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Schicksal eines Engels

Gefühlvolle Geschichte über den Engel Rai
von

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Der Anfang eines Neuen

N

ira und ich hatten Dimion, bevor dieser arbeiten ging (er arbeitet bei einer Zeitung als Photograph), gefragt, was wir für ihn tun können. Nachdem er uns erst einmal verwundet gemustert hatte sagte er uns einige Sachen, die wir vielleicht erledigen könnten. Eine seiner Bitten an uns war, das der Garten gewässert werden musste. Da ich mich natürlich sofort bereit erklärte das zu übernehmen, lies sich Nira dazu breitschlagen für das Mittagessen zu sorgen. Ich hätte eh nicht diese Arbeit tun können, denn dazu hätte ich Gemüse, Fleisch und andere Lebensmittel kochen müssen. Da ich aber nichts töten darf, war das unmöglich für mich. Für Dämonen ist das kein Problem, da ihre Vorfahren blutrünstige Bestien waren, die sich an dem Leid und den Schmerzen die sie anderen zufügten ergötzten. Aber das ist schon lange her und sie haben sich sehr verändert.
 

Kleine Tropfen aus schillerndem Wassers zerstöben in der Luft, als ich damit begonnen hatte die Bete und Blumen in dem großen Garten zu wässern. Mit Hilfe der mir gegebenen Magie lies ich das klare Wasser aus dem kleinen Teich emporsteigen und über die Pflanzen und Bäume herabnieseln. Sanft strich der Wind durch mein langes Haar und löste einige zarte Strähnen aus meinem Zopf, mit denen er zu spielen schien, während ich mit strahlendem Anhänger und glühenden Augen dastand und mit sanften Handbewegungen die Tropfen dirigierte. Ich hatte Freude daran und ich war glücklich, mich bei Dimion, der uns ja alle aufgenommen hatte, zu revangieren und ihm keine Last zu sein. Doch immer wieder kam mir der Gedanke an den Herrn und an meine eigentlich Aufgabe in den Sinn. Eine Flut von Fragen und Zweifeln durchfuhr mich wie ein Blitzschlag. 'Bin ich den wirkliche die eine reine Tochter des Herrn?! '

Doch ich hatte nicht lange Zeit mich weiter zu grämen und innerlich zu wurmen, denn um mich herum schwirrten und flatterten auf einmal viele keine Vögel; zwitschernd und sichtlich erfreut über den niesenden Regen, den ich erzeugt hatte. Sie schüttelten sich und putzten mit ihren kleinen Schnäbeln penibel ihr Gefieder, immer ein Lied nach dem anderen im Chor trällernd.

Sonnenstrahlen wärmten meine Haut und es durchfuhr mich eine wohlige Energie, die alle Zweifel und Ängste aus mir heraus zu waschen schien. Ich hätte stundenlang so dastehen können, mich in der Sonne räkelnd und zwischen diesen niedlichen Federkugeln, doch Nira rief nach mir.

Schulterzuckend und ein bisschen traurig über diese Unterbrechung, erlosch das Glühen in meinen Augen und auch mein Anhänger nahm wieder seine normale Färbung an. Wiegenden Schrittes und von dem Tschilpen der kleinen Vögel begleitet, machte ich mich auf ins Haus zurück zukehren und dem Ruf meiner ungewöhnlichen Zwillingsschwester zu folgen.
 

Fast lautlos lief ich über das Holz der Terrasse und schob die Glastür zur Küche auf, aus der Niras Rufen gekommen war. Mir war vorher noch nicht aufgefallen, wie wunderschön sie eigentlich war. Ihre Haare sahen aus wie die dünnsten Fäden einer Spinne und schienen sich bei jedem noch so kleinen Windhauch zu bewegen und in der Luft zu tanzen. Das Kleid das sie auch schon am Abend zuvor getragen hatte sah im Licht der Sonne aus wie wenn es mit hunderten winzig kleiner Diamanten besetzt wäre .Und es funkelte wie der Sternenhimmel in einer klaren Sommernacht. Auch von ihrer Aura her musste sie etwas ganz besonderes sein.

Sie stand an einer Anrichte der Küche und war gerade damit beschäftigt das benutzte Geschirr vom Frühstück abzutrocknen und die Küche wieder aufzuräumen. Auf dem Herd standen schon allerlei Töpfe aus denen der Dampf zischend entwich. In manchen steckte sogar noch ein Kochlöffel, mit dem Nira immer wieder einmal den Inhalt umrührte. Ich war sichtlich überrascht, das sie sich so schnell daran gewöhnt hatte und auch gelernt hatte mit den Dingen der Menschen umzugehen. Ich war noch nie in der Unterwelt und der Heimat der Dämonen gewesen, doch trotzdem war ich mir sicher, das es so etwas bestimmt nicht dort unten gab.

"Was stehst du denn da wie angewurzelt?! Du schaust mich ja an als würdest du mich zum ersten Mal sehen!" Zwinkernd sah sie mich an und wandte sich dann wieder kopfschüttelnd ihrer Arbeit zu. Ich wurde verlegen und blickte zur Seite auf die Blumen, die neben der Schiebetür standen. Sie waren schon fast eingegangen und ließen schon ihre Köpfe hängen. Ich kniete mich runter zu ihnen und berührte sie mit meinen Fingern ganz sanft an den Blütenblättern. Sofort schien das Leben in sie zurück zukehren und sie richteten sich wieder auf, als hätten sie nie ihre Köpfe hängen gelassen.

Wir befanden uns in einem schmalen Raum der nicht sehr viel in sich barg. Ein Herd, ein Ofen, ein Waschbecken, einen Vorratsschrank und noch ein paar andere Regale und Schränke, in denen die Lebensmittel und Gewürze aufbewahrt wurden. Auch dieser Raum war hell, so wie alle Zimmer in diesem Haus. Es schien immer genügend Licht durch die Fenster, so dass man nur abends die Lampen anmachen musste, um wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht im Schwarzen zu sitzen, aber das war ja immer schon so gewesen. Trotzdem war ich es nicht gewohnt, in einem geschlossenen Raum zu sein, hatten wir im Himmelreich doch nie irgendwelche Räume die von der Außenwelt abgesperrt waren. Außer natürlich die große Halle in dem uralten Baum, in dem ich den Herrn zum Ersten mal gesehen hatte. Doch darin fühlte man sich nicht eingeschlossen, so wie hier.

"Es tut mir leid, ich war nur etwas verwundert, weil ich dich doch noch nie im Tageslicht gesehen hatte."

"Ist da ein Unterschied?! Du hast mich doch schon so gesehen, auch im Licht! Was ist da anders als wenn du mich im Licht der Sonne sehen kannst?!" Nira schien etwas irritiert zu sein, drehte sich aber doch interessiert zu mir hin.

"Naja, Engel sind eben anders als Dämonen, euch ist es egal was für ein Licht ist, euch ist die Dunkelheit und die Nacht eh lieber, aber ein Engel unterscheidet zwischen Sonnen- und künstlichem Licht. Das eine kann uns nicht ernähren, im Gegensatz zum Sonnenlicht.

Aber das erkläre ich dir später noch genauer, wenn du noch mehr wissen willst!"

"Wird wohl auch besser so sein ..." Nira wandte sich etwas ungläubig wirkend wieder zu der Arbeitsfläche.

"Wo ist eigentlich Neo?! Ich habe ihn seid dem Frühstück nicht mehr gesehen."

Suchend schaute ich mich um. Doch Nira gab nur ein vielsagendes Lächeln von sich. Stutzig geworden kam ich auf sie zu.

"Was grinst du so?! Hast du mir etwa etwas zu verheimlichen? Jetzt sag es mir doch endlich ..."

"Hmm ... Na gut, ich denke mal früher oder später hättest du es ohnehin noch mitbekommen!" Nira tat so geheimnisvoll, was mich fast in die Verzweiflung trieb. Und nach einer langen Pause, rückte sie endlich mit der Sprache heraus und lies mich nicht länger in Ungewißheit.

"Neo ist nicht im Haus, was du aber wahrscheinlich schon bemerkt hast, weil du ihn nicht mehr 'spüren' kannst.

Er ist in den Park gegangen um nach dem Amulett zu suchen, das du eigentlich für deinen Herrn hättest wieder beschaffen sollen!" Nira schmunzelte.

"Man sollte es nicht glauben!! Einer der bösartigsten und mächtigsten Dämonen aus der Unterwelt hilft einem Engel aus freien Stücken ...

Du bist wirklich etwas besonderes Rai wenn du so etwas bei anderen bewirken kannst mit deiner naiven und manchmal auch unbeholfenen Art!"

Nira strahlte mich an, doch hinter diesem Lächeln lag etwas anderes, wie eine Maske hatte sie das freudige Gesicht aufgesetzt. Hinter dieser Fassade verbarg sich leichter ein Schmerz, der tiefer ging als alles, was ich bis jetzt erlebt hatte und wahrscheinlich auch jemals erleben würde. Diese Tatsache machte mich unendlich traurig.

"Naja, genug davon!!" Nira sah mich nicht mehr an, drehte ihren Kopf zur Seite und machte sich an den Handtüchern, die an einem Hacken hingen, zu schaffen. Doch man konnte erkennen das sie das nur tat, damit ich nicht ihr Gesicht sehe.

"Ich hatte dich eigentlich gerufen, weil ich ein bisschen mehr über dich erfahren wollte. Zum Beispiel wie du deine Kindheit verbracht hast oder sonst irgend etwas!!" Langsam wurde ich unsicher. Ich konnte spüren das Nira nicht immer ganz ehrlich zu mir war, aber warum sagte sie dann nicht das was ihr auf dem Herzen lag?! Ich konnte nicht lügen, so wie alle anderen Engel auch. Deshalb kannte ich Unehrlichkeit und scheinheilige Aussagen nicht.

'Ach Quatsch, das bilde ich mir doch bloss ein! Nira ist bestimmt nur traurig weil sie nicht bei sich daheim in der Unterwelt bei Satan sein kann. Ich werde sie am Besten etwas von ihrer Niedergeschlagenheit befreien ...' Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf folgte ich Nira in den Garten wo sie sich auf die Terrasse setze und ich im Gras Platz nahm und begann zu erzählen. Ich teilte ihr alles mit, angefangen von dem Himmelreich und von Mai, bis zu dem Moment in dem ich den Herr das erste Mal zu Gesicht bekam. Und die ganze Zeit saß Nira da und hörte mir zu und unterbrach mich kein einziges Mal.
 

L

eises Rascheln lässt mich wieder aus meinen Gedanken hochschrecken. Doch es ist nichts ...

Daran kann ich mich noch am Besten erinnern. Ich habe diese Zeit so genossen, als ich mit Nira zusammen war.

Doch jetzt sitze ich ja hier ...

Schon wieder das Rascheln. Verwirrt schaue ich durch den fast vollständig dunklen Raum. Die sonne geht draußen schon auf, doch ich kann mich nicht daran erfreuen. Bald müssten die Besucher und Wissenschaftler wieder kommen um sich wieder an meinem Anblick zu erfreuen und Experimente mit mir zu machen. Doch ich bin mir sicher das ich das heute nicht mehr überlebe und spätestens morgen früh werden sie nur noch meinen ausgeblichenen und leblosen Körper vorfinden.

Wieder denke ich an die vergangene Zeit .....
 

Die Zeit verstrich schnell und der Tag an dem der Mond und die Sonne sich den Himmel teilen würden, kam immer näher. Bald waren 4 Tage verstrichen. In der Zwischenzeit war einiges geschehen.

Neo hatte das Amulett gefunden, doch er konnte es mir natürlich nicht bringen, da er eben ein Dämon war und nichts aus dem Himmelreich berühren kann, ohne sich daran zu verbrennen. Aber das sollte sich nach dem Paktschluss ändern, doch bis dahin war es noch eine Woche. Also musste ich es mir selbst holen. Es hatte es in dem kleinen See des Parks gefunden, in dem ich vor einiger Zeit auf der Erde gelandet war. Nira begleitete mich und es dauerte nicht lange, da sah ich das Schmuckstück auf dem Grund glitzern. Durch meine Magie lies ich das Wasser kegelförmig zu allen Seiten weichen, damit ich ohne nass zu werden über dem See schweben konnte. Vorsichtig hob ich den Anhänger auf und schwebte zurück zum Ufer. Nira hatte sich zuvor mehrmals prüfend umgesehen, damit niemand meine Flügel zu Gesicht bekam. Ab da an ging ich täglich in den Park.

Auch hatte Neo einen Platz gefunden, an dem wir ungestört den Paktschluss vollziehen könnten, wenn die Zeit dazu gekommen war. Es war ein kleines verstecktes Tal in dem naheliegenden Gebirge, das man nur durch die Luft erreichen konnte. Man musste nicht lange fliegen, um hin zu kommen und Neo war ich sicher, das uns dort niemand stören würde. Denn während der Zeremonie wären wir vollkommen schutzlos und jeder Gefahr hilflos ausgeliefert.
 

Aber in der ganzen vergangenen Zeit bekamen wir Dimion nicht wirklich oft zu Gesicht. Er war die ganze Zeit unterwegs um Bilder von Prominenten oder sonstigen wichtigen Leuten für seine Redaktion zu machen. Meist kam er erst spät nach Hause und da er eh nicht sehr gesprächig war, erfuhr ich nicht sonderlich viel von ihm. Doch nun hatte er 2 Tage frei, weil Wochenende war an dem er nicht arbeiten musste.

Das Wetter war auch an diesem Tag wieder wunderschön. Eigentlich war die ganze Zeit, die ich bis dahin auf der Erde verbracht hatte, strahlender Sonnenschein und die Temperaturen waren angenehm. Nira meinte, das wäre wegen meiner Anwesenheit, da Engel die Natur und somit auch das Wetter positiv beeinflussen würden. Und sie schien recht zu haben, den der Garten um das Haus blühte und grünte von Tag zu Tag schöner.

Auch an diesem tag stand ich früh auf und schlich mich leise aus dem Zimmer auf den Balkon, während Nira immer noch schlief. Sie blieb Nachts immer lange auf. Sie saß auf dem Geländer des Balkons und schaute in den Nachthimmel. Manchmal breitete sie auch ihre pechsschwarzen, ledrigen Flügel aus um in den Sternenhimmel zu fliegen. Sie schien es zu genießen sich von dem kühlen Mondlicht bescheinen zu lassen. Vielleicht brauchte sie dessen Licht genau so wie ich die warmen Strahlen der Sonne. Diese mieden Neo und sie so oft sie nur konnten. Sie waren schließlich beide Dämonen und an die Dunkelheit gewöhnt, in die sie auch geboren wurden.

Ich ging dagegen früh zu Bett und stand dafür auch früh wieder auf. Ich hatte mich langsam auch daran gewöhnt, in einem geschlossenen Raum zu sein und auch zu dort schlafen, doch ich war jeden Morgen aufs Neue froh, in die klare Morgenluft hinauszugehen. So wie an diesem neuen Tag auch wieder.

Ich öffnete die Schiebetür und trat hinaus auf den kalten Boden des Balkon, ohne zu merken das Dimion keine 5 Meter neben mir auf dem Geländer lehnte. Da ich wusste das so früh morgens noch kein Mensch wach war und man den Balkon von der Straße aus sowieso nicht sehen konnte, sprang ich leicht wie eine Feder auf die Brüstung des Balkons, stieß mich ab und entfaltete mit glühenden Augen meine Flügel. Vom Wind getragen setzte ich mich geräuschlos auf das flache Dach des Hauses. Und erst als ich runter schaute, bemerkte ich wer mich schon die ganze Zeit beobachtete. Ein bisschen verlegen lächelte ich Dimion zu, der mit unveränderlicher Miene zu mir hoch sah. Doch es lag etwas in seinem Blick das mich ein bisschen verwunderte. Es sah aus als ob seine Augen verträumt lächelten. Plötzlich aber senkte er seinen Blick und ging in sein Zimmer zurück. Ich war leicht irritiert, wollte ihm zuerst auch nachgehen. Ich wollte ihm aber nicht lästig sein oder gar aufdringlich wirken. Also blieb ich sitzen und sog die warmen Strahlen der Sonne in mich auf.

"Hey Rai! Was machst du schon wieder so früh da oben?!" Ich fuhr zusammen. Doch es war nur Nira, die auf dem Balkon stand und sich die Augen rieb. Ich lächelte ihr zu und verlies meinen Platz um neben ihr auf dem kühlen Stein zu landen. Zwinkernd meinte ich:

"Ich habe ein Sonnenbad genommen!! Das war heute wieder besonders schön!!

Warum bist du denn schon so früh wieder wach?!"

"Ach, Neo kam in unser Zimmer und hat mich geweckt ...." Sie lächelte zufrieden und streckte ihre müden Glieder. "Den Rest erfährst du beim Frühstück ...." Sie spielte wieder einmal die Geheimnisvolle.

Ich lies mich auch nicht lange bitten und folgte ihr nach unten in die Küche, in der sie das Frühstück zusammen stellte und wir es gemeinsam rüber trugen. Und wie die Morgende zuvor auch saßen Dimion und Neo schon am Tisch und warteten. Ich stellte das Tablett ab, nahm mir meine Tasse dampfender Milch und setzte mich an meinen Platz nahe dem Fenster. Auch die anderen nahmen ihre Plätze ein und aßen schweigsam, wie jeden Morgen. Ich hatte mich schon an die ständige Ruhe gewöhnt und schaute verwundert auf, als Dimion plötzlich das Wort ergriff.

"Morgen früh kommt ein Kollege von mir zu uns zu Besuch. Er wird für zwei Tage hier wohnen. Ich bitte euch also nichts ungewöhnliches zu unternehmen. Vor allem heißt das, dass die nächtlichen und morgendlichen Spatzierflüge gestrichen sind." Dabei sah er Nira und mich kritisch an. Neo verzog wie immer keine Meine und gab nur wiederwillig ein Brummen von sich. Er war nicht besonders gesprächig, was ihn für mich noch viel unheimlicher machte.

Ich spürte wie es mir glühendheiß über den Rücken lief, und doch fröstelte es mich auf der anderen Seite, als mich Dimion aus dem Augenwinkel ansah. Es war ein seltsames Gefühl. Betroffen nickten auch Nira und ich.

"Er ist auf der Durchreise und ist nur so lange bei uns, bis er seine Geschäfte hier erledigt hat. Er ist typischer Reporter fast alles für eine Schlagzeile."

Dimion stand auf, nahm sein Geschirr und trug es in die Küche. Dann kam er noch einmal kurz herein, musterte Nira und mich und meinte beim Gehen:

"Ich komm heute früher wieder."

Kaum hatte er die Haustüre geschlossen, n stand auch ich mit einem Seufzen auf und stellte meine leere Tasse in die Spüle der Küche. 'Hier ist es so anders als Daheim bei mir ...' Mit diesem Gedanken ging ich in das Wohnzimmer zurück und setzte mich wieder. Jetzt fühlte ich mich noch viel einsamer als vorher.
 

S

tille lag auf der Wiese und in den Bäumen, die in dem kleinen Park wuchsen. Nur ein paar kleine Vögelchen war zu hören, als ich durch das kleine Portal in der dichten Rosenhecke in den Park trat. Es war bereits Nachmittag und die Sonne hatte ihren höchsten Stand schon wieder verlassen. Wie jedes Mal hatten Nira und Neo mir nur unter der Bedingung das ich vorsichtig sein würde gestattet, den Nachmittag im Park zu verbringen. Ich hatte mir etwas besonderes ausgedacht, damit niemand meine wahre Gestalt erkennen konnte, auch wenn ich meine Flügel trug. Ich lies meinen Anhänger glühen und sprach eine Formel, die es denen unmöglich machte meine Schwingen zu sehen, die nicht mein wahres Wesen kannten. Dann erschienen sie wieder, meine Federflügel, schneeweiß. Es war eine Erleichterung, sie zu tragen und nicht immer in dem Zwang zu sein sie verstecken zu müssen, was auf die Dauer sehr viel Kraft kostete.

Mit einem doch glücklichen Seufzen ging ich weiter in den Park hinein zu dem kleinen See. Der helle Kies des Weges knirschte unter meinen Schuhen und immer wieder fielen Kirschblüten auf mich herunter. Unter einem der Bäume die um den See herum standen, befand sich eine kleine Bank. Als ich näher kam und mich setzte, konnte ich die kunstvolle Verzierung auf dem Holz sehen und wie sorgfältig es geschnitzt war. Doch ich war traurig, das ein Baum sterben musste, damit die Menschen auf ihm sitzen konnten. Schnell schaute ich mich um und versicherte mich, das auch wirklich niemand da war. Dann lies ich meine Augen und den Anhänger glühen, legte behutsam meine Hand auf die Lehne der Bank und schloss meine Augen. Augenblicklich begann es zu knirschen und zu knacken. Dann sprossen aus den Beinen der Bank Wurzeln und aus der Arm- und Rückenlehne wuchsen viele kleine Äste, die immer dicker und dichter wurden. An deren Enden schälten sich Blätter und Blüten aus dem Holz und man konnte gar nicht so schnell Kucken, war aus dem toten Holz wieder ein lebendiger Baum geworden, mit einem wunderschön verzierten Stamm.

Seufzend nahm ich die Hand wieder von dem nun wieder lebendigen Holz und lehnte mich zurück. Jetzt konnte ich auch erkennen, was für ein Baum es war: Ich saß auf dem Stamm einer Trauerweide, nur das diese nicht mehr trauern musste. Ihre herunter hängenden Blätter strichen über mein Haar und ich konnte in meinem Herzen spüren, wie dankbar sie war. Vor mir badeten die Vögel in dem See und manche der Tropfen die sie aufwirbelten trafen mich.

Ich schloss meine Augen und nahm alle Geräusche um mich herum in mich auf. 'Eigentlich unterscheidet sich die Erde nicht von dem Himmelreich ...'

Mit diesem Gedanken in meinem Kopf saß ich da. Ein Engel auf Erden in einem Park zwischen all den Menschen, aber doch irgendwie allein.
 

Ein leises Klicken lies mich aus meinem Halbschlaf hochschrecken. Schlagartig öffnete ich meine Augen und schaute ohne mich zu bewegen um mich. Ich wagte es nicht mich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren, denn ich konnte ja nicht wissen ob mein Spruch immer noch hielt. Langsam drehte ich den Kopf in Richtung Kiesweg, doch da war niemand.

'Ich muss mir das alles nur eingebildet haben!', schoss es mir durch den Kopf und es löste sich meine Anspannung. Ich konnte von niemandem die Aura um mich spüren und das lies mich dann schließlich aufatmen. Ich erhob mich von der lebendigen Bank und Schritt zum Ufer des Sees, wo mich die kleinen Vögel schon tschilpend erwarteten. Ich setzte mich in das weiche Gras, zog meine Lederschuhe aus und tauchte meine Füße in das kühle Wasser. Es war schön, sich einmal wieder ein bisschen frei zu fühlen und nicht immer mit der Angst im Hinterkopf zu leben, das man sich vielleicht durch irgendetwas verraten könnte.

Doch da war es wieder, das unnatürliche Klicken in meinem Hintergrund. Und auch wie das letzte mal durch fuhr mich die Angst. Aber dieses Mal reagierte ich schneller. Mit plötzlich glühenden Augen und ohne mich umzudrehen richtete ich meine ausgerichtete Hand in die Richtung aus der das Geräusch zu kommen schien. Somit war das, was mich da erschreckt hatte, in einer Art Starre gefangen. Dann schloss ich meine Finger zu einer Faust, was die Bannkreise schloss. Noch einmal atmete ich tief durch, dann erhob ich mich schwebend aus dem Gras und drehte mich langsam um. Doch das was ich da gefangen hatte, hatte ich nicht unbedingt erwartet und es verschlug mir erst einmal den Atem. Mit einem weißglühenden Ring um Brust und Taille schwebte er vor mir, Dimion! Schlagartig erlosch das Leuchten meinen Augen und auch die Bannkreise lösten sich in Luft auf. Mit einem hörbaren Keuchen der Erleichterung landete Dimion etwas unsanft wieder auf seinen Füßen, sank aber gleich auf seine Knie. Hustend rieb er sich die Rippen und schaute mich mit einem schiefen Lächeln an. Man sollte es nicht glauben, er lächelte tatsächlich! Sonst zeigte er nie irgendeine Gefühlsregung. Doch das Lächeln verschwand so schnell wie es gekommen war. Ich stand da wie vom Donner gerührt und wusste nicht recht was ich sagen sollte.

"Oje ... hä .... das tut ... tut mir Leid! Ich wollte ... dir nicht ... nicht weh tun!!!" Unsicher trat ich auf Dimion zu. Der rappelte sich schon wieder auf, keuchte zwar noch, schien aber sonst keine Blessuren von meinem etwas unsanften Griff davon getragen zu haben. Abwehrend hob er die Hand, was mich unvermittelt zum Stehen brachte.

"Schon gut ... Ich bin ja selber schuld. Ich hätte mich nicht so anschleichen dürfen." Mit leicht schief gelegten Kopf schaute ich ihn an.

"Ich hätte dich normaler weise spüren müssen. Aber irgendwie ....

Oder kannst du deine Aura unterdrücken?!" Fragend sah ich ihn an und bekam einen genau so fragenden Blick zurück.

"Ich weiß nicht von was du sprichst ..." Er kam wieder in seinen gewöhnlichen, gefühlskalten Stimmfall hinein. 'Oh nein, jetzt ist er böse!'

Betroffen senkte ich den Kopf über meine dumme Frage. Es herrschte eine eiskalte Stille zwischen uns die ihre kalte Krallen drückend um meine Brust legte und mich fast zu erdrücken schien. Doch auf einmal war da irgendwo eine warme Hand, die ihre Finger nach mir ausstreckte.

"Warum bist du eigentlich hier?!" Vorsichtig schaute ich wieder in sein Gesicht und entdeckte etwas wie Sehnsucht in seinem Blick. Es erinnerte mich an den Moment, als ich ihn zum ersten Mal sah.

"Ich war auf dem Heimweg von der Arbeit. Und ich wollte dich abholen." Er sah an mir vorbei zu der Bank.

"Warum hast du mich dann nicht einfach angesprochen?! Dann hättest du mich nicht so erschreckt ..." Ich lächelte ihn an und stellte mich direkt vor sein Gesicht, so das er mich einfach ansehen musste. Meine Nase war nur einige Zentimeter von seiner entfernt. Seine braunen Augen glänzten. Dann wich er zurück. Doch so leicht lies ich mich nicht abschütteln, bis er mir schließlich doch noch etwas wiederwillig eine Antwort gab.

"Ich ... du ..." Etwas verlegen scheinend druckste er rum, während er immer noch rückwärts laufend mir auszuweichen versuchte. Bis er plötzlich stolperte und fast hin fiel, hätte ich ihn nich an der Hand gehalten. Doch das nützte nicht viel, denn nun wurde ich von seinem Gewicht mit gezogen und landete etwas unsanft auf ihm ...



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