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Urlaub auf göttliche Art

Kapitel 16 Up
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
"Urlaub auf göttliche Art"
Eine Ranma ½/ Oh! My Goddess Fanfiction
von Yalene

Disclaimer:
Die Figuren gehören bekanntermaßen Rumiko Takahashi und Kosuke Fujishima.
Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen FFs sind reiner Zufall.

Kommentare der Autorin sind am Ende des Kapitels zu finden.

"...gesprochen..."
*...gedacht...*
'...betont...'
LAUTE GERÄUSCHE Komplett anzeigen

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Hochgeschwindigkeitschaos

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Kapitel 15: Hochgeschwindigkeitschaos

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„Muss ich wirklich?“

Es war selbstredend eine rhetorische Frage. Vielleicht hätte eine kosmische Katastrophe oder ein Urteil der Götter ihn vor seinem Schicksal bewahren können, doch beides war auffällig abwesend.

Daher stand Keiichi schon am frühen Morgen einem nervlichen Wrack ähnelnd im Eingang des Chiba-Ken-Tempels und haderte mit der Aussicht einer sehr kurzen, auf die wenigen ihm verbleibenden Stunden bis zum Rennstart beschränkten, Lebensspanne.

Selbst seine Freundin konnte in dieser Situation nichts mehr tun. Sie hatten sich am Vortag noch einmal die Baupläne angeschaut, die Konstruktion des Motorrads durchgesehen und keine allzu gewagten Veränderungen feststellen können.

Doch der junge Student hatte mittlerweile einen sechsten Sinn für Probleme entwickelt. Daher machte ihn das ständige Gefühl, jemand würde seinen Lebensfaden einer Zerreißprobe unterziehen, sichtlich nervös.
 

Nebenan standen die gesammelten Bewohner des Tempels einschließlich der beiden Verlobten und Sentaro und wussten nicht so recht, ob sie Keiichi nun bemitleiden oder sich über dessen Gebaren amüsieren sollten.

Dessen klagender Monolog wurde von der Ankunft seiner beiden Clubvorsitzenden unterbrochen. Tamiya fuhr mit einem Kleinbus vor, in dem alle mehr oder weniger Platz fanden – Akane saß beinahe auf Ranmas Schoß, ein Umstand, der Urd überaus belustigte während Belldandy lächelnd schwiegen ließ – und Otaki schloss sich mit einem Pick Up an, auf dessen Ladefläche das Rennmotorrad thronte, gesäumt von Werkzeug und Ersatzteilen.
 

Die Fahrt zur Rennstrecke dauerte knapp eine Stunde. Unter normalen Umständen wäre das nicht weiter schlimm gewesen, aber eingepfercht in einen Kleinbus, der definitiv für weniger Leute ausgelegt war als an jenem Tag mitreisten, waren die Mitfahrer überaus dankbar als sie das Ziel erreichten und wieder frische Luft und Beinfreiheit genießen konnten.
 

„Wow, hier ist ja was los!“

Ranma hatte nicht ganz unrecht. Die Rennstrecke war künstlich angelegt worden. Das Motto lautete „Kampf den Elementen“ und die Veranstalter hatten sich ordentlich was einfallen lassen. Da waren ein Wassergraben und ein verdammt steil abfallender Hang noch die harmlosen Fallen. Interessant wurde es bei der Schlammpiste, dem Holzsteg über Morast, dem äußerst schmalen Steinweg durch glühende Kohlen, Geröll-, Schotter- und Sandabschnitte und nicht zu vergessen der freie Fall von etwa fünf Metern von einer Erhebung auf die unten gelegene, anschließende Strecke. Eine Runde auf diesem Höllenparkour dauerte ungefähr eine halbe Stunde, und die Teilnehmer mussten fünf davon absolvieren. Wer nach der Zeit als erster das Ziel erreichte – oder überhaupt das Ziel erreichte – war für ein weiterführendes Rennen qualifiziert.

Das ganze Spektakel wurde in jedem Rennabschnitt von extra installierten Kameras überwacht und auf dem Hauptplatz den Schaulustigen über eine große Leinwand übertragen.

Und Schaulustige gab es zuhauf. Darunter waren nicht nur Studenten von den teilnehmenden Universitäten, auch internationale Teilnehmer waren mit ihren Fans angereist und so versammelte sich eine Vielzahl von Sprachen in dem begeisterten Geschnatter, dass das ganze Areal zu bedecken schien.
 

„Da seid ihr ja endlich! Was hat euch denn aufgehalten?“

Die Stimme gehörte Chihiro. Sie winkte die Gruppe zu einem freien Platz in einem extra separierten Gebiet, auf dem ein Schild mit dem Namen ihres Motorclubs stand. Dort parkten Tamiya und Otaki die Autos und entluden unter Chihiros strickten Augen die Maschine und das Werkzeug.

Megumi stand stillschweigend, aber grinsend daneben. Sie nickte der Gruppe neuer Ankömmlinge begrüßend zu.

„Chihiro und ich sind schon seit ner Stunde hier und warten. Brüderchen, bist du sicher, dass du dafür gewappnet bist? Siehst mir ein bisschen grün um die Nase aus.“ Sie kicherte, als sie Keiichis blasses Gesicht sah. Dieser schien sie gar nicht wahrzunehmen. Seine Augen waren auf die Leinwand fixiert und studierten die Strecke.
 

Akane, die mit Ranma im Schlepptau zu Megumi hinüberging, zupfte diese am Ärmel. „Meinst du nicht, dass er es schon schwer genug hat? Die Strecke sieht echt gefährlich aus.“

Keiichis kleine Schwester sah die Kampfsportlerin grinsend an.

„Die Strecke ist überaus gefährlich. Aber sieh dir meinen Bruder an. Kaum ist er hier, prägt er sich schon jeden Abschnitt des Areals ein. Die meisten anderen Fahrer machen es genauso.“

Akane sah sich überrascht um. Megumi hatte Recht. Hier und da sah sie Männer und Frauen stumm dastehen und auf die große Leinwand starren. „Das unterscheidet die guten Fahrer von denen, die im Krankenhaus landen.“, meinte Megumi hinter ihr wie beiläufig. „Und mein Bruder ist ein verdammt guter Fahrer. Vielleicht sogar der beste, der hier auf dem Platz ist. Chihiro und mich selbstredend ausgeschlossen.“

Sie kicherte wieder mit einem selbstsicheren Grinsen.
 

Während sich die Technikfreaks um die Aufstellung der Maschine kümmerten und letzte Justierungen vornahmen, schlenderten Ranma und Akane in der Gegend herum. Sie hatten nicht gedacht, dass dies so ein großes Ereignis sein würde.

„Es ist ja echt schon wie ein internationaler Wettbewerb.“, meinte Akane. Ranma nickte und sah sich forschend um.

„Ja, und die Spannung unter den Leuten ist wie auf der Zuschauertribüne bei einem großen Kampf. Man könnte meinen, hier geht es um eine Titelverteidigung oder so.“, raunte er.

Akane sah sich ebenfalls um. Man konnte klar erkennen, wer Zuschauer war und wer zu den Teams gehörte. Anspannung war das Zauberwort und sie schien jeden mitzureißen. Ihr stellten sich die Härchen auf den Armen auf, trotz dass es ein warmer Sommertag war. Ranma bemerkte dies sofort. „Du fühlst es auch, die Energie, nicht wahr?“ Sie sah ihn fragend an, runzelte die Stirn und nickte dann etwas unbeholfen. „Es ist… schwer zu beschreiben. Es ist nicht nur die Anspannung, die über dem Platz liegt, sondern mehr wie…“

„..wie die Erwartung eines großen Ereignisses.“, schloss Ranma für sie. Akane sah ihn überrascht an und nickte dann zögerlich. „Ja, was bedeutet das?“

Ranma zuckte mit den Schultern. „Genau kann ich es dir nicht sagen. Aber ich habe schon früher bei uns zu Hause so etwas gespürt. Es ist anders als dieses plötzliche Bewusstsein, dass Gefahr droht oder dass jemand in Gefahr ist. Es ist wie ein Fingerzeig in eine Richtung und wenn man nicht schaut, dann verpasst man etwas Wichtiges. Vielleicht so eine Art Vorahnung?“ Er zuckte wieder mit den Schultern.
 

Akanes Blick wanderte zunächst durch die Menschenmassen, die sich allmählich am Rand der Strecke verteilten, vor der Leinwand einen Platz oder an einer der zahlreichen Buden nach etwas Essbarem suchten. Dann richtete sich ihr Blick auf die vielen Blickwinkel der Kameras vor sich und versuchte sich einzuprägen, wie die Strecke in ihrer Ganzheit aussehen mochte. Der Platz mit der Leinwand war ein wenig erhöht, doch das Gelände der Bahn war weitläufig und durch die vielen künstlich geschaffenen Streckenabschnitte nicht immer eben, weshalb man von dem Eingang aus nicht alles einblicken konnte.

Das Gedränge wurde größer, das Rennen würde bald anfangen. Eine Gruppe junger Männer schob sich hinter den beiden Verlobten her und Akane wich ihnen aus, lehnte sich dabei gegen Ranma und hakte sich geistesabwesend bei ihm unter.

Ranma allerdings bemerkte es sehr wohl. Seine Augen wanderten flüchtig über ihr Gesicht, stellten dabei fest, dass Akanes Aufmerksamkeit woanders lag und er entspannte sich wieder.

*Schon merkwürdig.*, sinnierte er in Gedanken versunken. *Zu Hause würden jetzt hundertpro Shampoo, Ryouga oder Ukyou irgendwo aus der Menge schießen und einen Aufstand machen. Hier ist es normal, wenn wir so dastehen.*

Eine seltsame Ruhe überkam ihn. Selbst in dieser angespannten Atmosphäre und inmitten dem Gedränge so vieler Menschen nahm er fast nur sich und Akane wahr… und das ließ ihn entspannen. Es fühlte sich richtig an.
 

„Ah, da sind ja unsere Turteltauben!“

Urds Stimme ließ die beiden zusammen zucken. Wie aus einer Trance gerissen bemerkte Akane nun, in welcher Position sie dastanden und nahm schnell ihren Arm weg. Ihr Gesicht lief rot an als sie kurz zu Ranma schaute und sich ihre Blicke trafen.

Die älteste Göttin war unheimlich belustigt. Die beiden waren wirklich besser als jede Seifenoper.

„Kommt schon!“, sie deutete mit einem Grinsen auf eine Tribüne zu ihrer Rechten. „Da wir mit einem Teilnehmer hier sind, haben wir extra Sitzplätze.“

Sie kletterten auf die Tribüne – ein wackliger Bretterverschlag, aber er schien zu halten – und bahnten sich ihren Weg zu den anderen. Akane setzte sich neben Megumi, Ranma nahm hinter ihr Platz. Kaum hatte sich die junge Tendo einmal kurz zu Keiichis Schwester umgedreht, bereute sie es fast schon, sich neben sie gesetzt zu haben. Megumi beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte konspirativ. „Ihr beiden seid ja unzertrennlich. Was ist denn aus dem

‚Ihr habt nichts miteinander zu tun’ geworden?“
 

Akane errötete. Sie konnte Megumi natürlich nicht sagen, dass sie über einen missglückten Dämonenfluch an Ranma gefesselt war. Aber was konnte als Ausrede gelten, was dies für Normalsterbliche erklären würde?

„Uhm… Das hat sich nicht geändert. Wir gehen nur etwas… entspannter miteinander um?“

Megumi hätte einer Grinsekatze Konkurrenz machen können. Ihr war der fragende Tonfall am Ende von Akanes Satz durchaus aufgefallen.

„Wenn du das sagst.“

Wie sie diesen Satz betonte, konnte man davon ausgehen, dass sie sich ihre eigenen Gedanken dazu strickte.

Die jüngste Tendo wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Strecke zu und versuchte, den Rotschleier von ihren Wangen zu verbannen. Zum Glück hatte ihr Verlobter von alldem nichts mitbekommen. Dieser saß neben Sentaro, der versuchte ihn mit einem Vortrag in die Feinheiten eines Bikerennens einzuführen.
 

Allmählich füllten sich die Ränge und die Zuschauerreihen an der Rennstrecke. Das Start- und Zielgebiet lag auf der der Zuschauertribüne nahen Hauptgeraden. Dort konnte man beobachten, wie die Fahrer alle nacheinander Stellung bezogen. Da hier nicht das Startglück, sondern das Können auf der Strecke den Hauptteil des Sieges – oder des Bestehens des Rennens – ausmachte, waren die Startpositionen per Los entschieden worden.

Keiichi stand mit seinem Motorrad – einer gut gefederten und scheinbar leicht gebauten Maschine – im vorderen Drittel der Startmannschaft. Das mochte ihn bei einem glücklichen Start zumindest davor bewahren, allzu sehr in das Gerangel der Teilnehmer zu kommen, die sich weiter hinten in der Hauptmasse etwas Radfreiheit verschaffen wollen würden.

Die Lautsprecher knackten zweimal, als sich die Stimme eines Ansagers über dem Platz ausbreitete. Es war einer der Veranstalter für das Rennen, der in einem etwas langatmigen Monolog den Teilnehmern, den Gästen und vor allem den Sponsoren – letztere namentlich – für ihr Kommen und ihr Interesse dankte.

Dann kam er zum wesentlichen Teil. Es hatten sich 63 Teilnehmer zu dem Rennen angemeldet und nur die Hälfte davon war aus Japan, weshalb der Ansager wichtige Passagen noch einmal in Englisch wiederholte.
 

Dann wurde es langsam unruhig in der Menge. Bis zum Start würde es nicht mehr lange dauern. Unten auf der Strecke liefen noch einige Teamkollegen mehrerer Teilnehmer herum, klärten letzte Probleme und sprachen Mut zu. Die beiden Verlobten streckten ihre Hälse und versuchten Einzelheiten unten auszumachen. Für sie war dieses Spektakel eine echte Neuheit.

Plötzlich sahen sie Belldandy, wie sie neben Keiichi stand. Sie redete ruhig mit ihm und er lächelte ihr zu. Er sah nun gar nicht mehr nervös aus.

Dann ertönte die Ansage, dass alle Nichtteilnehmer die Strecke zu räumen hatten. Belldandy drückte einem verdutzt dreinschauenden Keiichi einen flüchtigen Kuss auf und lief mit den anderen zurück an den Seitenrand. Kurz darauf bahnte sie sich einen Weg hinauf zur Tribüne.

Die Teilnehmer, die es noch nicht getan hatten, setzten nun ihre Helme auf. Die Rennampel vor ihnen erwachte zum Leben und zeigte mehrere rote Lichter. Die Maschinen wurden aufgeheizt.

Noch einmal erklang die Stimme des Ansagers. Er beschrieb kurz den Streckenverlauf für die Zuschauer und wies neben der Gefährlichkeit einiger Passagen auf die Anwesenheit von Rettungskräften, die man förmlich sprungbereit am Zugang zur Strecke sehen konnte, hin. Ob dies nun zur Beruhigung der Fahrer oder ihrer Angehörigen dienen sollte, konnte keiner so genau differenzieren.

Die Maschinen donnerten lauter. Der Instinkt der Rennfahrer machte sich breit. Es konnte nun nur noch Sekunden dauern.

Der Ansager hob die Stimme, brüllte fast in sein Mikro, um den Lärm der Motorräder und die Jubel- und Befeuerungsrufe der Zuschauer zu übertönen. Eine nach der anderen erloschen die roten Lichter Reihe um Reihe, bis die letzte plötzlich in einem grellen Grün erglühte und der Ansager mit fast schon hysterischer Begeisterung das Rennen freigab.
 

Die Kolonne aus Motorradfahrern setzte sich ruckartig und sehr schnell beschleunigend in Bewegung. Einige ließen sich direkt zurückfallen, um sich nicht im großen Gerangel in der Mitte zu befinden. Andere, die sowieso schon weiter vorne positioniert waren, nutzten den Sprintstart, um sich etwas Luft zum Hauptfeld zu verschaffen. Von diesen Sprintern wurden allerdings schon ein paar in der ersten Kurve ausgesiebt, die nicht schnell genug vom Gas runter gegangen waren. Nur einer von diesen war danach nicht mehr fahrfähig. Die anderen konnten ihre Maschine wieder aufrichten und sich dem hinteren Feld der Fahrer anschließen.
 

Keiichi - exzellenter Fahrer, der er war – hatte sich gleich ins Spitzenfeld katapultieren können. Für ihn war es kein Problem, die ersten engen Kurven zu nehmen und die Schotterpiste hinunterzugleiten, die sich an diese anschloss.

Die Augen der Zuschauer verfolgten mit gnadenloser Anspannung das Geschehen auf der Leinwand. Der Kommentator versuchte so gut es ging das Geschehen unten auf der Bahn festzuhalten und schaffte es sogar, durch seine Berichterstattung die Menschen noch mehr in den Bann zu schlagen.

Die Fahrer machten dem Thema des Rennens alle Ehre. Es war wirklich ein Kampf gegen die Elemente. Und nur die Teams, die sich mit der Konstruktion der Maschinen nicht nur auf Geschwindigkeit, sondern auch Robustheit im Angesicht von Wasser, Hitze, Sand und Verschleiß konzentriert hatten, hatten hier überhaupt eine Chance.

Viele der Fahrer wussten auch, dass sie ihre Konkurrenten gar nicht erst in einem harten Zweikampf abdrängen mussten. Die Beschaffenheit der Streckenabschnitte sorgte schon selbst dafür und die Fahrer hatten alle Hände voll zu tun, sich im Rennen zu halten.

Auf einigen engen Passagen, so dem Steg über Morast oder der Steinstraße durch die glühenden Kohlen, kam es dennoch zu Rangeleien. Keiichi hatte das Glück, dass er sich in ein recht freies Feld in dem Zug der Fahrer manövriert hatte, weshalb er zügig durch diese Abschnitte kam. Sein Studium der Strecke im Vorfeld hatte sich bezahlt gemacht.
 

Ranma und Akane folgten mit angehaltenem Atem dem Rennen. Sie versuchten Keiichi im Auge zu behalten, doch es war nicht immer einfach. Neben ihnen tobten jedes Mal die Mitglieder des Motorclubs vor Begeisterung, wenn der junge Student mit scheinbarer Leichtigkeit eine Hürde meisterte, die den nachfolgenden Fahrern offensichtliche Probleme bereitete.

Megumi warf euphorisch ihren Arm um Akanes Schultern und jubelte. „Sieh dir nur meinen Bruder an! Er fährt sie alle in Grund und Boden! Go, Keiichi!!“

Akane konnte nicht anders, als mitzulachen und zu feiern.
 

Die Zeit flog nur so dahin. Der Rettungsdienst hatte an einigen Stellen bereits ausrücken müssen, doch meistens rappelten sich die Fahrer wieder auf und sofern ihre Maschinen noch fahrbereit waren, warfen sie sich gleich wieder ins Rennen zurück. Wer sich für dieses Rennen angemeldet hatte und angetreten war, der wusste, dass es ein harter Kampf werden würde und keiner wollte so einfach aufgeben.

Keiichi fuhr noch immer im Spitzenfeld, als er die erste Runde abschloss. Bisher war er an keiner Stelle gestrauchelt, selbst wenn er vor dem fünf Meter Sturz und einigen anderen Passagen sichtlich Respekt zeigte, indem er diese sicher und mit verminderter Geschwindigkeit fuhr. Während er in seine zweite Runde ging, zählte der Ansager langsam die noch vorhandenen Teilnehmer durch. Als der letzte die Start- und Ziellinie überquert hatte, lautete das Urteil: von den 63 Teilnehmern waren nach der ersten Runde noch 57 übrig. Das war, gemessen am Schwierigkeitsgrad der Strecke, eine stattliche Zahl.

Ranma beugte sich zu Akane vor. „Ich denke mal, das große Ausscheiden der Fahrer wird dann in den letzten anderthalb Runden passieren. Bis dahin haben sie sich auf die Strecke eingefahren und dann geht der K.O. Kampf untereinander los. Ist schon interessant, wie ähnlich das einem Kampfsportwettkampf ist.“ Akane musste bei diesen Worten grinsen. Ihr Verlobter hatte damit nicht unrecht.
 

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Während die Truppe um die Göttinnen dem Rennen folgte, schlich sich eine als Mensch getarnte Gestalt durch die Menge. Sie wusste es natürlich besser, als der Gruppe zu nahe zu kommen. Abgelenkt oder nicht, in unmittelbarer Nähe würden die Göttinnen jede dämonische Aura spüren können, egal ob sie verborgen war.

Daher hielt Mara respektvollen Abstand zur Tribüne, auf der Belldandy und die anderen saßen, ohne diese jedoch aus den Augen zu lassen.

Das Rennen selbst interessierte Mara herzlich wenig. In ihrer Zeit als Dämonin hatte sie wesentlich aufregendere Ereignisse erlebt.

Dennoch war ihr aufgetragen worden, die beiden Besucher der Göttinnen zu beobachten, und genau dies gedachte sie zu tun. Ihr war natürlich nicht verboten worden, sich ein wenig einzubinden, daher wollte sie einen Gehilfen mitbringen, der etwas Verwirrung stiften sollte.
 

Ihren Beobachterposten aus der Menge aufgebend wanderte sie in die Randbezirke des Platzes und huschte dort in einem unbeobachteten Moment hinter einen der Technikwagen. Dort war ihr eine gewissen Abgeschiedenheit von Beobachtern gewiss.

„Geist des Waldes, Geist des Schabernacks, hör mein Rufen, hör mein Singen. Menschen gilt es zu verführen, Chaos hier zu stiften viel. Komm herbei, Piru der Unterwelt.“

Mara fühlte, wie ihre dämonische Aura hinausgriff in die weite dessen, was man als dämonisches Netzwerk bezeichnen konnte. Sie wollte sich einer Kreatur bedienen, die sie hier schon lange nicht mehr gerufen hatte und welche eher in europäischen Gefilden zu Hause war.

Sekunden verstrichen, bis eine kleine Gestalt aus dem Boden wuchs. Ihr Aussehen war zunächst unscheinbar. Vor allem für jemanden, der sich im übersinnlichen Metier auskannte. Doch genau dies war die Absicht des Wesens. Sie wollte unscheinbar und harmlos wirken. Dann war es einfacher, sich anzuschleichen, Streiche zu spielen und das Gegenüber in einer überlegenen Position zu wiegen, wenn in Wahrheit genau das Gegenteil zutraf.

Die kleine Gestalt hätte man auf den ersten Blick für einen Gnom halten können. Doch lag ein sanfter Schimmer auf dem Wesen. Dies war nur eines der Bildnisse, die es besaß. Manchmal wuchs sie auch, schien einem schwebenden Schleier gleich oder einem kleinen Licht Verirrte zu necken. Denn ihre Heimat waren dichte Wälder und ihre Bestimmung war, unwissende oder unbedarfte Wanderer in die Irre zu führen.
 

„Ihr habt mich gerufen, Meisterin Mara?“

Die Dämonin nickte zufrieden. „Ja, es ist zwar schon eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, aber nun habe ich eine Aufgabe für dich. Ich brauche jemanden, der diskret vorgehen kann. Wir haben in einiger Entfernung drei Göttinnen, die schneller auf einer dämonischen Fährte sein können als ein Bluthund.“ Sie bedeutete ihm, ihr an die Ecke des Wagens zu folgen und deutete auf die Rennstrecke. „Da unten fährt einer ihrer menschlichen Freunde. Es ist der Mann mit der Startnummer 23. Mir ist egal wie, aber sorge mit ihm für ein bisschen Aufregung, verstanden?“

Die kleine Gestalt runzelte die Stirn. Damit hatte Mara nicht gerechnet. Normalerweise hüpften ihre Gehilfen sofort, wenn sie einen Auftrag erteilte. „Was ist los?“, fragte sie den Piru ungehalten.

Das Wesen sah sie kurz an, dann schaute es in der Gegend herum, dann wieder auf die Rennstrecke und schließlich wieder zu seiner Beschwörerin. „Hier gibt es keinen Wald.“

Mara blinzelte verdutzt. „Hier gibt es nur ein paar mickrige Bäume.“, fuhr der Piru unwirsch fort. „Und was heißt, für Aufregung sorgen? Und dann auch noch diskret? Ich bin ein Piru! Wir verwirren offensichtlich, wir necken, wir stellen Rätsel, wir leben im Wald!“ Er wimmerte bei den letzten Worten unmerklich. „Hier sind keine Bäume! Das verstößt doch gegen alles, wofür wir stehen. Ich sollte mich bei Meister Lempo beschweren. Das geht gegen jede Regel!“

Mara löste sich aus ihrer Fassungslosigkeit, packte das Wesen im Nacken und hob es auf Augenhöhe heran. „Jetzt hör mal zu, du Aushilfspoltergeist!“, knurrte sie. „Ich hab dich verdammt noch mal beschworen und ich habe dir eine Aufgabe erteilt. Wenn die Landschaft nicht nach deinem Geschmack ist, dann ist das nicht mein Problem. Also tu gefälligst, was ich dir sage!“ Sie ließ den Piru fallen, verschränkte die Arme und starrte zornig und erwartungsvoll auf ihn hinab.

Die kleine Gestalt knickte unter ihrem Blick ein. Während er sich zum Gehen wandte und etwas über Gewerkschaften und Bestimmungen brabbelte, verflüchtigte sich das Bildnis des Piru in der Luft. Mara wusste jedoch, dass er noch da war. Er hatte sich nur getarnt, um seiner Aufgabe nachgehen zu können.
 

Ein gemeines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, während sie sich wieder als Mensch maskierte und unter die Menge mischte. Nun musste sie nur noch abwarten und das Chaos genießen.
 

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Der Piru grummelte unablässig. Natürlich musste er den Auftrag von Meisterin Mara erfüllen, aber selbst in der Dämonenwelt gab es so etwas wie Anstand. Man konnte doch einen Waldgeist nicht in ein Gebiet rufen, in dem es keinen ordentlichen Wald gab. Das war, als ob man einen Gebirgsdämonen auf den Grund des Ozeans befehlen würde. Es passte einfach nicht!
 

Dennoch schlich er sich, so gut es ging in der Menge von menschlichen Auren Schutz suchend, in die Richtung, in der die Gruppe der Menschen und Göttinnen saß, auf die die Dämonin hingewiesen hatte.

Mit einem hatte Mara recht gehabt: Ein Piru war diskret. Er konnte eine Beute tagelang beobachten, bevor diese überhaupt davon Wind bekam. Und dann konnte er sie verwirren, sie beinahe in den Wahnsinn treiben, wenn ihm danach war. Doch das war heute nicht vonnöten. Er sollte nur Verwirrung stiften mit Hilfe des Rennfahrers mit der Nummer 23.

Dazu musste er jedoch erst ein paar Informationen einholen.
 

Während er sich der Tribüne weiter näherte, bemerkte er die zwei großen Männer, die sich etwas abseits flüsternd unterhielten. Sie gehörten offensichtlich zu der Gruppe mit den Göttinnen, jedoch schienen sie sich etwas distanziert zu haben. Der Piru witterte eine Gelegenheit und schlich sich so nah an die beiden heran, dass er ihre geflüsterte Unterhaltung belauschen konnte.

„… beten, dass Chihiro es nicht mitbekommt. Und bisher sieht es ja auch ganz gut aus für den Kleinen. Macht sich gut in den Kurven und dem unterschiedlichen Gelände.“, meinte der eine.

Der andere nickte zustimmend und rückte sich seine Sonnenbrille zurecht. „Ja, auch wenn es verdammt schade wäre, die Extras nicht zu aktivieren. Schließlich war es gestern Nacht ein ziemlicher Aufwand, sie noch einzubauen.“

Die beiden grinsten sich zu. „Naja, beobachten wir es weiter. Es kommt auf sein Können in der letzten Runde an. Wenn er da auf den letzten Metern verkacken sollte, dann können wir den Boost immer noch fern zünden. Das sollte ihm den nötigen Bumms geben, um es über die Ziellinie zu schaffen.“

Sie kicherten wie kleine Jungs. Bei den beiden breit aufgestellten Männern mit den Schlägervisagen wirkte das beinahe grotesk.
 

Der Piru entfernte sich wieder. Er hatte alle Informationen bekommen, die er brauchen würde.

Die Maschine hatte offenbar versteckt eingebaute zusätzliche Antriebsmöglichkeiten. Damit konnte das kleine Wesen arbeiten. Allerdings war es nötig, sich das Ganze aus der Nähe anzuschauen. Er hoppelte unbekümmert die Tribüne hinunter und an den Beinen der vielen Menschen vorbei. Sie konnten ihn nicht sehen und nicht spüren, wenn er dies nicht wollte.

Und mit den Göttinnen im Genick war er sehr darauf bedacht, keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
 

Er blieb an der Oberkante einer Böschung stehen, die nach unten zur Rennstrecke führte und starrte konzentriert. Als Hilfsdämon hatte er wesentlich bessere Augen als niedere Menschen, daher war es für ihn ein leichtes, Keiichis Nummer über die Distanz des ganzen Areals hinweg zu erspähen. Dieser befand sich gerade wieder im letzten Drittel der Strecke und würde bald wieder auf die Hauptgerade nahe der Zuschauer einbiegen.

Der Piru beschloss, am unteren Ende der Böschung genau darauf zu warten und im passenden Moment aufzuspringen. Natürlich hätte er auch einfach aus der Entfernung den ganzen Motor hochjagen lassen können, aber er sollte diskret vorgehen. Und was war diskreter, als eine Fehlfunktion in nicht vorgesehenen Teilen? Diese Methode hatte den Vorteil, dass zwei Schuldige bereits feststanden, sollten ihre Zusätze eine Fehlzündung haben. Das kleine Wesen grinste hämisch.
 

Er stand nun an der Rennstrecke und konnte in der Ferne die Maschine Keiichis erblicken. Dieser war nicht allein. Vor ihm fuhren zwei Motorräder, hinter ihm ein weiteres. Der Piru zuckte mit seinen kleinen, unsichtbaren Schultern, trippelte auf die Rennstrecke, wich den heransausendem ersten und zweiten Motorrad wie beiläufig aus und bekam ein Stück von der Hose Keiichis zu fassen. Der nahm das gar nicht wahr.

Und schon sauste der Piru in einer Geschwindigkeit davon, die ihm kurz den Atem verschlug. Jedoch fing er sich schnell wieder, klammerte sich an den hinteren Teil des Sitzes, der bei der Fahrt durch die Kurven und über den anschließenden Schotter ordentlich durchgeschüttelt wurde, und wunderte sich, warum sich die Menschen bei dieser Art von Freizeitaktivität noch nicht selbst ausgelöscht hatten.
 

Die verschiedenen Streckenabschnitte spürte der kleine Piru in jeder seiner unsichtbaren Zellen. Es folgten Richtungswechsel, plötzliches Abbremsen und Beschleunigen, Untergründe, die einen verschiedentlich stark durchrüttelten und schließlich bekam er sogar eine Dusche, als das Gefährt im Wassergraben aufschlug.

Vielleicht sollte er Mara einen Aufschlag wegen unwirtlicher Arbeitsbedingungen abringen. Es wäre nur fair gewesen.

Während er all dies miterlebte, versuchte er zur Maschine eine Beziehung herzustellen. Seine Magie floss über dessen Oberfläche, tastete den Motor, die zu ihm laufenden und von ihm wegführenden Verbindungen ab und bekam dadurch ein Bild davon, wie das Motorrad funktionierte. Und da, einigermaßen gut versteckt, spürte er ein kleines Gerät auf, das über einen nicht geöffneten kleinen Schlauch mit dem Tank der Maschine verbunden war. So wie der Piru es verstand, konnte diese Verbindung geöffnet werden und eine Pumpe würde die Flüssigkeit in dem Zusatzgerät in die Brennkammer pumpen. Er konnte nur vermuten, aber nach den Äußerungen der beiden Männer zu urteilen, würde dies das Gefährt kräftiger machen. Eigentlich war es ihm auch egal, was genau da vor sich ging. Er hatte zumindest eine Möglichkeit gefunden, die Dinge außer Kontrolle geraten zu lassen.

Er heftete einen Magiefaden an die Öffnungs- und Aktivierungsvorrichtung des Gerätes und sprang im passenden Augenblick von der Maschine ab. Keiichi hatte gerade die vierte Runde beendet und fuhr die Hauptgerade entlang.
 

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„Weiter so, Keiichi! Du machst sie alle fertig!!“

So laut wie Chihiro brüllte konnte man meinen, ihre Stimme würde tatsächlich das Motorengeräusch übertonen und von den Fahrern verstanden werden. Sie war zumindest in ihrem Element und wie die anderen Mitglieder des MCC am Feiern. Keiichi hatte gerade die letzte Runde begonnen und wie von vielen vermutet, begann nun der interessante Teil des Rennens: die heiße Phase.

Der junge Student hatte es das ganze Rennen über geschafft, im Spitzenfeld mitzufahren. Nunmehr waren nur noch zwei vor ihm. Einer davon ging bei dem freien Fall immer mehr als vorsichtig vor und hatte dadurch schon seinen ersten Platz in der dritten Runde eingebüßt. In dieser Runde würde Keiichi ihn an der gleichen Stelle überholen können. Der andere war ein Draufgänger, den nichts zu schrecken schien. An ihm würde Keiichi in den letzten Kurven vorbei kommen müssen. Doch davon wollte er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
 

Dieser Gedanken nicht bewusst feuerten ihn seine Freunde nach Leibeskräften an. Selbst Ranma, Akane und Sentaro wurden mitgerissen. Während alle jubelten, beugte sich Urd zu Belldandy hinüber. Bis vor wenigen Minuten hatte diese noch gelächelt. Jetzt sah sie besorgt aus.

„Was ist los? Er wird das Rennen jetzt nicht mehr verlieren. Den letzten Fahrer vor sich steckt er auch noch weg.“, murmelte Urd ihrer Schwester zu.

Diese schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht.“

Urd zog eine Augenbraue fragend nach oben. Belldandy starrte weiter konzentriert auf Keiichi in der Ferne. Er hatte wieder das letzte Drittel erreicht. Es würde nicht mehr lange dauern, bis für ihn das Rennen zu Ende war.

„Da ist etwas… es ist schwer zu erkennen. Es ist erst seit dieser Runde da. Auf seiner Maschine liegt ein merkwürdiger Schimmer. Er ist fast nicht zu sehen. Ich dachte erst, es wären irgendwelche Staubschichten, aber er ist auch nach dem Wassergraben da…“

Urds Blick schnellte zu besagtem Fahrer. Sie verengte ihre Augen in dem Versuch, Genaueres zu erkennen.

„Etwas ist da… Du hast Recht.“

Er bog in die letzte Kurve ein und überholte in dieser den Erstplatzierten. Auf den Rängen tobte es.
 

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Jetzt, jetzt war ein guter Augenblick. Der Piru saß am unteren Rand der Böschung. Er hatte die Göttinnen beobachtet. Wie nicht anders zu erwarten war, war Belldandy – er hatte sie natürlich erkannt – auf ihn, oder besser gesagt, auf seinen Magiefaden, aufmerksam geworden. Doch sie konnten nichts damit anfangen.
 

Er sah zu, wie der Fahrer mit seiner Maschine auf die Zielgerade einfuhr. Mit einem Wink seiner Hand zog er an dem Magiefaden und löste damit die Sperre des Gerätes. Das Motorrad gab einen röhrenden Donner von sich und beschleunigte maßlos.
 

Der Piru grinste.

Er hätte zu gern den verdutzten Gesichtsausdruck des Menschen gesehen.
 

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Auf einmal brach die Hölle los.

Keiichi war auf der Zielgeraden, vor ihm der Weg frei zum Sieg – und plötzlich schien sein Motor zu explodieren. Die Maschine beschleunigte unkontrollierbar, die Bremsen versagten, Gasminderung funktionierte nicht. Er schrie in greller Panik auf, was von dem Motorenlärm gänzlich geschluckt wurde.
 

Die Zuschauer auf den Rängen sahen dies und viele kreischten überrascht. Belldandy und Urd schnellten nach oben, ebenso wie Ranma und Akane. Urd verdeckte geistesgegenwärtig, wie ihre Schwester einen Zauber spann und diesen auf die außer Kontrolle geratene Maschine richtete, die gerade das Ziel passierte. Sie schlingerte und warf Keiichi ab, der in einem hohen Bogen von einem abbremsenden, unnatürlichen Windstrom sicher auf die angrenzende Wiese getragen wurde.

Die Maschine hatte weniger Glück. Sie drehte sich, schlidderte, bäumte sich auf wie lebendig und raste mit hoher Geschwindigkeit auf die am Rand stehende und nunmehr flüchtende Menschengruppe unterhalb der Tribüne zu.
 

Akane und Ranma sahen dies. Wie aus Reflex heraus sprangen sie nach unten, über die Köpfe verdutzter und teilweise schreiender Leute hinweg. Die Maschine schnellte heran und den beiden Verlobten war klar, dass sie die drei übrigen vor Angst erstarrten Menschen, die noch unten verharrten und nicht wie die anderen geflohen waren, nicht rechtzeitig erreichen würden. Akane griff plötzlich neben sich, packte Ranma am Kragen und schleuderte ihn mit einem gut gezielten Schulterwurf auf die drei zu. Der breitete seine Arme aus, bekam sie damit zu fassen und riss sie im Momentum seines Fluges mit sich.

Sekundenbruchteile später donnerte das Höllengefährt in die Tribüne hinter ihnen. Diese war in den unteren Rängen bereits vollkommen verlassen, weshalb das Motorrad außer Stützpfeilern nichts zu rammen bekam. Dort kam es dann fauchend und gurgelnd zum gewaltsamen Halt.
 

Dies alles geschah in Sekunden. Ranma war mit den drei Leuten gerade auf dem Boden aufgeschlagen, als er auch schon das Krachen hörte. Er drehte sich blitzartig um. Sein Blick registrierte kurz das schwelende Ungetüm unter der Tribüne, dann schnellte er zu seiner Verlobten, die noch immer dort stand, von wo aus sie ihn geworfen hatte.

Erleichterung zeigte sich auf ihrem Gesicht und spiegelte vermutlich damit das seine. Dann spürte Ranma das unsichtbare Ziehen und erinnerte sich an ihre Situation.

Akane sauste auf ihn zu.

Er versuchte einen sicheren Stand zu halten, als er sie fing, doch die Wucht ihres Aufschlags riss ihn von den Füßen. Er flog rückwärts, hielt jedoch Akane umklammert und schützte sie mit seinem Körper, während er über das Gras schlidderte und zum Liegen kam.
 

Das ganze Gebiet war in hellem Aufruhr. Fahrer um Fahrer erreichte das Ziel, die Notfallärzte kümmerten sich um Keiichi, der darauf bestand, dass es ihm gut ging.

Ranma ließ von Akane ab. Beide atmeten schwer und versuchten ihren Puls zu beruhigen. Zögerlich richtete sich die junge Tendo auf und glitt von Ranma hinab ins Gras, sodass er sich aufsetzen konnte.

Noch immer von Adrenalin erfüllt schauten beide zunächst zur Tribüne, dann zu den drei Geretteten, die sich bereits aufrappelten, und dann gegenseitig an.

„Danke!“, platzte es aus Akane hervor.

Ranma grinste und nickte.

„War doch klar. Der Wurf war übrigens ne gute Reaktion.“

Akane lachte schallend und erleichtert. „Ja, zum Glück hat es geklappt.“

Ranma stand auf und hielt ihr die Hand hin, die Akane dankbar annahm. „Wollen wir nur hoffen, dass niemand die kleine Flugeinlage danach mitbekommen hat.“
 

Diese Hoffnung sollte nicht erfüllt werden.
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

*Soso, äußerst interessant.*
 

Mara war sehr zufrieden mit der Arbeit des Piru gewesen. Sie hatte damit den Göttinnen einen gehörigen Schrecken einjagen können und zudem in Erfahrung gebracht, dass ihr Fluch keineswegs ohne Reaktion geblieben war. Er hatte sich nur anders manifestiert, als sie es vermutet hatte.

So wie es aussah, waren die beiden Fremden in einem bestimmten Radius aneinander gefesselt. Als er von ihr geworfen wurde, hatte sich der Schwerpunkt des Radius plötzlich verschoben, weshalb sie nachgezogen wurde.

Wirklich interessant.
 

Mara wusste nicht, ob diese Information für ihre Herrin interessant wäre, aber es war ein amüsierender Fakt. Die Dämonin entschied, die beiden Fremden über die nächsten Tage hinweg weiter zu beobachten.
 

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Fortsetzung folgt...

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin ein absoluter Techniktrottel und Motorräder interessieren mich soviel wie Aktienkurse nach Börsenschluss. Aber ich muss sagen, dass selbst beim Schreiben des Rennens mein Herz ein bisschen schneller schlug. Ich hoffe, das geht den Lesern ebenso.

Ich bin jeden Formen der konstruktiven Kritik, schwärmenden wie scheltenden Kommentaren und sonstigen Meinungsäußerungen nicht abgeneigt. Sie werden meinerseits auch sicher nicht negativ aufgefasst.

So far,
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