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YAKUZA - тʀᴀυᴇ ɴıᴇмᴀɴᴅᴇм!

mit Trailer
von

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Nikkô

Es fühlte sich befremdlich an wieder an jenem Ort zu sein, der bis zu einem gewissen Grad Himmel und Hölle beherbergte. Doch zugleich war es auch erleichternd, diese Erkenntnis, dass nun bald alles vorbei sein würde. Der Anfang war doch immer das Ende von etwas vorherigem. Äußerlich ruhig und gefasst verharrte Temaris Blick auf der kalten, uneinladenden Fassade des Hauses. Rotbrauner Lehmstein. Schief hängende Fensterläden. Verwilderte Efeuranken. Drinnen würde es nicht besser aussehen. Das tat es schon vor elf Jahren nicht.
 

Elf Jahre waren eine lange Zeitspanne. Vieles hatte sich verändert, doch eins würde wohl auf ewig gleich bleiben – dieses Haus hatte noch immer denselben Effekt. Es jagte Temari einen eisigen Schauer über den Rücken.
 

„Man kann den Schmerz und all das Leid förmlich noch in den Wänden spüren…“
 

Mechanisch stimmte Temari dieser Aussage mit einem Nicken zu. Sie bildete sich sogar ein, die schwarze Dunst des Todes über der alten Überdachung schweben zu sehen. Das war ganz und gar unmöglich, doch nicht abwegig in Anbetracht all der Geschehnisse, die in diesem Haus statt fanden. Die Leute erzählten sich bereits Geschichten. Manch einer behauptete sogar, es würde spuken. Japan lebte von Legenden. Temari konnte darüber nur verächtlich die Mundwinkel verziehen. Der Tod war allgegenwärtig, doch Geister… Die gab es ja nun wirklich nicht!
 

„Ich wusste gar nicht, dass du eine melancholische Seite an dir hast.“
 

Schmunzelnd trat ihre Freundin näher an das Haus heran, bis sie mit ihren Fingerspitzen die kühle, raue Wand ertasten konnte. Das leichte Lächeln wich einem nachdenklich, betrübten Gesichtsausdruck, bevor sie sich wieder Temari zuwandte. Ihre Mine war neutral, doch ihre Augen schimmerten vor unterdrücktem Wehmut.
 

„Es wird Zeit.“
 

Kurz schwieg Temari, ehe sie zu ihrer Freundin aufschloss und erneut die Stimme erhob.
 

„Wenn das hier alles vorbei ist…“
 

„…dann wird die Sühne der kleinste Preis sein, den es zu bezahlen gilt.“
 


 


 

Hinata hatte recherchiert. Nikkô war nur eine unbedeutende Stadt, im Norden Tokios, die an Tradition und Glauben festhielt. Nichts Besonderes und doch bescherte ihr der Gedanke an jene Stadt eine Gänsehaut. Warum war das so? Sie glaubte nicht an Zufälle oder Omen, dennoch konnte sie nicht abstreiten, dass irgendetwas in ihr sich davor scheute, den Weg fortzusetzen.
 

Vielleicht… Abweisend schüttelte sie den Kopf. Nein, sie würde keinesfalls umkehren. Sie wusste zwar nicht warum, aber eines war ihr klar, nur in Nikkô würde sie Antworten auf all ihre Fragen finden. Zumindest einen Großteil davon.
 

„Hinata-san?“
 

Akemi war dicht neben sie getreten und hätte Hinata sie angesehen, so hätte sie Besorgnis in ihren Gesichtszügen stehen stehen. Doch die Blau-haarige blieb weiterhin regungslos, gab nur einen brummenden Ton von sich, als Zeichen dafür, dass sie dem Dienstmädchen, welches eigentlich keines war, ihre vollste Aufmerksamkeit zukommen ließ.
 

„Konan Tsuji hat soeben Tokio verlassen. Außerdem hat man Kakashi vor wenigen Stunden in Koga gesichtet. Er hat dort in einem Motel eingecheckt.“
 

Hinata zwang sich ein Nicken ab und lehnte sich ein wenig in ihrem Stuhl zurück, während sie träge ihre Augen schloss.
 

„Des Weiteren ist Sakura-sama mittlerweile an ihrem Ziel angekommen, laut ihrer SMS, die sie mir zukommen lassen hat…“
 

Sofort wurde Hinata hellhörig und schaute die Schwarzhaarige verwundert und auffordernd zugleich an. Sakura hatte ein SMS geschrieben? Das war mehr als merkwürdig. Warum sollte sie freiwillig den Kontakt aufnehmen und gleich noch ein paar Informationen über ihren Verbleib durchsickern lassen? Irgendwas stimmte da doch nicht.
 

„Zeig mir die Nachricht.“
 

Akemi, welche bereits mit dieser Aufforderung gerechnet hatte, streckte Hinata ihr Handy entgegen, welche es ohne lange Umschweife an sich nahm. Die Tastensperre war bereits gelöst und die SMS geöffnet. Sofort schweiften ihr studierender Blick über das geschriebene Wort, sog jedes Detail in sich auf. Nur sechs augenscheinlich belanglose Worte. Sechs Worte, hinter denen jedoch eine gänzlich andere Botschaft steckte.
 

„Bin in Nikkô. Folgt mir nicht.“
 

Sakura wollte, dass man ihr nachkam. Scheinbar hatte ihr Spiel gerade erst begonnen und Hinata hatte keine andere Wahl, als sich auf dieses einzulassen. Die Entscheidung war längst schon gefallen.
 


 


 

Abwesend blickte Konan aus dem Fenster des Zuges, welcher sie vorerst nach Utsunomiya bringen würde. Dort würde jemand warten, der sie geradewegs nach Nikkô bringen würde. Zu Sakura. Die Frau, die ihr das Leben geschenkt und im selben Atemzug genommen hatte. Zu Sakura, die sie eigentlich hassen müsste und doch liebte, wie eine Schwester. Jetzt wo sie die Wahrheit kannte, war alles um so vieles komplizierter geworden. Lieber hätte sie weiterhin in Ungewissheit gelebt und an eine Lüge geglaubt. Ein schwermütiger Seufzer entrann ihrer Kehle, als sie die Landschaft immer mehr an sich vorbei ziehen sah.
 

„Verzeihung, dürfte ich mich zu Ihnen setzen?“
 

Knapp nickte sie, ihr Blick weiterhin aus dem Fenster gerichtet. Es war ihr egal, wer ihr Gesellschaft leistete. Alles war nichtig und unwichtig im Vergleich zu ihrem Ziel, welches sie immer weiter von ihrer Heimat und ihren Freunden fort trieb. Ob sie die Akatsuki je wiedersehen würde?
 

Sie war sich dem durchdringenden Blick der Fremden durchaus bewusst. Es fühlte sich seltsam an, so gemustert zu werden. Dennoch unternahm sie nichts dagegen, ließ es stillschweigend über sich ergehen und doch war sie froh, als die Frau endlich ging und sie wieder alleine ließ. Erleichtert schaute sie auf den nun leeren Platz und bemerkte auf diesem einen Briefumschlag. Weiß und unscheinbar. Ob sie ihn wohl vergessen hatte?
 

Eigentlich hätte sie es dabei belassen und den Umschlag einfach ignorieren sollen, doch irgendetwas trieb sie dazu, diesen an sich zu nehmen. Auf der Rückseite stand in geschwungenen Linien ihr Name geschrieben…
 

Der Zug hielt noch immer, was Konan dazu bewog förmlich aufzuspringen und der Fremden hinterher zu eilen, doch kaum das sie die Tür erreicht hatte, schloss diese sich und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Aus dem Fenster jedoch erhaschte sie einen kurzen Blick auf eine Frau, die fast schon in der Menge unterging. Sie wirkte gänzlich unscheinbar und doch hatte sie etwas an sich, dessen Konan sich einfach nicht entziehen konnte. Und als die Frau endgültig aus ihrem Blickfeld verschwunden war, warf Konan einen Blick auf den Brief, den sie noch immer in der Hand hielt und der plötzlich so unsagbar schwer wog.
 

Tief durchatmend, und sich zur Ruhe zwingend, öffnete sie schließlich den Umschlag und holte ein liniertes Platt Papier hervor, welches sie sogleich auffaltete und die darauf geschriebenen Zeilen mit den Augen überflog. Und je mehr sie zu lesen bekam, umso verwirrter war sie im Nachhinein.
 


 

»Schuld wird oft mit Schuld beglichen. Das ist das traurige Schicksal derer, die in dem Spiel des Lebens mitwirken wollen, weil sie glauben, die Regeln zu ihren Gunsten auslegen zu können. Weil sie glauben gewinnen zu können und trotzdem verlieren werden. Irgendwann wird sicher jeder der bitteren Wahrheit stellen müssen. So, wie auch du es musstest, kleine Konan.
 

Du suchst nach Antworten auf deine Vergangenheit und du denkst zu wissen, manch eine Antwort bereits zu kennen, doch dein Verstand verstrickt dich immer mehr in Lügen und Widersprüchlichkeiten. Mit dem Wissen wächst der Zweifel, das müsste dir sehr wohl bekannt sein.
 

Im Endeffekt ist es jedoch nicht von Belang, was man weiß, oder eben nicht weiß. Immerhin sind wir alle nur Figuren. Wir wurden dafür erschaffen unsere Rollen perfekt zu spielen und das tun wir auch. Doch nun ist der Zeitpunkt gekommen, den ersten Zug zu machen.
 

Wie wird deiner aussehen?«
 


 

Sie las den Brief ein weiteres Mal, runzelte dabei nachdenklich ihre Stirn.
 

Diese Frau, wer auch immer sie war, hatte ihr diese Zeilen sicherlich nicht aus einer Laune heraus zukommen lassen. Sie hatte sorgfältig über ihre Worte nachgedacht und diese erstaunlich präzise und doch nichtssagend gewählt, sodass es Konan wahrlich schwer fiel, einen Sinn aus diesen Sätzen heraus zu filtern. Wobei es eher die letzte Frage war, derer sie einfach nicht ausweichen konnte.
 

Wie würde ihr Zug aussehen?
 

Konan wusste es nicht, doch eines konnte sie mit Gewissheit sagen: Die Antwort darauf würde sie nur in Nikkô finden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Scorbion1984
2016-06-29T05:00:28+00:00 29.06.2016 07:00
Dieses Kapitel wirft mehr Fragen auf ,als das es sie löst ! Daher ist es so spannend ,freue mich auf die Fortsetzungen !
Von:  Cosplay-Girl91
2016-06-28T22:21:15+00:00 29.06.2016 00:21
Tolles Kapitel :)
Mach weiter so.
Lg
Von:  DarkBloodyKiss
2016-06-28T22:16:27+00:00 29.06.2016 00:16
Hi Nabend ^^

Ein wirklich sehr Interessantes Kappi !!!!
Super geschrieben !!!!
bin sehr gespannt wie es weiter geht !!!!
freue mich sehr aufs nächste Kappi !!!!


gglg & einen ganz ganz tollen Dienstag Abend DarkBloodyKiss ^^
Von:  Anitasan
2016-06-28T20:26:36+00:00 28.06.2016 22:26
Hallo du, wie geht es dir?
Ich freue mich dass du ein neues Kapitel online stellst.
Und ich fand es echt super, es wirft erneut Fragen auf
die sich hoffentlich bald beantworten.
Wäre echt toll wenn du bald weiter schreiben kannst.
Viele liebe Grüße Anitasan
Antwort von:  Tsuki_no_Hime
28.06.2016 22:46
Hallo. Mir geht es soweit ganz gut. Danke der Nachfrage. Und selber? :)
Wurde auch allerhöchste Zeit, das hier mal wieder etwas kommt. Der Urlaub hat mir wohl meine Muse zurück gebracht. ^^
Jetzt geht es jedenfalls allmählich in die Richtung der Aufklärung einiger Fragen und bald wird dann auch das große Geheimnis um die 'Unbekannte' gelüftet.

GLG Tsuki ^.^


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