Zum Inhalt der Seite

Niños de la noche

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

4. Kapitel

Simon ging die Straße zum Hotel hinunter und zog sein Handy aus der Hosentasche, dass zum siebten mal vibrierte. Eingehender Anruf von Raphael.

Er verdrehte die Augen und drückte ihn kurzentschlossen weg. Er würde in zwanzig Metern eh zu Hause sein.

Der Vampir führte sich wirklich schlimmer auf als seine Mutter früher.

Seit dem Vorfall beim Jade Wolf vor zwei Wochen klettete der Unterweltler noch mehr an ihm, als vorher. Er wartete nur noch darauf, dass er ihn wieder im Hotel einsperrte und ihm gar nicht mehr erlaubte, vor die Tür zu gehen.

Er drückte die Eingangstür auf und stieg die Treppe zu den oberen Etagen hinauf.

Auf halber Strecke kam ihm ein ziemlich schlecht gelaunter Vampir entgegen.

Raphaels dunkle Augen funkelten bedrohlich und seine Lippen hatten sich zu einem schmalen Strich verzogen.

Er stellte sich ihm in den Weg und knurrte ihn wütend an.

Wo warst du, Idiota?!“

Simon blickte ihn genervt an und versuchte sich an ihm vorbei zu schieben, doch sein Gegenüber trat einen Schritt zur Seite und versperrte ihm den Weg.

„Warum gehst du nicht ans Telefon?!“

Die Laune des Älteren sank heute Nacht wirklich verdächtig Richtung Nullpunkt.

„Vielleicht solltest du mal was frühstücken, du bist echt ätzend, wenn du Hunger hast.“, konterte Simon und startete einen neuen Versuch, auf sein Zimmer zu gelangen.

Raphael hielt ihn mit einer Hand auf der Brust zurück. Er war stärker, als er aussah.

„Das würde ich, wenn ich noch Zeit dafür hätte und nicht ständig die halbe Stadt nach dir absuchen müsste!“, flüsterte er gereizt, wobei sein Gesicht nur wenige Zentimeter von Simons entfernt war.
 

Einen Moment schwiegen sie sich an, dann erwiederte Simon: „Wenn es dich so brennend interessiert, ich war im Kino. Mit Clarry. Handys hat man dort für gewöhnlich eher auf lauflos . . !“

Das reichte, um das dünne Nervenkostüm des Vampirs zum Zerreißen zu bringen.

Raphael packte ihn am Kragen, warf ihn herum und drückte ihn mit dem Rücken gegen die Wand.

„Das ist ja auch so super wichtig zur Zeit!“, schrie er ihn an.

„Ja! Oder soll ich etwa den Rest meines Lebens damit verbringen hier im Hotel zu hocken und Sudokus zu lösen?!“, blaffte er zurück. „Ach Verzeihung – den Rest meines Todes, meine ich natürlich! Verdammt, ich hab noch die Ewigkeit vor mir und fange jetzt schon an mich zu langweilen!“

Er hatte nun entgültig die Schnauze voll von Raphaels Verhalten und machte seinem angestauen Ärger Luft.

Simon würde behaupten, der Blutsauger wurde bleich, wenn dieser das nicht ohnehin schon gewesen wäre.

„Aburrir?! Ist ja super!“

Es folgte eine Reihe spanischer Flüche. Seine Hände hielten noch immer seinen Hemdkragen fest umklammert und er presste ihn unausweichlich mit seinem Körper gegen die Wand.

„Was ist dein verdammtes Problem?!“ Simon hatte nach seinen Handgelenken gegriffen und veruschte vergeblich sich los zu machen.
 

„Mi problema?! Dass du da draußen leichtfertig dein Leben auf’s Spiel setzt!“

Raphael war noch immer wütend, wich nun allerdings seinem Blick aus und lockerte seinen Griff leicht. Simon ließ den Kopf gegen die Tapete zurücksinken und hielt noch immer die Arme des anderen fest.

„Was meinst du damit?“, harkte er nach, da ihn der veränderte Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers stutzig gemacht hatte. „Camille ist tot.“

„Die Wölfe aber nicht.“

„Sie werden mir nichts tun.“

„Das weißt du nicht.“ Die braunen Augen des Südländers blickten tief in seine eigenen. „Außerdem ist Valentin noch da draußen.“, ergänzte er dann.

Simon schwieg und sein Atem ging schnell von der aufgewühlten Situation.

Im nächsten Moment ließ Raphael ihn los und wandte sich ab. Er blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und schlug mit der Faust heftig gegen das Treppengeländer.

„Ich hab dir dein verdammtes Leben gerettet! Mehrfach! No quiero perdente . . .“
 

Simon blickte den Schattelweltler verwirrt an.

„Du machst dir Sorgen um mich?“

Er wusste, dass aller Ärger, den er anzettelte, auf Raphael zurück fiel. Gerade bekam er allerdings den Eindruck, dass dem Blutsauger wirklich etwas an ihm lag.

„Hör mal, ich . . .“, setzte er an, doch Raphael schnitt ihm das Wort ab.

„Vergiss es einfach, okay?“, knurrte er, stieß ihn beiseite und verschwand die Treppe runter.

Erschlagen blieb Simon auf der Treppe stehen und sah ihm nach. Er fuhrt sich irritiert durch’s Haar und dreht sich schließlich um, um auf sein Zimmer zu gehen.

Raphael bekam er die ganze restliche Nacht nicht mehr zu Geischt und am Morgen lag er noch lange wach und dachte nach.
 

Wir Vampire achten auf einander. . . Kamen ihm seine Worte wieder in den Sinn und bevor er einschlief sah er immer wieder diese dunklen, funkelnden Augen vor sich.

No quiero perdente . . . flüsterte eine Stimme in seinem Kopf, ehe er in einen kurzen, unruhigen Schlaf fiel.
 

Die folgenden Tage verliefen verhältnismäßig ruhig.

Raphael ging ihm mehr oder weniger aus dem Weg und Simon hielt sich überwiedend im Hotel auf.

Es gab zwar keine weiteren Auseinandersetzungen, doch die schlechte Stimmung hing schwer und erdrückend in der Luft.

Clarry verbrachte immer mehr Zeit mit Jace und ihr Kontakt beschränkte sich zur Zeit auf einige Telefonate.

„Was ist los, dich bedrückt doch irgendetwas?“, hatte sie ihn eines Abends gefragt.

Doch Simon konnte selbst nicht genau sagen, was es war.

Er bekam Raphael und ihren Streit nicht aus dem Kopf, wünschte sich die unbefangenen Nächte zurück, in denen sie zusammen Musik gemacht und sich bis früh morgens unterhalten hatten.
 

Als er sich an einem Abend endlich wieder mit seiner besten Freundin traf, hatten sie sich im Jade Wolf verabredet. Simon konnte einen Tapetenwechsel gut gebrauchen und saß nun der Rothaarigen gegenüber, die sich über einen Teller mit Frühlingsrollen her machte.

Er selbst hatte ein Glas mit frischem Ziegenblut vor sich stehen, dass Luke für ihn aufgetrieben hatte.

„Verdirbt dir das nicht den Appetit?“, fragte er zum dritten mal nach.

Sie lächelte verständnisvoll und schüttelte den Kopf.

„Nicht mehr. Wir müssen uns daran gewöhnen also . . . sollten wir das Beste darauß machen.“

Er sah sie an und empfand größten Respekt für die Akzeptanz, die sie ihm und seinen Problemen entgegen brachte.

„Es sieht ja auch längst nicht mehr zu abartig aus, wie dein erster Versuch.“, fügte sie hinzu und Simon blickte verlegen und sein Glas. Das Blutbad auf dem Friedhof würden sie so schnell beide nicht vergessen.

„Raphael hatte Recht. Man bekommt das unter Kontrolle.“

Clarry blickte auf und sah ihn fragend an. „Kommst du zurecht mit ihm?“ Ihre Stimme klang besorgt und Simon wandt sich unter ihrem Blick.

„Ähm, ja. Schon. Irgendwie.“

„Irgendwie?“ Sie legte die Gabel beiseite und betrachtete ihn forschend. „Simon. . .“

„Er ist wirklich in Ordnung.“, begann dieser sein Clanoberhaupt zu verteidigen.

„Ich mein – er hat mir das Leben gerettet. Und wusstest du, dass er sich für Musik interessiert?“

Die Schattenjägerin sah ihn an, als sei er auf den Kopf gefallen.

„Hab ich irgendwas verpasst?“
 

Simon kam nicht mehr dazu, zu antworten, denn in der nächsten Sekunde krachte ein großer Wolf durch die Tür und riss ihn aus der Sitzecke. Völlig überrumpelt krachte er unsanft an die gegenüberliegende Wand und blieb benommen auf dem Boden liegen.

Clarry schrie und war aufgesprungen, zog ein Engelsschwert, dass augenblicklich zu leuchten begann, als sie seinen Namen rief.

„Was hast du getan?!“, schrie sie und richtete die Klinge gegen den Werwolf, der knurrend auf dem Gang des Restaurantes stand und Simon fixierte. Seine Muskelns waren angespannt und das Tier bereit zum erneuten Angriff.

„Du wirst ihm kein Haar krümmen!“ Clarry wollte sich auf den Wolf stürzen, als Luke ihr zuvor kam. Ebenfalls ins Form eines übergroßen Hundes sprang er auf sein Rudelmitglied zu und holte ihn von den Füßen, ehe dieser sich wieder aufrappelte, und erneut den jungen Vampir attakierte, der sich am Boden wandt.

Einige weitere Wölfe hatten sich versammelt, wagten es allerdings nicht, sich in den Streit mit ihrem Rudelführer einzumischen.

Clarry stand wie versteinert da und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, ohne in dem Gemenge selbst Simon oder Luke zu verletzen.

Nach einigen Minuten jaulte der andere Wolf auf und blieb ergeben liegen, während Luke über ihm stand und ihn mit dem Maul an der Kehle gepackt nach unten drückte.
 

Wenige Sekunden später verwandelten sich beide Männer zurück in ihre menschliche Form.

Luke keuchte und starrte seinen Stellvertreter entsetzt an. “Alarick! Was zur Hölle tust du?!“

„Was tust du, verdammt?! Warum ist hier ein Blutsauger?!“

Clarry starrte die beiden mit weit aufgerissenen Augen an, dann rannte sich los und fiel neben Simon schlitternd auf die Knie. „Simon! Oh Gott, Simon!“

Der Junge regte sich nicht und tiefe Klauenspuren zogen sich quer über seinen Oberkörper. Verzweifelt zog sie seinen Kopf auf ihren Schoß und Tränen liefen über ihre Wangen, ohne das sie es bemerkte.

Sie angelte mit zitternder Hand ihr Handy aus der Tasche und suchte im Adressbuch nach Jace’ Nummer.

„Ruf Magnus an.“, unterbrach Luke sie, der sich in diesem Moment neben sie hockte und nahm ihr sanft aber bestimmt das Telefon aus der Hand.

„Aber . . .“, wollte sie protestieren, als er den Anruf wegdrückte und stattdessen die Nummer des Hexenmeisters wählte.

„Jace kann dir jetzt nicht helfen. Magnus wird ihn heilen.“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sanft zu. Dann sprach er einige schnelle Worte mit dem Warlock und schilderte in knappen Sätzen, was geschehen war.
 

Als er aufgelegt hatte, wandte er sich an Alarick, der kleinlaut ein Stück entfernt saß und den drohenden Blicken seines Anführers auswich.

„Simon ist Clarissas bester Freund und sie wie eine Tochter für mich!“, fuhr Luke ihn an und tat auf ihn zu.

Der Wolf war eine Zeit nicht in der Stadt gewesen, um einige Angelegenheiten für das Rudel zu regeln. Als er zurück kam und sich plötzlich einem fremden Vampir gegenüber wiederfand, der die Dreistigkeit besaß, sich mitten in ihren Terretorium herum zu treiben, waren ihm die Sicherungen durchgebrannt.

Clarry hörte dem lautstarken Wortwechsel nicht länger zu. Sie hielt Simon im Arm und betete, dass er das hier überstehen würde.

Sie zuckte zusammen, als sich eine goldbraune, mit funkelnden Ringen besetzte Hand behutsam auf ihren Arm legte.

Sie hatte kein Gefühl dafür, wie lange sie hier gesessen hatte, als Magnus Bane vorsichtig, aber bestimmt, ihre Umklammerung um den jungen Untoten löste.

Seine Finger flogen über den Körper des Vampirs und blaue Funken tanzen über das blutverschmierte, zerfetzte Shirt.

Der Atem des Jungen ging flach und sein Gesicht blieb reglos, als würde er schlafen.

Minuten vergingen und Clarry hielt den Atem an, ihr ganzer Körper war verkrampft und Panik machte sich in ihr breit.

Schreckliche Bilder schossen durch ihren Kopf, als sie sich daran erinnerte, wie Raphael auf den Stufen der Treppe vor dem Institut gehockt hatte und den leblosen Körper Simons beinahe zärtlich in seinen Armen hielt.

Sie könnte ihn nicht noch einmal verlieren, das würde sie nicht ertragen!
 

Wie durch dichten Nebel drang Magnus’ Stimme zu ihr durch, bis sie bemerkte, dass er sie anscheinend bereits mehrfach angesprochen hatte.

„Er wird es überleben.“, sagte der Halbdämon ruhig.

„Naya, soweit ein ohnehin schon Toter etwas überleben kann.“, fügte er mit schwarzem Humor und einem schiefen Grinsen hinzu. „Entschuldige.“

Er stand auf und trat beiseite. „Ihr solltet ihn hier wegbringen.“, sagte er an Luke gewandt, der nickte. „Ich fahr den Pick Up vor. Wir bringen ihn zu mir.“
 

_____________________________________________________________________________
 

Huii ein etwas emotionsgeladenes Kapitel. :D

Auf das nächste Kapitel dürft ihr euch schon mal freuen, denn es wird endlich ein bisschen slashiger... ;)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück