hatte, ihn von oben bis unten geräuschvoll zu beschnüffeln. „So etwas bekomme ich normalerweise nur bei Fish zu sehen, wenn er wieder mal mit seinen gruseligen Handpuppen zugange ist.“
 

„Sitz! Aus...!“, versuchte Alice erfolglos, das nicht wenig respekteinflößende Schwein auf Abstand zu halten, und ignorierte das schadenfrohe Gelächter, das Küken-Alice offensichtlich nur mühevoll unterdrücken konnte. „Himmel... Ich schätze, unser liebenswerter Neuzugang wird das Wunderland ebenso wenig aus eigener Kraft verlassen können wie ich, nicht wahr?“, fragte er vorsichtig, als ihm langsam dämmerte, welches Ausmaß an Komplikationen diese Tatsache auf Dauer mit sich bringen würde. „Wir brauchen... einen Namen für ihn. Ich meine, wenn sich ein solches Zusammenleben wirklich nicht vermeiden lässt, können wir schlecht beide mit ein und demselben Namen angesprochen werden, oder?“
 

Sämtliche Anwesenden blickten sich auf einen Schlag mit großen Augen an, so als sei ihnen dieses Problem bisher gar nicht erst in den Sinn gekommen.
 

„Da hat er Recht, Majestät. Ihr könnt uns nicht beide 'Schatz' nennen!“, pflichtete sein Doppelgänger mit säuselnder Stimme bei. Alice bemühte sich, nicht allzu entgeistert auszusehen.
 

„Beachte ihn nicht“, sagte Marilyn trocken, strich beiläufig sein glänzendes Kleid glatt und setzte dann eine nachdenkliche Miene auf. „Das Namen-Problem ist tatsächlich eine Sache, die wir schnellstmöglich miteinander abklären sollten. Hat irgendjemand eine Idee, wie wir unseren schnuckeligen Zuwachs von jetzt an nennen könnten?“
 

„Oscar!“, ertönte es heiser von irgendwo weiter unten aus, gefolgt von einigen noch schlimmeren Vorschlägen, die so wild durcheinandergerufen wurden, dass kaum etwas zu verstehen war. Die, die Alice hatte herauskristallisieren können – unter Anderem Sam, Felix und Filius – reichten ihm allerdings aus, um zu wissen, dass von den bunten Gesellen, die nahe ihrer kleinen Versammlung aus der Wiese wuchsen, nichts Hilfreiches mehr kommen würde. Einen Hund gab es im Wunderland schließlich schon – zumindest ein dauergenervtes, eigenartiges Wesen, das sich für einen solchen hielt –, und das war mehr als genug.
 

„... Das gefällt mir nicht“, motzte der Namenlose an niemand Bestimmten gerichtet. „Wenn ich mich schon umbenennen muss, dann will ich wenigstens was Cooles und Ausgefallenes. Zerox, zum Beispiel.“
 

„Ja, genau“, erwiderte Alice sarkastisch. „Träum weiter, Filius.“
 

Den beleidigten Blick seines überheblichen Abbildes nicht beachtend, ganz wie Marilyn es ihm geraten hatte, wartete er konzentriert auf die rettende Idee, die sich hartnäckig verstecktzuhalten schien. Für einen winzigen Augenblick hatte er geglaubt, die Lösung gefunden zu haben, als er daran gedacht hatte, ihm doch einen der Namen zu geben, die er irgendwann einmal in seinen Songtexten verwendet hatte. Nachdem das erste Lied, das ihm einfiel, jedoch 'Nurse Rozetta' war, fiel es ihm zunehmend schwerer, seine Konzentration aufrechtzuerhalten. Warum nur hatte ihm kein anderer Titel einfallen können?
 

„Ich weiß etwas“, durchbrach die schnurrende Stimme der Grinsekatze unerwartet die Stille. „Wie wäre es ganz einfach mit einem Namen, der sich aus ähnlichen Buchstaben wie 'Alice' zusammensetzt? Hmmm... Eliza, beispielsweise. Das wäre für jeden leicht zu merken und klingt außerdem hübsch.“
 

„Liz...!“, kicherte The Demon mit einem extra-breiten Grinsen, welches dem seiner zu groß geratenen Hauskatze in nichts nachstand.
 

„Lizzy!“, setzte Ozzy dem Ganzen daraufhin mit einer für ihn typischen Überschwänglichkeit die Krone auf.
 

'Lizzy'?“, wiederholte Alice gedehnt. „Soll das ein Witz sein? Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass so ein bescheuerter Name-“
 

„Also, mir ist das recht!“, räumte sein Doppelgänger zufrieden ein. Alice wollte ihn fragen, ob er noch ganz bei Trost sei, entschied dann aber, es zu lassen. Offensichtlich litt sein jüngeres Ich an einer leichten bis mittelschweren Geschmacksverirrung, aber das hatte ihn im Grunde nicht zu kümmern – er war immerhin nicht derjenige, der nun auf ewig mit diesem Namen gestraft war.
 

„Fantastisch!“, rief Marilyn freudig aus und unterstrich diese, wahrscheinlich gespielte, Begeisterung, indem er einmal weit ausholend in die Hände klatschte. „Da das Thema jetzt vom Tisch ist, können wir uns ja endlich unserem eigentlichen Vorhaben widmen. Schutzpatronen! Geht und sagt einigen meiner Diener und Dienerinnen Bescheid, dass sie hier vorbeischauen sollen. Sorgt für eine festliche Atmosphäre, aber holt nicht zu viele Leute hierher. Mir ist heute mehr danach, im kleinen Kreis zu feiern. Ihr wisst ja, wer meine Lieblingsuntertanen sind. Also, hopp hopp, fangt an!“
 

„Wird gemacht, Eure Hoheit!“, gab The Starchild nicht weniger enthusiastisch zurück, gefolgt von einem von The Demon versprochenen „Wir werden Euch nicht enttäuschen!“; dann hatten die vier Freak-Brüder sich schneller als ein Blitz im Nichts aufgelöst. Alice fixierte die Stelle, an der sie bis eben zusammengestanden hatten, und drehte sich anschließend verständnislosen Blickes zu der Königin um.
 

„Verzeiht mir die wahrscheinlich sehr dumme Frage...“, sagte er mit einer unguten Vorahnung, „... aber was genau gibt es zu feiern?“
 

Marilyn lächelte vielsagend, während er ihm zwei Mal exorbitant energisch auf die Schulter klopfte.
 

„Du bist zu bescheiden, Alice. Ich halte es nur für angemessen, die Rückkehr des Auserwählten wenigstens ein bisschen zu zelebrieren“, erklärte die Herrscherin des Wunderlandes wie selbstverständlich, was Alice erleichtert aufatmen ließ – allerdings für nicht mehr als drei Sekunden. „Außerdem soll es doch nicht trist und langweilig werden, wenn wir beide heiraten, nicht wahr? Königliche Vermählungen und eine festliche Stimmung sind nun einmal untrennbar miteinander verbunden!“
 

„Ich wusste es!“, zischte Alice möglicherweise eine Spur zu hysterisch. „Ihr entscheidet das einfach über meinen Kopf hinweg, was? Wer sagt denn, dass ich jetzt Lust auf eine Hochzeit – noch dazu auf meine eigene – habe? Ich, jedenfalls, habe nie gesagt, dass ich... dass ich...“
 

Stille. Der Ausdruck, mit dem Marilyn ihn nun ansah, pendelte irgendwo zwischen 'zutiefst enttäuscht' und 'zu Tode betrübt'.
 

„Sprich weiter“, seufzte er mit dem Blick eines verstoßenen Welpen. „Sag mir knallhart ins Gesicht, dass du mich ablehnst. Ich kann das verkraften. Nur, weil ich dir damals das Leben gerettet und dann eine Ewigkeit auf dich gewartet habe – und im Übrigen auch sonst alles für dich getan hätte –, habe ich natürlich noch lange keinen Anspruch auf deine Unterstützung. Dann muss ich das Wunderland wohl weiterhin alleine regieren... einsam und allein, ohne dich, als König, an meiner Seite... Welch ernüchternder Reinfall! Ich arme, arme-“
 

„Ist ja gut!“, unterbrach Alice das theatralische Geschwafel, ehe es gar kein Ende mehr nehmen und die Königin ihm diese verfluchte Sache permanent nachtragen würde. „Ihr... Ihr habt, wie immer, gewonnen... Ich hoffe, Ihr seid jetzt glücklich!“
 

„Ja, sehr!“, quiekte sein Gegenüber nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, nachdem er resigniert sein Einverständnis gegeben hatte. Noch niemals zuvor hatte er einen Gesichtsausdruck sich so rasant um hundertachtzig Grad wenden sehen. „Also dann, ich werde vorerst zu meinem Schloss zurückgehen und ein paar Vorbereitungen treffen... Solange hast du Zeit, dich schon mal umzuziehen. Hier ist dein Gewand!“, schwafelte Marilyn munter weiter und streckte ihm, als sei es völlig normal, ein sicher bodenlanges schwarzes Kleid entgegen, das er eben hinter seinem Rücken hervorgeholt hatte. Alice konnte sich nicht entscheiden, welche Tatsache ihn im Augenblick mehr beschäftigte – die, dass er, zusätzlich zu der Spontan-Hochzeit, anscheinend auch noch dazu gezwungen war, ein Brautkleid anzuziehen, oder die, dass Marilyn es nötig hatte, für irgendwelche dubiosen Vorbereitungen den Weg zu seinem Schloss zurückzulaufen, wenn er gleichzeitig imstande war, ein Kleidungsstück dieses Ausmaßes aus dem Nichts hervorzuzaubern. „Nimm es schon! Es ist für dich, und du solltest dich ein bisschen beeilen, bevor unsere Gäste erscheinen!“
 

„Ähm... ja. Vielen Dank?“
 

„Gern geschehen!“, war das Letzte, das er ihre Majestät ungewohnt lebhaft zur Antwort geben hörte, als sie sich bereits mit federleichten Schritten – wie ihr das, trotz High Heels, möglich war, war ihm ein Rätsel – in Richtung ihrer Behausung begeben hatte. Eine Weile lang blickte Alice ihr sprachlos hinterher, ehe er abwechselnd die noch verbliebenen, umstehenden Personen und das Kleid betrachtete.
 

„Herrlich“, kommentierte er monoton. „Ein schwarzes Brautkleid. Endlich geht mein Kindheitstraum in Erfüllung.“
 

„Ein Weißes würde an dir mehr als unglaubwürdig wirken“, äußerte sein jüngeres Ich – Lizzy, um es noch einmal anzumerken – überaus subtil und trat ein Stück näher an ihn heran, offenbar, um das Gewand, wie Marilyn es genannt hatte, selbst begutachten zu können. „Hey, wenn du es nicht willst, nehme ich es dir gerne ab! An einem knackigen Jüngling wie mir würde es ohnehin wesentlich besser zur Geltung kommen.“
 

Mit einem Blick, der nicht mehr und nicht weniger sagte als „In welchem Universum war ich mit Anfang Zwanzig eigentlich ein dermaßen garstiges Biest?!“, wandte er sich seinem Ebenbild – Lizzy, verdammt nochmal! – einen Moment lang zu, und wandte sich schließlich wortlos wieder von diesem ab, als es ihm allen Ernstes die Zunge herausstreckte. Schlimmer konnte es definitiv nicht mehr werden. Wenigstens das stand fest.
 

„Also schön“, gab er sich letztlich geschlagen. „Ich bin gleich wieder da!“
 


 

Etwa zwanzig Minuten hatte es gedauert, bis alle Gäste eingetroffen waren – er hatte es daran erkannt, dass auch die vier Brüder zusammen mit dem Letzten wieder aufgetaucht waren – und nun wie ein Schwarm bunter Paradiesvögel um ihn herumwuselten. Obwohl das nicht ganz stimmte, wenn man bedachte, dass sein frischgebackener Doppelgänger sich, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, die meiste Zeit über in den Vordergrund drängte und die anderen – hauptsächlich die weiblichen Beteiligten – genau genommen eher ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten, so als sei er irgendeine Art Attraktion. Wie ein Affe in einem Tierpark, dachte Alice, sprach es jedoch nicht aus. Wobei er 'Tierpark' im Allgemeinen für ein treffendes Wort befand, um die inzwischen nicht mehr ganz so kleine Truppe zu beschreiben, die sich auf Marilyns Befehl hin hier versammelt hatte. Der Märzhase, der, dank seines offenbar brandneuen Hofnarrenkostüms, noch unzurechnungsfähiger erschien als er es für gewöhnlich schon tat, stach am meisten ins Auge, aber die identitätsverwirrte Haselmaus, die sich von ihrem Herrchen, dem Hutmacher, an der Leine führen ließ, machte ihm durchaus Konkurrenz, dicht gefolgt von der großen, drallen Lady mit den Schmetterlingsflügeln. Black Beauty, das einzige echte Tier unter ihnen, rückte bei dieser Gesellschaft fast in den Hintergrund.
 

Die übrigen Damen, die er in der Menge gezählt hatte, waren die drei Maids, die er von seinem letzten Aufenthalt im Schloss noch in Erinnerung behalten hatte und die eindeutig, jetzt wo er genügend Gelegenheit hatte, sie zu betrachten, ausnahmslos aus bekannten Sängerinnen der Siebziger und Achtziger bestanden, und eine junge Brünette, die er zwar äußerlich nicht zuordnen konnte, die aber aufgrund der Tatsache, dass sie sich freiwillig in der Nähe des Märzhasen aufhielt, nur dessen Freundin Mary sein konnte. Alles in Allem also ein ziemlich verrückter Haufen. Zumindest vermutete er das anhand dessen, dass ein vor Charme und Attraktivität übersprühender Kerl im schwarzen Brautkleid für keinen von ihnen etwas Besonderes zu sein schien. Anders konnte er sich nicht erklären, dass er trotz seines extravaganten Outfits – das er, am Rande bemerkt, nur mit der wenig hilfreichen Hilfe des Schwarzen Ritters hatte anziehen können, weil es an der Rückseite äußerst kompliziert zuzuschnüren war – kaum Beachtung fand.
 

„Okay, wie lange dauert das noch? Ich warte hier jetzt schon seit einer halben Ewigkeit und stehe mir meine zarten Füße platt! Passiert hier auch noch mal was?“, rief die Schmetterlingslady, als er bereits nicht mehr damit gerechnet hatte, dass sich noch großartig etwas tun würde, mit hörbarer Empörung. Offensichtlich eine klassische Diva. Eine der Maids, die mit ziemlicher Sicherheit irgendwann in einer anderen Dimension einmal Dolly Parton gewesen war, grinste amüsiert zu ihr herüber.
 

„Du könntest ja schweben. Wozu hast du sonst diese übergroßen Flügel auf deinem Rücken?“
 

„Mädels!“, ertönte eine dunkle Stimme, die Alice – zum wiederholten Male – zusammenfahren und aufschauen ließ. „Keine Zickereien, wenn ich bitten darf!“
 

„Eure Majestät...!“, platzte es augenblicklich mehr als bewundernd aus Ozzy heraus, der die Königin dermaßen aufdringlich begaffte, dass man das Gefühl bekommen konnte, er würde sich überhaupt nicht mehr einkriegen. „Ich bin überwältigt! Ihr seht... einfach umwerfend aus!“
 

Abgesehen davon, dass Ritter Schwarz einen nicht von der Hand zu weisenden Hang zu maßlosem Geschleime besaß und sich so aufführte, als sei er selbst der Bräutigam, musste Alice zugeben, dass er nicht Unrecht hatte. Die königliche Mörderpuppe sah tatsächlich umwerfend aus. Das schwarzrote Kleid, das sie vorher getragen hatte, hatte sie durch ein vollkommen Rotes ersetzt, das wie ein wallender Schleier an ihr hinabfiel. Seide. Mit Spitze. Kein Wunder, bei dieser auffälligen Präsenz, dass er Wache Nummer Zwei und Charlie, die jeweils links und rechts von ihrer Hoheit als Begleitung mitgekommen waren, im ersten Moment glatt übersehen hatte.
 

„Sehr schmeichelhaft, mein lieber Ritter! Nicht ganz so umwerfend wie mein hübscher Gemahl, wie ich finde“, hörte er Marilyn antworten, was allerdings nur vage zu ihm durchdrang, weil momentan eher dessen göttliche Haus-Schlange sein Interesse weckte.
 

„Alicccce!“, zischte Charlie, anscheinend ebenso erfreut über ihr Wiedersehen, und vollführte einen ausladenden Schlenker, ehe er sich langsam auf ihn zu bewegte. „Willkommen zzzurück!“
 

„Vielen Dank! Es ist mir eine Ehre, wieder bei Euch zu-“ Alice stockte einen Moment, als Marilyn sich vernehmlich räusperte und er nebenbei bemerkte, dass er im Augenblick nicht weniger schleimig daherredete als seine untertänigen Mitfreaks. „Ich meine, ähm... Ich find's auch schön, wieder hier zu sein!“
 

„Ähem! Ich bin auch noch da!“, machte Marilyn außerordentlich dezent auf sich aufmerksam. Charlie wich blitzartig zwei Meter zurück, seine Autorität vollständig untergrabend.
 

„Verzeiht mir, Majestät“, erwiderte Alice kaum merklich sarkastisch. „Ich hatte nicht vor, mit Eurer Schlange fremdzugehen.“
 

„... Das habe ich auch nicht vermutet“, gab die Königin gedehnt zurück – ihr verkappt entsetzter Seitenblick auf Charlie war köstlich. „Ich dachte nur... Du könntest mir wenigstens kurz bestätigen, wie reizend ich doch gerade aussehe! Der Schwarze Ritter hat es immerhin schon vergemacht. Jetzt will ich es von dir hören.“
 

Charlie machte den Eindruck, als würde er innerlich den Kopf schütteln, während Marilyn in einer abwartenden Haltung und mit gespannter Miene vor ihm stand.
 

„Ihr seht reizend aus“, antwortete Alice knapp. „Sonst noch was? Oder können wir endlich anfangen?“
 

„Etwa ungeduldig? Du kannst es wohl kaum erwarten, mich zu heiraten, was?“ Alice beherrschte sich, nicht auf diesen Kommentar einzugehen, als Marilyn weiter zum Zentrum der Versammlung hin an ihm vorbeischritt und dann abrupt hinter ihm stehenblieb. „Dein Gewand ist nicht richtig verschlossen“, sagte er feststellend, ohne sich vom Fleck zu rühren. „Ich weiß ja nicht, welcher ungeschickte Dilettant sich daran zu schaffen gemacht hat, aber das lässt du lieber mich mach-“
 

„Das geht schon, keine Sorge! Kommen wir jetzt mal zur Sache? Ich will hier irgendwann auch noch fertig werden...“
 

Mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck sah ihre Hoheit ihn eine Weile lang an, dann drehte sie sich um und zeigte mit einer bedeutungsschwangeren Geste auf einen ihrer Diener in der Menge – entweder meinte sie den Hutmacher oder dessen auf dem Boden zusammengerollten Haus-Hybriden.
 

„Hutmacher!“, bestätigte sich seine Vermutung rasch. Angesprochener schaute, im Gegensatz zu Piepwuff, hellwach auf. „Komm nach vorne und halte eine kleine Rede! Wir brauchen einen Pfarrer!“
 

„Aber Majestät!“, wandte er halbherzig ein. „Seid Ihr sicher, dass Ihr einem Stümper wie mir diese Aufgabe zuteil werden lassen wollt?“
 

„Schlimmer als bei unserer letzten Hochzeit vor 117 Jahren kann es nicht werden“, entgegnete Marilyn geheimnisvoll, während Wachmann Mercury zu seiner Rechten geistesabwesend nickte.
 

„Ruhe in Frieden, Eleanor“, murmelte er kaum hörbar. Wahrscheinlich war es besser, nicht weiter nachzufragen. Der Hutmacher wirkte ein wenig unschlüssig, was allerdings, wie es aussah, eher auf sein schlafendes Mitbringsel zurückzuführen war, dessen Leine er einige Sekunden lang abwägend fixierte, ehe er sie kurzerhand einer der umstehenden Frauen – Mary, wenn er es richtig erkannte – in die Hand drückte.
 

„Also gut... Ich tu mein Bestes!“, lenkte er schließlich ein, trat in ihre Mitte – inzwischen hatten sie sich so hingestellt, dass die dazu gezwungen waren, sich direkt anzusehen – und warf erst auf ihn, dann auf Marilyn einen sichtlich belustigten Blick, bevor er unnötig hochtrabend zu sprechen begann. „Liebe Gemeinde! Ihr habt euch hier eingefunden, um einem ganz und gar revolutionären Ereignis beizuwohnen. Ein Ereignis, auf das wir alle lange gewartet haben. Es ist eine besondere Freude, heute dabei sein zu dürfen-“
 

„Mach voran!“, unterbrach Alice das pathetische Geschnatter, nicht sicher, ob er es nervig oder amüsant finden sollte. Möglicherweise hätte es ihn mehr amüsiert, wenn es ihm weniger so vorgekommen wäre, als würde der Kerl sich über ihn lustig machen. Marilyn hingegen schien seinen Spaß zu haben – nicht, dass er sich darüber groß wunderte.
 

„Nun...“, fuhr der Hutmacher gespielt seriös fort, „... einer unserer beiden Hochzeitskandidaten scheint es eilig zu haben. Dann wollen wir ihm doch den Gefallen erweisen und keine weitere Zeit verlieren. Eure Majestät!“
 

„Ja, bitte?“, grinste Marilyn vorfreudig. Alice verdrehte die Augen.
 

„Wollt Ihr, die bisher alleinige Herrscherin des Wunderlandes, Euren Auserwählten, Alice, zu Eurem Angetrauten nehmen, in guten wie in schlechten Zeiten? Dann antwortet bitte mit 'Ja, ich will'!“
 

„Ja, nichts lieber als das!“, gab Marilyn voller Überzeugung zur Antwort. Alice hätte beinahe angenommen, er würde vor lauter Entzücken in die Luft springen, wenn er nicht gewusst hätte, dass das mit solch hohen Absätzen absolut unmöglich war.
 

„Das nenne ich Euphorie!“, redete der Hutmacher weiter und klang dabei mehr nach einem Sport-Kommentator als alles andere. „Nun zu dir, Auserwählter. Möchtest du, Alice, gefeierter Held und Retter des Wunderlandes, die Herzkönigin, deren Namen ich nicht aussprechen werde, zu deiner sicherlich treuen und bemerkenswert männlichen Gattin nehmen, in guten wie in schlechten Zeiten? Dann antworte bitte mit 'Ja, unbedingt, nichts lieber als das'!“
 

„... Von mir aus“, sagte er gleichmütig. Der sogenannte Pfarrer machte ein Gesicht, als würde er vortäuschen, erst einmal gründlich darüber nachdenken zu müssen.
 

„Ich denke, das lasse ich gelten“, räumte er gütigerweise ein, mit einem Unterton, als habe er in seiner nicht existenten Pastorenlaufbahn soeben die Ausnahme des Jahrhunderts gemacht, und wandte sich danach ein letztes Mal voller Leidenschaft an sie beide. „Die Eheschließung, meine Damen und Herren, ist hiermit also beendet! Ich erkläre euch nun zu... was auch immer. Die Bräute dürfen jetzt übereinander herfallen, und ich... bin hier fertig, oder?“
 

„Allerdings“, kicherte Marilyn auf eine Art, wie man es sonst meist bei pubertierenden Mädchen hört. „Du darfst dich wieder entfernen. Das einzige, was jetzt noch fehlt, sind die Ringe!“
 

„Das ist nicht Euer Ernst, oder...? Wir werden Eheringe tragen?“
 

„Selbstverständlich werden wir das! Das gehört nun mal dazu, du Scherzkeks. Die Ringe, bitte!
 

Während der Hutmacher sich wieder an seinen vorherigen Platz in der Menge begab, trat die Grinsekatze aus selbiger hervor und stolzierte mit einem kleinen, aufgeklappten Kästchen in der Hand geradewegs auf sie zu. Was als nächstes geschah, war gleichzeitig das Unglaublichste, Idiotischste und Lächerlichste, was Alice jemals innerhalb eines winzigen Momentes erlebt hatte.
 

Der Märzhase starrte mit einem Ausdruck puren Entsetzens in den Himmel und fing urplötzlich damit an, fürchterlich laut und panisch zu schreien („Die Eule, die Eule! Sie will sich an mir rächen!!“ – was auch immer das nun wieder bedeuten sollte), womit er die bis gerade eben noch ruhende Haselmaus weckte, die infolgedessen mit weit aufgerissenen Augen die Grinsekatze ins Visier nahm, deren Anwesenheit ihr zuvor offensichtlich nicht bewusst gewesen war, und sich unkontrolliert knurrend von der Leine in Marys Hand losriss. Kitty, der erst die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte, erschrak bei Piepwuffs Attacke so sehr, dass er stolperte und die Ringe fallen ließ, welche ein beträchtliches Stück weit flogen und unmittelbar neben Alice im Gras liegen blieben. Das wiederum schien Black Beauty als Anlass zu nehmen, wie eine wilde Bestie nach vorne zu stürmen und sich auf besagte Ringe zu stürzen – wahrscheinlich weil sie diese für etwas Essbares hielt –, wobei sie derart ungünstig auf sein über die Wiese schleifendes und nicht richtig verschlossenes Kleid trampelte, dass es ihn aus dem Gleichgewicht und zu Boden riss – und ebenjenes Kleid gleich mit. Einzig und allein seinen guten Reflexen war es geschuldet, dass er es rechtzeitig hatte erfassen und festhalten können, sodass es ihn wenigstens zur Hälfte noch bedeckte.
 

Verfluchen, dachte Alice. Ich will irgendwen verfluchen.
 

Der Märzhase hätte sich angeboten, oder die geistesgestörte Haselmaus. Möglicherweise auch das Schwein. Doch ironischerweise war es Lizzy, der in dieser Sekunde seinen gesamten Unmut gänzlich auf sich zog, obwohl er einer der wenigen war, die nichts zu dem kleinen Unfall beigetragen hatten. Vielleicht aus dem Grund, dass er nichts Besseres zu tun hatte, als ihn voller Schadenfreude auszulachen, während er selbst sich bemühte, wieder auf die Beine zu kommen, ohne dabei das Kleid loszulassen. Vielleicht aber auch einfach deshalb, weil dieser Name so schrecklich albern klang und seinen ohnehin schon unsympathischen Doppelgänger noch wesentlich unsympathischer für ihn machte.
 

„So! Genug Peinlichkeiten für heute!“, beendete Alice das groteske Szenario, während Marilyn nichts weiter tat, als ihn lange und penetrant anzustieren, und Ozzy verzweifelt damit beschäftigt war, seiner Sau die Ringe wieder aus der Schnauze zu fischen. The Catman hatte sich hinter The Demon verkrochen und fauchte hin und wieder beleidigt. Die Maids und die Schmetterlingslady schienen sich prächtig unterhalten zu fühlen, ebenso wie der Hutmacher, der die Leine wieder an sich genommen hatte und scheinbar sehr angestrengt ein Grinsen unterdrückte. Mary sagte gar nichts.
 

„Du liebes Bisschen, Alice! Geht es dir gut?“, erkundigte sich die Königin gefühlte fünf Minuten zu spät. Hinter ihren Rücken war ein Röcheln zu vernehmen, das höchstwahrscheinlich von Black Beauty ausging. Lizzys nicht endendes Gelächter konnte es jedoch nicht übertönen.
 

„Danke der Nachfrage, mir geht es fantastisch“, gab Alice mit einem überfreundlichen Lächeln zurück. „Ich denke nur, dass mindestens eine der hier herumstehenden Witzfiguren sich schleunigst einen Anwalt suchen sollte.“
 

Marilyn blickte nachdenklich zur Seite.
 

„Das ist keine sehr gute Idee. Gerichtliche Prozesse sind nicht gerade unsere Stärke, falls du dich erinnerst.“ Kurz beobachtete er die anderen, die den Anschein des personifizierten Chaos erweckten, dann drehte er sich ganz zu ihnen herum und erhob entschlossen seine Stimme. „Die Hochzeit ist vorbei! Ihr könnt wieder nach Hause gehen – oder wohin auch immer ihr wollt!“ Danach wandte er sich wieder an ihn. „Tja“, machte er verlegen. „Natürlich läuft hier nichts, aber auch rein gar nichts, ohne Komplikationen ab. Aber sieh es positiv: Jetzt sind wir verheiratet und du bist offiziell der neue König!“
 

„Toll. Freut mich, ganz ehrlich“, sagte Alice mit nur einem Hauch von Ironie. Die Königs-Sache war eigentlich in der Tat nicht übel. „Wenn wir beide uns schon einen Rang teilen... dann frage ich mich gerade, ob ich jetzt nicht auch einen Teil Eurer übersinnlichen Macht abbekomme? Nur so ein Gedanke. Immerhin wäre das hilfreich, um das Wunderland zu regieren.“
 

„Nicht so schnell“, lachte Marilyn typisch überheblich. „Du hast vollkommen Recht. Du bekommst deine großartige Macht irgendwann. Aber zuerst... zuerst musst du dich beweisen.“
 

Alice seufzte schwer. Es erinnerte ihn nur zu sehr an die Prüfungen, die er vor einem Jahr hatte bestehen müssen, um überhaupt als Auserwählter anerkannt zu werden. Wenn das alles sich nun wiederholte, dann gute Nacht.
 

„Es wird nicht so schwierig, wie du jetzt vielleicht denkst“, fügte Marilyn aufmunternd hinzu. „Alles, was du tun musst, ist, mir zu zeigen, dass du die Aufgaben eines Königs beherrschst. Die Dinge, die dafür wichtig sind, solltest du auch ohne Hokuspokus auf die Reihe kriegen. Du könntest damit anfangen, dich gegen dein jüngeres Ich durchzusetzen!“
 

„Gegen Lizzy?“, erwiderte er skeptisch. Als hätte er wie durch unsichtbare Sensoren mitbekommen, dass man über ihn sprach, drehte dieser sich winkend zu ihnen um und setzte sein strahlendstes Pseudo-Lächeln auf. „Ha-Ha. Wie witzig. Das glaubt Ihr doch wohl selbst nicht?“
 

„Du packst das schon... Majestät!“ Wenigstens Marilyn schien eine Menge Vertrauen in ihn und seine Fähigkeiten zu haben, wenn er es schon selbst nur in geringen Maßen besaß. „Der Tag ist noch jung und es gibt viel zu erledigen. Aber als erstes könnten wir eine Stärkung gebrauchen, findest du nicht auch? Wenn du mit mir zum Schloss kommst, können wir gemeinsam zu Mittag essen!“
 

„Klingt vernünftig“, entgegnete Alice. „Wenn Ihr mir vorher ein anderes Outfit besorgt...?“
 

Marilyn wirkte mehr als zufrieden, ehe er sich Richtung Schloss wandte und erhobenen Hauptes vorauslief.
 

„Das lässt sich einrichten“, sagte er heiter. Alice zögerte nicht, ihm zu folgen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sky-
2016-08-09T19:20:26+00:00 09.08.2016 21:20
Oh Mann, es gab so viel in dem Kapitel, was ich im Kommi erwähnen wollte, dass ich mir echt einen doppelt großen Notizzettel machen musste, damit ich auch ja nichts vergesse. Vor allem weil ich gewisse Stellen in diesem Kapitel ganz besondere Stellen feiere.

Verwunschene Einbahnstraße in die Dimension der Verrückten

Ich glaube, das schlägt um längen meine Beschreibung zu Alice Reise in die "Promi-Irrenanstalt der Verdammnis". Wirklich eine perfekte Beschreibung. Was habe ich mich da weggeschmissen.
Des Weiteren habe ich mich tierisch gefreut, die üblichen Verdächtigen wiederzusehen. Auch wenn es noch nicht lange her ist, seit ich die letzte FF gelesen habe, habe ich mich besonders bei Ritterchen Schwarz und Black Beauty gefreut. Vor allem habe ich die Tatsache gefeiert, dass Black Beauty fliegen kann. Als Marilyn mal meinte, Schweine gehören in die Luft und nicht auf dem Boden, hatte ich es zuerst als typische Wunderlandverrücktheit abgestempelt. Aber nein. In dieser Welt ist mit allem zu rechnen. Selbst dass Schweine fliegen können.

Als Ozzy fragte, ob Alice dieses Mal der richtige Auserwählte ist, habe ich mir bildhaft vorstellen müssen, wie die Wunderland-Crew von einer Dimension in die nächste spaziert, aus jeder eine Version von Alice entführt und Marilyn immer frustrierter wird, weil es nicht der richtige ist. Aber die junge Version hat er/sie behalten wollen? Etwa als eine Art Kind-Ersatz weil er Alice heiraten will und die beiden dann eh ein Paar sind? Irgendwie ein ziemlich schräges Bild aber bei Marilyn muss man ja mit allem rechnen...

Traust du dich in deinem Alter eigentlich immer noch, auf der Bühne 'I'm eighteen' zu singen?

Oh Lizzy, das war aber ein ganz böses Foul. Man macht sich doch nicht über alte Leute lustig. Wobei... wir bezahlen ja ihre Rente. Für irgendwas müssen die also gut sein *böse lach*
Die Hochzeit war grandios, wobei mir Alice ja schon ein wenig leid getan hat, dass er in Frauenkleidern heiraten musste. Aber er hätte wenigstens ein bisschen mehr Feingefühl an den Tag legen können, immerhin war das ja Marilyns großer Tag. Er kann froh sein, dass unsere Herzkönigin nicht allzu nachtragend ist. Aber dass der Hutmacher den Pfarrer spielen muss, stelle ich mir irgendwie schräg vor. Naja, ansonsten bleiben sowieso nur noch mehr Verrückte übrig. Immer noch besser als den Märzhasen zu nehmen. Und was bei Mercurys Hochzeit passiert ist, dass eine Eleanor gestorben ist, da will ich wohl lieber keine weiteren Details wissen... XD

Ich erkläre euch nun zu... was auch immer. Die Bräute dürfen jetzt übereinander herfallen, und ich... bin hier fertig, oder?

Hätte ich an Hutmachers Stelle auch gesagt. Ich glaube ich wüsste auch nicht, ob ich als Pfarrer die beiden jetzt als Mann und Mann, Mann und Frau oder Frau und Frau verheiratet hätte. Auf jeden Fall haben wir damit offiziell das schrägste Ehepaar aller Zeiten. Na ich würde zu gerne das Gesicht von Alice sehen, wenn Marilyn jetzt auch noch mit der Hochzeitsnacht ankommt. Der arme Kerl... wahrscheinlich würde er dieses Mal freiwillig die Biege machen.
Antwort von:  Drachenprinz
10.08.2016 21:34
Hi :D
Tut mir leid, dass ich jetzt erst antworte und auch noch nicht an deiner FF weitergelesen habe. >_> Gestern und heute war nicht so mein Tag und ich war seit 'ner Weile nicht mehr am PC. Morgen bin ich mir auch noch nicht sicher, ob ich zum Lesen komme... Aber spätestens am Freitag bestimmt wieder. ^-^ Übrigens bin ich auch schon seit ein paar Tagen dabei, ein Bild zu deiner Story zu zeichnen, mit dem ich bestimmt auch bald fertig bin. ;)
Jetzt aber mal zu deinem (mal wieder sehr tollen) Kommentar hier:

Ah, supi, jetzt bin ich nicht mehr der Einzige, der sich Notizen beim Kommentar schreiben macht. XD Ja, ich fand die Formulierung auch ganz passend, immerhin ist es ja irgendwie sowas wie 'ne Einbahnstraße - wenn nicht gerade sowas Blödes passiert wie bei der Feier, kommt man normalerweise hinterher nicht wieder da raus. :D Aber deine Umschreibung von wegen "Promi-Irrenanstalt" finde ich auch klasse. Ich muss dabei immer an so eine typische RTL-Show denken. "Unsere neue Sendung: 'Die Promi-Irrenanstalt', jeden Werktag um 20:15 Uhr! Schalten Sie ein!" XD
Ich habe mich auch irgendwie gefreut, als ich gleich zu Anfang schon den Schwarzen Ritter wieder unterbringen konnte. :> Allerdings hat das mit den Schweinen in der Luft ja nicht Marilyn gesagt sondern General Floyd! Er ist derjenige, der so auf Black Beautys Flugfähigkeiten besteht. xD

*lol* Deine Interpretation, dass die da einfach mal alle heiter durch verschiedene Dimensionen reisen und immer einen anderen falschen Auserwählten mitbringen, ist natürlich auch nicht schlecht. XD Allerdings hatte ich mir das eher so gedacht, dass Ozzy halt einmal den Falschen mitgebracht hat, das dann mehr oder weniger im Wunderland erduldet wurde (immerhin kann man ja, wie gesagt, auch nicht so einfach wieder zurück, wenn man einmal da ist) und danach dann halt, damit das nicht nochmal passiert, direkt die Schutzpatronen losgeschickt wurden, um den richtigen Alice zu holen. xD Ob Marilyn Lizzy als sowas wie einen Kind-Ersatz betrachtet... hmmm, das bezweifle ich eher, ich glaube, dafür findet er ihn zu attraktiv. XD Habe Lizzy gerade übrigens auch mal direkt in die Charakterübersicht aufgenommen.~

Na, so alt ist der ältere Alice ja hier nun auch noch nicht. XD Auch wenn Lizzy sich gerne darüber lustig macht. 2001 (zu der Zeit von 'Dragontown') müsste er so Anfang 50 gewesen sein, aber da er im Wunderland automatisch das Aussehen aus seiner 'Poison'-Zeit annimmt, weil diese Welt auch gleichzeitig so eine Art überdimensionaler Jungbrunnen ist, ist er da optisch nochmal 12 Jahre jünger. :D
Die Stelle mit Eleanor war an das Lied 'Eleanor Rigby' von den Beatles angelehnt, was ich zurzeit rauf und runter höre, weil ich es so schön finde. <3 Ob es allerdings wirklich die Hochzeit von Wache Nummer Zwei war oder ob er da nur ein Gast war... tja, das ist die Frage. Wen er wohl heiraten würde von den Leuten da? Hm.

Wie es weitergeht mit Alice' und Marilyns Eheleben (*rofl*) bleibt abzuwarten. X'D
Vielen Dank jedenfalls wieder für dein ausführliches Feedback und bis dann! :)
Antwort von:  Sky-
10.08.2016 21:57
Ist schon okay, ich habe ja auch nicht jeden Tag große Lust zum Schreiben oder Lesen ;-)

Ich bin echt gespannt, wie es bei unserem Lieblingsehepaar weitergehen wird und wie sehr Lizzy unserem armen Alice noch das Leben schwer machen wird.


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