Zum Inhalt der Seite

Mein kleines Hündchen

Als Junge geboren, zum Haustier erkoren...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und danke, dass Du mal wieder den Weg zu meiner Geschichte gefunden hast!
Warnung: Dieses Kapitel ist ein wenig brutal, wenn aber - denke ich - nicht zu sehr.
Diesmal muss ich sagen, dass das Kapitel ursprünglich 2000 Worte haben sollte. Es sind zwar 3800 geworden, aber was Dich erwartet, wirst Du ja gleich lesen. ;)

Vielen herzlichen Dank an Dich, LuciaAngel1, für den wundervollen Kommentar! Ich freue mich immer über Rückmeldungen, die motivieren mich und helfen mir beim Schreiben! Auch Kritik ist natürlich gern gesehen. :)

Möget Ihr lieben Leser Euch nun erfreuen an einer Runde Milch, Kakao und Keksen, wahlweise warm/kalt/laktosefrei/soja/mandel !
Besonderes Dankeschön an meine 18 wundervollen, tollsten Favo'ler der Welt.
- 132
- angie1804
- AomaSade
- Ataschi
- Blaumeise65
- BloodAssassinEzio
- eden-los
- heli222
-  Leoline
- Lilith1981
- LuciaAngel1
- lupina1979
- NainaChan
- Natsuna_92
- abgemeldet
- Patricipa
- ReinaDoreen
- yesso Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Bitte nicht putzen, lieber verschmutzen

Bitte was jetzt?

Yuuki glaubte, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, so wackelig stand er auf den Beinen. „Ehhh...“, war das einzige, was er herausbringen konnte.

Diese ganze Geschichte stieg ihm über den Kopf. Freund von diesem Kerl? Hatte er irgendwas verpasst? Die kleine Gruppe schwieg, nachdem Yuuki seinen unproduktiven Laut von sich gegeben hatte. Nur der Wind war davon unbeeindruckt und strich sanft durch das Blattwerk des Waldes.

Plötzlich wurde die drückende Stille unterbrochen. „Ahhh, wie ich sehe, habt ihr euch schon kennengelernt! Das ist schön.“ Yuuki kannte diese Stimme und er drehte sich zu ihr um.

„Hana-sensei?“, fragte er erstaunt, als seine Klassenlehrerin aus dem Wald trat und sich auf einer Bank neben dem Pavillon niederließ.

Seiichi erklärte. „Hana-sensei ist unsere AG-Beaufsichtigung. Jede AG braucht einen Lehrer, der sich um die Aktivitäten kümmert.“ Yuuki konnte sich nicht vorstellen, dass sich überhaupt jemand dafür finden konnte, diesen Haufen an skurrilen Charakteren zu betreuen. Aber nun saß sie tatsächlich dort, seine kleine, freundlich dreinblickende Klassenlehrerin und lächelte vor sich hin.

Was ihn aber noch mehr erstaunte, war, dass alle Leute ihr ausreichend Aufmerksamkeit schenkten. Ganz offensichtlich war Seiichi zwar der Anführer der Truppe, aber Hana-sensei musste sie womöglich mit irgendetwas in der Hand haben, damit sie ihr soviel Respekt zollten. Vielleicht irgendwelche vertuschten Straftaten? Definitiv fragwürdig.

Yuukis Blick fiel auf Akira-kun. Der stand ein wenig Abseits und stierte desinteressiert in der Gegend herum. Er wirkte angepisst, seine Lippen waren aufeinander gepresst, bildeten eine dünne Linie, und seine verschränkten Arme signalisierten, dass er lieber nicht angesprochen werden sollte. Keine Regung verriet seine Gedanken darüber, was eben passiert war.

Dank Hana-senseis Auftreten hatte Yuuki keine Gelegenheit gehabt, sich dem Abschlussklässler zu widersetzen. Der Junge hob seinen linken Arm mit dem Silberreif und betrachtete ihn. Er sah edel aus, feine diagonale Linien waren in den etwa zwei Zentimeter breiten Reif eingraviert. Yuuki versuchte die Verschlüsse des Reifs auseinanderzuziehen, blieb aber erfolglos. Seiichi beobachtete sein Handeln. „Den bekommst du so schnell nicht mehr auf.“, kündigte er flüsternd an. Geschockt sah Yuuki hoch zu seinem 'neuen Freund'. Doch gerade, als er etwas darauf erwidern wollte, kam ihm Hana-sensei erneut dazwischen.

„So, Leute. Ihr wisst, was eure Aufgabe ist? Heute dürft ihr Halle 1 putzen, also los, wir sollten anfangen.“ Mit diesen Worten scheuchte sie die Truppe auf und alle folgten ihr wenig euphorisch durch den Wald zurück auf das Gelände. Diesmal würde Yuuki sich den Weg besser merken.

Er war ebenso wenig begeistert, wie der Rest der Leute. „Wieso müssen wir solche Drecksarbeit erledigen? Machen das nicht die Kampfsportler?“, beschwerte er sich bei Seiichi und nickte in Richtung Akira-kun, der ein paar Meter vor ihnen lief. Die übrigen trotteten noch weiter vorne, während Seiichi und Yuuki das Schlusslicht bildeten. „Soll er es doch allein machen.“ Als Akira-kun seinen Kopf neigte, weil er sich angesprochen fühlte, zuckte Yuuki zurück. Es störte ihn, so schreckhaft zu sein, aber er hatte keine Lust, sich zwei Tage hintereinander eine zu fangen. Seiichi tätschelte ihm den Kopf. „Mach dir keine Gedanken um ihn. Solange du in meiner Nähe bist, wird er dir nichts anhaben können.“ Er legte seinen Arm um Yuukis Taille und zog ihn wieder an sich ran. Yuuki aber befreite sich aus dem Griff. „Ich kann so schief nicht laufen, Seiichi...rou-kun.“, entgegnete er leise und drehte den Kopf in die andere Richtung. All dieses Getue war ihm unangenehm. Und einen wildfremden Kerl mit Vornamen anzusprechen, kostete ihn auch Überwindung, aber er wollte erst einmal nicht noch einen Versuch starten, sich herauszureden. Das würde er später noch klären. Wenn Ada-chan erfahren würde, was hier abging, dann würde sie vermutlich aus allen Wolken fallen. Vielleicht sollte er die Vorkommnisse auch in der Anfangszeit für sich behalten. Es bestand schließlich noch die verschwindend geringe Chance, dass sich all das als großes Missverständnis erklären würde.

Seiichi lies ihn fürs Erste gewähren. Er ging davon aus, dass sein kleiner Freund sich früher oder später an seine neuen Aufgaben gewöhnen würde. „Für dich nur Seiichi.“, korrigierte er ihn dennoch. Diese Distanziertheit würde er ihm möglichst bald austreiben. Dann aber besann er sich und versuchte, dem Kleineren mit Antworten entgegenzukommen. „Wir, die Anti-AG, sind diejenigen, die sich sonst nirgendwo einschreiben wollten oder konnten. Da Gemeinschaft und Teamarbeit an dieser Schule allerdings groß geschrieben wird, sollen Alleingänge möglichst unterbunden werden und demnach werden wir dafür bestraft, uns dem Prinzip widersetzt zu haben.“

Yuuki nickte. „Dann ist auch klar, warum kein normaler Mensch freiwillig keine AG wählt.“, murmelte er. Die Zurechtweisung ignorierte er.

„Warum machst du so einen Unsinn?“, fragte er danach. Erst verstand Seiichi nicht, aber als Yuuki auf den Armreif deutete, schwand die Verwirrung. Wieder lächelte er. Was für ein ätzend glücklicher Mensch. „Weil ich dich süß finde, Nao.“, sagte er, als wäre es das Normalste der Welt. „Ich bin froh, so ein niedliches Haustier gefunden zu haben und außerdem stört es diesen Griesgram dort vorne, also habe ich zwei gute Gründe, dich zu behalten.“

Yuuki verdrehte die Augen. „Gehören da nicht immer zwei dazu, um solche Sachen zu entscheiden?“, bemerkte er kritisch. Sein Kommentar beeindruckte Seiichi kaum. „Sind doch zwei, sonst hättest du dich mehr gewehrt.“ Ein siegessicheres Grinsen schlich sich auf die Lippen des Älteren.

Yuuki winkte ab. Dieser Typ war mehr als von sich überzeugt. Yuuki schwieg wieder, was Seiichi gefiel. „Siehst du, du erwiderst schon wieder nichts. Hab ich dich so schnell in meinen Bann gezogen?“ Er blieb stehen und legte seine Hand an Yuukis Kinn. Dann zog er es hoch und kam wieder näher, diesmal allerdings war der Kleinere schneller und riss sich flink los. „Wir verlieren den Anschluss.“, keifte er. In einem kurzen Moment der Schwäche spielte er mit dem Gedanken, sich neben Akira-kun zu stellen. Aber was war ihm lieber? Bei einem Kuss an Luftmangel zu sterben, oder schmerzhaft durch die Schläge eines Kampfsportlers? Am besten keines von beidem, so pendelte er sich in einer gesunden Entfernung zwischen den Personen ein und ging allein seines Weges. Zu seinem Glück ließ Seiichi ihn in Ruhe, bis sie vor H1 ankamen.

Hana-sensei klatschte in die Hände. „Dann fangt mal an, erst die Nebenräume aufräumen und ausfegen, die Sachen reinigen, auf dem Platz draußen Unkraut jäten und am Ende den Boden putzen. Ihr wisst, was euch blüht, wenn ihr Mist anstellt, also benehmt euch.“ Die zwielichtige AG folgte ihren Anweisungen. Regenbogen-Lady nahm einen der Schlüssel entgegen und verschwand mit dem Bären an Mensch in einem der Nebenräume. Die Zwillinge erklärten sich bereit, die aus dem Raum geräumten Sachen zu inspizieren. Seiichi sah sich in der Halle um und wägte wohl ab, welche Aufgabe ansonsten den geringsten Aufwand bedeutete, während Akira-kun nur raus starrte. Yuuki folgte seinem Blick. Dort draußen auf der Grünfläche hatte er heute früh trainiert. Die Trainingspuppe sah seltsam verformt aus, als hätte er zu motiviert darauf eingeprügelt.

Offenbar standen die Jungs zu lange herum, denn Hana-sensei warf Yuuki ein Paar Handschuhe herüber und zeigte nach draußen. „Ihr drei geht raus und macht die Außenfläche sauber. Masamoto und Akira, ihr wisst, was ansteht, also macht euch an die Arbeit.“

Na super, jetzt konnte Yuuki mit den zwei wohl schlimmsten Chaoten der Gruppe mitgehen. Der eine wollte ihm den Hals umdrehen und bei dem anderen wollte Yuuki gar nicht wissen, was er womöglich mit seinem Hals anstellen wollte.

Eine Gänsehaut kroch über Yuuki und er musste sich beinahe schütteln. Stattdessen biss er sich mit den Zähnen innen auf die Wangen. Das entging Seiichi nicht. „Angespannt, mein Süßer?“, fragte er mit verführerischem Ton. Yuuki drehte sich weg und suchte seinen Weg nach draußen.

Zu seinem Missfallen holten sich die anderen beiden ebenfalls Handschuhe, Eimer und Schaufel und folgten ihm dann. Er musste tatsächlich den Nachmittag damit verbringen, gemeinsam mit diesen Kerlen Gartenarbeiten zu verrichten.

Yuuki fragte sich, ob er sich bei der Gelegenheit direkt ein Grab schaufeln sollte, denn er glaubte nicht, dass er diesen Tag überleben würde.

Kurz darauf stand Yuuki auf dem weichen Gras des Außenbereichs und ließ seinen Blick schweifen. Die Fläche war mindestens halb so groß wie die Halle. Zu geraden Mauern geschnittene Hecken schirmten den Bereich nach außen hin ab, wodurch ein Zugang nur über die Halle möglich war.

Sowohl hier, als auch weiter an der Seite standen ähnliche Übungspuppen, manche aus wohl härterem Material und manche wie diese hier einige Meter vor Yuuki in der Mitte des Feldes. Sie sah aus wie ein Dummy, der für Schadenstests aufgespießt worden wäre.

Wenn dem tatsächlich so war, dann hätte dieser Dummy kein gutes Testergebnis abgegeben. Er hing krumm an dem Standfuß, der tief in den Boden eingelassen sein musste, um nicht umzukippen. Eine Seite des stoff-ähnlichen Überzugs war aufgeplatzt, während andere Teile merkwürdig eingedellt waren. Yuuki dachte wieder daran, wie er Akina-kun heute früh dabei beobachtet hatte, wie er auf diese Puppe eingeprügelt hatte. Hoffentlich würde er selbst niemals einen solcher Schläge einstecken müssen. Dann wäre er vermutlich sofort tot.

Der Junge spürte plötzlich einen Luftzug hinter sich. Sofort drehte er sich um und erkannte Akira-kun hinter sich. Instinktiv wich Yuuki ein paar Schritte zurück und sah sich nach Seiichirou-kun um. Zwar ärgerte es ihn, dass er sich freiwillig in den Schutz dieses seltsamen Kerls begab, aber es war die bessere Alternative, als Akira-kun ausgesetzt zu sein.

Zu seinem Leidwesen konnte er Seiichirou-kun nirgendwo erspähen. Wahrscheinlich war er noch einmal ein paar Sachen holen gegangen.

Akira-kun stattdessen kam wieder ein paar Schritte auf Yuuki zu. Dieser taumelte weiterhin zurück, bis er gegen die krumme Puppe hinter sich stieß. Dabei wurde dem Jungen bewusst, wie weit er tatsächlich zurückgewichen war und er stabilisierte seine Haltung.

Wenn er jetzt schon nicht mehr weglaufen konnte, würde er sich zumindest nicht kampflos geschlagen geben.

Akira-kun bemerkte die Veränderung bei seinem Gegenüber. Diese trotzige Ausstrahlung gefiel ihm beinahe noch mehr, als dieses schreckhafte, ängstliche Beutetierverhalten seines neuen Spielzeugs. Diesen Spaß würde er sich von niemandem nehmen lassen und erst recht nicht von Mr. Masamoto-Untergrundboss.

Wenige Sekunden später stand Akira-kun direkt vor dem in die Enge getriebenen Yuuki.

Mit seinen eiskalten Augen stierte der Kampfsportler in Yuukis Augen, als wolle er ihn allein mit seinem Blick umbringen.

„Beeindruckt von meiner Kraft?“, fragte Akira-kun plötzlich. Seine Stimme war kristallklar und klang beinahe so freundlich, wie gestern, als er dem Lehrer vorgespielt hatte, dass sich die beiden Jungs vertragen hätten. Yuuki ahnte, dass er ihm nur Honig ums Maul schmierte, um sich dann in den Bären zu verwandeln, der ihn danach auffressen würde.

Der Kleinere schluckte nervös. „Diese Puppe hast DU auseinandergenommen?“, stellte er eine Gegenfrage. Akira-kun nickte langsam. Bei keiner seiner Kopfbewegungen lies er seine Beute aus den Augen und das spürte Yuuki. Trotz allem konnte er sich nicht überwinden, dem anderen ausreichend Respekt zu zollen. Obwohl er es verhindern wollte, war seine Zunge schneller, als sein Gehirn. „Beeindruckt wäre ich, wenn du deine Kraft so gut kontrollieren könntest, dass du trainieren und gleichzeitig Schuleigentum zerlegen könntest.“, provozierte er mal wieder. Innerlich ohrfeigte sich Yuuki. Auch, wenn er wusste, dass Akira-kuns Schauspiel mehr als falsch war, so hatten sie sich immerhin bis eben in einer Situation befunden, in der sie sich nicht gegenseitig umbringen wollten.

Und was machte er?

Er spie dem Teufel vor die Füße!

Natürlich missfiel Akira-kun die schnippische Antwort des anderen. Er lies ein leises Knurren als Zeichen seiner Missgunst lauten. Für ihn war es ein Ventil, wenn er verhindern wollte, wütend zu werden und es wirkte auch als Warnung für andere. Yuuki hingegen zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von allem. Seinem Blick, seinem Spiel, seinem Knurren.

Er trieb ihn mit seiner Aufmüpfigkeit in den Wahnsinn.

Akira-kun entschied sich dafür, dem Kleinen erneut eine Lektion zu erteilen. Er lehnte sich vor und drückte Yuuki damit gegen die verbeulte Übungspuppe. Es war beinahe niedlich, wie Akira-kun mitansehen konnte, wie Yuuki sich unter seiner Kraft und Überlegenheit wand, obwohl er sehr wohl spüren dürfte, dass er nicht freikam.

Wieder ergriff der Größere das Wort. Er kam Yuuki näher und säuselte ihm leise ins Ohr. „Soll ich dir zeigen, wie es wirklich aussieht, wenn ich die Kontrolle verliere?“, schnurrte er beinahe, aber es war kein angenehmes Schnurren. Eher das Schnurren eines Katers, wenn er wusste, dass Fütterungszeit war. Ein hungriges, gieriges und forderndes Schnurren.

Yuuki hob seine Hände und drückte sie gegen Akira-kuns Brust, um diesen von sich wegzuschieben, doch es half nichts. Der trainierte Körper vor ihm bewegte sich so wenig, wie ein Fels in der Brandung.

„Lass- mich...“, ächzte Yuuki und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Muskeln seines neuen Feindes. Als Antwort bekam er ein verächtliches Schnauben.

„Ach, willst du hier weg, kleines Hündchen? Zu deinem Herrchen Masamoto laufen und ihn um Hilfe anbetteln, weil du dir nicht allein helfen kannst? Pah!“ Akira-kun pfiff die Worte so scharf durch die Zähne, als wären sie Gift auf seiner Zunge.

Das provozierte nun auch Yuuki. Er mochte vielleicht schwach sein, klein und unscheinbar, aber er war nicht abhängig von dem Zuspruch eines anderen. Nicht mehr! Damit hatte er ein für alle Male abgeschlossen! Mit einem erneuten Kraftauffwand presste er seine Hände gegen Akira-kun, der mit einem Mal tatsächlich etwas Mühe hatte, den Jüngeren unter seinem Kommando zu halten. Doch schnell reagierte der Kampfsportler, verlagerte sein Gewicht und brachte Yuuki damit aus der Konzentration. Unerwartet knickten seine angespannten Arme ein.

Zu spät merkte Akira-kun den plötzlich fehlenden Widerstand gegen sich. Durch den permanenten Druck, den er ausübte, kippte er schnell nach vorn und prallte mit voller Wucht gegen Yuuki. Dieser sah sich zwischen der Übungspuppe und Akira-kuns stählernen Körper gefangen und wurde unangenehm zusammengedrückt.

Schlagartig wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst. Er keuchte auf und griff instinktiv nach Akira-kuns Kleidung, um ihn zu halten. Dennoch konnte keiner der beiden verhindern, dass ihre Körper sich nun mehr als angenehm berührten. Sie klebten förmlich zusammen.

Akira-kun fand zuerst seine Haltung wieder. Er balancierte sich neu und betrachtete den nahen, schwer atmenden Yuuki vor sich.

War er nicht gestern schon in einer solchen Situation gewesen? Warum zur Hölle hatte diese verdammte Miniversion vor ihm bloß ein Händchen dafür, sie beide im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn zu werfen?

Wie schon vor einem Tag bei dem Treppenfall sahen sich die Jungen tief in die Augen, während sie sich näher waren, als es gut für sie beide wäre.

Yuukis treuen, warmen Augen trafen auf den eiskalten, emotionslosen Blick Akira-kuns. Es wären Blitze zwischen ihnen entstanden, wenn man die so gegensätzlichen Auren der beiden Charaktere hätte manifestieren können.

Mit einem Mal wagte es keiner von beiden mehr, lauter als ein Flüstern zu sprechen. Wieder war es Akira-kun, der seine Sprache zuerst wiederfand.

„Weißt du eigentlich, wie unglaublich nervtötend du bist?“, fragte er gegen Yuukis Lippen hauchend. Als er den zurückgeworfenen Luftzug seiner Worte wieder auf seiner eigenen Haut spürte, sah er unweigerlich hinunter auf den Mund des Jüngeren. Auf diesen Mund, den sich sein verhasster AG-Leiter Masamoto Seiichirou so einfach genommen hatte, wie er sich alles nahm, was er haben wollte.

Yuuki blieb allerdings nicht still. Er ging auf die Neckerei Akira-kuns ein.

„Und weißt du eigentlich, wie unglaublich lästig du bist?“, warf er flüsternd zurück.

„Pah und du bist weinerlich.“, zischte Akira-kun.

„Von wegen, du aggressiver Schläger.“

„Nur, weil du Schiss vor mir hast, du Kleinkind.“

„Nur, weil du nicht in der Lage bist, dich selbst zu kontrollieren.“

„Weichei.“

„Eingebildeter Egoist.“

„Hündchen.“

„Selbst räudiger Straßenköter.“

„Lieber ein schlagfertiger Straßenköter, als eine kleine, speichelleckende Töle.“

Angeheizt von ihrem Schlagabtausch bemerkte keiner von beiden Seiichi, der mit ein paar weiteren Werkzeugen zurückgekehrt war.

Die beiden Rivalen funkelten sich an, jederzeit bereit dem anderen den Hals umzudrehen, auch, wenn Yuuki in dem Falle in der denkbar schlechteren Position war.

Seiichi räusperte sich, aber keiner der Streithähne reagierte. Erst, als er die Werkzeuge lautstark auf den Boden warf, hatte er die Aufmerksamkeit der beiden Jungen.

„Was soll das werden?“, brüllte Seiichi wütend. „Seid ihr dermaßen in eurer kleinen Streitwelt gefangen, dass ihr nichts mehr mitbekommt?“ Beide merken sofort, dass ihr AG-Leiter mächtig sauer war. Er funkelte seine 'Untergebenen' mit einem furchteinflößenden Blick an, der keinen Widerstand duldete.

„Und überhaupt“, Seiichi stierte Akira-kun an. „Was machst du mit meinem Freund? Hast du nicht verstanden, dass du ihn nicht anfassen sollst, du Bastard?“

Er machte sich in großen Schritten auf, um Yuuki und Akira-kun auseinander zu zerren. Ersterer war aus dem Bann des Streits gerissen worden und versuchte nun wieder, sich aus Akira-kuns noch enger liegenden Fesseln zu befreien. Nicht, dass er jetzt gerade lieber die Rolle als Seiichis Freund übernehmen würde, aber sein zukünftiger Mörder war ihm schon viel zu nahe gekommen.

Es gefiel Yuuki nicht, dass er sich dermaßen in ihrem kleinen Wortgefecht verloren hatte.

Und das schlimmste war, dass es ihm Spaß gemacht hatte.

Er mochte es, Akira-kun anzustacheln und es fühlte sich an, als wäre er süchtig nach den bissigen Kommentaren, die der andere dazu abgab.

Schon jetzt fühlte er sich gestört durch Seiichirou-kuns plötzliches Einschreiten.

Als Akira-kun laut loslachte und Seiichirou-kun überrascht stehen blieb, realisierte Yuuki erst langsam die Situation. Mit zum Zerreißen gespannten Nerven verfolgte er die weiteren Geschehnisse.

Seiichirou-kun war auf sie zu gekommen, wutentbrannt.

Akira-kun begann gerade zu lachen, was beinahe hysterisch wirkte. Ob es so klang, wenn er seinen diabolischen Spaß hatte? Vermutlich.

Er selbst – Yuuki-kun – zwischen diesen Verrückten, wehrlos, verwirrt, besorgt.

Wenn selbst Seiichirou-kun stehen blieb, weil Akira-kun so lachte, dann war das ein sehr schlechtes Omen.

Auf einmal verstummte das Lachen und machte einer der gehässigsten Stimmen Platz, die Yuuki jemals gehört hatte. Akira-kun drehte seinen Kopf zu Seiichirou-kun. Er sah ihn an.

„Was ich hier mit deinem Freund mache? Ist das nicht offensichtlich?“, knurrte er so tief, als wenn ein Grollen die Welt erschüttern ließe.

„Was auch immer du vorhast, LASS ES!“, brüllte Seiichi. Trotz seines beeindruckenden Erscheinungsbildes erkannte man, dass er die Fassung verlor. Sein bildschönes Gesicht eines gesitteten, ruhigen Samurai war wutverzerrt – was seiner Perfektion allerdings keinen Abbruch tat. Dennoch konnte man aus jedem der markanten Gesichtszüge tiefe Verachtung lesen.

Akira-kun schien sich derweil köstlich zu amüsieren. Yuuki war sich nicht sicher, ob es bei diesem Streit noch um ihn ging, oder um eine viel tiefer greifende, längere Rivalität.

„Du willst also, dass ich die Finger von deinem unschuldigen, kleinen Schatz lasse? Dass ich ihm bloß kein Haar krümme?“, fragte Akira-kun herausfordernd.

„Das WILL ich nicht nur, das ist GESETZ!“, stellte Seiichi fest, doch es klang mehr so, als wolle er darauf hinweisen, dass er Akira-kun umbringen würde, wenn etwas mit Yuuki geschehen würde. Naja, zumindest war er dann sicher. Hoffentlich.

Akira-kun zuckte nur mit den Schultern. „Du wagst es, vom Gesetz zu sprechen, Erbe des Teufels. Wie lustig und erbärmlich gleichzeitig.“

Dieser Schlagabtausch war alles andere, als ein solcher, den Yuuki eben mit Akira-kun gehabt hatte. Er wusste nicht, oder wollte nicht wissen, welche Art von Streit er eben mit Akira-kun geführt hatte, aber dieser hier war ein anderes Kaliber. Dies hier war beinahe wie ein Gefecht, ein Kleinkrieg, der aus lang geschürtem Hass, Verachtung und Missgunst herrührte.

„Argh!“, schrie Yuuki erschrocken auf, als ihm Akira-kun eines seiner rabenschwarzen Haare ausriss. Er hörte Akira-kun zählen. „Eins.“

Noch einmal riss er Yuuki ein Haar aus. Noch einmal fiepte der Junge schmerzerfüllt auf. „Zwei.“

Seiichi streckte die Hand aus, war aber wie gelähmt. Warum half er Yuuki nicht endlich? Warum unterbrach er Akira-kun nicht bei seiner Folter?

Das war verdammt nochmal Körperverletzung! Sahen die von drinnen denn nichts?

„Wage es nicht noch einmal, ihm ein Haar auszureißen, Monster!“, brüllte Seiichi, doch seine Worte verklangen als leere Drohung. Was sollte er schon tun? Er war unfähig, sich zu bewegen und er hasste sich dafür, einen so schwachen Geist zu haben. Doch dieses Monster vor ihm, Ryuuji Akira. Er nannte ihn vielleicht den Erbe des Teufels, aber er selbst war der, der diese grauenhaften Methoden liebte, um anderen das Fürchten zu lehren.

Seiichis Erziehung zu Vernunft und sein natürlicher Überlebensinstinkt erlaubten ihm nicht, sich dem Schauspiel zu nähern. So musste er mit ansehen, wie sein neu ernannter Freund, den er so süß fand, gequält wurde.

„Du bist ein Monster.“, wiederholte er noch einmal. „Schlimmer, als jemand es in meiner Familie je sein könnte.“

„Du machst mich ja zu einem Massenmörder, Masamoto Seiichirou.“, klagte Akira-kun belustigt gekränkt. „Aber weißt du, was noch mehr Spaß macht?“

Yuuki hätte am liebsten das Bewusstsein verloren, um nicht noch mehr dieses Szenarios miterleben zu müssen, zumal er derjenige war, der darunter leiden musste.

Ihm tat sein Körper weh von dem Druck auf ihm. Sein Atmen ging flach, weil seine Lungen nicht mehr ordentlich atmen konnte und noch dazu zog ihm immer der unangenehm betörende Duft seines Rivalen in die Nase, der ihn fast den Verstand verlieren lies.

Sein Kopf schmerzte noch von den zwei ausgerissenen Haaren.

Und das war wohl erst die Spitze vom Eisberg.

Auch Seiichi wollte nicht wissen, was Akira-kun noch mehr Spaß bereiten würde.

Das bemerkte das Monster mit Genugtuung und fuhr fort.

„Du gabst Yuuki Nao vielleicht einen nicht abnehmbaren Armreif...“

Er drehte sich zu Yuuki, der ahnte, dass es gleich noch schmerzhafter für ihn werden würde.

„...aber ich gebe ihm etwas, was noch viel länger anhält, als so ein wertloses Schmuckstück.“

Dann grinste Akira-kun.

Seiichi ertrug es nicht, sich mit ansehen zu müssen, wie Akira-kun einen Schüler – seinen Freund – derart misshandelte. Gerade, als Akira-kun ihn nicht mehr ansah, konnte er sich aus seiner Starre lösen und hastete auf Akira-kun und Yuuki zu, aber dann war es schon zu spät.

„Viel andauernder sind nur...“, kündigte Akira-kun an und zog scharf die Luft ein. Er fixierte Yuuki und kam näher. „...Narben.“ Flüsterte er schließlich.

Dann biss er Yuuki kraftvoll in die Schulter. Akira-kun rammte seine Zähne mit so viel Kraft hinein, dass er mühelos die Haut des Jüngeren einriss und sich in seinem Fleisch vergrub.

Yuuki konnte nicht anders. Er schrie wie am Spieß. Er versuchte, den Schmerz, den er gerade fühlte, aus seinem Körper zu schreien.

Schnell schossen ihm die Tränen in die Augen. Sie bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg seine Wangen hinunter, flossen entlang seines Halses und vermischten sich mit einem schmalen Rinnsal Blut, dass aus der Bisswunde quoll.

Akira-kun lies los, als sich der Geschmack von warmem Eisen in seinem Mund ausbreitete. Er konnte sich wenige Zentimeter von Yuuki lösen und realisieren, wie weit ihn seine Wut getrieben hatte, doch dann wurde er zurück gerissen.

Seiichi hatte Akira-kun an den Schultern gepackt und nach hinten gezerrt. Der noch zu schockierte Kampfsportler verlor trotz allem Training den Halt und schlug schwer mit dem Kopf auf dem Boden auf. Warmes, nasses Rot benetzte sein Haar und das Gras unter ihm. Danach regte er sich nicht mehr und blieb still am Boden liegen.

Währenddessen kümmerte sich Seiichi um Yuuki, der ebenfalls seinen Weg zu Boden gefunden hatte und bitterlich weinte.

In diesem Moment war es ihm egal, in wessen Armen er Trost fand. Er vergrub sich in der Kleidung seines Senpai, seines Freundes auf Zwang, und war einen kurzen Moment sogar froh darüber, dass sich überhaupt jemand dazu bereit erklärt hatte, sich derart um Yuuki zu sorgen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
O...M...G
Erstmal danke, dass Du bis hierhin gelesen hast! Ich hoffe, Dir hat das Kapitel gefallen. Lass es mich wissen, denn ich bin nicht ganz sicher, ob das diesmal nicht etwas zuuu 'creepy' geworden ist.
Ich habe nicht vor, noch einmal eine ähnlich brutale Szene zu schreiben und ich hoffe, dass meine Phantasie da meiner Meinung ist. >.<
Zu dem "omg":
Ich habe nicht geplant, dass es so endet.. Mal wieder.. Eigentlich wollte ich den dirty-flirty-Schlagabtausch Y/A machen, wonach A Y provokant vor S' Augen küsst, aber das ist irgendwie nicht so geworden. O.o stattdessen kommt mind. der eine bewusstlos in den (natürlich super ausgestatteten) Krankenflügel und waaah... xD Naja, den Rest spoiler ich nicht, das mit dem Krankenhaus erklärt sich ja mehr oder weniger hoffentlich von selbst. ;)

Also bis zum nächsten "MkH-M" (Mein-kleines-Hündchen-Montag) ♥ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kuraiko_urahara
2015-08-23T13:30:12+00:00 23.08.2015 15:30
Ich liebe diese ff sooooo sehr , freue mich schon auf
Das nächste Kapitel(^ω^)Mach weiter so(。’▽’。)♡
Antwort von:  NekoBastet
24.08.2015 00:45
Hallooo und Dankeschööön \>v</ Ich freu mich ganz ganz viel, dass dir meine Story gefällt ♥ ♥
*-* Es wird aber sowas von fortgeführt! ♥ Versprochen ~*.*~
Antwort von:  kuraiko_urahara
24.08.2015 00:46
<33333
Von:  LuciaAngel1
2015-08-19T00:50:23+00:00 19.08.2015 02:50
Oh Gott schon wieder so ein Hammer Kapitel!!!!
Aber Yuuki tut mir schon leid. :(
Hast du super geschrieben!
Bin schon ganz gespannt auf das nächste Kapitel! !!!!!
Man ey wie ich mich selber dafür hasse das ich so ungeduldig bin, aber ich kann einfach nichts dagegen machen wenn mir eine FF wie deine so gut gefällt.
Mach weiter so . ;)
Antwort von:  NekoBastet
19.08.2015 12:34
Myaaaah °~° Danke danke danke danke danke ♥
Ich bin happy, dass du eine so treue Leserin bist >///< Vielen Dank, das bedeutet mir viel!
Oh, glaub mir: Ich bin selbst gespannt, was als nächstes kommt ;P Soll ja ordentlich funken zwischen den Parteien.
Bedien dich von den Keksen während der Wartezeit ^.~ Montag ist es doch schon wieder soweit ♥ Ich bleibe auf jeden Fall am Schreiben dran *.* Die Story ist mir sehr wichtig geworden :9


Zurück