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Bloß nicht Slytherin!

Löwen in der Schlangengrube
von

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Harry öffnete die Augen und war einen Moment lang verwirrt. Irgendetwas hatte ihn geweckt – wobei er nicht einmal wirklich traurig war, da er geträumt hatte, dass er kaum atmen konnte. Aber wieso fiel es ihm noch immer schwer, obwohl er wach war. Harry blinzelte und tastete nach seiner Brille. Als er sich aufsetzte, verschwand das Gewicht auf seiner Brust mit einem anklagenden Miau. Harry setzte sich die Brille auf und sah sich um. Im Halbdunkel des Schlafsaals sah er eine kleine schwarze Gestalt umherhuschen. Das nächste Ziel war Malfoy, der mit einem leisen Umpf aufwachte.

 

"Verdammte –!"

 

Erneut ertönte ein Maunzen und Harry sah, dass es sich um eine Katze handelte. Malfoy warf dem Tier gerade sein Kissen hinterher und fluchte herzhaft. Dass er dabei die anderen aufweckte, schien ihn wenig zu kümmern.

 

"Was'n los?" Zabini tauchte mit zerzausten Haaren unter seiner Decke auf. "Draco?"

 

"Das blöde Biest ist wieder da!", fauchte Malfoy und deutete auf die schwarze Katze, die gerade auf Rons Bett sprang. "Dummes Mistvieh!"

 

"Schon wieder?" Zabini stöhnte. "Ich hab doch gesagt, wir sollten die Tür mit einem Zauber versperren!"

 

Nott, ebenfalls wach, schnaubte. "Du weißt, warum wir das nicht getan haben?"

 

"Weil Lannister das letzte Mal die Tür nicht aufgekriegt hat und zu Snape gegangen ist, um ihm zu sagen, dass wir eine Orgie feiern", half Malfoy Zabini auf die Sprünge, während er sich aus seinem Bett schälte.

 

Harry hatte keine Ahnung, wie man von einer verschlossenen Tür auf eine Orgie kam, aber wenn das hier ein alltägliches Vorkommnis war, dann konnte er sich von Schlaf bald ganz verabschieden. Dabei hatte er gehofft, dass er wenigstens am Wochenende einmal ausschlafen konnte.

 

Inzwischen waren auch Neville und Ron wach, wobei letzterer noch zerknitterter aussah als Harry. "Wem gehört die Plage?", fragte Ron und scheuchte die Katze missmutig von seinem Bett. "Und ich dachte, Hermines Monster wäre schlimm genug."

 

"Granger?", fragte Nott. "Was hat Granger damit zu tun?"

 

"Ihr Kater", sagte Harry mürrisch. "Groß, orange, … sieht aus, als wäre er überfahren worden."

 

Malfoy stöhnte laut und ließ sich rücklings wieder ins Bett fallen. "Ein Kater? Ernsthaft? Wir sind verloren!"

 

Malfoy war definitiv melodramatisch veranlagt, aber Harry war sogar gewillt, ihm zuzustimmen. Nur dachte er da womöglich an etwas anderes. Die schwarze Katze thronte inzwischen auf dem Sofa und begann damit, sich zu putzen, als könne sie kein Wässerchen trüben. Harry war versucht, ein Kissen nach ihr zu werfen. Es war wirklich zum Aus-der-Haut-fahren. Entweder wurde man von Nott aus dem Bett geworfen, oder von einer Katze attackiert … demnächst kam Snape zur Mitternachtsinspektion vorbei.

 

"Wie viel Uhr ist es?", murrte Ron, der noch immer tapfer versuchte, ins Reich der Träume zurückzukehren.

 

"Halb sechs", antwortete Zabini mit einem Gähnen. "Man kann genauso gut aufstehen. Merlin, ich hasse diese Katze."

 

"… lüg nicht." Nott streckte sich. "Aber wir sollten Milli sagen, dass sie besser auf Simon aufpassen soll, sonst landet sie irgendwann in Schwierigkeiten."

 
 

~*~*~
 

 

Trotz aller Versuche war es ihnen nicht vergönnt gewesen, noch etwas Schlaf nachzuholen. Die Slytherins hatten scheinbar bereits Aufbruchsstimmung gehabt, und nachdem Harry einmal wach war, fiel es ihm schwer, wieder einzuschlafen. Vor allem, wenn er sich daran erinnerte, dass er heute ja noch einmal einen von Snapes Zusatzkursen besuchen musste. Das zog einen wirklich runter.

 

Ron starrte mit glasigem Blick vor sich hin und schien kaum etwas um sich herum mitzubekommen. Er aß wie automatisch das, was man ihm auf den Teller legte, was die Slytherins dazu veranlasste, ihm äußerst kreative Toastvarianten vorzusetzen. Harry war beeindruckt, als Ron nicht einmal mit der Wimper zuckte, als er in einen Leberwurst-Marmelade-Toast biss. Er musste wirklich noch halb am Schlafen sein.

 

"Man sollte eine Studie über ihn machen", meinte Zabini und beobachtete fasziniert, wie Ron den Toast verschlang. "Wenn ich's nicht sehen würde … Malfoy, hast du noch was von dem Chili?"

 

Malfoy grinste und schob ihm eine kleine Flasche zu. Harry starrte. "Wozu hast zu beim Frühstück Chili dabei?"

 

"Normalerweise um die Erstklässler zu foppen", sagte Malfoy nonchalant. "Aber Wiesel ist ein besseres Ziel."

 

Harry wusste, dass er ein schlechter Freund war, da er Malfoy und Zabini nicht davon abhielt, Ron mit Chili verseuchtes Müsli vorzusetzen. Andererseits war er gespannt, ob Ron dieses Mal reagieren würde. Ron löffelte die skurrile Mischung zunächst, ohne eine Miene zu verziehen. Dann färbte sich sein Gesicht langsam rot, als das Chili seine Wirkung entfaltete.

 

Die Slytherins brachen in Gelächter aus, als Ron schreiend aufsprang und aus der Halle stürmte. Wo er hinwollte, war unklar, denn auf dem Tisch gab es auch Karaffen mit Wasser. Vielleicht ging es einfach ums Rennen. Harry zögerte einen Moment, ob er ihm folgen sollte, entschied sich aber dagegen. Er hatte keine Ahnung, wo er nach Ron suchen sollte, wenn er sich nicht gerade versuchte, im See zu ertränken.

 

"Was ist denn mit Ron los?" Hermine setzte sich neben Harry. "Er sah aus, als würde er gleich Feuer speien."

 

Harry deutete auf Malfoy. "Frag ihn", meinte er nur.

 

Er war nicht wach genug, um sich mit Hermines Neugier herumzuschlagen, und er fühlte sich schuldig, weil er es lustig gefunden hatte. Es war nichts gefährliches, nur ein harmloser Scherz. Etwas, was auch die Weasley-Zwillinge tun würden. Das wirkliche Problem lag nicht im Streich selbst, sondern wer ihn gespielt hatte. Harry sträubte sich dagegen, etwas, was Malfoy tat, lustig zu finden. Auch wenn er es lustig fand.

 

Hermine verzog das Gesicht. "Ich werde ihn ganz sicher nicht fragen."

 

Wer konnte es ihr verdenken? Harry sah sich träge in der Halle um – der Slytherintisch war viel besser besetzt als der Rest der Haustische, und Harry fühlte Neid in sich aufsteigen. Warum durfte jeder ausschlafen, nur sie nicht? Und wer war schuld daran?

 

"Harry, du siehst schrecklich aus. Warum bist du nicht im Bett geblieben?" Hermine musterte ihn neugierig, während sie sich den Teller füllte. "Ich dachte, ihr würdet die Chance nutzen und ausschlafen."

 

Harry grollte. "Können vor Lachen." Seine Miene verfinsterte sich. "Erst war es Nott, jetzt Simon."

 

"Simon? Wer ist denn Simon?" Hermine sah am Tisch entlang. "Ein anderer Slytherin?"

 

"Bulstrodes Katze. Kater. Was auch immer." Harry seufzte und rieb sich über die Augen. "Ich bin so müde … und schau dir Neville an, der ist auf seinem Toast eingeschlafen."

 
 

~*~*~
 

 

Snapes Zusatzkurs war etwas, was Harry als spezielle Version einer Willkürherrschaft ansah. Es gab keinen konkreten Unterricht nach Stundenplan – der sagte nur, dass sie zu erscheinen hatten. Aber Snape gestaltete den Inhalt, wie es ihm gerade passte. Die Slytherins schienen das als normal anzusehen, aber Harry ärgerte sich darüber. Wie sollte man sich darauf vorbereiten, wenn man nicht wusste, worauf?

 

"Weasley, deine Orthographie ist schrecklich", verkündete Snape, den Blick auf einen Stapel Pergamente gerichtet. "Ich kann sehen, dass du dir nicht die Mühe machst, Wörter richtig zu schreiben, obwohl du weißt, wie man sie schreibt. Wenn du ein einziges Wort in drei verschiedenen Varianten schreibst, ist das Faulheit und nicht Dummheit." Snape sah Ron mit einem Stirnrunzeln an. "Vielleicht wird es dir helfen, dich zu konzentrieren, wenn du jeden Aufsatz schreibst, mir zur Korrektur gibst, und ihn dann neu abschreibst, bis die Zahl deiner Fehler sich drastisch verringert hat. Und frag nicht Granger um Hilfe."

 

Ron wurde rot, aber Harry konnte nicht sicher sein, ob es Wut oder Scham war. Harry wusste nur, dass Snape sich offensichtlich dazu entschieden hatte, diese Stunde dazu zu nutzen, ihre Fehler breitzutreten. Es wunderte ihn nicht, als Snape sich ihn als nächstes vorknöpfte – seine Schrift wäre ein Martyrium für jeden Leser und er würde sich nicht genug beim Schreiben konzentrieren. Neville wurde wegen seines Gedächtnisses niedergemacht und Hermine, weil sie sich einfach nicht an die Aufgabenstellung halten konnte. Kurz, Snape fand bei jedem etwas zu bemängeln.

 

Hätte Snape nicht auch bei den Slytherins ein paar kleine Kritikpunkte gefunden, Harry wäre explodiert. Aber trotzdem war es auffällig, wie sehr er Harry und die anderen fertig machte. Die Krönung der Stunde war, als Snape ihre Stundenpläne erneut anpasste – Hermine wurde der Kurs am Freitag gestrichen, während Harry, Ron und Neville eine zusätzliche halbe Stunde aufgebrummt bekamen.

 

Nach Harrys Protest bekam er noch eine Strafarbeit obendrauf.

 

"Merk dir, Potter: Solange du in meinem Haus bist, hältst du dich an meine Regeln." Snape funkelte ihn finster an. "Wenn dir etwas nicht passt, dann behalt es für dich, bis die zwei Monate vorbei sind."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Roter_Panda
2016-01-26T08:17:03+00:00 26.01.2016 09:17
Vielleicht hatte Snape ja an den Gryffindors am meisten zu meckern, weil sie den Test (bis auf Hermine) nicht ernst genommen haben - daran hat Harry wohl noch nicht gedacht, hmpf.
Ich bin sehr sehr gespannt, wie es mit den zusätzlichen Kursen weitergeht!

Toll war wieder die Szene am Essenstisch. Grundsätzlich scheint Slytherin doch eine nette Gemeinschaft zu sein. Ich fand den Vergleich mit den Weasley-Zwillingen super! Hehe, langsam taut das Eis! *gg*


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