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Eine Hand wäscht die andere...

von

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Ablehnung

Tenten war auf die bevorstehende Feier vorbereitet.

Sie hatte sich ein mit Spitze besetztes weißes Kleid besorgt und von einem Youtube-Tutorial gelernt wie sie ihre Haare mit der neuen, teuren Klammer hochstecken musste.

Gestern als Neji und sie sich zu einem Geschäftsessen getroffen hatten, hatten sie noch einmal den Spontankuss mit der drei-Sekunden-Regel (Nr. 5!) geübt und Tenten hatte auch sonst an alles gedacht. Neue Schuhe, neue Handtasche. Und die Brosche war so ziemlich das einzige was nicht drohte vom Chaos ihrer Wohnung verschlungen zu werden.

Sie fühlte sich vorbereitet, als könne ihr niemand in die Quere kommen - nicht einmal der böse Onkel!

Doch da hatte sie noch nicht mit der Bombe gerechnet.

Die Bombe kam mit der Post, lag beinahe einen halben Tag bei Tenten herum, weil sie erst am Mittag dazu kam sich mit ihr zu beschäftigen, und sie machte auch nicht tatsächlich „boom“. Sie riss Tenten nicht wirklich in Tausend Stücke. Höchstens metaphorisch. Aber der Effekt war derselbe.

Ihr Blick überflog das Dokument.

„… leider ablehnen …“, hauchten ihre Lippen, während ihre Augen auf den ersten Zeilen kleben blieben. Tenten fühlte sich nicht nur als wäre eine Bombe in ihrem Gesicht explodiert, sondern als hätte man ihr auch den Boden unter den Füßen weggezogen.

Vorsichtig legte sie den Brief auf ihrem winzigen Küchentisch ab, trank ihren Eistee aus und stand lange Zeit einfach nur mit hängenden Schultern herum und dachte … an gar nichts.
 

Tut mir Leid

Der Tag ihrer Hochzeitsfeier war gekommen. Ihnen stand ein ganzer Nachmittag und Abend mit langweiligen Zeremonien und Reden im Schoß seiner Familie bevor. Er war nicht überrascht, dass Tenten nicht freudig aus ihrer Wohnung gelaufen kam, aber dass sie sich gar nicht blicken ließ fand er merkwürdig.

Schließlich hievte Neji sich aus seinem Wagen und trat an das Apartmenthaus heran. Beim ersten Mal, an dem verhängnisvollen Abend an den er sich nicht erinnern konnte, war eine ältere Dame so gut gewesen ihn mit hereinzulassen. Aber diesmal war niemand weit und breit zu sehen. Er suchte nach ihrer Klingel, doch dann fiel ihm etwas ein. Vor ein paar Wochen hatte sie ihm einen Schlüssel gegeben. Dass das von großem Vertrauen zeugte, hatte er nicht begriffen. Er fand es sehr verständlich und hatte sogar eine mentale Notiz gemacht ihr auch einen zukommen zu lassen, den sie für sein Heim benutzen könnte.

Für Notfälle, zum Beispiel.

Er nahm den Schlüssel aus seinem Handschuhfach und schloss damit erst die Haustür und später, nachdem er angeklopft hatte, ihre Wohnungstür auf.

Es war verdächtig still. Tenten war sonst nie so still. Das Chaos hieß ihn stumm willkommen und er wandte den Blick von dem Sofa ab, vor dem er damals mit einem schrecklichen Kater aufgewacht war.

Er fand sie in der Küche, mit dem Rücken zu ihm. Sie stand vor der Anrichte, ein leeres Glas vor sich. Auf dem Küchentisch schräg hinter ihr lag ein geöffneter Brief inmitten einiger Rechnungen, die – so bemerkte Neji beiläufig – überfällig waren.

Statt irgendwie verbal auf sich aufmerksam zu machen, hoffte er es würde genügen wenn er dichter an sie herantrat. Doch sie schien keine Notiz von ihm zu nehmen. Selbst als er so dicht hinter ihr stand, dass sie seinen Atem auf ihrem Hinterkopf spüren musste erhielt er keine Reaktion.

Als sie endlich eine Reaktion zeigte, kam sie so schnell und unerwartet, dass sogar der ruhige Neji zusammenzuckte. Mit blitzschnellen Bewegungen wurde das leere Glas gepackt und nur Sekunden später zerschellte es an der Wand.

„Ahhhhhhhhrgh!“, drang es aus Tentens Kehle.

Es klang wie eine verwundete Löwin. Schwer stützte sie sich mit den Händen auf der Arbeitsfläche ab. Wieder war es ganz still, doch schließlich deutete sie auf einen geöffneten Brief. Stillschweigend kam er ihrer Aufforderung nach. Auch Neji trafen die schlechten Neuigkeiten wie der Inhalt eines Kübels eiskalten Wassers.

Er hatte ihr garantiert … Sie hatte ihn geheiratet, nur weil er eine Konfrontation mit seinem Onkel bezüglich dessen Heiratskandidatinnen... bezüglich überhaupt des Wunsches, er solle heiraten gescheut hatte … Er hatte ihr sein Wort gegeben … Egal wo, egal was …

Seine eigene Betroffenheit überraschte ihn und er mochte Überraschungen nicht. Sein Verstand, der ihn sonst immer abschirmte, war noch immer verdächtig still. Was sollte er denn jetzt machen? Normalerweise bekam er die Antworten und Lösungen seiner Probleme auf einem Silbertablett präsentiert. Arbeitete sein Hirn einfach langsamer?

Nein, wahrscheinlich nicht.

‘Was tun?’, fragte er sich und ließ den Brief zurück auf den Tisch segeln.

„Tut mir Leid“, war alles was er laut aussprach. Es war nicht viel, doch es war das einzige, womit er dienen konnte und da hielt sie es nicht mehr aus. Ob dem Klang seiner Stimme begann sie zu schluchzen. Den Atem konnte sie einfach nicht länger anhalten, die Augen nicht länger zukneifen. Ihre Arme zitterten vor Schwäche als ihr ganzer Körper von ihren Schluchzern erfasst wurde.

Neji wendete sein neues Wissen aus den Liebesfilmen an und war ganz erstaunt als sein Hirn zu seiner alten Leistungsstärke zurückkehrte. Plötzlich wusste er wieder ohne sich viele Gedanken darüber zu machen, was getan werden musste.

Sanft befreite er ihre Arme von der Last, indem er die kleine Frau umdrehte und vorsichtig an seine Brust sinken ließ.

Ihre Nähe war ihm zwar unangenehm und als er die Arme vorsichtig um sie legte, brannte sich ihr Körper in die weiche haarlose Haut an der unteren Seite seiner Arme. Doch irgendwo sah er auch ein, dass es gerade nicht um ihn ging. Seinen Teil der Abmachung hatte er bekommen: eine Familie, die ihn nicht mit jedem reichen Mädchen verkuppeln wollte, das gerade ihren Mädchenschulabschluss hinter sich gebracht hatte; doch ihrer …

Unwillkürlich zogen sich seine Arme fester um sie zusammen.

Wie automatisch leiherte sein Mund noch einmal „Tut mir Leid“.
 

Gemeinsam durch die Krise

Irgendwann machte sich Tenten von ihm los, ging wortlos ins Wohnzimmer und schmiss sich auf die Couch. Neji blieb nutzlos in der Küche zurück bis sie sich seiner erbarmte und mit erstickter Stimme um Eistee bat.

Gehorsam suchte er bis er fand und brachte ihr das Gewünschte.

Schweigend saßen sie lange auf dem Sofa. Tenten weinte noch immer, doch sie versuchte es etwas stiller zu machen. Er konnte nur betreten zu Boden schauen. An eine Hochzeitsfeier war jetzt nicht mehr zu denken. Beklommen befühlte er den Ring an seinem Finger. Immer, wenn er nicht auf der Arbeit war, trug er ihn und er wusste, dass Tenten ihren an einer Kette um den Hals trug. Ob sie ihn auch beim Schlafen trug?

Ihre Schluchzer wurden immer kraftloser. Sie schwankte ein bisschen auf ihrem Sitzplatz. Er glaubte sie „Ist doch alles nicht so schlimm“ murmeln zu hören. Die Kraft die Schluchzer zu unterdrücken nahm sie, indem sie die Arme eng um sich schlang und die Augenlider fest aufeinander presste.

Er wagte nicht sie zu berühren, doch als der Tag immer weiter fortschritt, verlor sie all ihre Zurückhaltung und suchte haltlos nach seiner Nähe. Beinah unverschämt bettete sie den Kopf auf seinen Oberschenkel, nur dass es selbstverständlich gar nicht unverschämt war. Eher verzweifelt. Wenn man sich schon auf ihn für menschliche Nähe verließ, konnte man nur verzweifelt sein. Doch er tat sein Bestes und legte eine Hand auf ihr weiches volles Haar. Von ihrem Kopf ging eine unsägliche Hitze aus.

So verweilten sie.

Sogar als Tenten auf seinem Schoß eingeschlafen war.

Sogar als er im Sitzen mit seinem Hinterkopf auf der Couchlehne eingeschlafen war.
 

***
 

„Wieso fällt die Feier aus?“, wollte Tenten wissen. Sie kam gerade mit nassen Haaren aus dem Bad. Offenbar hatte er telefoniert, während sie geduscht hatte.

„Weil wir nicht hingehen“, erklärte er. Sie hatten noch gut zwei Stunden Zeit bis sie eine Verabredung in weißem Kleid und Anzug bei einem Priester vor fünfhundert geladenen Gästen hatten. Genug Zeit, um Tenten in besagtes weißes Kleid zu quetschen.

Sie war sehr verwirrt. Er hatte sie doch geheiratet, weil er Konfrontation und Rebellion aus dem Weg gehen wollte. Da ging ihr ein Licht auf …

„Ist es wegen der Uni? Neji, ich helf dir gern weiter, auch wenn ich nicht dort studieren kann. Ich versuch es nächstes Jahr nochmal woanders. Ich werd mir Mühe geben, versprochen. Heute Mittag war eine Art … Ausfall, Systemstörung, aber jetzt bin ich wieder funktionstüchtig. Ich such mir einfach ein paar andere Universitäten aus, mit leichteren Kriterien. Es … war nur so ein Schock. Ich hab es nicht kommen gesehen. Alles lief so wunderbar. Da habe ich mich ein wenig gehen lassen.“ Er erwiderte darauf nichts und Tenten nahm fälschlicherweise an ihre Annahme sei richtig gewesen.

Sie setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel.

“Wär doch eine Schande, wenn ich Standardtanz umsonst gelernt hätte, oder?” Sie wollte ihn eigentlich ob seiner grimmigen Miene etwas aufheitern. Doch es funktionierte nicht.

Sie gingen nicht zu ihrer eigenen Feier. Tenten wusste nicht was er seiner Familie erzählt hatte. Aber sie ging davon aus, dass Hiaschi gebrüllt hatte. Eine Hochzeit mit fünfhundert geladenen Gästen wenige Stunden vorher abzusagen war der Albtraum eines jeden Familienoberhauptes. Wahrscheinlich waren alle direkt zur Bar gegangen und hatten den Rest der Feierlichkeiten damit zugebracht über das abwesende Brautpaar zu lästern.

Leider erfuhr Tenten nie die Wahrheit, denn das war das letzte Mal, dass Neji mit ihr über seine Familie sprach. Im Allgemeinen geschah etwas unerwartet schockierendes für Tenten: Nach dem Vorfall kühlte ihre aufblühende Freundschaft merklich ab. Tenten war nicht wirklich klar, wer von ihnen daran Schuld war, doch sie unternahmen nicht mehr so viel miteinander und sprachen nur noch das Nötigste. Angesichts der Tatsache, dass Tenten davon ausgegangen war, dass Neji vorher bereits nur das Nötigste geäußert hatte, fühlte sie sich sehr von ihm abgeschieden.

“Tenten!”, rief Naruto und wedelte vor ihrem Gesicht herum. Träge sah sie auf.

“Verzeihung”, entschuldigte sie sich. “Was hast du gesagt?”

Sie saßen alle beim Chinesen und Kurenei schien ihr eine Frage gestellt zu haben, denn Naruto neben ihr deutete auf die elegante Frau.

“Ja, bitte?”, erkundigte sich Tenten.

“Machst du eine Diät? Du hast noch gar nichts gegessen”, erwähnte die Frau. Obwohl sie nie etwas zu befürchten hatte, versuchte sie immer auf ihr Aussehen zu achten. Allerdings wollte sie es auf die gesunde Art und Weise tun. Ino war da viel extremer. Tenten rechnete schon beinah mit einem Vortrag Kureneis darüber, dass man richtig, nicht weniger essen sollte, als die blonde Sekretärin ihr unverhofft zu Hilfe kam.

“Ich finde es vollkommen ok, dass sie das nicht essen möchte. Die tun doch heutzutage alle Zucker in ihre Suppen.”

Während die zwei Frauen am Tisch weiter diskutierten, wandte Naruto sich Tenten zu und fragte: “Ist dir nicht gut?”

Sie hob die Schultern. “Ich bin einfach nur nicht hungrig.”

Sie lächelte ihm zu. Irgendwie fühlte sie sich auch müde.

Nachdem sie alle zu Ende gegessen hatte, zerfiel die Gruppe. Kurenei und Asuma verließen das Etablissement Arm in Arm, Ino klebte mit einem Ohr am Telefon und Naruto drückte sie ungewöhnlich fest zum Abschied.

“Du schaffst das schon mit deinem Nebenjob”, versicherte er ihr augenzwinkernd und machte sich ebenfalls auf den Weg.

Zurück blieb nur Kakashi, der mit Absicht so getan hatte als gäbe es Komplikationen mit seiner Rechnung. Sein Blick war hoffnungsvoll, doch sie schüttelte nur den Kopf, was ein schlichtes Stirnrunzeln in sein Antlitz zauberte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ten-nii-san
2017-09-29T06:51:05+00:00 29.09.2017 08:51
Endlich geht's weiter!!! Freut mich sehr. Hab die drei Kapitel jetzt in einem durch gelesen und finde sie super 🖒🖒 ich glaube auch das ich dir noch nie einen Kommi da gelassen deswegen mache ich das jetzt mal.
Mag deine Geschichte und sie ist sehr spannend. Hiashi ist eon richtiges Arsch!! Und total gemein!!! Aber jetzt bin ich mal gespannt was Neji macht 😓 nicht das er das zwischen den beiden aufhört damit sie an die Uni kann. Aaaaah ich hoffe nicht und ich hoffe das die beiden endlich mal checken das sie vielleicht doch Gefühle für einander haben!!!! Ich bin gespannt und hoffe es geht schnell weiter
Liebe Grüße
Ten-nii-san


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