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Bloß nicht Slytherin!

Löwen in der Schlangengrube
von

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Am Ende war Harry trotz aller Vorsätze erfolglos. Das Passwort war nicht Salazar Slytherin, noch der Name von anderen, mehr oder weniger bekannten Slytherins. Hermine hatte mehrere Namen vorgeschlagen, aber alle Versuche blieben ohne Ergebnis. Die Wand bewegte sich keinen Zentimeter, und die anderen Schüler hatten sich köstlich darüber amüsiert.

 

Es musste irgendein seltsamer Insider sein, den man nur mit den verkorksten Gedanken eines Slytherins verstehen konnte.

 

"Ich hoffe, wir können uns gleich wieder reinmogeln", sagte Ron mit einem finsteren Gesichtsausdruck, als sie einer Gruppe Slytherins zum Mittagessen folgten. Ohne jemanden, der ihnen den Weg zeigte, hätten sie sich sicherlich in den Kerkern verlaufen.

 

"Nun, bisher hat keiner Anstalten gemacht, uns auszusperren", meinte Neville. Sie hatten sich irgendwann mit den Passwortversuchen abgewechselt. "Auch wenn keiner uns das Passwort verraten wollte, haben die uns wieder in den Gemeinschaftsraum gelassen."

 

Harry schnaubte. Als ob die das aus Nettigkeit getan hatten. Es war viel wahrscheinlicher, dass sie ihnen einfach nur unter die Nase reiben wollten, für wie dämlich sie die Gryffindors hielten. Nein, Harry würde nicht darauf vertrauen, dass sie wieder in den Gemeinschaftsraum kamen, nicht ohne Probleme.

 

"Wo willst du hin?" Hermine griff nach seinem Arm. "Wir sind am Slytherintisch."

 

Harry hatte, sobald sie die Große Halle betreten hatten, ganz automatisch den Weg zum Gryffindortisch eingeschlagen. Er war nicht der einzige, dem es so ging – Crabbe und Goyle hatten sich an den Slytherintisch gesetzt, bevor Snape zu ihnen herübergeglitten war und sie zum Hufflepufftisch geschickt hatte. Den anderen Häusern schien es nicht besser zu gehen. Die meisten waren zu ihren ursprünglichen Haustischen gegangen, bevor sie sich an den Wechsel erinnert hatten. Alles in allem war es mehr Chaos als alles andere. Harry folgte Hermine, Ron und Neville mit finsterer Miene zum Slytherintisch. Die Slytherins warfen ihnen missgelaunte Blicke zu, bevor sie sich abwandten.

 

"Ich war der Ansicht, dass ich eine klare Ansprache bezüglich der Uniformen gehalten hätte." Snape war hinter ihnen aufgetaucht. "Laut dem Verhalten in den letzten zwei Jahren gehe ich nicht davon aus, dass ihr rot-grün-blind seid."

 

Konnte der Kerl sie nicht einfach in Frieden lassen? Harry grollte. "Wir haben Farbpaletten bekommen", erwiderte er und starrte Snape wütend an. "Wo ist das eine klare Ansprache?"

 

Snapes Augen verengten sich. "Potter, gewöhn dir einen anderen Ton an, oder du wirst es bereuen." Er schien zu überlegen, sagte dann aber nichts mehr dazu. "Ich erwarte, dass ihr eure Uniformen bis zum Abendessen in Ordnung gebracht habt, sonst wird es Strafarbeiten hageln." Er warf ihnen ein paar Pergamente auf den Tisch. "Das sind eure Stundenpläne."

 

Dann rauschte er davon, um den anderen Drittklässlern ihre Stundenpläne auszuhändigen. Und er händigte sie wirklich aus – scheinbar waren Harry und die anderen Gryffindors es nicht wert, dass er die Pläne einzeln ausgab, oder sie ihnen in die Hand drückte. Es war ein Wunder, dass er sie ihnen nicht einfach vor die Füße geworfen hatte.

 

"Ernsthaft?", fragte Ron, der die Pläne keines Blickes würdigte. "Sollen wir unsere Uniformen anmalen, oder was?"

 

Hermine biss sich auf die Lippe. "Vielleicht sollen wir sie verwandeln?"

 

Harry sah sie ungläubig an. "Wie soll das denn gehen? Snape muss wissen, dass wir so etwas noch nicht gelernt haben. Sicher, du könntest es vielleicht, aber was ist mit uns?"

 

"Ihr seid Idioten." Lannister hatte sich angeschlichen und ließ sich neben sie auf die Bank fallen. "Snape erwartet nicht von euch, die Uniformen in die richtige Farbe zu bringen. Er erwartet nur, dass ihr etwas dafür tut."

 

"Was dasselbe ist", schnappte Ron. "Wer hat dich eigentlich gefragt?"

 

"Niemand." Lannister griff an Harry vorbei zu einer Schale, die gerade aufgetaucht war. "Aber als verantwortungsbewusster Vertrauensschüler ist es meine Pflicht, euch vor dem gröbsten Unfug zu bewahren."

 

Harry funkelte ihn nur säuerlich an und ignorierte ihn. Lannister mochte eine bessere Gesellschaft sein als die anderen Slytherins, aber er war ein Slytherin und er war keine gute Gesellschaft. Vor allem dieses neunmalkluge Getue. Warum konnte er nicht einfach klipp und klar sagen, was er meinte? Oder was Snape meinte? Verdammt, warum gab es nicht einfach ein Wörterbuch, damit normale Menschen dieses verwirrende Gefasel verstanden?

 

Harry sah zu den anderen. Hermine studierte ihren Stundenplan mit leicht zusammengezogenen Brauen, während Ron und Neville eine Diskussion über die Quidditch-Liga gestartet hatten. Harry hätte sich gerne beteiligt, wenn er etwas mehr Ahnung gehabt hätte. Stattdessen griff er lustlos nach seinem Stundenplan. Immerhin, er musste herausfinden, was Snape damit angestellt hatte. Vielleicht hatte er die gesamte Freizeit mit irgendwelchen Arbeiten vollgestopft, einfach, weil er es konnte.

 

Als er den Stundenplan gelesen hatte, blinzelte er verwirrt. Er beugte sich zu Hermine herüber, aber ihr Stundenplan war noch seltsamer. "Wie kannst du zwei Stunden gleichzeitig haben?", fragte er.

 

Hermine errötete und zog ihren Plan aus seiner Reichweite. "Ich … ich schätze, da ist ein Fehler", sagte sie nur. "Ich werde mit Professor Mc… ähm, Snape, darüber sprechen."

 

"So viel dazu, dass er die Dinger überarbeiten musste." Harry schnaubte. "Viel Mühe hat er sich offensichtlich nicht damit gemacht." Er sah wieder auf seinen eigenen Plan. "Weißt du, was Zauberkunde sein soll? Oder ist das auch ein Fehler, und das heißt eigentlich Zauberkunst?"

 

"Aber da steht auch Zauberkunst", meinte Hermine und deutete auf die besagte Stelle. "Außerdem ist das samstags."

 

"Wir haben samstags Unterricht?" Rons Ausruf war laut und die anderen Slytherins drehten sich missbilligend zu ihm um. Ron wurde rot und senkte die Stimme. "Ernsthaft? Dürfen die das überhaupt?"

 

Harry fand das auch äußerst seltsam – und ätzend. Nicht nur, dass sie morgen Unterricht hatten, jetzt hatten sie auch übermorgen Unterricht. Was auch immer Zauberkunde für ein Fach sein sollte. Vom Wochenende würde ihnen nur noch der Sonntag bleiben. Und was war mit Quidditch? Es war garantiert Absicht, dass Snape ihnen auch am Samstag Stunden aufgebrummt hatte. Es mochte nicht erlaubt sein, ihn böswillig mit ungerechtfertigten Strafarbeiten vom Quidditch abzuhalten, aber jetzt konnte er behaupten, dass Harry Unterricht hatte. Und Unterricht ging eben vor Quidditch.

 

Die vier Gryffindors steckten die Köpfe zusammen und prüften, was noch unerwarteter Weise auf ihren Stundenplänen aufgetaucht war. Da waren Stunden für gemeinsames Lernen – dachte Snape, sie seien Kleinkinder, dass sie sich ihre Zeit nicht selbst einteilen konnten? Und da war auch etwas zur Allgemeinbildung, zumindest sah es so aus. Harry war sich nicht sicher, ob er es richtig interpretierte. Am Ende lief es darauf hinaus, dass sie mehr Fächer hatten, als sie haben sollten. Schön, die meisten waren eine Stunde pro Woche, aber es ging Harry gehörig gegen den Strich.

 

"Wozu haben wir Wahlfächer, wenn man uns einfach irgendwas auf den Stundenplan schreiben kann?", regte er sich auf.

 

"Lass mal sehen." Lannister riss ihm den Stundenplan aus der Hand und überflog ihn. "Ist doch normal."

 

Harry riss ihn wieder an sich. "Was mischt du dich eigentlich ein?"

 

Lannister deutete nur auf sein Abzeichen und hob eine Augenbraue. "Ich weiß nicht, warum ihr euch aufregt. Das sind Zusatzkurse, die jeder hat – zumindest in Slytherin, wie ich eurer Empörung entnehme. Und Merlin, es ist nicht mal so, als gäbe es Prüfungen darin, auch wenn ich euch rate, euch nicht zu dumm anzustellen. Snape hat schon Leute zurückgestuft, und es ist wirklich demütigend, wenn man als Viertklässler mit den Erstklässlern lernen muss."

 

Harry sah ihn gehässig an. "Sprichst aus Erfahrung, was?"

 

Lannister verdrehte die Augen und wandte sich ab. Scheinbar war das ein wunder Punkt. Vielleicht konnten er und Malfoy sich deshalb nicht ausstehen – die gemeinsamen Lernstunden mussten die Hölle gewesen sein. Wenigstens hatte Harry etwas gefunden, was Lannister abschreckte. Der Kerl war einfach viel zu aufdringlich. Hatte er nichts Besseres zu tun, als sich überall einzumischen? Nicht mal Percy war so nervig, trotz seiner hochnäsigen Auftritte.

 

Mit einem Seufzen sah Harry erneut auf seinen Stundenplan. Diese Zusatzkurse, abgesehen von denen am Samstag, waren in den Stunden, in denen er frei gehabt hätte. Ein Vergleich mit Hermine zeigte, dass sie - sofern man Hermines Stundenplan trauen konnte, mit den doppelt belegten Zeiten - in den Blöcken waren, in denen keiner von ihnen Unterricht hatte. Das war kaum Zufall. Es musste der Grund dafür sein, dass Snape ihre Stundenpläne noch einmal überarbeitet hatte. Wozu er sich die Mühe gemacht hatte, wenn er wusste, dass sie sowieso diese ominösen Zusatzkurse nicht wollten, entzog sich Harrys Verständnis.

 

"Wie viele von diesen Zusatzkursen haben wir eigentlich?" Ron ärgerte sich noch immer über ihre bloße Existenz. Nicht zuletzt, weil dadurch die ganze Planung für die Freistunden hinüber war.

 

Ron hatte, genau wie Harry, absichtlich nur zwei Wahlfächer genommen, statt der erlaubten drei. Es war nicht so, dass Harry absolut kein Interesse für die anderen Fächer aufgebracht hätte - auch wenn er Muggelkunde sofort gestrichen hatte und für Arithmantik nichts übrig hatte. Alte Runen hätte zumindest interessant sein können und vielleicht hätte Harry es auch gewählt, wenn er nicht im Vorfeld auch darüber nachgedacht hatte, was neue Fächer für seine Freizeit bedeuteten. Immerhin wollte er auch noch Freizeit haben und Quidditch spielen.

 

"Wir sollten noch mal mit Snape darüber reden", meinte Hermine mit einem Stirnrunzeln. "Auf meinem Plan passt einiges nicht zusammen, und außerdem kann er uns nicht einfach für irgendwelche Sachen einplanen, ohne uns vorher darüber zu informieren."

 

Harry war sich sicher, dass Snape das sehr wohl konnte – er hatte es schließlich auch getan. Nur ob er es durfte, das war eine etwas andere Frage. Eine, die Harry ihm nicht stellen würde, denn dann würde es Strafarbeiten hageln. Es war schon schlimm genug, dass Snape sich an ihrer Kleidung aufhängte, ohne ihnen auch nur einen Hinweis zu geben, wie sie das ändern sollten. Überhaupt schien Snape viel zu viel als gegeben hinzunehmen. Erst das mit dem Passwort, dann die Uniformen, jetzt die Stundenpläne ... anstatt einmal eine Erklärung abzugeben, schnauzte Snape sie an, wenn sie etwas nicht wussten. 

 

Aber das war Snape. Snape erklärte nicht mal in seinem eigenen Unterricht etwas, warum sollte er es dann außerhalb tun?

 

Hermine bestand darauf, dass sie Snape darauf ansprechen mussten. Harry wäre es lieber, einfach nicht zu diesen Zusatzkursen aufzutauchen. Ein Gespräch mit Snape beinhaltete nur Spott, Hohn und Gemeinheiten, und wenn sie Pech hatten, bekamen sie obendrein auch noch Strafarbeiten. Nein, er wollte wirklich nicht mit Snape reden.

 

"Am besten sofort nach dem Mittagessen", meinte Hermine ernst. "Wenn wir zu lange warten -"

 

"Das geht nicht", wandte Neville ein. "Wenn wir erst dann zum Gemeinschaftsraum zurückgehen, wenn alle schon weg sind, dann kommen wir nicht mehr rein."

 

Harry vermutete zwar, dass der wahre Grund für seinen Einwand der war, dass Neville noch mehr dagegen hatte, mit Snape zu reden, als Harry, aber wer konnte es ihm verübeln? Und er hatte ja Recht – sie wussten immer noch nicht das Passwort und es war auch so schon schwierig genug, den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum zu finden.

 

Trotz aller Bemühungen setzte sich Hermine durch. Im Nachhinein fragte Harry sich, wie sie es geschafft hatte – es hatte drei Stimmen dagegen gegeben. Vielleicht war es ihre Drohung, ihnen nicht bei ihren Hausaufgaben zu helfen. Oder es war eine spezielle weibliche Fähigkeit. Sie würden es wohl nie erfahren.

 

Da Snape bereits die Halle verlassen hatte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihn in seinem Büro aufzusuchen. Hermine klopfte forsch an die Tür. Harry kreuzte die Finger und hoffte, dass er nicht da war. Wie lange mussten sie warten? Wenn Snape nicht sofort antwortete, dann war er bestimmt nicht im Büro. Oder er war beschäftigt. Oder er wusste, dass sie es waren, und wollte nichts mit ihnen zu tun haben. Harry drehte sich bereits um, um zu gehen, als die Tür aufgerissen wurde und Snape vor ihnen stand.

 

"Was wollt ihr?", blaffte er sie an.

 

Hermine reckte leicht das Kinn. "Da ist ein Fehler auf meinem Stundenplan." 

 

Sie hielt ihm das Pergament hin, aber Snape starrte es nur an, als hätte es ihn persönlich beleidigt. "Was", fragte er gefährlich leise, "soll dieser Fehler sein?"

 

Spätestens jetzt hätte jeder normale Schüler, der noch bei Sinn und Verstand war, das Weite gesucht. Harry hatte keine Zweifel, dass Hermine wirklich einen Fehler gefunden hatte, aber so etwas teilte man dem Hauslehrer von Slytherin einfach nicht mit. Nicht von Angesicht zu Angesicht. Nicht einmal per Brief – Snape würde selbst anonyme Briefe zurückverfolgen können. Aber Hermine sah sich im Recht und das sagte sie auch.

 

"Zum einen fehlt ein Fach", sagte sie ernst und wedelte etwas mit dem Pergament.

 

Snape hob eine Augenbraue. "Das ist das erste Mal, dass sich jemand beschwert hat, dass zu wenig Unterricht eingeplant ist." Er verschränkte die Arme und machte keine Anstalten, sich den Plan anzusehen. "Ich schätze, dass es um Muggelkunde geht", meinte er dann gelangweilt. "Hiermit informiere ich dich, dass du entweder das Fach ganz aufgibst oder die ersten zwei Monate aussetzt."

 

Hermine starrte ihn empört an. "Das geht nicht!"

 

Snape schnaubte. "Und ob das geht. Das ist sogar die Norm." Er sah verächtlich auf sie herab. "Nur weil du der Ansicht bist, etwas Besonderes zu sein, heißt das nicht, dass dem so ist. Vielleicht hast du Professor McGonagall überzeugt – mich beeindruckst du nicht." Er machte eine rüde Geste. "Jeder andere Schüler wäre darauf hingewiesen worden, dass er maximal drei Wahlfächer belegen kann. Aber du bist so gierig, dass du alle fünf haben willst. Da du unfähig bist, eine Entscheidung zu treffen, habe ich sie für dich getroffen, Granger. Für dich fällt Muggelkunde aus, solange du in meinem Haus bist. Es sollte dir ja nicht schwer fallen, den Stoff nachzuholen – immerhin ist es für dich eigentlich sowieso die reinste Zeitverschwendung." Er drehte sich um und verschwand wieder in seinem Büro, ihnen die Tür vor der Nase zuknallend.

 

Hermine schnappte nach Luft. "So ein –!"

 

Harry zog sie eilig von der Tür weg. "Sei still!" Er traute es Snape zu, dass er sie von der anderen Seite belauschte. "Lass uns gehen."



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