Zum Inhalt der Seite

Mein Stummer Bester Freund

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Ich war sechs Jahre alt, als ich meinen damaligen besten Freund das letzte Mal zu Gesicht bekam. Wir kannten uns seit dem Kindergarten. Wir waren in derselben Gruppe gewesen. Auch wenn wir uns anfangs nur gestritten und fast schon täglich geprügelt hatten, war uns irgendwann aufgefallen, dass wir uns im Grunde doch mochten, dass unsere ständigen Schlägereien für uns nichts weiter als ein Zeitvertreib von zwei Kindern waren.

Klang zwar merkwürdig, das zwei gerade einmal drei Jahre alte Kinder sich fast jeden Tag gegenseitig schlugen, damit ihnen die Zeit schneller verging, doch so waren wir nun einmal. Mein bester Freund und ich.

Wir waren so verschieden und trotzdem benötigten wir irgendwann einfach nicht einmal Worte um uns zu verstehen. Es reichte uns nebeneinander auf der Wiese zu sitzen und in den Himmel zu schauen. Jedenfalls war es für mich genug.

Er benötigte immer etwas, dass er in den Händen halten konnte, um es sich durch die Finger gleiten zu lassen. Meist waren es kleine bis mittelgroße Stöcke, die er zwischen seinen Fingern drehte und umherkreisen ließ.

Mein Freund hatte nie sehr viel gesprochen. Er war noch nie ein Junge vieler Worte gewesen. Schon in diesem Alter hatte er deutlich mehr geschwiegen und einfach durch die Gegend gestarrt, als seine Gedanken Anderen mitzuteilen. Er schien das für überflüssig zu halten.

Im Endeffekt war ich vermutlich der Einzige gewesen mit dem er wirklich viel gesprochen hatte. So erzählte er mir von verschiedensten Sachen.

Auch von seiner wirklich großen Vorliebe für die Fechtkunst. Immer wieder sprach er davon, dass er das unbedingt einmach machen wollte. Seine Eltern es ihm aber noch nicht erlaubten.

Wenn ich heute daran denke, muss ich noch immer lächeln. Er hatte immer so gestrahlt, wenn er davon erzählt hatte.
 

»„Sanji,weißt du irgendwann werden sie es mir schon erlauben.“

„Du meinst das Fechten?“

Er nickte und grinste mich dabei an.

„Natürlich! Inzwischen sagen sie schon >Vielleicht irgendwann mal< und nicht mehr nur >Nein<.“

Ich musste lachen und sah in den Himmel.

„Wenn du es darfst, dann will ich bei deiner ersten Stunde dabei sein.“

„Na klar!“, rief er und schlug mit der Faust in die Luft. „Dann zeig ich denen wo der Hammer hängt!“

Ich musste lachen und sah zu ihm. Auch er musste grinsen und wir fingen beide an zu lachen.

„Und wenn ich groß bin, dann...“, fing er an und ließ sich dabei wieder einen Stock durch die Finger kreisen. „Dann werd ich meine Haare grün machen!!!“

„GRÜN?!“

Ich musste lachen.

„Wie kommst du denn da drauf?“

Er grinste breit.

„Warum nicht? Grün ist meine Lieblingsfarbe!“

Ja das wusste ich. Er liebte grün. Fast jeden Tag trug er ein grünes T-Shirt oder einen Pullover in dieser Farbe. Trotzdem war ich erstaunt.

„So richtig grün?“, fragte ich mit großen Augen und drehte mich etwas zu ihm herüber. „So...giftgrün?“

Er lachte.

„Nein, du Dummkopf. So ein schönes Grün. So...“ Er überlegte kurz. „So wie...wie...moosgrün! Also nicht genau Moos. Aber so ein schönes Grün.“

Ich nickte.

„Okay! Dann...dann mach ich meine Blau!“

Blau war meine Lieblingsfarbe und wenn Zoro seine grün machen wollte, dann wollte ich sie blau.

Entgeistert sah er mich an.

„Was?! Nein!“

Verwirrt sah ich ihn an.

„Deine Haare sind total schön. Ich mag dein Blond!“

Ich musste grinsen,als er das sagte.

„Echt?“

Er nickte bestimmt.

„Das sieht voll schön aus! Das sollst du nicht wegmachen!“

Während er das sagte, zogen sich seine Augenbrauen streng zusammen,wie er es immer tat, wenn er etwas toternst meinte.

„Okay.“

Er hob die Brauen.

„Einfach so?“

Ich nickte und grinste ihn an. Auch er grinste und wir fingen beide an zu lachen, wobei vermutlich niemand genau wusste, warum.«
 

Zoro und ich waren wirklich unzertrennlich gewesen. Das hatte auch bis zur Schule angehalten. Wir waren sogar in dieselbe Klasse gekommen, worüber wir uns beide sehr gefreut hatten. Wir hatten schon befürchtet getrennt zu werden. Ich erinnere mich heute noch gerne an diese Zeit zurück. Wir waren beide nicht gerade die besten Schüler, aber wir hatten so viel Spaß gehabt. Des Öfteren hatte ich ihn irgendwo in der Schule aufgegabelt, weil er sich mal wieder verlaufen hatte. Ich hatte ihn jedes Mal dafür ausgelacht, weil er sich jedes Mal verlief, egal wohin er ging. So gewöhnten wir es uns nach einigen Wochen an überall zusammen hinzugehen. Wir gingen zusamen zur Schule, gemeinsam zurück und unternahmen wirklich viel zusammen.

Und dann kam der Tag, an dem er mir eine riesige Nachricht zu verkünden hatte.

Er erzählte er mir auf dem Weg zur Schule. Seine Augen strahlten, er sah aus, als würde er platzen vor Freunde. Seine Eltern hatten endlich eingewilligt. Er durfte endlich mit dem Fechten beginnen und würde morgen seine erste Stunde haben- und ich durfte mitkommen! So wie ich es ihm damals versprochen hatte! Wir hatten uns beide wie verrückt gefreut und fast den ganzen Tag nichts anderes getan, als breit gegrinst.

Es war der 23. 11, als er mir das offenbart hatte. Ich erinnere mich daran, als sei es erst gestern gewesen.

Doch niemand hätte wissen können, dass der Tag, den wir uns beide so lange herbeigesehnt hatten, nie passieren würde. Denn der 23. 11, war gleichzeitig auch der Tag an dem wir uns das letzte Mal sahen.

In dieser Nacht, vom 23. auf den 24., der Tag an dem Zoros Traum schon zum Greifen nah war, passierte etwas, womit niemand gerechnet hatte.

Mein bester Freund, Lorenor Zoro, erlitt das wohl Schlimmste, was einem Kind oder allgemein einem Menschen wiederfahren konnte!

Zoro wurde Zeuge von einem Mord! Dem Mord an seinen eigenen Eltern!

Als ich am nächsten Tag aufstand und schon voller Vorfreude war, empfing mich meine Mutter mit einem sehr besorgten und betrübten Gesichtsausdruck.
 

»Mama, was ist los?“

Sie sah mich an. Ihre Augen waren gerötet. Sie sah aus, als hätte sie geweint.

„Sanji...“, fing sie an. „Setz dich, wir müssen über etwas reden.“

Ich hatte nicht verstanden, was das Problem war, doch tat wie mir gesagt worden war. Und dann erzählte sie mir das wohl Schrecklichste, was ich in meinem ganzen, jungen Leben gehört hatte!

Sie erzählte mir von den Geschehnissen von der letzen Nacht.

Dass Zoros Eltern ermordet worden war und auch er nicht mehr in der Stadt war.

Mit jedem Wort, dass sie mehr davon berichtete, füllten sich meine Augen mit Tränen und ich fing an bitterlich zu weinen. Ich schluchzte, schrie. Das ganze konnte nicht in meinen Kopf eingehen. So, dass ich in meinem Wahn aufsprang und, noch im Schlafanzug, wegrannte, direkt zu Zoros Haus, dass nur ein paar Straßen von mir entfernt war.

Ich rannte und rannte. Doch als ich vor dem kleinen Haus zum Stehen kam, blieb mir fast das Herz stehen.

Es war abgesperrt, Polizeiwägen standen davor und Krankenwägen, so wie eine große Anzahl an neugierigen Menschen. Energisch drängte ich mich durch die Menschenmenge.

„Zoro?!“, rief ich immer wieder, als ich vor der Absperrung angekommen war. „Zoro! Wo bist du?!!“

Tränen standen mir in den Augen. Immer wieder rief ich nach ihm, bis mich ein Polizist mehr oder weniger grob am Arm zog.

„Hey, Junge. Du musst hier zurück bleiben.“, ermahnte er mich streng.

„WO IST ZORO!!!“, schrie ich den Polizisten an, während mir die Tränen die Wangen hinabliefen.

Der Polizist sah mich an und ging vor mir in die Hocke.

„Zoro? Sprichst du von dem Jungen, der hier gewohnt hat? Lorenor Zoro?“

Ich nickte.

„Ja! Wo ist er!!“, schrie ich schluchzend.

Der Mann schüttelte den Kopf.

„Weißt du es etwa nicht. Der Junge wurde aus der Stadt gebracht. Seine Eltern...“

„NEIN!“, schrie ich und sank auf die Knie. Ich schluchzte so laut es mir nur möglich war, womit sich die ganze Aufmerksamkeit auf mich richtete. „NEIN! ZORO! ER MUSS HIER SEIN!!!“

Die ganzen Leute, welche auf mich einredeten, blendete ich völlig aus. Ich kauerte mich auf dem Boden zusammen und schluchzte nur noch...

Zwei Wochen lang ging ich nicht zur Schule. Zu sehr steckte ich in meiner Trauer um den Verlust an meinem besten Freund. Niemand wusste genau was mit Zoro war.

Manche sagten sie hätten ihn aus der Stadt gebracht, andere sagten er läge im Krankenhaus um sich von dem Schock zu erholen und wieder andere sagten, er sei selbst zum Opfer des Mörders geworden.

Von all dem wollte ich nichts hören. Ich wusste nur, dass die Zeit danach schrecklich einsam für mich war. «
 

Auf der Beerdigung zwei Wochen danach hatte ich überall Ausschau nach ihm gehalten und war immer wieder von meiner Mutter ermahnt worden, leise zu sein. Doch in meinen Kopf war es nicht hineingegangen, dass Zoro nicht hier war. Die ganze Zeit über suchte ich nach ihm und wollte nichts sehnlicher, als ihn zu sehen. Ich wollte wissen, ob es ihm gut ging, ob er in Sicherheit war, ob er am Leben war. Ich wollte meinen besten Freund umarmen, ihn fest an mich drücken und ihn so schnell nicht mehr loslassen. Für immer für ihn da sein! Das wollte ich!

Doch seit diesem Tag sind nun schon fast 12 Jahre vergangen. Ich habe ihn nie wieder gesehen- und trotzdem, denke ich noch immer an ihn.

An meinen Kindheitsfreund. Den ruhigen, aber auch sehr hitzigen Jungen,mit seinen starren dunklen Augen, dem offenen Lachen, dass so laut und fröhlich durch die Straßen hallte, mit seiner Angewohnheit immer etwas durch die Finger gleiten zu lassen und vor allem, der Junge mit seiner Faszination für das Fechten und seinen großen Träumen.

Ich denke oft an ihn. Oft träume ich noch immer von diesem Ereignis. Einfach, weil ich nie mehr einen Freund hatte, wie ihn. Ich bin mir auch sicher, dass ich jemanden wie Zoro nie mehr finden werde.

Und auch wenn ich ihn nicht mehr sah, so hoffte ich inständig, dass es ihm gut geht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2016-03-09T14:58:00+00:00 09.03.2016 15:58
Lustig vor allem als Nami eiskalt bei Sanji einpennt ich hatte den lachflasch des Jahrhunderts.
Ich mag deine Art zu schreiben sehr und freue mich schon auf die nächsten kapis.😀
Antwort von:  Aidensenpai
09.03.2016 16:02
danke :D ja ich fand das irgendwie passend xD war ja auch schon relativ spät nö? :D


Zurück