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Night out

von

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Tabula Rasa

„Gehen wir jetzt feiern?“ fragte Stiles die Anderen:

„Wenn du feiern gehen willst, dann ist es das, was wir jetzt tun werden.“ bestimmte Danny: „Du bist der Boss!“

„Gefällt mir!“ gab Stiles zurück: „Aber dazu müsst ihr jetzt mal alle verschwinden, damit ich unter die Dusche springen kann! Wir sehen uns in einer halben Stunde im Foyer, in Ordnung?“ fragte er:

„Sicher, dass du dabei keine Hilfe brauchst?“ wollte Peter wissen.

Es war ein durchsichtiger Versuch des Werwolfs, ihn zu ärgern und seine Lebensgeister damit zu wecken und keine echte Anmache, erkannte Stiles:

„Verschwinde!“ Schimpfte er, doch er hatte ein halbes Lächeln auf den Lippen.

Peter hauchte einen kleinen Kuss auf Stiles Wange und zog sich mit den Anderen zurück.
 

Nach dem Duschen entschied Stiles sich für schlichte Jeans, Turnschuh und Kapuzenpullover. Heute ging es mit Sicherheit nicht darum, irgendwem positiv aufzufallen, sondern eher darum, sich sicher und gewappnet zu fühlen. Er ging noch einmal kurz mit dem Kamm durch das nasse Haar und das sollte es für heute gewesen sein.
 

Peter war offensichtlich auch duschen gewesen, hatte sich umgezogen und für ein T-Shirt mit V-Ausschnitt entschieden; nichts Besonderes in seinem Fall, nur heute mit einem Dekolletee, das besonders tief blicken ließ: ` Gut so!´dachte Stiles grinsend, `wirf die Angel aus und amüsier dich´.

Er fühlte sich dem Werwolf gegenüber heute großzügig und friedfertig, denn es hatte ihm gut getan, dass er in den letzten Stunden bei ihm gewesen war und ihm seinen Halt angeboten hatte, ohne Hintergedanken zu haben. Und so ließ er ihn auch gewähren, als Peter auf dem Weg in den Club einen Arm um seine Schultern legte:

„Glaub´ es, oder nicht, aber ich bin sehr froh, dass es Derek besser geht!“ sagte Peter unvermittelt: „Ich mag ihn zwar mit der ganzen Schlechtigkeit meines Herzens dafür hassen, dass ER dich hat und nicht ich, aber er ist meine Familie und ich liebe ihn!“

„Ich weiß!“ erwiderte Stiles, legt den Arm um seine Taille und ignorierte die skeptischen Blicke seiner Freunde.
 

Im Club griff sich Malia Stiles und raunte:

„Weißt du, was hier mal was Neues und Revolutionäres wäre? Wenn ein Mann und eine Frau miteinander tanzen würden!“

Und mit diesen Worten zog sie ihn auf die Tanzfläche und Kendra tat es ihnen gleich, indem sie sich ihren Mitbewohner schnappte. Danny stellte sich neben Peter an die Bar und folgte dessen Blick, der auf Stiles haftete:

„Liebst du ihn eigentlich wirklich, oder ist das alles nur ein amüsantes Katz-und-Maus-Spiel für dich?“

Wollte der Jüngere wissen.

Peter blieb die Antwort schuldig und blickte den Menschen lediglich vielsagend an:

„Tut mir leid für dich, Mann!“ murmelte Danny. Dann fiel sein Blick auf die Tür und er fügte hinzu: „Schau mal, wer da gerade kommt: Dein Ersatzspieler!“

Peter grinste und machte sich auf den Weg, um Emanuel einzusammeln.

Danny besorgte in der Zwischenzeit Shots und als die Tänzerinnen und Tänzer zu ihm zurückkehrten, reichte er je einen an Stiles und Kendra und hielt auch selbst einen in der Hand, während er kommentierte: „Wir Menschen werden uns heute betrinken. Für euch Wergetier gibt` s nichts, denn es wäre ja ohnehin verschwendet, weil es bei euch nicht wirkt!“

Ethan schlang von hinten einen Arm um Dannys Taille und flüsterte in sein Ohr:

„Du weißt hoffentlich, dass ich es schamlos ausnutzen werde, wenn du betrunken bist, oder?“

„Darauf hatte ich gehofft!“ gab Danny zwinkernd zurück und verdrehte seinen Kopf, um den Werwolf küssen zu können.

„Wie reagierst du eigentlich auf Alkohol?“ wollte Malia von Kendra wissen. Statt einer Antwort schenkte diese ihr nur ein vielsagendes Grinsen und Malia fuhr fort:

„Ich denke, das ist mein Zeichen, für die nächste Runde zu sorgen.“

Nachdem diese getrunken war, zog es die beiden Frauen wieder auf die Tanzfläche und auch Ethan und Danny nahmen Stiles für einen musikalischen Dreier mit. Letzterer war in diesem Fall die Füllung des tanzenden Sandwiches.

Er hätte es vielleicht nicht unbedingt Derek verraten, aber das war gar nicht so übel!

Nein, wirklich nicht!
 

Letztlich jedoch konnte Stiles sich in dieser Nacht nicht vollkommen entspannen, zog immer wieder sein Handy hervor, um zu sehen, ob es nicht doch noch irgendwelche Hiobsbotschaften von Derek oder Scott gab, doch sein Telefon schwieg glücklicherweise und Stiles widerstand der Versuchung, selbst anzurufen, weil er Derek auf keinen Fall vom schlafen und heilen abhalten wollte. Doch im Grunde wünschte er sich gerade nichts sehnlicher, als bei ihm zu liegen, ihn zu wärmen und ihm zu zeigen dass er ihn liebte; wollte nichts mehr, als sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass er wirklich wieder in Ordnung kam.

Ein weitere Blick aufs Handy.

Nichts!
 

Stiles ging hinüber zur Tanzfläche und tanzte eine Weile für sich allein. Von Peter war weit und breit keine Spur und Stiles ahnte, war er tat; und auch wo und mit wem. Gut für ihn!

Am Tresen gab es einen großen, breiten, schwarzhaarigen, gutaussehenden Kerl, der Stiles bereits eine Weile ins Visier genommen hatte und nun auf dem Weg zu ihm war. Vorerst begnügte der Fremde sich damit, Stiles lediglich zu umtanzen, doch nach einer Weile wurde er in seinen Absichten deutlicher, legte ihm die Hände an die Hüften und zog ihn näher an sich. Ein paar Takte lang ließ Stiles sich das gefallen. Der Kerl war heiß und ein guter Tänzer, doch sehr schnell merkte Stiles, dass er dazu absolut nicht in der Stimmung war, also bedankte er sich freundlich für das Interesse, erteilte eine höfliche Absage, zog sich zurück. Er verabschiedete sich von seinen Freunden, versicherte, dass er klarkommen würde und kehrte ins Hotel zurück. Es dämmerte zu diesem Zeitpunkt bereits und der neue Tag brach an. Die Idee, Dereks Genesung zu feiern, war rückblickend vielleicht doch keine so gute gewesen: Nun war Stiles betrunken, traurig und einsam. Wäre er gar nicht erst gegangen, würde er wahrscheinlich längst schlafen und hätte keines dieser Probleme.
 

Als Derek das nächste Mal erwachte, schliefen seine beiden Bettnachbarn noch und draußen zog gerade die Morgendämmerung herauf.

Scott hatte ihm den Rücken zugekehrt, doch Damian hatte sich eng an seine Seite geschmiegt und einen Arm um seinen Brustkorb gewunden. Derek erster Impuls war es, abzurücken und den Arm zu entfernen, doch dann warf er einen Blick in das Gesicht des Jungen und dieser sah so jung, unschuldig und schutzbedürftig aus, dass er das Gegenteil tat: Er zog Damian näher an sich heran und legte seinerseits einen Arm um ihn.

Er versuchte währenddessen nicht an Stiles zu denken, oder daran, wie dieser das wohl beurteilen würde, sondern arbeitete im Geiste weiter an dem Plan, den Krieg der beiden Rudel zu beenden, wobei er durch sein Beinahe-Ableben ja so unhöflich unterbrochen worden war.
 

Stiles war gerade eingeschlafen, als er das Klopfen an seiner Zimmertür hörte. Er seufzte und schloss eine Wette mit sich selbst ab: Danny oder Peter? Er setzte sein Geld auf Peter und gewann:

„Was?“ fragte er grantig durch die, einen Spalt weit geöffnete Tür:

„Ich wollte nach dir sehen!“ gab Peter zurück:

„Warum liegst du nicht bei Emanuel im Bett und siehst nach dem?“ knurrte Stiles.

Peter zuckte mit den Schultern:

„Diese jungen Leute haben einfach keine Ausdauer mehr!“ erklärte er grinsend:

„Und was willst du nun bei mir? Dein Workout fortsetzen? Dafür bin ich nicht annähernd betrunken genug. Oder lass´ es mich anders ausdrücken: So betrunken kann ich gar nicht sein!“

„Sei nicht so garstig!“ klagte Peter: „Ich komme mit ganz züchtigen Absichten. Ich wollte dir bloß ein wenig Gesellschaft und Trost anbieten. Und jetzt tu´ nicht so, als könntest du das nicht gebrauchen, denn du riechst aus jedem Knopfloch nach Trauer und Angst.“

Einen Moment lang war Stiles unschlüssig, was er tun sollte. Dann sagte er:

„Warte einen Moment!“ Schloss die Zimmertür vor Peters Nase, um sie kurz darauf wieder zu öffnen. Er ließ den Elektroschocker in seiner Hand angehen und säuselte:

„Komm´ rein Onkelchen!“

Peter grinste schief:

„Ist nicht dein Ernst, Stiles oder?“

„Mein voller Ernst. Komm´ rein oder lass es!“ gab Stiles knurrend zurück.

Peter kam der zweifelhaften Einladung nach, erinnerte sich daran, was Stiles kürzlich über die Selbstverteidigungswaffe und seine Testikel gesagt hatte und ließ sich unsicher auf dem Bett nieder. Stiles legte sich zu ihm, den Kopf in seine Armbeuge gebettet, die Hand, welche den Elektroschocker hielt auf Peter Bauch und so schliefen die beiden ein.
 

Ethan und Danny lagen erhitzt und ein wenig atemlos beieinander, doch die Ruhe, die er sonst in diesem Moment fühlte, wollte sich bei Danny diesmal nicht einstellen. Ethan hatte vermutlich wieder einmal irgendeinen Werwolf-Hokuspokus angewendet, denn er spürte, dass etwas nicht stimmte und fragte:

„Alles klar bei dir?“

„Heute ist schon Mittwoch!“ gab Danny rätselhaft zurück. Ethan runzelte die Stirn und Danny fügte hinzu: „Sonntagabend werden wir abreisen; das College und so! Wirst du mich irgendwann mal in Beacon Hills besuchen, oder gibt es da zu viele unangenehme Erinnerungen für dich?“

„Wir werden sehen!“ erwiderte Ethan. Danny schluckte hart, weil es wie eine höfliche Absage klang und so fügte Ethan hinzu: „Komm´ schon! Wenn es nach mir geht, dann wird es Sonntag mit Sicherheit keinen Abschied für immer geben.“ Er küsste ihn und fragte: „Lust auf eine zweite Runde?“

Danny holte tief Luft. Dann nickte er mit einem kleinen Grinsen.
 

Kendra rollte von Malia herunter und wischte achtlos ihre Finger am Bettlaken trocken. Malia drehte sich zu ihr herum und erklärte grinsend: „Das Geld für die Schnäpse war gut angelegt, finde ich!“

Gespielt empört erwiderte Kendra:

„Soll das heißen, du denkst, ich muss erst getankt haben? Ich kann immer und jederzeit, damit du es nur weißt!“

„Einem Kerl hätte ich für so einen blöden Spruch eine verpasst!“ erwiderte Malia lachend

Wieder ernst sagte Kendra:

„Tja, aber anders als bei einem Kerl stimmt es in meinem Fall wenigstens!“ behauptete sie verschmitzt. Dann fügte sie wieder ernsthaft hinzu: „Weißt du was? Da ist etwas, dass ich dir morgen gern zeigen möchte. Etwas Wichtiges!“ Malia stützte den Kopf auf ihre Hand und blickte die Andere fragend an, so dass Kendra hinzufügte: „Ich will noch nicht zu viel verraten. Es ist besser, wenn du es mit eigenen Augen siehst!“
 

Derek hatte nicht mehr schlafen können, denn es ging ihm einfach zu viel im Kopf herum. Er fühlte sich körperlich besser, aber er war unruhig.

Um acht Uhr am Morgen, hielt er es schließlich nicht mehr aus, angelte sich sein Handy vom Nachttisch, ohne Damian zu wecken, der im Schlaf noch näher an ihn herangerückt war und mittlerweile mehr auf, als neben ihm lag und wählte die Nummer von Stiles. Er musste es sechsmal klingeln lassen, bis dieser endlich ran ging und ein total verschlafenes: „Huh?“ in den Hörer murmelte:

„Entschuldige, es ist noch zu früh, wie? Vergiss, dass ich angerufen habe und schlaf` weiter, Süßer!“ erwiderte Derek eilig:

„Was? Nein! Leg´ nicht auf! Ich bin wach!“ nuschelte Stiles und richtete sich ruckartig auf, was Peter knurrend weckte, in dessen Armen Stiles bis gerade eben immer noch gelegen hatte:

„Wer ist das da bei dir?“ erkundigte sich Derek scharf.

`Oh, Mann und was jetzt?´ , fragte sich Stiles: `Lügen, oder die Wahrheit sagen?“

„Dein Onkel!“ bekannte er:

„Peter hat bei dir geschlafen? Himmel! Wie hat er dich denn dazu überreden können? Hat er dir irgendetwas getan? Hat er dich bedroht?“ fragte Derek aufgebracht:

„Es ist alles in gut! Peter hat sich gut benommen! Entspann dich! Und hör mal!“ Stiles ließ den Elektroschocker ertönen: „Siehst du? Alles in bester Ordnung!“

„Wer ist da? Ist es etwa mein Neffe? Gib ihn mir mal!“ forderte Peter verschlafen, setzte sich nun ebenfalls im Bett auf und griff sich das Telefon, ehe Stiles ihn daran hindern konnte: „Hey, Derek! Schön dass du lebst! Keine Sorge: Ich halte deinen Jungen nur für dich warm! Keine Finger, wo sie nichts zu suchen haben! Versprochen! Und Stiles hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich das auch besser sein lasse. Er hat empfindliche Regionen meines Körpers mit Stromfolter bedroht!“

„Das würde mich vielleicht beruhigen, wenn wir hier nicht von dir sprechen würden und ich vermuten müsste, dass dir solch eine Behandlung gefällt, Peter!“ erwiderte Derek grimmig: „Und jetzt gib Stiles sein Telefon zurück!“

Peter lachte und reichte den Hörer an seinen Bettnachbarn weiter.

„Versprich mir, dass er dir nichts getan hat!“ forderte Derek von Stiles:

„Ich kann es dir sogar beweisen!“ erwiderte dieser und legte sich sein Handy auf die Brust.

Derek lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag und schloss für einen Moment die Augen, als sei es Musik.

Schließlich legte sich Stiles das Telefon wieder ans Ohr und erkundigte sich:

„Und? Überzeugt?“

„Ja.“ Erwiderte Derek und fügte leise hinzu: „Du fehlst mir!“

„Du mir auch, Mann!“ gab Stiles zurück und es war so unglaublich wahr und bitter:

„Ich bin trotzdem nicht damit einverstanden, dass du dich mit Peter tröstest!“ fügte Derek beleidigt hinzu.

Stiles ließ ein kleines Lachen vernehmen und fragte dann hellsichtig:

„Und? Was macht der kleine Damian gerade?“

Derek blickte hinab auf seine Brust, auf der noch immer der blonde Lockenschopf des Jungen ruhte, der im Schlaf ein wenig sabberte und er ließ ein verlegenes: „Uhm…“ vernehmen

„Dachte ich´ s mir doch!“ gab Stiles tadelnd zurück:

„Entschuldige!“ murmelte Derek kleinlaut:

„Ist schon O.K.!“ antwortete Stiles: „Was könnt ihr schon groß anstellen, mit Scott nebendran und in deinem Zustand.“ Dann wollte er wissen: „Wie geht es dir überhaupt heute Morgen?“

„Besser! Fast schon wieder der Alte. Ein bisschen schwach noch.“ behauptete Derek und Stiles relativierte seine Worte im Geiste, weil er ihn kannte und wusste, dass er sich Schwächen nicht gut eingestehen konnte. Dennoch glaubte Stiles ihm, dass er wieder werden würde.

„Ich habe noch einen anderen Grund anzurufen, außer dem, mich von den Toten zurückzumelden.“ Teilte Derek nun vom anderen Ende der Leitung mit: „Ich habe überlegt, wie wir hier vorgehen sollen und ich brauche dein übergroßes Hirn, damit du mir deine Einschätzung sagst.“

„Schmeicheleien am Morgen?“ Erwiderte Stiles: „Was für ein Start in den Tag!“

Derek lachte und dann berichtete er, was er von Damian erfahren hatte und wie er plante weiter vorzugehen. Stiles hörte es sich an und stimmte der geplanten Vorgehensweise schließlich schweren Herzens zu:

„Es ist sehr offensiv und möglicherweise auch gefährlich, aber es scheint der vielversprechendste Weg zu sein. Seid ihr sicher, dass wir nicht allesamt anreisen und euch unterstützen sollten?“ wollte Stiles wissen:

„Ganz sicher! Scotts Weg ist die Deeskalation! Alles hängt davon ab, dass er und ich Stärke zeigen. Wenn wir unsere „großen Brüder“ holen, schwächt es unseren Standpunkt eher, als dass es uns stärkt.“ Gab Derek zurück:

„Bist du denn überhaupt schon wieder fit genug dafür?“ erkundigte sich Stiels skeptisch:

„Wenn nicht, werde ich einfach so tun als ob!“ erwiderte Derek und erntete dafür ein genervtes Seufzen von seinem Geliebten: „Ich bin so verflucht froh, wenn das alles vorbei ist!“ stöhnte er:

„Glaub´ mir, das bin ich auch und dann werde ich da sein, um mit dir das Nachtleben von San Francisco zu genießen!“ antwortete Derek:

„Ich freue mich drauf!“ erwiderte Stiles und machte Anstalten, aufzulegen, doch Derek hielt ihn zurück:

„Warte noch! Lass mich noch einmal dein Herz hören bitte, ja?“

„Huh?“ machte Stiles: „Ist das so ein besonderer Werwolfs-Kink? Ein Ohren-Porno für Raubtiere? Entwickelt sich das hier gerade zu so etwas, wie Telefon-Sex?“ fragte er lachend:

„Kein Kink!“ Gab Derek lächelnd zurück: „Es ist nichts Schmutziges. Es beruhigt mich nur und hilft gegen die Sehnsucht!“

Stiles lachte leise:

„Also gut!“ erwiderte er und gab Derek, wonach er verlangte.
 

Schließlich legten sie dann doch noch auf und in diesem Moment regte sich Scott und fragte:

„Wer war das!“

„Stiles. Ich habe meinen Plan von ihm absegnen lassen!“

Scott richtete sich auf und murmelte verschlafen:

„Plan? Wir haben einen Plan?“

Dann fiel sein Blick auf Damians Kopf, welcher noch immer auf Dereks Brust lag und er zog eine Augenbraue hoch.

Derek ignorierte es, denn er hatte nicht die geringste Absicht, sich zu rechtfertigen:

„Ja! Ich hatte noch nicht die Chance, dir davon zu berichten – Nahtoderfahrung und so weiter.“

„O.K.!“ erwiderte Scott: „Dann schüttle doch mal den kleinen Klammeraffen ab.“ Er deutete auf Damian und fuhr dann fort: „Ich will mir erst mal deine Verletzungen anschauen und dann will ich hören, was du ausgeklügelt hast.“

Derek regte sich unter Damian und strich dem Jungen über den Kopf:

„Hey, du musst aufwachen!“

Und tatsächlich öffnete der junge Werwolf nun widerwillig die Augen, hob den Kopf und als ihm klar wurde, in welcher Position er geschlafen hatte, gab er ein verlegenes: „Oh!“ von sich.

Scott ging darüber hinweg und hieß Derek sein Shirt hochzuziehen, was Damien veranlasste, verstohlen einen Blick zu riskieren.

Die Verletzungen auf Dereks Bauch waren verschorft und sahen aus, als würden sie gut verheilen:

„Wie fühlt es sich an?“ wollte Scott wissen:

„Gut!“ behauptete Derek und Scott warf ihm einen strengen Blick zu:

„Na gut, es tut noch weh! Da sind innere Verletzungen, die noch ein, zwei Tage brauchen werden.“ gestand Derek kleinlaut ein.

Nun untersuchte Scott die Kehle und hier glich es beinahe einer Wunderheilung. Von dem Klauenhieb war lediglich noch ein roter Schatten übrig:

„Bei Gelegenheit musst du mir mal beibringen, wie diese Totalverwandlung funktioniert. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Heilung auf diese Weise vonstattengeht!“ kommentierte Scott verblüfft.
 

Im Anschluss begann Derek Scott zu berichten, was er vorhatte. Der Alpha lauschte und nickte, doch dann wandte er ein: „Wir sollten aber noch ein paar Tage warten, bis du wieder vollständig wieder hergestellt bist, oder?“

Derek schüttelte den Kopf:

„Ich denke, wenn ich zwölf Stunden nach einer beinahe tödlichen Verletzung wieder dastehe und Verhandlungen führe, kann das unsere Position nur stärken. Wir demonstrieren damit Unverwüstlichkeit und ich hoffe, damit ein wenig Eindruck zu schinden.“

„Wenn du Eindruck schinden willst, dann wüsste ich noch etwas!“ warf Damian ein und erklärte, was ihm vorschwebte.
 

Nachdem Stiles das Gespräch mit Derek beendet hatte, warf er einen Seitenblick auf Peter und fühlte sich ein wenig beklommen. Was sich letzte Nacht noch wie eine gute Idee angefühlt hatte, wirkte im Licht des Tages plötzlich eigenartig und falsch.

Auch Peter schien es zu spüren. Er schenkte Stiles einen Blick, den dieser nicht wirklich zu deuten wusste: nicht traurig, auch nicht ärgerlich, aber doch irgendwie intensiv und auf seltsame Weise ergreifend.

Der Werwolf verabschiedete sich, bevor Stiles ihn dazu auffordern musste und zwar ohne weitere Umarmung, Wangenküsse, oder was Peter sonst so tat, um Stiles auf den Pelz zu rücken.

Und das trug bloß noch weiter zu der merkwürdigen Atmosphäre bei.
 

Stiles dachte darüber nach, schon wieder unter die Dusche zu springen, doch er wusste, dass auch dieser Aufwand Malias Sinne nach einer Nacht in inniger Umarmung mit ihrem Vater nicht zu täuschen vermocht hätte und so ließ er es bleiben. Er begnügte sich mit ein paar Spritzern Wasser im Gesicht, einer Rasur, frischen Kleidern und dem uralten Kampf zwischen Haupthaar und Bürste, ehe er sein Zimmer verließ, um hinunter zum Frühstückssaal zu gehen.
 

Er musste hierzu durch einen langen, fensterlosen, schummrigen, ein wenig gruseligen Flur und ihn traf beinahe der Schlag, als auf einmal Peter mit blau aufleuchtenden Augen, Fangzähnen und Klauen aus einem Seitenarm des Ganges auftauchte und sich ihm näherte; ganz das lautlose und geschmeidige Raubtier, das er war.

Peter sagte kein Wort, packte Stiles bei den Handgelenken und drängte ihn gegen die Wand hinter ihnen beiden. Das Gesicht des Werwolfs war verzerrt von einer eigenartigen Mischung aus Zorn und Verlangen.

Stiles spürte Peters Atem auf seinem Gesicht, seine Brust, die sich gegen seine eigene drängte und den Druck seiner Erektion an der eigenen Hüfte.

Die Luft um sie herum schien elektrisch zu schwirren, Farben, Formen, alles schien irgendwie verfremdet zu sein und auch Stiles Zeitempfinden war ein anderes: Ihm war, als stünden er und Peter bereits eine Ewigkeit so voreinander.

`Das war die Angst!´, sagte Stiles zu sich selbst. Davon wurden seine Sinneswahrnehmungen beeinträchtigt.

Die ganze Situation kam ihm so verdammt unwirklich vor und Stiles hatte das Gefühl, wenn einer von ihnen doch bloß etwas sagen würde, dann würde sich daran etwas ändern, also fragte er mit brüchiger Stimme:

„Was willst du, Peter?“

„Dich Stiles!“ entgegnete dieser.

Seine Stimme war ein zischendes Flüstern, gequält und verzweifelt:

„Du kannst mich aber nicht haben!“ gab Stiles zurück und war überrascht, dass er so viel ruhiger klang, als er sich fühlte: „Und nun lass mich los, Peter! Bitte!“

Einen kurzen Moment lang verweilte der Ältere in seiner Position; dann ließ er Stiles Handgelenke frei, jedoch ohne auch nur einen Zentimeter von ihm abzurücken.

Stiles spürte den Kampf in dem Werwolf und wusste mit einem Mal, dass es genau jene Schlacht war, die er sein ganzes Leben lang schon führte: Die des Mannes gegen die Bestie in seinem Inneren:

„Ist gut!“ murmelte Stiles und strich Peter über das Haar.

Peter vergrub sein Gesicht einen Augenblick lang an Stiles Hals und dieser konnte das Wolfsgebiss an seiner Gurgel spüren. Dennoch hielt er aus irgendeinem wahnwitzigen Grund still und setzte die Streicheleinheiten fort, während er beruhigende Laute von sich gab.

Nach einer furchterregenden Ewigkeit hob Peter seinen Kopf wieder. Er hatte sich mittlerweile zurückverwandelt, riss sich nun von Stiles los und verschwand eilig, wobei er beinahe in Ethan und Danny hineinrannte:

„Was ist denn mit dem los?“ Wollte Danny wissen und blickte Peter hinterher. Stiles beantwortete das mit einem Schulterzucken und versuchte gleichgültig zu wirken , während er zur selben Zeit fühlte, wie sich seine Knie in Gelee verwandelten. Ethan nahm Stiles rasenden Herzschlag und den Geruch seiner Angst wahr, sagte jedoch nichts. Er blickte ihn lediglich prüfend an und sie setzten zu dritt ihren Weg zum Frühstückssaal fort.
 

Scott hatte den Wachposten vor seiner Tür die Anweisung erteilt, für Frühstück in seinem Zimmer zu sorgen und die beiden Alphas wissen zu lassen, dass sie sich um halb elf im Konferenzraum einzufinden hätten.

Allein!

Dies sei die Bedingung, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden würden; daran ließ Scott keinen Zweifel.

Er war gespannt, ob die Rudelsführer sich auf dieses Arrangement einlassen würden. Falls ja, gab das bereits Anlass zur Hoffnung. Wenig später saß er mit Derek und Damian beim Essen, doch brachte er vor Nervosität beinahe keinen Bissen herunter.
 

Abrams und Lucius saßen an gegenüberliegenden Enden des riesigen Verhandlungstisches und nahmen einander eisig ins Visier. Die Tür des Raumes stand offen und davor tummelten sich sowohl die Leute des einen, als auch des anderen Rudelsführers:

„Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt!“ Herrschte Scott die Werwölfe an: „Ich will hier abgesehen von euren Alphas niemanden sehen, also verschwindet gefälligst.“

Der junge Alpha traute seinen Augen kaum, als die Wölfe sich auf seinen Ausruf hin tatsächlich widerwillig zurückzogen.

Abrams dagegen traute seinen Augen kaum, als er einen großen, schwarzen Wolf mit Scott und seinem Sohn gemeinsam den Raum betreten sah:

„Was ist das?“ höhnte er, als er seine Stimme wiedergefunden hatte: „Ich töte deinen Adjutanten und du kommst mit einem Wachhund an? Soll das ein Witz sein?“

Damians Gesicht verzog sich wütend und er setzte an, seinen Vater anzubrüllen, doch Scott legte ihm beruhigend einen Arm um die Schulter, drückte diese und erklärte ruhig: „Ich regle das schon.“

Abrams sprang von seinem Platz auf und brüllte:

„Nimm´ die Pfoten von meinem Jungen, du verdammte Schwuchtel!“

„SETZEN!“ brüllte Scott, legte so viel Alphawolf in seine Stimme, wie ihm möglich war.

Und tatsächlich ließ sich Abrams auf der Stelle in seinen Sitz zurücksinken. Scott wusste, dass diesem gerade der vergangene Abend in Erinnerung gerufen worden war, als Scott ihm um ein Haar sein Leben genommen hatte.

Der schwarze Wolf hatte sich mittlerweile vor Abrams Füssen niedergelassen und blickte ihn aufmerksam an:

„Was denn?“ fragte der Alpha großspurig, um von der Blöße abzulenken, die er sich gerade noch gegeben hatte: „Soll dein kleiner Schoßhund nun zu Ende bringen, wozu du gestern nicht den Mumm gehabt hast?“

Derek wählte diesen Moment, um sich zu verwandeln. Er richtete sich nackt über dem sitzenden Abrams auf, verschränkte die Arme vor der Brust und gewährte ihm mit einem schiefen Grinsen einen ausführlichen Blick auf die Ausstellungsstücke, ehe Damian einen mitgebrachten Stapel Kleider vor ihn hinlegte.

Derek kleidete sich ohne Eile an, ehe er an der gegenüberliegenden Seite von Scott und Damian Platz nahm und den beiden zublinzelte.
 

Scott erhob sich, blickte von Abrams zu Lucius und erklärte:

„Also gut Männer: Zeit reinen Tisch zu machen! Reden wir!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2016-06-22T09:27:57+00:00 22.06.2016 11:27
Ich bin heute nicht so gut drauf deswegen nur ein paar Sätze: Das ganze Kapitel ist super geworden. Einerseits schön ruhig und irgendwie entspannend zu lesen und dann kommt Peter um die Ecke und die Stimmung schlägt um. Aber Stiles ist ja hervorragend mit ihm fertig geworden. Mit jedem Kapitel muss ich mehr aufpassen Peter nicht zu lieb zu gewinnen. Du schaffst es durch irgendeinen kleinen Satz mich dazu zu bringen über ihn nachzudenken und je mehr ich das tue umso mehr kann ich ihn verstehen und fange an Sympathie zu empfinden.
Und jetzt lässt Scott hoffentlich mal so richtig den Alpha raushängen.
Antwort von:  GingerSnaps
22.06.2016 19:45
Schön, dass Du Peter durch dieses Kapitel mehr lieb gewinnst, denn ich hatte eher befürchtet, jetzt hassen ihn alle noch mehr. Aber ich denke auch, durch diesen Kontrollverlust wird er eher menschlicher als bestialischer. Das ist es eben, womit er die ganze Zeit kämpft und dafür hat er sich ja meistens gut im Griff. Aber wie die Sache ausgegangen wäre, wenn Stiles nicht so stark reagiert hätte, möchte man sich auch nicht ausmalen.
Danke, dass Du Dir trotz Unwohlsein die Zeit für einen Kommi genommen hast. Möge, was immer Dich bedrückt oder belastet, sich schnell wieder in Luft auflösen:-) Pass gut auf Dich auf!
Ginger


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