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Der Karaokeabend

Ein ganz normaler Tag
von

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„Komm schon, Zorro!“

Ein lautes Lachen erfüllte das kleine Dorf, an dessen Hafen die Strohhutcrew vor wenigen Minuten erst angelegt hatte. Es war ein ganz gewöhnlicher Tag und der schwarzhaarige Junge war energiegeladen wie eh und je.

„Jaja, nerv nicht so. Ich komm ja schon.“ Mit leisem Grummeln ließ sich der Schwertkämpfer der Piratenbande von seinem Kapitän durch die Gassen ziehen.

Er hatte eigentlich an Bord bleiben wollen, um die Zeit für eine extra Trainingseinheit zu nutzen, aber Befehl war nun mal Befehl, auch wenn er noch so dämlich war.

„Ruffy! Warte doch mal!“, erklang hinter ihm die ebenfalls gereizte Stimme der Navigatorin, welche ihnen hinterher hetzte. „Wir wissen doch gar nicht, was das hier für eine Insel ist? Was ist, wenn wir angegriffen werden?“

Der Gummijunge lachte nur noch lauter. „Das wäre voll super! So ein bisschen Spiele, Spaß und Spannung!“

„Spiele, Spaß und Spannung?“, wiederholte der Lügenbaron zweifelnd, während er versuchte zu Ruffy und Zorro aufzuschließen.

Bis auf dem Schiffszimmerman waren alle von Bord gegangen, um sich ein bisschen die Beine zu vertreten und um notwendige Naturalien einzukaufen. Alle wollten sie einen Tag an Land genießen, die kleine Insel erforschen und sich unter Leute begeben, die man nicht jeden Tag sah, ehe es am nächsten Morgen wieder auf See ging.

Nun ja, fast alle.

Der ehemalige Piratenjäger hätte auf diesen sinnlosen Zeitvertreib nur zu gerne verzichten können.

Doch hier war er nun und folgte widerstrebend dem muntergelaunten Gummibärchen, das immer noch sein Handgelenk umklammert hielt und ihn von einem Laden zum anderen zog, nur um festzustellen, dass keiner von ihnen Essen anbot.

Nicht weit hinter den beiden jungen Männern folgte der Rest der Crew. Schlusslicht bildeten das Skelett, der junge Arzt und die Archäologin, die sich angeregt unterhielten.

Nur wenige Meter vor ihnen folgte der liebestolle Koch der Liebe seines Lebens.

„Sag mal, Nami-Mäuschen, wie lange werden wir auf dieser Insel bleiben?“

Die Angesprochene rollte mit den Augen, während sie zur Langnase aufschloss.

„Das habe ich doch eben schon mal erklärt. Hast du mir nicht zugehört?“

„Vermutlich war er zu beschäftigt damit, Robin in ihrem neuen Kleid zu bewundern.“, warf Lyssop grinsend ein.

Sanji kam nicht drum herum sich bei diesen Worten zu der anderen Liebe seines Lebens umzudrehen, die in einem Traum aus Rot die Straße entlang schwebte.

„Ist sie nicht einfach wunderschön?“, flüsterte er ehrfürchtig. Kleine Herzen bildeten sich aus dem Rauch seiner Zigarette.

Dann fing er sich jedoch recht schnell wieder, als er bemerkte, wie die Dame neben ihm langsam zornig wurde. Schnell räusperte er sich und erinnerte sie höflich an seine Frage.

Ehe sie antworten konnte, hallte ihnen von weiter vorne die entrüstete Stimme ihres Kapitäns entgegen.

„Wo gibt es denn hier Futter?!“, fragte er lauthals nach. Im Schlepptau zog er immer noch den Grünschopf mit sich, der zwar alles andere als glücklich aussah, sich jedoch fast ohne Widerstand mitziehen ließ.

„Wie schon gesagt“, ergriff Nami nun erneut das Wort, allerdings mit einem leicht bissigen Unterton. „Morgen sollten wir bereits wieder in See stechen können. Bis dahin möchte ich einfach nur etwas entspannen. Sofern das mit Ruffy überhaupt möglich ist.“

Eben genannter war gerade aus ihrem Blickfeld verschwunden, doch seine laute Stimme verriet seinen Aufenthaltsort nur zu gut.

„Eine seltsame Insel. Hier ist ja kaum einer unterwegs.“, warf der Musiker der Bande ein und sah sich aufmerksam um.

Tatsächlich waren den Piraten weder am Hafen noch auf der breiten Hauptstraße, die ins Dorf hinein führte, jemandem begegnet. Selbst jetzt, wo sie schon tief ins Innere des beschaulichen Ortes vorgedrungen waren, hatten sie nur die wenigen Ladenbesitzer angetroffen.

Sie alle verkauften mehr oder weniger das Gleiche und zwar Musikinstrumente.

Das Schlusslicht ihrer kleinen Prozession war soeben an einer der kleinen Buden stehen geblieben und begutachtete die Ware.

„Gute Tag“, begrüßte sie der Verkäufer höflich und verbeugte sich knapp.

„Kann ich Ihnen mit etwas behilflich sein?“ Dabei sprach er in erster Linie die lächelnde Archäologin an und vermied tunlichsten Blickkontakt mit ihren Gefährten. Das Skelett nutzte derweil die Zeit um einzelne Saiten für Geigen  genauer zu betrachten.

Die Schwarzhaarige nickte sachte. „ Sie wissen nicht rein zufällig, warum dieses hübsche Städtchen mitten am Tag so gut wie ausgestorben ist?“, fragte sie mit einem leichten Funkeln in den Augen.

Der Einwohner fuhr sich mit einem Lächelt über den langen Bart. „Aber natürlich. Als Touristen wissen sie natürlich nicht, dass heute unser wöchentliches Musikfest ist.“

Auch Nami, Lyssop und Sanji waren stehen geblieben und verfolgten die Unterhaltung mehr oder weniger interessiert.

„Ein wöchentliches Musikfest?“, wiederholte der Koch skeptisch. „Ist das nicht ein bisschen oft?“

Lachend schüttelte der Bärtige den Kopf. „Aber nein, ganz und gar nicht. Hier auf Melodia lieben die Menschen die Musik und egal wo man ist, die ganze Insel ist erfüllt von Klang und Gesang. Außer beim wöchentlichen Musikfest, an diesem Tag feiern wir die Stille, bis die Sonne untergeht. Nur so lernt man weiterhin die Musik wertzuschätzen. Sie sollten auf jeden Fall bis heute Abend bleiben.“

Die Crew bedankte sich für seine Auskunft und nahm dann erneut die Verfolgung ihrer übrigen Mitglieder auf.

Der Kanonier tippte sich nachdenklich an die Nase.

 „Melodia, was für ein passender Name.“, murmelte er ironisch.

„Wenig originell“, stimmte Robin zu.

„Trotzdem verstehe ich nicht, warum niemand unterwegs ist.“, brachte sich das kleine Rentier ins Gespräch ein.

Sanji sah überlegend zu ihm herab. „Vermutlich gehört das zum Musikfest dazu. Die Leute warten in ihren Häusern, bis es Abend ist und sie feiern können.“

Ihr kleiner Trupp hatte gerade eine Kreuzung erreicht und wunderten sich, in welche Richtung ihr Kapitän plus Anhang verschwunden sein konnte, als eben dieser zu ihrer Rechten wieder auftauchte, den Schwertkämpfer immer noch am Handgelenk hinter sich her schleifend.

„Nami!“, schrie der Schwarzhaarige ganz verzweifelt und in leichter Panik.

Augenblicklich erfüllte Anspannung die Luft und sämtliche Anwesenden rechneten mit dem Schlimmsten, bis sie den gelangweilten Blick des Grünschopfs bemerkten.

„Was ist denn los?“, erkundigte sich die Navigatorin besorgt.

„Es ist ganz schrecklich!“, klagte der junge Kapitän, ließ endlich von seinem ersten Maat ab und warf sich auf die Orangenhaarige, welche im letzten Moment auswich.

Unverständliches Zeug vor sich hin jammernd, hockte der Strohhut elend auf dem Boden.

Irritiert wechselten die Anwesenden einen Blick, ehe sie sich dem Schwertkämpfer zuwandten, welcher sich gerade entnervt das Handgelenk massierte.

„Was hat er denn? Was ist passiert?“, fragte nun Lyssop unsicher, während Chopper bereits panisch um seinen Käpt’n rum lief.

Zorro zuckte mit den Schultern.

„Anscheinend sind alle Fressbuden bis heute Abend geschlossen.“, gab er kühl von sich und ignorierte gekonnt den mitleidserregenden Tropf neben ihm, der bei seinem letzten Wort laut aufgeheult hatte. „Nur diese komischen Musikläden haben geöffnet.“, beendete er seine Auskunft über die klagende Stimme seines Freundes hinweg.

Sanji nickte sachlich. „Ja, das liegt an dem Musikfest, welches hier…“

„ Spar’s dir, Kartoffelschäler“, unterbrach ihn der Grünschopf grob. „Wir wissen, was los ist.“

Wütend wollte der Koch etwas erwidern, doch Brook kam ihm zuvor.

„Ach, woher denn? Hier ist doch niemand unterwegs.“

Zorro verschränkte die Arme und zuckte erneut mit den Schultern. „Von so einem komischen Kneipenbesitzer. Der hat uns alle für heute Abend auch zu sich eingeladen, nachdem er unseren verzweifelten Käpt’n gesehen hat.“

Mit einem Mal war Ruffy wieder auf den Beinen.

„Das ist eine super Idee. Feten, Fleisch und Feiern!“, rief er unerwartet freudestrahlend.

Natürlich waren nicht sofort alle mit dieser Option einverstanden.

Die misstrauische Navigatorin und der vorsichtige Kanonier witterten eine Falle in dieser Einladung. Der Smutje auf der anderen Seite zweifelte nur daran, dass sie die Kneipe je wieder finden würden. Weder Ruffy noch Zorro waren für ihren guten Orientierungssinn bekannt.

Die Diskussion dauerte jedoch nicht besonders lange und letztendlich fiel die Entscheidung.

 

Kurz vor Sonnenuntergang verließ die gesamte Crew das Schiff.

„Bist du dir sicher, dass der Sunny nichts passieren wird, wenn wir alle weg sind?“, startete der Lügenbaron einen letzten, verzweifelten Versuch doch an Bord zu bleiben. Natürlich könnte er so eine riesen Party verpassen, aber auf der anderen Seite wäre er zumindest in Sicherheit, falls es doch eine Falle war.

Ruffy lachte zur Antwort nur und versuchte erneut, den Schwertkämpfer mit sich zu ziehen. Dieses Mal konnte dieser jedoch schnell genug ausweichen, sodass Nami herhalten musste.

In unterschiedlichen Geschwindigkeiten erreichte die Gruppe erneut das Dorf, welches nun deutlich belebter schien.

Unzählige Menschen wuselten durch die vielen Gassen und schmückten Häuser und Straßen mit bunten Laternen und glitzernden Girlanden.

Lachende Kinderstimmen und fröhliche Unterhaltungen erfüllten das kleine Dorf, während Tische und Stühle nach draußen gebracht wurden.

Nach nur wenigen Schritten kamen sie an einem besonders großen Tisch vorbei, auf dem hunderte, wenn nicht sogar tausende kleine Schneckenhäuser lagen.  Dahinter stand der großgewachsene Mann mit langem Bart, den sie schon am Morgen hier angetroffen hatten.

„Hallo Sie da! Die Touristen von heute Morgen“, grüßte er sie und winkte sie zu sich. „Willkommen bei unserem Musikfest. Ich hoffe es gefällt Ihnen. Sobald die Sonne untergegangen ist, geht es los.“

Neugierig beugte sich das Skelett über die dargebotene Ware. „Was ist das denn?“, fragte er nachdenklich.

Der bärtige Mann lachte warm. „Ach, das sind unsere Sonaschnecken. Ich verkaufe sie immer auf dem Musikfest. Es gibt nichts, was ich nicht habe und natürlich nur von den besten Musikanten der Welt.“

Verwirrt hob Sanji eines der Dinger an. „Was können die denn?“

„Na Musik, was denn sonst?“, antwortete eine ältere Dame neben ihm, die gerade eine weitere Kiste brachte. „Man kann Musik mit ihnen aufnehmen. Die Kleinen da vorne haben ein Lied abgespeichert und kosten 500 Berry. Die Größeren können bis zu zwanzig Lieder aufnehmen und kosten zwischen 1.000 und 20.000 Berry. Die mit weißem Boden sind mit Stimme, die mit Schwarzem nur Instrumental.“

Nun wandte sich auch Lyssop der Ware zu. „Also so was wie Tondiale, oder?“

Die Frau legte nur fragend den Kopf schief. „Ich weiß zwar nicht, was Tondiale sind, aber wenn sie Musik abspielen können, dann ja.“

„Wahnsinn! Kann man die auch essen?“ Wie ein hyperaktiver Gummiball sprang der junge Kapitän zwischen Lyssop und Sanji hin und her.

„Natürlich nicht, du Idiot!“ Mit einem gezielten Faustschlag brachte die Navigatorin ihn zu Boden.

Der Verkäufer lachte erneut herzlich, sichtlich erfreut über die positive Energie seiner Gäste.

„Wissen Sie was?“, fügte er dann freundlich hinzu. „Da Sie ja zum ersten Mal hier sind, schenke ich einem jeden von Ihnen eine Sonaschnecke von bis zu 2.000 Berry. Suchen Sie sich eine aus. Die Titel der gespeicherten Lieder stehen auf der Rückseite.“

„Wirklich! Das ist ja so cool!“, freute sich das kleine Rentier.

Doch der Mann hörte ihm schon längst nicht mehr zu, sondern rechtfertigte sich gegenüber seiner Frau für seine grundlose Großzügigkeit.

Mit großer Begeisterung suchten sich alle Crewmitglieder ihr passendes Geschenk, Nami nutzte den Preisnahmen natürlich vollkommen aus und fand eine mittelgroße, türkise Schnecke mit gelben Punkten.

Chopper, Ruffy und Lyssop brauchten nicht besonders lange, ehe sie ebenfalls jeweils eine passende gefunden hatte. Auch Franky und Sanji fanden nach kurzer Zeit und genauer Begutachtung, wonach sie suchten.

Nur Robin und Brook schienen sich nicht entscheiden zu können.

Nach einigen Sekunden fiel dem Koch auf, dass der Schwertkämpfer nicht mal die Anstalten gemacht hatte, sich ein Geschenk auszusuchen, sondern mit verschränkten Armen blöd in der Gegend rum stand.

„Was ist denn los, Marimo? Haben die Algen dir den Gehörgang verstopft? Such dir was aus.“

Der Grünschopf sah ihn gereizt an. „Halt die Klappe, Kringelbraue. Musik interessiert mich nicht!“

Mit einem Mal erstarb jegliches Geräusch um sie herum und alle starrten sie an. Freundliche Blicke wurden plötzlich misstrauisch und die fleißigen Bewohner des Dorfes fingen an hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln.

„Nimm einfach eine! Du Schwachmat!“ knurrte Sanji, dem die neue Unruhe eindeutig nervös machte.

„Warum sollte…? Au!“ Zorro hatte kaum seine Frage angesprochen, da rammte die Navigatorin auch sogleich eine Faust auf seinen Hinterkopf.

„Nimm dir einfach eine verdammte Schnecke und bedank dich. Die Leute gucken schon.“, zischte sie ihn so wütend an, dass selbst der mutigste Mann klein bei geben musste.

Leise Beschimpfungen vor sich hin murrend, betrachtete der Schwertkämpfer schließlich ein paar Schneckenhäuser, ehe er dann schließlich eine in seiner Hosentasche verschwinden ließ und sich mit einem knappen Kopfnicken kurz bedankte, während Brook immer noch unschlüssig zwei Schnecken in der Hand hielt. Nach Weiteren zehn Minuten hatte der Verkäufer Erbarmen und schenkte dem Skelett beide.

 

Die Sonne war schon längst untergegangen.

Das Bier floss und die Stimmung war heiter.

Nach einer halben Stunden sinnloses herum Irren hatten sie schließlich die ersehnte Kneipe gefunden und waren sogleich herzlich begrüßt worden.

Seitdem genossen die Strohhüte ihre verdiente Auszeit. Frönten dem Alkohol, dem Essen, den schönen Frauen und der Musik. Ein jeder von ihnen wurde fündig.

Schon nach einer kurzen Weile hatten sich das Skelett und der Schiffszimmerman zu den Musikern begeben und unterstützen sie tatkräftig. Währenddessen hatte Lyssop zwei Tische aufeinander gestellt und sang von oben herab der Menge entgegen, stets begleitet von Ruffy und Chopper, die ausgelassen tanzten.

Am anderen Ende der Kneipe saßen die restlichen Strohhüte. Nami versuchte peinlich berührt ihre wildgewordenen Crewmitglieder zu ignorieren und hatte sich mittlerweile neben den ruhigen Schwertkämpfer gesellt, der ein Bier nach dem anderen kippte.

Auf der anderen Seite von ihm saß Robin, welche dem Schauspiel amüsiert zusah und immer wieder an ihrem Wein nippte.

Den dreien gegenüber saß der leicht verzweifelte Koch. Neidisch betrachtete er den Grünschopf, umgeben von den schönsten Geschöpfen der Welt, was dieser anscheinend noch nicht mal wertschätzen konnte. Sanji wusste innerlich natürlich, dass er es selbst schuld war.

Kurz nachdem sie angekommen waren, hatten ein paar Schönheiten dieser Insel ihn bereits verführt und zu ihrem Tisch entführt. Einige Stunden hatte er sich in ihre Obhut gegeben und einen wunderschönen Abend erlebt, doch leider waren sie dann nach und nach gegangen und hatten ihn unerwartet alleine gelassen, während sie selber mit fremden Männern tanzten.

Seine Wehmut hatte sich jedoch in Wohlgefallen aufgelöst, als er an die wundervollen Damen seiner Crew gedacht hatte und so war er eilig zu ihnen gestürzt, nur um seinen schlimmsten Alptraum wahr werden zu lassen.

In seiner Realität musste er mit ansehen, wie Robin dem Schwertkämpfer laszive Blicke zuwarf, während Nami auf möglichst erotische Weise aus seinem Bierkrug trank und sich dann mit der Zunge über die Lippen fuhr. Der Schwertkämpfer je einen Arm um die schlanken Taillen und ein genüssliches Grinsen auf den Lippen.

Die Wirklichkeit hatte natürlich wenig damit gemein, aber das hinderte den Koch nicht daran, wütende und tief verletzte Blicke dem Trio entgegen zu schmettern.

Plötzlich ertönte ein lautes Quietschen und alle schreckten auf.

Der Kneipenbesitzer hatte Lyssop vom Tisch gestoßen und hielt ein uraltes Mikrofon in der Hand.

Augenblicklich verstummte die Musik und alle starrten ihn an.

Der Kanonier am Boden beschwerte sich noch, wurde aber von niemandem beachtet.

„Guten Abend, meine Freunde!“, brüllte der Barmann in sein Mikrofon. Lauter Applaus begrüßte ihn.

„Es ist wieder soweit! Der Moment, auf den ihr alle gewartet habt!“

Der Jubel wurde lauter.

„Ihr kennt die Regeln!“, rief er durch den Trubel hindurch. „Wer das Mikro kriegt muss singen!“

Mittlerweile waren alle Anwesenden in einen fröhlichen Zustand der Ektase gefallen.

„Na dann, viel Spaß! Los geht’s! Karaoke!“

Karaoke!“ antworteten die Besucher im Chor.

Sekunden später ertönte wieder die Musik und der Besitzer warf das Mikrofon hoch in die Luft.

Kreischende Frauen jagten ihm hinterher, wie hinter einem Brautstrauß.

„Was für ein Aufstand“, beschwerte sich der Schwertkämpfer und kippte seinen Krug um, nur um festzustellen, dass er wirklich komplett leer war. „Wo ist denn der Kellner?“

Dieser hatte sich jedoch in diesem Moment das Zepter der Macht gekrallt und grölte passend zur Musik. Ausgelassen klatschten die Zuhörer.

„Ein wirklich fröhliches Volk“, kommentierte die Archäologin neben ihm nur lächelnd.

In diesem Moment ergatterte niemand anderes, als der Kapitän der Strohhutpiraten, das Mikrofon. Laut lachend sang er mehr oder weniger schief hinein und tanzte noch ausgelassener.

Die Menge wurde immer lauter.

Ruffy war auf die selbst gebastelte Bühne gesprungen und heizte den Feiernden immer mehr ein. Irgendwann holte er sowohl Lyssop als auch Chopper zu sich hoch und alle drei sangen und tanzten wild. Da sie immer schneller wurden, rannten sie der Musik förmlich davon, doch das störte niemanden, während alle anderen weiterhin im Takt klatschten. Einige Paare hatten sich mittlerweile vor der Bühne versammelt und tanzten ungestüm.

Zu Sanjis großem Entsetzten erhob sich überaschender Weise auch die Schwarzhaarige vor ihm und streckte eine Hand aus. „Wenn ich um diesen Tanz bitten darf?“

Doch ihre Aufforderung galt nicht ihm, obwohl er nur zu gerne mit ihr getanzt hätte und bereits in freudiger Erwartung aufgestanden war.

Nein, sie reichte ihre Hand dem ungehobelten Schwertkämpfer, der sie nur mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete.

„Nein“, sagte er schlicht. „Tanzen interessiert mich nicht.“

Er hatte den Satz noch nicht einmal beendet, da boxte Nami ihm von hinten in den Rücken. Vornüber fiel er beinahe in die Arme der Archäologin. Einige Hände wuchsen aus dem Nichts und richteten ihn elegant auf. Leise vor sich hin grummeln folgte der Grünschopf seiner Kameradin auf die Tanzfläche und legte etwas unbeholfen den Arm um ihre Hüfte, viel zu hoch, für Sanjis Geschmack.

In diesem Moment kam ihm die brillante Idee, die Navigatorin um einen Tanz zu bitten. Diese wurde jedoch in diesem Augenblick von einem langgezogenen Arm ergriffen und von ihrem Kapitän auf die Bühne gezogen.

Wütend wollte sie ihn zur Schnecke machen, unterbrach sich jedoch selber, als ihr das Mikrofon hingehalten wurde. Jeder aus ihrer Crew wusste, dass Nami gerne sang, auch wenn sie es nie zugeben würde, und so erfüllte ihr zartes Stimmchen die gefüllte Kneipe.

Nur der bemitleidenswerte Koch hockte nun am Tisch der Crew und beobachtete seine Freunde.

Franky und Brook spielten ausgelassen Musik, Nami und die drei Chaoten sangen von ihrer selbst gebauten Bühne hinab. Sie wirkten wirklich glücklich.

Dann fiel sein Blick auf die Tanzfläche. Robins Haar tanzte durch die Luft und sie lächelte wunderschön, während der Schwertkämpfer sie durch den Raum wirbelte. Sein Gesicht war ausdruckslos und steif, doch seine Bewegungen waren elegant und fließend, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht.

Sie alle schienen Spaß zu haben, sogar der Marimo, nur Sanji saß hier wie ein armer Tropf und wusste nichts mit sich anzufangen. Zu seinem Glück war er nicht alleine hier.

Bevor er in Selbstmitleid zerfließen konnte, winkte sein Kapitän zu ihm hinab und streckte seinen Gummiarm nach ihm aus.

Im nächsten Atemzug stand er ebenfalls auf dem doppelten Tisch, direkt neben der Navigatorin, die immer noch lieblich in das Mikrofon trällerte. Breit lächelnd reichte sie es an ihm weiter.

Einen Moment stockte er, nahm es dann jedoch dankend an, nachdem die Menge unter ihm ihn lauthals dazu aufforderte.

Glücklicherweise wurden hier nur weltbekannte Lieder gespielt, sodass er sich ziemlich sicher im Text war. Mit einer vom Alkohol gelösten Zunge und vom Jubel gestärkten Selbstbewusstsein schmetterte er die Zeilen von Liebe und Zweifel in sein musikalisches Zepter.

Die Zuhörer waren außer sich vor Euphorie und klatschten begeistert.

„Ich wusste ja gar nicht, dass du singen kannst!“, brüllte Lyssop ihm lachend ins Ohr um die Musik zu übertönen.

Ausgelassen und laut feierten sie weiter. Sanji und Nami sangen abwechselnd ins Mikrofon, immer begleitet von dem Chaos-Trio. Vor ihnen auf der Tanzfläche tanzten Robin und Zorro sämtliche Standarttänze durch. Bei einigen war es offensichtlich, dass der Schwertkämpfer sie nicht kannte, aber die Archäologin ließ sich davon nicht stören und nahm ihn einfach an der Hand, wortwörtlich. Laut lachend drehte sie sich um sich selbst und selbst dem Schwertkämpfer entglitt immer wieder ein Schmunzeln.

Sanji spielte gerade ein atemberaubendes Luftgitarrensolo, als plötzlich eines der Tischbeine nachgab.

Nami, die das Mikrofon immer noch in der Hand hielt, schrie überrascht auf, wurde jedoch problemlos von Lyssop übertönt, der kreischend zu Boden fiel.

Laut lachend griff Ruffy nach einer der Deckenlampen und schwang sich mit seiner Navigatorin hinüber. Sanji fing währenddessen das Rentier auf und landete sanft am Rande der Tanzfläche, einzig und allein der Kanonier wurde unter den Tischen begraben.

Die ausgelassene Meute beobachtete gespannt, wie das Mikrofon durch die Luft segelte und in der Hand der überraschten Archäologin landete, die sich gerade aus einer Drehung hinaus drehte und den Arm weit gestreckt hielt.

Die Menge jubelte ungestüm.  Schulterzuckend drehte sich Robin wieder in die Arme des Schwertkämpfers und begann zu singen. Zorros Gesicht wirkte wieder kalt und abweisend, trotzdem folgte er fließend den Bewegungen seiner Tanzpartnerin, während alle Aufmerksamkeit auf ihnen lag und die Archäologin elegant die traurige Ballade erzählte. Sie und der Schwertkämpfer folgten weiterhin dem sanften Rhythmus und mittlerweile starrten sie alle gebannt an.

Nach wenigen Minuten wechselte die Musik zu einem rockigeren Lied. Erneut löste sich Robin aus den Armen des Grünschopfes und sang die erste Strophe mit ihrer dunklen, männerbetörenden Stimme. Dann drehte sie sich ruckartig um und warf das Mikrofon ihrem Tanzpartner entgegen.

„Hier, Schwertkämpfer, fang!“

Überrumpelt fing Zorro den kleinen Gegenstand auf und sah ihn an, als hätte er noch nie in seinem Leben ein Mikrofon gesehen.

Alle Zuschauer brüllten vor Begeisterung und riefen ihm zu weiter zu singen. Einen Moment sah es so aus, als ob er das Mikrofon einfach wegwerfen wollte, doch dann ertönte Robins Stimme.

„Nun komm, sing Zorro!“, rief sie wohlwollend.

Der Koch konnte förmlich sehen, wie sich der andere aufplusterte. Unschlüssig stand er da, während die Menge immer lauter wurde, ehe er schließlich tief Luft holte. Dann griff er mit beiden Händen seine neue Waffe und öffnete den Mund.

Im nächsten Moment hielten sich alle panisch die Ohren zu. Laute Beschwerden erfüllten den Raum und Leute schüttelten schmerzhaft den Kopf.

Die Augen der Schwarzhaarigen wurden groß vor Horror und Verzweiflung, als ein lautes Quietschen durch die Lautsprecher ging. Einer von ihnen knisterte verhängnisvoll und stieß Rauch aus.

„Zorro hat mit seiner Stimme einen Lautsprecher geschrottet!“, rief Ruffy ausgelassen und sprang zu ihm hinab.

„Ruffy!“, brüllte Nami aufgebracht. „Hol mich sofort hier runter!“

Der Schwertkämpfer selber versuchte immer noch mit geschlossenen Augen zumindest einen Ton zu treffen, scheiterte jedoch kläglich, während ein zweiter Lautsprecher den Geist aufgab.

Besorgt um seinen Gehörsinn schritt Sanji zu ihm hinüber und riss ihm das Mikrofon aus der Hand.

Augenblicklich atmeten alle Anwesenden hörbar auf.

„Sag mal, willst du unser Trommelfell zerstören? Das ist ja die reinste Folter, Marimo!“

„Was?! Sag das nochmal!“, knurrte der andere ihn direkt an.

„Scheint, als hätten deine Ohren schon ganz schön was abbekommen!“, antwortete er nun doppelt so laut.

Nach wenigen Sekunden erklang wieder Musik und die Anwesenden begannen sich wieder zu unterhalten. Der Schwertkämpfer und der Koch stritten sich immer noch, bis letztendlich der Kapitän eingriff und eine Runde für seine komplette Crew bestellte.

Die nächsten Stunden waren ausgelassen, doch Zorro und sein Klagegesang waren nun das Gesprächsthema Nummer eins und die Crewmitglieder ließen keine Gelegenheit aus, sich über ihn lustig zu machen.

Der Abend wurde noch lang, aber es überraschte niemanden, dass Zorro schon nach kurzer Zeit die Kneipe verließ,  um schlafen zu gehen. Es überraschte auch niemanden, dass er sich verlief und erst als Letzter das Schiff erreichte.

Diesen Abend sollte er noch sehr bereuen.

 

 

Die Insel Melodia lag nun schon mehrere Wochen zurück.

Immer wieder erklangen an Bord die verschiedenen Lieder der Sonaschnecken und nicht selten wurde auch dazu gesungen. Selbstredend hielt sich der Schwertkämpfer in dieser Sache zurück, was ihn aber natürlich nicht vor den Neckereien der Crew schützte.

Obwohl er selber dieses Thema am liebsten für immer begraben hätte, konnte er nicht verhindern, dass seine Freunde ihn immer wieder mit seiner Schwäche aufzogen. Insbesondere der Koch nutzte die Situation schamlos aus. Mitten im Streit hielt er sich die Ohren zu oder begann seine Antwort zu singen.

Über die Tage hinweg, flauten die Stichelleien langsam ab und alle freuten sich auf die nächste Insel, trotzdem sorgten die Sonaschnecken dafür, dass niemand jenen Karaokeabend so schnell vergessen würde.

„Ach, irgendwie fühle ich mich so schuldig.“, seufzte Robin ohne jegliche Reue in ihrer Stimme, während sie in ihrem Kaffee rührte. „Schließlich habe ich ihm das Mikrofon zugeworfen.“

Nami setzte sich ihr gegenüber an den schon gedeckten Frühstückstisch und stellte ihre Sonaschnecke aus.

„Du konntest ja nicht wissen, dass unser Zorro sich anhört wie ein sterbender Waschbär.“, erwiderte sie kühl.

„Absolut“, stimmte der Koch zu, der gerade noch die letzten Teller zum Tisch brachte. „Jetzt wissen wir wenigstens, warum man ihn den Dämon vom East Blue genannt hat.“

„Das ist aber wirklich nicht nett.“, brachte sich Lyssop ein, der gerade zur Tür hinein kam.

„Aber wahr!“, lachte Ruffy, stürzte an ihm vorbei und warf sich auf das ersehnte Frühstück.

„Dabei war ich mir ganz sicher, dass der Herr Schwertkämpfer singen kann…“, murmelte die Archäologin mehr zu sich selbst, als zu den anderen.

„Naja, es gibt Schlimmeres, als nicht singen zu könne.“, zuckte Nami mit den Schultern.

„Ja“, lachte der Gummijunge erneut. „Zum Beispiel mit seiner Stimme Lautsprecher zum explodieren zu bringen.“

„Ruffy!“, brüllten Lyssop und Nami im Chor, konnten jedoch beide ein Grinsen nicht verhindern, unterbrachen sich jedoch sofort, als schließlich das Phantom der Oper höchst persönlich auftauchte und sich neben seinen Kapitän fallen ließ. Zorro wusste nur zu gut, worüber sich seine Freunde  unterhalten hatten.

Auch die übrigen Crewmitglieder tröpfelten nun hinein und das Frühstück nahm ihren gewohnten Gang.

 

Wenige Tage später erreichte sie die nächste Insel.

Bevor Nami auch nur die Frage in den Raum werfen konnte, wer beim Schiff bleiben wollte, war der Schwertkämpfer bereits im Ausguck verschwunden.

Lachend verließen die übrigen das Schiff, zogen den nicht anwesenden Zorro auf und erinnerten sich gemeinsam an den gemeinsamen Karaokeabend, ehe sie sich aufteilten.

Da sich das Einkaufen auf der letzten Insel als beinahe unmöglich herausgestellt hatte, nutzte Sanji nun die Möglichkeit um die Vorratskammern der Sunny noch einmal ordentlich aufzufüllen.

Schließlich wusste niemand, was als nächstes auf sie zukommen würde.

Am Anfang war er alleine unterwegs gewesen. Zwar fehlte ihm dann der Packesel, aber er war deutlich schneller im verhandeln, da niemand neben ihm Sprüche abließ wie „Ist doch egal, wie viel’s kostet.“ oder „Ach bitte, bitte, bitte. Kauf es, bitte!“ oder noch besser. „Zu spät, ich hab’s schon gegessen. Hahaha!“

Am Ende seines Einkaufs traf er auf Robin und Chopper, die den Vormittag in einer Bücherei verbracht hatten. Gemeinsam wollten sie zum Schiff zurückkehren, da auch die beiden fleißig Geld ausgegeben hatten und die teuren Bücher verstauen wollten, bevor die Navigatorin sie sehen konnte.

„Wo ist Nami überhaupt? Ich dachte, sie wäre mit euch unterwegs?“, wandte sich Sanji an seine beiden Kameraden.

„Sie wollte mit unserem Kanonier eine möglichst günstige Uhr kaufen. Scheint etwas länger zu dauern.“, lachte Robin freundlich und wie immer eine Spur geheimnisvoll.

In diesem Moment kamen die beiden auch schon um die Ecke, laut miteinander am streiten.

„Die ist viel zu teuer, Lyssop. Warum 10.000 Berry für eine Uhr ausgeben, wenn man schon eine funktionierende für 200 bekommt?“, zickte sie ihn an und schlug zur Unterstützung mit ihrer Faust auf ihre blanke Handfläche.

„Das ist keine normale Uhr. Sie stellt sich selbst auf die richtige Zeit und braucht nicht aufgezogen zu werden. Da sind mir doch die paar Berrys egal.“

„Die paar Berrys?!“, fauchte sie ihn wütend an.

Mittlerweile hatten sie die drei anderen fast erreicht.

„Ohje, Nami ist ziemlich aufgebracht. Wenn sie die ganzen Bücher sieht, sind wir tot.“ Furcht klang in der Stimme des Rentiers mit, während er sich langsam versuchte hinter Robin zu verstecken.

„Sie scheint wirklich voller Energie zu sein.“, stimmte die Archäologin schmunzelnd zu.

Sanji hingegen fand nur, dass sie entzückend aussah in ihrer Rage, aber auch er wollte vermeiden, ihren Zorn auf sich zu lenken.

„Na komm, Chopper. Wir bringen schnell die Bücher und den anderen Kram zum Schiff. Robin-Schätzchen, wärest du so gütig, Namilein einen Moment von uns abzulenken?“

„Nur zu gerne.“, erwiderte sie, reichte ihm ihre Taschen mit einem liebevollen Lächeln und wandte sich dann den beiden Streithähnen zu.

Chopper und Sanji nutzten den Moment und machten sich aus dem Staub.

Mit eiligen Schritten näherten sie sich der Thousand Sunny.

„Zorro wird sich wahrscheinlich freuen, dass wir schon wieder kommen.“, mutmaßte der junge Arzt fröhlich.

Der Koch lachte nur und schüttelte den Kopf. „Vermutlich eher weniger. So wie ich unseren Spinatschädel einschätze genießt er sein Leben als Eremit, zumindest für einen Tag.“

Auf ihrem Schiff war es ruhig. Niemand war zu sehen.

„Wo steckt der Mooskopf?“, murrte Sanji.

Jedoch interessierte es ihn nicht so sehr, dass er ihn wirklich suchen gehen würde. Irgendwo an Bord würde er schon stecken, vermutlich oben in seinem Trainingsraum.

Gefolgt von Chopper ging er in die Kombüse und verstaute die Lebensmittel im Vorratsraum. Das Rentier hatte derweil einige seiner Einkäufe im Krankenzimmer hinter dem Speiseraum verstaut.

Zusammen gingen sie in die Bibliothek um auch noch die Bücher wegzuräumen,  bevor sie wieder an Land gehen wollten.

Sanji mochte diesen Raum. Er war ruhig und es roch nach Papier und Lavendel, ein bisschen nach Robin. Mit ruhigen Bewegungen packte Sanji die Bücher der Archäologin aus und legte sie vorsichtig auf die Tische.

„Hörst du das?“, fragte sein kleiner Kamerad, der nun ebenfalls seine eigenen Bücher auspackte.

„Was denn?“

„Na das, hört sich an wie eine Gitarre.“, murmelte das Rentier und sah sich verwirrt um.

Nachdenklich verschränkte der Koch die Arme.

„Und wo kommt das her?“ Natürlich war der Gehörsinn des Arztes sehr viel besser als sein eigener.

Umsichtig schlich Chopper durch den Raum und blieb schließlich an der Leiter zum Badezimmer stehen.

„Vom Badezimmer“, antwortete er unsicher.

„Meinst du es ist jemand eingebrochen?“, flüsterte er panisch.

„Und spielt im Badezimmer Gitarre? Glaub ich kaum“, antwortete Sanji mit hochgezogener Kringelbraue. Seufzend ging er zum Rentier, nickte ihm aufmunternd hinzu und stieg die Leiter hoch.

Oben angekommen konnte auch er die Gitarre aus dem Badezimmer hören. Während er sich fragte, ob Franky vor ihnen zum Schiff zurück gekehrt war, erklomm auch Chopper den Weg zum Umkleideraum.

Beide tauschten sie einen ernsten Blick aus, während der Koch zur Tür ging.

Gerade wollte er die Klinke hinunter drücken, als die Person auf der anderen Seite zu singen anfing.

Entsetzt starrten die beiden Piraten einander an.

Eine dunkle, vibrierende Stimme erzählte in einer fremden Sprache eine wehmütige Geschichte, voller Glück und Trauer.

Sanji ließ die Klinke los. Ein leichter Schauer glitt seinen Rücken hinab während er sich zu Chopper auf den Boden sinken ließ.

„Ist das…?“, flüsterte er, ohne die Frage zu beenden.

„Ich glaube schon.“, nickte das Rentier.

„Das kann doch gar nicht sein.“, zischte der Koch unglaublich.

„Wunderschön.“

Für eine gefühlte Ewigkeit saßen die Beiden an der Tür und lauschten dem Gesang. Nach einer Weile endete das Lied, ehe ein neues, lebhafteres anfing zu spielen.

Auch hier erklang die tiefe, raue Stimme, wirkte nun noch etwas wärmer, etwas freundlicher.

Unerwartet zuckte Choppers Ohr.

„Die anderen sind da“, flüsterte er beinahe tonlos.

Bevor Sanji auch nur irgendetwas sagen konnte, verschwand der Arzt in der Luke.

 

Wenige Minuten später saß die komplette Crew im kleinen Umkleidezimmer und lauschte dem Schwertkämpfer auf der anderen Seite der Türe.

Bis auf Ruffy, der leise in sich hinein kicherte, waren alle ruhig und genossen den friedlichen Moment.

Robin lehnte an der Wand und hatte die Augen geschlossen. Brook hockte neben ihr auf dem Boden und hatte den Afrokopf auf seinen Knien abgelegt um entspannt zuzuhören.

Franky am anderen Ende des Raumes schniefte lautlos in ein übergroßes Taschentuch. „Wer hätte gedacht, dass Bruder Zorro so eine super Stimme haben könnte?“, murmelte er halblaut.

Lyssop saß gegenüber von Sanji und Chopper und malte unsichtbare Bilder auf den Fußboden.

„Na, kein Wunder. In der Kneipe auf Melodia hat er ja mit seinen Gesangskünsten nur Lautsprecher zerstört.“

Wieder lachte Ruffy auf, bevor Nami ihm elegant das Maul stopfte.

„Hat er uns damals einfach nur hereinlegen wollen?“ Die Stimme des jungen Arztes klang ein bisschen verletzt.

„Ich glaube kaum. Dafür war es einfach zu schrecklich.“, erwiderte die Navigatorin.

Die Archäologin nickte. „Vermutlich hat unser mutiger Schwertkämpfer einfach nur Lampenfieber.“

Ein Schmunzeln erfüllte die Gesichter der Anwesenden.

Die Idee, dass der furchtlose ehemalige Piratenjäger Angst davor hatte, vor Publikum zu singen, war zuckersüß.

Versöhnt über das neue Thema des Tages saßen sie da und lauschten dem Schwertkämpfer von der anderen Seite der Tür.

Erneut unterdrückte Ruffy ein  Lachen und grinste breit in sich hinein.

„Was hast du nur?“, fragte Sanji ihn halb besorgt.

Doch der Kapitän schüttelte nur den Kopf.

„Ich find’s nur lustig. Wir alle sitzen hier und Zorro duscht da vorne. Was meint ihr, wie der sich freut, wenn der gleich nackt zu uns kommt.“

In diesem Moment gab die Tür in Sanjis und Choppers Rücken hinter ihnen nach und sie fielen rücklings zu Boden, über ihnen der ganze Stolz des Schwertkämpfers.

Laut schallend erfüllte das Lachen des Kapitäns die Thousand Sunny, gefolgt von der wütenden Stimme des Schwertkämpfers.

Es war ein ganz gewöhnlicher Tag, mehr oder weniger.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für's Lesen. Hoffe es hat dich zum Lächeln gebracht ;-)
Liebe Grüße

P.S.: Die Idee kam mir zufällig beim Stöbern durch Youtube. Dort gibt es ein Video, wo die Original Synchro-Stimmen von Zorro und Ruffy ein Duett singen. Obwohl es total süß ist, singt der werte Herr doch recht schief, während die Dame, dir Ruffy spricht einen klasse Job macht und beide eindeutig Spaß haben.
Da hab ich noch gedacht, dass er ja nicht alles können muss, aber dann habe ich eines der Zorro-Lieder (ich glaube es hieß "Eye of Zoro" oder so) gehört und dachte nur, mein Gott, der Kerl kann ja richtig gut singen.
Aus diesem Grund ist diese Geschichte entstanden ;-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lexischlumpf183
2016-09-16T14:53:54+00:00 16.09.2016 16:53
😁😁 genial 😁😁
Antwort von:  Sharry
19.09.2016 21:57
Danke dir^^


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