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Yggdrasils Essenzen

Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul"
von

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38. Kapitel – Bruder im Blute

 

 

 

 

 

Erleichterung durchströmte Loki und Thor vom Scheitel bis zur Sohle, als sie Odin erblickten, der sich zwischen ihnen und Thanos aufgebaut hatte, wie ein Bollwerk. Rhyador hielt sich an der Seite seines Königs und ein unbeteiligter Beobachter hätte über die Analogie von den vieren gelacht. Auch Thanos verzog das Gesicht kurz zu einer Grimasse, als er die Ähnlichkeit zwischen den Paaren sah.

>Wie der Vater, so der Sohn!<, grummelte er innerlich. Ihm würde ein derber Kampf bevorstehen, wenn der Allvater und seine rechte Hand sich einmischten, soviel war klar. Mit einem spöttischen Grinsen verneigte sich Thanos halbherzig.

„Odin, Allvater! Welch zweifelhafte Ehre, Euch auch bei diesem Großereignis begrüßen zu dürfen!“, schnarrte er und Odin stand die Empörung förmlich ins Gesicht geschrieben.

„Der Boden auf dem du stehst, ist mein Land! Ich gebiete über Asgard, sprich also nicht als wäre es dein, Sohn des Universums! Verschwinde aus dem Weltengefüge, solange ich dich noch unbehelligt ziehen lasse!“

„Leere Drohungen!“, winkte Thanos mit einer lässigen Geste seiner Hand ab. „Wir wissen beide, dass ihr mir nichts entgegenzusetzen habt. Nicht mal der Verräter und dein Dummkopf von Sohn können mich besiegen!“, dabei deutete er auf Thor und Loki. Die Miene von Letzteren hatte sich ebenfalls vor Wut verkrampft, aber nicht weil er als Verräter beschimpft worden war, sondern wegen der Beleidigung die seinem Bruder gegolten hatte.

„Du hast keine Ahnung, wozu wir fähig sind!“, grollte Thor, jedoch brüllte er es seinem Feind nicht entgegen wie sonst, sondern er hatte leise gesprochen. Das machte es um Längen bedrohlicher, als wenn er Thanos angeschrien hätte, auch der Chitauri bemerkte das. Doch Thanos zeigte seine Verunsicherung niemals offen und überspielte alles wie immer mit einem selbstsicheren Grinsen.

„Och bitte, alles was du tun kannst, ist Blitze werfen und Krach machen! Dass sich Zeus noch nicht bei dir beschwert hat, weil du plagiierst wundert mich schon sehr! Und du…“, er sprach nun Loki direkt an. „… du hintergehst die Leute, wo du gehst und stehst! Deine Familie, deine Freunde und jene die dich blutend und dem Tode nahe aufgesammelt haben!“ Damit meinte er sich selbst, immerhin war er es gewesen, der Loki gerettet hatte, als dieser sich in den Tod gestürzt hatte und stattdessen in einem entfernten Winkel des Universums gelandet war. Dankbarkeit hatte er von ihm deshalb nie erfahren, sondern nur Enttäuschung. Das würde sich nun rächen!

„Das ist Vergangenheit!“, antwortete Loki kühl. „Wir werden dich aufhalten, Thanos! Mit allem was wir haben und selbst wenn es uns nicht gelingen sollte, das Schlimmste zu verhindern, sollte ich sterben, werde ich dich mitnehmen, das sei dir versichert!“

„Oh…“, spöttelte Thanos. „… du willst Rache für diese kleine Schlampe, oder?“

>Sprich nicht so von ihr!<, wetterte der innere Loki, während er nach außen hin eine unbewegte Miene zur Schau stellte.

„Die werde ich kriegen!“

Genug!“, rief Odin dazwischen und deutete mit seinem Speer Gungnir auf Thanos Kopf. „Du hast Yggdrasil schon viel zu lange bedroht…“, er wandte sich zu seinen Söhnen um. „…Bringt sie hier weg! Rhyador und ich werden das schon schaffen!“

Was mit sie gemeint war, ließ sich schnell erraten. Odin sprach von Asgards Essenz, die umgehend aus Thanos Wirkungsbereich fortgeschafft werden musste. Doch weder Thor noch Loki rührten einen Muskel. Natürlich wussten sie, dass es wichtig war, aber die Sorge um den Allvater überwog.

„Vater, bist du sicher?“, fragte Thor verunsichert und hatte Mjöllnir im Anschlag. Er würde für Odin in die Bresche springen, das war so klar wie der Sonnenaufgang am Morgen.

„Zweifelst du an der Stärke deines Vaters, Junge? Sieh zu, dass du…“, Thanos hatte die Geduld verloren und beschlossen, Odin nicht ausreden zu lassen. Kaum dass der König Asgards seinen Blick auf seine Söhne gewandt hatte, hatte der Chitauri mit seiner Waffe auf den Asenkönig gezielt und gefeuert. Einzig Rhyadors beherztem Eingreifen war es zu verdanken, dass Odin nicht von dem tödlichen, brennend heißen Geschoss aus reiner, konzentrierter Energie getroffen worden war. Der Krieger hatte sich ohne ein Wort auf seinen besten Freund und Herrscher gestürzt und diesen mit sich zu Boden gerissen, bevor einer von ihnen hätte getroffen werden können.

„Vater!“, riefen Loki und Thor zugleich aus, besorgt und in ihrer Vermutung bestätigt, dass sie Odin jetzt nicht allein lassen dürften. Der rappelte sich auf, klopfte sich den Staub von der Rüstung und attackierte Thanos nun selbst. Er stach mit dem Speer nach ihm, feuerte seinerseits einen brennenden Hitzestrahl ab und brachte den Chitaurikönig damit tatsächlich in arge Bedrängnis, weil dieser nicht mit einem solchen Ausfall des alten Königs gerechnet hatte.

„Verschwindet endlich!“, rief Odin seinen Söhnen über die Schulter zu.

„Aber…“, setzte Loki zum Widerspruch an, doch auch er konnte seinen Satz nicht beenden.

„Sofort, Loki!“, brüllte Rhyador unwirsch zurück. „Kümmert euch um die Essenz, ihr zwei Irren. Ich passe schon auf euren Vater auf!“, versicherte er.

Noch immer nicht beruhigt, aber ein wenig besänftigt, lenkten die beiden Prinzen ein. Wenn Rhyador sich an der Seite des Allvaters hielt war es sicherer, das stand fest. Sie warfen Odin einen letzten Blick zu, bevor sie sich abwandten und ins Innere der Höhle verschwanden.

„Warum glaubst du, wollte Thanos, dass wir ihm die Essenz holen? Hätte er das nicht selbst tun können?“, fragte Thor, als sie die in Stein gehauenen Gänge des Berges entlangeilten, die noch vor Bors Zeiten angelegt worden waren. Keine Fackeln säumten die Wände, hätte Loki keinen Zauber gewirkt, der ihn eine Art Lichtkugel in der Hand halten ließ. Eine davon hatte er seinem Bruder in die Hand gedrückt, der das Gebilde erst einmal verwundert gemustert hatte, bevor er schulterzuckend seinen Weg fortsetzte. Der Gang war so schmal, dass die Brüder nicht einmal nebeneinander hergehen konnten, sondern hintereinander im Gänsemarsch laufen mussten. Thor konnte die genervte Miene seines Bruders nicht sehen, ebenso wenig dass dieser die Augen verdrehte, dass er missbilligend mit der Zunge schnalzte hörte er aber sehr wohl.

„Was?!“

„Hast du eigentlich jedes Mal geschlafen, wenn wir früher die Geschichte Asgards durchgegangen waren?“, kam es von hinter ihm und Thor zog die Stirn in Falten. Was hatte das denn jetzt damit zu tun?

„Ja, wieso?“

„Ganz einfach…“, begann Loki im Tonfall eines Erwachsenen, der einem Kind das Grundlegendste der Grundlagen erklären wollte. „… weil nur jemand, der der Kraft unserer Essenz mehr als hundert Jahre ausgesetzt war –also lange genug hier gelebt hat- diese auch berühren kann, ohne ernsthaften Schaden zu nehmen! Mal abgesehen davon, dass Thanos die alte Sprache nicht kann, die man braucht um die Tür zu öffnen!“

„Aber die hat er doch gesprengt!“

Wieder schnaubte Loki genervt. Eigentlich war sein Bruder ja gar nicht so ungebildet, es gab Dinge, die er ihm selbst voraushatte. Aber in einigen Aspekten, wie der alten Geschichte oder der Magie stand er dermaßen auf dem Schlauch…

„Glaubst du denn, unsere…also deine Ahnen wären so dumm gewesen, bloß eine Pforte zum Verschluss der Essenz zu errichten?!“

„Jetzt, wo du es erwähnst…“, lenkte Thor ein und nickte. „Aber du kannst die Worte der Alten besser als ich, Loki. Du wirst sie sprechen müssen…“

„Wenn das deine einzige Sorge ist!“, meinte Loki und zuckte mit den Schultern. Der Gang, den sie entlanggingen, war während sie sich gekabbelt hatten immer weiter abgefallen. Sie waren bestimmt schon im Herzen der Berge. Durch die Lichtkugeln, die Loki heraufbeschworen hatte, bekam die Umgebung einen leicht blauen Schimmer, selbst Thor wirkte blass. Schließlich, es kam den Brüdern wie nach Stunden vor, wurde der Weg immer breiter, sodass sie nebeneinander gehen konnten. Letztendlich standen sie in einem Gewölbe, das so breit war, dass zwei Schiffe der asischen Luftflotte dorthin gepasst hätten. Vor sich sahen sie eine Tür, doppelt so hoch wie Thor groß war, mit ähnlich verschlungenen Mustern wie jene, die Thanos gesprengt hatte. Der ältere der beiden wandte sich mit hilfesuchender Miene an Loki.

„Du sagtest, man brauche Worte in unserer alten Sprache. Also…“, er deutete auf die Tür, doch Loki hob schweigend die Hand, damit Thor verstummte. Ohne ein Wort ging der Magier auf die Tür zu, zwischen den Brauen eine Falte und eine Miene auf dem Gesicht als konzentrierte er sich stark. Seine Augen wanderten über die Pforte und deren Muster, in denen sich die Worte versteckten, die gesprochen werden mussten.

„Wie es aussieht, fällt die Ehre doch dir zu, lieber Bruder!“, spottete Loki und zeigte auf eines der Muster.

„Warum?“

„Weil es doch nicht so ganz einfach ist, wie ich gedacht habe. Es stimmt schon, es reicht eine lange Zeit in Asgard gelebt zu haben um die Essenz zu berühren, aber… um sie dort rauszuholen muss man auch von asischen Blut sein. Was ich nun mal nicht bin!“, dabei verzog er leicht schmerzlich das Gesicht, was Thor nicht entging.

„Stört es dich immer noch, dass du adoptiert bist?“

„Das hat doch jetzt ganz sicher nicht Priorität, Thor!“, fuhr Loki ihn an, doch Thors Miene besänftigte ihn etwas. „Ja, ein wenig… Es ist nicht so, dass es mich noch zornig macht, wie früher… bloß traurig!“

Thor schürzte die Lippen und streckte seine Hand noch Loki aus. Auf dessen fragenden Blick hin, meinte er knapp.

„Dein Dolch!“

„Öffne erst die Tür! Das ist wichtiger!“

Nun war es an Thor, genervt zu schnauben und die Augen zu verdrehen –ein selten gesehener Anblick für Loki- doch der Erstgeborene Sohn Odins lenkte ein. Der Donnergott holte tief Luft und betrachtete die Muster auf der Tür. Wie von selbst kamen ihm wieder die Worte der Sprache in den Sinn, die man vor vielen Jahrhunderten noch in Asgard gesprochen hatte, es aber heute nur noch selten tat. Als er das Gelesene schließlich sprach, war er als hätte Thor nie eine andere Sprache gesprochen. Die rauen Worte ließen die Stimme eines jeden tiefer und dunkler klingen, der sie benutzte, so auch die Thors. Bei ihm klang es, als würde der Donner selbst von seinen Lippen kommen. Loki glaubte später, es hätte nicht viel gefehlt und der Boden hätte gebebt. Das tat er aber tatsächlich erst, nachdem Thor fertig war, die Worte zu lesen. Ein lautes Knirschen tönte durch das unterirdische Gewölbe, als die Tür wie von unsichtbaren Riesen aufgedrückt, sich von selbst öffnete. Aus dem Inneren des Raumes dahinter strahlte den Brüdern ein goldenes Licht entgegen, doch es war noch nichts Genaueres zu erkennen. Loki war schon drauf und dran, hinein zu gehen, aber Thors ausgestreckter Arm hielt ihn zurück.

„Dein Dolch!“, sagte er erneut, diesmal nachdrücklicher und mit einem mürrischen Gesichtsausdruck gab Loki seinem Bruder schließlich die erst vor Kurzem erhaltene Klingenwaffe aus elfischen Stahl.

„Was willst du denn damit, Dolche waren nie deine Art von Waffe und… was machst du da?“, fragte Loki, beinahe schon bestürzt, als er sah was Thor damit machte: Er schnitt sich in die Handfläche.

„Wenn es dich so stört, dass wir beide nicht dasselbe Blut haben, mein Kleiner…“, so hatte er Loki seit Jahren nicht genannt! „…dann ist es an der Zeit das zu ändern!“

„Aber wie…“, Loki kam nicht dazu, die Frage zu stellen. Ohne Vorwarnung hatte Thor auch dessen Hand genommen und dort einen kleinen Schnitt auf der Handfläche platzierte.

„Thor?!“, hakte Loki leicht alarmiert nach, als so langsam zu ihm durchsickerte, was der blonde Donnergott vorhatte. „Bist du sicher? Du weißt nicht, was das für Folgen hat!“

Jede Bedenken über Bord werfend, nahm Thor die Hand seines Bruders in die seine und legte seine unverletzte darüber.

„Die Folge ist, dass wir Brüder sind! Vom gleichen Blute! Niemand wird es jemals wieder wagen, das in Frage zu stellen!“

„Aber…“

„Halt endlich die Klappe, Loki!“, meinte Thor und nickte auffordernd auf Lokis linke Hand. Erst wenn er diese darüber platzierte, konnte dieses kleine Ritual beendet werden. Loki sah sich bar jedes weiteren Arguments, das dagegen sprechen könnte und gab nach. Er legte seine andere Hand auf die von Thor und sah seinen Gegenüber an.

Bruder im Blute!“, sagten sie beide wie aus einem Mund und ein warmes Prickeln durchrann die beiden, als sich die Wunden auf ihren Handflächen schlossen, nachdem das Blut des jeweils anderen aufgenommen worden war. Es würde für immer eine Narbe auf den Handflächen bleiben, als Zeichen für den Schwur, den sie gerade geleistet hatte. Eine goldenen zierte Lokis Hand, eine silberne die von Thor.

„Okay…“, meinte Loki  schließlich nachdem sie ihre Hände wieder gelöst hatten und nickte in Richtung der Tür. „Jetzt sollten wir uns um das da kümmern, sonst kriegen wir mehr Probleme, als nötig!“

 

 

 

 

Während Thor und Loki noch den Gang in die Tiefen des Berges entlangeilten, sah sich Odin mit einem großen Problem konfrontiert: seiner eigenen Erschöpfung.

Thanos hatte damit weiter gemacht, ihn zu attackieren, kaum dass Thor und Loki in der Dunkelheit verschwunden waren. Mit der Zeit wurde den beiden Asen klar, dass Thanos, obwohl er sich all die Jahre schon zurückgelehnt und andere die Drecksarbeit hatte machen lassen, immer noch ein sehr fähiger Kämpfer war, den man nicht unterschätzen sollte. Nicht nur die gebündelte Energie,  mit der er sie angriff war gefährlich, auch er selbst konnte bösartigen Schaden anrichten. Er besaß eine nahezu unermessliche Stärke, wie die beiden Krieger feststellen mussten, nachdem ihr Wiedersacher sie mit einem ziemlich schweren Felsbrocken hatte bewerfen wollen. Einzig den noch recht guten Reflexen der beiden Asen war es zu verdanken, dass sie nicht zermalmt worden waren. Wären Odin und Rhyador einfache Menschen gewesen und keine Krieger Asgards, sie wären Thanos wohl hoffnungslos unterlegen gewesen. Nicht nur wegen seiner Stärke, auch schien er um einiges schneller zu sein, als ein durchschnittlicher Kämpfer. Die Dinge, mit denen er nach den beiden schlug schienen ihm regelrecht zuzufliegen, Rhyador hatte den dunklen Verdacht, dass Thanos im Stande war, Dinge zu sich zu rufen, wie ein Magier. Außerdem waren da noch Thanos Gefolgsleute, die die beiden Asen auch attackierten. Den Magier hatten sie allerdings schon getötet und auch die Einherjer an ihrer Seite kämpften tapfer, aber es wurde eben zunehmend anstrengend.

„Habt ihr alten Säcke endlich genug!“, machte sich Thanos wieder einmal über seine Gegner lustig, doch dabei biss er bei Odin und dessen Waffenbruder auf Granit.

„Als ob du viel jünger wärst!“, giftete Rhyador zurück und schlug mit seinem Schwert nach Thanos, direkt auf die empfindliche Stelle zwischen Schulter und Hals, wo die meisten Rüstungen schwach waren. Der Angriff wurde aber durch einen schnell hochgerissenen Arm abgeblockt und die Klinge des Schwertes glitt an der metallenen Armschiene ab, als wäre sie auf Felsen geprallt. Aus welchem Material die Rüstung wohl war?

„Jedenfalls bin ich besser in Form als ihr!“, rief Thanos zurück und schlug mit seiner Faust auf den Boden, was diesen erbeben ließ. Odin geriet ins Straucheln, gerade als er mit seinem Speer auf Thanos Auge gezielt hatte. Er stolperte und fiel unsanft auf die Seite. Was war der Boden auch so hart.

„Seht ihr, das meine ich!“, lachte ihn Thanos aus und baute sich vor dem Hingefallenen auf. „Ihr seid zu schwach, um euch selbst zu beschützen! Wie wollt Ihr da die Welten Yggdrasils beschützen? Macht es Euch und mir nicht so schwer und krepiert endlich!“ Während er das sagte, sammelte sich eine Menge konzentrierter Energie in seiner rechten Hand und mit einem süffisanten Grinsen sah er auf Odin herab…

„Irgendwelche letzten Worte?“

Eine Klinge fuhr von hinten durch Thanos Schulter, der mit einer verzerrten Mischung aus Wut und Schmerz laut aufschrie. Er wirbelte herum, nachdem das Schwert aus seinem Körper gezogen wurde und sah sich mit einem vor Zorn zitternden Rhyador konfrontiert. Dieser hob die blutige Klinge neben sein Gesicht.

„Niemand greift meinen König an, wenn dieser am Boden liegt! Nicht wenn ich es verhindern kann…“

„So so, du willst es also verhindern? Na dann leg los!“, forderte Thanos ihn halbherzig auf, nachdem er den ersten Schock darüber überwunden hatte, dass es jemanden tatsächlich gelungen war ihn zu verletzen!

„Wie du willst, du elende Kreatur!“, rief Odins Berater wütend aus und begann sogleich den Drahtzieher hinter all dem Unglück, das die Bewohner des Weltenbaumes hatten durchmachen müssen, anzugreifen. Natürlich war Thanos ihnen noch immer überlegen was seine Fähigkeiten anging, aber Rhyador war um einiges wütender und das verlieh ihm Kräfte, die sein eigentliches Potential bei weitem überstiegen. Während sich sein bester Freund einen erbitterten Zweikampf mit Thanos lieferte, rappelte Odin sich langsam wieder auf und widmete sich mit Kampfeswut einem Nachtfackelkrieger, den man einfach nur mit dem Wort „kolossal“ beschreiben konnte, so groß war er. Immer wieder stach er mit seinem Speer nach ihm oder teilte einen Hieb mit der scharfen Seite der Speerspitze aus und das mit einem Tempo bei dem einem schlecht werden konnte.

Odin hatte die Nase gestrichen voll!

Er hatte genug vom ewigen Krieg mit diesen Eindringling, der sich für ach so toll hielt, genug davon, dass Völker bedroht wurden, die einfach nur in Frieden leben wollten und auch genug davon, dass seine Liebsten in ständiger Gefahr lebten! Mit dieser Wut im Bauch ging er auch den Nachtfackelkämpfer los und dieser fand sich nach kurzer Zeit mit aufgeschlitzter Bauchdecke auf dem Boden kniend wieder, während die Spitze von Odins Waffe  auf seine Kehle zielte.

„Eigentlich haben Wesen wie du keinen schnellen Tod verdient! Ich sollte die ausbluten lassen als Strafe für all das Leid, dass den Völkern dieser Welten dank euch wiederfahren ist…“, knurrte Odin den besiegten Gegner an. „… aber ich bin nicht wie ihr! Ich habe kein Vergnügen an gequälten Seelen und Leid! Du hast mir einen guten Kampf geliefert! Geh in Frieden und mögen deine Ahnen dir deine Sünden vergeben!“

Das war das letzte, was der Nachtfackelkrieger hörte, bevor er einen stechenden Schmerz unter dem Kinn spürte und ihm die Sinne für immer schwanden.

Odin blieb aber nicht viel Zeit um sich über seinen Sieg zu freuen, denn eine kalte, große Hand legte sich von hinten um seinen Hals. Der mächtige Allvater wurde in die Luft gehoben, als hätte er das Gewicht eines Kleinkindes und sein Speer fortgeschleudert. Er war hilflos!

„Schöne Ansprache, mein Guter!“, hörte er Thanos. Er war es, der Odin von hinten gepackt hatte. Ein Seitenblick zeigte dem König, dass sein Berater bewusstlos –besiegt aber nicht getötet- im Staub lag, eine Platzwunde am Kopf aber sonst keine sichtbaren Wunden.

In diesem Moment tauchten Thor und Loki wieder im Höhleneingang auf, von Asgards Essenz war nichts zu sehen, doch dass sie sie bei sich trugen war unverkennbar. Die Schwingung von Macht, die von jeder Essenz des Weltenbaumes ausging, führten sie bei sich, also musste  sie bei den Brüdern sein.

„Sieh mal gerade rechtzeitig… dein Publikum, Allvater! Sag mir Odin,… hast du  denn Frieden mit dir gemacht, oder gibt es etwas, was die Ahnen dir vergeben sollten?“

Als der Sinn dieser Aussage vollends zu Odin durchdrang, schien kein Blut mehr in seinen Adern zu fließen, sondern Eis und es war eine zusätzliche Beleidigung für ihn, dass Thanos ausgerechnet jetzt zur vertraulichen Anrede überging. Ja, er war ein tapferer Krieger, ein mächtiger König und der Allvater der neun Welten! Eben darum war es für ihn so eine Qual, so hilflos seinem Schicksal zu begegnen und das ausgerechnet vor den Augen seiner Söhne!

Der Blick Odins fand den seiner Jungs, die in diesem Moment wie erstarrt vor dem Eingang zum Gewölbe standen und die nichts tun konnten, um ihm zu helfen. Sicher, sie hätten Thanos angreifen können, doch dieser hielt Odin wie einen Schutzschild vor sich und er hatte noch einen Krieger an seiner Seite…was sie auch tun würden, der Allvater würde den Schaden nehmen.

„Vater…“, Loki sagte es so leise, Thor ahnte es mehr als dass er hörte wie sein Bruder dieses Wort aussprach. Er suchte den Blick Lokis und sah darin dasselbe, was auch er fühlte: Wut, Hilfslosigkeit und den verzweifelten Wunsch etwas zu unternehmen um Odin zu retten. Thanos schien auch zu ahnen was in den Brüdern vorging…

„Oh, die Sache ist eigentlich ganz simpel!“, meinte er mit einem Tonfall als Rede er vom Gärtnern. „Ihr gebt mir die Essenz und ihr sterbt …schnell und schmerzlos! Ihr gebt sie mir nicht und sterbt… langsam und qualvoll! Also, welcher Tod darf es sein?“

Die Brüder schwiegen noch immer. Sie blickten zu ihrem Vater als könne er ihnen selbst in dieser Situation einen Rat geben, aber kein Wort kam über des Allvaters Lippen. Sein Blick sagte aber: „Gebt nicht nach!“

Was sollten sie bloß tun?



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