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Lonely Star

[ Reiji x Aine ]
von

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Solitude

Obwohl nun schon einige Jahre vergangen waren, seitdem dieser ‚Unfall‘ mit Aine passiert war und die ganze Welt glaubte, er sei einfach nur verschwunden, um sich von der Musik- und Medienwelt zu distanzieren, gab es immer noch jemanden, der ihm hinterhertrauerte.

Der Professor und Ai wussten, dass Aine zwar im Koma lag, aber zumindest noch lebte. Sein engerer Bekanntenkreis, sowie seine Familie, die nur noch aus seinem Onkel bestand, waren über das, was wirklich passiert war, in Kenntnis gesetzt worden. Der Rest wurde in dem Glauben gelassen, er sei gestorben. Nicht einmal Reiji hatten sie mitgeteilt, dass es vielleicht doch noch eine Chance gab, dass Aine ‚zurückkehren‘ konnte. Sie fürchteten, dass es für Reiji wohl zu viel sein würde, mit so etwas umzugehen. Um eine Enttäuschung bei ihm zu vermeiden, sollte Aine nicht mehr aufwachen, blieb es geheim.

Nachdem Reiji Aines verzweifelten Anrufe damals nicht angenommen und schließlich nur noch eine Nachricht von ihm bekommen hatte, dass er es in der Welt der Idole nicht länger aushielt und ihm der ganze Stress zu viel wurde, war klar, was passiert war. Zudem hatte Aine das Meer erwähnt, an welchem er so gern gewesen war. Der einzige Ort, an dem er sich noch frei hatte fühlen können.

An die Öffentlichkeit drang davon nichts. Sein Onkel hatte nur ein kurzes Statement dazu abgegeben, ohne im Geringsten zu erwähnen, dass es Aine nicht mehr gab. Vielleicht aus Sorge um die Fans, vielleicht aber auch nur, um die Medien weiterhin auf Trab zu halten. Dies funktionierte nun schon fast acht Jahre lang und sie glaubten es noch immer … oder wollten es glauben.

Reiji gab sich jahrelang die Schuld an Aines Tod, obwohl dessen Onkel ihm oft gesagt hatte, er wäre es nicht. Vielleicht hätte er ihn retten können, wenn er einfach nur an sein verdammtes Handy gegangen wäre. Doch im Gegensatz zu Aine, war Reiji kein Naturtalent. Er hatte schon als Kind damit angefangen, bis zur Erschöpfung zu arbeiten, damit er es später zu etwas bringen konnte. Zu jener tragischen Zeit hatte er bei seinem Debut alle Hände voll zu tun, sodass er sich auf nichts anderes hatte konzentrieren können. Er war so auf sein Ziel fokussiert gewesen, dass er selbst seinen besten Freund und dessen Zustand aus den Augen verloren hatte. Etwas, das unter normalen Umständen vollkommen untypisch für Reiji gewesen wäre.

Obwohl Reiji jeden Tag aufs Neue den Glücklichen mimte und versuchte, alle bei guter Laune zu halten, war dieses Verhalten nicht mehr als eine bröckelnde Maske, hinter der er sich zu verstecken versuchte. Hinter ihr verbarg er seine Einsamkeit, die Trauer und Vorwürfe, die er sich machte, vor jedem, der ihm zu nah kam. Niemand durchleuchtete die Wahrheit, was gut war, doch es kostete ihn viel Mühe, diesen Schein aufrechtzuerhalten.

Die ganzen Gefühle, die er tagsüber überspielte, konnte er nur an einem Ort freien Lauf lassen. An dem, an welchem er Aine verloren hatte. Er konnte nicht oft an das Meer fahren, an dem er oft Zeit mit Aine verbracht hatte. Aber wenn er es einmal schaffte, dann stand er einfach nur mit den Füßen im Wasser und blickte auf die dunkle Fläche, die sich weit und schier endlos vor ihm erstreckte.

Meist war es Abend, wenn er hierherkam. Kaum eine Menschenseele war dann noch an diesem Ort anzutreffen. Der Wind wehte überwiegend so stark, dass es schwer war, dagegen anzukommen. Ringsherum gab es Klippen, welche Aine wohl genutzt haben musste, um sich in den dunklen Tod zu stürzen.

Immer wieder hielt sich Reiji vor Augen, wie es wohl passiert sein musste. Er fragte sich, was Aines letzte Gedanken gewesen waren und was er ihm am Telefon wirklich hatte sagen wollen. Wollte er Hilfe? Wollte er sich nur persönlich von ihm verabschieden? Warum ausgerechnet er? Hatte Kei ihm nicht näher gestanden? Reiji hatte immer das Gefühl, dass er mehr für den gemeinsamen Freund übrig hatte als Freundschaft. Damit war er dann wohl nicht allein.

Reiji hatte es ihm nie gesagt, aus Angst um ihre Freundschaft und angehende Karriere, sowie aus Respekt vor dem Verbot von Liebe an der Schule, doch er hatte stets mehr für ihn empfunden. Heute bereute er, es nicht getan zu haben. Aine würde es nun nie mehr erfahren und seine wahren Gefühle für ihn würden für immer unter Verschluss bleiben.

Natürlich hatte er in den vergangenen Jahren versucht, Beziehungen zu führen – heimlich, mit irgendwelchen Mädchen und auch Männer waren darunter gewesen – aber er konnte keine tiefere Bindung mit ihnen eingehen. Als er schließlich auf den Rest von Quartet Night getroffen war und sich der Gruppe angeschlossen hatte, versiegelte er den Gedanken auf Beziehungen komplett Dank ihnen hatte er zurück zu einem Sinn gefunden, mit der Musik weiterzumachen. Aus ihr schöpfte er die Kraft, um für Aine weiterzuleben. Das, was er nicht mehr selbst erleben konnte, obwohl Aine die Musik über alles geliebt hatte, wollte Reiji ihm zukommen lassen. Auf dass seine Stimme ihn erreicht, wo auch immer er gerade war.

Reiji tat das meiste nur noch für Aine und als er Ai das erste Mal traf, blieb ihm fast das Herz stehen, bis er erfuhr, wer er in Wirklichkeit war. Nichts, was er der Öffentlichkeit mitteilen durfte und womöglich nur Quartet Night alleine wusste. Ein Roboter, der nach dem Bild von Aine geschaffen wurde und irgendwie dessen Platz einnehmen sollte. Es klang grausam, allerdings hatte Ai wenig von seinem besten Freund, weshalb er schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr daran dachte, dass sie eigentlich dieselbe Person sein sollten. Ai entwickelte sich in eine ganz andere Richtung, entwickelte eigene Gefühle und nachdem dieser sogar mit Kei gesprochen hatte, welcher noch lange nach Reiji, in Ai nach Aine gesucht hatte, war für Reiji klar, dass Ai eine eigenständig existierende Person war. Er hatte mehr von einem Mensch, als von einem Roboter. Im Grunde sah Reiji sogar einen Freund in Ai, auch wenn das wahrscheinlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Obwohl Ai wohl mehr Kontakt mit Ranmaru und Camus pflegte, als mit Reiji, hielten sie als Band gut zusammen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Quartet Night, gab es dann aber endlich den Zuspruch von allen Mitgliedern, um weiter als Band zu agieren. Nichts, was Reiji jetzt noch gegen irgendetwas eintauschen würde.
 

„Ne, Aine? Ich weiß, dass es nichts bringt, aber vielleicht erreicht es dich irgendwann“, flüsterte Reiji leise gegen den Wind. Es war wieder spät am Abend, niemand war neben ihm hier. Heute stand er ein wenig tiefer im Wasser, hatte seine Hose nach oben gekrempelt, damit sie nicht nass wurde.

„Die Arbeit mit Quartet Night ist anstrengend, aber ich liebe sie. Trotzdem hab‘ ich es endlich geschafft, das Lied fertigzustellen, was ich vor acht Jahren für dich angefangen habe.“

Er ließ eine Pause folgen, in der seine letzten Worte wirken konnten. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, als die Gefühle sein Herz erreichten.

„Ich hab‘ nie die richtigen Worte gefunden …“, murmelte er weiter, stoppte jedoch, als er plötzlich etwas Nasses an seiner Wange spürte. Ganz unbemerkt hatten sich ein paar Tränen über sein Gesicht geschlichen. Sein Lächeln erstarb.

„Ich werde dich nie vergessen, es ist so einsam ohne dich … Aber dieses Lied macht es mir endlich möglich, mich komplett von dir zu verabschieden. … In einer Woche, wird es zum ersten Mal gespielt.“

In den letzten Jahren war es nicht oft vorgekommen, dass Reiji geweint hatte. Doch heute war ein besonderer Tag. Er gestattete sich, nur heute seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

„Heute vor acht Jahren …“

Dies würde voraussichtlich das letzte Mal sein, dass er hierherkam, um in der Vergangenheit zu leben. Für ihn war es an der Zeit, nach vorn zu blicken. Quartet Night würde bald auf Welttournee gehen, da blieb kein Platz für solch nachhängende Sentimentalitäten. Wenn er nicht lernte, loszulassen, würde er den anderen nur ein Klotz am Bein sein.

Er wollte Aine nicht vergessen, und das würde er nie. Jedoch konnte er auch, wie jeder normale Mensch um ihn trauern, ohne sich weiter von ihr beherrschen zu lassen. …



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