Zum Inhalt der Seite

Ein Floh für alle Felle

Zwei Hundebrüder, Vaters Testament und ein Flohgeist
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vater werden ist nicht schwer ...


 

M

youga hatte nur zu Recht.

Besagte Katastrophe des Jahrtausends sah plötzlich auch der Verursacher des gesamten Debakels, der Vater der zwei Chaotenbrüder, auf sich selbst, die Erde, das Jenseits und den ganzen Rest zurollen, als er bei einem alten Freund in der Unterwelt eigentlich zufrieden die Bilder betrachtete, die der alte Dämon in Diamantenform förmlich aus seinem Haupt zu einem Spiegelbild im wahrsten Sinn des Wortes schüttelte.

„Inu Yasha geht ja rechts von ihm!“ entfuhr es dem verstorbenen Taishou. Das war nicht nur unhöfisch, das hatte er doch nie so geplant! „Hosenki, was machen sie da?“

Der Dämon hätte fast geseufzt. „Ich kann nur zeigen was geschieht, alter Freund. Immerhin haben sie alle Prüfungen, inklusive der Kühe und der Milch, bewältigt“

Ja, das gab der Taishou zu, und es sah ja eigentlich auch ganz gut aus – bis zu diesem Moment, als Inu Yasha absolut nicht protokollgerecht an der rechten Seite seines Halbbruders, noch dazu gleichauf, ging. Was dachten sich diese Bengel denn nur? Wer hatte die erzogen? Ein Heerführer hatte den Rücken und die schwache Seite seines Fürsten zu schützen. Wusste das Inu Yasha etwa nicht? Izayoi hatte es ihm ja leider nicht beibringen können, so als Frau, und auch durch ihren frühen Tod, und zugegeben, der Großvater mütterlicherseits war auch wohl weniger an der Ausbildung des Halbdämons interessiert gewesen. Aber er hatte doch höchstpersönlich noch Myouga gebeten auf den Kleinen aufzupassen und dem dämonische Verhaltensweisen beizubringen? Und, zu allem Überfluss, wieso duldete Sesshoumaru diesen Verstoß? Hatte dem auch niemand gesagt, wie er sich als Fürst zu benehmen hatte? Das konnte sich der verstorbene Taishou zwar bei seiner ersten Gemahlin kaum vorstellen, aber es blieb der Fakt, dass die Jungs falsch herum auf die Päckchen zugingen. So war das nie geplant gewesen! Und er hatte keine Möglichkeit einzugreifen! Warum tat dieser unselige Floh denn nichts? Die Zwei würden doch bestimmt auf ihren Ausbilder hören. Die jähe Erinnerung daran, wie er selbst mit seinem Berater umgesprungen war, ließ ihn dann doch realistisch werden. Und deprimiert. Mit etwas Pech noch drauf würde er nur zu bald schon alle beiden Söhne hier unten begrüßen müssen.

Die nächste Bewegung seiner zwei Kinder überraschte den Dämon, der angeblich zu Lebzeiten jeden Plan seines Gegners deuten konnte, vollkommen.

 

Ohne einen Blick auf den rechts neben ihm stehenden Halbbruder zu riskieren packte Sesshoumaru mit beiden Händen zu. Zu kostbar erschien ihm der Fürstenring des Westens, der Lohn der Ärgernisse und lebenslangen Bemühungen, als dass er es auf einen Versuch ankommen lassen wollte nach dem falschen Seidentuch zu greifen.

Leider hatte er dabei nicht bedacht, dass die mehr als zwei Meter langen und zwei Hände breiten, kostbaren, Seidentücher nur um den Inhalt gewickelt waren – nicht verknotet. Etwas Goldenes fiel aus dem rot-weißen Päckchen und sowohl der junge Hundedämon, als auch dessen Vater und Hosenki im Jenseits, erhaschten entgeistert gerade noch einen Blick auf den kollernden Ring, ehe der in einer schmalen Spalte unter den Steinen verschwand, gefolgt von etwas deutlich Größerem in Rot und Weiß.

 

„Mensch!“ keuchte Inu Yasha, der sich instinktiv flach zu Boden geworfen hatte, um den Ring zwischen und unter den Brocken der Ruinen noch zu erwischen, wie immer mehr interessiert am Resultat als an der Außenwirkung. „Ich meine, dämlicher Dämon, pass doch auf! Ich habe ihn!“

Er hatte ihm und lag ihm zu Füßen, mit dem Gesicht im Staub – Sesshoumaru fiel für einen Moment ein Stein vom Herzen, ehe er realisierte, dass sich sein Halbbruder weder erhob noch die Klaue aus der schmalen Spalte zog. „Gib ihn mir.“ Wollte der ihn doch für sich? Ring, Titel und Macht? Es wäre nur zu dämonisch gedacht.

„Du Riesenhundeidiot!“ Der Jüngere war etwas genervt, zumal von der Tatsache buchstäblich Staub zu atmen. „Ich habe das blöde Teil deines Opas gerade noch erwischt. Wie, weiß ich nicht. Aber ich habe ihn jetzt in der Faust - und die Faust passt nicht mehr zurück durch den Spalt. Klar?“

Das bedeutete in etwas nüchterneren Worten, wenn der Halbdämon die Finger öffnete, um seine Klaue wieder aus der Spalte zu ziehen, würde er den Ring loslassen. Sesshoumaru empfand sein Schicksal schlicht als ungerecht. So kurz vor dem Ziel scheitern? Um möglichst unauffällig nachzudenken, wickelte er deutlich behutsamer das blau-weiße Päckchen aus, samt der kurzen Kette und dem Medaillon des Heerführers, die er in der Hand behielt, ehe er beide Seidentücher nachlässig zu Boden gleiten ließ.

„He!“ machte Inu Yasha auf sich aufmerksam. „Die Haltung hier ist nicht gerade bequem. Vielleicht entwickelt der hochgeborene Herr Hundedämon mal etwas Kreativität? Mir die Hand abzuschlagen hilft übrigens nicht weiter. Das Loch hier scheint recht tief zu sein.“

Auch das noch. Der Ältere war nicht angetan, dass sein erster Plan fruchtlos blieb, ja, bleiben musste. Immerhin, Inu Yasha kannte ihn wirklich gut. Und er schien den Ring nicht behalten zu wollen. „Myouga!“

Der Flohgeist kam gehorsam, wenngleich schweiß-überströmt, näher. „Äh, ich kann da auch nicht helfen. Diese Spalte ist ziemlich eng, und mir der Ring zu schwer. Wenn ich versuche ihn Inu Yasha-sama aus der Hand zu nehmen, fällt er womöglich auch hinunter.“ Und das wäre sein Ende und das aller Personen auf dieser Insel. Überdies wäre der Herr bestimmt nicht begeistert, wie dieser Auftrag auf der Nebelinsel abgelaufen und vor allem geendet hatte. Das gäbe eine sehr lange Jagd in der Unterwelt – mit einem armen Flohgeist als Opfer. Erst zwei Mal, wenn auch nur einem dieser Idiotenbrüder, geschweige denn allen Beiden, was passieren würde.

 

„Immerhin“, konstatierte im Jenseits Hosenki. „Inu Yasha hat den Ring.“

„Wenn ich nicht schon tot wäre, hätte ich gerade geglaubt einen Herzanfall bekommen.“ Der einstige Taishou starrte auf den Spiegel aus Diamantsplittern und das schier unfassbare Bild dort. „Diese Zwei sind wahrlich nichts für schwache Nerven.“ Aber die Frage stellte sich wirklich: wie bekam man den Ring wieder heraus? Inu Yasha hatte vorbildhaft gehandelt und den Fehler seines Fürsten ausgeglichen, das war anzuerkennen. Im Gegensatz zu der etwas gierigen Handlung seines Ältesten, der sich wohl um jeden Preis die Entscheidung vorbehalten wollte. Nur, was nun? Bei der Vorstellung wie auch bloß eine seiner Gemahlinnen auf die Tatsache reagieren würde, dass ihr Sohn bei einem missglückten Plan, seinem missglückten Plan, umgekommen wäre, bekam er jetzt schon Kopfschmerzen. So reizend die Damen auch sein konnten, so sanft und gehorsam, in Punkto Sohn verstanden sie nicht den mindesten Spaß. Mehrehe war grausam, da konnte er jeden Mann im Jenseits und wohl auch im Diesseits fragen.

 

Sesshoumaru hatte unterdessen hastig nachgedacht. Nüchternheit, Logik und Vernunft durften ihn jetzt nicht im Stich lassen, wie gerade eben, als er zu hastig zugegriffen hatte. Sonst war er des Ringes und des Fürstentitels nicht nur verlustig sondern auch demonstrativ unwürdig. Den Empfang im Jenseits mochte er sich gar nicht vorstellen. „Inu Yasha, dreh die Hand.“

„Äh, wie?“

Törichter Halbdämon! Aber da sollte er im Moment lieber schweigen. „Die Finger nach oben. Gelingt dir das?“

„Ja, gerade so. Schön. Und jetzt?“

Nur den Kerl jetzt nicht dazu bringen einfach die Finger zu öffnen. „Jetzt kann der Ring erst einmal nicht hinunterfallen. - Halt still.“

Der Jüngere wollte schon: „Aber immer doch, großer Bruder“, sagen, als er erkannte, dass sich der Hundeprinz direkt neben, nein, über ihn stellte. Aus den Augenwinkeln sah er ein ihm leider nur zu vertrautes grünes Leuchten um dessen rechte Hand. „He!“ Sozusagen fest auf dem Boden fixiert zu sein und über sich ätzende Säure zu wissen, gehörte eigentlich nicht zu seinem Plan.

Ein Fürst wiederholte keinen Befehl, zumindest hatte Mutter ihm das immer gepredigt, aber das war wahrlich eine Sondersituation. „Halt still und deinen Mund!“ Oder stirb, aber das konnte er ihm im Augenblick nicht androhen, denn sonst wäre der Ring weg. Trotz allem schätzte er den Halbdämonen doch für so schlau ein, das auch zu wissen. Überdies war Inu Yasha bestimmt ebenso klar, dass eine versehentliche Berührung mit der Giftklaue für ihn schmerzhaft, aber nicht tödlich sein würde.

Prompt murmelte der in den Boden: „Naja, ich habe schon deine Klaue im Bauch überlebt, da krieg ich das hier auch hin.“ Die Trümmer oberhalb seiner Hand sollten also entfernt werden – und, da der Herr Fast—Fürst es wohl für zu peinlich hielt Steine einfach wegzuräumen wurden sie eben per Säure aufgelöst. Hoffentlich dachte der an seine arme Pfote, die darunter und dazwischen war. Und das alles für den Ring eines Opas, den er nie gesehen hatte, ja, nicht einmal der seine war. „Ist es denn wirklich so toll der Herr des Westens zu sein?“

„Der erste Schritt.“ Sesshoumaru ließ offen, ob es sich auf die Frage oder das Trümmerteil bezog, das sich soeben unter seiner Giftklaue auflöste.

 

Myouga rang derweil im Hintergrund die zwei freien Hände. Warum nur konnten diese zwei Chaotenbrüder nie etwas so machen, wie man es mit Fug und Recht von ihnen erwarten durfte? Wieso suchten sie sich immer todsicher die Alternative, die mit Zerstörung einherging? Was sagten wohl die Magier dazu, wenn man den Rest ihrer Ruine auch noch abriss? Was der Herr im Jenseits, wenn er das je irgendwann mitbekommen würde? Nur eines war klar: egal, was auch immer passierte: ein armer, alter Flohgeist war bestimmt schuld. Gleich, ob der Herr, die Dame oder einer der Halbbrüder. Da waren sich alle einig. Hundeblut!

 

„Nun, auch ein origineller Einfall kann gut sein.“ Der verstorbene Taishou atmete tief durch. „Jedenfalls arbeiten sie zusammen, wie ich es mir immer gewünscht habe. Dann hat der Trick mit den Schwertern doch funktioniert, ich hatte bei dem Zwischenfall mit So´unga nämlich meine Zweifel bekommen. Sie haben da so lange gebraucht um zu verstehen, dass sie es mit ihren beiden Schwertern gemeinsam angehen müssen. Und sieh nur, Hosenki, welches Vertrauen Inu Yasha zu seinem großen Bruder hat. Ich kenne kaum Leute, die so still halten, wenn er seine ätzende Säure einsetzt. Sie arbeiten sicher jetzt schon jahrelang Seite an Seite. Das kann ja nur gut werden. Sie sind noch jung und müssen lernen, aber das ist normal. Ich bin eben leider zu früh verstorben.“

„Was mich daran erinnert: ich habe Ryuukotsusei neulich hier getroffen.“

„Oh. Hatte sich der Bann doch gelöst?“

„Ein Pavian, wie der Drache ihn nannte, hat den Bann gelöst. Also musste ein Problemlöser her. Du warst ja tot.“

„Der Kerl hat mich praktisch umgebracht,“ knurrte der Taishou prompt. „Aber, wenn er hier ist: Sesshoumaru?“

„Inu Yasha war so frei.“

„Der Kleine hat Ryuukotsusei geschafft! Nun, ich hoffte ja immer, dass er und Tesaiga ein gutes Gespann werden. Er wird sich ausgezeichnet als Heerführer des Westens machen.“ Der Erzeuger klang stolz, wurde aber rasch ernst. „Das heißt, hier läuft jetzt ein Drache frei herum?“

„Lieber, alter Freund, ich muss dich daran erinnern, dass wir im Jenseits sind, und hier niemand frei herumläuft - außer dir und gewissen Leuten, für die du gebeten hast. Nein, er ist auf der Dracheninsel. Die Herrin der Unterwelt hat ihnen wohl den Diebstahl So´ungas noch nicht verziehen. Und frag mich jetzt nicht, was ich auf der Dracheninsel wollte. Ein bisschen mich umsehen. Da gibt es hübsche Kristalle. - Und ja, ich denke, Inu Yasha wird mal ein fähiger Heerführer. Allein diese bunte, aber recht taugliche, Truppe, mit der er bei mir war … Sesshoumaru kam dann ja auch vorbei. Ach ja, vergangene Zeiten.“

„Ah, jetzt kann Inu Yasha gleich seinen Arm herausziehen. Mal sehen, was dann passiert.“

 

Myouga sah, dass der Halbdämon seine Klaue herauszog und aufsprang. Jäh fiel ihm eine entsetzliche Möglichkeit ein. „Wartet einen Moment! Bitte!“ Er schrie dermaßen schrill, dass der Jüngere erstarrte und zu ihm blickte.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“

„Äh, Sesshoumaru-sama, könnte es sein, dass ein magischer Bann auf dem Ring liegt? Der, der ihn zuerst in die Hand bekommt nach dem Tod des Eigentümers, wird der Fürst?“ Dann wäre der Jüngere der Herr des Westens und an den Ring gebunden bis zu seinem eigenen Ableben – das vermutlich nicht allzu lange auf sich warten würde, denn sein Halbbruder würde alles daran setzen ihn um die Ecke zu bringen. Der und dessen Mutter. Das konnte doch nicht einmal Inu Yasha überleben.

Diese Frage brachte alle beide Hundejungen dazu wie Salzsäulen zu erstarren, beide mit dem einigen Gedanken: „Oh nein, bitte das nicht!“

Inu Yasha seufzte. „Manchmal, Onkelchen, machen du und Toutousai mich fertig mit Eurer Vergesslichkeit. Ich meine, Sesshoumarus Mutter ist eine nette Frau, und Kagome würde bestimmt auch für sie kochen, sie macht das echt gut, aber zu ihr ziehen ...“

Sowohl Sohn als auch Berater der als „nett“ betitelten Hundefürstin überlegten vergeblich, wer das außer ihrem Gemahl je über sie gesagt hatte, während sie gleichzeitig versuchten das Bild einer Ramen speisenden Dame zu verscheuchen, die von Kagome Essen bekam.

Zu Glück für alle Beteiligten bekam der Halbdämon dadurch die Chance seinen Satz zu ergänzen: „Aber das will ich nicht. Fürst kann werden, wer will, ich reiß mich da wirklich nicht drum. Magie hin oder her, das Ding kann man doch verschenken, oder? Hier.“ Er hielt die offene Hand mit dem Fürstenring seinem Bruder hin.

Sesshoumaru sah diese Sache naturgemäß anders. Während er diesmal langsam zugriff, meinte er: „Überdies: es kann kein Bannspruch darauf liegen, denn sonst hätte mein, unser, verehrter Vater, den Ring ja auch nicht hierher bringen können. Dies geschah erst nach Großvaters Tod.“ Seine Erleichterung verriet sich nach außen nur in der ungewohnt langen Rede, als er den goldenen Siegelring an die linke Hand steckte.

Inu Yasha hatte sich derweil nach den Seidentüchern gebückt und schob sie in den Ärmel. Kagome sollte doch wenigstens etwas von dieser Inselreise haben. „Keh, jetzt bist du also Fürst, na, toll. Siehst aus wie immer.“

„Wartet ab, bis das alle im Schwebenden Schloss sehen“, erwiderte Myouga.

„Was mich daran erinnert: wie kommen wir wieder von dieser Insel weg? Da liegt doch so ein Bannkreis drumherum. Und ich habe diesmal keinen Flugdämon, der ...“ Er musterte seinen Halbbruder.

Das würde, konnte, der Bast … Vaters zweiter Sohn nicht meinen, dass er seinen Antrittsbesuch als Fürst als Reittier eines Halbdämons machte! Überdies: die Aufgaben waren gelöst, dann sollten sie auch hier wieder weg können. Oder nein, etwas musste er wohl noch tun. „Hier.“ Er gab dem Jüngeren das Medaillon.

„Heerführer, ja?“ Aber Inu Yasha hängte es um. Es passte genau oberhalb der Bannkette mit den Reißzähnen, nahe am Hals. Gewöhnlich trug ein Taishou anscheinend Rüstung und da sollte es oben zu sehen sein.

„Heerführer, ja. Und die rechte Hand des Fürsten, der zweite Mann“, erklärte Myouga hastig, ehe noch eine weitere Unwissenheit auftauchte. „Derjenige, der Rücken und die linke Seite des Herrn im Kampf beschützt.“

„Na, dann sehen wir mal, ob mir das jemand abkauft.“

Das könnte interessant werden, falls jemand den Halbdämon herausfordern wollte, um selbst diese Position zu ergattern, dachte der neue Herr des Westens. Inu Yasha und sein Glück im Kampf auf die richtigen Einfälle zu kommen, waren eine Sache, eine andere Tessaiga und seine Fähigkeiten. Überdies würde er ja sehen, wer es wagte seiner Anordnung zu widersprechen. Aber nein, das sollte er vermutlich seinem kleinen Bruder überlassen, um den auch zu beschäftigen. Jedenfalls war doch wohl nun nichts mehr auf dieser Insel zu erledigen? Ein etwas mehr als hundert Schritt vor ihnen an der Mauer des Hofes auftauchendes Portal bestätigte seinen Gedanken. Ohne weiter zu zögern machte er sich auf den Weg. „Gehen wir.“

 

Die Hundedame hob nur ein wenig den Kopf. Ein überaus starker Dämon näherte sich rasch. Und noch eine zweite Energie war dabei. Sollte sie nachsehen gehen oder waren das ihr Einziger und der Jüngere? Wenn ja, hatten sie die Aufgabe erfüllt, denn Sesshoumaru würde es nicht wagen sich und sie vor jedem Dämon im gesamten Land bloß zu stellen.

Sie waren es, stellte sie kurz darauf fest, als die Zwei langsam aus dem Wald traten, diesmal in der richtigen, höfischen Reihenfolge. Sie erkannte etwas Goldenes am Hals des Halbdämonen und schloss daraus, dass sich, aus dieser Distanz noch unsichtbar, der Fürstenring an der Hand ihres Sohnes befinden musste. So erhob sie sich, um den Sitz, den sie s lange behütet hatte, frei zu geben. Mit dieser noblen Geste, die allerdings keiner der Halbbrüder so ganz verstand, erwies sie dem Zeremoniell des Fürstenhofes, das sie seit ihrer Geburt geleitet hatte, ihre Reverenz.

„Keh“, murmelte Inu Yasha. „Eine Menge Krieger, alles Dämonen. Und die solll ich herumkommandieren? Die werden sich bedanken.“

„Wirst du mit einem von ihnen nicht fertig?“ erkundigte sich Sesshoumaru kühl.

„Ich werde sogar mit dir fertig!“ Denn der Bann auf seinem Schwert war verschwunden und er könnte dem Idioten schön einheizen.

Ach du je, und das fast schon in Hörweite des Schlosses! Hastig warf Myouga ein, der auf der Schulter des Jüngeren saß: „Bitte, solche … äh, brüderlichen Diskussionen nur, wenn ganz sicher niemand zuhört. Ihr seid nun eine wichtige Persönlichkeit, Inu Yasha-sama!“

„Ach, und dann darf ich nicht mehr sagen, was ich denke? Soll ich dir mal was sagen, Onkelchen, was ich denke? Wenn ich hier Ärger kriege oder mit Kagome – du bist ganz allein Schuld! Du hättest mich vorwarnen müssen, als du mich abgeholt hast.“ Aber Inu Yasha entspannte sich. Es stimmte ja wohl und so versuchte er ernst und wichtig auszusehen.

Ja, dachte der arme Floh. Natürlich. Immer war der Berater Schuld, nie der Fürst. Mit gewisser Überraschung und außerordentlicher Dankbarkeit stellte er fest, dass der Bann, der um ihn gelegen hatte, plötzlich verschwunden war. Der Herr des Westens hielt ihn wohl nicht mehr für fluchtgefährdet. Also gab es hier keine Gefahr mehr. Nun ja. Nicht mehr, als er früher schon hier erlebt und überlebt hatte. Aha, die Dämonen, Krieger und Höflinge, hatten die Geste der Dame bemerkt und als Sesshoumaru jetzt ein wenig die Linke hob, knieten alle nieder und verneigten sich tief.

„Hm“, murmelte der Halbdämon, wohlweislich leise. „Sag mal, Myouga, machen die das immer so?“

„Sesshoumaru-sama ist nun der Fürst. Im Kriegsfall wird das bei Kriegern anders gesehen, wie Ihr Euch vielleicht erinnert. Aber im Schloss, ja.“

„Und ich soll auch beim großen Fußboden-Lecken mitmachen? Nie.“

Ach du je. „Bei Familienangehörigen wird das manchmal anders gesehen, ja.“ Der Flohgeist warf einen raschen Blick zu dem älteren Bruder. Das ging ja schon gut los.

Der Hundedämon hatte nichts anderes erwartet, schließlich kannte er den Stolz und die Sturheit des Jüngeren, die ihm nicht nachstanden. „Du wirst überdies kaum im Schloss sein. Die Grenzen gehören neu gesichert.“ Es hieß bei jedem Machtwechsel erprobten die Nachbarn gern den neuen Herrn.

„Und was machst du?“ Das klang nach einer Menge Arbeit. Und Kagome-Hüten war auch vermutlich gestrichen.

„Gemeinsam.“

Wie das klang. Seltsam warm. So empfanden es beide Hundejungen.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächste Woche kommt der Epilog - und der gehört allein Myouga. Nun ja, fast.

Ich hoffe, der neue Krimi "Am seidenen Faden" ist bald fertig und kann anschliessend hochgeladen werden.

hotep Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  nicoleherbster
2016-11-13T21:20:53+00:00 13.11.2016 22:20
Hi sehr schönes Kapitel bin schon gespannt auf das nächste Kapitel. Ich hab mich an einigen Stellen weggeschmissen vor lachten.
Antwort von:  Hotepneith
14.11.2016 12:42
Danke schön, freut mich,d ass du noch immer mitliest. Das nächste ist aber auch das letzte Kapitel - udn als Epilog nicht sonderlich lang. Mal sehen, was mein Beta dazu sagt, der hat es schon...

hotep
Von: abgemeldet
2016-11-13T13:03:17+00:00 13.11.2016 14:03
Hallo!
 
Da ist InuPapa nicht der Einzige, der um ein Haar einen Herzanfall erlitt, obwohl ich ja noch ein klitzekleines bisschen mehr damit zu tun hatte, über die Vorstellung zu kichern, wie der Ring davonrollt und Inuyasha im Hechtsprung hinterher, bevor er in alter Manier zetert. In diesem Kapitel finde ich den Hanyou unheimlich schön und originalgetreu portraitiert - das gelingt dir sowieso stets, aber hier gab es noch eine zweite Kirsche obendrauf. Seine mäkelige Wortwahl, dass er zwar reagiert, aber Sesshoumaru nachdenkt und wie er dem halb die Butter vom Brot nimmt, indem er ihn permanent triezt ... ach, das war zu schön.
Hosenki und der gute Vater waren da die besten Kommentatoren. Einerseits war der Seitenhieb auf Ryūkotsusei natürlich zu schön - jaja, Dracheninsel ist für den gerade gut genug und entlockt Papa obendrein Zufriedenheit -, andererseits zeigt sich, dass auch ein Heerführer irgendwann an die Grenzen seiner "hellseherischen Kräfte" gelangt, was Kriegstaktiken betrifft. Das kommt davon, wenn man nicht auf ewig für alles Vorkehrungen treffen kann (und der arme Berater der Leidtragende ist, der nicht reden darf, wie ihm der Rüssel gewachsen ist). Das Kompliment an die Regentin war mit "nett" ja zu süß. Ich habe kaum aufgehört, darüber zu lachen, da kam die Ramen-Vorstellung hinzu. Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber ich stelle sie mir da sehr höfisch und elegant vor, während Papa wahrscheinlich für Drei scherzen und reden würde. *.*
Sie war ohnehin sehr subtil, als sie den Platz später räumte. Wie passend! Kein großes Tamtam, die Sache ist glasklar und sie innerlich doch erfreut. Aber woher wusste Inuyasha eigentlich, was das Medaillon bedeutet?
Nun harre ich ganz sehnsüchtig der letzten Episode. Es fehlen Toutousai, gewiss auch Jaken und Rin zur Anerkennung. Das dürfte die nervenzehrendste Regentschaft werden, die der Westen je sah. Nur schade, dass Großväterchen nie erziehen wollte - ach, das wäre ein Spaß, nach allem, was man bisher über den hörte. Wo treibt der sich eigentlich in der Unterwelt herum? So oder so, Sesshoumaru hat seinen Ring, der neue Taishou bald jede Menge Kämpfe und die Untergebenen die Frage: Wer von beiden ist schlimmer? (Und wer spricht das aus, weil er es satt hat?)
 
Viele Grüße, Morgi 💙
Antwort von:  Hotepneith
13.11.2016 14:51
Danke, du warst ja schnell.

Im Epilog wird noch der eine oder andere Hinweis, auch auf Toutousai, kommen.

Schön, dass das aufgefallen ist, dass ja mal wieder eigentlich niemand Inu Yasha sagte, was - in diesem Fall - das Medaillon bedeutet. Aber ich ging davon aus, dass er ja trotz allem in einem Schloss lebte und da doch einiges sich im tiefsten Unterbewusstseingemerkt haben könnte, was dann wieder bei passender Gelegeneheit hochgespült wird. (Gleich am Anfang des Manga legt er Kagome sein Oberteil um, weil ihr kalt ist, z.B. Izayoi hat ihm gewiss einiges beigebracht)

hotep

P.S. Großväterchen wird sich irgendwo in der Unterwelt herumtreiben - wenn sei Schwiegersohn bat, dass er es könnte ..


Zurück