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Neo Regnum

von

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Kapitel 2

Probleme des Alltags
 

04. September 2087

Sektor 2, New Liverpool
 

Pünktlich zum Klingeln in die Mittagspause wachte Aran auf. Er streckte sich, während all die anderen fast gleichzeitig aufsprangen und in den Pausenhof eilten. Erst als die meisten schon draußen waren, stand er auf und verließ gemütlich das Klassenzimmer. Normal nickte er immer nur für ein paar Minuten ein. Nur diesmal schien er fest geschlafen zu haben. Immerhin hatte er so gut wie gar nichts vom Unterricht mitbekommen. Aus dem Grund war es nicht verwunderlich, dass er gerade träge und verschlafen nach draußen ging. Auf dem Gang wartete Sherry schon auf ihn.

„Du solltest nicht immer den ganzen Unterricht schlafen“, sagte sie.

„Warum? Meine Noten sind doch trotzdem gut. Also wer braucht schon diesen langweiligen Unterricht“, entgegnete er.

„Ja, aber irgendwann wirst du noch gewaltig Ärger deswegen bekommen.“

„Mir doch egal.“

„Du bist unmöglich“, sagte Sherry, während sie zum Pausenhof ging. Mit den Händen in den Taschen in seinem Kapuzenpullover folgte Aran ihr, mit einer Haltung, die an einen verprügelten Hund erinnerte. Draußen angekommen setzten sie sich auf eine Bank etwas abseits der Anderen. Während Aran sich wieder die Kapuze über den Kopf zog, holte Sherry ihr Tablet heraus und begann über das anstehende Herbstfest zu reden. Aber er hörte nur halb zu und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Wie ihre langen, rötlich braunen Haare im Wind wehten und ihre grünen Augen sich auf das Dokument auf dem Tablet konzentrierten, welches auf ihrem Schoss, bekleidet in einer ausgefranzten Jeans, lag. Und sich ihre kurze Lederjacke hin und wieder zurechtrückte, damit der Wind nicht darunter wehte. Sie war wirklich der einzige Mensch, dem Aran vertraute. Auch weil sie ihm sehr oft regelrecht in den Kopf geprügelt hatte, dass sie immer für ihn da sei.

„Hörst du mir überhaupt zu?“, sagte Sherry ihm direkt ins Ohr und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

„Tut mir leid, bin nicht ganz wach“, antwortete Aran leise.

„Du solltest nicht mehr die ganze Nacht am PC zocken. Am Wochenende gerne, da spiele ich gerne mal mit, aber unter der Woche schadet es nur.“

„Ich hab aber auf Konsole gezockt.“

„Manchmal würde ich dir echt gerne eine reinhauen. Aber egal, was ich sagen wollte ist, dass wir noch ein Motto für die Feier brauchen. Bisher war unser Gedanke eine Halloweenparty. Was wäre vielleicht deine Idee?“

„Sicher nichts mit Halloween. Gibt ja bestimmt wieder einige Idioten und sich den Scherz erlauben, dass sie sich als mich verkleiden. Dann lass ich mich wieder provozieren, schlag diese dann zusammen, verbring die halbe Nacht bei der USI, bis mich mein Dad abgeholt hatte. Nein danke.“

„Dann lass dich doch nicht ständig so schnell reizen.“

„Ich versuche es.“

„Wirklich? Nagut…also hast du eine Idee?“

„Eine Art Halloween Party mit dem Gedanken an das Leben im Ödland.“

„Aran…das ist genial.“ Sherry klang euphorisch und tippte die Idee begeistert in eine Tabelle auf ihrem Tablet. Aran blickte währenddessen auf den Boden und schob den Dreck mit seinen Füßen hin und her. Kam ihm wie eine Lieblingsbeschäftigung während der Pause vor. Er saß meistens irgendwo auf einer Bank und wartete, bis die halbe Stunde vorüber war.

„Hey, Matschbirne“, war eine laute, männliche Stimme zu hören. Aran wusste genau, dass er damit gemeint war und von wem diese kam. Von Ted Malkovich, einem Typen aus Arans Parallelklasse. Der war etwa einen Kopf größer war und kurze, braune, hochgeföhnte Haare hatte. Anders gesagt, eine Art Erzfeind. Ted war die Person, von der das meiste Mobbing gegen Aran kam.

„Bist du taub? Ich rede mit dir, Matschbirne“, sagte Ted noch einmal und stand nun direkt vor ihm. Aran schaute nun erst hoch und sagte:

„Hab ich gemerkt. Aber ich hab einen Namen, wäre schön, wenn du ihn dir mal merken könntest.“

„Matschbirnen wie du haben keinen Namen verdient“, brüllte ihn Ted direkt an.

„Dann haben Hohlbirnen wie du auch keinen verdient“, konterte Aran.

„Du willst wohl Prügel.“

„Nein danke, heute nicht, Teddy Bär.“

„Wenn du mich noch einmal so nennst, gibt’s erst recht aufs Maul.“

„Alles klar, Teddy…“, wollte Aran sagen, aber noch bevor er den Satz beenden konnte, packte Ted ihn am Kragen und zog ihn hoch.

„Jetzt reicht es. Ted, verzieh dich und lass Aran in Ruhe. Du weißt, dass er dir genauso deine Fresse polieren kann, wie du es ihm ständig androhst. Also verschwinde jetzt, du weißt dass ich großen Einfluss habe und dir damit noch wesentlich mehr schaden könnte. Und Aran, hör auf, ständig zu provozieren. Kein Wunder, dass du andauernd in Schlägereien gerätst“, mischte sich Sherry mit beherrschenden Ton ein. Ted ließ Aran daraufhin los, der auf den Boden fiel.

„Bald bist du fällig, Matschbirne“, drohte Ted und ging.

„Ich hasse diese Missgeburt“, sagte Aran, der sich aufrappelte und den Dreck von den Klamotten klopfte.

„Kann dich verstehen. Bin ja auch auf deiner Seite, wollte nur unparteiisch wirken, damit er dich eher in Ruhe lässt. Der kriegt schon noch, was er verdient. Ohne, dass du ihm die Nase brechen musst, wie letztens“, sagte Sherry, während sie dabei half, den Dreck von seinen Klamotten zu klopfen.

„Hat aber ehrlich gesagt Spaß gemacht“, wandte Aran ein.

„Glaub ich dir. Komm, ich spendier dir ein Sandwich in der Kantine und dann gehen wir zurück in den Unterricht“, schlug Sherry vor. Aran nickte nur und sie befolgten den Vorschlag.

Der Unterricht war langweilig wie immer. Für einige war die Geschichtsstunde vielleicht interessant, als ein alter, buckeliger Lehrer von der Zeit vor dem Krieg redete. Davon, wie es noch auf natürliche Art und Weise Sachen wie Pflanzen, Gras und Bäume gab. Dass Menschen in dieser sogenannten Natur sogar lebten. Aber Aran interessierte das nicht. Er hielt es für Unsinn in der Vergangenheit zu schwelgen, die passiert ist und niemals zurückkehrte. So dauerte es nicht lange, bis er wieder einschlief. Eine Sache, die sich tagtäglich wiederholte. Aus Langeweile des Unterrichts schlief er ein, bis ihn die Laute klingen aufweckte. Ein befreiendes Geräusch, das die Schüler in die Freiheit entließ. Lange zögerte Aran nicht, bis er aufstand, das Klassenzimmer, den Flur und schließlich das Schulgebäude verließ. Und wenn er sich beeilte, würde er auch die 16:15 Uhr Straßenbahn Nachhause erwischen. Meistens, wie auch an diesem Tag, schaffte er dies auch. Es begann die gleiche Prozedur wie am Morgen. Wieder ein langer Weg in der überfüllten Straßenbahn, nun nur umgekehrt und dass es langsam dunkel wurde. Aran seufze und blickte aus dem Fenster. Beobachtete, wie die endlos vielen Hochhäuser vorbeizogen und der generell graue Himmel immer schwärzer wurde. Er drückte seine Stirn gegen die Scheibe und ließ einfach die Zeit vergehen.
 

Als Aran die Wohnung betrag, merkte er gleich an der Dunkelheit, dass niemand sonst da war. Wer weiß, wo sich sein Bruder schonwieder herumtrieb und sein Vater kam generell erst relativ spät Nachhause. Der Nachteil, den man als Wissenschaftler bezahlen musste. Aber immerhin verdiente er viel Geld.

„Licht“, sagte Aran, woraufhin sich die Lampen im Wohnbereich einschalteten. Er warf seine Schultasche neben das Schuhregal. Hausaufgaben machte er generell nie. Hatte sowieso schon seit Ewigkeiten keiner mehr danach gefragt. Also sah er dies als Zeitverschwendung an. In der Küche tippte er auf das Display, damit ihm der Food Maker eine Pizza machte. Mit dieser ging er anschließend in sein Zimmer und machte es sich vor dem PC gemütlich und aß dabei seine Pizza.
 

Vielleicht hätte er Sherrys Vorschlag befolgen und unter der Woche wirklich mal früher ins Bett gehen sollen. Allerdings vertiefte er sich schnell wieder in Videospiele. Für ihn das gefühlt einzige bisschen Spaß, das er hatte. Also zockte er wie jeden Abend so lange, bis er müde wurde. Er speicherte seinen Spielstand und beendete es anschließend. In seinem Schreibtischstuhl lehnte er sich zurück und streckte sich, bis er aufstand und den leeren Teller, auf den vor ein paar Stunden noch die Pizza lag, nahm. Diesen räumte er in der Küche in die Spülmaschine und erst jetzt bemerkte er einen Zettel, der auf der Küchentheke lag. Dieser war von seinem Bruder, was man an der fast unleserlichen Schrift erkannte. Erst nach dem dritten Lesen, erkannte Aran, dass darin eigentlich nur stand, dass Bettina hier übernachtete und niemand sie in seinem Zimmer stören sollte. Das beherzigte Aran sich auch gerne. Diesen Anblick, wie Rory mit dieser Frau herummachte, wollte er wirklich nicht sehen. Aran ging auf den Balkon, der am Wohnbereich anschloss. Der gleiche Anblick wie am Morgen, nur dass nun die Nacht über New Liverpool hing. Überall leuchteten Lichter auf. Sowohl in den Fenstern der Hochhäuser, der Werbeplakaten oder den vorbeifahrenden und schwebenden Autos. Er lehnte sich ans Geländer und beobachtete den Anblick einen Moment. Bis er anschließend beschloss mal wieder eine zu rauchen, was er seit einigen Tagen schon nicht mehr getan hatte. Sherry hätte ihn etwas angetan, wenn sie ihm dabei erwischt hätte. Aber sie war immerhin nicht hier. Als er dann einige Minuten später fertig war, ging er wieder rein. Genau in dem Moment, als sein Vater Cormack nachhause kam. Dieser trat in den Wohnbereich, direkt vor Aran.

„Du hast schon wieder geraucht, stimmt’s?“, fragte dieser streng.

„Ja“, gab Aran leicht zögerlich als Antwort.

„Naja, solange du es nur hier tust hab ich nicht unbedingt etwas dagegen. Aber tu es bitte nicht draußen in der Öffentlichkeit, nicht nur weil du noch zu jung bist, sondern…“, wollte Cormack predigen und wurde von Aran unterbrochen:

„…sondern weil es in der Öffentlichkeit verboten ist und man es nur in speziellen Lokalen darf. Und dort darf man erst ab 21 rein.“

„Ganz genau. Und jetzt geh ins Bett, es ist bald schon drei Uhr morgens“, sagte Cormack, während er seinen Wissenschaftlerkittel auszog.

„Okay. Gute Nacht“, sagte Aran und ging nach oben. Er war schon ziemlich müde. Also ging er schnell duschen und warf sich hinterher gleich ins Bett. Er war eigentlich fast schon dankbar, dass sein Vater doch relativ locker war. Auch wenn Cormack nicht unbedingt ein Mustervater war. Besonders wegen seines Berufes war er relativ selten Zuhause. Aber auch das fand Aran gut. So war er nicht so oft von ihm genervt und es kam zu weniger Streit. Mit seinem Bruder war das schon eine andere Sache. Dieser war eigentlich fast immer da und sie stritten sich fast immer. Aran war fest davon überzeugt, dass Rory einfach ein nerviger Idiot war und das ließ er ihn auch spüren. Das führte nur zu noch mehr Streit, weil sich dann auch ihr Vater mit einmischte. Und meiste war der dann gegen Aran. Das machte ihn eigentlich nur aggressiver. Aber nicht jetzt. Lang dachte er über diese Dinge nicht nach. Denn es ging relativ schnell, bis er eingeschlafen war.



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