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Besuch aus Amerika

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo :)

ich hoffe ihr habt euch über die Feiertage nicht überfressen (ich bin mal so frei) und seid frisch und munter aus den Feiertagen hervor gegangen :)
da ich leider nicht weiß, wich ich morgen Zeit finde, gibt es das Kapitel heute schon :)

ich bin schon begeistert :)
12 Favoriten *-* :3
Vielen Lieben Dank an alle <3
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte mich mal wieder bei all jenen bedanken, durch die diese Geschichte lebt :3 also euch ;)
Danke :)
Ich freue mich zu sehen, wie diese Geschichte immer weiter nach oben rutscht und mehr Favoriten bekommen^^
Auch Reviews und Empfehlungen sind immer schön mit anzusehen :)
Aber scheut euch nicht, auch zu sagen, was euch an der Geschichte missfällt, dann weiß ich, was ich besser machen kann :)
doch nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Juten Abend
Da ich seit gestern im Praxissemester stecke (was wirklich Spaß macht ;) ), kann ich die Kapitel ab sofort nur abends hochladen, weil ich morgens den PC nicht anmache :P
so als kleine Info ;)
Viel Spaß beim neuen Kapitel :)
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyho ;)
einzig diese Woche gibt es eine Ausnahme (bezüglich des Hochladens), aber nur, weil ich eine Vorlesung hab, die später anfängt :P
Viel Spaß mit dem Kap
Liebe Grüße
Phean :3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :)
Ja, es ist noch nicht Mittwoch, aber ich werde von jetzt an - so lange es gut läuft ;) - alle 5 Tage hochladen :)
ab dem nächsten Kapitel ist auch endlich Tais Depriphase vorbei und wir können alle wieder lachen :D
oder ihn umbringen, weil er einfach ein Idiot die letzten Kapitel war >__>
Außerdem hab ich jetzt bei jedem Kapitel Tag und Datum hingeschrieben :) damit sich das auch gelohnt hat aufzuschreiben ;)
Viel Freude euch beim Lesen :)
Phean <3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo :)

ja, dieses wunderschöne und wohlschmeckende Getränk verdient auch ein Kapitel ;)
Es musste einfach sein und damit viel Spaß ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo :)
da ich morgen etwas im Stress bin - da ich gleich nach der Arbeit in die Heimat aufbreche, gibt es das neue Kapitel heute schon :)

Ich wünsche euch viel Spaß und das hier ist meiner liebsten Tasha gewidmet :*
ich habe einen Teil ihren Geschichten zu verdanken ;)
Liebe Grüße
Phean
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo :D

ich hatte im letzten Kap gaaaaaaaaaanz vergessen zu erwähnen (vermutlich der Stress mit der Heimfahrt xD )
dass das Essen teilweise Ideen von mir - aber auch Ideen der lieben Tasha88 waren :)
sowie ich mir Vogel und Wurm von ihr ausgeliehen habe ;) einfach weil sie meine Liebste ist :*

Viel Spaß beim 1. August^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Für mein liebstes ICH

Tasha88 wie passen an solch einem Tag xD
'holdselig' nur für dich :*

aber auch allen anderen :)
viel Spaß mit dem Kapitel ♥ ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Guten Abend euch allen :)
ich bin morgen den ganzen Tag unterwegs - zumindest wird es sich so anfühlen und selbst wenn nicht - würde ich morgen erst um diese Uhrzeit zum hochladen kommen und das wollte ich nicht ;)
also lade ich das Kapitel jetzt schon hoch, weil es ja schon fast morgen ist ;)
Wir sind mittlerweile bei den 30 angekommen :) ich ich freu mich wirklich :)
sie hat mittlerweile 33 Favoriten und 189 Kommentare
Ich freu mich immer wenn eine Zahl davon wächst :) wenn ich dazu noch eure Meinung erfahre - noch viel mehr ;)

Noch ein ganz liebes Dankeschön an Tasha88 - meine Liebe - ohne dich und das Brainstorming wären die folgenden Kapitel nicht so geworden, wie sie es jetzt sind :) danke :*

Ich wünsch euch weiterhin viel Spaß
da ich immer noch nicht das Ende schreibe ;) (aber gut - ich hab eine wichtige Abgabe und zwei Prüfungen vor mir, da komm ich nicht so ganz zum Schreiben - aber die gute Nachricht ... ich muss keine Pause vom hochladen einlegen ;) )

Eure Phean ❤ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo,

etwas verspätet und nicht drüber gelesen, aber ich hab grad so viel zu tun und Prüfung ist am Samstag und ich weiß nicht, ob ich das Kap, das morgen bei der anderen Geschichte kommen soll, schaffe, ich müsste nur abtippen, aber sollte lernen >_< ich bin chronisch überfordert und gestresst XD

Trotzdem, hier viel Spaß :*

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hii

ich hab heute eine Prüfung geschrieben und daher hab ich grad nicht die Nerven nochmal drüber zu lesen - bitte entschuldigt >_<

aber ich weiß, dass sich dattelpalme94 gern darüber her macht ;) tob dich aus :*

Liebe Grüße
Phean ❤ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo :)

es geht weiter :D
und das ist dein Kapitel mein liebstes ICH :*

Ich wünsch euch viel Spaß
Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine Lieben,

das hier ist das Endergebnis eines Brainstormings mit meiner lieben Tasha88 ...
Ich hab dich so unendlich liebe :*
ABER es ist so gesehen nur Teil eins davon :)
freut euch auf Teil 2 ;)

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo :D
nun auch der zweite Teil des Spieles ;D
ich hatte ja schon sehr viel Spaß beim Schreiben und das lässt sich noch steigern :D
viel Spaß dabei und ich bin auf eure Meinung gespannt ;)
Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben :)
vor zwei Tagen hätte es schon kommen sollen, doch ich hatte irgendwie ... ich kann nicht sagen, dass ich es vergessen hab, aber das nächste Kap ist noch nicht fertig und ich bin gerade so "schwerfällig" da komm ich weniger in den Schreibfluss ;)
Es steht ja eigentlich schon was passieren wird in den nächsten Kapiteln, doch durch das Lernen bin ich etwas zurück gefallen und gerade bin ich einfach so meehhh, dass ich nicht vorwärts komm ... entschuldigt bitte und wundert euch nicht, wenn das nächste Kap nicht pünktlich kommt ;) ihr wisst Bescheid xD
Liebe Grüße
Phean
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo meine Lieben :)
Entschuldigt die lange Pause, ich habe Ferien gemacht und habs auch nicht geschafft weiter zu schreiben :/
es ist schon irgendwie traurig ...
Und es tut mir wirklich Leid, aber ich hoffe, dass es das Kap wieder wett macht ;D
Viel Spaß
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo :)

ein kurzes Vorwort ...
Dieses Kapitel ist von zwei Extreme Activity Spielen inspiriert. Die waren sehr lustig und mein Schwager ist auch für den Titel verantwortlich, weil er etwas falsch gelesen hat, ihr könnt euch denken, was passiert ist, aber es kommt auch im Kapitel vor ;)

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

seit ein paar Tagen gibt es "Charaktere" hier ... allerdings nicht diejenigen, um die es hier Hauptsächlich geht ...
sondern die internationalen Digiritter, damit habe ich schon preisgegeben, dass diese noch auftauchen werden xD
einen habe ich dazu gedichtet, für diesen muss ich mir noch ein Gesicht suchen, der fehlt noch, aber sonst ... ja ... sie tauchen noch auf ...

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo :)

ich kann euch nun so viel verraten, das letzte Kapitel der Geschichte hat ein Datum bekommen ;)
leider weiß ich es grad nicht auswendig - ich ziehe dieses Wochenende um und daher ist mein allwissendes Notizbuch schon irgendwo verstaut ... was auch heißt, dass ich erst nächste Woche hieran wieder weiter schreiben werde ...

viel Spaß euch ^^

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute etwas später, weil ich den ganzen Tag unterwegs war

Wir haben das 50. Kapitel erreicht :)

ich freue mich und ich hoffe, ihr auch ... Weihnachten kommt immer näher (irgendwie ja auch in echt xD )
das nächste Kapitel wird viele erfreuen ;)

Viel Spaß bei diesem hier

Phean :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist für Black-Starshine, weil es gespickt ist mit kleinen Dingen, die wir zusammen geschrieben haben :)
Du wirst sie sicher finden und allen anderen wünsche ich viel Spaß dabei :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt bitte, dass es letzte Woche kein Kapitel gab, es waren verschiedene Gründe unterwegs, aber heute wieder ;)
es ist zwar etwas kurz geworden, aber das kann ich gerade nicht ändern ...
ich wünsche trotzdem viel Spaß beim lesen

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben :)

ich hab mich extra beeilt, damit ihr nicht bis heute Abend 20 Uhr warten müsst - oder so.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei allen herzlich bedanken, die kommentieren - es freut mich immer sehr, eure Meinung zu erfahren :)
Dann will ich euch auch gar nicht lange warten lassen, da ich weiß, dass sich viele auf das hier gefreut haben ;)
also dann :) mögen die Spiele beginnen :D

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So liebstes ICH,

das ist dein Kapitel :**
und das Ende wird kitschig ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Abend schreitet voran ;)
Und was ich schon die ganze Zeit vergesse, ich habe alle Charaktere in den Charakteren aufgelistete, für all jene, die sich nicht mehr erinnern ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo :)

entschuldigt die Filler-Kapitel, die es gab (ja, ich bin auch etwas unzufrieden) aber so ist das jetzt
wir haben den größten Teil geschafft und jetzt arbeite ich eigentlich nur noch auf das Ende hin^^

das folgende kann auch als Filler gesehen werden, aber es arbeitet alles auf das Ende hin
auch Karis Chorprobe und überhaupt ihre Mitgliedschaft im Chor gibt noch einen Sinn ;)
aber das kommt alles noch, vielleicht ist es blöd gewählt gewesen manchmal, aber ich hatte diese Szenen im Kopf und da haben sie sich gut angehört XD

das wollte ich nun einmal los werden :)
ich hoffe die Geschichte gefällt euch noch,
derzeit werfe ich die Geschichte schon wieder um und streiche einige Stellen, damit es nicht mehr so lang wird und es nicht wieder nach Filler-an-Filler ausschaut ;)

also dann :)
Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow ... ich hatte die Geschichte hier nie vollständig hochgeladen xD Komplett anzeigen

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Prolog


 

Donnerstag, 20. Juni
 

‘Motomiya‘ las er, während er auf die Klingel drückte. Erwartungsvoll wartete er und klopfte sich auf die Oberschenkel. Er freute sich schon darauf.

„Ich geh schon“, war von drinnen zu hören, darauf folgten laute Schritte, die näher kamen. Kurz danach wurde die Türe aufgerissen, das leicht genervte Gesicht wurde durch Entsetzen abgelöst. „Willis?“, brachte Davis gerade so heraus.

„Hi“, grinste der Blonde und hob zum Gruß die Hand. „Was machst du denn hier?“, der Anführer drückte die Flasche in seiner Hand kurz zusammen.

„Bin gerade auf Besuch und denke, es ist in Ordnung, wenn ich ein paar Tage bei dir übernachte", antwortete er ohne eine Miene zu verziehen.

„Äh", er brachte nichts heraus. „Super, danke dir", Willis nahm seine Reisetasche hoch, drückte sich an Davis vorbei und lief den Flur entlang. „Äh, Willis?", wollte der Braunhaarige nochmal anfangen. „Was denn?", drehte sich der Angesprochene um. Er hatte soeben seine Sachen - Reisetasche und Rucksack - neben der Küchentheke abgestellt. „Deine ... Schuhe", Davis stotterte. Der Blonde sah zu seinen Füßen, „ach ja, ich war ja schon ewig nicht mehr in Japan. Ganz vergessen, dass man bei euch die Schuhe ausziehen muss." Er lief zurück und folgte der Aufforderung.
 

„Was ist denn hier los?“, eine schrille Stimme holte die beiden Jungs aus ihren Gedanken. „Davis, was hast du da schon wieder alles raus gezogen? Mistest du aus?“ Der Angesprochene eilte zu seiner Mutter, „nein, ein Freund ist hier“, stellte er klar.

„Und der hat gleich seinen ganzen Hausrat mitgebracht?“ Der Junge zeigte in den Flur, in dem Willis stand. „Hallo“, grinste der Blonde, „Davis hat gesagt, dass ich hier ein paar Tage übernachten kann.“ „Was?“, Davis Stimme schnellte eine Oktave höher.

„Davis“, seine Mutter stemmte ihre Hände in die Hüfte und klang bedrohlich. Der Braunhaarige zog den Kopf zwischen die Schultern. „Das hättest du vorher mit mir besprechen sollen.“ „Ja, aber …“ „Er hat es sicher nicht so gemeint“, mischte sich Willis ein, „er ist ja sonst ein ordentlicher Junge, der sonst immer fragt, vielleicht hat er es einfach vergessen. Das kann einmal passieren.“

Entsetzt betrachtete Davis seinen ungebetenen Gast, ‘was zur Hölle sollte das?‘

Ankunft


 

Donnerstag, 20. Juni
 

„Hey Leute“, rief Davis in die Runde und hob die Hand, bevor er sie wieder sinken ließ. Er suchte nach seiner Liebsten, welche gerade in ein Gespräch mit Yolei vertieft war. Genervt seufzte er auf. Dann suchte er seinen besten Kumpel. Ken unterhielt sich mit Takeru und Cody. Na wenigstens eine gute Sache. Dann brauchte er noch einmal Kraft, „seht mal wen ich mitgebracht habe“, er trat zur Seite, sodass Willis an ihm vorbei konnte. Dieser begann zu strahlen, als er die zwei Mädchen auf der Bank entdeckte und stürmte zu ihnen. Erschrocken sah Davis ihm nach. Ihm brannte sich ein Bild ein. Er erinnerte sich an den Abschied von dem Blonden. Er hatte Hikari geküsst. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, er war doch nicht nur gekommen, um mit der Braunhaarigen Zeit zu verbringen? Er hatte zwar gesagt, er wollte alle einmal wieder sehen, doch sollte das eine Lüge gewesen sein?
 

„Hallo Kari, hallo Yolei, schön euch wiederzusehen“, grinste Willis die beiden Mädchen an. Beide lächelten zurück und grüßten. „Was machst du hier, Willis?“, wollte Kari von ihm wissen. „Naja“, er überlegte kurz, „Davis habe ich gesagt, dass ich euch alle einmal wiedersehen wollte“, er machte eine kleine Pause, „aber eigentlich“, er beugte sich etwas vor, seine Stimme wurde leiser und er wandte sich an Yolei, „wollte ich nur dein Lächeln einmal wieder sehen.“ Die Lilahaarige kreischte auf, schnappte sich ihre Tasche und Karis Hand und stand in einem Zug auf. Sie zog die Jüngere schnellen Schrittes hinter sich her, welche sich gerade so noch ihre Tasche schnappen konnte. Gut zwanzig Meter weiter blieben sie stehen, aber auch nur, weil Kari mehrmals Yoleis Namen sagen musste.
 

„Was ist denn los?“, wollte die Braunhaarige von ihrer Freundin wissen, die offensichtlich mit ihren Nerven kämpfte. Sie ging zwei Schritte in die eine Richtung, kehrte beim dritten um und dann zwei in die Andere. „…ich…. Was soll das? Was macht er hier?“, sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen. „Yolei“, flüstere Hikari den Namen ihrer Freundin, die nun stehen blieb und kraftlos ihre Arme hängen ließ. „Ich weiß nicht was ich machen soll, was meint er damit?“ „Ach, der scherzt doch nur“, lächelte die Braunhaarige. „Aber… wenn nicht? Ich … ich will doch … ich will Zeit mit …“ „Um was geht es dir?“ „Ich will Zeit mit Ken verbringen“, platzte es schließlich aus der Brillenträgerin heraus. Ihre Stimme wurde weinerlich. Hikari trat näher und schlang ihre Arme um die Größere. Diese legte den Kopf auf die Schulter, welche sie nun zum Anlehnen hatte. „Das weiß ich“, flüsterte sie.
 


 

❀ ❀ ❀
 


 

Verwirrt beobachteten die Jungen die zwei Mädchen aus der Ferne. Wie von selbst griff Takeru nach seinem Handy und tippte eine kurze Nachricht an seine beste Freundin. Er wartete und beobachtete sie weiterhin. Derweil war Davis zu ihnen getreten. „Hey Leute“, murrte er und schlug in die Hand ein, welche ihm Ken entgegen hielt. „Hi, wer ist das?“, wollte der schwarzhaarige wissen. „Ein Freund aus Amerika, Willis“, erklärte Cody. „Ah.“ „Ja“, knurrte Davis. „Hey Leute“, lachend kam der Blonde zu ihnen gelaufen und legte gleich seinen Arm um die Schulter der Anführers, „was läuft?“, breit grinsend sah er in die Runde, „was ist denn mit den Zweien los?“ Willis deutete mit dem Daumen über die Schulter auf die Mädchen. In diesem Moment vibrierte Takerus Handy, welches er immer noch in der Hand hielt. ‚Mädchenprobleme, wir gehen schon einmal vor.‘ ‚Ist gut‘, tippte der Träger der Hoffnung und sah auf. Das Mädchen winkte ihm noch zu und dann machten die Beiden sich auf den Weg.
 

„Wieso gehen Kari und Yolei schon?“, wollte Davis verwirrt von dem Blonden wissen, er wusste ganz genau, dass dieser mit ihr geschrieben hatte. „Sie gehen vor.“ „Dann lasst uns doch auch gleich aufbrechen, wenn Davis jetzt da ist, brauchen wir nicht länger hier bleiben“, meinte Cody und wartete auf eine allgemeine Zustimmung.
 


 

❀ ❀ ❀
 


 

„Mach dir keine Gedanken“, versuchte Hikari immer noch die Ältere aufzumuntern. „Aber, ich will doch …“ „Still!“, forderte die Kleinere sie auf und hob dabei drohend einen Finger, „wenn wir Zauberfee Mimi gleich vom Flughafen abholen, schildern wir ihr dein Problem, dann wird sie sich aufregen, dass wir sie gleich nerven, aber dann wird sie sich darum kümmern.“ Perplex betrachtete Yolei sie und lächelte dann, genau wie ihre Freundin. „Ja, da hast du wohl recht, aber sie wird sich doch nicht allzu sehr einmischen?“ „Oh doch, wenn du nicht aufpasst, sagt sie dir noch wie du deine Lippen beim ersten Kuss bewegen sollst und wenn nötig, macht sie dir es noch vor“, kichernd lief Hikari weiter, während die andere stehen geblieben war. „Ich will aber nicht, dass sie Ken küsst“, ihr Blick gab Fassungslosigkeit wieder. „Das war doch nur ein Witz. Sie kann es auch an dir zeigen.“ Hikari zwinkerte, während die andere sie immer noch fassungslos anstarrte.
 

Die Braunhaarige lief die paar Schritte zurück und griff sich die Hand von der Älteren. Sie mit sich ziehend lief sie weiter.
 

„Entschuldigt“, Hikari winkte den Anderen zu. Die älteren Digiritter warteten bereits am Flughafen und auch Davis und die Anderen waren bereits da. „Wieso seid ihr schon da?“, wollte die Braunhaarige überrascht von Cody wissen. „Tja, Geheimnis“, grinste Takeru. „Die Zauberworte heißt Abkürzung und nicht auf Davis hören“, meldete sich Cody zu Wort.
 

„Tai war genauso“, lachte Sora auf und klopfte dem Braunhaarigen auf den Rücken. „Bitte was?“ „Ja, ihr ähnelt euch zu sehr“, pflichtete ihr Matt bei. „Das ist manchmal fast schon gruselig“, die Orangehaarige verzog ihr Gesicht. „Teilweise denke ich, ich hab zwei Brüder“, seufzte Hikari. „Ihh... wenn ich mir das so vorstelle, nicht schön“, Takeru lachte auf. „Aber gut für eure Mutter und mich, dann könnt ihr den Kartoffelsaft trinken“, Izzy trat zu der Gruppe. Bis eben hatte er sich mit Joe unterhalten. „Oh, Izzy, wann kommt sie denn eigentlich?“, wollte nun Miyako wissen und ging zu dem Rothaarigen. Willis war ihr schon wieder auf die Pelle gerückt und hatte sich zwischen sie und Kari gedrängt. Sehr zum Leidwesen von Davis, der sich beleidigt davon abgewandt hatte und nicht mit ansehen konnte, wie der Blonde seiner Angebeteten nahe war. Allerdings entging ihm so, dass gar nicht seine Liebste angestarrt wurde, sondern die Brillenträgerin. „Sie müsste in wenigen Minuten ankommen, dann dürfte es allerdings noch einmal etwa fünf Minuten Minimum dauern bis sie ihren Koffer hat.“ „Ach so, aber wir ... können doch … rein … gehen...“, immer wieder sah sich die Jüngere nach dem Blonden um, der schon wieder näher trat, „BITTE!“ Sie schrie fast und holte alle aus ihren Gedanken. Erschrocken stellte sie fest, dass alle sie anstarrten. Ein Kloß setzte sich in ihrem Hals ab und ihr Gesicht lief rot an. Ohne groß darüber nachzudenken packte sie Izzy am Arm und rüttelte kurz an diesem. Nach dem ersten Schock, den er bekommen hatte, lief er verwirrt los und in die Vorhalle des Flughafens. Hikari lief ihnen gleich hinterher und winkte den Anderen zu, dass sie kurz warten sollten.
 

„Yolei, was hast du denn?“, immer noch sichtlich verwirrt und überfordert beugte sich der angehende Informatiker runter. Die Lilahaarige war drinnen schließlich zusammengesackt und in die Knie gegangen. Sie war den Tränen nahe und konnte sie nur mit Mühe zurück halten. „Yolei“, flüsterte Kari ihren Namen und ließ sich neben ihr nieder. „Hikari, was ist denn los?“, Izzy hatte die Hoffnung aus der jüngeren Schwester seines Freundes etwas rauszubekommen, da die andere nicht reden wollte. „Ach Izzy, das ist zu kompliziert“, seufzte sie und lächelte, „tut mir Leid.“ „Muss es nicht, ich bin nur ...“ „...verwirrt? Ja! Ich doch auch“, jammerte die Brillenträgerin. Nun verstummte der Rothaarige völlig und war mit seinem Latein am Ende – oder welche Sprache er auch immer benutzen wollte. „Ist schon in Ordnung, Izzy“, lächelte Hikari liebevoll und legte ihren Arm um Yolei, „jetzt komm hoch, wir machen uns später Gedanken über dein Problem. Du hast dich doch so gefreut, dass Mimi wieder kommt“, sie halt der Älteren auf die Beine, die schließlich nickte. „Ja, was soll schon mein Problem, wir wissen ja nicht einmal, ob es ein Problem ist“, grinste sie dann zurück. „Genau.“ „Also … auf geht’s! Wo kommt sie raus?“, rief sie voller Tatendrang. „Die Frage ist nicht, wo ich rauskomme, sondern, dass ich bereits hinter dir stehe, liebe Yolei!“
 

„Mimi“, lachend fiel ihr Hikari in die Arme, „schön, dass du wieder da bist.“ „Ja, das find ich auch“, entgegnete sie. „Hallo Mimi“, fuhr Izzy fort und umarmte seine Freundin ebenfalls. „Sei gegrüßt, mein Lieblingschaot.“ „Hey, ich dachte das sei Joe?“, beschwerte sich der Rotschopf. „Auch“, zwinkerte das Mädchen lächelnd. „Mimi“, rief Sora und stürmte auf die Braunhaarige zu und warf sie fast um. Lachend lagen sich die Freundinnen in den Armen und wollten einander schon gar nicht mehr los lassen. „Hey Mimi“, Matt drückte sie kurz und Joe brach bei der Umarmung fast in Tränen aus. Die Beiden verband doch einiges. Schnell hatte sie auch Davis, Ken, Cody und Takeru begrüßt. Dann sah sie auf und entdeckte den Braunhaarigen der noch fehlte. Ihr rutschte das Herz in die Knie und ihr kam es plötzlich so vor, als wäre es wärmer geworden. Langsam ging sie auf ihn zu. Er lächelte sie schräg an wie immer. Fast gleichzeitig hoben sie ihre Arme und für sie viel zu kurz drückte er sie an sich. „Schön, dass du wieder da bist, Mimi“, nuschelte der ehemalige Anführer in ihre Haare. „Ich freu mich auch.“ Als sie sich löste, lächelten sie sich noch an, dann wandte sie sich um. „Und du bist?“, sie legte den Kopf schief, während sie den Blonden Jungen musterte. „Hi, ich bin Willis“, grinste er breit und hob die Hand. „Ah … schön dich kennen zu lernen.“ „Find ich auch … Ich schließ mich mal der allgemeinen Meinung an und sage auch, dass es schön ist, dass du hier bist … aber darf ich fragen wieso?“
 

„Mimi“, erklang eine weibliche Stimme. Kurz wandte sich die Angesprochene um, „ich komm gleich, Mama“, rief sie zurück und grinste dann breit, „weil ich endlich wieder hier bin und hier bleiben werde.“

Kuss


 

Freitag, 21. Juni
 

„Wooow“, kreischte Mimi als sie den Raum betrat. Den gestrigen Tag hatte sie mit ihrer Familie verbracht – auspacken. Doch heute hatte sie versprochen für ihre Freunde da zu sein. Und die hatten ihr etwas Großes versprochen. Das hatten sie wirklich gehalten. Sora und Matt hatten das Mädchen abgeholt. Obwohl sie Mimi nicht mit der Nachricht überraschen wollten, wusste sie schon, dass die zwei zusammen waren. Sie hatte einen sechsten Sinn dafür. So wurden der Blonde und die Orangehaarige auf dem kurzen Fußweg ausgequetscht. Die zwei gingen sofort ohne große Umwege auf die Bar zu und schenkten sich einen großen Schluck ein. Sie stießen mit dem Wodka an und tranken ihn in einem Zug leer. Sora verzog kurz ihren Mund und versuchte das Brennen wegzubekommen. Zischend zog Matt die Luft ein. Dann sah sich das Paar wieder in die Augen und lächelte müde.

„Was ist denn mit euch los?“, Takeru trat zu den Zweien. „Mimi ist los“, seufzte Matt und sah in sein Glas. Kurzerhand schenkte er sich nach und zeigte mit der Flasche auf Sora, welche den Kopf schüttelte. „Ach … woher denn?“ „Du kennst doch Mimi“, Sora zuckte mit den Schultern und stützte sich auf die Theke vor sich. „Stimmt“, murmelte der Jüngere und sah sich im Raum um. Sein Blick richtete sich auf die Hauptperson der Veranstaltung. Sie unterhielt sich gerade mit Izzy und Joe … und gestikulierte. Dann wanderte sein Blick weiter und streifte den von Hikari. Sie lächelte ihm zu, als sie seinen bemerkte. Seine beste Freundin unterhielt sich gerade mit Yolei, Davis und Willis.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„... Das ist wirklich so. Wisst ihr wie ich mich gefreut hatte, als ich Kokomon wieder hatte?“, der Blonde seufzte auf und lächelte vor sich hin. Als er seinen Blick wieder hob und die Mädchen anlächelte, grummelte Davis beleidigt und sah weg. „Ich weiß nicht, wie du dich gefühlt hast, aber TK weiß es“, lächelte die Braunhaarige müde und suchte den Blonden. Er stand bei Sora und Matt an der Bar. Gerade als sie ihn ansah, sah auch er zu ihr und sie musste unwillkürlich lächeln – und er erwiderte es.

„Ach, ja?“, Willis folgte ihrem Blick und blinzelte mehrmals, ehe er sich wieder an seine Freunde neben sich wandte. „Möchtest du noch was zum Trinken?“, er lächelte charmant die Dame zu seiner linken Seite an. Missmutig betrachtete Davis den Blonden, stützte seinen rechten Arm auf der Lehne ab und legte seinen Kopf in die Hand. Er zog sein rechtes Bein hoch und legte seinen Fuß auf seinem linken Bein ab. Nachdenklich knetete sich der Braunhaarige mit dem Handballen die Wange. Sein Blick schweifte zu seinem besten Freund, der mit Cody und Izzy am Fenster stand. Da schlug Willis mit der Hand gegen Davis‘ Arm. Erschrocken zuckte er zusammen und starrte seinen ungebetenen Gast an. Der wedelte mit seiner Hand und drückte sich schließlich an ihm vorbei. Dabei stieß er Davis unsanft zur Seite und der jüngere Anführer hatte das Gesäß des Blonden im Gesicht, wie er es auch schon am Morgen gehabt hatte. Sein Gast hatte darauf bestanden im Bett zu schlafen und war, als der Wecker geklingelt hatte, prompt aus dem Bett gefallen.
 

Er sah dem Blonden nach, der sich zur Bar aufgemacht hatte.

„Hey, Davis, hörst du mir überhaupt zu?“, wieder stieß Yolei ihn an. Der zuckte erneut zusammen und mit geweiteten Augen sah er seine Freundin an. „Was denn?“, knurrte er genervt. „Man, was geht denn mit dir?“, die Lilahaarige lehnte sich zurück. Ihre Stirn lag in Falten, während sie den Jüngeren musterte. Sie grummelte und Kari legte ihr besänftigend eine Hand auf den Unterarm. In Davis stieg Unmut auf, ein Kloß setzte sich in seinem Hals ab und sein Herz schmerzte. Das Mädchen sollte nicht ihr die Hand auf den Arm legen. Sie sollte nicht bei dem blonden Jungen sitzen. Sie sollte bei ihm sein. Aber sie machte nichts anderes als genau das. Knurrend stand er auf und schlug Willis fast die drei Gläser aus der Hand. Er funkelte den Amerikaner finster an. Wills trat einen Schritt zurück und sein Blick glitt erschrocken über das Gesicht des Braunhaarigen, dann an ihm vorbei zu den zwei Mädchen. Auch wenn dem Anführer nicht viel auffiel, dies fiel ihm auf. Er starrte wieder zu den Mädchen. Knurrend drehte er sich weg und ging zu seinem besten Freund, dem fleißigen Streber und dem Jüngsten der Gruppe.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Du siehst ja gar nicht gut aus“, Joe rückte seine Brille zurecht und tastete Davis mit seinen Blicken ab. Dessen Gesicht sah aus wie sieben Tage Regenwetter. „Davis, man redet mit dir“, Ken legte besorgt eine Hand auf die Schulter seines besten Freundes. Unwirsch streifte er sie ab. „Lass mich“, knurrte er. „Aber was ist denn los?“, hakte er nach. „Er ist los“, Der Braunhaarige deutete mit dem Daumen über die Schulter auf besagten Blonden, der ihn seit dem vorigen Tag belagerte. „Was macht er denn?“, Cody beugte sich nach vorn, um an den Älteren vorbei sehen zu können. „Er ist da“, grummelte Davis, „… und er sitzt dort“, er drehte sich um und beobachtete die Gruppe, wie sich Willis zwischen den Mädchen wohlfühlte. Er hatte seine Arme auf die Rückenlehne gelegt und berührte mit den Fingerspitzen die Schultern der Mädchen. Der Blonde erzählte etwas und lachte dann.

Doch etwas störte Ken. Die Mädchen sahen etwas unglücklich aus. In seiner Brust wallte etwas auf, als er die drei weiter ansah. Willis strich über die Schulter von Yolei. Ihr stieg die Röte ins Gesicht, sie spielte nervös mit den Händen. Yolei fühlte sich sichtlich unwohl. Dann sprang sie plötzlich auf und sah zu Kari. Die Braunhaarige blickte erschrocken zu ihrer Freundin und folgte ihr dann, als die Ältere ein paar Schritte ging.

„Was die wohl besprechen?“, murmelte Cody und sah in ihre kleine Runde. Doch Davis passte schon gar nicht mehr auf. Er war beleidigt und beschäftigte sich gerade mit einem Glas mit rostgelben Inhalt, welches er vorhin Tai geklaut hatte, als jener vorbei gegangen war. „Mädchenkram vermutlich“, lachte Joe, „Cody, es bringt nichts darüber nachzudenken. Lass die Mädchen das besprechen und falls es von Interesse ist, wirst du es schon erfahren.“ „Ich weiß, es scheint nur, als wäre nicht nur Davis darüber verärgert, dass Willis hier ist“, der Jüngste konnte seinen Blick immer noch nicht von den Zweien abwenden. Doch die Haltung der Beiden wechselte von leicht verstört zu kampflustig – wenn auch nur Hikaris.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Wir müssen mit dir reden, Mimi“, traf es Kari auf den Punkt. Sie hielt Yoleis Hand immer noch fest, sie wollte nicht, dass die Lilahaarige weg rannte. Verwirrt sah die Braunhaarige auf. Bis eben hatte sie mit Tai, Matt und Sora geredet. „Um was geht es denn?“, wollte sie wissen. „Frauensachen“, platzte es aus Yolei heraus. Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund, während ihre Wangen sich rot färbten. Tai und Matt schmunzelten. „Komm Kumpel, wir holen uns was zum Trinken“, Matt erhob sich und griff nach dem Arm von Tai. „Ja, mach dir keinen Kopf, Yolei, wir haben alle unsere Frauenprobleme“, zwinkerte Tai. „Das glaub ich dir gern“, lachte seine kleine Schwester. Er stupste sie noch in die Seite und ging dann seinem Freund hinterher. Schnell setzten sich die zwei Mädchen zu den Älteren an den Tisch.

„Was gibt’s?“, lächelte Mimi. „Wir haben ein Problem …“, fing Hikari an. „… ein riesiges Problem …“, fügte Yolei hinzu. „Können wir die Einleitung überspringen?“, wollte Sora wissen. Die Lilahaarige holte tief Luft. „Du weißt ja, dass Willis wieder da ist“, sie sah zu Mimi, „er kam zu uns und meinte, dass er wegen mir hier sei.“ Sie machte eine Pause und sah sich um, als würde sie verfolgt werden. Als sie den Blonden erblickte, winkte er ihr freudig zu. Schnell sah sie weg. „Aber ich will nichts von ihm … ich möchte …“, prüfend blickte sie zu Hikari, diese nickte, „… Zeit mit Ken verbringen“, dabei wurde sie immer leiser. Mimi quietschte freudig auf. Als Yolei merkte, dass alle verwirrt zu ihnen blickten senkte sie ihren Kopf noch weiter. Auch die Braunhaarige merkte die Blicke und räusperte sich. Sie beugte sich über den Tisch und wartete, dass die Mädchen es ihr gleich taten. „Ich wusste es!“, rief Mimi aus und schlug sich die Hand vor den Mund. „Seit wann?“, Sora zog eine Augenbraue hoch und musterte ihre Freundin. „Intuition“, kicherte diese. Yolei grummelte etwas und spielte an ihren Nägeln herum. „Ach Süße“, die kürzlich Heimgekehrte legte einen Arm um die Jüngere, „das bekommen wir alles hin.“ „Meinst du wirklich?“ „Ja! Natürlich!“

Sie saßen sich immer noch gegenüber an dem Tisch. Die Köpfe zusammengesteckt und versuchten den anderen auszuweichen, da sie immer noch etwas schräg gemustert wurden. „Darf ich den Damen etwas zum Trinken anbieten?“, lächelnd kniete sich Matt neben den Tisch und stellte vier Gläser darauf ab. Der Inhalt von Dreien war rot und einer schwarz. „Oh, danke, Matt“, sofort griff Mimi nach einem mit dem fruchtig-roten Farbton. Sie roch daran und trank einen Schluck, „das schmeckt gut, irgendwie nach einem Kirschkuchen“, fragend sah sie Matt an. „Kirschsaft mit Amaretto“, antwortete er und verbeugte sich kurz. Er erhob sich wieder, doch Sora hielt ihn zurück und stand auch auf. Er zögerte nicht, zog sie gleich in seine Arme und legte seine Lippen auf ihre. In dem Kuss musste Sora lächeln und löste sich leicht von dem Größeren. Sie sahen sich in die Augen und schon verstrickte er sie wieder in einen Kuss.

Mimi seufzte selbstzufrieden und stütze ihren Kopf auf die Hände. Hikari sah von dem Paar zu ihrer heimgekehrten Freundin. Dann drehte sie sich zu ihrem Bruder um, dieser stand mit Takeru und Izzy an der Bar. Vor sich mehrere Shots und sah missmutig zu dem Paar. Er schien etwas zu grummeln, doch die anderen zwei verstanden es wohl nicht. Er murmelte etwas und nahm sich dann ein Glas nach dem anderen und kippte es runter. Kari seufzte, „entschuldigt mich.“ „Was denn?“, Yolei sah panisch ihre Freundin an. „Ach, ich muss nur mal schnell jemandem die Meinung sagen“, zischte die Braunhaarige. „Ach wieso denn, das ist doch schön“, seufzte Mimi verträumt. Kari schmunzelte und stand auf.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Hallo Hikari, was tuschelt ihr denn?“, lachte Izzy, als sie zu den drei Jungs trat. „Ach, nur Mädchenkram“, sie schenkte dem Computernarr ein charmantes Lächeln. Dann sah sie zu Takeru, der ihr gerade etwas eingeschenkt hatte und es ihr hinhielt. „Ich hab da drüben noch, aber danke.“ „Ach hier stehen schon so viele Gläser rum, wir müssen doch eh alles abwaschen“, der Blonde lief zu ihr und legte einen Arm um sie, während er das Glas noch näher an ihr Gesicht hielt, „ist auch nicht giftig.“ „Danke“, sie nahm es und nahm einen kräftigen Schluck. Ein Hustenanfall überkam sie. „Hilfe was ist das?“ „Anscheinend …“, Izzy ging die Flaschen durch und verglich die Farbe der Flüssigkeit darin, mit der der Flaschen, „… ich hab keine Ahnung.“ Erschrocken blickte die Braunhaarige zu ihrem besten Freund. Der ging lachend zu Cody. „Doch … er wollte dich reinlegen“, gab Izzy von sich und nahm dem Mädchen das Glas aus der Hand. „Danke dir“, murmelte sie, immer noch leicht hüstelnd, „kannst du uns kurz allein lassen?“ Der Rothaarige sah zu Tai, der die Zwei überhaupt nicht beachtete, „klar, ich hoffe, du weißt was los ist und was du tust.“ „Aber natürlich“, sie lächelte und sah dem Jungen hinterher, bis sie allein waren.
 

Bevor Tai den nächsten Drink runterkippen konnte, nahm sie ihm das Glas ab. „Kannst du jetzt mal aufhören, dich hier so aufzuführen?“, zischte sie und funkelte ihn böse an, „du benimmst dich hier wie ein kleines Kind.“ „Hey, was soll das?“, knurrte Tai und wollte seiner Schwester das Glas wieder abnehmen. „Du bist meine kleine Schwester, ich sollte dir das Glas wegnehmen.“ „Du bist doch schon betrunken, halt dich mal zurück“, seufzte Kari genervt. „Bin ich nicht“, nuschelte er. „Doch, das bist du und immer wenn du trinkst wirst du bockig“, sie zog ihn von der Bar weg, „und wie lange willst du noch beleidigt sein, dass Matt jetzt mit Sora zusammen ist?“ „Bin ich nicht“, er verschränkte seine Arme und sah zur Seite. „Ich seh doch, wie du ihr hinterher getrauert hast“, sie legte eine Hand an seinen Oberarm, „Tai …“, bat Hikari ihren Bruder, „wieso missgönnst du es den Zweien? Sieh doch, wie glücklich sie sind.“ Der Braunhaarige musterte seine Schwester und blickte dann auf. Die zwei Turteltauben lagen sich immer noch in den Armen. Er sah wieder zu seiner kleinen Schwester, „aber … aber … aber …“ „Tai“, bat sie und legte ihre Arme um ihn. Er seufzte und drückte das Mädchen an sich, „du bist doof“, nuschelte er in ihr Haar, „ich mag dich nicht …“ „… ich dich auch nicht …“, lachte sie und löste sich leicht, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. „Ach Tai“, sie seufzte, „freu dich für die Zwei.“ Er grummelte, dann nickte er, „ich versuchs.“ „Und du trinkst heut nichts mehr, sonst bekommst du nur wieder ärger.“ Überrascht sah er sie an, „für meine Mutter bist du aber etwas zu jung“, er legte den Kopf schief, „und kannst wesentlich besser kochen.“ Das Mädchen presste die Lippen aufeinander und gab ihm einen liebevollen Schlag gegen den Oberarm. „Doofkopf“, sie drohte ihm mit dem Finger und löste sich von ihm, dann kehrte sie zu ihren Freundinnen zurück an den Tisch und griff nach einem der Gläser. Sie musste noch den komischen Geschmack Takerus Getränk runterspülen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„… also jetzt sag schon“, wiederholte Mimi und sah Yolei auffordernd an. Diese drückte sich gerade um eine Antwort und lächelte Hikari an, als sich diese zurück an den Tisch gesetzt hatte. Der Lilahaarigen kam es vor, als wäre sie die einzige Verbündete die sie hatte. Und sie brauchte jetzt gerade viel Hilfe. Es war schon richtig, Mimi gefragt zu haben, aber sie wussten auch alle, dass wenn sie einmal in Fahrt kam, dann war sie nicht mehr so einfach zu stoppen. So wie jetzt.

„Um was geht’s denn?“, erkundigte sich Hikari und blickte in die Runde. „Mimi will wissen, ob Yolei schon ihren ersten Kuss hatte.“ Bei Soras Worten stieg der genannten nun vollkommen die Röte ins Gesicht und sie schüttelte langsam den Kopf, „es … derjenige soll doch jemand Besonderes sein“, murmelte sie. Zur Unterstützung legte Hikari eine Hand auf die ihrer Freundin. „Du möchtest ihn also mit Ken haben“, schlussfolgerte Mimi und dachte nach, „aber hast du denn schon mal gedacht, du möchtest das einmal ausprobieren?“ Yolei schnappte nach Luft und starrte ihr Gegenüber entsetzt an. „Wie soll ich denn auf die Idee kommen?“ „Naja, viele Mädchen probieren herum und natürlich aus – sie üben.“ „Ach, du meinst wie in den ganzen amerikanischen Teenie-Filmen?“, Sora legte den Kopf schief, „ich dachte immer, das stellen sie einfach so dar und wäre in Wirklichkeit gar nicht so.“ „Doch, manche machen das schon, relativ viele, wenn ich so darüber nachdenke“, ihr Blick wanderte zur Decke. „Hast du etwa auch geübt“, auf Soras Gesicht tauchte ein breites Grinsen auf. „Vielleicht“, die Angesprochene zwinkerte, „aber es ist wirklich nicht so wie es sich anhört. Alles ganz harmlos.“ „Ach ja?“, lachte Sora erneut. „Wirklich? Das mach man?“, fragte Yolei noch einmal nach und wartete auf ein nickten der Braunhaarigen, „denkst du … ich muss es üben?“ „Yolei, du willst doch nicht …“, begann Hikari. „Doch … ich glaub schon …“, murmelte die Angesprochene.

„Wenn du küssen über willst, kannst du das gerne mit mir machen.“ Entsetzt starrten alle zu dem Jungen zwischen Yolei und Kari. Der Blonde war einfach plötzlich dort gestanden. Panisch war die Lilahaarige aufgesprungen und auf die andere Seite des Tisches gehüpft. „Hilfe, hast du mich erschreckt“, seufzte Sora und ihre Hand lag auf ihrer Brust. Ihre Atmung war beschleunigt – wie auch die von Mimi und Hikari. Dann fing die Ältere der Braunhaarigen an zu lachen und stand auf. Sie ging zu Yolei und klopfte ihr auf den Rücken. „Ganz ruhig, alles gut.“ „Nichts ist gut“, zischte die Brillenträgerin, „ich mag das nicht.“ „Aber …“ „Kein aber und nichts … ich will nicht mit ihm, ich will Ken“, jammerte sie leise. Mimi schloss ihren Mund und lächelte, „ich weiß, was du meinst.“ „Ach echt?“ „Ja, ich will auch jemand bestimmten“, seufzte sie. „Und wen?“ Zur Antwort tippte sich die Ältere mit dem Zeigefinger auf die Nase.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Ich mach mich dann auf den Weg, es ist schön, dass du wieder da bist, Mimi“, Cody verbeugte sich. Auch fast 4 Jahre nach ihrer Reise war er noch genauso höflich wie zuvor. Mimi schmunzelte. Ihr gefiel es, sie hoffte auch, dass er das nie verlieren würde. Er sollte so bleiben wie er war. Aber er sollte sich nicht die ganze Zeit verbeugen. Sie war Umarmungen gewohnt. Daher richtete sie den Jungen auch auf und zog ihn in ihre Arme, „schön, dass du da warst“, dann ließ sie ihn wieder los. Seine Augen waren leicht geweitet, aber er fing sich recht schnell wieder, weil Joe neben ihn trat und sich ihm anschloss. „Ich sollte auch langsam“, seufzte Yolei und ging zu der Gruppe. Auch sie wollte Mimi umarmen. „Nein!“, bestimmte Mimi und grinste. Yolei starrte sie perplex an und machte einen Schritt zurück. In ihr stieg leichte Panik auf. Da wurde sie von Mimi am Arm gepackt und gezogen. Bevor sie es realisieren konnte, lagen ihre Lippen auf denen ihrer Freundin.

Nachrichten


 

Freitagtag, 21. Juni / Samstag, 22. Juni
 

Mit geweiteten Augen wurden die zwei Mädchen angestarrt. Hikari hatte Sora am Arm gepackt, welche gleich eine Hand auf die der Jüngeren gelegt hatte. Sie fingen an zu kichern. Vorsichtig sahen sich die Zwei um. Alle Jungs starrten die zwei Mädchen an und bei Davis war die Kinnlade herunter geklappt. Er konnte das wohl nicht gerade fassen. Aber auch Ken war sichtlich entsetzt. Hikari sah wieder zu ihrer Freundin, die gerade merkte, was passierte und drückte Mimi von sich. Die Ältere grinste und nahm sich zwei Shots vom Tisch, den einen reichte sie der Frau. „Runter damit“, sie hielt das Glas hoch und wartete darauf, dass die Brillenträgerin anstieß. Dann kippten sie es runter. Sie sah noch kurz zu Mimi, dann drehte sie sich herum. Ihr stieg die Röte ins Gesicht, als sie merkte, wie sie angestarrt wurde. Und Kari und Sora lachten auch noch darüber. „Hört auf zu lachen“, kreischte die Lilahaarige. „Aber …“, wollte Sora ansetzten. Sie und Kari prusteten bereits um die Wette. „… es ist …“, machte Hikari weiter. „Das ist nicht witzig“, jammerte die Betroffene. „Doch eigentlich schon“, die Orangehaarige konnte noch nicht aufhören. Hikari und sie mussten sich gegenseitig stützen. „Nein, ist es nicht“, ihre Stimme war nur noch ein hoher Ton. „Yolei, jetzt beruhige dich mal wieder“, Mimi legte beschwichtigend eine Hand auf die Schulter der Jüngeren. „Nein, du … du … ich weiß nicht mal was ich sagen soll …“ „Mimi, du solltest nicht mehr mit Yolei üben“, langsam wurden die Sätze von Sora nicht mehr durch Glucksen unterbrochen. „Gut“, sie zuckte mit den Schultern, „dann mach ich das ab sofort mit dir“, die Braunhaarige grinste ihre Freundin an.

Entsetzt starrte Matt die zwei Mädchen an und trat zu Sora. „Kann uns jetzt eigentlich mal noch einer erklären, was hier los ist? Und wieso Mimi dich küssen will, obwohl du doch mich hast?“ „Wieso denn nicht?“, grinste Mimi, „so lange sie nicht mit einem anderen Typ knutscht, ist es dann so schlimm?“ „Mimi“, kam es von Yolei, Sora und Kari kreischend im Chor. Die Braunhaarige drückte ihre Lippen aufeinander und verschränkte die Arme. „In Amerika sind sie wesentlich aufgeschlossener“, sie zuckte mit den Schultern. „Das stimmt wohl“, lachte Willis auf, „haben sie bei uns in der Schule alle gemacht.“ „Was?“, die Köpfe der Jungs schnellten zur Seite. Yolei sah zu Kari, diese trat langsam zu ihrer Freundin. „Komm, ich bring dich nach Hause“, murmelte die Braunhaarige. „Danke …“ „Aber das ist doch ein totaler Umweg“, Davis runzelte die Stirn. „Ja, ich bin doch bei ihr“, meinte Cody und musterte die zwei älteren Mädchen. Hikari musterte ihre Freundin, die nickte dann. „Und wenn alle Stricke reißen, bin ich auch noch da, aber ihr wisst“, Takeru hob einen Finger, „die Hoffnung stirbt zuletzt. Also selbst wenn etwas passiert, ihr seid vor mir dran.“ „Sei nicht so gefühllos, kleiner Bruder“, tadelte Matt, konnte sich aber ein Lachen nicht verkneifen, „du musst aber auch sagen, dass es ‚Ladys first‘ heißt.“ Sora neben ihm runzelte zuerst die Stirn und gab ihm dann einen Klaps auf den Hinterkopf, „willst du dich jetzt als Scherzkeks versuchen?“ „Solltest du sein lassen“, warf Izzy ein, „das sind die Aufgaben von Davis und Tai.“ „Was soll denn das jetzt heißen?“, empörten sich die Zwei. „Naja, ihr seid die Spaßvögel von uns. Ihr frühstückt ja immer fleißig Clowns“, stellte Joey fest. „Bitte was?“, ihre Köpfe schnellten zur anderen Seite. Dann prusteten alle los. Sora konnte nicht mehr und ließ sich auf den Boden sinken. Ihr Bauch schmerzte. Matt lachte und ging dann neben seiner Freundin in die Knie. „Alles klar?“, fragte er sie besorgt. Sie nickte, aber konnte ihren Bauch nicht mehr los lassen. „Ja, ich würd jetzt gern gehen“, wiederholte Yolei und sah von Kari schließlich zu Cody und Takeru. Beide nickten. „Natürlich, freu mich, dass du wieder da bist“, TK umarmte die Zurückgekehrte, „wir sehen uns, Liebes“, sagte er zu Hikari und ahmte dabei Mimi nach, „und dass du mir ja nichts anstellst.“ Die Braunhaarige lachte auf und umarmte ihren besten Freund. „Wir schreiben“, sagte Yolei noch zu Hikari, bevor sie gingen.
 

„Hikari, ich glaub wir gehen auch“, Tai trat zu seiner kleinen Schwester und lief – nach einem Nicken von ihr – zu Mimi, die er kurz umarmte. „Find ich toll, dich wieder hier zu haben, Prinzeschen.“ Er ließ sie los und drehte sich zu seiner Schwester um. Auch sie drückte Mimi noch kurz, sah zu Sora und fing erneut das Grinsen an. Auch die Orangehaarige tat das, als sie aufblickte. Kichernd verließ Hikari letztlich das Zimmer und damit auch die Party.

„Schwesterchen, was ist denn los?“, wollte ihr Bruder wissen, der langsam etwas verstört war. „Du schwankst“, stellte sie hingegen fest und in dem Moment stolperte der Braunhaarige über seine Füße und landete auf dem Boden. Mit dem Kinn den Boden küssend fand er sich wieder. Und wurde prompt in den Hintern getreten. „Matt, lass das“, hörte er Sora. „Ach komm, der Junge verträgt das schon. Darf man Mylady helfen?“ „Ich bitte darum“, Hikari zog eine Augenbraue hoch, während sie Tai musterte, der immer noch fröhlich seinen Hintern dem Himmel entgegen streckte. Seine Arme erschienen seltsam verdreht und er musste sie erst einmal entwirren, ehe er sich aufrichten konnte. „Aua“, stellte er fest, als er sich an das Kinn fasste, „danke für euer Mitgefühl.“ „Kein Ding, machen wir gern, aber bringen wir dich nach Hause“, Yamato half seinem Freund auf die Beine und schubste ihn nach vorn, damit er weiter lief. Dabei wäre der Braunhaarige allerdings fast erneut gestürzt. „Matt, jetzt lass das.“ „Ich bin lieb.“ „Bist du nicht“, grummelte Taichi. „Tai“, zischte Kari und ging neben ihren Bruder. Finster sah sie ihn an, „was haben wir vorhin gesagt?“ „Ist ja gut …“, er blickte von seiner Schwester zu Sora und brummte, „er ist ein Goldstück. Ich liebe ihn.“ Die Braunhaarige ließ ein genervtes Seufzen erklingen und lief weiter. Dabei hängte sie die drei Älteren fast ab. Verwirrt holte Sora zu ihr auf, „was hat dein Bruder denn?“, wollte sie leise von ihr wissen, „er benimmt sich in letzter Zeit irgendwie komisch.“ Kari sah zu ihrer Freundin, sie würde schon wirklich gerne etwas sagen, aber Tai würde sie dafür umbringen und sie war auch niemand, der so etwas ausplaudern würde. Sie seufzte und lächelte, „ach, es ist nichts, wirklich. Er ist nur etwas genervt …“, sie überlegte, „weil er gerade doch stark im Stress ist. Es ist bald euer Abschlussjahr und er hat sich noch nirgendwo beworben, geschweige denn überhaupt umgesehen oder sich gar gefragt, was er mal machen möchte.“ Meinte sie schnell – was auch der Wahrheit entsprach. „Oh man“, sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Ich kann mit ihm mal die Sachen von der Schule durchgehen“, lächelte die Ältere. „Das mach ich schon mir ihm“, winkte Kari ab. Er sollte nicht mit ihr gemeinsam allein sein, nicht in seinem momentanen Zustand. Sie sah über die Schulter. Matt hat sich einen Arm von Tai um die Schulter gelegt und stützte ihn. „Danke für eure Hilfe, Mädels“, sagte Matt, als er die Blicke der zwei sah. „Das hast du dir selbst zuzuschreiben“, gab Sora zurück, „außerdem machst du das toll.“
 


 

❀ ❀ ❀
 

Mimi seufzte. „Alles klar bei dir?“, wollte Izzy wissen. Er legte seine Hand an ihren Oberarm und musterte sie. Sie hatten noch bis eben aufgeräumt. Nachdem Matt und Sora nur sehr kurz mitgeholfen hatten, weil sie nach Tai sehen wollten, hatte es doch etwas länger gedauert. Izzy verstand sowieso nicht, weshalb die anderen einfach abgehauen waren, schließlich war das eine Party zu Mimis Rückkehr, da sollte sie nicht auch aufräumen müssen. Aber nun war alles wieder sauber und Davis hatte sich ebenso auf den Weg gemacht. Missmutig, weil er von Willis begleitet wurde. „Ja, alles bestens“, lächelte das Mädchen. „Ich bin nur froh, wieder da zu sein.“ „Darf ich fragen, was das vorhin war?“, wollte der Rothaarige weiter wissen. Ken horchte auf, er war gerade dabei sich seine Jacke anzuziehen. Neugierig musterte er die zwei Älteren. „Ach, das war Mädchenkram“, lächelte die Braunhaarige. „Das hab ich heut Nacht zu oft gehört“, seufzte ihr Gegenüber. Mimi winkte ab, „ich hatte Yolei was gefragt und sie hatte sich geziert, da wollt ich sie mal aus ihrem Schneckenhaus holen“, sie lächelte wieder, „weißt du wie viele Gedanken sich Mädchen wegen ihres ersten Kusses mit einem Jungen machen? Daher üben amerikanische Mädchen mit ihren Freundinnen. Wobei ich glaube, dass das nicht nur dort so ist, aber trotzdem … Sie ist etwas verschreckt …“, Mimi sah auf. Erschrocken schnappte sie nach Luft. Sie hatte ganz vergessen, dass Ken noch hier war, „… vergiss lieber was ich gesagt hab“, wischte sie das Thema schnell vom Tisch und holte sich ihre Jacke. „Hä? Wieso?“ „Ach, nichts …“, sie machte sich zum Gehen bereit und wartete, dass auch der Rothaarige sich seine Jacke überzog. Zu dritt verließen sie den gemieteten Raum. „Ich bring dich noch nach Hause“, meinte Izzy, „mir wär nicht wohl, wenn du so spät allein unterwegs bist.“ „Danke“, lächelte sie. „Dann komm ich auch mit“, meinte Ken. „Ist das für dich auch kein Umweg?“, über dieses Angebot überrascht, wollte sie ihn nicht zu etwas zwingen. „Nein, das ist schon in Ordnung“, lächelte der Junge, „ich hab es nicht weit von dir.“ „Ok“, gab sie schließlich nach und die drei machten sich auf den Weg.
 


 

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Seufzend sah Hikari auf ihren Bruder hinab. Kaum waren sie Zuhause angekommen, hatte er es gerade noch so geschafft sich die Hose auszuziehen und war dann ins Bett gefallen. Sie zog eine Augenbraue hoch. Er hatte es nur halb ins Bett gefallen. Er kniete praktisch davor und sein Oberkörper lag auf der Matratze. Murmelnd schüttelte sie den Kopf, nahm sich kurzerhand die Decke und bedeckte zumindest den Teil, der im Bett lag. Dann überließ sie Tai sich selbst. Matt und Sora hatten sich bereits vor dem Wohnblock verabschiedet, dort war Tai noch relativ ansprechbar gewesen, die frische Luft hatte wohl doch etwas sein Gehirn aufgeweckt. Aber dann musste sie ihn halb zum Aufzug und dann zur Haustür schleifen.

Schnell machte sich das Mädchen bettfertig und legte sich dann hin. Als sie gerade versuchte einzuschlafen, klingelte ihr Handy. Es war

eine Benachrichtigung. Sie schob das Fenster hinunter und ein Chat öffnete sich.
 

Mimi hat dich zur Gruppe „Mädels“ hinzugefügt
 

Bei einem Blick auf die Mitglieder sah sie, dass die zwei anderen bereits in der Gruppe waren und kurz darauf, erschien die erste Nachricht.
 

Mimi: Lasst uns morgen zum Kaffee treffen, damit wir mit dem Planen anfangen können

Sora: Du bist ja richtig eifrig :)

Mimi: Ja, ich muss schließlich auch noch was loswerden

Hikari: Was denn?

Mimi: Das sag ich euch morgen … Yolei, ist das für dich in Ordnung?
 

Kari legte kurz ihr Handy beiseite, sodass sie ihren Wecker stellen konnte.
 

Mimi: Yolei jetzt sag doch was

Miyako: Ich will aber nicht!

Sora: Ach Yolei, jetzt hab dich nicht so

Mimi: Das war nicht so gemeint, entschuldige

Miyako: Das war mein erster Kuss!!

Mimi: Das zählt nicht

Miyako: Doch, tut es!

Hikari: Yolei, jetzt sei nicht so …

Miyako: Ich bin nicht so!

Hikari: *seufz* na gut, ich geh schlafen, bin auf jeden Fall dabei!

Sora: Ja, ich auch! Aber muss auch Schluss machen, Matt stört das Licht beim Schlafen

Mimi: bitte Yolei, es tut mir Leid…

Miyako: Na gut, ich komme, aber ich will nicht so etwas und erst recht nicht vor Ken!! Was er jetzt wohl über mich denkt >.< Ich will das gar nicht wissen

Mimi: Er war etwas zurückhaltend, aber er hat sich – so kam es mir vor – verschreckter benommen, als er dich mit Willis gesehen hat

Miyako: Meinst du?

Mimi: Ja, aber reden wir morgen weiter, ich bin auch ziemlich müde

Mimi: Also morgen gegen 10 Uhr im Kaffee beim Park?
 

Die Braunhaarige wartete gar nicht mehr auf eine Antwort, sondern schaltete es ab. Sie hörte noch wie ihr Handy wegen einer Antwort klingelte, aber ihr fielen auch schon fast die Augen zu. Mimi legte das Gerät auf ihr Nachtkästchen und machte das Licht aus, dann schlief sie auch schon ein.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Gähnend streckte sie sich. Sie sah zur Decke und wartete, bis ihr Wecker klingelte. In den letzten Tagen war sie immer kurz vor ihrem Wecker wach. Was sie sich mittlerweile auch angewöhnt hat – vermutlich wusste ihr Unterbewusstsein langsam Bescheid über die Zeiten. Summend setzte sie sich auf und schaltete erst den Wecker aus und stand schließlich auf. Es war acht Uhr und der Sonnenschein erfüllte ihr Zimmer. Damit es noch heller wurde zog sie die Vorhänge zurück und wurde geblendet. Sie schloss ihre Augen und hob reflexartig ihre Hand vor die Augen. Seufzend ließ sie sie wieder sinken, als sich ihre Augen daran gewöhnten. Dann erinnerte sich das Mädchen daran, dass sie noch ungelesene Nachrichten hatte.
 

Miyako: Und was sagte er?

Miyako: Mimi, jetzt sag es mir!

Miyako: MIMIIII!!!

Heute, 7:49

Hikari: Geht klar, bin da

Sora: Hallo, hier Matt, Sora schläft noch, aber ich weck sie und geb ihr Bescheid, das nächste Mal, schreibt nicht so spät
 

Erschrocken schluckte Mimi und tippte in das Textfeld. Yolei würde sie dafür hassen. Es war aber auch nicht in Ordnung, dass Matt sich einfach in die Unterhaltung einmischte. Sie hoffte, dass Sora ihn noch dafür schimpfte. Schnell hüpfte sie von Buchstabe zu Buchstabe und schickte die Nachricht ab.
 

Mimi: MATT, wenn ich wollte, dass du das liest, dann hätte ich eine Gruppe für alle gemacht!! Das nächste Mal, misch dich nicht in Mädchensachen ein …

Sora: Aber ich sag doch nichts weiter, als ob es mich interessiert, was ihr über die Jungs schreibt

Mimi: MAAATT JETZT GEH RAUS AUS DEM CHAT!!

Hikari: Mimi hat recht, es geht dich überhaupt nichts an, wenn es eine Verabredung unter uns ist, dann gibt dir Sora schon Bescheid!

Miyako: Was soll denn das???
 

Erschrocken zitterte Yolei. Sie konnte es nicht fassen. Matt hatte sich einfach das Handy der Orangehaarigen genommen und vermutlich den gesamten Chatverlauf gelesen. Jetzt, wusste er von Ken und das, was sie dachte. Sie würde am liebsten im Erdboden versinken wollen. Tränen stiegen ihr in die Augen und ein Schluchzen konnte sie nicht mehr unterdrücken. Was zunächst erst leise war, wurde bald zu einem Bach aus Tränen und ihr Schluchzen wurde viel mehr zu einem Wimmern. Das Handy in ihrer Hand begann zu vibrieren und ihr momentanes Lieblingslied – die Band hieß Exid und das Lied Hot Pink. Sie hatte es entdeckt, als sie mit ihren Eltern in Südkorea Urlaub gemacht hatte. Es war verrückt und so hatte sie es sich kurzerhand als Klingelton eingerichtet. Manche in der Schule hatten zuerst gesagt, dass das nicht zu ihr passte, aber zu dem Zeitpunkt hatten sie es noch nicht gehört.

Wie gebannt starrte das Mädchen darauf und las sich immer wieder Hikaris Namen durch, doch es drang nicht so ganz zu ihr durch. An ihrer Tür klopfte jemand und die Frage ‚Yolei? Darf ich kurz reinkommen? Da ist jemand am Telefon für dich‘ blieb unbeantwortet. Trotzdem trat ihre Schwester ins Zimmer. Verwirrt wurde die Jüngere gemustert. „Hier“, sagte Momoe schließlich und reichte es der Lilahaarigen. Immer noch etwas in Gedanken versunken und nicht ganz bei der Sache nahm sie es und wurde wieder allein gelassen. Sie starrte auf den Boden. Das Handy klingelte immer noch und jemand sprach in den Hörer. Als sie daraus regelrecht angeschrien wurde, zuckte sie zusammen und hielt ihn sich an das Ohr. „Ja?“, fragte sie leise. „Na endlich! Yolei, es tut … ich … ich weiß gar nicht was ich sagen wollte … oder sollte“, erschall Mimis Stimme aufgebracht. „Es ist ja nicht deine Schuld“, flüsterte die Lilahaarige. Das hätte sie nun nicht von sich erwartet. „Du kommst aber nachher Yolei, oder?“, die Stimme auf der anderen Seite klang hoffnungsvoll. „Natürlich“, gab sie zurück. „Gut, dann überlegen wir auch, wie Sora Matt bestrafen soll! Bis später“, Yolei hörte förmlich wie Mimi wieder strahlte und dann war sie auch schon weg. Erst nach mehrmaligem Tuten hielt Yolei den Hörer von ihrem Ohr weg und drückte auf ‘Auflegen‘. Sie erhob sich und lief in den Gang. Das Telefon räumte sie auf und ihr Weg führte sie weiter in die Küche. Dort füllte sie den Wasserkocher und während sie auf das heiße Wasser wartete toastete sie sich zwei Scheiben Toastbrot. In eine Tasse tat sie das Auflösepulver eines Chai Latte – den sie in den letzten Tagen sehr gerne trank. Sie hatten ihn neu im Laden unten und sie hatte sich kurz darauf in eben jenes verliebt. Auf die Brote schmierte sie Marmelade und nachdem die Tasse mit heißem Wasser aufgefüllt war ging sie zurück in ihr Zimmer. Beides stellte sie neben dem Bett auf den Boden.

Sie schaltete den Fernseher ein und machte es sich auf ihrem Bett gemütlich. Seufzend ließ sie ihre Arme auf den Boden hängen. Das war ein blöder Morgen!

Kaffee


 

Samstag, 22. Juni
 

Gähnend streckte sich Sora und sah sich im Zimmer um. Sie war alleine, aber jemand stand in der Küche – aber nicht irgendjemand, sondern Matt. Sie wusste, dass sein Vater bereits bei der Arbeit war, so konnte es nur ihr Freund sein. Die Orangehaarige setzte sich auf und in dem Moment vibrierte ihr Handy. Sie wusste, dass Mimi vermutlich noch die Daten geschickt hatte. Überrascht weiteten sich ihre Augen, als sie merkte, dass sie ganz unten im Chat war. Sie las nur kurz wütende Worte und den Namen ‘Matt‘ und sie las dann den kompletten Verlauf, seit sie schlafen ging. Ihr Blick wanderte zu dem Wecker des Bassisten und dann zurück zu dem Handy.
 

Heute, 8:09

Sora: Guten Morgen, ich bin’s. Yolei, es tut mir Leid!! :(

Heute, 8:11

Miyako: Morgen Sora, ach, jetzt ist es auch schon gelaufen … mach dir keinen Kopf …

Mimi: Sag deinem Freund, dass er das nicht noch einmal machen soll!
 

Sora seufzte, sie merkte, dass Yolei bedrückt klang. Und sie verstand nicht, weshalb sich Yamato einfach ihr Handy genommen hatte. Kurzerhand stand sie auf und lief zur Tür, ihr Handy immer noch in der Hand. Sie musste unwillkürlich Lächeln, als sie ihren Freund vor dem Herd sah. Mit größter Vorsicht drapierte er den Inhalt einer Pfanne auf einem Teller. Er fluchte, als etwas nicht an seinem Platz landete. So stellte er die Pfanne weg und korrigierte mit den Händen nach. Er nahm den Teller hoch und wollte ihn gerade auf den Tisch stellen, als er Sora bemerkte und erschrocken zusammen zuckte. „Du hast mich erschreckt“, lachte er und stellte den Teller ab. Er trat zu ihr und legte seine Arme um sie, „Guten Morgen, meine Liebste“, er beugte sich zu ihr und wollte ihr einen Kuss auf die Lippen drücken, doch sie hielt ihn davon ab. Verwirrt musterte Yamato sie.

„Kannst du mir das erklären?“, sie hob ihr Handy und drehte es in ihrer Hand. Matt zuckte mit den Schultern, „sie haben die ganze Zeit geschrieben … und das Handy hat vibriert“, jammerte er, „… und ich wollte schlafen … aber sie haben weiter geschrieben …“ er seufzte. Sora lächelte, „Mimi wird erwarten, dass ich dich bestrafe.“ Ihre Augen wurden größer und sie lehnte sich in seinen Armen nach hinten. Sie musterte ihn skeptisch. Er lachte, „dann solltest du mir wohl den Hintern versohlen.“ „Rwar…“, lachte sie und kicherte dann, als er ihren Hals küsste.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Summend machte sich Hikari fertig. Sie hatte ein Sommerkleid übergezogen und bürstete sich gerade noch die Haare. Sie betrachtete sich im Spiegel und lächelte. Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer zupfte sie noch an ihrem Kleid herum. Verwundert bedachte sie Taichi, der überraschenderweise auf ihrem Bett lag. Sein Gesicht in das Kopfkissen gedrückt und brummte in jenes. Das Mädchen seufzte. „Willst du immer noch schmollen?“, wollte sie vorwurfsvoll wissen. „Nicht in diesem Ton und hab gefälligst etwas Mitleid mit deinem älteren Bruder!“ Sie schüttelte den Kopf, „wieso sollte ich Mitleid haben?“ Kari zog eine Augenbraue hoch. „Das weißt du ganz genau“, grummelte er. Die Braunhaarige atmete schwer aus und ließ sich neben ihm auf das Bett fallen. „Hey, setzt dich nicht auf mich drauf!“, erschrocken rutschte er ein Stück beiseite. „Jetzt stell dich nicht so an“, knurrte sie, „du hattest deine Chance gehabt, jetzt hat sie sich halt für Matt entschieden!“, sie strich ihm über den Rücken, „das Leben geht weiter. Denkst du etwa nicht, dass du jemand anderen findest?“ „Nein … wen denn?“ Sie stöhnte genervt auf, „woher soll ich das wissen?“, sie erhob sich, „unsere Nachbarin?“ Tai drehte seinen Kopf und betrachtete seine Schwester, „meinst du Sara? Die ist mehr als doppelt so schwer wie ich.“ Hikari stemmte ihre Hände in die Seite und sah ihn vorwurfsvoll an, „das sagt man nicht!“ „Nein, was man nicht sagt ist, dass sie fett ist!“ Seine kleine Schwester hielt kurz inne und dachte nach, dann seufzte sie, „na gut, das erst war besser“, sie hob einen Finger, „trotzdem. Es gibt noch andere Mädchen.“ „Ja, möglich …“ Er ließ sein Gesicht wieder in das Kissen plumpsen.

Sie schüttelte noch einmal den Kopf, dann ging sie zum Schreibtisch und nahm sich ihre Tasche. „Gut, ich treff mich jetzt mit den Mädels“, sie lief zurück zur Tür. „Was? Etwa auch mit Sora?“ „Ja“, ohne Umschweife führte ihr Weg sie weiter zur Haustür. „Warte mal“, er rannte ihr hinterher, „wieso denn?“ „Mädchenkram …“ „Redet ihr etwa über uns?“ „Unter anderem“, Hikari zuckte mit den Schultern. Wie gebannt starrte er sie an. „Tai, ich werde weder Sora aushorchen noch das Gespräch auf dich lenken. Also vergiss, was du dazu noch sagen wolltest“, sie schlüpfte in ihre Sandalen und schenkte ihrem Bruder ein unschuldiges Lächeln. Er trat schmollend an die Kante und schaffte es nicht, sie von unten herauf anzusehen – er war zum einen zu groß, zum anderen stand er erhöhter. Sie streckte sich zu ihm hoch und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, „und jetzt, lass dich nicht mehr so hängen“, sie klopfte ihm auf die Brust, „du bist doch niemand, der einfach so aufgibt, oder willst du etwa jetzt damit anfangen?“ „Du meinst also, ich soll weiter um Sora kämpfen?“, er sah sie verwirrt an. Sie schüttelte den Kopf, „nein! Ich meinte, du findest ein anderes Mädchen um das du kämpfen kannst!“ Er nickte, weil er ihrem Gedankengang nun wieder folgen konnte. „Bis später“, sie winkte ihm und schloss dann die Tür hinter sich.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Mimi wippte vor und zurück, während sie auf die anderen drei Mädchen wartete. Immer wieder sah sie dabei auf ihre Uhr am Handgelenk, das Zifferblatt war dabei an der Innenseite. Sie zweifelte immer noch ob Yolei wirklich auftauchte, aber sie dachte schon, dass sie das tun würde. Als sie erneut von ihrer Uhr aufblickte, sah sie Sora. Ein breites Lachen legte sich auf ihr Gesicht und sie winkte aufgeregt, bis die Ältere neben ihr stand. Die zwei Mädchen umarmten sich kurz, dann betrachtete die Braunhaarige ihre Freundin prüfend. „Ich hoffe, du hast Matt getadelt.“ Sora sah zur Seite und entlockte Mimi so ein Seufzen. „Was hast du gemacht?“ Die Tennisspielerin trat einen Schritt zurück, „ich glaube, das magst du nicht wissen.“ „Du hast mit ihm geschlafen?“, brach es etwas zu laut aus der Braunhaarigen heraus. „Wer hat mit wem geschlafen?“, kam es von Hikari, sie hatte sich bei Yolei untergehakt. Die Lilahaarige sah etwas bedrückt aus. „Sora und Matt“, gab Mimi zurück. „Wie?“, da horchte die Brillenträgerin auf. „Nein“, Sora wurde rot um die Nasenspitze, „das haben wir noch nicht gemacht.“ „Ach, sag bloß …“ „Hör auf, Mimi.“
 

Kurz nachdem die Mädchen bestellt hatten, bekamen sie auch schon ihre Getränke von dem reizenden Kellner. Er war nicht viel älter als sie selbst und schenkte besonders der Braunhaarigen ein charmantes Lächeln. Als Mimi sich für ihren Milchkaffee bedankte, wurde er sogar etwas rot auf den Wangen. Sora zwinkerte ihrer Freundin zu und selbst Yolei musste auflachen. „Egal wo du hingehst Mimi, es ist immer das Gleiche“, grinste Kari und ließ sich gegen die Lehne fallen. „Also bitte“, sie verdrehte dich Augen. Dann sah sie sich aber doch nach dem Kellner um und ihre Blicke trafen sich. Erschrocken drehte sie sich zurück. „Oho“, lachte auch die Orangehaarige auf. „Jetzt seid still, ich will das doch gar nicht“, beschwerte sich die Braunhaarige.

„Stimmt“, erinnerte sich Yolei, „du sagtest was davon, dass du verliebt bist“, sie grinste, „sag schon … in wen?“ Mimi presste ihre Lippen aufeinander und starrte auf die Tasse vor sich, „… das … das sag ich nicht …“ „Aber du weißt auch, in wen ich verliebt bin …“, beschwerte sich die Brillenträgerin. „Aber dir ist es anzusehen“, lachte Sora, „ich möchte noch einmal sagen, dass mir das mit Matt Leid tut, ich habe ihm eingebläut, dass er niemandem etwas sagen soll und das dann auch nicht mehr tun soll.“ Stellte sie klar, „er wird ab sofort unsere Privatsphäre respektieren …“ „Danke“, seufzte Yolei und trank einige Schluck, „wenn er aber etwas hilfreiches hat, dass helfen könnte, wäre das sehr hilfreich.“ „Noch mehr Variationen von Hilfe und du bekommst dann vielleicht auch von Fremden Hilfe“, Hikari tätschelte ihrer Freundin den Rücken. Die Lilahaarige seufzte und sah sich um. Sie wurden nur teilweise angestarrt. Sie saßen im Freien auf der Seite zu dem Teich hin. Dort waren nicht viele, drinnen saß eine Gruppe von Jungs in ihrem Alter. Von diesen wurden sie beobachtet, das konnte aber auch an Mimi liegen. Gerade bei ihrem Gedanken an die Braunhaarige, kam auch der Kellner erneut vorbei und fragte nach dem Wohlbefinden. Sora antwortete für alle und Mimi schenkte ihm erneut ein nett gemeintes Lächeln.
 

Bei einem weiteren Besuch des Kellners, hatte er vier Gläser Eiskaffee dabei. Er meinte, die seien von den netten Herren im Café. Überrascht sahen die Mädchen zum Fenster und lächelten die Jungs an. Als sie sich weg drehten konnte sich Yolei ein Kichern nicht verkneifen. „Was hast du?“, wollte Hikari lachend wissen, weil das Kichern ihrer Freundin ansteckend war. Auch die anderen Beiden mussten Lachen. „Ich habe noch nie was ausgegeben bekommen.“ Vorsichtig griff die Lilahaarige nach dem Glas und schlürfte. „Ach bist du süß“, lachte Mimi, legte ihren Kopf auf ihre Handfläche und beobachtete die Jüngere. „Ja, du wirst die ganze Zeit eingeladen, das wissen wir“, Sora verkniff sich ein Lachen. „So oft nun auch wieder nicht.“ „Wie oft denn?“, fragte Kari, aufmerksam musterte sie ihre Freundin. „Nur ein paar Mal …“, die Braunhaarige dachte nach und hängte noch kleinlaut ein, „… pro Woche …“, an. Sie musterte ihre Freundinnen von unten herauf, diese sahen sie an, als hätten sie sie bei etwas ertappt.

„Gut, nachdem wir jetzt genug darüber gesprochen hatten …“, beendete Yolei schließlich das Thema, „… könnt ihr mir jetzt wegen Ken helfen?“, dabei flüsterte sie den Namen nur. Die drei anderen sahen sich an und ein angenehmes Schweigen legte sich über die Gruppe. „Ihr habt euch noch nichts überlegt?“, in Yolei stiegen Zweifel auf. Sie hatte doch gehofft, dass schon erste Ideen da waren, aber anscheinend hatten sie sich doch alle noch um ihre eigenen Dinge gekümmert. Sie seufzte traurig und trank den Eiskaffee in einem Zug leer. Sie fühlte sich schlecht, wenn sie schon keine Ideen hatten, dann hätte sie sich das heute auch sparen können. Sie hätte mit Ken schreiben können, versuchen können, mit ihm etwas zu machen. Allerdings wusste sie gar nicht, wie sie das hätte machen sollen. Die Lilahaarige wollte Zeit mit dem stillen Jungen verbringen, allerdings war sie viel zu nervös und traute sich auch gar nicht. „Okay“, sie seufzte, „könnt ihr mir irgendeinen hilfreichen Rat in Bezug auf Willis geben oder wie ich es überhaupt schaffe, ihn vernünftig anzusprechen?“
 

„Sprich mich doch einfach an.“ Kreischend sprangen Mimi und Yolei auf. Mimi mehr weil sie erschrocken ist, Yolei auch, aber noch viel mehr, weil es der Blonde war. Lachend zog er einen Stuhl an den Tisch. Er setzte sich neben Sora und lächelte sie kurz an, dann sah er wieder zu der Lilahaarigen. Diese lag sich mit Mimi in den Armen. „Musst du uns immer so erschrecken“, zischte die Braunhaarige laut. Der Kellner war zu den zwei Mädchen getreten, „alles in Ordnung?“ Er sah etwas irritiert zu Mimi und Yolei und dann zu dem Blonden. Langsam nickte die ältere der Beiden, „ja, aber wenn ich noch einmal erschreckt werde, fall ich tot um“, sie sah finster zu Willis, der störte sich allerdings nicht daran. Stattdessen sah der Kellner verlegen zur Seite, „ich bringe euch etwas beruhigendes“, er lächelte die Braunhaarige milde an, als diese sich zu ihm wandte. Dann verschwand der Kellner wieder, aber nicht, ohne sich immer wieder zu Mimi umzudrehen.

Sie sah ihm hinterher, dann schaute sie wieder zu dem Blonden, „ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber das hier ist ein Mädelstreffen, da sind Jungs nicht eingeladen.“ Der Junge musterte sie aufmerksam, störte sich aber an der Aussage nicht ordentlich. „Wieso durfte ich nichts bestellen?“, wollte er stattdessen wissen. „Hey, ich hab gerade gesagt, dass wir uns ohne Jungs treffen wollten“, versuchte es Mimi erneut. „Ja, und?“, er betrachtete die Braunhaarige fragend. „Du bist ein Junge …“, stellte Sora klar. „Ach so … Darf ich etwa nicht bleiben?“, er sah in die Runde. Keine wollte so hart klingen und etwas dagegen sagen, da nahm Hikari allen Mut zusammen. „Weißt du, wir wollten mal wieder nur zu viert etwas machen. Mädchen müssen auch mal unter sich sein“, gestikulierte sie. „Aber ihr habt doch gestern ganz viel geredet und die zwei“, er zeigte auf Mimi und Yolei – die Ältere versuchte ihre Freundin zu beruhigen –, „haben sich sogar geküsst.“ „Das war gestern“, warf nun Mimi ein, „jetzt ist heute und wir müssen immer noch viel reden, also bitte, kannst du uns alleine lassen?“ Sie klang etwas flehend. Seufzend erhob sich der Blonde, „schade, aber ich hätte mich euch gerne angeschlossen“, er sah besonders lange zu Yolei.
 

„Ich dachte schon er geht nie“, seufzte Mimi. Unwillkürlich lachte Hikari auf. Verwirrt sahen die drei anderen zu der Braunhaarigen. Diese zuckte mit den Schultern, „es ist lustig, da du ihn nun seit einem Tag kennst und ihn jetzt schon nervig findest.“ Nun lachte auch die Ältere. „Hast du es noch nie gehabt, dass du eine Person nur kurze Zeit kennst, aber sie dir schon auf irgendeine seltsame Art und Weise unsympathisch ist?“ Die anderen Mädchen ließen ihre Blicke schweifen und dachten nach. Ein einstimmiges ‘ja‘ ertönte, als sich ihre Blicke wieder auf Mimi sammelten. Diese nickte zustimmend und stolz. „Andererseits gibt es auch Personen, die du sofort ins Herz schließt“, sie zuckte mit den Schultern. „Hast du da etwa eine?“, Sora lehnte sich zu ihr. Mimi zuckte mit den Schultern und trank ihren Eiskaffee leer.

Eisschokolade


 

Samstag, 22. Juni
 

Er drückte auf die Klingel und wartete. Nervös sah er sich um. Vor der Wohnung standen ein paar Blumentöpfe und ein einladendes Schild mit der Aufschrift ‘Takaichi‘ hing an der Tür. Ein Patamon „hielt“ das Schild. Takeru musste es entworfen haben. Immer noch recht nervös spielte er an seinen Fingern herum. Ihm war es unangenehm hier zu sein, doch als er mit dem Gedanken spielte zu gehen, wurde auch schon die Türe geöffnet. „Hallo … Davis, nicht wahr?“ Der Junge nickte, „ja, Guten Tag Frau Takaichi … ist Takeru da?“ „Ja, komm rein, ich hol ihn schnell, dann muss ich auch gleich weg“, lächelte sie. Sie verschwand im Flur, währenddessen trat Davis ein und zog sich die Schuhe aus, er stellte sie ordentlich neben die des Blonden – so vermutete er. Da kam auch schon Frau Takaichi zurück, schlüpfte in ihre Schuhe und verabschiedete sich von dem Jungen. Sie schloss die Tür hinter sich und etwas verwirrt blieb Davis an Ort und Stelle stehen. Unschlüssig sah er sich um, er war noch nie zuvor hier gewesen. Er hatte es sich anders vorgestellt und ihm war unwohl. Da kam der Blonde aus einem Zimmer und musterte den jungen Anführer.
 

„Hallo Davis, was machst du denn hier?“, verwundert trat er ein paar Schritte auf den Braunhaarigen zu, „komm doch rein.“ Langsam ging Davis zu dem Träger der Hoffnung, „entschuldige, ich hoffe ich störe nicht“, murmelte der Jüngere. „Nein, überhaupt nicht, ich bin nur etwas verwirrt“, lachte TK. „Ja …“, Davis sah zur Seite und kratzte sich an der Wange, dann seufzte er, „… ich wusste nicht, wohin ich sollte … Ken ist in den letzten Tagen etwas seltsam, mit Yolei will ich nicht reden, mit Kari kann ich nicht reden und Cody versteht vermutlich gar nicht, worum es geht … und von Willis … ach der kann mir gestohlen bleiben“, knurrte er. Grummelnd ging er zu einer Wand und betrachtete die Bilder, die dort hingen. Es war ein altes Familienbild darunter, auf dem Takeru mit Matt und seinen beiden Eltern darauf war. Sie sahen glücklich aus. Wirklich fasziniert konnte er seinen Blick erst davon abwenden, als TK neben ihn trat. „Ok … aber was gibt’s denn?“, wollte der Blonde wissen und sah von Davis zu dem Bild dann wieder zurück. Er lächelte milde, bei Davis Blick. „… w-was?“ „Wegen was bist du denn dann hier?“, versuchte es TK erneut. Der Braunhaarige seufzte, „es … es ist …“, die Nervosität kam zurück. „Komm setz dich“, der Ältere deutete auf das Sofa. Seufzend ließ sich der Anführer darauf nieder, er holte tief Luft, „… es geht um Hikari …“, brachte er es schließlich raus.

Überrascht hielt Takeru in seiner Bewegung inne, er hatte sich gerade auf den Weg in die Küche machen wollen. Er drehte sich zu dem anderen um. Der Blonde wusste um die Gefühle des Braunhaarigen für das Mädchen – wie jeder andere auch, schließlich brachte Davis das immer deutlich zum Ausdruck. Aber seit wann sprach er denn mit ihm darüber. „Ach so? Um was denn?“, fragte er noch nach, damit er wusste, was der Braunhaarige auf dem Herzen hatte. „Willis“, nannte sein Gast noch einen zweiten Namen. Immer noch sah der Blonde verwirrt zu ihm. „Ich glaube, dass sich Willis an Hikari ran macht“, schrie es Davis schließlich heraus. Er war aufgesprungen und sah jammernd zu seinem Freund. „Und was soll ich da jetzt machen?“ „Ich weiß nicht“, kraftlos ließ sich Davis zurück auf das Sofa fallen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Ok, nochmal von Anfang, wieso denkst du, dass Willis wegen Kari hier ist?“, Takeru hat für sie beide eine Eisschokolade gemacht und sie saßen zusammen auf dem Balkon. Er hatte sich eigentlich mit dem Thema, dass Davis für immer in Hikari verliebt sein würde, abgefunden, doch irgendwie fand er es nicht schön, dass Davis ihn in seine Probleme involvierte. „Naja, als ich ihn neulich mitgebracht habe, ist er sofort zu ihr gerannt und auch gestern war er die ganze Zeit bei den Mädchen, was soll ich denn sonst denken?“, schmollend trank er die Schokolade durch das Röhrchen. Takeru nickte wissend, ihm war das Ganze auch aufgefallen, aber er hatte nicht das Gefühl gehabt, dass Kari die Angebetete des Blonden war.

„Weißt du, ich muss dir was gestehen“, durchbrach Davis schließlich das Schweigen der Beiden, „ich war immer auf dich eifersüchtig, aber ihr sprecht ja immer davon, dass ihr beste Freunde seid und daher … naja … egal … es wird dich vermutlich überraschen …“, er druckste herum und seufzte, „… ich … ich bin in Kari verliebt …“ Vorsichtig sah der Braunhaarige zu seinem Gegenüber auf. Der reagierte gar nicht auf die Aussage und sah ihn einfach an. Doch als er merkte, dass er darauf reagieren sollte, „ach … darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen …“, spielte Takeru einfach mal mit. Er selbst würde auch gerne loswerden, dass er die Braunhaarige sehr gerne hatte. Er wollte es nicht sehen, wenn die zwei zusammen wären. Doch er sagte nichts dazu, denn würde er es tun, dann würde er die Chance oder Hoffnung des Braunhaarigen zerstören. TK konnte und wollte ihn nicht verletzen.

„Ja, ich weiß … darauf wäre man nun wirklich nicht gekommen …“, meinte Davis nachdenklich und ließ seinen Blick über die nahegelegenen Wohnhäuser schweifen. Takeru musste bei seinen Worten schmunzeln. Wie kam der Braunhaarige nur darauf, dass alle anderen – ihn eingeschlossen – noch nicht gemerkt hätten, dass Davis etwas für Kari empfand. Selbst Kari wusste von seinen Gefühlen, schließlich hatte er es laut heraus gerufen, als Willis ihr einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. Um nur ein Beispiel zu nennen. Der Blonde lehnte sich mit seinem Glas zurück und trank. Vielleicht sollte er seiner besten Freundin nachher schreiben. Nur um sicher zu gehen.
 


 

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„… ich versteh auch gar nicht, was Willis hier wirklich will … und wieso steht er ausgerechnet vor meiner Tür?“, regte sich Davis nun seit einer Stunde auf. Takeru hörte ihm aufmerksam zu, er hatte heute nichts vorgehabt, trotzdem könnte er sich etwas Besseres vorstellen, als Davis Liebeskummer zuzuhören. Aber er wollte Davis nicht vor den Kopf stoßen. „Und weißt du was er auch noch getan hat? Er hat meiner Mutter erzählt, dass ich ihn eingeladen habe, aber vergessen hatte ihr Bescheid zu geben“, vorwurfsvoll sah er seinen Freund an – er wartete wieder auf eine Reaktion. TK schreckte auf, „also sowas aber auch“, gab er kurzerhand von sich. „Und jetzt schläft er auch noch in meinem Bett und ich muss auf dem Boden schlafen …“, jammerte der Braunhaarige weiter. Der Ältere schmunzelte, hörte aber damit auf, als Davis ihn musterte. Er räusperte sich, „Wieso lässt du dir das auch gefallen?“, wollte er stattdessen wissen. „Ich weiß nicht, er ist so schnell, da kann ich gar nichts mehr sagen, außerdem wirkt er so, als wäre es die Wahrheit und ich komm dann nicht mehr dagegen an.“ „Ich verstehe. Kannst du nicht einfach im Bett deiner Schwester schlafen? Jun ist doch ausgezogen, oder nicht?“ Erschrocken weiteten sich Davis Augen, „ja, das schon, aber das könnte ich niemals … Zum einen ist ihr Zimmer wie ein ätzendes Wesen, dass dich verschlingt, sobald du es betrittst. Nicht zu vergessen, dass es voll von Postern und Bildern von deinem Bruder ist …“, nur der Gedanke an diesen Raum, ließ Davis schütteln, als würde ein kalter Schauer über seinen Rücken wandern. „Ich dachte, diese Phase hätte sie hinter sich“, Takeru schnappte nach Luft, das war wirklich gruselig, „und zum anderen?“ „… zum anderen, sie merkt es, wenn ich ihrem Zimmer auch nur zu nahe komme … Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn sie feststellen sollte, dass ich in ihrem Bett schlafe.“ „Achso, verstehe …“, TK grübelte weiter, aber ihm fiel nichts mehr ein.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Also, vielen Dank, dass du dir Zeit für mich genommen hast …“, murmelte Davis und schlüpfte in seine Schuhe, „… ich weiß das wirklich zu schätzen“, er lächelte milde, „… bitte sag niemanden, was ich dir über Hikari gesagt habe“, hoffnungsvoll sah er zu dem Älteren auf. Dieser nickte langsam, immer noch mit dem Hintergedanken, dass es sowieso alle wussten, aber er tat seinem Freund den Gefallen. „Denkst du … ich hätte eine Chance bei ihr?“, um eine positive Antwort flehend, musterte Davis den Blonden. Sein Herz schlug schneller, er brauchte jetzt eine gute Nachricht. Takeru überlegte, dabei sah er seinem Freund lange in die Augen, „wieso denn nicht?“, er zuckte mit den Schultern. Davis Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, „… meinst du auch … ich sollte es ihr sagen?“ Lange sahen sich die zwei Jungen an. TK wusste darauf keine Antwort mehr. Sollte er ihm sagen, dass er es tun sollte und damit riskieren, dass er seine beste Freundin verlor, oder sollte er es verneinen und damit die Hoffnungen des Braunhaarigen zerstören und seine beste Freundin behalten? Er seufzte und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, da solltest du auf dein Gefühl hören, das kann niemand für dich entscheiden“, antwortete er schließlich, was weder ‘ja‘ noch ‘nein‘ hieß. Damit konnte er sich anfreunden.

„Damit hast du wohl Recht …“, seufzte Davis, „das kann niemand für mich entscheiden, aber ich will das nicht entscheiden“, brummte er. „Das versteh ich … das ist nie leicht, aber es ist etwas, was nur du sagen kannst, also …“ „Ja … ich weiß …“, der Braunhaarige lächelte. „Aber eine gute Sache hat es doch“, Takeru erwiderte das Lachen. „Welche denn?“ „Du musst es nicht gleich entscheiden. Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass Willis wegen Hikari hier ist, kannst du dir nicht sicher sein … und damit hast du noch zwei oder drei Tage Zeit, um darüber nachzudenken …“, der Blonde zuckte mit den Schultern. Sein gegenüber dachte einen Moment darüber nach, „da hast du wohl auch wieder Recht … ich werde es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen … Kann ich dir schreiben, wenn ich immer noch nicht zu einer Entscheidung komme?“ TK stockte und schluckte schwer, ehe er zögerlich zustimmte. „Natürlich … wir sind doch Freunde“, er lächelte schräg. Auf seine Brust legte sich ein schweres Gefühl. Es drückte. „Danke, dir“, grinste Davis breit, er hob seine Hand, in die Takeru einschlug, „wir sehen uns dann …“, er winkte noch zum Abschied und verließ dann die Wohnung.
 


 

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Noch lange nachdem die Türe schon ins Schloss gefallen war, starrte Takeru auf diese. Er hatte mit seinen Worten zugelassen, dass er möglicherweise seine beste Freundin verlor, aber er wollte den Braunhaarigen nicht verletzen. Er konnte nicht für Hikari entscheiden, wen sie treffen durfte und mit wem sie zusammen kommen dürfte. Das musste sie selbst machen, so wenig es ihm auch gefiel.

Seufzend lief er zurück und schaltete die Kaffeemaschine an, er brauchte ihn ganz dringend, ihm war plötzlich so kalt. Er sah auf das Thermometer und brachte nur ein verächtliches Schnauben hervor, als er die Anzeige mit den ’32 °C‘ las.

Er holte sich sein Notizbuch – plus Stift – und sein Handy aus seinem Zimmer und der Kaffee war fertig. Zusätzlich mit der Tasse in der Hand setzte er sich wieder auf den Balkon. Er schlug das Buch auf und schrieb einige Sätze. Da fiel ihm ein, was er eigentlich tun wollte – Hikari schreiben. Er musste sie das nun ganz dringend fragen…
 

Heute, 12:38

Takeru: Hallo Hika, ich hab eine ganz dringende Frage …

Hikari: Hey Taku, was gibt’s denn?

Takeru: Du glaubst nicht, wer gerade hier war :D

Hikari: Wenn du das fragst, dann kann ich das wohl gar nicht erraten xD

Takeru: Doch, eigentlich schon, aber gut … ich sag‘s dir … Davis war grad hier …

Hikari: Wieso denn das? Ich meine … ich weiß nicht was ich meine, aber für mich erschien es immer so, als würde er zwar mit dir reden, aber nicht über private Dinge …

Takeru: Da bin ich ganz deiner Meinung … er wollte über Willis reden …
 

Der Junge überlegte, ob er auch sagen sollte, dass er über das Mädchen sprechen wollte, entschied sich dann aber dagegen. Er legte kurz das Handy beiseite und lief zurück in die Wohnung, er schaltete die Musikanlage an und sofort ertönten die melodischen Töne von ‘Mucc‘ – seiner Lieblingsband.

Als er wieder hinaus trat, erwartete ihn Hikari bereits aufgeregt – sie hatte ihm einige Nachrichten geschickt.
 

Hikari: Ach ja?

Hikari: Über was denn?

Hikari: Taku?

Hikari: Jetzt sag schon!!!

Hikari: Bitte, es ist dringend! Sag was er wollte!!

Hikari: … Hallo??!!!

Takeru: Haha :D Du bist niedlich wenn du etwas unbedingt wissen willst

Hikari: Lass das! Und jetzt sag schon!

Takeru: Ist ja gut :) Davis ist genervt, weil sich Willis unbedingt bei ihm eingenistet hat …

Hikari: Ach so … Nicht mehr?

Takeru: Doch, er sagte, dass er meint, dass Willis wegen dir hier sei … Ist das wahr?

Hikari: Wie kommt er denn darauf?

Takeru: Ich hab keine Ahnung …

Hikari: Willis ist wegen Yolei hier, so hat er es zumindest gesagt

Takeru: Echt??

Hikari: Ja, aber sag es auf keinen Fall den anderen!!!

Takeru: Versprochen!
 

Er zog eine Augenbraue hoch. Er wusste nicht so recht, weshalb er es keinem sagen durfte … Das Einzige was er sich denken konnte, war, dass es wegen Yolei selbst war. Er hatte oft mit Hikari geredet, sie hatte ihm anvertraut, dass die Lilahaarige in Ken verliebt war oder für diesen zumindest starke Gefühle hatte. Was er jedoch kurz darauf selbst bemerkte … Schließlich war das Mädchen wie Davis … sie machte ebenfalls keinen Hehl aus ihren Gefühlen. Aber er tat seiner besten Freundin den Gefallen, er wollte ihre Gefühle oder die Gefühle der Brillenträgerin nicht verletzen. Seufzend legte er das Handy beiseite und sah in den Himmel, manchmal war er einfach zu freundlich, so würde er vermutlich nie eine Freundin finden. Aber von einer Aussage seiner besten Freundin, hatte er erfahren, dass er genau wie sein Bruder war – ein Frauenmagnet. Kaum hatte sie ihn darauf hingewiesen, hatte er es zum ersten Mal selbst bemerkt. Zuvor war ihm nie aufgefallen, wer alles zu seinen Basketballspielen gekommen war. Etwa 80 Prozent davon waren weiblich … Er hat sich mächtig erschrocken, als sie alle seinen Namen kreischten. Lachend dachte er an den Tag zurück und griff wieder nach seinem Notizbuch, er musste weiter schreiben, sonst würde er nie fertig werden!

Wodka mit Cranberry


 

Samstag, 22. Juni
 

Gelangweilt lag Tai auf dem Bett seiner kleinen Schwester. Er wusste nicht so recht, wieso er das tat, allerdings wollte er nicht in sein eigenes Zimmer. Dort starrten ihn Sora und Matt von verschiedenen Positionen aus an. Da war zunächst das Gruppenbild, welches sie am Ende ihrer ersten Reise gemacht hatten, aber auch nach den Abenteuern von Davis und den anderen hatten sie ein Gruppenbild gemacht. An der Wand hing eine Collage von den Mädchen. Dort waren auch drei Bilder aus der Grundschule drauf – auf dem einen er mit Sora im Fußballtrikot, auf dem nächsten war er mit Sora und Izzy an Halloween unterwegs gewesen und das letzte war ein Bild von seinem siebten Geburtstag. Die anderen Bilder waren über die Jahre hinweg entstanden und für mehr als die Hälfte war Hikari verantwortlich.

Seufzend grummelte er in das Kissen. Auch wenn sie es lieb gemeint hatte, diese Collage brachte ihn um… „TAI“, hörte er vorwurfsvoll die Stimme seiner Schwester. „Bist du den ganzen Tag hier gelegen?“ Er drehte seinen Kopf zur Tür. Die Augen der Braunhaarigen glitzerten. „Was machst du denn schon wieder hier? Du bist doch erst weg“, murrte er. Hikari zog eine Augenbraue nach oben. „Das war fünf Stunden…“ „Du warst fünf Stunden weg?“ Er hob seinen Kopf leicht an und musterte seine Schwester erstaunt. „Nein, ich bin vor einer Stunde Heim gekommen und hab Essen gemacht, bevor Mama kochen kann.“ Er setzte sich auf und ging dann langsam auf sie zu. Bevor sie wusste was er tat, legte er seine Arme um sie, „gutes Schwesterlein“, er strich ihr über die Haare, „ich hab dich lieb … sofern du mir was aufgehoben hast …“ Tai löste sich von ihr und sah ihr hoffnungsvoll in die Augen. „Ich wollte dich holen kommen, aber du warst nicht in deinem Zimmer …“ „YEAY“, freute er sich und machte einen Luftsprung. Kari prustete los und stolperte nach hinten gegen die Tür. „Aufpassen“, warnte er sie viel zu spät. „Los raus, ich will mich umziehen“, winkte sie ab.
 

Eilig rannte Tai ins Wohnzimmer, auf dem Esstisch standen zwei Teller. Der Duft nach Curry stieg ihm in die Nase. Von dieser geleitet setzte er sich vor den Teller mit der größeren Portion. Nur mit Mühe konnte er sich zurück halten und auf Kari warten. Als diese da war, stürzte er sich auf das Essen und war fertig, als seine Schwester ihre Portion noch nicht einmal zur Hälfte aufgegessen hatte. Er fragte nach mehr und schon aß er weiter.

„Was hast du heute gemach?“, wollte Kari zwischen zwei Bissen wissen. Tai aß weiter und sah sie dann aus großen Augen an, „… ich lag auf jeden Fall nicht den ganzen Tag auf deinem Bett“, er räusperte sich. Sie schmunzelte, „Tai“, sie wurde wieder ruhiger, „geh raus und mach etwas, triff dich doch mit M…“, sie hielt sich zurück, als sie merkte welchen Namen sie sagen wollte, „… Izzy“, korrigierte sie schnell. Er musterte sie lange, „grade noch so … grade noch so …“ Sie streckte ihm die Zunge raus und er lächelte. Sie würde wohl keine Ruhe geben, aber wenigstens hatte sie Matts Namen nicht ausgesprochen. Er fluchte … jetzt hatte er ihn gedacht … Aber er könnte wirklich raus gehen. Nicht weit von hier hatte eine neue Bar aufgemacht und sie sollte nicht schlecht sein. Er nickte langsam, „ja, vielleicht hast du ja Recht …“ „Mama und Papa gehen nach dem Abendessen sowieso zu Oma und bleiben dort übers Wochenende, also …“ „Du teuflisches Ding, du“, lachte er, als er merkte, worauf sie hinaus wollte. Kari grinste und aß zu Ende. „Ich bin nur froh, dass du mir zustimmst und raus gehst, daher tu ich dir einmal den Gefallen.“ Er sah sie an, während er die Gabel auf halber Höhe hielt. Nach langer Zeit steckte er sie sich schließlich in den Mund. „Das ist aber das einzige Mal!“ „Wie freundlich …“, meinte er überschwänglich gespielt.
 


 

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Tai kämmte sich die Haare und zupfte sich einzelne Strähnen zurecht. Er versuchte sich im Spiegel zuzulächeln, allerdings klappte das nicht so ganz. Seufzend wandte er sich ab und trat aus dem Bad. Er hatte sich eine dunkle Jeans und ein blaues Sweatshirt angezogen. Es hatte kurze Ärmel, da ihm sonst doch zu warm war. In seinem Zimmer angekommen, ignorierte er die Bilder und ging zu seinem Schreibtisch. Darauf lag ein Lederarmband, welches er von Hikari bekommen hatte. ‘Courage is doing what you’re afraid to do. There can be no courage unless you’re scared‘, war hinein gestanzt – daneben auch noch das Zeichen des Mutes. Er trug es jeden Tag. Es war schmal und lang, sodass er es sich zwei Mal um das Handgelenk schlingen konnte.

Es klopfte an der offenen Türe. Tai drehte sich zu seiner Schwester um, denn seine Eltern waren nur ganz kurz dagewesen und hatten kurz etwas gegessen und dann weiter gefahren. Für die zwei Kinder war es nichts Neues. Sie lächelte ihn an und trat zu ihm. In Gedanken versunken zupfte sie ihm sein Shirt zurecht und zog an etwas. „Ein Fussel“, gab Kari von sich und ließ es fallen. Tai schmunzelte, er zog seine Schwester in seine Arme und küsste sie auf den Scheitel, „danke!“ Lächelnd sah das Mädchen zu ihm auf, „ich bin nur froh, dass du raus gehst.“
 


 

❀ ❀ ❀
 

Beklommen starrte er auf das Bier vor sich. Es war bereits das vierte. Ja, er hatte Hikari versprochen raus zu gehen, doch irgendwie war ihm langweilig. So ganz alleine … Er streckte sich und lehnte sich gleichzeitig zur Seite, damit er an sein Handy kam. Er angelte es sich aus der Hosentasche und schwankte zurück, sodass er wieder gerade saß. Er schmatzte ein paar Mal, griff nach dem Bier und trank es in einem Zug leer. Im gleichen Atemzug bestellte Tai sich ein neues. Er öffnete an seinem Handy den Chat und suchte nach dem Namen seines längsten Freundes. Der Braunhaarige atmete tief durch, sonst würde er ihn aufziehen, dass er nicht richtig schreiben konnte. Oder er würde ihn einfach nicht verstehen und dann würde Tai hier weiterhin alleine sitzen.
 

Taichi: Hey, ich wollte mal fragen, was du grade machst?

Mimi: Hi Tai, bin grad Zuhause und räum den Rest von meinen Sachen ein. Wieso fragst du?

Taichi: Ich bin in dieser neuen Bar „Laloon“. Willst du her kommen?
 

Immer wieder las Mimi die Worte des Braunhaarigen. Ihre Augen waren geweitet und sie konnte es nicht fassen. Er lud sie tatsächlich in die Bar ein. Er schien zwar schon länger dort zu sein, doch er hatte ihr geschrieben. Hätte er alle gefragt, dann hätte er es in die Gruppe geschrieben. Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ein breites Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie sah auf die Uhr. Es war nun schon elf Uhr, sie war noch keine 18, also würde sie in einer Stunde rausgeschmissen. Sie seufzte. Aber es war er … Die Person, die sie schon so lange liebte … Ihr Blick wanderte zu dem Foto auf ihrem Schreibtisch. Das Foto nach ihrer ersten Reise. Er stand neben ihr. Doch so weit entfernt, nun kann sie näher bei ihm sein.
 

Mimi: Ja, klar, bin in etwa 10 Minuten da

Taichi: Super, dankr
 

Das Mädchen runzelte die Stirn. Wieso schrieb er plötzlich falsch? Sie blinzelte und einigte sich mit sich selbst, dass er vermutlich schon was getrunken hatte. Schnell war sie auf den Beinen und sprang zu ihrem Schrank. Als sie ihn aufriss fiel ihr auf, dass sie noch gar nicht alles eingeräumt hatte. Ihre Winterkleidung musste noch irgendwo in einer Kiste rumstehen. Sie sah zu ihren Kleidern und suchte ein weißes Kleid heraus – eine Mischung aus Cocktail- und Sommerkleid. Damit würde sie erwachsener wirken und vielleicht würde sie dann nicht rausgeworfen. Das Kleid war sowohl rücken- als auch schulterfrei. Es wurde durch ein Band gehalten, welches eng um ihren Hals lag. Von dort aus verlief der Stoff unter ihren Achseln hindurch und ging dann in ein Band über, dass das Kleid taillierte. Von dort fiel es ausgestellt bis zu ihren Knien. Der Stoff fühlte sich leicht auf ihrer Haut an und durch die Raffungen über dem Band erschienen ihre Brüste noch größer. Mimi stellte sich vor den Spiegel und lächelte ihr Ebenbild an. Sie drehte sich hin und her und sah dem Stoff zu, wie er von der einen Seite zur anderen flog. Sie gluckste und lief schnell zum Bad.

Als sie die Haarbürste gefunden hatte, bürstete sie ihre Haare und steckte mit wenigen Handgriffen ihre Haare mit einer großen Haarnadel aus Holz nach oben. Das Holz war ein dunkles Holz, welches von goldenen Linien durchzogen wurde. Am oberen Ende war eine kleine metallene Öse in das Holz gedreht und daran baumelten zwei kleine Kettchen. An deren Ende je zwei grüne Perlen hingen. Mimi drehte ihren Kopf ein paar Mal nach rechts und links und hörte schmunzelnd die Kettchen klingen. Sie sah in den Spiegel und griff nach ihrer Kosmetiktasche. Sie zog ihren Lipgloss heraus und strich mit dem Pinsel über ihre Lippen, sie schimmerten in dem sanften Licht der Badezimmerlampen.

Erneut im Zimmer angekommen legte sie sich noch eine goldene Kette an, an der eine Blume als Anhänger hing mit einem grünen Steinchen in der Mitte. An ihrem Handgelenk baumelte kurz darauf ein schlichtes goldenes Armand. Sie suchte sich noch kurz Handy, Schlüssel und Geldbeutel zusammen und steckte alles in eine Tasche. Auf dem Weg zur Haustür rief sie über die Schulter, dass sie noch unterwegs sei. Sie zog sich zu dem Kleid grüne Sandalen mit Absatz an, die feinen Bändchen schlangen sich passend um ihre Füße und wurden von kleinen Riemen gehalten. Dann lief sie eilig nach draußen.
 

Mimi beeilte sich und rannte fast durch die Straßen. Dann fiel ihr auf, was vor ihr stand. Sie würde gleich neben ihm stehen, mit ihm in einer Bar und das vermutlich alleine. Mit jedem Schritt wurde sie langsamer, bis sie schließlich stand. Ihre Unterlippe bebte und sie merkte wie ihre Beine weich wurden. Was machte sie hier? Zweifel stiegen auf. Sie hatte doch schon viel Zeit mit Tai verbracht, wenn auch nicht ganz allein, aber es war doch nichts dabei. Sie seufzte und wusste, dass sie sich selbst belog. Es war anders. Es hatte sich etwas Ausschlaggebendes in den letzten Jahren verändert. Sie hatte sich verändert. Mimi holte tief Luft und lief weiter.

Die Bar wurde von außen von einem lila Licht beschienen, hin und wieder war ein dünner Strahl pink dazwischen. Über der Tür prangte in einer verschlungenen Schrift ‘Laloon‘. Vor der Tür standen einige Männer und rauchten. Sie lachten und die Braunhaarige bemerkte auch ohne hinsehen, dass sie sich nach ihr umdrehten. Erhobenen Hauptes schritt sie an ihnen vorbei. Das Mädchen öffnete die Tür und sofort kam ihr ein Schwall der verschiedensten Gerüche entgegen – hauptsächlich Bier. Aber auch der Duft von Parfum stieg ihr in die Nase, es war ein sehr feiner Duft nach Blumen, aber nicht an eine bestimmte, eher an eine gesamte Wiese. Wäre der Alkohol nicht, hätte sie meinen können, sie stünde auf einer Wiese. Und mitten auf dieser Wiese saß der Braunhaarige. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und saß leicht vorn über gebeugt an der Bar. Bei seinem Anblick fing ihr Herz schneller an zu schlagen und sie blieb mitten im Raum stehen. Ihr wurde warm und sie musste lächeln, ohne es wirklich zu wollen.
 

Langsam ging sie durch den Raum und auf Tai zu. Sie biss sich auf die Unterlippe und tippte ihm vorsichtig auf die Schulter, dabei trat sie neben ihn. Verwirrt drehte er sich um und musterte die Jüngere verwirrt.

„Mimi“, lachte er auf, „was machst du denn hier?“ Er klang leicht angetrunken und wippte mit dem Oberkörper vor und zurück. Das Mädchen runzelte die Stirn, „du hast mich doch gefragt ob ich vorbeikommen möchte“, antwortete sie ihm. „Ach echt?“, er lehnte sich zurück und trank von seinem Bier, „ich dachte, ich hätte mit Izzy geschrieben.“ Sie musterte ihn, er hatte also eigentlich gar nicht sie erwartet. Enttäuscht ließ sie ihre Arme hängen und wollte sich zum Gehen wenden, „gut, dann lass ich dich …“ „Ach nein, bleib doch, ist doch auch cool“, lachte er und hielt sie am Oberarm fest. „Trink was mit mir“, er zog sie mit Leichtigkeit auf den Hocker neben sich. Danach wandte er sich an den Barkeeper, „noch ein Bier und für sie einen Wodka mit Cranberry.“ Sie beobachtete ihn, er hatte ihr einfach etwas bestellt und zahlte auch für sie, wie sie gerade sah. Mimi war kurz davor etwas zu sagen, doch dann ließ sie es. Er lud sie ein. Sie merkte, wie sich ihre Wangen rot färbten. Mit einem freundlichen Lächeln stellte der Barkeeper das Glas vor dem Mädchen ab. Ein leises ‘Danke‘ kam ihr über die Lippen und er widmete sich wieder den anderen Gästen. Als Mimi zur Seite sah, trank Tai schon an seinem neuen Bier. Auch er blickte zu seiner rechten und kreuzte ihren Blick. Erschrocken sah Mimi weg. Sie merkte förmlich wie sie warm wurde. Durch ein Räuspern schreckte sie auf. Der Braunhaarige hielt ihr sein Bier entgegen. Verwirrt starrte sie ihn an, bis er zu ihrem Glas nickte. Das Mädchen lächelte peinlich berührt und griff nach dem Glas. Die Beiden stießen an und tranken.
 

„Weißt … weißt du … Mimi“, lallte Taichi, versuchte aber immer noch verständlich zu wirken, jedoch brauchte er dafür für jedes Wort etwa zwei Minuten, „ich …“, er schnaufte schwer, „… ich finde es … es wirklich … und ich meine wirklich … schön, … dass … du wieder … wieder da … bist … wirklich …“ Es war schwer, sich darauf zu konzentrieren, dass jedes Wort passte. Aber er besann sich darauf, dass die anderen sich sonst über ihn lustig machten. „Danke“, kam es leise aus dem Mund der Braunhaarigen, ihre Wangen waren bei seinen Worten rot angelaufen. Aber sie merkte schon seit einiger Zeit, dass ihr warm wurde und sie rot wurde. Sie sah auf ihr Handy, es war schon kurz nach zwölf und sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie hier saß. Neben ihm, dem Jungen, den sie die ganzen letzten Jahre nicht vergessen konnte. Da waren andere gewesen, doch er war immer in ihren Gedanken gewesen. Sie wollte es ihm sagen, doch ihr Herz klopfte bei diesem Gedanken so laut, dass sie glaubte, er könnte es hören. Doch er drehte sich einfach zu ihr, etwas vornübergebeugt und schwankte nach vorn und dann wieder zurück. Er lächelte schräg und Mimi zuckte erschrocken zusammen. Hatte er ihren Herzschlag gehört? Oder gar ihre Gedanken gelesen? Nein, das wäre ja verrückt. „Mimi …?“, er schloss abrupt seinen Mund und verhinderte den lauten Ton des Aufstoßens. Dann sprach er weiter, „… es ist aber … aber auch hier … wirklich sehr schön … Ich hasse es … ich … ich meine … ich hasse es allein … allein zu trinken …“, er streckte eine Hand nach ihrem Oberarm aus, doch traf er ihre Wange und strich dann an dieser entlang. Das Mädchen gluckste auf, aber fing sich sofort wieder, ehe sie daran dachte, dass sie ruhig sein musste. Der Alkohol stieg ihr gerade doch sehr in den Kopf. Aber … er berührte sie. Auch wenn er ihre Wange doch etwas stärker getroffen hatte. Sie hatte auch bemerkt, dass er eigentlich auf ihren Arm gezielt hatte.

„Wieso tust du das dann?“, wollte sie wissen. Während sie bei ihrem vierten Glas Wodka mit Cranberry. Sie trank normal eigentlich ungern Wodka, aber das schmeckte ihr und Tai hatte es ihr bestellt. Dabei war er in ihrer Anwesenheit bei seinem sechsten oder siebten Bier, sie war kurz auf der Toilette gewesen. Als sie wieder da gewesen war, war sie sich nicht sicher, ob er ein neues Bier hatte oder nicht. „Ich … ich habe doch … doch sonst niemanden … niemanden … niemanden mit dem ich … ich trinken kann …“, lallte er. Mimi runzelte die Stirn, „was ist mit Matt?“ Er seufzte und legte seine Hand auf ihren Unterarm. Sie hatte mit beiden Händen ihr Glas umschlungen. Bei seiner Berührung sträubten sich ihre Nackenhaare. Doch Blitze durchzuckten sie, die aus der Berührung hervor gingen und ihr wurde noch wärmer und ihr Herz schlug noch stärker. „Rede … Rede bitte nicht … nicht über ihn“, bat er sie. Sein Blick war gleichzeitig betrübt und genervt. So wie sein Tonfall auch. Verwirrt zog sie ihre Stirn kraus. Es war schon richtig, dass sie viele Jahre weg war. Weg von ihren Freunden. Aber … was hatte sie verpasst, was zwischen Matt und ihm war? Sie waren doch schon so lange beste Freunde. „Bitte … bitte frag … frag nicht“, murmelte er und starrte auf seine Flasche. Er seufzte und trank einen Schluck. „Sollen … sollen wir langsam … langsam gehen? Ist ja schon spät …“

Nur dich

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Fehler


 

Sonntag, 23. Juni
 

‘Ich liebe dich …‘

Verwirrt zog sich ihre Stirn zusammen. Was … Was war das? Wessen … Wessen Stimme? Sie grummelte und öffnete langsam ihre Augen. Etwas hob ihren Kopf an und senkte ihn wieder. Als das Bild klarer wurde, erkannte sie, dass sie auf jemandem lag. Dann kamen auch erste Fetzen von gestern Abend zurück. Mimi war mit den Mädels unterwegs gewesen und später am Abend, als sie weiter auspacken wollte, hatte Tai ihr geschrieben. Ihre Hand zog sich unbewusst zusammen und der Junge unter ihr zog zischend die Luft ein. Erschrocken riss sie ihre Augen auf, sie hatte ihn gekratzt. Sie biss sich auf die Lippe und sah langsam nach oben. Das war … das war wirklich Taichi. Taichi Yagami neben ihr. Sie hatte mit ihm in einem Bett geschlafen. Und nicht nur das, sie hatte auch mit ihm geschlafen. Sie konnte sich ein breites Lächeln nicht mehr verkneifen und kuschelte sich enger an ihn.

Was ihn dazu veranlasste langsam seine Augen zu öffnen. „Guten Morgen, meine Liebste“, murmelte der Fußballer noch im Halbschlaf. Er drückte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. „Guten Morgen“, erwiderte das Mädchen an seiner Seite. Verwirrt zog sich seine Stirn zusammen. Das war nicht die Stimme seiner Liebsten. Er blinzelte und sah zu dem Mädchen, das neben ihm lag. „Aahh“, schrie er auf und rutschte nach oben, nur um mit dem Kopf gegen die Wand zu knallen. Fluchend rieb er sich den Kopf, während er sich aufsetzte und wieder zu Mimi sah. Dann sah er an sich runter und zog schnell die Decke bis zu seiner Hüfte hoch. „Was machst du denn hier, Mimi?“, fragte er sichtlich verwirrt. „Was soll denn diese Frage?“, knurrte sie. „Wie was soll das? Was machst du hier?“ „Du hast mich doch gestern eingeladen“, schrie sie. „WIE BITTE? DAS HAB ICH NICHT“, erwiderte er in der gleichen Lautstärke. „UND OB!!“

Er realisierte langsam, was am Abend zuvor geschehen war. Tai hatte nicht nur zuerst Mimi mit Koushiro verwechselt, er hat anscheinend Mimi nun mit Sora verwechselt. Seine Augen weiteten sich langsam. Er wusste wieder, was hier passiert war. „Oh nein … oh nein … oh nein oh nein oh nein …“ murmelte er und war sofort auf den Beinen. Der Braunhaarige lief ein paar Schritte und wieder zurück. Er sah sich im Raum um, alle Kleidungsstücke lagen neben dem Bett verstreut und er stand nun splitterfasernackt daneben. Er krallte sich mit beiden Händen in die Haare. „WAS?“, rief Mimi erneut und blickte vorwurfsvoll zu ihm. So hatte sich das Mädchen das Aufwachen eigentlich nicht ausgemalt. Sie hatte es sich viel schöner überlegt. Dass sie vielleicht noch einige Minuten oder Stunden im Bett liegen würden. Sich küssen und streicheln. Und dann würde sie sich erbarmen und ihm Frühstück machen. Aber nicht, dass sie sich anschreien.
 

„Das war ein Fehler“, kam es ihm über die Lippen. Er sah kurz zu ihr, an sich hinab, lief dann zu seinem Schrank und holte sich Boxershorts und Bermudas heraus. Beides streifte er sich über. „Ein riesengroßer Fehler“, er ging zu Mimi, „entschuldige, aber …“ Die sah ihn fassungslos an, hatte sie das gerade richtig verstanden? „Das … ich … ich bin ein Fehler?“, ihre Augen waren erschrocken geweitet. Sie hatte sich nicht verhört. Innerlich bat sie um ein Wunder. Dass er durch den Schlag eine Gehirnerschütterung hatte. „Nein … so war das nicht gemeint“, sagte er schnell, setzte dann aber erneut an, „das …“, er zeigte auf sie beide, „das ist ein großer Fehler.“ Eingängig betrachtete er sie und hoffte, dass sie es verstand. „Das war nicht …“ „Was?“ „Das zwischen uns … da ist …“ Sie blinzelte mehrmals, das konnte doch wohl nicht wahr sein. In ihr kam ein großer Druck auf, sie merkte, wie sie es nicht mehr zurück halten konnte, „das ist doch wohl nicht dein ernst?“, zischte sie aus zusammengebissenen Zähnen, „hast du mich etwa nur benutzt?“ „Nein … so ist das nicht … ich war betrunken“, setzte er wieder an, „und …“ „UND WAS?“, kam es wieder lauter aus ihrem Mund. „Und … ich hab dich mit jemand anderem verwechselt …“ „DU HAST MICH VERWECHSELT?“, schrie sie und sprang nun ebenfalls auf. Sie suchte sich ihren Slip und ihr Kleid, beides hatte sie binnen weniger Sekunden angezogen. „Das glaub ich jetzt nicht, Yagami. Du bist wirklich das Letzte. Ich habe wirklich besseres von dir erwartet. Wie kannst du nur so herzlos sein“, schrie sie ihn an. Tränen stiegen in ihr auf. Tränen, die sie nicht mehr zurück halten konnte, die aus ihr hervor drangen und zu fließen begannen. „Du bist widerlich“, schrie sie mit letzter Kraft, wirbelte herum und stürmte aus seinem Zimmer.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Den Morgen genießend saß Kari am Frühstückstisch und genoss ihre Cornflakes, während sie vor sich ihren Laptop hatte. Sie suchte sich durch diverse Online Shops. Wie sie darauf gekommen war, wusste sie gar nicht mehr. Das Mädchen hatte eigentlich mit Nachrichten angefangen, doch irgendwann hatte sie einen Artikel über Stoffe gefunden und war wohl so auf die Online Shops gestoßen. Sie hatte mal wieder richtig Lust, mit den Mädchen shoppen zu gehen. Besonders Bikinis und Sommerkleider führten sie in Versuchung. Sie hatte bereits ein paar schöne Sachen gefunden, jetzt wollte sie nur noch so ähnliche Schnitte im Laden finden. Kari war kein Fan von Bestellungen, da sie viel lieber die Sachen direkt im Laden anprobieren wollte, nur im Notfall machte sie es. Als sie merkte, dass sie die Nachrichten noch offen hatte, klickte sie wieder auf den Tab, damit sie noch ein bisschen weiter lesen konnte. Gerade als sie auch weiter aß, ertönte aus dem Zimmer ihres Bruders ein Poltern. Verwirrt sah sie zur Tür. Er war wohl mal wieder mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen. Was nichts Ungewöhnliches war, das hatte er schon ein paar Mal geschafft. Doch dann fing er an zu schreien. Das Mädchen aß weiter, aber eine Augenbraue schob sich in die Höhe, als eine weibliche – ihr sehr bekannte – Stimme ertönte. Als es ihr gerade kam, wer es war, wurde die Tür aufgerissen und Mimi stolperte heraus.

Die Ältere blieb kurz erschrocken stehen und sah zu ihr. Ein leises ‘Verdammt‘ kam aus dem Mund der Älteren. Sie warf einen Blick über die Schulter und rannte dann zur Haustür.

„Mimi?“, rief Hikari fragend und war sofort auf den Beinen, als sie aber vorn bei der Haustür ankam, fiel diese gerade ins Schloss. Die Braunhaarige öffnete sie langsam und trat hinaus. Ihr Ziel war gleich das Geländer. Sie sah hinunter und nur wenig später erblickte sie die braunen Haare des Mädchens. Nachdenklich sah sie ihr nach. Sie hatte geweint. Was sie sich an den Kopf geworfen hatten, hatte sie aber nicht verstanden. Sie wusste nur, sie musste mit jemandem reden.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Hikari schloss leise die Haustür hinter sich und ging am Küchentisch vorbei, zum Zimmer ihres großen Bruders. Dieser bückte sich gerade seufzend nach einem T-Shirt. Im Türrahmen blieb das Mädchen stehen und lehnte sich dagegen. „Was hast du gemacht?“, fragte sie ohne Umschweife. „Einen Fehler“, murmelte Tai und ließ sich auf das Bett fallen. Er rutschte mit dem Arm durch das Kopfloch des Shirts und raufte sich die Haare. Er knurrte und schrie kurz auf. „Tai?“, wollte sie weiter wissen. „Kannst du es dir nicht denken?“, murrte er. Kari sah zum Boden und entdeckte neben einer Kondompackung ein zusammengeknülltes Taschentuch. Sie atmete schwer und schüttelte seufzend den Kopf. „Wieso?“ „Ich weiß es nicht mehr“, murmelte er und entschloss sich, das Kleidungsstück über den Kopf zu ziehen, „zu viel getrunken.“ „Tai …“, murmelte sie und ging zu ihm. Er saß immer noch auf dem Bett. Vor ihm blieb sie stehen und er schlang seine Arme um sie, seine Stirn ließ er dabei gegen ihren Bauch fallen.

„Ich habe Mist gebaut …“, flüsterte Taichi und löste sich langsam wieder. Hikari ging vor ihm auf die Knie und strich ihm über die Wange. „… ich befürchte ja …“, stimmte sie ihm zu. „Großen Mist“, seufzte er. „… ach Tai …“ Sie strich ihm durch die Haare, dann lächelte sie, „na komm, wir frühstücken.“ Während sie aufstand, waren ihre Gedanken immer noch bei der Braunhaarigen. Sie hatte ganz eindeutig geweint. Hikari nahm sich vor, zu ihr zu gehen. Tai war schon überfordert genug. Sie wollte ihm nicht noch mehr zumuten, doch daran war er jetzt selbst Schuld und sie verstand, wenn die Ältere auch sie nicht mehr sehen wollte. Auf dem Weg in die Küche seufzte sie und hoffte, dass das Mädchen nicht böse mit ihr war.
 

„Ich glaube, dein Essen ist aufgeweicht“, Tai lächelte müde und stocherte in dem Brei aus Cornflakes und Milch herum. Kari verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Sie mochte ihre Cornflakes nicht weich, sie liebte es eigentlich, wenn es knusprig war. Aber sie dachte nicht weiter an die Konsistenz ihres Essens, sondern beobachtete ihren Bruder. Niedergeschlagen sah er auf die Schüssel runter und stützte mit dem freien Arm seinen Kopf ab.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Erschöpft kam Mimi Zuhause an. Eilig und mit zitternden Händen schloss sie die Türe auf. „Bist du das, Schatz?“, hörte sie ihre Mutter aus der Küche. Die Braunhaarige sah erschrocken auf, als sie ihre Schuhe ausgezogen hatte. Mimi schluckte ihren Ärger runter und wischte sich mit den Fingern vorsichtig die Tränenreste unter ihren Augen weg. „Ja“, ihre Stimme war ein krächzen. „Mimi? Alles in Ordnung?“, das Mädchen hörte ihre Besorgnis. Sie räusperte sich, „ja, es war nur etwas spät heute Nacht“, sie biss sich nervös auf die Unterlippe. Sie schlich sich zur Treppe und hoffte, ihre Mutter würde nicht in den Gang sehen. „Ich leg mich etwas hin“, fügte die Braunhaarige hinzu. Eilig machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer, leise ließ sie die Tür hinter sich ins Schloss gleiten und zog den Vorhang zu. Mimi öffnete die Häkchen in ihrem Nacken und auf dem Weg zu ihrem Schrank schlüpfte sie aus dem Kleid. Sie zog sich ein Top und Shorts über und legte sich dann ins Bett. Sie wollte nicht in den Spiegel sehen. Sie konnte sich denken wie sie aussah und an allem war nur dieser Idiot von Fußballer Schuld. Ein Schluchzen erfüllte den Raum, welches sie im Kissen zu ersticken versuchte. Sie wollte nicht länger an ihn denken – nie wieder. Mimi biss sich auf die Unterlippe und versuchte an etwas anderes zu denken. Blumen, kamen ihr als erstes in den Sinn und dann Palmon. Wie gern sie ihre Freundin wieder sehen wollen würde. Palmon wüsste sie bestimmt aufzumuntern. Allein schon ihre Anwesenheit wäre eine große Bereicherung für sie. Auch wenn das Pflanzendigimon nichts von Liebe verstand.

„Ach Palmon …“, murmelte Mimi und schlief mit Gedanken an die Blume ein.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Mimi … Schatz“, die Mutter der Braunhaarigen schüttelte sie sanft an der Schulter und versuchte sie so aufzuwecken. Murrend öffnete sie die Augen und sah verwirrt zu ihrer Mutter auf. Die zuerst überrascht zurück schreckte, aber dann lächelte. „Es hat an der Tür geklingelt, es ist für dich. Kommst du runter?“ „Wer denn?“ „Eine deiner Freundinnen?“ Mimi sah, dass ihre Mutter ihr den Namen vorenthielt. Also konnte es nur Hikari sein. „Ich will nicht“, murrte das Mädchen und drehte sich weg. „Ach Mimi, bitte … Schatz …“ „Ich will sie aber nicht sehen“, knurrte die Braunhaarige. Ihre Mutter seufzte und trat ein paar Schritte zurück, da klopfte es an der Tür.

„Mimi?“, hallte es leise durch den Raum und der Angesprochen zog es alles zusammen. Sie wollte das Mädchen nicht sehen. Wenn sie nur ihren Namen dachte, da wanderten ihre Gedanken wieder zu dem Jungen und der letzten Nacht. „Mimi … bitte … ich möchte nur, dass du mir zuhörst …“ Die Jüngere machte eine kurze Pause. Die Tür schloss sich, also war ihre Mutter wohl gegangen. „Mimi?“, fragte Kari noch einmal nach. „Was willst du?“, knurrte das Mädchen. Kari seufzte und ließ sich auf dem Boden nieder. Sie wollte nicht stehen und dann von oben herab auf die Ältere sehen, das war ihr unangenehm. „Ich will, dass du weißt, dass es Taichi wirklich leid tut, das war …“ „… ein Fehler … das weiß ich schon“, Mimi setzte sich auf und drehte sich halb zu der Lichtträgerin herum. Mit der einen Hand stütze sie sich ab und die andere ruhte zur Faust geballt auf ihren Beinen. „So war das nicht gemeint … Er hat sich falsch ausgedrückt …“ „Falsch ausgedrückt?“, zischte Mimi und ihr Kopf schnellt nach links, sodass sie die Jüngere finster anstarrte, „was ist daran falsch ausgedrückt?“ Kari spielte nervös mit den Fingern und wollte sich an das zu halten, was sie sich vorgenommen hatte zu sagen, „ihm ist momentan alles zu viel, er hat viel Stress und weiß nicht wo ihm der Kopf steht“, fing sie an und versuchte dabei selbstbewusst und ehrlich zu klingen, „er ist wirklich überfordert. Die Unianmeldungen, die letzten Prüfungen, dann das Training und bei allem muss er voll da sein. Er wollte einfach nicht …“ „Was wollte er nicht …?“ Hikari hörte, dass Mimi sich etwas beruhigt hatte und wirklich wissen wollte, was los ist. „Es ist … naja … ihr seid schon so lange Freunde und er will nicht, dass du denkst, du seist nur eine von vielen …“, sie seufzte, sie war rausgekommen. Die Jüngere wusste nicht mehr, was sie sagen wollte. „Er will dich nicht verletzen. Tai ist nicht so, dass er einfach mit Mädchen schläft, ohne etwas dahinter.“ „Wirklich?“, skeptisch zog Mimi eine Augenbraue nach oben. „Ja, Ehrenwort!“ Damit log das Mädchen nicht mal. Für ihren großen Bruder gab es eigentlich nur ein Mädchen und das würde er nie bekommen. Und das, obwohl sie so viel versucht hatten, es ihm auszutreiben. Es klappte nicht.

„Wieso hat er das dann nicht gesagt?“ Hikari holte tief Luft, das musste jetzt passend kommen, „war er betrunken?“, wollte sie wissen, dabei wusste sie die Antwort. „Ja, vermutlich, er hatte einige Flaschen Bier getrunken …“ „Ja, da ist er manchmal etwas seltsam und vergisst seine Sorgen“, das Mädchen seufzte, „aber das war meine Schuld … Er war so in sich gekehrt und da hab ich ihn praktisch dazu genötigt, dass er aus dem Haus geht. Ich wusste ja nicht, dass er es gleich übertreiben würde … Bitte entschuldige Mimi …“ „Ach … naja …“, die Ältere seufzte und schluckte ihren Ärger runter. Auch wenn ihr Tai nun etwas Leid tat, hat er mit seinen Worten ihr Herz gebrochen. Er hatte sich aber auch blöd ausgedrückt. „Mimi? … Darf … darf ich dich noch um etwas bitten?“ Die Ältere sah zu ihrer Freundin. Hikari biss sich auf die Unterlippe und wusste nicht, wie sie schauen sollte, dabei kam wohl etwas dabei heraus, was zu funktionieren schien, denn Mimi holte tief Luft. Mimi konnte dem Blick der Jüngsten nicht wiederstehen. Kari hatte eine Waffe, die gleiche, die auch sie selbst hatte und beide hatten dieses Gen, welches Menschen beeinflusste nicht nein sagen zu können. Auch wenn sie es bei der Lichtträgerin nur selten sah und sie es normalerweise für andere Dinge einsetzte.

„Was denn?“, sie seufzte und lehnte sich mit dem Rücken zur Wand. Mimi wollte nun eigentlich nicht länger darüber nachdenken, sie wollte ihn vergessen, er war ein Idiot. Und sie wollte wieder allein sein. „Erzähl es nicht …“, bat Hikari ehrlich und eindringlich. Sie senkte auch ihren Kopf nicht oder wandte ihren Blick nicht ab. Mimi wägte ab und machte es der Jüngeren nach – sie biss sich auf die Unterlippe. Aber es kam ihr auch gelegen. Hikari wollte nicht, dass davon jemand erfuhr und sie selbst wollte es – als nichts lieber auf der Welt – einfach nur vergessen. Doch etwas störte sie an dem Ganzen. Es war nicht … Irgendetwas stimmte hier einfach nicht, das wusste Mimi. Sie wägte ab. „… Bitte … Mimi …“, Karis Augen glänzten. Wenn sie musste, würde sie auch in Tränen ausbrechen. Und das wusste auch Mimi.

„In Ordnung“, flüsterte Mimi, fast ohne Ton. Sie nickte gleichzeitig wie in Trance. Wieder stieg in ihr dieser Ärger in den Kopf. Sie bekam Kopfschmerzen und wollte sich daher wieder zu einem Embryo zusammenrollen. Mimi holte tief Luft, „… kannst du bitte wieder gehen?“ Die Braunhaarige sah zu ihrer jüngeren Freundin. Sie spürte die aufkeimende dicke Träne. Eilig erhob sie sich, somit musste auch Kari aufstehen. Das andere Mädchen sah niedergeschlagen, aber doch dankbar zu ihrer älteren Freundin und wandte sich zur Türe. „Findest du allein runter?“, wollte Mimi mit zitternder Stimme wissen. Hikari nickte leicht, „danke … Mimi …“ Diese winkte ab und zwang sich ein schiefes Lächeln auf. Kari drehte sich um und ging den Gang entlang zur Treppe. Mimi schloss im gleichen Atemzug ihre Zimmertür und ließ sich an diese gelehnt auf den Boden sinken. Schluchzend legte sie ihre Arme um die Beine und die Tränen begannen wieder zu fließen.
 

Erst als ihre Mutter – Satoe – nach ihr rief, erwachte sie wieder aus ihrer Starre. Sie hob den Kopf und merkte, wie ihr Nacken schmerzte. Da erinnerte sie sich daran, dass sie doch eigentlich duschen wollte. Viel zu schnell sprang die Braunhaarige auf und lehnte sich fast panisch gegen die Tür – bevor sie umfallen konnte. Sie taumelte zu ihrem Schrank und als die schwarzen und tanzenden Punkte vor ihren Augen verschwanden, suchte sie sich frische Sachen aus dem Schrank. Wie in Trance lief sie in ihr eigenes Bad im Nebenraum – die Tür war direkt in ihrem Zimmer. Satoe ignorierend ging sie ins Bad und machte die Dusche an, bevor sie sich auszog. Sie hörte ihre Mutter, wollte aber gerade mit niemanden mehr reden. Sie entledigte sich ihrer Kleidung und stellte sich unter die laufende Dusche. Wie von selbst schlang sie wieder ihre Arme um den Körper und schluchzte. War aber still, als sie ihre Zimmertür hörte. Mimi versuchte ihre Atmung zu beruhigen und leise zu sein. Zur Sicherheit drehte sie sich weg, es war schon vorgekommen, dass Satoe einfach ins Bad gestürmt war, einfach weil sie Sorge um ihre Tochter hatte. Mimi wollte allein sein.

Erste Schultage


 

Montag, 24. Juni
 

Verschlafen sah Mimi in den Spiegel. Am Samstag war sie noch so motiviert gewesen und nun waren ihre Augen erschreckend gerötet. Sie hatte keine Lust, darauf hatte sie sich gestern mit sich selbst geeinigt. Seufzend bürstete sie ihre Haare zu Ende und machte sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer. Sie holte sich ihre Schultasche und ging nach unten. Vor dem Esszimmer blieb sie stehen. Das Mädchen wollte ihre Mutter nicht erschrecken, so lief sie zu dem Spiegel im Gang. Mimi war perfekt vorbereitet – trotz allem –, sie öffnete ihre Schultasche und hatte mit dem ersten Griff den Puder erwischt. Zwei Handgriffe und die dunklen Augenringe verblasten – wenigstens etwas. Wieder ein Seufzen und sie machte sich auf den Weg ihre Eltern zu begrüßen.

„Morgen“, lachte sie und hoffte, ihre Eltern würden es so hinnehmen.

„Guten Morgen mein Schatz“, Satoe kam sofort auf sie zu und drückte ihr einen Kuss auf die Haare. „Morgen, Liebling“, Kēsuke lächelte, widmete sich aber gleich wieder seiner Zeitung. „Komm, iss noch schnell was, bevor du los gehst“, bat ihre Mutter und schob sie zum Tisch, „dein großer Tag.“ „Ich …“ „Keine Widerrede …“, sie drückte ihre Tochter auf einen Stuhl. Mimi hatte gerade dazu ansetzen wollen, dass sie keinen Hunger hatte. Jetzt musste sie etwas essen, aber dagegen wollte sie noch etwas anderes ansprechen. „Es ist kein großer Tag …“ Das Mädchen runzelte die Stirn. „… doch, du kommst auf eine neue Schule, in einer neuen Stadt …“, Kēsuke nickte zu seinen Worten. „Dad, ich komme aus Japan, wie wir alle, also ist es keine neue Stadt … und ich kenne fast alle aus meiner Klasse … also ist es auch nicht wirklich eine neue Schule“, sie wollte keine Sonderbehandlung, es war ein Tag wie jeder andere. „Du kommst also zu deinen Freunden in die Klasse?“, Satoe wechselte einen Blick mit ihrem Vater, „und ich hatte gedacht Sora, Taichi, Koushiro und die anderen wären eine Stufe höher.“ Bei dem Namen des Anführers zuckte sie zusammen und biss schnell von ihrem Toast ab. „Nein“, sie räusperte sich, als sie merkte, dass ihre Stimme zittrig klang, „ich komm aber in die Klasse von Izzy, Mi-chan und Tako …“ In ihrer Stimme lag aufrichtige Erleichterung. Erleichterung, weil sie nicht mit dem Braunhaarigen in einer Klasse war. Aber sie trotzdem nicht alleine war. „Oh Mi-chan“, Satoe lachte, „das ist ja schön, dann macht ihr sicher wieder öfters etwas zusammen, oder?“ „Mal sehen … aber ich sollte langsam los“, Mimi erhob sich und nahm ihrer Mutter die Bento Box aus der Hand. Sie packte sie in ihre Tasche und lief zur Tür.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Machst du dich für die Schule fertig?“ „Ja …“, genervt sah der Braunhaarige an seinem Spiegelbild vorbei. Der Blonde lachte breit, während er selbst noch seine Fliegerbrille richtete. „Warte, ich komme mit …“, er rannte aus dem Badezimmer und zurück in das des Fußballers. Verwirrt sah dieser ihm nach, machte sich aber fertig. Ohne auf seinen unfreiwilligen Hausgast zu warten, schnappte er sich leise seine Schultasche und lief zum Eingang, um sich seine Schuhe anzuziehen. Doch bevor er den Wohnkomplex verlassen konnte, hatte Wallace ihn eingeholt.
 

„Hey Leute“, lustlos hob Davis die Hand, als er Yolei und Takeru sah. Beide drehten sich zu ihm und hoben gleichzeitig je eine Augenbraue. Yolei zuckte zusammen, als sie Willis sah und trat einen Schritt zurück. „D-Davis“, stotterte sie, „w-was …“ „Was für eine Überraschung“, murmelte der Basketballer. Verwirrt zuckte der Blick der Brillenträgerin nach rechts. TK lächelte milde. „Hallo, meine Liebe“, sofort trat Willis zu dem Mädchen und umarmte sie. Ihr Körper versteifte sich unter der Berührung und hilfesuchend blickte sie zu dem Blonden. „Na, hast du gut geschlafen? War das Wochenende schön?“, Wallace löste sich von ihr und sah sie auffordernd an. „Äh … ähm … ja … klar … war schön“, meinte sie ausweichend. „Was hast du denn schönes gemacht?“, wollte er weiter wissen. „Äh … ähm …“ „Äh … ich glaube wir sollten jetzt gehen …“, mischte sich Takeru ein und ging zu der Brillenträgerin, „nicht wahr? Wir wollten doch … doch noch diese Sache … da …“, er war über sich selbst erstaunt, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. „Ach … ja … stimmt, das …“, Yoleis Stimme zitterte, aber sie wollte weg von dem Jungen. Er brachte alles durcheinander. Sie wollte doch gar nichts von ihm. Das Mädchen hatte das Gefühl gehabt, dass bis er nach Japan gekommen war, war alles gut gewesen, sie hatte viel mit Ken reden können und war ihm schon näher gekommen, doch nun war es so, als wäre alles zurück auf Null gegangen. Zurückgesetzt. Wieder auf Anfang. Und das war nicht fair. „Also dann, wir sehen uns in der Klasse Davis“, meinte Takeru dann und zog das Mädchen mit sich. „He“, hilflos sah der ehemalige Anführer den beiden hinterher, seinen Arm auf halber Höhe ausgestreckt, die Hand, um sie aufzuhalten. Doch sie gingen so schnell davon, dass sie zuerst zwischen den Schülern und schließlich im Schulgebäude verschwanden. „Hach …“, kam es über Willis Lippen und drehte sich zu dem Braunhaarigen um, „ich muss wohl dann auch, bis später“, der Blonde hob seine Hand und ging ebenfalls auf das Schulgebäude zu. Verwirrt blieb Davis an Ort und Stelle stehen.
 

„Danke“, Yolei hielt den Blonden an der Schulter auf und lächelte ihn an. „Kein Problem“, er erwiderte das Lächeln. Er wusste schließlich von Kari, was los war. „Du solltest ganz schnell in deine Klasse, bevor er wieder kommt“, er zwinkerte ihr zu, „na los…“ Erstaunt erwiderte Yolei den Blick. Ihr schwirrten hundert Gedanken durch den Kopf, doch sie schwirrten immer wieder zu Ken und wie nervig Wallace für sie war. „Danke“, hauchte Yolei und rannte an dem Jungen vorbei. Sie ging zu dem Ausgang zum Sportplatz und verließ dann das Schulgelände. Sie war in der ersten Klasse der Oberschule und damit ein Jahr unter Mimi und Izzy, aber auch ein Jahr über Hikari, Takeru und Davis. Ihr Glück war es, dass die Mittelschule gleich neben der Oberschule war. An ihrem Schulgebäude angekommen, machte sie auch gleich Izzy aus. Wie jeden Morgen saß er auf einer kleinen Mauer unter einem Baum und hatte den Laptop vor sich auf den Beinen. Wie wild tippte er darauf herum und ließ sich durch nichts ablenken. „Guten Morgen“, machte sich das Mädchen bemerkbar, aber er machte keinerlei Anstalten sie zu begrüßen. „Hm …“, gab sie von sich und versuchte es erneut, „einen wunderschönen guten Morgen, Izzy“, seinen Namen betonte sie extra und winkte mit der Hand zwischen Laptop und seinem Gesicht. Erschrocken zuckte er zusammen und sah verwirrt nach oben. „Oh, hallo Yolei, wieso sagst du denn nichts?“ Grummelnd schlug sich die Lilahaarige mit der Hand gegen die Stirn. „Du bist unverbesserlich.“ „Entschuldige, ich will nur so schnell wie möglich das Programm fertig bekommen.“ „Um was geht’s denn?“, nun neugierig setzte sie sich neben ihn. Er hatte ein Programm offen, in dem die Zeilen durchnummeriert sind, er war bereits bei Zeile 736. Nur selten war eine Zeile leer, sonst sah sie nur Klammer – eckig, rund, geschweift –, Zahlen, Buchstaben, Kommas, Anführungszeichen. Sie musste sich wohl doch mal mit dem programmieren befassen, sie fühlte sich gerade wie ein kleines Kind, das gerade zum ersten Mal ein Buch in die Hand bekommen hat und sich eigentlich nur die Bilder ansehen wollte.

„Soll ich es dir wirklich erklären? Du schaust etwas verwirrt aus“, Izzy lachte auf. „Nein, ich glaube das lassen wir mal lieber“, stimmte sie ihm zu und schob ihre Brille zurecht. Sie löste sich von dem Bildschirm und ließ ihren Blick schweifen. Viele der Schüler kannte sie nur vom Sehen, die meisten waren in den zwei höheren Stufen, doch zwischen all den Jugendlichen fand sie eine ihr nur allzu bekannte Braunhaarige.
 

„Mimi“, rief Yolei, sie winkte der Braunhaarigen zu, bis diese das Mädchen sah. Izzy hob wieder ruckartig seinen Kopf und eine leichte Röte umspielte seine Nase. Nervös fuhr er mit den Händen über seinen PC. Er wünschte sich an einen anderen Platz. Er speicherte sicherheitshalber sein Dokument ab und dann klappte er seinen Laptop zu. Wieder fuhren seine Hände über den Computer. Eilig packte er ihn in seine Tasche und versuchte sich die schwitzenden Hände an seiner Hose trocken zu reiben. Als die Braunhaarige vor den Beiden stand, sah er erwartungsvoll nach oben, erschrak aber bei ihrem Anblick. Sie sah müde aus und ihre Augen waren rot und leicht verquollen. So kannte er das Mädchen überhaupt nicht, aber sie hatte versucht es mit Makeup zu verdecken. Er kannte sie jedoch lange genug, um zu wissen, dass sie sonst ganz anders aussah. Auch die Lilahaarige neben ihm hatte nach Luft geschnappt, so hatte Mimi nur noch mehr den Kopf eingezogen.

Die Braunhaarige merkte, dass sie vor ihren Freunden ihre vergangene Nacht nicht verstecken konnte. Sie fasste mich beiden Händen an den Gurt ihrer Tasche – dann krallte sie sich hinein, weil sie ihren Mut suchte, ein Wort ohne zittriger Stimme herauszubekommen. „Morgen“, murmelte sie. „Morgen“, immer noch verwundert sah Yolei zu ihrer Freundin. Eine Pause setzte ein, Yolei wusste nicht, was sie beim Anblick der Älteren sagen sollte. Izzy stockte der Atem, weil er nur sehr selten wusste, was er dem Mädchen sagen sollte und Mimi wollte gar nicht reden. „Ent…“ „Morgen“, erschall Soras Stimme neben der Gruppe. Sie betrachtete alle und ihr Gesicht blieb dann an Mimi hängen, „was ist denn mit dir passiert?“ Die Angesprochene zuckte mit den Schultern, „das willst du nicht wissen und ist auch gar nicht wichtig“, sie lächelte müde. „Wirklich?“, Yolei zog eine Augenbraue hoch, „ich wollte ja nichts sagen, aber … du siehst schon ziemlich fertig aus …“ „Es ist wirklich nichts“, Mimi zwang sich zu einem fröhlicheren Lächeln und wartete, bis ihre Freunde aufgaben. Sie wollte wirklich nicht darüber reden, daher war Karis Wunsch auch nicht schwierig zu befolgen. Sie wollte nur kurz weg vom Schulhof. Wenn Sora allein unterwegs war, dann würde Matt bald kommen und Tai war immer zu spät – demnach wären bald alle versammelt.
 

Mimi seufzte gespielt übertrieben und lachte, „ich sollte dann, ich muss noch ins Sekretariat und ein paar Unterlagen abgeben.“ „Wenn du noch kurz wartest, sind Matt und Tai sicher auch gleich da, dann können wir zusammen hingehen“, bot Sora ihr an und zeigte zum Schultor. Tatsächlich dachte Mimi, dass sie die beiden Jungen schon sah. „Nein, mach dir keine Umstände, ich wollte aber Izzy fragen“, sie drehte sich zu dem Rothaarigen – allerdings wusste sie nicht, ob sie ihn wirklich fragen sollte, er sah etwas verunsichert aus. Ihr blieb jedoch nichts anderes übrig, sie musste hier weg, bevor die Zwei hier waren. Sie schüttelte den Kopf leicht, „Izzy?“, der Junge sah verwirrt auf, „kannst du mir das Sekretariat zeigen?“, sie zeigte mit dem Daumen zum Schulgebäude. „J-ja … klar … natürlich“, sein Blick huschte kurz zu Yolei und Sora. Er hängte sich seine Tasche um die Schulter und erhob sich, „wir sehen uns später.“ Nebeneinander gingen sie zum Schuleingang, auf der Hälfte hakte sie sich bei dem Computergenie unter. Der – ohne dass sie es bemerkte – versteifte sich dabei, aber konnte sich auch nicht dagegen wehren, es gefiel ihm jedoch auch. So führte er sie etwas steif hinein und zu dem entsprechenden Zimmer. Izzy wartete vor dem Zimmer, bis Mimi alles abgegeben hatte. Ihn freute es, dass er sie herbringen durfte. Er hatte es auch schon toll gefunden, dass er sie am vergangenen Freitag nach Hause begleiten durfte.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Grummelnd lief Davis durchs Schulgebäude und zu seinem Klassenzimmer. Er wünschte sich, dass der Blonde nicht vor seiner Tür gestanden wäre. Verwirrt blieb er stehen. Er sah sich um, etwas stimmte nicht. In der Klasse in der er stand waren die falschen Personen und diese sahen ihn verwirrt an. Stöhnend machte er auf dem Absatz kehrt und schlug den Weg zu seinem jetzigen Klassenzimmer ein, dass er auch immer noch ab und zu in das Alte lief – das war so peinlich. Er biss sich auf die Innenseite seiner Wange und kam schließlich in seinem Klassenzimmer an. Als er sich umsah, sah er, dass Hikari schon da war. Takeru saß vor ihr und hatte sich auf dem Stuhl zu ihr umgedreht. Sie unterhielten sich angeregt. Daisuke betrat das Zimmer und bahnte sich seinen Weg zu seinem Platz, dieser war neben dem Blonden. „Morgen“, grummelte er und unterbrach das Gespräch der Beiden. „Guten Morgen“, lächelte Kari. Er meinte jedoch einen Schatten in ihrem Gesicht zu erkennen. Etwas stimmte nicht so ganz. Was es war, konnte er nicht sagen, aber da war etwas. Sobald er es allerdings auch entdeckt hatte, verschwand es auch schon wieder – er wusste auch nicht, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte. Er hatte auch keine Zeit mehr danach zu fragen – ob er den Schatten nun gesehen hatte oder nicht –, denn schon stand der Lehrer der ersten Stunde im Raum – Englisch – doch er war nicht allen, Wallace war neben ihm und grinste in den Raum.

„Seid bitte still“, rief der Englischlehrer die Schüler zur Ruhe, „ich habe eine Ansage zu machen, wir müssen organisatorisch etwas klären, aber zu allererst: Wir haben ab heute einen neuen Schüler, magst du dich selbst vorstellen?“, wandte er sich gleich an den Jungen. „Gerne“, grinste dieser, „entschuldigt mein japanisch, ich bin zwar ... ich hab die letzten Jahre in Amerika gelebt und naja … ich werde mich anstrengen …“ Er kratzte sich am Hinterkopf. Da meldete sich ein Mädchen – Klyo – in der ersten Reihe, als der Lehrer sie aufrief, strich sie sich ihre langen schwarzen Haare zurück und lächelte langsam. „Ich finde dein Japanisch nicht schlecht, aber … wie heißt du?“ Die Klasse schmunzelte und sah erwartungsvoll nach vorn. „Wallace, aber bitte nennt mich Willis.“ „Was machst du so?“, warf Nago ein. „Das was jeder gerne macht“, Willis zuckte mit den Schultern, „mich mit Freunden treffen, mit …“, er überlegte wie er es formulieren konnte, „… mit meinen Hasen spielen und lesen.“ „Wie heißen deine Hasen?“, wollte Nago erneut wissen, schmunzelte aber. „Terrie…“ „Das reicht jetzt, besprecht das nachher, in der Pause habt ihr genug Zeit. Wallace, neben Hikari ist ein Platz frei, dort kannst du dich hinsetzen.“

In Davis zog sich sein Magen zusammen und es fühlte sich wie ein Fausthieb an. Er senkte seinen Kopf und brummte. Wieso musste sich der Blonde ausgerechnet neben die Braunhaarige setzen. Langsam sah er über seine Schulter. Er hörte, wie er das Mädchen begrüßte und sie es freundlich erwiderte. Ihm wurde schlecht, er hatte es gewusst, er war wegen ihr hier. Seine Motivation verschwand noch mehr. Kraftlos verschränkte er seine Arme auf dem Tisch und ließ seinen Kopf sinken. Das war doch alles total bescheuert!

Videochat


 

Montag, 24. Juni
 

Sie hatte den Tag unbeschadet überstanden. Erleichtert seufzte Mimi und packte ihre Sachen zusammen. Den anderen war sie aus dem Weg gegangen, weil er natürlich immer dabei gewesen wäre. Jetzt wollte sie nichts sehnlicher als nach Hause. Aber sie musste noch etwas mit Izzy besprechen, also blieb sie neben seinem Tisch stehen. Der schrieb gerade noch etwas zur letzten Unterrichtsstunde auf, als er zu ihr sah, stockte sein Atem und er glaubte, sein Herz hörte auf zu schlagen. „Ich wollte fragen, ob du am Wochenende Zeit hast“, sie lächelte ihrem Freund entgegen. Der schnappte nach Luft und öffnete vorsichtig seinen Mund, „w-was meinst du?“ Ihm war, als würde sein Herz zerbersten, „m-mit den anderen?“ Mimi überlegte, „j-ja, wieso nicht“, sie frischte ihr Lächeln auf. Dann schmunzelte auch er, „d-das Programm an dem ich gerade arbeite, simuliert eine Karaokemaschine. Ich versuche gerade alle Lieder, die ich auf dem PC habe, zu integrieren, sodass die Texte passend angezeigt werden. Ebenso fehlt noch eine Bewertung, damit es auch einen Gewinner geben kann.“ Das Mädchen überlegte. Sie liebte das Singen und das wäre sicher lustig. „Läuft es schon?“, fragte sie nach. „Ich kann mich auf einige Lieder beschränken, dann kann ich die fürs Wochenende vorbereiten“, er zuckte mit den Schultern, „sonst laufen schon etwa 37 Lieder. Es ist zeitaufwändig, aber vielleicht muss ich es doch mit dem Internet verknüpfen, damit es …“, er stockte und sah zu der Braunhaarigen. Bis dahin hatte sie ihm aufmerksam zugehört, aber er dachte sich, dass sie das sicher zu langweilig fand. „… wie findest du das?“, kürzte er ab und er sah von unten nach oben zu ihr und wartete auf eine Antwort. „Klingt gut“, Mimi freute sich schon darauf, das war ihr anzusehen. „Bei mir dann?“, wollte nun die Braunhaarige wissen. Bei der Frage fing Izzys Herz an schneller zu schlagen, aber sie meinte sicher, dass auch die anderen kommen sollten – dachte er und enttäuschte sich damit selbst. „Super, dann frag ich die anderen, ob auch sie Zeit haben“, er lächelte gespielt und stand auf. Er packte seine Sachen zusammen. Mimi hingegen wurde in diesem Moment schlecht, wenn sie nur daran dachte, dass auch alle anderen kommen sollten. Wenn Izzy das aber wollte, dann sollte es ihr Recht sein, „ok“, murmelte sie leise. „Ihr wohnt jetzt in einem Haus, oder nicht?“, er schulterte die Tasche und schob den Stuhl, soweit es ging, unter den Tisch. „Ja, ich hab jetzt mein eigenes Ankleidezimmer“, lachte sie. Dass sie ihm damit auswich merkte er nicht. Sie hatte dieses zweite Zimmer wirklich – und ihr Vater nannte es Ankleidezimmer, aber sie nutzte es nicht. Was sie damit machen sollte, wusste sie noch gar nicht, vielleicht wird es in ein paar Monaten durchaus zu einem Zimmer für ihre Kleidung, aber jetzt brauchte sie es noch nicht. „Also ist dein größter Traum in Erfüllung gegangen?“, der Rothaarige lachte, wenn er daran dachte, wie sehr sie Mode liebte. Aber Mimi verpasste das nur einen weiteren Stich. Ihren größten Traum hatte sie am vergangenen Tag begraben.
 

Mimi drehte sich zur Tür und lief los, „komm“, murmelte sie leise. Der Ältere folgte ihr und gemeinsam liefen sie den Gang der Schule entlang – schweigend nebeneinander. Am Eingang angekommen, wechselten beide ihre Schuhe und sie traten ins Freie. Mimi blieb abrupt stehen, als sie den Braunhaarigen auf dem Schulhof sah. Mit einem Fußball unter den Arm geklemmt und im Gespräch mit seinen Freunden von der Fußball-AG. Er grinste. Schien fröhlich wie zuvor, als hätte es das Wochenende nie gegeben.

Für Mimi hat es allerdings existiert. In ihrem Hals saß ein Kloß. Wieder stieg in ihr dieser Druck auf. Ihr wurde warm. In ihren Augen sammelten sich Tränen. Aber sie ließ es nicht zu. Sie durften nicht fließen. Nicht hier und nicht jetzt. Sie versuchte sie hinweg zu blinzeln. „Mein Traum ist gestorben“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme. „Was?“, verwirrt drehte sich Izzy zu ihr, doch ihr Blick war starr nach vorn gerichtet. Er folgte diesem und sah ebenfalls zu dem ehemaligen Anführer, dann wieder zu Mimi. Izzy sah, wie ihre Augen glänzten. „Mimi?“, wollte er vorsichtig wissen, „alles in Ordnung?“ Erschrocken atmete sie durch, blinzelte erneut mehrmals und sah sich irritiert um, bis sie schließlich zu ihm blickte und bei seinem Gesicht hängen blieb. „Ja … sicher“, sie zwang sich zu einem schrägen Lächeln. Er musterte sie misstrauisch.
 

„Ich … ich sollte langsam nach Hause … ich … ich muss noch … D-Dinge … erledigen“, stotterte sie. Sie wollte seinem Blick ausweichen, doch sie konnte nicht von ihm ablassen. Seine dunklen Augen schienen ihr in diesem Moment so magisch. Izzy betrachtete sie weiterhin, dabei zog sich seine rechte Augenbraue leicht nach oben, er wusste nicht so ganz, was er davon halten sollte. Sie war heute nicht so wie immer. Wie sie sich gab, dass sie in der Pause im Klassenzimmer allein bleiben wollte. Auch wenn sich dort dann Mi-chan und Tako zu ihr gesellt hatten. Das Mädchen hatte sich normal mit den Mädchen unterhalten, sie hatte gelacht und aufgeregt erzählt. Aber nun war es anders. Er wusste, dass etwas in ihrer Gruppe nicht stimmte. Aber das war noch nicht lange so. „Also … ich geh dann“, sie winkte ihm, doch Izzy packte sie am Handgelenk. „Ich begleite dich noch ein Stück, wir haben doch bis zur großen Kreuzung den gleichen Weg.“ „J-ja, klar …“, zögerlich stimmte sie zu. Ihr war es aber nicht unangenehm, sie freute sich sogar, dass der Junge sie begleitete. So musste sie nicht zu dem Braunhaarigen sehen. Der Rothaarige konnte so aber noch weiter seine Freundin beobachten. Er kam beim besten Willen nicht auf eine Lösung. Was auch los war, sie wollte nicht darüber reden. Vermutlich musste er deswegen einmal Sora fragen, aber die war zu der Zeit in der Tennis AG und danach noch bei Matt.

Die zwei machten sich auf den Weg und Mimi senkte mit jedem Schritt Stück für Stück den Kopf. Sie wollte Tai nicht sehen, doch sie hörte ihn. Wie er auflachte, als sie an ihm vorbei kamen. Izzy musste ihn schon wieder vergessen haben, denn normal grüßte er seinen besten Freund noch oder sagte noch etwas, dass er mit ihm noch schreiben würde, oder so ähnlich. Aber nun war nichts. Sie merkte allerdings wie er sie beobachtete. Er ließ seinen Blick nicht von ihr ab. Als sie vom Schulgelände waren konnte sie sich allerdings ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Sie hob den Kopf und lachte auf. „Was ist?“, kam es verwundert von Izzy, welcher diese Reaktion überhaupt nicht einordnen konnte. „Ach nichts“, lachte Mimi. Sie erschien ihm mit einem Schlag wieder wie zuvor – wie früher. Sie hingegen lachte nur, weil sie wusste, dass er herauszufinden versuchte, was mit ihr war. Grinsend ließ die Braunhaarige ihren Blick über ihren Begleiter schweifen. Er konnte sich für noch so schlau halten, doch das menschliche Wesen war für ihn ein Rätsel, das wusste sie natürlich. Aber sie fand es toll, dass er sich sorgte.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Gut gelaunt kam Mimi Zuhause an. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und lief in die Küche. „Bin wieder da“, grüßte sie im gleichen Moment ihre Mutter. „Hallo Schatz, wie war die Schule“, Satoe drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe und widmete sich gleich wieder dem dampfenden Topf. „Wie Schule“, schmunzelte die Braunhaarige und stellte ihre Schultasche auf einen freien Stuhl. Da hörte sie ihr Handy piepsen – eine Nachricht. Schnell fischte sie es aus der Tasche und öffnete diese. ‚Hey, bin grad nach Hause gekommen, du sicher auch, hast du Lust zu chatten?‘ Mimi musste lächeln. „Wer ist es?“, fragte die beschäftigte Köchin. „Michael“, Mimi hielt sich kurz und tippte auch schon. „Kann ich oben essen? Er will reden“, mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie zu ihrer Mutter und wartete auf eine Antwort. „Klar, ich bring dir gleich was hoch. Dein Vater müsste auch bald da sein, dann hab ich Gesellschaft“, gespielt verzog Satoe den Mund und vollführte mit dem Kochlöffel in der Hand eine theatralische Geste – sie unterstrich ihre Einsamkeit. „Mama-a“, lachte Mimi auf, in diesem Moment fühlte sie sich glücklich, das merkte sie selbst. Aber auch fast augenblicklich kam das Gefühl zurück, welches sie gestern gefühlt hatte. Der Schmerz. Die Einsamkeit. Der Dolch in ihrem Herzen. Ihre Mundwinkel pressten sich aufeinander und sie starrte ihre Mutter an, die immer noch durch die Küche tanzte und eine fröhliche Melodie summte. Als diese sich zu dem Mädchen umdrehen wollte, setzte sich eilig ein Lächeln auf ihr Gesicht – sie wollte nicht, dass sich ihre Mutter wieder Sorgen um sie machte. „Ich bin oben“, sagte Mimi schnell, als sich ihr Handy erneut meldete. Sie griff nach ihrer Schultasche und lief auch schon die Treppe hoch.

In ihrem Zimmer angekommen stellte sie ihre Schultasche neben den Schreibtisch. Sie setzte sich auf den Drehstuhl und rückte ihren PC zurecht, sodass sie vor sich noch Platz für den Teller hatte. Das Gerät war schnell hochgefahren und schon öffnete sie das Chatprogramm, welches auch für Gespräche ohne und mit Bild zu nutzen war. Mimi sah noch einmal auf ihr Handy, auf ihrem Display stand ‚ich warte‘. Aber als das Programm offen war, bekam sie auch schon die erste Nachricht und es klingelte. Sie nahm die Anfrage für den Videochat an und schon lächelte Michael ihr entgegen. Verwundert legte sie den Kopf schräg. Überlegend verzog sie den Mund und legte ihre Hände auf den Tisch. Der Junge im Bildschirm lachte und schüttelte.

„Es ist immer das Gleiche“, ertönte es. „Und du hast es immer noch nicht geschafft Japanisch zu lernen“, lachte das Mädchen. „Ich bin in Amerika, da brauch ich kein Japanisch.“ „Ich kann ja sagen, von jetzt an schon, weil ich nur noch Japanisch reden werde“, sie streckte ihm die Zunge raus und Michael tat es ihr gleich. „Gut, ich setz mich hin und lern Japanisch, aber dann lern du den Zeitunterschied“, gab Michael nach und zuckte mit den Schultern.

„Ach ja …“, jetzt wusste sie, was sie störte. Bei Michael im Zimmer brannte Licht. Sie überlegte kurz und sah auf ihren Wecker. Bei ihr war es gerade kurz nach 15 Uhr, damit müsste es... „Jetzt hast du es“, der Junge grinste breit und legte seinen Kopf auf seine Hand – dabei war sein Arm auf dem Tisch aufgestützt. „Falls du es genau wissen willst, ich bin früher aufgestanden.“ „Also bist du nicht gerade eben nach Hause gekommen“, klagte sie ihren Freund an, „und was machst du in der knappen Stunde, die du früher aufgestanden bist?“ „Dich fragen, wie dein erster Schultag war.“
 

Das Mädchen seufzte, natürlich wollte er das wissen. Und dafür war er um fünf Uhr aufgestanden? „Ganz gut, nehm ich an. Sind ja alles meine alten Freunde, mit denen ich wieder in einer Klasse bin.“ „Vermisst du mich denn nicht in deiner Klasse?“, wollte er gespielt beleidigt wissen. „Ach Michael, stell dich nicht so an“, Mimi krallte sich mit den Fingern in ihre Haare. Der Blonde lächelte liebevoll, „ich bin froh, dass es dir gut geht.“ Nachdenklich ließ Mimi ihre Hände sinken und ihr Blick senkte sich wieder, „das ist etwas anderes …“ „Was meinst du?“ Mimi wollte ihm gerade ausweichen, da klopfte es an der Zimmertür. „Ja?“, rief das Mädchen. Satoe trat ein und hielt einen dampfenden Teller in Händen. Schnell stand sie auf und nahm ihrer Mutter den Teller – sowie das Besteck – aus der Hand. „Danke, Mama.“ „Gern mein Schatz“, Satoe drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und beugte sich an ihr vorbei, „hi Michael, wie geht’s dir?“ „Danke gut, und ihnen Frau Tachikawa?“ „Auch, danke. Dann lass ich euch zwei wieder allein.“ Sie winkte den Zweien und verließ das Zimmer wieder.

Mimi setzte sich erneut vor den Laptop und der Teller fand zwischen ihr und dem Gerät seinen Platz. „Also?“, wollte Michael wissen. „Ach ja“, wich sie aus, „wie geht’s dir?“, sie lächelte ihn an, während sie sich eine Gabel voll köstlichem Curry in den Mund schob. Auf diese Frage hin wurde der Junge nachdenklich. „Ich vermisse dich“, murmelte er und senkte seinen Blick auf die Tastatur. Mimis Brust schmerzte und in ihr zog sich ihr Magen zusammen. Ihr auseinandergehen war friedlich gewesen. Doch anscheinend war es … „Mach dir keine Gedanken“, er lächelte. „Michael … es … ist …“ „Das weiß ich doch, aber wir haben immer noch die Digiwelt …“ „Aber das ist auch keine Lösung …“ Er seufzte, „ich weiß, dass da noch mehr ist, aber ich weiß auch, dass ich dich zu nichts zwingen kann“, Michael kratzte sich an der Wange und gähnte prompt. „Michael …“, versuchte es Mimi erneut. „Ich bin dir nicht böse, das hab ich doch schon gesagt … Aber du sollst wissen, dass sich nichts geändert hat. Auch wenn du wieder in Japan bist.“ Das Mädchen seufzte. Kaum hatte sie den Ärger um Tai vergessen, kam schon der nächste und sie wurde an andere Probleme erinnert.
 

Zu Mimis Glück klopfte es nun bei Michael im Zimmer. Er drehte sich um und wartete, seine Mutter streckte seinen Kopf zur Tür rein. Verwundert hielt sie inne. „Du bist ja schon wach … Was machst du denn schon so früh am Computer?“ „Mimi“, gab er kurz angebunden von sich. Seine Mutter verstand und hob zum Gruß die Hand. „Machst du dich fertig? Das Frühstück ist es gleich fertig“, sie zwinkerte ihrem Sohn zu, der nickte. „Dann mach ich mich wohl langsam fertig“, seufzend drehte sich Michael wieder zu der Braunhaarigen. Sie lächelte, „zieh nicht so ein Gesicht. Ist doch nur Schule.“ „Ja, aber ohne dich.“ „Michael“, jammerte Mimi und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Ist ja gut“, er lachte verlegen, doch sie erkannte in seinen Augen auch die Traurigkeit, die er ihr nicht zeigen wollte. „Dann mach ich mich mal auf den Weg.“ „Und das nächste Mal, zu einer besseren Zeit“, sie hob tadelnd ihren Zeigefinger. „Ist ja gut. Ich schreib dir“, er hob die Hand und schloss die Unterhaltung.
 

Sie lächelte und senkte dann erschöpft ihren Kopf. Sie hatte ihr Mittagessen erst zur Hälfte gegessen. Gedankenverloren griff sie nach der Fernbedingung neben sich und schaltete den Fernseher an, der sich in ihrem Rücken und gegenüber des Bettes befand. Kurzerhand klappte sie den Laptop zu und drehte sich mit dem Teller auf der Hand um. Sie suchte sich durch die Sender und fand dann eine ihrer liebsten Sendungen – America‘s Next Top Model. Die anderen würden sich – wenn sie das wüssten – bestimmt wieder über sie lustig machen, aber diese kleinen Kämpfe zwischen den Mädchen machten süchtig und sie konnte sich so schön darüber lustig machen. Außerdem brachte es sie auf andere Gedanken.

Das hatte Mimi auch von Michael gedacht. Dass er auf sie stand, war ihr schon vor Jahren aufgefallen, aber damals war sie noch davon überzeugt gewesen, dass das mit ihrer großen Liebe klappen würde. Als ihre Abenteuer in der Digiwelt vorbei waren, sah sie auch ihre Freunde nicht mehr so häufig. Sie gab es auf seine Aufmerksamkeit zu bekommen und hoffte ihn vergessen zu können. So war sie fast drei Jahre mit Michael zusammen, doch als ihre Eltern verkündeten, dass sie zurück nach Japan zogen, war ihr klar, dass die Beziehung ihr Ende fand. Das war eine zu große Entfernung und sie merkte, dass ihre Gefühle immer noch da waren. Sie waren nicht verschwunden. Selbst nach diesem Wochenende hatte sie diese Gefühle noch nicht vergessen. Das war auch das, was sie nicht vergessen konnte.

Karaokekampf


 

Samstag, 29. Juni
 

„Muss ich wirklich mit?“, fragte Tai erneut und murmelte noch mehr in die Bettdecke seiner Schwester. „Ja, es wäre sonst seltsam und Mimi hat gesagt, dass es in Ordnung ist“, die Braunhaarige zupfte vor dem Spiegel ihre Haare zurecht. „Bitte stell dich nicht so an. Aber erwähnt nicht, was am vergangenen Wochenende passiert ist. Ihr würde das gar nicht gefallen.“ Sie klopfte sich leicht mit der Handfläche auf die Wange und lächelte ihrem Ebenbild zu. „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe“, er drehte sich auf den Rücken und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. „Du musst“, zischte das Mädchen und stemmte sich eine Hand in die Seite. „Und mach keinen Schwachsinn!“ „Ist ja gut“, beleidigt drehte er sich von ihr weg. „Ich will nicht, dass sich unsere Gruppe spaltet, also bitte …“ „Ja, ich weiß, das will ich doch auch nicht“, Taichi seufzte und setzte sich auf, „ich will, dass wir alle Freunde bleiben.“ Er lächelte. Er war sich dessen bewusst. Der Braunhaarige wollte seine Freunde nicht verlieren, auch wenn das für ihn bedeutete seine Gefühle im Zaum zu halten.

Nachdenklich beobachtete Hikari ihren Bruder. Sie wusste um die Gefühle ihres Bruders, aber am letzten Wochenende hatte sie auch bemerkt, dass Mimi Gefühle für eben diesen hatte. Das war genauso verzwickt, wie das zwischen Yolei und Wallace. Seufzend schlug sie sich mit der Handfläche gegen die Stirn.

„Na los, komm“, Kari nahm sich ihre Tasche und das Päckchen. Sie hielt ihrem Bruder die Tür auf und wartete nur, bis er an ihr vorbei war.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Seufzend folgte er ihr und dachte an den gestrigen Tag – Freitag. Aber schon die gesamte Woche war verhext gewesen. Am Montag hatte er Mimi versucht zu ignorieren, doch er hatte bemerkt, dass sie traurig war und dass sie sich von ihm und den Freunden von beiden fern blieb. Taichi schämte sich für sein Verhalten. Es fiel ihm schwer, nichts zu sagen. Hatte versucht sich abzulenken, sich wie immer zu geben. Zu lachen – gemeinsam mit seinen Freunden. Sein Bestes zu geben. Doch das sorgte dafür, dass er auch beim Training kein einziges Tor hatte schießen können, er hatte nicht einmal einen guten Pass hinbekommen. Der Trainer hatte ihn alle fünf Minuten raus gezogen und getadelt – bis er ihn schließlich nach Hause geschickt hatte. Der Braunhaarige hatte Mimi nicht aus dem Kopf bekommen. Ihm war erst nach dem Gespräch mit Kari bewusst gewesen, was er getan hatte und so konnte er an nichts anderes mehr denken. Aber er wollte das Mädchen auch nicht sehen. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen, daher wollte er auch nicht mit zu dem Treffen. Aber er hatte gegen Kari keine Chance. Sie spielte unfair.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Je näher sie Mimis Haus kamen, desto schummriger wurde es ihm im Bauch. Er hatte kein gutes Gefühl dabei. Aber jetzt wo sie vor der Haustür standen, war es noch schlimmer. Hikari hatte danach lange mit ihm geredet, sie hatte ihm alles erklärt und er musste sich unbedingt bei Mimi entschuldigen. Als sie klingelte wurde er mit jeder wartenden Sekunde nervöser. Dann öffnete das Mädchen die Tür. „Hey, alle warten schon“, Sora lächelte den Geschwistern entgegen. „Hallo Sora, entschuldige“, Hikari erwiderte das Lächeln. „Kommt rein“, das orangehaarige Mädchen machte die Tür ein Stück weiter auf und ließ die zwei hinein. Nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatten, stellte Hikari noch ihre Tasche zu den anderen. Dann gingen sie mit ihrer Freundin in das Wohnzimmer des Hauses. Es war von außen schon groß, doch von innen sah es noch prachtvoller aus. Im Gang standen noch viele Kartons herum und noch nicht alles schien an seinem endgültigen Platz zu stehen. Der Spiegel stand noch am Boden und hing noch nicht an der Wand. Wie sie von Sora erfuhren, musste die Familie Tachikawa – bis auf den Gang – nur noch die Sachen aus den Schachteln einräumen. Doch im Wohnzimmer schien schon alles fertig. Es war mehr als doppelt so groß wie das Wohnzimmer der Yagamis. Eine große Eck-Couch stand im Raum. Die eine Seite war direkt an der Wand, die andere stand in den Raum. Dabei saßen Matt und Joe mit dem Rücken zum Eingang. Direkt gegenüber des Eingangs befand sich eine große Fensterfront, mit einem Ausgang in einen Garten. Auf dem Sofa saßen auch Takeru, Davis, Yolei und Willis. Auf einem großen, quadratischen Hocker – passend zur Couch – saß Mimi und vor ihr kniete Izzy. Er hatten Laptop auf dem niedrigen Couchtisch stehen und tippte darauf herum. Sie sah ihm über die Schulter und auch Cody sah mit hinein. Dieser und Ken knieten auf dem Boden.

„Hallo“, meldete sich Kari zu Wort und winkte den Anwesenden. Sora lief sofort weiter und setzte sich wieder zwischen Matt und Joe. „Hikari“, riefen Davis und Yolei erfreut. Ersterer sprang auf und zeigte neben sich auf das Sofa, „hier ist noch ein Platz …“ Die Braunhaarige ignorierte ihn jedoch und widmete sich stattdessen Mimi. „Ich hab was mitgebracht“, sie hielt der Älteren das Päckchen entgegen. „Danke“, Mimi lächelte. Ihr Blick glitt zur Tür, in der Tai stand. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie. Ihr Kopf schmerzte mit einem Mal und sie wollte nur noch weg von hier. Sie hatten den ehemaligen Anführer eingeladen, aber nun fand sie es eine schlechte Idee. „Gehen wir kurz in die Küche“, sie zeigte auf eine Tür neben dem Braunhaarigen. Diese führte in den Nebenraum. Die zwei Mädchen gingen in die Küche, Mimi legte das Päckchen auf die Theke und öffnete die Schachtel. „Super“, lächelte sie und nahm die Dose heraus. „Mimi“, Hikari legte den Kopf schief und betrachtete ihre Freundin. „Mir geht’s gut und du hast ja nichts getan“, lächelte die Ältere. „Ok, aber du sollst wissen, dass es mir wirklich …“ „Kari, es ist wirklich gut … Aber ich will nicht, dass die anderen …“, vorsichtig sah sie zur Tür ins Wohnzimmer. „Keine Sorge“, die Jüngere lächelte, „das wird niemand erfahren.“ „Gut, dann haben wir kein Problem!“
 

„Da seid ihr zwei ja endlich wieder“, jammerte Yolei und wollte schon zu einer Fragerunde ansetzen. Doch kaum hatten die zwei die Dosen auf den Tisch gestellt, war die Aufmerksamkeit einiger schon wieder verschwunden. Hikari setzte sich mit Mimi auf den Hocker. Tai hatte neben Matt Platz genommen. Vorsichtig blickte seine kleine Schwester zu ihm. Er schien immer noch missmutig und unwohl neben seinem besten Freund. Er hatte sich zögerlich auf die Kekse gestürzt. Izzy griff nach der Fernbedienung und schaltete am Fernseher etwas herum, dann erschien ein Bild. Er glich es mit seinem PC ab – auf diesem war der Bildschirm geteilt. „Ach so, jetzt hab ichs“, in Codys Kopf hatte es ‚Klick‘ gemacht, „du benutzt den Fernseher nur als Ausgabemedium.“ „Natürlich“, bestätigte Izzy, für ihn war das selbstverständlich, „wenn wir alle um den PC herum sitzen, wäre das auch total bescheuert.“ Cody schlug sich lachend mit der Faust gegen den Kopf. Darauf hätte er auch selbst kommen können. Der Jüngste der Gruppe lehnte sich wieder zurück und sah zu Ken. Eigentlich hatte er gar nicht kommen wollen, er konnte gar nicht singen und fand dann auch keinen Sinn darin, es zu tun. So musste es dem ehemaligen Digimonkaiser auch gehen. Er schien ebenso wie er nicht so begeistert. Skeptisch sah der Schwarzhaarige zum Sofa. Die Lilahaarige unterhielt sich verbissen mit Takeru, obwohl sie dabei von der anderen Seite ebenso angesprochen wurde. Der jüngere Anführer raufte sich dabei die Haare und aß vor Frust weiter.
 

„So, wir können anfangen“, lachte Izzy. „Super“, jubelte Davis und erhob nun motiviert die Faust, „dann lasst uns einen Wettkampf machen.“ „Ein Wettkampf?“, Yolei zog die Augenbraue hoch. Sie konnte schon nicht so gut singen und Davis wollte sie sich gar nicht vorstellen, wenn er sang. Für sie war es auch etwas unfair, Matt sang in einer Band, von Mimi wusste sie auch, dass sie gut singen konnte und Kari hatte in diesem Schuljahr in die Chor-AG gewechselt. Also würde es sehr schnell klar sein, wer die Nase vorn haben würde. „Ach, wieso denn nicht? Wird sicher lustig“, lachte Sora. „Bist du dir etwa so siegessicher?“, Joes Auge begann zu zucken. „Können wir gerne machen, aber mehr als eine simulierte Punkteausgabe kann ich euch leider nicht liefern“, erklärte Izzy, „es benotet nach getroffenen Noten und den Einsätzen, wie die normalen Karaokeprogramme und Singspiele auch.“ „Dann lasst uns rundenweise singen und in jeder Runde wird die Punktezahl höher angesetzt“, beschloss Mimi. Sofort war sie auf den Beinen und holte Stift und Papier. Mit Hikaris Hilfe zeichnete sie eine Skala auf und auch Markierungen, neben denen sie Punkte schrieben. „Die erste Markierung heißt 2.000 Punkte, jeder der über der Marke ist, kommt weiter, alle darunter scheiden aus“, während die Ältere erklärte, hielt Kari das Blatt hoch. „Dann ist die nächste 4.000 Punkte?“, Yolei sah ihre Hoffnungen schwinden, dass sie eine dieser Punktzahlen je übertreffen würde. „Ach, nur Mut“, kicherte Daisuke und hoffte darauf, dass er seine Angebetete, mit seinem sirenengleichen Gesang, beeindrucken könnte. Er hoffte nur, dass ihm Wallace nicht in die Quere kam. „Gut“, stimmte Yolei dann doch zu, „und wer fängt an?“ Sie könnte schon singen, aber sie wollte nicht anfangen. Sie Kinder sahen sich untereinander an, da nahm Kari ein weiteres Blatt Papier. Sie riss es in etwa dreizehn gleich große Teile. Auf jedes schrieb sie eine Zahl. Mimi half ihr beim Zusammenfalten, kurzerhand nahm die Ältere eine kleine Schale und sie warfen alle Zettelchen hinein. Nach einem kurzen Mischen stellten sie es in die Mitte des Tisches. Jeder zog einen Zettel heraus und mit einem Blick zu den anderen falteten alle die Zettel auf.

„Sagt mir die Nummern und ich ordne die Lieder an“, Izzy wartete auf die Ansagen. Er hatte über die Woche den anderen gesagt, dass sie ihm einige Lieder schreiben sollten, so hatte er noch die Lieder in das Programm aufgenommen. „Ich hab die Nummer eins“, ganz zaghaft meldete sich Joe und ließ dabei den Kopf hängen – das war nicht gerade das, was er unbedingt wollte. Er hatte eigentlich den Tag mit lernen verbringen wollen, er musste sich auf die Aufnahmeprüfung für die Uni vorbereiten. Nach ihm meldete sich gleich Daisuke voller Tatendrang, sowie Willis. Nach ihnen war Mimi dran, dann Cody und Matt. Izzy ordnete sich danach ein und listete gleich danach Sora, Tai und Yolei. Die letzten waren Hikari, Takeru und Ken.
 

Mit zitternden Knie stellte sich der Älteste der Gruppe vor den Fernseher. Er klammerte sich an das Mikrofon und wartete auf den Start des Liedes. Er kannte sich mit Musik nicht besonders aus und hatte sich einen Sänger ausgesucht, den er aus den Nachrichten kannte. Als die Melodie eines Liedes von Justin Bieber erklang, zog sich in Yamato alles zusammen. Auch die Mädchen stockten und gemeinsam stöhnten sie auf. Dadurch verunsichert verpasste der Sänger seinen Einsatz und versuchte mitzukommen. Am Ende vom Lied erschien eine Punktzahl von 3.621. Mimi notierte die Zahl. Während sich der Blauhaarige wieder hinsetzte, stürmte Davis nach vorn. „Jetzt hört ihr richtige Musik“, rief er aus und sah dabei zu Hikari. Takeru seufzte leise. Er wollte seinem Freund nicht zu nahe treten, aber er konnte sich vorstellen, dass er viel zu große Töne spukte. Schon als die Musik einsetzte, war den Mädchen klar, was kommen würde. Die Melodie von ‚Can you feel the love tonight‘ setzte ein. Ungeduldig wartete Davis darauf den Text singen zu können. Als er dann ansetzte, setzt er zu früh ein. „There's a calm surrender. To the rush of day. When the heat of a rolling wind. Can be turned away. An enchanted moment. And it sees me through. It's enough for this restless warrior. Just to be with you. And can you feel the love tonight…“ Nach den ersten beiden Zeilen schlug sich sowohl Mimi, als auch Yolei die Hand vor den Mund. Beide mussten sich ein Prusten unterdrücken. „Ich muss kurz was holen“, meinte Mimi schnell. Sie zog Hikari mit sich und Yolei folgte ihr gleich, ebenso Sora. Entsetzt starrte Davis der Braunhaarigen hinterher, doch er wollte beweisen, dass er es schaffte und sang mutig weiter. Auch wenn aus der Küche ein unterdrücktes Lachen ertönte, was Tai leise vernahm.
 


 

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„Mimi, du bist dann dran“, erklärte Sora. Nachdem auch sie ausgeschieden war, hatte sie die Aufgabe übernommen, die Punkte zu notieren.

In der ersten Runde waren Davis, Tai und Cody aus dem Wettkampf ausgeschieden. Davis hatte sich zwar ins Zeug gelegt, aber sein Talent lag beim Fußball. Tai hingegen hatte einfach keine Kraft dafür und hatte nur widerwillig mitgemacht. Nachdem er ausgeschieden war, hatte er sich auf das Sofa niedergelassen. Cody wusste dabei einfach nicht was er machen sollte. Er sah keinen Sinn hinter dem Singen und hatte mit einem alten Volkslied keinen Erfolg.
 

In der zweiten Runde waren dann auch Joe, Willis, Ken und Yolei ausgeschieden. Als Joe erneut ein Lied des Kanadiers wiedergeben wollte, begannen die Mädchen zu jammern. Es war einfach nicht mitanzuhören. Das Original war schon schlimm anzuhören. So kam Joe Punktemäßig nicht weit. Willis schied aus, weil er einfach zu viele Töne nicht traf. Aber ihn störte es nicht weiter, da in der selben Rund auch Yolei aufgeben musste. So hatte er sich grinsend neben sie gesetzt und versuchte wieder auf sie einzureden. Als sie flehend zu TK sah, tauschte er mit ihr den Platz. Damit gab der Blonde sich nicht zufrieden und wollte schon wieder neben das Mädchen. Ken hatte keine Lust mehr und fand – wie auch schon Cody zuvor – keinen Sinn dahinter. Aber er hatte sehr viel Spaß mit den anderen. Denn wie er mitbekam, ging es nicht darum singen zu können. So lachte er mit Cody, Izzy und Kari. Aber auch die anderen hatten natürlich ihren Spaß.
 

Bei der dritten Marke – den 6.000 Punkte – schieden Takeru, Sora und Izzy aus. Auch Takeru hatte sich bei seiner Auswahl an den Charts orientiert, allerdings war seine Auswahl – im Gegensatz zu der von Joe – rockiger. Er hatte Lieder von Green Day und Imagine Dragon versucht zu singen. Sora wollte mit amerikanischen Popsongs aus den 90ern begeistern. Sie hatte auch gut durchgehalten, aber gegen ihren Freund kam sie nun einmal nicht an. So hatte auch Izzy aufgegeben. Er hatte sich einmal im Rappen versuchen wollen. Bis auf einen Lachanfall von Yolei, Davis und TK kam allerdings nichts dabei heraus, auch Joe stimmte mit ein – wenn auch nur leise und verhalten. Da war Mimi aufgesprungen und hatte versucht dem armen Tropf zu helfen. Als es immer noch nicht so recht wollte, zog Mimi Hikari auf die Beine und zu dritt versuchten sie dann ihr Glück. Verwundert beobachtete Tai das Spektakel und konnte seinen Blick nicht mehr davon ablassen. Er wusste von seiner Schwester, was am letzten Sonntag noch passiert war. Aber ob sie ihm wirklich alles gesagt hatte, wusste er nicht. Aber jetzt, als er sah, wie die Ältere seine kleine Schwester hochzog, da wurde ihm bewusst, dass sie zumindest ihr nicht böse war. Und ihm war auch klar, dass er das Problem war. Egal was in dieser Gruppe passieren würde. Er würde zwischen allem stehen. Der Braunhaarige hatte sich in die Falsche verliebt. Taichi hatte die Falsche genommen, um Trost zu finden.
 


 

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„Bereit?“, wollte Izzy wissen und wartete auf ein Nicken der Braunhaarigen. Aufmerksam hörte Tai hin. Er hatte auch schon in den Liedern zuvor gehört, dass sie gegen ihn gingen. Für die anderen hörten sie sich normal an, doch er hatte zur Abwechslung einmal auf den Liedtext gehört und verstand den Wink. Ebenso Hikari, sie verzog den Mund und blickte zu ihm. Da begann die Melodie und fast augenblicklich fing auch Mimi an zu singen: „When I get chills at night. I feel it deep inside without you. Know how to satisfy. Keeping that tempo right without you. Pictures in my mind on replay. I'm gonna touch the pain away. I know how to scream my own name. Scream my name. I love me. Gonna love myself. No, I don't need anybody else …“ Kari seufzte kaum hörbar. Sie ließ während des Liedes ihren großen Bruder nicht aus den Augen. Der saß vollkommen lustlos neben Matt, welcher Sora auf dem Schoß hatte und mit ihr turtelte. Sie neckten sich gegenseitig und küssten. Normal waren sie in der Gruppe zurückhaltender, doch heute anscheinend nicht. Ihr Blick wurde mitfühlender. Er hatte diesen Fehler gemacht, aber es war nicht besser neben der Person zu sitzen, die man selbst liebte und dann mit ansehen zu müssen, wie diese sich einem anderen hingab. Als Mimi ihr Lied beendete, erhob sich die Braunhaarige. Die Ältere übergab das Mikrofon und setzte sich wieder auf den großen Hocker. Neugierig blickte sie über die Schulter des Rothaarigen und suchte den Titel des Liedes, welches Hikari singen wollte. Ihre Stirn runzelnd lehnte sie sich zurück. Das Lied hatte sie schon einmal gehört, aber den Text verstand sie nicht. Sie wusste nur, dass es auf Deutsch war. Keiner von ihnen konnte Deutsch außer der kleinen Schwester ihres Anführers. Zwar würde sie die Sprache offiziell erst auf der Oberschule belegen, aber sie lernte schon vorher, da das jüngste Mädchen der Gruppe wusste, wie schwer die Sprache war. Sie hatte auch Probleme damit, aber sie kämpfte sich dort hindurch.
 

Kari konnte sich ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Das Lied war derzeit ihr Lieblingslied und lief rauf und runter in ihrem Zimmer. Als sie sich einmal in Ruhe durchgelesen hatte um was es geht, wurde es immer wichtiger. Eine Gitarre und eine Trommel erklangen und nur wenige Takte später erschien der Text auf dem Bildschirm. „Manchmal fühl ich mich hier falsch, wie ein Segelschiff im All. Aber bist du mit mir an Bord, bin ich gerne durchgeknallt. Selbst der Stau auf der A2, ist mit dir blitzschnell vorbei. Und die Plörre von der Tanke, schmeckt wie Kaffee auf Hawaii – yeah. Auch wenn ich schweig', du weißt Bescheid. Ich brauch gar nichts sagen, ein Blick reicht. Und wird uns der Alltag hier zu grau, pack' ich dich ein, wir sind dann mal raus! Hallo Lieblingsmensch! Ein Riesenkompliment, dafür dass du mich so gut kennst. Bei dir kann ich ich sein, verträumt und verrückt sein – na na na na na na - Danke Lieblingsmensch! …“ Doch, wie auch schon die Runden zuvor, konnte sich Kari nicht zurück halten, sobald sie sang, musste sie sich dazu auch bewegen. Da war sie allerdings nicht allein, denn Mimi und Yolei waren bei ihr. Allerdings kam dieses Mal auch Sora dazu. Also konnte sie sich von Matt losreißen. Zu viert standen sie vor dem Fernseher, Hikari in der Mitte und die anderen um sie herum. Yamato lächelte seiner Freundin entgegen, die ihn immer wieder mit Blicken fixierte. Tai wünschte sich, sie würde ihn mit diesen Blicken festhalten. Doch das würde wohl nicht passieren, also wandte er den Blick ab und schloss schließlich seine Augen, um der Stimme seiner Schwester zu lauschen. Davis beobachtete fasziniert das Mädchen seiner Träume und vergaß alles um sich herum, selbst den Blonden Poltergeist neben sich. Der auch das Mädchen beobachtete, welches er gern um sich wirbelnd sehen würde. Mimi und Yolei hatten Tanzhaltung eingenommen. Sie waren zuvor zwar nicht wie Kari in einer AG gewesen, doch die Grundschritte hatte die Braunhaarige den Mädchen gezeigt. So drehten sie sich – Mimi führte und Yolei ließ sich durch den Raum drehen. Alle lachten. Kens Brust schmerzte in diesem Moment. Wie sehr wünschte er sich an Mimis Stelle. Er hasste sich dafür, dass er solch ein Feigling war. Sich einfach nicht traute, dem Mädchen, für das er doch mehr als Freundschaft fühlte – glaubte zu fühlen –, alles zu gestehen. Dann wäre er sich gewiss, was sie darüber dachte. Doch da fiel ihm wieder der Blonde ein. Mit einem finsteren Blick sah er zum Sofa und beobachtete Willis, wie er im Takt der Musik mitwippte. Dann sah er weiter und beobachtete Takeru. Etwas in seinen Augen hatte sich verändert. Sie strahlten mehr als sonst. Das Blau von Takerus Augen schien intensiver zu sein. Ken erkannte, dass er das singende Mädchen anstarrte. Unwillkürlich musste er lächeln. Die Zwei würden sicher ihr Glück finden, da war sich der Schwarzhaarige sicher, doch ob er je sein Glück finden oder jemals Glück haben würde, wusste er nicht. Doch bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, war das Lied auch schon wieder vorbei. Die Mädchen kicherten, doch als sie aufsahen, erschall ein einstimmiges ‚Schade‘. Kari lächelte trotzdem. Sie hatte es nicht über die 8.000 Punkte geschafft. „Tja“, erklärte die Braunhaarige und wartete auf Matt. Er nahm ihr das Mikro aus der Hand und wartete bis es losging.
 

Sora hatte ihm verboten seine eigenen Lieder zu singen. Daher musste er etwas überlegen, bis er etwas Passendes fand. Sora zuliebe hatte er in den ersten beiden Runden Lieder von An Cafe gesungen. Er wusste, dass das ihre Lieblingsband war. Er hoffte zwar, dass auch seine Band zu ihren Lieblingsbands zählte – er traute sich nur nicht sie zu fragen. Jetzt sang er eins seiner Lieblingslieder – Saisshu Ressha. Das wurde von Mucc gespielt, von der Band war er bereits viele Jahre lang ein Fan – irgendwann hatte er schließlich Takeru damit angesteckt und der hörte sie nun auch sehr oft. Mimi und die anderen hörten ihm an, dass er es oft sang. Sora schmunzelte. Sie hatten recht, er sang es sehr oft und hatte sich auch über ein paar Wochen hinweg die Noten angeeignet – allein durch zuhören. Es war ein Fall von 4 Minuten, dann zuckte Mimi mit den Schultern. Sie lächelte ihren Kontrahenten an, grinsend reichte er ihr seine Hand. „Sänger bleibt Sänger“, murmelte sie und verschwand kurz in der Küche.

Nur Augenblicke später kam sie mit einem Teller in der Hand zurück. Das hatte sie noch den Mädchen gezeigt, als sie sich Stunden zuvor vor Davis gerettet hatten. Matts Augen vergrößerten sich, als er ein Prachtexemplar von einem Cupcake sah. Es war ein Schokoladenteig, darauf thronte eine hellgelbe Creme als kleine Krone und als Haube. Diese Haube hatte eine leicht eingedrehte Spitze, welche auch nach einer leichten Erschütterung nicht weiter einknickte. Auf der Creme waren kleine silberne Perlen verteilt und machten das Törtchen noch prunkvoller. „Die sind essbar“, versicherte ihm Mimi, „und es ist dein Preis“, sie lachte, „gut, dass du gewonnen hast, ich hab davon schließlich schon einen gegessen“, sie zwinkerte. „Danke“, murmelte Matt und konnte seinen Blick immer noch nicht von dem kleinen Meisterwerk lassen. Es schien, als wäre er nicht echt. So schnupperte er nur zaghaft daran und begutachtete es noch eine Weile. „Gibt’s davon noch mehr?“, Davis‘ Augen strahlten dem Muffin entgegen. „Entschuldige“, Mimi verneinte vorsichtig, „das war …“ „… der Letzte …“, der Braunhaarige sackte wieder in sich zusammen und grummelte vor sich hin. Yolei grinste breit, „wenn du auch einen bekommen würdest, dann wäre es für Matt ja kein besonderer Preis mehr.“ „Aber es ist trotzdem unfair“, murmelte der jüngere Anführer bedrückt. Die anderen brachen in schallendes Gelächter aus. „Tut mir Leid, Davis, hätte ich nicht schon hinein gebissen …“, Yamato machte eine Pause und dann tat er den ersten Biss. Alle – außer Tai – hielten die Luft an und mussten dann erneut lachen. „Das ist GEMEIN“, rief Davis erneut aus, „gemein, sag ich euch!“

Übernachtungsparty


 

Samstag, 29. Juni
 

„Es hat wirklich Spaß gemacht“, Mimi schmunzelte und half Izzy die letzten Kabel zusammen zu packen. „Das freut mich“, lächelte er. Vorsichtig sah er zu der Braunhaarigen, konnte den Blick aber nicht lange aufrechterhalten. So sah er schnell wieder weg und konzentrierte sich darauf, seinen Laptop in die Tasche zu packen und dann alle Kabel und die Maus dazu. Das Mädchen reichte ihm alles andere. Als sich ihre Finger berührten, versteifte sich der Körper des Computergenies und vor lauter Überraschung ließ er es fallen. Er brummte etwas unverständliches, während Mimi ein ‚huch‘ entwich. Kopfschüttelnd griff er danach und räumte den Rest weg. Beide erhoben sich und prüften noch einmal ob sie alle Kabel eingepackt hatten.
 


 

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„Das nächste Mal sei brav“, ermahnte Kari ihren Bruder. Bis auf Izzy war er der Letzte der Jungs, der noch da war. „Ja“, seufzte der ältere Bruder und kratzte sich am Haaransatz. „Du hast es mir versprochen“, murmelte das Mädchen. „Ich weiß.“ „Und die gerechte Strafe für dich ist jetzt, das Essen von Mum“, sie begann zu grinsen. „Das … DAS ist gemein!“ „Tja, Pech, ich bleib hier.“

Hinter dem Geschwisterpaar öffnete sich die Tür und der Rothaarige und die Tochter des Hauses kamen heraus. Mimi erschrak und riss die Augen auf, schnell sah sie zu Hikari und versuchte sich zu beruhigen, damit Izzy nichts merkte. Der sah aber nur zu Tai und nickte ihm zu. Der Braunhaarige räusperte sich und umarmte seine Schwester, „dann sehen wir uns morgen“, er hob zu Mimi kurz verhalten die Hand und drehte sich um. „Warte auf mich Tai“, rief ihm Izzy hinterher und umarmte die beiden Mädchen, „danke für die Einladung“, dann rannte er dem Anführer nach. Sowohl Kari, als auch Mimi seufzten, als sich ihre Blicke trafen, mussten aber beide lachen. „Gehen wir rein?“, wollte Mimi von der Jüngeren wissen, welche nickte und zuerst im Haus verschwand.
 

Sora und Yolei standen in der Küche und unterhielten sich leise. Als sie komplett waren, brachen alle erneut in schallendes Gelächter aus. Als Miyako sich etwas beruhigte, kam sie langsam auf Hikari zu und fiel vor ihr auf die Knie, dabei versuchte sie sich an einer Version von Davis Lied. Sofort stieg ihr die Röte ins Gesicht und sie wedelte mit den Händen vor sich herum, doch zu ihrem Leidwesen, verschwand die Lilahaarige nicht einfach. „Hör auf“, flehte sie unter lachen, was sie eigentlich gar nicht wollte. „Nein, Zugabe“, riefen die zwei Älteren. „Bitte nicht“, rief Kari erneut aus und tatsächlich verstummte die Brillenträgerin. Sie erhob sich und ging zurück zu der Theke. „Können wir jetzt auch noch so einen Cupcake haben?“, Yolei grinste die Bäckerin des kleinen Kunstwerkes an. „Aber natürlich“, erwiderte diese, „aber das muss dann unter uns bleiben.“ „Ihr wisst schon, dass das eigentlich gemein ist“, Sora zog eine Augenbraue hoch. „Davis würde ausflippen, wenn er das wüsste“, schmunzelte die Jüngste. „Aber er muss es ja nicht wissen!“ „Da wäre ich vorsichtig“, unterbrach Mimi die Lilahaarige, „wenn du drei Mal seinen Namen sagst, während du etwas zu Essen ansiehst, taucht er hier womöglich noch auf …“ Sie machte eine Pause, ihre Hände hielt sie auf halber Höhe und wartete darauf, dass die anderen darauf reagierten. Sora kam als erste darauf, aber auch nur, weil sie früher viel zu oft mit Tai und Matt Horrorfilme angeschaut hatte. Als sie zu lachen begann, kam langsam auch Hikari drauf, Yolei stimmte nur mit ein. Jedoch sah sie fragend zu den Mädchen. „Schau mal mehr Horrorfilme“, zwinkerte Sora. „Aber Horrorfilme sind gruselig“, die Brillenträgerin legte den Kopf schief. „Das ist wahr und ich weiß es auch, ohne Horrorfilme gesehen zu haben. Nur so am Rande erwähnt“, antwortete Mimi und trat an den Kühlschrank. Aus diesem zog sie vier Cupcakes heraus, welche an sich auch kleine Kunstwerke waren, doch bei näherem Hinsehen, hatte jedes für sich einen kleinen Makel. Bei zweien waren Fehler in der Creme, nichtgewollte Furchen und die Spitze war abgebrochen. Das vorletzte war etwas dunkel geworden und bei dem letzten waren die silbernen Perlen unschön. „Ich nehm das dunkle“, sagte Mimi. „Ach, mir macht das nichts aus“, lächelte Sora. „Mir ebenso nicht.“ „Stimmt, du bist es ja von deiner Mutter gewohnt“, grinste Yolei. Die Jüngste schnappte nach Luft und plusterte sich auf.
 


 

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„Mimi, die sind himmlisch“, schwärmte Sora erneut. Sie saßen bereits seit 20 Minuten in Mimis Zimmer und die Mädchen waren immer noch am Essen des kleinen Törtchens. Dabei wollten sie sich eigentlich auf das Spiel konzentrieren. Mimi musterte die anderen nach der Reihe und lächelte. „Du solltest das öfters machen“, stimmte Yolei zu. „Du könntest mir jeden Tag was mitbringen, dann müsste ich nie wieder die Unfälle meiner Mutter essen“, lachte Hikari. Im selben Moment verstummte sie und die zwei Braunhaarigen sahen sich lange in die Augen. Lautlos formte die Jüngere ein ‚Entschuldige‘, Mimi nickte langsam. Bevor die beiden anderen etwas merkten, durchbrach Mimi die Stille, „das würde ich gar nicht hinbekommen. Ich würde nie den Geschmack von eurer Mutter hinbekommen.“ Während Sora und Yolei wieder in schallendes Gelächter ausbrachten, tauschten die zwei Braunhaarigen erneut einen langen Blick aus. Beide lächelten sich an. „Aber jetzt zurück zum Spiel“, beendete Kari das Lachen und würfelte. „Hee, ich bin dran“, empört griff Yolei nach den zwei Würfeln und funkelte die Jüngste gespielt böse an.
 

„Gewonnen“, rief Mimi aus und legte zufrieden ihr Geld wieder vor sich. „Also damit habe ich nun bei allen Sachen gewonnen … Activity, Tabu, Monopoly …“ „Erspar uns die Liste“, Sora rieb sich die Schläfe. „Wie machst du das?“, Kari bestaunte das Kunstwerk aus Hotels auf dem Spielplan. Zuerst hat die Bäckerin die Jüngste aus dem Spiel gekickt, danach war die Orangehaarige dran gewesen und zuletzt musste Miyako den Kampf aufgeben. „Was spielen wir jetzt?“, wollte die Siegerin des Abends wissen. „Wie wäre es mit Abendessen?“, schlug Sora vor und versuchte ihren knurrenden Bauch zu ignorieren. „Das Spiel würde mir auch Spaß machen“, lachte Yolei und Kari stimmte ebenso zu. „Ok …“, die Gastgeberin überlegte, „was wollt ihr denn essen?“ Die anderen Drei hielten inne und musterten sich lange. Sie hatten doch selbst keine Ahnung. Sie waren schließlich Gäste. „Sollen wir etwas Amerikanisches machen?“, Mimi musterte ihre Gäste, diese nickten langsam. „Super, dann gehen wir runter.“ Die Mädchen machten sich auf den Weg zurück in die Küche. Dort befand sich Mimis Mutter und saß am Küchentisch.
 

„Hallo Mama, ich hab gar nicht gehört, dass du zurück bist“, Mimi ging zu ihr und nahm sie von der Seite kurz in den Arm. „Ich habe eigentlich ‚Hallo‘ gerufen“, erinnerte sich Satoe, dabei wanderte ihr Zeigefinger an ihr Kinn, „das nächste Mal komm ich hoch und sag dir Bescheid“, lächelte sie. Ihre Tochter drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Hallo Frau Tachikawa“, meinten die anderen drei Mädchen im Chor, und verbeugten sich, „danke, dass wir hier übernachten können.“ „Ach, kein Problem“, lächelte Satoe, „ihr seid immer gern willkommen. Wollt ihr was zum Essen?“ „Wir wollten uns Burger machen, oder?“, prüfend sah Mimi zu ihren Freundinnen. Diese nickten. „Wir machen Burger“, wiederholte die Braunhaarige. „Ok“, Satoe legte das Rätselbuch hin und wollte aufstehen. „Mum, wir machen das schon, bleib sitzen“, beschwichtigte die Gastgeberin. „Gut“, sie zuckte mit den Schultern, „im Gefrierschrank sind noch selbstgemachte Burger-Brötchen, tau sie auf und dann backt ihr sie auf. Hackfleisch ist im Kühlschrank und Gemüse haben wir auch da. Sämtliche Soßen stehen in der Tür vom Kühlschrank und Essiggurken sind hinter dem Glas Oliven. Und wir haben sogar noch Käse, der schon in Scheiben geschnitten ist.“ „Mum“, lachte Mimi und versuchte ihre Mutter zu stoppen. Diese nickte, nahm sich ihr Buch und verzog sich ins Wohnzimmer. Lächelnd sahen die Mädchen ihr nach.

Mit einem Handgriff holte Mimi besagte Brötchen aus dem Gefrierschrank. „Was können wir machen?“, Sora trat zu ihrer Freundin und trommelte auf der Arbeitsfläche. „Warte, gleich“, Mimi hob einen Finger, sie legte die Teigstücke auf einen Teller und stellte diesen in die Mikrowelle. Dabei stellte sie diese auf die Auftau-Funktion. „So, jetzt“, Mimi stand auf der anderen Seite der Arbeitsplatte. Es war in eine in den Raum hineinstehende Arbeitsplatte, welche eben auch als Theke zu benutzen war. Auf der einen Seite waren Schubladen, mit Töpfen darin, auf der anderen Seite war ein kleiner Überstand, unter dem drei Hocker geschoben waren. „Was wollt ihr drauf haben?“, sie hob eine Hand, damit die anderen noch einen Moment warteten, „wir haben Salat, Gurke, Zwiebel, Essiggurken, Tomaten …“ „Klingt alles super“, lachte Yolei. „Jap, bin dafür“, stimmte Kari zu und auch Sora nickte. „Gut, dann machen wir das. Yolei, Kari, könnt ihr das Gemüse machen? Dann werden wir“, sie sah zu Sora, „das Hackfleisch machen.“ „Klar“, gab die Orangehaarige von sich. „Gut.“
 

Mimi ging noch kurz zur Anrichte und schaltete das Radio an. Als sie zurück war, hatten die anderen Mädchen bereits ihre Hände gewaschen. Schnell holte Mimi das nach und suchte das Gemüse heraus. Danach noch vier Brettchen und vier Messer. Yolei nahm ihr das ab und verteilte es. „Gurke in Scheiben?“, wollte Hikari wissen und wusch diese. Die Ältere nickte. „Genauso wie Tomaten und Gürkchen. Die Zwiebeln als Ringe und den Salat würde ich einfach zupfen.“ Yolei setzte sich an ihren Platz neben der Jüngsten, „ok, alles klar.“ „Ay Madam“, lachte Hikari und machte sich ans Werk. „Was machen wir mit unserer Zwiebel?“, Sora warf die kleine braune Kugel etwas in die Luft. „Wir würfeln sie.“ „Gut, dann mach ich das.“ Die Gastgeberin nickte und holte das Fleisch heraus. Dieses füllte sie in eine Schüssel. Daneben landeten noch diverse Gewürze, wie Salz, Pfeffer und Paprikapulver. „Macht es euch was aus, wenn ich es etwas scharf mache?“, fragend sah Mimi sich um. „Eigentlich nicht“, kam von den Mädchen. „Ich mach nur einen Teil scharf“, entschied die Chefköchin dann. So holte sie noch eine kleine Chilischote. Dann riefen auch schon die Burger-Brötchen nach ihr. Schnell nahm sie sie aus der Mikrowelle, um sich dann dem Fleisch zuwenden zu können.
 

Mimi briet gerade noch die letzten Patties für die Burger. Sora kümmerte sich noch um eine Burgersoße und probierte diese, bis sie schließlich ihren Anforderungen entsprach. Die zwei anderen Mädchen beobachteten die Brötchen, damit sie nicht zu dunkel wurden. Sie alle hatten den Belag auf zwei Teller verteilt. Das Fleisch auf einem und das Gemüse auf den anderen. Hikari holte die Brötchen, die sie kurz zuvor zum aufbacken in den Ofen geschoben hatten, aus jenem Ofen und Yolei hielt einen Korb, in die sie sie verfrachteten. „Haben wir alles?“, Mimi sah sich um. „Teller fehlen noch“, erhob Sora ihre Hand, dann schleckte sie sich die Soße vom Finger der anderen Hand. „Stimmt“, die Braunhaarige zeigte auf einen der Hängeschränke neben dem Kühlschrank. Die Jüngste war schneller und suchte eilig die Teller raus, auf die gezeigt wurde, dann noch Besteck und Servietten. Sora bewaffnete sich mit Soße und dem Gemüse, Yolei hatte die Brötchen und ein scharfes Messer und Mimi nahm das Fleisch und den Käse. Gemeinsam gingen sie wieder hoch. Satoe hat im Zimmer ihrer Tochter einen kniehohen Tisch aufgestellt. „Danke Mum“, rief sie nach unten, wo sie ihre Mutter wieder vermutete. Sie stellten alles auf den Tisch und setzten sich um diesen.

„Schnell, bevor es kalt wird“, lachte Mimi und schnitt nacheinander vier der Brötchen auf. Für jeden waren zwei Burger vorgesehen, aber es waren weitaus mehr Patties, so hatten sie noch genug zu Essen. Genüsslich bissen sie hinein, nachdem sie alle fertig mit zusammenbauen waren.
 

„Lasst uns mal über unser Streitthema reden“, läutete Sora ein wichtiges Thema ein, als sie alle vier dabei waren, ihren jeweils zweiten Burger zu basteln. „Und das wäre?“, verwirrt sahen die drei anderen sie an. „Jungs“, Sora grinste übers ganze Gesicht. Doch die drei Jüngeren schnaubten nur, was zur Verwirrung von Sora beitrug. „Was habt ihr denn?“ „Ich will nicht darüber reden“, murrte Mimi. „Ich auch nicht“, Yolei ließ ihren Kopf hängen. Kari schaute zwischen den Beiden hin und her. „Und was ist mit dir? Willst du auch nicht darüber reden?“, die Orangehaarige musterte die Jüngere mit einem Blick aus einer Mischung von genervt und enttäuscht. „Ich muss mich den anderen anschließen“, antwortete die Braunhaarige. „Musst du doch gar nicht“, warf die Brillenträgerin ein. „Doch“, Hikari ließ ihre Augen dabei auf der Gastgeberin, die sie dankbar anlächelte, „ich hätte dafür einen Vorschlag für ein anderes Thema“, meinte sie dann. Sie hatte sich auf ein solches Gespräch eingestellt und dafür extra einen Ausweg herausgesucht.

„Ach ja? Was denn?“, horchte Mimi auf und ging nur zu gerne auf das neue Thema ein, auch wenn sie noch nicht wusste, was es war. Aber auch die anderen beiden hoben interessiert ihre Köpfe und ließen die Jüngste nicht aus den Augen. Kari musste sich bei dem Anblick glatt ein Lachen verkneifen und nahm sich eine Scheibe Käse, die sie auf ihr Patty legte. „Jetzt sag schon“, Yolei wurde ungeduldig. Jetzt musste die Wappenträgerin des Lichts auflachen. „Nächste Woche ist der 7. Juli“, sagte die dann endlich. „Stimmt“, Sora begann zu lachen, „den hatte ich fast schon vergessen.“ „Im Park bauen sie Stände dafür auf“, erklärte Hikari weiter. „Wollen wir da hin?“, Yoleis Augen glitzerten. „Auf jeden Fall“, freute sich nun auch Mimi. „Ohhh“, kicherte die Lilahaarige, „ich mag das Tanabata Fest, die Geschichte ist so romantisch. Und dann ist alles so schön geschmückt.“ „Stimmt“, lächelte Sora. „Stell dir doch nur vor, du wärst das ganze Jahr von Matt getrennt und du könntest ihn nur an einem Tag sehen. Ihn nur an einem Tag im Jahr in den Arm schließen und ihn küssen“, schwärmte Yolei weiter, bis sie schließlich etwas nachdenklicher wird, „ich will auch einen Freund …“, in ihren Augen sammelten sich Tränen. Erschrocken sahen ihre Freundinnen mit an, wie sie kurz vor einem Tränenmeer stand. Hilflos tauschten sie untereinander Blicke aus. „… und ich will nicht irgendeinen Freund …“, nun konnte Miyako ihre Tränen nicht mehr zurück halten, sie liefen ihr einfach über die Wange, „… ich will Ken!“, schrie sie mit einem Mal und riss den Kopf in den Nacken. „Yolei“, stotterte Hikari verzweifelt, ihre Hände auf halber Höhe. Sie wollte ihre Freundin nur zu gerne trösten, aber sie wusste nicht wie sie das anstellen sollte. Denn nichts konnte sie aufhalten – außer Ken. Aber ihren Herzenswunsch konnte sie ihrer Freundin nicht erfüllen, denn er war nicht da. „Yolei, bitte … wir machen das schon“, Sora strich sanft an ihrem Arm auf und ab. „Ja, wir bekommen das hin, dass du ihm deine Gefühle gestehen kannst“, stimmte Mimi zu. „Wirklich?“, mit großen Augen musterte Yolei ihre Freundinnen. Kari seufzte erleichtert, sie hatten es geschafft sie zu beruhigen. „Kommt, die Burger sind kalt, wir sollten sie noch schnell essen“, ergriff Mimi nochmal das Wort. „Ja“, meinte Sora und biss hinein. „Wir sollten öfters zu dir kommen, dann kannst du uns amerikanisches Essen machen.“ „Da gibt’s nicht so viel“, lachte die Braunhaarige, „das typische Essen sind doch Burger, Pommes und Hot Dogs – so ist zumindest meine Einschätzung“, sie Braunhaarige zuckte mit den Schultern. Yolei hatte auch abgebissen, ließ ihren Burger aber schon wieder sinken. Sie schniefte und zog die Blicke wieder auf sich. „Was hast du denn?“, fragte Kari, nachdem sie runtergeschluckt hatte. Zwei große Tränen quollen aus Yoleis Augen, als sie ihren Mund zu einer Antwort öffnete, „Willis“, sie zog das, was in ihrer Nase nach draußen wollte, wieder hoch, „… wegen ihm werde ich nie mit Ken reden können.“ Sie schniefte wieder und sackte in sich zusammen. „Aber Yolei, vertrau uns, wir machen das“, lächelte Mimi. „Ja, lass uns das nächste Wochenende genießen. Nur wir vier – ohne Jungs“, Sora nickte zustimmend. „Und wie wollt ihr das hinbekommen?“, das Mädchen hatte sich wieder etwas beruhigt. „Keine Sorge“, Kari legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, „ich kümmer mich darum.“ Sie lächelte ihre Freundin aufmunternd an. „Ok“, Yolei erhob sich, „ich geh kurz ins Badezimmer. Ich fühl mich so aufgequollen und ich glaube, etwas kaltes Wasser tut ganz gut.“ „Natürlich“, Mimi hatte ihnen zuvor schon alles gezeigt – auch ihr eigenes Badezimmer. Sie sahen ihrer Freundin nach, bis diese die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sofort steckten die drei anderen die Köpfe zusammen.
 

„Wie willst du das machen?“, wollte Sora von der Jüngsten wissen. „Auf dem Fest gibt es essen, das wird Davis und Tai magisch anziehen“, stimmte Mimi zu. „Ich habe mit Takeru geredet, er sagte, dass Davis letztens bei ihm war und von Willis ebenso nicht sehr begeistert ist. Ich hab ihm gesagt, dass Yolei auch nicht sonderlich begeistert ist. Ich werde mit ihm reden“, meinte die Braunhaarige. „Das darf Yolei aber nicht erfahren“, Soras Augen waren geweitet. Mimi nickte nachdrücklich. „Ich weiß“, die Jüngste schluckte schwer, „… daher … ich weiß, ich kann das nicht von euch verlangen, aber …“ „Wir werden erst einmal nichts sagen, außer es läuft aus dem Ruder …“, beschwichtigte Mimi. „Aber TK ist vertrauenswürdig … vielleicht kann er uns später noch behilflich sein“, überlegte Sora und lehnte sich nachdenklich zurück. Bevor Kari nachfragen konnte, was sie meinte, kam Yolei auch schon zurück. Ihr Gesicht glänzte noch von dem Wasser und in ihren vorderen Strähnen glänzten Wassertropfen. „Über was habt ihr geredet?“ „Du siehst schon wieder etwas besser aus“, lächelte Mimi ablenkend, „ich kann dir nachher noch ein Tuch holen und wir können es anfeuchten, dann kannst du es dir über Nacht auf die Augen legen, wenn du magst.“ „Gerne“, dankend nahm Yolei das Angebot an, „entschuldigt meinen Ausbruch von eben.“ „Ach was, passiert uns allen doch mal“, meinte Sora lächelnd. „Ach quatsch, dir doch nicht … Du hast Matt, du musstest dir nie Gedanken machen …“, winkte die Lilahaarige ab. „Stimmt … wieso hat es eigentlich so lange gedauert, bis ihr zusammen gekommen seid?“, hakte Hikari nach. Die Orangehaarige seufzte, „wir waren damals noch nicht so weit“, sie lächelte er ihre Freundinnen an, „das jetzt ist wie von selbst passiert.“ „Du musst uns mal davon erzählen“, Yolei aß gerade den letzten Bissen ihres Burgers. „Aber vielleicht ein anderes Mal, wollten wir nicht noch einen Film sehen?“, Hikari versuchte das Thema wieder zu wechseln. „Stimmt“, Mimi sprang auf und klopfte Hikari kurz dankend auf die Schulter. Sie lief zu ihrem Fernseher. Unter diesem war eine niedrige Konsole, in der stand eine Reihe an Filmen. „Auf was habt ihr Lust?“ Mit einem Blick waren sie sich einig. „Action“, rief Sora. „Keine Macht der Liebe“, stimmte Yolei mit ein. Lachend durchsuchte Mimi ihre Filme. „Ich finde grad nichts, wie wäre es mit einem schlechten Horrorfilm? Mein Vater hat die Gabe, immer die schlechtesten Horrorfilme aus einem Regal zu fischen“, die Gastgeberin grinste ihre Freundinnen an. „Klar“, lachte Kari, „bei allem Schlechten wird getrunken.“ „Das funktioniert mit Alkohol besser“, meinte Sora. „Und mit dem Kartoffelsaft eurer Mutter am besten“, Yolei kippte nach hinten um. Angewidert verzog die ewig Leidende das Gesicht. Da brachen auch die anderen in Gelächter aus. „Wieso versucht es deine Mutter immer wieder?“, wollte Sora wissen. „Sie ist halt eine liebende Mutter“, zuckte die Gastgeberin mit den Schultern und hatte einen Film aus dem Schrank gezogen. Sie legte ihn gleich ein und gesellte sich zurück zu ihren Freundinnen. Die Mädchen hielten inne und drehten sich zu dem Fernseher um. „Wir haben noch Patties übrig“, erinnerte Mimi die anderen. „Oh, ich nehm gern noch eins“, Yolei schnappte sich sofort zwei. Auch die anderen holten sich noch welche. Sie teilten auch die restlichen Burger-Bausteine unter sich auf, damit nichts übrig blieb. Aufmerksam beobachteten die Mädchen dann den Film ‚Black Sheep‘. Verwirrt sahen sie mit an, wie ein mutiertes Schaf sein Unwesen trieb.

Tanabata Fest


 

Sonntag, 07. Juli
 

Vorsichtig schlüpfte Hikari in den Yukata. Er war weiß und darauf waren rosa Kirschblüten verteilt. Sie stand vor dem Spiegel. Zuvor hatte sie ihr Make Up und ihre Haare gemacht. Ihr Lidschatten war auch rosa. Ihre Haare an ihrer linken Seite waren gezwirbelt hochgesteckt, mit Hilfe einer geblümten Haarnadel. „Mama, kannst du mir beim Binden des Bandes helfen?“, Hikari lief in das Wohnzimmer, während sie nach ihrer Mutter rief. Auch wenn sie nicht kochen konnte, so konnte sie andere Sachen mehr als gut. Sie kam wenig später zu ihrer Tochter. Dabei wurden sie von Taichi beobachtet, der auf dem Sofa saß. „Das könnte ich doch auch“, meinte er. „Nein, könntest du nicht“, gab Kari zurück. Yuuko hatte mit wenigen Handgriffen das Band um ihre Tochter gewickelt und es gebunden. „Du gehst, aber später auch mit den anderen weg, oder?“, erkundigte sich die Kleine. „Ja“, murrte Tai, „weil Takeru mich abholt, auch wenn ich nicht will.“ „Ach wieso denn nicht?“, wollte ihre Mutter verwirrt wissen, sie machte gerade den letzten Handgriff und musterte dann ihren Sohn. „Ach nichts, dann mach ich mich mal fertig“, murmelte er, als er auf die Uhr sah – es war halb sechs. Auch Kari musste langsam los, sie traf sich mit den Mädchen um sechs kurz vor dem Park. „Danke“, das Mädchen gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. Sie ging in ihr Zimmer und holte ihre Tasche, es war ein kleines Säckchen, dass sie sich über das Handgelenk streifte. Ihr Handy klemmte sie sich hinter das Band ihres Yukatas. Takeru wollte sich gleich noch bei ihr melden und so hatte sie es gleich griffbereit. Danach würde auch das in der Tasche landen. Dann machte sie sich auf den Weg.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Leise summend wartete Yolei auf ihre Freundinnen. Sie hatte ihr Handy vor sich und studierte aufmerksam die Seite, die sie gerade offen hatte. Sie las sich seit Tagen die Liebesgeschichte um die Weberin Orihime und den Rinderhirten Hikoboshi durch. Wie ihr ein Ehemann geschenkt wurde und die Beiden nicht mehr voneinander ablassen konnten. Sie wurden auseinander gerissen und durften sich nur noch an einem Tag im Jahr sehen – dem 7. Juli. Den Beiden Liebenden entsprachen die Sterne Wega und Altair und die Milchstraße bildet den reißenden Fluss, der sie voneinander trennte. Seufzend sah sie in den Himmel. So etwas wollte sie auch – bis auf das getrennt sein. Als sie Sora erblickte, steckte sie ihr Handy zurück in ihre Umhängetasche. Es war ein Säckchen, deren Stofföffnung oben durch eine Schnur zusammengezogen wurde. Dabei diente die Schnur gleichzeitig zum Umhängen über die Schulter. Sie trug selbst einen blauen Yukata, auf dem Fische herumzuschwimmen schienen. Ihre Haare waren zur Seite und nach vorn geflochten, darin war eine zum Stoff passende blaue Strähne mit hinein gearbeitet. An dem Haargummi war ein kleiner Fisch aufgenäht.

„Hallo“, Sora umarmte ihre Freundin. „Der Yukata ist toll“, lobte die Trägerin des Wappens der Liebe. „Deiner ist auch schön“, erwiderte Yolei und musterte die Ältere. Dieser war rot und auf ihm waren weiße Fächer zu sehen. Einen solchen hielt sie auch in der Hand. Im Gegensatz zu der Brillenträgerin – welche Zori, Zehenstegsandalen, und die dazu passenden Socken, sogenannte Tabi trug – hatte Sora Geta, hölzerne Sandalen an. Sora trug aber ebenso ein Säckchen – um ihr Handgelenk. Ihre Haare hatte sie hinten mit einer goldenen Klammer hochgesteckt, sodass ihre Spitzen nach oben zeigten. Kurz darauf trat Hikari zu ihnen und die drei unterhielten sich über das Fest. Sie waren bereits in der Nähe. An ihrem Momentanen Punkt hingen bereits Lampions und Musik drang an ihr Ohr. Alle drei freuten sich bereits auf das Fest und sahen ungeduldig auf ihr Handy. Es könnte ja sein, dass Mimi sich meldete. Aber bevor eine der drei eine Nachricht an die Vierte schicken konnte, tauchte sie auch schon auf. Yolei sah ihr bewundernd entgegen. Sie könnte nie in den Holzsandalen rennen, wie die Braunhaarige es schaffte. Sie war eine Grazie und konnte alles tragen. „Entschuldigt, aber meine Haare wollten einfach nicht halten“, genervt schnaubte sie. Vorsichtig tastete sie ihre Haare ab. Sie waren hinten hochgesteckt, wie sie sie auch beim Treffen mit Tai getragen hatte. Das Mädchen hatte sogar dieselbe Nadel benutzt. Bei dem Gedanken an den Braunhaarigen huschte ein Schatten über ihr Gesicht. So schnell der gekommen war, so schnell verschwand er auch schon wieder. „Du siehst toll aus“, Yolei bewunderte die Ältere – wie meistens. Sie verstand einfach nicht, wie schnell die Braunhaarige eine solch schöne Frisur hinbekam. Aber auch ihr Yukata war toll. Er war grün und vom Saum bis zu den Knien waren Seerosen auf dem Stoff.
 

„Jetzt lasst uns aber auf das Fest gehen“, lächelte Sora. Sie hatten nun alle fünf Minuten lang die Braunhaarige bewundert. Sora hakte sich bei Hikari unter, während sich Mimi lachend Yolei schnappte. Nebeneinander liefen sie den gepflasterten Weg entlang. Je näher sie dem eigentlichen Festplatz kamen, desto mehr Leute waren um sie herum. Als die Mädchen sich umsahen, sahen sie im ersten Sinne Stände, an denen es Essen gab. „Davis wäre im Paradies“, lachte Sora. „Ja, aber ich hätte auch nichts dagegen“, murmelte Yolei. Sie merkte, wie sie Hunger bekam, es war auch schon Zeit für das Abendessen. Zuhause hatte sie es nicht mehr geschafft, aber sie hatten sowieso hier essen wollen. „Ja, lasst uns etwas essen“, stimmte Mimi mit zu. „Auf was habt ihr Lust?“, Hikari sah von einem Stand zum anderen. „Yakisoba“, sang Mimi und ging ein paar Schritte auf eine Essensbude zu, „ich wollte schon seit langem mal wieder Yakisoba essen“, sie wandte sich mit strahlenden Augen zu den anderen um. „Da hätte ich jetzt auch Lust drauf“, Sora gesellte sich neben sie. „Du kannst dir aber auch was anderes holen“, warf ihre Freundin ein. „Nein, ich will auch Yakisoba, davon werde ich gut satt und vergess das Mittagessen“, lachte die Jüngste. Ale sahen zu Yolei, die nur noch ein leises ‚blöder Gruppenzwang‘ heraus brachte. „Du musst nicht“, wiederholte Mimi. „Nein, jetzt will ich aber“, die Lilahaarige zeigte ihre Zunge und stellte sich dann grinsend in die Schlange. Die anderen konnten sich ein Lachen nicht mehr verkneifen und gesellten sich zu ihrer Freundin.
 

„Das ist so lecker“, schwärmte Mimi. Sie saßen auf einer halbhohen Mauer und aßen die gebratenen Nudeln, die sie nach einer halben Ewigkeit an dem Stand bekommen hatten. Es hatten sehr viele Leute Lust auf Yakisoba, sodass das Warten bis zur Bestellung schon zehn Minuten gedauert hat, bis sie das Essen hatten, mussten sie nochmal knapp zehn Minuten warten. „Das sind doch ganz normale gebratene Nudeln“, Yolei blickte auf ihre hinab und stocherte darin herum, bevor sie sich wieder eine Gabel voll in den Mund schob. „Aber es sind DIE gebratenen Nudeln“, rief die Braunhaarige, „wie sehr ich sie vermisst habe.“ „Hast du nur die Nudeln vermisst?“, Sora kratzte gerade die letzten Reste zusammen. Mimi sah überrascht auf. Die Worte brauchten einen Moment, bis sie in ihrem Kopf ankamen. Und einen Weiteren, in dem sie nachdachte. Im dritten Moment stach es in ihrem Herzen. Und im letzten lächelte sie. Hikari beobachtete ihre Freundin und wartete wohl auch auf eine Antwort. „Ich habe euch natürlich auch vermisst“, ihre Stimme klang etwas kratzig, aber sie zwang sich zu einem Lächeln. „Und wen am Meisten?“, Miyako kicherte, sie erinnerte sich an das Gespräch über Jungs. Mimi riss ihren Kopf zur Seite und starrte ihre Freundin mit großen Augen an.

‚Tai‘, ging es ihr durch den Kopf, ‚ich hatte Tai am Meisten vermisst!‘ Immer noch nachdenklich ließ sie ihren Kopf hängen. Ihr Herz schmerzte. „Dich“, wich sie aus und richtete ihren Blick auf Yolei. Verwirrt blickte diese sich um und verstand nicht ganz. „Yolei, jetzt quetsch sie nicht aus, wenn es jemanden in ihrem Leben gibt, dann wird sie es erzählen, wenn sie es für die richtige Zeit hält“, ging die Jüngste dazwischen und nahm ihre Freundin – wie so oft in letzter Zeit – in Schutz. Sie fühlte sich immer noch schlecht wegen des Vorfalls und fühlte sich immer noch dafür verantwortlich. Gegen dieses Gefühl konnte sie nichts machen. Sie dachte, sie musste Buße tun. Die Brillenträgerin hatte während ihrer Worte angefangen zu nicken, „ja, du hast Recht … Entschuldige Mimi“, sie machte eine Pause, „aber schön, dass du mich am Meisten vermisst hast“, grinste sie und legte den Arm um ihre Schultern. Dann fing auch Mimi wieder an zu lächeln. „Wollen wir los? Oder habt ihr noch nicht aufgegessen?“, begann Sora. „Gleich“, Hikari nahm die letzte Gabel voll in den Mund. „Wir können“, beschloss Yolei dann.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Nachdenklich spielte Sora mit dem Stift in ihrer Hand. Nach dem Essen hatten sie sich gleich zu den aufgestellten Blumentöpfen mit den Bambusbäumchen aufgemacht. Nur deswegen waren sie natürlich zu dem Fest gegangen. Sie sah zu ihren Freundinnen, alle schrieben bereits eifrig und nur sie dachte noch nach. Dann fiel ihr aber etwas ein. Kari nickte ihren Zettel ab und ging zu den Bambusbäumchen. Dort hingen schon sehr viele Zettel mit Wünschen darauf. Nun suchte sie für ihren einen Platz. Sie drückte ihn fest an sich. ‚Tai soll wieder glücklich sein und sich mit Mimi vertragen können.‘ Sie atmete tief durch und wiederholte ihren Wunsch noch einmal, bevor sie einen geeigneten Platz gefunden hatte. Neben ihr tauchte Miyako auf und hängte ihren Zettel in die Nähe des Zettels der Jüngeren. Darauf stand deutlich erkennbar: ‚Ich möchte endlich mehr Zeit mit Ken verbringen können und Willis soll mich nicht die ganze Zeit nerven.‘ ‚Ich will über den Schmerz hinwegkommen, den ich tief in mir spüre‘, als sich Mimi ihren Zettel erneut durchlas, stiegen Tränen in ihr auf. Sie sah ihn sich an und eine Träne viel darauf. Dabei verwischte leicht die Tinte. Damit die anderen ihn nicht lasen, hing sie ihn auf die andere Seite der Pflanzen. Sora verzog ihren Mund, sie war nicht besonders glücklich damit, aber sie hatte sich auch gar keine Gedanken darüber gemacht. Sie war eigentlich glücklich, so wie es momentan war. ‚Wir sollen alle Freunde bleiben und ich möchte für immer glücklich mit Matt sein ♥‘

Die Mädchen sahen sich und kicherten los. Sie hatten alle ihre Wünsche an die Bäume gehängt. Eine Weile sahen sie den Zetteln zu, wie sie sich in der leichten Sommerbrise bewegten und flatterten. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zu den Ständen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Das kann doch nicht wahr sein“, verärgert ließ sie ihre Hand auf ihr Bein fallen. „Ach Yolei, jetzt hab dich nicht so, das wird schon.“ „Du hast gut reden, Kari, sieh dich doch mal an“, die Lilahaarige zeigte auf die Hand ihrer Freundin. Die Jüngste der vier hatte mit ihrem Haken zwei Ballone auf einmal geangelt. Verlegen lachte sie auf, „einer ist aber auch für dich“, richtete sie an die Ältere. Alle Ballone in dem Becken zu ihren Füßen hatten Streifen wie ein Zebra, sie waren perfekt rund und an ihrer verschlossenen Öffnung war eine Schnur festgebunden. Die beiden an Karis Haken waren blau mit rosa Streifen und gelb mit lila Streifen. „Welchen willst du?“, vorsichtig nahm das Mädchen beide ab und hielt sie – an der Schnur gepackt – ihrer Freundin entgegen. „Danke“, zögernd griff sie nach dem gelben Ballon. „Danke, Hikari“, wiederholte sie. Kari lächelte. „Wollen wir dann Mimi und Sora suchen gehen?“ „Ja, ich glaube sie sind zum Goldfischbecken“, nickte Miyako.

Die Braunhaarige nahm die Ältere an der Hand und zog sie mit sich. „Dann los.“ Beide Mädchen schlängelten sich durch die Menschenmenge. Das Fest war nun gut besucht und das Durchkommen wurde durch die Yukata noch etwas mehr erschwert. Aber sie schafften es und fanden die zwei Älteren ein paar Stände weiter. Wie auch bei dem Ballonangeln war an diesem ein großes Becken mit Wasser aufgestellt. Nur schwammen in diesem keine Ballone, sondern Goldfische. Sora und Mimi knieten – mit drei anderen Mädchen und einem Jungen daneben – vor diesem Becken. Alle versuchten mit ihrem Fächer die Fische zu fangen. Die Fächer bestanden aus einem dünnen Plastikring mit Griff, darauf war ein dünnes Blatt Papier gespannt. Als sie versuchten die kleinen Fische zu fangen, rissen die Blätter der drei jüngeren Mädchen. Der Junge fing den ersten Goldfisch und strahlte über das ganze Gesicht, während ihn die Mädchen fasziniert musterten. Der Standbesitzer packte den Fisch in eine Tüte mit Wasser. Schüchtern trat er zu den Mädchen und hielt es einer von ihnen entgegen. „Ich wünschte Ken wäre auch so“, verträumt legte Yolei ihren Kopf auf Karis Schulter. Da die Jüngere hohe Schuhe trug, musste sich die Brillenträgerin nicht so weit hinunter beugen. „Das kommt schon noch“, lächelte die Braunhaarige.

Das schwarzhaarige Mädchen, welches den Fisch bekommen hatte, lief rot an und kichernd sah sie zu ihren Freundinnen. Als die Gruppe den Stand verließ, sahen die zwei Mädchen wieder zu ihren Freundinnen. Beide beobachteten gebannt die Fische. Mimi tauchte ihren Schöpffächer als Erste in das Wasser und tat den gefangenen Fisch in ihr Schälchen, welches sie in der anderen Hand hielt. Sie tat es erneut und auch ein zweiter Fisch landete in dem Schälchen. Beim dritten brach das Papier, gerade als sie den Goldfisch auch in ihr Schälchen fallen ließ. Der Standbesitzer nickte das aber noch ab. Sora hatte bereits zwei Fische in ihrem Schälchen und fing sich auch gerade den dritten Fisch, allerdings erwischte sie auch gleich noch den Vierten –wenn das auch unbeabsichtigt war. „Wow“, staunte die Braunhaarige, die sich erhob, damit die Fische in die Plastiktüte gepackt werden konnte. Sora schaffte es noch einen zusätzlichen Fisch zu fangen, ehe auch das Papier an ihrem Schöpffächer riss.

Staunend sahen die Jüngeren zu ihren zwei Freundinnen. Sie konnten es immer noch nicht fassen, dass sie es geschafft hatten, so viele Fische zu fangen. „Wie wollt ihr die Fische denn nennen?“, Kari begutachtete die kleinen Tiere genau. Sie schwammen fröhlich in dem Behälter hin und her. „Ich weiß gar nicht, ob ich sie behalten kann“, meinte die Orangehaarige, „ich muss Zuhause schauen, dass ich ein Glas finde und muss morgen dann vermutlich Futter und alles besorgen. „Dann können wir ja zusammen gehen“, schlug Mimi vor, „und ich denke, den hier nenne ich Kibin, weil er so flink ist.“ „Dann nenn ich den hier“, Sora zeigte auf einen Fisch, welcher ein Muster hatte, welches an eine Blume erinnerte, „Hana.“ „Wie schön“, quietschte Yolei und klatschte in die Hände. Dabei flog ihr Ballon durch die Luft und hätte fast einen Strauch getroffen, der ihn hätte platzen lassen können. „Huch.“
 

„Wollen wir uns etwas Süßes holen?“, schlug Hikari vor und sah die anderen Mädchen an. „Au ja“, meinte Sora und zeigte auf einen Stand, an diesem gab es mit Schokolade überzogene Früchte oder auch ein paar andere Süßigkeiten und Leckereien. Gemeinsam machten sie sich dorthin auf. Sie hatten auch Glück, dass dort niemand stand. So bekamen sie schnell ihre Naschereien. Yolei holte sich Gummibärchen, während sich die anderen Fruchtspieße nahmen. Mimi beschränkte sich auf Erdbeeren. Kari holte sich einen Mix aus Erdbeeren und Trauben. Und Sora konnte einer Schokobanane nicht widerstehen. Sie setzten sich wieder und genossen ihre Nascherei in dem bunten Licht. Sie erhellten die Buden und Wege und schienen zwischen allem zu hell, doch etwas außerhalb schienen sie, als würden sie in eine magische Welt führen. Die frische Luft erschien nun etwas kühl, doch für die Mädchen war es genau angenehm. Sie waren den ganzen Abend unterwegs gewesen und ihnen war gut warm. Yolei sah prüfend auf ihre Uhr, sie zeigte kurz vor zehn an.

„Das Feuerwerk beginnt gleich“, meinte sie und sah in die Richtung des Platzes, an der es aufgebaut war. Es war nicht weit von ihrem Sitzplatz entfernt. „Oh stimmt, wollen wir uns das noch ansehen?“, Sora biss gerade wieder von der Banane ab. „Gerne, danach sollte ich langsam los, damit sich Tai keine Sorgen macht“, stimmte auch Kari zu.
 

Schnell zückte die Jüngste ihr Handy und tippte eine Nachricht, sowohl an Tai, dass sie sich gleich auf den Weg machen würde, als auch an Takeru, dass sie den Abend beenden würden. Dann schnellte auch schon die erste Rakete in den Himmel, auf ihrem Höhepunkt knallte es und sie zersprang. Die rote Blume erstrahlte den Himmel, bis neben ihr erneut eine Rakete platzte. Dann leuchtete es in silber-weißen Lichtern mehrmals auf. Die Menge jubelte und im Chor erschallen ‚oh’s und ‚ah’s abwechselnd.

„Wunderschön“, murmelte Mimi, welche sich zum ersten Mal seit etlichen Minuten wieder zu Wort meldete. „Stimmt“, gab ihr Sora zu Recht. „Wenn nur Ken dabei wäre“, schweifte Yolei wieder ab.

Schlag auf Schlag


 

Sonntag, 07. Juli
 

Gelangweilt blätterte Tai in einer Sportzeitschrift. Zuvor hatte er noch eine Sendung gesehen in der es um das Poker spielen gegangen war. Aber irgendwann war ihm das zu langweilig geworden. „Mama, kannst du mir beim Binden des Bandes helfen?“, Hikari kam in das Wohnzimmer, während sie nach ihrer Mutter rief. Sie kam wenig später zu ihrer Tochter. Dabei wurden sie von Taichi beobachtet, der auf dem Sofa saß. „Das könnte ich doch auch“, meinte er. „Nein, könntest du nicht“, gab Kari zurück. Yuuko hatte mit wenigen Handgriffen das Band um ihre Tochter gewickelt und es gebunden. „Du gehst, aber später auch mit den anderen weg, oder?“, erkundigte sich die Kleine. „Ja“, murrte Tai, „weil Takeru mich abholt, auch wenn ich nicht will.“ „Ach wieso denn nicht?“, wollte ihre Mutter verwirrt wissen, sie machte gerade den letzten Handgriff und musterte dann ihren Sohn. „Ach nichts, dann mach ich mich mal fertig“, murmelte er, als er auf die Uhr sah – es war halb sechs. Auch Kari musste langsam los, sie traf sich mit den Mädchen um sechs kurz vor dem Park. „Danke“, das Mädchen gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. Sie ging in ihr Zimmer und holte ihre Tasche, es war ein kleines Säckchen, dass sie sich über das Handgelenk streifte. Ihr Handy klemmte sie sich hinter das Band ihres Yukatas. Als sie zur Haustür hinaus war, machte sich Taichi in sein Zimmer auf. Er wollte sich noch etwas anderes anziehen. Seine Schwester hatte ihn zu dem Treffen gezwungen, zumindest, dass er mitgehen würde, denn er könnte gerade so gut zuhause bleiben.

So zog er sich eine Jeans und ein dunkelblaues Hemd an. Die Ärmel schlug er sich bis zu den Ellenbogen auf. Vor dem Spiegel fuhr er sich mehrmals durch die Haare. Auch wenn Kari das nicht als Frisur bezeichnete, es war eine und er brauchte lange, dass es so aussah, als würde er gar nichts an seinen Haaren machen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Er hatte seine Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben, während er durch die Straßen lief. Doch als sein Handy klingelte holte er seine rechte Hand hervor. Er hielt das kleine Gerät bereits in der Hand, so nahm er den Anruf gleich entgegen. „Hey Hika, ich bin doch schon auf dem Weg“, lachte er. „Gut“, kam es von der anderen Seite, „ich bin auch auf dem Weg.“ „Trägst du den weißen Yukata?“, fragte Takeru vorsichtig und hasste sich gleich für die Frage. Wieso stellte er nur eine so dämliche Frage an seine beste Freundin. „Ja, natürlich. Es ist ein japanisches Fest“, sie lachte leise und er sah sie direkt vor sich, wie sie sogar vielleicht ein wenig rot um die Nasenspitze wurde. „Ist ja gut, da ist der Yukata Pflicht. Aber sag doch mal, wie ist dein Bruder denn drauf?“ „Er ist genervt.“ „Ok“, Takeru verzog seinen Mund, „darf ich nach heute Abend auch erfahren, was mit ihm los ist?“ Der Blonde hörte, wie das Mädchen stockte und sie langsam und kräftig einatmete. Sie dachte nach, es waren mehrere Sekunden, in denen es still zwischen ihnen war. „Taku, du weißt nicht wie gern ich das machen würde“, sie machte eine kurze Pause, „aber … es geht einfach nicht. Ich kann meinen Bruder nicht verraten.“ TK nickte für sich selbst, „gut …“ „Sei mir nicht böse.“ „Bin ich nicht, das versteh ich doch völlig“, lachte der Blonde. „Danke“, murmelte Hikari, „und denk bitte daran, dass ihr nicht zum Fest kommt.“ „Geht klar, ich versuch sie davon abzuhalten, dem verführerischen Duft des Essens und eurem zu folgen“, grinste Takeru. „Taku!“ „Wir sehen uns“, verabschiedete sich der Ältere von ihr. Sie war aber die Erste die auflegte.
 

Doch Takeru war auch gleich beim Wohnblock der Yagamis angekommen. Er wusste zwar nicht, um was es ging, aber er tat seiner Freundin gerne einen Gefallen. Er rief sich den Aufzug her und fuhr damit in das Stockwerk der Familie. An der Tür angekommen klopfte er an und Yuuko Yagami öffnete die Tür. Sie rief ihren Sohn, der langsam und höchst unmotiviert auf den Jüngeren zuschritt. „Hey“, murmelte der Fußballspieler. „Hi“, erwiderte Takeru freundlicher. Er wartete bis der andere seine Schuhe an hatte, damit sie aufbrechen konnte. Sie würden sich in einer kleinen Bar, die Tagsüber ein Café war treffen. Sie wollten dort etwas essen und eine Männerrunde verbringen, während sich die Mädchen auf dem Fest amüsieren würden. Takeru hatte hierfür Tage zuvor Anweisungen von Kari bekommen. Sie hatte gewollt, dass sich alle der Jungen treffen, damit keiner zu ihnen auf das Festgelände kommen konnte. Dabei ging es – wie er sich dachte – besonders um Willis und Davis.

Still liefen die Beiden Jungen nebeneinander her. Die Bar war auf der anderen Seite des Parks, aber nicht gleich daneben. Die anderen warteten schon und hatten auch schon etwas zu trinken vor sich stehen. Selbst Davis war bereits anwesend. Takeru setzte sich zwischen Cody und Joe, während Tai neben Matt und Izzy Platz nahm. Auch die Bedienung kam recht schnell und fragte die zwei Neuankömmlinge nach ihren Wünschen. Da sie hier öfters waren, wussten auch beide schon was sie nehmen würden. Tai bestellte sich, wie alle Älteren – außer Joe –, ein Bier und TK nahm sich eine Limo.
 

„Hallo Takeru“, begrüßte Cody seinen Freund, „dass ihr die Letzten seid, überrascht mich, aber noch mehr, dass ihr zusammen gekommen seid.“ Der Blonde musterte den Jüngsten der Gruppe und lächelte dann. „Ja, Kari hatte Zweifel, dass Taichi überhaupt kommen würde. Er ist in letzter Zeit nicht gut drauf und sie wollte, dass er raus geht, also hat sie mich gebeten, dass ich ihn abhole.“ Der Braunhaarige nickte. Sie hatten leise geredet, doch für Davis nicht leise genug, dieser hatte das Gespräch der Beiden mitbekommen, „aber sie hätte doch auch mich fragen können, ich wohne näher als du.“ Der jüngere Anführer saß den Beiden gegenüber und betrachtete sie eingehend, besonders den Blonden. „Schon, aber vielleicht ist sie davon ausgegangen, dass du zu spät kommst und er nicht auf dich hört“, stellte Cody die Vermutung in den Raum. „Was soll denn das heißen?“ „Davis, du bist nur im Fußball pünktlich, sonst bist du die Unpünktlichkeit in Person“, meinte Joe und widmete sich dann seinem eben gebrachten Essen.
 


 

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„Wo sind denn Kari und die Mädchen heute?“, wollte Davis irgendwann wissen. Ihm war nicht entgangen, dass die Jungen nur unter sich waren. Aber er machte sich Sorgen um seine Herzensdame. Niemand hatte ihm gesagt, was die Mädchen heute machen würden, da sie – sowohl TK, als auch Matt – gesagt hatten, sie wollten nicht gestört werden. Daher wechselten die Jungs nur einen langen Blick. Sie hatten es erfolgreich geschafft, Davis und Willis waren fast vier Stunden beschäftigt gewesen. Ein Blick auf die Uhr verriet Izzy, dass es halb zehn war. Er nickte dem Blonden zu, Hikari hatte TK noch gesagt, dass sie vermutlich bis zu dem Feuerwerk um zehn bleiben würden. „Sie sind auf dem Tanabata Fest“, antwortete er auf Davis Frage viel zu spät. Der funkelte ihn finster an, „wieso hat mir das niemand gesagt? Vielleicht hätte ich ja mitgewollt.“ „Sie wollten unter sich sein“, warf Matt ein. Er winkte der Bedienung zu, dass sie zahlen wollten. Tai sah finster zu seinem besten Freund. Den ganzen Abend hatte er sich anhören müssen, was er so tolles mit Sora machte. Wie sehr er sich freute, dass er mit ihr zusammen war. Und noch vieles mehr. Irgendwann hatte er sich von ihm abgewandt. Als die Dame da war, gab er ihr zu verstehen, dass er als erster zahlen wollte. Verwirrt musterte Yamato seinen Freund. „Alles ok?“, wollte er vorsichtshalber wissen. „Klar, alles bestens“, zischte der Braunhaarige und erhob sich. Er ging bereits zum Ausgang und trat ins Freie.
 

Er hielt es drinnen nicht mehr aus. Ihm stieg gerade alles zu Berge. Er hatte seine Freunde gern, aber Yamato musste ihm nicht jede Sekunde sagen, wie sehr er sich freute eine Freundin zu haben und zwar das Mädchen, in das er bereits seit Jahren verliebt war. Er war auch verliebt. Sora hatte sich entschieden, doch Taichi konnte es nicht verstehen. Nie hatte er die Chance gehabt. Damals – als sie 14 gewesen waren – da hatte er sie Matt überlassen, doch aus den Beiden war nichts geworden. So hatte er wieder Hoffnung geschöpft, doch das war wohl vergebens gewesen. Was war in den letzten Monaten zwischen ihnen passiert, dass es nun doch zu dieser Beziehung gekommen war? Frustriert lief Taichi auf und ab. Bis sein Handy vibrierte, er überflog kurz die Nachricht von Hikari und tippte eine Antwort, dass sie noch bei der Bar waren.

Tief atmete er ein und aus und versuchte zur Ruhe zu kommen. Da legte sich überraschend eine Hand auf seine Schulter, „hey Mann, alles klar?“, hörte er den Blonden, seine Frage von drin wiederholen. Tai schnaubte, etwas in ihm bäumte sich auf und wollte nach außen. Er schlug die Hand von seiner Schulter, wirbelte herum und erhob seine Faust gegen den Blonden. Er traf dessen Wange. Der Blonde verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Boden. Finster funkelte der Fußballer ihn an, seine Atmung ging schwer und er biss die Zähne zusammen. Seine Fäuste hatte er neben seiner Hüfte platziert. Seine Brust hob sich schwer und sein Kopf schien, als würde er explodieren.
 

„Tai“, kam es von den anderen im Chor. Sie hatten mitangesehen was gerade geschehen war. Nur kurz nach Matt waren sie aus dem Lokal getreten. Als Tai nach dem Blonden geschlagen hatte, waren sie wie erstarrt. Sie wussten alle, dass sich die zwei des Öfteren in die Haare bekamen, aber dass sie sich schlugen, war schon eine ganze Weile her.
 

Yamato stützte sich mit dem einen Arm ab und mit der anderen Hand hielt er sich den Kopf. Er war verwirrt. Wieso schlug ihn sein bester Freund grundlos. Seine Verwirrung veränderte sich beim Anblick des Braunhaarigen in Ärger. „Was soll der Scheiß?“, schrie er ihm entgegen. „Das fragst du noch?“, knurrte der Fußballer. „Ja, das frage ich, denn ich weiß nicht, was ich dir getan habe“, wütend – aber Tai nicht aus den Augen lassend – erhob er sich und nahm Sicherheitsabstand ein. Verächtlich schnaubte Taichi. „Also?“, Yamato wollte eine Antwort haben. „Du bist mit Sora zusammen“, zischte der Braunhaarige. Die Augen des Bassisten weiteten sich überrascht, er hielt es für einen Scherz, da er wusste, was Tai vor vielen Jahren getan hatte. Doch Tai blieb starr stehen und ließ nicht von seiner Haltung ab. Er stand immer noch bedrohlich und angespannt vor ihm. „Na und?“, fragte Yamato nach.

Da wurde es Tai schon wieder zu bunt. Er spannte seine rechte Faust an und überbrückte den Abstand zwischen ihnen. Er zielte auf den Bauch des etwas größeren. Doch Matt fing sich schnell und ließ seine Faust nach oben fahren, dabei traf er den Kiefer seines Freundes. Er hörte, wie die Zähne hart aufeinander trafen. Danach holte er gleich noch mit der linken aus und zielte auch auf Tais Gesicht, doch der duckte sich schnell genug weg. Er brachte wieder Abstand zwischen sich und seinem Gegenüber. Jedoch hielt er den nicht lange und stürzte sich erneut auf Matt. Allerdings wich der Blonde ihm aus schlug ihn mit dem Fuß gegen das Bein, sodass der Braunhaarige stürzte. Taichi packte ihn am Shirt und riss ihn mit sich.

Yamato war schneller und saß nun auf seinem besten Freund. Er schlug auf dessen Brust und auf sein Gesicht ein. Dann hielt er inne, „wenn du solche Probleme damit hast, wieso hast du dann nichts gesagt?“ Die Augen des Bassisten funkelten den Jungen unter ihm finster an. „Was hätte das denn gebracht?“, gab Taichi im gleichen Tonfall von sich und machte sich die Pause zu Nutze, er stieß den Blonden von sich und erhob sich wieder. Er merkte, wie sein Gesicht brannte. Er leckte sich über die Lippe und schmeckte Blut. Auch Matts Lippe war aufgeplatzt, dieser wischte mit dem Handrücken über die Stelle. Beide umkreisten sich wie gefährliche Raubtiere.
 

Hilflos beobachteten ihre Freunde die Beiden. Davis konnte es nicht glauben, was zwischen den sonst besten Freunden vor sich ging. Er konnte es nicht fassen, dass sie sich ab und an prügelten und dass es dann so laufen würde. „Bitte lass uns nie so streiten“, murmelte er, wohlwissend, dass sein bester Freund neben ihm war. Der schmunzelte und legte seine Hand auf die Schulter des Braunhaarigen. Ken beobachtete das Schauspiel genauso fassungslos wie die anderen. Doch niemand schien eingreifen zu wollen. „Wir müssen sie stoppen“, fing Daisuke erneut an. „Lass es“, Joe versuchte ihn zu beruhigen, „sie fangen sich wieder, Knochen brechen würden sie sich nicht. Dafür haben sie sich dann doch viel zu lieb.“ „Das sieht mir aber schon ernst aus“, warf Willis ein, „sie streiten sich um eine Frau, das kann tödlich sein.“
 

Im selben Moment holte Taichi wieder aus, doch dieses Mal fing Yamato die Faust ab und wollte selbst zuschlagen. Tai trat einen Schritt zur Seite und damit traf sie nur ins Leere. Der Braunhaarige war damit wieder näher an dem Blonden dran. Er hob sein Knie an und zielte erneut auf den Bauch seines Freundes.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Was zur…?“, fing Sora schreiend an und brachte ihren eigenen Satz nicht zu Ende. Sie waren gerade auf dem Weg zu den Jungen gewesen, da sie in der Nähe waren. Das Mädchen konnte ihren entgeisterten Blick nicht von ihrem festen Freund und besten Freund abwenden, die sich wie zwei Blöde prügelten. „Tai“, rief Kari und rannte zu ihrem Bruder, die zwei trennten sich gerade und die anderen Jungs schienen irgendwie wie erstarrt. „Was ist hier los?“, wollte dann Yolei wissen. „Ach“, lachte Hikari und fuhr damit Davis ins Wort, „ich glaube, das war eine Prügelei, wie sie sie immer haben“, dann drehte sie sich wieder zu ihrem Bruder, der sich nach vorn gebeugt auf seine Knie stützte, „nicht wahr … Tai?“, zischte sie. Matt zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Der Blonde hatte seinen Mund etwas geöffnet, seine Hand lag entlang seines Kiefers und massierte diesen. Vorsichtig bewegte er diesen. „Ja“, brummte der Braunhaarige. Er fuhr sich durch die braunen Haare. Er merkte sichtlich, wie seine Wange anschwoll. Sein Kopf schien noch mehr als zuvor zu platzen. „Na los, wir gehen nach Hause“, knurrte das Mädchen. „Aber Kari, du wolltest doch bei mir …“, rief Yolei. „Entschuldige, bitte“, unterbracht die Jüngste sie.
 

„Idiot“, zischte seine kleine Schwester, sie packte ihn unsanft am Oberarm und zog ihn von den anderen weg. „Kari“, hörte sie den besten Freund ihres Bruders, „du wusstest es?“ Als er sie beim Namen rief blieb sie stehen und drehte sich erst bei seiner Frage um. Vorwurfsvoll sah er sie an, während Hikaris Blick von dem Blonden zu Tai ging und wieder zurück. Dann seufzte sie, „lass mich raten, du hast es rausgebrüllt …“ Taichi sah verärgert gen Boden. Er wünschte, sie wäre nicht aufgetaucht. Aber er wusste auch, dass es nicht ewig hätte so weitergehen können. „Gut“, sagte sie etwas lauter als gewollt, „damit bin ich raus.“

Verwirrt wechselten Sora, Mimi und Miyako einen Blick untereinander und sahen dann wieder zu den Geschwistern. Das Mädchen sagte noch etwas zu dem Älteren, dann drehte sie sich um und ging los. „Hikari“, rief Tai ihr hinterher, sichtlich erschöpfter als zuvor. Das letzte was er wollte, war, dass sie sauer auf ihn war. „Nein“, schrie sie ihn an, „jetzt ist es nicht mehr mein Problem, du hast dein Versprechen gebrochen. Ich habe dir gesagt, dass ich dir nur so lange helfe, wie du es niemand anderem sagst. Aber das hast du ja heute so schön erledigt. Also schau selbst, wo du bleibst.“ Sie wirbelte wieder herum und verschwand schließlich in der Dunkelheit. „Kari“, rief ihr Bruder dem Mädchen erneut hinterher, fluchte und lief ihr nach.
 

„Matt“, Sora trat zu ihrem Freund und legte ihm eine Hand auf die Schulter, der sah immer noch in die Richtung, in der Taichi verschwunden war. „Was ist hier los?“ „Ja, wieso habt ihr gestritten?“, Mimi verschränkte ihre Arme. Sie beschlich die Angst, dass die anderen etwas wüssten, aber es schien nicht so. Alle hatten sich auf das Pärchen in ihrer Mitte fixiert Der Bassist betrachtete seine Freundin, danach eingehend alle Jungen. „Wie Kari gesagt hat, nur so …“ „Wenn es nur so gewesen wäre, was war das dann mit dem Versprechen?“, mischte sich nun auch Yolei ein. „Ach weißt du, es ist …“, setzte Willis an und trat ein paar Schritte auf die Lilahaarige zu, der wurde aber harsch von Matt unterbrochen. „Es war nur so …“, knurrte er und funkelte den Blonden an. „Komm, ich bring dich noch nach Hause“, meinte er dann ruhiger zu Sora. Er legte einen Arm um sie und funkelte die anderen finster an. Er würde mit Tai reden müssen oder mit Kari, sie schien ihm vernünftiger.

Ausgeschlossen


 

Sonntag, 07. Juli / Montag, 08. Juli
 

Tai konnte nicht fassen, wie schnell Kari in ihren Holzsandalen war. Als er Zuhause ankam, hatte sie sich bereits ihres Yukatas entledigt und war im Badezimmer Zähne putzen. Ihre Eltern waren bereits im Bett und schliefen. Als sie aus dem Zimmer kam, wartete er bereits auf sie. „Hikari, warte doch mal …“, sagte er verzweifelt an seine kleine Schwester gewandt, doch die ignorierte ihn. „Hikari …“, seine Stimme wurde traurig – das hörte sie genau. In diesem Moment zweifelte sie, ob sie wirklich so sehr auf dem Versprechen und dessen Bruch und den daraus folgenden Konsequenzen beharren sollte. Aber sie hatte das gebraucht. Sie wollte nicht, dass Tai unglücklich war, aber genauso wenig wollte sie, dass es ihren Freunden schlecht ging.

„Hikari“, versuchte es Tai ein drittes Mal. Er stützte sich an der Wand ab. Sie hatte den Weg in die Küche eingeschlagen. Aus einem Schrank holte sie ein Handtuch. „Taichi, versteh mich. Ich wollte nie, dass jemand verletzt wird und ich wusste, wenn die anderen es erfahren würden, dann würde es in einer Prügelei enden“, ihren Blick hielt sie gesenkt. Sie stand vor dem Kühlschrank und die Hand lag verloren an dem Griff. „Ich weiß“, seufzend sah ihr Bruder zur Seite. Er wusste, dass es allein seine Schuld war. Aber Yamato würde ihn nun nicht in seiner Nähe haben wollen und er hatte es verdient. Der Braunhaarige wusste, dass er mächtig Mist gebaut hatte. Er wünschte, er könnte die Zeit zurück drehen.

Überrascht sah er auf, als er etwas Kühles an seiner Wange spürte. Ein Schmerz durchzuckte ihn bei der Berührung. Mit großen Augen sah er mit an, wie Kari ihm das Handtuch an die geschwollene Wange hielt, darin war einer der Kühlakkus für eine Kühltasche verpackt. Sie schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. „Es tut mir Leid“, murmelte er. „Was passiert ist, ist passiert, daran können wir jetzt auch nichts mehr ändern“, ihre andere Hand hob sich und sie strich ihm eine seiner wilden Haarsträhnen aus dem Gesicht, „egal was passiert, ich bin immer für dich da.“ Lächelnd zog er sie an seinen Körper – den Schmerz in seiner Brust ignorierte er – und drückte ihr einen Kuss auf die Haare. „Eigentlich sollte ich das sagen, aber ich weiß es zu schätzen… Ich hab dich so unendlich lieb.“ „Ich dich auch“, Hikari drückte sich enger an ihn. Dabei merkte er wieder, wo Yamato ihn getroffen hatte. „Lass uns schlafen gehen“, murmelte das Mädchen gegen seine Brust.

Zur Antwort drückte er seine Schwester von sich und schob sie zu ihrer Zimmertür. Er ging in sein Zimmer. Eilig zog er sich um und legte sich ins Bett. Den Akku legte er sich auf das Gesicht an die Wange, aber er konnte nicht schlafen. Lange wälzte er sich herum und legte das nervige Ding weg. Aber er wurde immer noch nicht ruhiger. Er konnte einfach nicht schlafen. Er hörte, wie leise die Tür geöffnet wurde. Schleichend näherte sich jemand und die Decke wurde an einer Seite angehoben. Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass es Hikari war. Sie legte sich neben ihn. „Was?“, kam es ihm leise aus dem Mund. „Ich dachte mir, dass du nicht schlafen kannst“, murmelte sie und kuschelte sich in das Kopfkissen. Taichi drehte sich um und sah seiner Schwester in die Augen. „Das ist wie früher“, er lächelte sie an, aber er wusste nicht, ob sie es sehen konnte. Sie schmunzelte, „schlaf jetzt“, ihre Hand strich über seine Wange. Sie wusste, dass ihn das beruhigte. Seine Atmung wurde auch ruhiger und er schloss die Augen. Kurz darauf schlief er auch schon ein.
 


 

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„Tai, aufwachen“, sanft wurde er an seiner Schulter wach gerüttelt. Er öffnete die Augen und sah in das lächelnde Gesicht von seiner kleinen Schwester. Sie war bereits angezogen und schien für die Schule fertig. „Ist …“ „Ja, gestern ist passiert und du musst heute in die Schule“, meinte sie, „leider.“ „Du willst mich nur ärgern“, er zog sich die Decke über den Kopf. Doch Kari zog sie ihm wieder weg, „du musst jetzt aufstehen!“ Brummend schleifte er sich, mit seiner Schuluniform, unbemerkt an seiner Mutter vorbei ins Bad. Er entkleidete sich. Schnell duschte er und wickelte sich das Handtuch um die Hüfte. Seufzend stand er vor dem Waschbecken und hob seinen Kopf. Seine Augen weiteten sich erschrocken. Sein Gesicht war mit blauen Flecken übersäht. Das ging vom Kinn hoch bis zu den Augen. An der Nase war nichts und auch die Augen selbst waren nicht blau. Allerdings war die rechte Wange noch geschwollen. Es war auch nicht überall ein richtiges blau, nach außen wurde es von einem blau zu einem gelblichen Ton. Doch das war nicht nur in seinem Gesicht, auch seine Brust wies Flecken auf und auf seinem Bauch prangte ein großer Fleck. Seufzend schüttelte er den Kopf, doch dabei schmerzte ihm dieser. Es war ein dumpfer Schmerz, kein stechen oder pochen. Da war einfach nur Schmerz. „Taichi…“, Hikari klopfte an die Tür. „Gleich“, er trocknete sich ab und zog sich seine Schuluniform an. „Bin fertig“, er trat hinaus und ließ den Kopf gesenkt. „Du hast es gesehen“, schloss Kari daraus und sah prüfend Richtung Wohnzimmer. „Wo ist deine Schultasche?“, fragte sie. Das Mädchen wusste, dass er ihrer Mutter wohl aus dem Weg gehen wollte. Sie würde nur lange Fragen stellen, was mit ihm passiert war. Wenn er aber heute Fußballtraining haben würde, dann könnte er es so erklären, dafür durfte sie ihn aber jetzt nicht sehen. „In meinem Zimmer.“ „Ok, bin gleich wieder zurück“, sie machte sich dahin auf. Dabei holte sie noch ihre Tasche und packte die Bento-Box hinein. Bevor Yuuko – welche noch in der Küche stand – das Mädchen bemerkte, nahm sie sich die Toasts von den Tellern und ging damit in den Gang. „Wir sind dann weg“, rief sie in die Wohnung. Taichi hatte bereits seine Schuhe angezogen, sie reichte ihm die Brote und tat es ihm gleich. „Aber …“, hörten sie die Ältere noch rufen. Doch da fiel die Tür ins Schloss und die Geschwister machten sich auf den Weg.
 

Vor der Schule angekommen nahm Hikari ihren Bruder kurz in den Arm. „Wir sehen uns in der Pause.“ „Ich glaube nicht, dass ich bis dahin durchhalten werde“, lustlos legte er seine Arme um sie und drückte sie an sich. Auf dem Pausenhof konnte er bereits Yamato, Koushiro und Mimi sehen. Die wollte er nun nicht wirklich treffen. „Doch, wirst du“, sie löste sich von ihm. Er nickte, aber er war mit Sora in einer Klasse. Matt würde ihn sicher dafür hassen – oder er hasste ihn sogar schon. „Ach komm“, sie strich ihm über die verfärbte Wange und verabschiedete sich von ihm. Sie ging zum Schultor der Mittelschule und blieb dort kurz stehen. Das Mädchen beobachtete noch, wie ihr Bruder über den Schulhof der Oberschule lief. Seinen Kopf hielt er gesenkt und er wollte nur hier weg. Er ignorierte seine Freunde, aber diese bemerkten ihn. Sie wartete noch, bis ihr großer Bruder im Schulhaus verschwand, dann ging auch sie hinein.
 


 

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Hikari hatte die drei Jungs nicht beachtet, aber sie war auch erst kurz vor dem Gong in der Klasse angekommen, damit sie nicht mit ihnen hatte reden müssen.

Jetzt – es hatte zur Pause gegongt – nahm sie sich schnell die Bento-Box aus der Tasche und machte sich auf den Weg nach draußen. Tai wollte hinter der Schule auf dem Hof warten, dort war der Schulhof mit dem der Oberschule verbunden. Doch kurz nachdem sie hinaus war, hörte sie ihren Namen. „Kari“, hörte sie ihn erneut. Sie blieb stehen, sah Tai schon auf der Wiese sitzen, aber sie biss sich auf die Unterlippe und drehte sich zu den drei Jungs um. Sie schwiegen sich eine Weile an. „Kari“, fing Davis erneut an, „was war das gestern?“ Nichts beschäftigte ihn – oder auch alle anderen – mehr, als diese Frage. Sie wussten, dass es um Sora ging, aber sie verstanden es nicht wirklich. Kari sah zur Seite. „Kannst du es uns erklären? Was ist mit Tai los?“, hakte der Fußballer erneut nach. Das Mädchen seufzte, „entschuldige Davis, aber das kann ich nicht.“ „Und wieso nicht? Er und Matt haben sich geprügelt, Taichi hat angefangen, wie kannst du da immer noch hinter ihm stehen?“, der Braunhaarige legte den Kopf schief. Verwirrt weiteten sich Hikaris Augen, ihr Blick wanderte zu Takeru, dann zurück zu dem Anführer der jüngeren Generation. „Davis“, fing sie ruhig an, „er ist immer noch mein Bruder, es ist meine Familie. Verstehst du das nicht?“ Sie konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. Er hatte eine Schwester, also musste er das doch verstehen. „Achso“, brachte er dann auch hervor. „Ich werde immer hinter meinem Bruder stehen“, erklärte sie weiter, „er weiß selbst, dass er Mist gebaut hatte, ihm tut es auch schrecklich Leid, aber er braucht gerade meine Hilfe und ich kann ihm nicht den Rücken zukehren.“ „Ist das mit Sora alles, was momentan sein Problem ist?“, wollte Takeru von seiner besten Freundin wissen. Er ahnte, dass da noch mehr war. Er sah es ihr praktisch an, denn sie schien mit sich zu kämpfen und nach der Frage, sah er, wie sie stockte. Sie dachte nach, ihre Unterlippe begann zu zittern. „Ich … ich kann es nicht … Es ist … es … ich kann es euch nicht sagen“, sie senkte ihren Blick, „aber ich möchte euch bitten, es gegenüber den anderen Mädchen nicht zu erwähnen“, sie betrachtete Davis und Willis eingehend, denn sie wusste, dass TK auf ihre Bitte hin nichts sagen würde. Bei den zwei anderen war sie sich aber nicht sicher. Davis würde erst hinterher auffallen, dass ihm etwas herausgerutscht war und Willis konnte sie nicht einschätzen, denn vermutlich würde er in Gegenwart von Yolei alles erzählen. „Entschuldigt mich jetzt bitte“, sie drehte sich um und ging über den Schulhof. Sie sah in die Richtung der Oberschule, dort sah sie auch wie die Jungs in einer Runde standen. Sora, Mimi und Yolei mussten wo anders sein. Bei Taichi angekommen reichte sie ihm die Bento-Box, sie strich sich hinten über ihren Rock und hielt ihn fest, als sie sich hinsetzte.

„Alles in Ordnung?“, fragte er. Taichi hatte sie gesehen und machte sich Sorgen, denn er wusste, dass sie normalerweise über alles mit Takeru sprach. Er packte gleichzeitig die Bento-Box aus dem Tuch und reichte seiner Schwester die etwas kleinere Box und Stäbchen. „Ja, alles in Ordnung“, gab sie dann von sich. „Was wollten sie?“ „Natürlich wissen, was gestern mit dir los war“, antwortete sie ihm und begann langsam zu essen. „Kari, was ist los?“, er sah, dass ihre Augen zu glänzen begannen. Schon kurz darauf lösten sich einzelne Tränen und liefen ihre Wange hinunter. „Auch wenn ich sie nicht belogen habe, habe ich ein schlechtes Gewissen“, ihre Stimme zitterte. Taichi ließ sein Essen sinken, „es tut mir Leid, Schwesterherz. Ich hätte dich da nicht mit hineinziehen dürfen.“ Sie schniefte kurz und wischte sich die Tränen weg, „jetzt ist es auch schon zu spät“, sie lächelte. Auch der Braunhaarige sah wieder auf, „ich kann mich glücklich schätzen, dass ich dich habe“, er zog sie an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Haare, dann aßen sie stumm weiter.
 


 

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„Habt ihr etwas erfahren?“, wollte Izzy von den drei Jüngeren wissen. „Nein, aber sie möchte, dass wir den Mädchen nichts erzählen“, enttäuscht vergrub Davis seine Hände in der Hosentasche. „Und das sollten wir vorerst auch machen“, sagte Takeru und blickte zu den Geschwistern. „Da hast du recht“, stimmte Yamato ihm zu. Auch er hatte blaue Flecken im Gesicht, bei seiner helleren Haut war das blau noch kräftiger zu sehen, als bei dem Braunhaarigen. „Aber Matt“, Davis sah ihn fast schon fassungslos an, „er hat dich verprügelt. Wie kannst du dann so nett zu ihm sein.“ „Davis, bevor wir etwas machen, will ich erst einmal etwas herausfinden“, ging ihm der beste Freund von Tai dazwischen. Er würde sich auch noch als solchen bezeichnen. Sie hatten sich schon oft geprügelt, auch wenn es nie so ein ernstes Thema war wie jetzt.
 


 

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„Matt hat mir nicht gesagt, was gestern los war.“ „Mir haben sie auch nichts gesagt“, Mimi legte den Kopf schief. Es war anscheinend nichts wegen ihr, aber sie hatte etwas Angst, dass das zwischen ihr und Tai auch heraus kam. Sie wollte es ihm zwar schon irgendjemandem erzählen, aber es versetzte ihr immer einen Stich, wenn sie daran zurück dachte. „Vielleicht sagt es uns Willis“, Sora überlegte und musterte die Dritte im Bunde. „Nein, ich will nicht mit ihm reden“, erschrocken hatten sich ihre Augen geweitet. „Ok“, Mimi legte beruhigend eine Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Sie sahen auf und zu den Jungen, die ein gutes Stück entfernt auf einer Bank saßen. Dann weiter und sie entdeckten das Geschwisterpaar. Hikari schien unglücklich zu sein, aufmunternd hatte Tai einen Arm um sie gelegt.
 


 

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Tai saß erst betrübt in der Klasse. Er spürte Soras Blicke – sie saß zwei Reihen vor ihm und etwa vier Plätze rechts. Dann musste er aber auch noch nach dem Unterricht zur Fußball AG. Am Samstag in einer Woche hatten sie ihr letztes Spiel vor den Sommerferien und das war wichtig für den Club. Aber er hatte – wie auch schon die vergangenen Wochen – keinen Kopf dafür. Jetzt musste er da sein. Nach dem Unterricht machte er sich schnell auf den Weg zu den Umkleideräumen der AG und zog sich um. Doch auch dieses Mal wollte das Training nicht wirklich. Das aufwärmen war kein Problem, er konzentrierte sich darauf um das Feld zu laufen. Erst als es um Pässe und Torschüsse ging, lief alles schief. Der Trainer zog ihn heraus und fragte ihn erneut, was denn mit ihm los sei und wieso er blaue Flecken im Gesicht hatte. Er wich ihm aus, indem er von Problemen in der Familie erzählte. Sein Blick fiel dabei auf seine Schwester, die am Feldrand saß und auf ihn wartete. Sie lächelte müde. Der Trainer sagte ihm, dass das dann so keinen Sinn hatte und falls es ein ernsthaftes Problem zuhause geben sollte, dann musste er zu einem Lehrer gehen. Taichi versicherte ihm noch, dass bis zu dem Spiel alles wieder normal sein würde und dass die Flecken nichts damit zu tun haben. Das war in einer Streiterei mit einem Freund passiert. Der Trainer glaubte ihm, „gut, aber ab morgen sollte alles wieder gut sein.“ Tai dachte nach, nickte aber, dann musste er morgen seinen Frust hinunter schlucken. „Ok“, gab er von sich. „Dann verschwinde und morgen will ich deinen Einsatz sehen, sonst muss ich überlegen, ob ich dich einsetzen kann oder ob ich sogar einen anderen Käpt’n brauche“, er musterte den Jungen streng. „Ja“, Tai verbeugte sich und lief zu Hikari. „Was hat er gesagt?“ „Ich muss ab morgen wieder voll da sein, sonst darf ich nicht spielen, oder ich werde als Käpt’n ausgetauscht.“ Überrascht weiteten sich ihre Augen. „Aber Tai …“ „Ich werde mich anstrengen. Wird schon alles wieder. Aber jetzt gehen wir erst einmal nach Hause… Ich geh mich kurz umziehen, dann bin ich sofort da.“ Das Mädchen nickte und blieb an Ort und Stelle.
 


 

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„Wollen wir Agumon besuchen?“, schlug Hikari vor. „Wieso?“, wollte sein Bruder überrascht wissen. Ihre Eltern waren noch nicht Zuhause. Susumu war noch beim arbeiten und Yuuko war einkaufen. „Du könntest Aufmunterung gut gebrauchen“, meinte Hikari. „Ok, aber nicht allzu lange“, lustlos folgte er ihr in sein Zimmer. Er liebte Agumon über alles, doch er wollte gerade nur seine Ruhe haben.

Nervenzusammenbruch


 

Samstag, 13. Juli
 

Die Woche war ein Alptraum. Selbst Agumon hatte ihn nicht aufmuntern können. Es hatte alles versucht gehabt. Hatte Tai erzählen wollen, was es gegessen hatte, was bei ihm passiert war und letztlich konnte es sich nicht mehr zurückhalten und musste wissen, was mit seinem Freund los war. Doch Tai konnte es ihm nicht sagen, er war aufgesprungen, war zu Kari und Gatomon und meinte, dass er nach Hause wollte. Hikari ging seinem Wunsch nach, sie verabschiedete sich von ihrem Partner und dann waren die Geschwister schon wieder Zuhause. Bevor Kari noch etwas hatte sagen können, schob Tai sie aus seinem Zimmer und schloss die Tür hinter ihr ab. Besorgt drehte sie sich zu ihm um. Sie hob ihre Hand, um anzuklopfen. Doch sie zögerte, sie konnte nicht. Hikari wusste, dass er seine Ruhe brauchte. Seufzend ging das Mädchen in die Küche, da ihre Eltern bald nach Hause kommen wollten, machte sie sich noch schnell etwas zu essen, dann hatte auch sie sich in ihr Zimmer zurück gezogen. Doch da ließ sie niemand in Ruhe. Sie hatte etliche Nachrichten sowohl auf dem Handy, als auch dem D-Terminal bekommen. Seufzend hatte sie sie sich durchgelesen, doch sie konnte auf keine Nachricht antworten. Alle wollten wissen, was mit Tai los war. Die Einzigen, die nicht geschrieben hatten, waren Mimi und Yamato gewesen. Was Kari sogar noch aufgemuntert hatte, denn so nervten sie sie nicht.

Auch wenn sich Taichi ab Dienstag dann Mühe gab, sich im Fußball zu konzentrieren, konnte er das im Unterricht nicht. Auch die blauen Flecken verschwanden nur langsam. Gegen Mittwoch bekamen sie einen grünen Stich. Am Freitag verblassten sie dann langsam. Der Trainer hatte nicht weiter Fragen dazu gestellt, denn er sah, dass sich der Junge wirklich Mühe gab. Er war noch nicht so gut wie zuvor, aber so konnte er ihn einsetzen.
 

Hikari hatte in der gesamten Woche die Pausen mit ihrem großen Bruder verbracht. Außer Takeru und Daisuke kam auch niemand auf sie zu. Matt war zu aufgebracht, dass er auch das Mädchen hätte ertragen können – hatte TK ihr gesagt. Es kränkte sie, aber sie musste nun auch für ihren Bruder da sein. Tai sah, dass es ihr nicht gut ging, eben weil die Gruppe gespalten war und ihm tat es so unendlich leid. Sie bemühte sich um ihn, wartete bis nach dem Training auf ihn. Sie machte ihre Hausaufgaben und lernte in dieser Zeit. Auch sie hatten wichtige Prüfungen, denn Takeru, Davis und ihr – sowie nun auch Willis – stand im nächsten Jahr der Wechsel auf die Oberstufe bevor.

Außer am Mittwoch. Da hatte sie keine Zeit gehabt zu lernen, denn jeden Mittwoch traf sich die Chor AG. Als sie auf die Mittelschule kam, hatte sich das Mädchen um entschieden. Sie hatte die Tanz AG geliebt, doch sie wollte noch mehr machen – allerdings keine zwei AGs. So ist sie in den Chor gewechselt, gemeinsam mit ihrer Freundin Yoko. Während sie in der Grundschule immer in der gleichen Klasse waren, wurden sie auf der Mittelschule getrennt. Auch waren dort beide in der Tanz AG und auch Yoko wollte wechseln. Dadurch hatten beide in der neuen AG schon jemanden gekannt.
 


 

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Stöhnend erwachte Taichi aus seinem unruhigen Schlaf. Er lag auf dem Rücken und starrte die Decke an. Er gähnte und musste sich dann Strecken, dabei stieß er mit der einen Hand an die Wand mit der anderen an etwas Weiches. Bevor er realisierte, was es war, krachte etwas unter einem Aufschrei auf den Boden. „Autsch“, kam es von dort. Verwirrt schob sich der Braunhaarige nach vorn und musterte nun doch etwas amüsiert seine Schwester. Hikari kämpfte sich aus der Bettdecke, dann rieb sie sich den Ellenbogen. Mit einem gespielt bösen Blick sah sie zu ihm auf, „ernsthaft?“, fragte sie mit einem scharfen Unterton, „das machst du schon die ganze Woche …“ Er grinste sie jedoch weiterhin an, „was kann ich denn dafür?“ „Du kannst dich mal nicht so breit machen“, sie funkelte ihn böse an. Er wusste, dass sie ihn nur ablenken wollte und das deshalb machte. Aber Hikari regte sich tatsächlich auf. Sie hatte gemerkt, dass er wieder Alpträume hatte, daher hatte sie sich zu ihm ins Bett gelegt. „Dann schläfst du halt ab heute wieder allein“, sie schlug die Decke vollkommen weg und stand auf. „Ach Kari-i“, sang er fast, „bitte bleib da, ich machs wieder gut, wir gehen heute in den Park“, er lächelte das Mädchen an. Auch er erhob sich und wartete auf eine Antwort von ihm. „Meinetwegen“, sie verschränkte die Arme, „aber ich will ein Eis.“ „Gut, aber zuerst Frühstück, ich hab Hunger.“ „Wann denn auch nicht“, schmunzelte sie, endlich besser gelaunt. Sie hatte sich schon gefragt, wann er wieder gut drauf sein würde. Aber wenn er so großen Hunger hatte, dann musste es ihm besser gehen. Sie folgte ihm in das Wohnzimmer, dort wartete bereits ein gedeckter Tisch. „Hikari, das ist … das ist …“ „Das hat Mama vorbereitet“, warf sie ein und ging hinter die Theke, dort standen bereits zwei Tassen mit Kaffee. Als das Mädchen zurück an den Tisch trat, hatte Taichi bereits die Hälfte aufgegessen. Mit gefüllten Backen sah er auf und starrte seiner Schwester mit großen Augen entgegen. „Tschuldige“, brachte er mit vollem Mund hervor. Schmunzelnd setzte sich Kari ihm gegenüber und reichte ihm eine der Tassen.
 


 

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„Schmeckt es?“, prüfend sah Taichi zu seiner Schwester und leckte selbst an seiner Eiswaffel. Sie liefen gemächlich durch den Park. Die Sonne stahl sich durch die Blätterdecke und erleuchtete den Boden fleckenartig. „Ja, danke“, sie grinste ihn breit an, dann musste auch er lachen. „Es ist schön, dass du wieder lachen kannst“, noch im selben Moment schnappte Hikari nach Luft. Sie hatte das nicht sagen wollen. Sie wusste doch, dass ihn das an alles erinnern würde und ihn wieder traurig stimmen würde. Er musterte sie stumm. Tai dachte nach. „Ich will mich nicht weiter ärgern. Es hat ja doch keinen Sinn“, er lächelte sie wieder an, „ich … ich …“
 


 

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„Ihr wollt mir immer noch nicht sagen, was das letztes Wochenende war, oder?“, auffordernd ließ Sora ihren Blick über die anwesenden Jungen schweifen. Sie war gemeinsam mit Mimi, Yamato, Takeru und Izzy in das Café am Park gegangen, um über den vergangenen Sonntag zu reden. In den Pausen der Woche waren die Jungen immer unter sich gewesen und hatten nie etwas sagen wollen. Die zwei Mädchen hofften, dass sie nun etwas aus ihnen herausbekommen würden. Sora erhoffte sich vor allem etwas, weil Matt und Izzy anwesend waren. Doch Mimis Notfallplan war ein Gespräch zwischen Yolei und Willis. Jedoch war die Jüngere damit nicht einverstanden.

Seit Stunden schon schwiegen die drei sie bei der Frage an. Sie hatten sich vor zwei Stunden getroffen, doch nichts heraus bekommen. Die Mädchen waren langsam gelangweilt davon und widmeten sich dann wieder einem anderen Thema. Die Sommerferien standen vor der Tür. Es lag nur noch eine Woche Schule vor ihnen. Die Mädchen freuten sich schon auf die sechs Wochen in Freiheit. Trotzdem wollten sie wissen, was zwischen den Jungen vorgefallen war.

Seufzend legte Sora ihren Kopf auf ihre Hand und bedachte Yamato mit einem langen Blick. Die Jungen starrten sich nur an und sagten kein Wort. Sie wichen den Blicken der anderen Zwei aus. Erst als sich in der Mimik von Takeru veränderte, bewegten sich auch Izzy und Matt wieder. Der Jüngste biss sich auf die Lippe und sah schnell weg, doch da hatte der Blonde schon Taichi und Hikari bemerkt. Ein Knurren drang über die Lippen des Bassisten. Sie hatten einen weiten Blick in den Park hinein und sahen die beiden Geschwister, wie sie durch diesen liefen. Kari legte eine Hand auf den Oberarm seines Bruders. Sie lächelte ihn liebevoll an und hakte sich dann bei ihm unter.

In Yamato zog sich eine große Wut zusammen. Es fühlte sich an, als würde sein Kopf explodieren, wenn er kein Ventil finden würde. „Ich komm gleich wieder“, sagte er scharf und erhob sich. „Yamato, was hast du denn?“, Sora musterte ihn besorgt und blickte dann in dieselbe Richtung wie auch er schon. Langsam realisierte sie, was er vorhatte. Doch bevor sie ihn aufhalten konnte, sprang er schon über die kleine Abgrenzung des Cafés. Hilflos und immer noch verwirrt sah sie ihm nach. „Was hat er vor?“, entwich es ihr leise. Sie hoffte auf eine Antwort von seinem Bruder oder Koushiro, doch sie erhielt mal wieder keine. Stattdessen konnte sie nur mitansehen – wie auch die anderen – was er vorhaben würde.
 

Wie von selbst ballten sich seine Hände zu Fäusten. Matt konnte es nicht fassen. Er verstand einfach nicht, wie sich Tai so leichtfertig hinaus wagen konnte. Nachdem er das am vergangenen Sonntag gemacht hatte, konnte er doch nicht glauben, dass er einfach so vor die Tür treten und so tun konnte, als wäre nichts. Als er näher an die Zwei heran trat, hörte er sie beide lachen. Seine Wut schürte das nur noch weiter. Sie hatten ihm den Rücken zugekehrt und so holte er ohne weiteres aus und seine Faust traf hart auf den Hinterkopf des Älteren. Ohne Vorwarnung riss es Tai nach vorn. Kari, welche sich immer noch bei ihm untergehakt hatte, riss er dabei mit sich.

Das Mädchen schrie vor Schmerzen – aber mehr vor Überraschung – auf. Sie fand sich neben ihrem Bruder wieder. Kari rieb sich den Ellenbogen. Nach dem ersten Schock hatte sie sich aufgesetzt und drehte sich um, sie sah auf. Ihre Augen weiteten sich, genau wie die ihres Bruders, als sie Yamato sah. Erschrocken riss Tai seinen Kopf herum und starrte seine Schwester an, ehe er seinen Blick wieder auf den Blonden richtete. „Hey … lass Hikari da heraus … sie hat nichts damit zu tun …“, knurrte der Braunhaarige gefährlich. Yamato sah von ihm zu dem Mädchen, er schnaubte. Dann stürzte er sich auf Tai und rollte mit ihm über den Gehweg. Kari sprang auf, aber ihr wurde etwas schwarz vor Augen. Sie stolperte zu einem Baum und hielt sich an diesem fest. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie mit an, wie sich Matt auf ihren Bruder stürzte. Sie konnte sehen, dass sich Tai nicht wehren würde. Er ließ es über sich ergehen. Matt saß auf ihm und schlug dem Braunhaarigen ins Gesicht, dabei hatte es erst gerade wieder seine normale Farbe angenommen. Ohne zu stoppen schlug Yamato weiter zu. Hikari hielt sich unfähig etwas anderes zu tun die Hand vor den Mund.
 

Schwer atmend erhob sich Matt und sah auf den Fußballer am Boden herab. Keuchend lag Tai am Boden und starrte, mit einem geschwollenen Auge, dem Blätterdach entgegen. Er spürte wie er keine Kraft mehr hatte. Sein Körper begann zu zittern. Es erschöpfte ihn nicht nur körperlich, er fühlte sich auch psychisch völlig am Ende. Es setzte ihm stark zu. Er hatte das alles nicht gewollt. Doch an diesem Abend hatte es ihn einfach so überkommen. Es war als würde sich in ihm eine riesige Menge an Gefühlen stauen. Wut. Freude. Trauer. Angst. Verzweiflung. Der Junge wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, er wollte beides – gleichzeitig.

Verzweiflung machte sich auch Hikari breit. Sie sah, dass ihr Bruder mit sich kämpfte. Dass er nicht wusste was er tun sollte. In ihr stiegen Tränen auf. Sie hatte das nie gewollt. Sie hatte gehofft, dass er sich nie dazu hinreißen lassen würde. Von ihrem Bruder sah sie zu dem Blonden. Er stand immer noch leicht nach vorn gebeugt vor dem Älteren, aber zwei Schritte von ihm entfernt. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er war kurz davor, sich erneut auf ihn zu stürzen. Kari zog die Nase kraus. Dann stieß sie sich vom Baum ab. Matt tat den ersten Schritt auf Taichi zu, als sie zwischen die Beiden trat und ihre Arme schützend ausbreitete. Ihrem Bruder hatte sie den Rücken zugewandt. „Nicht“, hauchte sie ihrem Gegenüber entgegen. Zu mehr war das Mädchen nicht fertig. Ihr fehlte die Luft. Flehend erwiderte sie Matts harten Blick. „Wie … wie kannst du dich vor ihn stellen? Wie kannst du ihn weiterhin verteidigen, wenn du doch weißt, was er getan hat?“, brüllte er die Trägerin des Lichts an. In Hikari brach etwas. Der Glaube an die Freundschaft der zwei versank in einem Meer aus Verzweiflung – so erschien es ihr. Sie sah in seinen Augen, dass er gerade puren Hasse gegenüber ihrem älteren Bruder empfand. Verachtung.

„Hikari“, hörte sie Taichi leise hinter sich. Erschrocken drehte sich das Mädchen um, sie ging neben ihm in die Knie. Er hatte sich aufgesetzt und stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden ab. Sie strich ihm die Haare aus dem Gesicht, sie hingen ihm kraftlos herunter. „Ich will wieder nach Hause … Ich will zurück in mein Bett“, murmelte er und wischte sich über das Kinn. „Ok“, Kari half ihm hoch, dabei wankte er vor und zurück. Die Braunhaarige stützte ihn und sie drehten sich zum Gehen um. Sie ließ ihn nicht aus den Augen und führte ihn durch den Park. Sie waren keine zehn Schritte gegangen, da hielt Matt sie noch einmal auf, „wieso Kari?“, rief er ihnen nach. Sie wandte sich kurz um und musterte den Blonden stumm. Dann liefen sie weiter.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Als Yamato auf den Braunhaarigen losging und das Mädchen mitgerissen wurde, war Takeru reflexartig aufgesprungen. Er hatte seinen Bruder nicht aus den Augen gelassen. Zu seiner und auch zu Tais Sicherheit. Er hatte es selbst nicht glauben können, was letzten Sonntag passiert war, aber er vertraute Kari. Doch er konnte es ebenso wenig fassen, dass Matt ihr wehtat. Takeru wollte zu ihnen rennen und seiner besten Freundin helfen. „Warte“, Izzy packte ihn am Handgelenk und hielt ihn fest. Auch er war wie gebannt von der Situation.

Erst als Matt wieder zu ihnen trat, erwachten die vier aus ihrer Starre. Sora sprang auf und hielt ihren Freund auf. „Was hast du gemacht?“, zischte sie, „wieso hast du Kari mit reingezogen. Sie hat sich verletzt.“ Als sie seinen Blick sah, zuckte sie zurück, „sie weiß etwas und will es nicht sagen! Auch sie hat es verdient“, knurrte er. „Hat sie nicht“, warf Mimi ein, „was hast du eigentlich für ein Problem, Matt?“ „Nichts, ich geh dann“, er zuckte mit den Schultern und wandte sich um. Er wollte sich nicht mit Sora streiten, daher war das für ihn die beste Lösung. Er schob seine Hände tief in seine Hosentaschen und ließ seinen Blick schweifen. Er wusste, dass Hikari etwas verbarg, er musste wissen, was Tai nicht sagen wollte – oder auch sie. So zog er kurzerhand sein Handy aus der Tasche.
 

Matt: Hey, ich würde mich gerne mit dir unterhalten und mich bei dir entschuldigen, aber wenn möglich persönlich und allein…
 

Es fühlte sich an, als würde er eine Ewigkeit auf eine Antwort warten. Als er nach drei Minuten keine Antwort bekam, lief er weiter. Sein Weg führte ihn weiter durch den Park, an der Stelle vorbei, an der er kurz zuvor noch über Tai gebeugt war. Es schmerzte tief in ihm, dass sein Freund einfach auf ihn losgegangen war. Ohne Vorwarnung, aber so war Tai. Er fragte sich nur, wieso er ihm nichts gesagt hatte. Wieso hatte er all das in sich gefressen? Es musste unerträglich sein. Er hätte doch einfach mit ihm reden können. Dann wanderten seine Gedanken zu seiner Freundin. Er liebte sie und sein Freund anscheinend auch. Es schmerzte, dass Taichi derselben Frau die gleichen Gefühle wie er selbst entgegen brachte.

Als sein Handy sich meldete zuckte er erschrocken zusammen. Er hatte gerade den Park verlassen und war auf dem Weg nach Hause. Nachdenklich zog er es raus. Neben einer Nachricht von Sora, welche sich nach ihm erkundigen wollte, hatte er noch eine zweite Nachricht, diese öffnete er sofort.
 

Kari: Ja, wäre morgen beim Spielplatz in Ordnung?

Entschuldigung


 

Sonntag, 14. Juli
 

Nachdenklich las Kari die Nachricht des Blonden.

Sie sah auf, vor wenigen Minuten war sie mit Tai durch die Haustür gekommen. Ihren Eltern konnten sie gerade noch aus dem Weg gehen, da beide in der Stadt waren. So hatte Kari ihren Bruder kurzerhand in das Badezimmer gesetzt. Sie hatte ihm vorsichtig das Blut abgewischt – seine Lippe war wieder aufgeplatzt und am Kinn, sowie den Kieferknochen hoch, hatte er mehrere Schrammen. Sie desinfizierte die Wunden und cremte sie kurz darauf ein. Er wehrte sich nicht dagegen, obwohl er das Brennen sonst unerträglich fand. Er schien ihr so abwesend zu sein. Es machte Hikari Angst, dass er gar nicht zu reagieren schien. Als sie fertig war, erhob er sich ohne ein Wort und lief in sein Zimmer, er legte sich einfach in sein Bett. Ihr Mund verzog sich, als sie immer noch die Zimmertüre anstarrte. Yamato wollte mit ihr reden … vermutlich über Tai. Und das, was war. Sie überlegte.
 

Kari: Ja, wäre morgen beim Spielplatz in Ordnung?
 

Ihr Bruder würde es nicht gutheißen, wenn er ihre Antwort kannte. Sie konnte sehen, wie verletzt er war. Seine Kräfte waren am Ende und er hielt das nicht mehr lange aus. Er brauchte seine Freunde. Er brauchte seinen besten Freund. Hikari musste das beenden! Für ihren Bruder!
 


 

❀ ❀ ❀
 

Gedankenverloren starrte Hikari auf den Boden. Sie schaukelte leicht vor und zurück – nur ein paar Zentimeter. ‚Das muss sein, Tai geht es nicht gut … Das muss sein …‘, sprach sie sich selbst in Gedanken vor. Ihr Bruder war den gesamten restlichen Tag und auch diesen nicht aus seinem Zimmer gekommen. Als sie zu ihm hineingesehen hatte, lag er eingerollt in seinem Bett. Er hatte nicht mit ihr gesprochen und schien sie gar nicht zu bemerken, obwohl seine Augen offen waren. Ihren Eltern hatte sie gesagt, dass Tai bei Matt geschlafen hatte und mit diesem unterwegs war. Sie hoffte sie würden ihr verzeihen, falls sie das herausfinden sollten.

„Hallo“, hörte sie eine tiefe Stimme. Immer noch etwas geistesabwesend hob sich ihr Kopf und sie sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Sie überlegte, was sie erwidern sollte, doch irgendwie wollte kein Wort aus ihrem Mund kommen. Daher zwang sie sich zu einem leichten Lächeln und senkte ihren Kopf wieder. Yamato trat näher und setzte sich auf die freie Schaukel neben sie. Mit beiden Armen griff er um die Seile der Befestigung herum, sodass diese in seinen Armbeugen lagen. Seine Hände verschränkte er vor sich miteinander. Er wollte zwar dieses Treffen, er wusste auch was er wollte, doch er traute sich nicht zu fragen. So blieb es zwischen den beiden still, während die Sonne langsam hinter den Bäumen unterging. Der Himmel färbte sich erst orange und dann rot. Kari hielt diese Stille nicht aus, sie war ihr richtig unangenehm. In ihrem Bauch zog sich alles zusammen, ihr wurde schlecht. Aber das hier musste sein – für Tai.
 

„Er wollte das alles nicht“, murmelte das Mädchen in die Stille hinein. Überrascht sah Yamato auf, doch sein Blick verhärtete sich gleich wieder, „das hörte sich aber letzten Sonntag anders an“, knurrte er. Es war jetzt genau eine Woche her. Kari seufzte und sah zum Himmel auf, „ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber er wollte das niemals!“ „Und was wollte er dann?“, seine Stimme war immer noch hart, doch er ließ es zu, dass sie ihn überzeugen konnte. „Er kann nichts für seine Gefühle“, sie drehte sich zu ihm. Er las in ihren Augen, dass sie es ehrlich meinte. Sie war aufrichtig. „Ich sage nicht, dass er keine Fehler gemacht hat. Er hatte auch damit abgeschlossen. Er gab euch seinen Segen … im Winter vor vier Jahren. Doch als aus euch beiden nichts wurde, schöpfte er wieder Hoffnung …“ Sie starrte immer noch auf den Boden. „Matt, was würdest du denken?“, das Mädchen hob den Blick und starrte den Blonden an, „er hatte sich nur Zeit gelassen, weil er dich nicht verletzen wollte. Er war sich nicht sicher, ob es für dich ‚ok‘ sein würde. Auch wenn vier Jahre eine lange Zeit sind, die er euch geben lassen wollte, aber wollte euch einfach nicht zu nahe treten.“ „Belügt er sich dabei nicht selbst?“, Yamato legte den Kopf schief. „Ja, vermutlich …“ Kari nickte und schaukelte wieder vor und zurück. „Aber er weiß es nicht besser, du weißt selbst, wie er ist“, murmelte sie. „Darum hat er nicht mit mir geredet?“ „Ja, als er merkte, dass ihr euch wieder trefft, hat er angefangen, alles in sich hinein zu fressen“, sie machte eine Pause, „er konnte einfach nicht mit dir reden, wie auch? Sollte er dir sein Leid erzählen, während du mit ihr zusammen bist?“ Hikari ließ ihn nicht aus den Augen, sie wartete darauf, dass es ‚klick‘ bei ihm machen würde. Yamato erwiderte ihren Blick und dachte nach. Dann fing er langsam an zu nicken.

Sein Atem ging schwer, dann seufzte er. „Matt, er weiß, dass er Fehler gemacht hat. Aber es ist momentan nicht nur das, er hat auch noch andere Probleme. Aber er konnte mit dir einfach nicht reden, weil er sich ausgeschlossen fühlt. Er fühlt sich nicht zugehörig“, Hikari hob ihren Kopf und sah in den Himmel. Leicht schimmerten die Sterne am Abendhimmel – es war noch zu hell, um sie strahlend zu sehen. „Er gehört immer zu uns, das sollte er wissen.“ „Aber er wusste nicht, mit wem er reden konnte. Ich hoffe du verstehst jetzt, weshalb auch ich nichts gesagt habe.“ „Ja“, gab er ihr Recht, „ich wollte mich bei dir noch für gestern entschuldigen. Ich hatte nicht gewollt, dass du dich verletzt! Aber trotzdem hätte Tai doch einfach zu mir kommen können.“ Auch sie musste seufzen. Stille kehrte wieder ein. Seine Gedanken kreisten um die Informationen, die er gerade bekommen hatte. Er verstand Tai, es wäre seltsam gewesen, wenn sein bester Freund mit ihm über seine Freundin geredet hätte. Schließlich waren sie wohl in die gleiche Frau verliebt.
 

„Wie geht es Tai?“, Yamato war doch etwas neugierig, er hatte gesehen, dass Tai sich nicht gewehrt hatte. Das war ihm seltsam vorgekommen. Als Kari zu ihm blickte, erkannte sie, dass er es wirklich wissen wollte. Sie überlegte kurz, wie sie es formulieren sollte. „Er war nicht sehr gesprächig und hat sich gleich in sein Zimmer zurückgezogen.“ „Mh …“, gab Yamato gedankenverloren von sich. „Es geht ihm nicht gut – schon lange nicht – aber seit letzter Woche ist es schlimm und seit gestern besonders schlimm! Ich weiß nicht mehr was ich tun kann, damit es ihm wieder besser geht“, als sie ihren Blick hob, kniete der Blonde vor ihr. Er lächelte sie an, hob seine Hand und strich ihr die Träne von der Wange. Da erst fiel ihr auf, dass sie angefangen hatte zu weinen. „Er ist völlig am Ende, ich sehe, wie er unter dieser Last zerbricht …“ „Ganz ruhig“, er legte seine Hand auf ihr Knie. Verzweifelt hatte sie sich an die Halterung geklammert, unter seiner warmen Hand entspannte sie sich wieder etwas. Er seufzte, „denkst du … ich kann mit ihm reden?“ Ihre Augen weiteten sich überrascht. Sie hatte nicht erwartete, dass er so etwas sagen würde. „Wieso?“ Das Mädchen verstand es nicht, auch wenn sie es gut fand. „Ich kann nicht gutheißen, was er getan hat, aber ich muss es klar stellen. Er hätte zu mir kommen sollen. Wir sind Freunde und dann soll er gefälligst mit mir reden, wenn er ein Problem hat“, den letzten Satz knurrte er und seine Augen blitzten auf. Ihr fehlten die Worte, sie brachte nichts raus. Aber sie fühlte sich so befreit wie nie zuvor. Endlich konnte sie sich jemandem anvertrauen. Ob es nun richtig war, es gerade Matt zu erzählen oder nicht, das wollte sie an einem anderen Tag entscheiden. Tai konnte über sie urteilen wie er wollte, aber für sie war es das Richtige. Sie musste es in Kauf nehmen, dass er zunächst sauer auf sie war.
 

„Aber warte“, er hob einen Finger, „du hast gesagt, er hat noch ein anderes Problem … was ist das?“ Hikari schnappte nach Luft, gleich darauf biss sie sich auf die Unterlippe. Viele Minuten starrte sie in die blauen Augen des Älteren. Sie senkte den Blick wieder. „Kari, sag es mir …“ „I-ich weiß nicht … e-es … e-er sollte …“ „Du kannst mir vertrauen, es wird niemand anderer erfahren … Nicht einmal Sora …“ „Aber … es betrifft nicht nur ihn …“, das Mädchen seufzte. „Wen betrifft es? Sag mir wenigstens das …“ Sie sah auf, „aber dann musst du ihn selbst fragen … niemand weiß es sonst …“, sie wartete auf ein Nicken. Ihr war bei dem Gedanken unwohl, da sie die Braunhaarige doch extra gebeten hatte, erst einmal nichts zu sagen. Sie fühlte sich schlecht, dass nun ausgerechnet sie dieses Versprechen brach. Erwartungsvoll blickte Yamato sie an. Hikari sah ihm in die Augen, dann zur Seite, „Mimi“, flüsterte sie in den nächtlichen Himmel.

Matt atmete tief ein. Er brauchte einen Moment, damit er den Namen einer Person zuordnen konnte. Dann realisierte er es und er hatte das Bild der Braunhaarigen vor seinem inneren Auge. Er nickte. „Ich werde ihn darauf ansprechen … er wird dich nicht dafür hassen …“ Sie schüttelte den Kopf, „ich habe es Mimi versprochen … es geht darum, dass er nicht noch mehr ärger erlauben darf, daher habe ich sie gebeten, es für sich zu behalten …“ Er nickte erneut wissend, „auch sie wird dich nicht dafür hassen … haben sie darüber geredet?“ „Nein … er ist momentan nicht in der Verfassung … er schämt sich … aber er wird sich entschuldigen, sobald er es kann …“ In ihren Augen sah er, dass sie es ernst meinte und ihn notfalls dazu zwingen würde. Aber er erkannte auch Liebe darin. Liebe für ihren Bruder. Mitgefühl für ihren Bruder. Sorge um ihren Bruder. Sie war immer noch so mitfühlend wie während ihrer Reise. Sie wollte das Beste für alle. Und sie würde immer zu ihrem Bruder stehen. Egal was auch passieren würde.

„Ich werde mit ihm reden … es ist nur … er hätte zu mir kommen sollen …“ „… er … er konnte nicht … d-das weiß du genau …“, begann Kari erneut. Er nickte noch einmal. In ihr brannte es, Tränen stiegen in ihr auf. Sie wusste nichts zu weiter zu sagen. Matt ließ seine Hand sinken und erhob sich. Doch dann griff er nach ihren Händen und zog sie in seine Arme. „Keine Sorge, das bekommen wir schon wieder hin“, murmelte er und strich ihr über den Rücken. Wie von selbst fasste sie um ihn herum und krallte sich in sein Shirt. Das Schniefen konnte sie nicht unterdrücken und dann brachen auch die Tränen aus ihr heraus. Er konnte sich vorstellen, was für eine Last das war, die auf ihren Schultern gelegen haben musste. Yamato kannte ihren Bruder nur zu gut. „Komm“, murmelte er dann, „ich bring dich nach Hause …“ Er löste sich von ihr und auch sie ließ langsam die Arme sinken. Matt trat neben das Mädchen und legte einen Arm um ihre Schultern. Ihr Körper hatte aufgehört zu beben und langsam ließ sie sich von ihm führen. Auch wenn sie sich schlecht fühlte, weil sie sich bei Matt ausgesprochen hatte, fühlte sie sich besser. Während sie darüber nachdachte, stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Yamato sah von der Seite zu ihr und musste auch unwillkürlich lächeln. Nun verstand er, was in dem Braunhaarigen los war und weshalb er sich am gestrigen Tag so seltsam benommen hatte.

Geständnis


 

Dienstag, 16. Juli
 

Betrübt stand Hikari vor der Zimmertür ihres Bruders. Ihre Hand war erhoben, weil sie gerade anklopfen wollte. Doch sie ließ es, sie wusste, dass er nicht antworten würde. Wie auch am gestrigen Tag. Ihm ging es nicht gut. Er redete nicht, antwortete nicht, aß nicht und kam nicht aus dem Zimmer. Zumindest nicht, wenn jemand anwesend war. Nach dem Gespräch mit Matt vor zwei Tagen hatte sie sich wesentlich besser gefühlt, hatte am vorherigen Tag wieder die Pause mit ihnen verbracht. Doch sie sprach nicht mit Matt darüber – nicht in Anwesenheit der anderen. Sie hatten sich lange angesehen, doch bevor es jemand bemerkt hatte, hatte sie sich Davis zugewandt. Sie war in diesem Moment ganz froh, dass er sie in einem Redeschwall ertränkte.

Seufzend wandte sich das Mädchen von der Tür ab und machte sich zur Eingangstür auf. Sie war schon spät dran. Ihre Eltern waren bereits vor einigen Minuten aufgebrochen. Ein letzter Blick zurück, dann schloss sie die Haustür.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Bereits seit sie losgegangen waren, musste Davis Wallace Stimme ertragen. Dieser redete ohne Punkt und Komma über die Brillenträgerin der Gruppe. Zwischendrin schweifte er ab, als er auf die Digiwelt zu sprechen kam, dann kam er wieder auf Miyako zu sprechen und im nächsten Satz ging es um Süßigkeiten. Der Braunhaarige wurde mit Fragen gelöchert, was das Mädchen gerne aß, was sie gerne in der Freizeit tat, was sie gemeinsam tun könnten. Das wurde er bereits seit über drei Wochen. Und er hielt das langsam nicht mehr aus. Der Blonde schwärzte ihn bei seiner Mutter an. Wenn seine Schwester zu Besuch war, wurde er auch bei ihr schlecht gemacht – als würde sie sich nicht ohnehin schon über Davis aufregen. Doch die zwei haben sich gefunden und machten sich gemeinsam über ihn lustig. Jun schlug schon vor, dass sie Davis ins Flugzeug nach Amerika setzen würde, damit der Blonde für immer in Japan bleiben könnte. Dann war Davis aus dem Raum gestürmt. Als Jun dann aber wieder weg war, redete sein ungebetener Gast erneut auf ihn ein.

Davis klammerte sich an die Gurte seines Schulranzens, er krallte sich regelrecht hinein. Seine Schultern hatte er hochgezogen. Sein Grummeln, welches er nicht mehr zurück halten konnte, ließ er als leises Brummen von sich, sodass es Willis nicht unbedingt hörte. Der Blonde lief etwas hinter ihm und die Schule hatten sie fast erreicht. Mit einem Mal schnellte Davis Kopf in die Höhe. Er hatte ein paar Gruppen vor sich etwas entdeckt, was seine volle Aufmerksamkeit forderte. Ohne auf seinen Begleiter zu achten, drückte er sich an den Schülern vorbei. Seine Miene war erhellt und das schaffte nur eine Person. Er legte eine Hand auf die Schulter und lachte Kari an, die ihn verwundert musterte, aber ebenso lächelte. „Guten Morgen Davis“, begrüßte sie ihn. Auch wenn ihr nicht unbedingt zum Lachen zumute war, sie wollte ihm nichts Böses. „Guten Morgen Hikari, wie hast du geschlafen? Wie geht’s dir?“, fragte der Anführer sie gleich und lief neben ihr. Nach seinem Ballast wollte er sich nicht umdrehen. Er würde das Klassenzimmer auch ohne ihn finden.

Ein Schatten huschte über das Gesicht des Mädchens, doch sie fing sich wieder. „Gut, ich bin nur etwas bedrückt …“ „Wegen Tai?“, schlussfolgerte der Braunhaarige. Ein Schnauben entwich ihm. Er fand nicht richtig, was sein Vorbild getan hatte. Er verstand es immer noch nicht und es war einfach falsch. Mit seinem besten Freund sollte man sich auch auf normale Weise aussprechen können. Außerdem war das Mädchen, um das es ging, bereits in festen Händen. Er würde sich auch nicht an ein Mädchen ran machen, das bereits in festen Händen wäre. Genauso wenig wie er wollen würde, dass man das bei seiner festen Freundin machen würde. In Gedanken versunken verschränkte er die Hände hinter dem Kopf. „Davis …“, murmelte Hikari verwirrt. Sie hatte nicht gedacht, dass er sofort auf ihren Bruder tippte. Aber es erschrakt sie auch, wie wütend er beim aussprechen seines Namens klang. Es stach ihr im Herz. Sie wusste, wie er ihren Bruder normal bewunderte. Vermutlich war er von ihm enttäuscht – von seinem Verhalten. Sie verstand es.
 

Als die Zwei das Schultor passierten, trat Willis zu ihnen, „Davis … wo bist du nur auf einmal hin gewesen … ich hatte gar nicht gemerkt, dass du weg warst, erst als ich ein paar Mädchen neben mir lachen hörte … Die haben gesagt, dass ich mit mir selbst geredet hätte. Das ist wirklich nicht nett“, regte er sich auf, doch sein Gesichtsausdruck ließ eine wütende Mimik nicht zu, als er Yolei erblickte. Sie unterhielt sich mit Izzy und Takeru. Als der Jüngste der Runde die Ankommenden bemerkte, hob er kurz die Hand und lächelte ihnen entgegen. Miyako erstarrte, sie hatte ihnen den Rücken zugekehrt, doch TK hatte ihr ein Zeichen gegeben.

„K-Können wir dann l-los, Izzy?“, mit großen Augen wandte sie sich an den Rothaarigen. Er nickte, als sie sich in seinen Arm krallte und er merkte, dass er langsam taub wurde. „G-Guten Morgen Kari, Davis … Willis“, presste der Älteste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Die Blutzufuhr in seinem Arm war immer noch leicht unterbrochen, „entschuldigt, aber w-wir müssen los …“ „Oh“, kam es von Kari. Sie hatte gerade zu einem ‚Guten Morgen‘ ansetzen wollen, doch Yolei zuckte mit den Schultern. Als ließ sie es und murmelte ihnen ein ‚Tschüss‘ hinterher. „Guten Morgen Takeru … oh Guten Morgen Kari“, setzte TK an und grinste das Mädchen breit an, als sie ihn noch etwas verwundert ansah. Der Junge zu ihrer Rechten musterte sie verwirrt. Der Junge zu ihrer Linken sah den Älteren hinterher und seufzte. „Kommt“, Davis holte alle aus ihren Gedanken zurück, „wir sollten auch rein.“ „Davis“, lachte der ältere Blondschopf auf, „sowas von dir zu hören ist ja mal was neues, seit wann bist du so scharf auf den Unterricht“, er klopfte dem Anführer auf den Rücken, während sie zum Eingang liefen. Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern und betrachtete weiterhin das Mädchen an seiner anderen Seite. Hikari hatte ihren Blick wieder auf den Boden gesenkt. Sie konnte nur noch an ihren Bruder denken. Sie machte sich noch mehr Sorgen als in den vergangenen Wochen. Es war einfach zu schwer, dass er nicht auf sie reagierte. Sie hielt das nicht lange aus.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Ich halt das nicht mehr lange aus“, knurrte Davis beim Anblick seines Poltergeistes. Er unterhielt sich angeregt mit Hikari über die Englischklausur, die sie noch diesen Freitag schreiben würden. Doch das Mädchen schien nicht bei der Sache zu sein. Wie schon in den bisherigen Schulstunden war sie mit den Gedanken bei ihrem Bruder. Doch Wallace schien das gar nicht zu stören. So störte es auch Yolei nicht, dass sie in der Pause unbelästigt blieb. Sie stand bei Izzy und Mimi. Zwar tat ihr ihre Freundin Leid, aber da sie noch nicht um Hilfe geschrien hatte, schien es Kari noch gut zu gehen. „Was hast du gesagt?“, fragte Takeru neben dem Anführer nach. „Ich sagte“, wieder war es ein Knurren, was Davis über die Lippen kam, dieses Mal nur deutlicher und langsamer, „ich halte das nicht mehr lange aus.“ „Ich glaube in ihm platzt bald eine Sicherung“, meinte Matt, als er den jungen Anführer begutachtete. „Bald ist es so weit …“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen des Bassisten. „Matt, sei nicht so gemein …“ „Oh … da“, er zeigte auf Daisuke, in dem Moment schrie dieser auch und zog damit sämtliche Blicke des Schulhofs auf sich. „Und ich bin nicht gemein“, Yamato wandte sich an seine Freundin und grinste sie an. Bevor sie erneut etwas erwidern konnte, drängte sich Davis zwischen ihnen durch. Er war geradewegs auf dem Weg zu dem Blonden und seiner Angebeteten.

Schwer schnaufend blieb er vor ihnen stehen und funkelte den Jungen finster an. „Hey Davis, was gibt’s?“, wollte der Blonde lachend wissen, „hey, da steht eine Ader auf deiner Stirn hervor … die pocht … das ist ja gruselig“, Wallace beugte sich etwas nach vorn und streckte den Finger nach dem kleinen Gefäß auf Davis Stirn aus. Der schlug die Hand beiseite und tippte mit seinem Finger gegen die Brust des Jüngeren. „Was soll das werden?“, schrie er ihn an. „Was meinst du?“, Willis war unwissend, er wusste nicht, was sein Gegenüber meinte. „Wie lange willst du noch bei mir wohnen? Das geht mir mächtig auf die Nerven… Du tust so, als würdest du schon immer da wohnen… Auch wenn Jun dich mag, mir reichts langsam“, knurrte der Anführer.

Der Blonde richtete sich auf und zog eine Schnute, „seit wann denkst du denn so? Das ist richtig gemein“, gab er mit einem leicht beleidigten Unterton von sich. „Seit deinem zweiten Tag oder dem ersten … du hast meiner Mutter gesagt, ich hätte vergessen zu erwähnen, dass du bei uns übernachtest“, Davis Stimme fiel in eine höhere Oktave, „das ist jetzt fast einen Monat her.“ „Ach ja? Wirklich? Mir kam es wie ein paar Tage vor“, nachdenklich legte sich Wallace einen Finger an das Kinn, „dann sollte ich wohl langsam bei dir raus … Ich will ja nicht aufdringlich sein …“ „Aufdringlich?“, Davis Stimme war nur noch ein Piepsen. „Stimmt“, grinste der Blonde, „ich bin nicht aufdringlich … ich bin die Liebenswürdigkeit in Person“, er kicherte und drehte sich zu Miyako, „dann kann ich ja mit dir zusammen ziehen.“ „WAS?“, schrie die Brillenträgerin auf. „Ja, das ist noch zu früh, dann pack ich nachher meine Sachen und geh Heim … Davis, ich hoffe, du besuchst mich mal“, lachte Wallace. „Ich komm nicht so einfach nach Amerika“, winkte dieser ab, dankbar für diese Ausrede. „Musst du doch gar nicht“, sein Gegenüber grinste wieder, „ich wohn zwei Stockwerke unter dir.“
 

Alle hielten den Atem an. Davis und Yoleis Augen weiteten sich. „W-w-w-…“, er brachte den Satz nicht zu Ende. Die Lilahaarige brachte nicht einmal einen Ton hervor. „Was meinst du damit?“, Hikari war aus ihrer Starre erwacht und wandte sich an den Blonden neben sich. „Naja, ich bin vor vier Wochen nach Japan gezogen“, er grinste wie zuvor schon. „Ich dachte nur, ich überrasch euch. Meine Mum ist auch erst vor zwei Wochen hier angekommen … Ich wollte einfach nicht allein in der Wohnung sein“, er legte seinen Kopf schief, „ist das so verwerflich?“ „Nein, aber du kannst dich auch nicht einfach über drei Wochen bei Davis einquartieren“, erklärte die Braunhaarige. „Achso … also ich war mit meinen Freunden immer relativ spontan und wir haben uns nicht darum geschert, meine Mum hat nicht einmal bemerkt, dass ein Kumpel eine Woche bei mir geschlafen hatte, erst als er gegangen war und sich bedankt hatte, ist es ihr aufgefallen.“
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Willis tatsächlich hier in Japan wohnt“, sprach TK seine Gedanken laut aus. „Ja“, murmelte Hikari und ließ ihren Blick schweifen. Sie wollten gemeinsam für die Klausur lernen, das hatten sie schon seit einiger Zeit ausgemacht und auch zuvor – bei jeder Klausur – so gemacht. „Hey, was ist los?“, der Blonde beugte sich nach vorn, damit er seiner besten Freundin ins Gesicht sehen konnte. „Ach nichts …“, erwiderte sie und drehte ihren Kopf zur Seite. „Ich will dich nicht drängen, aber … wirst du mir erzählen, was los war?“ Ihr stockte der Atem und mit einem flehenden Blick wandte sie sich zu ihm, „TK bitte … ich kann nicht … ich hab es ihm versprochen …“ „Aber er hat doch angeblich ein Versprechen gebrochen und du wolltest dann nichts mehr tun … war es nicht so, oder irre ich mich …“ „Er hat Probleme … es muss nicht jeder erfahren“, murmelte sie, „außerdem kennst du das Größte schon.“ „Ja, Sora … was ist das Kleinere?“ „Ich will nicht weiter darüber reden …“, sie war stehen geblieben. „Gut, bitte entschuldige“, er wandte sich zu ihr um. Nachdenklich musterte er sie, er hasste es, wenn das geschah. Er wollte das Mädchen vor sich nicht so sehen. Takeru wollte sie nicht traurig stimmen, er wollte sie immer fröhlich sehen. Es würde ihm im Herzen wehtun, wenn sie traurig ist. Danach vermutlich auch körperlich, weil Tai ihm einen Besuch abstatten würde. In seinem Kopf tauchten verschiedene Möglichkeiten auf, wie er ihr wieder ein Lächeln auf ihre Lippen zaubern könnte. Wie er sie aufmuntern könnte. Von dem ganzen Stress ablenken könnte. Takeru wusste, dass es ihr wegen Tai schlecht ging, dass sie sich auch wieder schlecht fühlen würde, sobald sie bei ihr waren.

„Wie viel Erde liegt in einem 50 Zentimeter tiefen und 40 Zentimeter breiten Loch?“, er richtete sich auf und fixierte sie. Verwirrt sah sie auf und legte ihren Kopf schief. Hikari dachte, sie hätte ihn falsch verstanden, dass er gerade nicht einfach so eine Banalität gefragt hatte. „Wie?“ „Du hast mich schon richtig verstanden“, er grinste sie an, „also? Was ist deine Antwort?“ „Ich weiß nicht … wie viel denn?“ Grinsend drehte er sich aber um und lief weiter. „Hey“, Hikari eilte ihm hinterher und verlangte eine Antwort. „Was ist die Antwort?“ TK lachte auf, „das willst du jetzt unbedingt wissen?“, er sah zu der kleineren Person neben sich. „Ja, jetzt sag es mir“, sie lachte und war gleichzeitig genervt davon, dass er ihr auswich. Dadurch musste er nur noch mehr grinsen und freute sich. Sie lachte wieder und konzentrierte sich auf ihn. Das freute ihn, so konnte er sie zumindest auf dem Heimweg lachen sehen.
 

Seine Theorie bestätigte sich auch gleich, als sie vor dem Wohnhaus der Yagamis ankamen, war sie wieder bedrückt. Ihr Kopf senkte sich wieder dem Boden entgegen. Takeru seufzte unbemerkt und lautlos. Er würde ihr so gerne helfen, wenn er könnte. Aber er wollte sich nicht aufdrängen. Mit schmerzendem Herzen sah er ihr zu, wie sie die Wohnungstür aufsperrte. Wie sie schwer schluckte. Wie sie sofort die Zimmertür ihres Bruders anstarrte und nicht mehr aus den Augen ließ. Er wollte etwas sagen, doch Kari ging darauf zu und wollte klopfen. Aber etwas schien sie davon abzuhalten. Sie schniefte und drehte sich um. „Magst du etwas zum Essen?“, wollte das Mädchen von ihrem Gast wissen. „Du musst das nicht machen“, alles zog sich in ihm zusammen. Er wollte ihr keine Umstände machen. „Aber …“, sie schniefte und blinzelte die Tränen weg, „… ich will … also … was willst du?“ „Was mir das Haus empfiehlt“, er lächelte müde, „aber nur, wenn du es gemacht hast … ich muss am Freitag anwesend sein, ich kann keine Lebensmittelvergiftung gebrauchen.“ „Keine Sorge, ich koche“, sie erwiderte sein schwaches Lächeln. „Kann ich dir helfen? Dann geht’s schneller und wir kommen noch gut zum Lernen.“ „Klar, wenn du magst und ich weiß, was wir machen können.“ „Dann frage den heiligen, weisen Kühlschrank, damit er uns eine Antwort schenke“, Takeru hielt seine Hände nach oben, als würde er ein Gebet dem Himmel entgegen schicken. „Halt die Klappe“, kicherte sie. Schmunzelnd lief er ihr hinterher. Es war so schön ihr Lachen zu hören.

Vergebung


 

Freitag, 19. Juli
 

In Gedanken versunken zupfte Matt auf seinem Bass die Seiten. Er folgte keiner Melodie oder einem Rhythmus. „Matt … Matt … Matt …“, Akira seufzte auf. Takashi trat zu ihrem Frontmann und legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes, „... Matt … wenn du mit dem Kopf wo anders bist, können wir gleich aufhören … sprich mit uns …“ Der Blonde erschrak aus seiner Starre und starrte seine Bandkollegen entsetzt an. „Was?“ „Was ist los mit dir?“ „Nichts …“, er schüttelte seinen Kopf, „… ein Kumpel hat Probleme und ich mit ihm, nichts weiter …“ „Aber das geht schon die ganze Woche so … Wir sollten aufhören … und du solltest das klären!“ „Ja, davor hat es keinen Sinn.“ „Ich würde ja mit ihm reden … aber er ist nie da …“ „Wieso gehst du dann nicht zu ihm?“, Yutakas Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. Sie waren das von ihrem Sänger gar nicht gewohnt, er war doch sonst immer bei der Sache und wusste auch immer, was er zu tun hatte. „Ja …“ „Dann hören wir für heute auf“, schloss Akira aus dem ganzen und seufzte auf. „Entschuldigt bitte“, murmelte der Blonde und bedachte seine Freunde mit einem langen Blick. Doch alle lächelten ihn an.

„Wir schreiben dann aber wegen den Proben in den Ferien, oder?“, wollte Yutaka sicherheitshalber wissen. „Natürlich“, Takashi nickte, „du hast gemeint, dass du mal bei deiner Großmutter bist, oder?“ „Ja, aber da geb ich euch noch Bescheid, das ist noch nicht fix.“ Er packte seinen Bass in die Tasche und sah zu seinen Kollegen. Sie nickte ihm zu und verließen ihren Proberaum dann. Er hasste es, wenn man ihn darauf hinweisen musste, dass er etwas tun sollte.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Yamato vergrub seine Hände tief in den Taschen seiner Hose. Seinen Bass trug er auf dem Rücken. Er war vor dem Haus der Yagamis angekommen und starrte nach oben. Wie von selbst suchte er das Stockwerk und dann die Tür. In seinem Kopf schwirrten so viele Gedanken umher. Eigentlich wollte er das nicht, aber er musste. Er hatte es Kari versprochen und er wollte seinen besten Freund nicht verlieren. Er war ihm viel zu wichtig. Ihre Freundschaft war ihm dafür viel zu wichtig. So zwang er sich dazu weiter zu gehen. Er wusste, Kari war Zuhause und ihre Eltern nicht. Auch sein Bruder war vermutlich da. Sie wollten aber später noch raus gehen, soweit er von Hikari wusste. Sie warteten momentan nur auf ihn. Er hatte ihr zuvor geschrieben.

Nervös biss er sich auf die Unterlippe und klingelte. Das Warten brachte ihn um, dann hörte er aber schnelle Schritte. Doch es waren zu viele, das war nicht nur Kari. „Lass mich endlich los“, rief das Mädchen kichernd. Etwas knallte gegen die Tür und Yamato schloss dabei aus Reflex ein Auge. Dann wurde die Tür geöffnet. Die Braunhaarige lief knallrot an und räusperte sich, „bring deinem Bruder mal Manieren bei“, hustete sie und funkelte Takeru böse an. Yamato lächelte, „was hat er denn gemacht?“ „Ich hab sie aufgemuntert“, antwortete der Jüngere. „Du hast mich gekitzelt, das ist nicht aufmuntern“, regte sich das Mädchen auf und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Komm rein“, richtete sie dann freundlicher an den großen Bruder. „Danke“, der Bassist trat ein und machte die Tür hinter sich zu, dann zog er sich die Schuhe aus. „Wo ist er?“ „In seinem Zimmer … bitte sei behutsam“, bat Hikari den besten Freund ihres Bruders. „Lass mich nur machen, ihr könnt ruhig gehen, ich pass auf den Kleinen auf.“ „Sind wir jetzt Tais Eltern oder was?“, TK zog eine Augenbraue nach oben. „Ja und ich will den ausgemachten Betrag, aber über ein Trinkgeld würde ich mich sehr freuen. Nach Hause bringen müsst ihr mich aber nicht … Ich weiß ja, was mit dem Babysitter immer passiert“, er verzog seinen Mund. „Was denn?“, Hikari legte den Kopf schief, sie war gerade dabei eine kleine Tasche zu packen – Handy, Geldbeutel und Schlüssel. „Der Babysitter wird vom Vater sexuell missbraucht“, dabei legte er schockiert eine Hand auf seine Brust und sah mit großen Augen von dem Mädchen zu seinem Bruder. „Lass uns gehen, bis er noch anfängt sich auszuziehen und mir alles in die Schuhe schiebt“, Takeru winkte Hikari zu und ging selbst zur Haustür. „Das würde er tun?“ „Er würde alles tun“, sagte der Jüngere. „Aber habt nicht zu viel Sex, wir wollen ja nicht, dass ihr euch die Hüfte brecht“, rief der Bassist ihnen hinterher. „WAS?“, die Braunhaarige wirbelte mit hochrotem Kopf herum. „Einfach ignorieren … einfach ignorieren …“, wiederholte TK seine Worte und griff nach ihren Schultern, er zog sie einfach weiter. Dabei musste Matt leise kichern. Er hatte genau gesehen, dass auch sein kleiner Bruder etwas rot um die Nasenspitze geworden war. Yamato wartete bis die Tür hinter den Zweien ins Schloss fiel, dann verfinsterte sich seine Miene.
 

Er drehte seinen Kopf und blickte zu der verschlossenen Zimmertür. Es war, als wäre eine dunkle Aura dort. Nichts Gutes. Nichts Helles. Seufzend nahm er sein Instrument von seinem Rücken. Das hatte er bis dahin völlig vergessen. Er stellte die Tasche neben die Theke der Küche. Er dachte kurz einen Moment nach. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er wusste, dass immer etwas zu trinken hier war und es meist nicht auffiel, wenn zwei Flaschen fehlten. So lief er in die Küche und holte aus dem Kühlschrank zwei Bier. Er machte sie auf und nahm beide Flaschen mit zu der verschlossenen Tür. Da Matt wusste, dass er keine Antwort bekommen würde, klopfte er erst gar nicht, sondern öffnete die Türe einfach. Ein Schwall dicker Luft kam ihm entgegen. Es war eine Mischung aus Schweiß und … weiter wollte er gar nicht drüber nachdenken. Tai schien auf jeden Fall lange Zeit nicht mehr gelüftet zu haben. Ohne große Umschweife betrat er das abgedunkelte Zimmer und lief zum Fenster. Zuerst schob Yamato den Vorhang beiseite, dann riss er das Fenster auf. Vom Bett ertönte ein leises Stöhnen und er bemerkte die Bewegung unter der Decke. Yamato seufzte lautlos und ging zu dem Bett, auf welches er sich kurzerhand setzte. Er nahm je eine Flasche in jede Hand und starrte gedankenverloren darauf. Tai rührte sich nicht weiter.

Nach einer halben Ewigkeit seufzte Yamato erneut und nahm die zwei Flaschen in eine Hand. Gleich darauf zog er mit der freien Hand die Decke weg. Sein Freund krümmte sich automatisch und stöhnte erneut auf. Der Blonde knurrte gefährlich, „reiß dich zusammen!“ Erschrocken riss Taichi die Augen auf und merkte erst jetzt so richtig, dass er nicht träumte. Yamato war wirklich in seinem Zimmer? Als Antwort auf seine – sich in Gedanken selbst gestellte – Frage hielt der Blonde ihm ein Bier vors Gesicht. Verwirrt griff der Braunhaarige danach. Gähnend stützte er sich auf den Unterarm des freien Armes. Er merkte, dass er schon lange nichts mehr gegessen hatte. Es kostete ihn doch einige Kraft sich aufzusetzen. Sofort lehnte er sich an die Wand – an der Stirnseite seines Bettes. Ihm war schwindelig, dazu fuhr seine Hand automatisch zu seinem Kopf. Matt beobachtete seinen Freund aufmerksam, „alles klar?“ „Wieso bist du so freundlich zu mir?“, brachte Tai lediglich heraus. Der Fußballer starrte auf das Bier in seinen Händen. „Du bist immer noch ein Freund …“, Yamato seufzte und machte eine Pause, „… und du hast nie versucht zu reden“, murmelte er. „Was dachtest du denn?“ „Du hättest wirklich mit mir reden sollen und kannst IMMER mit mir reden – über ALLES – das solltest du eigentlich wissen“, Matt knurrte die Worte hervor. Das störte ihn an dem Ganzen besonders. Eine Zeit lang trat Stille ein. Keiner von beiden sagte ein Wort. Kraftlos lag Taichis Kopf gegen die Wand gelehnt, sein Körper fühlte sich seltsam an.
 

Matt hob seine Flasche, damit Tai anstoßen konnte, allerdings traf dieser nicht. „Gut, wann hast du das letzte Mal was gegessen?“, wollte der Blonde zweifelnd wissen. Tai musterte ihn fragend und überlegte, „weiß ich nicht …“ Seufzend erhob sich Yamato und nahm den Kleineren die Flasche aus der Hand. „He, das wollte ich trinken …“, rief Tai und versuchte nach der Flasche zu greifen. „Das bekommst du später zurück … erst einmal musst du etwas essen“, er wandte sich um und verließ das Zimmer. Als er das Bier geholt hatte, hatte er auch den restlichen Kühlschrankinhalt gesehen. Er hörte ein Poltern aus dem Zimmer des Braunhaarigen. Eilig machte sich der Musiker daran seinem Freund etwas zum Essen zu machen.
 

„Autsch“, murrte Tai und setzte sich auf. Alles tat ihm weh, die Glieder schmerzten und ein taubes Gefühl machte sich in ihm breit. Wieder hielt er sich den Kopf. Taichi wollte aufstehen, doch vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte herum. Auch trat das Schwindelgefühl in den Vordergrund und er fiel prompt gegen seine Zimmerwand. Langsam tastete er sich weiter und kam nach einer halben Ewigkeit im Essbereich der Wohnung an. Es duftete herrlich. Getragen auf einer Wolke aus purem Essensduft lief er wie von selbst und setzte sich auf einen der Hocker vor dem Tresen. Kurz darauf stellte Yamato eine duftende Schüssel vor ihm ab.

„Ich hab mehr gemacht, aber jetzt isst du erst einmal das … später bekommst du eine neue Portion“, erklärte Yamato, „… und dann gehst du noch duschen, das hast du bitter nötig“, er unterstrich seine Aussage damit, dass er mit der Hand vor seinem Gesicht wedelte. Mit großen Augen starrte Tai ihn an. Prompte drehte Taichi seinen Kopf und hob seinen Arm. Er roch an sich und verzog sein Gesicht, „ok“, meinte er leise. Dann starrte Tai wieder auf das Essen. In kürzester Zeit hatte Matt gebratene Nudeln mit frischem Gemüse und gebratenem Fleisch gemacht. Es roch süß-sauer und das Bild und der Duft ließen in Tai das Wasser im Mund zusammen laufen, aber etwas anderes hatte er nicht erwartet.

Eilig steckte sich Tai die erste Gabel in den Mund und kaute. Es war merkwürdig, den Mund zum Kauen zu benutzen. Es fühlte sich aber auch gut an, als das Essen in seinem Magen landete. Sein Bauch knurrte kurz und seine Arme und Beine schienen zu kribbeln. Es war wirklich lange her, als Taichi zuletzt etwas gegessen hatte. Er war Yamato unendlich dankbar, dass er ihm etwas gemacht hatte und er somit nicht das Essen seiner Mutter herunterwürgen musste. Aufmerksam beobachtete Yamato den Älteren, dabei griff er nach seinem Bier und trank. Da setzte Tai seine Gabel ab und starrte auf das Essen.
 

„Matt, wieso machst du das für mich?“, er hob seinen Kopf, „du solltest wütend auf mich sein, oder mich hassen … Wieso also kochst du für mich?“ Lange Zeit erwiderte Matt den Blick und dachte über die Worte nach. „Du bist mein Freund“, murmelte der Blonde unsicher, „und ich lass es sicher nicht zu, dass du dich in deinem Selbstmitleid zerstörst, bevor du mit mir geredet hast“, knurrte er nun. „Mh“, gab Tai nun nachdenklich von sich. Er ahnte bereits, dass Hikari ihn herbestellt hatte. Schnell aß er weiter. Der Hunger trieb ihn an, sodass er die Kommunikation erst einmal verschieben musste. „Bekomm ich mehr?“, fragte er voller Hoffnung und mit glitzernden Augen. Dabei streckte er Yamato die Schüssel entgegen. Der seufzte, „geh duschen, dann bekommst du die nächste“, er nahm ihm die Schüssel ab und scheuchte ihn von dem Tresen fort.

Tai spürte, dass es ihm besser ging – dass das Essen gut getan hatte. Er war viel leichtfüßiger unterwegs. Er holte sich aus seinem Zimmer frische Sachen zum Anziehen und verschwand dann im Bad.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Schon seit einer Viertelstunde hing Taichi an seiner Schüssel gebratener Nudeln. Yamato trank an seinem zweiten Bier. Er starrte in die Ferne. Stille lag zwischen ihnen. Tai aß. Yamato trank. „Sag, wieso hasst du mich nicht?“, fragte der Braunhaarige dann leise. „Wir alle haben schon Fehler gemacht, wir können für unsere Gefühle nichts … Wieso soll ich dich für etwas hassen, was du nicht beeinflussen kannst? Allerdings hättest du mit mir darüber reden sollen … Und … freust du dich nicht für mich? Ich habe endlich jemanden gefunden, mit dem ich glücklich bin … Damals hat es nicht funktioniert … wir waren zu verschieden, doch wir verstehen uns – jetzt … es passt einfach … Und ich hatte wirklich gedacht, dass du damit einverstanden bist …“ Tai hob seinen Kopf und blickte zu seinem Freund, „war ich … aber als aus euch nichts wurde, dachte ich … ich hätte vielleicht wieder eine Chance. Yama, es tut mir schrecklich leid, ich hätte das nicht tun dürfen!“, Taichi machte eine Pause und wartete bis sein Freund ihn ansah, der lächelte leicht, „ich habe einen riesigen Fehler gemacht … ich … ich … natürlich wünsche ich euch alles Gute …“ Verwirrt sah Yamato ihn an, „… wieso sagst du das jetzt?“ „Weil ich dich – und auch Sora – nicht als Freunde verlieren möchte … Lieber behalte ich euch als Freunde, als dass ich weiter in meinem Selbstmitleid bade und alle verliere“, traurig und nachdenklich ließ Taichi seinen Kopf wieder sinken. Matt lachte auf, „… danke …“, er betrachtete seinen Freund. „Für was?“ „Dass du endlich mit mir redest“, Yamato hob die Flasche. Sodass Tai die Gabel los lassen musste und dann stieß er mit seiner Flasche an. Er trank langsam. Er hatte auch noch nicht alles aufgegessen. Er merkte, wie er doch schon satt war, dabei war es erst seine zweite Portion und sie saßen schon über zwei Stunden auf dem Balkon.

Yamato ließ seinen Freund nicht aus den Augen. Er war wirklich froh, dass der Kleinere nun mit ihm sprach, dass er sich nicht wieder hinter seiner Maske versteckte – total in sich gekehrt. Allerdings hatte er noch nichts über Mimi gesagt. Der Blonde wollte nicht, dass Tai zwar nun mit ihm über Sora sprach, aber alle anderen Probleme in sich verbarg. Dabei fiel ihm allerdings etwas anderes ein. „Hast du morgen nicht ein Fußballspiel?“ Taichi schreckte hoch, seine Augen weiteten sich und er starrte seinen besten Freund an, „das hatte ich total vergessen. Shit, ich kann meine Leute doch nicht im Stich lassen“, er sprang auf und schrie es dem Musiker regelrecht entgegen. Sein Gegenüber schmunzelte, „dann solltest du wohl deinen Trainer anflehen mitspielen zu dürfen“, es wandelte sich zu einem frechen Grinsen. „Der war schon die ganze Zeit sauer auf mich und unzufrieden“, nervös biss sich Taichi auf die Unterlippe. „Scheibenkleister!“

Kartoffelsaft


 

Samstag, 20. Juli
 

Zügig packte Tai seine Sportsachen zusammen, er hatte am vorigen Tag lange Zeit mit seinem Trainer telefonieren müssen. Es hatte ewig gebraucht, bis er ihn davon überzeugt hatte, dass er wegen einer angeblichen Magenverstimmung Zuhause geblieben war. Der Trainer war immer noch etwas verhalten, doch er ließ ihn zu dem wichtigen Spiel kommen. Leider hatte er etwas verschlafen und musste sich beeilen. Kari konnte ihm im vorbei rennen gerade noch einen Toast in die Hand drücken, bevor er zur Haustür hinaus stürmte. Sie hatte noch zehn Minuten Zeit, bis auch sie los musste. Sie trafen sich, damit sie ihm beim Sieg zusehen konnten. Sie schmunzelte, sie war froh, dass er und Matt sich ausgesprochen hatten. Er war wieder aus seinem Schneckenhaus heraus.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Hallo“, begrüßte Hikari ihre Freunde. Sie hatte eine große Tasche bei sich und beließ es bei einer einfachen Begrüßung. Sie sah in die Runde und bemerkte, dass Davis wieder einmal zu spät war – damit auch Willis. Der Blonde hing immer noch an dem Braunhaarigen, obwohl er nicht mehr bei ihm schlief. Aber wohl immer noch zu nah. „Los, suchen wir uns einen Platz, bevor alle weg sind“, beschloss Koushiro und erhielt ein einstimmiges ‚Ja‘. „Und Davis?“, besorgt sah sich Ken um. „Der wird uns schon finden“, grinste Matt und schlug dem Schwarzhaarigen auf die Schulter. So machten sie sich auf. Ken gab die Richtung vor und ging auch als erstes in die Reihe. Miyako sah ihre Chance und versuchte schnell zu sein, sie hatte jetzt die Chance neben dem Schwarzhaarigen zu sitzen. Doch da drückte sich jemand an ihr vorbei. „Hey“, beschwerte sich die Lilahaarige lautstark und erkannte erst auf den zweiten Blick, dass es Willis war. Doch von hinten wurde sie schon weiter geschoben. „Au“, rief Kari aus und konnte dem Druck nur nachgeben. Davis hatte sich zwischen sie und Izzy gedrängt. Dabei hatte er sie unsanft nach vorn geschubst. „Ich sitz neben Kari“, rief Daisuke dabei freudig aus.

Seufzend setzten sich die Mädchen und verdrehten etwas die Augen. Kari tat es eher aus Kameradschaft. Sie sah zu Yolei und beide lachten auf. Hikari griff nach der Hand ihrer Freundin und strich mit ihrer freien darüber. Dankend lächelte Miyako sie an. „Wir bekommen das hin …“ „Wirklich? Ich glaub gar nicht mehr daran“, murmelte die Brillenträgerin ebenso leise. „Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war, aber …“ „Ist gut“, wurde sie unterbrochen. „Hey Yolei“, wurde das Mädchen in diesem Moment von der rechten Seite angesprochen.
 

„Du hast dich mit Tai wieder vertragen?“, erkundigte sich Koushiro sicherheitshalber. „Ja, wir haben uns ausgesprochen“, stimmte Yamato zu. „Heißt das dann jetzt, dass wir alle wieder Freunde sind“, Takeru klatschte wie ein Kind in die Hände. Sein großer Bruder gab ihm einen Klaps gegen den Kopf, „du bist blöd.“ „Entschuldige, aber das musste sein“, grinste TK, „aber es ist schon fraglich, dass du uns hierher bestellst, wo ihr euch doch bis eben noch gestritten habt.“ „Ich weiß, aber wir haben uns wirklich ausgesprochen … es ist vielleicht immer noch etwas seltsam …“, Matt schluckte. „Etwas?“, Koushiro zog eine Augenbraue hoch. „Ja … es ging immerhin um Sora“, flüsterte der Blonde und in ihm zog sich etwas zusammen, ihm wurde flau, aber es war alles gut, „zwischen uns ist alles geklärt und ich habe ihm versprochen, dass wir hier sind. Nur so hab ich in aus seinem Zimmer bekommen, er wäre sonst immer noch eingerollt auf seinem Bett.“ „Da hat er sich versteckt?“, Izzy versank in Gedanken. „Aber Sora wolltest du trotzdem nicht dabei haben? Denn sie wäre gekommen, wenn man es ihr gesagt hätte“, überlegte Takeru und musterte seinen Bruder. „Ja“, Matts Stimme war bei dem Wort etwas zu hoch und es kam etwas zu schnell. Takeru begann wieder zu grinsen. „Es ist doch auch verständlich … Gefühle verschwinden nicht einfach so, du kannst sie dir nicht einfach weg wünschen“, erinnerte Cody. Der Ältere sah zu seinem Freund und nickte, „stimmt … und wo ist Mimi oder der Rest?“, er wandte sich wieder an seinen Bruder. „Mimi hab ich wohl vergessen zu fragen, aber vermutlich fände sie es sowieso langweilig“, murmelte der Bassist schnell, „und Joey muss mal wieder lernen … sagt er zumindest.“ „Natürlich“, TK zog das Wort in die Länge. Der Älteste der Gruppe musste immer lernen. Es war etwas traurig, denn sie wussten, dass er sich selbst unter Druck setzte und auch von seiner Familie unter diesen Druck gesetzt wurde. Dabei hatte er kaum Zeit für seine Freunde und konnte nur in Ausnahmefällen dabei sein. Oder wenn gerade keine Prüfungen anstanden.

Yamato nickte. Das mit Mimi musste er wirklich für sich behalten. Er wusste, wie angsteinflößend sie werden konnte. Und er wollte nicht, dass sie falsch von ihm, von Tai oder von Kari dachte. Obwohl sie schon schlecht von Tai dachte. Im Nachhinein war ihm aufgefallen, wie sie sich vom einen auf den anderen Tag verhalten hatten. Und er wollte Tai nicht gleich mit Sora konfrontieren. Weil – wie Cody gesagt hatte – Gefühle verschwanden nicht einfach so. Tai hatte ihm versprochen, dass er sich nicht einmischen würde. Er würde ihm seine Freundin nicht wegnehmen. Aber trotzdem war er noch nicht darüber hinweg. Sie müssten noch einmal reden müssen. Aber das würden sie an ihren gemeinsamen Abenden machen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Was hast du vor, Taichi?“ „Äh … Spielen“, Tais Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. „Ich hab gesagt, dass du kommen kannst, aber nicht, dass du gleich ins Spiel darfst … du hast die komplette Woche gefehlt, wenn du dich erinnerst“, erklärte ihm der Trainer. „Aber Trainer, wir brauchen Tai“, mischte sich Yoka ein. „Stimmt, ohne unseren Kapitän sind wir aufgeschmissen“, stimmte auch Takato zu. „Sie müssen Tai spielen lassen“, fügte Yoka noch an, „wenn nicht, dann werde ich auch nicht spielen.“ „Wie bitte?“, der Trainer zog eine Augenbraue nach oben. „Ich hab noch genug Spieler in Reserve, selbst wenn ihr zwei nicht spielen wollt.“ „Aber dann werde ich auch nicht spielen“, Takato versuchte stark zu bleiben, doch unter dem Blick des Lehrers zuckte er zusammen. „Ich auch nicht.“ Nacheinander meldeten sich die Jungen zu Wort und brachten den Trainer zum Stocken. Verwirrt sah er sich um, doch erkannte er die Kameradschaft in der Gruppe und sah, wie loyal sie zu dem Braunhaarigen waren. Er seufzte schwer, „tja … dann müssen wir wohl aufgeben“, er sah auf sein Klemmbrett und wollte gerade loslaufen. „NEIN“, schrie die Truppe. „Ach ja? Also wird Tai nicht spielen?“ „TRAINER“, erschall es im Chor. „Ist ja gut … aber EIN Fehltritt und du sitzt auf der Ersatzbank“, richtete er an Taichi, dabei bedrohlich einen Finger in die Höhe gestreckt. „Verstanden“, antwortete der Angesprochene brav.
 


 

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Die erste Halbzeit verflog einfach und Tai glänzte wie immer, als hätte er das Training die komplette Woche besucht und wäre nicht eine Woche lang im Bett gelegen. „Entschuldigt mich kurz“, Kari erhob sich und griff dabei nach ihrer Tasche. Sie wich den Beinen möglichst aus und drängte sich so an Davis, Izzy, Matt, TK und Cody vorbei. Leichtfüßig lief sie die Stufen runter und starrte auf das Feld. Mit beiden Händen hielt sie den Griff der Tasche und wartete. „Hey Hikari, hast du meinen Torschuss gesehen?“, lachend trat Takato zu dem Mädchen, „… gut, ich hab ihn nicht getroffen … aber …“, er grinste das Mädchen an. „Hab ich gesehen“, sie nickte und der Schwarzhaarige kratzte sich lachend am Hinterkopf.
 


 

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„Es sieht so aus, als wäre nicht nur Mimi beliebt“, murmelte Yolei und beobachtete ihre Freundin. Der Kopf von Davis zuckte nach links und sein Kinn fiel nach unten. Schockiert musste er mit ansehen wie der Fußballer mit seinem Mädchen flirtete und es anlächelte. Und sie kicherte. „Was reden sie?“, er wandte sich nach rechts zu der Lilahaarigen. „Woher soll ich das wissen?“, sie zog eine Augenbraue nach oben, „kann ich hellsehen?“ „Du siehst auf jeden Fall so aus, als würdest viel wissen“, säuselte Willis von der anderen Seite ihr zu. Ihr Magen zog sich zusammen. Sie wollte nicht nach rechts sehen, doch Ken saß neben ihm. Sie wusste nicht, wie sie zu dieser Sitzordnung gekommen war. Sie hatte neben Ken sitzen wollen, doch Willis hatte sich vorgedrängt. Ihr Kopf senkte sich und sie starrte auf ihren Schoß. „Ich muss mal eben aufs Klo“, warf der Junge neben ihr dann ein. Mit großen Augen sah sie ihm dabei zu, wie sich Wallace erhob und seinen Platz verließ. Ihr Mund war leicht geöffnet, als sie sich doch zur Seite wandte. Der Schwarzhaarige starrte auf das Feld. Nervös biss sich Yolei auf die Unterlippe, sie wartete bis der Blonde um die Ecke verschwunden war, dann rutschte sie einen Platz nach rechts. Ihre Wangen begannen zu glühen und sie rieb sich nervös die Hände. Sie schluckte schwer, als sie nach rechts sah. „W-wie f-findest du das Spiel b-bis jetzt?“, stotterte sie und blickte vorsichtig zu ihm auf. Erstaunt sah der Junge sie an. Wie sehr hatte er sich das gewünscht. Er konnte gar nicht glauben, dass sie gerade mit ihm sprach. Die erste Spielhälfte hatte er still neben Willis gesessen, der ihn ignoriert hatte. Der hatte sich schließlich nur auf Miyako konzentriert. Und Daisuke war mit Hikari beschäftigt. „S-Spannend bis jetzt“, murmelte er, „obwohl … sie könnten noch mehr aus sich herausholen.“ Yolei nickte. Sie wollte diese Unterhaltung aufrechterhalten und nicht, dass sie endete. Sollte sie sie nicht weiter führen, dann würde sich der Blonde wieder zwischen sie drängen. „Ähm …“, setzte sie an und überlegte, was sie sagen könnte, „... ähm …“, sie sah nach links und bemerkte, dass der Blonde auf dem Rückweg war, „… ähm … kannst du mir das mit dem Abseits erklären? Also wann gepfiffen wird und wann nicht?“ Überrascht sah der Schwarzhaarige sie an. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Wallace zurückkam. Er musste dieses Gespräch weiter führen, dann konnte er sich nicht dazwischen drängen. „Ja, klar …“ „WAS? Du weißt nicht wie das ist? Dann erklär ich dir das mal“, Davis rutschte die zwei Plätze weiter zu ihr und begann gleich weiter zu erzählen. Yolei ließ ihn kurz, bis Willis etwas enttäuscht – wie sie erkennen konnte – neben Davis Platz nahm. Dann hob sie die Hände und unterbrach ihn, „Davis, ich hab Ken gefragt und du redest zu schnell und zu wirr.“ „Tu ich gar nicht…“ „Oh doch.“ Sie drehte sich zu dem Jungen auf ihrer anderen Seite, der sie schmunzelnd ansah. Da schoss ihr wieder die Röte in die Wangen. „K-kannst du es mir dann erklären?“, fragte sie erneut nach.
 


 

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„Kari, du willst nicht zufällig mit mir auf den Abschlussball gehen?“, Taichis Teamkollege lächelte sie verlegen an. „Mein lieber Takato …“, Tai legte von hinten die Hände auf die Schultern des Schwarzhaarigen, „… hast du gerade meine Schwester nach einem Date gefragt?“ „Oh … Tai“, Takato liefen einige Schweißtropfen das Gesicht runter, „nein … natürlich nicht … oh … ich glaube … ich werde … werde gerufen, bis dann Kari“ Nervös machte er sich zu den anderen auf und griff sofort nach seinem Trinken. Der Braunhaarige sah ihm noch hinterher und widmete sich dann seiner Schwester. „Was kann ich für dich tun?“ „Mum meinte, du hast nicht richtig gefrühstückt – was ich natürlich bemerkt hatte –, sie hat mir Kartoffelsaft für dich mitgegeben …“, Kari legte eine Pause ein und musterte ihn, bis er angewidert das Gesicht verzog. „Nein, oder?“ „Nein“, sie lächelte, „ich hab dir einen Smoothie gemacht, damit du was gesundes hast, damit du nicht umkippst, aber du solltest dazu noch Wasser trinken, also nicht alles auf einmal.“ Sie griff in ihre Tasche und zog ein kleines Fläschchen heraus. „Danke … danke, dass du mich nicht vergiften willst …“, er nahm sie dankend entgegen. „Keine Sorge, aber wirklich nicht alles auf einmal.“ Er lächelte sie an, „danke Schwesterchen“, er streckte eine Hand nach ihr aus, legte sie um ihren Hinterkopf. Taichi zog sie zu sich und drückte ihr einen Kuss auf die Haare. „Für alles“, murmelte er. „Ich bin nur froh, dass es dir wieder besser geht“, sie erwiderte sein Lächeln. „Nur wegen dir …“ „Nein … weil du dich endlich geöffnet hast, du hast darüber geredet und dich mit Matt ausgesprochen … Vergiss niemals, du hast Freunde … Freunde die für dich da sind, die zu dir halten … Du hast Menschen um dich herum, denen du wichtig bist, die sich um dich sorgen. Und sie werden immer hinter dir stehen, egal was passiert …“, sie machte eine Pause, „… außer du schläfst mit Sora, ohne dass Matt es weiß“, sie zwinkerte.

Er lachte auf, dann sah er an ihr hinunter und runzelte die Stirn. „Warte mal … du hast den Kartoffelsaft dabei?“ Fragend sah er sie an. Sie lachte auf, „ja … ich habe Mum nicht gesagt, dass ich dir was anderes mache, das hätte sie nur wieder aufgeregt …“, sie kratzte sich an der Wange, „… also musste ich das einpacken … aber ich leere es auf dem Nachhauseweg noch aus.“ „Nein“, er hob seinen Zeigefinger, „gib mir das“, er griff in ihre Tasche und zog die Flasche heraus.
 


 

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„Oh nein!“ „Was hast du?“ „Oh nein, oh nein …“ „Izzy, was ist los?“ Der Rothaarige war kreidebleich geworden. Er starrte entsetzt zu seinem besten Freund und seiner Schwester. Er hatte sie ebenso wie die anderen beobachtet. Dabei hatte er auch die Flasche bemerkt und diese Farbe würde er überall heraus erkennen. „Das ist Kartoffelsaft …“ „Was?“, Takeru beugte sich zu seinem Freund und sah dann zu dem Geschwisterpaar. „Das ist eine hochgradig giftige Mischung und sollte verboten werden …“ Die bloße Erinnerung an die braune Flüssigkeit löste in ihm Übelkeit aus. Es hatte sich in seinem Kopf gebrannt, wie er beide Gläser auf einmal leer getrunken hatte und dann schließlich über dem Balkongeländer gehangen hatte. Dieser Geschmack. Es schüttelte ihn bei dem Gedanken an den Geschmack. Wenn ihm auch nicht gleich schlecht war, dann doch als er diese Brühe in seinem Magen hatte und sein Bauch sich gegen den Saft sträubte. „Ach ja? So schlimm?“ „Der ist von ihrer Mutter und ich habe das Zeug einmal getrunken … wirklich … lasst die Finger davon!“ Koushiro bedachte die Jungen um sich herum mit einem langen Blick, bis sie schließlich nicken mussten.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Hey Takato“, rief Taichi seinem Kumpel zu. „Was hast du vor?“, flüsterte Hikari und sah in die Richtung des Schwarzhaarigen. „Er wird dich nicht noch einmal anmachen, dafür werde ich Sorgen“, zischte ihr älterer Bruder, lachte dabei aber, damit sein Teamkollege es nicht sah. „Was gibt’s?“ „Ich hab was für dich“, ohne ein weiteres Wort warf der Käpt’n des Teams die Flasche rüber, „aber trink es erst nach dem Spiel.“ „Oh, danke … und danke Kari“, Takato lachte sie an. „Danke“, murmelte Kari leicht genervt, „jetzt hasst er mich …“ „Nein, mich … ich hab es ihm schließlich gegeben … Aber mach dir keine Sorge, es geht hier nur um eine Darmreinigung“, er zwinkerte ihr zu, „aber er wird dich nicht mehr anmachen … und ich sollte dann“, er verabschiedete sich von seiner Schwester und lief zu seinen Kameraden. Sie sah ihm noch kurz nach, seufzte, dann wandte sie sich um und ging zurück. Damit sie sich nicht wieder an allen vorbei drängen musste, rutschten die Jungen einen Platz weiter, ganz zum Leidwesen von Davis. Sie setzte sich neben Cody, der sie sofort nach dem Kartoffelsaft fragte. Sie kicherte und auch Takeru musste lachen. „Cody, lass dir eins gesagt sein, sei froh, dass du bis jetzt das Essen von ihrer Mutter noch nicht essen musstest! Und … versuche es weiterhin zu vermeiden.“ Takeru bedachte den Jüngsten dabei mit einem langen Blick. „Ok“, gab er dann von sich. Das Mädchen lächelte den Blonden noch an, dann konzentrierte sie sich wieder auf das Geschehen auf dem Spielfeld. Ein Pfiff ertönte, damit ging das Spiel weiter.

Besuch


 

Sonntag, 21. Juli
 

Verwirrt starrte der Blonde seinen Freund an. In der Hand hielt er seinen Kaffee und die freie Hand lag an der Türklinke. Seine Augenbraue war etwas hochgewandert. Er wusste nicht, ob er noch schlief, oder doch schon wach war. Zur Sicherheit trank er einen Schluck Kaffee. Er schien wirklich wach zu sein.

„… es ist halt wirklich nervig … Jetzt hat er zwar gesagt, dass er hier wohnt … aber wieso kommt er immer noch jeden Tag mit zu mir? Ich meine … er hat ja schließlich sein eigenes Zimmer und sein eigenes Zuhause … aber trotzdem … er isst bei uns zu Mittag und dann bleibt er hier … wirklich … ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber meine Hausaufgaben würde ich dann doch lieber alleine machen. Außerdem schau ich danach meine Serien an, aber entweder schaltet er um oder kommentiert alles was sie machen und das nervt total.“ Daisuke schnaubte und hatte fünf Minuten lang ununterbrochen geredet. Er holte tief Luft und zuckte zusammen, als er das ‚Pling‘ des Aufzuges hörte.

Takeru sah zur Seite auf die Wetterstation. Dort war eine digitale Uhr eingebaut. „Auch dir einen schönen guten Morgen, Daisuke“, der Blonde hob die Tasse kurz ein Stück, als würde er anstoßen wollen. „Schön? Gut? Ich habe weder etwas von schön oder gut gesagt“, fing der Fußballer erneut an, „was denkst du, wann Willis gestern gegangen ist? Gar nicht! Er war gar nicht mehr aus meinem Zimmer zu bekommen. Ihm ist gegen drei Uhr aufgefallen, dass er doch mal schlafen gehen könnte. Aber selbst dann hat er sich nur zwei Schritte pro Minute bewegt … Ich konnte erst um vier Uhr ins Bett und als ich endlich im Bett lag, hat mein Handy die ganze Zeit vibriert … Ich bin völlig fertig … überhaupt nicht zum Schlafen gekommen … Ich habe glaube ich sechs Tassen Kaffee in mir, damit ich mich heute wach halten kann.“ „Gut, dann frage ich dich nicht, ob du eine Tasse willst“, Takeru nickte, „willst du aber nicht trotzdem rein kommen?“, er trat einen Schritt zur Seite und Daisuke stürmte regelrecht an ihm vorbei. Er war so schnell aus seinen Schuhen raus und im Wohnbereich gelandet, dass TK noch nicht einmal die Türe geschlossen hatte.
 

Langsam lief er ihm hinterher. Es war immer noch kurz vor acht und er war noch nicht so schnell – er brauchte heute etwas mehr Zeit um wach zu werden. Woran das lag, wusste der Blonde nicht, allerdings hatte er am vorherigen Tag noch lange mit Hikari telefoniert. Er freute sich, dass es ihr wieder besser ging. Das war einzig der Tatsache zu verdanken, dass sich Yamato und Taichi soweit wieder vertragen haben.

Seine beste Freundin war einfach zu aufgeregt gewesen und musste sich aussprechen. Dabei war ihm Miyako wieder eingefallen und ihre Bemerkung zu Hikari. Dass auch sie bei Jungen beliebt war. Er hatte mit stechendem Herzen zugesehen, wie ein Teamkollege von Tai sie angesprochen hatte. Tai hatte ihn verscheucht, also musste es eine tiefergehende Unterhaltung gewesen sein. Vor allem da ihr großer Bruder besagtem Teamkameraden auch noch den Kartoffelsaft gegeben hatte. Der Blonde war kurz davor gestanden sie danach zu fragen, allerdings hatte er sich nicht getraut. Und sie hatte nichts weiter dazu gesagt, sie hatte wirklich nur über ihren Bruder geredet. Aber sie hatte ihm das mit Sora und Matt erklärt – die gesamte Geschichte. Takeru verstand es nun endlich und er war froh, dass sie es ihm endlich erzählte. Er hörte ihr gerne zu, denn das war Zeit, die sie ihm widmete und niemand anderem. Bei dem Gedanken daran zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen ab.
 

Allerdings durchstieß Daisuke diese Illusion und verdrängte sie. Er redete wieder wie ein Wasserfall. Schnell schüttelte Takeru seinen Kopf und ging zu dem Braunhaarigen. Der Fußballer lief in dem kleinen Raum auf und ab. Der Ältere sah nach links und lächelte seine Mutter entschuldigend an, sie erwiderte es verständnisvoll. Sie kannte den aufbrausenden Anführer schon, aber sie hatte es noch nicht erlebt, dass ihr Sohn am Sonntagmorgen um acht Uhr Besuch bekam – zumindest nicht von ihm. „Davis … Davis … wieso setzt du dich nicht erst einmal“, versuchte Takeru ihn zu beruhigen. Der Kopf des Braunhaarigen schnellte in die Höhe und er blieb stehen, „wieso soll ich mich setzen? Ich stehe lieber … Aber ich muss jetzt wirklich mit dir reden … also … also Willis geht mir wirklich auf die Nerven“, fing er wieder von vorne an und erzählte seine Geschichte von eben erneut. Dabei sprach er, als würde er sterben, sollte er auch nur eine kurze Pause machen. Takeru wartete ab, bis er noch einmal von seiner letzten Nacht erzählt hatte, dann fiel diesem allerdings auf, dass er es schon einmal erzählt hatte. Daisuke hatte eigentlich auf die erneute Aussage gewartet, dass er keinen weiteren Kaffee bekommt.

Seufzend ließ er sich auf das Sofa fallen. Als er seinen Gedanken nach hing, fiel ihm auch auf, dass er ja eigentlich schon vor einigen Jahren hier in der Wohnung war. Dann ließ er sie weiter schweifen. Dabei fiel ihm etwas anderes ein, dass er auch schon hatte ansprechen wollen. Verwirrt sah er sich im Raum um, weil er Takeru nicht finden konnte. Doch kurz darauf kam er aus der Küche mit seiner Tasse und einem Glas. „Trink das“, meinte er nur. „Was ist das?“, Daisuke zog eine Augenbraue hoch. „Es ist Wasser, das sollte dir helfen wieder etwas ruhiger zu werden“, erklärte der Ältere. Er wurde immer noch skeptisch gemustert. „Wenn du das getrunken hast, dann trinkst du aber die gesamte Flasche leer“, mischte sich Nancy ein und stellte den Beiden eine Flasche hin, „Takeru, ich bin kurz unterwegs, dann könnt ihr euch auch in Ruhe unterhalten“, sie beugte sich näher zu ihrem Sohn herunter, „hab ein Auge auf ihn und gib ihm notfalls eine Kopfschmerztablette.“ Der Blonde nickte, „mach ich Mama, danke.“ Sie winkte noch und verließ dann die Wohnung.
 

Die Jungen saßen einige Zeit lang still auf dem Sofa. Sie hingen ihren eigenen Gedanken nach. „Ach ja“, fiel es Daisuke wieder ein und er schreckte auf. „Wie kommt es eigentlich, dass wir gestern auf dem Fußballspiel waren und es so war, als wäre es wie immer? Was ist mit der Prügelei von Tai und Matt? Ich meine … Ist jetzt einfach so alles wieder in Ordnung? Also ich finde das immer noch nicht in Ordnung… Wenn mein bester Freund eine Freundin hat, in die ich auch verliebt bin, dann wünsche ich ihm mit einem Lächeln alles Gute, aber ich prügle ihm doch nicht alles aus dem Körper und ignorier ihn dann …“, regte sich Davis auf.

Takeru schluckte, „so sind Matt und Tai einfach, Hauptsache ist doch, dass sie sich ausgesprochen haben und sie sich wieder verstehen. Wir waren dort, weil auch du dieses Spiel sehen wolltest und weil wir ihn anfeuern wollten. Wieso regst du dich so darüber auf, wenn es doch eigentlich nur die zwei etwas angeht beziehungsweise betrifft. Wie gesagt, sie haben sich ausgesprochen und du solltest dich damit zufrieden geben, das tue ich zumindest.“ „Wirklich? Du gibst dich einfach damit zufrieden?“, der Fußballer zog seine Nase kraus. „Ja, denn wenn du richtig aufgepasst hast, dann ging es Kari deswegen in letzter Zeit schlecht und seit sie sich vertragen, ist auch sie wieder bei besserer Laune … sollte dich das nicht auch freuen?“, er wusste, dass Daisuke darauf anspringen würde. Das tat er auch, denn er nickte, „stimmt, du hast Recht. Dann freut es mich auch“, er grinste breit. „Natürlich hast du deine eigenen Ansichten darüber, aber du solltest dir wirklich auch um andere Gedanken machen. Freundschaft ist oft irrational und die Beiden sind es auch. Du als Träger des Wappens und der Wappen beider, solltest dich etwas in sie hineinfühlen können. Es gab Zeiten, da haben sie sich genau so arg gestritten, dabei ging es nicht einmal um eine Frau und sie haben sich auch wieder versöhnt“, Takeru lächelte mild, als er an ihre erste Reise in die Digiwelt dachte. Ein Streit davon war der, dass Matt geglaubt hatte, Taichi wäre ihm ein besserer Bruder als er. Aber niemand könnte seinen großen Bruder ersetzen, so sehr er Taichi auch mochte.
 

Daisuke nistete sich bei dem Blonden ein. Er trank die komplette Flasche Wasser leer und wurde bald etwas ruhiger und auch träge. Sie redeten noch etwas weiter über ihre Gruppe. „Glaubst du, dass Yolei etwas …“, Davis stockte, „ich bin mir nicht sicher … aber … irgendwie glaube ich, dass Yolei ungestört mit Ken hatte reden wollen … oder irre ich mich … ich weiß nicht … aber ich habe das Gefühl, dass sie sich etwas zwischen mich und Ken drängt … Hast du das schon bemerkt?“ Er sah neugierig zu Takeru. Der Brünette lag halb auf dem Sofa der Takaishis. Takeru musterte ihn, er versank in Gedanken, natürlich wusste er, dass sie etwas von Ken wollte, aber das konnte er seinem Anführer schlecht sagen. Daisuke würde es vermutlich falsch verstehen und einen großen Trubel darum machen. Oder er würde gleich zu Ken rennen und es ihm erzählen. Yolei würde ihn danach hassen. Aber selbst wollte Daisuke die Wappenträgerin des Lichtes und dann hätte er weniger Zeit für Ken. Da wäre es dasselbe Problem, doch er wäre auf der anderen Seite, daher wäre es wieder ok. Er seufzte unmerklich, „nein, ich habe nichts bemerkt“, log er seinem Freund ins Gesicht. TK wusste, was er damit bezweckte. Er würde Daisuke beruhigen, er hätte weniger Sorgen und er selbst würde nichts ausplaudern, was er für sich behalten sollte. Falls dort etwas wäre, dann müssten die drei es unter sich klären. Der Blonde wollte sich nicht zu weit in die Probleme der anderen einmischen, da war er wohl wie Cody.
 

TK schmunzelte, als er bemerkte, dass Davis eingeschlafen war. Er holte eine leichte Decke aus dem Schrank und deckte ihn zu. Dann ging er in die Küche und machte sich noch ein kleines Frühstück. Das bestand aus zwei Toastbroten, einem Apfel und einem Joghurt. Er schenkte sich noch ein Glas Orangensaft ein und setzte sich dann an den Küchentisch. Das leise Schnarchen von Davis als Hintergrundgeräusch. Takeru zog sich die Zeitung heran und begann sie durchzublättern, während er aß. Als er Toast und Joghurt gegessen hatte, klingelte es erneut an der Tür. Verwirrt sah der Blonde auf. Wer jetzt wohl vor der Tür stand? Takeru wandte sich zu seinem Gast, der schlief immer noch und schnarchte nach wie vor. Vielleicht war es ja Willis, auf der Suche nach Davis. Der Blonde musste grinsen, das würde dem Braunhaarigen gar nicht gefallen. Aber er wusste auch gar nicht, ob er so einen stressigen Morgen gebrauchen konnte. Als es erneut klingelte, machte er sich zur Türe auf. Seine Mutter hatte immer einen Schlüssel dabei und Hikari würde sich vorher anmelden. Auch wenn es meist nur eine kurze Textnachricht war.
 

„Guten Morgen, Takeru“, ertönte Miyakos fröhliche Stimme, als er die Tür öffnete. „Guten Morgen“, gab er zurück. „Guten Morgen“, meldete sich nun auch Cody, „Yolei dachte sich, dass wir doch Karten spielen könnten, es ist zwar noch früh, aber sie ließ sich nicht wegschicken und war davon überzeugt, dass wir schon bei dir klingeln könnten.“ Der Jüngste musterte ihn und legte den Kopf schief, „was ist los?“, er merkte sofort, dass etwas anders an ihm war. Takeru lächelte, er hatte ab und an ein zu gutes Gespür dafür. „Kommt rein, aber seid leise, Davis schläft“, meinte er nur und trat zur Seite. Miyako machte große Augen, „Davis schläft bei dir? Wieso denn das? Und er schläft?“, auf ihrem Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Sie lief ohne Umschweife an ihm vorbei und schlüpfte aus ihren Flip Flops. Im Wohnzimmer angekommen sah sie über die Lehne der Couch. Ihr Grinsen wurde breit und schelmisch. „Darf ich ihn wecken?“, fragte sie mit einem diabolischen Kichern. „Lass ihn schlafen, Willis hat ihn die gesamte Nacht wach gehalten“, warnte Takeru und hoffte auf ein wenig Mitleid von ihr. Bei dem Namen des Blonden zuckte das Mädchen zusammen und sah sich erschrocken um, „er ist aber nicht hier, oder?“ „Nein, außer er hat sich an der Hauswand hochgehangelt“, zwinkerte er, „kann ich euch was anbieten?“ „Gerade nicht, danke“, Cody lächelte leicht. „Gut, ich lasse ihn schlafen“, seufzte Yolei. Sie fühlte mit Davis mit, dass Willis nervte verband die Beiden, so entschloss sie sich dieses eine Mal nett zu sein. „Wollen wir Karten spielen?“ „Uno?“, fragte Takeru nach und war schon auf dem Weg zu seinem Zimmer. Seine beiden anderen Gäste nickten und machten es sich schon einmal am Küchentisch bequem. Cody sah, dass sie ihren Freund beim Essen gestört hatten, als er zurückkam, erhob sich der Jüngste noch einmal, „entschuldige, wir haben dich vom Essen abgehalten“, und verbeugte sich. „Ach was, macht doch nichts“, lachte der Blonde, „mischst du schon einmal die Karten? Dann räum ich das noch kurz weg“, er drückte der Brillenträgerin die Karten in die Hand und sammelte den Teller und das Glas auf. Er trank es in einem Zug leer und brachte es in die Küche. Mit dem Apfel bewaffnet ging er zurück. Miyako hatte die Karten bereits ausgeteilt und war bereit zu spielen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Uno Uno“, rief die Lilahaarige aus und warf ihre letzte Karte auf den Stapel. Etwas polterte und die drei starrten zum Sofa. Stöhnend erhob sich der Braunhaarige und setzte sich auf das Sofa. „Was ist denn los?“, murrte Daisuke und sah sich verwirrt um. „Wann seid ihr denn gekommen?“, fragte er, als er Yolei und Cody entdeckte. „Vor etwa einer halben Stunde“, meinte der Jüngste. „Hab ich gar nicht bemerkt“, murmelte er. „Du bist eingeschlafen“, erklärte Takeru. „Ah … das erklärt einiges“, lachte Daisuke auf, „aber müsst ihr so laut sein?“, dabei bedachte er Miyako mit einem langen Blick. „Hey, wenn ich gekommen bin, hätte ich dich wecken können, aber das habe ich nicht, ich war nett!“, verteidigte sie sich, „nur um das mal gesagt zu haben!“
 


 

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Seufzend sah Ken aus dem Fenster. Er dachte lächelnd an den gestrigen Tag, als sie gemeinsam beim Fußballspiel waren. Gut, die erste Halbzeit hatte er mit sich selbst verbracht, doch als in der Pause Yolei zu ihm aufgerutscht war, hat sein Herz einen freudigen Hüpfer gemacht. Ihm war warm geworden und er konnte es im ersten Moment nicht ganz wahr haben. Allerdings war sie nur zu ihm gekommen, um nach ein paar Fußballregeln zu fragen. Das hatte seine anfängliche Hochstimmung etwas gedämpft. Aber sie hatte mit ihm geredet. Als ihm dann allerdings Daisuke unter die Arme gegriffen hatte, hatte sie ihn nur angeknurrt und fort gejagt. Also wollte sie es von ihm wissen. Vielleicht lag es auch daran, dass sie sich viel zu oft mit dem Braunhaarigen stritt oder vor ihm ihr fehlendes Wissen verbergen wollte, egal was es war, er hatte die Zeit genossen, als sie mit ihm geredet hatte.

„Ken, alles in Ordnung?“, seine Mutter legte behutsam einen Hand auf seine Schulter. Er schrak aus seiner Starre und sah sie leicht verwirrt an, „ja, wieso?“ „Du siehst bereits seit einer halben Stunde lächelnd aus dem Fenster. Worüber denkst du nach?“, ihre sanfte Stimme beruhigte ihn wieder und er musste wieder lächeln. Aber sollte er es seiner Mutter erzählen? Er würde es ja seinem besten Freund sagen, doch Davis hatte nur Augen für Hikari und lag sich mit Miyako immer in den Haaren. Er würde ihm bestimmt davon abraten, doch er mochte die Lilahaarige. Sie war aufbrausend und ein aktiver Mensch, aber vielleicht war gerade das es, was ihm so gefiel. Er selbst war einfach nicht so. „Ich hab an eine Freundin gedacht“, murmelte er und sah wieder aus dem Fenster. „Kenne ich sie?“ Er nickte, „Miyako…“ „Ach … das ist doch das lilahaarige Mädchen, sie kommt doch immer mit Daisuke, Takeru, Hikari und Cody, oder nicht? Geht sie nicht auch mit ihnen auf die Schule?“ „Nicht mehr, sie ist eine Klasse über Davis. Und jetzt im ersten Jahr auf der Oberschule.“ „Dann ist sie ja älter als du … das sieht man ihr gar nicht an“, sie lächelte ihren Sohn an, „magst du sie?“ Sein Körper versteifte sich und Ken merkte, wie sich seine Wangen leicht röteten, verlegen sah er zur Seite, „ich glaube schon“, murmelte er. „Das ist ja schön“, sie zog ihn in eine Umarmung, „ich freu mich für dich.“ „Ja …“, meinte er dann weniger motiviert. „Was ist denn? Was hast du?“ „Ein Junge aus Amerika ist hier … er scheint sie auch zu mögen“, murmelte der Junge leise. Seine Mutter schob ihn etwas von sich und lächelte ihn liebevoll und aufmunternd an, „ach Ken … mag sie ihn den mehr?“, sie streichelte ihm sanft über die Haare. Der Schwarzhaarige konnte jedoch nur mit den Schultern zucken. „Gestern hatte sie mir eine Frage gestellt, obwohl Davis sie ihr auch hätte beantworten können und als er sich einmischte, hatte sie ihn unterbrochen und gesagt, ich solle es ihr erklären.“ „Na siehst du … ich glaube … sie mag dich auch … sie wird sich schon für das richtige entscheiden …“, seine Mutter beugte sich zu ihm rüber und drückte ihm einen Kuss auf die Haare. „Danke … Mama“, murmelte er, als sie ihn wieder in Ruhe ließ. Ken wandte sich wieder um und starrte aus dem Fenster.

Würde sie sich für das richtige entscheiden? Und mochte sie ihn wirklich? Es waren die Zweifel die ihn quälten. Er wusste nicht, ob das nicht vielleicht doch nur einfach Interesse war, weil sie Freunde waren. Und sie es sich von Davis nicht hatte erklären lassen wollte, weil sie sich so oft stritten. Er seufzte. Das war zu viel für ihn. Diese Gedanken lösten Kopfschmerzen bei ihm aus. ‚Was sie heute wohl tat?‘, schoss es ihm durch den Kopf. Er schüttelte diesen. Es stimmte ihn traurig, dass er auf eine andere Schule ging, wie alle anderen, sie waren sich jeden Tag so nah und er war nicht dabei. Sah sie nur am Wochenende wenn sie sich trafen. Einzig mit Davis verabredete er sich unter der Woche und dann spielten sie meistens Fußball. Jetzt waren Ferien, so hoffte er, dass er öfters etwas mit den anderen Digirittern unternehmen konnte. Ein Lächeln schlich sich dabei wieder auf seine Lippen. Bis jetzt stand nur das Picknick am 1. August. Aber vielleicht traf er sie auch davor noch einmal.

Das erste Mal


 

Dienstag, 23. Juli
 

„Mimi, ich glaube, ich drehe gerade durch“, jammerte Sora und kaute nervös auf ihren Fingernägeln herum, „was soll ich nur machen? Ich meine, was soll ich anziehen? Was soll ich für die Nacht mitnehmen? Was erwartet er? Was erwarte ich? Werde ich bei ihm im Bett schlafen oder auf einer extra Matratze oder gar im Wohnzimmer?“, Sora machte ohne Punkt und Komma weiter. Sie löcherte ihre Freundin mit Fragen und ließ ihr keine Zeit zu antworten. Doch als die Braunhaarige zu kichern begann, stoppte das Mädchen doch, „was?“, fragte sie die Jüngere.

„Sora, mach doch nicht so einen Stress. Es wird sicher ganz schön. Je weniger du dir Gedanken oder Sorgen machst, desto besser ist es für dich und auch für ihn“, versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen. Das war ihr vollkommener ernst. Schließlich hatte sie schon ein paar Freunde gehabt. Daher hatte sie Sora wohl auch angerufen. „Aber …“ „Kein aber … jetzt atme tief durch und beruhige dich … Wie viel Zeit hast du noch?“

„Zwei Stunden“, murmelte Sora bedrückt. „Na siehst du, jetzt trinkst du erstmal noch etwas und dann packst du deine Sachen zusammen und hast sogar noch Zeit …“ „… viel nachzudenken“, die Orangehaarige sah zur Seite. Sie saß auf ihrem Bett und war vollkommen unmotiviert. Vor wenigen Tagen hatte Matt sie gefragt, es war kurz nach Tais Fußballspiel gewesen. Sie wäre auch mitgegangen, doch an diesem Tag war sie mit Mimi unterwegs gewesen, die ihre Aufmerksamkeit verlangt hatte. Auch hatte es sie überrascht, dass er zu dem Spiel ist und erst recht, dass er sich wieder mit Taichi vertragen hatte. Als Mimi davon erfuhr, war auch sie halb ausgerastet. Sie hatte mit einem Mal durch den kompletten Laden geschrien und sich über den Braunhaarigen aufgeregt, dass er ein Idiot sei und es nicht verdiente, dass sie sich vertrugen. Verwirrt hatte Sora versucht gehabt sie wieder zu beruhigen. Erst nach einer halben Stunde hatte sie es geschafft, nachdem sich auch die Angestellten darüber beschwert hatten.

„Ja, aber ich lasse dich in Ruhe“, seufzte Sora dann, „wir sehen uns dann am Freitag.“ „Aber heute ist erst Dienstag … ich kann nicht so lange warten, du musst mir davor erzählen wie es war“, quengelte nun Mimi. Die Ältere schmunzelte, „ich werde dir oder euch alles am Freitag erzählen.“ „Na gut“, seufzte die Braunhaarige, „viel Spaß dir dann und treib es nicht zu bunt“, kichernd legte sie auf. Mit großen Augen hörte Sora noch einige Sekunden dem ‚Tuten‘ des Telefons zu. Was wollte die Jüngere damit sagen? Heißt das, dass Matt Sex erwartete? Nervös biss sie sich auf den Finger. Zischend zog sie die Luft ein und machte sich in Richtung Bad auf, sie wollte davor noch duschen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Seufzend ließ sich Sora auf das Bett fallen. Sie war frustriert. Mimi hatte sie nicht beruhigen können und das Mädchen wusste immer noch nicht es anziehen sollte. Dabei war es nicht unbedingt wichtig, was es war. Schließlich war sie sich schon oft mit Matt unterwegs gewesen, sie waren ein Paar, da war es nicht verwunderlich. Sie hatte schon einmal bei Matt geschlafen, doch heute schien es irgendwie besonders. Er versprach ihr einen schönen Tag und dann würde sie bei ihm schlafen. Sie würde dabei auch seinem Vater begegnen. Sie kannte ihn schon, doch sie hatte ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Und seit sie ein Paar waren, hatten sie sich ihre Eltern nicht offiziell vorgestellt. Ihre Mutter hatte den Jungen des Öfteren gesehen, doch ihr Vater war kaum Zuhause und der würde ihn vermutlich eines Tages dann in die Mangel nehmen wollen. Bei dem Gedanken musste sie sowohl schmunzeln, aber erneut auch Seufzen. Es bereitete ihr Kopfzerbrechen, aber nun musste sie erst einmal ihr jetziges Problem lösen. Sie brauchte etwas zum Anziehen und dann musste sie noch ihre Tasche für die Nacht packen.

Sora war sichtlich nervös. Seit einer halben Stunde starrte sie ihren Kleiderschrank an. Dabei hatte sie noch eine Viertelstunde Zeit, dann würde Matt sie abholen. Ächzend erhob sie sich und ging zu dem Schrank. Sie zog sich lustlos ein weißes Kleid heraus. Erstaunt stellte sie fest, dass es eines ihrer eigenen war. Vor etwa einem Jahr fing sie an sich teilweise Kleidungsstücke selbst zu nähen. Manche dabei gefielen ihr richtig gut und ihr machte es Spaß zu designen und das Nähen der Sachen. Das war auch der Grund, weshalb sie sich auf der Modeschule beworben hatte. Sie hatte sich dazu entschlossen Designerin zu werden. Auch wenn nur geringe bis keine großen Chancen bestanden, da nur die wirklich guten Designer berühmt wurden, doch sie wollte es versuchen und dafür kämpfen.

Mit einem milden Lächeln sah sie auf das Kleid. Sie hatte ihre eigenen Sachen bisher nie groß getragen, kaum jemand wusste, dass sie sich selbst etwas entwarf. Und selbst wenn sie etwas von sich trug, dann sagte sie niemandem woher sie es hatte. Eilig zog sie es sich über. An diesem Kleid hatte sie ihre Freude gehabt. Es war weiß, hatte kurze Ärmel – der Stoff dort war leicht durchsichtig –, die durch ein Gummiband an den Ärmeln aufgeblasen erschienen. Der komplette obere Teil bis zur Taille bestand aus einem gerafften Stoff, der dadurch elastisch war. Der Ausschnitt war V-förmig und nicht besonders tief. Ab der Taille fiel der Stoff locker und leicht über ihre Hüften, bis zu den Knien. Es war, als wäre dort kein Stoff. Er war hauchdünn, aber nicht dursichtig. Bevor sie den unteren Stoff allerdings vernäht hatte, hatte sie sich dort mit roter, orangener, blauer und brauner Stofffarbe ausgetobt. So waren auf dem unteren Teil Farbkleckse verteilt, nicht zu viel, nur ein bisschen. Mit einem schwarzen Stift – ebenso Textilfarbe – hatte sie noch ein paar Muster um diese Farbe gemalt und Blätter und Blüten leicht angedeutet.

Sie drehte sich vor dem Spiegel und besann sich dann darauf, dass Yamato gleich hier sein würde. Eilig zog sie eine etwas größere ihrer Handtaschen hervor. Sie packte sich Shorts, ein Top, sowie Zahnputzsachen, Deo und Parfüm ein, dann noch eine kurze Hose und ein Shirt für den nächsten Tag. Darauf legte sie ihren Geldbeutel, ihr Handy, sowie ihr Digivice und das D-Terminal – beides trug sie immer bei sich. Ohne die zwei kleinen Geräte fühlte sie sich hilflos und schutzlos. Es war als würde etwas fehlen. Sie lief schnell ins Bad und bürstete sich die Haare, dann legte sie sich noch einen Duft auf, von dem sie wusste, dass er Matt gefiel. Als letztes machte sie sich noch die silberne Kette um, welche sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Den Anhänger daran hatte Mimi ihr einmal gegeben. Es war ein kleiner Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. Um ihr Handgelenk legte sie sich eine Armbanduhr. Sie war vergoldet, recht zierlich und etwas zu weit für ihr Handgelenk, sodass sie immer hin und her rutschte. Sora störte das mittlerweile aber nicht mehr, sie hatte sich daran gewöhnt.
 

Gerade als sie aus dem Bad trat, klingelte es an der Tür. Sie zuckte zusammen und starrte panisch die Haustür an. Schnaufend versuchte sie zur Ruhe zu kommen, da klingelte es erneut. „Sora, gehst du bitte an die Tür?“, rief ihre Mutter durch die Wohnung, sie stand gerade in der Küche. Aufgeschreckt sah sich das Mädchen um, „ja“, mutlos ließ sie den Kopf hängen und ging zum Eingang. Sie holte tief Luft, richtete sich auf und öffnete die Tür. Yamato lächelte sie liebevoll an, als er sie dahinter stehen sah, „hey“, meinte er kurz angebunden. „Hi“, begrüßte ihn Sora und sofort legte sich ein leichter Rotschimmer auf ihre Wangen. Beide sahen sich etwas schüchtern an. Matt war das von sich gar nicht gewohnt, hatte er doch schon ein paar One-Night-Stands gehabt und auch Freundinnen. „Bist du fertig?“, fragte er nach. „Ja, warte, ich hole noch schnell meine Tasche“, Sora biss sich auf die Lippe und drehte sich schnell weg. ‚Er hatte gar nichts zu ihrem Kleid gesagt‘, ging es ihr durch den Kopf. Eilig lief Sora in ihr Zimmer, schnappte sich die Tasche und hängte sie sich um die Schulter.

„Mama?“, sie streckte ihren Kopf in die Küche, „ich bin dann weg …“, sie machte eine kurze Pause, „… ich komm dann morgen wieder …“ Bei dem Gedanken wurden ihre Wangen leicht rot. „Gut. Weißt du schon wann?“, neugierig sah sie sie an. Doch das Mädchen schüttelte den Kopf. „Sora, du weißt, dass ich dich liebe und dass du vorsichtig sein sollst“, prüfend blicke Toshiko zu ihrer Tochter, „mache nichts, was du nicht auch willst …“ „Mama“, quietschte das Mädchen und mit einem Schlag war ihr gesamtes Gesicht rot. „… ich will nur, dass du vernünftig bist …“, die Schwarzhaarige erhob sich langsam und ging zu ihr, „… ich mach mir doch nur Sorgen um dich …“ „Aber Mama …“, Soras Augenbrauen zogen sich zusammen. Toshiko lächelte sanft, „ich bin ja schon still“, sie nahm ihre Tochter in den Arm und konnte so in den Gang schauen, „hallo Yamato“, richtete sie an den Blonden. Er wartete ganz geduldig vor der Tür, „guten Tag Frau Takenouchi“, er neigte seinen Kopf leicht. Sie lächelte, „du bist immer so freundlich“, bemerkte sie und entließ ihre Tochter aus der Umarmung. Sie ging näher an die Haustür heran, „und du passt mir gut auf meine Sora auf?“ „Aber natürlich“, Yamato richtete sich auf, „ihr wird nichts passieren.“ „Gut“, sie lächelte. „Also Mama, als würde etwas passieren“, die Orangehaarige ging an ihr vorbei und zog sich ihre Sneaker an. „Man kann nie wissen“, Toshiko zuckte mit den Schultern, „und sei froh, wenn ich dein Vater wäre, würde er das sagen und dann wäre es euch noch unangenehmer“, sie zwinkerte den beiden Jugendlichen zu. Sora legte den Kopf schief, als sie ihre Mutter betrachtete, da musste sie allerdings zustimmen. „Dann hast du wirklich Glück“, lächelte sie in Matts Richtung. „Bis morgen dann. Ich wünsch euch viel Spaß“, verabschiedete sich ihre Mutter von den Beiden.
 


 

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„Entschuldige bitte“, lachte Sora. Sie gingen durch die dämmrige Stadt. Die untergehende Sonne färbte den Himmel orange. „Ach, so sind Eltern“, lächelte er. Er war nervös. Schließlich hatte er noch nie eine so ernste Beziehung gehabt. Dann war da immer noch die Sache mit Taichi, die ihm Sorgen bereitete. Aber er liebte Sora. Über alles. Sie war die wichtigste Person in seinem Leben und das machte ihm etwas Angst. Er würde alles für sie machen. Das machte ihm noch mehr Angst. Schließlich waren die einzigen Personen, für die er das sonst machen würde, Takeru und Taichi. Lautlos seufzte er und suchte Halt, er griff nach ihrer Hand und fühlte sich augenblicklich besser. Es war, als würde sie ihm Kraft schenken. Überrascht sah Sora auf. Er war wohl genau so nervös wie sie. Sie ging ihren nächsten Schritt etwas schneller, sodass sie gegen seinen Arm stieß. Sie fasste auch mit ihrer zweiten Hand danach und klammerte sich an ihn. Ihren Kopf legte sie auf seine Schulter. Sora genoss die Wärme des Älteren. Sie wusste, dass er immer für sie da war. Doch dann blieb sie stehen, „was machen wir eigentlich?“, sie hatte das zuvor gar nicht mit ihm besprochen. Lächelnd drehte er sich langsam zu ihr um, „willst du dich nicht überraschen lassen?“, neckte er sie. Schmollend, aber nachdenklich, betrachtete sie ihn. Sie überlegte, ob sie es wissen wollte oder doch nicht. Beide Seiten waren reizend. Aber sie wollte Yamato seinen Spaß lassen. „Gut, lass uns weiter gehen“, beschloss sie, damit sie auch weiter gehen konnten. „Gut, wir sind nämlich spät dran“, lächelte er und zog sie eilig mit sich. Bis er schließlich vor dem Kino stehen blieb. „Kino?“, er nickte auf Soras Frage.
 


 

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„Der Film war toll … Woher wusstest du, dass ich da rein wollte?“, sie drehte sich strahlend zu ihm herum. Yamato lächelte sie zufrieden an. „Ich höre dir eben zu“, er zuckte mit den Schultern. „Heißt das etwa, ich höre dir nicht zu?“, sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch. „Das habe ich nicht gesagt, aber alles was ich jetzt sage, ist falsch, nicht wahr?“, zweifelnd sah er sie an. „Das stimmt“, lachte sie auf und legte ihre Arme um seinen Hals. „Das war toll … Danke“, sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und wollte sich wieder von ihm lösen. Allerdings hielt er sie auf und presste seine Lippen auf ihre. Wenn, dann wollte er schon einen richtigen Kuss. Nur zu gern erwiderte sie diesen und ließ seine Zunge in ihren Mund, als er mit dieser über ihre Lippen strich. Ihre beiden Zungen tanzten umeinander, doch dann unterbrach sie den Kuss. Ihre Wangen hatten sich leicht gerötet und etwas beschämt starrte sie zu Boden. „Nicht in der Öffentlichkeit“, murmelte sie verlegen. Yamato lächelte, „na gut, aber später“, murmelte er und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Stirn, „jetzt gehen wir was Essen.“

Matt legte einen Arm um das Mädchen und führte sie die Straße weiter. Er steuerte ein kleines Café an, in diesem war er mit Takeru öfter einmal. Mit Sora hatte er noch nicht die Gelegenheit gehabt dorthin zu gehen. Es glich einem Wintergarten. Zur Straße hin war es ein normales Café, abends eine Bar und hatte auch ein kleines Restaurant. Hinten, wo es zum ruhigen Bereich ging, war es ein kleiner Glaskomplex. Genau dorthin führte Yamato sie. Sie setzten sich an einen kleinen, runden Tisch, direkt neben der Glasfront. Verlegen blickte Sora auf den Tisch, ihr Freund war einfach süß. Zuerst hatten sie im Kino gekuschelt und jetzt saßen sie hier zum Essen. Dabei liebte sie auch sein selbstgekochtes Essen. Aber Sora verstand, dass er das an einem solchen Tag nicht tun wollte und sich ganz ihr widmen wollte. Sie war immer noch überrascht, dass er das einfach vorgeschlagen hatte. Sie liebte ihn.
 


 

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Das Paar saß noch eine ganze Weile nach dem Essen in dem Café. Sora trank noch einen Cocktail und Yamato ein Bier. Sie unterhielten sich über alles Mögliche. Ihre Interessen, ihre Freunde, seine Musik, ihr Tennistraining. Doch als es kurz nach neun Uhr war, entschlossen sie sich aufzubrechen. Ihr Weg führte sie direkt zu Yamato. Mit jedem Meter den sie näher kamen, wurde sie nervöser. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und so hoffte sie, dass er es nicht bemerkte. „Alles in Ordnung?“, wollte er lachend von ihr wissen, als er ihren stockenden Atem bemerkte. „Ja, klar“, lachte sie ebenso. „Du kennst meinen Vater doch“, grinste er, „da musst du nicht nervös sein.“ „Ich bin nicht nervös!“, empörte sie sich. „Doch, das hab ich genau gesehen“, er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Sie lächelte und ging dann weiter freiwillig mit. Als sie in der Wohnung ankamen, hatte Sora ihren Höchststand an Nervosität erreicht.

Das Mädchen folgte dem Musiker zögerlich in den Wohnraum. Dort stand sein Vater und suchte hektisch ein paar Dinge zusammen. „Hallo Papa“, grüßte Matt. „Guten Abend, Herr Ishida“, Sora verbeugte sich leicht. „Oh, hallo Kinder, ihr seid etwas spät“, meinte Hiroaki und betrachtete sie einen Moment etwas gehetzt, „es tut mir leid, ich würde mich gerne länger mit euch unterhalten, aber ich muss leider noch einmal ins Studio.“ „Was? Schon wieder?“, Yamato zog eine Augenbraue nach oben, „was ist denn jetzt schon wieder?“ „Ach, es sind Aufnahmen verloren gegangen und wir wollen versuchen sie noch zu retten. Du kennst das ja, bei mir lassen sie es immer als erstes aus“, lachte der Mann leicht. „Das ist aber nicht so toll … vor allem noch um diese Uhrzeit“, meinte Sora. „Das stimmt, Sora“, lachte Herr Ishida auf, „aber dagegen kann ich wohl nichts tun. Ich wünsche euch viel Spaß und stellt mir nichts an“, Hiroaki zwinkerte ihnen zu.

Sora fühlte sich glatt zurück versetzt, als auch ihre Mutter sie darauf hingewiesen hatte. Ihre Wangen röteten sich und sie starrte beschämt zu Boden. Daraufhin lachte Yamatos Vater und klopfte seinem Sohn auf die Schulter, „dann geh ich mal …“, damit verschwand der Mann aus der Wohnung und ließ die zwei 18-jährigen allein in der Wohnung zurück. Der Musiker sah zu ihr und lachte leise auf. Das löste die Jüngere aus ihrer Starre und verwirrt sah sie ihn an, „was ist denn?“ „Ach nichts“, schmunzelte er und wandte sich an sie, „was magst du machen?“ Er legte seine Arme um sie und zog sie an seinen Körper. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust, würd es jetzt … wollte er … Sora konnte keinen klaren Gedanken fassen. Natürlich hatte sie Sex schon im Fernsehen gesehen und in Büchern gelesen. Sie hatten es in der Schule durchgenommen und natürlich hatte sie viel von Taichi und Yamato mitbekommen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, Yamato hatte schon Mädchen vor ihr gehabt. Er hatte Erfahrung – sie nicht. Sora legte ihre Hände auf seine Brust und starrte diese an. Der Blonde verzog seinen Mund, es kam ihm so vor, als würde etwas mit ihr nicht stimmen, „hey, was ist denn los?“ Doch sie reagierte nicht darauf. „Na los, komm mit“, Yamato nahm ihre Hand und zog sie mit sich in sein Zimmer. Es war aufgeräumt – wie sonst auch immer. Der Träger des Wappens der Freundschaft war das genaue Gegenteil von Taichi. Der Braunhaarige brauchte vier schriftliche Einladungen, dass er auch nur eine Sache verstaute.
 

„Lass uns einen Film schauen“, meinte er und führte sie zu seinem Bett. Damit verursachte er in ihr allerdings einen halben Panikanfall. Sie sah das Bett als riesiges Monster vor sich. Ein Monster, welches sie auffressen wollte. Aber sie machte es sich darauf bequem, zuvor stellte sie allerdings noch ihre Tasche ab, während er zu seinem Fernseher lief und ein paar Filme aus dem Regal darunter hervor zog. Yamato trat wieder zu ihr und hielt ihr die drei Filme hin. Auffordernd blickte er zu ihr und wartete auf eine Wahl. ‚Django Unchained‘, ‚Red Dawn‘ und ‚Silver Linings‘. Beim letzten Titel hob Sora eine Augenbraue nach oben. Das zählte eher weniger zu seinem Repertoire. „Ich finde ihn gelungen und sozial gesehen sehr interessant“, verteidigte sich der Blonde. Soras Stirn zog sich kraus, „wer bist du und wieso drückst du dich so aus?“ Es kostete das Mädchen viel Kraft, ihn weiterhin ernst anzusehen. So konnte sie kurz darauf ihr Lachen nicht mehr zurück halten und begann zu kichern. Yamato fiel mit ein. „Ich kann auch sensibel sein“, murmelte er, dabei zog er einen Schmollmund. „Gut, dann will ich ihn sehen, mein Sensibelchen“, lachte sie. Er grinste, „wie du willst …“, er zuckte mit den Schultern und legte den Film ein. Die Orangehaarige sah auf die Uhr, es war mittlerweile kurz vor zehn. Ein leiser Seufzer entglitt ihr, aber es gab ihr Zeit. Zeit die sie sich noch weiter quälen konnte. Sora rutschte an die Wand, sodass sie sich dort anlehnen konnte. Nervös knabberte sie an ihren Fingernägeln und ließ Matt dabei nicht aus den Augen. Er machte es sich neben ihr bequem, nachdem er das Licht ausgeschalten hatte und legte einen Arm um ihre Schultern. Das Herz des Mädchens schlug immer schneller. Er war ihr so nah, sie saßen auf einem Bett und sie waren allein.
 

„Sora, was ist los? Du hast doch irgendwas“, Yamato beäugte seine Freundin besorgt. Er wunderte sich, dass sie schon die ganze Zeit so still war. Irgendetwas schien sie zu bedrücken, das spürte er. So ließ er den Film sein was er war und widmete sich ihr zu. Das machte sie aber nur noch hibbeliger. „N-nichts …“ „Doch, wir reden jetzt, du bist anders als sonst …“ Das Mädchen neben ihm seufzte, „… ich bin etwas nervös“, sie senkte ihren Kopf und spielte mit ihren Fingern. „Wieso denn?“, verwirrt dachte er nach. Aber er hatte einen Gedanken, der sich langsam in seinem Kopf formte. Sie wurde schließlich erst nervös, als sie sich seinem Wohnkomplex genähert hatten. Er schmunzelte dabei. „Du musst nicht nervös sein …“ Ertappt sah sie auf, „… aber du … und Taichi … ihr … ihr …“ Jetzt verstand Yamato auf was sie hinaus wollte. Ein mildes, liebevolles Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Das liebte er an ihr, sie konnte sich wegen allem Sorgen machen. „Ach Sora …“, er zog sie zu sich und drückte ihr seine Lippen auf die Schläfe, „… du bist süß … aber mach dir bitte keine Sorgen … ich …“, jetzt wurde auch er etwas nervös, „… ich mach doch gar nichts … und …“, er kam auf eine Idee, „… ich bin wirklich entsetzt, dass du nur an das Eine denkst“, dabei griff er sich bestürzt an die Brust. Er schaffte, was er mit dem Spruch erreichen wollte. Sora lachte leise auf. „Danke“, murmelte sie und sah ihm in die blauen Augen. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben, während sie nicht von seinen Augen ablassen konnte. Aber auch er wandte sich nicht ab.

Ihr Herz schlug ihr wild in der Brust, „Matt …“, fing sie leise an, doch wie von selbst kam er langsam auf sie zu und sie schaffte es nicht, weiter zu sprechen. Sie spürte ihr Blut rauschen und ihr Herz raste mittlerweile und sie bemerkte ein Pochen überall in ihrem Körper. Dazu kribbelte es in ihrem Bauch. Yamatos Lippen waren leicht geöffnet, als er seine auf ihre legte. Seine zweite Hand legte er an ihren linken – von ihm abgewandten Oberschenkel. Der Musiker hatte es nicht gewollt, er wollte sich wirklich zurückhalten, doch, nachdem sie so verunsichert neben ihm gesessen hat, sie war so süß. Er konnte sich nicht zurückhalten, obwohl er sie wirklich zu nichts zwingen wollte. Allerdings wehrte sich Sora nicht, sie ließ es zu. So packte er sie fester und zog ihren Körper zu sich auf den Schoß. Seine Hände wanderten von selbst auf ihre Hüften. Ihre Hände legte sie an seine Halsbeuge. Die Orangehaarige war wirklich nervös, jetzt geschah es doch, aber sie spürte, wie sie mehr und mehr danach verlangte. Seine Zunge in ihrem Mund, seine Lippen auf ihren, seine Hände an ihren Hüften und dann saß sie noch auf ihm. Nach einem langen, innigen Kuss, den beide nur ungern beenden wollten, sah sie mit lustverschleierten Augen in seine. „Yamato …“, flüsterte sie. „Alles okay?“, besorgt sah er zu ihr auf, „wir müssen das nicht tun …“ Sie schmunzelte, „… i-ich … ich wollte sagen, dass ich dich liebe …“, flüsterte die Jüngere. Ihre Wangen glühten. „Ich liebe dich auch“, lächelte er sie an, „… weißt du … dass du wunderschön bist?“, er strich ihr einige Haare hinters Ohr, von dort ihre Wange hinunter und den Hals entlang. Sora bebte unter dieser einfachen Berührung und schloss die Augen. Der Blonde verfolgte seine Hand, wie sie weiter über ihre Schulter strich. Er sah vorsichtig in ihre Augen. Seine Hand fuhr ihren Oberkörper entlang – über ihre Brust. Er fühlte sie zum ersten Mal mit der Hand und er sah, wie sie unter der Berührung leise aufstöhnte. Yamato lächelte. Er umfasste die Jüngere mit beiden Händen und legte sie auf sein Bett. Der Musiker beugte sich über sie und sah ihr in die Augen. Sie nickte und so legte er wieder seine Lippen auf ihre.
 

Soras Körper drückte sich dem des Größeren entgegen. Sie hätte nicht gedacht, dass das Mädchen sich so danach sehnte. Er kam der Bitte nur zu gern nach, sodass er seinen Körper gegen ihren presste und löste sich schließlich von ihrem Mund. Yamato küsste sich eine Spur zu ihrem Hals und entlockte ihr so ein weiteres Stöhnen. Schelmisch begann er zu Grinsen. Es gefiel ihm, dass er ihr solche Töne entlocken konnte. Seine Hände wanderten dabei ihren Körper hinunter und wieder drückte sie sich seinem Körper und seinen Händen entgegen. Da löste der Blonde sich von ihr und rutschte wieder zu ihr hoch, er achtete darauf, dass eines seiner Beine zwischen ihren war. Er zog sich zu ihr hoch, damit er ihr in die Augen sehen konnte. „Du siehst wirklich wunderschön aus“, murmelte er, „das ist eines deiner selbstgenähten Kleider, oder?“ Er lächelte sie liebevoll an. Sora konnte ihre Augen nicht vollständig öffnen. Sein Bein drückte er bewusst stärker zwischen ihre Beine, so brachte sie es lediglich zu einem Nicken. Er beugte sich wieder zu ihr runter und nahm ihren Mund ganz für sich ein, während seine Hand langsam an ihrem Bein unter das Kleid wanderte. Yamato spürte, wie sie sich anspannte. So ging er nah an ihr Ohr heran, „ich bin ganz vorsichtig …“ Der Blonde merkte nun auch, wie sie sich wieder entspannte. Ganz vorsichtig glitt seine Hand unter ihr Höschen. Er konnte es kaum erwarten, jeden Zentimeter ihres Körpers zu erkunden. Da stöhnte sie wieder auf, als er ihre feuchte Mitte erreichte.

Gespräch


 

Freitag, 26. Juli
 

„Guten Morgen“, grüßte Hikari Miyako und ließ ihre Freundin herein. „Morgen“, lächelte die Lilahaarige und zog sich gleich die Schuhe aus. Sie folgte der Jüngeren in die Wohnung und in ihr Zimmer. In diesem warteten bereits die beiden älteren Mädchen. Sie saßen dann zu viert auf dem Boden. Kari hatte bereits Getränke und sogar Gebäck geholt. „Selber gemacht?“, Yolei zeigte misstrauisch darauf. Die Jüngste lachte auf, „ja, aber von Mimi …“ „Oh … gut“, lachte nun auch die Brillenträgerin, „gut … wirklich … gut …“ „Was ist los, Yolei?“ „Ach nichts“, sie nahm sich schnell einen der Kekse und steckte ihn sich jetzt in den Mund, „… Sora …“, hustete sie, „… erzähl doch mal, wie war dein Date?“ Sofort schnellte Mimis Kopf in die andere Richtung und fixierte die Orangehaarige. Die Augen der Tennisspielerin wurden groß und musterten die Lilahaarige. Sie hatte gehofft noch etwas Zeit zu haben, allerdings seufzte sie dann und ergab sich. Würde sie auch nicht gleich anfangen, dann würde Mimi sie noch den gesamten Tag nerven, schließlich nervte sie diese schon die gesamte Woche. Langsam begann sie zu erzählen, wie ihre Mutter sie noch warnte, sie dann ins Kino gegangen waren, dann zum Essen und schließlich bei ihm gelandet waren. Immer wieder wurde die Älteste von den anderen Mädchen unterbrochen. Sie stellten mal mehr – mal weniger wichtige Fragen. „Wie war es im Kino?“ „Hatte er dich im Arm gehalten?“ „Was habt ihr gegessen?“ „Über was habt ihr geredet?“ „Wo seid ihr entlang gelaufen?“ „Habt ihr Sex gehabt?“ Bei der letzten Frage sah Sora schockiert zu ihrer besten Freundin, diese grinste breit und schelmisch. Die Ältere wusste, dass ihre Freundin bereits Erfahrung hatte, sie hatte ihr über die Telefonate immer erzählt, was in ihrem Leben vor sich gegangen war. Sora versuchte einen Satz hervorzubringen, doch sie konnte nur stottern.
 

„Gib ihr doch eine Minute“, lachte Hikari auf, „ich hol noch was zu trinken.“ Die Braunhaarige nahm die leeren Flaschen und wollte aus der Küche neue holen. Als sie das Zimmer verließ, lief sie prompt Taichi in die Arme. Mit großen Augen sah sie ihn an, schloss die Türe eilig hinter sich und zog ihn mit sich in die Küche. Sie hatte genau gesehen, dass er nicht gerade eben aus seinem Zimmer gekommen war, oder zufällig dort gestanden war. „Wieso lauschst du an der Tür?“, sie krallte sich in seinen Arm. Langsam wurde es ihr zu viel, sie hatte wirklich gedacht, dass er sich gefangen hatte. „Zufall“, er zuckte mit den Schultern und versuchte ihre Fingernägel zu ignorieren. „Das glaubst du doch wohl selber nicht“, sie stellte die Flaschen weg und nahm sich ein paar neue aus dem Kühlschrank. „Gut, …“, murrte er, „… ich hab gelauscht“, er senkte seinen Kopf, „… entschuldige, aber es fühlt sich wohl doch noch nicht ganz so gut an.“ Sie drehte sich zu ihm, „ach Taichi …“, sie legte ihre Arme um ihn. „Ich komm schon klar, ich habe mich damit abgefunden … aber bin eben noch nicht darüber hinweg.“ „Das kommt noch“, murmelte sie gegen seine Brust gedrückt. „Ja, aber ich …“ „Du musst dich auch noch bei Mimi entschuldigen …“ „Ich weiß …“, er seufzte, „das werde ich machen … ich verspreche es dir.“ „Gut, kannst du dann aufhören uns zu belauschen?“, sie kicherte. „Na meinetwegen … Ich treff mich sowieso gleich mit Koushiro …“ „Und du kommst klar?“ „Ja … wirklich …“, gab er noch nachdrücklich hinzu. „ich hab dich lieb, Schwesterchen … und dass du mir jetzt bitte aufhörst, so fürsorglich zu sein. Ich hätte gern meine Rolle als großen Bruder wieder“, er lächelte sie an, was sie nur zu gern erwiderte. „Bitte, gehört dir … Kommt Yamato nachher auch?“ „Ja, wir wollen Outlast spielen“, grinste der Ältere nun breit. Es tat ihm wirklich gut, wieder mit seinen Freunden unterwegs zu sein. Und Hikari freute es umso mehr, dass er sich mit dem Blonden vertragen hatte und wieder mit ihm Sachen unternahm. Auch wenn es noch einige Zeit dauern würde, bis sie sich wieder komplett verstanden. „Hab viel Spaß“, sie streckte sich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Das Mädchen wollte wieder zurück zu ihren Freundinnen, damit sie noch etwas von den Erzählungen mitbekam. „Du hörst dich schon an wie Mum“, rief er ihr noch hinterher. „Gut“, kicherte sie und verschwand in ihrem Zimmer.
 

Fragende Blicke trafen sie, als sie die Anwesenden betrachtete. „Ach nichts … er bricht gleich auf …“, sie zuckte mit den Schultern. „Na dann fang endlich an“, drängte die Brünette und klopfte der Ältesten auf das Bein. „Na gut …“, sie wurde rot um die Nasenspitze und berichtete weiter.
 

Yamato massierte sie mit seiner Hand und liebkoste weiter ihren Hals. „Dann bin ich also der erste, der dich in etwas von dir selbst genähtem sieht?“, er versuchte sie damit etwas abzulenken, bisher hatte er sie nur gestreichelt. Seine Hand war unter das Kleid gewandert, ihre Beine hinauf und hatte ihr damit bereits ein wohliges Seufzen entlockt. Bis er schließlich bei ihrem Slip angekommen war. Sie war leicht zusammengezuckt, als er darüber strich und merkte, dass sie leicht feucht war. Ohne darüber nachzudenken, waren seine Finger hinein geglitten und hatten ihren Kitzler gefunden und stimuliert. Sie öffnete verwirrt ihre Augen, aber nickte dann. Er lächelte, „dann will ich auch der erste sein“, er setzte sich auf und hob ihr Becken an und schob das Kleid nach oben, „der dir dieses Kleid auszieht“, seine Augen funkelten lüstern. Der Musiker sah an ihr hinunter und nahm alles was er sah in sich auf. Noch nie zuvor hatte er für jemanden solch starke Gefühle empfunden – wie für Sora. Er hatte einige Zeit gebraucht, um das zu erkennen, doch er war froh, dass er es noch rechtzeitig erkannt hatte. Ohne große Umstände hob er dann ihren Oberkörper an, damit er ihr das Kleid komplett abstreifen konnte. Wieder sah er sich ihren Körper an. Er war trainiert von den vielen Stunden, die sie auf dem Tennisplatz verbrachte. Schmunzelnd bemerkte er die leichte Röte auf ihren Wangen und den verlegenen Blick zur Seite.

Viel zu schnell griff sie nach ihm, damit er sich zu ihr beugte und sie nicht weiter so anstarrte. Erneut widmete sich der Ältere ihren Lippen, ließ seine Hand dabei über ihre weiche Haut gleiten. Langsam widmete er sich mehr und mehr ihrem Körper, sodass er von ihren Lippen abließ und mit seiner Zunge auf Erkundung ging. Er genoss es, wie sie schmeckte, wie sie leicht unter seinen Berührungen zuckte, dann stöhnte und sich ihm entgegen drückte.
 

Ein deutlicher roter Schimmer lag auf den Wangen der Orangehaarigen, als sie erzählte, was sie gemacht hatten. Wie es sich angefühlt hatte und wie sie es erlebt hatte. Mimi hörte ihr gespannt zu, während Miyako immer nervöser zu werden schien. Hikari lächelte und versuchte nicht zu sehr darüber nachzudenken. Wenn Taichi wüsste, dass sie an so etwas dachte, dann würde er schreien.

„Das hört sich so romantisch an“, lachend ließ sich Mimi nach hinten fallen und sah hoch erfreut zu ihren Freundinnen. Sora lachte ebenfalls leise, „es war toll.“ „So muss es sein“, die Brünette setzte sich wieder auf, „ich freue mich so für euch“, sprach sie aufrichtig zu ihrer Freundin. „Ich mich auch“, stimmte Hikari zu und ihr Blick fiel auf Miyako. Diese hatte den Blick leicht gesenkt. „Was machen wir in Bezug auf Ken?“, wollte die Jüngste dann wissen. „Was können wir am 1. tun?“ „Wir wollten doch in der Digiwelt picknicken“, Sora legte den Kopf schief. Die Brillenträgerin war zusammengezuckt, als ihre Freundin Ken erwähnt hatte. „Ja, aber wie können wir sie zusammen bringen“, hakte Hikari weiter nach und sah ihre Freundinnen an. Mimi war bereits in Gedanken versunken und suchte nach einer Lösung, „sie füttern sich gegenseitig“, rief sie freudig aus.

Miyakos Augen weiteten sich entsetzt. „Mimi, wie sollen wir sie denn dazu bringen?“, wollte Sora wissen, „sie müssen sich dazu erst einmal richtig unterhalten und bevor Ken sie füttern kann, hat ihr Willis schon das gesamte Essen eingeflößt – auf welche Weise auch immer.“ Die Jüngste lachte kurz auf bei dem Gedanken. „Aber es ist klar, dass sie zusammen gehören“, murmelte die Trägerin der Aufrichtigkeit weiter, „schließlich passen Vogel und Wurm eher zusammen, als Vogel und zwei Hasen“, als wäre es nichts auf der Welt hob sie demonstrativ die Hände. „Vogel und Wurm?“, Yolei wusste nicht, ob sie richtig gehört hatte, was hatte das denn damit zu tun. „Natürlich … Hawkmon und Wormmon …“ „Sollten wir deiner Logik folgen, dann würde Yolei Ken auffressen“, auch die Älteste zweifelte gerade mehr und weniger an den Vorstellungen ihrer besten Freundin. „Der arme Ken“, murmelte Hikari und starrte an die Decke. „Wieso nicht arme Yolei?“, verwirrt blickte Mimi zu der Jüngsten, „sie hätte sonst all die ganzen Haare im Mund.“ Mit großen Augen starrten alle die Brünette an. Dann brachen Sora und Hikari in schallendes Gelächter aus.

„Siehst du es auch vor dir?“, fragte Sora zur Sicherheit bei der Jüngsten nach. „Ja und Ken tut mir sehr leid“, die Trägerin des Lichts wischte sich die Lachträne aus dem Augenwinkel. Auch die Orangehaarige rang um Fassung. Bald schon lagen die beiden Freundinnen am Boden und konnten nicht mehr aufhören. Das zerrte immer noch an Miyakos Nerven. Sie hatten gerade behauptet, dass sie den Jüngeren aufessen würde. Dabei würde sie das niemals tun, er war alles, was sie jemals gewollt hatte. Und dann war da immer noch das mit Vogel und Wurm – was Mimi gesagt hatte – und dann das Vogel und Hasen. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf und versuchte dem hinterher zu kommen. „Hört auf zu lachen, das hier ist ein ernstes Problem“, versuchte Mimi ihre zwei Freundinnen zu beruhigen. Doch sie schaffte es nicht wirklich, jedoch hörten sie langsam von selber auf.
 


 

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„Gut, dann mache ich Kuchen und Minipizzen, Sora du …“ „… ich hole das Obst und Gemüse, die Jungs brauchen auch was gesundes“, mischte sich die Älteste ein und übergab das Ruder dann wieder Mimi. „… Miyako holt Snacks aus dem Laden …“ Das Mädchen mit den violetten Haaren nickte. „Was mache ich?“, wollte die Jüngste von ihnen wissen. Alle blickten gesammelt in ihre Augen und vereinten sich zu einer größeren Macht. Miyako ergriff zuerst das Wort, „… sei mir nicht böse, Hikari …“ „… allerdings sind uns die Rezepte und das Essen von eurer Familie …“, fuhr Mimi fort. „… nicht so ganz geheuer und wir wollen nicht unbedingt eine Lebensmittelvergiftung haben“, endete Sora. Die drei Mädchen nickten und Hikaris Mund verzog sich zu einem Schmollen. Sie dachte über die Worte ihrer Freundinnen nach.

Vielleicht lag es ja in der Familie. Der Kartoffelsaft und die Spinatplätzchen ihrer Mutter waren verhasst, auch die mit Orangen und Erdnüssen gefüllte Schweinemedaillons mit Honigreis, sowie die Schoko-Tomatencreme waren ein Flop gewesen. Als ihr Bruder für Matt zum Geburtstag gebacken hatte, waren Rote Bete-Schokolade-Muffins entstanden, die regelrecht für Brechreiz gesorgt hatten. Auch wenn es eigentlich Kirsch-Schokolade-Muffins werden sollten, das entschuldigte es nicht wirklich. Zuletzt noch ihr erster Backversuch mit den Sellerie-Weißwein-Keksen, die sie mit Rotwein gemacht hatte. Während sie hin und her überlegte, wollte sie fast schon auf das Rührei von Taichi hinweisen, dass er immer gemacht hatte, als sie klein waren – das war himmlisch gewesen. Das Mädchen hatte auch schon besseres gebacken – sie hatte danach einige gute Sachen fabriziert, doch nie jemandem davon erzählt. Ohne davon zu wissen, hatte sie Takeru einmal etwas davon vorgesetzt. Er fand den Geschmack außergewöhnlich, allerdings hat er sehr viel davon gegessen. Es war ein Kuchen gewesen, in den sie fälschlicherweise Zimt getan hatte, der hatte allerdings gar nicht da hinein gehört – doch es hatte dazu gepasst.

Langsam begann auch Hikari zu nickten, es war vielleicht wirklich das Beste, wenn sie nicht dazu beisteuern würde, wenn das auch ein blödes Gefühl sein würde. „Na gut …“, murmelte sie kleinlaut. „Das ist ja nichts gegen dich, Hikari“, versuchte Mimi ihre Freundin zu beruhigen. „Es geht lediglich um die Kochkünste in eurer Familie…“, fuhr Sora fort. „… ich mein klar, die fördern dunkles zutage, aber das will ich gar nicht alles wissen … also was da Dunkles in mir ist …“, nachdenklich verzog Miyako ihren Mund, wenn sie daran dachte, wie viele sich schon durch das Essen der Yagamis übergeben hatten. „Aber sollten wir mal Verstopfung haben, oder abnehmen wollen, kommen wir gerne darauf zurück und bleiben auch zum Abendessen“, lachte Sora dann und Kari stimmte sofort mit ein. Sie wusste ja, dass das von ihren Freundinnen nicht böse gemeint war. Schließlich musste sie das Essen ihrer Mutter jeden Tag herunter würgen. Als die zwei übrigen sahen, dass die Jüngste nicht eingeschnappt oder traurig war, mussten auch sie lachen. Erst nach einigen Minuten konnten sie sich wieder beruhigen. „Gut, das will ich auch nicht“, gab dann Hikari von sich und atmete entspannt aus. Sie griff zu dem Trinken, ihr Bauch tat etwas weh von dem Lachen. „Wäre es ok, wenn wir von hier aus in die Digiwelt reisen?“, fragte dann Miyako. „Natürlich … wenn Koushiro das hinbekommt …“, nickte die Yagami. „Hee, ich kann das auch“, beschwerte sich die Brillenträgerin. „Das wissen wir doch“, lächelte Sora und legte eine Hand auf die Schulter der Jüngeren. Mimi versteifte sich etwas bei dem Gedanken, doch sie musste ruhig bleiben. „Ich freu mich schon auf Palmon“, meinte sie dann ehrlich und ihre Finger begannen zu kribbeln. „Ich freue mich auch Hawkmon zu sehen“, sofort war Yolei wieder aufgeweckt. Lächelnd betrachteten Sora und Kari die beiden Mädchen. Für alle war der 1. August ein bedeutsamer Tag, doch das Wiedersehen mit ihren Digimon würde den Gedanken an Erinnerungen erst einmal überschatten

Picknick


 

Donnerstag, 01. August
 

„Hallo“, begrüßte Miyako Hikari und betrat die Wohnung der Yagamis, dicht gefolgt von Cody und Takeru. „Schön, dass ihr da seid“, die Braunhaarige umarmte ihre Freunde. „Wir haben alles geholt, was auf der Liste stand“, erklärte Yolei und deutete auf ihre zwei Tüten und auf die vier in den Händen der beiden Jungen, „… ich hoffe das reicht.“ Die jüngere Yagami lachte, „ich glaube schon.“ „Ich denke aber sowieso, dass wir nicht zu spät sind … Daisuke ist sicher noch nicht da …“ „Um ehrlich zu sein …“, begann sie, wurde allerdings gleich unterbrochen. „Kari sind sie endlich da?“, rief Davis leicht genervt in den Flur, „… wenn nicht, dann gehen wir einfach ohne sie … Yolei ist selber schuld, wenn sie nicht pünktlich sein kann.“ „WIE BITTE?“, kreischte die Brillenträgerin und drückte Hikari die zwei Tüten in die Hand. Aufgebracht stürmte sie los und fing sofort eine lautstarke Diskussion mit dem jüngeren Fußballer an. Seufzend folgten die drei, die noch an der Tür standen der Älteren und waren kurz darauf in Taichis Zimmer. Das Mädchen sah zu Mimi, welche versuchte, das Bett zu ignorieren.

Es machte die Aufrichtige nervös, in dem Zimmer zu stehen, in dem das Unglück seinen Anfang genommen hatte. Daher ging sie schnell zu Koushiro und legte eine Hand auf seine Schulter. Der Rothaarige zuckte unter der Berührung zusammen und blickte aufgeschreckt zu der Brünetten. „Können wir bald los?“, sie fühlte sich sichtlich unwohl und hoffte daher auf eine gute Nachricht des Computergenies. „Sofort, ich brauche jemanden mit einem neuen Digivice“, er hatte auf Tais Computer sein Programm gestartet, nun musste nur noch das Tor geöffnet werden. Eilig drehte sich die Brünette um und rief die Brillenträgerin zu sich. Diese tat nichts lieber, denn in den Streit der Beiden hatte sich mittlerweile auch Willis eingeklinkt und war – wie nicht anders zu erwarten – auf der Seite der Lilahaarigen. Es erstaunte sie immer noch, aber sie fand es toll, dass sie sich in diesem Punkt einer Meinung waren.

Trotzdem war sie gerne und auch schnell bei den beiden Älteren. „Du musst das Tor öffnen“, erklärte Mimi und Miyako nickte eifrig. Sie räusperte sich, die Brillenträgerin war sofort in ihrem Element und kicherte ein bisschen, „öffne dich Tor zur Digiwelt … Digiritter, macht euch bereit“, rief sie aus und zeigte mit ihrem Digivice auf den Bildschirm vor sich.
 

Nur wenige Augenblicke später waren sie in der Digiwelt angekommen. Yolei konnte nur noch kichern, „das wollte ich sooo lange wieder sagen“, lachte sie.  Mimi lief sofort los, an der einen Hand hatte sie sich Miyako geschnappt und an der anderen Hikari. Mimi war so glücklich und konnte es kaum fassen wieder hier zu sein. Vor allem auch noch dort, wo ihre erste Reise geendet hatte. Sie blickten gemeinsam auf die Stadt des ewigen Anfangs. Eine leichte Senke führte dorthin.

Sie ließ die zwei Mädchen los und blieb abrupt stehen, als ein kleines rotes Digimon ihr den Weg versperrte. „Keinen Schritt weiter“, knurrte es finster. „Elecmon“, rief Takeru aus und ließ die Tüten los. Der Blonde ging zu dem Säugetierdigimon und vor ihm in die Knie. „TK? Bist du das?“, fragte es und betrachtete den Jungen nachdenklich. Der nickte und dann lachte das Digimon auf, „du bist ja gewachsen … richtig groß geworden …“ Der Blonde lachte leicht verlegen, mit dem kleinen Jungen von vor acht Jahren war er schon lange nicht mehr zu vergleichen. Takeru nahm das Digimon kurzerhand in den Arm, „wie geht es dir?“ „Gut, wo ist denn Patamon? Ist er nicht bei dir?“, Elecmon sah sich um, erkannte aber nur die Kinder, neben bekannten Gesichtern auch unbekannte. „Also kannst du uns nicht zufällig sagen wo unsere Digimon sind?“, Mimi beugte sich leicht enttäuscht zu dem Digimon vor. „Keine Sorge … Tentomon sammelt alle ein, sie wissen doch Bescheid“, Koushiro sah auf das D-Terminal, als er zu ihnen trat. Die Brünette musterte den Älteren einen Moment, dann richtete sie sich auf, „du hast an alles gedacht?“, fragte sie forschend. In diesem Moment schreckte der Rothaarige auf.
 

„Takeruuu“, war es der Ruf des kleinen Digimon, welches ihn aus den Gedanken riss. Der Blonde ließ Elecmon zurück auf den Boden, erhob sich und fing das orangene Digimon ab, als es ihm in die Arme flog. „Patamon“, lachte er und drückte es an sich, „… wie schön dich zu sehen.“ Aufmerksam blickte das rote Digimon zu ihnen hoch. Da wurde es auch von Patamon entdeckt, „Elecmon“, freute es sich und sah kurz zu TK, ehe es zu seinem Freund auf den Boden flatterte. Die beiden Digimon lachten beide und fielen sich mehr oder minder in die Arme.

Voller Vorfreude versuchte Mimi herauszufinden, aus welcher Richtung es genau gekommen war. Doch für sie war es vom Himmel gefallen. Auch Miyako wurde hibbeliger und Willis an ihrer Seite machte es nicht besser. Dann hörte sie ihren Namen und kam Hawkmon noch etwas entgegen. Sie drückte den Vogel etwas zu sehr an sich, denn der schrie schon, dass er keine Luft mehr bekam.

Kurz darauf tauchten auch die anderen Digimon auf. Tentomon hatte selbst Terriermon und Lopmon gefunden. Beide Digimon stürzten sich auf den amerikanischen Digiritter und rissen ihn zu Boden. Dahingegen schloss Mimi Palmon zärtlich in die Arme. Beide waren den Tränen nahe und hielten sich mit einem Mantra aus ‚bloß nicht weinen … heul jetzt bloß nicht …‘ gegenseitig zurück. Bei den anderen Digirittern war die Wiedersehensfreude nicht weniger gedämpft, auch wenn sie ihre Partner öfter zu Gesicht bekamen. Es konnte nie oft genug sein.

Noch während ihrer Wiedersehensfreude waren es Agumon und Veemon, welche ihre Nasen in die Luft erhoben. Mimis und Soras Reflexen war es zu verdanken, dass die Digimon mit einer Beule am Kopf vom Essen abgehalten wurden. Schließlich war das für alle und nicht nur sie  beide.

Da Hikari schon nichts zu Essen gemacht hatte, hatte sie sich um ein paar Picknickdecken bemüht. Eine nach der anderen zog sie aus dem Korb. Mehr als fünf hatten sie jedoch nicht Zuhause gehabt. Bevor sie es wirklich mitbekam, saß Daisuke neben ihr, dabei waren noch Ken und Takeru, dann war der Untersatz auch schon voll. Entschuldigend blickte sie zu Yolei, diese wurde nun wieder von Wallace belagert, wenn ihr allerdings auch Koushiro zur Seite stand. Etwas niedergeschlagen musterte Ken die Ältere. Daisuke hatte ihn mitgezogen, sodass der Amerikaner keinen Platz fand. Doch der Schwarzhaarige glaubte nicht, dass was sein bester Freund annahm, nämlich dass Kari das Ziel von Willis war. Am liebsten wäre er aufgestanden und zu ihr gegangen. Hätte sie auf die Beine gezogen und mit sich genommen – doch dafür war er einfach zu schüchtern. „Ken“, hörte er seinen Partner, welcher besorgt von dessen Schoß zu ihm aufsah. Der Angesprochene senkte den Blick und lächelte. Er war das nicht und könnte das nicht. So lauschte er den Gesprächen seiner Freunde und reichte Wormmon zu Essen.

Hikari hatte die Decken direkt nebeneinander ausgebreitet, sodass niemand allein saß und alle sich miteinander austauschen konnten. Damit konnten die Digiritter einen großen Kreis bilden und in der Mitte lag das Essen. Auch Elecmon saß nach einer Einladung von Patamon und Takeru mit bei ihnen und unterhielt sich angeregt mit dem orangenen Digimon, aber auch mit Gatomon und Biyomon. Mimi saß direkt neben Joe und Sora, sie ignorierte allerdings beide und konnte nicht von Palmon lassen. Sie drückte die Pflanze immer noch an sich. Doch Palmon beklagte sich auch nicht darüber, sie genoss es in Mimis Armen zu liegen und ließ sich auch gerne bedienen.
 

Miyako indessen war gestraft mit Willis. Erneut wanderten ihre Gedanken zu dem Ausruf ein paar Tage zuvor. ‚Vogel und Wurm‘. Ihr Blick fiel dabei auf Hawkmon, der vor ihr saß und in beiden Flügeln einen Muffin hielt. Dann sah sie zu Wormmon. Schon die ganze Zeit konnte sie an nichts anderes mehr denken. ‚Wieso hatte Mimi mir auch diesen Wurm in den Kopf setzen müssen?‘, sie seufzte. ‚Wurm … im … Kopf‘, wiederholte sie gedanklich. Das würde nicht mehr weg gehen. Nie wieder. ‚Vogel. Und. Wurm‘. Etwas betrübt blickte sie den Rothaarigen an. Sie brauchte ein Gesprächsthema mit ihm, damit sie den Blonden vergaß. Denn auch wenn er seine beiden Digimon schon ewig nicht mehr gesehen hatte, dann sprach er trotzdem sie voll und nervte sie. Er sollte sich zunächst einfach um die zwei Hasen kümmern. Auch wenn diese sich bestens mit Veemon unterhielten. Seufzend richtete Miyako ihre Aufmerksamkeit wieder auf den jungen Mann neben sich. Obwohl es so vieles gab, über das sie mit ihm reden konnte, wollte ihr partout nichts einfallen. Das war ja fast zum Fürchten. Doch Tentomon nahm ihr das bald ab, denn es fragte Koushiro über alles aus, was er seit dem letzten Treffen getan hatte. Neugierig hörte sie zu und stellte dann einfach dazu Fragen. So merkte Wallace bald, dass sie viel mehr Gefallen daran fand. Sein Kopf legte sich von selbst schief, während er darüber nachdachte, wie auch er sich in das Gespräch mit einklinken konnte, doch es ging um Computer und außer Mails oder Spielen tat er daran nicht.
 


 

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„Mimi-chaan“, erklang ein piepsiger Ausruf. Verwirrt sah die Angesprochene auf und in die Runde. Auch die restlichen Digiritter hatten in ihren Gesprächen inne gehalten. Ebenso waren die Digimon verstummt. Sie sah sich weiter um und entdeckte schließlich eine kleine pinke Maus im Gras. „Mimi-chan!“ Ihre Augen weiteten sich und sofort war sie auf den Beinen. Schnellen Schrittes eilte sie zu ihr und ging vor ihr in die Knie. Ungläubig streckte sie ihre Hände danach aus und die Maus tapste auf ihre Hände. „Mimi-chan, du bist es wirklich“, quickte sie. „Chuumon …?“, ihre Unterlippe zitterte, ihr Körper bebte, „oh Thor …“, fluchte sie, „… jetzt fang ich wirklich noch an zu weinen …“, rief sie aus und betrachtete weiterhin die kleine Maus auf ihren Händen. „Waas? Jetzt? Und nicht bei mir?“, Palmon rannte zu ihrer Freundin und sah sie schockiert an. „Natürlich auch bei dir“, mit einer Hand zog Mimi das Digimon an sich und hielt mit der anderen weiterhin Chuumon fest. Nun kamen allen dreien die Tränen. Die Welt um sie herum war plötzlich vergessen. Schmerzlich erinnerte sie an ihre letzte Begegnung mit dem Digimon. Wie es sich vor sie geworfen hatte. „Wieso kannst du dich erinnern und wie hast du mich gefunden?“, frage die Brünette, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Weil ich es kann“, antwortete das kleine Digimon. „Chuumon …“, wurde es gerufen. Mimi sah wieder auf und blickte in die Richtung, aus der der Ruf kam. Ein gelbes Mutantdigimon hüpfte aus dem Wald, „hast du sie gefunden?“ „Jaa,“, antwortete es. „Sukamon“, begrüßte die Trägerin der Aufrichtigkeit den Neuankömmling, „… ich kann es nicht glauben … ihr … ihr seid wirklich wieder da …“

„Was ist denn das?“, Davis Augen wurden groß. Er konnte nicht fassen, dass Mimi mit etwas wie Sukamon sprach und sich nicht ekelte. Dieses Digimon sah aus wie ein Kothaufen, davor müsste sie sich doch fürchten. „Wieso redet sie mit ihm?“ „Weil sie sie mögen und Mimi ist ihnen vieles schuldig …“, erklärte Takeru. Hikaris Stimmung war etwas gesunken. Sie hatte ihren Blick auf das Katzendigimon gesenkt. Auch Gatomon schien betrübt. ‚Es ist nicht fair‘, ihre Stirn legte sich in Falten und ihre Unterlippe bebte. Sie drückte Gatomon etwas enger an sich. Sie konnte nicht noch mehr hören, so erhob sie sich kurzerhand und lief los. Als sie hoffte, weit genug weg zu sein, entkam ihr ein Schluchzen. Sie zog automatisch die Schultern hoch und drückte ihre Freundin noch enger an sich. Sie war zur Stadt gelaufen und blieb schließlich neben einem der überdimensionierten Bauklötze stehen. Leise schluchzend lehnte sie sich daran. Auch Gatomon in ihren Armen hatte Tränen in den Augen. Zitternd rutschte sie an diesem herab und ließ ihren Tränen schließlich freien lauf.
 


 

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„Hikari“, Davis war aufgesprungen und war drauf und dran dem Mädchen seiner schlaflosen Nächte hinterher zu gehen. Allerdings wurde er nach nur wenigen Schritten an der Schulter gepackt. Verwirrt und auch etwas verärgert sah er zu seinem braunhaarigen Vorbild. „Nicht …“, meinte dieser etwas zu scharf im Ton. Daisukes Hände formten sich zu Fäusten, als er dachte, dass Taichi seine Schwester allein lassen wollte, doch stattdessen ging der Ältere an ihm vorbei und machte sich selbst auf. Agumon lief ihm eilig hinterher. „Was hat sie denn?“, Willis beobachtete die Szene nachdenklich. „Manche Digimon schaffen es nicht, wiedergeboren zu werden“, erläuterte Joe. Eine merkwürdige Stimmung hatte die Älteren ereilt und betrübt sahen sie zu den Geschwistern. „Es ist nicht leicht zu sehen, wie jemand für einen stirbt“, murmelte Mimi und blickte immer noch zu Chuumon, „und man weiß, dass dieser nie wieder zurückkommen wird …“ „Wie?“, Willis sah sie nacheinander nachdenklich an. „Wizardmon hat Gatomon so viel bedeutet …“, erhob nun auch Biyomon die Stimme, „ich würde auch alles für Sora machen, schließlich liebe ich sie …“ Die Augen der Angesprochenen weiteten sich überrascht und sofort zog sie ihr Vogeldigimon in ihre Arme. „I-ich würde auch wieder mein Leben geben“, meinte nun auch Patamon voller Selbstbewusstsein. Ängstlich starrte Takeru seinen Partner an, „nein … das tust du nicht“, murmelte er, „ich will dich nicht noch einmal verlieren.“ „Noch einmal?“, ergriff wieder der Amerikaner das Wort. „Wir reden nicht darüber“, unterbrach Yamato das Thema scharf. Er würde nicht zulassen, dass sein Bruder allein wegen der Neugier des Jüngeren traurig würde. Schließlich war es einmal schlimm genug, da musste man nicht auch noch Gedanken daran verschwenden. Überrascht starrten alle den Musiker an. Der fixierte weiter den Jüngeren, dann hob er seinen Blick wieder und sah zu seinem besten Freund.
 


 

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„Hikari“, sprach Taichi leise, er kniete sich neben seine Schwester und legte eine Hand auf ihre Schulter. Bedrückt sah sie ihn an, „… es ist nicht fair …“, murmelte sie leise, „… wieso kann er einfach nicht zurückkehren, wie alle anderen auch?“ Sie kannte die Antwort, doch es war ihr trotzdem einfach unverständlich und sie hasste es. Das Mädchen wusste, wie wichtig Wizardmon im Leben von Gatomon gewesen war und auch ihr, war der kleine Zauberer ans Herz gewachsen – auch wenn sie ihn nur wenige Tage gekannt hatte. Er hatte sein Leben nicht nur für Gatomon sondern auch für sie gegeben. „Ich weiß“, erwiderte er ebenso leise, zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel, mit seiner freien Hand strich er Gatomon über den Kopf. Der Fußballer schob sie wieder leicht von sich und lächelte sie an. „Ihr müsst aber nicht traurig sein“, mischte sich Agumon ein, „ich bin immer für euch da … wenn ich nicht gerade Hunger habe“, nuschelte es und seine Kralle lag dabei an seinem Mund, dann ging es aber auch zu ihnen und drückte sich an die Zwei. Lächelnd legte Kari einen Arm um den orangenen Dino und drückte ihn an sich. „Danke“, flüsterte sie und hauchte dem Partner ihres Bruders einen Kuss auf die Schnauze.

„Ihr seid überhaupt nicht allein, weil wir auch noch da sind“, war es die Stimme Gabumons, welche die vier aus den Gedanken und ihrer kleinen Welt riss. Überrascht wandten sie sich um. „Wir sind immer da“, schloss sich Gomamon an. Gatomon wischte sich mit ihren Pfoten über die Augen. „Stimmt … wir müssen doch zusammen halten“, Tentomon war wieder einmal etwas zu übereifrig. „Na seht ihr …“, lächelte Taichi und sah wieder zu Hikari. „Ihr habt ja recht … aber …“ „Wizardmon hat uns so ein schönes Geschenk gegeben“, unterbrach das Katzendigimon ihre Partnerin, „… es hätte nicht gewollt, wenn wir weiterhin um ihn trauern … sie haben Recht … ich weiß auch, dass es immer noch etwas unvorstellbar ist … doch … vielleicht wäre es wirklich besser … damit abzuschließen“, murmelte es schließlich und sah vor sich hin. Es befreite sich aus Karis Griff und drehte sich zu ihr um. „Gatomon“, hauchte die Jüngere, „… du hast Recht … Aber lass uns damit bis morgen warten …“ Sie hatte Gatomon bereits eingeladen, sie zu begleiten, weil sie mit ihr den Tag verbringen wollte, einen ganz besonderen. Die Katze nickte und lief dann zu den Digimon ihrer Freunde, „danke …“ Sofort waren sie wieder gemeinschaftlich unterwegs. Die Geschwister sahen ihnen nach, dann half Taichi seiner Schwester auf die Beine und zog sie in seine Arme. „Alles ok?“ Zögerlich nickte sie. „Danke … dass ich wieder der ältere Bruder sein darf“, lachte er leise und drückte ihr erneut einen Kuss auf die Haare. Sie stimmte prompt mit ein und schlang nun auch ihre Arme um ihn. In diesen Armen fühlte sie sich immer so beschützt und geborgen. Da stimmte es sie traurig, dass er sie sanft von sich drückte. Der Braunhaarige hob seine Hände zu ihren Wangen und wischte ihr vorsichtig die Tränen und die Spuren davon weg. „Ich hab dich lieb, kleine Schwester.“ „Ich lieb dich auch!“ „Sollen wir wieder zurück?“ Sie nickte und er legte einen Arm um sie, als sie los liefen.
 


 

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„Hikari, alles in Ordnung?“, besorgt war Takeru aufgestanden und lief ihr entgegen. Lächelnd nickte sie und ging zu ihm, „ja, alles gut …“ Schmunzelnd sah Taichi zu seiner Schwester, das größte Glück für ihn war, sie zur Schwester zu haben und nichts würde ihn unglücklicher machen, als sie unglücklich zu sehen. „Hach ihr seid so süß zusammen“, schwärmte Mimi etwas zu laut. Sie hatte sich mittlerweile erhoben und musterte die Beiden. „WAS?“, schrie Daisuke aus. Auch die beiden Jüngeren stockten und drehten sich zu ihr um. Ihre Augen dabei geweitet und der Körper versteift. „Hoffnung und Licht gehören einfach zusammen“, kicherte die Trägerin der Aufrichtigkeit. „Wie kommst du jetzt darauf?“, lachte nun auch Yamato schräg. Taichi kam gar nicht zu Wort, dass Mimi seine Schwester und den kleinen Bruder von seinem besten Freund in einen Topf warf, machte ihn gerade fertig. „Erinnert ihr euch noch?“, fuhr die Orangehaarige fort, „… damals die Prophezeiung … Die Engel schickten Pfeile der Hoffnung und des Lichts zu den Menschen, die ihnen am nächsten standen und dann geschah ein Wunder … So als Beispiel“, grinste sie nun. „WIE bitte? Ich hab mich wohl verhört?“, kreischte Daisuke. „Hast du nicht“, lachte Yolei schadenfreudig neben seinem Ohr und lief zu ihrer besten Freundin. Die zwei Jüngeren starrten immer noch fast panisch zu der Trägerin der Liebe. „Sora …“, lachte Kari unsicher, dann wurde sie von Miyako zur Seite gezogen. Der Blick der Jüngeren eilte noch zu ihrem besten Freund, der diesen unsicher erwiderte, dann konzentrierte sich Hikari auf ihre Freundin.
 

„W-war … war das deren ernst?“, Taichi hob seine Hand auf halber Höhe. Er war immer noch verwirrt und konnte nicht fassen, was gerade passiert war. „Ja, Kumpel, das war es …“, Yamato schlug seinem besten Freund auf die Schulter, „… aber du musst zugeben … dass sie Recht haben …“ „Aber das ist meine kleine Schwester“, Taichis Stimme rutschte in der Tonhöhe nach oben. „Auch sie wird erwachsen … Irgendwann musst du sie ziehen lassen …“ „Aber sie ist …“ „… ich hab dich schon beim ersten Mal gehört …“, unterband es der Musiker gleich. „Aber …“ „Beim ersten Mal!“ „Yama …“, quengelte der Fußballer. Sein Freund lachte dabei laut auf, dann stieg der Ältere mit ein. „Du bist gemein, du Idiot“ „Taichi, du wirst schon wieder beleidigend, beruhige dich“, er setzte einen therapeutischen Ton auf. Taichis Augen formten sich zu Schlitzen, als er seinen besten Freund musterte.
 

„Sora … ich muss gaaanz dringend mit dir reden!“, Mimis Stimme überschlug sich fast. Diese merkte natürlich, dass etwas nicht zu stimmen schien, also folgte sie der Jüngeren glatt. Ihre Digimon ließen sie dabei einfach stehen. „Was ist denn los?“, wollte die Ältere wissen und musterte sie aufmerksam. „Ich dachte ich halt das aus und könnte es für mich behalten, aber ich schaff das nicht, ich kann nicht weiter schweigen. Ich muss es loswerden und ich muss es bei dir loswerden. Heute ist mir wieder einmal klar geworden, dass ich es nicht schaffe. Je öfter ich dort bin, desto mehr erdrückt es mich und heute war ich direkt darin“, die Brünette sprach ohne Ende, bis Sora Mimis Hände ergriff und sie somit zur Ruhe zu zwang. „Mimi, was ist los? Sag es ganz von vorn …“ Mit großen Augen sah die Braunhaarige auf, dabei biss sie sich auf die Unterlippe. „Ich hab mit Taichi geschlafen … irgendwie …“ „Irgendwie?“, quietschte Sora geschockt und zog eine Augenbraue nach oben. Erschrocken sah sie sich um, sie war doch etwas lauter gewesen als beabsichtigt – die anderen starrten die zwei Mädchen verwirrt an. Doch die ignorierten die anderen und widmeten sich wieder der jeweils anderen. Dann fuhr Sora auch etwas leiser fort, „was meinst du mit ‚irgendwie‘?“ Mimi zuckte mit den Schultern, „wir waren betrunken und für ihn war es ein Fehler …“ „Wie bitte?“, ihr Kopf schnellte zu ihrem besten Freund und starrte ihn fassungslos an, „du … du meinst ihn hier?“, sie zeigte auf Taichi. Die Jüngere nickte langsam. „Der bekommt was von mir zu hören“, zischte die Größere und wollte sich schon auf den Weg zu ihrem besten Freund machen. „NEIN“, rief Mimi aus und packte die Ältere an ihrem Arm, um sie aufzuhalten, „bitte nicht, lass es … ich … ich hab es dir nur gesagt, damit du es weißt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe … und nicht mehr für mich behalten konnte … es ist einfach zu viel in seinem Zimmer zu stehen.“ Sora biss sich auf die Lippe, „meinetwegen … weil du es bist … aber damit bescherst du mir wirklich Bauchschmerzen. Was fällt ihm auch ein“, sie klang immer noch verärgert, aber zurecht, „mit dir zu schlafen und es als Fehler zu bezeichnen. Wie könntest du ein Fehler sein? Ich meine … gut … er ist zwar mein bester Freund, aber du bist meine beste Freundin!“, frustriert schnaufte sie, besänftigte sich dann aber selbst wieder etwas, „… falls du reden willst, ich bin für dich da“, lächelte sie.

Wizardmon


 

Freitag, 02. August
 

Gemütlich saßen sie am Frühstückstisch und versuchten das Essen ihrer Mutter runter zu würgen – im wahrsten Sinne des Wortes. In den Rühreiern waren Zucker und Pfeffer, die Marmelade war eine Spezialmarmelade mit Kirschen und Fenchel und in den Honig hatte sie Senf gerührt. Kurz darauf machten sich Hikari und Gatomon auf den Weg. Taichi würde diesen Tag auf dem Fußballplatz verbringen. Er war aus der Übung und musste trainieren. Unten am Wohnhaus holte er seine kleine Schwester und ihren Partner noch einmal ein, er begleitete sie ein Stück des Weges. Das Mädchen trug das Katzendigimon vor der Brust, damit sie alles sehen konnte, aber sie sollte sich nicht so stark bewegen. Dann verabschiedete er sich von ihnen und sie liefen weiter. Das hier war ein Tag für sie beide.
 

Der gestrige Tag hatte letztlich gut getan, sie hatten viel Spaß gehabt. Hatten mit dem Ball gespielt und einem Frisbee. Besonders Tentomon, Biyomon und Hawkmon hatten mit der runden Scheibe viel Spaß. Taichi, Daisuke, Agumon, Veemon, Gabumon, Armadillomon, Terriermon und Lopmon spielten mit dem Ball. Von Yolei erfuhr Kari, dass diese Probleme während des Picknicks hatte. Denn Willis hatte sie wieder mit Worten überschüttet. Die Jüngere musste schmunzeln, als sie hörte, dass Yolei kein Gesprächsthema mit Koushiro gewusst hatte. Die Braunhaarige sah sich um und blickte prompt in die Augen von Takeru. Er lächelte sie schüchtern und entschuldigend an. Sie erwiderte das Lächeln, der Blonde war wirklich großartig. Bei ihrem Gedanken lief sie wieder rot an und blickte verlegen zur Seite. Ihr Blick fiel auf Sora und Mimi. Die Ältere zeigte auf ihren Bruder. Kari schluckte und sah zu Miyako, „entschuldige mich kurz“, dann war sie auch schon unterwegs. Sie versuchte möglichst unauffällig zu sein, bis sie bei ihren beiden Freundinnen ankam.

Beide verstummten auf einen Schlag. Sora biss sich auf die Unterlippe und bemerkte bei dem langen Blick, den die beiden Jüngeren austauschten, dass da was war. Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch. Hikari seufzte, „Mimi, ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich darum gebeten hatte … kannst du mir verzeihen?“, unsicher sah sie zu ihrer Freundin. Diese lächelte mild und zog sie dann in ihre Arme, „natürlich … ich hab es nur nicht ausgehalten … so … bei ihm im Zimmer …“ „Entschuldige“, murmelte die Jüngere erneut. „Kari hat es gewusst?“, Sora war im ersten Moment etwas geschockt, dass sie es „nur“ als Zweite erfuhr. Mimi nickte, „… sie hat mich gesehen, wie ich raus gerannt war …“
 

„Was machen wir heute?“, wollte Gatomon neugierig wissen. „Der Tag gehört nur uns, wir können alles machen was wir wollen. Was willst du tun?“ „Dass du so etwas das nächste Mal früher sagst, dann will ich nämlich woanders frühstücken“, Gatomon sah zu ihrer Freundin auf. Diese musterte sie mit großen Augen, dann lachte sie los, „das nehm ich mir zu Herzen, aber sag das, dass nächste Mal wirklich schneller“, die Braunhaarige dachte nach, „gut, ich entscheide dann mal … lass dich überraschen …“ Das Katzendigimon lächelte und ahnte bald, wohin es ging.
 

Eine Stunde später kamen sie vor dem Fernsehgebäude an. Sie hatten extra einen Umweg gemacht, damit sie noch etwas weiter liefen. „Es ist schon so lange her“, murmelte Gatomon. „Sieben Jahre“, bestätigte Hikari, „und trotzdem erscheint es mir wie gestern.“ „Mir auch …“, sie hörte, wie das Digimon auf ihren Armen wieder traurig wurde. „Ich bin froh, dass ich dich habe …“, die Brünette hauchte der Katze einen Kuss auf das weiche Fell. „Hab dich auch lieb, Hikari, und ich danke Wizardmon jeden Tag dafür, dass ich dich damals nicht verloren habe“, stimmte das Digimon zu.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Hikari?“, rief Takeru verwirrt und blickte zu seinem Bruder. Die Angesprochene sah auf und zur Seite. Die zwei standen nur zwanzig Meter weiter. Sie schritt zu ihnen, weil sie nicht wie er durch die Gegend schreien wollte, „guten Morgen, Takeru – Yamato.“ „Guten Morgen“, grüßte nun auch Gatomon. „Hallo Gatomon“, lächelte der Ältere, „was macht ihr hier?“ Das Mädchen sah zu ihrer Partnerin, „wir verbringen den Tag zusammen. Schwelgen in Erinnerungen …“ „Ich hoffe, ihr fangt nicht an, darin zu leben. Schaut nach vorn“, munterte der Musiker die Beiden auf. Die kleine Schwester seines besten Freundes lächelte, „damit fangen wir nicht an … nennen wir es eher … Gedenktag.“ Die Brüder nickten. „Was macht ihr hier?“, eigentlich war Karis Frage überflüssig, sie wusste natürlich, dass ihr Vater dort arbeitete. Hiroaki hatte vieles miterlebt. Er wusste so viel über sie alle und stand ihnen immer zur Seite. Hatte ihnen so oft geholfen. „Wir werden mit unserem Vater essen“, bestätigte Takeru ihr. Das Mädchen lächelte, das hatte sie sich fast gedacht. Gerade als sie davon sprachen, kam der ältere Mann auf sie zu.

„Hallo meine Lieben“, grüßte er, „oh, hallo Hikari, wirst du mit uns essen?“, fragte er etwas verwundert, dann fiel sein Blick auf das Digimon auf ihrem Arm auf, „oh hallo … äh …“ „Gatomon“, half es ihm auf die Sprünge und lächelte, „guten Tag.“ „Richtig, Gatomon, hallo“, lächelte er. Teilweise konnte er wohl immer noch nicht fassen, was die Kinder waren und taten oder getan haben. „Wir sind nur zufällig hier“, lächelte Kari. „Oh, ok … schade …“, aber er lächelte freundlich. „Wieso denn ‚schade‘?“, Yamato zog verwirrt eine Augenbraue nach oben, musste aber grinsen. Hiroaki verstand nicht ganz, „was meinst du?“ „Ach nichts“, grinste der Musiker wieder. „Wir stören dann nicht weiter … ich wünsche viel Spaß“, Hikari verbeugte sich leicht und drehte sich um. Leise sprach sie mit Gatomon und ging langsam weiter. Sie wollten noch in den Park an ihren Lieblingsplatz an der Klippe, von dem sie einen schönen Blick auf das Meer hatten. Früher waren sie oft gemeinsam dort gewesen.
 

„Willst du nicht mit ihr mit?“, Yamato stieß seinen kleinen Bruder an. „Wieso? Ich bin doch extra hier um mit euch Essen zu gehen“, natürlich wollte Takeru seine beste Freundin begleiten, doch das war der Tag, den er mit seinem Bruder und seinem Vater verbringen wollte – zumindest die Mittagspause. „Ach, dann verschieben wir das auf morgen“, winkte der Musiker ab, „oder du kommst heute Abend zum Essen vorbei … ich mein, du hast ja auch schon lange nicht mehr bei mir – bei uns - übernachtet“, grinste er. „Wird es scharf?“, skeptisch zog der Jüngere eine Augenbraue nach oben. „Nur wenn du mich ärgerst“, kicherte der Ältere. „Bitte ärger ihn nicht!“, panisch weiteten sich die Augen ihres Vaters. Verwirrt blickte Takeru zu diesem, dann nickte er langsam, „ja, ich ärger dich nicht … und das ist wirklich ok?“ „Natürlich“, beteuerte nun auch Hiroaki. „Jetzt geh!“, drängte Yamato erneut und schob den Jüngeren an. Takeru stolperte ein paar Schritte, „ist ja gut, dann bis heute Abend …“, er war immer noch leicht verwirrt und überfordert. Seine Familie versuchte ihn gerade fast zwanghaft los zu werden. Seufzend lief er von selbst weiter und eilte dann der Brünetten hinterher.
 

„Hikari … Hikari, warte“, rief er und holte zu ihr auf. Überrascht sah sie auf und musterte den Blonden. „Takeru, was ist denn?“ „Ich wollte fragen, ob ich euch zwei begleiten darf …?“, er kratzte sich verlegen am Kopf. „Und was ist mit dem Essen?“ „Ja, du bist doch extra hier um mit deinem Vater und deinem Bruder zu essen“, stimmte auch Gatomon zu. „Schon, doch ich würde lieber euch zwei begleiten“, lächelte er, dabei legte sich ein leicht roter Schimmer auf seine Wangen. „Ach ja?“, Kari legte den Kopf schief und beobachtete ihren besten Freund. „Sie haben gesagt, es sei ok, dafür bin ich heute zum Abendessen bei ihnen und Yamato wird mich bis morgen dort festhalten. Falls ich mich nicht mehr bei dir melde, such mich dort. Entweder bin ich in seinem Zimmer gefangen oder ich sterbe an seinem scharfen Essen.“ „Das hab ich gehört“, erklang plötzlich der Ruf von Matt. Die Köpfe der beiden Jüngeren zuckten in die Richtung. Yamato hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. Eigentlich hatte er noch warten wollen, bis er wusste, ob Takeru sie wirklich begleiten durfte, aber jetzt wollte er nicht mehr. „Gehen wir“, meinte er zu seinem Vater und drehte sich um. Hiroaki zuckte mit den Schultern und winkte den Kindern noch kurz zu, ehe er seinem älteren Sohn folgte.

„Ich glaube, jetzt wirst du von ihm festgehalten“, schloss Gatomon aus der Situation. „Ja, dann sollte ich wohl lieber meine letzten Stunden in Freiheit genießen und wie könnte ich das besser, als mit euch zwei“, grinste Takeru, „natürlich nur, wenn ich euch nicht bei irgendetwas störe.“ „Tust du nicht … tust du nie! Ich verbringe gerne Zeit mit dir, das weißt du doch“, Hikari schüttelte lächelnd den Kopf. „Gut, wohin seid ihr unterwegs?“, der Ältere schien mit einem Mal etwas aufgeweckter und sah zwischen den Beiden hin und her. „Wir wollten in den Park“, strahlte auch das Katzendigimon. „Gut, dann auf gehts“, er klang nun doch etwas übereifrig. Leise lachend ging Kari dem Älteren hinterher, bis sie auf gleicher Höhe waren und nebeneinander liefen.
 

„Was ist ein Gedenktag?“, wollte Takeru neugierig wissen. Im Park und an der Klippe angekommen hatten sie sich unter einen Baum gesetzt. Gatomon sah sich etwas um und beobachtete das Gras, sie sprang auf einen Baum und balancierte darauf etwas herum. „Wie meinst du das? Es spricht doch eigentlich für sich …“ „Schon, aber irgendetwas wolltet ihr doch damit bezwecken … außer dass es euch beide traurig stimmt“, nachdenklich behielt er das Mädchen neben sich im Auge. Er mochte den Gedanken gar nicht, denn er wollte nicht, dass die Jüngere traurig war. Sie erwiderte seinen Blick, „ich werde nicht anfangen in der Vergangenheit zu leben, aber es sind mittlerweile sieben Jahre … er hat uns damals das Leben gerettet, bevor ich damit abschließe wollte ich es irgendwie feiern … aber letztlich verbringen wir einfach Zeit zusammen, wie sonst auch“, lächelte sie über ihre eigenen verworrenen Gedanken. „Stör ich dann, wenn ihr Zeit zusammen verbringen wollt?“ Hikari lächelte und schüttelte den Kopf, „du störst doch nie.“ „Na dann bin ich ja froh.“ Lächelnd sah er sie an.
 


 

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„Mag er sie?“, fragte Hiroaki, als die Ishidas den Beiden Jüngeren nachsahen. „Jup“, gab Yamato kurz angebunden von sich. „Mag sie ihn?“ „Vermutlich.“ „Haben sie sich das gesagt?“ „Nein.“ „Werden sie?“ „Vermutlich nicht.“ „Wirst du dich einmischen?“ „Darauf kannst du wetten.“ „YAMATO!“ „Was? Die sind doch beide zu schüchtern dafür, die brauchen mehr als nur einen Wink mit dem Zaunpfahl … aber jetzt hab ich Hunger, können wir essen gehen?“ „Ja, natürlich“, der Ältere bedachte seinen Sohn immer noch mit einem skeptischen Blick. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, das Matt seinem kleinen Bruder in Liebesangelegenheiten helfen wollte. Tipps und ein Rat waren ja ok, aber sollte er sich aktiv einmischen, dann würde er mit ihm wohl reden müssen. Dabei wusste der Vater natürlich, dass Yamato es nur gut mit dem Jüngeren meinte, doch sollte er sich nicht allzu sehr darin verwickeln. „Bitte, übertreibs nicht“, murmelte daher noch.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Takeru ist also mit Kari mit und dann hast du mit deinem Vater allein gegessen?“, stellte Sora die Frage erneut. „Wie oft willst du noch fragen?“, lachte Yamato und rührte weiter sein Curry um. „Ich weiß nicht, bis ich eine zufriedenstellende Antwort habe?“ „Was soll denn eine zufriedenstellende Antwort sein?“, seit nun mehr zwanzig Minuten telefonierte er mit Sora. Sie war Zuhause und las, während er zuerst noch in seinem Zimmer gesessen war, aber mittlerweile kochte. „Er hat sie an sich gerissen, geküsst und ihr seine Liebe gestanden“, in ihrer Stimme klang ein theatralischer Ton mit. „Du hast wohl zu viele Highlander-Liebesfilme gesehen“, lachte er auf. „Wieso denn ausgerechnet Highlander?“ „Ich weiß nicht … das klingt für mich eher weniger nach einem normalen Liebesfilm und Takerus Haare könnten schon so wunderschön im Wind wehen …“ „Du willst also, dass er mit offenem Hemd durch die Gegend läuft?“, das Mädchen konnte sich das nicht so ganz vorstellen. „Das hab ich nie gesagt.“ „Also doch ein normaler Liebesfilm …“ „Aber er kommt gleich zum Essen und bleibt über Nacht.“ „Hat er gefragt oder hast du das beschlossen?“ Er machte eine Pause und überlegte, „… ich glaube, dass ich es beschlossen habe.“ „Du bist unverbesserlich“, seufzte die junge Frau. „Ich sollte langsam Schluss machen, mein Vater wird bald kommen … ich hoffe nur, Takeru kann sich losreißen.“ „Natürlich … sehen wir uns die Tage noch? Ich meine, bevor ihr zu eurer Oma fahrt?“ „Was denkst du denn? Ich will dich die gesamten Ferien nicht sehen …“ „Pff … dann such ich mir halt einen anderen Freund …“, spielte sie eingeschnappt, „vielleicht jemand aus deiner Band, Yutaka oder Akira …“, überlegte sie, „oder jemand aus dem Fußballteam … Takato … oder Taichi“, lachte sie. Yamato hielt in seiner Bewegung inne, „bitte nicht … dann müsste ich jeden umbringen, der dir zu nahe kommt“, brummte er, „… niemand darf dir zu nahe kommen …“ „Ohh“, kicherte sie, „bist du etwa eifersüchtig?“ „Ich bin nicht eifersüchtig …“, knurrte er schon fast. Wieder ertönte ein Lachen aus dem Hörer. Der Blonde seufzte leicht genervt. Er wollte sich nicht vorstellen, wie sie zu Taichi ging. Sie vertrugen sich wieder, trotzdem glaubte er nicht, dass sein bester Freund so schnell darüber hinweg war. „Ich liebe dich“, murmelte er in den Hörer, dann vernahm er ein Klingeln der Tür, „entschuldige, ich muss auflegen, Takeru ist da. Ich meld mich morgen bei dir“, damit legte er auch auf und ließ sie gar nichts mehr erwidern. Seufzend legte er sein Handy beiseite, das hätte er vermutlich nicht tun sollen. Aber jetzt war es schon geschehen. Schlurfend ging er zur Tür und öffnete diese. Takeru lächelte ihn an, doch er starrte eher etwas griesgrämig zurück, „und? Hast du ihr deine Liebe gestanden?“ „Was?“, jegliche Farbe wich aus dem Gesicht seines Bruders und er stolperte ein paar Schritte zurück, doch da griff der Musiker schon nach seinem Handgelenk und zog ihn zur Wohnung herein. „Jetzt guck nicht so“, grinste Yamato.

Autofahrt


 

Montag, 05. August
 

„Kinder? Habt ihr denn jetzt alles gepackt?“, rief Yuuko aus der Küche und räumte gerade noch die letzten Gläser aus der Spülmaschine. Allerdings bekam sie keine Antwort. „Kinder? Taichi? Hikari?“, kam es erneut von ihr und leicht verwirrt, dass ihr immer noch niemand antwortete, trat sie auf den Gang. Sie folgte der Stimme ihrer Tochter, die wohl im Zimmer des Älteren war. Sie schob die Tür auf und beobachtete die Jüngere, wie sie Sachen in die Reisetasche ihres Bruders räumte.
 

„Tai, wieso kannst du nicht selber packen? Ich muss doch auch noch ein paar Sachen raussuchen“, brummte sie. „Weil du in mein Zimmer gekommen bist, was gesucht hast und dann von dir aus beschlossen hast, meine Sachen zu packen – da ich das bisher erfolgreich von mir geschoben hatte. Du siehst … du bist selbst Schuld“, grinste der Fußballer und warf den Ball wiederholt in die Luft. Damit hatte er sich seit dem Aufwachen vor einer halben Stunde beschäftigt. Er lag dazu immer noch auf seinem Bett und hätte schon noch selbst gepackt, doch Hikari hatte es freiwillig getan. Seufzend drehte sie sich um, stöhnte dann genervt auf und funkelte ihn böse an, kurzerhand warf sie das Shirt nach ihm. Taichi war so erschrocken, da es auf seinem Gesicht landete, vergaß er dann prompte den Ball und der landete auf seiner Nase. „Autsch“, murmelte er Ältere und zog sich das Oberteil vom Gesicht.
 

„Kari“, tadelte ihre Mutter und zog damit die Aufmerksamkeit beider auf sich, sie wandte sich jedoch schon von ihr ab und ihrem Sohn zu, „Taichi, pack jetzt, damit wir spätestens in einer Stunde los können.“ „Ich brauch zehn Minuten, sag mir bis wann ich fertig sein soll …“ „Spätestens in einer Stunde will ich im Auto sitzen“, wiederholte sie. „Gut, dann kann ich auch noch in einer halben Stunde packen … du musst also nicht immer so einen Stress machen, Kari.“ „Nein, kannst du nicht“, unterbrach ihn die Jüngere. „Kann ich wohl!“, er setzte sich auf. „Nein, Taichi du packst jetzt … es ist immer dasselbe mit dir, denn dann fallen dir wieder fünf Sachen ein, die du vergessen hast und für jede springst du einzeln vom Auto wieder hier rauf“, pflichtete Yuuko ihrer Tochter bei. Grummelnd stand er langsam auf und starrte die beiden Frauen an. Kari lächelte siegreich, „ich pack weiter“, sprach sie und verließ das Zimmer. Sie selbst war schließlich noch nicht fertig damit gewesen. Doch sie wurde, kaum in ihrem Zimmer angekommen, wieder von ihrem Vorhaben abgebracht – ihr Handy klingelte. Mit einem Blick darauf zeichnete sich sofort ein Lächeln auf ihrem Gesicht ab.
 


 

„Guten Morgen“, flötete sie fröhlich, „bist du extra wegen mir früher aufgestanden?“ „Ne, ich steh immer um vier Uhr auf“, nuschelte Takeru verschlafen in das Handy. Hikari kicherte und konnte sich richtig vorstellen, wie er im Bett saß und sich den Schlaf aus den Augen rieb. Vielleicht lag er auch in seinem Bett und war tief in die Decke gekuschelt. Bei diesen Gedanken wurde sie glatt etwas verlegen und biss sich auf die Unterlippe. Schnell holte sie noch ein paar Shirts aus dem Schrank und tat diese zu den restlichen Sachen, „ich höre es“, lachte sie dann wieder. „Wann geht’s los?“, fragte der Blonde etwas wacher – aber nur etwas. „Mama will spätestens in einer Stunde los … allerdings bezweifle ich das ein bisschen …“, erwiderte die Brünette. Als würde er es ahnen, „wie weit ist Taichi?“, schließlich kannte er den Älteren aber auch. „Bis eben hab ich ein paar seiner Sachen gepackt, also nicht weit.“ „Wieso hast du das gemacht?“ „Weil er noch nicht angefangen hatte, dann durfte ich mir allerdings anhören, dass ich das nicht machen müsste und selber Schuld bin, wenn ich mich jetzt aufrege“, sie seufzte genervt auf, „und natürlich würde er selbst gleich packen.“ Ein leises Lachen drang an ihr Ohr, „wieso machst du auch so etwas?“, wiederholte er, erwartete aber keine Antwort mehr darauf. „Du bist gemein und frech, wenn du nicht genug schläfst“, brummte sie. „Das kommt dir nur so vor, eigentlich bin ich das immer … du merkst es nur nie, weil ich mich bei dir immer zusammenreiße“, lachte er. „Nein, du bist auch zu allen anderen normal immer liebenswert und holdselig und mir einfach die netteste und liebste Person, die ich kenne.“ Erst hinterher erkannte sie, was sie gesagt hatte und dass sie das Wort 'immer' gerade sehr oft benutzt hatte. Takeru fiel ihr entsetztes Einatmen nicht auf, denn er stockte selbst und wusste zunächst auch nichts zu sagen. Ihre Worte waren nichts Ungewöhnliches – beschrieben sie doch einen Freund und solche Worte kamen schon einmal aus ihrem Mund. Doch etwas war anders in ihrem Tonfall. Ehe er noch etwas sagen konnte, hatte sie bereits wieder das Wort ergriffen. „Ich … oh … warte kurz, meine Mum will was …“, unterbrach sie sich dann noch einmal selbst.
 

„Was gibt es?“, wollte sie von ihrer Mutter wissen. „Wie lang brauchst du noch?“ Die Brünette sah auf ihr Bett, eigentlich waren dort genügen Klamotten für etwa zehn Tage. Das sollte eigentlich reichen – für Mimi wäre es aber wahrscheinlich noch zu wenig. „Ähm … ich denke ich bin so gut wie fertig“, gab sie dann von sich. Sie musste nur noch alles in ihren Koffer packen und dann noch ihren Kulturbeutel packen. „Kannst du danach vielleicht doch noch nach deinem Bruder sehen? Schließlich wird er wieder was vergessen …“, Yuuko seufzte, „ich muss selber noch sehen, dass ich die Sachen deines Vaters zusammen sammel … er hat auch noch nicht gepackt …“ Hikari nickte, „mach ich“, sie lächelte ihre Mutter an. Als diese den Raum wieder verließ, hielt sich das Mädchen erneut das Handy an ihr Ohr, „entschuldige, ich sollte auflegen, dann kannst du auch weiter schlafen und ich muss mich dann beeilen.“ „Ich habs gehört“, kam von der anderen Seite, jedoch mit einem Gähnen, „aber eine Frage noch“ „Mh?“ „Was heißt holdselig?“ Hikari kicherte, „frag das Lexikon, wenn du es nicht weißt.“ Takeru brummte gespielt beleidigt, „meldest du dich kurz, dass ihr angekommen seid?“, wollte er dann noch wissen. Die Trägerin des Lichts schmunzelte, „hast du etwa Angst um mich?“ „Immer!“, bestätigte er streng. Das Herz der Jüngeren machte einen Sprung, „mach ich – wenn ich es nicht vergesse.“ „Wenn ich bis heute Abend nichts von dir höre, schicke ich die Hundestaffel los“, erneut gähnte Takeru hinter seinem Satz. Sie kicherte leise, „schlaf weiter. Ich werd schon dran denken.“ „Gut, fahrt vorsichtig“, verabschiedete sich der Blonde. „Sag ich meinem Vater und du schlaf noch gut“, murmelte sie in das Handy, dann legte sie auf.
 


 

Ihre Wangen färbten sich etwas rot, er machte sich Sorgen um sie und sie hat ihn gerade mit Komplimenten überschüttet. Sie schloss die Augen und schüttelte schnell ihren Kopf. Dann packte sie ihre Sachen in den Koffer. Eilig holte sie noch ihren Kulturbeutel aus dem Badezimmer mit allen wichtigen Utensilien. Zuletzt suchte sie sich noch zwei Bücher und steckte das Ladekabel für ihr Handy ein. Ihre Eltern hatten ihnen den Laptop verboten mit zunehmen, weil sie Zeit mit der Familie verbringen sollten. Das machte Hikari aber auch nichts aus, denn sie hatte immer noch ihr Handy und damit konnte sie mit allen schreiben. Sollte es hart auf hart kommen, dann stieg sie eben auf das D-Terminal um. Das Mädchen sah sich erneut um und überlegte, ob sie alles hatte. Dabei fiel ihr glatt noch etwas ein, sie holte Karten, ein Quizspiel und Reisetwister. Alles packte sie noch in den kleinen Koffer. In ihrer Handtasche hatte sie noch ihr Handy, das D-Terminal, Geldbeutel, Schlüssel, ihre geliebte Kamera, ein kleines Notizbuch mit Stift und ein weiteres Buch. Damit hatte sie wohl alles oder zumindest alles Wichtige.
 


 

„Tai?“, Hikari klopfte an seine Zimmertür, die immer noch einen Spalt geöffnet war. Ihre Wangen plusterten sich auf, als sie ihn immer noch im Bett liegen sah. Ihr großer Bruder hatte sich auf den Bauch gedreht und seine Hände hingen über das Bettende hinaus. Dabei summte er vor sich hin, nur daran erkannte sie, dass er wach war. Langsam schlich sie zu ihm und warf sich dann auf ihn. Erschrocken fuhr er zusammen und keuchte im ersten Moment, weil er keine Luft mehr bekam. „Hikari“, er wollte verärgert klingen, bekam es aus Luftmangel aber nicht besonders gut hin. „Ja?“, fragte sie kichernd, so war sie doch gerade im Vorteil. „Geh runter“, jammerte er und begann mit seinen Beinen zu strampeln. „Wirst du dann packen?“ „Aber wir fahren doch eh erst in einer halben Stunde.“ „Spätestens hat Mum gesagt“, korrigierte sie ihn, „wenn du jetzt fertig wärst, wären wir schon früher da.“ „Aber das hat sich doch gleich, nur ein paar Klamotten und dann bin ich fertig.“ „Brauchst du nichts für die Fahrt?“ „Was meinst du?“ „Du weißt schon, dass wir gut drei Stunden unterwegs sein werden?“ „Och nööö“, erschöpft ließ er sich weiter in die Matratze fallen, „ich werd einfach schlafen.“ „Wie gut, dass du mich hast, ich hab schon Karten eingepackt, aber jetzt steh auf, ich will die Fahrt hinter mich bringen“, damit stand sie neben ihm und wurde verwirrt angesehen. „Hinter dich bringen? Wer bist du und was hast du mit meiner Schwester gemacht?“, Taichi setzte sich auf. „Wieso?“, sie blinzelte mehrmals und musterte ihn. „Meine Schwester hat normal nicht so eine Ausdrucksweise drauf …“ „Doch, du merkst es nur nie“, dabei zwinkerte sie ihm zu und streckte ihre Zunge heraus. Lachend sah er sie weiter an, dann erhob er sich und wuschelte ihr durch die Haare, „bin gleich fertig.“
 


 

❀ ❀ ❀
 

Nach fünfzehn Minuten hatte Taichi seine Sachen fertig gepackt und sie räumten die Koffer in das Auto. Dort wartete bereits ihr Vater. Ihre Mutter war noch kurz oben und kontrollierte, ob alle Fenster verschlossen waren. Dann überreichte sie ihrer Nachbarin den Schlüssel, damit diese sich um Miiko kümmern konnte. Dann konnten sie los fahren. Während im Kofferraum die Taschen und Koffer waren, war auf der Rückbank noch ein Korb mit Mitbringsel und Leckereien für ihre Großeltern. Damit dieser Platz fand, saß Kari in der Mitte und kuschelte sich an ihren Bruder. Taichi lächelte sie an, stützte sich mit einem Arm an der Tür ab, auf deren Hand er seinen Kopf lehnte und mit der anderen griff er nach der Hand seiner Schwester. Sie lächelte friedlich, dann dämmerte sie langsam weg, während sich am Horizont bereits ein goldener Faden entlang zog. Bald darauf irgendwann lehnte sich der Ältere mit dem Kopf gegen ihren und schloss auch die Augen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Erst ein sanftes rütteln an seiner Schulter ließ Taichi hochschrecken und auch Kari erwachte langsam. „Was ist los? Ist was passiert? Wo ist Takeru?“, verwirrt sah sie sich um, bis sie in das schockierte Gesicht ihres Bruders sah, „was?“, wollte sie daher nochmal wissen. „Wo ist Takeru?“, wiederholte er ihre Frage, „wie darf ich das verstehen? Wenn was passiert, fragst du zuerst ob es ihm gut geht und dann mir?“ Der Fußballer schnallte sich los und kletterte aus dem Auto, „ich bin enttäuscht, Schwesterlein.“ „Taichi“, sie schien immer noch nicht ganz wach und wollte ihm hinterher, bis sie merkte, dass sie vom Gurt aufgehalten wurde. Der Braunhaarige lachte auf und half ihr sich zu befreien. Dann zog er sie aus dem Auto und an sich. Sie war etwas wackelig auf den Beinen, dann erwachte sie allerdings, mit ein Grund dafür war das lächelnde Gesicht ihrer Großmutter.
 

„Oma“, rief die Jüngere dann plötzlich und stieß sich von dem Größeren ab, um kurz darauf in den Armen der alten Dame zu liegen. „Hikari, mein Schatz, wie schön dich wieder zu sehen, es ist schon viel zu lange her“, freute diese sich und sah dann zu dem Älteren, „Taichi, mein Star, komm her und lass dich drücken.“ Etwas zögerlich, aber dann doch grinsend legte er die Arme um die Beiden. „Hallo Oma“, begrüßte auch er sie. Nach einer langen Umarmung fühlte sich Kari schließlich erdrückt und ihr fiel ein, dass sie Takeru Bescheid geben musste, also wand sie sich aus den ganzen Armen in denen sie gefangen war und lief zurück zum Auto.
 

Taichi musterte sie nachdenklich und konnte sich eigentlich denken, wem sie schrieb. Vielleicht musste er mit dem Jüngeren einmal ein paar Worte wechseln. Wenn er schon der erste war an den sie dachte, wenn sie aufwachte. „Na kommt, bringt erst einmal eure Sachen herein und dann lasst uns was Essen“, beschloss ihre Großmutter und scheuchte den Fußballer auf. Der musste dann – wie nicht anders zu erwarten – ein Gentlemen sein und auch Karis Koffer hinein bringen. Leise kichernd folgte die Jüngere ihrem großen Bruder.
 


 

Wie versprochen hatte sie sich schließlich bei Takeru gemeldet. Sie war gesund und munter bei ihrer Großmutter angekommen. Die Braunhaarige konnte nur hoffen, dass er wieder eingeschlafen war. So wie sie ihn kannte, würde er ihr aber auch bald antworten. Es war nun etwas nach sieben, dann war er vermutlich spätestens in einer Stunde wach. Der Blonde war schließlich ein Frühaufsteher. Jedoch hatte Kari keine weitere Gelegenheit dazu, denn schon war ihre Aufmerksamkeit von ihrem Großvater verlangt. Danach wurden sie allesamt an den Küchentisch gedrängt und bekamen ein reichliches Frühstück vorgesetzt. Da erst fiel den beiden Jüngeren auf, dass sie Hunger hatten, wenn Taichis Hunger vermutlich größer war, als der der Jüngeren.
 

Sofort war er in seinem Element und schlug ordentlich zu. Dass sie nun eine Woche bei ihren Großeltern waren, war sein Glück. Denn auch ihre Oma wusste um die Kochkünste ihrer Mutter. Daher würde sie ihr sicher nicht erlauben zu kochen. Hofften die Kinder zumindest.
 

Es brauchte eine Stunde bis Taichi fertig war und sich zufrieden zurück lehnte. Er seufzte auf und erntete ein leises Kichern seiner Schwester. „Ich werde draußen spazieren gehen und Fotos machen“, beschloss sie, „darf ich aufstehen?“, sie sah zu ihren Eltern. Beide nickten, „pass auf dich auf“, fügte Susumu noch an. Das Mädchen nickte und erhob sich eilig. Rasch nahm sie sich ihre Tasche im Gang mit sich und zog sich die Schuhe an, dann war sie schon aus dem Haus.
 


 

Leise summend sah sie auf ihr Handy, Takeru hatte ihr tatsächlich geantwortet. Er wollte wissen, was sie denn nun die nächsten Tage machen würde und wie die Fahrt war, denn sie hatte nur kurz gesagt, dass sie da war. Ehrlicherweise antwortete sie, dass sie diese total verschlafen hatte und dann natürlich, dass sie gerade spazieren war. „Ihm schreibst du natürlich gleich, aber ich müsste vermutlich erst ein paar Stunden warten, bis du mir antwortest“, beschwerte sich Taichi gespielt und vergrub seine Hände in den Taschen seiner Hose. Erschrocken war ihr Kopf in die Höhe gefahren und sie starrte ihn an, dabei war sie stehen geblieben. „Was machst du denn hier?“ „Darf ich nicht mit meiner Schwester spazieren gehen?“, seine Augen wurden groß und er schob seine Unterlippe vor. „Doch, ich hab mich nur gewundert …“, eilig tippte sie ihre Nachricht zu Ende und schickte sie ab. „Na dann, ich will ein paar schöne Fotos“, damit lief er zu einem kurvig gewachsenen Baum und stellte sich in Pose. Hikari kicherte wieder und zog ihre Kamera aus der Tasche. Sofort schoss sie ein paar Fotos.
 

Sie liefen weiter und immer wieder blieben sie stehen, wenn sie etwas Skurriles sahen. „Wir waren wirklich schon lange nicht mehr hier“, murmelte das Mädchen. Der Ältere nickte, „aber irgendwie hat sich nichts verändert, meinst du nicht?“ „Ja, stimmt“, sie lächelte und hakte sich bei ihm unter, „ich hab dich lieb, Taichi.“ Er wiederum legte seine freie Hand auf ihren Unterarm, „ich dich auch, Kleines.“ Lächelnd sah er zu ihr und dachte wieder daran, dass er sie etwas fragen wollte, „wieso ist eigentlich Takeru der erste, an den du denkst, wenn du aufwachst?“, skeptisch zog er eine Augenbraue nach oben. Die Kleinere versteifte sich und starrte ihn schockiert an. „Wie … wie kommst du denn … darauf?“, stotterte sie. „Das Erste was du vorhin gesagt hast, war sein Name …“ „Das … das hast du … dir sicher … sicher nur eingebildet“, verlegen wandte sie sich von ihm ab und lief ein paar Schritte schneller. „Nein, das hab ich nicht!“, gab er streng von sich, „… Hikari? Was ist das zwischen euch?“ „Was denn? Er ist mein bester Freund, darf ich jetzt nicht mehr mit meinem besten Freund schreiben? Schließlich wollte er nur wissen, ob wir gut angekommen sind“, ihre Wangen glühten, das spürte sie, so durfte ihr großer Bruder sie nicht sehen – sie musste sich dringend beruhigen. „Doch, das wollte ich nur wissen“, gab er von sich und schloss wieder zu ihr auf, „schließlich muss ich doch alle Veränderungen in deinem Leben erfahren. Wenn es irgendwann mal einen Jungen in deinem Leben geben wird, muss ich ihn einem ernsten Gespräch unterziehen“, nickte er vor sich hin. Denn er glaubte nicht, dass ihr Vater das machen würde. Und selbst wenn, dann musste Taichi es trotzdem erneut machen. Schließlich war ihm niemand gut genug, wenn er nicht gegen ihn bestand. Vermutlich würde Gatomon auch noch einmal mitreden müssen, denn schließlich musste der Zukünftige auch mit dem Digimon auskommen. Aber um diese Dinge musste er sich jetzt keine Gedanken machen, schließlich war Hikari erst 15. Und sie waren eine Woche im Urlaub, da kam ihr keiner zu Nahe. „Bitte nicht“, gab sie seufzend von sich, „dir ist doch niemand gut genug!“ „Das stimmt.“ „Dann kann ich ja gleich als alte Jungfer sterben“, murmelte das Mädchen und musterte skeptisch ihren Bruder, dann brummte sie noch ein, „na vielen Dank auch!“

Eisbecher


 

Dienstag, 06. August
 

Schon seit einigen Minuten spielte Koushiro mit dem Handy in seiner Hand. Er drehte und wendete das kleine Gerät, dabei hatte er eigentlich noch einen Toast vor sich, den er hatte essen wollen. Doch irgendwie ging ihm etwas nicht aus dem Kopf – besser gesagt jemand. Sie hatte bei ihrem Picknick mit einem Schlag so betrübt ausgesehen, dass es ihn wurmte, dass sie ihm nichts sagte. Aber er wollte auch nicht, dass seine beste Freundin bedrückt war. „Was hast du denn mein Schatz? Du starrst jetzt schon ewig auf dein Handy, wartest du auf eine Nachricht?“, wollte Kae von ihrem Sohn wissen. Sie stand in der Küche und spülte noch einige Sachen ab. Er sah auf und über die Theke zu ihr, „nein … ich … ich weiß auch nicht …“ „Du machst dir doch um irgendetwas Sorgen“, lächelte sie. „Woher weißt du das?“ Sie schmunzelte und ein kurzes Kichern kam über ihre Lippen, „ich bin deine Mutter und kenne dich schon so lange, ich seh es dir an deiner Nasenspitze an … Wenn dich etwas bedrückt, dann sag es! Denk nicht immer so lange darüber nach, was sein könnte“, sie legte ihren Kopf schräg, „na los, schreib die Nachricht.“ Koushiro erwiderte das Lächeln, er vergaß immer wieder aufs Neue, dass seine Mutter alles bemerkte. „Danke“, murmelte er und entsperrte das Handy, damit er eine Nachricht tippen konnte.
 

Koushiro: Hallo, hast du Lust heute was zu unternehmen? Wir haben schon ewig nichts mehr zu zweit gemacht … wie wäre es mit Eis?
 

Einen Moment dachte er noch darüber nach, schickte sie dann aber ab. Er seufzte auf. Das fühlte sich gut an. Er würde etwas mit ihr machen – sollte sie dem denn zustimmen – und dann konnte er mit ihr reden. Vielleicht erzählte sie dann ja auch was los war. Oder hatte sie das mit Taichi bemerkt und herausgefunden? Vielleicht hatte sie Sora dann auch erzählt, was los war. Leichte Panik machte sie in ihm breit. Was wäre dann, wenn Mimi auch sauer auf ihn war? Weil er es ihr nicht erzählt hatte, obwohl sie sich früher doch alles erzählt hatten. Mit geweiteten Augen starrte er auf das Telefon, welches er kurz zuvor beiseitegelegt hatte, damit er sein Brot noch essen konnte. Wieso hatte er denn dann die Nachricht geschrieben? Bestimmt würde sie ihm nicht antworten. Koushiro wusste gerade wirklich nicht, ob er jetzt noch eine Antwort haben wollte. Doch sein Handy vibrierte und von einer fremden Hand geführt griff er danach.
 

Mimi: Guten Morgen ♥ Das würde mich sehr freuen, wo sollen wir uns treffen? Wäre nach dem Mittagessen in Ordnung?

Koushiro: Die Eisdiele im Einkaufszentrum oder die im Park? Und natürlich, hätte ich nicht anders gesagt!

Mimi: Die im Park find ich schöner und dann um 2?

Koushiro: Geht in Ordnung, ich freu mich

Mimi: Ich mich auch – bist später ♥
 

Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Kae hatte die ganze Zeit über den Rothaarigen im Auge gehabt und schmunzelte ebenso. Es freute sie, dass er wohl Glück hatte und seine Probleme loswerden könnte. Sie wusste, dass er nicht viel über seine Gefühle oder seine Gedanken sprach, aber er teilte sie meist auch nur der Person mit, die sie betraf. Da es nicht sie war, hakte sie auch nicht weiter nach. Die Frau war stolz darauf, Izzy ihren Sohn nennen zu dürfen, auch wenn er nicht ihr leiblicher Sohn war, so liebte sie ihn wie ihr eigen Fleisch und Blut. Kurz senkte sie den Blick und ließ das Wasser aus dem Becken, nur, damit sie im nächsten Augenblick die Sachen abtrocknen konnte. Als sie ihren Blick wieder hob, stand der Rothaarige mit dem leeren Teller vor ihr und stellte diesen auf die Theke. „Danke, Mama“, lächelte er erneut zufrieden. „Du musst dich doch nicht bedanken“, erklang ihre sanfte Stimme, „es scheint ja alles geklappt zu haben.“ „Ja, ich bin nach dem Mittagessen unterwegs.“ „Schön, was machst du denn?“ „Wir gehen Eis essen“, Koushiro war sich darüber bewusst, dass er ‚wir‘ benutzt hatte. Nun doch etwas unsicher sah er zu ihr, „ich muss noch etwas machen“, meinte er dann schnell und verschwand in seinem Zimmer. Kae lachte leise, als sie ihrem Sohn nach sah. Er war wohl aufgeregt.

Noch versuchte Koushiro ruhig zu bleiben, denn er hatte eigentlich noch etwas an seinem Computer machen wollen. Wenn er auch wirklich abgelenkt war und aufgeregt! Auf das Mittagessen drei Stunden später konnte er sich gar nicht konzentrieren. Als er das allerdings hinter sich hatte, stieg seine Nervosität weiter an. Er saß grübelnd vor seinem Schrank. Der Rothaarige hatte keine Ahnung was er anziehen konnte. Schließlich traf er sich mit dem Mädchen, welches das Modebewussteste war, das er kannte. Da konnte er doch nicht das Gleiche wie immer anziehen – schließlich kaufte seine Mutter noch seine Klamotten. Das allein war ihm schon etwas peinlich. Nach einer halben Stunde zog er sich schließlich ein weißes Hemd aus dem Schrank. Dazu noch eine dunkle Jeans und eine hellbraune Weste – welche normal zu einem Anzug auch getragen wurde. Eilig wechselte er die Kleider und krempelte sich die Ärmel bis zu den Ellenbogen hoch. Die Weste ließ er offen. Der Oberschüler überlegte zwar noch, ob er eine Fliege dazu tragen sollte, doch das war ihm fast schon wieder zu steif und sie würde sich nur wieder über ihn lustig machen. So ging er noch ins Bad und richtete sich die Haare, dann war es auch schon halb zwei. Viel zu früh zum losgehen, doch er hielt es nicht mehr aus, darum machte er sich auf den Weg.
 

Die letzten zehn Minuten wartete er schließlich vor dem Café. Er wollte sich noch keinen Platz suchen, weil er Angst hatte, dass sie ihn sonst nicht finden würde und sich wieder aufregen würde. Dezent blickte er immer wieder auf seine Uhr. Es war nicht so, dass er unbedingt wissen wollte, wie sehr sie zu spät kam, aber er war so nervös und wusste einfach nicht, was er tun sollte. Natürlich war das hier ein ganz normales Treffen unter Freunden, denn was auch sonst. Sie waren schon so lange beste Freunde. Er vermisste es wirklich Zeit mit ihr zu verbringen. Nun war sie schon seit etwas mehr als einem Monat hier und er hatte noch nicht die Gelegenheit dazu gehabt. Daher war ihm das vielleicht auch so wichtig und er war so aufgeregt. Schließlich hatten sie das letzte Mal vor vier Jahren etwas zusammen gemacht – also nur sie beide.

„Koushiro-kun“, hörte er seinen Namen und Mimi tauchte lächelnd neben ihm auf. Seine Augen wurden groß als er sie ansah. Die Jüngere trug ein mintgrünes, knielanges Kleid. Es hatte einen leichten Stoff und war locker geschnitten. Der Ausschnitt war rund und nicht sonderlich tief, betonte trotzdem ihre Brust, auch wegen der Raffung, die durch ein ebenso grünes Band an der Taille entstand. Die breiten Träger wurden etwas von ihren offenen Haaren verdeckt. Ihre braunen Haare schimmerten bronzefarben in dem Sonnenlicht. Er erwiderte ihr Lächeln erfreut, „hallo Mimi-chan.“ Er war sich sicher, dass sich seine Wangen leicht gerötet hatten. Sein Herz pochte wild in seiner Brust und er konnte sie nur ansehen. „Wollen wir reingehen?“, fragte sie dann irritiert. Der Ältere erwachte aus seiner Starre und nickte dann. Die Zwei suchten sich einen Platz im Freien, im Schatten eines Baumes.
 

„Ich hab mich sehr gefreut“, meinte die Tachikawa aufrichtig, „wir haben schon so lange nichts mehr nur zu zweit gemacht.“ Koushiro nickte, „ich bin auch froh … es kommt mir ewig vor …“ Kurz lehnte sie sich zu ihm und drückte sich an ihn, „aber jetzt machen wir ja wieder was und wir haben Ferien“, kicherte sie. Einen Moment versteifte er sich, dann hatte sie sich aber schon bei ihm untergehakt, damit sie zusammen durch die Karte sehen konnten. Lächelnd sah sie sich die Bilder der Eisbecher an und blickte dann erneut zu dem Älteren, damit er auch ja mit sah. „Willst du nicht mit gucken?“ „Doch, klar“, erwachte er und beugte sich etwas zu ihr, damit er alles sah. Nachdem sich beide entschieden hatten, kam der Kellner zu ihnen. Dieser war zuvor schon zwei Mal dagewesen und hatte die Braunhaarige gemustert. Auffällig lange. Dem Rothaarigen war es fast schon unangenehm. Nein, es war ihm unangenehm. Sie bestellten und dann war er auch wieder weg. Zu seiner Überraschung blieb sie bei ihm untergehakt und summte leise vor sich hin. „Was hast du die letzten Tage gemacht?“, gedankenverloren griff sie nach der Hand an dem Arm und zupfte an seinen Fingern. Koushiro glaubte, dass sein Herz seinen Brustkorb sprengte. „Nichts, ich saß am Computer und hab gearbeitet“, gab er schulterzuckend von sich. Seufzend betrachtete das Mädchen ihn tadelnd, „das müssen wir ändern, wir haben Ferien, dann solltest du auch Ferien von deinem Computer machen“, brummte sie. „Wieso?“, er legte den Kopf schief. Dabei wusste er ganz genau, dass sie seinen Rechner hasste und die Beziehung zwischen ihm und dem Rechner. Er lachte leise, als er daran dachte. „Was ist los?“ „Nichts … was soll ich denn sonst machen? Ich kann doch nur vor dem Rechner sitzen, schließlich kann ich nichts anderes“, seufzte Koushiro. „Was soll das denn heißen, du kannst vieles“, versuchte sie sein Selbstbewusstsein zu stärken, „dann machen wir einfach mehr miteinander.“ Herausfordernd grinste Mimi ihn an, dass er fast schon Angst bekam. „Und was?“ „Ich weiß nicht … erst einmal Eis essen“, lachte sie und begrüßte den Becher, der vor sie gestellt wurde. Sie hatte sich einen Joghurt-Eisbecher mit vielen Früchten bestellt, die vier Eiskugeln waren Joghurt, Kirsch-Joghurt, Heidelbeer-Joghurt und Ananas-Joghurt. Sie freute sich und löste sich von Koushiro, dabei sah er ihrer Hand schon sehnend nach. Er selbst hatte sich einen Nussbecher bestellt. Haselnuss-, Macadamia-, Schoko- und Vanilleeis. Über den Becher waren Haselnüsse und Mandelstückchen verteilt, dazu noch Schokosoße.

Das Mädchen quietschte auf, als sie sich den ersten Löffel voll Eis in den Mund steckte. Lächelnd beobachtete Koushiro seine beste Freundin und fing selbst an sein Eis zu essen. „Darf ich einmal probieren?“, wollte sie nach einiger Zeit wissen. Sofort nickte er und sie nahm sich etwas von dem Eis. Wieder kam ein freudiger Ton aus ihrem Mund. Dann streckte sie ihm ihren Löffel mit ihrem Joghurteis entgegen. Irritiert starrte er ihn an. Mimi wurde auffordernder damit ihm zu zeigen, dass er endlich kosten sollte. „Ich streck ihn dir nicht ewig hin“, meinte sie dann. „Von deinem Löffel?“, Nervosität machte sich wieder in ihm breit. „Ach jetzt komm, wir haben uns früher ständig Gläser und Flaschen geteilt“, lachte sie, „was macht da jetzt ein Löffel?“, sie verstand das nicht ganz was er hatte. Demnach legte sie ihre freie Hand an sein Kinn, „mach Ah!“ Immer noch etwas wiederwillig gab er nach und ließ sich das Eis auf der Zunge zergehen. „Danke!“
 

„Was hast du bis jetzt gemacht?“, wollte er dann von ihr wissen, um ihre Frage noch einmal aufzugreifen. „Mh“, überlegte sie, „vieles … mit den Mädels, das Picknick, shoppen …“ Sie zählte eine lange Liste auf. Er war wirklich sprachlos, wie konnte man so viel schaffen, dabei hatten sie doch erst seit zwei Wochen Ferien. Lange Zeit – als sie schon ein paar Minuten zu Ende gesprochen hatte – starrte er sie immer noch an. „Alles in Ordnung?“, sie lachte verwirrt. Damit erwachte er wieder aus seiner Starre, „ja, alles bestens!“ Schnell aß er weiter und hoffte, dass sie nicht merkte, dass er doch leicht verstört war. Sie kicherte wieder. „Was?“ „Ach nichts“, damit widmete sich auch Mimi wieder ihrem Eis.

„Wir haben Ferien, also, was machen wir die nächsten Tage?“, fragte sie dann, als sie aufgegessen hatte. „Erstmal mein Eis aufessen“, antwortete er ihr. „Du bist echt langsam“, lachte sie und streckte kurzerhand ihre Hand mit dem Löffel aus. Wieder musste sie kichern, als sie ihm etwas von seinem Eis stahl. Erstaunt sah er zu ihr, schob ihr aber dann den Becher näher hin. Gemeinsam aßen sie dann an der letzten Kugel Eis. Koushiro nahm all seinen Mut zusammen und nahm die letzte Haselnuss auf den Löffel. Er streckte ihr diesen entgegen. Überrascht hob Mimi ihren Blick und aß sie dankend. Daraufhin löffelte er noch das geschmolzene Eis und war auch fertig. Ein allgemeiner Rotschimmer hatte sich auf seinen Wangen ausgebreitet. Hoffentlich hielt sie es für eine Rötung wegen der Hitze. „Das war lecker“, endete er und bekam sofort Zustimmung ihrerseits. Dann war der Kellner wieder da und hielt seinen Blick etwas zu lange auf der Jüngeren. Missmutig sah Koushiro zur Seite und wollte wieder hier weg. „Wollen wir zahlen?“ „Ja, gerne“, nickte das Mädchen. Was sie auch gleich taten. Die Zwei erhoben sich und Koushiro wollte schon zum Ausgang gehen, allerdings wurde er zurück gehalten. „Lass uns noch etwas machen“, bat sie ihn. „Und was?“ „Mh“, Mimi überlegte einen Moment, dann lächelte sie, „spazieren gehen“, beschloss sie und zog ihn mit sich.
 

Erneut hakte sich Mimi bei dem Älteren unter und summte leise fröhlich vor sich hin. Die Beiden liefen unter den Bäumen des Parks hindurch und genossen die kühle Luft die darunter gehalten wurde. „Es ist wirklich schön wieder etwas mit dir zu unternehmen“, durchbrach Mimi die Stille und blieb stehen, „und ich muss wirklich sagen, dass dir die Sachen stehen. Ich meine, du wirkst immer noch etwas steif damit, aber sie stehen dir“, lobte sie, „trotzdem, ich glaube, würdest du etwas anderes anziehen, zum Beispiel etwas von Yamato, dann wärst das einfach nicht mehr du … Daher … doch … die Sachen passen zu dir“, endete sie schließlich. Das Mädchen wurde unter seinem verwunderten Blick etwas verlegen. Noch nie hatte sie sich so um Worte gedrückt, normal kam sie nicht ins Stottern oder Stocken. Aber sie hatte ihren besten Freund auf seine Kleidung ansprechen müssen. Er hatte sich so stark verändert, dass es ihr fast schon Schmerzen bereitete, dass sie so viel verpasst hatte. Trotzdem war er noch ein wichtiger Teil in ihrem Leben, auch wenn sie so lange Zeit kein Teil seines Lebens gewesen war. Umso glücklicher war sie, dass sie immer noch ein Teil seines Lebens war. Als hätte es sich nichts zwischen ihnen geändert.

„Lass uns zum Strand gehen“, entschied sie, als sie dem Meer näher kamen. Er nickte nachgiebig. So war es immer gewesen, die junge Frau gab die Richtung vor und er folgte ihr. Auch wenn er mit ihren Entscheidungen einverstanden war, sie war einfach kreativer und hatte die besseren Einfälle. Schließlich würde er, wenn es nach ihm ginge, die ganze Zeit vor dem PC sitzen. Auch wenn er gerne Zeit mit seinen Freunden verbrachte, etwas hatte sich zwischen allen verändert. Koushiro war immer noch ein guter Freund Taichis, schließlich waren sie damals – bevor er und Yamato sich so nahe standen wie jetzt – beste Freunde. Der einzige Grund dafür war, dass der Brünette und der Computernerd sich einfach schon so lange kannten. Sie hatten bereits als kleinste Kinder schon miteinander gespielt. Yamato kam erst zwei Jahre später in ihr Leben, als Taichi und der Blonde in den Kindergarten kamen. Koushiro war immer noch sehr gut mit dem Fußballer befreundet, doch mit dem Blonden verband ihn einfach viel mehr.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Mimi erneut und musterte den Älteren fragend. „Ja, natürlich … sollte etwas nicht passen?“, stellte er die Gegenfrage. „Ich mein nur“, nachdenklich betrachtete sie ihn weiterhin, „wir können auch was machen, was du willst … außer vor deinem Rechner sitzen …“ „Siehst du … dann entscheidest lieber du“, lachte er, „schließlich hast du die besseren Einfälle.“ „Oke“, die junge Frau grinste, „aber irgendwann musst du mal entscheiden was wir machen … sonst ist es doof“, sie schob ihre Unterlippe vor. Er biss sich auf seine Unterlippe und bedachte sie weiter mit einem Blick. Ihr Gesichtsausdruck war so süß, dass er wieder rot anlief. „Na, gut“, nuschelte er und sah verlegen zur Seite, „aber das wird … unkreativ …“ „Ach, Hauptsache du entscheidest einmal …“, lächelte sie und sie standen bereits kurz vor dem Strand.

Eilig zog sie ihre Schuhe aus und lief über den Sand, der wirklich heiß war. Erschrocken zuckte sie zusammen und suchte Schatten. Sie fand allerdings keinen und lief zum Wasser. Erleichtert seufzte sie auf, als das kühle Wasser über ihre Füße lief. Dann sah sie sich verwirrt um und suchte Koushiro. Der kam leise lachend zu ihr und nahm ihr Schuhe und Tasche ab. So konnte sie noch etwas weiter in das Wasser hinein und ungehindert mit Wasser nach ihm spritzen. „Hey“, Koushiro zuckte zusammen und trat ein paar Schritte zurück. Mimi konnte nur wieder schelmisch kichern. „Das nächste Mal halte ich deine Tasche zum Schutz vor“, zog er sie auf und erreichte sofort die gewollte Wirkung. Mimi riss ihre Augen auf und ihr Mund klappte entsetzt auf. Sie setzte bereits zu einer Antwort an, doch der Ältere kam ihr erneut dazwischen, „als ob ich mich das je trauen würde“, der Rothaarige sah sich die Tasche etwas näher an. Es war schon ein großer Schritt gewesen, ihr diesen Spruch an den Kopf zu werfen. Dann lächelte aber auch sie, „solltest du das je machen, dann müsste ich mir eine Strafe für dich überlegen“, sie begann entlang des Wassers zu laufen, er folgte ihr, jedoch auf dem trockenen Sand. „Was denn?“, wollte er etwas neugierig wissen. Er konnte sich nichts vorstellen, wenn sie von einer Bestrafung sprach. „Dir den Laptop für eine Woche wegnehmen“, überlegte sie, „die den Hintern versohlen“, prüfend betrachtete sie ihren Freund und lachte auf, weil er sie schockiert anstarrte, „ach komm, wenn du plötzlich Witze machst, dann muss auch sowas kommen.“ „Ach ja?“, die Hitze stieg ihm wieder in den Kopf. „Ja!“ Mit skeptischen Blick beobachtete er sie, „danke, dass du meinen Hintern in Ruhe lässt …“, murmelte er. „Ich hab nicht gesagt, dass ich das mach … ich hab lediglich gesagt, dass ich das habe aussprechen müssen …“ „Ach so“, nachdenklich ließ er den Kopf sinken, wurde aber gleich wieder davon unterbrochen, weil er wieder nassgespritzt wurde. „Hey!“

Besuch bei Oma


 

Sonntag, 11. August
 

„Das Wochenende war viel zu kurz“, beklagte sich Kinu bei ihren Enkeln. Sie saßen gerade beim Frühstück. In wenigen Stunden würden ihre zwei Enkel wieder abreißen und das stimmte die ältere Dame doch etwas traurig. So bekam sie diese nur selten zu Gesicht. Takeru schmunzelte und griff nach der Schale mit Reis. „Ich wünschte wirklich, ihr würdet mich öfters besuchen“, ergriff sie erneut das Wort. Leider konnten Yamato und sein kleiner Bruder darauf nicht antworten. Es hatte sich in all den Jahren nichts geändert, Shimane und speziell bei ihr Zuhause war es immer noch so wie vor sechs Jahren. Kein Internet und das Netz am Handy war auch nicht viel besser, so hatte der Jüngere der Brüder mit Hikari über das D-Terminal geschrieben. Jeden Abend und Morgen hatten sie Nachrichten ausgetauscht. Weil sich die Brüder ein Zimmer teilten, hatte Yamato ihn nicht nur einmal damit aufgezogen. Seit dem Abend, an dem Takeru bei seinem Vater und seinem Bruder gegessen hatte, war es schlimmer mit Yamato geworden. Der Jüngere verstand einfach nicht, wieso sein Bruder so versessen darauf war, dass da zwischen ihm und der Trägerin des Lichtes unbedingt etwas sein sollte.

„Wir werden sehen, was sich machen lässt“, murmelte Yamato und wusste, dass sie es kaum verstand. Eilig aß der Ältere auf. „Ich geh noch etwas spazieren“, beschloss er und erhob sich auf ein Nicken seiner Großmutter. Seine Sachen hatte er bereits zusammen gepackt. Doch Yamato wollte noch nach draußen an die frische Luft. Das war das gute an Shimane. Hier hatte man seine Ruhe und daher hatte er es auch geschafft ein paar Sachen zu schreiben. Wenn auch nur ein fertiger Song dabei heraus gekommen war, hatte er viele kleinere Passagen und auch Textfetzen hinbekommen.
 

Befreit atmete er durch, am morgigen Tag würde er Sora wiedersehen. Das letzte Mal war zwar erst drei Tage her, doch er konnte nicht genug von ihr bekommen. Er lief einen kleinen Trampelpfad hinter dem Haus hoch. Auf dem Weg dorthin gingen ihm wieder so viele Sachen durch den Kopf.
 

„Ich will dich nicht hergeben“, nuschelte Sora an Yamatos Brust gekuschelt. „Es sind doch nur drei Tage. Es kam auch schon vor, dass wir uns vier Tage nicht gesehen haben“, versuchte er sie zu beschwichtigen. „Ja, aber da warst du zumindest in der gleichen Stadt und nicht an der anderen Seite Japans“, beleidigt schob sie eine Unterlippe vor. Leises Lachen kam über die Lippen des Älteren. „Hee … wieso lachst du?“, sie hob ihren Kopf von seiner Brust und schlug mit der flachen Hand leicht darauf. Er schmunzelte, „machst du dir Sorgen, dass mir etwas passieren könnte?“ „Natürlich und wehe du machst dich über mich lustig, dass ich mich um dich sorge“, drohte sie und wollte eigentlich verärgert sein, doch Yamato zog sie nur wieder an sich und wollte ihre Lippen für sich einnehmen – dagegen sträubte sie sich allerdings. „Mach dir keine Sorgen um mich“, der Musiker legte eine Hand an ihre Wange, „es wird schon nichts passieren und es sind nur drei Tage.“ „Wie kommt ihr überhaupt hin?“ „Wir werden fliegen und dann holt uns ein Bekannter vom Flughafen ab. Wir sind etwa zwei Stunden unterwegs.“ „Ok, wehe du stürzt ab!“, drohte sie erneut. Yamato schmunzelte, „gut, wenn das Flugzeug abstürzt, dann darfst du mich schlagen“, seine Hand rutschte in ihren Nacken und er zog sie zu sich, damit er doch noch seine Lippen auf ihre drücken konnte. Wieder hatte er den Geschmack von Kirschen auf den Lippen, den Kirschen mit denen sie sich viele Minuten zuvor noch gegenseitig gefüttert hatten. Wie von selbst schob sich seine Zunge in ihren Mund und er genoss den Geschmack. Durch sie schmeckten die Kirschen noch besser. Während er den Kuss genoss, spürte er ihre Hand, welche leichten Druck auf seine Brust ausübte, dann aber an seinem nackten Körper hinunter wanderte. Sie hatte seinen Bauch erreicht, als er wohlig seufzte und sie hielt nicht an. Ein heißes Kribbeln ging durch seinen Körper und er grinste in den Kuss hinein. Dabei begann er sie im Nacken zu massieren. Sora erreichte sein Glied, welches sich unter ihrer Berührung wieder begann sich zu versteifen. Nun musste auch die Jüngere schmunzeln.

„Ich will festhalten, dass nun du angefangen hast“, keuchte er, als er sich von ihr löste und sie ihre Hand bewegte. Verführerisch sah sie ihn an. Vor etwas mehr als zwei Wochen hatten sie zum ersten Mal miteinander geschlafen, seither haben sie doch recht oft miteinander geschlafen. Das wunderte den Musiker etwas, allerdings hatte er auch nichts dagegen. So ließ er weiter ihre Hand an ihrer Stelle und streichelte mit seiner eigenen an ihrem Körper hinab. Yamato wollte sich wieder aufsetzen, doch sie stemmte sich bestimmend dagegen, „nein, jetzt bin ich dran“, sagte sie streng. Verwirrt zogen sich seine Augenbrauen zusammen, was auch immer sie meinte, er schien nicht dagegen anzukommen. Kurz darauf setzte sie sich auf ihn und er verstand was sie meinte. Sie zog erneut ein Kondom hervor und streifte ihm dieses über. Dann setzte sie sich richtig auf ihn. Sie war schon die ganze Zeit auf eine erneute Runde aus gewesen, so bekam sie seit ihrem ersten Mal nicht genug von ihm. Er anscheinend auch nicht. Denn seine Hände strichen an ihren Beinen auf und ab, während er das Gefühl genoss, dass sie auf ihm saß und er tief in ihr war. Ihre Hände wanderten über seinen Oberkörper, dann begann sie sich langsam zu bewegen. Unwillkürlich stöhnte er auf und trieb sie somit dazu an weiter zu machen.
 

Lächelnd dachte er daran. Yamato vermisste die Jüngere. Nicht nur wegen dieser Momente, sondern einfach weil es sie war. Er verbrachte gerne Zeit mit ihr, egal was sie taten. „Yama, warte“, hörte er die Stimme seines kleinen Bruders. Überrascht blieb er stehen und drehte sich halb um. „Man, du bist wirklich schnell unterwegs …“, etwas aus der Puste kam der Jüngere bei ihm an. „Du spielst Basketball und bist aus der Puste?“, skeptisch zog der Größere eine Augenbraue hoch. „Lass mich, es sind Ferien“, brummte Takeru. Damit entlockte er dem Älteren ein Lachen. „Willst du mich etwa begleiten?“ „Was will ich sonst hier?“ Schmunzelnd drehte sich Matt um und ging wieder voraus. Oben angekommen sahen sie sich staunend um. Es war immer wieder schön diese Natur zu sehen, das war schön.

Wie von selbst holte der Musiker seine Mundharmonika aus der Hosentasche. Diese hatte er zwar Gabumon geschenkt, doch das Digimon hatte sie ihm zurückgegeben, weil Yamato darauf spielen konnte im Gegensatz zu dem Digimon. Mit den Gedanken bei seinem Freund begann er zu spielen. Lächelnd blickte Takeru zu seinem Bruder und setzte sich ins Gras, dann schloss er die Augen und hörte seinem Bruder zu. Auch der Jüngere erinnerte sich an ihre damalige Reise, an der Yamato so oft auf der Mundharmonika gespielt hatte. Damals klang es noch so traurig, jetzt spielte er das gleiche Lied, doch es wirkte nicht mehr traurig, es hatte einen sehnsüchtigen Ton inne. Dabei malte sich ein Gesicht vor den Augen von TK aus. Als er weiter abwartete, bemerkte er, dass er Hikari vor sich sah. Sie lächelte ihn an.
 

Takeru seufzte auf, als Yamato zu Ende gespielt hatte. Lächelnd sah er zu seinem großen Bruder, der seine Mundharmonika wieder in seine Hosentasche steckte und seine Hände in diesen behielt. Sein Blick war weiter in die Ferne gerichtet. „Alles in Ordnung?“, wollte der Jüngere wissen. „Ja, wieso?“, verwundert sah dieser zu ihm runter. „Ich weiß nicht, deine Musik klang sehnsüchtig …“ Yamato schmunzelte, „Sehnsucht …“, nachdenklich ließ er seinen Blick wieder schweifen. Aufmerksam beobachtete Takeru seinen Bruder weiter, dieser schien in einer anderen Welt gefangen zu sein. Also sah er sich auch nochmal um, „hier ist es so schön friedlich. Das ist das einzig Gute, was ich an diesem Ort finde.

Das Wort löste etwas in Yamato und er musste an ein paar seiner Zeilen denken, welche er zusammen bekommen hatte, dann noch ein paar Melodie-Versuche. Leise summte er vor sich hin, bis sein kleiner Bruder ihn aus seiner Gedankenwelt riss. „Das stimmt“, stimmte er ihm zu, „aber was Besseres gibt es hier auch schon nicht mehr.“, er machte eine Pause, „ja, die Ruhe und Landschaft … mehr würde mich hier nicht halten.“ Takeru lachte, „sollten wir nicht langsam zurück? Wir müssten bald zum Flughafen, oder nicht?“ „Ja, vermutlich hast du Recht …“ Er half dem Jüngeren auf die Beine und gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg.

Es war wieder der Nachbar, welcher kam, um die Jungen zum Flughafen zu fahren. Sie verabschiedeten sich von ihrer Großmutter, die sie noch einmal darauf hinwies, dass sie öfters kommen sollten. Oder am besten gleich herziehen sollten. Zuletzt noch, dass sie Zuhause Grüße ausrichten sollten. Dann stiegen sie in das Auto und winkten ihrer Oma zum Abschied. Ihre beiden Taschen hatten sie mit auf den Schoß genommen. Sie sprachen kein Wort, während sie zum Flughafen gebracht wurden. Es war einfach die unangenehme Stille, auch wenn es schien, als wären sie hier immer willkommen und könnten mit allen reden. Es war beiden Brüdern nicht so recht, wenn Außenstehende von ihren Problemen und Sorgen erfuhren. So hielten sie vor dem Nachbarn den Mund. Höflich verabschiedeten und bedankten sie sich aber bei ihm und er ließ sie dann auch allein.
 

Gemeinsam standen sie in der Schlange. „Denkst du wir waren zu kurz hier?“, wollte Takeru nachdenklich und auch etwas besorgt wissen. Überrascht über die Frage betrachtete Yamato den etwas kleineren, „… ich weiß nicht … meinem Gefühl nach waren wir zu lange hier … aber vermutlich hast du Recht … Trotzdem …“, murmelte er. „Du vermisst nur Sora und willst nicht von ihr weg … wenn du sie dabei hättest?“, auf das Gesicht des Jüngeren legte sich ein Grinsen. „Dann könnte ich hier viel Zeit verbringen … niemand würde uns stören.“ „Außer Taichi würde plötzlich hier auftauchen und euch nerven“, lachte TK und hielt inne. Er wusste nicht, ob er solche Witze machen durfte. Sie vertrugen sich zwar wieder, aber Sora und Taichi könnte immer noch ein heikles Thema sein. „Das stimmt“, gab Yamato aber von sich, „er würde sicher alles voll bröseln …“ Der Ältere hatte wohl gemerkt, wie abrupt sein Bruder aufgehört hatte zu lachen. Doch diese Gedanken hatte er sich vorgenommen aus dem Kopf zu bannen. Taichi hatte gesagt, dass er damit klar kam. Es brauchte seine Zeit, doch er würde das schaffen.

Damit war das Gespräch vorerst unterbrochen, denn Sora meldete sich über das D-Terminal. Es war immer noch so, dass sie nur schlechten Empfang hatten – obwohl sie am Flughafen waren. Schmunzelnd las Yamato die Nachricht und konnte einfach nicht mehr damit aufhören. Zufrieden bemerkte Takeru den Gesichtsausdruck seines Bruders, er hatte wirklich jemanden für sich gefunden. Er freute sich für den Älteren und hoffte auch so einen Menschen zu finden. Dabei hatte er diesen schon gefunden, ging es ihm durch den Kopf. Er konnte sich kein Leben ohne Hikari vorstellen und er konnte sich auch nicht ausmalen, wie es wäre, sollte er eine Freundin haben und nicht mehr so viel Zeit mit der Jüngeren verbringen können. Ob es ihr auch so ging? Wenn auch sie einen Freund haben sollte, würde es genauso enden, dass sie weniger Zeit füreinander hatten. Aber was konnte er denn dagegen tun?

„Bleibst du eigentlich noch über Nacht, oder willst du gleich zurück zu deiner Mum?“ „Du meinst unsere Mum …“, korrigierte Takeru. „Ja … meinte ich, entschuldige …“, murmelte der Ältere entschuldigend. Er wollte wirklich mehr Zeit mit seiner Mutter verbringen, aber es war immer noch schwer. „Ich werd gleich heimgehen dann, ich bin müde und du magst doch sicher nicht deinen kleinen Bruder bei dir haben, wenn du eigentlich lieber Sora bei dir hättest?“, Takeru schmunzelte. „Ich werde immer Zeit für meinen Bruder haben und du bist mir immer noch mein liebster kleiner Bruder …“ „Ich bin auch dein einziger, also zählt das nicht“, durchschnitt der Kleinere seine Worte. Yamato lächelte, „… ja … bist du … aber ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst! Und ich werde mir immer für dich Zeit nehmen, wenn ich es will und du auch … Ich liebe dich! Du kannst immer zu mir kommen!“, sprach er aufrichtig und legte einen Arm um den Jüngeren.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Der Flug verging wie nichts. Es waren auch nur eineinhalb Stunden. Am Flughafen wartete bereits ihr Vater. Zuerst brachten sie Takeru nach Hause und schließlich kehrten sie in ihr eigenes zurück. Auf dem Weg tippte Matt eine weitere Nachricht an Sora. Es war später Nachmittag und er war doch weniger erschöpft, als er gedacht hatte. So fragte er sie, ob sie noch vorbei kommen wollte. „Wie geht es Oma?“, wollte dann Hiroaki wissen. „Gut, sie findet es schade, dass wir nicht so oft vorbei kommen.“ „Dann sind deine anderen Großeltern theoretisch noch unglücklicher … Ich meine, die seht ihr noch weniger“, überlegte der Ältere. Dabei gingen seine Gedanken wieder zu seiner Mutter. Sie lebte in ihrer friedlichen Welt. Shimane war ein schöner Ort, doch für Hiroaki war es nicht der passende Ort gewesen. In seiner Jugend hatte er sich dort nicht gesehen, sollte er erwachsen werden. Somit hatte er seine Zukunft woanders gesucht und auch gefunden. Auch wenn seine Beziehung mit Nancy in die Brüche gegangen war, so hatte sie ihm doch ihre beiden Söhne geschenkt und dafür war er mehr als dankbar. Er liebte beide gleichermaßen, wenn er auch nur Yamato jeden Tag um sich hatte. Takeru war ebenso ein Geschenk, auch wenn er bei seiner Mutter lebte.

Yamato lächelte, als er die Antwort der Jüngeren sah, wie gern sie kommen würde, ihm doch aber die Ruhe gönnte und sie sich morgen sehen könnten. „Schreibst du mit Sora?“ „Ja, ich wollte sie fragen, ob sie noch vorbei kommen wollte.“ „Sollen wir sie abholen? Noch können wir den Umweg machen …“ Yamato lächelte, „soll ich dann mit einem Subwoofer vor ihrem Fenster stehen?“, scherzte der. Hiroaki lachte auf, „bei deiner Mutter hatte es damals funktioniert.“ „Wirklich?“ Gemeinsam lachten sie eine Weile, bis Matt zurück auf den Gedanken kam, dass sie jetzt getrennt waren. Als sein Vater hielt, bemerkte er, dass sie gar nicht vor ihrem Haus, sondern vor Soras waren. „Na los, hol sie …“, lächelte er. „Du bist verrückt“, murmelte Yamato, machte sich aber trotzdem auf auszusteigen. „Das macht die Männer unserer Familie aus“, rief sein Vater ihm noch hinterher und lächelte seinem Sohn nach. „Deine Generation, unsere ist anders!“

Schwimmen


 

Freitag, 09. August
 

„Ahh wie schön“, rief Mimi aus und streckte sich. So eben hatte sie ihre Tasche abgestellt und genoss die Sonne auf ihrem Gesicht. Sora schmunzelte und breitete, wie auch Hikari und Yolei ihr Handtuch aus. Dann schloss sich die Brünette an. „Das war eine tolle Idee“, stimmte die Jüngste dann zu und sah zu ihrem Bruder. Die Jungen waren zwei Meter von ihnen entfernt, einfach weil sie so besser rumalbern konnten. Und weil Taichi auch niemanden in die Nähe seiner Schwester lassen wollte, wenn sie nur mit einem Bikini bekleidet war. Auch wollte Mimi nicht neben dem Braunhaarigen sein. Miyako war ebenso froh darüber, denn so war sie nicht in der Nähe des Blonden – zumindest nicht unmittelbar. Jedoch war sie so auch nicht bei Ken. Es war zum Verzweifeln. Trübselig hob sie den Kopf und sah zu dem Schwarzhaarigen. Dann seufzte sie erneut und ließ sich auf ihr Handtuch nieder. „Was hast du?“, besorgt legte Sora eine Hand auf das Bein der Jüngeren. „Ja, alles klar“, gab sie bedrückt zurück. „Wir überlegen uns noch was für euch, es ist nur wirklich schwer ihn von dir fern zu halten … wenigstens lässt er uns in unserer Mädchengruppe allein, dann können wir uns etwas ausdenken“, gab Mimi zuversichtlich von sich, „wir sollten nur etwas leiser reden.“ Doch schon im nächsten Moment liefen die Jungen an ihnen vorbei und sprangen ins Wasser. Etwas perplex starrten die vier ihnen hinterher. Selbst Cody und Joe waren mitgesprungen. Ken wurde von Daisuke mit sich gezogen. Schmunzelnd blickte die Älteste zu ihrem Freund, welcher sie daraufhin liebevoll belächelte. „Gut, dann können wir das sofort“, lachte Hikari und machte es sich auf ihrem Handtuch bequem. Sie alle hatten noch ihre Sachen an, was sie aber nicht störte.

„Also … wie bekommen wir es hin?“, nachdenklich ließ die Hüterin der Aufrichtigkeit ihren Blick schweifen, „ah … ein Date natürlich … was könnt ihr machen …? … Eis essen würde sich jetzt im Sommer anbieten …“, fröhlich klatschte sie in die Hände, während sie an die vergangene Woche dachte und das Eis mit Koushiro. „Aber er fragt sie nicht und wenn sie ihn fragen würde, zum Beispiel jetzt, dann wäre Wallace gleich da oder Daisuke …“, mischte sich Hikari ein, „… das wäre vermutlich das allgemeine Problem. Yolei, also angenommen du fragst ihn, dann musst du wirklich dazu sagen, dass nur ihr zwei geht und du allein mit ihm Zeit verbringen willst …“, sie hielt einen Moment inne, „… das allein wäre schon eine halbe Liebeserklärung“, sang sie dann, „… das ist so süß“, quietschte sie auf. „Was ist süß?“, riss Taichi sie aus den Gedanken. Als die Jüngere sich herum drehte, ließ er seine Finger hervor schnellen und spritzte sie damit nass. Lachend ging er zu den anderen und damit zu seinem eigenen Handtuch zurück. „Taichi“, tadelte Sora. „Verschieben wir den Rest auf später“, flüsterte Mimi.
 

Langsam entledigten sich Sora, Mimi und Hikari ihrer Kleider. Was den Jungen nicht verborgen blieb. Wie gebannt starrten Takeru, Daisuke, Yamato und Koushiro die Mädchen an. Auch Taichi konnte auf einen kurzen Blick nicht verzichten. „Sora, der ist süß“, lachte Hikari und betrachtete den roten Bikini ihrer Freundin. „Danke, deiner ist auch niedlich“, gab sie das Kompliment zurück. Etwas verlegen zupfte die Braunhaarige an dem rosa Stoff mit den weißen Blüten. Dann war auch Mimi aus ihrem Kleid befreit und zeigte den mintgrünen Bikini. „Mimi, du zeigst ja viel Haut“, lachte Sora. „Was soll das denn heißen?“, irritiert hob die Angesprochene eine Augenbraue und stemmte ihre Hände in die Taille. „Dass du zumindest was zum Ausfüllen hast, im Gegensatz zu mir“, brummte Hikari und legte den Kopf schief. „Heißt das, dass ich dick bin?“, schrie sie aufgebracht. „Nein, natürlich nicht.“ „Wie, verbündet ihr euch jetzt gegen mich?“, Mimi zog beim Anblick von Sora und Kari eine Augenbraue in die Höhe. „Naja … aus der Not heraus“, lachte Sora. „Aber wir sind noch nicht so weit, dass wir uns küssen“, kicherte Hikari. Mimi schnaubte und beide sahen auf. „Oh oh …“, Soras Gesicht wurde etwas bleich, „Hikari … lauf“, rief die Älteste, griff nach der Hand der Jüngsten. Eilig zog sie sie mit sich und brach dabei in Gelächter aus. Auch Hikari stimmte mit ein und sah über die Schulter. Mimi verfolgte sie.

Kurz vor dem Steg, der etwas in den See führte, trennten sie ihre Hände. Sora sprang mit einem eleganten Hecht ins Wasser, während Kari einfach hinein sprang. Die Jüngste tauchte wieder auf, als Mimi aufgebracht am Ende des Steges stand. Vor Wut bebten ihre Nasenflügel, dabei sah sie sich verwirrt um. „Wo ist Sora?“, wollte sie irritiert wissen. Die Jüngere hatte die Gesuchte hinter ihr gesehen, wurde aber zum Stillschweigen gebracht, daher sah auch sie sich um, „ich weiß nicht“, meinte sie unschuldig. Dann ertönte ein lauter Aufschrei, als Sora Mimi nach vorn schubste. Diese griff jedoch nach dem Handgelenk der Ältesten und zog sie mit sich ins Wasser. Schützend hatte Kari die Hände vors Gesicht gehalten. Die zwei Älteren tauchten wieder auf und gleich darauf mussten sie laut lachen. Aber schon im nächsten Moment spritzte Mimi mit Wasser nach den Zweien. Lachend erwiderten sie es und ein Kampf entstand daraus. Dabei konnten sie nicht mehr aufhören zu lachen.
 

Erst als Miyako auf dem Steg erschien, hörten sie auf. Ihr Kopf war gesenkt, ihre Finger hatte sie miteinander verflochten und ihre Schultern hingen ebenso traurig. Besorgnis zeichnete sich in den Gesichtern der drei ab. „Ich … ich geh glaub ich … lieber nach Hause … mir geht es nicht so gut …“, murmelte die Brillenträgerin. Mit einem Schniefen schob sie ihre Brille wieder zurück an ihren Platz. „Aber Miyako“, versuchte Mimi sie aufzuhalten, doch zu schnell hatte sie sich umgedreht und war losgegangen. Erschrocken sahen sich die drei Mädchen an. Als erste reagierte Hikari und beeilte sich aus dem Wasser. Schnellen Schrittes ging sie zu ihren Handtüchern und sah ihre Freundin gerade den Platz verlassen. Notdürftig trocknete sie sich ab, schlüpfte in das Kleid und packte die Sachen zusammen. „Nimm das nachher mit“, wies sie ihren Bruder an und warf ihm ihre Tasche praktisch ins Gesicht. Verdutzt sah Taichi der Jüngeren nach. Diese schlüpfte auf dem Weg noch in ihre Ballerinas und rannte der Älteren hinterher.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Mit offenem Mund starrte Daisuke Löcher in die Luft. Seine Augen waren schon groß geworden, als seine Traumfrau sich ausgezogen hatte. Doch als sie nass zurück kam und sich abtrocknete, mit dem Handtuch über ihren Körper gefahren war und sich ihr Kleid übergestreift hatte, musste er seine Hände über seinem Schoß falten. Dann kam noch der Umstand dazu, dass sich augenblicklich die Form des Bikinis auf dem Kleid abgezeichnet hatte. Es war zwar ein Bikini, aber dass ihr Kleid feucht wurde, löste trotzdem etwas in ihm aus. „Was hat Miyako denn?“, fragte Willis auf Davis rechter Seite und sprach damit Kens Frage aus, der auf der anderen saß. Besorgt hatte er sie angesehen und das Gefühl der Beklemmung hatte sich in ihm breit gemacht, als sie davon gestürmt war. Am liebsten wäre auch er ihr hinterher gerannt, doch das hatte er sich nicht getraut.

Fasziniert hatte auch Takeru seiner besten Freundin zugesehen, wie sie ihr Kleid erst abgelegt hatte und sich später abtrocknete. Doch schnell war er abgelenkt worden, denn Miyako schien eindeutig bedrückt. Es war wohl wieder wegen Wallace und Ken. Der Blonde hatte heute zwar nichts versucht, doch seine bloße Anwesenheit war wohl schwer für die Ältere. Sein Blick fiel auf Taichi, welcher noch gerade rechtzeitig seine Hände in die Höhe hatte reißen können. Beim Auffangen der Tasche waren ein paar Kleinigkeiten heraus gekullert, welche er gerade wieder zusammen sammelte und zurück steckte. Dann sah der Hoffnungsträger zu der Stelle, an der die Mädchen verschwunden waren.
 

Sora und Mimi kamen gerade zurück aus dem Wasser, jedoch wesentlich ruhiger als die Jüngste zuvor. Beide hatten entschieden, Kari erst einmal allein machen zu lassen, doch auch sie trockneten sich nun ab. So gut es ging auch ihre Bikinis. Was sowohl Yamato als auch Koushiro und Joe rot werden ließ. Während Yamato jedoch lüstern lächelte, war es für die beiden anderen eher die Verlegenheit, die sie wegschauen ließ. Denn die Mädchen fuhren sich eindeutig mit den Handtüchern über ihre Brüste und schienen das für selbstverständlich zu nehmen. Daraufhin zogen sie sich ihre Sachen an und packten auch zusammen. „Komm, ich nehm das“, sprach Sora zu Taichi und nahm ihm Hikaris Tasche ab, „wir … äh …“, sie sah zu Willis, „… gehen schon mal vor …“, ihr Blick ruhte lange auf Yamato, der schließlich nickte. Er konnte sich denken, dass sie den zwei Jüngeren hinterher wollten. Gemütlich liefen auch sie los und fanden sie nicht weit entfernt.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Yolei?“, rief Hikari aus und sah sich leicht panisch um, doch sie entdeckte die Lilahaarige ein paar Meter weiter auf einer kleinen Mauer sitzen. Schnellen Schrittes war sie neben der Älteren, „Yolei“, wiederholte sie einfühlsamer und ging vor ihr in die Knie. Die Brillenträgerin hatte ihr Gesicht in ihren Händen versteckt, aber trotzdem wusste die Kleinere, dass Tränen in ihren Augen waren. Vorsichtig griff die Brünette nach ihren Armen und zog sie liebevoll von ihrem Gesicht. Sie strich der Älteren ein paar Haare aus dem Gesicht und lächelte sie wieder aufmunternd an. „Yolei, was hast du?“ „Was soll ich schon haben?“, schniefte Miyako, „ich schaffe es einfach nicht mit Ken zu sprechen … Wenn ich etwas versuche, dann kommt mir Willis dazwischen … selbst wenn ich nichts mache, dann kommt Willis. Ich würde nie eine Möglichkeit haben oder auch nur die Chance mit ihm zu reden …“ „Und was war bei dem Fußballspiel letztens?“ „Das war reiner Zufall …“, seufzte die Ältere, „… schließlich wollte ich es versuchen, aber da war auch Willis. Und dann hab ich mich mit ihm nur über Fußball unterhalten“, sie schluchzte und schüttelte den Kopf, „mir ist einfach nichts anderes eingefallen, das war so grausam“, wieder vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. „Aber Miyako, du hast mit ihm geredet, auch wenn es nur über Fußball war“, lachte die Brünette etwas panisch, denn sie hatte Angst, dass die Ältere eventuell wieder anfangen könnte zu weinen. Immer noch trübsinnig hob sie ihren Kopf wieder, „… aber es war nur Fußball … was kann man sich schlimmeres vorstellen? Ich meine …“

„… du hast es toll gemacht …“, lächelte Mimi und setzte sich neben die Lilahaarige. Sora tauchte hinter ihr auf und legte ihre Hände auf die Schultern der Jüngeren, „… egal über was ihr redet … ihr habt geredet.“ „Aber ihr ward doch gar nicht da …“, verwirrt hob die Brillenträgerin ihre Augenbrauen. Hikaris Blick ging derweil an den Mädchen vorbei. Auch die Jungs schienen so langsam gehen zu wollen. Sie traten gerade zwischen den Bäumen hervor und schienen dann auch die Mädchen zu erblicken. Da richtete sie ihren Blick allerdings wieder auf ihre Freundin. „Auch wenn sie nicht da waren … sie haben doch recht … es ist egal … ihr habt geredet und das ganz ungezwungen … Willis hatte sich nicht eingemischt …“, aufmunternd lächelte sie. Langsam nickte Miyako, dann ließ sie ihren Blick über ihre Freundin gleiten, „oh Thor, Kari, dein Kleid … ich meine … dein Bikini … du …“, aufgeschreckt fand sie auf die Beine und mit geweiteten Augen starrte sie die Jüngste an und versuchte dann nicht hinzusehen. Leise lachte ihre Gegenüber und erhob sich, „ist doch nur Wasser, das trocknet und mehr als ein Bikini ist nicht zu sehen.“ „Du bist ja richtig erwachsen“, lächelte Sora. „Bin ich das sonst nicht?“, verwirrt legte sie ihren Kopf schief und sah zur Ältesten. Ein Kichern lenkte die Aufmerksamkeit auf Mimi, „sie und auch ich dachten wohl einfach, dass du rot wirst, weil die … die nassen Stellen … und … dein Bikini scheint durch …“, Mimi stockte nicht wirklich, sie gestikulierte zwischen ihren Wortfetzen nur und zeigte damit auf die Jüngste. Erst blinzelte die Lichtträgerin und sah dann an sich runter. Tatsächlich war das Kleid über ihrem Bikini feucht und das Muster dieses hindurch schien. Sie konnte im ersten Moment nicht reagieren. Dann hob sich ihr Kopf und sie blickte sich über die Schulter. Mit einem Schlag lief sie dann tatsächlich rot an und sie starrte ihre Freundinnen mit großen Augen an. Aus den Augenwinkeln erkannte sie ihre Freunde. Sora brach in Gelächter aus und stieg über den Mauersims. „Hör auf, sie ist ja schon ganz rot“, die Älteste legte einen Arm um die kleine Schwester ihres besten Freundes. „Hör auf zu lachen … ich … ich hab nicht aufgepasst … bin doch gleich los …“, beschwerte sich Hikari und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. Dann musste aber auch Mimi lachen. „Ja, sie ist mir doch gleich hinterher“, mischte sich nun auch Yolei ein und legte ihre Hände an die Handgelenke ihrer Freundin. Mit sanfter Gewalt zog sie die Hände weg und lächelte die Jüngste an. „Danke …“, lächelte sie und in ihren Augen glänzten wieder Tränen, „… danke, dass du immer wieder für mich da bist.“ Nach mehrmaligen blinzeln, konnte sich auch Kari der aufkeimenden Tränen nicht verstecken. „Das ist doch selbstverständlich …“, brachte sie erstickt hervor, „… du bist mir viel zu wichtig …“ Kurz vor dem Tränenfluss starrten sich die beiden in die Augen. Mimi war es schließlich, welche nach den Rücken beider Griff und sie zusammen schob, dabei drückte sie sich auch selbst an die Jüngeren, „ihr seid so süß“, quietschte sie laut, „… und das mit K…“, grad noch so konnte sie den Namen unterdrücken, ehe sie ihn heraus rief, „… wir bekommen das hin.“
 


 

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Nachdenklich beobachtete Taichi seine Schwester. Ihr schien jetzt erst aufzufallen, dass ihr Kleid nass geworden war. Sofort ging sein Blick streng zur Seite. Tatsächlich konnte Daisuke seinen Blick nicht abwenden. „Sieh weg oder ich sorg dafür, dass du nicht mehr hinsehen kannst“, knurrte er leise. Da legte sich eine Hand auf die Schulter des Anführers, dieser drehte seinen Kopf in die Richtung des Besitzers. „Ganz ruhig, ist doch nichts dabei“, versuchte Yamato ihn zu beruhigen, „er fasst sie ja nicht an.“

Grüblerisch betrachtete Ken die Mädchen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als Mimi etwas ausrief. Doch er konnte nicht sonderlich verstehen, was sie sagte. „Ich will auch“, war es Wallace, der die Jugendlichen aus den Gedanken riss. Eiligen Schrittes war er bei ihnen und legte seine Arme um die Gruppe. Sowohl Mimi als auch Sora rissen die Augen auf und lösten sich, wobei Sora den Blonden auch mit weg zog, da er einen Arm um sie gelegt hatte. „Das ist eine Privatvorstellung“, meinte Mimi, „das ist privat für Mädchen.“ „Aber …“ „Ach … bist du ein Mädchen?“, Soras Stimme klang extra sanft, damit es nicht allzu bissig klang. Sein Mund verzog sich, während Willis seine Gedanken schweifen ließ. Er schien ernsthaft darüber nachzudenken. „Das nehme ich mal als nein“, lächelte Mimi.

Yolei hat sich mittlerweile seitlich von Kari gestellt, ihre Arme lagen aber noch um ihre Schultern. Die Kleinere hatte eine Hand auf den Arm vor sich gelegt und beide beobachteten den Jungen. Er schien etwas enttäuscht. Vermutlich musste er sich doch etwas ausgeschlossen vorkommen. Von ihm hob Miyako schließlich den Blick und sah zu der Gruppe. Ihr Blick blieb an Ken hängen, auch er sah sie an, als sie das bemerkte, wandte sie sich mit rot glühenden Wangen ab und versteckte ihr Gesicht etwas hinter dem Kopf ihrer Freundin. „Er schaut her“, flüsterte sie leise aber glücklich, denn er lächelte.

Langeweile


 

Freitag, 09. August
 

Verschlafen sah Koushiro auf sein Handy. Sein zweiter Blick ging zu seinem Wecker, er zeigte kurz nach sieben. Das war eine humane Uhrzeit, aber … Nachdenklich hob er den Blick. Seit wann wachte die Jüngere so früh auf? Seit wann wachte er um solch eine Uhrzeit auf? Einen Moment betrachtete er noch das lächelnde Gesicht des Anruferfotos, dann drückte er auf den grünen Hörer, gähnte noch kurz und hielt sich das kleine Gerät ans Ohr. „Guten Morgen“, er versuchte wach zu klingen, doch mit etwa drei Stunden Schlaf schaffte er das wohl nicht so ganz. „Guten Morgen“, ertönte eine muntere Stimme am anderen Ende, „… hab ich dich geweckt?“ „Nein nein … bin schon länger wach“, zu seinem Missfallen musste er just in diesem Moment gähnen. „Lügner“, tadelte die Jüngere, musste aber leise kichern. Er gab ein schnaubendes Geräusch von sich, „wieso rufst du denn um solch eine Uhrzeit an?“ Während er ihr weiter zuhörte, streckte er sich, dehnte Nacken und Hals und fuhr sich durch seine zerzausten Haare. „Naja, mein Vater hat von der Arbeit ein paar Freikarten bekommen“, fing sie an, „und ich wollte dich fragen, ob du mit mir hin magst, es sind nämlich zwei und er will nicht. Und bevor du was sagst, ja ich weiß, dass dieses Mal du entscheiden solltest, aber … du entscheidest einfach das nächste Mal wieder.“ Koushiro war mit einem Schlag ganz Ohr, als sie sagte, dass sie ihn fragte. Sie hatte nicht Sora oder Jou oder Taichi oder einen ihrer anderen Freunde gefragt – sie hatte ihn gefragt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Wo müsst ich denn hin?“, Aufregung machte sich in ihm breit, aber dann mischte sich auch Nervosität mit hinein. „Komm zum Bahnhof … in einer halben Stunde … spätestens …“, damit legte die Jüngere auf. Sie ließ einen verwirrten Koushiro zurück. Wo zur Hölle wollte sie denn hin? Doch sie wollte mit ihm irgendwohin.

Dafür musste er sich jetzt aber beeilen. Schnell war er auf den Beinen und eilte ins Badezimmer. In aller schnelle duschte er, ging zurück in sein Zimmer und zog sich an. Er packte sein Handy und Geldbeutel zusammen und steckte noch den Schlüssel ein. Koushiro gab Kae Bescheid und er ließ sich noch einen Toast aufreden, mit diesem bestückt verließ er das Haus und eilte zum Bahnhof.

Völlig aus der Puste kam er vor dem Gebäude an und versuchte zu Atem zu kommen. Mit einem tadelnden Blick bedachte Mimi ihn, „du bist sieben Minuten zu spät.“ „Nimmst du es so genau?“, er hustete leicht und richtete sich dann wieder auf. „Ja! Und du solltest mehr Sport machen“, lachte sie dann. „Dann gib mir einfach früher Bescheid …“ „Aber früher ging nicht und jetzt komm“, zischte sie, dann packte sie den Älteren bei der Hand und zog ihn mit sich zum Gleis, „der Zug kommt in wenigen Minuten oder besser fährt in wenigen Minuten los.“ Schnell sprangen sie gerade noch rechtzeitig in den Zug. Lachend ließ sie sich auf einen Sitz fallen, „du bist echt unverbesserlich, fast schon wie …“, sie stockte und dachte an den Braunhaarigen, doch bevor sie dessen Namen aussprechen konnte, presste sie ihre Lippen aufeinander. Koushiro nahm ihr gegenüber Platz. „Hee… ich bin immer pünktlich“, brummte der Rothaarige, „was kann ich dafür, wenn du mir erst so kurz davor sagst, wann ich wo sein soll.“ Erleichtert atmete Mimi auf, da war sie ganz froh, dass Koushiro manchmal gar nicht merkte, was in ihr vorging. Was in allen Menschen um ihn herum vor sich ging. Daher legte sich auch schon wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht und sie musste glatt kichern.

„Wohin fahren wir überhaupt?“ „Nach Shimotsuma“, gab sie von sich, als wäre nichts dabei, „oh … da ich dich ja geweckt habe … ich hab was zum essen dabei“, sie zog ein Bento aus ihrer viel zu großen Handtasche hervor. Koushiro kam gar nicht weiter dazu zu fragen, was sie dort denn machen würden, denn schon hatte sie die Box geöffnete und ihm mit en Essstäbchen etwas in den Mund geschoben. Aus großen Augen starrte er sie an, während sich seine Wangen aufgeblasen fühlten. Langsam begann er zu kauen und war sprachlos … er wusste im ersten Moment nicht, was er da aß, aber es schmeckte einfach wunderbar. „Na? Sprachlos?“, grinste die Jüngere und nahm sich auch selbst etwas. „Es schmeckt köstlich“, brachte er nur hervor und wurde schon mit dem nächsten Happen gefüttert. Dass sie gerade die gleichen Stäbchen nahm, mit denen auch sie aß, war total vergessen. Viel mehr stand im Vordergrund, dass sie ihn fütterte und das mit ihrem Essen. „Wann bist du dafür aufgestanden?“ „Ach, das war schnell gemacht … ich bin seit halb sieben wach“, lachte sie dann aber etwas überdreht, „und vielleicht hab ich schon etwas zu viel Kaffee getrunken“, mit einem Schlag konnte sie nicht mehr aufhören zu kichern. Etwas ängstlich sah Koushiro zu ihr, „vielleicht solltest du Wasser trinken“, er zeigte auf die Flasche in ihrer Tasche. Irritiert starrte sie ihn an und dann zu dem Wasser. Langsam nickte sie, packte die Dose weg und griff nach dem Wasser. Nachdem sie getrunken hatte, wechselte sie auf den Platz neben dem Älteren, sie schlüpfte aus ihren Ballerinas und legte die Füße auf den gegenüberliegenden Sitz zu ihrer Tasche. Dann lehnte sie sich mit dem Kopf an Koushiros Schulter. Sein Körper versteifte sich einen kurzen Moment, dann entspannte er sich und ließ seinen Kopf gegen ihren fallen. Schon nach kurzer Zeit bemerkte er, wie sie langsam weg dämmerte. Er blieb weiterhin wach. Sie hatten schon fast die halbe Fahrt gegessen, dann sollte er wach bleiben, damit sie die Haltestelle nicht verpassten.
 


 

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„Was … was für Karten sind das denn?“, etwas verstört betrachtete Koushiro den Eingang der Rennstrecke. „Ich weiß nicht … Dad hat sie mir in die Hand gedrückt … und mir gesagt, wo ich hin muss …“, nun ebenso verwirrt suchte die Jüngere hektisch in ihrer großen Handtasche. Er hätte sie wesentlich früher danach fragen sollen, schließlich war er zwar in Sport nie wirklich gut und auch nicht allzu gut informiert, aber bei Motorsport wurde es noch schlimmer. Mit dem technischen Knowhow konnte er etwas anfangen, doch für den Sport an sich hatte er nicht viel übrig. Da wären ihm Drohnen oder Roboter lieber. Mit einem Schlag wichen seine Gedanken ab, dass er vielleicht einmal nach einer Drohne sehen könnte. Dabei verpasste er fast, dass Mimi die Karten gefunden hatte.

„Ein Motorradrennen“, las sie vor, „geht in einer halben Stunde los. Vielleicht sollten wir reinschauen … Kann ja noch lustig werden“, lachte sie dann. Sie griff nach der Hand des Älteren und zog ihn mit sich. Nach den Plätzen suchten sie noch einmal 15 Minuten, da sie zuerst auch den falschen Gang entlang gelaufen waren. Als sie schließlich auf diesen saßen, blickte sich Mimi neugierig um. Koushiro ließ seinen Blick eher vorsichtig schweifen. Durch die Lautsprecher ertönten irgendwelche Durchsagen, auf der Rennbahn war einiges los und die Leute um sie herum waren ebenso unruhig. Bis es schließlich losging. Manche sprangen laut schreiend auf und begannen zu jubeln oder zu schimpfen. Koushiro zuckte sichtbar zusammen und auch Mimi ruckte näher an ihn heran.
 


 

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„Um Thors Wille … Wie kann etwas so langweilig sein?“, seufzte Mimi und lehnte sich mit dem Kopf an Koushiros Schulter. Sie hatte extra leise geredet, damit nur er es verstand. Die Menschen um sie herum machten ihr etwas Angst, denn sie wusste nicht, wie sie reagieren würden, wenn sie wüssten, dass unter ihnen jemand war, der das Ganze hier langweilig fand. Doch Izzy brachte es zum Lachen. Das einzig Gute hier war ihr Gesicht, dass sie es so langweilig fand. Auch er war nicht begeistert von dem Rennen. Seit nun mehr zehn Minuten starrten alle auf den riesigen Bildschirm vor ihnen. „Ist es bald vorbei?“, mit großen Augen sah sie zu ihrem Nebenmann. „Das Rennen hat erst vor einer Viertelstunde angefangen …“, der Rothaarige zog eine Augenbraue hoch. „Was?“, brachte sie etwas zu hoch heraus, dann begann sie leise zu jammern, „das kann doch nicht dein ernst sein. Wie lange soll das denn gehen?“ „Keine Ahnung … Aber … nein … ich bin zum ersten Mal hier … oder besser gesagt, bei einem Rennen. Ich hab wirklich keine Ahnung wie lang so etwas geht“, überlegte er weiter. „Ich find es langweilig …“, beschwerte sie sich. „Das hast du schon ein paar Mal gesagt.“ „Du etwa nicht?“, verwirrt sah Mimi auf. „Doch, aber du hast mich hierzu eingeladen … wieso? Soll ich gehen? … Sollen wir gehen?“, gab er ebenso verwirrt zurück. „Ja, lass uns gehen – bitte“, kam es viel zu schnell von der Jüngeren. Grinsend betrachtete Koshiro seine beste Freundin und nahm ihre Hand, damit er sie mit sich in die Höhe ziehen konnte. Sie drängten sich an den anderen Zuschauern vorbei. Dabei ließ der Ältere die Hand des Mädchens nicht los – er drückte sie nur noch fester. Mimi musste sehen, dass sie ihre Tasche in der Hand behielt und nachkam.

Erst als sie den Eingang erreichten wurde er langsamer und blieb schließlich stehen, um sich zu ihr zu drehen. „Entschuldige“, sprach er, doch er hatte nur aus der Masse herauskommen wollen. Hier am Eingang war nun niemand, da das Rennen in vollem Gange war, die Menschen waren einzig in diesem Bereich, um noch mehr von den Naschereien zu bekommen oder die Toiletten aufzusuchen. „Wir sind entkommen“, lächelte der Rothaarige. „Noch nicht ganz“, stellte seine beste Freundin spitz klar, streckte sich aber zu ihm hoch und drückte ihre Lippen auf seine Wange, „aber danke für den Anfang … mein Held“, hauchte sie gegen seine Haut. Augenblicklich hatte sich Koushiros Körper versteift, seine Wangen waren errötet und sein Herzschlag hatte sich deutlich erhöht. Mit großen Augen betrachtete er die Jüngere. Die musterte ihren Freund und kicherte dann, „wieso bist du denn so rot? Hast du einen Sonnenbrand?“ Schwer schluckend wandte er sich ab, „möglich.“ Doch Mimi sah mehr als nur das. Zuvor hatte er noch keine solch roten Wangen gehabt. „Lass uns hier noch etwas Spaß haben“, beschloss sie. Kurzerhand hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn mit sich. Sie kuschelte sich etwas näher an ihn heran und lief gemütlich neben ihm.

Doch in Koushiro löste das weitaus mehr aus. Schon der Kuss auf seine Wange hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass sie so etwas bei ihm tun würde. Dass sie so aufgeschlossen war. Dass er in der Stellung war, dass sie ihm so nahe kam. Denn dieser Kuss – wenn er auch nur auf die Wange war – war einfach so vieles. Lösten so viele Gefühle in ihm aus. Mit diesen Gedanken bekam er nur recht wenig von dem Ort mit. Es zog einfach an ihm vorbei. Allerdings war in Shimotsuma nichts allzu besonderes zu finden. Der Tsukuba Circuit war das bekannteste und größte davon. So ließ er sich nur allzu gerne von ihr mitziehen, dass sie sich dabei so an seinen Arm klammerte, verschleierte seine Gedanken zusätzlich. Erst als sie vor einem Schrein standen, erwachte er aus diesen.
 

Interessiert betrachtete er die Gebäude und sah dann in das schmunzelnde Gesicht der Jüngeren. Natürlich war sich Mimi bewusst, dass sie es mit ihrer Nähe nicht besser machte, aber selbst sie konnte es nicht abstreiten, dass sie sich in der Nähe des Rothaarigen wohl fühlte. Sie wusste, welche Wirkung ihr Handeln auf ihn ausübte. Doch es schmerzte auch tief in ihrem Herzen. Trotzdem lächelte sie den Älteren an. Sie hatte mitbekommen, dass er mit seinen Gedanken weit weg gewesen war.

Lächelnd schritt sie vor ihn und strich ihm sanft über die Wange. Ein leises Kichern kam ihr über die Wange, „vielleicht solltest du daran arbeiten, damit du nicht immer gleich so rot wirst … sonst bekommst du wohl nie eine Freundin“, lachte sie. Mehr als ein Schmunzeln brachte Koushiro allerdings nicht zustande, schließlich hatte er nie jemanden wirklich gewollt – für ihn gab es nur ein Mädchen … eine junge Frau. Sehnend sah er in die rehbraunen Augen der Jüngeren. Er wurde nachdenklicher. Nervös biss er sich auf die Innenseite seiner Wange, an die Wange, an der noch immer ihre Hand ruhte. Doch je länger er in die Augen der jungen Frau starrte, desto mehr verlor er sich in ihrem Antlitz. In ihren wunderschönen Augen, die ihn schon so lange verzauberten. Sie war es, die sein Herz in ihren Händen hielt und es für ihn hielt, ohne es zu wissen. Schon seit so vielen Jahren kannten sie sich, waren beste Freunde und er liebte sie. Er liebte sie wahrhaftig. So war es sein Innerstes, was ihn dazu veranlasste sich zu ihr zu beugen. Sein Herz war es, das ihn rief und ihn dazu veranlasste seine Lippen auf ihre zu legen. Die ihren fühlten sich so weich an, er konnte selbst nicht glauben, was er hier gerade tat, doch es fühlte sich für ihn so richtig an.

Mimi hingegen war von der Direktheit ihres besten Freundes plötzlich so überrascht. Doch seine Lippen waren so ungewohnt. Sie waren butterweich, was sie nie erwartet hatte. Ihr Herz machte grad einen Sprung. Mimi fühlte sich geborgen. So kam es, dass sie den Kuss erwiderte. Und es war, dass er Schmetterlinge in ihr auslöste. Er schaffte es, dass sie sich gut fühlte. Sie fühlte sich glücklich. Sodass sie ihre Hände auf die Oberarme des Älteren legte. Sie klammerte sich regelrecht an ihn. Koushiro berührte sie nur leicht und sehr zögerlich an der Hüfte. Doch sie streckte sich ihm entgegen.

Ein Vogel, der aufgeschreckt in den Himmel flog und laute Rufe von sich gab, war es, der die beiden auseinander fahren ließ. Schwer atmend sahen sie sich an. Koushiro war unfähig ein Wort zu sagen, aber so schien es auch Mimi zu ergehen. Nun machte sich aber auch Nervosität in der jungen Frau breit, was sie dazu trieb auf ihre Unterlippe zu beißen. Mit wild schlagendem Herzen blickte der Rothaarige auf die Lippen. Die Lippen, die er gerade noch für sich vereinnahmt hatte. Doch nun mischte sich das schlechte Gewissen mit ein. Es schlich sich in sein Herz wie eine dunkle Wolke und legte sich nieder und wog schwer wie ein dichter Nebel.

„Wir … wir sollten … sollten wohl zurückgehen … zum Zug …“, stotterte Koushiro und nahm seine Hände von ihrem Körper. Verunsichert sah er sie an, seine Hände zitterten leicht. Wie kann etwas, dass sich so richtig anfühlte, sich gleichzeitig so falsch anfühlen, weil er ihr einen Kuss geraubt hatte. „Entschuldige …“, flüsterte er, „… das war unpassend … ich hätte das nicht einfach machen dürfen … ohne … ohne dich um Erlaubnis … zu … zu bitten …“ Vielleicht war es ein Fehler – vollendete er in Gedanken.

Computerspiele


 

Samstag, 24. August
 

„Wohin nimmst du mich denn jetzt mit?“ fragte Mimi voller Erwartung. Seit der Ältere sie abgeholt hatte, hatte er nicht gesagt, wohin sie unterwegs waren. Allerdings hielt er sein Wort und hatte sich die Unternehmung ausgesucht. Es war fast so spontan gewesen, wie das mit dem Ausflug nach Shimotsuma – aber nur fast. Er hatte sie bereits am Tag zuvor kontaktiert, wenn auch nur über den Chat – wieder einmal. Er schaffte es nicht, eine längere Unterhaltung mit ihr zu führen. Das war auch schon nach dem Motorradrennen gewesen. Koushiro hatte es einfach nicht geschafft ihr in die Augen zu sehen. Doch nun waren sie unterwegs zur Messehalle. Schon vor Monaten hatte er Karten organisiert gehabt, um dort mit Jou hinzugehen, weil dieser sich weiterbilden wollte. Natürlich hatte dieser nun aufgrund von Lernstress abgesagt. Demnach fragte der Rothaarige seine beste Freundin – oder das Mädchen, welches er bisher als solche bezeichnet hatte. Er wusste nicht, was das zwischen ihnen war, aber er wollte es gerne wissen. Daher war sie danach auch noch zu sich zum Essen eingeladen. Kae hatte gesagt, dass sie die Jüngere gerne einmal wieder als Gast dahätte und das wäre eine gute Gelegenheit. So konnte er noch mehr Zeit mit ihr verbringen.

„Lass dich überraschen“, gab Koushiro nur zurück und grinste leicht. Wenn sie wüsste, wo er sie mit hinnahm, dann würde sie sicher auf dem Absatz wieder kehrtmachen. Das einzige was sie interessieren würde, wäre Mode. Zu einer Modenschau könnte er sie sofort überreden, aber nicht zu einer Computerspielemesse. Daher behielt er das vorerst für sich, was ihm auch nicht schwerfiel, nach den zurückliegenden Ereignissen. Es war ihm etwas unangenehm, noch immer sehnte er sich nach dieser Berührung zurück, doch in seinen Gedanken biss es sich fest, dass es ein Fehler gewesen war. „Du bist gemein“, sie plusterte ihre Wangen auf und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

In Mimi sah es nicht anders aus. Sie war verwirrt. Verwirrt von dem, was in ihr vor sich ging. Seit dem Kuss von letzter Woche war viel Zeit vergangen. Zeit in der sie mit ihren Gedanken allein gewesen war. Sora war die gesamte Zeit mit Yamato zusammen gewesen. Mit Hikari wollte sie nicht darüber reden und würde sie es Miyako erzählen, dann müsste sie auch die gesamte Vorgeschichte erzählen. So war sie allein mit ihren Gedanken. Allein mit dem Wissen, dass sie sich in seinen Armen wohl gefühlt hatte, ließ sie aufatmen. Nach dem Schmerz, den Taichi in ihrem Herzen hinterlassen hatte, fühlte es sich so wunderbar an, was Koushiro in ihr ausgelöst hatte. Doch nur mit weiterem Schmerz musste sie feststellen, dass er sich nicht gemeldet hatte, dass er kein Wort dazu gesagt hatte. Erst eine Woche danach schrieb er ihr und auch nur, ob sie Zeit habe. Er hätte etwas vor, aber mehr schrieb er nicht und mehr hatte sie ihm nicht entlocken können. Bevor sie ihn verlor, sagte sie aber zu und so hatte sie am heutigen Morgen vor dem Haus gewartet, bis er sie abholen kam. Als die Beiden an der Messe aus der S-Bahn gestiegen waren, war ersichtlich, wo er mit ihr hinwollte.
 


 

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„Computerspiele?“, zog Mimi fragend eine Augenbraue nach oben, sie rümpfte die Nase und verzog ihren Mund. Koushiro war unverbesserlich. Sein Computer regierte ihn, er war unverbesserlich was das anging. Doch, dass er sie nun auch mit hierherzog, war nun wirklich die Höhe. „Was soll ich hier? Ich geh da nicht rein!“, wollte sie verärgert wissen. „Du kommst mir“, meinte er ernst, „… du hast gesagt, ich soll was aussuchen, was planen … das hab ich gemacht. Außerdem erklär du mir nichts über Spaß, falls du das vor hast, soll ich dich an das Rennen letzte Woche erinnern.“ Er musterte die Jüngere. Wie er es sich gedacht hatte, es gefiel ihr nicht. Doch er glaubte, dass sie viel Spaß haben könnte. „Sieh es dir wenigstens einmal an. Allerdings glaube ich, dass dir das hier wirklich Spaß macht“, versuchte es der Rothaarige erneut. Er wollte nicht, dass es komisch zwischen ihnen wurde. „Das glaube ich nicht“, ihre Augen verengten sich. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, „ok“, er drehte sich zu ihr – sie standen immer noch vor dem Eingang zur Messehalle. Einen Moment dachte der Rothaarige darüber nach, wie er es anstellen sollte, dann richtete er seinen Blick wieder auf die Brünette. „Treffen wir eine Abmachung“, festen Blickes wollte er ihr in die Augen sehen, doch sie huschten unverhofft zu ihren Lippen, welche ihn magisch anzuziehen vermochten. Wie gern er sie erneut küssen würde, doch das durfte er nicht und wollte auch nicht – nicht ohne ihre Zustimmung. „Was für eine Abmachung?“, skeptisch musterte sie ihn, aber in ihrem Blick lag auch Neugier. „Wir gehen für eine Stunde hinein. Wenn es dir so gar nicht gefällt, dann machen wir das nächste Mal etwas, was nur dir gefällt und du darfst mich für eine Stunde quälen. Sollte es dir gefallen, dann ...“, er zögerte, da ihm nichts einfiel, was er ihr sonst antun konnte oder auch wollte. „… dann darfst du das nächste Mal nochmal aussuchen was wir machen“, beendete sie seinen Satz, „… zu was ich dich sowieso gezwungen hätte, weil ich viel zu oft auswählen darf“, grinste sie dann. Sein Mund verzog sich bei ihren Worten, eigentlich wählte er viel zu oft. Für sie erschien es einfach nur so, als würde sie ständig die Wahl treffen. „Gut“, stimmte er zu, er wollte keine Diskussion mit ihr führen und sie hatte ihm zugestimmt, dass sie zumindest für eine Stunde mit hineinkommen würde. Also müsste er ihr gleich das Beste zeigen, damit sie die Zeit vergaß und länger blieben. „Dann komm“, er streckte ihr seine Hand entgegen, erst als sie sie ergriff – zögerlich – bemerkte er, was er da eigentlich tat. Noch immer stand dieser Kuss zwischen ihnen, den beide auszuschweigen schienen. Mit roten Wangen starrte er auf ihre Hände und schluckte schwer, er hob den Blick und sah in die aufgeweckten braunen Augen der Jüngeren.
 

Doch er führte sie in die Halle hinein. Dabei fiel der Tachikawa auf, dass er sich etwas steif bewegte und seine Wangen wieder gerötet waren. Mimi stellte fest, dass sie diesen Ausdruck auf seinem Gesicht mochte. Es war, als wären sie wieder Kinder. In dieser Zeit hatte sie ihn immer aus der Fassung bringen können und diese Eigenschaft war ihr wohl geblieben. Noch immer konnte sie ihn ins Stocken bringen, doch genauso brachte er sie noch immer mit seinem Laptop und dem ewigen Sitzen vor seinem Rechner zur Weißglut. Allerdings gehörte das zu ihm und sie wusste, wenn auch erst jetzt, wie sehr sie ihren besten Freund vermisst hatte. Ihn, der wieder Schmetterlinge in ihrem Innersten ausgelöst hatte. Nachdenklich betrachtete sie den Älteren. Er war sich seiner Wirkung bestimmt nicht bewusst und vermied es daher, das Gespräch auf letzte Woche zu bringen.

Sofort steuerte Koushiro das Personal an, welches die Karten kontrollierte, er zeigte sie vor und bekam auch gleich einen Messeführer in die Hand gedrückt. Als sie endlich innerhalb des Geländes waren – also wirklich drinnen waren – hielt er an und suchte etwas Bestimmtes darin. Mimi beäugte ihn skeptisch und in ihr kam gleich Frust auf. „Willst du mich eigentlich veräppeln? Du willst mir innerhalb von einer Stunde das alles hier schmackhaft machen und starrst jetzt in das Heft?“, rief sie etwas zu hoch und etwas zu laut aus. Nicht nur der Rothaarige, auch viele umstehende Leute, ein paar Empfangsdamen und sogar zwei Security-Männer sahen erschrocken auf. Doch die Brünette störte sich nicht daran und ignorierte jeden, bis auf ihren besten Freund. Dieser sah sich unsicher um, „Mimi“, sprach er heiser, „ich suche heraus … wo wir hin müssen ...“, er hob ihr das Heft hin, darauf sah sie ein paar Räume und er zeigte auf einen Standplatz, „… hier will ich mit dir hin.“ Die Jüngere schnappte nach Luft, presste ihre Lippen aufeinander und folgte seinem Fingerzeig, „da hin?“, sie zeigte ebenfalls darauf und berührte leicht seinen Finger. Beide zuckten zusammen und sahen sich mit großen Augen an. Koushiros Gesicht hatte einen dunkleren Farbton als Mimis. Doch beide sahen sie sich nur an. „Ja …“, hauchte er dann, seine Stimme zitterte, selbst bei nur diesem einen Wort. „Dann los“, beschloss sie ganz schnell griff nach seinem Arm und dem Heft und schlug die Richtung ein. Seine Atmung war beschleunigt, doch er folgte ihr ohne ein Wort, schließlich zog sie ihn einfach durch die Menschenmassen.

Allerdings war vor dem Stand, zu dem er wollte eine lange Schlange. Mimi schnaubte und verzog den Mund. Wütende Blicke trafen den Nerd. Wie konnte er sie auch nur an solch einen Ort führen. Sie musste Schlange stehen, damit sie das Spiel oder was es auch immer war ausprobieren durfte? Wer kam denn auf so eine Idee? Aber sie wäre nicht Mimi, wenn sie nicht einen Weg finden würde, als nächste dran zu kommen. Mit diesem Gedanken lief die Braunhaarige ganz nach vorn und lächelte einen der Mitarbeiter an diesem Stand an. „Ähm … entschuldigen Sie, aber sie müssen sich hinten anstellen …“, räusperte sich der junge Mann und schluckte schwer. Sie merkte, wie es ihm sichtlich schwerfiel, sie abzuwimmeln, da er sich noch gern mit ihr unterhalten zu wollen schien. Die junge Frau kannte ihren Einfluss auf Männer, dem konnten sie sich nicht entziehen. So schaffte sie es auch mit wenigen Worten ihn dazu zu bringen, sie zu bedienen. Grinsend drehte sie sich zu Koushiro um. „So macht man das“, lachte sie keck und folgte dem Mann. Dabei wusste sie gar nicht, um was es hier ging.
 

Mimi dachte einfach, dass sie gleich einen Controller in die Hand gedrückt bekommen würde und vor einem Bildschirm Platz nehmen musste, doch dem war nicht so. Stattdessen führte er sie in einen abgegrenzten Bereich, und reichte ihr etwas, was einer Brille glich. Es war ein komisches Ding, an dem ein Band zum Fixieren befestigt war. Verwirrt blickte sie erneut zu dem Älteren. Dieser trat lächelnd zu ihr und nahm es ihr aus der Hand, „mach den Haargummi aus den Haaren“, wies er sie an. „Wie bitte?“, wollte sie langsam und um Beherrschung bemüht wissen. Ihre Nasenflügel bebten gefährlich, was auch dem Izumi nicht verborgen blieb, doch er rief sich um Ruhe, „sonst kannst du es nicht aufziehen … du hast gesagt, dass du mitmachst …“, seine Lippen pressten sich aufeinander, während er ihrem Blick Stand halten wollte. Es war sehr schwer, doch sie hatte ihm ihr Wort gegeben. Also wollte er nun auch, dass sie den Pferdeschwanz löste. Doch sie konnte ihn nur weiter grimmig ansehen. Das war ja auch wirklich die Höhe. Wie konnte er nur so etwas von ihr verlangen. Schließlich hatte sie für die Frisur eine halbe Ewigkeit gebraucht, denn ihre Haare waren heute Morgen schrecklich gewesen, hatten einfach nicht so sitzen wollen wie sie es verlangt hatte. Aber wenn sie das nun nicht machte, dann war sie wieder die Spielverderberin. Ein kurzes Schnauben kam noch aus ihrem Mund, dann zog sie sich mit Leichtigkeit den Gummi aus den Haaren. Sie streifte ihn sich über das Handgelenk und lockerte ihre Haare etwas, damit sie gleichmäßig fielen. „Ok, also?“, forderte Mimi den Älteren auf. Dieser atmete erleichtert auf und drehte die Brille in die richtige Position. Vorsichtig setzte er sie der Jüngeren auf den Kopf, welche sie noch zurechtrückte.

Erschrocken blinzelte Mimi mehrmals. Vor sich hatte sie ein ganz neues Bild. Sie schnappte nach Luft, als sich vor ihr eine Unterwasserlandschaft ausbreitete. Fasziniert von dem Bild schnappte sie nach Luft und stolperte prompt zurück, als ein paar Fische an ihr vorbei schwammen. Sie war so davon überrascht, dass sie nur einen Augenblick später am Boden saß. So schnell hatte Koushiro gar nicht gucken können. Er riss die Augen auf und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Was machst du denn da unten?“, er ging zu ihr und neben ihr in die Knie. Mimi schnaubte, „woher soll ich das wissen?“, meinte sie verächtlich und wollte sich das Ding wieder abziehen. „Nein, du hast es noch gar nicht wirklich probiert. Lass sie auf“, befahl er und die Jüngere war über diesen doch etwas harschen Ton ziemlich erschrocken. Sie sah zwar auf und versuchte ihn auszumachen, schaffte das mit dem Unterwasserbild aber nicht. Er konnte über einen Bildschirm mit sehen, was auch sie sah. „Du bist gemein“, grummelte sie wieder. Er schmunzelte, „nein, sieh dich doch nur mal um … komm hoch“, der Rothaarige griff ihr unter die Arme und half ihr vorsichtig auf die Beine, „aber dir fehlen noch die Controller“, erklärte er. Koushiro fasste sie sie an den Schultern und wartete, bis sie sich beruhigt hatte, damit er sie loslassen konnte. Schließlich sollte sie einen sicheren Stand haben. Danach drehte er sich zu dem Mitarbeiter um, der noch die Controller in der Hand hielt. Kurzerhand nahm der Junge sie ihm ab. Er schob das Bändchen – was dazu diente, dass Mimi sie nicht verlor – über ihre Handgelenke, was sie wieder zusammenzucken ließ. Die Controller selbst drückte er in ihre Hände. Er stellte sich hinter sie und hielt sie fest.

Mimis Herz begann schneller zu schlagen, als er ihr aufgeholfen hatte. Noch schneller schlug es, als er sie auch weiterhin berührte. Sie an den Schultern gepackt hatte, ihre Hände umfasste und dann stellte er sich auch noch hinter sie. Die Brünette versuchte ihn auszublenden und sah sich nun wieder staunend um. Sie stand auf einem Riff. Um sie herum war kristallklares Wasser und Fische schwammen immer wieder vorbei. Sie konnte auch eine Schildkröte ausmachen. „Geh ein paar Schritte vor“, hörte sie die sehr leise Stimme von Koushiro an ihrem Ohr. „Und was, wenn ich wieder umfalle?“, wollte sie zuerst wissen, „oder von dem Riff runter?“, kam es deutlich panischer, denn er schob sie auf den Abgrund zu. Wieder lachte er auf, „keine Sorge, ich halt dich fest!“ Doch noch bevor sie wirklich vorne stand, sah sie ein seltsames Gitter vor sich, „was ist das?“ „Das ist die räumliche Begrenzung, aus dieser solltest du nicht heraustreten, sie ist quadratisch – also auch hinter dir“, erklärte der Rothaarige. Er warf einen Blick auf den Mitarbeitet. Damit machte er diesen gerade Arbeitslos. Auch Mimi warf einen Blick über die Schulter und sah besagtes Gitter zumindest zu ihren Seiten leicht flimmern. „Du siehst die Controller?“ Er bemerkte, wie sie sowohl ihre Hände anhob, als auch auf diese sah, „ja.“ „Versuch die Fische zu berühren.“ Sie erkannte die zwei kleinen Geräte als Hologramm, wie es auch das Gitter war. Zögerlich streckte sie eine Hand nach einem der Fische aus, der davor zurückzuckte. Kichernd stupste sie noch einmal danach und noch einmal. Dann wurde sie etwas mutiger und beugte sich etwas über den Abgrund und damit aus dem Bereich der Sensoren. Allerdings war die Perspektive etwas Gewöhnungsbedürftig und daher schreckte sie zurück und stieß prompt gegen Koushiro hinter sich. Ein Aufschrei war zu hören, doch er umfasste sie wieder. „Ganz ruhig“, sprach er leise und sah wieder auf den Bildschirm. „Entschuldige“, murmelte sie verlegen und wurde darauf aufmerksam gemacht zur Seite zu sehen. Eine Qualle schwamm auf sie zu und in ihren Käfig. Sie löste sich wieder leicht von dem Älteren und trat auf das kleine Ding zu. Es war nicht größer als ihre Hand. Sie hob wieder ihre Hand und ging mit dem Controller hin. Der Schirm zeigte auch eine leichte Wölbung nach innen an der berührten Stelle. Wieder quiekte Mimi begeistert auf und wiederholte es gleich noch. Als sie ihren Blick erhob, bemerkte sie einen ganzen Schwarm an Quallen auf sich zukommen. Sie blickte dem fasziniert entgegen. Es waren wieder solch kleine Quallen, aber auch riesige waren dabei, deren Schirme waren fast so groß wie ein Kleinwagen.

„Wie lange brauchen die denn?“, gab sie nach wenigen Sekunden ungeduldig von sich. Wieder war es Koushiros Lachen, dass sie schnauben ließ. „Lach nicht immer.“ „Dann sei nicht so ungeduldig.“ Er fand es schön, wie sie nun doch so fasziniert davon war und es ihr doch irgendwie Spaß machte. Es war aber auch ein Erlebnis, solch eine Brille auf der Nase zu haben. Damit hatte er dann wohl wirklich ins Schwarze getroffen. Auch wenn das hier nicht wirklich ein Spiel war, war es trotzdem beeindruckend. Auf einer etwas älteren Messe, hatte er es auch schon einmal ausprobieren können. Es brauchte noch einmal etwas, dann war der Quallenschwarm bei ihr angelangt und wie nicht anders zu erwarten, trat sie zu der größten für sie erreichbaren Qualle heran. Auch diese gab der Berührung nach. Doch die Brünette zuckte zusammen, als das riesige Ding einfach weiter schwamm und praktisch durch sie hindurch. Er spürte, wie sich ihr Körper etwas versteifte und sie stockte. Dann fasste sie sich wieder und drehte sich noch einmal im Kreis und konnte sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. Sie sah dem Schwarm noch kurz zu und zog sich dann die Brille von den Augen. „Hast du das gesehen?“, strahlte sie den Rothaarigen an. Lächelnd sah er zu ihr. „Natürlich“, meinte er und zeigte auf den Monitor. Noch immer war das Unterwasserszenario zu sehen, wenn man nun auch nur das Riff sehen konnte, weil sie die Brille nach unten gerichtet hatte. Probehalber hob sie sie an und richtete sie wieder auf die Tiere aus. Lachend sah sie ihnen zu, wie sie weiter durch das Meer zogen.

„Sie können gern auch noch ein anderes Szenario ausprobieren, wenn Sie wollen“, mischte sich nun der Mitarbeiter ein. Zu Koushiros Überraschung schüttelte sie den Kopf, „nein … ich habe mich ja schon vorgedrängt, dann muss ich nicht länger, vielleicht komm ich später noch einmal vorbei“, grinste sie dann und reichte dem Mitarbeiter zuerst das Headset und schließlich auch die Controller. Mimi griff nach der Hand ihres Begleiters und zog ihn weiter, dabei blickte sie sich nach Toiletten um. Als sie keine fand stellte sie sich vor eine Glasscheibe, in der sie sich relativ gut spiegelte. Davor blieb sie stehen, besah sich kurz ihrem Gesicht und kämmte sich mit den Fingern durch die Haare – es war nicht ganz so schlimm, wie sie angenommen hatte. Sie flocht ihre Haare zu einem lockeren Zopf für über die Schulter und band das Ende zusammen. „Später?“, amüsiert und erfreut betrachtete der Rothaarige seine Freundin. „Ja“, meinte sie strahlend, „ich will hierbleiben – ich hätte nie gedacht, wie viel Spaß das machen kann!“

Zweisamkeit


 

Samstag, 24. August / Sonntag, 25. August
 

Koushiro war wirklich überrascht, dass Mimi nun von sich aus hier bleiben wollte. Die Messe schien ihr wirklich Spaß zu machen. Bis Mittag hin hatten sie nur etwa vier Stände geschafft. Überall gab es etwas zum Ausprobieren oder zu Bestaunen. So fuhren sie beim ersten mit Rennautos gegeneinander, beim nächsten spielten sie sogar Fußball. Dann waren da noch RPGs oder Point & Click Spiele. Mimi wusste gar nicht, was sie zuerst machen wollte, so begeistert war sie mit einem Mal. Zum Mittagessen setzten sie sich in die Mensa und holten sich dort etwas. Wie ein kleines Mädchen freute sie sich über die Kugelschreiber, USB-Sticks, die Maus, das Mouspad und alles andere was sie bis jetzt noch bekommen hatten. Sie blätterte den Messeführer durch und fragte ihn aus, was er schon gespielt hatte, welche Entwickler und Publisher er kannte und wollte alles wissen. Nur allzu gern erklärte er es ihr, wenn es ihn natürlich weiterhin verwirrte, dass sie sich mit einem Schlag so dafür begeistern ließ. Nach dem Essen machten sie sich wieder auf den Weg und als die Jüngere ein Tanzspiel sah, zog sie sofort am Arm des Rothaarigen. Jeder Spieler hatte eine kleine Tanzmatte für sich, auf der Pfeile aufgemalt waren – es war nichts Neues und diente hier wohl mehr zur Unterhaltung und Belustigung. Mimis Nerv hatte es wohl getroffen. Sie quietschte erfreut auf und stellte sich in die Schlange. Sie konnte es nicht erwarten dran zu kommen. Leider war es für Koushiro nichts. Er kam nicht nach, die Musik war ihm zu schnell und er stolperte über seine eigenen Füße. Doch Mimi wirbelte herum und konnte sich zusätzlich noch drehen und die Tanzschritte ausschmücken. Dazu noch Armbewegungen und sie sang das Lied mit. Fasziniert hörte Koushiro zu, was seine Konzentration keinesfalls steigerte. Sie brachte ihn so weit, dass er stolperte und auf seinem Hintern landete. Seufzend blieb er sitzen, denn in dem Augenblick war auch das Lied aus. Mimi war immer noch gefangen in ihrer Welt und hatte gar nicht bemerkt, dass er gestürzt war. So sah sie verwirrt zu ihm und musste dann lachen. „Was machst du denn da am Boden?“, kicherte sie. „Mir die Show ansehen? Sitzplatz in der ersten Reihe“, nuschelte er und ließ sie nur weiter lachen.

„Ich will nochmal …“, bettelte sie dann. Koushiro sah die Schlange an und dachte an seine Abschlusspose. „Ich verzichte lieber und da stehen auch einige an … später vielleicht“, und eigentlich hoffte er, dass sie es nicht erneut hierher schaffen würden. Es gab schließlich auch noch einiges zu sehen. Immer wieder liefen ihnen verkleidete Menschen über den Weg und Mimi betrachtete diese fasziniert. „Wieso verkleiden sie sich?“, fragte sie irgendwann. „Weil sie davon so begeistert sind“, erwiderte er darauf nur. Sie war von vielem begeistert und beschloss, wie so viele andere auch, sich mit den Cosplayern fotografieren zu lassen. Sie sah auf einen Blick, dass sie viele Stunden investiert hatten. Diese Kostüme waren handgefertigt und mit viel Liebe gemacht.
 


 

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Erschöpft ließ sich Mimi auf dem Bett des Gastgebers nieder und ließ sich auch gleich nach hinten fallen. Sie war erschöpft und satt. Seine Mutter hatte reichlich gekocht und hatte wohl die Jüngere für zu dünn befunden. So wurde Mimi gemästet, aber es war auch sehr köstlich gewesen. Kae erinnerte sich noch sehr gut daran, was die Brünette früher so gerne gegessen hatte. Koushiro saß währenddessen auf seinem Schreibtischstuhl und lächelte seine beste Freundin an. Sie schien sich aber mehr für die Decke zu interessieren. „Es hat sich hier wirklich nichts verändert“, bemerkte sie. Sie hatte sich nicht groß umsehen müssen um das zu erkennen. Koushiro war nicht der Typ für große Veränderungen. Er hatte seine Sachen und die hatten ihren vorbestimmten Platz. „Du kennst mich doch“, nuschelte er eingeschüchtert. Irgendwie war es ihm peinlich. Jeder veränderte sich, nur er anscheinend nicht. Hätte sie es lieber gehabt, wenn auch er sich veränderte? Schließlich war auch sie erwachsener geworden. Sie war nicht mehr das Mädchen von ihrer ersten Reise in die Digiwelt. „Lass uns einen Film schauen …“, begann sie, „… wie ich dich kenne …“, betonte sie dabei besonders, „… hast du wieder ganz viele neue Filme … ich möchte was davon sehen“, sie hatte sich ruckartig wieder aufgerichtet. „Ok“, er sah sich kurz um und überlegte, „was willst du denn sehen?“ „Etwas gruseliges … nein … etwas Lustiges … oder …“, sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte. Wieder lachte er leise, „ich hab was …“ Koushiro erhob sich und ging zu seinem Fernseher, der dem Bett gegenüber stand. In der Schublade darunter suchte er etwas herum. Dabei war er darauf bedacht, dass Mimi nichts sah. Auch wenn sie sich neugierig von links nach rechts und wieder zurück beugte. Aufstehen wollte sie dann doch nicht.

„Mach die Augen zu“, bat er sie und grinste sie an. „Nein, dann hätte ich Angst, dass du was Blödes rausgezogen hättest“, sie zog sich an die Wand, um sich gegen diese zu lehnen. Dann zog sie ihre Beine an den Körper, ihre Arme darum und legte den Kopf auf die Knie. Nach einem eindringlichen Blick von ihm, gab sie schließlich nach und schloss brav die Augen. Einen kurzen Moment betrachtete er sie, dann legte er eilig den Film ein, schaltete durch die Werbung und startete ihn. Gleich darauf setzte er sich neben sie auf und stupste die Jüngere an, „los, schau zu.“ „Man, was du alles verlangst, erst soll ich weg schauen, dann hinschauen – entscheid dich mal“, warf sie ihm vor und streckte ihm dann die Zunge raus. Doch da ging der Film schon los, aber zunächst waren nur einzelne Szenen zu sehen und eine männliche Stimme, welche etwas erzählte. Er sprach von Regeln und Zombies. Davon was man beachten sollte und dann zeigte man ihn endlich. Wie er seine Regeln befolgte. Wie sie feststellte, war es lustig und etwas gruselig. Vier Menschen kämpften sich durch eine Horde an Zombies. Doch mehr brachten sie schon gar nicht mehr mit.
 

Irgendwann war Mimis Kopf zur Seite gesunken. Legte sich langsam auf die Schulter des Älteren und dann schlief sie allmählich ein. Doch bei Koushiro sah es nicht anders aus. Auch er driftete langsam ins Land der Träume. So merkten beide nicht, wie der Film endete, wie seine Mutter herein sah, beide schlafend vorfand und den DVD-Player sowie den Fernseher ausmachte. Lächelnd verließ sie den Raum wieder und ging direkt zum Telefon. Es war zwar schon spät, doch sie war sich sicher, dass Satoe noch wach sein würde, solange Mimi noch nicht wieder da war. Daher musste sie ihr Bescheid geben.
 


 

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Leise grummelnd versuchte Mimi es einzuordnen, dass sie etwas in der Hand hielt. Es passte nicht ganz in ihr Bild. Sie vernahm außerdem einen etwas außerordentlichen Geruch, der ihr bekannt war, aber es war seltsam, dass sie diesen Duft nun in der Nase hatte. Mit größter Mühe schaffte sie es, ihre Augen zu öffnen. Im gleichen Augenblick bekam auch ihr Gegenüber die Augen auf. Während sich Koushiros Augen weiteten, war es Mimi die kicherte. Sie wusste wieder, dass sie eingeschlafen waren – aber es war erstaunlich, dass sie es im Schlaf geschafft hatten, sich ordentlich hinzulegen. Das amüsierte sie. „Guten Morgen“, flötete die Jüngere und drückte die Hand fester, die sie hielt. „M-Morgen“, stammelte der Rothaarige. Er konnte sie nur weiter anstarren und wusste nicht, was er tun sollte. Doch Mimi erkannte es als eine gute Chance. „Du Koushiro …?“, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „Ja?“, ein roter Schimmer zog sich über seine Wangen und er rutschte etwas nach hinten, doch er spürte die Wand in seinem Rücken. „Was war das?“, sprach sie es aus, was er befürchtet hatte, „was war das für ein Kuss?“ Mit großen Augen sah er sie an. Natürlich war es das, was sie fragte. Nervös biss er sich auf die Unterlippe. Und er hatte keinerlei Ausweichmöglichkeit. „I-ich … i-ch … a-al-also …“, er rang nach Worten. Seine Wangen heizten sich auf und es war zu früh. Er konnte es nicht realisieren. Was sollte er schon darauf antworten? Es war mehr oder minder eine Kurzschlussreaktion gewesen.

Eingehend musterte die Brünette den Nerd. Sie hatte mit einem unverständlichen Gestotter gerechnet. Was anderes brachte er wohl nicht hervor und hatte nur ab und an genug Mumm in sich. Aber sie musste wieder Lächeln. Sie war froh, dass er wieder in ihrem Leben war. Aber sie wollte wissen, ob es etwas zu bedeuten hatte. So rutschte sie näher zu ihm und streckte sich zu ihm hoch. Sie wollte nur wissen, was es war, was sie das letzte Mal gespürt hatte. Mimi streckte sich und legte unverhofft ihre Lippen auf die des Älteren. Der hatte hilflos mit angesehen, wie sie ihm näher gekommen war und er hatte einfach nicht ausweichen können. Nicht das er das gewollt hatte, aber er hatte immer gedacht, dass sie ihn nur als besten Freund wollte und Gefühle für einen anderen hatte. Dass sie ein Auge auf jemand anderen geworfen hatte – auch wenn dieser von Gefühlen für eine andere geblendet war. Es schien, als wären die Gefühle von ihm vergessen. Doch die Gefühle von Mimi – Koushiro wusste nicht, was mit diesen war.

Wieder beschlich Koushiro das Kribbeln, welches seinen gesamten Körper einnahm. Das wohlige Gefühl in seinem Magen und das Prickeln auf seinen Lippen. Mit großen Augen starrte er das Mädchen an. Wie sie nach dem Kragen seines Shirts gegriffen hatte, sich daran klammerte und mit geschlossenen Augen ihre Lippen gegen seine bewegte. Das Blut rauschte durch seinen Körper, in den Ohren hatte er ein seltsames Dröhnen. Aber es fühlte sich schön an – wie beim letzten Mal auch. Daher schloss auch er langsam seine Augen und gab sich diesem Gefühl hin. Dann schob sich ihre Zunge in seinen Mund. Sie gab sich gar nicht lange seinen Lippen hin, strich nicht sanft darüber und forderte ihn nicht zuerst auf, seinen Mund von sich aus zu öffnen. Sie verschaffte sich einfach Zutritt und erkundete seinen Mund. Die Brünette rutschte näher zu dem Rothaarigen, spürte mit ihrem Körper den seinen. Es fühlte sich gut an, aber sie hatte bei Taichi ein intensiveres Gefühl gehabt. Erschrocken darüber presste sie ihre Lippen stärker auf seine, versuchte die Gedanken an den Älteren zu vergessen. Wollte diese Gefühle von jener Nacht vergessen. Sie konnte es aber nicht. Ihr Körper zitterte – was sie tunlichst zu vermeiden versuchte. Koushiro indes war völlig überrumpelt, dass er es einfach über sich ergehen ließ. Aber er begrüßte auch dieses Gefühl. Mimi löste sich erneut von ihm. Schwer atmend öffnete sie langsam die Augen. Ihr Blick war zuerst auf seinen Mund gerichtet. Seine Lippen waren leicht geschwollen, er küsste wohl nicht allzu oft. Ob das seine ersten Küsse waren? Dann hob sie den Blick und erkannte seinen sehnsüchtigen Blick. Er musste nicht aussprechen was dieser Kuss war, das wusste sie auch so. Ihr bester Freund war für sie zu lesen wie ein Buch.

Mimi spürte, dass er starke Gefühle für sie hegte. Dass er mehr wollte, wenn er es auch nicht schaffte auszusprechen. Sie schluckte, vielleicht war es eine Chance zu vergessen. Die Jüngere schluckte erneut schwer, während sie noch versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Doch dann manifestierte sich eine Idee in ihr. „Koushiro …?“, sie hängte ein Fragezeichen an seinen Namen, sie wollte, dass er ihr zuhörte, dass er ihr seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte. Auch der Nerd schluckte, nickte dann aber, „ja?“, seine Stimme war heiser. „Ich will mit dir zusammen sein … Lass uns ein Paar sein!“

Freude


 

Mittwoch, 28. August
 

Die Ferien neigten sich dem Ende entgegen. Es war die letzte Woche, die sie frei hatten, so wollten die Freunde noch einmal etwas gemeinsam machen. Wollten noch einmal Zeit miteinander verbringen. So trafen sie sich in einer Karaokebar. Sie hatten alle nichts gegen das Programm von Koushiro, doch es war ein anderes Gefühl in eine Karaokebar zu gehen. Während Sora und Hikari einen Popsong zum Besten gaben, saß Mimi in sich gekehrt auf dem Sofa. Neben sich hatte sie Miyako, auf ihrer anderen Seite Koushiro. Es sollte aussehen wie immer. Anfühlen wie immer. Unsicher sah sie immer wieder zu dem Rothaarigen. Er lächelte sie aufmunternd an. Natürlich war ihm nicht entgangen, wie es in ihr sein musste, dass es ein großer Schritt war. Immer hatte er gedacht, dass sie jemand anderen lieben würde, dass er nie eine Chance bei ihr hätte. So hatte er diese aber gleich ergriffen, als sie ihn gefragt hatte oder besser, als sie es beschlossen hatte. Nun versuchte sie stark zu sein. Natürlich wollte sie es ihren Freunden mitteilen. Wollte ihnen sagen, was Sache war. Der Rothaarige war sich nicht sicher, ob sie das tat, um zu sagen, dass sie wirklich glücklich war oder ob sie es aussprechen musste, damit jemand darüber Bescheid wusste. Aber er wollte für Mimi da sein und würde sie nicht von sich stoßen.

„Mimi … Mimi … Mimi?“ Die Angesprochene schreckte hoch und sah zu Sora. „Ja?“, gab sie gebrochen von sich. „Alles in Ordnung?“, besorgt musterte die Orangehaarige ihre beste Freundin. Sie saß neben Miyako um die Tischecke – also praktisch neben ihr. „J-ja, natürlich“, nickte sie eifrig. „Dann lass uns was singen“, beschloss die Lilahaarige. „Nein, heute nicht …“, die Brünette unterdrückte ein Seufzen und wandte den Blick ab. „Was? Aber wieso denn?“, wollte die Jüngere wissen und klang enttäuscht, jedoch nahm sich ein gewisser blonder Mann ihrer an und sie musste sich zusammenreißen, ihm keine zu knallen. Auch Sora musterte ihre Freundin besorgt, „was ist los?“ „Nichts … was sollte sein?“, Mimi lächelte gezwungen, aber Sora schluckte es und nickte nachdenklich. Sie lehnte sich wieder gegen den Musiker neben sich, der Daisuke lauschte und von Taichi eingenommen wurde. Trotzdem hatte er einen Arm für seine Freundin übrig und strich mit dem Daumen sanft über ihre Schulter.

Mimi hingegen ließ ihren Kopf wieder leicht sinken. Ihr Blick ging zu ihrem Anführer. Es schmerzte sie noch immer ihn zu sehen. Sie versuchte ruhig zu atmen und normal auszusehen. Ihr Blick ging wieder zu Koushiro. Noch wollten sie nichts sagen, noch saß er neben ihr, seine Hände auf seinem Schoß verschränkt. Beobachtete aber trotzdem die Jüngere. Er mochte ihren Blick nicht. Die Brünette lehnte sich zurück und leicht an den Rothaarigen. Es war ja nichts Verwerfliches, wenn sie mit ihm sprach. Schließlich waren sie beste Freunde – für die anderen noch. „Entspann dich“, sprach er ihr Mut zu. „Ich bin entspannt“, grummelte sie und verzog ihren Mund. „So hörst du dich an“, schmunzelte der Ältere und sah zu dem jüngeren Fußballer, „mach den anderen was vor … mir musst du nichts vormachen … Mimi, ich hab dich die letzten Wochen erlebt … es ist gut“, flüsterte er. „Stimmt“, nun musste auch sie lächeln, „aber ich hab Angst was sie sagen werden …“ Der Rothaarige hob seinen Blick zu dem Brünetten. Dieser versuchte sich mit Yamato zu unterhalten, doch irgendetwas schien in der Luft zu liegen. „Hat es dich je interessiert, was sie denken oder sagen?“, er wusste, dass sie das aufmuntern würde. Niemals konnte etwas an ihrem Temperament kratzen – zumindest nicht so leicht. „Seit wann kannst du einen so gut aufmuntern?“, gab sie neckend von sich, „was hast du mit meinem lieben Koushiro gemacht?“ Dieser lachte leise auf, „hör auf damit“, murmelte er dann verlegen, das trieb ihm glatt die Röte auf die Wangen. Ihr entlockte es ein Kichern.

„Mimi“, Joe verlangte ihre Aufmerksamkeit. Überrascht sah sie von dem Rothaarigen auf und zu dem Älteren. „Was denn?“, sie lächelte ihren Freund an. „Willst du nicht singen? Du bist doch sonst die Erste, die sich das Mikrofon krallt“, drückte er sich einfach aus. Überrascht starrte sie ihn an, was war nur mit den Jungen heute los? Alle waren sie heute so seltsam. „Keine Ahnung – ich mag einfach nicht.“ „Bist du etwa krank?“, mischte sich Wallace ein. Erschrocken hob die Brünette den Kopf, „nein, ich bin nicht krank“, zischte sie. Der Blonde zuckte zusammen und nun hielten auch die restlichen Freunde inne. Sie richteten ihren Blick auf die Braunhaarige. Noch immer funkelte sie den Jüngeren finster an, erst als sich Koushiros Hand auf ihre Schulter legte, atmete sie auf und drehte sich zu ihm. „Ruhig“, flüsterte er und musterte sie eindringlich.
 


 

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Überrascht hatte Taichi den Kopf gehoben, als sich die Stimmung im Raum veränderte. Sein Blick war zunächst auf Willis gelegen, dann sah er zu dem Mädchen. Die gesamten Ferien war er ihr aus dem Weg gegangen, hatte nichts mit ihr unternommen – aber es hatte sowieso recht wenig mit allen unternommen. Da hatte er noch mehr Zeit mit Yamato verbracht als mit Hikari. In den letzten Wochen hatte er viel nachgedacht. Vieles war ihm durch den Kopf gegangen. Er war sich sicher, dass er manches überwunden hatte, aber noch nicht alles. Er musste sich immer noch bei Mimi entschuldigen – das war ihm klar, das sagte ihm Kari auch jeden Tag – aber da war noch mehr. Das spürte er. Er musste mehr tun als sich nur zu entschuldigen.

Sein Blick huschte zu Yamato, auch dieser schien über die Situation verwirrt zu sein. Schließlich hatte sich auch der Musiker schon gefragt, weshalb die Brünette so ruhig war. Auch wenn man es ihm nicht ansah. Aber Sora hatte ihn auch darauf angesprochen. „Was ist denn los?“, wurde er von seinem besten Freund gefragt. „Woher soll ich das wissen? Ich hab mich mit dir unterhalten“, Yamato zuckte mit den Schultern. Er hatte viel Zeit mit dem Brünetten verbracht. Lange hatten sie sich unterhalten. Nur geredet. Auch er hatte viel Zeit mit seinem besten Freund verbracht, für ihn fühlte es sich an, als hätte er mehr Zeit mit dem Idioten als mit seiner Freundin verbracht.
 


 

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„Mimi, was ist denn los?“, mischte sich Sora ein und musterte ihre Freundin verwirrt. Erneut aufgeschreckt blickte die Brünette zu ihrer besten Freundin. „Ich will was sagen“, murmelte sie dann und merkte, wie sie die Aufmerksam aller auf sich hatte. „Was denn?“, wollte dann Yolei neugierig wissen. Mimi spürte ein Zittern in der Brust. War das wirklich richtig so? Sollte das so sein? Sollte es so kommen? Tränen brannten in ihren Augen, die sie wegzublinzeln versuchte. Auch der Kloß in ihrem Hals setzte sich fest. War so verwurzelt in ihrem Inneren, dass sie die folgenden Worte kaum aussprechen konnte. Doch Koushiros Hand an ihrer Schulter half. Kurz sah sie zu ihm und lächelte. „Wir sind zusammen“, nuschelte sie und schaffte es nicht auch nur irgendjemandem in die Augen zu sehen. „Koushiro … und … ich … sind ein Paar …“, widerholte sie und holte tief Luft. Sie biss sich auf die Unterlippe und bekam genau die Reaktion, die sie erwartet hatte. Alle starrten sie an, als wäre sie von allen guten Geistern verlassen. Allen voran Kari und Sora. Beide wussten um sie. Um die eine Nacht. Und natürlich, dass es der Brünetten, nach ihrem Verhalten nach mehr bedeutet hatte. Für sie war es kein Ausrutscher oder Fehler.

Sie hob ihren Blick und erkannte den Unglauben in jedem Gesicht. Ein Knurren drang aus ihrer Kehle und ihre Augen verengten sich. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass sich niemand zu freuen schien. Bei jedem anderen würden sie sich freuen – das wusste sie genau. Schnaubend erhob sich die junge Frau und sah zu Koushiro, dann drängte sie sich aus dem Raum hinaus. Sie eilte mit ihrer Tasche in der Hand den Gang zum Ausgang hin entlang. Nun traten die Tränen wirklich über ihre Wangen. Schluchzend hangelte sie sich mit der freien Hand an der Wand entlang – bis sie am Ausgang ankam. Es war draußen schon dunkel und frische Luft umfing sie. Sie stolperte durch den Schleier aus Tränen weiter. Bis sie irgendwann stehen blieb. Zwei Arme schlangen sich um ihren Körper und drückten sie an sich. Sie schluchzte immer noch, klammerte sich aber an die Arme und lehnte sich nach hinten. Im Gegenzug legte sich ein Kopf auf ihre Schulter und schmiegte sich an den ihren. Koushiro sagte kein Wort. Auch er fand es unfair. Alle hatten so schockiert ausgesehen. Hatten es nicht fassen können. War es so abwegig, wenn zwei beste Freunde ein Paar wurden? Bei Hikari und Takeru schwärmten sie auch und machten Scherze. Dass die beiden Jüngeren dabei rot wurden, war der beste Beweis, dass da etwas war. Oder war es nur bei ihnen abwegig? Weil es sich hierbei um Mimi und ihn handelte? Er verstand es nicht. Aber ihm war das auch egal. Sie waren zusammen und damit mussten sich die anderen abfinden. Doch ihn schmerzte es, dass es Mimi so mitnahm.
 


 

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„Kneif mich“, murmelte der Brünette. Noch immer zitterte sein gesamter Körper. Seine Augen waren immer noch vor Schreck geweitet. Er konnte nicht fassen was gerade passiert war. Sein Herz hämmerte ihm bis ins Mark und das Blut rauschte durch seinen Körper. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn und wollte einfach nicht weg gehen. Es war schlimmer als die Schmerzen nach einer Schlägerei mit Yamato und schlimmer als der Gedanke beim Fußball zu verlieren. Er konnte es einfach nicht fassen und das machte ihn fertig. Wollte es auch gar nicht wahr haben. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Die zwei sollen ein Paar sein? Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Doch die Tränen in Mimis Augen hatten eine andere Sprache gesprochen und erst recht, als ihr Koushiro so selbstlos gefolgt war.

„Autsch“, zuckte er zusammen und funkelte seinen besten Freund finster an, „was sollte das?“ „Ich sollte dich doch zwicken“, zuckte dieser gelangweilt mit den Schultern. Brummend verzog der Fußballer seinen Mund, seinem besten Freund schien es nicht so zu irritieren oder stören. Oder er zeigte einmal mehr, wie wenig ihn das interessierte. Doch da beugte sich dieser schon zu ihm und sprach ebenso leise wie sein Freund zuvor, „alles klar?“ „Ich weiß nicht“, Taichi presste seine Lippen aufeinander, „meine Brust tut weh …“ „Kumpel … das ist Eifersucht …“, als würde er ihn beglückwünschen, schlug er ihm auf die Schulter und erntete erneut einen finsteren Blick. Ein Knurren drang aus der Kehle des Älteren, „na danke …“ Unwillkürlich schlug er mit dem Ellenbogen aus. Dann erhob er sich allerdings und trottete langsam aus dem Raum. Yamato seufzte genervt auf, lächelte Sora kurz zu, die ihn verwirrt musterte, dann folgte er seinem besten Freund. Kari indes nutzte die Chance und rutschte zu Sora. Sofort steckten sie ihre Köpfe zusammen und wurden irritiert von Yolei beobachtet. Diese saß nun zwischen den beiden Tuschelnden und Joe.
 

„So war das nicht gemeint Tai“, brummte der Musiker und folgte dem Kleineren mit einem Schritt Abstand. „Ja“, murrte dieser nur. „Ach komm schon … aber Fakt ist, dass du eifersüchtig bist … das sieht man dir an der Nasenspitze an, also kannst du es nicht leugnen …“, er zuckte mit den Schultern. Doch sein Ausspruch hatte nur zur Folge, dass Taichi erneut knurrte, seine Hand zur Faust ballte und mit dieser kräftig gegen die Wand schlug. Zischend zog er die Luft ein als er den Schmerz fühlte, der langsam seinen Arm entlang kroch. Mit dem Unterarm der anderen Hand stützte er sich an die Wand und lehnte seine Stirn dagegen. Seine Zähne biss er hart aufeinander und unterdrückte das Wirrwarr an Gefühlen in sich. Stumm musterte Yamato seinen Freund, wartete darauf, dass der Ältere von sich aus zu reden begann. „Wieso?“, knurrte Tai nach einer halben Ewigkeit. Der Musiker hörte das deutliche Zittern in der Stimme des anderen. „Was regst du dich denn so auf? Was hast du groß mit Mimi die letzte Zeit gemacht? Ich meine, welchen Grund hast du dazu?“, der Blonde legte den Kopf schräg.

Taichi atmete tief ein und aus. Bis eben hatte er seine Augen noch geschlossen gehabt. Er stieß sich von der Wand ab und drehte sich herum, damit er sich mit dem Rücken gegen diese lehnen konnte. „Ich hab irgendwie mit Mimi geschlafen …“, nuschelte er. „Was?“, rief Yamato ungläubig aus, „wann?“ „… Vor zwei Monaten …?“, Taichi sah zur Seite – er wusste ganz genau, was gleich kommen würde. Und tatsächlich trat auf Yamatos Stirn eine Ader hervor, während er die Wut, die sich in ihm staute, zu bändigen versuchte. „Du willst mir also erzählen …“, er knurrte unterdrückt, „… dass du mich vor eineinhalb Monaten zusammenschlägst, weil du Gefühle für meine Freundin hast … und kurz zuvor hast du mit Mimi geschlafen? Mit der Mimi, wegen der du jetzt durchdrehst und mich letztens genervt hast, dass du möglicherweise etwas für sie übrig haben könntest?“ Der Musiker glaubte wirklich in einem falschen Film zu sitzen. „Möglich“, hauchte der Brünette. Er zuckte zusammen, als Yamato nun mit der Faust gegen die Wand schlug, es gab noch einen kräftigeren Laut und er glaubte auch etwas knacksen zu hören, kam allerdings nicht dazu zu fragen, denn schon ertönte ein aufgebrachtes und wütendes, „TAICHI!“

Ausflug


 

Sonntag, 1. September
 

„Wo sind denn Cody und Davis?“, verwirrt sah sich Ken um, „wollen wir nicht auf sie warten?“ Yolei stockte in ihrer Bewegung das Tor zur Digiwelt zu öffnen. Unauffällig tauschte sie einen Blick mit Takeru und Hikari. „Cody ist beim Kendo Training“, was tatsächlich der Wahrheit entsprach, der Blonde hatte ihn gefragt. Tatsache war aber auch, dass sie ihren Anführer nicht gefragt hatten, da sonst sofort Willis davon Wind bekommen hätte und sie wollten Yolei hier die Möglichkeit geben, mit Ken Zeit zu verbringen. „Davis sagte auch, dass er nicht kann, aber ich schreibe ihm nochmal eine Nachricht“, ging Kari flink dazwischen. Ken verzog seinen Mund. Er war sich dem nicht so sicher. Normal hätte der Anführer ihm sofort geschrieben, aber das hatte er nicht. Denn immerhin hätte dieser zuerst davon gewusst, dass sie einen Ausflug in die Digiwelt machen würden. Und er war sich auch nicht so sicher, ob Hikari ihm wirklich schreiben würde. Er sah doch, dass sie nicht auf dessen Avancen reagierte und sicher froh wäre, wenn er einmal nicht dabei war. Allerdings musste Ken auch zugeben, dass auch er froh darüber war, denn so musste er ihn nicht beschäftigen und sein blondhaariger Schatten war ihnen nicht dicht auf den Fersen. Das hatte zur Folge, dass er sich mit Miyako unterhalten könnte. Bei dem Gedanken wurde er glatt nervös und er biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Eine leichte Röte zog sich über seine Nase und beschämt sah er zur Seite. Demnach würde er sich mit Karis Antwort zufriedengeben. Auch wenn die beiden Älteren dabei waren, so war er nun doch mehr oder minder mit der Brillenträgerin allein. Und das freute ihn umso mehr. „Ok“, nickte der Schwarzhaarige. Kari drehte sich lächelnd zu ihrer Freundin, die von neuem begann.

„Na dann, auf geht’s“, rief sie aus und öffnete das Tor zur Digiwelt. Kurz darauf wurden die Freunde auch schon von gleißendem Licht verschluckt. Wenige Sekunden später wurden sie von einem der zahlreichen Fernseher in der Digiwelt wieder ausgespuckt. Sie fanden sich auf einer Wiese wieder. Blumen blühten darauf und ihre Partner erwarteten sie schon. Natürlich hatte Hikari ihnen Bescheid gegeben, auch, dass nur sie vier kommen würden. So wären sie ungestört. „Hawkmon“, schloss Yolei ihren Partner herzlich in die Arme und erdrückte ihn fast genauso, wie auch schon einen Monat zuvor. „Aber Yolei, ich freu mich ja auch dich zu sehen“, begann der Vogel und versuchte sie in ihrer Umarmung zu stoppen, „doch könntest du mich mit deiner Freude nicht allzu sehr erdrücken? Ich bekomme bald keine Luft mehr …“ Hilflos flatterte es mit den Flügeln und versuchte es weiter. Schmunzelnd sah Ken zu dem Mädchen seiner Träume, während er selbst vor seinem Partner kniete. Wormmon hatte den Blick natürlich gesehen und freute sich, dass der Schwarzhaarige angeblich Gefallen an dem Mädchen gefunden hatte. Doch er verstand nichts davon, daher freute er sich einfach – anstatt etwas dazu zu sagen. Ebenso bedachten die vier Übrigen die Ältere mit einem milden Lächeln. Hikari war gerade dabei die Picknickdecke – welche sie mitgebracht hatte – auszubreiten, während Takeru bereits in der großen Tasche wühlte. Sie mussten den Beiden natürlich auch ihre Zeit geben, damit Miyako eine Chance hatte, also hatte Takeru Federballschläger mit eingepackt.
 

„Hikari“, er erhob sich und streckte ihr einen der Schläger entgegen, „nimmst du die Herausforderung an? Wir spielen um Leben und Tod“, scherzte er, „ein Duell im Morgengrauen …“ „Es ist Nachmittag“, korrigierte ihn die Jüngere und brachte ihn damit zum Grummeln, was sie leise kichern ließ. „Ach, die haben auch Morgengrauen gesagt, wenn es schon Abend war“, dabei wollte der Blonde ernst bleiben, damit ihm seine beste Freundin auch glaubte. Die musterte ihn nur weiterhin skeptisch, nahm den Schläger dann allerdings in die Hand. Patamon und Gatomon setzten sie noch ein paar Leckereien vor und dann stellten sie sich auf der Wiese gegenüber auf. Mittlerweile hatten auch Ken und Miyako auf der Decke Platz genommen und richteten automatisch ihre Blicke auf die Freunde. Verlegen strich sie sich die Haare hinters Ohr, auch wenn diese schon lange hinter ihrem Ohr waren. Daher zwang sie sich dann auch dazu ihre Finger davon zu lassen und strich stattdessen über Hawkmons Kopf. Dieser versteifte sich auf ihrem Schoß, aber ließ sie es machen, denn sie erdrückte ihn zumindest nicht. Und die Kopfmassage war eigentlich ganz angenehm. So schloss das Digimon seine Augen und lehnte sich gegen das Mädchen.

Immer wieder sah Ken verstohlen zur Seite. Er bemerkte, dass sich Yolei ihre Haare ungewöhnlich oft hinter das Ohr strich. Vor allem, weil sie das sonst nie tat. Auch sah er einen leichten Schleier auf ihren Wangen und den gezwungenen Blick nach vorn. Beschäftigte sie etwas? Oder störte sie etwas? Nervte er sie? Wäre es besser gewesen, ebenso Zuhause zu bleiben? Aber er war hier. Und sie war auch hier. Und das wichtigste war wohl, dass weder Willis noch Davis hier waren. Und noch besser war, dass Takeru und Hikari beschäftigt waren. Ob nur gespielt oder echt, aber sie waren zusammen einige Meter weit weg. Und Yolei und er saßen hier auf der Picknickdecke. Digimon hin oder her.
 

„Denkst du, dass sie es hinbekommen?“, besorgt aber unauffällig blickte Kari über ihre Schulter. „Wird schon – hier haben sie ja ihre Ruhe … abgesehen von Hawkmon und Wormmon“, murmelte Takeru und folgte ihrem Blick. Allerdings zog er die Jüngere gleich noch ein Stückchen weiter, damit die zwei auch wirklich die Chance nutzten. Natürlich hatten sie geplant gehabt nur zu viert zu gehen. Wenn es Kari doch auch ein wenig ein schlechtes Gewissen machte, dass sie Davis so bewusst ausschlossen. Und das nur wegen Willis und weil sie im gleichen Haus wohnten. Sie müsste sich bei ihm noch entschuldigen. „So Hikari, mach dich auf deinen schlimmsten Alptraum gefasst, der Aufschlag wird dich umhauen“, protzte er und brachte sich in Stellung. Die Brünette schluckte schwer und griff den Schläger fester. Doch schon verhaute er besagten Alptraumschlag, dabei hatte er es ernsthaft versucht – nur leider war er zu schnell mit dem Schläger gewesen und hatte einfach am Federball vorbei geschlagen. Prustend ließ Kari prompt ihren Schläger fallen und hielt sich lachend den Bauch. „Hee …“, beleidigt schob der Blonde seine Unterlippe vor, „das ist unfair – ich lach dich auch nicht aus. Heb den Schläger wieder auf.“ Immer noch glucksend bückte sie sich danach und nahm ihn wieder in die Hand. Dieses Mal traf Takeru den Federball auch – dieser flog allerdings nur die Hälfte vom Weg. Seufzend machte sich der Ältere auf den Weg, doch schon rannte Kari nach vorn und schnappte ihn ihm unter der Hand weg. „Lass das mal Profis machen“, lachte sie und zwinkerte ihm zu. Sie ging an ihren Platz zurück und wirbelte herum. Noch ehe es sich TK versah, hatte sie bereits zum Aufschlag ausgeholt und zielte mit dem Ball auf ihn. Er sauste durch die Luft und lächelnd parierte der Blonde. Es ging einige Zeit hin und her. Bis er schließlich bei Takeru erneut herunterfiel.

Er brauchte wieder zwei Versuche, bis er es richtig schaffte. Doch er schaffte es wieder nicht richtig. Er zielt fünf Meter zu weit nach rechts. Eilig sprang Kari hinterher. Sie wollte sich nicht die Blöße geben, dass sie gegen ihn verlor. Gerade noch so schaffte sie es, allerdings musste nun ihr bester Freund rennen. Was wiederum zur Folge hatte, dass sie dem Ball hinterher musste. Sie erwischte ihn, verlor aber das Gleichgewicht und landete der Länge nach auf der Wiese. Die Luft presste es ihr aus der Lunge und sie spuckte das Blatt aus, was irgendwie seinen Weg in ihren Mund gefunden hatte. „Bäh …“, sie reckte ihren Kopf etwas in die Höhe, ehe sie ihn seufzend wieder sinken ließ, „aua …“, murrte sie, „aua“, kam es noch einmal, als sie einen dumpfen Aufprall auf ihrem Bein vernahm. „Das war Absicht“, rief sie Takeru verärgert zu, wenn sie sich ihm auch nicht zuwandte. „Beweis es“, grinste er breit und kam zu ihr gelaufen. Neben ihr ging er in die Knie und versuchte ihr in die Augen zu sehen, „bequem?“, er grinste noch breiter. „Total“, erwiderte sie dann. „Also willst du nicht mehr weiterspielen?“, wieder formte er einen Schmollmund. „Aber … bequem“, lachte sie erneut. „Ach ja?“, schelmisch zogen sich seine Mundwinkel nach oben. Takeru legte den Schläger beiseite und beugte sich kurzerhand über das Mädchen. Seine Hände platzierten sich auf ihrer Taille und augenblicklich begann er sie zu kitzeln. Lachend krümmte sie sich und konnte sich nur wehren, indem sie sich aufsetzen würde, doch durch das Lachen gestaltete sich das gerade schwierig. Sie fand die nötige Kraft dazu nicht, daher wand sie sich unter ihm und versuchte sich abzurollen. Nach mehrmaligen Versuchen schaffte sie es, sich auf den Rücken zu drehen. Takeru zog sie unter der Bewegung mit, dass er nun wirklich über sie gebeugt war. Noch gerade so hatte er es geschafft sich abzustützen, damit er nicht auf die Jüngere fiel. Beide starrten sich aus großen Augen an. Seine Hände waren nur knapp neben ihrem Körper und er war ihr nun doch sehr nahegekommen.

Kari schluckte. Ihr Herz schlug laut gegen ihre Brust und sie hörte ein Rauschen, das sie nicht aus den Ohren bekam. Von ihrer Atmung wollte sie gar nicht erst anfangen. Am liebsten würde sie nun aufhören zu atmen. Takeru ging es nicht anders, auch ihm schlug das Herz bis zum Hals. Peinlich berührt hatten sich seine Wangen gerötet. Ein eiskalter Schauer jagte seinen Rücken hinunter und er war froh, dass nur Ken und Miyako hier waren. Wäre Taichi anwesend, hätte dieser ihn sicher schon von seiner Schwester weggezerrt und ihm einen Mindestabstand verpasst. „Ent-entschuldige …“, murmelte Takeru und lehnte sich zurück, darauf bedacht, etwas von ihr weg zu rutschen. Kari indessen füllte sich noch nicht in der Lage sich aufzusetzen. Ihre Wangen waren dunkelrot und sie glaubte, dass ihr eigentlich Dampf aus den Ohren kommen müsste. Sie schloss die Augen und versuchte zu Ruhe zu kommen. Ihren Herzschlag zu verlangsamen. Als sich Takeru über sie beuge – er hatte sich mittlerweile wieder erhoben, streckte er ihr eine Hand hin. Erst da realisierte sie, dass sie noch im Gras lag. Sie ergriff seine Hand und brauchte gleich darauf seine zweite, dann stand auch sie wieder.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Verlegen starrte Yolei immer noch vor sich hin und strich Hawkmon über den Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, also schwieg sie lieber. Sah immer wieder mit geröteten Wangen nach rechts. Doch sie traute sich nicht. Allerdings sollte sie etwas sagen. Es war schon viel zu lange still. In ihrem Kopf war alles so wirr. So war sie doch sonst nicht. Innerlich raufte sie sich gerade die Haare. Da war es seine Stimme, die leise die Luft erfüllte. „Wer denkst du, wer gewinnt?“ Kens Stimme zitterte leicht. Er war nervös, wusste gar nicht wohin mit seinen Händen. Normal war er die Ruhe selbst, doch bei Miyako war das anders. Bei ihr gab es keinen klaren Gedanken. Also fing er ganz unverbindlich an, so wie sie es bei dem Fußballspiel getan hatte. Noch immer freute er sich über diesen Zwischenfall. Wie auch sie scheinbar die Anwesenheit des Blonden nicht mochte. Dass ihr seine Gegenwart missfiel, gefiel wiederum ihm. Vielleicht empfand sie dann doch mehr …? Das Genie konnte er sich beim Thema Frauen wirklich in die Haare schmieren. Und mit wem könnte er sich dabei am besten austauschen? Sein Blick ging zu Takeru. Doch dieser hatte nur Augen für Hikari, man sah die deutlichen Gefühle zwischen den Beiden, doch keiner brachte den Mund auf. Dann war da noch Daisuke, doch der würde Hikari ewig hinterher trauern, wenn das mit TK endlich klappen würde. Cody war auch nicht so passend, er war klug, doch war das nicht sein Themengebiet. Bei den Älteren traute er sich nicht so ganz. Der Einzige, der wirklich Glück hatte, schien Yamato zu sein. Taichi war bei der Nachricht, dass Mimi und Koushiro ein Paar waren, zusammengebrochen. Joe war von einer Beziehung sicher auch noch weit entfernt, wenn er auch mehr vom weiblichen Körper verstand als andere. Doch das musste Ken wohl alleine schaffen.

„Also, was denkst du?“, widerholte er seine Frage, da sie immer noch nicht geantwortet hatte. Miyako schluckte schwer, „ich denke niemand … aber es verliert auch niemand“, sprach sie leise und fasste sich dann ein Herz und drehte sich zu ihm. Doch schon wieder wurde sie rot, denn sein Blick brannte sich ihr ein und er lag immer noch auf ihr. „Schließlich zählt niemand mit … aber … gehen egal mit welchem Ergebnis beide als Gewinner hervor“, lächelte sie und sah über den Rand ihrer Brille zu ihm. Da hörten sie schon ein Lachen und sahen hin. „Stimmt … beide scheinen gewonnen zu haben“, lächelte der Schwarzhaarige. Dann erst bemerkten sie, in welcher Lage sich ihre beiden Freunde befanden. Schnell sahen sie weg und senkten peinlich berührt den Blick.

Yolei biss sich auf die Unterlippe. Jetzt könnte ihre Chance, auf die sie schon so lange wartete, doch endlich gekommen sein. Oder nicht? „Ken … ähm …“ „Ja?“, hörte sie seine hoffnungsvolle Stimme. „Wenn … wenn wir das nächste Mal … hier … hierher, also in die Digiwelt gehen … dann … k-könnten … könnten ja auch nur … nur wir beide allein … herkommen“, krampfhaft schloss sie die Augen und erwartete den harten Aufprall der Realität, doch er blieb aus. Stattdessen spürte sie eine Hand auf ihrer – welche sich in Hawkmons Gefieder gekrallt hat. Dieser war sichtlich erfreut und befreite sich aus dem Griff seiner Partnerin. Es gesellte sich gleich zu Gatomon und Patamon am Rand der Decke. Ängstlich strich das Digimon sich mit den Flügeln über den Kopf, in der Hoffnung, dass keine Federn ausgefallen waren. „Das würde mich sehr freuen“, lächelte Ken, als sie ihren Blick endlich wieder auf ihn gerichtet hatte. „Bingo“, hauchte sie glücklich, aber vollkommen ohne Ton.

Krieg


 

Samstag, 14. September
 

Voller Vorfreude hüpfte Mimi auf und ab, sie konnte es kaum mehr erwarten. Izzy beobachtete sie schmunzelnd, während er sich noch den Overall hochzog. Kari half Yolei beim Anlegen der Weste, die die Mädchen bekommen hatten, zum Schutz für ihre Brust. Als letztes zogen sie sich Handschuhe über, die hatte ihr der Besitzer der Anlage aufs Wärmste empfohlen. Zu der Anlage gehörten drei Felder und sie hatten eines bekommen, den gesamten Nachmittag. Mimi wollte Krieg führen und Izzy war sich nicht sicher gewesen, wie lange das dauern würde.

Sie gingen zu einem Tisch vor ihrem Feld, auf diesem lagen bereits die Waffen. Mit glitzernden Augen wollte sich Mimi eine nehmen, doch das Computergenie hielt sie auf. „Wollen wir davor noch auslosen, wer in welchem Team ist?“, fragte er in die Runde und betrachtete seine Freunde. Dabei stellte er fest, dass dieses Ansagen geben nicht so seins war. „Nein, ich will mit Kari in ein Team“, rief Davis und bekam prompt eine Kopfnuss von Yolei. „Danke Yolei, sonst hätte ich das gemacht“, meinte Tai und grinste die Lilahaarige an. Sie zwinkerte dem Älteren zu. „Wie wollen wir auslosen?“, fragte Cody nach, „wir haben kein Blatt Papier hier.“ „Dann machen wir Schere Stein Papier“, schlug Davis vor. „Wie willst du denn das machen? Schließlich können auch alle das Gleiche nehmen“, Mimi schüttelte den Kopf. „Lass es uns doch einmal probieren“, Yamato zuckte mit den Schultern. „Gut ein einziges Mal probieren wir es“, gab Mimi von sich, hatte aber im Hinterkopf, dass es vier Leute pro Team oder eben ein fünfer Team geben musste. Sie plante drei Teams und hoffte, dass sie schnell zu einer Einigung kamen. Sie stellten sich in einen Kreis auf, jeder von ihnen hob die rechte Hand und gemeinsam riefen sie dann „Schnick Schnack Schnuck“ und dann hatten alle ihr Werkzeug gewählt. Zu Mimis Überraschung ging es auf. Sie hatte gemeinsam mit Joe, Yolei und Ken als Waffe die Schere gewählt. Sie sah weiter. „Hände da lassen“, zischte die Brünette Davis an, sie sah, dass er gerade sein Werkzeug wechseln wollte. „Ich hab gesehen, dass du Papier hattest“, sie funkelte ihn finster an, „und damit bist du mit Cody, Tai und Matt im Team.“ „Sora, ich dachte, du nimmst das Gleiche wie ich“, meinte Matt erstaunt und begutachtete seine Freundin. „Das wäre ja fies“, sie zwinkerte ihm zu und lächelte dabei zuckersüß, sodass er sie gleich in seine Arme zog und küsste. „Ja, genieß es, so lange du noch kannst“, die Orangehaarige tippte ihm auf die Nase, „wir machen euch fertig“, sie ging zu Hikari und Takeru. „Izzy und Willis gehören auch noch zu euch“, meinte Mimi.

„Aber ich wollte mit Hikari in ein Team“, heulte Davis und verfluchte den Blonden, der lachend neben ihr stand. „Jetzt beruhige dich wieder“, brummte Cody und gab ihm ein Gewehr in die Hand. „Ja, Davis, wir brauchen dich“, knurrte Tai. „Izzy ist ein schwieriger Gegner“, der Bassist warf dem Rothaarigen einen undefinierbaren Blick zu. „Leute, wir fangen an“, rief Mimi, „vergesst die Helme nicht.“ Jeder nahm sich einen Helm – an diesem war eine Schutzbrille angebracht, damit nichts in die Augen kommen konnte –, ein Gewehr und sie teilten sich in die Gruppen auf.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Auf dem Feld, welches doppelt so groß war wie ein Fußballfeld, waren Strohballen, Säcke und andere Hindernisse aufgebaut. Tai nahm sein Team und ging hinter einer Reihe von Heuballen in Deckung. Sie knieten sich in einem kleinen Kreis auf den Boden. „Wie sollen wir vorgehen?“, fragte Yamato. „Ich laufe zu Karis Team über“, schniefte Davis und fuhr mit dem Finger über den staubigen Boden. „Reiß dich zusammen“, zischte Cody. „Ja, wir müssen doch gegen die anderen Teams gewinnen“, Tai schlug sich mit der Faust gegen die Brust. „Glaubst du, weil wir zwei Führungskräfte im Team haben, dass wir deswegen gewinnen?“, Yamato zog eine Augenbraue nach oben. „Wieso denn nicht?“, der Braunhaarige musterte seinen besten Freund. „So läuft das nicht“, meinte Cody und verpasste Daisuke eine Kopfnuss, weil er den Namen der Brünetten in den Boden gezeichnet hatte. „Es tut mir zwar Leid, aber wir werden zuerst auf Izzys Team gehen“, beschloss Taichi und sah dabei zu seinem blonden Freund, „sie sind zu fünft und das ist schon mal ein Grund mehr.“ „Stimmt.“ „Überlasst mir Willis“, zischte Daisuke nun kampflustig, doch das verschwand gleich wieder, „tut Hikari nicht weh“, geschockt sah er in der Runde von einem zum anderen. Die anderen drei Jungen seufzten. Sie hatten genauso wenig Lust mit ihm in einem Team zu sein, wie er mit ihnen, doch wenn sie ihn auf den Blonden ansetzten, dann konnte er ein gefährlicher Gegner für sie sein.
 

„Was sollen wir tun?“, Sora schaute in die Runde. Ihre Deckung sah aus, als wäre es eine Kegelbahn. „Wie schieß ich überhaupt damit?“, Kari untersuchte ihr Gewehr und fasste alles einmal an. Den Behälter der Farbkugeln, den Lauf, den Abzug. Lachend legte Takeru einen Arm um sie, „wie wäre es, wenn du einfach gut aussehen würdest und uns lässt du den Rest machen.“ „Takeru“, tadelte Izzy ihn, „Kari, du musst nur zielen und dann abdrücken“, lächelte der Ältere sie an. „Danke“, meinte sie zu ihm und ihrem besten Freund streckte sie die Zunge raus. „Leute, wie sollen wir vorgehen?“, wiederholte die Orangehaarige. Der Blonde neben ihr war bis dato sehr still gewesen. „Wir sollten uns zunächst auf Tai und die anderen konzentrieren“, meinte Izzy. „Wieso?“, wollte Takeru interessiert wissen, er hielt das andere Team für einfacher, weil dort Mimi und Yolei waren. Koushiro lächelte wissend, „vertrau mir“, er erinnerte sich an die Tage mit Mimi und wie sie bei den Spielen war, so konnte er ahnen, wie sie hier sein würde. Das hatte sie ihm zuvor auch schon bestätigt. „Also zuerst auf Tai, Matt, Davis und Cody?“, Wallace zog sich den Helm an. Die anderen nickten und taten es ihm gleich.
 

Mimi verzog sich mit ihrer Mannschaft hinter ein Hindernis, welches sich länglich über das Feld zog. „Wir werden das gewinnen“, herrschte sie ihre Gruppe an, „und wenn wir nicht gewinnen, dann ist das eure Schuld.“ „Mimi … das .. ist ein Spiel …“, stotterte Yolei. „Du hältst das für ein Spiel?“, schrie die Braunhaarige ihre Freundin an, „das hier ist kein Spiel … DAS IST KRIEG!!“ Die Brillenträgerin zuckte unter dem Tonfall zusammen. So kannte sie die Ältere nicht. Sie sah ihr zu, wie sie ihre Zähne aufeinander biss und sie finster anblickte. „Aber Mimi …“, versuchte Joe sie zu beruhigen. „Ach … hältst du das auch für ein Spiel?“, zischte das Mädchen. Wie ein aufgeschreckter Hase zuckte sein Kopf nach oben und Panik spiegelte sich in seinem Blick wieder. Er trat einen Schritt zurück, „nie-niemals“, meinte er mit zitternder Stimme. „Doch, genau das denkst du, wenn du es für ein Spiel hältst“, sie machte eine Pause und hob ihr Gewehr, ohne zu zögern schoss sie, „dann bist du RAUS!!“ Vor Überraschung stolperte Joe nach hinten und krachte gegen das Hindernis. „Mimi“, schrien Ken und Yolei gemeinsam, „er ist in unserem Team.“ „NA UND? ICH WERDE DAS AUCH ALLEINE GEWINNEN, wenn es sein sollte“, brüllte sie die Beiden an, „ich brauch keine Schwächlinge in meinem Team.“
 


 

❀ ❀ ❀
 

Erschrocken rissen Kari und Takeru ihre Köpfe herum. Mimis Schreie schallten über das Ganze Feld, ebenso der Knall. Als sie kurz darauf auch Joe über das Feld laufen sahen, der einen deutlichen Farbspritzer auf dem Overall hatte, waren sie vollkommen verwirrt. Izzy zuckte auf die stumme Frage mit den Schultern.

„Joe, was ist denn los?“, fragte Daisuke, als er über seine Deckung sah, er dachte schon, dass er schießen konnte, doch er hatte noch rechtzeitig den Farbspritzer erkannt. „Ich bin tot“, schrie der Blauhaarige deutlich gekränkt zurück. Aber auch Erleichterung machte sich in ihm breit, er hatte keine Lust darauf gehabt, aber doch gehofft, einmal schießen zu dürfen. „Was?“, Davis Stimme rutschte im Tonfall deutlich nach oben und er wandte sich an die zwei Älteren, „wieso tut sie so etwas?“ „Hast du sie nicht gehört?“, Yamato war auch verwirrt, aber ihm lief auch ein Schweißtropfen hinunter. Die brünette Trägerin der Aufrichtigkeit hatte sich ziemlich hineingesteigert und wurde für ihn ein ernstzunehmender Gegner, wenn sie schon ihre eigenen Teammitglieder aus dem Spiel schoss. „Damit sind sie noch zu dritt, vielleicht sollten wir uns erst mit ihnen befassen“, überlegte Taichi. „Das würde ich nicht“, warf der Blonde ein. „Aber vielleicht gerade deswegen, sie ist mit dieser Aktion zu einem schweren Gegner geworden“, Cody fasste sich unwillkürlich ans Kinn. „Ihr könnt ja machen was ihr wollt“, zischte Daisuke, „ich werde mir Willis vornehmen und ihr könnt mich nicht davon abhalten.“ „Tu das“, winkte Taichi ab. „Wenn du damit fertig bist, dann such Yolei“, riet ihm Cody, „im Übrigen, sie hat vorhin gemeint, dass du keine fünf Sekunden auf dem Spielplatz stehst.“ Der Fußballer schnaubte verächtlich und in seinem Kopf begann es zu rotieren. Wut stieg in ihm auf, dafür würde die Lilahaarige büßen. „Hat sie das wirklich?“, flüsterte der ältere Anführer an den Jüngsten gewandt. „Ich weiß nicht, zu mir jedenfalls nicht“, sein Tonfall war genauso ruhig wie sonst. „Was hast du vor?“, wollte der Bassist von ihm wissen. „Vielleicht bekommen wir ihn dazu, dass er zu einem Berserker wird, dann ist er schnell genug und schießt jeden ab, damit hätten wir gewonnen“, nun lachte er das erste Mal an diesem Tag und die Bösartigkeit darin machte den zwei Älteren sichtlich Angst. Taichi schluckte, nickte aber.
 


 

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„LOS GEHT’S“, schrie Mimi als Startsignal. „Mimi, auf wen gehen wir?“, fragte Yolei erneut nach. „Mir egal, steht mir nur nicht im Weg.“ Sprachlos betrachtete die Brillenträgerin ihre Freundin. Die Braunhaarige stürmte von einem Hindernis zum nächsten, dabei immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Miyako sah zu Ken, sie verstand ihre Teamführerin nicht. „Was ist mit ihr los?“, wollte sie von ihm wissen, doch er konnte nur mit den Schultern zucken. „Was machen wir jetzt?“, sie ließ sich seufzend gegen das Hindernis fallen und auf den Boden rutschen. „Anscheinend abwarten“, murmelte Ken und machte es sich neben ihr gemütlich. „Ja“, Yolei gab ihm recht, „aber ich finde sie gerade gruselig.“ Der Schwarzhaarige schmunzelte. Ein paar Minuten herrschte Stille zwischen ihnen beiden, doch dann fiel der Brillenträgerin auf, dass sie mit ihm allein war. Sie war allein mit Ken. Ihr Körper versteifte sich und sie war sehr dankbar für den Helm, so konnte er nicht sehen, dass sie rot wurde.
 


 

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„Dann gehen wir nach links und ihr drei nach rechts“, entschied Sora und sie nickten sich zu. Die anderen nickten zustimmend. So machten sich Takeru, Wallace und Kari nach rechts auf. Als sie allerdings unter Beschuss genommen wurden, versteckten sie sich hinter ihren Kegeln. Karis Herz schlug schneller. Sie wollte sich Mühe geben, aber ihr Ziel hatte sie schon erreicht, sie hatte nicht als Erste abgeschossen werden wollen. Vorsichtig sah sie an ihrer Deckung vorbei und schoss zwei Mal. Auch Takeru sah daran vorbei. Wallace tat es dem Mädchen gleich und feuert, doch im Gegensatz zu den anderen schlich er weiter über das Feld.

Sora und Izzy machten sich in die andere Richtung auf. Sie waren zwar zu fünft, doch nach Mimis Anfall, waren sie sich sehr unsicher. Fünf Leute waren schneller zu treffen als vier. Also hatte die Trägerin der Liebe bestimmt, dass sie sich aufteilen würden, dann waren sie schwieriger zu finden. Izzy hatte noch etwas von Strategien gesagt, doch die anderen waren in den Spielen nicht bewandert. Also hatte er es aufgegeben zu komplizierte Strategien auszuarbeiten.

Schnell duckten sich die zwei hinter die Hindernisse. Zu ihrem Pech waren sie Mimi in die Haare gelaufen. „Oh Shit“, murmelte die Orangehaarige. Sie sah zu dem Jungen neben sich. „Was ist mit ihr los?“ „Ich glaube, dass wir in letzter Zeit zu viele Spiele gespielt haben“, er zog entschuldigend die Augenbrauen zusammen. „Izzy, was spielt ihr die ganze Zeit?“, wollte sie vorsichtig wissen, „bitte sag mir, dass es sich um Simulationsspiele oder Flirt-Spiele handelt.“ Koushiros Augen weiteten sich, „seh … seh ich so aus?“ „Um ehrlich zu sein, nicht wirklich.“ Sora atmete ruhig ein und aus, „siehst du eine Chance, wie wir zumindest überleben, sodass wir nicht die ersten sind? Abgesehen von Joe.“ „Ich weiß was du meinst, das will ich auch nur ungern“, stimmte ihr Izzy zu.

„Tja, da habt ihr wohl mächtig Pech gehabt, denn ihr seid tot“, Mimi türmte sich vor den Beiden auf, bevor Sora ihr Gewehr heben konnte, hatte die Brünette schon abgedrückt. Sie wandte sich an den Rothaarigen, der saß wie erstarrt dran. „Es tut mir Leid, aber wir sind nun einmal Feinde“, sie zuckte mit den Schultern. Koushiro fasste sich wieder, hob das Paintballgewehr und drückte ab, seine Freundin sprang beiseite und nahm ihn selbst ins Visier. Damit waren beide aus dem Spiel. „Verdammt“, murmelte Sora. „Genau“, lächelte Mimi zuckersüß, „ihr seid RAUS!“, schrie sie beide an und lief weiter.
 


 

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Aufmerksam zuckte Davis Kopf von rechts nach links und wieder zurück. Er knurrte. Wo war der Blonde nur? Er würde dafür büßen, dass er in Tokyo aufgetaucht war. Dass er sich bei ihm eingenistet hatte und dass er sich so schamlos an Hikari rangemacht hatte. Er würde ihn finden, egal wo er sich befand. Er kämpfte sich über das Feld, schlich sich von einem Hindernis zum nächsten.

Auf dem Weg beobachtete er Mimi, wie auch sie über den Platz fegte. In ihren Augen erkannte er, dass sie jeden erschießen würde. Sie hatte das Verlangen zu gewinnen. Aber Daisukes Blick wurde sofort von einem Blondschopf gefangen genommen. Er schlich sich weiter, musste dabei aus seiner Deckung, damit er zu der nächsten konnte. Mit einem Aufschrei wich er zwei Patronen aus. Dabei fiel er der Länge nach auf den Boden. Er rollte sich zu Seite, da Mimi erneut auf ihn zielte. Nur knapp wich er den Schüssen aus und sah schwer atmend auf die Stelle, an der er kurz zuvor noch gelegen war. „Davis“, rief sie und in ihrer Stimme war ein finsterer Unterton zu hören, „ich weiß wo du dich versteckst.“ Der Braunhaarige schnappte nach Luft und sprang auf, er schlich schnell weiter. Er musste hier weg, sonst hätte die Ältere ihn gleich. Er hörte ein Brummen hinter sich, also hatte er sie erfolgreich abgehängt.

Erleichtert atmete er auf und schlich weiter. In geduckter Haltung sah er an dem Strohballen vorbei. Dabei beobachtete Daisuke Cody, der Jüngere war auch auf der Pirsch. Doch erschrocken musste er mit ansehen, wie Mimi nun hinter ihm auftauchte und ihn abschoss. Der Jüngste stolperte einige Schritte nach vorn und ging in die Knie. Er seufzte und erhob sich. Die Braunhaarig grinste siegreich und ging wieder in Deckung, denn jemand hatte das Mädchen ins Visier genommen. Cody lief derweil vom Platz und gesellte sich zu Sora, Izzy und Joe.
 

Zweifelnd sah Daisuke ihm nach. Mimi war wirklich gemein. Er konnte nicht verstehen, was mit der Braunhaarigen los war. Er musste ihr wirklich aus dem Weg gehen, trotzdem musste er Wallace finden. Ein Knurren drang aus seiner Kehle. Vorsichtig tastete er sich weiter, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Als er das halbe Feld durchforstet hat, entdeckte er Wallace. Er spähte gerade an einem Kegel vorbei. Davis erkannte seine Chance. Er nahm Anlauf und machte eine Hechtrolle, dabei schaffte er es, das Gewehr anzulegen und zu schießen, gerade in dem Moment sah der Blonde auf. Da traf ihn allerdings schon eine Farbpatrone am Helm. Er schrie auf und viel zur Seite. Nun doch erschrocken erhob sich Daisuke. „A-alles in Ordnung?“, er schob den Helm nach oben und trat ungläubig auf ihn zu. Er hatte eigentlich auf dessen Oberkörper gezielt. „J-ja … ich glaube schon“, keuchte er und nahm den Helm ab, langsam setzte er sich auf.
 


 

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Erschrocken sah sie mit an, wie der Blonde abgeschossen wurde. Ihre Hand wanderte an ihrem Mund, damit sie keinen allzu lauten Ton von sich gab. Der Braunhaarige fragte nach dem Befinden und war hörbar geschockt. Ihr Blick glitt zur anderen Seite, an dieser saß ihr anderes Teammitglied. „Ich geh dann mal da rüber“, sagte Willis und stand auf, er schleppte sich vom Feld. Karis Herz schlug schneller, während sie das Paintballgewehr enger an ihre Brust drückte. Sie holte tief Luft, stand auf und drehte sich herum, während sie aus ihrer Deckung trat. Sie fixiert Davis. Schockiert starrte er sie an, seinen Helm in der einen und sein Gewehr in der anderen Hand, beides weit davon entfernt, dass es Verwendung finden würde. „Hikari“, flüsterte der jüngere Anführer. Die Atmung des Mädchens ging schwer, dann nahm sie den Braunhaarigen ins Visier. ‚Oberkörper … Oberkörper …‘, sagte sie zu sich in Gedanken, denn er hatte keinen Helm auf, ‚auf den Oberkörper zielen …‘

Vernichtung


 

Samstag, 14. September
 

„Hikari?“, seine Stimme zitterte, schockiert musterte er das Mädchen. Sie schluckte schwer. Seine Augen waren geweitet und sein Mund stand offen. Er machte keine Anstalten sein Paintballgewehr zu heben. ‚Auch wenn es mir Leid tut‘, fing das Mädchen in Gedanken an, ‚aber ich will es ausprobieren…‘, innerlich freute sich das Mädchen. Ihr Mund verzog sich zu einem entschuldigenden Lächeln, auch wenn ihr Gegenüber es nicht sehen konnte. Dann drückte sie den Abzug. Leider war sie etwas verrutscht und somit prangte nun ein lila Farbklecks auf seiner linken Hüfte. „Autsch“, schallte es über den Platz und wie von selbst zog er sein linkes Bein in die Höhe, dabei verlor er aber das Gleichgewicht und stürzte nach hinten. Er krümmte sich und rollte sich zusammen, dabei hielt er sich die Seite. Erschrocken nahm sie ihren Helm ab. Unsicher stotterte die Braunhaarige, bis ein ‚Entschuldigung‘ über ihre Lippen kam. Doch Daisuke rappelte sich allmählich auf und humpelte davon. Unsicher sah sie ihm hinterher.
 


 

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Vorsichtig beugte er sich um die Ecke. Er sah einige Zeit in die gleiche Richtung, dann drehte er den Kopf nach rechts – auch dort war nichts zu sehen. Er drehte sich zur Sicherheit noch um, als er dort auch nichts sah, huschte Taichi hinter das nächste Hindernis. Dort war es dasselbe Spiel. Er lehnte sich zurück und dachte nach. Irgendwie fand er hier niemand. Das machte es fast schon etwas langweilig. Er wollte auch mal schießen. Tai hatte in dem gesamten Spiel – was für ihn bereits seit einer Ewigkeit ging – noch kein einziges Mal abgedrückt. Seufzend senkte sich sein Blick. Seine Schwester hatte er bisher auch noch nirgends gefunden. Sie schien aber noch nicht getroffen zu sein. Erleichterung machte sich in ihm deswegen breit. Er hätte sich doch gewünscht, dass sie bei ihm im Team gewesen wäre.

Während er weiter darüber nachdachte, was er tun sollte, schob sich ein Schatten in sein Gesicht. Langsam hob er seinen Kopf. Er konnte noch Mimi auf dem Hindernis vor sich stehen sehen, dann trafen ihn drei Paintballkugeln. Dabei wurde er weiter in den Strohballen hinter sich gedrückt. Ein leises ‚autsch‘ kam ihm heraus und seine Hand legte er auf seine Brust, knapp unter die getroffene Stelle. Grummelnd erhob er sich und streifte sich den Helm vom Kopf. Da hörte er auch einen lauten Schmerzensschrei – der von Davis zu kommen schien. „Du bist gut“, er wandte sich anerkennend zu Mimi, diese war von dem Hindernis herunter gesprungen, hatte sich ebenfalls des Helms entledigt und stand vor ihm. „Ich bin besser als gut!“, grinste sie finster. „Mimi … was …“, unsicher zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Sie hatte das Gewehr immer noch auf ihn gerichtet. „Was denn?“, herausfordernd zog sie eine ihrer Augenbraue nach oben. „Ich bin schon tot“, er hob seine Hände hoch, weit von sich gestreckt. Doch das nutzte das Mädchen für sich aus und schoss erneut mehrfach auf ihn. Tai stolperte ein paar Schritte nach hinten. Bevor erneut etwas sagen konnte, schoss sie wieder auf ihn und lief ihm dabei langsam hinterher. Nach etlichen Schüssen landete er auf dem Boden. Verschreckt sah er zu Mimi auf. Doch die feuerte noch einmal auf ihn ein. Seine Brust – natürlich nur der Overall – war komplett lila. „Was soll der scheiß?“, schrie er dem Mädchen entgegen. „DAS FRAGST DU NOCH?“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihre Augen formten sich zu Schlitzen.

„M-Mimi?“, seine Stimme zitterte. Er erkannte seine Freundin gar nicht mehr wieder. Aber er wusste, um was es ihr ging. Sie war immer noch sauer auf ihn. Selbst nach dieser langen Zeit. „Nein“, knurrte sie, „DU bist jetzt still!“ Sie legte ihr Gewehr auf die Schulter, so zeigte der Lauf nach hinten. Neben dem Braunhaarigen ging das Mädchen in die Knie. „Weißt du, das war einer der Gründe, weshalb ich Paintball spielen wollte“, sie lächelte ihn an, wohl darauf bedacht, dass keiner in der Nähe war, „weißt du, wie gut es tut, wenn du jemanden damit abschießen kannst? Vor allem DICH!“ Das letzte Wort spuckte Mimi geradezu heraus. Sie nahm das Gewehr wieder herunter und zielte dabei auf die Brust des Älteren. Ihr Gesicht war dabei verachtend auf ihn gerichtet. Sie drückte wieder und wieder den Abzug, bis sie schließlich genug hatte und die Farbspritzer sein Gesicht sprenkelten. „JETZT bist du tot“, schrie sie ihn an und richtete sich wieder auf. Mimi drehte sich ohne einen weiteren Blick um und ging davon. Da waren immer noch mehr.
 


 

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Kari sah immer noch Daisuke hinterher. Ihr tat es ziemlich Leid, dass sie ihn abgeschossen hatte, es war, als wäre er unbewaffnet gewesen. Ein Schreien riss sie wieder aus den Gedanken, das hörte sich nach Mimi an. Sie war wieder unterwegs. Bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie zu Boden gerissen. Sie schlug hart auf dem Boden auf, dabei wurde ihr die Luft aus ihrer Lunge gedrückt. Sie spürte ein unnatürliches Gewicht auf sich. Stöhnend versuchte sie sowohl an Luft zu kommen, als auch zu erfahren, was auf ihr war. Sie drehte ihren Kopf und erkannte das Gesicht des Blonden, auch er hatte – wie sie – keinen Helm mehr auf. „Alles in Ordnung?“, wollte er wissen. „Ja, aber was sollte das?“, fragte das Mädchen verwirrt. „Da hat einer auf dich schießen wollen“, Takeru betrachtete das Mädchen unter sich. Sprachlos sah sie ihn an. Sie konnte nicht fassen, dass er sie beschützt hatte. Dabei war es nur ein Spiel. Aber sie war so froh, dass er da war. Egal wann sie ihn brauchte. Schmunzelnd beobachtete der Blonde, wie sie langsam rot um die Nasenspitze wurde. Er musterte sie mit einem liebevollen Blick. Ihre Augen glänzten leicht. Ihre Atmung ging schwer. Doch dann holte ihn ein ziehender Schmerz aus den Gedanken. Sein Rücken schmerzte. Dann ertönte erneut ein Knall. „Au“, rief das Mädchen unter ihm aus und presste ihre Lider aufeinander.

„Du sagst, die Hoffnung stirbt zuletzt … Ich sage, im Krieg hat sie nie existiert!“ Überrascht wandte sich Takeru um und blickte in das Gesicht seines Bruders. Der grinste breit. „Du würdest im Krieg deinen eigenen Bruder erschießen?“, wollte der Jüngere ungläubig wissen. Tadelnd hob Yamato seinen Zeigefinger, dann nahm er den Helm ab. „Falsch“, er ging vor ihm in die Knie, „ich habe ihn schon umgebracht“, der Bassist zwinkerte ihm zu, „besser gesagt, seid ihr beide tot.“ Er grinste den sonstigen Hoffnungsträger breit an, „übrigens, du zerquetscht Kari gerade“, Matt musterte das Mädchen, dass immer noch unglücklich auf dem Bauch und unter TK lag, „vielleicht solltest du mal von ihr runter … wenn du mir den Tipp erlaubst, so behandelt man kein Mädchen.“ Erschrocken schnappte der Jüngere nach Luft und rutschte von Hikari runter. „Danke Matt, der Tipp war sehr hilfreich“, sprach der Ältere mit sich selbst, „ach gern geschehen Takeru, kein Problem.“ „Du hast uns getötet, wieso soll ich mich noch bedanken und überhaupt wie?“ Yamato nickte und erhob sich wieder, „wenn du sie anmachen willst, dann such dir einen romantischeren Ort, sie umzuwerfen und auf ihr liegen bleiben verschreckt sie nur“, er klopfte seinem Bruder noch auf die Schulter, dann machte er sich auf den Weg. Auf dem Platz war noch ein schießwütiges Mädchen.

Verschreckt und mit geweiteten Augen starrte Takeru seinem Bruder hinterher. Aber auch Kari hatte bei den Worten von Yamato große Augen gemacht. Sie hatte sich mittlerweile auch aufgesetzt, sie kniete neben dem Blonden. Die Beine rechts und links neben ihrem Körper. Mit einer Hand stützte sie sich ab, die andere lag an ihrer Brust bei ihrem wild klopfenden Herzen.

Eine Hand legte sich auf Hikaris Schulter, als er sich selbst wieder gefasst hatte. Entsetzt sah sie auf, Takeru lächelte sie liebevoll an, „alles in Ordnung?“, mit Nachdruck und aufrichtiger Sorge fragte er auch nach, „Ich hab dir doch nicht wehgetan, oder?“, er hatte den Schrecken in ihren Augen gesehen. „Ja“, murmelte sie, „alles in Ordnung.“ Sie erwiderte sein Lächeln. Eine Weile sahen sie sich schweigend in die Augen. „Kannst du nur das nächste Mal etwas eher von mir runter?“, bei der Frage konnte sie ab der Hälfte nicht mehr ernst bleiben und musste kichern. „Aber nur für dich“, erwiderte er mit einem verführerischen Lächeln. „Das ist zu viel der Ehre“, lachte sie nun auf. Er stimmte mit ein, „na komm“, er stand auf und zog sie mit auf die Beine.
 


 

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Gemütlich traten Takeru und Hikari vom Spielfeld heraus und liefen zu den anderen. Diese saßen alle auf dem Boden und hatten sich den Picknickkorb von Mimi geschnappt. Am niedergeschlagensten starrte Joe vor sich hin. Aber ihn hatte es auch als erstes erwischt.

Sora wandte ihren Kopf zur Seite und musterte die Jüngeren, „ich dachte, die Hoffnung stirbt zuletzt?“, sie grinste breit, war aber etwas enttäuscht, dass ihr Team als erstes komplett ausgeschieden war. „Normal schon“, gab ihr der Blonde Recht, „doch, ich konnte einer armen Jungfer in Not nicht meine Hilfe untersagen.“ Dabei fasste er sich ehrenvoll an die Brust. „Arme Jungfer in Not?“, skeptisch zog Kari neben ihm eine Augenbraue nach oben – sie war stehengeblieben und musterte ihren Freund, „ich war nur in Not, weil ich unter dir begraben war. Hättest du dich nicht auf mich geworfen, hätte mich einfach nur eine Kugel erwischt, aber so hatte ich auch Quetschungen im Brustbereich“, vorwurfsvoll ließ sie ihn nicht aus den Augen, „ich hab keine Luft mehr bekommen.“ Hikari hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt. Während Takeru unsicher seinen Blick zu den anderen schweifen ließ. Er bekam gerade eine Gänsehaut und er wusste auch, woher diese kam.

Langsam erhob sich Tai. Sein Blick hatte sich verfinstert. Er hatte sich auf den Hoffnungsträger fixiert. TKs Beine begannen zu zittern. „K-K-Kari … stell das doch nochmal richtig“, meinte er stotternd zu dem Mädchen neben sich. Verwirrt sah sie von ihm zu den anderen. Zuerst fiel ihr Davis Trauermiene auf, er hatte sich abgewandt. Die Eifersucht war ihm ins Gesicht geschrieben. Als sich jemand in das Bild schob, sah sie Tai. Seine Augen waren zu Schlitzen geformt und seine Hände zu Fäusten geballt. Er ließ die Knöchel bedrohlich knacksen. Er stand nur noch wenige Zentimeter von ihnen beiden entfernt. So schob sich das Mädchen schnell dazwischen und hob beschwichtigend die Hände. Sie lachte auf, „ach Tai, das war doch nur so gesagt.“ „Aber er lag auf dir“, knurrte ihr Bruder. „Er wollte mich vor Matt beschützen, nur hat er uns dann doch beide erwischt.“ Taichi zuckte zusammen, „Yamato hat dich abgeschossen?“ Die Braunhaarige nickte, bis sie merkte, dass das vielleicht ein Fehler war zu erwähnen. „Aber es war nur ein Spiel“, hängte sie daher noch schnell an. Takeru hatte sich in der Zwischenzeit hinter dem Mädchen versteckt, den Kopf hatte er zur Sicherheit etwas eingezogen. Er wusste, wenn es um Hikari ging, dann sah Tai rot. „Trotzdem“, murrte er, „das ist nicht gut!“ „Wer wenn nicht er?“, wollte sie vorwurfsvoll wissen, „irgendjemand hätte mich abschießen müssen.“ „Ja, aber ich dachte, es wäre Joe“, Taichi zuckte mit den Schultern, „da hätte ich mich besser gefühlt.“
 


 

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Yamato arbeitete sich auf dem Feld vorwärts. Er hatte aufgepasst, er war der letzte aus seinem Team, mit Kari und Takeru hatte er die letzten aus Izzys Team abgeschossen. Nun war noch die übereifrige Mimi da, sowie Yolei und Ken, die er noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. Es schien, als wären sie verschwunden, vielleicht hatten sie sich auch aus dem Staub gemacht. Vorsichtig bewegte Matt sich vorwärts. Als er Geräusche vernahm, hielt er inne. Er horchte auf. Yamato brauchte einige Zeit, bis er feststellte, dass es ein leises Flüstern war. Aufmerksam lehnte der Blonde an einem länglichen Hindernis. Es waren allerdings zwei Personen, also nicht Mimi. Dann mussten das Yolei und Ken sein. Er schlich weiter, er musste erst ein Stück weiter, sonst würde er nicht um dieses Hindernis herum kommen. Noch dazu war es in vielen Wellen aufgebaut. Immer wieder sah der Bassist hinter sich, dass nicht plötzlich Mimi hinter im auftauchte. Als er um die Schlange herum war, drückte er sich eng an sie, dass die zwei ihn nicht so leicht bemerken konnten. Die Stimmen wurden etwas lauter, obwohl sie immer noch flüsterten. Über was sie redeten, konnte er nicht verstehen, aber es hatte wohl nichts mit dem Spiel zu tun.

Als er um die nächste Biegung blickte, sah er sie auf dem Boden sitzen. Yamato hob langsam sein Gewehr und drückte ab, dabei verfehlte er beide. Die sahen plötzlich erschrocken auf. Der Blonde zielte erneut – auf Yolei – als er gerade abdrückte kam ihm Ken in die Quere, er stellte sich ihm in den Weg – dabei war er Yolei zugewandt. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie dabei zu, wie er sich über sie beugte und rechts und links von ihr seine Hände platzierte. Ihre Hände waren immer noch auf ihrem Schoß. Die Gewehre hatten sie seit Beginn des Spiels nicht mehr in der Hand gehabt. Sie hatten wirklich abwarten wollen und wären auch damit durchgekommen. Ken gab dem Druck der fünf Patronen kurz nach und stöhnte leise auf, dabei wurde er näher an Yolei gedrückt. Die sah mit an, wie sein Kopf ihrem näher kam, durch die Helme berührten sie sich auch fast. „Hey“, erklang es über ihnen. Aufgeschreckt sah Yamato auf. Doch er reagierte schnell und zog sein Paintballgewehr nach oben, er schoss, doch auch Mimi hatte bereits abgedrückt. Yolei starrte nach oben zu ihrer Teamführerin, die im gleichen Moment wie der Blonde unter Farbspritzern starb. Ken lehnte sich zurück. „OH SHIT!“, fluchte die Braunhaarige und nahm ihren Helm ab, „du warst schon tot, als du abgedrückt hast“, schnauzte sie den Bassisten an. „Nein, das waren wir gleichzeitig“, gab dieser nur von sich. Das Mädchen kam von dem Hindernis runter. „Doch, du warst tot. „Ihr habt beide gleichzeitig abgedrückt, das hab ich genau gehört“, warf Ken ein und erntete einen finsteren Blick der Älteren. „Du bist tot und hast gar nichts zu sagen.“ „Mimi, es war nur ein Spiel“, versuchte Yolei sie zu beruhigen. Ihre Freundin musterte sie und drehte sich schließlich leise fluchend um, sie brauchte jetzt was zwischen die Zähne, sonst würde sie noch jemandem an die Gurgel springen. Eilig erhoben sich Ken und Miyako und folgten, zusammen mit Matt, dem immer noch aufgebrachten Mädchen.
 


 

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„Hey“, lachte Izzy, als die vier vom Feld kamen. „Wen dürfen wir beglückwünschen?“, er hatte seinen Blick auf seine Freundin geheftet, doch er sah zunächst ihr süßsaures Gesicht und dann den Farbspritzer. Verärgert setzte sie sich und nahm sich eins der Sandwiche. „Yolei“, antwortete stattdessen Yamato und zeigte auf das Mädchen, welches fröhlich quietschte. „Damit hast du doch gewonnen, was regst du dich noch so auf?“, wollte Joe vorwurfsvoll wissen. Er war ihr noch etwas böse, dass sie ihn einfach so rausgekickt hatte. Als er allerdings Tai gesehen hatte, war er froh gewesen. Vermutlich war das Mimi gewesen. Taichi beobachtete das Mädchen auch einen Moment lang finster, aber er hatte das vermutlich auch verdient, nachdem was er ihr im Juni angetan hatte. Dann fiel sein Blick auf Matt, „du hast meine Schwester getötet…“ Yamato zog eine Augenbraue hoch und ließ sich neben seinem besten Freund nieder, bevor er antwortete, „ich hab auch meinen Bruder getötet … das sind eben Opfer, die wir bringen müssen“, er grinste breit in Richtung seines Jüngeren Ichs.
 


 

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„Ich nehme an, dass ihr nicht noch einmal wollt?“, fragte Izzy in die Runde. „Nein, heute nicht“, Sora streckte sich, „aber das müssen wir mal wieder machen. Doch dann bitte: Alle gegen Mimi“, sie lachte und legte einen Arm um ihre Freundin, „sie ist viel zu gut darin.“ Zuerst war die Braunhaarige beleidigt, doch dann entschied sie es als Kompliment zu nehmen. „Danke“, grinste sie, „aber ich brauche dann noch Rückendeckung.“ „Für was denn?“, murrte Tai. Ihr Blick verdüsterte sich etwas. Aber sie beließ es dabei.

Die Gruppe erhob sich und brachte alles Geliehene zurück, damit sie sich mit dem Zug auf den Rückweg machen konnten. Es dämmerte schon, als sie am Bahnhof ankamen und auf den Zug warteten. „Meine ganze Brust schmerzt“, Taichi fuhr sich vorsichtig mit der Hand über das Hemd. Besorgt trat Kari zu ihm, „zeig mal her“, auch sie spürte noch ein leichtes ziehen an ihrem Rücken. Tais Blick ging zu den anderen. Außer ihnen war niemand an dem Gleis. Langsam knöpfte er sein Hemd auf und entblößte seine Brust, die von blauen Punkten übersäht war. Erschrocken zogen die Digiritter die Luft ein. Vorsichtig spitzte der Anführer nach unten und erkannte es selbst. „Ich seh ja schlimmer aus als nach dem schlimmsten Fußballspiel“, murmelte er und sah zu Mimi, diese lächelte zufrieden. Das hatte er dann wohl wirklich verdient. Der Braunhaarige knöpfte sein Hemd wieder zu und lächelte seine Schwester an. Yolei trat zu ihr, „dann komm ich kurz mit zu dir“, meinte sie. Die zwei Mädchen hatten kurzfristig beschlossen, dass Kari bei der Lilahaarigen übernachten würde. Der Trägerin des Lichts ging es allerdings noch darum, ob Miyako noch mit zu Hikari wollte, damit sie ihre Sachen zusammenpacken konnte und ob sie dann gemeinsam zu ihr laufen wollten. Kari nickte, „super, dann muss ich nicht alleine laufen.“

Shoppen

Freitag, 20. September


 

„Man, Koushiro, wie lang brauchst du da drinnen denn?“, genervt stöhnte Mimi auf und erhob sich schließlich von der kleinen Couch. Ihr wurde das langsam wirklich zu blöd. Schließlich hatte er gerade einmal sieben Kleidungsstücke. Wieder stöhnte sie, sah auf ihre Uhr und sich dann um. Hier war niemand, also riss sie kurzerhand den Vorhang zur Seite. Sie wollte ihn genervt anblicken und hatte wohl auch nicht darüber nachgedacht. Koushiro zuckte zusammen und seine Augen weiteten sich. Das Hemd, dass er sich gerade überzog hatte er noch nicht zugeknöpft. Über den Spiegel vor sich starrte er Mimi panisch an. Er schluckte schwer. Sie biss sich auf die Unterlippe und grinste dann. Es war ihm peinlich. Ihr auch, doch im Gegensatz zu ihm hatte sie wohl schon mehrere Männer nackt gesehen. Obwohl Koushiro auch nur oben ohne war und sie hatte ihn schon oft genug beim Schwimmen gesehen. Doch das schien er immer wieder zu vergessen. Diese Situation war zwar anders, trotzdem sah sie nicht mehr – eher weniger. Sie seufzte und schüttelte den Kopf, „Mensch, jetzt hab dich doch nicht so“, versuchte sie abzuwinken, doch ihm war es immer noch peinlich. Sie schnaubte verärgert, „Koushiro, als ob ich das nicht schon gesehen hätte!“ Sie betrat die Umkleide und stellte sich vor ihn. Kurzerhand begann sie sein Hemd zuzuknöpfen. „Ich warte mich da draußen sonst ja noch dumm und dämlich. Ich meine, wie lange brauchst du bitte um ein Hemd anzuziehen?“, regte sie sich auf und zupfte an dem Kleidungsstück herum. „Ich bin ja gerne shoppen, aber ich hasse es, wenn du so lang brauchst. Selbst bei mir mag ich das nicht – ich hab es lieber, mich längere Zeit im Spiegel anzusehen, aber du musst nur aus dem einen Oberteil raus und in das andere rein.“ Sie klopfte ihm leichte den Stoff an den Schultern glatt, „du bist schlimmer als ich“, lächelnd sah sie auf. Dann musste sie grinsen. „Entschuldige … und wie sieht es aus?“, brachte er schließlich hervor. Seit er mit Mimi zusammen war, war sein Schamgefühl immer noch vorhanden, aber er versteifte sich nicht mehr wie zuvor. „Es steht dir und jetzt will ich, dass du dich innerhalb einer Minute umgezogen hast – also das nächste Hemd“, stellte sie klar und fokussierte ihn mit einem strengen Blick. Koushiro schmunzelte, „alles klar, Chefin!“ Auffordernd betrachtete sie ihn immer noch – doch genauso starrte er zurück. „Was?“ „Gehst du nicht raus?“, wollte er dann wissen. Kichern verdrehte sie die Augen, „du bist so prüde.“ „Wie bitte?“, sofort stieg ihm die Röte vom Kinn bis zur Stirn hoch. „Ja, bist du, es ist doch nur der Oberkörper, was ist schon dabei? Und ist ja auch nicht so, als hätte ich es nicht gerade eben schon gesehen … oder beim Schwimmen oder sonst wo … als Izzy …“, sie verdrehte erneut die Augen. Das tat er ihr gleich seufzend nach und knöpfte sich das Hemd wieder auf. „Wenn du es noch etwas erotischer machst, dann wird das auch mal noch was mit der Stripperkarriere“, zwinkerte sie. „Wie bitte?“, seine Stimme ging nach oben und er hielt inne, dabei hatte er schon die Hälfte aufgeknöpft. Mimi kicherte und machte kurzerhand weiter. Sie streifte ihm das Hemd von den Schultern und hängte es auf den Bügel. „Und jetzt zieh das andere ab, oder muss ich dir dabei auch helfen?“ Mimi streckte ihre Hände aus und strich über seinen Oberkörper. Sie fand es amüsant, wie er unter ihrer Berührung reagierte, dann streckte sie sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Anziehen“, sie reichte Koushiro das nächste Hemd und trat hinaus. Hinter sich zog sie auch den Vorhang wieder zu.
 


 

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„So, da ich schneller war als du mit dem Anprobieren, zahlst du jetzt den Milchshake“, beschloss Mimi und biss grinsend auf dem Strohhalm herum. „Aber ich trag schon deine fünf Tüten“, konterte Koushiro und fixierte die Jüngere mit einem strengen Blick. „Das zählt nicht, das ist selbstverständlich“, zuckte sie mit den Schultern. „Wieso?“ „Weil immer der Junge die Tüten des Mädchens trägt. Ist doch klar!“, frech grinste sie ihn an. „Ok, verstanden“, nickte er zustimmend.

Aufmerksam beobachtete Izzy seine Freundin. Seine Freundin. Er konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Mit Mimi hatte er schon immer viel Spaß gehabt. Doch seit sie zusammen waren, hatte er fast noch mehr Spaß. Doch übers Küssen waren sie noch nie hinausgegangen. Dabei musste Koushiro sagen, dass er ganz froh war. Alles was darüber hinaus ging, war für ihn noch immer ein großes Rätsel. Außerdem konnte er sich gerade nichts darüber hinaus mit ihr vorstellen. Er wurde ja schon rot, wenn er sie im Bikini sah oder sich Mimi eben vorstellte. Nackt. Er schämte sich für solche Gedanken.

Es war schwierig. Seit sie es bekannt gegeben hatten, war es merkwürdig in ihrer Gruppe. Natürlich hatten sich die anderen mittlerweile damit abgefunden. Sie bezeichnen sie mittlerweile als Paar, doch eher, weil sie eines waren. Noch immer schienen sie nicht so erfreut und Koushiro wusste eigentlich auch weshalb. Besonders Sora und Hikari bedachten sie mit langen Blicken. Taichi vermied jegliche Blicke. Aber nach seiner blauen Brust war das auch gar nicht allzu verwunderlich. Mimi war ziemlich auf ihn losgegangen. Noch immer tappte Koushiro diesbezüglich im Dunkeln und hatte keine Ahnung, was zwischen den Zweien vorgefallen war. Doch nun waren sie hier. Verbrachten einen Nachmittag nach dem anderen miteinander. Wenn sie meistens auch nur die Hausaufgaben machten.
 

„Ich will nochmal nen Milchshake …“, sprach Mimi, als sie gerade den letzten Schluck genommen hatte. „Noch einen?“, skeptisch zog er eine Augenbraue hoch, um sie zu necken. Sie kicherte und biss auf den Strohhalm. „Ja, noch einen!“ Schmunzelnd betrachtete er sie, „gut, dann nehm ich auch noch einen …“ Sie holten erneut den Kellner her und bestellten eine weitere Runde. Er hatte wirklich viel Spaß und je mehr die anderen seltsam zu ihnen waren, desto mehr Zeit verbrachten sie zu zweit. Noch immer spielten sie viele Videospiele, auch wenn sie viel Zeit mit Lernen verbrachten. Aber sie machten etwas und Izzy hatte dadurch so gute Laune, dass sein schlechtes Gewissen davon übertüncht wurde. Allerdings schmerzte es auch, dass die ihre Freunde Mimi so behandelten oder richtete es sich nur gegen ihn?
 


 

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Gemütlich liefen sie durch die Fußgängerzone und bummelten. Mimi wollte nicht mehr in einen Laden, weil sie Angst hatte, dass sie wieder so viel kaufen könnte. Außerdem würde sie nur wieder genervt sein, wenn er so ewig in der Umkleide brauchen würde. Sie könnte es nicht noch einmal ertragen und dann würde ihr endgültig der Geduldsfaden platzen. Doch mittlerweile hat sich auch ein klein wenig der Gedanke eingeschlichen, ob er das nicht mit Absicht machte. Aber es war auch so schön durch die Stadt zu ziehen und einfach nur ein bisschen zu gucken.

„Ah … sieh mal … sieh mal … sieh mal …“, aufgeregt trommelte Mimi mit ihren Fingern auf Koushiros Arm und klopfte schließlich mit ihren Händen auf seiner Brust herum. Überrascht blickte Koushiro zu der Kleineren und konnte nur wieder schmunzeln. Er fand es so süß, wie sie sich begeistern konnte, dabei hob er jetzt erst den Blick um zu sehen, was sie meinte. Es stach sofort heraus, was es war. Vor den kleinen Läden war ein Straßenstand aufgebaut. Hinter dem Tisch standen zwei Damen des Geschäfts, die freundlich die Passanten anlächelten. Auf einem Banner, dass die Vorderseite des Tisches gespannt war, stand ‘Gewinnspiel‘ in Großbuchstaben. Daneben war auch noch einmal ein Aufsteller, auf diesem waren alle Preise aufgelistet, die es zu gewinnen gab. Die Augen der Jüngeren funkelten aufgeregt, „wollen wir mitmachen?“, sie drehte sich zu ihm und krallte sich in sein Hemd. Schmunzelnd sah er zu ihr runter und umschloss ihre Hände mit seinen. „Ganz ruhig … und ja … wenn du willst“, lachte er. Sofort packte sie fester zu und zog ihn mit zu dem Tisch.

„Guten Tag, wollen Sie bei unserem Gewinnspiel mitmachen?“, lächelte die eine Dame. „Es gibt tolle Preise, perfekt auch für Pärchen“, hängte die andere an. Bei diesen Worten wurde Koushiro einmal mehr rot. Daran würde er sich wirklich nie gewöhnen. „Sie müssen nur in eine der beiden Kisten greifen und sich eine Kugel herausholen, die Farbe bestimmt dann den gewonnenen Preis“, ergriff die Erste erneut das Wort. „Jaa, lass uns mitmachen“, Mimi klatschte aufgeregt in die Hände. „Natürlich – ich dachte, wir hatten das schon geklärt“, lachte der Ältere. Aufgeregt starrte die Brünette die Box an und konnte es kaum erwarten in eben diese zu greifen. „Lass uns gleichzeitig reingreifen, du nimmst die andere Box“, sie deutete auf die zweite. Mit einem Lächeln auf den Lippen stellte er sich vor die andere. Sie sahen zueinander, dann griffen sie gleichzeitig in die Box, um dann einen Ball herauszuziehen. Mimi wühlte sich mit der Hand durch die ganze Kiste und suchte sich hindurch, bis sie endlich meinte, die richtige Kugel erwischt zu haben. Koushiro hingegen nahm die erste in die Hand, die er zu greifen bekam. Doch sie wollte, dass sie die Kugeln gleichzeitig herauszogen. Nebeneinander öffneten sie die Hände und suchten an der Tafel nach der Farbe ihrer Kugel. Mimi blieb bereits mit ihrem Blick an dem viert untersten Punkt hängen und las ‚ein Jutebeutel nach Wahl‘. Die eine Dame suchte bereits die Kiste unter dem Tisch hervor. Koushiro ging währenddessen weiter die Liste hinauf. Dabei wurde er immer ungläubiger. Mimi musterte ihn von der Seite und sah dann auch auf die Liste, nachdem sie sich nochmal die Kugel angesehen hatte.

Aus großen Augen starrte Izzy den obersten Punkt auf der Tafel an und auch Mimi sah fassungslos hin. „K-Koushiro … d-du … du hast …“, begann die Brünette. „Äh … j-ja …“, stotterte auch er. „Herzlichen Glückwunsch, wir haben einen Hauptgewinn“, riefen die zwei Damen und warfen glatt Konfetti in die Luft. „H-Haupt-Hauptgewinn …“, stotterte Koushiro immer noch und lass immer noch die wenigen Worte dabei. ‚Hauptgewinn: Konzertkarten‘. „Herzlichen Glückwunsch“, kam es erneut von den beiden Damen, die ihm einen Umschlag reichten. Die zweite Dame hielt ihr indessen eine Schachtel hin. „Bitte suchen Sie sich eine aus“, bat die Frau. Mimi sah immer noch etwas missmutig zu Koushiro. Natürlich gönnte sie es ihm, aber es war ihre Idee gewesen und er hatte natürlich den Hauptpreis bekommen. Das war doch irgendwie ungerecht. „Ja …“, murrte sie und richtete ihren Blick darauf. Dann suchte sie sich eine mit einem lustigen Spruch aus.

„Wollen wir weiter?“, wollte Koushiro wissen und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ja …“, Mimi ergriff diese und gemeinsam gingen sie weiter. „… ich finde es ungerecht, dass du den Hauptgewinn bekommen hast“, meinte sie dann. „Gönnst du es mir nicht?“, er musste schmunzeln. „Doch, natürlich, aber ich wollte hin … und dann hast du den Hauptpreis.“ „Mimi, es sind zwei Karten … wen, wenn nicht dich, sollte ich denn mitnehmen?“ „Hihihi“, kicherte die Brünette, „natürlich nimmst du mich mit – ich bin deine Freundin“, lachte sie. Sie fühlte sich in der Nähe des Nerds einfach nur wohl. Es war schön mit ihm unterwegs zu sein und nachher würden sie wieder zu ihm gehen und noch zusammen zocken. Das war mittlerweile zu einem Ritual geworden. Und sie hatte Spaß daran gefunden.

Rat


 

Mittwoch, 25. September
 

Nervös verlagerte Takeru das Gewicht von links nach rechts und wieder zurück. Er fragte sich, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war. Je länger er auf die Klingel starrte, desto schlimmer wurde seine Nervosität. Er schüttelte seine Hände aus und ballte sie ein paar Mal zu einer Faust, er öffnete sie wieder und strich nervös über seine Jeans. Dann klatschte er in die Hände. Der Blonde drehte sich um und fuhr sich durch die Haare. Das konnte doch nicht wahr sein. Er biss sich auf die Lippe, gerade als er sich so weit hatte, dass er auf die Klingel drücken würde, da öffnete sich die Tür.

„Wenn du nicht bald klingelst, lass ich dich draußen stehen“, Yamato grinste ihn breit an. Der Jüngere war zusammengezuckt. Seine Augen waren geweitet. Wie hatte sein Bruder das gemacht? Anscheinend schien er die unausgesprochene Frage zu wissen. „Ich hab das Licht angehen sehen und durchgeschaut.“ „Er wollte wissen, wie lange du brauchst, weil du nervös aussiehst“, Sora tauchte hinter ihm auf, „ich hatte versucht ihn davon abzuhalten – entschuldige.“ Takeru schluckte mehrmals, sein Mund war plötzlich so trocken. „Komm rein“, der Ältere trat beiseite und zögerlich folgte ihm der Jüngere.
 


 

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„Also, weswegen haben wir das Vergnügen“, Matt stellte ein Glas Apfelsaft vor seinem jüngeren Bruder ab. Sie saßen am Küchentisch, dem Kleineren gegenüber saß das Pärchen. Matt legte seinen Arm um Sora. Beide musterten TK aufmerksam. Doch der starrte hochkonzentriert auf die Tischplatte. „Raus mit der Sprache“, hakte er weiter nach. Doch der andere Blonde reagierte immer noch nicht. „Takeru, was hast du für ein Problem?“, griff Sora ein, „dir scheint etwas nicht aus dem Kopf zu gehen. Was bedrückt dich?“ Sie strich ihrem Freund dabei beruhigend über das Bein, denn für sie war er zu aufdringlich. „Es …“, begann Takeru zu stottern. „Geht es um ein Mädchen?“, wieder grinste Yamato breit. Doch das brachte seinen Bruder erneut dazu peinlich berührt auf den Tisch zu sehen. Der Bassist löste seinen Arm von seiner Freundin und stützte damit seinen Kopf auf dem Tisch ab, „also ein Mädchen.“ Er machte abermals eine Pause, bis er merkte, dass er nicht mehr breiter grinsen konnte, als er es bereits tat, „Hikari“, sagte er sowohl leise, als auch langsam, dabei betonte er jede Silbe. Takerus Augen weiteten sich und sein Gesicht bekam nur noch mehr Farbe.

„Yamato, lass es! Du hast jetzt Sendepause!“, zischte Sora und kniff ihn in die Seite. Mit einem herzlichen Blick wandte sie sich an den Jungen. „Takeru was hast du?“ „D-das w-wisst ihr doch schon“, wieder begann er zu stottern. „Nur weil dein Bruder das sagt, muss es ja nicht so sein“, ihre Stimme war so sanft, dass er aufsah und wirklich glaubte, Hilfe zu finden. „Wenn du es aussprichst, dann wird es zwar real, aber du fühlst dich auch besser.“ Er schluckte schwer, er konnte in ihren Augen sehen, dass sie Recht hatte und es ernst meinte. Also nickte er und nahm all seinen Mut zusammen, dabei sah er weiter zu Sora, „ok … ähm …i-ich … ich glaube … glaube, dass ich … i-ich Hikari mag …“, murmelte er, „a-also mehr …“, er sah beschämt zur Seite. Nun konnte sich aber auch Sora ein leises Kichern nicht verkneifen. Die Ältere sprang auf und lief um den Tisch herum. „Das ist so niedlich“, sie drückte den Blonden an sich und betrachtete ihn aus glitzernden Augen. „Bei uns bist du auch nicht so ausgerastet“, verstimmt verzog Yamato den Mund. „Bei uns kann ich mich ja auch jedes Mal freuen, wenn ich dich sehe“, Sora blickte vorwurfsvoll zu ihrem Freund. Seine Augen formten sich zu Schlitzen. Das war gemein von ihr. „Also, was gibt es?“, fragte sie, „womit können wir helfen?“ Wieder starrte der Jüngste auf seine Hände. Sein Herz begann wieder schneller zu schlagen und er wusste wieder nicht, was er sagen sollte oder eigentlich auch wollte. Weshalb war er noch gleich hierhergekommen? Das war seltsam. Er wusste es einfach nicht mehr. „Ich … ähm … ich …“, stotterte er und brachte nichts heraus. „Willst du es ihr sagen?“, mischte sich Yamato wieder ein, „oder ihr zeigen? Darüber hinwegkommen?“ Den letzten Punkt brachte er nur zur Vollständigkeit an. „Nein“, brachte Takeru eilig hervor. „Gut, hätte mich auch gewundert, also?“ „Ich … ich will es ihr … natürlich sagen … aber … ich … ich weiß nicht … nicht wie …“, murmelte er, „… außerdem sind da noch … Tai und … Davis …“ Er biss sich auf die Unterlippe. Dabei war Letzterer ein kleines Problem. „Ach Tai versteht das“, winkte Sora ab. Sie war gerade erfreut, dass sich der Ältere benahm und normal redete.

„Ich will es ihr sagen, aber wie mach ich das denn? Selbst wenn Tai mitspielen sollte“, wollte TK von den zwei anderen wissen. Er war geplagt von Zweifeln, schließlich hatte er wirklich keine Ahnung. Zuvor hatte er noch keine Freundin gehabt, denn viel zu lang war er einfach schon in Kari verliebt. Da brauchte er gar nicht an andere Mädchen denken. Dafür war er jetzt aber auch total ratlos und wusste nicht weiter. Das erschwerte das Ganze noch zusätzlich. „Oder soll ich warten bis … bis sie …“ „Auf was willst du denn warten? Was erwartest du von ihr?“, einfühlsam legte Sora ihre Hand auf seine Schulter, „Takeru, sie liebt dich, das sieht man, du bist der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Das kann jeder sehen. Selbst Tai muss das einsehen“, sie lächelte aufmunternd. „Ja … aber …“ „TK, warte nicht darauf, dass sie dich küsst, du musst sie küssen“, unterbrach Yamato das Gespräch und riss damit die zwei anderen aus ihren Gedanken. Beide musterten den Ältesten mit großen Augen. Soras Stirn zog sich kraus. Doch in dem Jüngsten schien wirklich etwas ‚klick‘ gemacht zu haben. „Du hast Recht“, murmelte er und erhob sich, „danke.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und lief durch den Gang zur Haustür. Das Pärchen hörte noch, wie die Tür ins Schloss fiel, dann war alles still.
 


 

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„Das war ja fast schon ein guter Rat“, murmelte Sora und starrte immer noch auf den Fleck, an dem Takeru verschwunden war. „Woher hast du diese Worte denn genommen?“ Immer noch leicht fassungslos sah sie dann zu ihrem Freund. Dieser erwiderte den Blick. „Ist es etwa nicht so? Schließlich sollte er handeln, wenn er so empfindet. Ich hätte auch nicht darauf gewartet, also …“ „Nein … ich … ich fand es gut … nur … nur aus deinem Mund ist es … seltsam … komisch … ich … ich bin es nicht gewohnt“, sie zuckte mit den Schultern, was ihm ein Lächeln entlockte. „Na danke, jetzt bin ich aber beleidigt“, er erhob sich und ging zum Kühlschrank, damit er sich nochmal was zu trinken nehmen konnte. „Nein, so war das nicht gemeint“, entgegnete die Rothaarige. „Oh doch, du denkst nicht, dass ich für meinen Bruder da sein kann, wenn er mich braucht, aber das kann ich sehr wohl“, mit der Flasche in der Hand drehte er sich um und erkannte, dass sie zusehends unsicherer wurde. „Ach Sora“, lachte er daher und ging zu ihr. Die Flasche stellte er auf den Tisch und die Jüngere zog er zu sich auf die Beine. „Das war doch nur ein kleiner Spaß … trotzdem bin ich etwas enttäuscht, dass du so schlecht von mir denkst“, hängte er noch an und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals, „war ich zu dir etwa nicht so?“, stellte er die Frage und hauchte sanfte Küsse auf ihren Hals. Er spürte, wie sie seinen Berührungen nachgab und zu Wachs in seinen Händen wurde. Sie wehrte sich nicht dagegen und streckte sich ihm sogar noch entgegen. Auch Sora merkte das, jedoch hatte sie die Berührungen lieben gelernt und konnte dabei nicht anders. „Doch warst du … und ich liebe dich dafür, aber das ist man im ersten Moment trotzdem nicht von dir gewohnt. Das musst selbst du zugeben“, kicherte sie erneut und wurde nur noch mehr an ihn gezogen. Tief sog sie den Duft von ihm ein und klammerte sich noch weiter an ihn.

„Hättest du vielleicht nochmal so einen Rat?“, kam es ohne zu überlegen aus ihrem Mund. „Für wen? Dich?“, Yamato schob sie leicht von sich und hob eine Augenbraue. „Nein“, sie lachte allerdings amüsiert auf, dass er ihr das zutraute, dabei hatte sie schon alles was sie je gewollt hatte. „Für wen dann?“, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. „Für … jemand … jemand anderen“, gab sie leise von sich und sah vorsichtig auf. Er schien ihr nicht zu glauben, was sie zum Seufzen brachte. „Mensch, ich wird dir nicht sagen für wen, wenn sie es selbst nicht sagt. Ich werde niemanden verpetzen.“ „Mimi?“ „Nein, nicht Mimi, ich hab auch noch andere Freunde außer euch. Ich bin sozial im Gegensatz zu dir“, dabei tippte sie ihm mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und löste sich aus der Umarmung, „ich hab wesentlich mehr Freunde als du, du Träger der Freundschaft“, sie grinste breit, als sie sein Wappen erwähnte. „Ach ja? Liebst du dann etwa auch mehr als nur mich?“, der Musiker verschränkte die Arme vor der Brust und sah seine Freundin misstrauisch an. „Nein, das nicht, aber ich hab einfach mehr Freunde“, sie zuckte mit den Schultern, „du willst ja nur deine Ruhe haben und allein sein oder mit jemand anderem allein sein“, dabei sprach sie nicht unbedingt von sich. Er war auch sehr oft mit Taichi zusammen oder eben seinem Bruder. Trotzdem zählte sie das als ‚allein sein‘. Aber sie hatte sich wirklich erhofft, vielleicht einen Rat oder zumindest eine Anregung in Bezug auf Miyako zu bekommen. Die Jüngere war immer noch etwas unglücklich, weil Willis sie weiter bedrängte und sie irgendwie mit Ken nicht so richtig warm wurde. Da mussten sie langsam etwas unternehmen.

Ihr selbst tat die Brillenträgerin auch leid, doch waren beide schwierige Persönlichkeiten. Wie sich Miyako das vorgestellt hatte, wusste auch niemand. Sie mit ihrer aufbrausenden und direkten Art und dann im Gegensatz Ken, das Genie und der sehr in sich gekehrte Junge. Das könnte glatt einem Teenie-Film entsprungen sein. Vielleicht lag darin die Lösung, doch in Filmen ging es immer gut aus und es war total bescheuert so etwas auf das richtige Leben zu übertragen. Jedoch waren Digimon genauso unrealistisch und waren trotzdem hier. Vielleicht würde das mit dem Film ja doch funktionieren. Aber sie merkte schon, dass das gerade wohl nur ein Glückstreffer war und so schnell nicht wieder vorkommen würde. Schade eigentlich. Yamato gefiel ihr, wenn er so treffend war. „Um wen geht es denn dann?“, war es seine Stimme, die sie aus den Gedanken riss. „W-was?“, sie zuckte zusammen, vor allem, weil er sie an sich gezogen hat und dicht an ihrem Ohr war. Sofort jagte ihr ein Schauer über den Rücken. „Wenn du es mir nicht sagst, dann kann ich dich ja zu anderem überreden“, nuschelte der Musiker und küsste ihren Hals. Seufzend gab ließ sie sich gegen ihn fallen. War auf jeden Fall besser als es ihm zu sagen. Wobei er es wissen müsste, schließlich kannte er manche Nachrichten der Mädels, aber daran schien er schon gar nicht mehr zu denken.

Erfolg


 

Mittwoch, 2. Oktober
 

Lächelnd sah Takeru zu seiner jüngeren Freundin. Diese hob den Kopf und erwiderte das Lächeln. Dann widmete sie sich wieder dem Mädchen neben sich. „Also wenn ich das dann so schreibe, muss ich dann nicht … wo kommt denn dann die Zeit hin und wie muss ich dann das Tempus beachten?“, fragend sah ihre Klassenkameradin auf. In kurzen Worten erklärte Hikari ihre Lösung und ihre Gegenüber schien damit dann auch zufrieden zu sein. „Hikari, du bist klasse“, strahlte Daisuke und schrieb sich das der Brünetten auf, „jetzt hab ich das auch endlich verstanden. Du bist wirklich gut“, grinste er und freute sich. Hikari zog ihre Mundwinkel einen Moment nach oben. Sie freute sich, dass auch Daisuke davon profitieren konnte. „Hikari, komm … wir müsse noch zu Frau Honoka“, riss Yoko die Brünette aus den Erklärungen. Die Angesprochene hob den Kopf, ihre Klassenkameradin und auch beste Freundin im Raum, gesellte sich zu ihr und lächelte sie mit einem munteren Lächeln an. „Stimmt …“ „Mädels, wir kommen zu spät, wenn ihr euch also mal in Bewegung setzen könntet“, kam es auffordernd von der Tür. Beide wandten ihren Kopf zu dieser, so wussten sie sofort, wem diese Stimme gehörte. Yuri verdrehte kopfschüttelnd ihre Augen, während Hikari kicherte und bereits ihre Sachen packte. „Falls du noch Probleme hast, kann ich dir morgen nochmal helfen“, sagte sie zu ihrer anderen Klassekameradin und erhob sich. Ihre Rucksäcke nahmen die Mädchen über die Schulter und schon zog Yuri an ihrer Hand. „Na komm, damit er sich nicht noch weiter aufregt.“ „Was heißt hier, dass ich mich aufregen?“ „Weil du das immer machst, lieber Yoko“, sie schlug ihm mit der flachen Hand leicht auf die Brust, während sie an ihm vorbei ging. „Tu ich gar nicht“, beschwerte er sich und sah dann zu der anderen. Kari lächelte wieder einmal und zuckte mit den Schultern. „Du verstehst es also auch nicht“, kommentierte er und legte seine Hand unbewusst auf den Rücken der Yagami. „Nein … nun wirklich nicht“, lachte sie und sah noch einmal kurz über ihre Schulter zurück in das Klassenzimmer. Die junge Frau bemerkte erneut das Lächeln von TK und dann ging ihr Blick zu Daisuke, der missmutig sein Gesicht verzog, dann zurück zu dem Blonden. „Was … was hast du gesagt?“, wandte sie sich erneut an Yoko. „Nur, dass wir uns beeilen sollten“, sprach dieser verwundert und nahm seine Hand von ihrem Rücken. „Und wer trödelt hier? Das seid ihr zwei“, rief ihnen Yuri zu, welche bereits den Gang entlanglief.
 

„Dieser Yoko ist komisch“, brummte Daisuke. „Wieso? Bist du eifersüchtig?“, grinste Wallace und pikste den Brünetten in die Seite. „Was?“, der Fußballer riss seine Augen auf und starrte den Blonden an. Was war in ihn gefahren? Wieso sprach er von Eifersucht? War er nicht auch hinter Hikari her? Noch immer war sich Davis sicher, dass sein ungebetener Poltergeist hinter der Jüngeren her war. Dass auch er etwas von ihr wollte. Wer konnte auch diesem zuckersüßen Lächeln und den unschuldigen braunen Rehaugen wiederstehen. Sie war bezaubernd. Ein Engel auf Erden, genau wie ihr Digimon. Nachts träumte er von ihren rosigen Wangen, den verführerisch geschwungenen Lippen und dem süßen Lächeln, welches sie täglich auf ihren Lippen trug. Ein wohliges Seufzen kam ihm über die Lippen, dann erinnerte er sich wieder an Yoko, den Jungen aus der Parallelklasse. Sein Mund verzog sich erneut und er drehte seinen Kopf zu Takeru. Dieser hatte den Blick gesenkt und starrte in sein Englischbuch vor sich. „Hey, was denkst du über ihn?“ Verwirrt hob der Angesprochene den Kopf und sah zur Klassenzimmertür, dort war natürlich niemand mehr, daher zuckte TK mit den Schultern. „Er ist doch nur ein Junge, der mit ihnen im Chor ist, da ist doch nichts dabei“, er versuchte möglichst gelassen zu sprechen. „Sie ist meine beste Freundin“, bei diesen Worten zog sich alles in dem Basketballspieler zusammen, „ich würde es schon erfahren, sollte sie plötzlich einen Freund haben.“ „Und das hat sie nicht“, eindringlich sah Daisuke zu seinem Freund. Nervös biss sich der Ältere auf die Unterlippe, dann schüttelte er den Kopf, „nein, hat sie nicht.“ „Gut“, erleichtert lehnte sich der Braunhaarige zurück. Takeru klappte hastig seine Bücher zusammen und erhob sich, „ich muss zum Basketball, musst du nicht auch langsam los?“, wandte er sich noch einmal an den Jüngeren. Dieser sah auf die Uhr und schrak auf.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Hey Davis, sieh mal. Ist das nicht …“ „Hikari“, rief der Fußballer freudig aus. Sie wartete auf dem Schulhof und er war sich sicher, dass sie nicht auf Wallace wartete, denn der hatte sich von ihm verabschiedet, als er sich selbst auf den Weg zur Fußball-AG gemacht hatte. Die Augen des Brünetten begannen zu leuchten, als er sie dort so stehen sah. „Wartet sie auf dich?“, kam grinsend einer seiner Teamkollegen zu ihm. Daisuke erwiderte das Grinsen und nickte selbstsicher, „natürlich … sie ist schon seit langem hinter mir her.“ Er grinste seine Kumpel aus dem Club an. „Na, da wirst du anscheinend enttäuscht, sie wartet wohl doch nicht auf dich“, zog ihn ein anderer auf.

Erschrocken sah Daisuke von diesem zu seinen anderen Teammitgliedern und dann wieder zu dem Mädchen. Tatsächlich war sie nicht mehr alleine. Ein flaues Gefühl machte sich in ihm breit. Doch bald wich es einem stechenden Gefühl. Sein Herz schmerzte und was sollte er jetzt denken oder fühlen? Irgendwie fühlte er sich komisch. Nachdenklich verzog er seinen Mund und zog seine Stirn kraus. Dabei beobachtete er die zwei Menschen und wusste es einfach nicht. Am liebsten würde er zu ihnen gehen, doch das erschien ihm irgendwie falsch. Zudem hatte er sich gerade vor der halben Mannschaft zum Idioten gemacht, denn diese lachte gerade über ihn und er konnte nichts sagen, was sie zum Schweigen bringen könnte. Auch vor der Jüngeren wusste er nichts zu sagen. Er schaffte es nicht einmal vor ihr über seine Gefühle zu sprechen, obwohl er das gerne würde. Er könnte es einfach herausschreien, doch das war nicht angemessen genug. Nicht ihr gegenüber. Um es ihr angemessen sagen oder auch zeigen zu können, musste er sich etwas Anderes überlegen. Sie war es wert, dass er wartete und sich etwas wirklich Romantisches überlegte.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Immer wieder sah Hikari auf ihre Uhr. Dann hob sie den Blick und sah sich erneut auf dem Schulhof um. Wie lange er heute wieder brauchte? Leise seufzte sie und senkte ihren Kopf wieder. Aus ihrer Tasche fischte sie ihr Handy und bemerkte, dass sie keine neue Nachricht hatte. Also wartete sie weiter. Schon bald hörte sie seine Stimme und wie er sich von seinen Freunden der AG verabschiedete. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und mit einer unverfänglichen Umarmung begrüßte sie ihn. Immerhin hatten sie sich fast zwei Stunden nicht gesehen. „Du hast auf mich gewartet?“, fragte er lächelnd und trat einen Schritt zurück. „Ja …“, sie rieb sich nervös den Arm und sah zur Seite. Sie wusste nicht, wie sie beginnen sollte. „Was ist los?“, aufmerksam musterte er sie und hob ihr Kinn leicht an, damit er in ihre Augen sehen konnte. Hikari blickte wiederum in seine und fasste sich ein Herz. „Wieso hast du nichts gesagt?“, wollte sie von ihm wissen. Sie sah wie sich ein Fragezeichen auf seinem Gesicht ausbreitete. Erneut holte die Brünette tief Luft. „Wir hatten vorhin Probe“, begann sie. „Ja, das hab ich mitbekommen. Ich glaube, du bist vor mir aus dem Klassenzimmer“, er grinste die Jüngere an. Damit brachte er sie durcheinander und sie blinzelte mehrmals. „Ja, gut, du warst bei der Probe, wie war sie?“, er lachte leise. Es amüsierte Takeru, wie sie darauf reagierte, „komm, lass uns losgehen, dann bring ich dich Nachhause.“ Er legte eine Hand auf ihren Rücken und schob sie leicht zum Schultor.

„Also?“, er blickte sie auffordernd an, „was gibt’s?“ Sie waren bereits einige Schritte vom Schulgelände gelaufen, dann blieb sie wieder stehen. „Wieso hast du nicht gesagt, dass du deinen Aufsatz von der Schulaufgabe aus dem letzten Jahr umschreiben solltest?“ Die Brünette verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah verstimmt zu ihm auf. Sie war nicht direkt beleidigt, doch es verletzte sie trotzdem, denn schließlich war sie seine beste Freundin und sie dachte, dass er ihr alles erzählen würde. Trotzdem hatte er das viele Monate vor ihr geheim gehalten. Nun war es an ihm sie anzustarren. Dann lächelte er wieder. „Entschuldige, eigentlich sollte es eine Überraschung sein, doch ich hab vergessen, dass du im Chor bist“, er kratzte sich am Hinterkopf und lachte leise. „Ja, hast du und du hast es mir nicht gesagt“, sie zog einen Schmollmund und ging an ihm vorbei.

„Ach Hikari, bitte entschuldige … es tut mir leid …“, er hastete ihr nach und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ja, ich hab es innerhalb der letzten Monate umgeschrieben, vor acht Tagen hab ich es abgegeben – also umgeschrieben als Theaterstück – und bisher haben sie es wohl Korrektur gelesen und nun euch Bescheid gegeben“, erklärte er, „sie haben gesagt, dass sie es nicht nur als Theaterstück machen wollen, sondern dass der Chor und die Musik-AG auch noch mithelfen sollen.“ „Ja, das haben wir heute auch erfahren, aber wir wissen noch nichts Näheres zu dem Stück“, nickte die Jüngere, „um was geht es? Du hast bei dieser Schularbeit auch nicht gesagt, um was es geht.“ Seine Mundwinkel zogen sich zufrieden nach oben. „Gut, werdet ihr es noch erfahren?“ „Ja, da wir Lieder dazu auswählen sollen …“, nickte sie. Sein Mund verzog sich nun nachdenklich. Das war eigentlich das gewesen, weswegen er sie überraschen hatte wollen. In gewisser Weise hatte er beim Schreiben an sie gedacht. Sie hätte es eigentlich erst bei der Aufführung sehen sollen oder am besten auch gar nicht. Irgendwie war es ihm peinlich. Doch beim Frühlingsfest – auf dem es letztlich aufgeführt werden soll – würden es viele Menschen sehen. Fast alle seine Mitschüler und auch Eltern und Geschwister. Sein Name war nicht unbekannt an der Schule. Die Basketballspiele der Schulmannschaft waren gut besucht. Aber von ihnen wusste niemand, dass das Stück von ihm sein würde. Er hatte auch darum gebeten, dass es vorerst unter ihnen bleiben würde. Aber hatte dann Frau Honoka ihnen gesagt, dass es von ihm war?

„Woher wusstest du, dass das von mir ist?“, fragend zog er seine Augenbrauen in die Höhe. Hikari zuckte mit den Schultern, „sie hat uns den Anfang vorgelesen und es hat sich einfach nach dir angehört“, gab sie ganz selbstverständlich von sich. Takeru stockte, dann musste er wieder grinsen, „also hast du es gar nicht wirklich gewusst und mich auf gut Glück zur Rede gestellt?“, er lachte. „Ja“, sie grinste zurück. „So gut kennst du mich also, dass du meinen Schreibstil herauslesen kannst“, er musste immer noch lachen und war fast schon stolz auf sie, dass sie das bemerkt hatte. „Sag mich das nächste Mal, wenn du so viel Glück hast“, kam es leise von dem Mädchen und sie sah zu ihrem besten Freund. Sein Gesicht wurde milde und er nickte, „ok, mach ich, keine Geheimnisse mehr. Ich werde dir alles sagen!“ „Gut! Dann bin ich zufrieden, aber das musst du auch wirklich einhalten“, drohend hob sie ihren Zeigefinger. Takeru nickte, „geht klar. Aber du weißt, dass du dann auch nichts mehr geheim halten darfst? Also ich meine so rein überhaupt nichts?“ „Was willst du denn alles wissen?“, ihre Augen weiteten sich leicht. „Also wann du deine Tage hast und wann nicht, muss ich nicht wissen“, er biss sich auf die Unterlippe, während sie deutlich rot anlief. Verlegen drehte sie sich zur Seite und wollte ihr Gesicht verstecken. Das war gerade zu viel. „Ach komm schon, das war ein Witz“, lachend legte der Blonde einen Arm um sie und zog sie an sich, „gut, das war auch nicht gerade nett“, er streckte ihr leicht die Zunge raus. „P-pa-passt schon …“, nuschelte die Jüngere und senkte den Blick. „Nein, nein … ich mach es wieder gut … komm, gehen wir durch den Park, dann holen wir uns beim Eiswagen ein … oh stell dir vor … ein Eis“, grinste er und brachte sie zum Lächeln. Zufrieden betrachtete er das Mädchen in seinem Arm und ging mit ihr los. TK fand es schön, wenn sie lächelte oder lachte. So war sie am hübschesten. Sie war zauberhaft und er konnte sich glücklich schätzen sie zu kennen. Er war froh sie zu kennen.

Dates


 

Samstag, 12. Oktober
 

Nervös sah sich Miyako um. Was sollte sie nur machen? Sie hatte das vorgeschlagen, natürlich, doch nun fraßen sich die Zweifel in ihren Kopf. Sie war froh, dass Sora, Mimi und Hikari das mit ihr geplant hatten, denn ohne ihre Freundinnen, hätte sie das wohl nicht geschafft. Ohne sie würde die Brillenträgerin wohl gar nichts hinbekommen. Seufzend sah sie von dem Stein auf, auf dem sie saß. Noch immer war Ken nicht hier und Hawkmon und Wormmon warteten am See vor Digitamamons Restaurant. Dort hatten sie beschlossen zu essen. Zumindest war das so ausgemacht, doch Ken verspätete sich offenbar. Vielleicht wurde er aufgehalten. Wieder biss sie sich auf die Unterlippe – wie auch schon die ganze Zeit. Das war quälend und sie wurde immer unsicherer, ob er überhaupt noch kommen würde. Erneut sah sie auf ihr D-Terminal. Sollte er ihr eine Nachricht auf ihr Handy schicken, hatte sie hier in der Digiwelt keine Chance diese zu lesen. Er musste an ihr D-Terminal senden. Seufzend sah sie auf das kleine weiße Gerät. Dann hörte sie eine Stimme. Aufgeschreckt wie ein Reh hob die Lilahaarige ihren Kopf. Sofort machte sich ein Strahlen auf ihren Lippen breit. Da war er. Er kam zu ihr gerannt und blieb schnaufend vor ihr stehen. „Bitte entschuldige, es ging nicht früher“, Ken richtete sich auf und lächelte die Ältere entschuldigend an. Miyako rief sich zur Ruhe, damit sie ihn nicht gleich mit sich zu Boden riss, „macht nichts, ich warte ja noch nicht so lange“, nervös rieb sie sich den Unterarm, während sie wegsah. Eigentlich saß sie hier schon zehn Minuten, aber das war ihr irgendwie peinlich und er sollte das nicht erfahren. „Ok“, sprach er nachdenklich und musterte sie. Er merkte, dass da was war, was sie nicht sagen wollte, aber er beließ es dabei. Es war schon genug, dass er zu spät gekommen war. Nun wollte er einfach die Zeit mit ihr genießen. Die Zeit, die er nun mit ihr allein hatte. Ohne Davis und ohne Willis. Niemand der sie störte. Was sie wohl dem Brünetten und dem Blonden gesagt hatten? Nachdenklich sah sich das Genie um. Er hatte keine Ahnung, aber beide wären wohl hier, wüssten sie von dem Ausflug in die Digiwelt.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Hallo Hikari“, Daisuke winkte aufgeregt der Brünetten zu und kam auf diese zu gerannt. Diese hob den Blick und lächelte den Älteren freundlich an. Neben ihr blieb er stehen und stützte sich mit den Händen auf die Knie. Besorgt betrachtete sie den Brünetten. „Alles in Ordnung? Du hättest dich wirklich nicht so beeilen müssen, wir haben noch genug Zeit“, sie hob den Blick und sah auf die Tafel, „… etwa fünfzehn Minuten …“ „Nein“, erschrocken sah der Fußballer auf und richtete sich auf, „du wartest doch schon … ich will dich aber nicht warten lassen!“, sprach er hastig und betrachtete die junge Frau mit großen Augen. Diese schreckte glatt etwas zurück und lächelte ihn dann freundlich an. Natürlich wollte er das nicht. Seufzend sah sie zur Seite und beobachtete einen Moment die Autos auf der Straße. Sie hoffte wirklich, dass Yolei ihre Chance nun bekam. Gemeinsam mit Sora und Mimi hatten sie diesen Plan gemacht.
 

„Nein nein nein“, Mimi schüttelte vehement den Kopf und hob dabei ihren Zeigefinger. Die vier Freundinnen hatten sich wieder einmal zum Kaffee verabredet, damit sie Pläne schmieden konnten. Sie mussten nun endlich einmal aktiv werden und Miyako und Ken auf die Sprünge helfen. Da war es ihnen ganz recht, dass die Brillenträgerin den Jüngeren bereits gefragt hatte, ob sie zusammen in die Digiwelt gehen wollten. Aber weiter war sie noch nicht gekommen. Also mussten nun doch wieder die beiden Älteren eingreifen. Miyako erhoffte sich viel Hilfe, denn diese hatten schließlich schon einen Freund. Wenn sie auch immer noch nicht verstehen konnte, wie Mimi mit Koushiro zusammengekommen war. „Was meinst du mit ‚nein‘?“, das aufgeweckte Mädchen rückte ihre Brille zurecht. „Naja … du kannst das nicht einfach so klären …“ „Aber wieso denn nicht?“, Yolei riss erschrocken ihre Augen auf und konnte nicht glauben, was die Ältere da sagte. „Naja … wenn du Ken wieder einfach so darauf ansprichst, dann werden das früher oder später Daisuke oder Wallace mitbekommen. Daher solltest du aufpassen …“ „Stimmt … auch wenn es unpersönlich erscheint, vielleicht schreibst du ihm lieber Nachrichten …“ „Ok …“, Miyako schien wenig begeistert, doch sie verstand das Problem. Die Beiden waren die letzten, die sie dabei haben wollte. „Dann über Nachrichten“, gab sie betrübt von sich. „Aber vielleicht sollten wir zur Sicherheit Daisuke beschäftigen, damit er keinen Verdacht schöpft …“, überlegte nun Sora. „Ja und wenn Willis das mitbekommt, dann ist es nicht so schlimm …“, stimmte auch Mimi zu. „Aber was sollen wir mit ihm machen?“, Miyako war verzweifelt. Dann sahen sich die drei Älteren an und ihnen ging ein Licht auf.

Sie drehten ihre Köpfe und starrten die Jüngste in ihrer Runde an. Hikari hatte bis dato kaum ein Wort gesagt und konnte ihre Freundinnen wieder nur sprachlos und mit großen Augen ansehen. Nacheinander musterte sie die Gesichter der Mädchen. Nun war auch ihr klar, was diese planten. Hikari wurde warm und kalt zugleich. Was sollte sie darauf sagen? Sie ahnte schlimmes und sie wusste wirklich nichts zu sagen. Gerade war das auch etwas schwierig. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. „Hikari-i“, sang Mimi, „… denkst du, du könntest Daisuke für einige Stunden beschäftigen?“, die Brünette klimperte mit ihren Wimpern und lächelte die Jüngste zuckersüß an. „Bitte, Hikari“, Miyako griff nach den Händen der Angesprochenen. Sie drückte diese und sah sie flehend an. Erschrocken sah Hikari von ihrer besten Freundin zu den anderen beiden Mädchen. Auch diese blickten bittend zu ihr und nickten dann aufgeregt. In Kari machte sich ein schlechtes Gewissen breit und seufzend sah sie zur Seite – sie fixierte ihre Tasche auf dem Boden. Dort drin war ihr Handy. „Lasst … lasst mich erst eine Nachricht schreiben, dann … dann … dann sehen wir weiter“, murmelte sie. „Wem musst du denn eine Nachricht schicken?“, verwirrt richtete sich die Brillenträgerin auf. „Du musst doch Takeru nicht erst fragen, oder? Was hat er denn damit zu tun?“, schoss Mimi ins Blaue. Bei seinem Namen zuckte die Brünette aber unweigerlich zusammen. „Nicht Ta-Takeru …“, stotterte Hikari, „… T-Taichi … nicht … nicht dass …“ „Achso …“, lächelte Sora und legte eine Hand auf die Schulter der Kleinsten. Hastig nickte diese und erhob sich. Stolpernd landete sie bei ihrer Tasche und sah zurück, dann wieder zu ihrem Handy, das sie bereits aus der Tasche gezogen hatte. Flott tippte sie eine Nachricht – allerdings nicht nur an ihren Bruder.
 

Erneut seufzte Hikari unmerklich und fasste den Griff ihrer Tasche fester. Was hatten ihr die Mädchen da nur eingebrockt. Aber sie musste das hier schaffen – für Miyako. Sie hatte zuvor auch alles geklärt. Taichi würde das hier nicht in den falschen Hals bekommen. Er wusste zwar nicht allzu viel, aber das nötigste. Sie machte das, damit Ken einmal seine Ruhe vor Daisuke hatte. Dieser schien schon wieder voller Energie zu sein und lächelte Hikari freudig an. „Lass uns reingehen“, er griff nach Hikaris Hand und zog sie mit sich. Das Mädchen schnappte nach Luft, ließ das aber zu und folgte ihm hinein. Drinnen sahen sie sich die Tafel mit den verschiedenen Filmen an. Kari hatte ihn gefragt, ob sie gemeinsam ins Kino gehen wollten, weil die Mädels sie dazu gebracht hatten. Doch auf einen Film hatten sie sich nicht geeinigt. Vor allem weil das Mädchen nicht wusste, was der Brünette gerne sehen würde. Allerdings ging es Daisuke da nicht anders. Er wollte natürlich eine gute Wahl treffen und ihren Geschmack treffen.

„Was wollen wir uns ansehen?“, aufmerksam sah Daisuke zur Seite und zu der Jüngeren. Diese las die Titel auf der Tafel und verzog dabei ihren Mund. Sie wusste doch selbst nicht, was sie sehen wollte. Es gab einfach Filme, die wollte sie lieber mit jemand anderem sehen und dagegen konnte sie nichts machen. Diese jetzt mit Daisuke anzuschauen, das war irgendwie falsch. Also zeigte sie auf einen Actionfilm. „Wirklich? Den wollte ich unbedingt sehen“, strahlte der Brünette und ging lachend zur Kasse. Seufzend beobachtete Hikari ihn dabei. Er bedeutete ihr, dass sie warten sollte, doch es war falsch, ihn bezahlen zu lassen. Das hier war kein richtiges Date, eigentlich gar keines, zumindest nicht für sie. Für ihn war es das bestimmt.
 

„Dann möchte ich noch Popcorn und die Gummibärchen, zwei Cola, Chips, Erdnüsse, zwei Eis … Hikari … welches … welches Eis willst du?“, fragend drehte sich Davis zu dem Mädchen um. Kari hatte den Älteren bis dato lediglich mit großen Augen beobachtet, sie konnte nicht recht glauben, was er da alles holte, aber eigentlich sollte sie es besser wissen. „I-ich brauch keins …“, stotterte sie. Abwehrend hob sie die Hände, obwohl er sich wegdrehte, orderte er dennoch zwei und sie kam nicht umhin, dass eines doch für sie sein sollte.

Daisuke brauchte noch einmal fünf Minuten bis er alles hatte, was er wollte und dann auch bezahlt hatte. Mit vollgepackten Händen gingen sie zu dem Kinosaal und suchten ihre Plätze. Daisuke besetzte gleich noch den Sitz auf seiner anderen Seite mit den ganzen Snacks, die er gekauft hatte. Augenblicklich riss er die erste Packung Chips auf und hielt sie auch Hikari hin, doch diese schüttelte nur lächelnd den Kopf. Dabei stiegen ihr Bilder von ihrem Bruder in den Kopf. Wie könnte sie je mit Davis zusammen sein, wenn er sie jeden Tag an ihren Bruder erinnerte. Sie liebte Taichi, doch mit ihm oder jemanden der wie er war, zusammen sein? Nein, das ging doch nicht. Nach nur wenigen Minuten hatte er die Chips aufgegessen und griff nach den Nachos. Auch diese hielt er der Jüngeren hin, doch nun griff sie zu. Sie hatte den Blick ihres Freundes gesehen und er wirkte so viel glücklicher, als sie zu griff, dass er ihr kurzerhand die ganze Schale in die Hand drückte. Davon so überrascht riss Kari die Augen auf. Das hatte sie nun nicht gewollt. Wie sollte sie auch die ganze Schale aufessen? Das war doch zu viel.

„Davis … das schaff ich doch nicht …“, murmelte sie. Der Fußballer drehte seinen Kopf und grinste sie an, „dann eben nur das was du schaffst und ich ess dann den Rest“, er beobachtete sie noch einen Moment, dann widmete er sich seinem Eis. Auch Hikari erwiderte den Blick noch ein paar Sekunden, ehe sie langsam die Nachos in die Soße dippte und aß. Jetzt gerade ähnelte ihr Anführer wirklich dem Älteren. Taichi machte das auch oft genug.

Gerade als es sich Hikari bequem machte und sich der Saal bereits verdunkelte, bemerkte sie ihr D-Terminal klingeln. Den Ton davon stellte sie nie aus, weil es eigentlich nie während wichtiger Zeiten klingelte, also konnte es sich nur um etwas Ernstes drehen und die Einzige, die in der Digiwelt war, war Miyako. Aber diese würde doch nicht während ihrem Date schreiben. Die Schale reichte sie Daisuke, der sie verwirrt musterte und sie dabei beobachtete, wie sie nach ihrer Tasche auf dem Boden griff und diese auf ihren Schoß zog. Der Brünette hatte immer noch das Eis in der Hand. Gerade hatte er eigentlich unauffällig mit ihr kuscheln wollen. So war das hier doch eins seiner Traumdates gewesen. Zumindest hatte er sich das so lange schon gewünscht. Nun verzog er aber seinen Mund und fragte sich, was denn so wichtig war, dass sie lieber die Nachricht las, als sich mit ihm zu beschäftigen. Doch auch Davis war verwirrt, als sie ihr D-Terminal hervorholte. Er hatte erwartet, dass sie ihr Handy aus der Tasche zog.

Hikari wollte sichergehen, dass wirklich nichts los war, daher zog sie es aus der Tasche. Gut, dass sie es noch eingepackt hatte, fast hätte sie es Zuhause gelassen, aber falls etwas sein sollte – Davis überrascht in die Digiwelt wollte, weshalb auch immer, hätte sie Yolei warnen wollen. Sie öffnete es so, dass der schwache Lichtschein unauffällig blieb und die anderen Besucher nicht allzu sehr störte. Auch vor ihrem Begleiter hielt sie die Nachricht, die sie immer noch von Miyako erwartete, unerkannt. Umso erstaunter weiteten sich die Augen der Brünetten, als sie den Absendernamen las.
 

Von: Ken Ichijouji

An: Hikari Yagami

Betreff: -

Hikari,

ich brauche deine Hilfe!

Miyako ist weggelaufen und ich weiß nicht wo sie ist, ich erreiche sie nicht!

Du musst mir helfen!

Verschwunden


 

Samstag, 12. Oktober
 

Von: Ken Ichijouji

An: Hikari Yagami

Betreff: -

Hikari,

ich brauche deine Hilfe!

Miyako ist weggelaufen und ich weiß nicht wo sie ist, ich erreiche sie nicht!

Du musst mir helfen!
 

Mit geweiteten Augen starrte Hikari immer noch die Nachricht des Schwarzhaarigen an. Sie konnte es im ersten Moment nicht ganz realisieren. Miyako war verschwunden? Aber wieso? Darauf hatte sie doch so lange gewartet, wieso verschwand sie dann. Was war denn passiert? Daisuke schien ihren Stimmungsumschwung zu bemerken und beugte sich unauffällig zu der Jüngeren. Er wollte sehen, was sie so durcheinanderbrachte. Eigentlich wunderte es ihn viel mehr, dass sie das Gerät bei sich trug, normal behielten sie es Zuhause, außer sie wussten, dass jemand in die Digiwelt ging. Dann auch, dass sie auf das Gerät eine Nachricht bekam und nicht auf ihrem Handy. Das musste heißen, dass einer ihrer Freunde – oder auch mehr – in der Digiwelt waren. Wäre aber jemand in der Digiwelt, dann hätte er das doch mitbekommen, oder nicht? Vielleicht hatte ihr ihr Bruder geschrieben oder gar der Blonde oder – jetzt schluckte er – Wallace, der andere blonde Konkurrent. Doch noch ehe er sich weit genug zu ihr lehnen konnte, schloss sie das D-Terminal wieder und packte es zurück in die Tasche. Sie hatte Ken eine kurze Antwort geschickt, dass sie gleich bei ihm sein würde. Gerade als sie sich zu Daisuke drehen wollte, um ihm das mitzuteilen, war sein Gesicht ihrem so nah. Mit großen Augen lehnte sie sich zurück und starrte ihren Anführer einen Moment an. In ihren Augen konnte der Brünette bereits lesen, was kommen würde und er hoffte, dass sie das nicht tun würde. Er wollte das nicht hören. Aber natürlich musste sie das sagen, gerade das und seine Befürchtung damit bestätigen.

„Entschuldige … Daisuke …“, flüsterte Hikari, darauf bedacht leise zu sein, weil der Film bereits begann. „Was?“, brachte er fast tonlos heraus und er sah gerade sein Leben an sich vorbeiziehen. Eigentlich hatte Davis angenommen, dass nach diesem Abend alles besser werden würde. Er malte sich bereits ein Leben mit Hikari aus. Nicht nur seit Tagen, jetzt gerade war es noch bunter, denn sie war mit ihm hier im Kino, mit niemand anderem. Und nun sagte sie bestimmt die Worte, die er nicht hören wollte. „Aber … Hikari …“, kam es erneut leise. „Es tut mir Leid …“, sie verzog ihr Gesicht leicht, weil es ihr wirklich leid tat, doch sie musste auch gestehen, dass sie recht froh war. Ihr war die Situation hier nicht geheuer und es war ihr unwohl, mit Davis hier allein zu sein. Sie mochte ihn, doch es war dieses Gefühl eines Dates, das ihr die Luft abschnürte. Dabei wollte sie doch keine Dates haben, die wollte sie nur mit …

„Ich …“ „Bitte sag es nicht …“, flehte er mit wenig Stimme, sodass sie es auch gar nicht hörte. „Ich muss gehen … es gibt … ein Problem …“, fasste sie sich kurz. Ken hatte sie angeschrieben – weshalb musste sie noch klären – und nicht Daisuke. Schließlich hätte er auch ihm schreiben können. Aber das hatte er nicht getan, vielleicht auch, weil er ihm nicht geholfen hätte Miyako zu suchen. Aber Kari wollte Davis jetzt auch nicht unnötig aufregen. „Geh nicht, du musst doch nicht …“, er streckte eine Hand nach der Jüngeren aus, dabei hob sie allerdings abwehrend ihre Hand. „Davis, es tut mir leid, aber ich kann nicht … ich muss gehen“, sie lächelte entschuldigend. „Aber was ist denn los? Soll ich helfen? Ich kann wirklich mit“, versuchte er es zu retten und wenigstens noch ein bisschen Zeit mit ihr verbringen. „Nein, das wäre keine gute Idee“, sie wollte nicht Lügen, daher sagte sie auch nicht, dass es etwas mit Tai zu tun hatte, aber die Wahrheit wollte sie auch nicht sagen, „sieh dir den Film an, du kannst mir hinterher erzählen, wie er war“, sie sammelte ihre Sachen zusammen und erhob sich. „Es war aber sehr schön … wir sehen uns in der Schule“, sprach die Brünette schnell und bevor er ihr folgen konnte, stürmte sie aus dem Kinosaal.

Die junge Frau musste so schnell es ging nach Hause. Das war der nächste Ort, an dem ein PC mit Zugang zur Digiwelt stand. Daisuke wusste sicher, dass jemand in der Digiwelt sein musste, das musste selbst er kapiert haben. Hikari hetzte zu sich und zog einfach ihre Schuhe aus, ohne sie unordentlich abzustellen. „Hikari, du bist wieder da?“, Yuuko streckte ihren Kopf aus der Küche, da rannte die Tochter schon an ihr vorbei. „Ja …“, gab sie kurz angebunden von sich. Sie sah Taichi auf der Couch liegen, da war sie schon in ihrem Zimmer und schaltete den Computer an. „Hey Kleine, was geht denn bei dir? Ich dachte, du seist unterwegs“, streckte der Fußballer seinen Kopf zur Tür herein. Verwirrt verzog sich sein Gesicht, als er sie vor dem PC sitzen sah und ihre Tasche umpackte. „War ich …“, antwortete sie geistesabwesend. „Und wieso bist du so schnell schon wieder zurück?“ „Ein Notfall …“ „Wo?“, verwirrt musterte Tai seine kleine Schwester. „In der Digiwelt. Weshalb mach ich sonst den Computer an?“, Hikari sah auf. Taichi schob sich in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, nun war er wirklich neugierig. „Was ist los? Wer ruft?“, sein Blick war streng auf die Jüngere gerichtet. Sie zuckte zusammen und sah vorsichtig auf, „ähm … nicht so wichtig …“ „Doch wäre es, sonst würdest du nicht in die Digiwelt reisen.“ „Ach Tai … es ist …“ „Es geht mich nichts an?“ „Ja …“, nickte sie sofort. „Geht es um Takeru?“, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Nein“, kam es übereilt aus ihrem Mund und mit großen Augen sah sie auf. Er nickte grinsend, dann wurde er aber wieder ernster, „Davis?“ Stumm schüttelte sie den Kopf, „der sitzt im Kino …“ „Du warst mit Davis im Kino?“, fassungslos starrte er seine kleine Schwester an. Das war nun wirklich das Letzte, was er erwartet hatte. „Welche Wette hast du verloren?“ „TAI!“ „Ach komm schon, das war doch nur ein Scherz …“, er winkte ab und ging zu seiner Schwester, „soll ich mitkommen?“ „Nein … lieber nicht“, sie erhob sich und wurde in seine Arme gezogen. „Gut, aber pass auf dich auf und falls was ist, dann melde dich“, er strich ihr über den Rücken. „Ja, keine Sorge, bin nicht allein unterwegs“, sie drückte sich an ihren Bruder und dann machte sie sich auch auf den Weg in die Digiwelt. Zum Glück hatte sie ihn noch aufhalten können.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Nervös knetete Ken seine Hände und lief unruhig auf und ab. Er wusste nicht, was er tun sollte, war fast schon leicht verzweifelt. Wormmon und Hawkmon saßen nur daneben und beobachteten ihn dabei. Eigentlich wollte der Vogel seiner Partnerin hinterher, doch so schnell hatte er gar nicht sehen können. Dementsprechend war er auch niedergeschlagen. Schließlich konnte er nicht für seine Partnerin da sein, sie hatte ihn einfach zurückgelassen und er konnte nicht bei ihr sein. Dabei wollte er das. Hawkmon verschränkte seine Federn miteinander und sah trübsinnig auf diese. Wormmon fühlte sich derweil zwischen den beiden gefangen. Zum einen wollte er den Vogel aufmuntern, zum anderen aber auch seinen Partner beruhigen. Mit Gewissensbissen geplagt drehte sich das kleine Digimon im Kreis und atmete erleichtert auf, als es Hikari kommen sah. Freudig reckte es seinen Kopf in die Höhe, „Ken, da sieh … Kari …“, brachte es heiser hervor und der Angesprochene blieb stehen und riss den Kopf herum.

Vollkommen aus der Puste stoppte die Braunhaarige bei dem Jüngeren und hielt sich die schmerzende Seite. Neben ihr hatte auch Gatomon angehalten. Die Trägerin des Lichts hatte natürlich ihrem Partner Bescheid gegeben und das Katzendigimon wollte auch sofort helfen. Auch sie war eine gute Freundin der Brillenträgerin. Ken war sichtlich erleichtert und kam besorgt zu ihr. Er wollte natürlich nach ihrem Befinden fragen, doch er sorgte sich auch um Miyako. Das konnte er doch nicht einfach so stehen lassen. Allerdings hatte sich Hikari schnell wieder gefangen und richtete sich auf. „Was ist denn passiert?“, wollte sie schnell wissen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was passiert sein könnte, schließlich hatten sie das doch gut geplant. „Können wir sie vielleicht gleich suchen gehen? Ich mach mir wirklich sorgen“, Hawkmon war richtig nervös. Hikari sah zu dem Vogeldigimon und nickte etwas abwesend, „ja, natürlich … suchen wir sie“, wieder sah sie zu Ken. Natürlich wollte sie immer noch wissen, was passiert war, aber sie richtete sich. Dann entschieden sie sich für eine Richtung und liefen langsam los. Die Brünette hatte sich so beeilt, dass sie immer noch leichte Schmerzen in der Seite verspürte, das war nun aber unwichtig. So marschierten sie los und waren erst einen Moment stumm. Ken hielt Wormmon auf seinen Armen fest und trug seinen Partner. Hawkmon ging voraus und Gatomon schloss zu ihm auf. „Was ist denn nun passiert?“, erkundigte sich Kari erneut. Ken erwiderte den Blick und zuerst war dieser auch verliebt – wie die Ältere erkannte – doch dann verdüsterte er sich. Aber der Schwarzhaarige begann zu erzählen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Miyako nahm ihre Tasche und dann liefen sie los. Den Weg zu dem See kannte sie auswendig und so waren sie schon nach kurzer Zeit dort. „Hallo Hawkmon“, quietschte Yolei und nahm ihren Partner in den Arm. „Yolei …“, krächzte dieser, „du zerquetschst mich.“ Ken beobachtete die beiden schmunzelnd und ging vor Wormmon in die Knie, damit er dieses auf den Arm heben konnte. „Hallo Ken“, wisperte das Digimon. „Guten Tag“, erwiderte er und lächelte das kleine Digimon an. Dann hob er wieder den Blick zu dem Mädchen, die sich sehr über ihren Partner freute. Doch da wirbelte sie schon herum, „hallo Wormmon, schön dich zu sehen“, lächelte sie. Dabei fiel ihr gar nicht auf, wie sich ein leichter Rotschimmer über Kens Gesicht zog. Er war einfach so überrascht gewesen, dass sie sich so schwungvoll umgedreht hatte. Sie war so wunderschön, wenn sie sich freute und das freute ihn. „Wollen wir reingehen?“, fragte Ken dann und sah zu dem Restaurant hinüber.

Miyako stockte und hob den Blick zu dem Jüngeren. Da wurden ihre Wangen warm und sie spürte, dass sie rot waren, da musste sie nicht einmal in einen Spiegel sehen. „J-ja … na-natürlich …“, stotterte sie. Verlegen drehte sie sich von ihm weg und lief langsam los. Ihren Kopf hielt sie dabei gesenkt und starrte verträumt auf die Federn von Hawkmon. Dieses starrte zurück und war verwirrt. „Yolei? Alles in Ordnung? Du bist ja ganz rot“, sprach es einfach aus und sofort hielt sie ihm ihre Hand auf den Schnabel. „Sch …“, brachte sie ihn zum Schweigen, „sag sowas doch nicht“, regte sie sich leise auf und hoffte, Ken hatte das nicht gehört. Vorsichtig drehte sie ihren Kopf ganz leicht und sah zu ihm hinter. Doch er war in ein Gespräch mit Wormmon vertieft. Sie flüsterten etwas und schienen nicht aufzupassen. Allerdings hatte Ken das schon gehört, aber er spürte, wie unangenehm ihr das war und so ignorierte er das einfach. Er war kurz zuvor auch rot geworden, also waren sie doch einfach quitt und er beließ es dabei. Sie könnten sich immer wieder übereinander freuen oder aufregen oder was auch sonst.

Seufzend ging Miyako auf die Tür zu, doch Ken ging an ihr vorbei und hielt ihr die Tür auf. Das war doch klar, dass er das machen sollte. Er war ein Mann und hatte Manieren. Leicht lächelte er sie an und sie ging mit einem wirklich roten Kopf an ihm vorbei. „Danke“, flüsterte sie leise und hielt den Kopf gesenkt. „Hallo“, holte sie eine laute und bekannte Stimme aus den Gedanken. Erschrocken riss Miyako den Kopf in die Höhe. Als sie Willis erkannte ließ sie vor lauter Schreck Hawkmon los und mit einem lauten Aufprall landete er mit dem Hintern auf dem Boden. „Welch ein Zufall, setzt euch doch zu mir“, grinste der Junge und winkte sie zu sich. Terriermon und Lopmon saßen neben ihm am Tisch und aßen ordentlich. Doch Miyako lief es eiskalt den Rücken runter. Wie hatte er das herausgefunden, dass sie hier war? Oder war es tatsächlich ein Zufall? Jedoch glaubte sie nicht mehr an Zufälle. Sie hatte sich so sehr auf dieses Treffen gefreut – endlich ein bisschen Zeit mit Ken allen. Aber nun, da … da war der Blonde schon wieder hier und er drängte sich zwischen sie beide. Ohne darüber nachzudenken drehte sie sich um und rannte zur Tür hinaus. Da Ken sie noch aufgehalten hatte, war das auch einfach. Er konnte gar nicht so schnell sehen. Auch er hatte zu dem Blonden geschaut und bei ihm war ebenso die Stimmung gesunken. „Yolei?“, rief Hawkmon aus und war schnell auf den Beinen, jedoch war sie bereits verschwunden, als sie hinaustraten.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Wie von selbst schlug sich Kari mit der flachen Hand gegen die Stirn. Das musste ja so kommen. Sie konnte es nicht fassen, dass Willis am heutigen Tag auch unbedingt hatte in die Digiwelt kommen müssen. Daher war Ken wohl auch nicht mehr am See gewesen und hatte dort auf sie gewartet. Auch dieser war dem Blonden nicht allzu zugetan. War der Blonde doch auch hinter der Brillenträgerin her. Doch ihm musste auch klar sein, dass sie nichts von dem Amerikaner wollte. „Gut, lass uns Yolei finden … auch wenn hier keine Gefahr lauert, so schön ist es doch nicht, vollkommen allein in der Digiwelt zu sein. Es kann doch sein, dass ein Digimon einen Wutanfall bekommt …“, begann Kari und wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken. „Was??“, schrie Hawkmon und drehte sich erschrocken um, „… Miyako in Gefahr?“ Der Vogel war sofort bei der Brünetten und starrte diese aus großen Augen an. Hikari sah das Digimon an und ging dann vor ihm in die Knie, „nein … das hab ich nicht gesagt … ich mein nur, man kann ja nie wissen“, sprach sie ruhig. „Und ich bin nicht bei ihr, sollte was geschehen …“, verzweifelt fasste sich der Vogel an den Kopf und alle Anwesenden konnten sehen, wie es ihm sichtlich an den Nerven zehrte. „Hawkmon“, versuchte es das Mädchen erneut. Sie wollte nicht, dass das Digimon so dachte. Das war wirklich nicht ihre Absicht gewesen, doch sie merkte, dass sie es nicht beruhigen konnte. Also ließ sie es und überließ das Digimon Gatomon. Die Katze schien den Vogel wirklich beruhigen zu können. Seufzend erhob sich Kari wieder, „tut mir leid, ich will euch nicht in Angst versetzen, das ist nur meine Meinung und ich mach mir wirklich Sorgen um sie. Ich will sie wirklich schnell finden“, richtete sie an Ken und damit auch an Wormmon. „Das wollen wir auch“, piepste das Digimon. „Du hast nichts Falsches gesagt, du hast damit ja Recht, was du gesagt hast. Ich hätte einfach schneller reagieren müssen“, nun war es an Ken den Kopf traurig zu senken. Er hätte besser aufpassen müssen. Ihm war Miyako doch wichtig und er wollte sie nicht verlieren. Was musste Willis auch einfach auftauchen?
 

„Kari … sieh mal“, rief Gatomon aus und zeigte durch das Dickicht des Waldes. Erschrocken hoben alle ihre Köpfe und folgten ihrem Zeig. Wirklich, bei genauerem Hinsehen sah es so aus, als würde dort jemand stehen. In Kari begann es zu arbeiten, wo war sie denn hier. Doch Ken schien es bereits zu wissen. Dort war sein damaliges Schiff untergegangen. Aber wieso war sie gerade hierhergekommen? Sie eilten aus dem Wald hinaus und da war wirklich Miyako. „Yolei“, riefen sie zusammen und verwirrt hob die Lilahaarige den Kopf. „Warte kurz hier“, sprach Kari zu Ken. Dieser nickte abwesend und verstand nicht recht. Sie sah kurz noch zu den Digimon, welche sich sofort dem Jungen annahmen. Die Brünette hielt auf die Ältere zu und nahm sie sofort in den Arm. „Was ist denn los?“, flüsterte sie in ihr Ohr. „Willis war plötzlich da“, weinte sie und klammerte sich an ihre Freundin. „Und dann bist du abgehauen?“, fragte Kari noch einmal nach, obwohl sie die Antwort kannte. „Ja … was sollte ich auch machen?“ „Dir Ken schnappen und mit ihm zusammen flüchten“, mischte sich Hawkmon ein. Die Mädchen fuhren gleichermaßen erschrocken zusammen und starrten den Vogel an. „Ach Hawkmon“, sie fiel vor ihrem Partner auf die Knie, „es tut mir Leid.“ „Ich hab mir Sorgen gemacht.“ „Das wollte ich nicht …“ „Wir bekommen das wieder hin“, Kari setzte sich neben sie. „Aber wie denn?“ „Im ersten Moment entschuldigst du dich vielleicht“, Kari legte eine Hand auf ihre Schulter und sah zu dem Schwarzhaarigen. Yolei folgte ihrem Blick und wurde erneut rot im Gesicht. „Ja“, seufzte sie leise, „werde ich.“ Sie erhob sich und schritt langsam zu dem Jungen. Er hatte sich auf einen Stein gesetzt und als er die Brillenträgerin auf sich zukommen sah, richtete er sich auf. Die zwei übrigen Digimon gingen derweil zu Kari und Hawkmon.

„Ken …“, nervös rieb sie sich den Arm, „es … es tut mir leid … ich … ich war einfach überfordert. Das … So hatte ich mir das einfach nicht vorgestellt“, sie hob vorsichtig den Blick, „ich … ich wollte einfach … ähm … ich wollte … ähm … mit … mit dir allein … ähm … mit dir allein etwas machen“, gab sie unter stottern zu und sie spürte, wie ihr Kopf glühte. Ken sah sie mit großen Augen an und konnte gar nichts darauf erwidern. Damit hatte sie ihm ein großes Geschenk gemacht. Selbst wenn sie nichts zusammen hatten machen können. Diese Worte bedeuteten ihm viel. Mehr als das Essen oder der gemeinsame Nachmittag, den sie gehabt hätten. Ein verliebtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, „ganz ruhig, aber du hättest auf mich warten können“, murmelte er leise. Zögerlich hob er seine Hände und griff nach ihren Oberarmen. Er konnte sich nicht zurückhalten, hatte keinerlei Kontrolle über seine Handlungen. Er handelte einfach. „Du solltest nicht einfach kopflos fortlaufen“, er bedachte sie mit einem langen Blick, „versprich es.“ Eindringlich betrachtete er sie. Überrascht sah sie ihn an, dann nickte sie, „versprochen“, sie lächelte leicht. Das erwiderte er und nahm sie ohne darüber nachzudenken in den Arm. Erst, als sich ihr Duft in seiner Nase ausbreitete, bemerkte er es und er wollte nicht mehr damit aufhören. Miyako ließ sich dabei einfach fallen und genoss die Wärme seines Körpers.

Happy Birthday, Mimi


 

Donnerstag, 17. Oktober / Freitag, 18. Oktober
 

Nachdenklich betrachtete Mimi die Halskette, die sie von ihren Eltern zum Geburtstag bekommen hatte. Sie saß in ihrem Zimmer und starrte den Inhalt des Kästchens bestimmt schon seit einer Stunde an. Das familiäre Abendessen und den Kuchen hatten sie bereits gegessen und damit verbrachte sie den Abend nun in ihrem Zimmer. Ihr war nicht gut. Vor der Schule heute hatte sie sich auch gedrückt. Sie liebte Geburtstage und liebte sie noch mehr, sie zu feiern. Doch irgendwie hatte sie dieses Mal keine Lust. So hatte sie sich krankschreiben lassen. Aber sie hatte natürlich einige Nachrichten bekommen, Koushiro wollte auch vorbeikommen, doch das hatte sie abgelehnt, so hatte er sie nur angerufen. Sie hatte gehört, dass er traurig war, dass sie ihm damit Schmerzen zufügte. Doch sie konnte nicht anders. Er gab ihr Sicherheit. Aber sie hatte Angst. Seine Gefühle waren echt und sie freute sich, war glücklich, doch gleichzeitig fühlte sie sich schlecht wie nie. Sie konnte gegen ihre Gefühle nichts, so sehr sie diese auch ändern wollte. Sie legte die Schachtel beiseite und vergrub ihre Finger in den Haaren. Morgen hatten sie sowieso noch genügend Zeit.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Die kleine Geburtstagsfeier mit ihren Freunden war angenehm gewesen, doch irgendwie war es seltsam. Mimi sah sich in dem Raum um. Sie hatten bei den Yagamis gefeiert. Ihr war es unangenehm gewesen, doch Kari hatte es geplant und hier war mehr Platz als bei Sora und bei Miyako waren zu viele Leute umeinander. Und da die Mädchen es geplant hatten, konnten sie sich nicht bei den Jungs einladen. Höchstens noch bei Koushiro, doch irgendwie war es noch merkwürdig. Sie mochten Koushiro natürlich, doch irgendwie war ihre Meinung in Bezug auf ihre Beziehung komisch. „Na Mimi … ist das eine Party, die du dir so vorstellen kannst?“, grinsend setzte sich Sora neben sie. Auf den Lippen der Jüngeren erschien ein Lächeln, „es ist toll und später gehen wir dann noch in die Disko?“ „Ja, das steht …“, nickte sie, „Joe will natürlich mal wieder nicht mit … aber was hast du erwartet“, lachte die Rothaarige. „Stimmt“, stimmte die andere mit ein und betrachtete den Ältesten ihrer Gruppe. Doch sie war natürlich auch bedrückt, dass ihr Gruppeneigener Streber nicht mit ihr feiern wollte. Aber umso besser ging es ihr, dass auch Taichi sie nicht begleitete. Sora und Yamato hatten wohl auf diesen eingeredet, dass er nicht mitging und sich schön zurückhielt. So verging die Zeit auch recht schnell, bis sie in die Disko wollten.
 

„Ihr wollt wirklich in die Disko?“, Kari trat zu den zwei Mädchen. „Ja … entschuldige, dass du noch nicht alt genug dafür bist“, Sora runzelte leicht die Stirn, doch Kari winkte ab. „Ist vielleicht auch besser, dann pass ich auf meinen Bruder auf. Das muss auch jemand machen“, flüsterte sie. „Dabei fällt mir ein … Takeru, Miyako … das ist eine Party, da darf man ab 16 rein … wollt ihr vielleicht mit?“, richtete Mimi an die Beiden und zog sich die Jacke an. Die zwei angesprochenen hoben die Köpfe und sahen dann sich an. „Ne, lass mal, ich bleib lieber hier“, sprach der Blonde. Miyako wollte das Gleiche tun, doch da übernahm schon Mimi wieder das Wort und zog sie zu sich, „du kommst mit“, beschloss sie. Dabei verfolgte sie natürlich den Gedanken, dass sie eine weitere Freundin bei sich hatte, aber auch, weil der Blonde hier war. Wallace war auch bei ihrer Party und hatte sich sichtbar wieder an die Lilahaarige rangemacht. Natürlich war aber auch zu sehen gewesen, wie sie sich von diesem hatte fern halten wollen und zu Ken gegangen war. Es schien auch, als wäre die Situation zwischen den beiden wieder besser. Als hätte sich etwas getan und sie würden sich besser verstehen. Das freute die Mädchen natürlich. „Aber …“, versuchte Miyako dagegen zu halten, sie wollte noch mehr Zeit mit Ken verbringen, an Willis dachte sie dabei gar nicht. „Kein Aber, du brauchst mal etwas mehr Abwechslung und begleitest uns“, grinste die Brünette. Dann war es beschlossen und Kari verabschiedete sich schon einmal von den Mädchen. Sie ging zurück zum Sofa und setzte sich wieder zwischen ihren Bruder und Takeru. Sogleich fühlte sie eine Hand an ihrem Rücken, deren Finger sie gleich leicht und unbemerkt massierten.

Daisuke indes freute sich zwar, dass Hikari noch nicht alt genug war, aber er war auch enttäuscht, dass Takeru hiergeblieben war. Ihm wäre es wirklich lieber gewesen, wenn auch der Träger der Hoffnung zugesagt hätte, dann wäre ein Konkurrent weniger im Haus gewesen. Aber natürlich ließen sie das nicht zu. Er musste sich mit zwei nervigen Blondschöpfen herumschlagen und dann saß sie auch noch zwischen einem und ihrem Bruder. Doch wenigstens war Miyako nicht da und würde mit ihm streiten oder sich auch noch an die Brünette hängen. Auch hatte er immer noch seinen besten Freund an seiner Seite. Ken hingegen war etwas enttäuscht. Nach den nervenaufreibenden Ereignissen von seinem Treffen mit Miyako hatten sie doch wenig Kontakt gehabt. Gelegentlich hatten sie ein paar Nachrichten geschrieben, doch zu mehr hatte es nicht gereicht. Allerdings hatte sie ihm ein wunderbares Geschenk mit ihren Worten gemacht. Dass sie nun mit auf die nachfolgende Feier oder viel mehr, diese Party, ging, trübte seine Stimmung beträchtlich. Jedoch wollte er sich das nicht anmerken lassen. Sie mochte ihn und er mochte sie und auch wenn Willis hier war, Miyako hatte es zu ihm gesagt und nicht zu dem Amerikaner. Zudem konnte dieser die Gruppe auch nicht begleiten – auch er war zu jung. Da konnte er ihr nicht wieder zu nahetreten. Vielleicht würde es der Älteren ganz guttun, etwas Abstand zu ihm zu bekommen, damit sie zur Ruhe finden konnte und auch etwas Spaß haben konnte. Auch wenn es ihn freuen würde, wenn sie bei ihm bliebe oder er mit ihr mitgehen könnte, doch das war einfach nicht möglich. Kurzerhand erhob er sich und trat zu der Brillenträgerin. Diese sah ihn ganz verwundert an. „Geh mit … ich wünsch dir viel Spaß und pass auf dich auf …“, gab er sogar recht sicher von sich. Yolei war völlig überrascht, dass er das zu ihr sagte, so viel und sich für sie auch zu freuen schien. Irgendwie war das etwas bedrückend. Wollte er sie etwa loswerden? Sollte sie gehen? War sie ihm eine Last? Und das, nachdem sie diesen einen wundervollen Moment geteilt hatten. Nein, das konnte und wollte sie nicht glauben, also lächelte sie tapfer. „Danke, ich werde auf mich achten und sollte etwas sein, dann …“ Ken zuckte kurz zusammen, „… dann kannst du mich gerne anrufen …“, bei dem Wort lief er erneut rot an und hustete leise, „… oder mir schreiben …“ Auch Yolei wurde rot und nickte dann aber, „ja … das werd ich machen.“

Die Verabschiedung von Taichi ging schneller vonstatten. Es verabschiedeten sich von ihm sowieso nur Sora und Yamato. Noch immer war der Blonde leicht misstrauisch seinem besten Freund gegenüber, doch das ging eher von der Tatsache aus, dass er sich immer noch wegen Mimi aufregte. Sora wusste immer noch nichts, doch auch sie behandelte den Brünetten wie früher, schien es doch fast so, als wäre alles wieder wie früher. Taichi hatte sich damit abgefunden, dass er nicht mitkonnte. Er wollte auch nicht, es war vermutlich besser so. Er musste Mimi nicht dabei beobachten, wie sie tanzte, vermutlich wäre sie mehr als provokativ und das musste er sich nicht ansehen.
 


 

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Mit je einem Drink bewaffnet stand die kleine Gruppe an der Bar und beobachtete die tanzenden Leute. Sora und Yamato waren die ersten, die es auf die Tanzfläche zog. Sora tanzte gern, wenn auch nicht allzu gut, doch sie wollte und musste ihren Freund überreden. Doch sie hatten mehr oder minder auch eine Abmachung, dass er mit ihr tanzen würde. Auch Mimi zog es deutlich auf die Tanzfläche, doch es war kein Geheimnis, dass Koushiro kein Tänzer war. Er bewegte sich nicht gern und das hier war auch nicht unbedingt seine Welt. Aber er liebte es, die Jüngere glücklich zu machen. Sie sollte glücklich sein. Sie machte ihn auch mehr als glücklich. Allein schon, dass sie bei ihm war, dass sie mit ihm zusammen war, war ein berauschendes Gefühl. Also zog er sie ohne ein Wort mit sich in die tanzende Menge. Doch ab da übernahm Mimi die Führung und zeigte ihm, was er zu tun hatte. Lächelnd beobachtete Miyako die zwei Paare. Sie freute sich, dass sie Spaß hatten, dass sie tanzten, doch irgendwie war hierbei natürlich die Frage: was machte sie hier? Sie brauchten sie hier nicht. Sie war nur das fünfte Rad am Wagen. Doch allein, dass sie an sie gedacht hatten, war eine große Geste. So trank sie weiter ihren süßen Cocktail und sah ihnen auch weiter zu.

Yolei wusste nicht, wie lange sie dort alleine stand und einfach vor sich hinstarrte, doch irgendwann fand sie sich zwischen den beiden Paaren wieder. Sora und Mimi kicherten schon, während Koushiro wohl ganz froh schien, dass er wieder sicher stehen konnte, ohne sich bewegen zu müssen. Yamato hatte nur gleich wieder nach seinem Bier gegriffen und trank dieses ohne Umschweife leer. Dann bestellte er sich schon das nächste. Yolei lächelte nur über sie Szenerie und ehe sie es sich versah, zog Mimi sie erneut auf die Tanzfläche. Zu zweit konzentrierte sich Mimi nun auf die Jüngere und hoffte, dass sie sich nicht allzu einsam fühlte. Mimi wirbelte die Jüngere um sich herum, bis sie von selbst tanzte. Lachend bewegten sich die Zwei zum Takt der Musik. Dabei vergaß Miyako ihren Kummer vollkommen und ging in den Bewegungen auf. Sie griff wieder nach Mimis Händen und gemeinsam drehten sie sich abwechselnd unter den Armen durch. Kamen sich näher und gingen wieder auseinander. Die Brillenträgerin hatte wirklich Spaß und das obwohl sie nicht die passenden Sachen dafür anhatte. Sie sah zwar nicht allzu schlecht aus, doch es war auch nicht unbedingt das passende Outfit für eine Disko. Aber so mit Mimi zu tanzen, da vergaß sie ihr Wollkleid einfach und ihr machte die Wärme der Disko auch nichts mehr aus. Sie war richtig ausgelassen.
 

„Wieso nimmst du das denn auf?“, verwirrt hob Yamato eine Augenbraue, während er seine Freundin beobachtete, wie sie ein kurzes Video der beiden Jüngeren aufnahm. Diese drehte den Kopf zur Seite und lächelte ihren Freund an, „damit Kari sich nicht ganz ausgeschlossen fühlt und Takeru sieht, was ihm entgeht …“, kicherte sie. „Du meinst die volle Tanzfläche, die ganzen Betrunkenen und vermutlich noch viel mehr Schmutz auf den Toiletten?“, angewidert verzog Koushiro sein Gesicht und nahm wieder einen Schluck von seinem Wodka-Energy. „Du bist überempfindlich … willst du hier jetzt Joe ersetzen?“, lachte Matt und sah zu dem Rothaarigen, „entspann dich und probiers mal.“ Zweifelnd hob der Angesprochene den Blick, was sollte er denn probieren? Sich zu entspannen? Oder hier auf die Toilette zu gehen oder sich zu betrinken? Er wusste es nicht, beließ es aber dabei und sah weiter Mimi beim Tanzen zu. Sie hatte wirklich Spaß und er hatte schon Sorge gehabt, dass das nicht ihrem Geschmack entsprach. Dass er sie zu ihrem Geburtstag gar nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Sora filmte indes noch etwas weiter und schickte den kurzen Film dann ab.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Als ihr Handy klingelte, wandte sich Hikari kurz von ihrem Spiel ab und griff nach dem kleinen Gerät. Sie tippte sich durch das Menü, damit sie die neue Nachricht öffnen konnte. Takeru hatte sich bereits zu ihr gelehnt, als er ihren Gesichtsausdruck gesehen hatte. Taichi saß ihr am rechteckigen Küchentisch gegenüber. Neben Takeru saß Wallace und auf der anderen länglichen Seite des Tisches saßen Daisuke und Ken. Cody saß zunächst auf dem Sofa und las. Sie vertrieben ich ein wenig die Zeit mit Gesellschafts- und Familienspielen und Cody hatte keine Lust mitzuspielen. Nach Monopoly und Spiel des Lebens, waren sie aber auf Kartenspiele übergegangen, einfach, weil sie bei Monopoly schnell die Lust verloren hatte – zumindest Tai und Davis, die zwei waren schneller aus dem Spiel raus, als sie sehen konnten. Dann hatten sie genervt und sie hatten etwas Anderes gespielt. Doch zum Kartenspielen hatten sie ihn dann doch überreden können, er hatte hierfür zwischen Takeru und Willis Platz genommen.

Hikari startete das Video und sofort hörten sie die laute Musik. Damit zog sie die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Daisuke beugte sich auch schon zu ihr rüber und wollte wissen, was auch Takeru so interessiert beobachtete. Er lachte laut auf als er Miyako darauf bemerkte. „Wie tanzt Yolei denn?“, lachte er weiter und lehnte sich zurück. Ken allerdings horchte auch und im gleichen Moment, in dem er sich erhob, erhoben sich auch die zwei anderen. Taichi und Willis wollten natürlich auch wissen, was das für ein Video war. „Ach was …“, tat Takeru ab. „Ja, Mimi sieht wenigstens noch gut dabei aus“, sprach der jüngere Fußballer. Da war Taichi erst recht neugierig und verspürte noch mehr den Drang, das Video zu sehen. Seine Augen weiteten sich auch, als er die Jüngere dort sah, wie sie sich im Takt der Musik bewegte und sich drehte. Dabei noch das Licht, wie es ihren Körper in Szene setzte. Er konnte nur weiter ihren Hintern und ihre Hüfte, ihre Brüste und ihr ehrliches Lachen ansehen. Sie hatte Spaß. Wirklich Spaß. Und er hatte nichts gemacht. Er wollte doch, dass es ihr gut ging und dass er der Grund dafür war. Aber er war es nicht. Sie hatte Spaß mit Koushiro und mit den Anderen und er selbst saß hier mehr oder minder als Babysitter.

Tut mir Wurst


 

Samstag, 26. Oktober
 

„Elefant“, rief Davis aufgeregt, „… Trompete …“ „Dinosaurier“, mischte sich Cody ein. „Nein“, stöhnte Mimi auf. Sie zeichnete weiter filigran an ihrem Nashorn und verstand nicht, wieso sie das nicht erraten konnte. Vor allem Cody. „Nicht reden“, lachte Sora und bekam von der Brünetten einen wütenden Blick. Die Ältere lachte und hielt weiterhin für ihre Freundin die Karte, damit sie auch wussten, wann der richtige Begriff genannt wurde. Doch gerade, als der Kleinste sagen wollte, was es war, klingelte der Wecker und damit war die Zeit um. Seufzend lehnte sich die Brünette zurück, „das war ein Nashorn“, sagte sie scharf und sah dabei Daisuke an. Jeder mit ihm im Team hatte wohl ein Handicap. „In welchem Universum denn das?“, Davis verzog sein Gesicht. Bevor Mimi noch eine spitze Bemerkung machen konnte, griff Kari bereits nach der nächsten Karte. Sie wartete noch, bis Daisuke und Mimi ihren Streit beilegten und nachdem sich auch Taichi eingemischt hatte, war er schneller beendet, als sie blinzeln konnten – einfach, weil die Brünette keine Lust auf eine Diskussion mit ihm hatte.
 

So sah sich die kleine Schwester des ehemaligen Anführers die Karte an und las sich die drei Begriffe durch. Leicht verzog sich ihr Gesicht, dann schob sie ihren Stuhl zurück und erhob sich. Ein Seufzen kam ihr über die Lippen, während sie sich noch einmal die Begriffe durchlas und dann in Position ging. Mimi nahm ihr die Karte ab und hielt sie, während Sora die Stoppuhr in der Hand hielt. Das Mädchen hob den Blick und sah zu ihren beiden Teammitgliedern, während Mimi kichernd die Begriffe las. Dann gab Sora das Signal. Weil die Brünette nicht reden durfte, zeigte sie zunächst zwei Finger an, dann einen – sie ging leicht in die Hocke und deutete auf ihre Beine, als wäre etwas darauf. „Sitzen“, riet Takeru gleich, „Beine … Hocken …“ „Klo“, mischte sich Joe ein und sofort prustete Daisuke los. „Schoß“, kam es dann wieder von dem Blonden. Hikari nickte und deutete die zwei an. „Zweites Wort“, sprach Taichi in Gedanken versunken und bekam von Yamato einen Hieb in die Seite. „Pst“, zischte er, „du darfst doch nichts sagen!“ Weil Hikari nichts mehr einfiel, machte sie es kurz und ging dann auf alle vier hinunter. Zunächst weiteten sich die Augen der beiden Teammitglieder, als Hikari auch noch anfing zu hecheln, verzog sich Takerus Mund zu einem Grinsen und er lachte auch laut auf. Joe hingegen überlegte, „Hund …“, kam es von ihm wie aus der Pistole. Der Blonde hob seinen Kopf, „Schoßhund?“ Kari begann zu lächeln, zum Glück musste sie nicht weiter so tun als wäre sie ein Hund. Aber sie musste noch zwei weitere Begriffe pantomimisch darstellen. Der nächste war allerdings einfacher und so war der ‚Speerwerfer‘ schnell erraten, für den Ladendieb reichte es allerdings nicht mehr und sie musste sich mit dem Ende der Zeit geschlagen geben. Dennoch freuten sich die beiden jungen Männer und gingen mit ihrer Figur zwei Felder weiter.
 

Die Karte von Yamato kam vom selben Stapel wie die von Hikari. Wieder musste gezeichnet werden. Er nahm sich Stift und Papier und wartete dann darauf, dass Sora erneut die Uhr startete. Seine Begriffe hatte er schnell durchgelesen und begann dann zu malen. Auch er teilte seine Begriffe auf, allein schon, weil Taichi in seinem Team war. So versuchte er sich an einem Strand, bei dem der Pfeil deutlich auf das Meer davor zeigte. Nach einem Plus malte er weiter und es fanden zwei Brüste ihren Weg auf das Blatt. Dass sie an Soras angehaucht waren – zumindest was die Form betraf – schien auch ihr aufzufallen, jedoch waren sie etwas größer. Doch trotzdem. Ken verzog sein Gesicht und auch Taichi sah etwas verwirrt drein. „Meer … See“, begann Ken. Yamato wollte gerade bejahen, da fiel ihm Taichi ins Wort. „Titten …“ Matt verzog sein Gesicht – er mochte solche Begriffe nicht – das hatte keinen Stil und war herabwürdigend. Bei einem Blick zu Mimi, hatte sich auch ihr Gesicht verzogen. „Seetitte“, schoss es erneut aus dem Brünetten heraus. Ken schüttelte seinen Kopf, „Meerbusen“, antwortete er. „Ja“, knurrte Matt und schüttelte über seinen besten Freund hinweg den Kopf. „Nicht reden“, tadelte Takeru. „Los, mal weiter“, herrschte Tai ihn an. Der Musiker schnaubte, tat aber wie ihm geheißen und malte eine nackte Frau. Es war einfach einfacher, als einen nackten Mann zu malen. Es war sowieso nur ein gekritzel und auch wenn es nur ein Oberkörper war, so war es doch einfacher. Daneben platzierte er eine Schnecke mit ihrem Haus. Auch das war einfacher, als nur den Begriff an sich zu wählen. Wie sollten sie sonst auf … „Nacktschnecke“, platzte es aus Taichi heraus, „weiter …“, kam es gleich danach und etwas verwundert malte der Blonde weiter. Allerdings meldete sich der Wecker auch hier viel zu schnell zu Wort und sie konnten den letzten Begriff nicht mehr erraten. Dennoch war Yamato zufrieden. Taichi nicht, er hätte es gerne allen gezeigt, dass er und Yamato ein Super-Team waren. Doch nun wurde der Musiker von der Frauenwelt im Raum wütend angestarrt. Dass er hier zwei nackte Frauen gemalt hatte, war ihm selbst bewusst, wenn sie auch keine Ähnlichkeit mit einer echten Frau hatten, da er nicht der beste Zeichner war. Aber trotzdem. Es waren Frauen und sie waren nackt. „Wen stellt das dar?“, wollte Sora auch wissen. „Bestimmt ein paar Groupies von ihm“, murrte Mimi und stand ihrer besten Freundin bei. „Wieso denn das?“, verzog er das Gesicht und wusste nicht, weshalb sie so einen Aufruhr veranstalteten wegen einer Zeichnung in einem Spiel.
 

„Jetzt beruhigt euch doch einfach wieder“, schritt Joe ein und hob seine Hände. Es war nun einfach ein Spiel und wenn es so erkenntlich war zu zeichnen, dann sollte man das auch. Wenn sich nun jemand aufregen sollte, dann sollte man nicht mitspielen. Das gehörte nun einfach dazu. Vielleicht gehörte deswegen auch so eine Seele wie Joe hierher. „Ja, ist ja gut“, schnaubte Mimi und lehnte sich wieder zurück, „dann bist du dran, mein lieber Kou“, hauchte sie ihrem Nebenmann entgegen. Kaum einer hörte das, doch Taichi gehörte zu jenen, die es verstanden. Sein Gesicht verzog sich verärgert und sein Blick verdüsterte sich, er senkte seinen Kopf und griff nach seinem Trinken. Sanft stieß Yamato ihn an. Taichi hob den Blick und lächelte seinen besten Freund an.
 


 

❀ ❀ ❀
 


 

„Ja“, nickte Koushiro und griff nach einer Karte. Seine Augen wurden etwas größer. Eigentlich hatte er mit etwas Einfachem gehofft. Erklären zum Beispiel. Aber bei diesem Spiel gab es eine Art Finale, in der es nur noch Begriffe zum Erklären gab. Jetzt in den normalen Runden gab es nur Karten mit Begriffen zur Pantomime und bei denen zu zeichnen war. Leider konnte er nicht zeichnen und Pantomime wollte er einfach nicht, weil das doch lächerlich war. Da musste er sich wie Kari vorhin einfach lächerlich machen. Aber das gehörte wohl dazu, wenn er hier mitspielte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch erhob er sich. Kurz zuvor drückte Mimi noch sein Knie und lächelte aufmunternd. Immerhin war sie diejenige, die ihn von allen am besten kannte und sie hatte sein Kärtchen gesehen. „Du musst Pantomime machen?“, fragte Sora sicherheitshalber nach. „Ja“, murmelte er niedergeschlagen. „Ach, das schaffst du schon“, lächelte Miyako. Für sie war Koushiro ein Vorbild, da sie sich mit ihm verstand und sie ihn sehr schätzte. Er brachte sich in Position und legte das Kärtchen hin, damit er immer wieder einen Blick darauf werfen konnte.

Er nickte. Ihre Gruppe war die Größte, doch das brachte ihnen nicht wirklich einen Vorteil, fand Koushiro. Wobei sie schon meinten, Davis und Tai in ein Team mit zwei anderen – eventuell Joe und Ken zu stecken, doch das wollten die zwei nicht. Sie würden sich dadurch für dumm halten, dabei wollten die anderen nur Teams mit gleicher Stärke bilden. Aber Taichi war davon überzeugt gewesen, dass er mit Yamato ein viel besseres Team bilden konnte, auch wenn sie dabei einfach ausgelost hatten. Es war allerdings auch klar gewesen, dass Taichi genug Glück oder Dusel hatte, dass er mit Yamato in einem Team landen würde. Daisuke hatte das mit Ken jedoch nicht geschafft. Eine Schimpftirade war die Folge gewesen. Erst mit viel Zureden hatte er nachgegeben und hoffte nun, dass er mit Mimi im Team gewinnen würde, weil sie gerade solch einen zwanghaften Siegeswillen an den Tag legte. Das im Hinterkopf, hatte er sich damit abgefunden.

Koushiro nickte und Sora drückte auf den Knopf, damit die Zeit lief. Sofort tat er, als würde er auf einem Stuhl sitzen. Dabei hob er die Hände und legte sie auf ein unsichtbares Steuerrad. Er zeigte auf sich und tat wieder so, als würde er fahren. „Autofahrer“, kam es sofort von Sora und Miyako wollte gerade zum selben Wort ansetzen. Koushiro nickte und richtete sich wieder auf. Er las sich erneut das nächste Wort durch. Ein leises Schnauben war zu hören, dann deutete er etwas an, in das er stieg und hüpfte im Kreis herum. Miyako verzog ihre Augenbrauen und Willis legte seinen Kopf schief. Sora hob ihre Hand an ihr Kinn und beobachtete den Jüngeren eine kurze Weile, „hüpfen …“ Er nickte, deutete jedoch an, dass das das zweite Wort war. Er deutete nochmal an, dass er in etwas stieg und dann erst hüpfte. „Sackhüpfen“, rief Miyako auf und als der Ältere nickte und das nächste Wort nachsah, lachte sie auf. Koushiro verzog kurz seinen Mund, dann deutete er einen Kreis auf dem Boden an und dass er etwas in der Hand hielt. Das in den Kreis fallen ließ und das wohl gleiche Ding wieder mit einem Seil heraufzog. „Ein Brunnen?“, fragte Willis. Der Nerd nickte. „Ein Ziehbrunnen“, kam es erneut von Miyako. Der Rothaarige schnipste und richtete sich auf. Er nahm die Karte und legte sie offen aus. Ohne Vorwarnung sprang Yolei auf und riss die Hände in die Höhe, „Bingo“, rief sie aus und erschreckte damit alle im Raum. Diese sahen sie fast schon entgeistert an und etwa die Hälfte schnappte nach Luft. Langsam trat Izzy wieder um den Tisch herum und setzte sich wieder neben seine Freundin.
 

Als nächstes war Cody dran, darauf folgten Joe, Ken und Sora. Alle bekamen sie Karten zum Zeichnen, doch keiner bekam die drei Punkte voll. Izzy war bis dahin der Einzige gewesen. Weiterhin spielend tranken sie immer mehr. Während Tai und Matt sich weiterhin auf Bier beschränkten, bekamen die Jüngeren nur alkoholfreie Getränke und die zwei Mädchen begnügten sich mit Sekt, der mit Sirup gemischt war. Joe und Koushiro tranken jeweils ein Radler. Irgendwann fanden der Anführer und Musiker eine Flasche Whiskey und wollten sie auch den anderen anbieten, jedoch waren nur sie die zwei, die letztlich davon tranken. Die anderen wusste nicht, was sie verpassten, aber dann blieb ihnen mehr. Dass sie nun stärkeres tranken, spiegelte sich auch in ihren Fähigkeiten wieder. Ken konnte bei Taichis Bildern nichts mehr erkennen und auch Matt konnte kaum mehr malen. Taichi landete einmal bei Pantomime auch auf seinem Hintern und kam allein nicht mehr hoch. Aber keiner der Teammitglieder durfte ihm helfen, weil die anderen das verboten hatten.

Mimi wurde mit dem Sekt dagegen wieder gelassener und konnte selbst über Tai wieder lachen. Daisuke bettelte, dass er auch etwas trinken durfte, aber das ließen genug Leute gar nicht zu. Takeru und Yolei wollten nicht einmal eine Kleinigkeit mit Alkohol trinken. Das Mädchen musste sich auch noch mit ihrem blonden Teammitglied herumschlagen, dass sie nur von sich halten konnte, indem Kari und Mimi neben ihr saßen. So saß allerdings auch Ken nicht neben ihr, der sowieso von Davis in Beschlag genommen wurde.

Als Soras Team als erstes die Ziellinie übertrat, mussten sie sich erst einmal mit wilden Vorwürfen herumschlagen, dass sie doch zu viert waren und es klar war, dass sie gewinnen. Ken konnte gar nichts sagen, aber Tai maulte genug. Dabei war er selbst schuld, dass er nun so betrunken war. Ebenso Yamato, wenn dieser sich auch noch mehr im Zaum hatte, als sein bester Freund. Davis stritt sich vor allem mit Yolei und starrte Wallace böse an. Denn der Amerikaner lehnte sich über Takeru hinweg zu Kari und Yolei hinüber. Das verstand der jüngere Anführer natürlich wieder falsch.
 


 

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„Los, Finale“, rief Sora und grinste in die Runde. Sie fand es toll, dass sie als Erste dort standen, es war klar, dass Karis Team oder Takerus Team oder Joes Team – je nachdem wie es betrachtet wurde – dicht hinter ihnen waren, doch sie waren eben nicht ganz so gut gewesen. Nun wurde jedenfalls von jedem Team einer ausgewählt, der raten durfte, alle anderen mussten Begriffe erklären. Je drei Wörter. Mimi erklärte sich aus dem ersten Team bereit. Joe aus dem zweiten, Ken aus dem dritten – weil er einfach noch am besten die anderen verstand – und Sora aus dem letzten Team. Alle anderen stellten sich mit einer Karte bewaffnet in einer Reihe auf. Die ersten Begriffe klappte es ganz gut. Sobald ein Begriff erraten war, stellte sich der, der den Begriff beschrieb hinten an, so dass das ganze drei Runden ging. Doch Daisuke kam nicht so glimpflich davon. Er las sich gerade nochmal seine Begriffe durch und sagte prompt „Zähne“, obwohl er das bei „Weißheitszähne“ nicht durfte. Er verzog sein Gesicht, „Tut mir Wurst“, murrte er und schlug sich daraufhin die Hand gegen die Stirn. Takeru sah über seine Schulter, „und das war dein nächster Begriff.“ Auf die verwirrten Blicke der anderen sprach er weiter, „Hanswurst.“ Die Mädchen begannen zu lachen. Daisuke zog seinen Kopf weiter ein, „den hab ich grad gelesen“, brummte er. „Ja, aber das können wir jetzt nicht mehr werten“, Sora reichte ihm verdeckt eine neue Karte, „stell dich hinten an und ließ es dir in Ruhe durch.“ Damit war Takeru als nächstes dran. Er grinste, hatte er nun doch einen leichten Begriff. „Zwei Teile … das Gegenteil von schlau …“ „Blöd.“ „Doof.“ „Dumm.“ Wurde von den vier aufgezählt, dabei war einer lauter als der andere. „Das hat jeder hier auf dem Hals“, machte er weiter. „Pickel“, kam es von Mimi und sie bemerkte sofort, dass sie falsch gedacht hatte. Sie hatte mit Gesicht oder Kopf oder so etwas gerechnet. Erschrocken schnappte sie nach Luft und hielt sich die Hand vor den Mund. Doch es war bereits zu spät. Taichi und Daisuke brachen bereits in lautes Gelächter aus und der Ältere wankte auch vor und zurück. „Dummkopf“, antwortete Joe und lächelte ebenfalls über seine Freunde. „Ja“, lachte Takeru und stützte sich an der Stuhllehne ab. Er konnte gerade nicht aufhören zu lachen, ebenso wie die anderen, dass sie eine Weile brauchten, bis sie zu Ende spielen konnten. Letztlich konnte Joe allerdings am besten raten und sie zogen an Soras Gruppe vorbei. Bei Tai und Matt konnten sie tatsächlich nur raten und wussten kaum, was die zwei meinten, aber hätte einer von ihnen geraten, hätten sie noch weniger Chancen gehabt. Sora hatte aber sowieso schon den Whiskey vor ihnen versteckt.

Chorprobe


 

Mittwoch, 30. Oktober
 

„Warte, wir kommen mit“, hielt Sora Taichi auf und packte ihre Sachen ein. Der Angesprochene hielt an der Tür inne und drehte sich zu seinen besten Freunden um. „Müsst ihr nicht.“ Er würde es schließlich noch selbst schaffen, seine kleine Schwester allein abzuholen. „Doch, wir kommen mit.“ „Wieso?“, wollte Matt wissen und verzog sein Gesicht. „Ich habe noch ein Buch für Hikari und dann kann ich es ihr gleich geben“, erwiderte die Rothaarige und lächelte ihren Freund an. „Na gut …“, auch Yamato packte gerade sein letztes Buch ein. Er war wieder besser gelaunt, hatten er und Tai sich doch recht oft ausgesprochen. Das letzte Wochenende hatte wohl auch dazu beigetragen, dass sie so viel getrunken hatten. Natürlich war das nicht überall so gut angekommen. Besonders für Taichi hatte es nicht so gut ausgesehen.
 


 

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„Sind wieder daha“, rief Yuuko durch die Wohnung. Hikari hatte eben noch die letzten Spielkarten in die Schachtel geräumt und hob den Kopf. „Wir sind hier“, antwortete sie und wusste, dass das sehr ungenau war. Sie drehte sich kurz mal um. Taichi hatte sich auf das Sofa gelegt und war dort eingeschlafen, er hatte ziemlich viel getrunken – zusammen mit Yamato. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sora hatte zwar keine Ahnung, aber Yamato und sie verstanden sich wieder, das erfreute auch die jüngere Schwester. Die zwei mussten einfach Freunde sein, wenn sie keine Freunde mehr waren, dann wüsste sie nicht, was sie tun sollte. Die Freundschaft bereicherte beide. Der Musiker wäre sonst sehr in sich gekehrt und Taichi würde einfach jemand zum Reden fehlen, zum abreagieren, ein Ventil, ein bester Freund und ein Gefährte. Sie gehörten zusammen. Sie mussten immer zusammenbleiben.

„Wir holen noch kurz die restlichen Sachen hoch“, erschall nun die Stimme des Vaters. Er hatte nur kurz den Kopf reingestreckt. Kari nickte, dann begann sie leise zu summen. „Forever … ever … ever … eh eh eh …“, doch weiter kam sie nicht, da sie ein Grummeln von der Couch vernahm. „Kari … hör auf“, brummte Taichi und setzte sich kurz auf, „und das heißt übrigens ‚Umbrella‘ …“, murrte er noch und dann war er wieder still. Mit großen Augen blickte die Jüngere zu ihrem großen Bruder und lächelte dann in seine Richtung. Das war Taichi. Es war noch früher Morgen und er musste einen Kater haben, dass er überhaupt schon wach war.
 

„So, hallo Schatz“, ihre Mutter nahm Hikari in den Arm und blickte sich dann verwirrt um. „Wo ist denn Taichi?“ „Schläft.“ „Um die Uhrzeit? Ist es so spät geworden?“, sein Vater war ebenso durcheinander darüber. „Ich dachte, dass ihr Brettspiele gespielt habt“, schüttelte Yuuko den Kopf. Die Jüngere nickte, aber war verwirrt, es war immerhin schon kurz vor elf, da durfte Taichi noch müde sein. „Na, wenn er dann natürlich wie ein Baby schläft und sonst nichts ist, dann ist ja gut …“, lächelte Yuuko. „Ja, war halt aufregend. Activity …“, murmelte Hikari.

„Ja … ihr seid wohl sehr aktiv gewesen …“, kam ihr Vater verärgert in den Raum zurück. Das Mädchen hob den Blick und sah in seiner Hand die fast leer getrunkene Flasche Whiskey. Sie schluckte schwer, hatten sie ihn doch nicht gefragt und hatten wohl auch die Flasche verstecken wollen. „Wer hat davon getrunken? Du auch?“, wollte er wütend wissen. Sein Blick richtete sich auf Hikari, die nur wieder zusammenzuckte. Ängstlich sah sie auf. „Nein … ich hab das nicht …“, schützend hob sie die Hände. „Gut, das will ich auch hoffen, du bist zu jung dafür“, tadelte er. Kari seufzte leise, als ob sie das nicht selbst wüsste. Ihr Bruder hatte sie auch nicht trinken lassen. „Na wenigstens etwas … aber … trotzdem … Dein Bruder hätte das nicht dürfen“, murrte Susumu immer noch. „Wir haben sie aber stoppen können“, ergriff die Brünette das Wort. „Ach ja?“ „Ja, wir haben ihnen Sauerkrautsaft gegeben“, nickte das Mädchen. „Was? Das sollte es morgen zum Mittagessen geben“, jammerte Yuuko und rannte sofort in die Küche. Sie wollte wohl in den Kühlschrank sehen.

Hikari lief ein Schauer über den Rücken und Ekel überkam sie. „Das hast du gut gemacht“, lobte ihr Vater sie. „Hat das deswegen irgendwann so eklig geschmeckt?“, Taichi richtete sich wieder auf. „Ja … du hast es aber nicht bemerkt“, kicherte das Mädchen. Sein Vater verzog noch etwas den Mund, „aber wenigstens hast du uns das Leben gerettet.“ „Und ich hab etwas, mit dem ich Yamato aufziehen kann“, lachte Taichi. Dabei bemerkte er den ekligen Geschmack des Saftes. „Ich will was zum nachspülen“, jammerte er. „Wie wärs mit Rote Bete Saft?“, lachten Kari und Susumu. „Wer will noch Saft?“, Yuuko kam zurück mit der fast leeren Flasche Sauerkrautsaft.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Noch immer schüttelte es Taichi bei dem Gedanken. Als er das Yamato erzählt hatte, war auch ihm erst einmal schlecht geworden. Sie hatten lange gebraucht um diesen Geschmack wieder loszuwerden, doch jedes Mal als sie daran erinnert worden waren, kam er zurück. Dagegen konnten sie nichts machen.

Zu dritt traten sie aus dem Gebäude, um im nächsten Moment in das andere Gebäude wieder einzutreten. Taichi hatte sie schon öfters abgeholt, daher wusste er den Weg auch. „Was wollt ihr dann noch machen?“, wollte Sora wissen. Sie lehnte sich vor, damit sie an Yamato vorbei zu dem Älteren sehen konnte. „Wir wollten noch Eis essen gehen … das schuldet sie mir wegen dem Sauerkrautsaft“, grinste der Brünette breit.

Als sie näher an den Musikraum traten, hörten sie bereits das Klavierspiel. Dann setzte Gesang ein. Taichi hielt inne, er hatte seine Hand nach der Klinke ausgestreckt, doch da schloss er die Augen und horchte. Er hörte einfach nur in den Raum hinein. Dabei legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und seine Hand umschloss die Klinke. Erst eine Hand an seiner Schulter holte ihn zurück in die Realität. „Was ist los?“, fragte Sora besorgt. „Hörst du Kari nicht?“, Taichi lächelte vor sich hin und stellte die Frage auch nur äußerst leise. „Sie singt wirklich gut“, stimmte auch Yamato zu, „ihre Stimme ist vielleicht nicht tief oder besonders, aber sie ist gut.“ Sofort schnellte Tais Kopf zur Seite und finster starrte er seinen besten Freund an. „Yamato“, zischte auch die Orangehaarige. „Was denn?“ Tai seufzte, denn eigentlich wusste er, dass er recht hatte. „Sie will ja keine Gesangskarriere starten“, grinste Taichi. „Eben, für den Schulchor ist sie besonders genug, erst beim Bühnenauftritt wird’s schwieriger“, zuckte der Musiker mit den Schultern. „Also etwas hart bist du schon“, Tai zog eine Augenbraue in die Höhe. Als das Lied langsam endete, festigte er seinen Griff und öffnete die Türe leicht. Er wartete darauf, dass sie aufhörten.
 

„Also sehen wir uns dann nächste Woche und besprechen noch die restlichen Lieder“, begann die Chorleiterin. „Ja“, erschall es so auch im Chor. „Dann arbeiten wir weiter an euren Stimmen“, sprach sie gezielt Hikari, Yoko und Yuri an. Die drei nickten. Sie hatten die ehrenvolle Aufgabe bekommen gehabt, die Hauptrollen zu übernehmen. „Müssen wir die Lieder auswendig lernen?“, wollte Yoko wissen und strich sich ihre Haare hinters Ohr. „Das sehen wir noch“, antwortete die Lehrerin dem Mädchen, „wir haben noch Zeit das zu entscheiden.“ Hikari nickte und sah sich im Raum um. Sie lächelte, als sie ihren Bruder an der Tür sah. Dabei wurde sie an das Wochenende erinnert.

Das war schon unangenehm gewesen. Immerhin hatte sie dabei Daisuke wieder getroffen. Nach ihrem plötzlichen verschwinden hatte sie Angst gehabt, dass er ihr das nicht verzeihen würde. Sie hatte natürlich versucht Davis zu erreichen, nachdem sie Yolei gefunden hatten, doch er hatte auf keine Nachricht geantwortet. In der Schule hatte er auf diese Frage auch nicht geantwortet, bei Mimis Geburtstag war er ihr auch ausgewichen und bei Extreme Activity hatten sie nicht zusammengespielt. Sie musste das wieder gut machen. „Wann werden wir dann mit der Theater AG zusammen proben?“, wollte die Brünette wissen, damit sie sich ablenken konnte. „Ach ja, danke Hikari“, lächelte sie, dann klatschte die Lehrerin in die Hände und bat noch einmal um die Aufmerksamkeit aller, „nächste Woche besprechen wir die Proben. Wir werden bald anfangen – also nachdem wir unsere Lieder vollständig ausgewählt haben – zusammen mit der Band AG zu proben. Diese üben auch die Lieder, die wir ihnen geben und sie spielen schließlich mit uns zusammen. Daher überlegt doch bitte bis nächste Woche an welchen Tagen ihr proben könnt, damit wir da auf einen gemeinsamen Tag kommen können“, sie blickte alle eindringlich an und wartete, dass die Schüler nickten, „gut, dann bis nächste Woche. Kommt gut nach Hause“, verabschiedete sie sich und packte selbst die Noten zusammen.

Schnell packte nun Kari ihre Sachen zusammen und lief zu ihrem Bruder. „Hallo Taichi“, sie umarmte den Älteren, dann widmete sie sich den zwei anderen. „Hallo Sora, hallo Yamato“, sie lächelte die zwei an. Die Orangehaarige erwiderte das Lächeln und löste sich von dem Blonden, „hi, du ich hab dein Buch dabei“, sie kramte in ihrer Tasche und reichte es der Brünetten. Verwundert sah sie das an, nahm es aber entgegen und stecke es weg. „Können wir gehen?“, wollte Tai wissen. „Du willst doch nur zu deinem Eis“, brummte Matt, „Hikari, du hast wirklich eine schöne Stimme.“ Die Angesprochene zuckte zusammen und bekam augenblicklich puterrote Wangen, „habt ihr das draußen etwa gehört?“, fragte sie verblüfft. „Ja“, nickte er, „ich freue mich schon auf euren Auftritt.“ Eigentlich hätte ihr das klar sein müssen, dass sie zu dem Auftritt da sein wollten. Immerhin ging es hierbei um ein Theaterstück, was ursprünglich Takeru geschrieben hatte. Es war immer noch aufregend dabei mitzumachen. Es musste atemberaubend für den Blonden sein und eine Ehre.
 


 

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Verwirrt darüber, wie schnell sie im Café angekommen waren, sah sich Hikari kurz um. Sie war wohl sehr in Gedanken versunken gewesen. „Also jetzt will ich mein Eis haben“, grinste Taichi. „Du denkst aber auch immer nur an Eis“, Yamato massierte seine Schläfen. „Wir haben Ende Oktober … es ist kalt und … nun … Eis?“, Sora verstand es auch nicht. „Er hatte Eis gewollt, also bekommt er es“, kicherte Hikari, „ist doch seine Entscheidung, er ist alt genug.“ „Sollte man meinen“, stimmte der Musiker zu. „Was?“, Taichi sah von seiner Karte auf. „Schnell genug sollte er auch reagieren, kann er im Fußball schließlich auch“, lachte Sora. „Wie?“

Belagerung


 

Samstag, 02. November
 

„Davis … Davis … nun warte doch mal kurz“, rief Hikari. Der Brünette seufzte und drehte sich zu der Jüngeren um. „Ja?“, seine Stimmung war nicht besonders gut. Das war sie schon die letzten Tage. Von Ken wusste Davis, weshalb Kari an diesem Tag so plötzlich verschwunden war, aber sein angeschlagenes Ego konnte er nicht verstecken. Hikari biss sich auf die Unterlippe. „Kari was willst du? Ich muss zum Training …“, brummte er. „Ich wollte mich entschuldigen“, murmelte sie. „Ja, das hast du schon ein paar Mal.“ „Ja, aber …“ „Kari, ich weiß, dass du Ken geholfen hast, aber … es war trotzdem …“ „Ich weiß … es tut mir Leid“, sie senkte ihren Kopf. „Ach Kari … lass den Kopf nicht so hängen“, nun bekam er ein schlechtes Gewissen. Sein Gesicht verzog sich leicht und er trat zu ihr, „ich verzeih dir doch, es war ja nicht böse gemeint.“ „Aber ich möchte es trotzdem wieder gut machen“, hoffnungsvoll hob sie den Blick. Davis erkannte, dass er eine Chance hatte. Er könnte alles von ihr verlangen. Sie zu allem bewegen. Doch das wollte er nicht. Er wollte sie zu nichts zwingen. Sie war seine Freundin. Das Mädchen, das er von allen am Meisten liebte. „Wollen wir es dann noch einmal versuchen? Also … Kino?“, fragte er vorsichtig. Erleichterung machte sich in Kari breit. Sie war froh, dass er sich mit ihr unterhielt und auch mit ihr etwas machen wollte. Es war zwar wieder Kino, doch Hikari wollte nicht, dass das zwischen ihnen stand. „Gut … das machen wir“, lächelte die Brünette. „Ja“, lachte auch er, „aber jetzt muss ich zum Training.“ Sie nickte und damit wandte er sich von ihr ab und ging weiter zum Sportplatz.

Erleichtert seufzte die Trägerin des Lichts auf und hob ihre Hand an ihr Schlüsselbein. „Na? Alles wieder in Ordnung?“, trat Takeru zu ihr und legte einen Arm um ihre Schulter. Das Mädchen sah erschrocken auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er zu ihr gekommen war. „Ja … wir gehen noch einmal ins Kino … aber das ist in Ordnung, oder?“, fragend sah sie zu dem Blonden. „Ja, natürlich“, lächelte dieser, „ich überlebe einen Nachmittag ohne dich“, lachte er. „Na da bin ich ja beruhigt“, lachte nun auch sie und machte sich auf den Weg. „Wohin gehst du jetzt?“, fragte der Blonde hinter ihr. „Wir wollten was Frühstücken, schon vergessen?“ „Ach ja … Cody?“, Takeru drehte sich zu dem Jüngsten um, der war aber vom Erdboden verschluckt. Als sich der Träger der Hoffnung wieder umwandte, entdeckte er ihn bei der Brünetten. „TK, was brauchst du so lange?“, wollten die zwei wissen, waren sie schon weitergelaufen und hatten sogar schon Yamato und Sora eingesammelt. „Wo kommt ihr auf einmal her?“, wollte der Blonde von seinem älteren Bruder wissen. „Sind grad um die Ecke gebogen … war doch ausgemacht“, brummte Yamato und verzog sein Gesicht, „willst du uns doch nicht dabei haben?“ „Ach hör doch auf“, Sora schlug dem Älteren auf die Brust und begrüßte die drei erst einmal. „Aber doch … natürlich … ich liebe meinen Bruder und Sora gehört doch schon zur Familie“, widersprach auch TK. Prompt lief die Orangehaarige rot an. Ihr war es doch etwas peinlich, dass sie so von dem Blonden ins Herz geschlossen worden war. Unsicher ging ihr Blick zur Seite. Yamato fixierte seinen jüngeren Bruder, dann sah er zu seiner Freundin. „Tja, dann kann ich dich nicht mehr zurückgeben …“, er zuckte mit den Schultern und grinste dann. Hikari und Takeru begannen zu lachen. „Das war jetzt gemein“, kommentierte Cody und brachte die zwei noch mehr zum Lachen. Soras Augen weiteten sich indessen und konnte nichts dazu sagen. Die Bemerkung war amüsant gemeint, doch es war natürlich auch frech. „Da muss ich dich jetzt betrafen“, begann sie und stachelte die zwei Jüngeren noch mehr an. „Zuckerbrot …“, brachte Kari hervor. „… und Peitsche“, fiel Takeru mit ein und stützte sich an der Brünetten ab. Sora stockte und betrachtete die zwei, als sie wieder zu dem Blonden blickte, grinste dieser sie an. „Du zahlst“, zischte sie dann und lief los.
 


 

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Vollkommen in Gedanken versunken verräumte Miyako die Waren im Regal. Schon den gesamten Vormittag war sie damit beschäftigt. Eigentlich hätte Chizuru ihr helfen sollen, doch sie war krank und Momoe war mit Jun unterwegs und ihr Vater war der Grund, weshalb sie heute aushelfen musste. Leise summte sie die Musik mit, die aus den Lautsprechern des Ladens kam. Sie half gerne einmal aus. Das hier war schließlich ein Familienbetrieb, trotzdem wäre sie auch gern mit ihren Freunden frühstücken gegangen. Doch nachdem Ken auch nicht dabei war, war es gerade egal. Nachdem sie alle Regale aufgefüllt hatte, war es bereits Mittag und sie erhob sich stöhnend. Ihre Beine schmerzten und schnell rieb sie sich die schmerzenden Knie, nebenbei versuchte sie auch ihre eingeschlafenen Füße wieder aufzuwecken. Sie vertrat sich die Beine und lief mehrfach um die Regale. Sie räumte die leeren Kisten weg. Dann überprüfte sie die Regale, aus denen heute schon Sachen gekauft wurden. Diese füllte sie noch einmal auf, da gerade niemand im Laden war, dann ging sie zurück zur Kasse. Sie notierte alles, was sie aufgefüllt hatte, da ihr Vater immer über alles Bescheid wissen wollte. Sie setzte sich hierzu auf den hohen Hocker hinter dem Tresen und nahm das Bestandsheft heraus. Gerade als sie es wegpackte, ertönte die Klingel am Eingang und sie hob den Kopf.

„Herzlich Willkommen“, lächelte sie freundlich. „Hallo Miyako“, grinste Willis sie an und hatte die Hand gehoben. Die Brillenträgerin stockte und ihr entglitten fast die Gesichtszüge. „W-Wi-Willis?“, stotterte sie und Panik überkam sie einmal wieder. „Ja … du hast doch erzählt, dass du nicht zum Frühstück kommst, weil du arbeiten musst“, lachte er, „ich dachte, ich leiste dir Gesellschaft.“ Verwirrt musterte sie ihn noch. Dann seufzte sie, sie konnte ihm nicht ewig einfach so aus dem Weg gehen. „Ja … ähm … musst du aber nicht“, sprach sie ehrlich und winkte ab. „Doch … ich bleibe etwas, ich soll sowieso etwas für meine Mutter einkaufen.“ „Gut, dann …“, sie nickte, ihm einen Einkauf verwehren konnte sie auch nicht. Schließlich war das ihr Tagesgeschäft. Der Blonde nahm sich einen Korb vom Eingang und lief langsam durch die Reihen. Aus seiner Hosentasche zog er einen Zettel und begann diese der Reihe nach einzusammeln. So lief er die Gänge mehrmals ab, damit er auch nichts vergessen würde. Nachdenklich beobachtete Yolei ihn. Heute war er gar nicht so aufdringlich wie sonst. Nachdenklich stützte sie sich mit dem Ellenbogen auf dem Tresen ab und legte ihren Kopf auf die Hand. Sie musste mit ihm reden. Sie musste ihm sagen, dass sie das nicht wollte, dass er das sein lassen sollte. Das ging nun einfach schon zu lange und sie erwiderte diese Gefühle nicht. Sie war in Ken verliebt. Bei dem Gedanken an den Schwarzhaarigen legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen und verliebt sah sie in die Luft.

„Hey, Miyako“, der Blonde winkte mit der Hand vor ihrem Gesicht. Die Lilahaarige schreckte auf. Hoffentlich verstand er das nicht falsch. „Ja? Hast du alles?“ „Ja“, lächelte er, „und mit dir ist alles in Ordnung? Du siehst fiebrig aus und bist ganz rot im Gesicht.“ „Mir geht es gut“, lachte sie. Schnell lenkte sie ab und begann die Waren zu scannen. „Du … Willis …“, fing sie dann wieder an. „Ja? Was denn?“, er sah auf und konnte nicht anders, als das Mädchen vor sich anzulächeln. Er spürte ganz klar sein Herz in seiner Brust schneller schlagen und wie sich nun auch seine Wangen rot färben wollten. „Das … das … zwischen … zwischen … ähm … uns … das .. du … und …“, stotterte sie, wurde aber erneut von dem Klingeln der Tür unterbrochen. Sie schreckte auf und lächelte freundlich. „Guten Tag“, grüßte sie die ältere Dame. „Guten Tag, Miyako. Wie schön, dass du wieder im Laden hilfst. Du bist wirklich ein fleißiges Mädchen“, erwiderte die Frau. Die Brillenträgerin lächelte verlegen, „ich helfe Ihnen gleich, warten Sie kurz“, sie scannte noch kurz die restlichen Sachen ein und gab den Preis an Willis weiter. Sie packte ihm die Sachen kurz in ein paar Tüten, während er sein Geld heraussuchte. „Entschuldige“, richtete sie an den Amerikaner. „Kein Problem, du kannst es mir ein anderes Mal sagen“, lächelte er, nahm das Wechselgeld entgegen und die Tüten in die Hand. „Dann bring ich das mal heim, damit die Sachen nicht schlecht werden und du dich um die Dame kümmern kannst. Wir sehen uns am Montag“, er verabschiedete sich kurz und blieb vor dem Laden noch einmal kurz stehen. Als er sich umdrehte, nahm Yolei bereits den Korb für die Dame in die Hand. Nachdenklich musterte er sie, „was sie wohl sagen wollte?“, murmelte er leise und hob überlegend den Finger an sein Kinn. „Naja … das nächste Mal dann“, er lächelte, als er ihr freundliches Gesicht sah und wie sie der Dame half. Sie war wirklich nett.

Na super, da wollte sie ihm sagen, was sie wollte und dann das. Dann musste sie das wohl aufs nächste Mal verschieben. Seufzend schob sie die Gedanken beiseite und dann richtete sie wieder ihre Aufmerksamkeit auf die Einkäufe der Dame. Lächelnd half sie ihr.
 


 

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„Ken … du bist unkonzentriert“, rief Davis dem Schwarzhaarigen zu und rannte dann dem Ball hinterher. „Das bist du auch“, entgegnete Taichi und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hätte sich nicht mit den Zweien treffen sollen, sondern mit den anderen zum Frühstück gehen sollen, da hätte er mehr von gehabt. Aber nun war er hier und er hatte den Zweien gesagt, dass er sie auf das Fußballtraining der Oberschule vorbereiten würde. Also musste er das nun machen. Und so lange es noch nicht schneite, konnten sie noch trainieren, vor allem nachdem im Frühjahr gleich die Prüfungen anfangen würden. „Und nun konzentriert ihr euch beide“, rief Taichi ihnen zu und dehnte kurz seine Beine, bis die zwei wieder bereit waren. Doch irgendwie bekam es Daisuke nicht hin den Ball zu holen. „Ich hätte wirklich mit zum Essen gehen sollen …“, seufzte er und verschränkte die wieder die Arme.

Pausenpläne im Kino


 

Dienstag, 05. November / Freitag, 08. November
 

Noch immer machte sich Miyako Gedanken um die Begegnung am Samstag. Daher versank sie auch immer öfter in Gedanken. Fast hätte sie es geschafft dem Blonden zu sagen, dass er sich keine Hoffnungen machen sollte. Doch dann waren sie unterbrochen worden. Seufzend schob sie sich das Tomatenstück in den Mund. „Yolei, was ist denn los?“, besorgt beugte sich Mimi vor und ließ ihre Stäbchen sinken. Die Mädchen saßen in der Pause unter sich in der Runde. Die Angesprochene schrak auf und drehte ihren Kopf in ihre Richtung. „Was denn?“, fragte sie, die Frage zuvor hatte sie gar nicht richtig verstanden. „Alles in Ordnung?“ „Ja, natürlich … sicher doch“, lächelte sie. Das von Samstag sollte sie vielleicht erst einmal für sich behalten. Es wäre besser, wenn sie das zunächst selber klären würde, dann konnte sie es den anderen immer noch erzählen. Besonders wenn sie es nun Mimi erzählt, mischte sich diese wieder ein. „Gut … dann was wollen wir machen? Wollen wir ins Kino? Alle zusammen?“, fragte Sora in die Runde. „Kino klingt toll“, nickte Kari. „Meint ihr nicht, wir sollten es langsam halten? Ich meine, ihr hab nächstes Jahr Prüfungen“, wandte Miyako ein und dachte dabei nicht nur an Sora, die auch die Eignungsprüfung für die Universität schreiben musste, sondern auch Hikari, die auf die Oberschule wechseln würde. Die zwei besagten Mädchen wechselten einen Blick. „Intensiv für die Abschlussprüfung und dann die Aufnahmeprüfungen werde ich im nächsten Jahr anfangen zu lernen, dann sind auch die Themen raus“, erklärte die Rothaarige und aß weiter. „Ja, das werden wir auch so machen, wir machen eine Lerngruppe im nächsten Jahr“, nickte auch die Jüngste. „Achso … na dann“, lächelte Miyako und nickte dann, „… also Kino …“ „Ja, welcher Film?“, fragte Mimi und sah in die Runde. Sie saßen hier immer noch in einer Runde und würden mit den Jungs gehen, also mussten sie einen Film aussuchen, der auch den Jungen gefallen könnte. „Wollen wir nicht erst einen Tag klären?“, mischte sich Sora ein. „Dieses Wochenende hätte ich gesagt. Also Freitag oder Samstag … am Abend …“, meinte Mimi völlig selbstverständlich. „Gut, dann Film“, Sora klatschte in die Hände. „Was läuft denn momentan?“, fragte Hikari in die Ruhe, „ich weiß grad überhaupt nicht, welche Filme laufen“, log sie und wusste, dass die Mädchen anderes wussten. „Welchen Film hattest du denn mit Davis angeschaut? Oder hättest?“, fragte Mimi und wusste von der Flucht und Yoleis Verschwinden. „Naja … das … wollte ich … ähm …“ „Lasst uns doch ähm … was läuft? Fast and Furious? Attack on Titan? Stolz und Vorurteil und Zombies? Romanzen?“, begann Mimi aufzuzählen, „… aber ich will in keine Romanze!“ „Ich auch nicht“, bestätigte die Brillenträgerin. Die zwei übrigen sahen sich kurz an, Kari stimmte ebenso zu, während es Sora egal war.

„Ein Problem haben wir, die Filme sind ab 16“, überlegte Miyako dabei. „Dann schicken wir Daisuke, Ken, Kari, Willis und Cody eben in einen niedlichen Elfenfilm“, kicherte Mimi. Die Jüngste beugte sich zu ihr und zwickte sie in die Seite. „Das war doch nur ein Spaß“, lachte die Brünette und griff nach ihrer Hand, „wir würden dich doch nie mit den vier Jungs allein lassen.“ Sie neckten sich noch ein wenig, ehe sie weiter aßen. Sie redeten noch etwas und sprachen einige Filme durch, die sie ansehen konnten. Dann zückte Sora ihr Handy und schrieb ihre Pläne in ihre Gruppe. Die Jungen waren zwar auch auf dem Pausenhof, doch die Mädchen wollten diese unter sich verbringen. Sie lachten und bekamen auch diverse Antworten der Jungs. Natürlich gab es auch viel Schwachsinn was sie zurückschrieben. Taichi erlaubte sich einen Spaß und wollte in den Elfenfilm. Doch der kam nicht sonderlich an und am Meisten sprach Daisuke dagegen. Ken sagte lediglich zu, wie auch Joe – zwar unter Vorbehalt, doch er sagte, dass er sich eine Auszeit vom Lernen nehmen konnte.
 


 

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„Und mal wieder bist du zu spät“, beschwerte sich Mimi und stemmte ihre Hände in die Seite. Hikari seufzte und sah zu ihrem Bruder, „er ist schuld.“ „Ja-ja-ja, immer die Schuld auf mich schieben“, seufzte er und ging zu Yamato. „Hey …“, hob der Blonde seine Hand und sein Freund schlug ein. Danach umarmte er noch Sora und dann gingen sie hinein. Es war später Nachmittag und sie wollten zunächst den Film ansehen und dann noch etwas essen gehen. „Das wird so lustig, ich hab mir ein paar Bewertungen durchgelesen“, erzählte Mimi. „Ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht tun sollst … du verdirbst dir den Film“, entgegnete Koushiro. „Ja, aber ich hab doch nur ein paar allgemein gehaltene gelesen, die nichts über den Film verraten haben.“ „Sicher?“, seine Augenbraue hob sich. Die Brünette nickte aufgeregt. Sie lächelte ihren Freund liebevoll an und griff nach seiner Hand. Von diesem Anblick spürte Taichi einen Stich in seinem Herzen. Eilig wandte er sich ab und eilte zur Ausgabe der Snacks. Daisuke folgte ihm und zusammen wählten sie eine Reihe an Snacks aus. Es war faszinierend. Sora und Hikari standen hinter den Beiden und die zwei bestellten an zwei nebeneinanderliegenden Kassen. So erschall von Taichi ‚Popcorn‘ während ein paar Sekunden später von Davis das Gleiche verlangt wurde. Weiter ging es mit Gummibärchen, Chips, einer Cola und noch vielem weiteren. Taichi drehte sich dann irgendwann um, „Kari was möchtest du?“, wollte er von seiner Schwester wissen. Diese sah ihn erstaunt an, „mir reicht eine Sprite …“, lächelte sie. Dann sah sie den Blick von Daisuke, der wohl dasselbe hatte fragen wollen. Kari sah zu Sora. „Das ist gruselig“, murmelte die Rothaarige. „Ja … und es tut mir Leid, aber … ich … ich will nicht …“ „Du willst nicht deinen Bruder als Freund, das können wir ALLE nachvollziehen … lass es lieber, das endet nur in einer Tragödie“, mischte sich Mimi ein und legte einen Arm um die Jüngste. „Ganz so hart hätte ich das nicht formuliert … aber du hast recht“, stimmte die Brünette zu. „Mit was hat wer recht?“, Taichi reichte Kari ihre Limo und balancierte eine kleine Schachtel mit seinen Snacks. „Ach nichts“, lächelte Mimi süffisant und ließ sie wieder allein, um zu ihrem Freund zu gehen. Auch dieser wollte ihnen noch ein paar Snacks besorgen, wie es auch Wallace wollte. Natürlich erkundigte sich dieser Miyako, was sie denn haben wollte, doch diese schüttelte schnell den Kopf. Jetzt hatte sie es immer noch nicht geschafft mit ihm darüber zu reden, dabei hatte sie es sich fest vorgenommen. Seufzend ergab sie sich, doch zum Glück hatte Mimi alle Karten für das Kino und nachdem sie sich mit Izzy abgesprochen hatte, was sie wollte, verteilte sie diese. Sie waren dreizehn und weil das in einer kompletten Reihe blöd war, saßen sechs vorn und sieben hinten. Damit saßen vorn Takeru, Hikari, Sora, Yamato, Taichi und Wallace und hinter diesem in die andere Richtung dann Daisuke, Ken, Miyako, Mimi, Koushiro, Joe und Cody hatte somit einen Platz vor sich frei.

Davis fand es zwar schade nicht neben Hikari zu sitzen, aber zumindest saß Willis auch nicht neben ihr, wenngleich auch TK neben ihr saß. „Ich bin schon sehr gespannt“, kicherte Mimi, die sich schon sehr auf den Film freute, hatte sie doch ihren Willen bekommen und den Film auswählen dürfen. „Ich auch“, lachte Miyako. Für die Jungen war es ebenso eine gute Wahl. Willis Geschmack schien es nicht ganz getroffen zu haben, denn irgendwann vernahm Taichi neben sich ein leises Schnarchen. Verwundert sah er ihn an, dann blickte auch Yamato zu diesem. Der musste sich schon zusammenreißen, „und ich dachte, das wärst du“, schmunzelte er. Der Amerikaner hatte sie aber unbedingt begleiten wollen und daher ließen ihn die zwei Ältesten auch schlafen. Währenddessen hielt der Musiker die Hand seiner Freundin fest umfasst und ihre Finger waren miteinander verflochten. Sora, Hikari und Takeru amüsierten sich unterdessen köstlich über den Film. Sie fanden die Schauspieler etwas überzogen und auch die Schauplätze waren übertrieben. Die Situation war extrem dargestellt und somit gab es von ihrer Sicht aus viel zu lachen. Joe und Cody sahen sich still den Film an, wie es auch Koushiro wollte, jedoch wurde dieser teilweise von Mimi abgelenkt. Die Brünette hatte sich bei dem Rothaarigen untergehakt und dann hielten sie ihre Hände umschlossen. Diese unterhielt sich zwar mit Miyako, drehte sich aber auch oft zu ihrem Freund um. Yolei wollte zwar mit Ken reden, allerdings sprach Daisuke mit ihm. Doch unbemerkt hatte Miyako ihren Arm auf die Ablage zwischen ihnen gelegt, wie auch er es getan hatte. Auf diese diskrete Idee waren allerdings nicht nur sie beide gekommen. Aber Yolei freute sich, dass Ken seinen Arm nicht wegzog. Wie schön es war, diesen zu berühren, sie kicherte sehr leise. Mimi blickte fragend zu ihrer Freundin, die aber den Kopf schüttelte und wieder auf den Film deutete.
 


 

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„Der Film war toll“, lachte Mimi. Sofort stimmte ihr Miyako zu und kicherte ebenfalls. Doch Sora, Hikari und Takeru starrten sie nur ungläubig an. Die zwei schienen nicht bemerkt zu haben, was die drei festgestellt hatten, daher amüsierte es sie umso mehr. So standen sie zu dritt im Kreis und kicherten, während sie die Lobeshymnen der Mädchen hörten. Verwirrt wurden sie dabei von den anderen beobachtet. Dabei lachten die drei immer mehr, je mehr die anderen schwärmten.

„Lasst uns Essen gehen“, rief Taichi aus. „Ja, Essen“, stimmte Daisuke wild nickend mit ein und reckte dabei sogar noch die Hände in die Höhe.

Mädelstag


 

Donnerstag, 14. November
 

Lachend lehnte sich Mimi nach hinten. Diesen Tag hatte sie so herbeigesehnt. Sehnlichst hatte sie sich auf einen Shoppingtag gefreut. Und nun saßen sie hier im Shoppingcenter und tranken Kaffee. Das war eigentlich schon lustig. Dabei hatten sie noch gar nicht angefangen und waren gerade einmal von der Schule hierher gelaufen. Hausaufgaben hatten sie zu ihrem Glück nicht viele auf und selbst dann, wollten sie diese am Abend machen. Auch Hikari hielt sich leicht den Bauch und griff nach dem Strohhalm in ihrem Milchshake. „Jetzt lasst mich“, zwang Miyako die zwei, doch kicherte trotzdem leicht. „Das wirst du so schnell nicht wieder los“, schlussfolgerte Sora und trank von ihrem Kaffee. „Glaub ich auch“, nun grinste Miyako schräg und aß dann noch schnell den Rest ihres belegten Bagels auf, „also, ich dachte wir wollten einen Mädelstag zum Shoppen und nicht, um hier blöd rumzusitzen.“ „Stimmt! Ja!“, rief Mimi auf und streckte ihre Hand nach oben, sofort hatte sie sich wieder beruhigt und war Herr ihrer Gesichtsmuskeln, „ich brauche dringend was zum Anziehen.“ „Das tust du immer“, warf die Älteste ein. „Ja, aber dieses Mal … ich brauche … wartet“, sie kramte in ihrer Handtasche, „so hier“, sie zog einen Zettel heraus und faltete ihn auf, „ich brauche etwas zum Schlittschuhlaufen, das will ich unbedingt machen und dafür brauch ich ein neues Outfit mit dem ich auf dem Eis glänzen kann“, grinste die Brünette, „… dann für Weihnachten, denn sind wir ganz ehrlich … mein großer Traum … ein Date an Weihnachten“, schwärmte sie und malte sich bereits das perfekte Date mit Koushiro aus. Dass sie dabei einen kleinen Wermutstropfen verspürte, blendete sie einfach aus. „Das ist dein großer Traum?“, verwundert sah Hikari sie an. „Deiner nicht?“, Yoleis Auge weiteten sich, „wie schön es wäre, an Heiligabend mit Ken durch die Stadt zu laufen, nach einem schönen Essen, zum großen Weihnachtsbaum in der Innenstadt und die Lichter betrachten“, säuselte sie und versank in ihren Gedanken. Das schüchterte die Jüngste glatt ein wenig ein, auch sie würde sich das wünschen, doch sicher würden ihre Eltern ‚nein‘ sagen und sie würde auch nie eine Einladung bekommen. Sora kam sich dabei etwas fehl am Platz vor. Sie war die Einzige, die schon länger einen Freund hatte, zwar hatte auch sie das letzte Weihnachten allein verbracht, aber sie erhoffte sich ebenso wie ihre Freundinnen ein schönes Weihnachtsfest mit Matt. „Dann suchen wir alle doch einfach mal nach einem schönen Weihnachtsoutift und wenn nicht, dann tragen wir es wann anders“, lächelte die Rothaarige. „OH“, riss Mimi in diesem Moment die Augen auf, „ich hab eine Idee wann“, grinste sie und war mit einem Schlag ganz aufgeregt, dass sie auch ihren Zettel fallen ließ. „Und zwar?“ Mimi beugte sich nach ihrem Zettel, „nein, noch nicht“, lächelte sie und fasste sich an die Nase, „das muss ich erst noch abklären ob das machbar ist“, sie kicherte verschwörerisch und nahm sich vor, mit Izzy zu reden. „Spielverderberin“, seufzte Yolei und griff nach dem Cappuccino vor sich, „was steht noch auf der Liste?“, wollte sie wissen und trank diesen dann leer. „Ach ja“, die Brünette bügelte ihn mit der Hand glatt und sah weiter über die unnötigen Punkte, „Silvester und dann eigentlich nichts mehr … nichts wichtiges …“ „Und das müssen drei separate Outfits sein?“, hakte Hikari nochmal nach. „Natürlich.“ „Aber für Weihnachten und Silvester ist es schon noch etwas früh, meint ihr nicht?“, Miyako sah sich in dem Shopping-center um. Es hing zwar vereinzelt schon Deko, doch Stimmung war noch nicht richtig da. „Der Schnee fehlt noch, dann kommst du auch noch in Weihnachtslaune“, grinste Mimi. „Ja, aber gerade“, murrte die Brillenträgerin. „Lasst uns doch auch gleich ein paar andere Läden durchsehen und uns Inspiration für Geschenke holen“, beschloss Mimi dann noch. Die Mädchen hoben den Kopf. Dafür war es wirklich noch früh, doch gerade war noch nicht der Trubel in den Lädchen und die Sachen konnten sie auch später holen, falls sie gleich etwas fanden. „Lieber zu früh, als zu spät“, zuckte Sora mit den Schultern. „Ja, da hast du wohl recht“, gab nun auch die Lilahaarige nach.
 


 

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Nachdenklich drehte sich Mimi vor dem großen Spiegel im Gang vor den Umkleiden. „Mädels, kommt endlich raus, ich will eure Sachen sehen und ich brauch auch euer Auge“, rief sie. Weiterhin besah sie sich ihr Outfit zum Schlittschuhfahren skeptisch. Eine blickdichte rosa Strumpfhose, einen Bordeaux-farbenen Rock, ein dicker Pulli und dann würde sie noch ihren neuen grünen Mantel darüber ziehen, den sie sich vor einigen Wochen neu gekauft hatte. Endlich zogen auch die anderen Mädels ihre Vorhänge zurück, wenn Kari nicht wohl war, dass sie nur momentan nur eine Leggins an hatte und nichts darüber. „Wenn du einen Mantel drüber trägst, dann sieht dir schon niemand auf den Po“, kicherte Mimi und traf den Nagel auf den Punkt. Die Jüngste lief puterrot an und zog den Vorhang gleich wieder zu. „Ach Kari“, versuchte Sora es. „Nein, sie hat es versaut, ich will einen längeren Pulli“, murrte die Brünette in ihrer Kabine. „Den bring ich dir aber nicht“, sang die Verursacherin und zupfte an der Brillenträgerin herum. „Dann nicht!“ „Aber es sieht süß aus“, sagte Mimi erneut. Dieses Gezanke ging noch eine Weile, ehe Hikari sich doch hervor traute und Mimi ihr prompt auf den Hintern schlug und kicherte. Kari drehte sich wütend um und jagte ihre Freundin durch den halben Laden.
 

Sie probierten sich durch verschiedene Lädchen durch. Hatten letztlich ein Outfit zum Schlittschuhlaufen und eines für Weihnachten, doch weder ein Termin für das eine noch eine Verabredung für das andere stand fest. „Und für was haben wir das nun gekauft?“, wollte Hikari wissen und war immer noch verärgert über den Verlauf des Nachmittags. „Für die Möglichkeit … Und wenn nicht, also bitte, wir werden es doch wohl schaffen Schlittschuhlaufen zu gehen“, protestierte Mimi und nippte an ihrer heißen Schokolade. Sie saßen schon wieder in dem Café. „Wenn wir noch öfter herkommen, dann hätte ich gern Stammkundenrabatt“, warf Miyako ein. Ein Kichern machte die Runde. „Gut, wann sollen wir Schlittschuhlaufen?“, packte Sora die Sache an. „Solange es noch nicht schneit, wollen Daisuke und Ken noch mit Taichi trainieren, da werden sie wohl nicht mitkommen“, sprach Hikari, „zudem ist es schöner, wenn es dabei schneit“, lächelte sie verträumt. „Das stimmt.“ Sie lächelten sich fröhlich an. Die Weihnachtszeit war magisch für sie alle. Besonders Mimi erinnerte sich gern an ein Jahr zurück, als sie Palmon unter ihrem Baum gefunden hatte. Das war schön gewesen, doch nun auch schon wieder Jahre her. Auch Sora dachte gern zurück. Wenn es auch ein unglückliches Ende genommen hatte. Doch dabei war sie Yamato um so vieles näher gekommen. Bei diesem Gedanken wurde sie rot, jedoch war sie ihm zu dieser Zeit nicht so nahe gekommen. Aus ihnen war nichts geworden. Das hatte sich nun geändert. Ein verliebtes Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit. Sie liebte ihn wirklich.

„Dann können wir doch erst einmal Dezember festhalten“, fragte Miyako in die Runde und betrachtete sie. „Auf Davis kann ich zwar verzichte, aber …“, murmelte sie noch. „Das glaub ich dir“, lachte Mimi. Aber auf Tai könnte sie verzichten, dachte sich die Braunhaarige, beließ es allerdings dabei. Sie wollte ebenso Schnee wie die anderen Mädchen. Das dauerte eben noch. Ohne die dreh war es aber nicht das Gleiche und wenn sie ohne sie gingen, wäre auch Ken nicht dabei.
 

Nachdenklich rührte Miyako in ihrem Milchshake herum. Es war immer noch so komisch. Sie hatte es noch nicht geschafft mit dem Amerikaner zu reden. Irgendwie war entweder er weg oder sie und dann hatte sie keinen Mut dazu oder die anderen waren dabei. Es war immer etwas, was sie davon abhielt. Das konnte so einfach nicht weiter gehen. Sie musste das endlich klären. Aber sich mit ihm zu treffen, das erschien ihr auch falsch dafür, sie würde das lieber bei einem zufälligen Aufeinandertreffen besprechen. So fasste sie den Entschluss und nahm sich wirklich vor, dass das nächste Mal zu klären, wenn sie sich zufällig trafen.
 


 

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„Hier, seht mal, das ist doch süß“, rief Mimi und nahm sich einen Pinguin mit einer Wintermütze aus dem Regal. Sie strich über das flauschige Fell und kicherte. Er war kuschelig und sah einfach süß drein. Nachdenklich starrte sie das Stofftier an. „Der ist wirklich süß“, lächelte Hikari. „Denkst du gerade daran das Koushiro zu schenken?“, wollte Sora wissen. „Nein, der findet Stofftiere nicht gut“, schüttelte sie den Kopf. Sie wusste nicht, wie er das finden würde, doch sie wollte ihm kein Stofftier schenken. So legte sie es zurück und sah sich weiter um. Eigentlich hatte sie noch gar keine Idee, was sie dem Nerd schenken sollte und in seiner Liebe zu seinem Laptop wollte sie ihn eigentlich eher weniger unterstützen, doch sie konnte es auch nicht auslassen. Also musste sie darüber nachdenken. Vielleicht würde sie ihm doch etwas dazu schenken, aber da würde sie länger darüber nachdenken müssen.

Sora und Miyako blickten sich währenddessen in der CD Abteilung um. „Was willst du verschenken?“, wollte die Jüngere wissen. „Ich weiß nicht.“ „Eine CD?“ „Nein, er macht genug eigene Musik, da braucht er keine Musik von Fremden.“ „Was schaust du dann?“ „Keine Ahnung“, lustlos zuckte die Rothaarige mit den Schultern. Als sie allerdings eine CD in die Hand nahm, bekam auch sie eine Idee und begann zu lächeln. „Was ist jetzt los?“, Miyako rückte ihre Brille zurecht. „Ach nichts“, lächelnd schüttelte die Ältere den Kopf und damit wusste sie, was sie verschenken könnte, gut, dass Mimi das vorgeschlagen hatte, denn das würde länger brauchen. „Weißt du auch was?“, wollte sie dann von ihrer Freundin wissen. „Nein … soll ich auch für Ken etwas besorgen?“, fragte sie dann. „Wieso denn eigentlich nicht?“, grinste Mimi und trat zu ihr. „Du magst ihn doch, da ist es doch in Ordnung, wenn du das machst“, sagte auch Hikari. „Meint ihr? Schenkst du Takeru etwas? Oder du Tai?“, die Lilahaarige blickte von der Jüngsten zur Ältesten. Die Brünette lief sofort rot an und stockte sichtlich. Sie öffnete zwar ihren Mund, doch es kam nichts heraus. Sie hatte noch keine Idee was sie ihm schenken sollte. Soras Augen weiteten sich leicht, darüber hatte sie noch nicht nachgedacht. Yamato hatte sich eine Zeit lang nicht mit ihm verstanden, aber er war ihr bester Freund. Also würde sie ihm schon etwas schenken. „Keine Ahnung, vielleicht einen neuen Fußball … oder aber … ähm …“, sie überlegte, „einen Duden …“, grinste sie dann. Die Mädchen lachten auf. „Wie wäre es mit einer Zulassung für die Uni?“, kam es von Mimi. Hikari hob den Kopf und sah zu ihrer Freundin. „Es ist bald Bewerbungsschluss“, überlegte Sora, „hat er sich schon irgendwo beworben?“ Die Jüngste überlegte, sie hatte mal etwas in dieser Richtung gesehen, doch sie war sich nicht unbedingt sicher. Er hatte auch einmal etwas angedeutet, doch nie konkret etwas gesagt. Sie sollte ihn einmal fragen. „Ich weiß nicht“, antwortete sie daher.

Zukunftspläne


 

Dienstag, 19. November
 

„Es war sehr lecker, danke Frau Izumi“, lächelte Mimi und legte das Besteck zusammen auf den Teller. „Du musst dich doch nicht bedanken, Mimi, das mach ich gern. Du bist immer willkommen“, lächelte die Frau und nahm ihr den Teller weg und räumte damit den Tisch ab. Auch Koushiro erhob sich und nahm die Gläser in die Hand, um auch diese in die Küche zu räumen. Die Brünette blieb etwas missmutig sitzen, da sie eigentlich auch hatte helfen wollen, doch es war bereits alles weg. Demnach wartete sie, bis der Rothaarige fertig war und folgte ihm in sein Zimmer. Dort sah sie sich erneut neugierig um und betrachtete sein Bücherregal. Es war voller IT-Bücher. Fachbücher über Fachbücher. Sie verstand es wirklich nicht. Wie konnte er nur so viel lesen. Doch er hatte ihr schon einmal erklärt, dass er diese nicht las, sondern es Nachschlagewerke waren. „Mimi? Du bist doch nicht hier um meine Bücher anzustarren, auch nicht unbedingt, damit ich dir Mathe zeige, oder?“, wollte der Rothaarige wissen. Die Jüngere drehte sich schwungvoll um und lächelte ihren Freund an, „so halbwegs“, kicherte sie. Ihr brannten die folgenden Worte auf der Zunge. Sie konnte es einfach nicht für sich behalten. Bisher hatte sie das noch niemandem erzählt. Aber nun musste sie es ihrem engsten Vertrauten erzähle. „Ich möchte natürlich, dass du mir Mathe erklärst“, säuselte sie zuckersüß, „aber ich habe mir auch noch etwas überlegt“, strahlte sie. „Was denn?“, neugierig setzte er sich auf seinen Schreibtischstuhl und beobachtete seine Freundin. „Nun ja, wie wäre es, wenn wir zusammen Weihnachten und Silvester feiern?“ „Wir beide?“ „Nein …“, sie schüttelte den Kopf. „Wir zwölf? … oder … dreizehn?“, korrigierte er sich. Mimi kicherte erneut, „nein …“ „An wen hast du dann gedacht?“ „Nun ja … an alle Digiritter. An alle die wir kennengelernt haben.“ „Wie?“, seine Augen wurden größer. Er fand sich einen Moment einer großen Herausforderung gegenüber gestellt. „Wie hast du dir das gedacht?“, er war überfordert. „Nun ja … in der Digiwelt …“, lächelte sie. Jetzt atmete er auf, na wenigstens wollte sie nicht, dass er sie in Japan einfliegen lassen sollte. Dadurch nun doch wieder neugierig, fragte er weiter nach. Mimi begann zu erklären.

Das größte Problem bei der Sache war, dass die anderen Digiritter alte Digivice hatten und somit die Tore nicht öffnen konnten. Falls sie es also hinbekamen, dass sie zentral aus Japan aus die Tore öffnen konnten, dann könnten die Digiritter aus aller Welt in die Digiwelt reisen und auch ihre Partner wiedersehen. Dadurch könnte sie auch ganz schnell ihre Freunde aus Amerika wiedersehen – das war auch mit ein Grund, dass sie das unbedingt wollte. Aber das wäre eben jener Knackpunkt. Jedoch erschien Koushiro so, als wäre er sehr zuversichtlich, dass er das hinbekommen könnte. Er hatte alle Kontakte, angefangen bei Phil aus Amerika – durch Mimi -, über Yuehon aus China, Dingo aus Australien, Catherine aus Frankreich bis hin zu Yuri in Russland. Koushiro versprach ihr, sich um ein Programm zu bemühen, damit sie zentral alle Tore schalten könnten. Froh über seinen Optimismus nahm Mimi auf dem Bett Platz und lächelte ihren Freund an.

„Wir sollten allen dann zeitnah Bescheid geben“, überlegte Koushiro weiter. „Ja, daher bin ich auch jetzt schon damit gekommen. Wir sollten mal einen groben Entwurf dafür machen, was wir uns vorstellen. Wir haben hier immerhin verschiedene Länder und Kulturen, daher feiern auch alle unterschiedlich Weihnachten. Also an Weihnachten selbst können wir es nicht machen, daher sollten wir es vielleicht auf einige Tage danach festlegen“, erklärte Mimi. „Du hast dir ja schon viele Gedanken gemacht“, lachte der Nerd. „Aber natürlich doch“, kicherte sie, „… ich kann doch nicht mit leeren Händen zu dir kommen und dich fragen“, grinste sie. Anerkennend betrachtete er sie. Sie war eine bemerkenswerte Persönlichkeit, das stellte er immer wieder fest. „Und was hast du dir noch überlegt, wir sollten ihnen vorerst einmal Bescheid geben, damit wir einen Termin finden und ich setze mich parallel an das Programm.“ „Nun ja … also ich dachte an etwas zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Silvester … das ist Punkt eins. Dann brauchen wir einen Ort, ich würde etwas vorschlagen, wo wir übernachten können und niemanden stören … an unserem See wo wir Seadramon getroffen haben, oder noch besser bei Digitamamons Restaurant, vielleicht können wir seine Küche mitbenutzen. Er ist natürlich eingeladen“, sie verlor sich in einem Redefluss, „genauso will ich auch Leomon, Ogremon und Andromon einladen, eben alle unsere Freunde.“ „Das ist eine gute Idee, lass uns Elecmon, Sukamon und … die anderen nicht vergessen.“ „Unbedingt … aber nun noch der Punkt Verpflegung. Ich dachte mir einfach, dass jeder etwas mitbringt und so haben wir auch eine Vielfalt aus allen Ländern“, lächelte Mimi. Sie mochte ausländische Küche. „Das klingt gut, dann würde ich einfach eine Liste anfertigen, was wir alles brauchen und diese mitschicken. So kann sich jeder für etwas eintragen und mitbringen.“ „Würdest du?“, für sie klang es so, als wolle er vorgeben, was mitgebracht werden sollte, das trübte ihre Stimmung etwas. „Ich würde nur etwas planen … Wie viel wir an Essen brauchen und was wir an Trinken brauchen werden … Sie sollen selbst entscheiden, was sie mitbringen möchten … aber grundlegendes wie Alkohol oder Softdrinks …“, erklärte er sich. Wieder begann sie zu strahlen, „also du denkst, dass das eine gute Idee ist?“ Ihre Augen leuchteten vor Vorfreude. „Nein …“, lächelte er und beobachtete, wie ihr die Züge entglitten, „… es ist eine fantastische Idee.“ Ihr Blick wandelte sich und Verärgerung machte sich darin breit, „du bist ein Idiot“, schrie sie auf und langte nach dem erstbesten, was sie zu greifen bekam. So lachte er unter dem Kissen auf, welches ihn am Kopf getroffen hatte. „Nur für dich“, grinste er sie an und zuckte unter dem nächsten Kissen zusammen.
 


 

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„Ken … spiel ab“, rief Daisuke und winkte seinem Freund zu. Dieser stürmte gerade auf das Tor zu, in welchem der Torwart der Oberschule stand. Sie hatten die Erlaubnis bekommen den Sportplatz der Oberschule zu nutzen und die dazugehörigen Schüler und vor allem Fußballer, hatten auch zugesagt, dass sie mit den zwei Jüngeren trainieren würden. Taichi war im Sturm der gegnerischen Mannschaft. Er war extra hart zu den beiden Mittelschülern, daher hatten sie es auch schwer gegen ihn. Taichi war einfach ein exzellenter Spieler, das mussten sie zugeben. Der Trainer der Oberstufe war schon traurig, dass einige seiner besten Spieler die Mannschaft verlassen würden. Neben Taichi auch noch die Verteidiger und der Torwart. Er musste starken Nachwuchs finden. Daher stand auch der Trainer neben dem Feld. Ihn interessierte es, was sein Team veranstaltete. Für ihn zum Leidwesen war jedoch Ken von einer anderen Schule. Aber er erkannte wie gut die zwei Jüngeren zusammen arbeiteten und wünschte sich, dass der Schwarzhaarige an ihrer Schule war. Aber das konnte er nicht ändern. So würde er ihn jedoch bald wiedersehen, wenn sie gegen Kens Schule spielen würden. Da jedoch hoffte er, dass Daisuke dann auch gnadenlos sein würde. „He, ich will sehen, wie …“, rief er und verlangte die Aufmerksamkeit seiner Schüler, „Yamasaki, tausche mit Ichijouji“, somit spielten Tai und Ken nun in einem Team. Davis entglitten seine Gesichtszüge und nun sah er sich einer unmöglichen Aufgabe gegenübergestellt. Doch er wäre nicht er selbst, wenn er nicht für den Sieg kämpfen würde. Er war eine Kämpfernatur durch und durch, jedoch war Taichi das auch. Aber er würde nicht aufgeben. Durch den Umstand geweckt und auch durch die Hand auf seiner Schulter erwachte er aus seiner Starre. „Denen zeigen wir es“, zwinkerte Yamasaki. Zunächst überrascht betrachtete Daisuke seinen neuen Teamkollegen, doch dann grinste er, „aber immer doch“, lachte er und schlug gegen die Faust. Die zwei jungen Männer grinsten und machten sich wieder bereit für das Spiel, dann legten sie los. Yamasaki wäre noch ein Jahr dort und würde wohl der nächste Mannschaftskapitän werden. „Wir machen sie fertig“, lachte Daisuke und nahm den Ball. Gemeinsam machten sie sich daran, es Taichi und Ken zu zeigen.

Die zwei haben vielleicht nicht viel miteinander zu tun, doch Taichi und Ken waren dazu in der Lage sich auf andere einzustellen. So konnten sie auch gut zusammenarbeiten. Daisuke war da etwas steifer. Er musste mit den Menschen erst warm werden. Er kannte seine Mannschaft und seine Leute, diese hier traf er zum ersten Mal, daher war es schwierig, sich auf diese einzustellen. Doch er würde sich alle Mühe geben und war auch optimistisch, dass er, wenn er hier trainieren würde, nach kurzer Zeit mit den Leuten gut zusammenarbeiten würde. Er freute sich schon darauf und konnte es kaum erwarten. Davon so eingenommen, verpasste er einige Pässe seiner Leute. Yamasaki rief ihn schon, doch er reagierte nicht. „Ich freu mich so“, rief der Brünette stattdessen auf. „Dass wir verlieren?“, verwirrt zogen sich die Augenbrauen des anderen Stürmers zusammen. „Nein, wenn ich hier dann endlich spielen darf“, kicherte er. „Dann musst du dich aber besser konzentrieren“, schrie nun auch der Trainer. „Aber erst einmal die Abschlussprüfungen schaffen … und wenn du dabei so aufpasst, wie hier gerade … dann wird da eher weniger was draus. Du kannst dir deine Versetzung dann abschminken“, lachte Taichi. „Vergiss nicht, du musst sie auch schaffen“, lachte der

Trainer und war nicht besonders überzeugt davon, dass sein momentaner Kapitän es schaffen könnte.
 


 

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„Taichi?“, vorsichtig trat Hikari in das Zimmer ihres großen Bruders ein. Ihr Bruder war vor einer Stunde nach Hause gekommen, zuerst hatte er geduscht und sich dann erschöpft in seinem Zimmer verkrochen. „Hää??“, kam es müde vom Bett und er versuchte seinen Kopf zu heben, schaffte das aber wohl nicht ganz. Ein Kichern kam ihr über die Lippen. „Willst du mich nur auslachen oder wirklich etwas?“, murrte der Ältere. „Nein, ich … entschuldige …“, lachte sie immer noch leicht und trat zu ihm, dann setzte sie sich auf das Bett. Sie musterte ihn. Er hatte sich ein lockeres Shirt angezogen, eine Jogginghose und war Sockenlos, wohl hatte er für mehr nicht die Kraft gehabt. „Was willst du?“ „War das Training so hart?“ „Naja … es ging … aber wir haben lang gemacht und joa …“, er zuckte mit den Schultern. Seine Schwester nickte langsam. „Was willst du?“, fragte er noch einmal. „Was machst du nach der Schule?“ Taichis Augenbrauen kräuselten sich leicht, „Mittagessen …?“ Hikari seufzte. „Nein … nach den Prüfungen … der Oberschule …“ „Wieso fragst du? Haben dich Mama und Papa angestiftet mich zu fragen?“ Die Jüngere zuckte leicht zusammen, „nein … wieso fragst du?“ „Weil sie das auch schon ständig wissen wollen. Traut ihr mir überhaupt irgendwas zu?“ „Anscheinend tun sie das nicht …“ „Und du wohl auch nicht“, seufzte der Ältere. „Nein … schon … aber du hast nie etwas gesagt …“ Ein Lächeln legte sich auf Taichis Lippen, „was denkst du denn, was ich vor habe?“, er drehte sich auf die Seite und starrte sie an. So streckte sich auch Kari neben ihm aus. Dabei griff er über sich und nahm sich die Flasche. Sie lagen mit dem Kopf am Fußende und ihre Füße neben dem Kopfkissen. „Ich weiß nicht, Mama rechnet wohl schon, dass du arbeitslos endest und für ewig hier wohnen bleibst“, kicherte sie und noch mehr, als sie Taichis Gesichtsausdruck erkannte. „Na super … aber ich hab nach dir gefragt …“ Er schraubte die Flasche auf und trank. „Ich weiß nicht … Arbeitslos in einem Fußballverein“, lachte sie. „Och Kari …“, murrte er und wollte ihr die Flasche eigentlich gar nicht geben. „Ich weiß nicht, was du vor hast, ich werde mich überraschen lassen und vielleicht doch noch in die Wette einsteigen.“ „Welche Wette?“, er hob verwirrt eine Augenbraue und konnte sich nicht gedulden, bis er fertig getrunken hatte. „Naja … es kursieren schon Gerüchte über dich und alle haben ihre eigenen Theorien, sodass wir zum Spaß gesagt haben, dass wir drauf wetten“, lächelte sie und fragte sich, ob sie damit zu viel gesagt hatte. Sie hoffte wohl nicht. „Ihr seid ja gemein“, brummte der Brünette. Wieder lächelte sie, „nur bei dir und Davis …“ „Ja, das beunruhigt mich manchmal auch …“ „Du willst es wirklich nicht sagen?“, Kari stellte die Flasche weg und legte ihren Kopf auf ihre Hände. „Lass dich doch überraschen, das wäre gemein, wenn du wirklich noch mitwetten würdest“, er streckte ihr die Zunge raus. „Och menno …“

Fluchtplan

Sonntag, 24. November


 


 

Wie wild drückte Taichi auf den Knöpfen herum. Verbissen konzentrierte er sich und seine Finger verkrampften sich schon fast. Hikari war dabei viel ruhiger und drückte ihre Knöpfe mit bedacht und Kontrolle. Sie drückte nicht wahllos, sondern wendete Kombos an. Ihr Blick war dabei starr auf ihre Kämpferin gerichtet, während Taichi sich nebenzu auch noch unterhalten wollte. Doch das war sein Verhängnis und Hikari schlug ihn K.O. mit ihrer Kriegerin und ihrer Spezial-Fähigkeit. „OH NEIN … das war unfair … Das war …“ „Das war fair“, kicherte Hikari und legte den Controller auf den Tisch, „… du bist ein schlechter Verlierer“, sang sie und erhob sich. Dabei entwich ihr ein leiser Ton. Sie sah zu ihren Gästen. „Du kannst doch nicht einfach so gehen, ohne mir eine Chance auf Revanche zu lassen“, beschwerte sich der Ältere. „Keine Sorge, ich gebe an die zwei ab, die machen für mich weiter“, lächelte das Mädchen, „zudem wollte ich nur noch mal etwas zu trinken holen“, sie deutete auf die leeren Flaschen. „Ach so …“ „Wollt ihr was Bestimmtes?“, sie sah zu Takeru und dann zu den zwei Älteren, „Sauerkrautsaft oder so? Kartoffelsaft haben wir sicher auch noch“, sie blieb noch einen Moment ernst, doch als der jüngere Blonde lachte, fiel auch sie mit ein. „Wenn sie das macht, geh ich …“, brummte Yamato und sah zu Taichi, „halt sie auf.“ „Dann setz ich ihn dir vor“, lachte Takeru und lehnte sich gegen das Sofa. Der Blonde saß auf dem Boden und hatte bisher nur zugesehen, doch nun griff er nach dem Controller, „ich mach für dich die Revanche.“ Die Jüngste nickte und ging in die Küche. Aus dem Kühlschrank nahm sie sich eine Cola Light und aus der Kammer griff sie noch zwei Flaschen Wasser heraus. Bei ihrer Rückkehr saßen alle auf dem Boden und hielten Controller in den Händen. So nahm Hikari auf dem Sofa Platz und stellte die Flaschen auf den Tisch.

Sie sah den Dreien zu, wie sie nun alle aufeinander losgingen, währenddessen reichte ihr ihr Bruder einen Controller, damit sie in der nächsten Runde wieder mitspielen konnte. Vom Kampfspiel kamen sie allerdings schnell weg und wechselten zu einem Rennspiel. Sie wählten sich alle ein Auto aus und konnten dabei noch Farbei und Ausrüstung weitestgehend selbst bestimmen. Dann fanden sie sich an der Startlinie wieder, der Bildschirm dabei in vier Bereiche unterteilt. „Taichi, wieso hast du das selbe genommen, wie ich auch? Ich meine … Auto und … Farbe“, beschwerte sich Yamato und funkelte seinen besten Freund an. Dabei versuchte er herauszufinden, welches Fahrzeug er nun war. Doch er schaffte es nicht, vor allem, weil sie nun beide gleichzeitig Gas gaben. „Das war doch keine Absicht …“, kam es von dem Angesprochenen, „ich hab das genommen, was am coolsten aussah.“ „Das hast du?“, Hikari zog eine Augenbraue hoch und fuhr mit ihrem pinken Smart an die Spitze, wurde aber gleich von Takeru überholt. „Nach Leistung bist du anscheinend auch nicht gegangen, oder?“, kicherte Takeru und neckte seine beste Freundin. „Wieso? Sieht doch süß aus“, stammelte sie und überholte den Älteren wieder. Leicht niedergeschlagen kämpften sie um die Führung, während die zwei Älteren immer noch nicht wussten, wer wer war. „Fahr du mal nach rechts, dann wissen wir, wer du bist“, sprach Yamato, doch Taichi lachte. „Damit ich aus der Spur fahre und du gewinnen kannst? So nicht … Das werde ich nicht tun … mach du doch“, entgegnete der Brünette. „Ne, sicher nicht … Du hast es mir nachgemacht, also musst du testen.“ Die Diskussion ging weiter. Auch noch als Hikari und Takeru schon über die Ziellinie gefahren waren und wissen wollten, wer nun Erster war. Das würden sie aber erst sehen, wenn auch die zwei Anderen im Ziel waren. Daher beschlossen sie auch einzugreifen und diese Diskussion endlich zu beende. Sie griffen in die Steuerung ein und rissen die Cursor herum. Dabei in entgegengesetzte Richtungen. Nachdem sie sahen, wer wo landete, gaben sie auch endlich Ruhe. Zumindest was das betraf. Sie regten sich nun auf, weil die zwei Jüngeren in ihr Spiel eingegriffen hatten. Nun waren sie natürlich diejenigen, die daran schuld waren, dass sie nicht gewonnen hatten.

„Ich fordere eine Wiederholung! Ihr seid schuld!“, rief Taichi aufgebracht und schenkte sich ein. „Ja, das will ich auch“, stimmte ihm Yamato zu. „Ihr seid beide schlechte Verlierer“, stellte Takeru trocken fest. „Sind wir gar nicht“, kam es von ihnen wie aus einem Mund. „Aber zumindest seid ihr euch einig“, kicherte Hikari und drückte sich erneut durch die Auswahl und nahm wieder ihr Auto. Es stellte sich heraus, dass sie zweite geworden war, nun wollte sie es Takeru aber noch zeigen. „Nehmt nicht wieder die gleichen Fahrzeuge“, tadelte Takeru und wählte ebenfalls das gleiche Fahrzeug wie zuvor. „Wieso ich?“, kam die Frage von beiden, „er hat doch“, erschall es im Chor. Beide funkelten sich finster an. „Nimm nicht noch einmal das Auto“, knurrte Yamato. „Wieso ich? Du hast das gleiche genommen, wie ich“, zischte Taichi. „Nein, ich war schneller mit der Auswahl fertig.“ „Nein ich!“ Beide kamen sich wütend näher und drückten sich kurz darauf die Stirn aneinander. Beide drückten den anderen zurück, oder versuchten es. Hikari und Takeru musterten sie mit großen Augen. „Möchtest du einen Tee?“, fragte das Mädchen. „Lieber Popcorn … das ist spannend …“, sprach der Blonde ohne seine Miene zu verziehen. Ohne ein Wort erhob sich die Jüngere wieder und ging in die Küche. Sie holte eine Schale und eine Packung Kekse. Dabei bemerkte sie die frisch gebackenen. Ihre Augenbraue hob sich. Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit und sie griff nach einer Handvoll. Sie ähnelten den gekauften Keksen. So mischte sie alle einmal durch und ging zurück. „Hier, Kekse … Popcorn haben wir nicht“, sie stellte den Teller auf den Tisch. Tai hielt in seiner Diskussion inne. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm, „wo sind die Kekse her?“ „Küche“, antwortete sie. „Esst sie nicht“, riet er allen Anwesenden. „Das sind gekaufte“, Kari verdrehte die Augen und griff nach einem. Sie sah welche selbst gemacht waren, obwohl sie doch recht ähnlich waren. Alle beobachteten sie gespannt, als sie abbiss, kaute und schluckte und den Keks vollständig aß.
 

Daher griffen auch die anderen zu und aßen. Doch Takeru stoppte in seiner Bewegung und musterte seinen Keks. Kari konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, bemühte sich aber, es wieder zu verbergen. „Ich glaube, der war nicht mehr gut“, murmelte der Blonde. „Also meiner war gut“, verwirrt verzog Taichi sein Gesicht und hatte bereits in beiden Händen zwei neue Kekse. Er biss in den einen, kaute und biss in den anderen. Seit Gesicht verzog sich ebenso, dann aß er wieder vom ersten und den zweiten auf. „Stimmt, einer war auch nicht gut“, er dachte einen Moment nach, „warte … das … das war … das war nicht einmal Schokolade … nicht dunkle und auch nicht weiße … das war etwas ganz Anderes …“, sein Blick hob sich und er fixierte seine kleine Schwester. Dann kam es ihm, „das waren Mums Kekse“, erklärte er, „du hast uns welche untergejubelt“, sein Finger zeigte auf seine kleine Schwester die ihn unschuldig musterte. „Was? Du wolltest uns vergiften?“, theatralisch hob Takeru seine Hände und sah entgeistert zu der Jüngeren. „Ich sags ja … sie ist böse …“, murmelte Yamato und betrachtete die Kekse ganz genau, „aber was sind das für welche?“ „Mum überzieht dabei Sellerie mit weißer Schokolade und gebratene Speckwürfel mit Vollmilch und Zartbitterschokolade … Dazu macht sie aber einen süßen Teig“, Taichi graute es und es schüttelte ihn. „Das klingt … eklig“, der Musiker massierte sich die Schläfen. „Wie viele hast du da reingetan?“ „Eine Handvoll … drei?“, überlegte das Mädchen. „Iss den Dritten“, streng betrachtete der Fußballer seine Schwester. „Nein“, weigerte sie sich und verschränkte die Hände vor der Brust. „Wenn du hieraus den dritten Keks nicht isst, dann hol ich dir gern einen aus der Küche“, bei Tais Aussage sträubten sich Kari die Nackenhaare. Eigentlich hatte sie damit rechnen können, doch dass sie so schnell die Kekse herausfischen würden?

Noch ehe sie reagieren konnte, stürzte sich Takeru auf sie und hielt sie fest. Von hinten schlang er seine Arme um sie und hielt die ihren fest. „Schnell, such den Keks raus … ich halte sie fest.“ Die zwei Älteren musterten ihre jüngeren Geschwisterteile und dann sich gegenseitig. „Ich weiß nicht, ob mir das gefällt, wie du sie festhältst“, murmelte Taichi und deutete auf ihn. Takeru zuckte leicht zusammen, doch da überwand sich der Ältere und suchte nach dem Keks. Er fand ihn und rutschte zu den zweien. „Mach den Mund auf“, säuselte er. Er hielt ihr den Keks an die Lippen und sie spürte ihn an der weichen Haut, doch ihren Mund öffnete sie nicht. Um nichts zu riskieren, schüttelte sie auch nur den Kopf. Würde sie ihren Mund auch nur etwas aufmachen, würde er ihn reinschieben. „Hikari … du jubelst uns etwas unter, also musst du auch mitessen“, seine Augen verengten sich. Wieder schüttelte sie den Kopf und versuchte sich aus dem Griff des Blonden zu befreien. „Du hast mich auch vergiftet, also musst du auch büßen“, flüsterte ihr der Ältere ins Ohr, „na komm schon, Liebes … Süße … Maus …“, sang er in ihr Ohr, „mach den Mund auf …“ Wieder schüttelte sie den Kopf, wobei sie eine leichte Berührung an ihrer Wange spürte. Aber niemand sonst schien das zu bemerken, da Taichi sich zu Matt gewandt hatte. Auf dessen aufmerksamen Blick stand auch Yamato auf und tat, was Taichi sagte. Er kitzelte sie an den Seiten und tatsächlich musste Hikari lachen. Das nutzte ihr großer Bruder und schob ihr ein mundgerechtes Stück in den Mund. Hikari hustete, doch sie gab sich geschlagen, kaute und schluckte. Dabei schüttelte es sie und sie lehnte sich nach hinten an den Körper. Yamato war an seinen Platz zurück gegangen, nahm sich einen Keks und Tai nahm neben ihm Platz.
 


 

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„Wir sind wieder da“, rief Yuuko in das Wohnzimmer. „Na? Was macht ihr schönes?“, fragte Susumo und sah die Kinder an. Diese hatten einige weitere Autorennen veranstaltet, doch nach jedem Rennen artete es in einer großen Diskussion aus. Auch dieses Mal diskutierten die beiden Älteren wieder. Sie registrierten gar nicht so recht, was um sie geschah. „Hallo Mama, hallo Papa“, lächelte Kari. „Guten Tag Herr und Frau Yagami“, grüßte auch Takeru. „Hallo TK und Matt ist ja auch da“, lächelte ihre Mutter. „Ja, ich hoffe, das ist in Ordnung“, fragte Takeru sicherheitshalber nach, da es nicht so schien, als wüssten ihre Eltern Bescheid. „Doch … doch, Tai hat das schon gesagt, mach dir keine Gedanken“, war der Älteste ein. „Dann mach ich mal etwas zu Essen, ihr bleibt doch, oder?“, lachte Yuuko. Da hielten die zwei Älteren inne und sahen zum Eingang. „Aber Mama …“, wollte Tai sie aufhalten, da war sie schon in der Küche verschwunden. Alle hielten die Luft an, selbst Susumo. „Entschuldigt mich …“, damit verließ er den Raum.

„Was machen wir jetzt?“, warf Tai in die Runde. „Wieso wir? Wir müssen nicht bleiben“, erklärte Yamato. „Doch … sie hat uns gesehen und jetzt wäre es sehr unhöflich“, griff TK ein und wollte ebenso wenig bleiben. „Ich hab eine Idee“, grinste Tai. Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Du hast uns ebenso vergiften wollen, hol uns hier raus!“ Kari verzog schmollend ihren Mund. „Komm mir jetzt nicht mit irgendwelchen Ausreden … Du machst das jetzt“, lächelte er, „das schuldest du uns … außer Matt, der hat keinen gegessen, also können wir ihn hier lassen“, lachte der Ältere. „Was?“, der Größere schlug ihm auf den Hinterkopf, „dann bleibst du auch.“ „Garantiert nicht“, knurrte Tai. Hikari winkte ab und erhob sich, das würde wieder in einer Diskussion enden, darauf hatte sie keine Lust.

„Was kochst du?“, fragte sie ihre Mutter. „Ach ich weiß auch nicht. Kürbispüree mit Rosinen und dazu einen Braten gefüllt mit getrockneten Aprikosen und Spinat, dazu noch eine würzige Schokoladen-Soße“, überlegte sie und holte bereits das Fleisch aus dem Kühlschrank. Dabei bemerkte sie, dass es Filets waren. „Oder ich mach es als Rouladen …“ „Ähm …“, Hikari verzog bereits ihr Gesicht und sie wusste nicht, was ihr am meisten den Magen verdrehte. Vermutlich die Filets oder Rouladen im Zusammenhang mit der Soße. „Was ist denn Schatz?“, Yuuko lächelte ihre Tochter an. „Ähm … wir wollten später noch weggehen …“ „Ach ja? Wann denn? Dann weiß ich, wie sehr ich mich beeilen muss.“ „Du musst gar nichts machen, wir wollten auch woanders essen.“ „Ach ja? Das ist aber schade … Was wollt ihr denn machen?“ „Wir wollten zu Takeru …“ „Aber ich dachte, seine Mutter hat ihren Buchclub …“ „Ähm stimmt … ja … er wollte bei sich auch nur kurz was holen und dann wollten wir weiter.“ Neugierig musterte Yuuko ihre Tochter, „wohin wollt ihr denn dann?“ Schweiß brach auf Karis Stirn aus, sie war schlecht in sowas, wieso musste sie das nur immer wieder machen. „Karaoke … wir wollten noch zum Karaoke.“ „Am Sonntagabend?“ „Ja …“ „Aber nicht, dass es zu spät wird“, sprach ihre Mutter mahnend. „Keine Sorge …“, lächelte Kari, „nur für eine Stunde oder zwei …“ „Für vier aber etwas knapp oder nicht?“ „Ach doch, das geht schon“, winkte sie ab und lief rückwärts. „Nun gut, dann koch ich nur für euren Vater und mich … habt einen schönen Abend.“ „Danke“, rief Kari auf dem Weg zurück in das Wohnzimmer. „Danke, wofür?“, fragte TK. „Kocht sie doch nicht?“, wollte Tai hoffnungsvoll wissen. „Nein, wir gehen ins Karaoke“, erwiderte die Jüngste. „Aber ich will nicht mehr rausgehen“, jammerte der Älteste. Sofort bekam er eine Kopfnuss von drei Händen. „Ist ja gut.“ „Schnell …“, zischte Kari und lief in ihr Zimmer um ihre Tasche zu holen.

„Viel Spaß Kinder“, rief Yuuko den Kindern nach, als sie zur Haustür raus waren. Den leidenden Blick ihres Vaters hatten sie abgemildert, als sie versprochen hatten, ihm noch etwas Normales zu Essen mitzubringen. „Müssen wir jetzt unbedingt zum Karaoke?“, jammerte Tai erneut. „Nein, mir ist aber nichts besseres eigenfallen“, seufzte Kari, „wir müssen nur irgendwie ein oder zwei Stunden weg bleiben.“ „Das wäre zum Karaoke aber nicht lang“, bemerkte Takeru. „Man, dann denkt euch das nächste Mal selber was aus“, schrie Hikari die drei an und lief schneller. Das musste sie sich nicht gefallen lassen.

Weihnachtsmarkt


 

Sonntag, 01. Dezember
 

„Das ist schön“, bewunderte Sora die Beleuchtung. Ihre Augen wurden groß und freudestrahlend sah sie sich um. Es war gerade der erste Dezember, der erste Advent und sie hatten sich entschlossen auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Zwar alle, aber es konnten nicht alle kommen. Koushiro lag krank mit Fieber im Bett und Mimi wollte ihn pflegen. Diese Zeit würde sie gleich nutzen und die Feier am Ende des Monates weiter planen. Diesen Plan hatte sie erst vor wenigen Tagen mit allen besprochen. Alle Digiritter waren begeistert und so überließen sie Mimi die Planung, die allerdings jederzeit auch Sora, Kari oder Yolei oder sonst wen zu Hilfe rufen konnte, falls sie wollte. Für den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt sagten allerdings auch Daisuke und Ken ab, sie waren unterwegs und Miyako musste im Laden helfen. Takeru hatte ein Familienessen mit seiner Mutter und Joe musste wie immer lernen. Sie waren sich allerdings alle sicher, dass sich der Älteste irgendwann noch zu Tode lernen würde. Und wo Willis war, wussten sie alle nicht. Er hatte sich auf ihre Frage nicht gemeldet, vermutlich war er beschäftigt.

„Nein, ich finde das hübscher“, Kari deutete auf die Kette daneben. „Stimmt, die ist auch hübsch“, Sora lächelte. Doch ihr gefiel die Blume, auf die sie gedeutet hatte besser. Natürlich fand sie auch die Lotusblüte schön, aber ihr gefiel die orangene Dahlie einfach besser. Es waren feine, filigrane Anhänger, die Dahlie war golden und mit den farbigen Elementen. Die Lotusblüte war silbern und mit rosa Elementen. Die Lotusblüte bedeutete Reinheit und Kari gefiel sie wohl so gut, weil ihr Wappen eine Lotusblüte darstellte. Sora konnte das nur bestätigen, dass es zu der Jüngeren passte. Auch wenn Mimi die Trägerin der Reinheit war. Aber auch die Vollkommenheit wird ihr zugeschrieben. Die Dahlie sagt aus, dass die Trägerin schon vergeben ist und das war Sora und sie wollte keinesfalls etwas daran ändern. Verliebt betrachtete sie den Anhänger, dann richtete sie sich wieder auf. „Lass uns weiter gehen, wir können nicht gleich am dritten Stand so lange stehen bleiben, wir haben noch viel vor uns“, lächelte Sora. „Ja, ich will auch noch nach einem Weihnachtsgeschenk suche“, stimmte Kari zu. Die Jungen hatten die Mädchen beobachtet und Yamato war Soras Blick nicht entgangen, so entschuldigte er sich kurz. Er wusste wie wichtig ihr Blumen waren, auch wenn sie sich oft mit ihrer Mutter gestritten hatte, so hatte sie sich oft genug ihrem Willen auch ergeben und sich mit dem Ikebana beschäftigt. Immerhin hatte ihre Mutter einen Blumenladen, in welchem Sora auch oft viel Zeit verbracht hatte, zumindest früher, jetzt war es anders. Taichi sah zu seinem Freund zurück, dann musterte er den Jüngsten. „Wollen wir schon mit den Mädchen mit?“ „Ja, bevor wir sie verlieren“, nickte Cody und ging bereits los.
 


 

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Endlich hatte Hikari das gefunden, was sie gesucht hatte. Sie wusste sofort, als sie es gesehen hatte, dass das das Geschenk war, das sie brauchte. Es war einfach perfekt. Perfekt für Takeru. Auf ihrem Gesicht machte sich ein Lächeln breit, das würde ihm sicherlich gefallen, allerdings brauchte sie dazu auch noch etwas dazu. Sie nahm die gläserne Feder in die Hand und drehte sie in dieser. Sie war gezwirbelt und hatte eine schöne Spitze. „Die ist schön“, Sora beugte sich über die Schulter der Jüngeren. „Ui … gehst du jetzt unter die Schreiber?“, lachte Taichi. „Nein“, sie schüttelte den Kopf. „Die wird ihm sicher gefallen“, Yamato wusste sofort was los war. „Meinst du?“, fragte das Mädchen und auf sein Nicken lächelte sie. „Na dann bin ich ja froh.“ „Er wird sich sicher freuen und sie immer benutzen“, stimmte auch Cody zu. Der griff nach einem Glas mit Tusche und reichte es Kari, „hier, die solltest du dazu nehmen.“ Die Angesprochene sah von der gelben Feder auf, die auch einige verlaufene, rosa Punkte auf sich hatte und musterte die azurblaue Tinte. „Ja, die ist schön“, nickte Hikari und sah zu dem Standbesitzer, dieser verstand und nahm das Geld von der jungen Frau entgegen. Der Standbesitzer nahm ihr das Schmuckstück ab und packte es in eine passende Verpackung. Es sah aus, als wäre es ein ganz normales Stiftetui mit nur einem Stift. Doch wenn er diese Schachtel öffnen würde, dann würde er die Feder sehen, das war einfach perfekt. Das Tuscheglas packte er in eine Tüte, damit nichts passieren konnte, dann reichte er beides wieder Hikari, die es sorgsam in ihre Tasche packte. „Lasst uns weiter gehen, es gibt noch viel zu sehen“, lächelte sie die anderen an. „Nein, erstmal was zum Aufwärmen“, beschloss Taichi und ging zu dem nächsten Stand los, an dem es Punsch und Glühwein gab. Er bestellte bereits eine Runde und sich auch eine Waffel. Als die anderen zu ihm traten, bekam er diese bereits in die Hand gedrückt, doch jeder zupfte sich eine Ecke ab. Hikari reicht auch Cody etwas – obwohl er das gar nicht wollte. Verdutzt starrte Taichi auf die verbliebene Ecke und dann in die Runde. Schmollend biss er hinein. „Du isst doch genug“, murmelte Yamato und aß seine Ecke. „Wenn du noch Hunger hast, dann macht dir Mama sicher auch noch etwas zu Essen, sobald wir wieder zuhause sind“, kicherte Hikari. „Das wird sicher besser sein, als diese Waffel“, stimmte Sora mit ein, wenn auch nur vorsichtig. „Ihr seid gemein, wisst ihr das?“ „Das liegt im Auge des Betrachters“, kommentiert Cody und biss von der Waffel ab.

„Stimmt … Ihr seid gemein und schuldet mir alle eine Waffel“, finster musterte Taichi alle umstehenden und deutete nacheinander auf sie. „Tun wir nicht“, weigerte sich Matt. Sora kuschelte sich an ihren Freund, „dazu müsstest du das netter sagen“, lächelte sie. „Oder du musst Mum überreden etwas essbares zu kochen.“ „Ne, das hat sie letzte Woche auch nicht hinbekommen … Dad war grün im Gesicht gewesen“, den Fußballer schüttelte es bei dem Gedanken. „Wirklich?“, Sora verzog ihr Gesicht, sie konnte das nicht glauben. „Doch war er“, stimmte auch Kari zu, worüber sie wirklich froh war, dass sie sich hatten rausreden können. „Kann ich mir vorstellen“, bei der Vorstellung verzog Yamato ebenso sein Gesicht, fast hätte er das auch essen müssen. „Ihr solltet eure Mutter nicht immer so schlecht reden …“, überlegte Sora, diese hatte immer das Glück gehabt, dass Hikari etwas gemacht hatte. Sie erinnerte sich nicht, dass sie schon mal je etwas von Yuuko gegessen hatte. „Wir reden sie ja nicht schlecht, nur wissen wir nicht, ob das Kochbuch etwas ändert, das wir ihr zu Weihnachten schenken werden“, überlegte Taichi. „Hört sich aber so an.“ Sie wärmten sich mit dem Punsch auf und bestellten sich auch noch einmal zwei Waffeln, damit Taichi auch zufrieden war.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Leise summend hatte sich Hikari bei Taichi untergehakt. Sie ging noch etwas über den Weihnachtsmarkt. Für ihre Mutter hatten sie noch zusätzlich ein Backbuch geholt, für Taichi wusste Hikari jetzt auch schon ein Geschenk. Es war schön, nicht dem üblichen Weihnachtsstress verfallen zu müssen und bereits am ersten Dezember alles zu haben, auch wenn es sehr früh war. Egal, sie freute sich. Als sie etwas Kaltes auf ihrem Gesicht spürte, blieb sie stehen. Ihr Kopf hob sich und bei einem Blick in den Himmel, sah sie kleine, feine Schneeflocken niederrieseln. Ihre Lippen wandelten sich zu einem Lächeln und sie drückte sich etwas enger an Taichi. Dieser sah sie zuerst verwirrt an, folgte dann aber ihrem Blick und sah auch die weißen Flocken. „Was habt ihr denn?“, fragte Yamato und vergrub seine Hände in seinen Jackentaschen. Ebenso wandte sich Sora um und betrachtete die Geschwister. Cody hatte gleich bemerkt, was los war. Der Junge war wieder einmal sehr still, doch er war mit ihnen gegangen. Auch wenn sein größter Bezug vielleicht Takeru war, so verstand er sich auch mit den anderen. Doch bei den Älteren war es auch einfach so, dass sie schon länger eine Gruppe waren. Sie waren ein eingespieltes Team und verstanden sich. Doch Cody mochte sie alle. „Hey Cody … hallo, kommst du?“, fragte Taichi wiederholt. Der Jüngste war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie die anderen weiter gegangen waren. „Was? Ja, natürlich“, antwortete er und lief schnell weiter, um wieder zu ihnen aufzuschließen. Kari lächelte ihn freundlich wie immer an. „Alles in Ordnung?“, fragte sie daher nach. „Ja, alles bestens, ich war nur abgelenkt“, nickte er. „Wieso? Hast du auch die Schneeflocken angesehen?“, Kari hob unter dem Laufen wieder den Kopf, Taichi führte sie, da machte sie sich keine Sorgen, „ich mag es, wenn es schneit“, freute sich die Brünette. „Ich auch. Es wird ruhiger. Durch den Schnee wirkt es unschuldig und die ganze Landschaft liegt darunter im Schlaf“, stimmte er ihr zu. Auch die anderen hatte mit einem Ohr zugehört. Sora musste ihm zustimmen, auch wenn ihr der Herbst lieber war. Sie hatte nichts gegen den Schnee, doch im Winter konnte sie draußen kein Tennis spielen. Und im Sommer war es dafür zu warm. Der Herbst erstrahlte dahingegen in wunderschönen Farben und war für sie einfach angenehmer als der Frühling. Taichi und Yamato schweiften ebenso in Gedanken ab.

„Du kommst doch noch mit … Wir wollen noch etwas essen gehen“, wollte Hikari von dem Jüngeren wissen. Sie hatten kurz zuvor beim Anblick der Schneeflocken beschlossen in einem kleinen Café noch etwas essen zu gehen, dort war ein kleiner Wintergarten, wo sie den Schnee noch weiter beobachten konnten. „Ja, sehr gern“, lächelte Cody, „aber ich darf nicht zu spät sein, sonst macht sich mein Großvater sorgen.“ „Kein Problem, wir übernehmen die volle Verantwortung“, grinste Tai. „Das willst du bei meinem Großvater nicht, der macht dich fertig“, lachte Cody auf einmal auf und zog damit alle Blicke auf sich. „Ach ja? Wieso denn?“, erstaunt musterte der Fußballer ihn. „Er bringt mir Kendo bei.“ Taichis Augen weiteten sich leicht. Dann schluckte er schwer. „Das wäre dann wohl wirklich nicht so gut. Aber wir bleiben auch nicht zu lange, also musst du dir deswegen keine Sorgen machen“, lächelte Sora und trat dankend an Yamato vorbei, der ihr die Tür öffnete. Cody folgte den Älteren. „Es ist aber schön, dass du auch Zeit gefunden hast, mit uns zu kommen“, sprach die Orangehaarige weiter und setzte sich an einen freien Tisch im Wintergarten. Hikari hingegen war schon wieder von den Schneeflocken gefangen. Sie fielen vom Himmel und landeten auf dem Glas. Dabei schienen sie von dem Licht aus dem Raum her zu leuchten. Es war bereits dunkel geworden und durch das Glas sahen die Schneeflocken wie kleine leuchtende Lichter aus. So konnte sich die Brünette zunächst gar nicht auf die Karte konzentrieren, sondern beobachtete das treiben vor dem Fenster. „He, Kari … such mal aus, damit wir bestellen können, ich verhungere“, trieb ihr Bruder sie an. Diese zuckte dabei glatt zusammen, doch da lachten auch schon die anderen los. „Wieso? Du kannst keine fünf Minuten auf dein Essen warten? Oder zumindest fünf Minuten länger?“, grinste Yamato frech. „Wieso? Wenn ich in diesen fünf Minuten verhungern könnte, dann wäre niemand mehr froh. Oder denkst du, das kann innerhalb von fünf Minuten nicht passieren?“, empörte sich der Ältere. „Ach was redest du denn da? Natürlich verhungerst du nicht in den nächsten fünf Minuten, das wäre doch total bescheuert“, schüttelte Sora den Kopf und verzog dabei ihr Gesicht, „also reiß dich zusammen.“ „Was ist denn mit dir los? Bist du jetzt böse?“, wollte Taichi von seiner besten Freundin wissen. „Nein, aber sie ist jetzt deine Mutter“, kicherte Hikari. Dabei wurden alle Augen größer. „Er? Mein Sohn? Aber sonst geht’s dir noch gut“, brachte Matt gerade so noch heraus. Als wären die vergangenen Ereignisse nicht schon genug, musste Kari nun auch noch so etwas sagen. Dabei wusste sie doch genau was zwischen ihnen vorgefallen war. Auch wenn sie sich vertragen hatten, diese Gedanken hatte der Blonde immer noch im Hinterkopf. Das wurde er eben nicht so schnell los, was man auch tat. Auch Taichi reagierte seltsam und war von diesem Ausspruch wohl wenig begeistert, einzig Sora dachte sich nichts dabei und war leicht empört – aber aus Spaß. „Er ist älter als ich, also Hikari, hast du dir das überhaupt gut überlegt?“, die Ältere musterte die kleine Schwester Taichis nachdenklich. „Natürlich, Mama“, zwinkerte sie. „Ach deswegen“, lachte Sora, „trotzdem seid ihr mir zu alt.“ „Schade, aber ich hätte es ja versuchen können.“
 


 

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Leise summend hatte sich Hikari bei Taichi untergehakt. Sie ging noch etwas über den Weihnachtsmarkt. Für ihre Mutter hatten sie noch zusätzlich ein Backbuch geholt, für Taichi wusste Hikari jetzt auch schon ein Geschenk. Es war schön, nicht dem üblichen Weihnachtsstress verfallen zu müssen und bereits am ersten Dezember alles zu haben, auch wenn es sehr früh war. Egal, sie freute sich. Als sie etwas Kaltes auf ihrem Gesicht spürte, blieb sie stehen. Ihr Kopf hob sich und bei einem Blick in den Himmel, sah sie kleine, feine Schneeflocken niederrieseln. Ihre Lippen wandelten sich zu einem Lächeln und sie drückte sich etwas enger an Taichi. Dieser sah sie zuerst verwirrt an, folgte dann aber ihrem Blick und sah auch die weißen Flocken. „Was habt ihr denn?“, fragte Yamato und vergrub seine Hände in seinen Jackentaschen. Ebenso wandte sich Sora um und betrachtete die Geschwister. Cody hatte gleich bemerkt, was los war. Der Junge war wieder einmal sehr still, doch er war mit ihnen gegangen. Auch wenn sein größter Bezug vielleicht Takeru war, so verstand er sich auch mit den anderen. Doch bei den Älteren war es auch einfach so, dass sie schon länger eine Gruppe waren. Sie waren ein eingespieltes Team und verstanden sich. Doch Cody mochte sie alle. „Hey Cody … hallo, kommst du?“, fragte Taichi wiederholt. Der Jüngste war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie die anderen weiter gegangen waren. „Was? Ja, natürlich“, antwortete er und lief schnell weiter, um wieder zu ihnen aufzuschließen. Kari lächelte ihn freundlich wie immer an. „Alles in Ordnung?“, fragte sie daher nach. „Ja, alles bestens, ich war nur abgelenkt“, nickte er. „Wieso? Hast du auch die Schneeflocken angesehen?“, Kari hob unter dem Laufen wieder den Kopf, Taichi führte sie, da machte sie sich keine Sorgen, „ich mag es, wenn es schneit“, freute sich die Brünette. „Ich auch. Es wird ruhiger. Durch den Schnee wirkt es unschuldig und die ganze Landschaft liegt darunter im Schlaf“, stimmte er ihr zu. Auch die anderen hatte mit einem Ohr zugehört. Sora musste ihm zustimmen, auch wenn ihr der Herbst lieber war. Sie hatte nichts gegen den Schnee, doch im Winter konnte sie draußen kein Tennis spielen. Und im Sommer war es dafür zu warm. Der Herbst erstrahlte dahingegen in wunderschönen Farben und war für sie einfach angenehmer als der Frühling. Taichi und Yamato schweiften ebenso in Gedanken ab.

„Du kommst doch noch mit … Wir wollen noch etwas essen gehen“, wollte Hikari von dem Jüngeren wissen. Sie hatten kurz zuvor beim Anblick der Schneeflocken beschlossen in einem kleinen Café noch etwas essen zu gehen, dort war ein kleiner Wintergarten, wo sie den Schnee noch weiter beobachten konnten. „Ja, sehr gern“, lächelte Cody, „aber ich darf nicht zu spät sein, sonst macht sich mein Großvater sorgen.“ „Kein Problem, wir übernehmen die volle Verantwortung“, grinste Tai. „Das willst du bei meinem Großvater nicht, der macht dich fertig“, lachte Cody auf einmal auf und zog damit alle Blicke auf sich. „Ach ja? Wieso denn?“, erstaunt musterte der Fußballer ihn. „Er bringt mir Kendo bei.“ Taichis Augen weiteten sich leicht. Dann schluckte er schwer. „Das wäre dann wohl wirklich nicht so gut. Aber wir bleiben auch nicht zu lange, also musst du dir deswegen keine Sorgen machen“, lächelte Sora und trat dankend an Yamato vorbei, der ihr die Tür öffnete. Cody folgte den Älteren. „Es ist aber schön, dass du auch Zeit gefunden hast, mit uns zu kommen“, sprach die Orangehaarige weiter und setzte sich an einen freien Tisch im Wintergarten. Hikari hingegen war schon wieder von den Schneeflocken gefangen. Sie fielen vom Himmel und landeten auf dem Glas. Dabei schienen sie von dem Licht aus dem Raum her zu leuchten. Es war bereits dunkel geworden und durch das Glas sahen die Schneeflocken wie kleine leuchtende Lichter aus. So konnte sich die Brünette zunächst gar nicht auf die Karte konzentrieren, sondern beobachtete das treiben vor dem Fenster. „He, Kari … such mal aus, damit wir bestellen können, ich verhungere“, trieb ihr Bruder sie an. Diese zuckte dabei glatt zusammen, doch da lachten auch schon die anderen los. „Wieso? Du kannst keine fünf Minuten auf dein Essen warten? Oder zumindest fünf Minuten länger?“, grinste Yamato frech. „Wieso? Wenn ich in diesen fünf Minuten verhungern könnte, dann wäre niemand mehr froh. Oder denkst du, das kann innerhalb von fünf Minuten nicht passieren?“, empörte sich der Ältere. „Ach was redest du denn da? Natürlich verhungerst du nicht in den nächsten fünf Minuten, das wäre doch total bescheuert“, schüttelte Sora den Kopf und verzog dabei ihr Gesicht, „also reiß dich zusammen.“ „Was ist denn mit dir los? Bist du jetzt böse?“, wollte Taichi von seiner besten Freundin wissen. „Nein, aber sie ist jetzt deine Mutter“, kicherte Hikari. Dabei wurden alle Augen größer. „Er? Mein Sohn? Aber sonst geht’s dir noch gut“, brachte Matt gerade so noch heraus. Als wären die vergangenen Ereignisse nicht schon genug, musste Kari nun auch noch so etwas sagen. Dabei wusste sie doch genau was zwischen ihnen vorgefallen war. Auch wenn sie sich vertragen hatten, diese Gedanken hatte der Blonde immer noch im Hinterkopf. Das wurde er eben nicht so schnell los, was man auch tat. Auch Taichi reagierte seltsam und war von diesem Ausspruch wohl wenig begeistert, einzig Sora dachte sich nichts dabei und war leicht empört – aber aus Spaß. „Er ist älter als ich, also Hikari, hast du dir das überhaupt gut überlegt?“, die Ältere musterte die kleine Schwester Taichis nachdenklich. „Natürlich, Mama“, zwinkerte sie. „Ach deswegen“, lachte Sora, „trotzdem seid ihr mir zu alt.“ „Schade, aber ich hätte es ja versuchen können.“

Auf dem Eis

Samstag, 07. Dezember


 

Mimi ließ ihren Blick über die Eisfläche schweifen. Sie wollten hier heute Spaß haben, doch die Brünette hatte noch einen ganz anderen Plan. Sie wollte, dass Miyako und Ken zusammen laufen konnten, dafür würde sie sorgen. Koushiro musste sich noch etwas schonen, er war zwar wieder gesund und auf den Beinen und in der Schule gewesen, doch er sollte sich nicht überanstrengen. Er war sowieso nicht die große Sportskanone und so wollte er auch nicht groß fahren. Jedoch hatte sie ihn trotzdem dazu gebracht, dass er sich zumindest etwas bewegte. Auch Joe hatte sie dazu verdonnert, die zwei jungen Männer zogen sich gerade auch die Schlittschuhe über, sie war schon fertig und stand neben dem Eingang. Taichi und Yamato waren bereits auf dem Eis und vergnügten sich. Wobei sich eher Taichi vergnügte, er ärgerte den Jüngeren und stieß ihn immer wieder an. Dieser wurde langsam immer genervter davon. Daisuke gesellte sich kurz darauf zu ihnen und Willis und Ken folgten ihm. „Nun komm schon, Ken“, rief Davis alle fünf Minuten, „du bist zu langsam … los Cody, du auch“, der Brünette blieb stehen und winkte dem Jüngsten zu. Mimi wartete, bis alle Jungen auf dem Eis waren, die Mädchen wollten ihr gerade folgen, als Mimi sich zu ihnen wand. „Mädels … angetreten“, befahl die Brünette und Sora und Hikari traten zu ihr und hielten vor ihr, dabei legten sie ihre Hände ausgestreckt an ihre Stirn, „ja, Kommandantin“, kam es im Chor von den Zweien. Yolei musterte die zwei verwirrt. Mimi hatte sie bereits eingeweiht, ihr hatte sie allerdings nichts gesagt. Die Brünette sah zu der Brillenträgerin, „hab deinen Spaß“, lächelte sie ihr zu. „Was?“, verwirrt erwiderte die Angesprochene den Blick. „Na los, geh schon, hab Spaß“, lächelte auch Sora und nahm ihre Hand in die ihre. Hikari trat hinter sie und schob sie leicht nach vorn auf den Eingang zu. Immer noch verwirrt ließ die Lilahaarige das zu und gab schließlich nach. Doch als sie die Jungen erblickte, war sie leicht verunsichert. Sie saßen so auf einem Haufen und sie traute sich gar nicht zu ihnen zu fahren. Eigentlich hatte sie kein Problem damit, doch sie würde gern mit Ken zusammen laufen, aber ihn vor allen zu fragen? Daher lief sie auch zunächst alleine etwas herum. Dabei beobachtete sie auch Joe, der sich am Rand der Eisfläche entlang hangelte.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Also, was ist dein Befehl?“, kicherte Sora. „Wir werden alles uns mögliche machen, Kommandantin“, lachte auch Hikari. Mimi wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Auch sie fand das amüsant, wenn sie es auch ins Leben gerufen hatte, doch sie wollte auch ernst sein. „Benehmt euch.“ „Jawohl!“, riefen die zwei jungen Frauen aus und richteten ihre Haltung. Doch kurz darauf kicherten sie wieder los. „Nun gut …“, Mimi hob ihren Finger, damit die anderen zwei auch wirklich aufpassten, „wir müssen dafür sorgen, dass Yolei mit Ken alleine fahren kann.“ „Jawohl!“ „Und dazu müssen wir Willis davon abhalten ihr zu nah zu kommen.“ „Jawohl!“ „Also kann ich mich auf euch verlassen?“ „Jawohl!“ „Können wir das schaffen?“ „Jawohl!“ „Falscher Spruch“, lachte Mimi auf und ging auf den Eingang zum Eis zu, „also los, wir müssen die Jungs auseinander treiben und Yolei die Chance geben auf Ken zuzugehen.“ Mimi hatte sofort erkannt, dass die Lilahaarige sich nicht traute. „Also los“, befahl sie und zeigte mit dem Finger nach vorn. Die beiden Mädchen nickten und gingen an ihr vorbei auf das Eis. Mimi folgte ihnen langsam, ging jedoch zu Joe und zog ihn von dem Geländer weg. „Hee, Mimi … lass das“, protestierte er, doch er merkte, dass sie ihn führte. „Koushiro … hilf mir“, rief sie dem Rothaarigen zu. Dieser zuckte überrascht zusammen, lief aber gleich los und trat an Joes andere Seite. „Was macht ihr denn?“, wollte er wissen und sah dabei besonders zu Mimi. „Er soll sich nicht am Rand entlanghangeln, er soll laufen“, protestierte das Mädchen. „Hab ich eigentlich auch eine Meinung?“, jammerte der Brillenträger und wurde wieder übergangen. Sie zogen ihn einfach mit sich.

Somit waren diese zwei schon beschäftigt. Doch Taichi blieb das nicht verborgen und zähneknirschend sah er dem Trio zu. Yamato war neben ihm und sah ebenfalls in die Richtung. „Du hast es versaut, find dich damit ab oder vertrag dich wieder mit ihr“, murrte er und schlug ihm in die Seite. „He“, beschwerte sich der Braunhaarige und wollte nach seinem besten Freund greifen, dieser fuhr jedoch etwas weiter. So verfolgte Taichi ihn bald. Yamato wollte nun zwar nicht fangen spielen, doch ihn nervte es, wenn Taichi immer Trübsal wegen Mimi blies. Das war auch nicht gut und wenn er etwas für Mimi empfand, dann musste er einfach wieder mit ihr reden. So fuhren die zwei Mädchen zu dem Rest und fingen an mit ihnen zu reden, so schaffte es Yolei nach einiger Zeit sich zu nähern. Mit roten Wangen fuhr sie zu dem Schwarzhaarigen, der Daisuke zuhörte. „Du … Ken …?“, fragte sie leise und zog auch den Blick von Davis auf sich. „Was willst du?“, gab dieser bissig von sich, „ich erklär ihm gerade etwas.“ „Trotzdem musst du mich nicht so anschnauzen“, wurde nun auch Miyako plötzlich bissig. „Ach, das hast du doch nicht anders verdient und bist es doch auch gar nicht anders gewohnt“, kam es erneut von dem jungen Anführer. „Du meinst wohl, dass du es nicht anders gewohnt bist … du streitest dich doch ständig mit deiner Schwester“, schrie Miyako und zog einige Aufmerksamkeit auf sich. „Na und? Was geht dich das an, gar nichts und jetzt verschwinde“, Daisuke wollte ausholen, doch dabei rutschte er mit den Schlittschuhen auseinander und fand sich kurz darauf auf dem Hintern wieder. Miyako blinzelte kurz, dann lachte sie auf und musste sich zwingen wieder ruhig zu werden. „Ja, jetzt lachst du“, knurrte der Brünette. „Was wolltest du denn?“, fragte dann der Schwarzhaarige verwundert. Das Mädchen ob den Kopf und wurde sofort wieder verlegen. Sie vergrub ihr Kinn in ihrem dicken Schal und sah schüchtern auf, „ähm … wollen … willst … willst du mit mir zusammen ein wenig … laufen?“, sie senkte ihren Kopf. Ihre Wangen waren wieder gerötet. Zunächst blinzelte Davis ungläubig, dann grinste er wieder frech, „du denkst doch nicht, dass mit dir jemand fahren will.“ „Laufen“, korrigierte ihn Yolei und streckte ihm die Zunge raus. Ken schmunzelte darüber und wandte sich zu dem Mädchen um, dass er so lieb gewonnen hatte, „lass uns zusammen laufen“, sagte er zu ihr. Die Lilahaarige sah wieder zu ihm und lächelte dann, wobei sie auch verlegener wurde. „Was? Aber … Ken …“, stotterte Davis und streckte seine Hand nach ihm aus. Hilflos musste er mit ansehen, wie Ken die Ältere mit sich führte und sie los liefen – zu zweit. Doch da kam ihm ein Gedanke, dann könnte er doch auch mit Hikari laufen. Zusammen unter dem Sternenhimmel und vielleicht würde es bald noch schneien. Er wusste, dass die Brünette Schnee mochte. Sein Blick ging in den Himmel, dieser war momentan frei, vielleicht also doch kein Schnee. Aber die Eisbahn war wunderschön beleuchtet und es war gar nicht so viel los, wie sie erwartet hatten. Er rappelte sich wieder auf die Beine und suchte sein Mädchen. Als er sie gefunden hatte, fuhr sie gerade an ihm vorbei.
 

Die zwei Mädchen wussten nicht so recht, was sie machen sollten. Wie sollten sie Willis oder auch die anderen davon abhalten, dass sie Yolei und Ken nicht stören würden? So liefen sie einige Kreise und stellten fest, dass die zwei ganz von allein zueinander gefunden hatten. Hikari war dadurch auch etwas leichter ums Herz, wenn sie sich auch noch etwas bedrückt fühlte. Es war einfach nicht fair. Da erblickten sie aber einen Blondschopf, der gefährlich auf das junge Paar – wenn es auch noch kein Paar war – zulief. Die jungen Frauen tauschten einen Blick. „Was machen wir?“, wollte Hikari wissen. „Ich weiß nicht, wie hat sich Mimi das vorgestellt?“ „Keine Ahnung.“ „Augen zu und los?“, kam der Vorschlag vorsichtig von Sora. „Ähm … was?“ „Nimm meine Hand“, Sora streckte ihre Hand nach der Jüngeren aus. Dieser schien ein Licht aufzugehen und sie merkte, dass ihr Outfit wohl falsch gewählt war. Doch sie ergriff die Hand und ließ sich erst mitziehen, dann machte sie mit. Noch immer lag ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen, doch Kari wollte mithelfen. So stürmten die zwei jungen Frauen ungehalten auf den Mann vor ihnen los. „Vorsicht“, riefen sie noch aus, damit es so aussah, als wäre es keine Absicht. Dann rissen sie den Blonden mit sich auf das Eis. „Autsch“, riefen alle drei aus. Die Mädchen rieben sich die schmerzenden Stellen. Auch wenn sie darauf vorbereitet waren, so hatten sie sich doch auf dem rauen Eis aufgekratzt. Leicht missmutig nahm Hikari wahr, dass sie sich tatsächlich die Strumpfhose aufgerissen hatte.

„Was macht ihr denn?“, hörten sie da eine ihnen bekannte Stimme. Die zwei Frauen sahen auf und mussten feststellen, dass sie den falschen erwischt hatten. „T-Takeru“, stotterte Hikari erschrocken. „Ja …“, er rieb sich seine schmerzende Lende, „… wieso fahrt ihr Leute über den Haufen?“ „Falsch … wir haben nur dich über den Haufen gefahren“, korrigierte Sora und streckte sich, ihre Schultern schmerzten. „Aber wieso?“ „Äh …“, die Mädchen sahen sich an und überlegten. „Das ist … weil …“, begann Hikari langsam. Sie hatte Takeru ansatzweise davon erzählt, aber nicht alles. „Hikari … sieh“, flüsterte Sora und stieß sie in die Seite. Die Brünette sah auf und erkannte, wie Willis auf die Lilahaarige zuhielt. „Ja …“, gab die Jüngere von sich, da wurde sie von Sora auf die Füße gezogen. „Entschuldige Takeru …“, rief die Brünette dem Blonden noch zu. „Was?“, er sah verwirrt auf und ihnen hinterher. „Es tut mir Leid“, widerholte sie und konzentrierte sich. „Und stopp.“ Bevor eines der Mädchen reagieren konnte, wurde Sora von der Jüngsten weggerissen und diese fuhr allein weiter. Erschrocken riss Hikari den Kopf herum und sah zu ihrer Freundin zurück. „Sora!“
 

„Gut und jetzt erklärst du mir, warum ihr meinen Bruder über den Haufen gefahren habt?“, Yamatos Augenbraue zog sich in die Höhe. „Ähm … das ist … weil …“ „Ja? Ich höre“, der Blonde verschränkte seine Arme vor der Brust. „Sora“, rief Hikari erneut über die Fläche. Die Orangehaarige drehte sich nach ihr um und erkannte, wie diese gerade Willis in die Arme fuhr. „Entschuldige, ich erklär es dir gleich“, sie griff kurz nach Yamato und tätschelte seine Arme, dann fuhr sie los. Doch dieses Mal wollte sie vor den zwei am Boden liegenden stehen bleiben. „Sora.“ Die Angesprochene sah sich noch einmal nach ihrem Freund um, „gleich!“ Dabei verlor sie das Gleichgewicht und fiel ebenfalls auf das Eis und rutschte in die zwei hinein. Eigentlich hatten diese sich gerade wieder aufrichten wollen. „Au“, kam es über Karis Lippen. Durch den Aufprall Soras, war sie wieder auf dem Eis gelandet, dabei war sie auf Willis geflogen und lag quer mit ihrer Brust über seiner Mitte. Sora wiederum lag auf ihr. „Alles in Ordnung bei euch?“, wollte der Blonde wissen. „Ich weiß nicht so recht“, antwortete die Älteste in dem Haufen. „Ich auch nicht“, jammerte Hikari. Dabei hoffte sie, dass ihr Rock nicht allzu weit hochgerutscht war. Sie fühlte allerdings einen kühlen Luftzug an ihren Beinen.

Mit großen Augen sah Mimi den Haufen an. Joe konnte mittlerweile gut alleine laufen und so war sie mit Koushiro allein unterwegs. „Komm mit“, sie zog leicht an ihm und zusammen gingen sie zu den drei am Boden liegenden. Auch Taichi und Yamato waren zu ihnen gekommen. „Alles in Ordnung?“, wollte Mimi wissen. So hatte sie das nicht geplant gehabt, doch eigentlich war das eine gute Idee gewesen. Besser hätte sie das auch nicht hinbekommen. Und Miyako und Ken konnten alleine laufen. Ihnen schien auch gar nicht aufgefallen zu sein, was hier passiert war. Taichi hatte sich zu ihnen hinunter gebeugt. „Kari, was machst du denn? Sonst fährst du auch nicht in andere Leute hinein“, seufzend schüttelte er den Kopf und nachdem Yamato seiner Freundin auf die Schlittschuhe geholfen hatte, tat es Taichi mit Hikari. „Ich konnte nicht bremsen“, gab sie von sich und sah bedrückt zur Seite, dabei richtete sie ihren Rock und sah zu Willis, „entschuldige bitte.“ „Ach was“, grinste der Blonde, „wenigstens bist du weich gelandet.“ Mittlerweile waren auch Daisuke und Takeru bei ihnen angekommen. Doch der Brünette knurrte leise. „Sie sollte auf mir landen“, kam es zischend über seine Lippen. Nachdenklich wandte sich Takeru zu ihm und sah dann wieder zu Kari, „das hätte dir besser gefallen, dann bräuchtest du blonde Haare“, lachte er. Schließlich war er kurz zuvor auch über den Haufen gefahren worden. „Ich mach eine kleine Pause“, erklärte die Brünette lächelnd und löste sich von ihrem Bruder, dann lief sie zum Ausgang. Seufzend setzte sich die Jüngste auf eine Bank außerhalb der Eisfläche.
 

„Also … ich bekomme eine Erklärung“, erinnerte Yamato seine Freundin. Diese sah ihn an, „ähm … ja … das war … weil … wir … ähm …“, stotterte die Orangehaarige. „Geht das auch ohne stottern?“, wollte er wissen. „Ich glaube nicht“, lächelte sie schräg, „das ist eine Mädchensache.“ Skeptisch verzog der Musiker seinen Mund, „na gut …“

„Soso … über den Haufen fahren, das ist ja schon was …“, Takeru setzte sich zu Hikari auf die Bank. Diese sah müde auf, „ja, ich hätte mir was anderes anziehen sollen“, seufzte sie. „Ja, das war wohl wirklich keine gute Idee“, lachte der Blonde. Kari senkte den Blick und sah wieder den Stoff der Strumpfhose an. Mehrere kleine Löcher und Laufmaschen fand sie. Aber es war keine großartige gewesen.

Mimi war mit Koushiro weiter an die Seite gefahren. „Hast du dir das so vorgestellt?“, wollte der Rothaarige wissen. „Nein, nicht im geringsten, aber es war eine schöne Show“, kicherte die Brünette, „aber ich hoffe, sie haben sich nicht wehgetan.“ Als der Ältere mit Fieber im Bett gelegen war, hatte sie ihm davon erzählt. Sie vertraute Koushiro. Er war ihr bester Freund und ihr fester Freund. Eine wichtige Bezugsperson. Er hatte ihr auch versprochen, dass er nichts verraten würde. Doch irgendwie war der Rothaarige auch leicht verstimmt. Das hier schien Mimi wichtiger zu sein, als Zeit mit ihm zu verbringen und das, obwohl sie gerade Zeit mit ihm verbrachte.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Schon den gesamten Abend schwebe Miyako auf Wolke sieben. Sie hatte sich tatsächlich getraut Ken zu fragen und das vor Davis. Auch wenn dieser sie gereizt hatte. Sie fühlte sich toll, auch wenn sie dadurch um sich herum alles vergessen hatte. Alles um sie herum registrierte sie gar nicht mehr wirklich. „Es ist wirklich schön“, flüsterte sie verschüchtert, während sie die bunten Lichter ansah, die sich auf dem Eis spiegelten. „Ja, unter dem Sternenhimmel auf dem Eis zu fahren, war eine tolle Idee“, stimmte er ihr zu und lächelte vor sich hin. Ken freute sich, dass sie zu ihm gekommen war. Dass sie mit ihm zusammen fahren wollte. Doch was Daisuke schon wieder sagen musste, das war wirklich unpassend, aber er freute sich, dass Willis sie am heutigen Abend in Ruhe gelassen hatte. „Es ist schön mit dir auf dem Eis.“

Schöne Zeiten


 

Dienstag, 11. Dezember
 


 

Nachdenklich beobachtete Koushiro Mimi. Sie passte im Unterricht ungewohnt gut auf. Sie war nun keine schlechte Schülerin, das wollte er wirklich nicht sagen, doch sie meldete sich öfter als sonst. Dabei war sie irgendwie verändert. Etwas war mit ihr los, doch er konnte nicht wirklich sagen, was es war. Er war einfach zu schlecht. Er sollte Menschen besser deuten können. Weiterhin grübelnd bemerkte er gar nicht, wie er immer wieder aufgerufen wurde. Doch leise Zurufe retteten ihn. Und diese kamen gerade von Mimi. So überstand er den Tag doch er war immer noch in Gedanken versunken. „Koushiro, was ist denn mit dir los?“, wollte das Mädchen wissen. Verwirrt sah er auf und in die goldbraunen Augen der Jüngeren. „Nichts, wieso?“ „Naja … wir haben aus und du sitzt immer noch da …“, sie deutete auf den Tisch, auf dem noch alle seine Sachen lagen. „Oh …“, er begann langsam seine Sachen zusammen zu packen und überlegte weiter. Eigentlich stimmte es nicht, dass nichts war, aber wie sollte er ihr das sagen? „Na komm, wir wollten doch noch zusammen Essen und in den Park“, trieb sie ihn an.
 


 

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Dick in ihre Jacke gepackt saß Mimi in dem kleinen versteckten Pavillon im Park. Das war immer ein Ort für Koushiro und sie gewesen. Selbst jetzt im Winter war es noch schön hier. Der Schnee hatte es nicht auf die Bank geschafft. Zum einen war er recht zugewachsen und zum anderen hielt das Dach den Schnee zurück. Seufzend kuschelte sie sich enger an ihren Freund und genoss das Gefühl der Sicherheit. Wenn es auch nicht so ausgeprägt war, aber ihr war Koushiro sehr wichtig. Die Brünette schloss die Augen und gab sich dem Gefühl weiter hin.

„Mimi?“, durchbrach seine Stimme die Stille. Durch den gefallenen Schnee erschien die Umgebung ruhig und es war seltsam diese Stille zu stören. Allerdings wollte Koushiro das klären. „Mh?“, brachte sie hervor und hörte aufmerksam zu, was er wollte. „Ich möchte dich etwas Wichtiges fragen.“ „Was denn?“, verwundert hob sie den Kopf und sah neugierig zu ihm. Solch einen Gesprächsanfang kannte sie von ihm gar nicht. Nachdenklich musterte Koushiro sie wieder. Wie sollte er nur beginnen? Das war schwierig. „Was willst du denn wissen?“, hakte sie nach und wollte nicht länger auf die Folter gespannt werden. „Was ist mit dir los?“, wollte er wissen. „Was meinst du? Nichts, wieso denn auch? Was sollte denn sein?“, verwirrt zog sie ihre Augenbrauen hoch. Koushiro verzog unglücklich seinen Mund, dabei stach es ihm auch im Herzen. Irgendwas war nicht richtig. Das hatte er sich eigentlich schon lange gedacht, doch er hatte nichts sagen wollen. Immerhin war das alles was er je gewollt hatte. Er liebte Mimi. Sie war ihm das wichtigste auf der Welt. Aber vielleicht war auch das der Grund, warum er das nicht machen sollte.

„Koushiro … was ist los? Kou …“, sprach sie leise und eindringlich. Dabei streckte sie sich leicht. Sie legte ihre Hände auf die des Älteren und wollte ihm in die Augen sehen, doch dieser wich leicht ihrem Blick aus. Er musste seinen Mut fassen. Irgendwo versteckte sich dieser in ihm. Er konnte nicht völlig ohne Mut auf diese Welt gekommen sein. „Was empfindest du für mich?“, wollte er daher geradeheraus wissen. Der Rothaarige erhob sich und atmete tief durch, dann drehte er sich um und fixierte sie festen Blickes. Das musste er nun machen. Er wollte es wissen. „Was?“, entgegnete Mimi mit zitternder Stimme leise. Mit großen Augen sah sie auf und konnte nicht verhindern, dass ihre Hände ebenso zitterten. Sie lehnte sich wieder zurück und ihr wurde mit zugleich warm und kalt. Vor solch einer Frage hatte sie sich all die Wochen gefürchtet. Sie hatte gehofft, dass sie nie kommen würde. Noch bevor sie zu sehen waren, spürte Mimi die Tränen in ihren Augen brennen. „Ich möchte wissen, was du für mich empfindest“, kam es mit fester Stimme von Koushiro. Dabei konnte er beobachten wie die Unterlippe seiner Freundin zu zittern begann. Auch sah er den Glanz in ihren Augen. Seufzend ließ er den Kopf sinken. Eigentlich war das Antwort genug. Er verstand, wie er Mimi zu deuten hatte, wenn sie nicht sprach. Ihr fehlten kaum die Worte, doch nun taten sie es. Das konnte nur heißen, dass sie ihm nichts sagen konnte, was ihm gefallen würde. Sie würde ihn nicht anlügen, dafür war er ihr zu wichtig, das wusste er auch. „Ist gut“, brachte er über seine Lippen, doch nun war auch seine Stimme nicht mehr die stärkste. Zuerst senkte Mimi ebenso den Kopf, sie biss sich auf die Unterlippe, dann hob sie erschrocken wieder den Kopf. „Aber Kou …“, gab sie fast tonlos von sich. Die Tränen lösten sich aus ihren Augen und verschwommen nahm sie den jungen Mann vor sich wahr. Als sie schluchzte, riss nicht nur ihn das aus seinen Gedanken, auch Mimi schreckte hoch und war prompt auf den Beinen. Sie stürzte zu dem Rothaarigen und krallte sich in dessen Jacke, „… Kou …“, bat sie. Kurz schloss er die Augen und spürte in seinen eigenen Augen die Tränen. Dann öffnete er sie wieder und sah in die von Mimi. „Lüg mich nicht an“, ein Schluchzen konnte er unterdrücken, „bitte sag es mir …“, verlangte er. Dabei fasste er nach ihren Armen und wandte nicht den Blick ab. Er sah ihr direkt in die Augen und wollte eine Antwort. Er brauchte sie nicht unbedingt, doch er wollte es aus ihrem Mund hören. Sie sollte es sagen, denn eher musste sie es selbst hören, da war er sich sicher. „Ich …“, begann sie unsicher, „… ich hab dich lieb …“, sprach sie leise, „… ich liebe dich auch … aber nicht … nicht …“ „Nicht auf diese Art“, beendete er. Sie nickte und schluchzte erneut auf. Ihr Körper wurde geschüttelt und sofort schlang Koushiro seine Arme um sie. Weinend drückte sie sich an ihn und er wiederum zog sie enger an sich. Beide klammerten sich aneinander, denn sie wussten, was passieren würde, wenn sie es taten. So ließen sie einander nicht los, es fiel beiden einfach viel zu schwer.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Schluchzend saß Mimi auf dem Boden. Sie hatte sich nicht mehr auf den Füßen halten können. Doch Koushiro war mit ihr auf den Boden gesunken, er wollte sie nicht loslassen. „Bitte lass mich nicht allein“, bat Mimi immer noch unter Tränen. Es war einige Zeit vergangen, die Sonne neigte sich bereits und es wurde kühler. Der Rothaarige zog sie enger an sich, „das werde ich nicht“, flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. „Es tut mir so leid“, entschuldigte sie sich, „es war dumm von mir“, weinend vergrub sie ihr Gesicht an seiner Jacke. „Ganz ruhig …“, sanft strich er über ihren Rücken, „du musst dich für nichts entschuldigen.“ „Doch … ich habe dich zu einer Beziehung gedrängt und das … das obwohl … obwohl ich wusste, dass meine Gefühle nicht dafür reichten … und du …“ „Ich liebe dich, Mimi“, lächelte Koushiro und drückte sie von sich, „ich liebe dich auch wenn du etwas anderes willst! Ich möchte, dass du glücklich bist“, flüsterte er. Verwundert sah sie zu ihm auf und konnte nur weiter schluchzen. Sie verstand nicht recht. Doch ihr Freund lächelte sie an, „ich möchte, dass wir wieder beste Freunde sind … so wie früher, dass wir uns alles erzählen.“ Sie sah sein Lächeln, doch er weinte auch weiter. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach ihm aus. Selbst noch weinend legte sie ihre Hand an seine Wange und wischte ihm die Tränen weg, doch es kamen wieder neue. „Was willst du damit sagen?“, ängstlich legte sie ihren Kopf schräg. „Lass uns wieder einfach Freunde sein“, sprach er. Für den Nerd war es schwer, das zu sagen. Es fiel ihm nicht leicht. Er wollte sie natürlich weiter bei sich haben und würden sie nur wieder Freunde sein, dann würde er sie wieder frei geben. Doch es ging nicht anders. So konnte sie nicht glücklich sein und so wäre er am Ende auch nicht mehr glücklich. Sie sollten es beenden, bevor es noch schlimmer werden würde. „Aber dann lässt du mich ja allein“, beschwerte sich die Jüngere und schlug ihm gegen die Brust.

Betrübt ließ Koushiro das zu und beobachtete die Jüngere dabei, wie sie auf ihn einschlug. Sie tat es nicht fest, doch verzweifelt. Er spürte, wie sie davor Angst hatte allein gelassen zu werden. Aber was war es, dass ihr solche Angst machte? „Mimi“, flüsterte er und weinend lehnte sie sich gegen seine Brust und erneut legte er seine Arme um sie. „Ich verlasse dich doch nicht … nicht auf diese Weise, ich werde immer noch für dich da sein. Aber nur solange du das auch willst“, lächelte er und strich ihr wieder über den Rücken. „Nein“, sie schüttelte an seiner Brust den Kopf, „du darfst mich nie verlassen. Du bist mein bester Freund. Ich will dich nicht hergeben“, wimmerte sie, „ich liebe dich.“ Lächelnd bedachte er sie und schob sie erneut von sich, dabei legte er eine Hand unter ihr Kinn, „ich liebe dich auch und deswegen will ich, dass du glücklich wirst … das kannst du mit mir nicht.“ Die Brünette stockte und schluckte schwer, „… aber wieso nicht? Wieso kann ich mit dir nicht glücklich werden? Das wäre schön“, sprach sie hoffnungsvoll. Seufzend strich ihr der Ältere einige Strähnen aus dem Gesicht, „es wäre schön … aber nicht richtig“, lächelte er traurig. Koushiro spürte, dass mehr hinter alledem steckte und er bemerkte – jeder Blinde konnte es bemerken – dass es mit Taichi zu tun hatte. In welchem Ausmaß das war, wusste er nicht, doch etwas war anders zwischen ihnen. Und er war sich sicher, dass da mehr war. „Ich bin immer für dich da und du kannst mir wirklich alles erzählen“, wiederholte er. „Wenn ich nur könnte.“

„Sei nicht mehr traurig … wir hatten doch eine schöne Zeit und auch wenn wir nur wieder beste Freunde sind, ... heißt das doch nicht, dass wir keine mehr haben werden. Wir werden weiterhin Zeit miteinander verbringen. Du wirst mir immer wichtig sein, egal was passiert“, erklärte Koushiro. Schniefend sah das Mädchen zu ihm auf, „… aber Kou … ich … es …“ „Entschuldige dich nicht mehr“, er beugte sich zu ihr und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, in den er alle Liebe gab, die er für sie aufbrachte. „Aber du sagst das so leicht, dass ich nicht mehr traurig sein soll“, schluchzte sie wieder, „wie kannst du trotzdem so lieb sein, obwohl ich so gemein zu dir war?“ Izzy seufzte und legte ihre Hände auf ihre Wangen, „es ist gut … ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmt, ich hätte es ausschlagen können.“ „Ach Kou …“, wieder vergrub sie ihr Gesicht. „Mimi, hör auf zu weinen. Sei wieder das starke Mädchen, dass ich kenne.“ Schniefend blickte sie auf. „Kann ich das wieder?“ „Da bin ich mir ganz sicher, du kannst wieder die werden, die du warst. Aber du wirst nie wieder die gleiche sein, die du jemals warst“, sprach er aus und erkannte, wie verwirrt sie war. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Mimi, die Ereignisse, die Dinge, die wir erleben, als das prägt uns und wir werden zu dem, zu was sie uns machen. Wir können immer wir selbst sein, doch wir werden von allem gezeichnet und werden uns stetig verändern. Du kannst wieder die starke Frau werden, die du wirst, doch das, was du erlebt hast, in Amerika oder was zwischen uns passiert ist, das wird in deinen Gedanken hängen bleiben. Es verändert dich, doch im Grunde kannst du immer noch – immer wieder – diese starke Person sein und werden. Auch wenn du einmal der Schwäche verfällst“, erklärte er und hoffte, ihr zu helfen. Denn es fühlte sich nicht mehr an, als wäre das wirklich die Mimi. Er wollte nicht die Mimi von früher zurück, doch sie sollte zu ihrer alten Stärke finden. Nachdenklich bedachte sie ihn, nickte dann aber langsam, „ich versuchs, wenn du bei mir bleibst.“ „Immer!“

Regentag

Samstag, 14. Dezember


 

„Mensch, da seid ihr ja endlich“, seufzte Sora und sah zu den letzten beiden Gestalten. „Wir haben schon ungeduldig auf euch gewartet“, atmete Joe auf. Jetzt fühlte sich der Älteste besser, zuvor war er sich so verantwortlich vorgekommen, doch nachdem nun auch Koushiro und Mimi da waren, würde es hoffentlich besser werden. Die zwei ließen verwundert ihre Blicke schweifen. Ihre Freunde musterten sie erwartungsvoll. „Was ist denn?“, Mimi zog ihre Augenbrauen kraus. Leicht verwirrt war sie, was ihre Freunde ihnen an Aufmerksamkeit schenkten. Eigentlich wollte die Brünette nur einen schönen Abend mit allen verbringen. Doch gerade wirkte es so, als erwarteten sie etwas von ihnen beiden. „Nichts …“, Sora schüttelte ihren Kopf. „Es ist nur verwunderlich, dass ihr beide zu spät seid“, Takeru zuckte mit den Schultern. „Das kommt halt mal vor“, verwirrt sah auch Koushiro ihre Freunde an. „Aber bei einem Pärchen lässt das immer einige Schlüsse zu“, murrte Taichi, er saß mit dem Rücken zu ihnen und hatte sich für seine Aussage nicht einmal umgedreht, „… einfach immer zu vögeln … zu jeder Zeit … eigentlich müsstest du glücklicher aussehen, Izzy. Du gehörst jetzt zu den Männern, die es immer bekommen, wann sie es wollen.“

„Taichi“, zischte Hikari und trat mit dem Fuß nach ihm. Wieso musste er auch immer so unpassend sein. Wenn er Mimi schon so wehgetan hatte, dann sollte er sie nun wenigstens glücklich eine Beziehung haben lassen. Immerhin stand das der Brünetten zu. Sie sollte glücklich sein, wenn es das war, was sie wollte. Wenn sie Koushiro wollte, dann sollte es so sein. So sah das auch Sora. Sie konnte es auch nicht verstehen, weshalb Tai so gegen diese Beziehung war, aber es fühlte sich seltsam an. Sie spürte, dass Tai wohl etwas mehr für sie empfand. Das war wie eine innere Eingebung. Doch Mimi war nun einmal mit Izzy zusammen. Und sie wollte nur, dass ihre Freundin glücklich war, doch auch ihr bester Freund sollte glücklich sein. Aber sie konnte nichts machen. Das mussten die zwei mit sich ausmachen, sie mussten selber wissen wie sie beide glücklich sein konnten.

Bei Taichis Aussage jedoch verkrampfte sich Koushiro und Mimi schluckte schwer. Sie spürte Tränen in ihren Augen. Mit keinem Menschen hatte sie darüber geredet. Sie hatte es niemandem sagen wollen. Es war, als könnte sie niemandem mehr vertrauen, als wäre da nur Koushiro. Er war der Einzige, der immer für sie da sein würde. Sie liebte ihn dafür, wenn es auch nicht die Art Liebe war, die für eine Beziehung reichte. Aber sie liebte ihn. Sie wollte ihn glücklich sehen. Daher würde sie auch immer für ihn da sein, so wie er es für sie war. Manchmal glaubte sie, sie verdiente ihn nicht. Er war immer so gut zu ihr und sie hatte ihn dazu missbraucht. Sie hätte ihn nicht dazu bringen dürfen. Das hatte er nicht verdient und Michael hatte es auch nicht verdient. Beide hatte sie zum Freund gemacht, damit sie nicht so einsam war. Weil sie glaubte, dass es über ihre verletzte Liebe helfen würde. Doch das verletzte sie nun. Sie suchte von selbst nach der Hand des Älteren, drückte diese kurz und sah kurz zu ihm hoch. Dann drehte sie sich um und verließ das Restaurant durch den Eingang. Mit dem Schließen der Tür rollte auch die erste Träne über ihre Wange.
 

Schnaufend stemmte Mimi die Hände in die Seite und rang um Ruhe. Sie atmete tief durch und blieb unter dem Vordach stehen. Es regnete und natürlich hatte sie ihren Schirm drinnen liegen lassen, doch dahin wollte sie gerade nicht zurück. So starrte sie in den Regen und den gegenüberliegenden Park. Ihre Tränen flossen, wie die Tropfen vom Himmel fielen. Unablässig. Ihr Mund verzog sich und um nichts in der Welt wollte sie aufschluchzen. Sie wollte sich nicht auch noch diese Blöße geben. Langsam lief sie hin und her und schlang ihre Arme um den Oberkörper. Ihre Jacke hatte sie in aller Übereile auch vergessen. Leicht frierend wollte sie aber erst zur Ruhe kommen, ehe sie wieder hinein ging. Dabei wischte sie sich immer wieder die Tränen von der Wange. Mimi wusste selber nicht, wieso sie so weinte. Wieso verletzte Taichi sie immer wieder so? Das war nicht fair. Er war immer gemein zu ihr, nicht genug, dass er sie verletzt hatte, nun musste er auch noch so etwas sagen. Deutlich spürte sie den Schmerz und hoffte, dass Koushiro kam. Sie hatte keine Lust mehr auf das Essen oder auf Taichi. Sie wollte nur noch weg.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Besorgt sah Koushiro Mimi nach. Auch an ihm war das von Taichi gesagte nicht so einfach vorbei gegangen. Nur langsam realisierte er, was gerade passiert war. Was wirklich gesagt wurde und das Mimi den Raum verlassen hatte. „Was hat sie denn?“, Daisuke hatte während des Gesprächs die Karte durchsucht und gar nicht auf die Umgebung geachtet. „Wieso ist sie jetzt raus gestürmt?“, kam auch von Yolei. Sora hatte sich bereits erhoben und musterte Koushiro. „Taichi, das war gemein“, richtete sie an den Älteren. „Aber er könnte seine Freundin auch verteidigen, wenn es ihr so an die Nieren geht“, entgegnete dieser. Auch ihn schmerzte diese Aussage, doch er versteckte sich hinter seinen herzlosen Aussagen. Er wollte nicht sehen, wie glücklich sie waren. So hatte es ihm beim Schlittschuhlaufen gereicht und auch in den Pausen. Diese hatten sie in den letzten paar Tagen zu zweit verbracht. Tai wollte sich nicht vorstellen, wie die zwei miteinander schliefen. Er wusste, wie sich Mimi anfühlte, wie sie sich anhörte, wenn das ganze auch hinter einem dichten Nebel aus Alkohol lag. Zwar hatte er sich Sora vorgestellt, aber er wusste, dass Mimi sich so anhörte.

„Izzy, du … was ist mit ihr los?“, fragend wandte sich Sora an den Nerd. Sie war drauf und dran Mimi zu folgen, wollte aber erst von ihm wissen, was eigentlich mit ihrer besten Freundin los war. Koushiro drehte sich zu der Orangehaarigen, „ihr geht es grad nicht so gut.“ „Weshalb denn?“, mischte sich auch Hikari besorgt ein. Dadurch, dass sie nicht mit Mimi geredet hatten, hatten sie das gar nicht bemerkt. Infolge dessen überkam die Mädchen auch ein mulmiges Gefühl und ein schlechtes noch dazu. Wieso hatte Mimi auch nicht gesagt, dass es ihr schlecht ging? „Wir haben uns getrennt“, murmelte Izzy und zuckte mit den Schultern. Sie hatten natürlich keine große Sache draus machen wollen, doch Izzy zwang sich möglichst gleichgültig zu klingen, weil er nicht zeigen wollte, wie schwer ihm das eigentlich fiel. Er liebte Mimi noch und so war es besonders schwer für ihn. Doch ihm war wichtiger für die junge Frau da zu sein und ihr beizustehen. Er wollte sie nicht sich selbst überlassen, wenn sie jemanden brauchte. Und wenn sie nicht mit den anderen Mädchen darüber reden wollte, dann wäre er für sie da und würde sich alles anhören, wie es schon immer der Fall gewesen war.
 

Nun war Taichi doch leicht interessiert, aber er ließ sich nichts anmerken. „Das klingt ja traurig“, sprach er gespielt mitleidig, „entschuldigt mich, ich geh mal aufs Klo …“ Damit erhob sich Tai und ging an dem Rothaarigen vorbei. Besorgt sah Koushiro ihm nach und spürte eine plötzliche Unsicherheit.
 


 

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Tatsächlich wollte Taichi auf die Toilette. Er hatte kein Interesse weitere Details zu hören, doch dass anscheinend Schluss sei zwischen den Zweien, das überraschte ihn. Das hätte er Mimi nicht zugetraut. Sie schien doch so glücklich. Bei dem Gedanken stach es ihm im Herz. Was war das nur für ein Chaos überall? Doch als er gerade seine Hand auf die Türklinke legte, wanderte sein Blick zur Eingangstür des Restaurants. Das schlechte Gewissen breitete sich in ihm weiter aus. Es ging ihm nicht aus dem Sinn, dass er mit daran Schuld war – also an der Trennung. Ihm war ganz klar, was er angestellt hatte. Er sah in den Innenraum, seine Freunde konnten weder die Tür zur Toilette noch den Ausgang sehen. Daher ließ er die Hand sinken und ging zum Eingang. Da stellte sich ihm eine innere Sperre in den Weg und er fragte sich erneut: war das richtig? Sollte er das? Aber er musste. Er wollte nach ihr sehen. Mit höchster Vorsicht öffnete er die Tür und trat ins Freie. Das Restaurant wurde von einem kleinen Vordach umzäunt. Unter diesem vermutete er die Jüngere, schließlich hatte sie keinen Schirm bei sich, außer sie hatte ihn versteckt. An der Hausecke entdeckte er sie auch. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Doch er hörte neben dem stetigen Regen ein Schniefen. Die Autos ganz im Hintergrund blendete er vollkommen aus. Auch alles andere nahm er nicht war, mit einem Schlag sah er nur noch die Brünette. Sie nahm sein volles Sein ein. Sein Herz machte einen Hüpfer und seine Atmung ging stockend erregt. Er wollte sie, doch er hatte ihr große Schmerzen zugefügt. Kurz biss er sich auf die Unterlippe, dann konzentrierte sich Tai wieder auf das Wesentliche.

„Mimi?“, sprach er sie leise an. Das Mädchen vor ihm zuckte sichtbar zusammen. Er sah, wie sie eilig mit ihren Händen wischte, dass sie wohl ihre Tränen vom Gesicht entfernte. Die Brünette fing sich kurz, „was willst du?“, fragte sie trocken und drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung. Das fehlte ihr gerade noch. Wieso kam er jetzt zu ihr? Warum ausgerechnet er? Hatte er noch nicht genug? „Ich …“, ihr Tonfall schreckte ihn zurück und so verstummte er gleich wieder. Mimi drehte sich unterdessen ganz zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre verlaufene Wimperntusche war dabei nicht zu übersehen und auch ihre geröteten Augen und Wangen. Ihre Haare waren leicht zerzaust und ihre Unterlippe aufgebissen, auf dieser biss sie auch wieder herum. „Was willst du?“, kam es verärgert von der jungen Frau. Sie wollte, dass er wieder ging, „willst du dich wieder über mich lustig machen? Bitte verschon mich … Ich kann es nicht mehr hören“, murmelte sie gequält und spürte erneut die Tränen in den Augen. Dazu kroch schon die Kälte des Winters in ihre Knochen und sie wollte jetzt nur wieder in ihr Bett. Ihr Verhalten verletzte Taichi. Das zehrte an seinem Selbstbewusstsein. Sie war verletzt und er erkannte die Tränen in ihren Augen. „Es … es tut mir Leid“, murmelte er und senkte den Kopf, dabei grub er seine Hände tief in die Hosentaschen. Erstaunt weiteten sich Mimis Augen und sie konnte den Blick nicht abwenden, dabei kullerten aber wieder einige Tränen über seine Wangen. „Ich wollte das nicht …“, flüsterte er weiter, „nicht so … das war …“ „Ein Fehler, ich weiß“, knurrte sie wütend und wandte sich nun doch ab. „Aber du musst mir glauben, es tut mir wirklich leid“, bat er sie. „Nein“, unterbrach Mimi, „würde es dir Leid tun, würdest du nicht sechs Monate danach kommen und dich entschuldigen … du hättest dich gleich entschuldigt … dann könnte ich dir auch verzeihen.“ Finster funkelte die Brünette Tai an und verspürte nur wieder Frust. „Was? …“, der Fußballer hob den Kopf, seine Stimme war plötzlich ganz leise. „Für eine Entschuldigung bist du wirklich spät dran“, hängte sie noch an und musterte ihn abfällig, während sie ihn nur verschwommen wahrnahm. Innerlich wurde ihr trotzdem etwas leichter, dass er nicht zu ihr gegangen war, um sie weiter zu verspotten. Er hatte sich sogar bei ihr entschuldigt. Aber sechs Monate war eine lange Zeit.
 

„Mimi …“ Eine dritte Stimme riss die Zwei aus den Gedanken und Taichi fuhr herum. Koushiro hatte ihre Sachen geholt und hatte Mimi und sich bei ihren Freunden entschuldigt. Aber er hat auch nicht gedacht, dass Taichi hier draußen war. Der Nerd konnte sich nicht vorstellen, was die zwei beschäftigte, immerhin hatten sie die letzten Wochen kaum ein Wort gewechselt. Jetzt schien es allerdings, als hätten sie miteinander geredet. Leicht verwirrt trat er näher, dabei irrte sein Blick immer wieder zu Taichi, wobei er Mimi fixierte. „Du erkältest dich noch“, murmelte der Rothaarige und hielt seiner besten Freundin ihre Jacke hin. Zögerlich nickte Mimi und schlüpfte hinein, sie nahm ihm den Schal noch ab und wickelte ihn um den Hals. „Alles in Ordnung?“, Koushiro sah zu Taichi, dieser erwiderte den Blick und nickte schließlich. Der Fußballer verstand nicht, wenn sie sich getrennt hatten, wieso sie noch so viel Zeit miteinander verbrachten. Bisher hatte er es kaum erlebt, dass zwei Ex noch miteinander redeten. Aber bei ihnen war es wohl anders. Es war, als hinge Mimi immer noch sehr an ihm, dabei hatte sie doch Schluss gemacht, oder nicht? „Was starrst du uns jetzt so an?“, wollte Mimi wohl etwas gereizt wissen. Erschrocken zuckte Tai zusammen, „nichts … hab mich nur gefragt, wer Schluss gemacht hat?“ Die Zwei gegenüber blickten den Brünetten seltsam an. „Das ist doch nicht wichtig“, antworteten sie im Chor. Für Mimi war es dieses Mal auch egal, schließlich war der Nerd nach wie vor ihr bester Freund. Taichi beobachtete die Zwei. Dabei fiel ihm auf, dass sich Izzy irgendwie kleiner als sonst machte. Anschließend kam dem Ältesten hier die überraschende Vermutung, dass ihr Computergenie sich von ihr getrennt hatte. Während das noch in seinem Kopf herum ging, bemerkte er kaum, wie die zwei sich verabschiedeten und gingen. Nachdenklich sah er ihnen nach. Mimi hakte sich bei Koushiro unter, der den Schirm über sie hielt. Dabei legte sie ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.

„Mimi …“, flüsterte Taichi für sie nicht mehr hörbar.

Weihnachtsfeier


 

Freitag, 20. Dezember
 

Oh Himmel war sie aufgeregt. Nervös trat Hikari von einem Fuß auf den anderen. Sie war schon länger im Chor, doch ihre Eltern hatten sie noch nie singen gehört. Zuhause mied sie es, zudem war bei ihrem ersten Auftritt niemand dagewesen und beim zweiten war sie selbst krank im Bett gelegen. Doch jetzt … und das auch noch zu Weihnachten. Yoko und Yuri musterten sie amüsiert und traten zu dem Mädchen. „Keine Sorge, wenn du schief singst, dann singen wir umso lauter“, munterte sie der Junge auf. „Was?“, lachte das Mädchen und pikste ihn in die Seite, „wenn du lauter singst, rennen alle weg.“ „Also echt … wenn das der Fall wäre, wie hab ich dann die Hauptrolle im Theaterstück bekommen?“ Sie verzog das Gesicht, „weil ausgelost wurde, du Dummkopf!“ Kari beobachtete das hin und her der zwei und begann zu kichern. Und das Kichern wurde zu einem Lachen. Dahin war die Nervosität, die sie zuvor noch verspürt hatte. „Tja, meine Liebe, auch du wurdest ausgelost, weil dein Talent gefehlt hat“, der Ältere streckte ihr die Zunge heraus. „Kari, jetzt sag doch auch mal was“, Yuri plusterte ihre Wangen auf und sah sie flehend an. Doch sie konnte nur wieder kichern, „ihr seid so süß“, platzte es aus ihr heraus. Yoko wurde prompt rot und ihre beste Freundin belächelte sie, ehe sie ihren Mund erneut verzog, „das ist keine Hilfe“, zwinkerte sie. „Gut“, die Brünette riss sich zusammen und atmete tief durch, „Yoko“, sie richtete ihren Oberkörper auf, „Yuri hat mehr Talent, wie du mit deinen ganzen früheren Leben zusammen und allen zukünftigen auch“, sie verschränkte die Arme vor der Brust und wartete mit geschlossenen Augen die Reaktion ab. „Das war schwach“, lachte der Ältere und auch Yuri kicherte. „Du hast es zumindest versucht. Aber das nächste Mal, machst du das besser“, sie griff nach der Hand von Hikari und drückte diese leicht. Der Mund der Brünetten zog sich zu einem schrägen Lächeln.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Interessiert sah sich Taichi um. Das Theaterstück dort vorn interessierte ihn nicht wirklich. Es langweilte ihn viel mehr. Daran war nichts spannend und eigentlich wollte er nicht hier sein, aber Hikari war hier. Also sah er sich um, wen er kannte. Tatsächlich waren seine alten Lehrer anwesend und hatten alle in der hintersten Reihe platzgenommen. Weiter vorn erkannte er Takeru, Daisuke und Willis. Neben dem Fußballer saßen seine Eltern. Yuuko und Susumu freuten sich bereits ihre Tochter nun endlich einmal singen zu hören. Allerdings mussten sie sich noch gedulden und die traditionelle Musik anhören, endlose Reden, Theaterstücke, einen Fächertanz und viele weitere Auftritte. Der Chor war der letzte dieser Auftritte. Und trotzdem hatte dieser den ganzen Nachmittag in der Schule verbracht, anscheinend war noch eine Generalprobe gewesen, vielleicht hatte die Lehrerin aber nur nicht gewollt, dass jemand von ihnen zu spät kam. Der halbe Chor bestand aus Abgängern und musste im nächsten Schuljahr deutlich aufgefüllt werden. Vielleicht wollte die Leiterin, dass es noch ein Erfolg werden würde. Aber dazu hatte sie auch noch das Frühlingsfest der Schule.

Taichi erkannte, dass seine Schwester, als sie die Bühne betrat, nervös war. Sie rieb sich die Hände und versuchte es zu verstecken. Doch er sah es trotzdem. Die Chormitglieder bezogen um den Flügel Stellung und er sah, wie Hikari sich nervös umsah. Als es still wurde, entspannte er sich schon und wollte ihnen lauschen, als sich in einer der vordersten Reihen jemand erhob und losbrüllte. Erschrocken zuckte Taichi zusammen und wie so viele andere auch starrten sie in die Richtung aus der dieser Lärm kam. Natürlich … er!
 


 

❀ ❀ ❀
 

Ganz hibbelig starrte Daisuke die Bühne an. Schon den ganzen Tag über war er vollkommen aufgeregt. Er konnte es gar nicht mehr erwarten. Eigentlich hatte er den Chor schon oft singen hören, doch heute war es irgendwie anders. Vielleicht lag das auch an Willis. Dieser saß neben ihm und wirkte total ruhig – vielleicht zu ruhig? Daisuke wusste es nicht, aber er wollte unbedingt hier sein, weshalb verstand der Fußballer nicht wirklich. Aber er konnte hier sein und Hikari zuhören. Das war schön, sie war schön und ihre Stimme erst. Er wollte sie nun endlich hören, doch die ganzen anderen nervigen Sachen wollten nicht vorüber gehen und gingen immer weiter. Dann musste natürlich noch ihr Direktor etwas sagen … 5 Minuten … 10 Minuten … 15 Minuten lang. Es ging gar nicht mehr vorbei. Dann wollten auch noch die Klassenlehrer des Abschlussjahrganges etwas sagen, da sie die Schüler zum Lernen ermuntern wollten. Das konnte der Brünette überhaupt nicht verstehen, sie hatten noch mehr als zwei Monate, wieso sollte er jetzt schon lernen? Dann endlich sah er Hikari auf die Bühne treten. Seine süße Hikari.

Takeru auf seiner anderen Seite konnte deutlich sehen, wie Davis Blick sich veränderte. Ein leichter Film legte sich auf dessen Augen und er konnte gar nichts mehr sehen. Sein eigener Blick ging kurz nach hinten, wo er bereits Taichi bemerkt hatte, dann wieder vor zur Bühne. Seine beste Freundin wirkte nervös. Sie versuchte es zwar zu verstecken, doch sie rieb sich trotzdem die Hände. Ein leichtes Lächeln umschlich seine Lippen und er sah aufmunternd zu ihr hoch, denn er war sich sicher, dass sie ihn gleich ansehen würde – ja, da war es. Ihr Blick war etwas unsicher, doch bei seinem Lächeln, entspannte sich auch Hikari etwas und senkte erst verlegen den Blick, dann sah sie zu ihrer Freundin.

Währenddessen war sich Daisuke sicher, dass das Mädchen ihn angesehen hatte, jubelnd sprang er auf und rief laut ihren Namen, dabei wandten sich sowohl Besucher, als auch der Chor zu ihm und starrte ihn verwirrt an. Kari lief knallrot an und griff unsicher nach der Hand von Yuri. Diese erwiderte den Druck, musste aber wieder kichern. Auch Yoko lachte leise los und Kari starrte beide entgeistert an. „Was?“, wollte sie wissen. „Du hast deinen eigenen Fanclub“, gab der Junge von sich und hielt sich den Bauch. „Das ist nicht witzig, das ist peinlich“, stotterte die Kämpferin des Lichts. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, wie Takeru und Wallace den Brünetten wieder zum hinsitzen brachten. Ein weiterer Blick durch den Raum offenbarte ihr Taichi. Dieser war auch amüsiert, sah sie allerdings verständnisvoll an.
 

Es brauchte noch einen Moment, bis endlich Ruhe einkehrte, dann begann der Chor zu singen. Neben den fünf einstudierten Weihnachtsliedern, sangen sie auch zwei aktuelle Lieder aus den Charts. Das hatte sich der Chor selbst gewünscht und die Lieder waren auch weihnachtlich angehaucht. So verging noch einmal eine halbe Stunde und es wurde bereits spät. Allerdings hatte die Schule die Weihnachtsfeier der höheren Jahrgänge extra etwas später und am Freitag angesetzt. So konnten die Familien noch einmal über ihre Kinder informiert werden und dann könnten sie ins Wochenende gehen und auch die Weihnachtsferien. Nach dem Auftritt des Chores wies der Direktor die Eltern noch einmal auf das Gebäck und den Punsch bei den hinteren Reihen hin und dass sie den Abend noch genießen sollten. Dann war der Abend auch vorbei und die Schüler konnten zu ihren Eltern gehen. Yuuko unterhielt sich gerade mit den Müttern von Yuri und Yoko, also lief das Trio gemütlich zu diesen. Taichi wandte sich derweil grinsend zu seiner Schwester um und nahm sie in den Arm. „Du hast einen Fanclub? Davon hattest du mir gar nichts erzählt“, lachte er und musterte die zwei anderen. „Ach lass das, ich wusste, dass dich das freut“, knurrte die Jüngere und schob ihn von sich. Da tauchten auch ihre Klassenkameraden auf. „Das waren wirklich schöne Lieder“, lobte Willis und lächelte die Brünette an. „Ja, wirklich schön“, stimmte auch Daisuke zu und fühlte sich neben dem Blonden sofort als Raubtier. Er war hier immerhin das Alphatier, also musste sich Hikari doch in ihn verlieben – oder nicht? „Davis, das war echt peinlich“, motzte die Brünette allerdings und verschränkte ihre Arme vor der Brust, „das war unnötig und ich hoffe, dass das nicht noch einmal vorkommt.“ Verdutzt sah er sie an und wusste gerade nicht, was er davon halten sollte. Dann schienen die Worte langsam anzukommen, bedrückt senkte er den Kopf, „nein … kommt … kommt nicht wieder vor …“, murmelte er zögerlich. „Gut“, lächelte sie.

„Das war ein fantastischer Auftritt“, meldete sich nun auch Takeru zu Wort. „Vielen Dank“, lächelte Yuri und legte einen Arm um Hikari, „das ist alles, was wir hören wollten“, kicherte sie. „Ja, ihr habt sehr schöne Stimmen“, forderte dann eine erwachsene Stimme ihre Aufmerksamkeit. Daisukes Mutter war zu ihnen gekommen und fixierte dann ihren Sohn. „Aber von dir hätte ich ein besseres Verhalten erwartet, das war unmöglich und total rücksichtslos“, schimpfte sie. „Entschuldige Mama“, knickte Davis sofort ein. „Ach … er ist doch nur verliebt“, grinste Jun neckisch und zwickte ihn in die Seite. Sie wollte noch mehr sagen, doch da legte der Brünette schon eine Hand über ihren Mund, „bin ich nicht“, keifte er. „Und ich hoffe“, fuhr seine Mutter unbeirrt fort, „dass du dir die Worte der Lehrer zu Herzen nimmst und die Ferien zum Lernen nutzt“, auffordernd musterte sie Davis, dieser sah erschrocken auf. „Was? Ich soll in den Ferien lernen?“, Panik erfüllte ihn, wieso kam sie jetzt auch noch damit? Sie haben sich doch alle gegen ihn verschworen. „Ja Brüderchen … du solltest in den Weihnachtsferien ganz viel lernen und nicht so viel Zeit vor der Konsole verschwenden“, zog ihn auch Jun auf. Dann fiel ihr Blick erst auf Taichi und dann auf Takeru. Ihre Augen weiteten sich leicht und kurz darauf hatte sie TKs Hände fest umklammert.

„Hallo TK“, nun war sie ganz aufgeregt. Dieser leicht erschrocken, „h-hallo Jun“, ein Moment der Verwirrung. War es nicht so, dass sie eigentlich in Joes Bruder Jim verliebt war? „Wie geht es denn deinem Bruder?“, wollte sie interessiert wissen. Takeru stockte und überlegte, was er sagen sollte. Immerhin war sein Bruder glücklich in einer Beziehung. „Er ist vergeben“, mischte sich Taichi ein, „und zwar glücklich“, fügte er noch an. Jun lehnte sich seufzend zurück, „das hab ich mir gedacht“, kam es leise aus ihrem Mund, dann hob sie den Blick. Diesen ließ sie prüfend über Taichi gleiten und analysierte ihn anhand dessen, was sie sah. „Du auch?“, wollte sie interessiert und ganz direkt wissen. Ihre Stimme war dabei etwas zu hoch gerutscht. Taichi wich unter ihrem Blick leicht zurück. Er hatte selbst miterlebt, wie aufdringlich Jun werden konnte. Darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Fakt war allerdings, dass er single war und vermutlich auch bleiben würde. Sollte er also lügen?
 

Hikari legte eine Hand um den Arm ihres Bruders und lächelte die ältere Schwester von Davis freundlich an, „entschuldige, aber Taichi ist schwul!“

Schneeflocken zu Weihnachten


 

Dienstag, 24. Dezember
 


 

Bedrückt saß Mimi neben ihrem Fenster am Boden und starrte hinaus durch das metallene Gitter direkt davor ins Nichts. Ihr Kalender zeigte ihr den 24.12. und auch die vorbeilaufenden Paare zeugten davon. Sie hatte sich für den Tag nichts sehnlicher gewünscht als ein Date mit ihrem Freund. Sora hatte es gut, sie würde heute ausgehen und den Abend mit ihrem Freund genießen. Zwei Tage zuvor hatten sich die Freundinnen getroffen und miteinander geredet. Alles Ungeklärte geklärt. Aber Mimi war der magische Abend mit einem Freund nicht gegönnt. Seufzend ließ sie den Kopf gegen die Scheibe sinken, schloss für einen Moment die Augen und genoss das Gefühl der kalten Scheibe. Das Klingeln ihres Handys holte sie zurück. Eigentlich wollte die Brünette den Anrufer wegdrücken, doch da las sie Koushiros Namen.

„Ja?“, meldete sie sich wenig motiviert und freundlich bei ihm. Sie versuchte auch gar nicht ihre Stimmung zu verbergen.

„Zieh dich um und komm runter“, gab er die Anweisung zurück.

„Was?“, verwirrt runzelte die junge Frau die Stirn.

„Zieh dich um und komm runter vor die Tür“, wiederholte er etwas genauer.

„Warum?“ „Mach einfach!“ „Aber wieso?“ „Lass dich überraschen“, seine Stimme wurde etwas lauter und von der Diskussion genervter. „Aber …“ „Mach es“, unterbrach er sie und legte einfach auf.

Verdutzt starrte Mimi das Handy an, was sollte denn das? Einen Moment ließ sie sich die Worte noch einmal durch den Kopf gehen, dann rappelte sie sich kopfschüttelnd auf. Zunächst überlegte sie immer noch, ob sie das wirklich tun sollte oder nicht. Immerhin war Weihnachten und das verbrachte man mit dem Menschen, den man liebte oder wenn man niemanden hatte, blieb man bei seiner Familie. Ihr Blick fiel auf ihr eigens ausgesuchtes Outfit. Es hing immer noch an ihrer Schranktür, seit dem Einkauf hatte sie es dort hängen oder besser seit dem Schlittschuhlaufen. Sie hatte es nach Event aufgehängt. Nach Weihnachten hätte sie das Outfit für die eigene Weihnachtsfeier aufgehängt. Diese wäre auch bald. Mimi freute sich schon ihre amerikanischen Freunde wiederzusehen. Lächelnd strich sie über den gestrickten Pullover, er war ganz weich. Sie seufzte und richtete ihren Blick auf. Es war zwar eigentlich für ein Date gewesen, das hier war zwar keines, aber sie würde es trotzdem anziehen. Immerhin wäre sie mit einem Nerd unterwegs – mit ihrem Nerd. Ihr liebster Koushiro. Ihr lächeln wurde liebevoll und sie spürte, dass sie immer noch tiefe Gefühle für Koushiro hatte, auch wenn es keine Liebe war. Aber er war hier und wollte den Abend mit ihr verbringen. Also war alles andere jetzt egal. Eilig zog sie sich um, machte sich die Haare und schminkte sich. Mit ihrer gepackten Tasche ging sie ins Wohnzimmer, gab noch ihren Eltern Bescheid und packte sich in ihren Wintermantel und einen dicken Schal, der ihr bis zu den Knien reichte.

Kurz sah sie sich noch einmal im Spiegel an, setzte ihre Wollmütze auf und zog einige Strähnen darunter hervor. Sie befand sich für hübsch und öffnete die Tür. Im gleichen Moment drehte sich Koushiro zu ihr um. Er stand unter einer Straßenlaterne und wurde von einem warmen orangenen Licht beleuchtet. Seine Haare schienen in Flammen zu stehen. Mimi schloss die Tür und zog ihre Tasche auf die Schulter. „Also ich bin hier …“ „Ja, ich sehe es“, stimmte er ihr zu. „Jetzt bist du selber schuld, dass du hier warten musstest“, gab sie schnippisch von sich und streckte ihm die Zunge raus. „Ich hab nicht hier gewartet“, erwiderte er trocken und sah sie ganz selbstverständlich an, „ich bin nach dem Telefonat erst von Zuhause los. Ich war mir nicht sicher, ob du wirklich rauskommst, da wollte ich keine halbe Stunde in der Kälte warten.“ „Was?“, ihre Augen weiteten sich und er grinste ungezwungen. „Du bist blöd“, rief sie auf und schlug ihm gespielt gegen den Oberarm. Lachend zuckte er unter dem leichten Hieb zurück und wollte nach ihrer Mütze greifen und durch diese ihre Haare durcheinander bringen. Allerdings trat nun Mimi nach hinten und wich somit aus.

Sie sahen sich einen Moment in die Augen und beruhigten sich wieder. „Also, weshalb bin ich nun rausgekommen?“ „Komm erstmal her“, er streckte seine Arme aus und zog sie zur Begrüßung an sich, „hallo erst einmal“, lachte er und sie erwiderte die Umarmung. „Jetzt sag schon“, wollte sie aber gleich wieder wissen, als er sie losließ. „Warte ab und komm mit“, er hielt ihr seinen Arm hin, bei dem sie sich unterhakte. Immer noch war sie etwas misstrauisch, was er mit ihr vor hatte, aber sie vertraute ihm, er war immerhin ihr bester Freund.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Du willst mir immer noch nicht sagen, was wir vor haben?“, Mimi betrachtete den Rothaarigen von der Seite. Noch immer liefen sie durch die ruhigen Straßen der Wohnsiedlung. Sie wusste nicht, wohin er mit ihr wollte, dass sie allerdings einen Umweg in die nahe Innenstadt machten, war selbst ihr klar. „Du willst dich wirklich nicht überraschen lassen, oder?“, lachte er und blickte amüsiert zu ihr. Koushiro musterte sie weiter, „willst du deine Jacke nicht zu machen?“, fragte er dann. Sie trug eine blickdichte Strumpfhose, Stiefeletten mit Absatz und dann einen langen gestrickten Pullover, der ihr bis über den halben Oberschenkel reichte. Das war für ihn keine wirklich warme Winterbekleidung. Zwar war da noch die Winterjacke, doch offen brachte sie auch nicht so viel, selbst wenn der Schal zwischen beiden Jackenhälften hing. „Nein, alles gut“, lächelte sie. „Na gut, wir sind sowieso gleich da“, erklärte er. Interessiert sah sie sich um, sie waren noch nicht in der Innenstadt. Aber jetzt wurde ihr auch klar, weshalb sie nicht einfach mit dem Zug in die Stadt gefahren waren, er wollte zu einem netten Restaurant, das mit der Bahn sowieso nicht zu erreichen wäre, egal von welcher Station, es wäre wohl immer gleich weit gewesen. Um zu der Gaststätte zu kommen, mussten sie über eine kleine Brücke, deren Pfeiler stimmungsvoll mit Laternen bestückt waren. Sie strahlten ein warmes Licht aus und ließen das Eis darunter glitzern. „Wunderschön“, Mimi blieb stehen und betrachtete die glatte Fläche einen Moment. Koushiro trat neben sie, „nur du bist schöner“, rutschte es wie von selbst aus ihm heraus. Mimi hob den Kopf und lächelte ihn an. Er erwiderte es, „na komm, gehen wir rein.“

„Du … Koushiro …“, sie griff nach seiner Hand und hielt ihn zurück, „das machst du aber nicht, damit wir vielleicht wieder zusammen kommen, oder?“ Verwundert sah er zurück und schüttelte lächelnd den Kopf, „nein, wie kommst du denn darauf?“ „Ähm …“, sie blinzelte mehrfach, „… weil man den Weihnachtsabend …“ „Mimi“, lächelnd trat er auf sie zu und nahm auch ihre zweite Hand in seine, „du bist mir sehr wichtig, doch ich weiß, wann ich mich geschlagen geben muss – dank dir“, zwinkerte er, „ich habe Schluss gemacht und das meine ich auch so. Allerdings weiß ich, wie sehr du dich auf ein Weihnachtsdate gefreut hast. Auch wenn es kein Date ist, können wir doch einen schönen Abend haben, ich finde, das bist du mir schuldig“, frech streckte er ihr die Zunge heraus. Überrascht weiteten sich Mimis Augen und sie blähte ihre Wangen kurz auf, dann wollte sie ihre Hände aus seinen ziehen und ihn erneut schlagen. „Lass uns Spaß haben, als Freunde“, lächelte er. „Ok“, sie nickte, „dann auf zum Spaß“, sie deutete auf das Gebäude hinter ihm und gemeinsam gingen sie los.
 


 

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„Also ich hab alles vorbereitet“, versuchte es Koushiro erneut. Nun waren sie wirklich in die Innenstadt unterwegs. In dem netten Restaurant, das vollkommen ausgebucht war, hatten sie eine Kleinigkeit gegessen und getrunken. Der Nerd hatte erzählt, dass er dort schon lange reserviert hatte und wenn sie nicht mitgegangen wäre, hätte er die Reservierung seinen Eltern überlassen. Auch hatte er dort schon angefangen über die bevorstehende Weihnachtsfeier zu sprechen, doch Mimi hatte das zu Arbeit geklärt und Arbeit gehörte sie nicht zu dem Schokoladensoufflé, welches sie gegessen hatte. „Ach Koushiro … nicht nach so einem schönen Essen“, jammerte die Brünette und wollte es nicht hören. „Doch, wir müssen jetzt darüber reden“, widersprach Koushiro, „das ist schon in vier Tagen, ich wollte sowieso nur sagen, dass ich das Programm fertig habe und an alle verschickt sind. Sie müssen es nur öffnen und werden in benachbarte Gebiete geschickt.“ Die Jüngere seufzte, „na gut … mit Digitamamon ist alles geregelt, ich hab den Mädels Bescheid gegeben und auch sonst sind die Getränke und Speisenanfragen raus und alle haben sich eingetragen, zufrieden?“, Sie stemmte ihre Hände in die Seite. „Doch ja … damit können wir feiern.“ „Damit können wir aber sowas von feiern“, lachte sie auf und vergaß, dass sie schon fast in der Innenstadt waren.
 

Koushiro führte sie durch die stimmungsvoll beleuchteten Straßen. Zu ihren Seiten waren die Schaufenster beleuchtet und einige Restaurants und Cafés hatten geöffnet, sowie Bars und andere Etablissements. Sie aber schlenderten an allem vorbei, besprachen noch einige Dinge für die große Feier und schließlich landeten sie auf dem großen Platz, an dem der riesige Christbaum aufgestellt war. Um diesen war das Licht sehr gedimmt, sodass der Baum besser zur Geltung kam. Staunend starrte Mimi hinauf und lächelte bei dem Anblick. „Er ist wunderschön“, murmelte sie. „Ich hoffe, dass du das auch davon sagst“, er zog ein kleines Päckchen raus, „ich weiß nicht, ob es angebracht ist oder ob du es überhaupt willst, aber es gehört doch dazu“, lächelte er liebevoll. Mimis Augen weiteten sich und er konnte deutlich ein Glitzern in ihnen erkennen. Doch dann wirkte sie leicht bedrückt. „Ich hab deins nicht dabei“, flüsterte sie und nahm ihm das Päckchen aus der Hand. „Ist doch egal“, munterte der Nerd sie auf. „Ist es wirklich ok, wenn du es vor der Party bekommst? Sonst musst du nachher noch kurz warten“, hoffnungsvoll sah sie auf. Er nickte, „vollkommen in Ordnung!“ „Ok“, sie öffnete mit höchster Sorgfalt das Papier und dann die kleine Schachtel, die zum Vorschein kam. Staunend betrachtete sie die Kette mit den zwei Anhängern. Zum Geburtstag hatte sie von ihren Eltern schon eine bekommen, doch diese hier war so viel mehr. Sie bedeutete ihr irgendwie viel mehr. Auch wenn es nur eine feine goldene Kette war, an der lediglich zwei Schneeflocken hingen. Sie war von ihrem besten Freund – ihrem Lieblings-Nerd. Einen Moment musste sie schniefen, dann sah sie wieder auf, „danke.“ „Nicht weinen“, versuchte er sie davon abzuhalten, doch er sah, dass es das richtige Geschenk war. Die eine Schneeflocke hatte in ihrem Herz ein lila und die andere einen grünen Stein. Wie ihre Wappen. Mimi schien das zu bemerken. „Ich möchte sie ummachen“, teilte sie ihm dann mit. Er nickte und wusste sofort, dass sie eigentlich von ihm erwartete, dass er sie ihr anlegte. Demnach nahm er ihr die Kette aus der Hand und legte sie der Jüngeren an. Die kalte Kette legte sich auf Mimis warme Haut und kurz durchlief sie ein Frösteln. Dann spürte sie weitere Punkte auf der Haut. Verwirrt hob sie den Blick und bewunderte regelrecht die weißen Punkte die vom Himmel fielen. Dabei griff sie nach seinen Händen, zog sie um sich und lehnte sich an den Nerd. „Ich hab dich immer noch lieb“, murmelte sie und sah weiter zu dem Baum und somit in den Himmel. „Ich dich auch – Frohe Weihnachten“, lächelte Koushiro, er spürte noch immer diesen kleinen Stich im Herzen, doch er war froh heute hier zu sein.
 


 

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Vollkommen außer Atem kam Sora am vereinbarten Treffpunkt an. Ihr Vater war heute zu Besuch gekommen und würde über die Feiertage bei ihnen bleiben. Ihre Mutter stand diesem Umstand mit gemischten Gefühlen gegenüber. Doch Sora hatte bei der überschwänglichen Begrüßung glatt die Zeit vergessen. Zwar hatte sie schon zuvor gewusst, dass ihr Vater kommen würde, doch auf Yamato hatte sie sich auch gefreut. Außerdem war es etwas ganz besonderes Weihnachten mit dem festen Freund zu verbringen und ihre Eltern verstanden das auch. Trotzdem war Sora nun den gesamten Weg über gerannt und nun aus der Puste. Ginge es nach ihrem Gefühl, hätte sie sich gerne noch einmal umgezogen und frisch gemacht, jetzt musste das allerdings so gehen. Vor Yamato stützte sie sich auf ihre Knie und brachte erst einmal ihre Atmung wieder in einen normalen Zustand. Der Blonde ließ sie dabei nicht aus den Augen und beobachtete sie leicht besorgt. „Entschuldige“, kam es irgendwann aus ihrem Mund und sie schnaufte weiter. Ein kurzes Lächeln bei ihm, dann griff er nach ihr und zog sie an seine Brust. Sie stockte kurz und ihre Atmung normalisierte sich tatsächlich. Doch ihre Wangen röteten sich. „Ich muss jetzt schon schrecklich aussehen und dass ich geduscht hatte, bemerkt man jetzt sicher auch nicht mehr“, murmelte sie und wusste, dass es nichts brachte sich zu befreien. „Ach, du siehst hübsch aus so wie du bist. Ich liebe dich, auch wenn du vollkommen verschwitzt bist“, erwiderte der Blonde wie selbstverständlich. Nun stemmte sich die Rothaarige doch leicht gegen ihn, „also kann ich das nächste Mal direkt nach dem Sport zu dir kommen?“ „Nur, wenn es mit dem Sport und einer anschließenden Dusche weiter geht“, grinste er frech. „Du bist unmöglich“, lachte die junge Frau und stieß ihm gegen den Oberkörper. Sie sahen sich einen Moment an, dann landeten seine Lippen zunächst liebevoll auf ihren, ehe es sich in einen leidenschaftlichen Kuss verwandelte. Sora krallte sich in den Parka von Yamato und wollte ihn schon gar nicht mehr los lassen. Seine Hände legten sich um ihre Taille und er zog sie noch enger an sich. Als sich das Paar voneinander löste, glänzten Soras Augen verliebt und lächelnd sah sie zu ihm auf. „Also, was haben wir vor?“, wollte sie dann neugierig wissen. „Du hast doch hoffentlich noch nichts gegessen“, hakte er nach, sie schüttelte den Kopf, „gut, dann gehen wir jetzt was essen und danach würde ich gerne das Schlittschuhfahren wiederholen, ich hoffe nur, nicht umgefahren zu werden“, ärgerte er sie und bekam einen Hieb in die Seite. „Das klingt toll“, entgegnete Sora ihm dann und kuschelte sich an seinen Arm, während er sich zwischen all den Paaren hindurch führte.
 


 

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Lächelnd lehnte sich Sora gegen Yamato. Er schlang von hinten seine Arme um sie und hauchte ihr einen Kuss auf die Haare. „Das war wirklich schön“, seufzte sie zufrieden und starrte den Weihnachtsbaum vor ihnen an. Viele Paare hatten sich mittlerweile um diesen versammelt und ließen allesamt den Abend ausklingen. „Ja, mit dir ist jeder Abend schön“, entgegnete der Ältere. „Du wirst schon wieder kitschig“, kicherte Sora und sah aus den Augenwinkeln zu ihm. „Nur für dich!“ „Oh … das sind ja Töne“, lachte sie. Dann bemerkte sie zwei bekannte Gesichter. „Sieh mal“, flüsterte sie und deutete mit einem Nicken nach links. Yamato hob den Kopf von seiner Schulter und sah in die angegebene Richtung. Ein paar Meter weiter standen Koushiro und Mimi, welche sich bei dem Nerd untergehakt hatte und deren Kopf an seiner Schulter ruhte. Um sie herum herrschte eine ruhige Stimmung. „Ich dachte, sie hätten sich getrennt“, verwundert runzelte der Musiker die Stirn. „Ja, haben sie auch, ich hab doch am Samstag extra noch mit Mimi gesprochen“, auch Sora war verwirrt. Die zwei tauschten einen Blick. „Sollen wir rüber gehen?“, wollte er wissen. „Nein, sie sehen so friedlich miteinander aus und sonst zerstören wir nur den schönen Abend.“ „Und unseren auch“, fügte er an. „Unser Abend ist auch so schön“, hauchte die Jüngere. Sie blickte zu ihm auf, da spürte sie etwas kleines kaltes auf ihrem Gesicht. Irritiert sah sie auf und starrte in den Himmel, von dem weiße Flocken kamen. „Es schneit.“ „Ja …“ Sie drückte sich enger an ihren Freund und spürte etwas an ihrer Brust. Fragend öffnete sie die Augen und betrachtete ein kleines Päckchen. „Für mich?“ „Ja, aber ich hab es nicht ganz allein geschafft – das muss ich gestehen.“ „Ach ja? Wer hat dir denn geholfen?“, aufgeregt nahm sie das Geschenk entgegen, „darf ich es öffnen?“ Er nickte, „eigentlich Kari und TK, allerdings saß TK nur lachend daneben.“ Sie kicherte und öffnete es vorsichtig. Ein Nähtäschchen kam darunter zum Vorschein. Darauf war ihr Wappen gestickt und seines, beide ineinander verschlungen. „Es ist wunderschön“, sie strich ehrfurchtsvoll darüber. Dann öffnete sie es vorsichtig. Darin befanden sich neben verschiedenen Nähnadeln und Garn auch gleich ein paar Knöpfe und zwei Häkelnadeln. Sie hatten von vorherein schon gesagt, dass sie sich nicht viel schenken wollten, da es wichtigeres als Geschenke gab. Sora schloss das Mäppchen wieder, drückte es kurz an ihre Brust und verstaute es sicher in ihrer Tasche. Dann holte sie sein Geschenk hervor. „Deines“, hielt sie ihm entgegen. Gerade als sie ihre Hand zurückzog, spürte sie die feinen Schneeflocken auf ihrer Hand. Ihr Blick ging nach oben. Es war selten, dass es zu Weihnachten schneite, umso magischer machte es diesen Moment gerade. „Wow … wie schön“, rutschte es aus ihr heraus. Yamato schmunzelte und zog sie an sich. „Frohe Weihnachten!“

Glücklich sein


 

Samstag, 28. Dezember
 


 

Schon den gesamten Tag waren die Mädchen mehr als aufgeregt. Mimi freute sich einfach nur ihre amerikanischen Freunde wiederzusehen. Sora wollte einfach wieder einen schönen Abend verbringen. Miyako sah es als erneuten Versuch Ken näher zu kommen. Diese Geschichte geriet in letzter Zeit in den Hintergrund, da sie viel im Laden hatte helfen müssen. Vor Weihnachten war er immer überlaufen und sie mussten alle zusammen helfen. Hikari wollte auch einen schönen Abend verbringen und sie freute sich auf Gatomon.
 

Gerade richteten die Mädchen die Snacks an und waren vollkommen in Gedanken versunken. Koushiro machte die Musik fertig und die Jungs ruhten sich aus, nachdem sie die Getränketische gerichtet hatten. Als er die Anlage fertig hatte, schaltete er bereits die Playlist für den heutigen Abend an. Er hatte genug Musik für den gesamten Abend dabei. Nachdem Mimi das erste Lied hörte, zog er Sora mit sich auf die Fläche, die sie zum Tanzen frei gehalten hatten und wirbelte sich mit ihr im Kreis. Amüsiert beobachtete der Nerd sie dabei, sowie auch die anderen. Hikari und Miyako lachten, dabei stellten sie die letzten Tische aus Digitamamons Restaurant auf und deckte sie mit den Tischdecken ab. Es war genug Platz für alle Sachen. Nun würden sie nur noch auf die eingeladenen Digiritter warten.

Koushiro blickte sich bereits nach diesen um und erkannte auch die ersten dabei. Die Anlage war auf einer leichten Anhöhe und so konnte er schnell sehen, wenn sich jemand näherte. Das mussten Dingo und Dien sein, sowie ein paar ihrer Freunde und Partner. „Hey Joe … Cody …“, gab er den zweien Bescheid. Diese sahen auf. „Joe … Cody …“, lächelte Dingo als er sie entdeckte. Der australische Digiritter trat zu ihnen und hielt in seiner Hand eine Tasche. „Dingo, hallo“, Joe erhob sich und reichte dem Neuankömmling die Hand. „Guten Tag“, begrüßte ihn auch Cody und verbeugte sich. Hinter ihm tauchten noch ein paar andere Digiritter auf, die Dingo ihnen vorstellte. Cody erinnerte sich diese gesehen zu haben. Es waren allesamt australische Ritter.

Dien ging weiter und erkannte Koushiro. Sie begrüßten sich und unterhielten sich ein klein wenig. Es folgten weitere Begrüßungen sowie logistische Phrasen. Die anderen Digiritter brachten Essen und Getränke mit und alles musste aufgebaut werden. Das hatten vorzugsweise Miyako und Mimi übernehmen wollen. Doch als die Jüngere ihren Namen hörte und sich den Gesichtern umwandte, was es um sie geschehen. Wildes Gekreische und Rufe nach Sora kamen als nächstes. Miyako fiel zuerst Anna, dann Lola und zuletzt Yuri in die Arme.

„Wie schön es ist, endlich normal mit euch reden zu können“, freute sich Miyako und wusste gar nicht wo sie anfangen sollte, „wie geht es euch? Seid ihr gut hier angekommen? Habt ihr Spaß? Ach quatsch, ihr seid gerade erst angekommen und natürlich seid ihr gut angekommen, das sehe ich ja. Also wie geht es euch? Habt ihr Spaß?“, eine Hand legte sich auf ihre Schulter. „Ganz ruhig“, lachte Sora und begrüßte auch die drei russischen Digiritter. Diese wirkten etwas überrascht von dem, was sie von Yolei hörten. „Sie ist nicht immer so, nur wenn sie aufgeregt ist“, erklärte Sora. Miyako war mit einem Schlag ganz hibbelig geworden und konnte gar nicht mehr ruhig stehen, sie wollte so viel reden und vor allem viel fragen, aber sie wollte die drei auch nicht verschrecken. Doch es war einfach toll in der Digiwelt zu sein, dort konnten sie sich alle miteinander unterhalten. Das war eigentlich schon Luxus. Aber sie freute sich. Sie wollte unbedingt ganz viel Zeit jetzt mit ihnen verbringen. Doch die drei verabschiedeten sich für den Moment noch einmal und wollten sich etwas umsehen. Im Gegensatz zu ihnen waren die ausländischen Digiritter nie in die Digiwelt gekommen. Das war auch für sie aufregend. Auch wenn Digitamamons Restaurant und der anliegende See nur ein sehr kleiner Teil der Welt waren. Und schließlich wollten sich die Digiritter auch untereinander kennenlernen. Vielleicht würden so neue Freundschaften entstehen.
 


 

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„Hallo“, hörte Koushiro eine ihm entfernt bekannte Stimme. Neugierig sah er von seinem PC auf und entdeckte drei sich ähnelnde Gestalten. Einen Moment brauchte er noch, dann erinnerte er sich an die Chinesen. Diese wandten sich allesamt suchend um. Er erinnerte sich, was bei ihrem Erlebnis damals passiert war. Sie waren alle zusammen um Hikari herumgelaufen. Nun sah sich der Nerd auch suchend nach der Brünetten um. Er entdeckte sie weiter unten bei den anderen Mädchen, Takeru und Cody. Dann drehte er sich zu den Älteren, „du … vielleicht solltest du mal auf Kari achten“, sagte er knapp. „Was meinst du?“, kam es grummelnd von dem Brünetten. Noch immer hatte er einen leichten Drang sich von Koushiro fernzuhalten. Demnach war er auch etwas skeptisch, was der Rothaarige hier von sich gab. Koushiro erwiderte den Blick einfach, er hatte sich damit abgefunden der Böse zu sein – zumindest für den Brünetten. Alle waren gegen ihn. Doch jetzt war er sowieso nur wieder mit Mimi befreundet. Vielleicht würde es ja wieder besser werden. „Die drei“, Koushiro deutete auf die Chinesen, „wollen sicher zu Hikari und das nicht nur um ‚hallo‘ zu sagen. Sie wollen sie sicher in den Aarm nehmen“, dehnte er und hoffte einfach Taichi würde wissen, was er meinte. Doch der sah ihn ratlos an. Keine Reaktion. „Sie wollen wohl was von ihr“, murmelte Yamato und sofort zuckte Taichis Kopf in seine Richtung. „Was?“, seine Stimmlage ging nach oben, „die drei von ihr?“, auch er deutete auf die Digiritter, „alle drei?“ Yamato sah ihn nachdenklich an, sah zu Koushiro und den dreien, dann wieder zu seinem Freund, „anscheinend und sie haben sie gefunden.“ „Das können wir nicht zulassen“, schrie Davis aus und riss sich aus dem Gespräch von Ken einfach los. Sofort waren die Brünetten auf den Beinen und stürmten voraus. „Ich rette sie.“ „Nein, Davis, das ist meine Aufgabe.“
 


 

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„Hikari“, sangen die Hoi Brüder und hatten die Brünette schließlich erreicht. Diese lächelte sie freundlich an. „Guten Tag“, verbeugte sie sich. Sie wurde von Mimi bereits darauf hingewiesen, dass sich drei Digiritter näherten. Nachdem niemand gesagt hatte, dass er sie kannte, erinnerte sich Kari an sie. Sofort machte sie ein rötlicher Schimmer auf den Wangen der drei bemerkbar und ein zufriedener Gesichtsausdruck entstand. „Hikari“, begann der Jüngste von ihnen, „wie geht es dir?“, er trat näher und sah sie erwartungsvoll an. „Gut“, lächelte sie und wich etwas zurück. „Hikari“, kam nun auch der Mittlere auf sie zu, „es ist schön dich zu sehen“, grinste er. „Ja, es ist auch schön euch zu sehen“, der Versuch eines leisen Lachens wollte über ihre Lippen, jedoch stockte sie schon wieder. „Hikari“, war es nun der letzte, der ebenfalls näher kam, „hast du einen Freund?“

Karis Augen weiteten sich bei der Frage und schlagartig war sie puterrot. Die Köpfe von Sora, Mimi und Miyako wandten sich ihr zu, hatten sie das zuvor noch belustigt verfolgt. Sie waren gespannt, was die Jüngere antworten würde. Ob sie lügen würde? Sie hatte doch gar keinen Freund. Währenddessen waren auch Taichi und Daisuke angekommen und ihnen fiel die Kinnlade runter. Der Jüngere der Beiden wollte schon vortreten und sie als seine Freundin bezeichnen, wenn sie das auch noch nicht wären, aber das wäre zumindest eine Heldentat. Auch Taichi wollte dazwischen gehen, aber vielmehr um den Dreien eine Lektion zu erteilen. Stattdessen legte sich ein Arm um die Schultern des Mädchens. Sofort entspannte sie sich und sah zu dem Älteren auf. „Ja, hat sie“, Takeru grinste und machte mit der Hand um ihre Schulter ein Peace-Zeichen. „Ich bin ihr Freund“, er beugte sich zu ihr und nutzte ihre kurze Starre und legte seine Lippen auf ihre.

Taichi und Daisuke erstarrten. Die Vorfreude der Hoi Brüder wich der Enttäuschung und die anderen Mädchen waren ebenso verwirrt wie alle anderen, die diese Szene verfolgten. Als Hikari bemerkte, was gerade geschehen war, wollte sie sich von Takeru befreien, doch der verfestigte seinen Griff und zog sie enger zu sich. Ihren ersten Widerwillen legte das Mädchen ab und krallte sich in das Shirt des Gegenübers. Schwer atmend löste sie sich von ihm und versteckte ihr Gesicht an seinem Hals. „Wir wollten es doch noch geheim halten“, flüsterte sie nicht ganz so leise, wie sie gemeint hatte es zu tun. „Wie bitte?“, schrie Davis aus. Die Brüder waren vergessen. „Was wolltet ihr?“, mischten sich auch Mimi und Yolei lautstark ein. „Ich weiß, aber irgendwann kann ich es nicht mehr geheim halten“, gab Takeru ebenso leise zurück. Das Paar war gerade in ihrer Welt gefangen. „Aber ich wollte auch nicht, dass sie es so erfahren“, Kari hob den Kopf und blickte ihren Freund gequält an. „Ich weiß, aber es ist wie ein Pflaster, dass du einfach schnell abziehst“, lächelte er und strich ihr mit der Hand über die Wange. „Ein Pflaster ist gut, das würde mich jetzt ablenken“, mischte sich Taichi ein und verschränkte die Arme vor seinem Körper. Da erst waren die anderen für das Paar wieder hörbar und auch sichtbar. Sie zuckten zusammen und sofort war Karis Aufmerksamkeit auf Tai gelenkt. „Bruder“, stotterte sie und lächelte ihn an. „Er ist nicht das größte Problem“, knurrte Mimi und trat auf ihre andere Seite. „Misch du dich da nicht ein, das ist eine Familiensache“, brummte Taichi. „Ja ist es, unsere! Mädchen halten zusammen und was sagt ihr da jetzt mit geheim halten?“ Hikari wandte den Kopf hin und her und sah schließlich zu Takeru auf. „Ich wollte es geheim halten“, murmelte sie dann, während sie in die leuchtend blauen Augen sah. „Weil es mir falsch erschien, vor Miyako glücklich zu sein. Ich wollte erst ihr helfen“, sie sah zu ihrer Freundin, die sie entsetzt ansah. „Aber …“, entgegnete die Lilahaarige, „Hikari, das macht mir doch nichts, du hättest nichts geheim halten müssen. Ich hätte mich für euch gefreut.“ Die Mädchen sahen sich an, dann lächelten sie. „Seit wann geht das schon?“ Wieder zuckte das Paar zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. „Ende September?!“, kam es von Hikari. „WIE BITTE?“, schrieen die Mädchen und Davis aus. „Ach an dem einen Abend?“, Taichi kratzte sich am Hinterkopf. „Ja …“, erwiderte Hikari leise. „Mh … Dann war das doch kein Traum.“ „Du hast es mitbekommen und für einen Traum gehalten?“, Mimi zog eine Augenbraue hoch. „Er war etwas angetrunken“, erklärte die Jüngere Yagami. „War ja klar“, winkte die andere Brünette ab. „Aber jetzt erzählt“, lächelte Sora, dunkel erinnerte sie sich an ein Gespräch mit Takeru um diesen Zeitraum herum.

Vergangene Ereignisse

Mittwoch, 25. September


 

Mit einer Zeitschrift in der Hand saß Hikari auf dem Sofa und ließ nebenzu den Fernseher laufen. Sie blätterte eher lustlos und las hauptsächlich die Überschriften. Im Hintergrund hörte sie dem Actionfilm zu und sah auch ab und an auf. Sie konnte sich für keine der beiden Aktionen so richtig begeistern. Daher machte sie wohl auch beides halbherzig. Ihre Eltern waren aus und auch Taichi hatte sich kurz darauf hinausgeschlichen. Es war unter der Woche und eigentlich dürfte er heute gar nicht ausgehen. Er tat es trotzdem. So war sie nun allein, neben sich noch ihr Handy und vor sich etwas zu Trinken und zu knabbern. Irgendwann war der erste Film schließlich auch und es kam ein amerikanischer Horrorfilm. Sie ließ auch diesen Film laufen und hatte sich mittlerweile die nächste Zeitschrift genommen. Jetzt hatte sie sogar eine Frauenzeitschrift ihrer Mutter erwischt. Ein Klatschblatt mit ein paar Psychotests darin. Ihre Mutter liebte diese Tests und machte sie immer mit Feuereifer. Aus purer Langeweile beschloss sie, auch einen davon zu machen. Vollkommen in das Kreuzchen setzen vertieft, bemerkte sie gar nicht, wie die Haustüre aufging.

„Soso, du bist also ein Frühlings-Typ“, erspähte Taichi. Die Jüngere zuckte zusammen und starrte ihn aus großen Augen an, „sag mal, hast du sie noch alle mich so zu erschrecken“, entfuhr es ihr einfach. Sie roch die deutliche Alkoholfahne und dass er ganz glasige Augen hatte. Er ging auch gar nicht erst auf ihre Entrüstung ein, „hey, ich wollte doch lesen, was dich so ausmacht“, er wollte sie wieder dazu bringen, ihm die Zeitschrift zu zeigen. Doch sie konnte erst gar nicht reagieren, also schob sich der Brünette ihre Hände zurecht. „Du bist ein sehr natürlicher Typ und brauchst nicht viel Make-up. Dir stehen besonders ein weiches Gelb, Rosa und Grün. Zu deinen Lieblingsblumen zählen Osterglocken und du magst gern Süßspeisen. Das schönste Gefühl für dich sind die frischen Frühlingsgefühle, wenn du verliebt bist …“, seine Lippen schlossen sich und bildeten eine dünne Linie. Er hob den Blick und sah sie streng an. Hikari weitete ihre Augen einmal mehr, „was?“, fragte sie unsicher. „Bist du verliebt?“ Sie schluckte, „und wenn?“ „Dann hoffentlich jemand, der dich zu schätzen weiß und dich beschützen kann. Jemand der gegen mich ankommt und mir stand hält. Und meiner Meinung“, brachte er langsam heraus. Weiterhin hielten sie Blickkontakt. Dann ertönte ihr Klingelton am Handy. Eine Nachricht. Sie schielte zur Seite. „HA! Gewonnen“, lachte Taichi auf und riss die Hände in die Luft, dabei so weit und plötzlich, dass er nach hinten umkippte. Das vorige Thema war einfach vergessen gewesen. Lachend lag er am Boden und starrte die Decke an. „Taichi? Alles klar?“, fragte die Brünette und sah über die Sofalehne. Doch er lachte einfach weiter. „Ich bin gleich wieder da“, murmelte sie und schlüpfte an ihm vorbei. Sie stieg flink in ihre Schuhe und steckte sich den Hausschlüssel in die Hosentasche.
 

Eilig ging sie die Treppe runter und als sie aus der Tür trat, merkte sie erst richtig die kühle Luft. Oben war es noch anders gewesen, zu nah am Haus dran. Jetzt sah sie sich suchend um, entdeckte den Blonden aber gleich, wie er gerade noch um eine Ecke bog. „Takeru, was willst du so spät noch?“, fragte sie unsicher. „Du hast doch sicher noch nicht geschlafen“, lachte er und sah sie nachdenklich an. „Und wenn?“ „Dann wärst du nicht runter gekommen“, grinste er. Immer noch skeptisch stand sie ihm gegenüber, wie von selbst verschränkte sie ihre Arme und schlang sie sich so um den Körper. Natürlich erkannte Takeru was war und zog sich die Jacke aus, nur um sie der Jüngeren um die Schulter zu legen. „Also, was kann nicht bis morgen warten?“, wiederholte sie. „Immer mit der Ruhe“, lachte Takeru wieder.

„KÜSS SIE“, ertönte es da. Erschrocken wandten sich die zwei um und sahen das Haus hinauf. Taichi hing halb über dem Geländer und betrachtete sie grinsend. „Was?“, lachte Takeru verwundert und fühlte sich ertappt. Sein Puls schoss in die Höhe, sodass er erst den Blick auf die Jüngere richtete und dann hüstelnd zur Seite sah. Die Brünette war bei den Worten ihres Bruders rot angelaufen. Was sollte das auch? Er war betrunken, nicht mehr ganz bei Sinnen. Trotzdem wurde ihr ganz warm bei diesem Gedanken. Verstohlen sah sie auf und zu Takeru. Dann riss sie sich zusammen. „Also, was machst du hier?“ „Ach ja“, der Ältere zuckte zusammen und besann sich zur Ruhe. „Ähm … also was ich eigentlich hier will“, nun war er doch wirklich nervös. Dabei hatte er sich doch genau für diese Situation Rat geholt, aber es war auch sehr spontan, dass er gleich nach dem Besuch bei Yamato noch hier vorbeikam. „Ja?“ „NA LOS; RAUS DAMIT!“ Irritiert sah Takeru wieder hoch. „Ignorier ihn, bitte“, seufzend massierte sie sich die Schläfen, „er ist betrunken.“ „O-okee …“, er würde das nun wirklich ignorieren. „Also … ähm … was ich sagen will“, es ging nicht anders, immer wieder hob er unbemerkt den Blick und sah zu Taichi. „DAS IST DOCH NICHT SO SCHWER“, schrie der Brünette erneut, „ICH … LIEBE …“ „SCHNAUZE“, Kari wurde es zu bunt, aber sie wollte das auch nicht von ihrem Bruder hören, das war doch peinlich. Der Träger der Hoffnung stockte und wich einen Schritt vor Hikari zurück. Vielleicht hätte er auch etwas trinken sollen, dann würde das hier leichter aus ihm kommen. Doch gerade war das verdammt schwer. „So, jetzt“, lachte Kari. „Ich war bei meinem Bruder …“, begann TK etwas zerstreut, was nun nicht der Anfang war, den er wollte, das wollte er eigentlich überhaupt nicht sagen. „Ach ja? Schön … aber … was sagst du mir das?“, sie legte den Kopf schief. „Naja … er hat etwas gesagt …“, verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. „TK …“, schnaubend sah sie zu ihm. „Naja … er sagte …“ „KÜSS SIE!“ „TAIIII, ICH KOMM GLEICH ZU DIR HOCH!!“ „Nein“, Takeru hielt sie fest, ehe sie losstürmen konnte. „Was?“ Noch ehe sie weiter reagieren konnte, lagen seine Lippen auf den ihren. Seine Finger krallten sich in ihre Oberarme und mit festem Griff hielt er sie bei sich. Hikari hatte vor Schreck die Augen aufgerissen und musste erst ihre Arme entwirren, was schwer war, wenn er sie so festhielt. Doch sie schaffte es, auch wenn sie ihn erst von sich hatte schieben wollen, so war sie sich bei diesem unglaublich prickelnden Gefühl nicht so ganz sicher. Vorsichtig hob sie ihre Hände und klammerte sich an sein Shirt. Sie schloss langsam die Augen und erwiderte den Kuss. Erleichterung machte sich bei Takeru breit, er hatte schon befürchtet, dass sie ihn nicht wollte, sie hatte so lange gebraucht, bis sie auf ihn angesprungen war. Doch jetzt machte ihm das Mut und er zog seine junge Freundin näher an sich heran.

Schwer atmend lösten sie sich etwas voneinander. Viele Minuten waren vergangen. „GEHT DOCH!! NA ENDLICH!“ Mit glühenden Gesichtern sahen sich die zwei verlegen an. „Das …“, doch Kari brach wieder ab. Das war peinlich. Über ihnen war Taichi und das war ihr erster Kuss gewesen. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. Auf die Unterlippe, die er gerade geküsst hatte. Begierig betrachtete er sie. „Du warst bei deinem Bruder?“ Langsam drangen die Worte an sein Ohr und er brauchte einen weiteren Moment, bis er merkte, dass sie von Hikari gekommen waren. Verwirrt verzog er seine Stirn und wusste nicht, wieso sie das nun fragte. „Was?“ „Du hast gesagt, du warst bei deinem Bruder“, nun klang ihre Stimme sicherer. Der Blonde war immer noch verwirrt, hatte ihr das gerade nichts bedeutet? „Ja …“ „Was hast du denn bei ihm gemacht?“ „Mir Rat geholt“, antwortete er wie von selbst. Innerlich war er vollkommen aufgebracht. Ihr hatte das nichts bedeutet, sie fühlte nicht dasselbe, was er für sie empfand. Etwas in ihm zerbrach gerade. „Was für einen Rat? Was hat er gesagt?“ Mit gläsernem Blick sah er sie an und antwortete mit monotoner Stimme darauf, „warte nicht darauf, dass sie dich küsst, du musst sie küssen.“

Kari zuckte sichtlich zusammen und sah erstaunt auf. Dann wurde ihr wieder warm, ihr Puls beschleunigte sich und ihre Atmung wurde aufgeregter. „Das hast du gemacht?“, ihre Wangen wurden immer heißer. „Ja …“ „Wieso?“ „Weil ich dich liebe …“, da erst fiel ihm das erste Mal seit Minuten auf, dass er nicht mehr auf seine Worte geachtet hatte. Nun war es allerdings um Kari geschehen. Das hier musste ein Traum sein. Ihre Finger krallten sich stärker in sein Shirt und sie ließ sich leicht nach vorn fallen. Ihre Stirn lehnte sie an seine Brust. Verwundert betrachtete Takeru die Jüngere. „Tust du das?“, kam es vorsichtig von ihr. Takeru zitterte, vorsichtig legte er seine Hände auf ihre Schultern, „ja …“ Kari kniff die Augen zusammen. Das hier war ein Traum. Sie hatte sich das schon so lange gewünscht, doch eigentlich hatte sie kein Recht darauf. Nie hatte sie mit jemandem über ihre Gefühle gesprochen, Miyako hatte ihre Gefühle vor ihr geäußert, daher war sie zuerst dran. Irgendwie hatte sich in Kari das Gefühl breit gemacht, dass sie nicht vor Miyako glücklich sein durfte. Erst musste die Ältere mit Ken glücklich sein, dann könnte sie ihr Glück finden. Allerdings war das hier ihre Chance, die Chance auf die sie lange gewartet hatte. Ohne es zu wollen begann sie zu weinen. Leises Schluchzen war zu hören. Erschrocken brachte Takeru die Jüngere dazu ihn anzusehen. „Was ist los? Wieso weinst du?“, lag das etwa an ihm? „Ich …“ „Ist es meinetwegen?“ Sie konnte nicht aufhören, „ja … nein“, sie schüttelte den Kopf, „du bist nicht schuld … ich bin es“, schluchzte sie. „Was? Wieso das denn?“ Beruhigend strich er ihr über den Rücken, „magst du mich nicht … nicht …“, ein Frosch im Hals, es fiel ihm einfach so schwer, „… nicht auf diese Weise?“ „Nein“, erschrocken riss sie die Augen auf und sah panisch zu ihm auf, verzweifelt klammerte sie sich an ihn, „ich liebe dich auch“, hauchte sie, dann senkte sie wieder den Blick, „aber … ich habe das Gefühl, dass ich erst Miyako helfen muss …“, sie biss sich erneut auf die Unterlippe und versuchte ihr Problem zu schildern. Geduldig hörte er ihr zu und war erst verwirrt, dann verstand er ihr Problem allerdings. „Dann sagen wir es einfach niemandem“, rutschte es ihm heraus. Mit großen Augen sah sie auf. Ihre Tränen waren getrocknet und sie versuchte zu realisieren, was er vorgeschlagen hatte. „Verheimlichen?“ „Ja, bis du dir sicher bist“, ihm war gerade selbst nicht bewusst, dass das schwerer war, als es einfach nur zu sagen. Doch wie erstarrt nickte sie. „Ich liebe dich, da würde ich alles machen“, sprach er. In Hikari kribbelte alles bei seinen Worten, „ich liebe dich auch“, hauchte sie.
 


 

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Sonntag, 13. Oktober
 


 

Seufzend setzte sich Hikari auf das Bett des Älteren. „Na, jetzt sag schon“, forderte Takeru zum siebten Mal. Seit sie zur Haustür herein war, stellte er ihr diese Frage fast ununterbrochen. Sie war regelrecht in sein Zimmer geflohen. Seine Mum hatte heute frei und war Zuhause, doch vor dieser musste sie das nicht ausdiskutieren. „Also? Wie war das Date mit Davis?“ „Wieso interessiert dich das so genau?“, sie zog ihre Augenbrauen zusammen. Das war schon leicht irritierend, wenn der geheime feste Freund wissen wollte, wie ein Date mit einem anderen Jungen gelaufen war. „Wir sind ein Paar? Ich bin dein fester Freund? Wir sind zusammen?“, er gestikulierte wild und hielt dann inne, „oder etwa nicht?“ „Nein“, schnaubte sie, „ich bin jetzt mit Davis zusammen. Wir haben uns geküsst und im Kino rumgemacht, ich bin von ihm schwanger.“ „Echt jetzt?“, erschrocken sah er sie an. „Nein“, sie griff nach einem Kissen und warf es nach ihm, „das war gestern, ich weiß erst in ein paar Wochen ob ich wirklich schwanger bin.“ Lachend kam er zu ihr, „du bist geheim und hinterhältig“, mit dem Kissen schlug er leicht auf ihr Gesicht und drückte sie mit seinem Körper auf das Bett. Er ließ das Kissen los und begann sie zu kitzeln. „Aufhören“, lachte sie, „ich ergebe mich.“ „Also sind wir noch zusammen?“ „Ja doch, ja … ich liebe nur dich“, brachte sie unter ausgelassenem Lachen hervor.
 


 

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Dienstag, 24. Dezember
 


 

„Du bist zu spät“, sang Takeru und grinste Hikari frech an. Diese streckte ihm einfach die Zunge raus, „du bekommst keinen Kuss“, beschloss sie und kam auch gar nicht näher. „Doch, den bekomme ich“, flink griff er nach ihr und zog sie zu sich. Kichernd erwiderte sie den Kuss und sah ihn mit verliebt glänzenden Augen an. „Na komm, wir haben ein straffes Programm“, er zog sie ein paar Schritte weiter, bis sie ihn zurückhielt und skeptisch betrachtete. „Nichts, wo viele Menschen sind?“ „Oh“, er überlegte kurz, „unser Zeitplan ist auf einmal nicht mehr so straff“, er lächelte, biss sich innerlich allerdings auch auf die Wange, das hatte er vergessen. „Gut … und auch nichts, wo Yamato und Sora jetzt sein könnten?“ Der Blonde stockte. Hatte ihm sein Bruder gesagt, wo er mit Sora hin wollte? Noch während er überlegte, beobachteten die zwei wie weiter vorn an der Straße ein orangehaariges Mädchen vorbei rannte. Hikari zuckte zusammen, jedoch schien ihre ältere Freundin sie nicht bemerkt zu haben. Finster betrachtete sie ihre blonde Begleitung. Takeru lachte und führte Kari einfach weiter die Straße hinunter.

„Es tut mir leid“, begann das Mädchen irgendwann. Takeru wandte sich zu ihr um und griff nach der Hand seiner Freundin, „macht doch nichts“, lächelte er. „Doch, es tut mir leid, dass ich so egoistisch bin und es geheim halten will … nur deshalb musstest du warten und mich heimlich rausschleichen.“ Immer noch war ihr deswegen leicht bange. Niemand sollte ihr Fehlen bemerken, sollte jedoch etwas passieren, wüsste ihre Familie nicht, wo sie wäre. Aber ein Date an Weihnachten war etwas Besonderes und nicht einfach für ein Treffen unter Freunden. „Mach nicht so ein Gesicht, in einer Stunde bist du wieder daheim. Wir wollten doch nur etwas Zeit zusammen verbringen“, lächelte der Ältere sie verliebt an. „Ok“, hauchte sie und erwiderte das Lächeln bedrückt. Diese Geheimhaltung machte er nur für sie. Weil es sich für Hikari falsch anfühlte ihr Glück den anderen zu offenbaren. Aber wenn sie so heimlich und allein mit Takeru unterwegs war, war es auch schön und hinterließ immer ein aufregend kribbelndes Gefühl bei ihr. Mit diesen Gedanken ging sie näher zu ihm und griff mit ihrer freien Hand nach seinem Arm. Seufzend schmiegte sie sich an. Einen kurzen Moment irritierte ihr Handeln den Blonden, dann genoss er ihre Berührung.
 

Takeru hatte gar nicht viel planen können, immerhin war es Kari stets wichtig von keinem ihrer Freunde gesehen zu werden. Wäre es nicht Hikari, würde er sich glatt sorgen, ob sie ihn nicht betrüge. Aber es war seine liebe Hikari, die nicht ihr Glück zeigen wollte, bis ihre Freundin auch glücklich war. Dann musste er die weiteren Versuche von Davis ertragen, solange es nur Davis war, konnte er es ertragen. Wobei er sich schon darauf freute sie in aller Öffentlichkeit zu treffen und überall seine Freundin nennen konnte.

Hikari bemerkte, dass Takeru ruhiger geworden war. Bei einem Blick zu ihm sah sie, dass er nachdachte. Es beschäftigte ihn sicher wieder, dass sie ihre Beziehung erst noch geheim halten wollte. Da hatten sie schon einige Male diskutiert. Das Mädchen konnte aber nichts gegen ihre Gefühle machen, für sie war die ganze Situation auch schwer. Aber sie würden das zusammen schaffen. Immerhin waren sie schon immer miteinander verbunden gewesen. Hoffnung und Licht. Ein heiliges Band.

Liebesengel Patamon


 

Samstag, 28. Dezember
 

Die Mädchen hörten fasziniert, interessiert und auch leicht enttäuscht zu. Denn Fakt war, dass Hikari diese Erlebnisse nicht mit ihnen geteilt hatte. So mussten sie das aus den Erzählungen des Mädchens nun nachholen. Aber es war einfach nicht das gleiche. Mimi war sichtlich eingeschnappt, Sora etwas enttäuscht und Yolei verstand das überhaupt nicht. Denn für sie wäre es schön gewesen, wenn Kari es mit ihr geteilt hätte. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, ihre Beziehung auf Grund von ihrer besten Freundin und deren Pech zu verheimlichen. Also war sie auch traurig.

„Echt? Das hab ich gemacht?“, verdutzt starrte Taichi seine kleine Schwester an. Er erinnerte sich gar nicht mehr an diesen Abend. Er wusste noch, dass er etwas getrunken hat, wie öfters um diese Zeit herum, doch dass an einem dieser Abende etwas passiert war, war ihm gar nicht mehr bewusst. Nie hätte er sich in einem nüchternen Zustand so benommen. Immerhin ging es hier um seine kleine Schwester. Und seine Schwester soll niemanden küssen und immer seine kleine Schwester sein.

Das junge Pärchen hingegen stand nun wie auf dem Präsentierteller mitten auf der Wiese. Die drei Chinesen hatten sich bereits zu den Tischen mit dem Essen und Trinken verzogen. Sie hatten sich ihre Niederlage eingestanden. Daisuke hingegen stand immer noch ungläubig – aber mit einigem Abstand – bei ihnen. Er konnte nicht glauben, dass sie ihre Beziehung so lange geheim gehalten hatten. In gewissem Sinne hatten sie ihre Freunde belogen. Er konnte es einfach nicht glauben.
 


 

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Mittlerweile waren viele ihrer Gäste angekommen. Ihre asiatischen Freunde waren komplett da. Hikari hatte sich bereits mit Yuehon und Dien ausgetauscht. Auch Koushiro war froh, sich endlich mit ihnen unterhalten zu können. Jedoch ging es nicht nur den Zweien so, auch die anderen freuten sich bereits.

Hilflos musste Miyako mit ansehen, wie Ken von einem kleinen schwarzhaarigen Mädchen angesprungen wurde. Lachend beobachtete Yamato diese Szene, er hatte das Mädchen bereits entdeckt gehabt. Gemächlich erhob er sich und ging zu den Zweien rüber. Ken hatte mittlerweile entdeckt, was ihn soeben überfallen hatte. Chichos grinste das Genie breit an und ließ ihre Finger gar nicht mehr von ihm. „Sorry, ich hätte es dir sagen sollen“, entschuldigte sich der Musiker und klopfte dem Jüngeren auf die Schulter. „Nein, nein, alles gut“, Ken ging in die Knie, damit das Mädchen von ihm runter konnte. Sie war deutlich gewachsen und kleidete sich auch anders. Von allen Anwesenden hat sie wohl in den letzten Jahren die größte Wandlung durchgemacht, obwohl die anderen japanischen Kinder sich auch gewandelt hatten.

Immer wieder versuchte Miyako sich unauffällig zu nähern, doch dieses kleine Mädchen wollte einfach nicht gehen. Sie hing an ihm wie eine Klette. Nach einer halben Stunde hatte die Brillenträgerin herausgefunden, dass sie Mexikanerin war und in ihn verliebt war. Doch Ken war ihr Schwarm, daher würde sie ihn nicht einem etwa fünf Jahre jüngeren Mädchen überlassen. Gerade als sie sich wieder näherte, stolperte sie nach vorn und stieß gegen den Älteren. Erschrocken riss sie die Augen auf. „Ent-entschuldige“, stotterte sie mit viel Überraschung. Das hatte sie nicht erwartet, sie hatte etwas in ihrem Rücken gespürt, dass sie nach vorn hat stolpern lassen. Sie wollte sich umsehen, doch Ken fixierte sie ebenso überrascht und brachte selbst kein Wort heraus.
 

„Also das war amateurhaft“, lachte Takeru und hatte seine Freundin genau beobachtet. Der Blonde war sichtlich erleichtert, dass er das nun in aller Öffentlichkeit machen konnte. Er konnte sie in den Arm nehmen, Händchen halten und auch küssen. Nun hatte er mit angesehen, wie Kari einen doch recht großen Bogen geschlagen hatte und ihre Freundin auf den Schwarzhaarigen geschubst hatte. Diese gab sich nun ganz unschuldig. „Als ob du das besser könntest“, provozierte Mimi, „das war eine der besten Ideen innerhalb der letzten Monate.“ „Jahre … Jahrzehnte wohl eher“, lachte Takeru und provozierte selbst zurück. Damit zog er sich wohl gerade den Zorn aller Mädchen auf sich oder zumindest der hier Anwesenden. „Mach es besser“, blaffte nun auch seine brünette Freundin und verschränkte auffordernd die Arme vor der Brust. „Ist das eine Wette?“, er zog die Augenbraue noch oben. Abschätzend begutachtete Kari ihn, „und wenn?“ „Dann will ich einen Preis, sollte ich es schaffen.“ „Und das wäre?“, nun schluckte sie doch leicht. Auch Sora und Mimi warteten gespannt seine Antwort ab. Doch der Junge beugte sich zu seiner Freundin und achtete darauf nur in ihr Ohr zu sprechen. Seine Hand legte er von hinten auf ihre Hüfte, „da würde mir so einiges einfallen“, antwortete er nur und spürte, wie sie sich beschämt verkrampfte. Lachend lehnte er sich zurück und betrachtete sie fasziniert.

Kari löste sich von dem Blonden und wich den Blicken aller aus. Als sie einen verwirrten laut vernahm, hob sie den Kopf wieder. Wie aus dem Nichts hatte Takeru einen kleinen Zweig hervor gezaubert. „Was ist das?“ Auf ihre Frage hin begann er zu grinsen und griff nach ihrem Handgelenk. Mit einem Ruck zog er sie an sich und schlang den freien Arm um sie, seinen anderen mit dem Zweig hob er in die Höhe und küsste sie ohne Vorwarnung. „So ein Zweig ist das“, zwinkerte er und blickte zu den zwei anderen Mädchen. „Das ist perfekt“, klatschte Mimi in die Hände und lachte. Die Brünette starrte mit großen Augen zurück und fühlte sich einmal mehr peinlich berührt. Doch Takeru winkte bereits Patamon zu sich. Er sprach leise mit seinem Partner und gab ihm den Zwei in die Pfote. Dann flog es los.
 

Gespannt beobachteten sie das Digimon. Es flog einige Kreise und ließ den Zweig dann über Ken und Miyako fallen. Diese stand bei dem Schwarzhaarigen, wie auch Chichos, Matt und Daisuke. Irritiert hatte Ken danach gegriffen, was ihm da auf den Kopf gefallen war. Miyako starrte ebenso mit großen Augen darauf und lief auch sofort puterrot an. „Ahh ist das ein Mistelzweig?“, Chichos strahlte über das ganze Gesicht und hakte sich bei dem Älteren unter. In ihr machte sich Vorfreude breit und auffordernd sah sie zu dem Schwarzhaarigen auf. Doch dieser ignorierte das Mädchen und sah stattdessen verlegen zu der Brillenträgerin, die zwar deutlich Abstand hielt, aber trotzdem bei ihnen stand. Bei einem kurzen Blick nach oben sah er noch ein kicherndes Patamon und entdeckte auch eine kleine Gruppe, die verstohlen zu ihnen blickte.

Seufzend wandte sich Yolei etwas ab. Ein Kuss unter dem Mistelzweig. So wie sich die Mexikanerin an ihn hängte, würde sie ihn gleich darunter küssen. Da hatte sie keine Chance. Doch noch als sie das dachte, trat der Schwarzhaarige an sie heran. Chichos hatte er stehen lassen und langte mit dem Finger unter ihr Kinn. Er drückte ihren Kopf nach oben und presste seine Lippen auf ihre. Erschrocken schnappte Miyako unglücklich nach Luft, weshalb der Kuss etwas schräg wurde. Ihre Augen weiteten sich und sie klammerte sich an ihrem Shirt fest. Ken hatte die Augen geschlossen, wenn er auch verwirrt war, dass der Kuss sich seltsam anfühlte. Langsam öffnete er seine Augen und löste sich bei ihrem Blick von ihr. Seine Hand mit dem Mistelzweig nahm er herunter.

„Was ist los?“, wollte er ruhig wissen, alle um sie herum ignorierte er. Miyako rang deutlich nach Luft und Worten, sie wusste es nicht zu formulieren. „Hab ich was falsch gemacht?“, Ken wurde nervös und unsicher, „ich … ich hätte … hätte das nicht tun sollen.“ „Ja, das hättest du nicht, nie im Leben“, wie erstarrt brachte Davis diese Worte hervor, „wie kann man Yolei küssen?“ Doch die zwei ignorierten den Brünetten, der auch eine Kopfnuss von Yamato bekam. Auch er hatte das Einschreiten der Jüngeren bemerkt. „Nein …“, hauchte sie. „Aber was dann? Ist es …?“, wollte Ken weiter wissen. Yolei wurde gerade klar, dass er genau das selbe empfinden musste wie sie, daher griff sie nach seinem Hemd und zog sich daran leicht hoch, denn er war, obwohl er jünger war, größer als sie. So legte sie sanft ihre Lippen auf seine. Dieser Schritt hatte sie unglaublich viel Mut gekostet, doch Ken hatte ihr diesen Mut gemacht. Ihr Herz flatterte aufgeregt und jetzt fühlte es sich so gut an, wie sie es sich gedacht und immer vorgestellt hatte. Sie spürte seine Arme und ihr wurde noch wärmer als zuvor schon. Als sie sich von ihm löste, waren ihre Wangen deutlich gerötet und sie erkannte ein Glitzern in seinen Augen. Sanft lächelte er sie an. „Ich liebe dich“, flüsterte sie. Dabei weiteten sich seine Augen etwas, doch er spürte das beschleunigende Herzklopfen in der Brust, „ich dich auch“, wurde ihm nun völlig bewusst. Immer noch etwas ungläubig begann Miyako zu lächeln. Ein Traum ging gerade in Erfüllung. Und da küsste er sie schon wieder.
 


 

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„Das ward ihr“, Ken wusste noch nicht ab er dankbar oder verärgert war. Daher klang der Satz auch nach beidem. Die kleine Gruppe wandte sich zu dem Schwarzhaarigen um. „Was?“, tat Takeru noch ganz unschuldig ab. „Du hast Miyako erst geschubst und du hast den Mistelzweig fallen lassen“, dabei streckte er Patamon das Zweigchen entgegen, „und vermutlich wurdest du von ihm beauftragt“, dabei sah er den Blonden an, Patamon saß auf dessen Kopf. „Und wenn?“, Takeru verkniff sich das Lächeln. Auch die Mädchen waren etwas vorsichtig. „Dann danke“, lächelte Ken und entschied sich dankbar zu sein, „ihr habt mir sehr geholfen.“ „Hilfreich war es vielleicht auch, dass wir Willis zu Digitamamon geschickt hatten“, lachte Mimi. „Ihr wisst, dass Davis denkt, dass er etwas von Kari will?“, wandte der Schwarzhaarige ein. „Ach ja?“, verwundert sahen sich die Mädchen an. „Nein, nicht er auch noch, sie ist meine Freundin“, widersprach TK, „sie ist mein Mädchen!“, zitierte er Davis. Kari begann zu kichern, da sie die einzige Anwesende war, die diesen Satz zuordnen konnte. „Aber Davis hat gesehen, dass sie TKs Freundin ist und jetzt müssen wir noch Wallace klar machen, dass Miyako deine Freundin ist“, überlegte Sora, „sie ist doch deine Freundin?“ Abwartend sahen die Mädchen Ken an, dann an ihm vorbei und beobachteten die verliebte Miyako glücklich lächelnd und leicht torkelnd. „Das … äh … ich … ähm … ich geh sie mal fragen“, verabschiedete sich Ken und lief seiner Freundin hinterher, denn für ihn war das klar. Denn Mädchen war das auch klar, doch sie sollten das schon irgendwie klären.
 


 

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„Hallo Mimi“, grüßte Michael. Der Brünetten trat ein Lächeln auf die Lippen und mit Vorfreude, dass ihre Freunde aus Amerika da waren, drehte sie sich um und erstarrte leicht. Mit großen Augen sah sie einem Strauß Blumen entgegen. Schwer schluckend sah sie von diesem zu dem Jungen der sie hielt. „Hier … die sind für dich“, lächelte er. Ihre Augen wurden noch ein Stückchen größer. Dieses Lächeln kannte sie nur zu gut. Es war sein verliebtes Lächeln. Sie sah sich um. Sora und Yamato, sowie Hikari und Takeru musterten sie neugierig. Daisuke hat den Blonden auch schon entdeckt, genauso Miyako. Doch der Brünetten war gerade sehr unwohl. Sie schluckte erneut.

„Lass … lass uns … lass uns woanders reden …“, sagte sie leise und betrachtete ihn weiter. Verwirrt legte er den Kopf schräg, er verstand nicht ganz. „Komm“, sie griff an den Blumen vorbei und drehte ihn um, ehe sie ihn Richtung Wasser schob. Dann ging er endlich selbst los.
 

Mimi beschlich ein mulmiges Gefühl, als sie Michael folgte. Ihr war unbehaglich und sie sah sich unauffällig um, dabei wusste sie selbst nicht, wieso sie das tat. Er führte sie aus der großen Masse und ging mit ihr hinunter zum See. Nebeneinander blieben sie stehen und starrten auf das Wasser. Eine Zeit blieb es still und sich betrachteten die Reflexion des Mondes auf der Oberfläche. Dann ging Mimis Blick in den nächtlichen Himmel hinauf und sie fühlte sich besser. Wie könnte sie sich unter einer solchen Pracht an leuchtenden Punkten unwohl fühlen. Sie entspannte sich, jedoch war da immer noch Michael mit seinem Strauß Blumen. Unsicher sah sie zu ihm, der sich zu ihr gedreht hatte. „Mimi … die sind für dich“, wiederholte er sich. Sie hob ihre Hände abwehrend und sah leicht unglücklich zu ihm. „Michael … bitte … nicht …“, flüsterte sie.

„Mimi … lass mich … bitte. Ich weiß nicht wie das ging“, schüttelte er den Kopf, „mit diesem Programm von Izzy … da … da können wir uns … wir können wieder zusammen sein“, lächelte er strahlend, „jede Tag können wir uns in der Digiwelt sehen oder auch über diese uns besuchen“, seine Lächeln wurde breiter. Der Brünetten wurde unwohler. So hatte sie das nicht gewollt. Ihr lief es kalt den Rücken runter. Es war nicht so, als würde sie ihn nicht sehen wollte, aber sie wollte ihn nicht so haben. Er war ihr Freund. Ein guter Freund. Er war ihr sehr lieb geworden, doch als ihr fester Freund war er nicht das, was sie wollte. Sie spürte, wie ihr das nur einer geben konnte. Doch diesen wollte und konnte sie nicht mehr an sich heran lassen. Das hatte er versaut. „Lass es uns noch einmal versuchen“, bat er, „es hat sich doch nichts geändert.“ „Michael … ich kann nicht …“, sie schüttelte den Kopf. „Aber Mimi“, er trat weiter auf sie zu und streckte seine freie Hand nach ihr aus. „Michael …“, bat sie noch einmal und trat einen Schritt nach hinten.

„Hee“, ertönte da eine Stimme und die zwei drehten sich erschrocken um. Mimis Augen weiteten sich überrascht, als sie den Braunhaarigen erblickte. Was tat er hier?

Aufrichtige Liebe


 

Samstag, 28. Dezember
 

"Entschuldige, aber sie ist jetzt meine Freundin!"

Verwirrt sah Mimi auf und erblickte Tai. Dieser hatte eine Hand auf Michaels Schulter gelegt und blickte von dem Blonden zu dem Mädchen. Etwas veränderte sich in ihrem Blick. "Achso ... verstehe ...", murmelte Michael und nickte, "... deswegen wolltest du also keine Fernbeziehung ... bestimmt hast du dich schon gefreut wieder hier zu sein ... und mich damit los bist ... wahrscheinlich hast du mich gleich nach deiner Ankunft ersetzt ... Ich hab dich wirklich anders eingeschätzt, Mimi, ich bin enttäuscht ... wirklich enttäuscht", spuckte er die Worte hervor, seufzend drehte sich der Amerikaner um und ging weg. Geschockt stiegen in Mimi Tränen auf, mit geweiteten Augen starrte sie ihrem ehemaligen Freund hinterher. Ohne es zu wollen sackte sie in sich zusammen. Sie landete kniend auf dem Boden und vergrub kurz darauf ihr Gesicht in ihren Händen. Ihr Körper bebte unter dem Schluchzen, welche sie nicht mehr zurückhalten konnte. "Mimi, alles klar?", wollte Taichi vorsichtig wissen. „WAS SOLLTE DAS?“, fuhr sie ihn giftig an. Sofort war sie wieder auf den Beinen, „wie kommst du auf die Idee so etwas zu machen? Bist eigentlich noch bei klarem Verstand oder ist der bei dir jetzt vollständig ausgeschaltet worden?“ Entsetzt starrte Taichi sie an und versuchte ihren Worten zu folgen, doch als er sie realisierte, lief sie schon an ihm vorbei und versuchte Abstand zu ihm zu gewinnen. Wie konnte er es auch wagen, sie und Michael zu unterbrechen. Aufgebraust lief sie über den Platz und versuchte zur Ruhe zu kommen, doch wollte nicht so recht. So schlug sie den Weg zu dem kleinen Wald ein und wurde wieder langsamer.

Frustriert ließ sie sich auf einem umgefallenen Baumstamm nieder. Sie schnaubte verächtlich und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Erneut traten Tränen in ihre Augen. Michael hasste sie, sie war sich sicher. Sie versteckte wieder ihr Gesicht hinter ihren Händen. Sie spürte wie Tränen über dir Gesicht liefen. „Mimi?“, hörte sie ihren Namen. Jemand setzte sich neben sie und legte vorsichtig einen Arm um ihre Schultern. Das Mädchen senkte ihre Hände. „Entschuldige, ich hab ihn vorgeschickt“, murmelte Koushiro und drückte die Schulter der Braunhaarigen sanft. „Wieso hast du das gemacht?“, schluchzte sie immer noch. „Mimi, du musst endlich ehrlich sein“, gab der Rothaarige mit fester Stimme von sich, „du solltest aufhören, vor deinen Problemen wegzulaufen.“ „Was soll das denn heißen?“, aufgebracht sprang sie auf und blickte zu ihrem besten Freund. Dieser erhob sich langsam und trat auf das Mädchen zu, er legte erneut seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr in die Augen. Sie glänzten und waren von den Tränen leicht gerötet und geschwollen.
 

„Mimi, du solltest wirklich mit Michael reden, ich seh doch, was aus dir geworden ist. Du hast dich in den letzten Monaten stark verändert. Ich habe doch mitbekommen, wie es dir von Tag zu Tag schlechter ging“, er sprach leise und vorsichtig, er wusste, dass sie ihn jeden Moment anschreien konnte. Doch Mimi blieb still und hörte ihm zu. „Ich verstehe nicht, wieso hast du deine Schlagfertigkeit verloren? Du hast doch sonst auch immer jedem deine Meinung gesagt, wieso konntest du also nicht auch Michael einfach sagen was los war?“ Er fixierte sie mit seinem Blick und spürte, wie sie unter seinem Griff erneut zitterte und durch ein Schluchzen bebte. Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. Es zerriss Koushiro das Herz sie so zu sehen. Er liebte sich noch immer – sehr stark sogar. Aber er wusste, dass er ihr nicht das geben konnte, was sie sich wünschte, aber er war ihr dankbar, dass er immer noch für sie da sein konnte. So zog er sie in seine Arme. Eine Hand um ihren Körper gelegt, mit der anderen drückte er ihren Kopf an sich. Der Körper an seinem erzitterte wieder, sie schluchzte und er spürte, wie Tränen sein Hemd durchnässten. Sein Herz schmerzte noch mehr und so drückte er sie noch stärker an sich. Mimi krallte sich dabei in sein Hemd, sie klammerte sich an ihn, als würde sie sterben – oder zerbrechen – wenn sie es nicht tat.

„Wieso?“, brachte sie unter schluchzen heraus. Es war nur ein Wispern, doch er verstand es, als würde sie ganz normal mit ihm reden. „Was denn?“ „Wieso schafft er es mir mein Herz zu brechen und wieso liebe ich ihn nach allem immer noch?“ Verwirrt sah er auf sie hinunter, „was hat er denn gemacht?“ Koushiro merkte, wie sich ihr Körper versteifte und wie sie mit sich kämpfte. „Weißt du noch … die Party? Als ich zurückgekommen war?“ „Natürlich“, er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen. Der Rothaarige hatte sich so sehr gefreut, dass seine beste Freundin wieder da gewesen war. „An diesem Wochenende“, sie lehnte sich etwas zurück. So wischte er ihr die Tränen von den Wangen, dabei hörte er ihr weiter aufmerksam zu. „Taichi hatte mir am Samstag geschrieben, dass ich in eine Bar kommen sollte. Er dachte“, sie schluckte, „er schreibt mit dir und war verwundert, als ich aufgetaucht bin … Wir haben etwas zusammen getrunken und …“, es fiel ihr schwer. Doch sein Magen zog sich zusammen, er konnte sich denken, was an diesem Abend passiert war. Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich hören wollte. „… ich habe bei ihm geschlafen … und das einzige was ich hörte war, dass es ein Fehler war … Er hat mir mein Herz in Stücke zerrissen.“ Wieder brach sie in Tränen aus. Aber auch in Koushiro brannten sie, er wusste schließlich wieso Taichi das getan hatte. Er kannte den Grund dafür, zu dieser Zeit war der Braunhaarige noch der festen Überzeugung gewesen, dass er starke Gefühle für Sora hegte. Jedoch konnte er ihr das nicht erzählen, das würde sie nur wütend machen, wenn nicht nur auf Taichi, dann eventuelle auch auf Sora und wenn sie dann noch mitbekommen würde, dass die Jungen und auch Hikari seit Monaten davon wussten, dann würde Mimi ausrasten. So hielt er den Mund und hielt sie lediglich im Arm.

„Kannst du mir eine Frage beantworten“, sie lehnte sich wieder etwas zurück, unsicher sah sie zu ihm auf und schluckte, „wieso liebe ich ihn nach der ganzen Sache immer noch?“ Wieder schluchzte sie, ihre Unterlippe bebte, aber sie wandte den Blick nicht ab. Mimi verlangte wirklich eine Antwort von ihm. Sein mildes Lächeln beruhigte sie etwas, aber sie sah ihn immer noch fordernd an. Koushiro überlegte, er wollte seine Freundin beruhigen. Dann hatte er ihr Problem gelöst – dachte er zumindest. Sein Lächeln wurde liebevoller und er beugte sich vor, dabei küsste er sie auf die Stirn. Verwundert sah sie zu ihm. „Mimi, du bist etwas Besonderes“, der Rothaarige strich ihre eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dabei legte er seine Hand an ihre Wange, „du weißt, dass ich immer für dich da bin und ich werde dich immer lieben“, murmelte er leise. Sein Herz machte dabei einen Sprung, doch es schmerzte immer noch etwas. Es tat weh sie zu sehen, als beste Freundin und nicht als seine Freundin – aber er wollte, dass sie glücklich war, also musste sie ihm jetzt zuhören. „Geht es bei Liebe nicht darum, sich aufrichtig und wahrhaftig zu lieben? Mimi, deine Liebe ist aufrichtig … wer würde noch jemanden nach so etwas so sehr lieben, wenn nicht du? Du hast nie mit ihm darüber geredet. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb du heute so bist, wie du bist. Aber Mimi, lass dich dadurch nicht unterkriegen“, wieder strich er ihr über die Wange, „du hast dadurch deine Schlagfertigkeit verloren … das heißt, dass du etwas ändern musst und ich mag dich nicht mehr so unglücklich sehen. Und wenn du nicht mit Michael oder auch mit Taichi redest, ich schwöre, dann werde ich das machen und wir wissen beide, dass das nicht gut ausgehen wird“, lachte er und schaffte es, dass auch seine beste Freundin wieder lächelte. „Ok“, murmelte sie und drückte sich wieder an ihn. Allerdings fügte sie noch in Gedanken hinzu, dass sie das zu einem Zeitpunkt machen wird, den sie für passend hält.
 

Gemeinsam waren Koushiro und Mimi wieder zurückgegangen. Während der Junge sich wieder zu seinem Computer aufmachte, damit er Musikwünsche erfüllen konnte, trat Mimi wieder zu ihren Freundinnen. Sie hatte versucht – so gut es ging – ihr Gesicht wieder in Ordnung zu bekommen, aber es hatte nicht alles geklappt. Ihre Augen waren immer noch leicht gerötet. Lächelnd tauchte sie neben ihrem Partner auf und zog die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. Sie ging vor Palmon in die Knie, was das Mädchen aufmerksam musterte, ohne Vorwarnung schloss sie ihren Partner fest in die Arme. „Mimi?“, wollte das Pflanzendigimon verwirrt wissen. „Ich habe mich noch nie bei dir bedankt, mein liebes Palmon“, flüsterte die Brünette, sodass nur ihr Partner es hören konnte, damit trieb sie ihm auch glatt die Tränen in die Augen. „Ich danke dir Palmon, danke, dass du immer für mich da warst und bist und meine Launen immer ertragen hast“, murmelte sie und schon brach das Digimon wirklich in Tränen aus. Mimi drückte es fester an sich und nach einigen Minuten hatten sich beide soweit im Griff, dass sie sich lächelnd in die Augen sehen konnten. „Ich hab dich lieb“, meinte die Tachikawa noch, bevor sie sich aufrichtete.

„Mimi, alles in Ordnung?“, wollte Hikari besorgt wissen. Die Angesprochene nickte, dabei wurde ihr allerdings etwas klar und sie wandte sich herum. Ihr Blick fiel auf ihren geliebten Rotschopf. „Ich komm gleich wieder“, meinte sie schnell und drückte sich durch die tanzende Menge. Bei Koushiro angekommen, nahm sie ihn ebenso in den Arm. Verwirrt starrte er seine Freundin an. So hatte er doch gerade erst mit ihr geredet. „Ich habe vergessen mich bei dir zu entschuldigen und mich bei dir zu bedanken“, flüsterte sie in sein Ohr. Erstaunt hob der Computerfreak eine Augenbraue und legte seine Hände auf ihre Hüfte. „Danke, dass du für mich da warst“, sie lehnte sich zurück, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. Er erkannte, dass es ihr wieder besser ging und freute sich mit ihr. „Ich bin immer für dich da“, erwiderte er. Dann lehnte sie sich erneut vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Lass uns tanzen“, beschloss sie dann strahlend. „Ich kann hier nicht weg“, entgegnete der Ältere allerdings und prompt schnaubte sie verächtlich. „Du und dein Computer … irgendwann schmeiß ich euch gemeinsam aus dem Fenster oder von einer Klippe“, meinte Mimi beleidigt, musste aber grinsen – das war eben Koushiro und so liebte sie ihn. „Dann kommst du mit“, kurzerhand griff sie nach Tentomon und zog es mit sich auf die Tanzfläche. Das Digimon wusste gar nicht wie ihm geschah, aber ließ es mit sich machen. Lachend sah Izzy ihnen beiden hinterher und war froh, dass ihm das Tanzen erspart blieb. Denn sofort begann sich Mimi mit dem Digimon zu drehen. Sie ließ es mit einer Hand los und drehte sich unter ihren beiden Händen hindurch. Nachdem Tentomon den Dreh raus hatte, machte es auch mit, blieb dabei aber die ganze Zeit in der Luft. Mimi hatte Spaß mit dem Käferdigimon, so kam auch bald Palmon zu ihnen und sie tanzten zu dritt, bis das Lied sein Ende fand. Schmunzelnd sah Mimi zu den Beiden Digimon.

„Das sieht lustig aus … darf ich auch?“, hörte das Mädchen hinter sich eine Stimme. Überrascht drehte sie sich um und erblickte Gomamon. Das Serumdigimon sah fragend zu ihr hinauf. Zunächst erstaunt, lächelte das Mädchen dann aber wieder. „Natürlich doch“, Mimi ging neben ihm in die Knie und während sich Gomamon ihr entgegenstreckte, nahm sie es auf den Arm. Die eine Flosse platziere sie sich auf dem Oberarm und die andere nahm sie vorsichtig in ihre freie Hand – es sollte eine Tanzhaltung ähneln, denn gerade hatte auch ein langsames Lied zu spielen begonnen. Langsam bewegte sich die Braunhaarige und sang leise mit, „Emily will find a better place to fall asleep, She belongs to fairy tales that i could never be, The future haunts with memories that i could never have, But hope is just a stranger wondering how it got too bad“, als der Refrain einsetzte, stoppte sie in der langsamen Drehung, die sie mit Gomamon tanzte. Sie sah auf und sah natürlich gleich in die Augen von Taichi. Er stand einige Meter weiter weg. Immer noch sang sie leise mit, „I die each time you look away, My heart, my life will never be the same, This love will take my everything, One breath, one touch will be the end of me“, ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, „entschuldige Gomamon“, stumm rollten Tränen ihre Wange hinab. Sie setzte das Meerestierdigimon auf dem Boden ab. Sie ließ Taichi nicht aus den Augen und wandte sich von dem Digimon ab. Palmon war neben ihr und griff nach ihrer Hand. „Darf ich dir etwas zeigen?“, fragte die kleine Blume – dieser war nicht entgangen, dass es ihrer Partnerin mit einem Schlag schlechter ging. Überrascht sah Mimi das Digimon an und nickte.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Stumm sah er Mimi hinterher, wie sie sich von ihm wegdrehte und fort lief. Er hatte ihr vorhin mit Michael nur helfen wollen. Izzy hatte ihn zu ihr geschickt. Weshalb der Rothaarige das gewollt hatte, hatte er mittlerweile auch mitbekommen. Nachdem er den Amerikaner und Mimi unterbrochen hatte und sie davongelaufen war, war er ihr gefolgt. Hinter einem Baum versteckt, hatte der Fußballer mit angehört, was die zwei Freunde besprochen hatten. In ihm hatte sich alles zusammengezogen. Taichi wollte mit ihr reden, doch sie war immer fort und er hatte sie nicht aufhalten oder antreffen können. Er konnte es nicht einfach so hinnehmen, dass sie ihn einfach ignorierte. Er hatte sich bereits für sein Missgeschick im Sommer entschuldigt, wieso war sie also noch sauer auf ihn. Seufzend wandte er sich ab, er brauchte was zu trinken und er brauchte seinen besten Freund. Suchend blickte er sich um und fand Yamato von Sora umschlungen auf der Tanzfläche. Sein Mund verzog sich, das sah irgendwie eklig aus, was die zwei da veranstalteten. Es fehlte nicht mehr viel, dann würden sie vermutlich gleich hier und jetzt Sex haben.

Eilig ging er zu dem Tisch mit den Getränken und schnappte sich vier Bier. Sein Weg führte ihn weiter zu Yamato und er zog ihn ohne ein Kommentar von Sora weg. Unter großem Gezeter versuchte sich der Musiker zu wehren, merkte aber bald, dass Taichi ihn brauchte, weshalb sonst sollte der Braunhaarige mit vier Flaschen Bier durch die Gegend laufen. So nahm er ihm zwei davon ab und sie setzten sich auf die Wiese. Gerade als die Beiden anstießen, sah Taichi Mimi wieder, sie schien besser gelaunt als zuvor.
 


 

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„Danke Palmon“, die Brünette lächelte vor sich hin und sah dann zu ihrem Partner. Sie drückte die Hand leicht. Sie sah auf und erblickte den blonden Jungen. Sie seufzte leise, „es gibt noch etwas, das ich machen muss … geh doch und spiel oder tanz mit den anderen Digimon, ja?“, die Jugendliche hatte sich zu ihrer Freundin gebeugt und musterte sie eindringlich. Langsam nickte Palmon und machte sich auf den Weg. Stumm sah die Braunhaarige ihrer Blume noch nach, dann wandte sie sich ab und lief los. Vor Michael blieb sie stehen. Er saß an der Anhöhe, die Beine etwas breiter aufgestellt und mit einer Bierflasche in der Hand. Der Amerikaner starrte vor sich hin. Betamon war neben ihm und sah auf, als er Mimi erblickte. „Kann ich mit dir reden? Bitte …!“

Tanzen


 

Samstag, 28. Dezember
 

„Wenn ich nicht mit dir reden will?“, stellte Michael monoton die Gegenfrage. Mimi holte tief Luft. Sie hasste solch ein Gerede und nach dem Gespräch mit Koushiro hatte sie wieder Mut gefasst. Mut, den sie zuvor verloren glaubte. Sie schmunzelte, als sie an das Wappen dachte, wurde aber ebenso wieder betrübt. Das Wappen hatte sie verloren. „Dann kann ich vermutlich nichts dagegen machen“, murmelte sie, fasste sich dann aber wieder und sprach ernst weiter, „dann sage ich das, was ich zu sagen habe Betamon und ich weiß, dass du dich sowieso nicht vom Fleck bewegen wirst, wieso also die Mühe machen?“, brummte sie dann verärgert. „Dann hättest du dich ja gleich einfach nur setzen können“, träge hob er den Kopf. Sein Blick verriet seine Gefühle. Mimi versetzte dieser Blick einen leichten Stich – aber nur leicht – sie hatte sich ehrlich von ihm getrennt, hatte zwar ihre Gefühle verschwiegen, doch er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Also folgte sie seiner Ansprache und setzte sich einfach neben ihn. Ihre Arme schlang sie um die angezogenen Beine. Zunächst blieb es stumm, einzig Betamons Kriechen erzeugte ein näheres Geräusch. Beide starrten auf die selbsternannte Tanzfläche.

„Michael, woher sollte ich wissen, dass wir so plötzlich wieder nach Japan ziehen? Sag es mir … Ich verstehe nicht, was ich jetzt groß falsch gemacht habe …“, ihre Stimme klang bedrückt, war aber fest. „Du hättest mir ja sagen können, dass du mich nie wirklich geliebt hast, statt immerzu ‚ich liebe dich‘ zu sagen“, knurrte er. Wieder stieg in Mimi diese Verärgerung auf, die ihr einen Kloß im Hals verpasste. Ruckartig drehte sie ihren Kopf zu ihm und funkelte ihn böse an, was auch ihn zusammenzucken ließ. „Ich habe dich geliebt!“, zischte sie, „das habe ich wirklich, sonst wäre ich nicht mit dir zusammen gewesen. Ich liebe dich auch immer noch, wenn auch nicht so. Und ja, es gibt diese Gefühle … es gibt sie immer noch“, gab sie erstickt zu, „… ich habe dir niemals weh tun wollen. Doch anscheinend hast du dich selbst so in diesen Gedanken verrannt …“, sie suchte nach Worten, hatte sich aber selbst in ihren Gedankengängen verloren. „Ich habe mich verrannt?“, gab er laut von sich und zog die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich. Leise knurrend erhob er sich und vergrub eine Hand in seinen Haaren. Er brauchte einen Moment, dann drehte er sich zu ihr, „wieso hab ich mich verrannt?“

Nun stand auch Mimi wieder auf und blickte ihm fest in die Augen. Ihre Hände spannte sie an und formte sie zu Fäusten. Dieses Gespräch war für sie momentan mehr und mehr sinnlos geworden. „Ich habe dich geliebt als wir zusammengekommen waren“, ihre Augen formten sich zu Schlitzen und drohend streckte sie ihm einen Finger gegen die Brust, „meine Gefühle waren nie gespielt. Ich war glücklich, so glücklich, wie ich in Amerika sein konnte! Was hätte es denn für einen Sinn gemacht, wenn wir weiterhin ein Paar gewesen wären? Du wärst in Amerika gewesen und ich in Japan. Wie hättest du dir das vorgestellt?“, sie machte eine Pause in ihrer aufbrausenden Rede. „D-die … Digiwelt“, stotterte Michael, er war zusehends verunsichert. „Ach komm … nichtsdestotrotz gibt es die Zeitverschiebung …“ „Dann scheint es dir ja ganz Recht gekommen zu sein, dass du dich von mir trennen konntest“, brummte er siegessicher und nahm einen Schluck von seinem Bier, „und … wie lange hast du gebraucht, bis er dir verfallen ist?“ Angefressen biss sie die Zähne aufeinander und fixierte ihn böse, „ich bin solo! Falls es dich unbedingt interessiert. Da ist niemand … ja, diese Gefühle gibt es noch … aber unerwidert … bist du zufrieden?“, sie knirschte mit den Zähnen.

Beide starrten sich finster an. „Ich weiß nicht, aber du hättest ja mal sagen können, dass ich nur der Ersatzmann bin“, nun war es an ihm zu Knurren. „Ich wusste es, mit dir zu reden bringt überhaupt nichts“, keifte sie, „du bist stur wie eh und je. Selbst meine Eltern haben die Versetzung nicht kommen sehen …“, sie stöhnte genervt auf, „… außerdem hatten wir uns auseinandergelebt!“ „Ach … so bezeichnest du das also?“, giftete er. Mimi musste sich zurückhalten, sich nicht gleich auf den Älteren zu stürzen, er machte sie gerade wahnsinnig. „Dann halt nicht …“, sie herrschte sich zu Ruhe, „ich habe versucht mich zu erklären, dass ich darin keine Zukunft sehe, wenn du mir nicht vernünftig zuhörst oder ebenso vernünftig antwortest, dann kann ich auch nichts machen. Dann musst du dich aber auch nicht wundern, wenn ich mich nicht mehr bei dir melde“, sie wandte sich von ihm ab und wollte gerade zu dem Tisch mit den Getränken aufbrechen, als er sie am Handgelenk zu sich zurückzog.
 

Seinen Kopf hatte Michael gesenkt, „entschuldige …“, murmelte er. Ihre Augen weiteten sich. Er entschuldigte sich bei ihr. „Was?“, fragte sie ruhiger und drehte sich zurück. Stumm musterte sie ihn und wartete auf die Antwort. „Du hast ja recht …“, noch immer ließ er den Kopf hängen, „… es war besser so. Aber es schmerzte.“ Er ließ ihr Handgelenk wieder los und sie rieb kurz über die Stelle, an die er sich geklammert hatte. Dann schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie trat zu ihm und legte ihre Arme um ihn, „ich wollte dir nie weh tun, Michael, aber ganz ohne Schmerz scheint es wohl einfach nicht zu gehen“, murmelte sie und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Das Leben geht weiter und wir finden beide eine andere Liebe“, die Brünette löste sich von ihrem Exfreund, hob sein Kinn an und lächelte ihn aufmunternd an, „oder etwa nicht? Du darfst nur nicht aufhören daran zu glauben!“ Sie kicherte – das war ihre ehrliche Meinung, das Leben ging weiter!
 


 

❀ ❀ ❀
 

Aufmerksam beobachtete Koushiro seine beste Freundin, sie war zu dem Blonden gegangen. Redete mit ihm, oder versuchte es zumindest, denn der schien nicht sonderlich angetan von ihr. Inzwischen war Palmon bei ihm eingetroffen und redete mit Gomamon. Joe war immer noch irgendwo verschwunden, dabei hatte er zuvor nur kurz etwas holen wollen. Seufzend sah sich der Nerd weiter um und sah zu Taichi. Auch ihr Anführer hatte den Blick auf die Brünette gerichtet. Da musste der Fußballer jetzt wohl durch. Seufzend sah er wieder auf den Becher in seinen Händen. Koushiro wollte nur, dass Mimi glücklich war. Alles Weitere würde sich schon ergeben. Ein mildes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er weiter vor sich hin starrte.
 


 

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„Mimi“, war es Chris Stimme, die die Zwei auseinanderriss. Bei all dem Durcheinander hatte es die Braunhaarige noch gar nicht geschafft, ihre alten Freunde zu begrüßen. So zauberte ihr der stets gut gelaunte Chris gleich ein Lächeln auf die Lippen und sie fiel ihm kurz darauf auch in die Arme. „Wo hast du dich den ganzen Abend nur versteckt. Wir haben dich vermisst!“, rief er fröhlich aus und wollte sie schon gar nicht mehr loslassen. Doch auch ihre anderen Freunde waren da. Als der Braunhaarige sie absetzte, nahm sie auch gleich Maria, Phil, Lou und Steve in die Arme. Zuletzt wandte sie sich Tatum zu. Die beiden waren in Amerika zu einem Herz und einer Seele geworden. Mimi hatte ihre Freundin sehr vermisst, wie sie gerade feststellte. So fielen sich beide mit Tränen in den Augen in die Arme und ließen sich schon gar nicht mehr los. „Ich hab dich vermisst“, schluchzte die Tachikawa. „Ich dich noch mehr“, erwiderte Tatum. Beide lagen sich noch immer in den Armen sanken aber langsam auf die Knie.

„Wie können Frauen so viel weinen? Ich versteh es nicht“, wollte Phil irgendwann wissen und rückte seine Cap zurecht. „Ich weiß es nicht“, Steve putzte seine Brille. Ihre aller Blicke waren auf die zwei Mädchen gerichtet, denen immer noch die Tränen über die Wange liefen. „Ihr versteht das halt einfach nicht“, kam es monoton von Maria, „ihr seid Jungs … Das hier ist ein Mädchen Ding.“ „Stimmt … Kitschig, Rosa und Glitzer“, grinste Michael und bekam sofort von Lou Zustimmung. Nach etlichen Minuten erst schafften es die zwei Braunhaarigen sich zu beruhigen. Sie gingen etwas auseinander, hielten sich aber noch immer an den Händen. Lange blickten sie sich in die Augen, bis sie schließlich loslachten. Wieder sahen die Jungs irritiert zu Maria, „ein Mädchen Ding, sag ich doch“, zuckte diese mit den Schultern und wandte sich ab, „ich hol mir was zu trinken.“ Da horchten Mimi und Tatum auf, „warte, wir kommen mit“, kam es von beiden und sie sprangen auf. Mimi hakte sich bei Maria unter und gemeinsam machten sie sich zum Getränketisch auf. „Ich glaub ich brauch auch was … was Starkes … sonst halt ich das nicht aus“, murmelte Phil und folgte ihnen.
 


 

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Wieder bei Michael angekommen, setzte sich Mimi zu ihren amerikanischen Freunden. Sie wollte alles wissen. Das Gefühl beschlich sie, dass sie viel zu viel verpasst hatte. Und das mochte sie gar nicht. Die letzten Wochen war das Videochatten mit Michael deutlich weniger geworden und auch das Chatten mit Tatum oder Phil. Mit Steve hatte sie nie so viel Kontakt gehabt und Lou und Maria waren schlichtweg in einer anderen Klasse gewesen. Trotzdem fand sie es auch schön sie wieder zu sehen. „Wo ist denn Davis?“, wollte Steve irgendwann wissen. Die Brünette horchte auf und blickte sich um, „Davis – bei Fuß“, schrie sie dann kurzerhand über den Platz, nachdem sie sich erhoben hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich Michael die flache Hand gegen die Stirn schlug. Böse funkelte sie den Älteren an, doch Davis tauchte ein paar Sekunden später wirklich auf. „Wieso brüllst du so über den Platz, hast du sie noch a-…“, er stockte, als er merkte, dass das gar nicht Yolei war, die nach ihm gerufen hatte. Mimi verschränkte mit einer hochgezogenen Augenbraue die Arme vor der Brust. Der Putenspieß in seiner Hand fiel ihm dabei glatt aus der Hand, wurde aber gerade noch rechtzeitig von Veemon aufgefangen, der sich diesen sofort in sein Maul schob. Genüsslich kaute er. Der Fußballer sah zu seiner Hand und dann zu seinem Partner. „Veemon, das war meiner, wieso hast du das gemacht?“, kurzerhand hatte er das Digimon an den Schultern gepackt und schüttelte es, „entweder holst du mir jetzt einen neuen oder …“ „Oder was? Ich kann dir keinen kochen und ausspucken werde ich ihn auch nicht“, grinste es frech. Eine Ader trat auf der Stirn hervor und ein bedrohliches Knurren kam aus Daisukes Mund, „VEEMON!!“ Die Augen des Digimons weiteten sich und er konnte dem Schlag von seinem Freund gerade noch ausweichen. Dann rannte es auf und davon - zurück zum Essen. Schnaubend sah ihm der Wuschelkopf hinterher und wandte sich dann an Mimi, „das ist alles deine schuld!!“, brüllte er und zeigte mit dem Finger auf sie. Mimi blinzelte mehrfach und zuckte mit den Schultern, „ist es nicht“, sie war sich keiner Schuld bewusst, „ich hab es dir nicht aus der Hand geschlagen.“ Der Brünette stockte. Währenddessen waren die amerikanischen Digiritter in schallendes Gelächter ausgebrochen. „Typisch Davis“, brachte Michael irgendwann hervor und war prompt nach hinten gefallen. Grummelnd und seufzend ließ sich Daisuke aber bei ihnen nieder und lächelte sie an.

„Lass uns tanzen gehen“, Tatum erhob sich und streckte Mimi eine Hand entgegen. Diese griff kichernd zu und sofort wurde sie mit auf die selbsternannte Tanzfläche gezogen. Die beiden Mädchen waren kaum angekommen, bewegten sie sich schon im Takt zur Musik. Sie wirbelten umeinander. Lachten. Ließen ihren Hüften kreisen. Hoben die Hände über den Kopf und führten sie an ihren Körpern hinab. Sie passten sich ganz dem Lied an und versanken regelrecht darin.
 


 

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Fasziniert und sehnsüchtig starrte Taichi auf den Platz. Konnte seinen Blick nicht von der Brünetten lassen. Sie zog seinen Blick wie magisch an. Nie hatte er die Gelegenheit gehabt zusammen mit ihr zu tanzen. Ihren Körper so unter seinen Händen zu fühlen. Sein Herz zerriss. Dabei hatte er jedes einzelne Wort ihres Gesprächs mit Koushiro gehört und vermutlich wusste er es. Er schämte sich vor seinem Freund, dass er das nie gesagt hatte. Taichi konnte nur hoffen, dass ihm der Rothaarige das nie nachtragen würde. Nie wollte er seine Freundschaft verlieren. Doch er konnte immer noch nicht glauben, was dieser für ihn getan hatte. Der Nerd zwang die Jüngere förmlich zu ihm zu kommen. Seine Brust schmerzte. Schnell biss er auf seine Unterlippe und versuchte sich so davon abzulenken. Doch irgendwie wollte es nicht weggehen und er konnte nur weiter fasziniert auf Mimi starren. Wie sie sich bewegte. Ihre Hüften kreisen ließ. Die er gerne fassen würde, damit er mit ihr tanzen konnte. Ihre Beziehung war nicht mehr das, was sie vor ein paar Jahren noch gewesen war. Sie hatten sich immer geneckt, doch jetzt gingen sie sich nur noch aus dem Weg. Obwohl er sich entschuldigt hatte. Er wollte es ändern. Sie sollte ihm zuhören, was er ihr zu sagen hatte.

Eifersucht


 

Samstag, 28. Dezember / Sonntag, 29. Dezember
 

Eng legten sich Chris Arme um den Körper von Mimi und er zog sie an sich. Dabei bewegen sie sich beide zum Takt der Musik. Bisher stand sie noch mit dem Rücken zu ihm, doch sie wollte sich umdrehen. Dabei hatte Chris seinen Kopf gehoben und warf Taichi einen stechenden Blick zu. Wie der Amerikaner feststellte, erzielte es genau seine Wirkung. Doch da drehte sich Mimi schon zu ihm und legte ihre Arme auf seine Schultern. Ihre Finger verschränkte sie in seinem Nacken. „Was machst du da?“, wollte sie leise, aber bestimmt wissen. Der Ältere lächelte nur leicht und hob eine Hand von ihrer Hüfte, er strich ihr ihre Haare von einer Schulter. „Das weißt du ganz genau …“, er senkte seinen Kopf und ging nah an ihr Ohr heran, „außer du hast es vergessen“, hauchte er verführerisch. Dann senkte sich sein Gesicht weiter und er hauchte ihr einen Kuss auf den Hals, dabei ließ er den Braunhaarigen nicht aus den Augen. Ihnen war nicht entgangen, wie sie auf ihn reagierte. War die Party doch schon lange genug voran geschritten und sie hatten viel Zeit dazu gehabt. Er wiederholte es ein paar Mal. „Chris … hör auf“, wimmerte Mimi – ihr war nicht wirklich danach. „Ach … sonst hast du auch immer mit gemacht“, meinte er etwas enttäuscht, kniff sie aber trotzdem noch in den Hintern. Das Mädchen seufzte und ergab sich ihm. Sie machte bei seinem Tanz mit und schaffte es einfach nicht, ihm zu widersprechen. Am Ende des Liedes schloss er sie noch enger in seine Arme. „Jetzt fehlt nur noch eins“, murmelte er und zog ihr Gesicht an ihrem Kinn sanft nach oben. Wieder sah er zu Taichi und senkte seine Lippen, nur um wenig später einen Kuss auf ihren Mundwinkel zu hauchen. Mimi hatte erst gar nicht angefangen zu erwidern – war es doch nur ein Spiel.
 

„Aber jetzt richtig“, lachte Chris, als das nächste Lied anfing und drehte Mimi ein paar Mal unter seinem Arm hindurch. Dann zog er sie in eine Tanzhaltung. Sie drehten sich bei der neuen Musik und schienen sich beide einig zu sein, bei dem was sie da taten. Das schien Mimi wieder mehr zu gefallen und sie schien wieder aufzublühen und Spaß zu haben. Die Brünette bemerkte bald den Blick von ihren zwei anwesenden Freunden – Tatum und Phil. Lachend folgte sie den unterbewussten Anweisungen von Chris, welche er durch seine Bewegungen gab. Er führte einfach wunderbar, das hatte Mimi schon immer an ihm geliebt. Mit diesen Gedanken ließ sie sich weiter von ihm führen – bis schließlich auch dieses Lied endete. In seinen Armen kam sie zum Stehen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Mimi ließ verführerisch im Takt zur Musik ihre Hüften kreisen. Fasziniert beobachtet Taichi die Jüngere und würde er seinen Körper noch weniger unter Kontrolle haben, dann würde er glatt noch das Sabbern anfangen. Doch die Brünette machte ihn eindeutig an. Wie sie so mit ihrem Hintern wackelte. Auch wenn er diesen meist nur von der Seite sah, es war trotzdem heiß. Yamato schien es auch zu bemerken und seufzte genervt. Sora konnte nur kichern und ließ sich gern von dem Musiker enger in die Arme ziehen. „Wollt ihr mir etwa widersprechen? Sie macht das doch mit Absicht!“, konnte der Fußballer nur sagen. Doch da stockte er. Sein Finger hob sich auf halbe Höhe und er wollte etwas sagen. Doch er brachte nichts hervor. Zu geschockt war er von diesem Moment und diesem Anblick. Auch Koushiro, der auf seiner anderen Seite saß, konnte seinen Blick nicht abwenden. Er konnte nicht fassen, was gerade passierte.
 


 

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Vollkommen in der Musik versunken, bewegte Mimi ihre Hüften. Sie konnte nichts gegen die Bewegungen machen, kamen sie doch ganz von selbst. Sie lachte und freute sich. Sang mit und grinste Tatum an. Sie wollte die Musik in sich spüren. So bewegte sie sich weiter gefühlvoll im Klang der Melodie. Ihre Hüften ließ sie dabei schön kreisen. Doch schon bald bemerkte sie Anwesenheit eines Fremden. Zaghaft legten sich zwei Hände auf ihre Hüften und schoben sich langsam auf ihrem Körper weiter. Sofort war ihr klar, wer das war und augenblicklich hielt sie in ihren Bewegungen auch inne. Ihre Hände legten sich auf die Fremden, eher, damit diese nicht weiter ihren Körper abtasteten. Der Körper, der sich von hinten an sie drückte, war noch genauso schwer zu ertragen. Mit geschlossenen Augen wartete sie auf ein Zeichen von ihm. „Es ist wirklich nicht fair, mir zu sagen, dass du nie wieder etwas von mir willst – mir keine Gefühle entgegenbringst – aber, dass du dann so mit deinem Hintern vor mir wackelst. So tanzt, dann kannst du doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich mich da zurückhalten kann“, sprach Michael sowohl verführerisch als auch leise knurrend in ihr Ohr. Mimi packte seine Hände und löste sie von sich, dann drehte sie sich zu ihm um. Ihr Gesicht beinhaltete keinen Ausdruck. Sie war es leid. Am heutigen Abend hatte sie nur Spaß haben wollen. Alles um sich herum vergessen. Doch das ließ Michael wohl nicht zu. Niemand ließ sie vergessen. Daher war sie jetzt auch in dieser Situation. Sie las in Michaels Blick, dass es ihn nach ihr verlangte. „Du kannst mir das nicht antun“, wiederholte er, „ich will dich berühren und … küssen“, dabei legte sich eine Hand an ihr Kinn. Ihr Gesicht war weiterhin ausdruckslos. Sie erwiderte nur seinen Blick. „Tu es …“, murmelte sie und blickte abwechselnd in seine Augen und auf seine Lippen, „… dann hast du aber jeglichen Respekt verloren, den ich noch vor dir hatte“, ihre monotone Stimme war nur leise, aber er konnte sie klar verstehen. Er hielt in seinem Tun inne und biss die Zähne zusammen, ein Knurren trat hervor. „Wusst ichs doch“, sagte sie noch und löste sich von ihm. Einen Moment betrachtete sie ihn noch, dann wandte sie sich ab. Ihre Beine trugen sie durch die anderen Feiernden. „Mimi … hier …“, Chris hielt ihr einen Becher hin, doch sie winkte ab. „Ich brauch was Stärkeress“, nuschelte sie und drängte sich zwischen ihren Beiden Freunden durch.

„Hier“, Phil war direkt zu Tatum gegangen. „Warte kurz“, sie trat zu Michael, der immer noch der Brünetten hinterher starrte, „das war bescheuert“, kurzerhand hob sie ihre Hand und als Michael sich zu ihr drehte, zog sie diese durch und sein Kopf wurde erneut herumgerissen. Mit großen Augen starrte er vor sich hin. „Jetzt geht’s mir besser“, lachte sie, dann nahm sie den Becher dankend entgegen. „Uhh … stark“, grinste sie und machte sich auf den Weg zu ihren Freunden. Chris folgte ihnen, „du bist ein Idiot“, zischte er dem Blonden im Vorbeigehen noch zu. Er musste seinen zweiten Becher loswerden und drückte ihn dann Maria in die Hand. Der war sowieso nicht so stark.
 


 

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Sie wollte vergessen, daher ließ sie auch lange ihren Blick über die Flaschen schweifen. Nichts sagte ihr so wirklich zu. Also griff sie in die halbleere Flasche Wodka und machte sich den Becher randvoll. Sie trank einen Schluck und schloss für einen Moment die Augen. Es brannte in ihrem Hals, doch es war gut so. Langsam schritt sie mit dem Gefäß zum Rand der Feiernden. Sie ließ sich dort allein nieder und starrte den Becher in ihrer Hand an. Es war nicht fair, dass alle von ihr etwas Anderes verlangten. Sie wollte selbst entscheiden. Koushiro wollte, dass sie mit Taichi redete. Michael wollte wieder mit ihr zusammen sein. Chris und Tatum wollten wieder Zeit mit ihr verbringen. Sora wollte ihre Freundin glücklich sehen. Hikari wollte nur das Beste für sie. Wieder nahm sie einen Schluck aus dem Becher. Sie wollte aber einmal selbst entscheiden. Doch das wurde ihr in den letzten Monaten genommen. Viel zu sehr hatte sie sich auf die anderen verlassen. Hatte sich in andere Vorhaben hineingesteigert, nur um ihre eigenen Probleme nicht sehen zu müssen.

Erneut trank sie aus ihrem Becher und alles in ihr zog sich zusammen. Es brannte in ihrem Hals und breitete sich auf ihren gesamten Körper hinaus aus. Aber es befreite sie auch. Sie fühlte sich leichter und es war angenehmer. Mimi drehte das Gefäß zwischen ihren Handflächen und sah sich um. Sie fühlte sich beobachtet. Tatsächlich bemerkte sie den Blick von Chris, auch Tatum und Phil sahen zu ihr. Dann waren da aber auch noch Koushiro, Taichi und Sora, die sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, die sie aber nicht ansehen wollte. Wieder trank sie und leerte den Becher auf einen Rutsch. Es war wohl auch besser so, sie sollte gehen und sie hörte auch, wie langsam das Lied endete.

Sie ließ den Becher der stehen und erhob sich. Dabei bemerkte sie natürlich den reichlichen Alkohol in ihrem Blut. Sie schwankte kurz und schloss die Augen. Die Brünette sollte ins Bett gehen, da gehörte sie wohl hin.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Jungs … hat sie gerade ihren kompletten Becher mit Wodka gefüllt?“, erschrocken wollte Sora schon aufspringen und zu ihrer Freundin eilen. Doch Yamato hielt sie zurück. So musste es Sora mit ansehen, wie ihre beste Freundin noch mehr trank, als sie eigentlich vertrug. Es war wahrlich kein schöner Anblick.

Auch Koushiro war es unangenehm. Es war nicht die Art der Jüngeren, zumindest nicht, dass er wüsste. Er wollte sie nicht weiter leiden sehen. Dafür musste er wohl noch einen Schritt weitergehen, daher ging er auch zu seinem Laptop und schob ein Lied in die Playlist ein. Der Rotschopf sah, wie sie gerade gehen wollte. Sie durfte aber nicht gehen, daher konnte für ihn das Ende des Liedes auch nicht schnell genug kommen. Als es endlich geschah, erklangen die sanften Töne eines Klavieres. Koushiro sah auf, über den Platz und erkannte, wie sie innehielt. Sein Blick war weiter auf sie gerichtet. Dann erklang ihre Stimme dazu. Sehnsüchtig sang sie. Ließ ihr Herz sprechen. Mimi drehte sich um und er konnte deutlich den Ärger darin erkennen – auch wenn sie viele Meter und eine Menge Leute trennten. Sie starrte ihn wütend an, doch in ihren Augen konnte er auch Schmerz erkennen, dafür musste er nicht direkt vor ihr stehen. Er sah es auch so. Sah, wie sich langsam eine Träne über ihre Wange schlängelte. Sie war verletzte – er hatte sie verletzt, weil er ihren wohlgehüteten Schatz hervorgeholt hatte. War er sich doch bewusst über diesen Schritt gewesen und was er ihr damit antat.

„Das ist Mimis Stimme“, rief Palmon aufgeregt und hielt nach ihrer Partnerin Ausschau. Damit scheuchte sie auch Biyomon auf, welches nun aufgeregt herumflatterte. Sora hob ebenfalls den Kopf und blickte nachdenklich vor sich hin, bis sie zu ihrer Freundin sah. Diese schien ihren Blick auf dem Nerd zu haben. Der wohl dafür verantwortlich war. Als nächstes erkannte sie noch, wie sich zwei der amerikanischen Digiritter erhoben und wutschnaubend zu dem Jüngeren gingen. Sora selbst lauschte dem Lied. Der Schmerz, der in Mimis Stimme lag, erfüllte sie und ließ auch in ihr die Tränen aufsteigen. „… I feel like I'm lost. With nothing left but shattered dreams. I'm so lonely. I'm holding on to memories …“ Als es langsam zu Ende ging, erhob sie erneut den Blick und sah nur noch wie Mimi den Platz verließ.
 

„Was fällt dir ein?“, zischte Tatum wütend und starrte Izzy an. Am liebsten hätte sie ihm den Kopf abgerissen. „Jetzt hast du sie vollkommen verscheucht!“ „Das musste sein“, gab Koushiro davon überzeugt von sich. „Nein, musste es nicht, sie wollte Spaß haben und den hast du ihr verdorben“, mischte sich nun auch Chris ein. „Du hältst dich da mal raus“, knurrte Koushiro und funkelte den Größeren wütend an, „was sollte das? Küsst sie einfach mitten auf der Tanzfläche und fasst sie überall an … Sie ist … Sie will jemand …“ „Wir wissen, dass sie anderweitig verliebt ist“, langsam wurde auch Chris wütend. „Wieso hast du das also getan? Macht es dir Spaß einfach nur so Mädchen zu küssen? Mimi ist meine beste Freundin!“ „Ich habe sie nicht geküsst!“, Chris verschränkte seine Arme vor der Brust und musterte den Jüngeren skeptisch. „Was?“, Izzy war deutlich aus dem Konzept gebracht. Irritiert betrachtete der Rothaarige beide. „Chris und Mimi haben sich nicht geküsst“, kam es nun wieder von dem Mädchen, „sie sind nur Freunde – Chris steht auf Jungs …“ Die beiden Amerikaner musterten den Rothaarigen genau, dem wohl mehr und mehr die Farbe aus dem Gesicht wich, bis die Worte wirklich bei ihm ankamen, „und wieso habt ihr das dann gemacht?“, kam es laut und hoch von ihm. „Eifersucht!“

Frühstück

Sonntag, 29. Dezember


 

Von einem wunderbaren Duft wurden die Digiritter geweckt. Palmon war sofort hellwach. Verwirrt sah sie sich nach ihrer Partnerin um und fand sie nicht neben sich. Ihr Zelt war leer. Bis auf Palmon selbst. Schnell war es auf den Beinen und rannte hinaus. Dabei stieg ihr der Duft weiter in die Nase. Kurz dachte das Pflanzendigimon nach und rannte dann zur Quelle des Duftes. „Mimi“, rief es, als es Digitamamons Restaurant betrat. Die Angesprochene drehte sich zu ihrem Partner um und lächelte. „Guten Morgen“, sang sie und drehte den Inhalt der Pfanne um. Dann brachte sie einen Teller zu dem Tisch, den sie schon reich gefüllt hatte. „Was machst du da?“ „Frühstück“, erklärte die Brünette. „Ganz alleine? Wir hätten dir doch geholfen“, kam es von Sora und ließ die beiden aufschrecken. „Ja, schließlich bist du nicht allein hier.“ „Ach was, das hab ich doch gern gemacht“, zuckte die Trägerin des Wappens der Reinheit unbeteiligt mit den Schultern. „Darum geht es doch gar nicht“, schüttelte Hikari den Kopf, die ebenso dazu gekommen war. „Aber ich war früh wach und dann …“ Es ging noch ein paar Minuten weiter und Mimi hoffte, dass sie es einfach gut sein lassen würden. Die Brünette hatte das wirklich gebraucht. Das war Ablenkung und die war nötig. Sie hatte schon schlecht geschlafen, eigentlich hatte sie auch noch Kopfschmerzen, da konnten sie ihr doch wenigstens das lassen. Sora schien das auch zu bemerken und beließ es daher dabei. Doch sie kannte Mimi auch gut genug um zu erkennen, dass es ihr vielleicht so schlecht ging, dass sie vielleicht gar keine Lust hatte mit ihnen zu essen.

„Mimi, isst du dann mit uns?“, wollte Sora von der Köchin wissen und ahnte ihre Antwort bereits. Sie verstand einfach nicht, wie die Jüngere das hinbekommen hatte. Sie hat ein komplettes Buffet gezaubert – ganz alleine. Und das für über 20 Personen plus Partner. Gut es bestand zu vielen Teilen aus Gebäck, Semmeln, Toast und entsprechenden Belägen. Aber darunter waren schließlich auch Rühreier, Pfannkuchen, selbstgemachte Aufstriche, geschnittenes Obst und Gemüse und Sora konnte noch ewig aufzählen. „Nein“, die Brünette schüttelte den Kopf, „ich hab keinen Hunger und werd gleich mal abspülen“, sie wandte sich um und war schon auf dem Weg in die Küche, bevor Sora noch etwas sagen konnte. Summend lief die Jüngere durch den Gang an der Fensterfront entlang und sah verwirrt hinaus, als sie Ogremon und Leomon sah. Sie öffnete die nächstliegende Türe und trat zu den beiden Digimon. Dabei bemerkte sie auch das kleine Elecmon.

„Wollt ihr schon gehen?“, fragte sie und sah zu den Digimon auf. „Ja“, antwortete Ogremon knapp und sah weg. „Wieso frühstückt ihr denn nicht noch mit uns?“, das Mädchen war glatt etwas enttäuscht, weil sie einfach so gehen wollten. Sie waren zwar auch auf der Feier gewesen, doch wirklich etwas von ihnen mitbekommen hatte sie nicht. Vor allem schien es so, als wären sie einfach, ohne ein Wort zu sagen, gegangen. „Ja, ihr müsst Mimis Essen unbedingt probieren“, meldete sich Palmon zu Wort. Überrascht drehte sich das Mädchen um. Ihr Partner war im Türrahmen mit einer Platte ihrer kleinen Küchlein erschienen. Schnell lief das Pflanzendigimon zu der Gruppe. „Das ist total lecker“, sagte es stolz. Mimi lächelte liebevoll, „danke Palmon“, sie nahm dem Digimon die Platte ab und streckte sie den beiden größeren Digimon hin. Zögerlich nahmen sich Ogremon und Leomon eines davon. Etwas skeptisch aß das Virusdigimon, aber seine Mine hellte sich kurz darauf auf, „das ist wirklich lecker“, schwärmte es. In der Zwischenzeit ging die Braunhaarige in die Knie und reichte auch dem kleinen Rookiedigimon eines. „Danke“, schnell nahm es Elecmon entgegen und aß es. „Kann ich nochmal eines haben?“, fragte Leomon etwas schüchtern. Lächelnd erhob sich Mimi wieder und überließ den zwei großen Digimon die letzten Beiden auf der Platte. „Freut mich, dass es euch schmeckt. Wenn ihr schnell seid, dann könnt ihr auch noch die anderen Sachen probieren … natürlich nur, bevor die vier Vielfraße noch nicht alles aufgegessen haben“, sie zwinkerte.
 

„Was heißt denn hier Vielfraß?“, empört stemmte Taichi seine Hände in die Seiten und starrte das Mädchen missbilligend an. Er war auf der Suche nach ihr gewesen, weil er sich wegen dem gestrigen Vorfall hatte entschuldigen wollen, doch als er sie in der Küche nicht fand, wollte er zurück zum Essen gehen. Er sah sie im Vorbeigehen bei den Digimon und dachte, er sah einmal vorbei.

Sofort war Mimis Instinkt geweckt, sie wirbelte herum, „das weißt du ganz genau, Yagami“, gab sie als Vorwurf von sich. Mit finster funkelnden Augen starrte sie ihn an. „Wie wäre es, wenn ich euch zeige, wo es noch mehr gibt?“, fragte Palmon unsicher die drei Digimon. Sie nahm ihrer Partnerin die Platte ab und zu viert machten sie sich zu dem Buffet auf. Damit ließen sie die zwei Teenager allein. Den Digimon war auch wohler nicht in den Streit zu geraten.

Tai trat näher an die Jüngere heran. „Was willst du?“, fragte sie ihn giftig. „Wieso … Wieso um alles in der Welt kannst du nicht normal mit mir reden?“, stellte er eine Gegenfrage und klang dabei genauso aggressiv wie auch das Mädchen. „Ich will einfach nicht mit dir reden“, gab sie von sich. „Und wieso kann es nicht wieder so werden wie es früher war? Wir konnten doch normal miteinander reden“, in seinem Tonfall schwang etwas Trauriges mit. „Es kann nicht mehr so werden wie früher“, entgegnete sie ausdruckslos. „Aber wieso denn nicht? Wir haben uns früher auch verstanden“, jammerte er schon fast. „Ich will nicht mit dir reden“, auch ihre Stimme wurde betrübter. Sie verschränkte die Arme und drehte sich von ihm weg. Doch da brach es aus Taichi wieder aus, er packte sie an den Schultern und drehte sie wieder zu sich. Sein Gesicht dicht vor ihrem, sodass sie ihm in die Augen sehen musste, „du redest jetzt mit mir“, knurrte er, „… du bist eine meiner besten Freundinnen und ich will, dass es wieder so wird, wie es einmal war…“ Er wartete auf eine Antwort von ihr. Doch in ihr kam wieder Ärger auf, „genau DAS ist das Problem!“, schrie sie ihm ins Gesicht, „es kann nicht mehr so sein wie es war“, fuhr sie einfach fort, „weil ich seit vielen Jahren in dich verliebt bin und du mir mein Herz in tausend Stücke zerrissen hast“, Tränen brannten in ihren Augen, als sie ihn ankeifte. Wie er sie verletzt hatte. Als er mit ihr geschlafen hatte und es als Fehler betitelt hatte. „Und nach alledem bist du mir immer noch so unsagbar wichtig“, brachte sie schluchzend hervor. Sie hatte keine Kraft mehr. Es kostete viel ihm ins Gesicht zu sagen, dass er ein Idiot war und nicht von selbst darauf kam.

Entsetzt sah er zu, wie sie immer mehr in Tränen ausbrach. Er bemerkte, was er falsch getan hatte. Was er ihr zugemutet hatte. Welch ein Idiot er gewesen war. Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Er hatte sie immer noch an den Schultern gepackt. „Wieso sagst du es mir dann nicht?“, wollte er ruhiger wissen. In ihm breitete sich ein beklemmendes Gefühl aus. Er wollte, dass sie es aussprach. Dass sie es ihm direkt sagte. Bei seinen Worten stockte sie und starrte ihn verwirrt an. Dann biss er sich auf die Unterlippe, er konnte lange darauf warten. Seine linke Hand glitt von selbst um ihren Hals und packte sie im Nacken, während seine andere Hand sich um ihre Taille legte. Mit einem Ruck zog er sie an sich heran und drückte dabei seine Lippen fest auf ihre. Taichi ließ ihr keine Gelegenheit darauf zu reagieren. Von Adrenalin getrieben drängte er seine Zunge in ihren Mund. Das Mädchen war überfordert und gab dem Druck nach. Ihr Herz begann zu rasen und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Doch als sie sich daran gewöhnt hatte, den Kuss erwiderte und ihn sogar genoss, beendete Taichi ihn und starrte in ihre lustverschleiernden Augen. Der Braunhaarige lächelte verschmitzt und ging mit dem Mund dicht an ihr Ohr. „Mimi Tachikawa, es tut mir leid … ich war dumm … und hab das offensichtliche übersehen …“, er machte eine kurze Pause. Er merkte, dass sie die Luft anhielt, „… ich liebe dich …“, raunte er. Mimis Augen weiteten sich ungläubig, als sie die Worte von ihm hörte, die sie sich all die Jahre zu hören gewünscht hatte. Ihre Finger krallten sich in sein Shirt und ihre Atmung ging stockend. Er lehnte sich zurück, während sie immer noch nach Luft schnappte. Doch mehr als ein Nicken brachte sie nicht zustande. Mehrmals blinzelte die Jüngere und versuchte die Tränen weg zu bekommen. Dann sah sie wieder zu ihm, „… und was denkst du jetzt, was das hier wird?“, brachte sie fast stimmlos hervor. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie hatte tiefe Gefühle für den Braunhaarigen, aber Fakt war nun einmal, dass er ihr das Herz gebrochen hatte. Er hatte ihr das Herz gebrochen und nun wollte er es einfach so wiedergutmachen. Das konnte er doch selbst nicht glauben. Es konnte nicht einfach so alles gut sein. „Du hast dich vertan? Zuerst sagst du mir, dass es ein Fehler war und nun sagst du, dass du dich in deinen Gefühlen vertan hast?“, noch immer standen ihr Tränen in den Augen. Taichi war deutlich unwohl.

„Ich … ähm … Nein … ich meine … ähm … ja … nein … ich weiß nicht …“, stotterte er und ließ mutlos seine Arme sinken. Eigentlich hatte er schon angenommen, dass es nun gut werden würde. Doch irgendwie wollte es wohl nicht. Dabei hatte er es sich gewünscht. „Das geht so nicht“, sie schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass er das wirklich geglaubt hatte, „… es kann nicht mit einem Schlag alles gut sein“, sprach sie unter Tränen. Schmerzlich wurde Taichi bewusst, dass er wirklich Mist gebaut hatte. „Aber …“ „Nein … das geht nicht … du hast mir …“, sie stoppte, „… nicht so!“, sie schüttelte den Kopf und sah dann wieder auf. „Wie dann?“, flehend sah er sie an, er hoffte wirklich auf eine Antwort. „Zumindest nicht so“, die Jüngere biss sich auf die Unterlippe. „Ja, aber wie dann? Bitte sag es mir“, er packte sie fester, „ich will das wirklich.“ „Ich will es auch“, stimmte sie ihm zu. „Und wo ist dann das Problem?“, der Brünette verstand es nicht, wenn sie es beide wollten, dann stand ihnen doch nichts im Weg. „Weil es nicht so einfach geht. Ich … ich … das kann ich nicht … du hast mir mein Herz gebrochen und ich kann nicht so einfach mit dir …“, sie schluckte. Natürlich wollte sie das, aber nicht zu seinen Bedingungen. „Aber … ich … ich hab mich entschuldigt ...“, mit großen Augen starrte er sie an. Verständnislosigkeit hielt in ihren Gedanken Einzug. „So eine einfache Entschuldigung macht das nicht wieder gut“, sie schüttelte den Kopf, „ich …“, dann kam ihr, was sie wirklich wollte, „ich … ich will das auch … aber … zu meinen Bedingungen“, mit festem Blick starrte sie ihn an. Taichi erwiderte den Blick unsicher. Der Ältere wusste nicht, was er davon halten sollte, aber nach dem, was er ihr angetan hatte, würde er vermutlich allem zustimmen, daher nickte er auch. „Ich mach alles was du willst“, murmelte er. Er hoffte wirklich auf eine Zukunft mit ihr, dass sie ihn hier nicht allein zurückließ. Er wollte nicht ohne sie sein.

Nachdenklich betrachtete sie den Älteren, „du musst … du musst dich beweisen“, sprach sie dann, „ich will sehen, dass du es ernst meinst“, sie hoffte wirklich, dass er das tat, „erst wenn ich sicher bin, werde ich es sagen“, traurig senkte sie ihren Kopf und sah zur Seite. Mit großen Augen betrachtete Taichi die Jüngere, das war wohl mehr, als er verlangen könnte. Auch wenn es deutlich weniger war, was er sich gewünscht hatte. Aber das hatte er eben verdient. Es war einfach zu lange schief gegangen, zu lange in die falsche Richtung gelaufen. Daher wollte er es wieder gut machen. Taichi wollte Mimi an seiner Seite haben. Da war ihm schlichtweg alles recht. „Ist ok“, stimmte er dabei blind zu, ohne noch einmal über ihre Worte nachzudenken. Ihm war nicht bewusst, was sie wohl alles meinte. Vielleicht war es das nicht einmal ihr selbst. „Ich werde alles machen, was du willst.“ Doch da schüttelte sie schon wieder den Kopf, „ich will aber auch keine willenlose Marionette haben“, entgegnete sie streng Das verwirrte Taichi, „was willst du dann?“ „Bemüh dich einfach“, flehte sie, „ich will sehen, dass du es ernst meinst, aber nichts tust, was dir vollkommen zuwider ist.“ Diesmal dachte er darüber nach, dann nickte er, „ok … ich werde es versuchen“, er griff nach ihren Händen und drückte diese leicht. Wie von selbst musste er jetzt noch lächeln, „danke!“ Er zog sie wieder an sich und war in diesem Moment einfach nur glücklich. Es war einfach so viel mehr, als er zuvor hatte, dass er sich auch damit zufrieden gab.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Lächelnd stand Palmon an der Tür und beobachtete die Teenager. Als es Schritte hörte, sah das Digimon auf. „Sie hat es geschafft“, kam es sehr leise aus Koushiros Mund. Er war froh darüber, doch seine Brust schmerzte auch. Er musste sich endlich damit abfinden, dass Mimi glücklich werden würde. Ihm blieb nichts anderes übrig als sich für sie zu freuen. Er musste sich davon lösen, Abstand gewinnen, aber er wollte Mimi nicht als Freundin verlieren. „Das hat sie wohl“, besorgt blickte das Digimon zwischen dem Rothaarigen und ihrer Partnerin hin und her, „denkst du, sie ist glücklich? Kann sie glücklich werden?“ Erstaunt sah Koushiro die Blume an und nahm an der Stufe Platz, „ja, aber natürlich doch, sie weiß, was sie tut.“ „Und bist du auch glücklich?“, Palmon musterte den Träger des Wappens des Wissens. Koushiro verzog seinen Mund und senkte den Kopf. „Solange sie glücklich ist, ist alles gut“, murmelte er leise. „Du wirst auch glücklich, denn alles wird sich zum Guten wenden“, aufmunternd klopfte Palmon ihm auf die Schulter.

„Koushiro“, hörten die beiden Mimis Stimme. Der Angesprochene hob den Kopf. Die Brünette kam direkt auf ihn zugestürmt und ging vor ihm in die Knie. Sie legte ihre Hände um seinen Hals. „Vielen Dank, das ist alles dein Verdienst“, murmelte sie ihm ins Ohr, „du bist der Beste. Hab dich lieb“, sie lehnte sich zurück und lächelte ihn an. Koushiro lächelte schräg, „das ist allein dein eigener Verdienst. Du bist über deinen Schatten gesprungen.“ „Ja, aber du hast etwas Großes gemacht und das obwohl … obwohl …“, ihr war klar, was ihn beschäftigte, „wir bleiben doch Freunde, oder?“ „Aber natürlich“, verstohlen sah er an Mimi vorbei. Taichi musterte ihn skeptisch. Der Brünette war sich noch nicht sicher, ob er wirklich glauben konnte, dass Koushiro wirklich über Mimi hinweg war. Er sah nicht so aus, doch er unterdrückte seine Gefühle. Vielleicht sollte er sich einmal mit dem Rothaarigen unterhalten.

Abschied


 

Sonntag, 29. Dezember
 

„Ich werd dich vermissen …“, schniefte Tatum und wollte Mimi gar nicht mehr loslassen, „wir müssen uns viel öfter treffen.“ „Ja“, stimmte ihre Freundin zu und war selbst den Tränen mehr als nahe. Dabei hörten sie im Hintergrund lautes Seufzen. „Was?“, funkelten beide Frauen ihre männlichen Freunde an. „Ihr bedenkt schon den Zeitunterschied“, fragte Phil nach. Das war den zwei Frauen schon klar, daher hatten sie es auch so formuliert. Doch jetzt nervten die Jungs nur. Aber Mimi wollte sich nicht darum scheren. Sie vermisste ihre Freunde, da würde sie auch mitten in der Nacht aufstehen um sie zu sehen. Also nahm sie einfach Phil und Steve gleichermaßen in den Arm und drückte sich auch herzlich an sie, „euch vermiss ich auch und ich würde auch zulassen, dass ihr mitten in der Nacht aufstehen müsst, damit wir uns sehen“, sprach sie ganz bewusst. Tatum und Maria kicherten. „Das kannst du dir abschminken“, grinste Chris, „mich bekommst du nachts nicht aus dem Bett, dann musst du halt nachts aufstehen.“ Dem Brünetten streckte die Japanerin die Zunge raus und lachte dann. Sie umarmte noch ihren Freund und Lou und zuletzt noch Maria, dann wollte Tatum allerdings auch noch einmal gedrückt werden. Letztlich fiel ihr Blick auf den Blonden. Er saß mit Betamon zusammen am Wasser. Seufzend überwand sie sich und ging zu ihrem Exfreund. Dabei spürte sie den Blick Taichis in ihrem Rücken. Er vertraute Michael nicht.
 

„Michael“, sprach Mimi vorsichtig und setzte sich einfach neben den Blonden. „Ich will mich nicht wieder mit dir streiten“, bedrückt senkte sie den Kopf und sah ebenfalls auf das Wasser. Der Amerikaner war schon drauf und dran abzuhauen, doch er mochte Mimi und wollte sich auch nicht mit ihr streiten. „Wir haben beide Sachen gemacht, die nicht in Ordnung waren. Wir haben beide Sachen getan, die wir besser hätten lassen sollen. Ja, ich war schon damals verliebt in Taichi, doch …“, sie machte eine Pause, „… Aber ich hatte wirklich gedacht, dass wir nicht wieder nach Japan kommen würden und ich hab dich wirklich gern, deswegen …“ „Mimi, lass es … vielleicht war da was, aber nie so viel, wie du für ihn hast.“ „Ja“, Mimi fühlte sich wirklich schlecht. Sie hatte viel angestellt. Sie hatte aus reinem Egoismus eine Beziehung zu zwei Jungen aufgebaut, die sie gern hat, aber nicht mehr. Eigentlich war sie hier der schlechte Mensch. Doch Taichi hatte doch auch schlecht gehandelt, oder nicht? Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. „Es tut mir leid“, hauchte sie und schlang ihre Arme um die Beine. Stille entstand. Dadurch verstrickte sich die junge Frau in ihren Gedanken und Schuldgefühlen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Nicht nur Taichi beobachtete Mimi und Michael. Auch Hikari behielt ihre Freundin im Auge. Sie wusste bereits von Anfang an von dem Geschehen zwischen ihr und Taichi. Sie war sich sicher gewesen, dass Mimi nicht ohne Grund mit Koushiro zusammen gewesen war. Natürlich war es falsch gewesen, doch es war eine Kurzschlusshandlung gewesen und irgendwie hatte Kari das verstehen können. Seufzend schüttelte sie den Kopf und wand sich gerade noch rechtzeitig ab. Takeru stand bei ihr und ein blondes Mädchen kam auf sie zu. „Takeru, Mensch, du hast dich gestern total vor mir versteckt“, lächelte sie und schlang ihre Arme um dessen Hals, „ich hatte mich nur kurz mit Taichi unterhalten können. Wie schön es ist dich zu sehen.“ „Catherine, entschuldige, ich hab dich gar nicht gesehen“, wich er aus und lächelte freundlich zurück. Er war viel zu sehr in seinem Glück gefangen gewesen. Der Traum war endlich Wirklichkeit geworden. Er konnte Hikari in aller Öffentlichkeit seine Freundin nennen und niemand konnte es ihm mehr kaputt machen. Es war so schön und gerade verlor er sich wieder in dieser Erinnerung. „Hörst du mir zu?“, fragte die Franzosin nach und fasste ihm an die Oberarme. Besorgt musterte sie ihn, er sah sie so verträumt an. Dabei färbten sich ihre Wangen rot und ihr Herz legte prompt an Tempo zu.

Blinzelnd beobachtete Kari die Situation verwundert. Was ging denn hier ab? Wer war sie? Die Brünette kannte das Mädchen nicht. Takeru wusste aber von den drei Chinesen. Doch sie hatte keinen Grund eifersüchtig zu sein, oder? Nein, nicht bei Takeru. Er war doch ihr Freund. In ihr machte sich leichter Unmut breit. Sie fühlte sich nicht gut, hier einfach daneben zu stehen und einfach nur zuzusehen. Vielleicht sollte sie sehen, ob schon alles gepackt war. Mit einem doch leicht mulmigen Gefühl im Bauch machte sie sich auf den Weg.

„Was?“, fragte Takeru verwirrt nach. „Ich hab dich gefragt wie es dir so geht und ob du bald mal wieder nach Frankreich kommst? Dein Opa würde sich sicher auch freuen“, sie lächelte verlegen, „und ich würde mich auch freuen.“ „Catherine …“, mit großen Augen sah er auf sie, sie wirkte … wie wirkte sie denn? Sie war rot im Gesicht, sah verlegen zur Seite und lächelte verschmitzt. Zudem hatte sie immer noch ihre Hände an seinen Oberarmen und strich über seine Haut. Sie wirkte … verliebt … In ihm machte sie eine Vorahnung breit. „Du bist groß geworden und siehst wirklich gut aus“, lächelte sie, „männlich …“, kicherte sie und ihre Wangen wurden noch dunkler. „Äh …“, darauf wusste er nichts zu sagen, „danke …?“ Erwartungsvoll sah sie dann auf, doch es kam nichts zurück. Sie hatte mit einer Entgegnung gerechnet, dass er es auch zurückgeben würde. „Willst … willst du mir nicht auch was sagen?“, sie legte den Kopf schief. Er sah sie doch auch so an. „Ach … äh ja … ich … ich würde dir gerne jemanden vorstellen … das ist …“, er wandte sich zur Seite, wo zuvor noch Hikari gestanden war. Erschrocken hielt er inne und sah sich verwirrt um. Doch sie war nirgendwo zu finden. Das brachte ihn aus dem Konzept und er konnte sich nur umschauen. Dabei bemerkte er die Enttäuschung seiner Gegenüber nicht. Doch Catherine fasste sich wieder, „… wen wolltest du mir denn vorstellen?“, sie schluckte den Kloß herunter, vielleicht meinte er nur einen Freund. „Meine Freundin“, sprach er in Gedanken versunken, „entschuldige“, er fasste an ihre Schultern, „ich muss sie suchen gehen“, er lächelte kurz und lief dann los. Mit einem Stich im Herzen ließ er das Mädchen zurück.
 


 

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Seufzend blieb Mimi neben Koushiro stehen. „Das ist deine Schuld. Du hast gestern mit dem Gespräch angefangen, dann mit dem Lied und jetzt musst du das ertragen“, schnaubte sie. Der Rothaarige sah auf, er hatte gerade seinen Laptop zusammengebaut. „Du bist mir deswegen noch was schuldig“, böse blickte sie auf ihn runter, „du hast einfach das Lied abgespielt, das hab ich dir im Vertrauen gezeigt und gegeben.“ „Entschuldige“, murmelte er, „aber es ist letztlich zu dem gekommen, dass du dir gewünscht hast“, er richtete sich auf und lächelte sie an, „oder irre ich mich da?“ „Ja, tust du … ich wollte es ohne dieses ganze Drama“, knurrte sie, „das hätte so vieles einfacher gemacht, für mich und auch Miyako und Hikari hätten es einfacher gehabt. Und auch dir hätte ich damit einiges erspart“, seufzte sie, „Koushiro, wenn … wenn du eine Pause brauchst … von mir, dann musst du es mir sagen, ich gebe dir diesen Freiraum“, sprach sie schweren Herzens aus, denn sie wollte ihn nicht weiter quälen, doch sie würde ihren besten Freund vermissen. Koushiro wich einen Moment alles aus dem Gesicht. Er verstand ihre Überlegung, vielleicht würde es so vieles einfacher machen, doch er würde sie vermissen – als seine beste Freundin. „Wir würden das beide nicht durchhalten“, stellte er bei ihrem Gesichtsausdruck fest. Sie musterten sich einen Moment und grinsten beide. „Ich geh mich noch kurz von meinen Freunden verabschieden, dann überlege ich mir, was ich dir antue“, zwinkerte Mimi und lief zu Tatum. „Das hast du doch schon“, rief er ihr nach. „Aber ich vermisse sie schon“, wie aufs Stichwort kam auch das Mädchen auf sie zu. Die zwei Freundinnen fielen sich erneut in die Arme und weinten augenblicklich los.

Seufzend schüttelte Koushiro lächelnd den Kopf. Er widmete sich wieder seinem PC. „Izzy …“, erklang Taichis Stimme. Der Nerd sah auf und war sich nicht sicher, was nun kommen würde, „ja?“ „Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll“, gab er offen zu, „ich habe Mist gebaut … anfänglich …“ „Hast du“, gab ihm der Rothaarige trocken recht. Er widmete sich wieder seinem Tun. Er konnte nicht wirklich wütend auf Taichi sein, sie waren dafür einfach schon zu lange Freunde. Mimi war seine beste Freundin, doch Taichi war sein bester Freund. Sein wohl stärkster Verbündeter. Natürlich sah der Ältere das wohl anders, Yamato war sein bester Freund, doch nach diesem kam direkt der Rothaarige. Sie waren einfach schon so lange unzertrennlich und hatten besonders früher viel geteilt. „Aber als ihr zusammen ward … hat es mir einen Stich versetzt … einen schmerzlichen Stich und dabei hast du Mist gebaut“, knurrte Taichi. „Ich habe nicht Mist gebaut, weil es dir einen Stich versetzt hat, ich hatte wenn dann Mist gebaut, weil ich auf Mimis Vorschlag eingegangen bin“, antwortete er wieder nüchtern. Von Mimi konnte er sich noch ein schlechtes Gewissen machen lassen, doch Taichi hatte nicht das Recht dazu. Dem Braunhaarigen versetzte diese Aussage allerdings einen Schlag und er spürte kurz Wut auf den Jüngeren. Doch eigentlich hatte Izzy recht. Er war einfach derjenige, der den Überblick behielt, der es auf den Punkt trifft. „Izzy … es … es tut mir Leid …“, murmelte der Fußballer. Verwundert sah sein Gegenüber auf, er glaubte nicht recht zu hören. „Ich habe mich falsch verhalten und es tut mir leid, ich … ich will dich als Freund nicht verlieren“, gestand Taichi, „du bist mir wichtig und ich will … ich hoffe … dass es für dich kein Problem ist, dass ich … ich mit Mimi …“, stotterte er unbeholfen. Koushiro fühlte ein flaues Gefühl und senkte den Kopf wieder leicht, „nein“, sprach er noch leiser, „alles in Ordnung.“ Eigentlich wollte der Nerd das Gespräch nun erst einmal beenden, das war etwas unangenehm … nein, nicht etwas … sehr sogar. Er wollte nach Hause.

Silvester

Dienstag, 31. Dezember


 

Interessiert sah Hikari aus dem Fenster. Es war kalt und schneite mal wieder. Von der Party in der Digiwelt hatte so ziemlich jeder Digiritter auf der ganzen Welt einen Jetlag, denn es war für alle nicht wirklich die Zeit gewesen. Auch wenn sie je nach Land etwas anders schlafen gegangen waren. So hatten etwa die russischen Digiritter die Nacht durchgemacht. Aber Kari fühlte sich davon immer noch geschlaucht.

„Mensch, du hörst mir ja gar nicht zu“, beschwerte sich Takeru auf ihrem Laptopbildschirm. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Seine Beine lagen schon sichtbar auf dem Tisch und auf diesen hatte er eine Sportzeitschrift ruhen.

Kari schreckte auf und wandte ihm den Kopf zu, „was meinst du?“ Sie blinzelte mehrmals, sie hatte wirklich nicht zugehört. „Ich glaube, du bist immer noch müde“, lachte Takeru und erwischte sie damit auf frischer Tat. „Gar nicht“, schmollend plusterte sie ihre Wangen auf. „Doch, gestern bist du bei dem Film auch immer wieder eingeschlafen“, bestärkte sich Takeru in seiner Aussage. Sie antwortete erst gar nicht, verzog den Mund, damit er das Gähnen nicht bemerkte, dass sie gerade unterdrückte. Doch er lachte, „du willst gähnen“, rief er aus und lehnte sich zurück. Dabei aber zu weit und schon lag er hinterrücks auf dem Boden. Nun lachte Hikari los und musste sich zügeln, dass ihr nicht das Gleiche passieren würde.
 

„Ja, lach nur über einen verletzten Mann am Boden“, mühselig rappelte er sich wieder auf. Dabei stellte er seinen Stuhl auf und nahm erneut Platz. „Ach, du selbst schon noch, du wirst uns alle überleben“, kicherte die Brünette. „Ach und was macht die dabei so sicher?“ „Naja … die Hoffnung stirbt zuletzt“, sie streckte ihm die Zunge raus und lachte wieder los. Der Ältere zog eine Augenbraue nach oben, „das heißt aber nicht, dass ich nicht irgendwann an etliche Schläuche angebunden bin und nur noch von Maschinen am Leben erhalten werde.“ „Wenn das passiert, dann bist du selber schuld“, grinste sie. „Du bist herzlos“, Takeru fasste sich an sein Herz und spielte schockiert. Hikari lächelte, „du weißt wie viel Herz ich habe, weil du mein Herz hast.“ Ein Moment starrten sie sich nur an und blinzelten. Bis der Blonde wieder auflachte, „du bist so kitschig.“ Schockiert sah sie zurück, „du beschwerst dich wenn ich lache, du beschwerst dich wenn ich etwas Süßes sage … was willst du denn?“ Einen Moment überlegte er, „Maoam?“ „Gibt’s nicht“, unterbrach sie ihn.
 

„Hikari, kommst du helfen?“, rief ihre Mutter durch die Wohnung. Das Mädchen wandte den Kopf herum, „gleich“, gab sie zurück. „Was musst du denn helfen?“ „Mum will backen, damit wir den Abend überstehen, reiße ich mir nun die Küche unter den Nagel oder du bist ab morgen wieder allein und einen Schritt näher, dass du der letzte wirst“, sie zwinkerte und schnappte sich bereits die Maus, damit sie auflegen konnte. „Oh nein, das wollen wir alle nicht. Geh die Küche erobern und regiere mit Bedacht. Du wirst das schaffen und überleben“, bestimmte Takeru. „Ja, mein Herr“, sie verbeugte sich. „Gut und im nächsten Jahr, werde ich meine Dirne wieder an meiner Seite haben“, nickte er. „Was? Ich bin nur eine Dirne?“ Er hielt inne. „Dafür müssten wir aber erst einmal Se…“, wollte sie fast aussprechen, konnte sich aber noch stoppen. Für sie war das ein wichtiger Schritt und ihr war es peinlich darüber zu reden. Daher färbten sich auch ihre Wangen puterrot und verlegen senkte sie den Kopf. „Nein, du bist viel zu niedlich für eine Dirne“, lächelte Takeru amüsiert, „du bist meine süße Frau.“ Sich darüber bewusst, wartete er ihre Reaktion ab. Ihr Kopf schnellte in die Höhe und mit großen Augen musterte sie. „Ganz mit der Ruhe, ich kann warten. Du gehörst ja schon mir und dein Herz habe ich in meinem Tresor verschlossen.“ „Ach, du stellst es nicht in deinem Trophäenschrank aus“, fragte sie angriffslustig. „Nein, denn es ist nur für mich und niemand soll es mir wegstarren.“

„Bitte, könnt ihr mal damit aufhören und kannst du mal Mama helfen?“, mischte sich Taichi ein, dem das etwas gegen den Strich ging. Als er noch nichts davon wusste, war noch alles gut gewesen, doch jetzt nervte es ihn. Zuvor wusste er nichts, da hatte er sich nicht aufregen können, doch etwas vertrauen hätte er sich von seiner Schwester schon gewünscht. Aber vielleicht war er auch kein gutes Vorbild für sie gewesen. „Und kannst du mal anklopfen?“, rief Kari streng zurück und funkelte ihn böse an. „Hab ich, aber wegen eurem Süßholzgeraspel hast du es vielleicht nicht gehört“, er streckte ihr die Zunge raus. „Also bitte, als wäre der übermäßige Speichelaustausch mit Mimi auf der Couch besser“, zischte sie. Schon den ganzen Mittag saßen sie dort, aber auch nur, weil Mimi nicht in einem geschlossenen Raum mit Tai sein wollte. Sie wollte nicht, dass mehr passierte. Taichi hatte ihr weh getan, jetzt musste er warten, bis sie wieder dazu bereit war. Küssen ging laut ihr allerdings. „Hallo Kari“, hörte sie die Stimme ihrer Freundin aus dem Wohnzimmer. Hikari zuckte zusammen, „h-hallo Mimi“, rief sie stotternd zurück. Peinlich berührt kauerte sich das Mädchen leicht auf dem Stuhl zusammen. „Das ist mein Stichwort zu gehen“, die Trägerin des Wappens der Reinheit trat zu Taichi und küsste ihn auf die Wange, „entschuldige Kari, ich sag ihm, dass er sich zurückhalten soll“, sie zwinkerte ihr zu. „Entschuldige.“ „Ach, alles gut“, lächelte sie, „hallo Takeru“, sie trat in das Zimmer, „hast du dich gut erholt?“ „Ja und du wirkst auch schon wieder vollkommen munter“, lächelte er. „Ja, also dann, ich wünsche euch ein schönes Silvesterfest, wir sehen uns im nächsten Jahr und wir“, sie sah zu Kari, „sehen uns am Wochenende“, kichernd umarmte sie Kari, „ich freu mich schon.“ „Ja, es wird sicher schön“, bestätigte sie. Dann verließ die Brünette das Zimmer wieder und kurz darauf war auch die Haustür zu hören. Seufzend atmete Hikari aus.

„Da hast du dir ja ganz schön was erlaubt“, lachte Takeru, „hast du nicht gewusst, dass sie da ist?“ „Ich dachte, sie wäre schon weg“, brummte das Mädchen. „Nein, das war sie noch nicht“, meldete sich ihr Bruder erneut zu Wort. „Tut mir leid.“ „Ach, wir wissen doch alle wie du das gemeint hast, Küken“, lächelnd wuschelte er ihr durch die Haare, „du hast volles Recht dazu, ich habe dir zu viel zugemutet“, kurzerhand schlang er seine Arme um sie. „War das eine Entschuldigung und ein danke in einem?“, fragte sie sicherheitshalber nach. „Ja.“

„Wann hat er sich das letzte Mal entschuldigt?“ „Ich weiß nicht mehr.“ „Hast es dir verdient“, grinste Takeru. „Ja, und du hast meine Schwester nicht verdient. Sie ist viel zu toll“, Taichi streckte die Zunge in Richtung Kamera heraus, „aber du bist der, der sie noch am ehesten verdient“, räumte er ein. „Du rechnest mich viel zu hoch an, das ist nicht wahr, dass ich so toll wäre.“ „Doch du bist toll. Das Licht in unseren Herzen oder vor allem in meinem“, säuselte Takeru. Erschrocken sahen die Geschwister auf den Bildschirm. „Hilfe, ist das kitschig“, Taichi richtete sich auf und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie habt ihr das all die Monate zurückhalten können?“ „Konnten wir halt“, Kari zuckte mit den Schultern. „Dann habt ihr aber eine Meisterleistung in Schauspielerei abgelegt.“ „Manch einer hat es halt drauf“, grinste Takeru. Dann hielt Taichi inne, „aber ihr habt noch nicht miteinander geschlafen, oder?“ Seine kleine Schwester sah entsetzt zu ihm und auch TK verschluckte sich an seiner Limo. „Tai“, kreischte Kari viel zu grell. „Gut“, grinste der Ältere, „ich hoffe, das bleibt auch so“, drohend hob er einen Finger und musterte sie abwechselnd, „kein Sex vor der Ehe, klar?“ „Ich nehme dich als Vorbild, du machst das auch nicht so“, antwortete Hikari eiskalt. Taichis Augen weiteten sich, „wie bitte?“, fragte er fast tonlos nach. Sein Herz machte einen Aussetzer und er konnte nicht den Blick von ihr wenden. Das war ein schlechter Scherz von ihr. „Wirklich jetzt?“, war es Takeru, der die Geschwister aus ihrer Trance zog. Sofort funkelte Taichi ihn böse an, „du bist ein toter Mann, wenn du sie anrührst“, drohte er. Der Jüngere zuckte zurück und Hikari begann zu lachen. „Dann musst du erst an mir vorbei“, sprach sie herausfordernd. Grinsend trat Tai näher, „ach das haben wir gleich“, er begann sie zu kitzeln, dabei hob er sie hoch, als sie nach ihm griff. Er warf sie auf ihr Bett und kam dem Laptop sehr nahe. „Sei artig oder ich kann nicht an mich halten“, dann klappte er den Laptop zu und wusste, dass er so auflegte.

„Hey“, rief Hikari. „Nein, du gehst jetzt Mama helfen, sonst endet das in einer Katastrophe und im Krankenhaus.“ Gnädigerweise ließ er es noch zu, dass sie sich ihr Handy mitnehmen durfte, dann scheuchte er sie hinaus.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Summend knetete Kae den Teig und sah immer wieder zu der Theke der kleinen Küche auf. Sie war etwas besorgt um ihren Jungen. Er hatte sich die letzten Tage in seinem Zimmer verkrochen. War nur zum nötigsten herausgekommen und hatte nur an seinem PC gearbeitet. Sie machte sich Sorgen um ihn. Sie wusste, dass mit Mimi Schluss sei, dass sie wieder nur Freunde waren, doch sie wusste aus ihrer eigenen Jugend, wie das war. Wenn man sich trennte um Freunde zu sein. Das ging meist nicht gut. Es war für sie nie gut ausgegangen. Auch mit ihr hatte man es versucht. Doch es war gescheitert. Man verliert sich aus den Augen oder irgendwann kommt doch etwas Wut auf. Und derjenige, dem es geschehen ist, bereitet es nur Schmerzen. Und sie wollte nicht, dass er litt. Doch das waren seine Freunde und Mimi seine beste Freundin.

„Was ist los?“, riss Koushiro seine Mutter aus den Gedanken. Er war verwirrt. Sie hatte ihn praktisch aus seinem Zimmer gerissen, er hatte einen Kompromiss geschlossen und war mit dem Laptop umgezogen. Er wollte arbeiten. Seit ein paar Wochen – wenn man es näher betrachtete seit mit Mimi Schluss war – hatte er sich eine Domain geholt und programmierte an dieser herum. Er erstellte sich gerade ein Theme und wollte auf dieser Seite dann herumexperimentieren. Er war kein Schreiberass, doch er wollte über ein paar kleine Themen schreiben. IT leicht gemacht – oder so. Das hatte er sich vorgestellt. Aber ob das klappen würde. Eigentlich würde er Mimi oder Taichi fragen, ob sie es verstehen, doch das konnte er jetzt nicht. Das war ihm unangenehm. Doch wenn sie es verstehen würden, würde es wohl jeder verstehen. Vermutlich wird letztlich nur Miyako darüberschauen. Wenn sie den Text für ‚ok‘ empfinden wird, dann wird er es hochladen. Bis es aber so weit war, würde wohl noch ein halbes Jahr vergehen. Vielleicht macht er es auch für alle so, dass sie mit ansehen konnten, wie sich die Webseite verbessert. Nebenbei machte er immer wieder Screenshots. Auch Programme wollte er dann dort erklären. Wie jeder sich ein einfach Spiel basteln konnte. Aber da war er noch vollkommen offen.

„Nichts“, lächelte Kae und arbeitete an dem Teig weiter. „Was schaust du dann immer so?“, fragte er nach. „Ach nur so, ich möchte nur nicht, dass du dich einschließt.“ Besorgt betrachtete sie ihn. „Mama … ich …“ „Nein, Izzy, ich kenne dich. Du bist nicht mein leiblicher Sohn, aber du bist mein Sohn. Ich kenne dich. Ich hab dich großgezogen. Du bist mein Kind. Ich liebe dich so sehr und ich will nur das beste für dich…“ „Mum … Mum, jetzt warte mal …“, er hob beschwichtigend die Hände, „… mir geht’s gut“, lächelte er. Ihr Lächeln verschwand leicht, „nein, dir geht es nicht gut“, sie wusch sich die Hände ab, „bitte Izzy“, sie trat um die Theke herum, „dir geht es nicht gut, rede mit mir, wenn dich etwas bedrückt.“ Sie streckte die Arme nach ihm aus, „ich weiß, wie schwer es ist, ich will nur sicher gehen, dass du zu mir kommst. Dass du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst.“ Zunächst zögerte der Rothaarige, dann erhob er sich von dem Hocker und trat auf sie zu. „Ich weiß“, gab er erleichtert von sich und umarmte sie, „helfen würde es, wenn du die Melonpan machst“, lachte er dann. „Oh, du bist unmöglich“, lachte auch sie und kniff ihn in die Seite. Auch wenn er nicht ihr leiblicher Sohn war, liebte er sie dafür. Er liebte sie einfach. Aber er brauchte gerade nichts. Es ging im gut – zumindest solange er sich das einredete. Er würde das schon schaffen, da war er sich sicher. Mimi hatte ihre Freunde nun nötiger als er. Er konnte einfach arbeiten. Er konnte programmieren, ihm reichte der Computer, es war ihm genug. Wenn es ihn wohl auf Dauer auch nicht glücklich machen würde. Doch das Jahr würde nun so beginnen und das hieß nur, dass es besser werden könnte. Und wer wusste schon, was das neue Jahr noch für sie bereithielt.

Urlaub


 

Freitag, 03. Januar
 

Gähnend streckte sich Mimi und rieb sich dann die Oberarme, „man ist das kalt.“ Vorsichtig sah Hikari zu der Älteren. Die gesamte Fahrt über hatte sie sich überlegt, wie sie mit Mimi ins Gespräch kommen könnte, ohne dass die anderen zwei, etwas bemerkten. Doch das war kaum möglich gewesen. Sie saßen im Zug zu viert und Yolei berichtete von Ken und sich. Natürlich freute sie sich, doch den Vorfall von Silvester hätte die Yagami schon gern erklärt gehabt. „Es war eine tolle Idee vor den Prüfungen noch etwas Urlaub zu machen“, lächelte Mimi und sah sich am Bahnhof um. „Noch schöner ist es, dass deine Tante eine kleine Pension in den Bergen mit Onsen hat“, lachte Miyako. Das war fast schon wie im Film. „Ja, seid froh, dass ihr mich kennt“, grinste Sora und schulterte ihre Reisetasche, „für den Preis haben wir wirklich Glück.“ „Da würden wir vermutlich sonst nirgendwo bekommen“, stimmte Hikari zu. Durch Sora hatten sie Rabatt bekommen. Eigentlich wollte ihre Tante es ihnen schon komplett erlassen, doch da hatten sich die Mädchen gesträubt. Etwas wollten sie schon zurückgeben, daher hatte Kari auch noch ein kleines Präsent dabei. Und sie zahlten etwa die Hälfte der eigentlichen Kosten. Zusätzlich kamen noch die Zugfahrt hinzu und nun der Weg zur Pension.
 

Schwer atmend liefen die vier durch den kleinen Ortsteil weiter in Richtung Berge. „Wie ist deine Tante denn so?“, wollte Yolei irgendwann wissen. Sora drehte sich zu der Jüngeren um und lief einige Schritte rückwärts, „ich weiß nicht mehr genau. Es ist schon lange her, dass ich sie gesehen hatte. Aber ich habe sie als sehr liebevolle und fürsorgliche Frau in Erinnerung. Sie hat sich immer gut um mich gekümmert. Egal ob ich Sorgen oder Ängste hatte. Sie wollte immer alles wissen und hat alles mit mir gemacht.“ „Also ist sie wie du“, kicherte Mimi und belächelte ihre beste Freundin und ihre Worte. „Wie meinst du das?“, fragte die Rothaarige verwundert. „Du beschreibst hier das Idealbild einer Mutter und das bist du auch“, stimmte Hikari zu. „Ich? Eine Mutter?“ „Unsere Digi-Mutter“, lachte Mimi. „Mama, sind wir bald da?“, fragte Miyako in einem kindischen Ton. „Hört auf damit“, Sora lief puterrot an und wandte sich wieder von den Mädchen ab, zum Glück hatten sie es bald geschafft.
 

Die Pension erstrahlte recht abseits in einem warmen Licht. Um den Eingang und die Fassade waren mehrere Lichter aufgestellt und Lampions hingen von den Dachbalken. Das Haus war matt gestrichen und verschneite Blumentöpfe standen an den Seiten. Beim öffnen der Tür kam ihnen erst einmal ein Schwall warmer Luft entgegen und drinnen war alles dezent, aber einladend dekoriert. „Hallo Tante“, begrüßte Sora die ältere Frau hinter der Rezeption und wurde von dieser direkt in eine Umarmung gezogen. Die Mädchen erkannten die Ähnlichkeit sofort. Sie hatte die gleichen Züge wie Soras Mutter, doch ihr Blick wirkte nicht ganz so ernst. Sie war freundlicher. Vermutlich durch ihre Arbeit und dadurch etwas weniger verbittert. „Hallo Sora, oh wie sehr ich dich vermisst habe“, freute sie sich, „sind das deine lieben Freundinnen, von denen du berichtet hast.“ „Ja, das sind Mimi Tachikawa, Miyako und Hikari Yagami“, stellte Sora sie vor. Freundlich reichte die Dame ihnen die Hand. „Nett euch kennenzulernen, es freut mich, dass ihr hier seid. Ihr müsst eine anstrengende Reise hinter euch haben, wie wäre es, wenn ich euch erst das Zimmer zeige, dann das Bad und ihr gleich einmal etwas entspannt. Wenn ihr fertig seid, wird es auch Abendessen geben“, schlug sie vor. „Gerne“, für Mimi klang das toll, sie wollte schon so lange wieder in ein heißes Bad. Sie folgte der Tante durch das Haus in ein Zimmer im ersten Stock. „Wenn ihr wieder hier heraus geht, müsst ihr dem Gang weiter folgen und die Treppe hinunter, dort geht es zum Onsen“, erklärte sie. „Ist das zum Schutz für die Gäste“, fragte Miyako interessiert nach. „Ja, die Gäste der Pension haben so ihren eigenen Eingang, die Gäste des Onsen haben einen eigenen Bereich. Das macht es hier angenehm ruhig“, bestätigte die Tante, „und wenn ihr fertig seid, kommt einfach wieder an die Rezeption, dann zeig ich euch das Abendessen.“ „Vielen Dank“, erwiderten die Mädchen im Chor und schlossen dann leise die Tür hinter sich.
 

„Deine Tante ist eine ganz liebe Frau“, stellte Miyako fest. „Hast du etwas anderes erwartet?“, wollte Sora verblüfft wissen. „Nein, ich meine … äh … alle sind nett … nur …“, verhaspelte sich die Lilahaarige. „Lasst das doch jetzt und wir entspannen ein bisschen“, ging Mimi dazwischen und hatte bereits ihre Sachen gepackt. Von einem kleinen Stapel hatte sie sich einen Yukata genommen und verteilte die restlichen an die Mädchen. Gemeinsam machten sie sich auf zu der Umkleide. „Sind wir die einzigen Gäste hier?“, fragte sich Mimi, als sie aus keinem der Zimmer etwas hörte. „Scheint irgendwie so“, murmelte Sora zustimmend. Aber sie fühlten sich unter sich auch viel wohler. Damit fiel es ihnen auch leichter sich flott umzuziehen und in den Baderaum zu gehen. Staunend sahen sie sich um und Mimi war schon so ungeduldig, dass sie gleich in das heiße Wasser wollte. Doch zuvor mussten sie sich noch abwaschen. In Reih und Glied setzten sie sich auf die kleinen Bänke und wuschen sich.
 

„Ah wie warm“, quietschte Mimi und zuckte erst zusammen, ehe sie sich komplett in das heiße Wasser gleiten ließ. „Wolltest du in einen Eispool?“, fragte Miyako nach und schwamm ein Stück in das Becken rein. „Nein, es ist schön so. Nur wir … hier … allein und das warme Wasser“, seufzte die Brünette. „Vermisst du Taichi gar nicht?“, wollte Sora wissen. Mimi sah zu ihrer Freundin und überlegte. „Das ist schwer zu sagen“, gab sie ehrlich zu, ihr Herz verkrampfte sich leicht, „ich … ich bin sauer, enttäuscht, traurig, verletzt … Er hat …“ „Er hat scheiße gebaut“, mischte sich Hikari harsch ein. Sie war auch noch sauer auf ihren Bruder deswegen. Das war einfach nur dämlich von ihm gewesen. „Und Mimi“, sprach sie laut aus, weil sie das endlich los werden wollte, „es tut mir leid was ich an Silvester gesagt hatte, aber … aber …“ „Ich weiß doch, dass du das nicht so gemeint hast“, lächelte die Ältere und winkte ab, „er hat es verdient“, zwinkerte sie, „und das mit dir und Takeru ist doch auch süß.“ Die zwei Mädchen lächelten sich an und Hikari ging es schon viel besser damit. „Zurück zu Tai …“, brachte Miyako sie wieder auf Kurs. „Ach ja … ich … ich will nicht … ich will nicht vorschnell sein. Er hat mir einmal weh getan.“ „Daher soll er auch leiden?“, die Augen der Brillenträgerin weiteten sich. „Nein … nicht leiden, aber ich will es in meinem Tempo machen und momentan kann ich nicht mehr und ich kann mich auch nicht zu sehr darauf einlassen, weil ich sonst wieder das Gefühl habe, verletzt werden zu können … und wer weiß, vielleicht entscheiden sich meine Eltern wieder umzuziehen“, gab sie leise von sich. „Ich hoffe doch nicht“, schüttelte Sora den Kopf. Die Mädchen lächelten sich kurz an, bevor sie sich wirklich der Entspannung hingaben und sich zurücklehnten. Das Wasser war wunderbar warm und über ihnen funkelte der Sternenhimmel. Als es zuzog und leicht zu schneien begann wurden sie aus ihren Gedanken geweckt und beschlossen langsam hinaus zu gehen. Vor allem, weil sie langsam ein Hungergefühl überkam.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Im kleinen Essbereich der Pension saßen sie gemütlich beisammen. Außer ihnen waren doch noch einige andere Gäste da. Ein älterer Herr, ein Pärchen und eine Mutter mit zwei kleinen Kindern. Die Mädchen sahen sich interessiert um, dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf das Essen vor sich. „Das sieht verdammt lecker aus“, schwärmte Yolei. „Oh ja“, nickte Mimi.
 

Sie begannen zu essen und brachten dabei kein Wort heraus. Erst in ihrem Zimmer begannen sie zu lachen. Mimi legte sich auf ihren Futon und streckte sich mit dem Bauch nach oben aus. „Ein schöner Abschluss und der Beginn eurer Hinrichtung“, lachte sie und sah zu Sora und Kari auf. „Wie bitte?“, Sora zog eine Augenbraue hoch, „war in deinem Glas Alkohol?“ „Nicht dass ich wüsste“, begann sie unwillkürlich zu kichern. „Aber es stimmt schon, erst in zwei Monaten könnt ihr wieder so richtig entspannen“, stimmte Miyako zu. Sora nickte. „Du zumindest“, zwinkerte Kari und lachte auf. Sie nahm auf ihrem Futon Platz. „Stimmt, unsere Prüfungen sind zeitgleich, oder?“ Die Jüngste schüttelte den Kopf, „Mitte Februar.“ „Dann hab ich einen halben Monat länger, das kann ich verkraften“, lachte die Rothaarige. „Das schafft ihr schon, wir drücken euch die Daumen“, spornte Yolei an. „Aber Tai und Davis müssen wir auch durchbringen“, scherzte Kari. „Stimmt, dann wird’s wohl nichts, aber es ist ein zu verschmerzendes Opfer“, lachte Mimi. „Also ich glaub schon, dass bei dir was drin war“, lachte Sora.
 


 

❀ ❀ ❀
 

„Hi“, lächelte Willis, „darf ich reinkommen?“ Und schon ging ihm sein Lächeln wieder auf den Keks. Davis hatte nicht mehr als einen genervten Blick für ihn übrig. In Jogginghose und viel zu großem Shirt war er an die Tür gegangen, weil er allein Zuhause war. Seufzend senkte er den Kopf, „ja, klar“, das machte es jetzt auch nicht mehr schlechter. Nun konnte er versuchen ein normales Verhältnis zu Willis aufzubauen. Seit der Party war er schlecht drauf und um niemandem auf die Nerven zu gehen und weil er sich Yolei nicht antun wollte, hielt er sich selbst von Ken fern. Er folgte dem Blonden, der sich noch kurz die Schuhe ausgezogen hatte, ins Wohnzimmer. „Ich hab ein paar Spiele für die Xbox dabei“, grinsend wandte er den Kopf um und hielt einige Hüllen hoch. „Klar, warum nicht“, Davis zuckte lustlos mit den Schultern, „ich hol was zu trinken“, er drehte sich um und holte aus der kleinen Kammer zwei Flaschen Cola und zwei Gläser. Bei seiner Rückkehr hatte Willis bereits ein Spiel eingelegt, die zwei Controller bereit gelegt und auf dem Sofa Platz genommen.

Davis schenkte ihnen ein und er sah sich das Spiel an. Autos. Er überlegte, dann kam auch schon der Titel. Dirt. Sein Gesicht verzog sich. Er mochte Rennspiele nicht, ihm waren Fußballspiele lieber. „Damit fangen wir nur an“, grinste Willis. „Wie lange willst du denn bleiben?“, fragte der Brünette vorsichtig. „Ach nur ein bisschen, du bist doch sowieso allein, dann kann dir nicht langweilig werden“, lachte Willis und suchte sich bereits ein Fahrzeug aus. Der Igelkopf wusste nicht, wieso sich sein Gegenüber das Spiel geholt hatte. Das war so schlecht in seinen Augen und jetzt zwang er ihn regelrecht das zu spielen. Murrend nahm er den Controller vom Tisch und machte es ihm nach. Schneller als er dachte, fuhren sie schon ihre Runden und Davis verlor jedes Mal haushoch.
 

„Mensch, jetzt streng dich mal an“, lachte Willis. „Wieso denn? Hat doch sowieso keinen Sinn“, knurrte Daisuke. „Oh doch, du kannst immer noch was rumreißen.“ Verwirrt drehte sich Davis zu dem Jüngeren. War das noch auf das Rennen bezogen? In seinen Ohren irgendwie nicht. „Ich gebe nicht auf, selbst wenn es verloren scheint. Immerhin kann man immer noch etwas retten und mit seiner eigenen Beichte, überdenken sie es vielleicht noch einmal.“ „Warte …“, der Anführer drückte Pause, „von was sprichst du?“ Wallace lachte auf, „das weißt du doch“, er sah zu seinem japanischen Freund, „nur weil sie einen Freund hat, heißt das nicht, dass sie nicht vielleicht auch Gefühle für dich hat. Sie weiß nichts von deinen Gefühlen und solange du ihr diese nicht offen legst, kann sie immer noch denken, dass sie keine Chance bei dir hat, obwohl sie auch Gefühle für dich hat“, sprach der Blonde. Davis Gesichtsausdruck wurde immer verwirrter. Sein Freund sprach irgendwas von Gefühlen und kam nicht zum Punkt. Er dachte schon, der Satz endete überhaupt nicht mehr. Doch dann tat er es und Willis sah ihn erwartungsvoll an. „Was willst du mir sagen?“, kam es etwas trottelig von ihm. Schmunezlnd nickte Willis, „sprich noch mal mit ihr und sag ihr, was du fühlst“, lange sah er ihn an, „also ich gebe nicht auf. Ich versuche noch mein Glück und ich werde kämpfen“, grinst er dann breit. Davis Augen weiteten sich leicht, als ihm klar wurde, dass Willis nicht aufgab. Wenn Willis noch um Karis Herz kämpfte, dann musste auch er noch einmal alles versuchen, denn zumindest gegen den Blonden wollte er nicht verlieren. „Ok, ich mach mit“, nickte der Brünette und nahm sich den Controller um noch einmal alles zu geben und ihn einzuholen.

Gefühle

Montag, 06. Januar


 

„Ihr habt uns vermisst“, sang Mimi schon die halbe Pause. Sie grinste Taichi an. Für die Brünette war es eine kleine Genugtuung, dass er sie vermisst hatte. Sie wollte nicht auf seinen Gefühlen herumtrampeln, was sie nun ein wenig machte, doch es war etwas, was ihr niemand nehmen konnte. Es fühlte sich gut an, dass er so empfand, dass er sie vermisste. Sie war ihm nicht unwichtig. Das war einfach Bestätigung. Taichi seufzte schon genervt, aber er ließ es über sich ergehen. Das hatte er verdient. „Ja, ist ja gut“, kniff er sie in die Seite und grinste. „Also euer Verhältnis will ich nicht haben“, Yamato zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ach, das ist doch süß“, lächelte Sora, „aber sagt mal, wo ist denn Miyako?“ Suchend sah sich die Gruppe um. Takeru und Daisuke waren bei ihnen, ebenso Kari, einzig die Lilahaarige fehlte. Der jüngere Fußballer sah auf, er könnte sagen, dass Willis mit ihr reden wollte. Vielleicht fragte er sie, wie er Kari bekommen würde. Darauf hätte er auch kommen können, aber dafür verstand er sich zu wenig mit Miyako. Das würde nur wieder in einem Zank enden und sie würde es am Ende Kari erzählen.
 


 

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„Was willst du denn?“, Miyako war überglücklich mit Ken, doch dass Willis nun mit ihr hatte sprechen wollen, verunsicherte sie ein klein wenig. Sie war skeptisch, doch nicht abgeneigt. Immerhin war Willis ein Digiritter und guter Freund. Nervös rieb sie sich über den Arm, während sie auf eine Antwort wartete. „Äh … ich wollte fragen, ob du glücklich mit Ken bist?“, ganz offen fragte er sie und wandte den Blick nicht ab. „Ja, aber natürlich“, wurde sie verlegen und lächelte verliebt bei dem Gedanken an den Schwarzhaarigen. Der Blonde verzog seinen Mund und senkte den Kopf, „verstehe.“ „Wieso fragst du?“, unsicher sah sie zu ihm. „Ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast, aber …“ „Du musst es nicht sagen, wenn du nicht willst“, unterbrach sie ihn und fühlte sich in ihrer Vermutung bestätigt. „Doch, ich möchte es ausgesprochen haben“, er lächelte sie fröhlich an, „dann kann ich zumindest sagen, dass ich es gesagt habe und bereue es hinterher nicht. Zudem wäre es blöd, wenn ich jetzt einen Rückzieher mache, sonst wäre ich ein schlechtes Vorbild für Davis. Dann wäre ich nichts weiter als ein Heuchler.“ „Wie meinst du das mit Vorbild und Heuchler?“, Miyako zog ihre Augenbrauen zusammen. „Naja, ich hab ihm gesagt, dass er Kari trotzdem noch sagen soll, dass er sie mag, auch wenn er keine Chance bei ihr hat.“ „Das ist doch total bescheuert“, sie schüttelte ungläubig den Kopf, „das tut doch nur noch mehr weh.“ „Aber sonst bereut er es, es ist doch auch gut, wenn er es endlich einmal offen zugibt und sie ihm klar sagt, dass sie nichts von ihm will. Dann kann er vielleicht besser damit abschließen“, Willis zuckte mit den Schultern. „Achso“, mehrmals blinzelte sie, vielleicht brauchte Davis das wirklich, sonst würde er nicht damit abschließen können, „also … ich weiß ja nicht …“

Sie hob den Kopf und sah in das erwartungsvolle Gesicht von Willis. „Ich möchte es auch nicht bereuen“, sprach er, „… ich hab mich in dich verliebt und das schon als wir uns in den USA getroffen hatten, schließlich küsse ich nicht jede auf die Wange“, zwinkerte er grinsend. „Doch, Hikari hast du auch geküsst“, widersprach Yolei und seufzte dann, „Willis es ist … ich bin glücklich mit Ken, er ist es den ich liebe, schon seit ich ihn kenne“, gab sie verschüchtert zu. „Das hab ich gemerkt, ich bin nicht blind, aber es fühlt sich besser an, es ausgesprochen zu haben, denn immerhin habe ich es dann auch wirklich versucht und alles mir mögliche gemacht“, lächelte er, „ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen, aber ich hoffe, dass wir Freunde sein können.“ Miyako sah ihn einen Moment verwirrt an, dann nickte sie langsam, „ich will dir wirklich nicht weh tun.“ „Machst du nicht, ich weiß, dass ich auch irgendwann noch ein Mädchen finde, dass mich auch mag. Und dann werde ich vielleicht das selbe erleben wie Ken mit dir oder Takeru und Kari.“ „Da bin ich mir sicher“, lächelte sie. „Danke, dass ich es dir trotzdem sagen konnte.“ „Ähm … kein … Problem …?“, stotterte sie verunsichert und wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. „Ach komm, ich nehm das jetzt nicht so schwer, weil ich es schon länger gemerkt hatte“, er ging auf sie zu und legte seine Hand an ihren Arm, „lass uns zu den anderen zurückgehen, sonst denken sie sonst noch was“, zwinkerte er. „Ok“, sie lächelte. Sie drehten sich um, damit sie auf den Schulhof zurückkamen. „Habt ihr Lust auf Lasertag?“ Verwundert blieb sie stehen und sah ihn an, „wieso?“ „Naja, die unglücklich verliebten gegen das frische Pärchen“, lachte Willis. „Du willst Ken doch nur abschießen“, lachte Miyako unverhofft auf. „Vielleicht.“
 


 

❀ ❀ ❀
 

Nachdenklich lief Kari neben Daisuke. Die Schule war vorbei und Miyako hat ihr erzählt, was mit Willis war. Dass er ihr seine Liebe gestanden hatte, er aber trotzdem glücklich war. Zudem warnte sie die Brünette davor, dass Davis vermutlich das Gleiche machen würde. Sie wünschte er würde das nicht machen, sie wusste doch schon von seinen Gefühlen und konnte es nicht erwidern. Wieso tat er sich das an? Wieso machte er das mit? Wieso nur wollte er sich das antun. Wegen dieser Vorhersage hatte sie sich nicht von Takeru und Miyako verabschieden wollen. Sie wäre am liebsten mit diesen mitgegangen. Ihr war das total unangenehm. Aber jetzt war sie mit Davis allein auf dem Heimweg. Willis war noch in der Schule – weshalb auch immer. Aber er war nicht da, sie waren allein.

„Kari …“, fing er leise an. Dem Mädchen lief es kalt den Rücken runter. Sie fühlte sich ertappt und hatte Angst seine Worte zu hören. „J-ja?“ kam es leise, fast stimmlos, aus ihrem Mund. Sie liefen immer noch nebeneinander, die Köpfe gesenkt. „Ich … ähm … ich wollte dir noch etwas wichtiges sagen …“ Ihre Befürchtung bewahrheitete sich. Sie hatte gehofft, dass er das nicht machen würde. „Und was?“ Sie sah auf, während Davis immer noch den Blick auf den Boden gerichtet hatte. Er wollte gerade beginnen, da blieb sie stehen und legte eine Hand auf seine Schulter. „Davis … tu dir das nicht an …“, sie nahm allen Mut zusammen. Verwirrt blieb er auf ihre Berührung stehen und drehte sich herum, „was meinst du?“ „Ich weiß doch, wie sehr du mit dir kämpfst …“, sie spürte, dass sie das nicht weiter konnte, „Yolei hat mir alles gesagt, also was Willis getan hat und dass du das Gleiche machst.“ „Was meinst du? Was hat Willis gemacht?“ Die Augen des Brünetten wurden größer, hatte er Kari schon seine Liebe gestanden? „Na, er hat Yolei gesagt, was er für sie empfindet“, klärte sie ihn auf und war irritiert. „Wie, er hat ihr gesagt … du meinst er hat ihr gesagt, was er für dich empfindet …“ Die Jüngere schüttelte den Kopf und war verwirrt, „nein, er hat Yolei gesagt, dass er sie liebt … wieso sollte er … mich … was meinst du?“ Davis überlegte, „ich dachte er wäre in dich verliebt …“ Nun weiteten sich Hikaris Augen, „wie kommst du denn auf sowas?“ „Na, er hatte dich damals … geküsst …“ Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne dass ein Ton heraus kam. Dann schüttelte sie den Kopf, „nein, er hat doch nur Augen für Yolei gehabt. Schließlich hatte er sich immer an sie rangemacht.“ Jetzt wurde der Igelkopf noch nachdenklicher. Er erinnerte sich zurück, kam aber nicht zu dem Schluss, dass es hätte so sein können. Er war doch immer in Karis Nähe gewesen. Wobei, wenn er so darüber nachdachte, dann war auch Yolei immer in Karis Nähe gewesen. Konnte es etwas sein, dass sie recht hatte? Er musste mit Willis reden, aber wo war der nur? In der Schule noch oder hatte er gewartet und war dann auf einem anderen Weg nach Hause?

„Ok …“, gab er neutral von sich, das würde er später einfach klären, nun wollte er etwas anderes los werden. „Aber … was ich sagen wollte …“, er sah auf. „Davis, tu dir das nicht an“, bat sie zweifelnd, „ich … ich weiß, was los ist …“ „Was meinst du?“, seine Wangen röteten sich leicht. „Ich weiß, dass … ähm …“, wie drückte sie das nur richtig aus? Sie wusste doch gar nicht, wie weit seine Gefühle gingen, also wollte sie sich neutraler halten, „ich weiß, dass du mich magst“, sprach sie und er zuckte erschrocken zusammen. „Woher weißt du das?“ Sie lächelte zweifelnd, „das ist … ähm …“, sie kratzte sich nervös an der Wange, „nicht zu übersehen …“ „War es so offensichtlich?“ Ein Nicken von ihr. Stille entstand zwischen ihnen und beiden war es unangenehm.

Ohne etwas zu sagen gingen sie weiter. „Aber … Kari?“, kam es erneut leise von ihm. Sie hob leicht den Kopf. „Ich mag dich wirklich sehr …“, flüsterte er verschüchtert. Sie verzog den Mund, „Davis … ich mag dich auch, a-…“ „Es gibt immer ein Aber“, unterbrach er sie lächelnd, „aber du bist glücklich?“ Er sah auf und bemerkte somit ihr Nicken. „Davis, es ist einfach …“ „Ich weiß schon, du und TK ihr teilt euch eine Vergangenheit, ihr seid einfach schon immer Freunde. Habt ein unsichtbares Band, das euch verbindet. Hoffnung und Licht“, er sah beschämt zur Seite, „schon immer beste Freunde“, sprach er ironisch. Hikari seufzte und legte eine Hand auf seine Schulter, „Davis, aber wir können wirklich immer Freunde bleiben.“ „Ja, schon klar“, murrte er. Erneut seufzte sie, „Davis, ich erwarte nichts von dir, aber du bist mir wichtig, ich hoffe, dass du das verstehst. Ich will dir nicht wehtun, aber ich glaube, es geht nicht anders. Was Willis dir da vorgeschlagen hat, ist ein schmerzhafter Weg. Vielleicht war das nicht der richtige für dich. Immerhin musst du dich so damit konfrontieren, aber wenn du nun sauer auf mich bist, verstehe ich das“, beendete sie es, „es tut mir leid“, murmelte sie und lief allein weiter. Sie fühlte sich miserabel, aber dagegen konnte sie nun nichts mehr machen. Willis Vorschlag war einfach grauenhaft gewesen.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Unablässig klingelte er an der Tür und hämmerte auch dagegen. Von drinnen hörte er Stimmen, doch niemand kam zur Türe. Allmählich wurde er sauer. Wieso sagte der Blonde, dass es besser wäre, auf diesem Weg damit abzuschließen, als es einfach weiter in sich hineinzufressen. Er hätte es viel lieber in sich hineingefressen. Oder besser hätte er Chips und Sandwiches in sich hineingefressen und seinen Frust damit hinuntergeschluckt. Knurrend wurde er immer aggressiver, bis er wirklich wütend war. Doch frustriert musste er feststellen, dass ihm niemand aufmachen würde, schnaubend drehte er sich weg und erschrak.

„Geht es dir jetzt besser?“, wollte Willis wissen und schlürfte am Strohhalm seiner Cola. Erstaunt blieb Davis stehen und war zunächst wütend, doch nach seiner Aussage, musste er feststellen, dass es ihm besser ging. Wütend war er nun nur noch auf den Blonden. „Das war ein ganz schlimmer Vorschlag“, brummte Davis und vergrub seine Hände in der Hosentasche. Seinen Blick ließ er über den Vorplatz des Wohnhauses gleiten. „Aber geht es dir nun besser oder schlechter?“, Willis sperrte die Türe auf und merkte, dass er vorhin vergessen hatte, das Radio auszumachen. Davis sah zu ihm, „besser“, gab er zu. „Siehst du und das, weil du es ausgesprochen hattest. Manchmal muss man Dinge einfach nur laut aussprechen und das vor der Person, die es betrifft.“ „Ja, aber jetzt will ich zocken. Ich will dich fertig machen.“ Abschätzig sah er zu Willis, dieser hob eine Augenbraue. „Aber im Fußball“, der Brünette zog das neueste Fifa aus seiner Jackentasche hervor. „Klar“, grinste der Blonde. „Aber sag mir noch eins“, verlangte Davis, als er an dem Jüngeren vorbei ging, „du bist nicht in Kari verliebt?“ „Nein“, erstaunt schüttelte er den Kopf, „ich mag Yolei“, lächelte er. Davis Augen weiteten sich leicht, dann hatte Kari recht gehabt. „Und ich dachte, du wärst auch hinter Hikari hergewesen.“ „Nein“, der Amerikaner schüttelte den Kopf, „sie ist vielleicht süß, aber nicht mein Typ. Viel zu verschlossen und zu schüchtern“, lachte der. „Aber das ist doch das süße an ihr.“ „Finde ich nicht.“ „Gut, dann geht das jetzt um die Ehre der Mädchen, die wir mögen, denn Yolei ist das nervigste Mädchen, das es überhaupt geben kann.“ „Ist sie nicht, sie ist zauberhaft.“ „Nein, nervig!“

Frühlingsfest

Freitag, 21. März


 


 

„Wow, es ist ganz schön voll“, beeindruckt sah sich Sora um und griff unbewusst nach der Hand von Yamato. „Stimmt, es wollen wohl sehr viele ansehen“, kicherte Mimi und freute sich. Das war das letzte Ereignis, was vor dem Studienbeginn stattfinden wird. Das Frühlingsfest der Mittelschule, was auch als Abschlussfest vor den Schulferien gilt. Ein wundervoll gestaltetes Fest, was besonders Mimi immer viel Freude bereitet hatte. In Amerika hatte sie das nicht gehabt, was sie sehr bedauert hatte, aber dagegen war nun nichts mehr zu machen. Sie freute sich nun wieder an einem teilnehmen zu können. Das mit ihrem Traummann und mit ihrem besten Freund. Dieser hatte sich einige Wochen vor ihr zurückgezogen, doch langsam waren sie sich wieder näher gekommen. Und Mimi hatte bemerkt, dass Koushiro ein Mädchen in der Nähe hatte, das wohl Interesse an ihm hätte. Aber der Nerd schien das noch nicht so zu bemerken, aber Mimi war sich sicher, dass er das noch früh genug erkennen würde und vielleicht mochte er sie auch. Sie wünschte sich für ihn, dass er glücklich wird. Somit konnte sie sich auf ihre Beziehung konzentrieren und diese ging sie langsam an, auch wenn sie Taichi eher anhalten musste langsam zu machen. Denn ab und an vergaß er doch seine männlichen Triebe, aber sie wussten beide um ihre Gefühle, auch wenn sie es nicht aussprach.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Nervös wippte Kari auf und ab und steckte Yoko und Yuri an. Auch die zwei wurden leicht nervös und sie malten sich aus, was sie alles falsch machen könnten. Es war nun doch ein großes Ereignis. Sie standen in der Aula und machten gleich noch einige Aufwärmübungen. Auch die Schulband spielte sich ein und stimmte ihre Instrumente. Die Theaterspieler gingen ihre Texte noch einmal durch. Und seit es das Projekt der Theater AG war, hatte auch Takeru kaum mehr etwas damit zu tun. Doch sie hatten alle etwas beigetragen und er würde auch noch seine Belohnung bekommen. Hikari hatte sich sehr zurückhalten müssen, damit sie ihm nicht die Überraschung nahm. Dass sie seine Geschichte liebte, hatte sie ihm während den Proben immer und immer wieder gesagt. Er hatte sich freiwillig dazu entschieden, sich aus den Proben rauszuhalten.

Als sich die drei gerade wieder beruhigten, wurden die Leute in den Saal gelassen. Der Chor und die Band stand bereits an ihrem Platz. Die Theaterleute warteten hinter dem Vorhang und als alle Leute Platz genommen haben, es sich beruhigte und auch Zeit wurde, wurden die Lichter ausgeschaltet. Als es dunkel war, verschwand auch die Nervosität von Hikari. Sie vermied den Blick ins Publikum extra, weil sie ihren Bruder, Takeru und die anderen nicht sehen wollte. Dann würde sie sich schämen. Vor allem vor Mimi. Diese sang einfach viel besser.

Doch es begann auch sofort, nachdem sie diese Gedanken beiseite geschoben hatte. Takerus Geschichte war wundervoll, wie die Brünette fand, aber auch genauso traurig. Sie handelte von einem jungen Mann, der seine Verlobte verloren hatte. Sie starb, war jedoch als Engel immer noch bei ihm und wünschte ihm nur das Beste. Sie wollte, dass er sein Lächeln wieder fand, dass er wieder glücklich werden würde. Doch er konnte nicht, zwang sich weiter zu trauern und wollte nie wieder fröhlich werden. Er lernte zwar eine junge Frau kennen, doch während sie Interesse an ihm zeigte, konnte er sie nicht als Frau sehen. Allerdings wollte seine Verlobte, dass er sich ihr öffnete und erschien erst ihm und dann auch ihr. Letztlich schaffte er es Abschied von ihr zu nehmen und mit der anderen Frau zusammen zu kommen. Hikari traten meist Tränen in die Augen, als der Engel letztlich verschwand. Sie hatte sich in die Geschichte verliebt und in diese Figur. Immerhin war sie die gesangliche Stimme von ihr.
 

Sie hatten es so gemacht, dass das Stück immer wieder Pausen und somit Standbilder hatte, die sie musikalisch untermalten. Während Hikari, Yoko und Yuri die drei Protagonisten der Geschichte darstellten, waren die restlichen Chormitglieder die Backgroundsänger. Besonders bewegend waren für Hikari das Lied, als der Engel den trauernden Mann beobachtete und das Duett zusammen mit Yoko, dieses war auch ihr Schlusslied. Das hatten sie vom ‚Prinz aus Ägypten‘ genommen – When you believe. Als sie es anstimmten, ergriffen sie die Hand der jeweils anderen. Dabei lief es Kari eiskalt den Rücken runter, ehe es ihr warm wurde. Sie hatte sich in dieses Lied verliebt und zusammen mit Yoko zu singen, war sehr schön. Immerhin würden sie auf andere Oberschulen gehen. Als sie leiser wurden und ihr Gesang verstummte, beendeten die Theaterspieler mit einer abschließenden Szene das 60-minütige Stück. Erleichtert atmete Hikari auf und sah zu ihren zwei Freunden. Es war geschafft, zumindest fast. Sie würden sich noch verbeugen und dem Publikum danken und danach musste der Chor bereits hinaus zur Bühne und später gab es noch das Abschlusslied nach der Dankesrede des Direktors.
 


 

❀ ❀ ❀
 

Seufzend versuchten sie zur Ruhe zu kommen. Sie hatten sich noch einmal frisch gemacht und durchgeatmet. Etwas gegessen und getrunken und nun waren sie auf dem Weg zur Bühne hinaus. Nach dem Stück hatte Hikari nicht mit den anderen gesprochen. Doch nun lief sie quasi in diese, jedoch mit einem vollkommen anderem Hintergedanken. Während die älteren bereits anfingen sie wegen ihres Gesangs zu loben, packte sie die Hände von Taichi und Mimi und zog sie mit sich. „Hikari, das war ...“, Mimis Augen strahlten. „Nicht jetzt“, unterbrach sie sie. „Aber Kleine, es war einfach ...“ „Nicht jetzt, hab ich gesagt“, Kari zog sie einfach weiter und durch die Menge. Der Rest folgte ihr verwirrt. Auch ihr Bruder wirkte nun deutlich durcheinander. Immer wieder ließ die Brünette den Blick zum Dach des Schulgebäudes gleiten, dann blieb sie stehen. „Hier, also genau hier, bleibt ihr stehen“, trichterte sie den Beiden ein. „Aber warum?“, verwirrt sah sich Taichi um, es war noch ein gutes Stück bis zur Bühne, er hatte eigentlich etwas weiter vor gewollt. „Nein, nein, nein – ihr bleibt hier stehen“, sie begann zu grinsen. „Was ist denn hier? Wir werden doch nicht etwa …?“, Mimi wollte es wissen. „Lasst euch überraschen“, Hikari ließ sie los, gab Takeru tatsächlich einen flüchtigen Kuss und verschwand dann in der Menge und in Richtung Bühne. Sie würden es schon selbst merken, weshalb sie hier stehen sollten.
 

Tatsächlich war die Rede des Direktors langatmig und langweilig. Mehrmals dachte Taichi darüber nach sich kurz davonzustehlen und etwas zu Essen zu holen. Doch seiner Schwester zuliebe bewegte er sich nicht fort. Warum konnte er sich selbst nicht erklären, immerhin würde es niemandem auffallen. Doch da beendete der Mann hinter dem Mikro seine Rede und bedankte sich für ein wundervolles Schuljahr und wünschte allen noch viel Spaß auf dem Fest. Nur wenige Minuten danach setzte der Chor an und Mimi stieß ihren Ellenbogen in seine Seite. „Taichi, sieh mal“, ihr Finger deutete auf das Dach des Schulgebäudes. Sein Blick glitt hinauf und er sah mehrere Personen mit Säcken dort oben stehen. Verwirrt sah er hinauf und dann zu dem Mädchen neben sich. Ihre Augen glitzerten freudig und ihre Hand ruhte an seinem Arm. Langsam zog er die Hand aus seiner Hosentasche und verhakte ihre Finger miteinander. Erst viele Momente später segelte das, was sie oben von den Dächern regnen ließen zu ihnen hinunter. Der Wind trug es weit fort. Es waren Blüten. „Wie wunderschön“, hauchte die Brünette neben ihm, „ein Blütenregen.“ Auf seinen Lippen erschien ein Lächeln, „ja, wunderschön … so wie du“, den letzten Teil hauchte er lediglich. „Taichi ...“ „Mh?“ „Ich liebe dich ...“


Nachwort zu diesem Kapitel:
~ ~ ~ ~ ~
Hii^^

sorry, aber ich hatte keine Lust Tai die ganze Zeit lallen zu lassen >.<
ich hoffe ihr hattet mal wieder Spaß :)

Liebste Grüße
Phean Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo :)

ich möchte euch zunächst einmal danken, dass ihr bis jetzt die Geschichte mitverfolgt habt. Ganz lieben Dank an die fleißigen Kommentarschreiber :) ich freue mich jedes Mal von euch zu lesen :)

Besonders zu diesem und dem nächsten Kapitel (bzw. es gehört auch noch zu dem nächsten) möchte ich etwas sagen ...
Die Geschichte hab ich aus zwei Ideen zusammen gesetzt...
> die erste ist, dass Willis nach Japan kommt, weil er Yolei sehen will, die aber nur Augen für Ken hat und Davis denkt, Willis sei hinter Kari her - was aus Kommentaren entstanden ist - die Idee habe ich einmal gesponnen, als ich eine Geschichte der lieben Tasha88 gereviewt habe, das geistert noch irgendwo auf ff.de rum ;)
> die zweite ist, dass Mimi einmal in Tai verliebt ist und er nicht in sie ... und das ist gerade der Punkt, diese Idee sollte mit dem Tanabata Fest beginnen, auf dem sich Mimi eigentlich wünschen wollte, dass sich Tai in sie verliebt, was jetzt dann doch nicht der Fall war ;)

aber ich wollte das einmal erwähnt haben :)
aber beide Ideen haben sich weiter entwickelt und dann ist dieses große Monstrum entstanden, denn ich kann es etwas abschätzen, wie lange es werden wird^^ und ich bin jetzt schon bei über 100 Seiten ;P

Aber vielen lieben Dank :) und noch viel Spaß weiterhin, ich hab den beim Schreiben auf jeden Fall ;)
Liebe Grüße
Phean ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und mit diesem Kapitel hätten wir dann auch den anderen Teil der Idee :)
bezüglich Tai und Mimi ;)

und dann viel Spaß mit dem Rest der Geschichte :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Zwischendurch wollte ich mich mal bei allen bedanken :)
Für die Favoriteneinträge, die Kommentare und das Lesen
das hier ist mit eines der kürzesten Kapitel bisher (Prolog ausgeschlossen ;) )

und jetzt habt ihr es auch geschafft mit Tai xD
mir geht er mittlerweile ja auch ordentlich auf die Nerven ;)

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
~ ~ ~ ~ ~
Natürlich haben wir darauf schon lange gewartet ;)
und nun ich Taichi auch mal wieder normal ... Thor sei Dank ;)
das nächste Kapitel ist ja schon klar, was da passiert, allerdings ist es einem ganz besonderem Getränk gewidment :'D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
~ ~ ~ ~ ~
Halli Hallo :)
ich freue mich, dass ihr bis jetzt durchgehalten habt :)
ich wollte mich einmal mehr bei euch bedanken, für die Favos und natürlich die Kommentare :3
darüber freu ich mich wohl am meisten, denn dann hör ich auch mal, was passt und was nicht ;D
ich hoffe ihr bleibt auch weiterhin dabei :)
Liebe Grüße
Phean <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
~ ~ ~ ~ ~
Halli hallo :)
wir sind schon weit gekommen und dabei sind wirklich erst etwas mehr als 1 1/2 Monate vergangen :D und ich hab noch kein Ende in Sicht xD

ich würde mich sehr über eure Meinung bisher freuen :) falls ihr etwas zu sagen habt
ansonsten vielen lieben Dank für die Empfehlungen und Favos und Reviews <3

Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
schon so ein großer Teil hinter uns :D
aber es gibt immer noch kein Ende ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey ho :)

einen wunderschönen Sonntag wünsche ich euch - hier hat es gerade erst einen Platzregen gegeben, also ist die Luft schön erfrischt und es ist angenehm kühl :D
Heute Nacht hab ich es geschafft und inklusive Kapitel 36 ist alles fertig :)
und das Ende lässt noch weiterhin auf sich warten ;)
Ich bin schon ganz gespannt auf eure Meinung *-* zu diesem Kap, aber auch zu allen, die bis dahin folgen :D

Ein schönes Restwochenende euch noch
Eure Phean <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo meine Lieben :)

endlich kann ich auch mal eigene Erfahrung mit einbringen ;D
damit war mein Praktikum doch nicht gar so umsonst :D
es ist wirklich ein Erlebnis eine VR Brille aufzuhaben und obwohl es nur eine TechDemo ist, die ich hier beschreibe, war sie wahnsinnig interessant, denn allein das Riff zu sehen und dort zu stehen ist aufregend!

Ich hoffe, ich konnte das ein bisschen vermitteln :) und zu Koushiro passt das ja ;D

Liebe Grüße
Phean :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Eins habe ich noch ganz vergessen zu erwähnen ;)
Matts tollen Rat habe ich aus einem Chat mit Zehandros genommen ;) danke, dass ich den verwenden kann, denn er passt perfekt zur Situation xD
oder wie findet ihr ihn?
Liebe Grüße
Phean Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war wohl ein Kapitel, dass viele innigst erwartet hatten ;)
aber das nächste auch noch ... xP
Liebe Grüße Phean Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nun beginnt der letzte Teil des Abends ;)
und damit auch der Größte :)
das Drama nimmt seinen Lauf^^
was denkt ihr was passiert? Komplett anzeigen

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Von:  Tasha88
2021-11-15T16:48:16+00:00 15.11.2021 17:48
Viel fehlt ja tatsächlich nicht mehr 😂
Habs gelesen und dachte, häh, ist das nicht der Schluss? 😅😂
Gut, dass du es noch voll hochlädst 👍🤗 finde ich gut 🤗🤗
Von:  dattelpalme94
2017-10-23T17:48:09+00:00 23.10.2017 19:48
Hallo phean :)

ich habe hier ja wirklich lange nicht mehr kommentiert, was mir auch sehr leid tut. Aber leider war ich Lernstress fürs Examen, das jetzt endlich vorbei ist, und habe nebenbei noch an meiner Abschlussarbeit geschrieben. Auch wenn die noch nicht fertig ist, habe ich jetzt mal Zeit, zu den letzten drei Kapiteln meinen Senf dazuzugeben ;)

TK und Kari sind niedlich gewesen als sie im Silvesterkapitel rumkaspern :D
Und Tai und Mimi lassen es also langsam angehen.. jaja.. ob es auch noch so gewesen wäre, wenn sie nicht im Wohnzimmer sondern in Tais Zimmer gewesen wären :D auf jeden Fall freut es mich, dass sie es trotz des langen Streits miteinander versuchen!

Das Kapitel als die Mädels in Urlaub waren fand ich sehr schön :) War mal was Sanftes nach dem Wer-mit-wem-um-wen-eifersüchtig-zu-machen an Weihnachten :) was nicht heißen soll, dass ich das nicht auch mochte, aber nach so einem Weihnachten war es schön, nur mal die Mädels untereinander agieren zu sehen :) das hast du auch schön dargestellt :) wobei ich den Eindruck habe, dass Mimi der Sache mit Tai noch nicht ganz so traut.. mal sehen, was du da noch geplant hast:)

Dann noch zu Willis und Davis.. ich finde Willis Einstellung gut.. er erkundigt sich erst bei Yolei, ob sie glücklich ist und spricht dann aus, dass er sich in sie verliebt hat.. nur um sie dann 'freizugeben'. So etwas erfordert ganz schön viel Mut, aber jetzt kann er hoffentlich damit abschließen. Wobei er das sicher besser kann als Davis :D Ich hab echt gedacht, der versaut das als er mit Kari gesprochen hat :D aber hat es ja noch ganz gut hinbekommen. Und auch wenn es wehtut, kann er sich nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben. So wie Willis auch schon sagte.

bin gespannt, wie es weitergeht :)
Liebe Grüße :*
Von:  Mestchen
2017-09-06T17:05:47+00:00 06.09.2017 19:05
Hallo liebe phean,

ich bin echt begeistert, wie sehr sich über die knapp zwei Jahre Dein Schreibstil verändert hat. Dein Stil gefällt mir sehr gut, sonst hätte ich auch nicht bis zu dem aktuellen Kapitel Deine Geschichte gelesen. ;)

Ich finde es so süß, wie Takeru und Hikari Süßholzraspeln, nachdem ihre Beziehung endlich offiziell ist. Das hast du toll heraus gezögert! Das Takeru Hikari zum Date mit Daisuke gehen lassen musste… der Arme! Das muss hart gewesen sein. Und dann hat Hikari ihn beim Schlittschuhlaufen auch noch mit Willis verwechselt und ihn zusammen mit Sora umgefahren.
Izzy tut mir ein wenig Leid. Er ist aber so stark, dass er Mimi für Taichi aufgibt, auch wenn dieser echt Mist gebaut hat. Ich bin sehr gespannt, wann Mimi ihn nicht weiter leiden lässt. Sie leidet ja selber darunter.

Die Kapitel zwischen Weihnachten und Neujahr haben mir auch sehr, sehr gut gefallen. Die ganzen Komplikationen zwischen den einzelnen Charaktären ist echt toll beschrieben. Chris tanzt mit Mimi, damit Taichi und Michael eifersüchtig werden. Das hat ja gut geklappt!

So nun wende ich mich an das aktuellste Kapitel:
Willis hat ja Daisuke ein tolles Floh im Kopf gesetzt. Wobei er ja recht hat. Es sich nur zu denken, dass man keine Chance hat und es am Ende wirklich zu wissen macht es einen einfacher, mit dem Thema abzuschließen. Schließlich könnte es sein, dass Takeru sich ja gleich von Hikari trennt oder Yolei Ken nur als Lückenfüller missbraucht. xD
Wobei mir beide Mädels leid tun. Sie wollen ja die beiden Männer nicht verletzten. Echt eine schwierige Situation für alle Beteiligten.

Ich hoffe sehr, dass es noch weitere Kapitel geben wird. Es hört sich am Ende so „abgeschlossen“ an, aber aktuell ist der Status ja noch auf „nicht abgeschlossen“. Ich bin sehr gespannt!

Liebe Grüße

Antwort von:  phean
06.09.2017 20:34
Hey Mestchen :)

ich danke dir für dein Kommentar und das Kompliment :3

ich sehe es ähnlich wie du ;)

und keine Sorge, es kommt noch etwas XD es ist gerade nur schwierig, das nächste Kapitel zu schreiben, weil ich einfach nicht vorwärts komme und nur sehr wenig dazu, da ich gerade auch wieder einiges um die Ohren habe. Ich bemühe mich und versuche bald das Kapitel fertig zu haben :) aber es fehlt noch etwas entscheidendes ;) also was für mich sehr wichtig ist, was ich noch passieren lassen möchte^^

Liebe Grüße
Phean
Antwort von:  Mestchen
07.09.2017 16:56
Hallo Phean,

lass Dir ruhig Zeit mit den kommenden Kapiteln. Ich kann warten!
Ich bin sehr gespannt, was noch kommen mag. Der Michi-Part ist ja noch nicht ganz abgeschlossen. :)

Liebe Grüße
Mestchen
Antwort von:  phean
07.09.2017 21:08
Hey :D

ja, das stimmt ;) der ist noch nicht abgeschlossen und das fehlt eben noch :)

Liebe Grüße
Phean
Von:  Mestchen
2017-08-30T15:00:12+00:00 30.08.2017 17:00
Liebe phean,

ich habe nun mit deiner Geschichte angefangen und bin gerade bei diesem Kapitel angekommen.
Ich finde deine Interaktionen echt gut. Tai und Kari sind voll die Vorzeigegeschwister. Sie halten echt gut zusammen. Mit tut in deiner FF echt schon Davis leid. Ich bin kein großer Fan von ihn, aber so wie er belästigt wird ... :( Der arme Kerl! Und dann noch die arme Yolei, die von der selben Person belästigt wird. Ich bin gespannt, wie sich das noch entwickelt.

Auch hoffe ich für Mimi noch ein verzögertes Happy End mit Tai. Genauso hoffe ich, dass Tai und Matt ihre Geschwister erfolgreich verkuppeln. Zumindest Matt wird mitmachen. Tai muss er wohl noch überzeugen, dass Takeru der perfekte Mann an der Seite seiner Schwester ist. Nicht, dass sie wirklich noch als alte Jungfer stirbt xD Oder sie sich im Urlaub verliebt? oh nein!
Ich muss wohl schnell weiter lesen!

Liebe Grüße
Von:  Yannik1990
2017-07-06T20:59:35+00:00 06.07.2017 22:59
Der arme, arme Davis.

1. Denkt er immer noch, dass Willis auf Kari steht.
2. Will er es wirklich noch einmal bei Kari versuchen? Sie hat T.K und dies wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern.

Ich fand dieses Kapitel toll, obwohl es ein Filler-Kapitel sein soll. Freue mich auf jedenfall auf die nächsten Kapitel. ^^

LG Yannik
Antwort von:  phean
07.07.2017 08:03
Hi,

Ja, er denkt das immer noch, weil er das nicht mitbekommen hat
Und das war nur die Überleitung zum nächsten Kapitel ;) ich will nicht grausam zu Davis sein, doch so stehen lassen kann ich es auch nicht^^ also gibt es dazu nochmal etwas

Danke dir, ich will eigentlich nur nicht gleich zum Ende switchen, weshalb es noch einmal ein paar Kapis gibt, aber ich kürze schon, damit es nicht allzu lang ist :) und ich niemanden nerve xD

Liebe Grüße
Phean
Von:  dattelpalme94
2017-06-22T13:08:23+00:00 22.06.2017 15:08
Hallo :)

Nach einer gefühlten Ewigkeit lasse ich dir auch mal wieder ein Kommentar da :D
Seit meinem letzten Kommentar ist ja einiges passiert :D wobei ich sagen muss, dass ich an manchen Stellen echt den Faden verloren hatte und nicht wusste, wie das Kapitel in das große Ganze gehören soll, beispielsweise Karis Chorprobe und der Auftritt oder wie die Mädels zusammen shoppen waren. Für sich genommen waren das gute Kapitel, aber sie haben sich meines Erachtens nach nicht in den Plot integriert und irgendwann hatte ich das Gefühl, es kommt ein Fillerkapitel nach dem anderen. Es wirkte so ein bisschen als würde man auf der Stelle laufen und nicht voran kommen.
Erst als die Geschichte um Yolei und Ken wiedermehr behandelt wurde, hatte ich das Gefühl, dass wieder was passiert, was die Geschichte voran bringt. Und die Idee mit Patamon und dem Mistelzweig war echt süß :) die beiden haben es sich aber auch komplizierter gemacht als es war :D ich weiß nicht, ob da noch was kommt, aber ich vermisse so ein bisschen Wallaces Reaktion auf Ken und Yolei.

Die Geschichte um TK und Kari fand ich auch schön. Wenigstens bei einem Paar war es nicht so kompliziert :D finde es auch gut, dass die beiden es nicht länger geheim halten müssen :) Lediglich den Teil wie Tai da mitreingespielt hat als er vom Balkon geschrien hat, fand ich.. irgendwie seltsam.. auch wenn er betrunken war.. für mich passt das irgendwie nicht, aber wenn es für dich so passt, ist ja alles gut :D

Dann zum nächsten Pairing :D Mimi und Izzy.. also die beiden zusammen waren schön zu lesen, wobei man bei Mimi immer gemerkt hat, dass es eben nicht Liebe ist. Als die beiden sich getrennt haben, habe ich ja schon ein bisschen mitgelitten :D es ist schön, dass die beiden trotzdem noch beste Freunde bleiben, wobei sie an manchen Stellen noch so ein bisschen wie ein Paar gewirkt haben :D an Weihnachten zum Beispiel oder als er sie heimgebracht hat nach dem Abend wo sie ihren Freunden von der Trennung erzählt haben und Tai sich entschuldigt hat. Ich fand es auch ein bisschen seltsam, wie Izzy Mimi in Richtung Tai pushen wollte. Also ich mein zum einen, dass er Tai hinschickt als Mimi mit Michael gesprochen hat. Das hab ich nicht so ganz verstanden, warum er das macht und warum Tai dann sagt, er sei Mimis Freund. Izzy weiß ja, dass Mimi trotz ihrer Gefühle noch sauer auf Tai ist und ihn dann dahin schicken ist ein bisschen komisch. Zum anderen habe ich nicht so ganz verstanden, was es mit dem Lied auf sich hatte, das Izzy aufgelegt hat als Mimi gegangen ist. Also schon klar, dass es ein Lied von Mimi war und der Text war ja auch eindeutig, aber ich vermisse das warum :D warum hat er es aufgelegt.
Dass du Michael noch einmal mit eingebaut hast, fand ich gut. So wirkt es, dass Mimi „mit den Geistern der Vergangenheit“ abschließen konnte. Finde es aber nachvollziehbar, dass er sauer auf Mimi ist, weil sie mit ihm zusammen war obwohl ihr Herz an jemand anderem hängt. Trotz Versöhnungsversuch am Schluss, ist Michael glaub noch ziemlich verletzt.
Dann noch zu Mimi und Tai :D Natürlich finde ich es toll, dass die beiden jetzt einen Schritt in eine gemeinsame Richtung machen, aber hier fehlen mir Zusammenhänge und es wirkt alles so überrumpelt. Ich hab das Gefühl, Tai ist sich gar nicht bewusst, wie sehr er Mimi damals verletzt hat als er sie für Sora gehalten hat. Dann plötzlich wird er eifersüchtig, auf Michael und dann auf Chris. Das Kapitel mit Chris war mir auch nicht ganz schlüssig. Ich hatte die ganze Zeit gedacht, er hätte sie geküsst, aber dann doch nicht :D und wen genau wollten sie eifersüchtig machen? Tai oder Michael? Ihre Intentionen hinter der Aktion sind mir auch nicht ganz so bewusst geworden..
Aber zurück zu Tai und Mimi :D Das Gespräch zwischen ihnen war schon lange überfällig und es ist echt gut, dass sie mal über ihre Gefühle gesprochen haben. Bin gespannt, was noch zu den beiden kommt :P und wie Izzy und Tai jetzt miteinander auskommen..
Oh, ganz süß war ja Palmon als es sich zu Izzy setzt während Mimi mit Tai spricht :)

Ich hoffe, du nimmst mir es jetzt nicht übel, dass es ein bisschen kritischer war und dass ich so lange nicht geschrieben hatte und dann gleich mit meckern anfange :D

Liebe Grüße und einen schönen Tag♥
Antwort von:  phean
22.06.2017 17:19
Hii :)

ich nehm dir überhaupt nichts übel ^^
du hast Recht, also bei dem Shoppingkapitel handelte es sich ein wenig um ein Fillerkapitel. Ich will zeitlich keine allzu großen Abstände drin haben und dann musste ich ab und zu was dichten XD
das mit der Chorprobe ist etwas, was ... nun ja ... es hängt mit dem Ende zusammen ;D also das ist nicht unbedingt Filler sondern eher so gedacht, damit das nicht in Vergessenheit gerät :)

Ich bin jetzt auch etwas lückenhafter in der Antwort, da ich dir mit vielem übereinstimme und ich jetzt kurz auf die Punkte eingehe ;)
Das mit dem Abend mit der Party ist natürlich so eine Sache XD die einzelnen Teile waren von Anfang an klar bei mir. Dass sie nochmal mehrere Versuche machen um sie ins Gespräch zu bringen und Patamon der heldenhafte Ritter wird ;)
mit Kari und TK wollte ich das auch von Beginn an so und das mit Tai sollte nur dazu dienen, dass er eigentlich Bescheid wusste, wenn er auch nicht bei klarem Verstand war ;)

und Izzy diente jetzt nur dazu, dass er sie praktisch zu ihrem Glück zwingen will. Er wollte, dass sie miteinander reden und so hat er beide aufeinander angesetzt. Seine verletzten Gefühle sind auch ihm klar und das geht auch nicht von heute auf morgen weg, das kommt auch noch, aber zuerst wollte er sie zum reden bringen.
Mit Mimi und Tai wird das auch nicht gleich was, aber das sind dann alles Handlungen, die noch in der Zukunft liegen. Und das mit Michael war auch so gedacht, dass er nicht der wirklich böse ist, sondern nur verärgert ist und aus Frust so agiert. Und das mit Chris kam nicht ganz so raus, wie ich es gerne gehabt hätte, sie wollten Tai eifersüchtig machen, aber ich wollte Chris als jemanden, auf den man nicht eifersüchtig sein muss und daher hat Mimi das auch mit sich machen lassen, das ist verwirrend und die Stelle gefiel mir hinterher auch nicht so gut, wie ich es gerne hätte. Aber ich hab sie gebraucht, weil Michael dann kommen sollte und sie wegstürmt und das Lied hatte sie damals geschrieben als sie umgezogen war und traurig wegen Tai war und er hat es aufgelegt, weil er sie daran erinnern wollte und ach ich verstricke mich gerade XD Verwirrend, lassen wir es dabei xD ich habs nicht gescheid geschafft, aber es wird besser ;)

Willis kommt natürlich auch noch weiter vor und ja er ist etwas in Vergessenheit geraten auf der Party, aber das hat alles seinen Platz ... steht alles auf meiner groben Liste ;) also es muss noch geschrieben werden, aber es steht schon alles bis zum Ende fest ;)

Danke für dein Kommentar :)
Liebe Grüße und einen viel zu heißen Tag :D
Phean
Von:  Linchen-86
2017-05-18T11:16:50+00:00 18.05.2017 13:16
Hallo meine Liebe :)

also ja, da hatte Tai einen kurzen Auftritt und schon läuft Mimi wieder weg :D
Ach, sie ist immer noch verletzt und ich kann sie schon verstehen und wenn man dann noch bedenkt an wen Tai dabei gedacht hatte, macht es das Ganze nun mal noch viel schlimmer :D
Schön, das Izzy immer wieder versucht sie aufzumuntern, aber er sollte ihr wirklich nicht so oft sagen, dass er sie noch liebt... herr je...
Es war so niedlich wie Mimi mit den Digimon getanzt hatte und dann bekam Tai das Gespräch also tatsächlich mit. Puh, er weiß also jetzt das Mimi ihn liebt und er sie sehr verletzt hat :D
Haha und wie Bier? Wo bleibt der Whisky? Da muss Whisky her, ganz klar ;)
Bin mal aufs nächste Kapitel gespannt :)

Liebe Grüße :) Küsschen:******
Von:  Tasha88
2017-05-18T07:47:22+00:00 18.05.2017 09:47
Hallo ICH,

ich kommentiere gleich während dem Lesen, damit ich dir alle Fehler unter die Nase reiben kann, die ich gefunden habe ;p

ach ja.. MImi - an jedem Finger einen anderen Typen XD alle lieben sie...
Tai ist dumm, will sie aber retten und bekommt dafür einen Tritt in den Hintern
Michael wird gemein (aber so scheint er ja immer zu sein >.> )
und Izzy ist wie immer der große Retter, der sie immer noch liebt aber edelmütig frei gibt... jaja...
und es ist ja nicht so, dass er sie vielleicht verletzt, wenn er ihr sagt, dass er sie liebt. immerhin ist er ihr wichtig und sie weiß, dass sie ihn dadurch verletzt, dass sie seine gefühle nicht erwidern kann.


* dann eventuelle - 2. Absatz
* Sie ging vor Palmon in die Knie, was das Mädchen aufmerksam musterte, ohne Vorwarnung schloss sie ihren Partner fest in die Arme. - Dieser Satz ist ziemlich verwirrend - bei was das Mädchen, würde ich eher "das das Mädchen" denn Palmon ist kein was... und durch die satzstellung liest es sich so, dass das verwirrte Palmon Mimi fest in die Arme schließt, ich würde aber denken, dass es andersrum ist, oder?


und hihi, Klippe :D das ist doch Davis spezialgebiet XD

* zu den Beiden Digimon - beiden bitte klein schreiben - danke
* stumm rollten Tränen ihre Wange hinab -e scheint nur ein Auge zu weinen, sonst würden die Tränen ja die Wangen herablaufen...

ansonsten putzig ^^
ich hoffe, dass es MImi bald besser geht
gut, dass sie so viele tolle Freunde hat ♥

LIEBE
ICH

Von:  Tasha88
2017-05-05T21:55:16+00:00 05.05.2017 23:55
Hallo mein ICH ♥

das Kommi heute hier, weil ich hier erwähnt wurde ;)

ach ja - das war mein Kapitel *___*
Kari - und TK.... und Tai, okay. XD aber der hat es rausgerissen ^^
endlich hat man erfahren, wie es geschehen ist, dass TK sich sehr an Matts Worte gehalten hat ^^ das war doch was feines ;)

du hast recht ^^ auf das Kapitel habe ich mich am allermeisten gefreut und hingefiebert :D
aber du bist schließlich ICH, du wusstest das (und hast, weil wir ICH sind, genauso gefühlt ;p )
und dann lässt du den armen TK noch denken, dass sie ihn nicht mag o.O

ich fand auch die einzelnen rückblicke noch wirklich schön ^^

ab und an hätte ein zeilenumbruch mehr nicht schlecht getan ;) bei manchen Stellen dachte ich, dass die zu kari gehören... erst zwei sätze weiter war klar, dass es eigentlich zu TK gehörte... naja - ich will auch meckern XD aber liebevoll und voller liebe :***

jetzt freue ich mich aufs nächste Kapi und auf die reaktionen der anderen ^^ in der hoffnung, dass da noch welche kommen ;)

LIEBE
ICH

Antwort von:  Inribitor
08.05.2017 11:12
Hier ist ein anderes Komi . Also das kapitel hat mir sehr sehr gut gefallen. Voralem das mit tai ^^ aber izt mal zu was anderem . Dein komentar ferwirt mich zwar Grade voll . Aber ok . Ich freu mich auch auf das nächste kapitel ^^
Antwort von:  Tasha88
08.05.2017 14:30
und was verwirrt dich daran? ;)
Von:  Tasha88
2017-04-20T16:59:06+00:00 20.04.2017 18:59
Hallo ICH,

da das kapi auf der anderen seite noch nicht hochgeladen ist, kommentiere ich einfach hier ^^

ich finde es süß, dass Izzy sich solche Mühe für Mimi gibt ^^
aber es stört mich auch ein wenig... wie soll Izzy jemals über sie hinweg kommen?
Klar, sie haben gesagt, dass sie beste freunde bleiben wollen, aber ich bin trotzdem der meinung, dass es so nicht funktionieren kann... er kann nie über seine gefühle hinwegkommen,sorry ... >.>

und sorato ^^ einfach süß
takeru, der über das geschenk lacht XD

und die Stelle hat mir am besten gefallen ^^: welche sich bei dem Nerv untergehakt hatte
hihi ^^ mimi hakt sich bei einem Nerv unter :D

sehr schön ^^

LIEBE
ICH
Antwort von:  phean
20.04.2017 19:18
Hey

ach ja, stimmt, wollte ich noch, ging zwischen häkeln versuchen und Essen warm machen irgendwie unter^^ kommt gleich noch :)

ach ja? ich bin der Meinung er kann das^^

XD bessere ich gleich noch aus, wenn ichs drüben hochlade :)

Sorato war für dich :**

LIEBE ICH


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