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Regen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi :)
Diesen OS habe ich vor ca. vier Jahren geschrieben und seitdem lebte er ein einsames Leben auf meiner Festplatte. Naruto hat für mich eigentlich vor dem Krieg schon aufgehört, danach wurde es für mich leider zu uninteressant. Aber vor kurzem habe ich mir das letzte Chapter angeschaut und nun bin ich wieder ein wenig im Narutofieber!! Eigentlich eher im Shikamaru-Temari-Fieber, aber egal :)
Ich wünsche euch viel Spaß bei dem kleinen OS. Ich habe ihn noch ein wenig umgeschrieben und dabei ca. drei Stunden durchgehend den Trailersong zu Suicide Squad angehört... Ehrlich, 'I started a Joke' in dieser Version ist abartig gut!

Nya - viel Spaß.

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Regen

Ich starre die gegenüberliegende Wand an. Wie lange ich das schon tat, vermochte ich nicht mehr zu sagen. Genau so wenig konnte ich sagen, wie lange ich schon in der niedrigen Höhle saß. Vielleicht saß ich erst wenige Stunden hier, vielleicht schon einen Tag. Es könnten auch zwei Tage sein, mein Zeitgefühl hatte hier nichts, woran es sich orientieren könnte.

Abgesehen von meinem Atmen höre ich nicht viel. Manchmal, aber nur manchmal höre ich Schritte durch das feuchte Graß huschen. Schnelle Schritte, eilige Schritte. Schritte, die zu jemandem gehören, der etwas sucht. Oder jemanden. Und manchmal kommen noch leise Stimmen hinzu. Oft sind es mehr Zischlaute, als richtige Stimmen. Doch diese reichen aus, um nackte Panik in mir heran keimen zu lassen. In solchen Momenten wage ich kaum zu atmen, geschweige denn, mich zu bewegen. Ich verharre still und zwinge meinen bebenden Körper zur Ruhe.

Sobald die Schritte und die Stimmen wieder verschwunden sind, entspanne ich mich ein wenig und lasse den Kopf gegen die feuchte Wand sinken, schließe für ein paar Momente meine müden Augen.

Der Regen wird wieder stärker, denn es mischt sich ein weiteres Geräusch unter die erdrückende Stille. Das stetige Plätschern des Regens versetzt mich bald in eine Art Trance und verleiht dieser fremden Situation etwas noch angsteinflößenderes. Ich mag das Geräusch von Regen nicht. Ich mag allgemein keinen Regen. Zwar ist er in der Wüste eine Seltenheit, aber wenn es dort einmal regnet, bringt es dort mehr Zerstörung und Chaos als alles andere.

Ich öffne meine Augen und schaue zum Eingang der Erdhöhle. Die Sicht wird mir von herunter hängenden Zweigen verdeckt. Von dort kommt bereits ein kleines Rinnsal Wasser herab gesickert.

Es regnet.

Natürlich regnet es.

In den letzten Tagen hatte es nichts anderes getan.

Bereits vor dem Beginn der Mission hatte es durchgehend geregnet. Dies führte unter anderem dazu, dass Shikamaru noch motivierter an die Sache heran ging, als er es für gewöhnlich schon tat.

Allerdings verlief die Mission erschreckend gut. Neben Shikamaru und mir nahm Choji Akimichi an der Mission teil. Die geforderten Informationen hatten wir schnell zusammen und es würde noch ca. zwei Tage benötigen, ehe wir wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten.
 

Am Abend des dritten Tages wurden wir jedoch angegriffen. Der Angriff kam derart unvorbereitet, dass er uns vollkommen überrumpelte. Anscheinend waren wir blind in einen Hinterhalt gelaufen. Ich konnte nicht einmal sagen, von wie vielen Shinobi wir angegriffen wurden, es ging alles so schnell. Ein Shuriken links, ein Kunai rechts. Zwei Ninja kamen von oben auf mich herab gesprungen und einer hielt meine Beine in seinem festen Griff. Shikamaru und Chōji erging nicht anders. Nach kräftezehrenden Minuten standen Shikamaru und ich Rücken an Rücken. Schwer atmend schütze ich meinen Körper mit meinem Fächer und suchte in meinem Hirn fieberhaft nach einer Lösung. Es war, als würden für jeden besiegten Gegner zwei Neue kommen. Und es waren definitiv keine Schattendoppelgänger.

Ich merkte, wie Shikamaru ebenfalls Lösungswege im Kopf durchging und dabei versuchte, sich und Choji zu schützen. Seinen Kameraden hatte es relativ früh erwischt, dieser lag nun regungslos auf dem Boden. Ich konnte von hier aus nicht sagen, ob er noch lebte. Ich hoffte es nur von ganzen Herzen.

Gerade als ich meinen Kopf zu Shikamaru drehen wollte verschwamm mein Sichtfeld. Nur Sekundenbruchteile später zerriss ein ohrenbetäubender Knall alles da gewesene und versetzte meine Welt in eine erdrückende Stille, die unmittelbar danach in ein schrilles Piepen getaucht wurde. Als nächstes nahm ich einen harten Aufprall wahr. Die Explosion hatte eine derartige Wucht, dass sie mich gegen den nächstbesten Baum geschleudert hatte. Einen Moment konnte ich nichts sehen, nichts hören und nicht atmen. Der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen. Nur unter größter Anstrengung konnte ich meine Lunge zwingen, wieder Luft in sich aufzunehmen und nur, um diese in einem darauffolgenden Schrei wieder heraus zu schreien. Ich hörte zuerst ein Knacken und es dauerte ca. drei Sekunden, ehe der Schmerz auch mein Gehirn erreichte. Ich schlug mit der Faust mehrfach auf den Baum ein und versuchte so, den unglaublich präsenten Schmerz zu kompensieren. Ein schneller Blick genügte um sicher sagen zu können, dass mein Bein gebrochen war.

Ich sah mich mit tränenblinden Augen nach Shikamaru um. Sein Flug wurde ebenfalls von einem Baum gestoppt, nun hing er bewusstlos über einem Ast. Das Blut tropfte an seinen hängenden Armen herunter und bildete einen kleinen roten Pfad den Baum herunter.

Ich schrie ihn an, er sollte sich bewegen und dem Angriff ausweichen, welchen die feindlichen Shinobi schon gestartet hatten, doch er reagierte nicht.

Ich hörte mich schreien, als ich versuchte, mich aufzurichten und ihm zu Hilfe zu eilen und ich sah mich fallen, als mein Bein unter meinem Gewicht erneut wegknickte.

Ab dem Moment sind meine Erinnerungen verschwommen, ich erinnere mich noch an Kamatari, den ich anscheinend beschwört habe und an Schmerzen, als ich mich irgendwie voran bewegte. Irgendwann wachte ich in dieser Erdhöhle auf. Shikamaru lag neben mir, von Choji fehlte jede Spur.
 

Ein Windhauch fegt durch die Höhle und bereitet mir eine Gänsehaut. Meine Kleider sind durchnässt, sowohl von Wasser, als auch von Blut. Mein Blick klärt sich auf, als ich ein leises Stöhnen vernehme. Sofort bin ich hellwach und schaue nach Shikamaru. Seinen Kopf habe ich auf meinem Schoss gebettet, um ihn mit meiner Körperwärme zu wärmen. Vielleicht tat ich es auch, um ein wenig körperliche Nähe zu haben. Ich weiß es nicht.

Er ist noch immer nicht bei Bewusstsein. Mein Blick wandert über seinen Körper und streicht dabei über all die kleineren und größeren Wunden, die diesen zierten. Um die kleinen Wunden konnte ich mich nur spärlich kümmern. Alle brauchbaren Materialen wie Kleidungsfetzen und das dürftige Erste-Hilfe-Set habe ich für die abartig große Verletzung an seiner Brust verbraucht. Ich kenne mich nur bedingt mit Medizin aus, aber die Wunde sieht selbst in meinen Augen schrecklich aus. Ein großes Loch ziert seine Brust und mit jedem Herzschlag schwappt ein wenig mehr Blut aus diesem heraus. Mit Mühe und Not konnte ich die Blutung einigermaßen stillen.

Ich lege meine Hand auf seine kalte Wange. Diese Geste ist mittlerweile schon routiniert, sie schafft etwas vertrautes, etwas, an dem man sich festhalten kann. Meine Gedanken wandern unwillkürlich zurück nach Konoha. Eigentlich sollte ich an dieser Mission nicht teilnehmen, Ino war vorhergesehen. Jedoch wurde sie kurzfristig krank und da sprang ich ein. Ich war wegen den Auswahlprüfungen in Konoha, nur leider kam die Mission dazwischen. Um Shikamaru zu ärgern habe ich natürlich zugesagt und mir meinen „dann-wird-die-Mission-wenigstens-auch-ordentlich-erfüllt“- Blick nicht nehmen lassen. Er wusste wie es gemeint war. Wenn man über eine längere Zeit hinweg eng miteinander arbeitet, entwickelt man langsam ein Gefühl für den anderen. Man lernt ihn einzuschätzen, lernt seine Gewohnheiten, sein Verhalten, seine Vorlieben. Eine dieser Vorlieben durfte ich recht bald schon am eigenen Leib erfahren, als er laut stöhnend hinter einem Papierhaufen aufstand und schlecht gelaunt über die Vorbereitungen schimpfte. Nach einem kurzen Blick nach draußen schaute er in meine Richtung, ging dann auf mich zu und hielt mir schlussendlich seine Hand hin. Ich starrte verwirrt zwischen ihm und seiner Hand hin- und her und wartete auf eine Erklärung. Er grinste darauf hin nur und meinte, dass wir unsere Pause einfach ein wenig vorziehen würden. Ich seufzte daraufhin schwer und ließ mich widerwillig mit auf das Dach des Gebäudes ziehen. Dort angekommen legte er sich einfach auf den Rücken und starrte in den Himmel.

An diesem Tag habe ich zum ersten Mal in meinem Leben die Wolken beobachtet und ab diesem Zeitpunkt gehörte dies zu unserer täglichen Pausenroutine.
 

Meine Mundwinkel ziehen sich leicht nach oben. Ich mag solche Situationen. Oder wohl eher mochte sie. Ich nehme meine Hand von seinem Gesicht und fahre flüchtig über mein Bein. Bereits bei dieser zarten Bewegung zucke ich zusammen. Seit ein paar Stunden kann ich meine Zehen nicht mehr richtig bewegen und die Haut am Fuß beginnt langsam zu taub zu werden.

Ohne pessimistisch zu werden muss ich mir eingestehen, dass unsere Chancen nicht gut stehen. Ich schätze, wir müssten nun schon in Konoha sein, aber auch wenn man ein- bis zwei Tage später von einer Mission kommt, macht sich meist noch niemand Sorgen. Bis wir vermisst werden, kann es also noch zwei Tage oder länger dauern. Bis die Suchtrupps in unserer Nähe sind, werden noch einmal drei Tage vergehen und bis sie uns schließlich gefunden haben – ich unterbreche meine Gedanken und schüttle sie weg. Solche Gedanken kann ich nicht gebrauchen.
 

Ich bette Shikamarus Kopf vorsichtig auf dem Boden und bereite mich darauf vor, zum Eingang der Höhle zu robben. Es vergehen etliche ungezählte Momente ehe ich diesen erreicht habe. Ich lege meinen verschwitzten Kopf auf den Boden und atme tief ein und aus. Mein Magen rebelliert vor lauter Anstrengung und verkrampft sich, was mir einen Geschmack von Galle im Mund beschert. Ich versuche mich auf mein Ziel zu konzentrieren, nämlich einen kleinen Krug, der das Regenwasser auffängt. Ich beiße die Zähne zusammen und krieche wieder zurück zu Shikamaru, lege seinen Kopf wieder auf mein gesundes Bein. Ich versuche ihm ein wenig Wasser einzuflößen, was sich als schwierig erweist. Ich halte inne und starre auf meine Hände, die so stark zittern, dass ein wenig Wasser bereits verloren gegangen ist.

Mit einem Kloß im Hals stelle ich das Wasser beiseite und verspreche ihm und mir, es später noch einmal zu versuchen. Wegen dem Bedürfnis nach Vertrautem lege ich meine Hand wieder an sein Gesicht, in Erwartung seine kalte Haut zu spüren.

Ich habe das Gefühl, als setze mein Herz ein paar Schläge aus, nur um diese im Nachhinein doppelt so schnell wieder aufzuholen. Seine Haut ist nicht mehr kalt. Sie ist heiß. Heiß und verschwitzt. Shikamaru hat Fieber. Fieber in Kombination mit einer Verletzung ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.

Mir steigen die Tränen in die Augen und ich fahre hilflos mit meinen Händen über seinen verschwitzen Körper. „Nein, kein Fieber. Nein, kein Fieber. Nein, kein Fieber“, flüstere ich vor mich hin. Wiederhole es wie ein Mantra. Ich reiße ein Stück meines schwarzen Kimonos ab und tauche es in das Trinkwasser, lege ihm den feuchten Stoff auf die Stirn.
 

Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte nicht.
 

Die Panik steigt in mir auf. Ich habe als Jonin schon viele schwierige Mission erlebt, ich wurde psychisch auf sämtliche Situationen vorbereitet und trotzdem komme ich mir gerade vor, wie ein kleines Kind. Stumme Tränen laufen über meine dreckigen Wangen. Zu mehr bin ich gerade nicht fähig. Ich erlaube mir diesen Moment der Schwäche und lasse zu, dass Schluchzer meinen Körper zum Erzittern bringen.

Einige Minuten gebe ich mich meiner Wut, Angst und Trauer hin. Die Wut auf die feindlichen Shinobi, der Angst um die Zukunft und die Trauer über nie gesagte Dinge. Ich streichle weiter sein Gesicht und kann mich nur langsam wieder beruhigen. Ich zwinge mich mit dem Weinen aufzuhören, diese Energie muss ich mir sparen. Jeden Moment könnten uns die feindlichen Shinobi finden.

Und während ich sein Gesicht berühre, geleitet mich der Regen wieder in meine Trance, in die ich nun freiwillig falle. Ich schließe die Augen. Ich höre den Regen. Und meinen Atmen. Aber vor allem den Regen.
 

Anscheinend muss ich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffne, ist es heller als zuvor. Doch irgendetwas fehlt. Ich lasse meine Augen gehetzt durch die Höhle wandern, finde jedoch nichts, was mein seltsames Gefühl rechtfertigen würde.

Da fällt es mir auf. Der Regen. Der Regen hat endlich aufgehört. Die Sonne scheint durch die Zweige vor dem Erdloch und wirft ein Schattenmuster an die Wand, die ich schon seit Stunden oder Tagen anschaue. Das erste Mal, dass es nicht regnet. Ich starre ungläubig auf die Wand.

„Hey, auch wieder wach?“ Ich zucke vor Schreck zusammen und mein Herz rast, als ich nach unten schaue und direkt in Shikamarus dunkle Augen blicke. Sein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse, und doch erkenne ich sein schiefes Lächeln, als er sagt „Weißt du eigentlich, dass du im Schlaf gar nicht so anstrengend aussiehst?“ Abermals wird meine Sicht von Tränen behindert, als ich meine Stirn auf seine drücke und ihn mit den Worten „Du Idiot, du blöder Idiot“ begrüße. Er hebt seine Hand in meinen Nacken und legt sie dort nieder, krallt sich fast schon in meinen Haaren fest und duldet meinen zweiten Gefühlsausbruch für diesen Tag.

Er flüstert lächelnd: „Schhh, es ist alles gut. Der Regen hat doch endlich aufgehört“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  TemariLOVE
2016-09-30T23:01:52+00:00 01.10.2016 01:01
Das ist soooooo süß! Ich liebe es! 😍
Von:  NadiraUchiha
2016-08-08T18:56:50+00:00 08.08.2016 20:56
Aaawwwww voll cute *-*
Antwort von:  Ruubye
19.08.2016 17:48
Danke Danke :D
Von:  Majaaaa
2015-08-24T21:29:01+00:00 24.08.2015 23:29
Ohh wie süß. Ich finde es schön, dass du Temaris "weiche" Seite hervor gehoben hast. Vor allem das Ende war schön.
Antwort von:  Ruubye
26.08.2015 17:48
Vielen Dank für deinen Kommentar, ich hab mich sehr gefreut, als ich ihn lesen konnte :)

Wünsch Dir noch ne schöne Woche, hau rein!
Ruubye


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