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Sterben nach Wunsch

Path of Amy
von

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Verlassen

In einer relativen kurzen Zeit war es Sherlock gelungen, Lestrade zu mobilisieren und über ihn an den Schlüssel für das Mietobjekt zu gelangen. Wie vermutet hatte der Vermieter keinen Verdacht gegenüber dem vermeintlichen Interessenten, hatten bereits öfter Personen den Zugangsschlüssel für mehrere Wochen behalten. So war er auch recht sorglos bei der Ausgabe des Zweitschlüssels, nur für einen Moment zögerte er, rückte ihn aber am Ende doch noch mit einem Lächeln heraus.

„Aber dass Sie mir ja keinen Dreck oder nichts kaputt machen“, sagte er mit einem Zwinkern. Sherlocks Miene blieb ungerührt, während Lestrade sich zu einem Lächeln durchrang. Dankend nahm er den Schlüssel, dann verabschiedeten sie sich. Erst, als sie außerhalb seiner Sichtweite waren, gaben sie Gas und fuhren so schnell sie konnten, innerhalb der erlaubten Geschwindigkeiten, zum verlassenen Gebäude.

Lestrade verzichtete auf den Einsatz seines Blaulichts, er wollte nicht unnötig die Aufmerksamkeit des Täters auf sich ziehen. Allein die Tatsache, dass ein fremdes Auto kommen würde und der Fahrer einen zweiten Schlüssel besaß, wäre schon verdächtig genug. Da wollte er sich nicht auf den ersten Blick als Polizist zu erkennen geben.

 

Als sie das Gelände erreichten, sahen sie nun, was genau man unter der Bezeichnung "uneinsehbar" zu verstehen hatte. Hohe Backsteinmauern umgaben das kleine Bürogebäude inklusive einer kleinen Lagerhalle, die zu damaligen Zeiten für kurzzeitige Lagerungen verwendet wurde. Überall wucherte Unkraut; vereinzelt lag Müll auf dem Boden und in den Hecken. Die Wände waren an manchen Stellen neu gestrichen worden, als Reaktion auf die Witterungen und Spraydosen mancher Teenager. Der Ort wirkte verlassen und leer, jedoch nicht vernachlässigt.

„Der Besitzer ist zwar sehr blauäugig, was die Wahl seiner Mieter und Käufer angeht, aber er kümmert sich immerhin so gut er kann um seine Objekte. Trotz seines Alters …“, merkte Lestrade an. Sherlock ließ dies unkommentiert, er konzentrierte sich darauf, weiterhin die Umgebung zu observieren und zu kontrollieren. Zumindest verhinderte die Mauer, dass neugierige Nachbarn ihnen im Weg stehen konnten.

„Keine Anzeichen vom Täter“, sagte Sherlock, immer noch den Blick über das Gelände schweifen lassend. Lestrade sah sich ebenfalls um, die Ruhe gefiel ihm gar nicht.

„Was hat das zu bedeuten? Ist der Täter gerade nicht hier? Oder ist es nur eine Falle? Sherlock, was meinen Sie?“

„Das finden wir wohl am besten heraus, indem wir hineingehen. Machen Sie sich bereit, das Opfer könnte trotzdem nicht alleine dort drin sein.“

 

Leise schlossen sie die Türe auf, betraten das Gebäude und verschlossen sie ebenso vorsichtig wieder, ohne sie jedoch abzusperren. Im Gebäude war es genauso einsam und still wie auf dem Gelände, nur ein paar einzelne, vergessene Möbel standen in den offenen Zimmern. Sie schienen noch gut in Schuss zu sein, weswegen der Vermieter sich dazu entschlossen hatte, sie zu behalten. Die Sonne schien durch ein paar abgeglichene Vorhänge und die Tapete blätterte an ein paar Stellen von der Wand. Sonst machte die Inneneinrichtung einen alten, aber sauberen Eindruck. Es gab keine Anzeichen dafür, dass sich jemand länger an diesem Ort aufgehalten hat als nötig, erst als sie einen Blick in die kleine Küche warfen, sahen sie, dass hier jemand öfter kleine Snacks und Mahlzeiten zubereitet hatte. Mahlzeiten, für die man höchstens einen Toaster oder einen Wasserkocher benötigte.

Die beiden tauschen einen Blick aus, das verlassene Bürogebäude sah nicht gerade wie ein Ort aus, an dem man gerne leben würde. Und Teenager hätten kein Interesse daran, sich gerade hier ein Sandwich oder eine Fertigsuppe zuzubereiten, schlussfolgerte Sherlock anhand des Kassenbons und mancher Packungen im Mülleimer.

Stumm sahen sie sich um, und überlegten sich ihre nächsten Schritte. Die Hand an seine Waffe gelegt, nickte Lestrade in Richtung Treppe, nachdem sie im Erdgeschoss nicht fündig geworden waren. Sherlock nickte, auch er vermutete, dass sich das Opfer im Kellergeschoss des Gebäudes aufhalten würde – möglicherweise auch der Täter.

Mit leisen Schritten schlich Sherlock die Treppe hinunter, die Augen brauchten ein paar Momente, um sich an die Dunkelheit des Kellers zu gewöhnen. Aufmerksam sahen sie sich um, versuchten auf jedes Detail zu achten und auch auf jedes Geräusch, doch außer ihrem eigenen Atem und ihrem eigenen Herzschlag konnten sie nichts hören. Erst, als sie sich sicher waren, dass niemand dort war, ließ Sherlock Lestrade das Licht anmachen, es blendete ihn und er hielt sich Hände über die Augen. Grell erhellte das Licht den gesamten Vorraum. Abdrücke an der Wand zeigten, dass dort mal Aktenschränke und Regale gestanden haben. Die nackten Wände strahlten Kühle aus, alte Sicherheitsanweisungen standen auf einem Schild, doch diese entsprachen längst nicht mehr den heutigen Standards.

Dreck und Staub lag in den Ecken, hier zeigte der Vermieter etwas weniger Gründlichkeit als im Rest des Hauses.

Sherlocks Blick fiel auf die hellblaue Metalltüre, die wie der Rest des Kellers seine besseren Zeiten bereits hinter sich gelassen hatte. Er drückte die Türklinke hinunter – und nichts passierte. Die Türe war verschlossen, doch Sherlock hatte keinen Schlüssel bei sich. Ein paar Schritte zurücktretend, sah er sie sich genauer an, merkte recht schnell, dass sie sich nicht so einfach öffnen lassen würde.

„Sherlock, gibt es irgendein Problem?“, rief Lestrade herunter, der sich langsam Sorgen um ihn machte.

„Ich stehe hier vor einer Tür, die sich nicht öffnen lässt. Das ist das Problem!“, rief er zurück. Dann begann er, sich wieder der Tür zu nähern und klopfte ein wenig. Sherlock legte sein Ohr darauf und horchte. Versuchte ein Geräusch auf der anderen Seite der Tür zu achten – doch es war nichts zu hören. Er klopfte erneut, horchte erneut – wieder kein Geräusch.

„Ist sie da drin?“, fragte Lestrade, wofür er nur ein leises Zischen seitens Sherlock kassierte.

Konzentriert presste er sein Ohr an die Tür, doch noch immer konnte er nichts hören … oder doch? Für einen kurzen Moment dachte er, er hätte eine Stimme gehört, ganz schwach und entfernt, aber definitiv einen menschlichen Laut.

Fragend sah Lestrade ihn an, Sherlock nickte nur.

„Wir müssen irgendwie durch diese Tür, die Frau ist auf der anderen Seite und höchstwahrscheinlich alleine …“

 

Er stockte, richtete seinen Blick in Richtung Treppe, bevor er Lestrade in eine Ecke zog, welche nicht von der Treppe aus einsehbar war, wofür er einen verwunderten Blick erntete.

„Ich habe etwas gehört. Möglicherweise ist der Täter zurückgekehrt“, flüsterte er ihm zu, Lestrades Augen weiteten sich. Dann schob er seine Pistole aus dem Holster und schlich zur Treppe hinüber.

„Bleiben Sie hier“, wies er ihn leise an und streckte seinen Arm aus, um ihn zurückzuhalten.

„Ich bin hier der Polizist und ich werde jetzt nachsehen, wer da oben ist. Sobald die Luft rein ist, rufe ich Sie. Wenn es der Täter ist, können wir ihm den Schlüssel abnehmen.“

Ohne jegliche Widerworte blieb Sherlock, wo er war. Zwar war er gut im Nahkampf, konnte sich dennoch nicht so gut verteidigen wie Lestrade. Zumal er ihn bereits bei einem anderen Einsatz durch seine Einmischung zur Weißglut getrieben hatte, was er nun verhindern wollte. Ein wütender Lestrade war gerade etwas, das er nicht gebrauchen konnte.

Lestrade ging langsam die Treppe hinauf, sämtlichen Göttern im Himmel dankend, dass diese keinerlei Geräusche von sich gab. Er wollte das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben.

Sein Blick flog rasch umher, noch sah er die die Person nicht. Ob Sherlock sich geirrt hatte? Er selbst hatte nichts gehört, doch um sicherzugehen, sah er sich weiter um.

Schließlich sah er, wie sich eine Person in den nächsten Raum begab, ihm den Rücken zugewandt.

„Polizei, bleiben Sie stehen! Lassen Sie alles fallen, was sie halten und drehen sie sich langsam um!“

Ein kurzes Klirren war zu hören, anschließend das quietschende Geräusch von Gummisohlen.

 

„Bitte, nicht schießen!“, hörte er die zittrige und ängstliche Stimme eines älteren Mannes. Es war der Vermieter, der ihn mit großen Augen und erhobenen Händen ansah. Zu seinen Füßen ein kleiner, dicker Schlüssel.

„Sie?!“, schoss es aus beiden Mündern, überrascht darüber, den jeweils anderen zu sehen.

„Was machen Sie denn hier?“

„Sie sind ein Polizist?“

Verwirrt sahen sie sich noch ein paar Augenblicke lang an, bevor Lestrade die Waffe zurücksteckte und den Schlüssel aufhob.

„Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken, ich habe Sie nur für jemand komplett anderes gehalten …“

„Und mir tut es leid, dass ich Sie so überrascht habe, das war wirklich nicht meine Absicht. Es ist nur so, ich habe vorhin vergessen, Ihnen diesen hier mitzugeben.“

Er deutete auf den kleinen Schlüssel in Lestrades Hand.

„Das ist der Schlüssel zu einem kleinen Raum unten im Keller, ich weiß nicht, ob Sie ihn schon gesehen haben. Dachte, das wäre für Sie interessant, den mal zu sehen. Wenn man den hübsch herrichtet, kann es einer der schönsten Räume werden. Man kann es sogar als Gästezimmer verwenden, wenn man möchte. Eine ausreichende Luftversorgung ist vorhanden; die früheren Mieter haben es oft als Schlaf- oder Hobbyraum genutzt. Nach einer Weile merkt man nicht einmal, dass man sich unter der Erde befindet – es fehlen nur die Fenster, aber ansonsten merkt man keinen Unterschied.“

Je mehr Lestrade hörte, desto mehr war er überzeugt davon, dass sich tatsächlich jemand in diesem Raum aufhalten könnte. Dass dort jemand gefangen sein könnte.

Den Schlüssel festdrückend, sah er sein Gegenüber mit einer ernsten Miene an.

„Ich muss mich noch einmal entschuldigen, aber es gibt da etwas, dass ich Ihnen erzählen muss …“

 

Sherlock, mehr als ungeduldig, stand in der Ecke und tippte sich auf den Ellenbogen. Nachdem er sämtliche Möglichkeiten, wie sie die Türe aufbekommen konnten, ausgeschlossen hatte, kam er zu dem einzigen Schluss: Zurück zum Vermieter fahren und den Schlüssel organisieren. Er hätte es bevorzugt, hätten sie die Türe jetzt öffnen können. So manche offene Frage kratzte in seinem Kopf und er war überzeugt davon, dass das Entführungsopfer in der Lage wäre ihm diese zu beantworten.

Schließlich hörte er, dass jemand die Treppe herunterkam und machte sich für einen Überraschungsangriff bereit, als er Lestrade in Begleitung des Vermieters sah.

„Es ist alles in Ordnung, Sherlock, es ist nur Mr. Universe, der uns den Schlüssel für den Kellerraum vorbeibringen wollte. Ich habe ihm alles erzählt“, meinte Lestrade und trat zur Seite.

„Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen als ich vergessen habe Ihnen den Schlüssel zu geben. Doch bei dem, was ich von Mr. Lestrade gehört habe … ich komme mir vor wie ein schlechter Mensch. Immerhin habe ich einem Menschen, nein, einem Mörder geholfen seine Opfer hier in meinem Mietobjekt zu verstecken. Wer weiß, ob er sie hier nicht auch umgebracht hat. Die armen Dinger, ich hab es in der Zeitung gelesen. Die waren doch noch so jung …“

Ein paar Tränen flossen über sein Gesicht, hastig wischte er sie mit dem Jackenärmel weg. Lestrade klopfte ihm auf die Schulter, erneut versuchte er ihn zu trösten. Sagte ihm, dass ihn zwar eine kleine Mitschuld träfe, er aber trotzdem nicht mit zu harten Strafen rechnen müsse.

Sherlock dagegen sagte nichts, was vor allem an Lestrades bohrenden Blicken lag. So schwieg er und deutete auf die Tür, die noch zwischen ihnen und dem Entführungsopfer lag.

„Natürlich, sofort“, sagte Mr. Universe, eilte zur Tür und öffnete diese. Ohne das geringste Zeichen eines Widerstands ließ sich diese öffnen, dahinter lag ein kleiner Raum, genauso, wie ihn Mr. Universe wenige Minuten zuvor Lestrade beschrieben hatte. In der Ecke stand ein Sofa, abgenutzt und alt. Dazu ein kleiner Tisch, ein leerer Schrank und ein Stuhl, auf welchem, mit Fesseln an Armen und Beinen, mit einem Tape über dem Mund, eine Frau saß. Dieselbe Frau, die Sherlock in einem kleinen Fotorahmen in der Wohnung der verschwundenen Person gesehen hatte. Nur, dass diese dringend Schlaf, Bewegung und eine Dusche benötigte.

Entsetzt schlug sich Mr. Universe die Hände über dem Kopf zusammen. Jetzt, da er sah, dass sich tatsächlich eine Person gefesselt in seinem Haus befand, wurde ihm schwindelig. Immer wieder drückte er auf das kleine Asthmaspray in seiner Faust, drückte sich immer wieder etwas in Mund und Hals, doch er brauchte mehr als zehn Versuche, bis sich sein Atem wieder halbwegs normalisiert hatte. Lestrade sah nach dem alten Mann, um im Notfall erste Hilfe zu leisten.

 

Sherlock dagegen hatte die beiden ausgeblendet, ging auf die Frau zu und riss ihr sachte das Tape vom Mund. Dankbar sah sie ihn an.

„Vielen Dank, das Tape hat meinen Mund schon wund gescheuert. Sie sind Sherlock Holmes, nicht wahr? Sie konnten meine Nachricht finden und entschlüsseln?“

Sherlock sagte nichts, begann damit, die verknoteten Schnüre um ihre Handgelenke zu lösen. Dankbar rieb sie sich die Handgelenke, welche ebenfalls leicht gerötet waren. Anschließend kümmerte er sich um ihre Beine.

„Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich gerettet haben …“

„Sie sind Single, nicht wahr?“, unterbrach er sie, wofür er einen verwunderten Blick erntete.

„Ja, schon seit mindestens sieben Jahren, warum fragen Sie?“

„Weil ich es mir schon dachte. Vor ein paar Tagen hat uns Ihr angeblicher Ehemann beauftragt, sie zu finden, da er sich Sorgen um sie machte. Allerdings sah Ihr Haushalt stark nach dem einer Singlefrau aus, es gab kein wirkliches Anzeichen dafür, dass noch ein männlicher Bewohner dort wohnen würde. Außerdem würden Sie sich keine Bücher mit dem Namen „Kochen für eine Person“ und ähnliches kaufen, müssten Sie für zwei Personen kochen. Auch haben Sie eine hohe Anzahl an Tassen. Entweder trinken Sie sehr viel Tee. Oder, was mir wahrscheinlicher erschien, dass Sie sich des Öfteren kleine Fertigsuppen in der Tasse machen. Singles neigen oft dazu, sich solche Kleinigkeiten zu machen, vor allem, wenn sie sehr viel Arbeit mit nach Hause nehmen.

So bin ich übrigens auch darauf gekommen, mir ihre Bücherlisten in Ihrer Cloud etwas genauer anzusehen. Nicht nur, dass sie dafür gesorgt haben, dass die Namen der Autoren perfekt in einer Reihe passen, um uns so ihren Aufenthaltsort mitteilen zu können, Sie haben auch noch Bücher genommen, die nicht zu denen in ihrem Bücherregal passen würden. Jedenfalls wäre es seltsam, würden Sie als Pescetarierin auf einmal Kochbücher kaufen, die einem zeigen, wie man Schweinebraten auf 100 verschiedene Arten zubereiten kann. Dass es nicht für Ihren Laden sein konnte, war mir ebenfalls klar, da Sie auf ihrem Schreibtisch die Login-Daten für einen speziellen Account dafür liegen hatten.

Da wurde mir klar, dass es sich dabei eindeutig um eine Nachricht von ihnen handeln muss. Und auch, dass er nicht Ihr Ehemann ist, sondern Ihr Entführer. Sie hatten nicht viel Zeit, das vorzubereiten, nicht wahr?“

Die Frau nickte, rieb sich immer noch die Handgelenke.

„Ja, ich konnte es auf dem Weg machen, als wir hierherfuhren. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich schon, was er mit mir vorhatte, ließ es mir aber nicht anmerken. Vielleicht habe ich ja auch zu viele Krimis gelesen, aber das iPad war das Einzige, was ich gerade zu Hand hatte.  Sein Name lautet Matthew McCormick und er war ein Stammkunde in unserem Laden. Weswegen ich erst keinen Verdacht schöpfte, als er mich zu einem Lesetreffen einlud. Keiner seiner Opfer hat etwas geahnt …“

Sofort riss sie die Augen auf, dann packte sie Sherlocks Arm und sah ihn an, als hätte sie gerade einen Geist gesehen.

 

„Es gibt da etwas, dass ich Ihnen erzählen muss. Bevor ich die Nachricht abgeschickt habe, hat er mir etwas erzählt. Auf den Trick mit den Autoren-Nachnamen bin ich durch ihn gekommen. Glücklicherweise bekam er nicht mit, was ich genau mit meinem iPad gemacht habe, auch wenn er mir vorsichtshalber mein Handy und meinen Schlüssel abgenommen hatte. Das iPad konnte ich unter den Schrank schubsen“, und deutete mit der Hand unter die kleine Lücke.

„Jedenfalls hat er mir alles erzählt. Er hat es jedem seiner Opfer erzählt, da er wusste, dass sie es niemanden sagen können. Zumindest dachte er es bisher, er konnte ja nicht ahnen, dass eines der Opfer einen Hilferuf in die Außenwelt absetzen konnte. Wie gut, dass ich es noch im Wagen getan habe, hier unten ist der Empfang nicht mehr vorhanden.

Und wie gut, dass er die Angewohnheit hatte, all seine Mitfahrer auf die Rückbank zu verfrachten, so war es mir überhaupt möglich, das zu tun.

Aber wie ich sagte, das mit der Wunschliste, das mit den Autoren, das habe ich alles von ihm übernommen. Mr. Holmes, er hat seine Opfer nicht zufällig herausgesucht – bei uns hat er das Gleiche gemacht. Er nannte es seine „persönliche Wunschliste“ und wenn er die durchhabe, dann bekäme er das, was er sich am meisten wünschen würde. Er möchte sich an Ihnen rächen, nur wofür, habe ich nicht ganz verstanden. Ich meine, er hat den Namen Moriarty erwähnt …“

Sherlock dachte konzentriert nach, erinnerte sich an die Namen der drei Personen und versuchte den Trick, den er schon beim Screenshot angewandt hatte. Doch die drei Buchstaben ergaben keinen Sinn, weshalb er die Vornamen auch hinzuzog. Schließlich ging ihm ein Licht auf – und gleichzeitig wich ihm für einen Herzschlag jegliche Farbe aus dem Gesicht. Gleichzeitig verfluchte er sich dafür, so nachlässig gewesen zu sein. Verfluchte sich dafür, dass er nicht eher hinter da Rätsel gekommen war.

Benommen stützte er sich auf dem kleinen Tisch ab, die besorgten Blicke und Worte der Frau ignorierend. Lestrade, der dies ebenfalls mitbekam, trat an Sherlock heran.

„Sherlock, was ist mit Ihnen?“, doch Sherlock schob ihn nur weg.

„Die drei Opfer dienten nur zur Ablenkung und gleichzeitig dienten sie auch als Nachricht, die mich erreichen sollte. Leider habe ich sie wohl zu spät bekommen.“

Ahnungslos sah Lestrade von Sherlock zu Mrs. North, doch auch diese hob nur die Schultern.

„Offenbar kennen Sie zwar den Trick, aber nicht die Vornamen der anderen Opfer, denn sonst wären Sie auch längst darauf gekommen, was er wirklich wollte. Wenn man die ersten Buchstaben der Vor- und Nachnamen nimmt, ergibt es zusammen WATSON. Wer damit gemeint ist, muss ich wohl nicht näher erläutern …“

Lestrade öffnete den Mund, wollte etwas erwidern, doch wusste nicht was.

„Wo ist er gerade? Ist er alleine?“

„Ja, ich habe ihn zuhause bei seiner Tochter gelassen“, antwortete Sherlock.

Damit wollte ich ihn beschützen – doch genau das Gegenteil erreicht.

„Schnell, Lestrade, bevor es zu spät ist!“, er packte ihn am Arm und zog ihn in Richtung Ausgang, gefolgt von Mrs North und dem Vermieter.



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