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Tessaiga no sentaku

"Tessaigas Wahl"
von

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Nachtlager

Ehe sie so recht nachdachte, sprang Kagome auf.

„Shouta! Sobald das Vieh nicht mehr guckt, rennst du aus dem Dorf und versteckst dich. Haben wir uns verstanden?“, rief sie noch und ohne auf eine Zustimmung des Jungen zu warten, lief sie los. Dieser Oni wollte also die Kinder haben? Nicht mit ihr. Garantiert nicht.
 

Aus dem Augenwinkel erkannte sie auf einmal etwas zu Füßen des Oni liegen.

Sie riskierte einen kurzen Blick und erkannte die reglose Gestalt eines jungen Mannes, anscheinend eines Jägers, denn er trug eine Waffe. Und diese Waffe… war ein Bogen!

Unwillkürlich änderte Kagome die Richtung.
 

„Nicht! Tun Sie das nicht!“, hörte sie mehrere Stimmen rufen, die anscheinend gesehen hatten, wohin die seltsam gekleidete Frau lief.
 

Aber sie hörte nicht hin.

Dieser Bogen war ihre einzige Chance. Sonst würde nicht nur das Dorf, sondern auch sie daran glauben müssen.
 

Es gelang ihr, sich dem Oni zu nähern, doch dann blieb ihr Fuß in einer Kuhle im Boden hängen und sie stürzte. Sie konnte sich herumrollen, aber nun befand sie sich genau unter dem Oni – und er hatte sie bemerkt.
 

Schon hob er einen Arm zum Zuschlagen, da ertastete Kagome durch Zufall einen der Pfeile, die verstreut worden waren, als der Jäger stürzte.

Ohne lange nachzudenken, griff sie danach, ballte die Finger zur Faust und stieß die Pfeilspitze in den Arm des Oni, um Haaresbreite bevor er sie erwischen konnte. Der Pfeil pulsierte, kurz war ein weißvioletter Blitz zu sehen – dann hatte das Vieh einen Arm weniger.
 

Den Moment der Verwirrung nutzte Kagome, sich über die Schulter abzurollen, Bogen und Pfeilköcher von der Schulter des leblosen Jägers zu zerren und sich hinzuhocken. Krampfhaft schaltete sie auf taub, was die immer panischeren Schreie um sie herum anging und legte einen Pfeil an.

Ihr blieb keine große Zeit zum Zielen, aber sie hatte Glück. In gleißendes Licht getaucht zischte der Pfeil los – und bohrte sich in den Bauch des Oni.
 

Ein infernalisches Brüllen war zu hören, das Wesen bäumte sich auf, sein Drachenschwanz zischte durch die Luft – und traf Kagome in der Seite, sodass sie beiseite geschleudert wurde.

Ein Schmerzensschrei entkam ihr, als sie gegen eine Hausecke prallte und zusammensank. Dann ein Lichtblitz und um den Oni herum entstand etwas wie eine hellrosane Flamme, die ihn einfach auflöste.
 

Von einem auf den anderen Moment war Ruhe.

Kagome kniff schmerzvoll die Augen zusammen, als sie sich ins Sitzen stemmte. „Das hat länger gedauert, als gedacht…“, murmelte sie vor sich hin und presste die Lippen zusammen, als es ihr nicht gelang, auf die Beine zu kommen. Die Prellungen, die sie sich da zugezogen hatte, waren nicht von schlechten Eltern.
 

Da spürte sie plötzlich Hände an den Oberarmen, jemand hockte sich an ihre Seite um ihr zu helfen. Es war Shoutas Vater. „Ihr weiß nicht, wie Ihr das gemacht habt, aber Ihr habt meinen Sohn gerettet. Herzlichen Dank dafür!“, sprach er, während er sie wie selbstverständlich beim Aufstehen stützte.

Im nächsten Moment war auch Shouta an ihrer Seite, der es ganz offensichtlich nicht einmal bis außerhalb des Dorfes geschafft hatte. „Tut’s sehr weh?“, fragte er ängstlich.
 

Trotz zusammengebissener Zähne schüttelte Kagome den Kopf. „Das geht schon, Kleiner. Ich bin Schlimmeres gewohnt.“

War sie das wirklich?

Seit sie das letzte Mal so heftig verwundet worden war, war einige Zeit vergangen. Sie fühlte sich vollkommen zerschlagen. Erst die seelische Qual der letzten Tage, dann der Kampf gegen Yukio und jetzt das hier. Wo sollte das bloß noch alles hinführen?
 

Vorerst in die Hütte von Shoutas Familie, das erkannte sie sofort.

Im Inneren kniete eine Frau an der Feuerstelle, ihre zerrupften Haare und der Riss, der sich am Ärmel ihres Kimono zeigte, zeugten davon, was hier im Dorf eben noch losgewesen war. Kagome sah kurz zum Dach der Hütte auf. Offenbar war es heile geblieben. Damit befand es sich nicht gerade in reicher Gesellschaft, aber Häuser konnte man wieder aufbauen, auch im Mittelalter. Hauptsache, die Menschen hatten den Angriff überlebt.

Sie spürte einen gewissen Stolz, als sie daran dachte, dass sie daran einen nicht geringen Anteil hatte. Offenbar hatte es nur den Jäger erwischt, der dem Oni zuerst in die Quere gekommen war.

Neben der Frau, die eben versuchte, das erloschene Feuer wieder in Gang zu kriegen, saß ein vielleicht dreijähriges Mädchen, die verheulten Augen zeugten davon, welche Angst es ausgestanden haben musste.
 

Kagome lächelte es etwas mitleidig an und zaghaft lächelte die Kleine zurück.

Sicher ist das Shoutas Schwester. Und dann wird die Frau seine Mutter sein…, dachte Kagome bei sich, sagte aber nichts, als Shoutas Vater sie zu einem Futon begleitete, der an der Hüttenwand lag und sich dann seiner Frau zuwandte.

„Sie hat deinen Sohn gerettet. Sie ist unser Gast“, informierte er die Frau schlicht, ehe er sich wieder der Tür zuwandte. „Ich gehe aufräumen helfen“, fügte er dann noch hinzu. Im nächsten Moment war er nach draußen verschwunden.
 

Jetzt sah auch die Frau auf und Kagome erkannte ihr feingeschnittenes, durchaus hübsches Gesicht, wie geschaffen für ein Lächeln. Aber die Frau blickte ernst, wenn auch nicht unfreundlich drein. „Dann werdet Ihr heute bei uns schlafen. Kann ich Euch etwas zu essen anbieten?“
 

Kagome sah die Schüsseln, auf die die Handbewegung der Frau gezeigt hatte, sah, wie wenig diese gefüllt waren. Weder die Familie noch das Dorf schienen sonderlich reich begütert. Aber es wäre ein Frevel gewesen, die Gastfreundschaft abzulehnen, das war ihr klar. Also nickte sie leicht.
 

Sofort kam die Frau, wenn auch etwas mühsam, auf die Beine. Man sah ihr an, dass die Familie bald ein drittes Kind ihr Eigen nennen würde, denn der einfache Kimono spannte über ihrem Leib, aber sie griff nach einer der Schüsseln und brachte sie Kagome.
 

Die schloss die Hände um das einfache Material. Der Inhalt war eine Art Brei, Hirse anscheinend. Für Reis reichte es vermutlich nicht.

Mit einem dankbaren Lächeln, aber doch etwas schlechtem Gewissen begann sie zu essen. Erst als der Brei ihre Zunge berührte, merkte Kagome, wie hungrig sie eigentlich war. Kein Wunder. Seit zwei Tagen hatte sie außer ein paar mickrigen Beeren und ein bisschen Wasser nichts zu sich genommen.

Als sie die Schale schließlich absetzte, blickte sie sich in der kleinen Hütte um. „Wo kann ich hier schlafen?“, wollte sie vorsichtig wissen.
 

Die Frau, die noch immer neben ihr kniete, sah sie an. „Hier. Legt Euch einfach hin. Shouta kann diese Nacht bei seiner Schwester schlafen“, beeilte sie sich zu sagen.

Also war dieser Futon hier eigentlich Shoutas.

Etwas zögerlich streckte Kagome sich darauf aus. Es behagte ihr nicht, der ärmlichen Familie wegzunehmen, was sie sowieso kaum besaßen, aber es auszuschlagen wäre auch nicht besser gewesen.
 

Shouta verzog sich derweil auf einen Blick seiner Mutter hin auf die andere Seite des Raumes, wo offenbar seine Schwester schlief.

Doch kaum lag er dort, überlegte er es sich noch einmal anders und kehrte zurück. „Tausend Dank!“, sagte er etwas verlegen.
 

Kagome lächelte ihn an. „Kein Problem, Shouta“, antwortete sie bloß, ehe sie sich vollends ausstreckte und augenblicklich eingeschlafen war.
 

*
 

Als sie am Morgen aufwachte, tat ihr alles weh. Eigentlich kein Wunder, nach dem Kampf am vergangenen Abend, aber sie war so etwas einfach nicht mehr gewöhnt.
 

Als sie den Kopf hob, fand sie die Hütte beinahe leer vor. Nur das kleine Mädchen, Shoutas Schwester, saß neben der erloschenen Feuerstelle und spielte mit einer kleinen Puppe, die offenbar aus Lumpen zusammengenäht worden war.

„Schönen, guten Morgen, Kleine“, sagte Kagome leise, worauf das Mädchen sofort aufblickte.
 

Sie sagte nichts, aber während die eine Hand sich an das Ärmchen der Puppe klammerte, zeigte sie jetzt mit der anderen Hand auf etwas neben Kagomes Gastlager.
 

Kagome folgte der Geste mit den Augen und erkannte etwas stoffenes. Ein Kimono? Daran haben sie gedacht? Sie schüttelte leicht den Kopf.

„Für mich?“, vergewisserte sie sich bei dem Mädchen, worauf dieses heftig nickte.
 

Noch immer sagte es kein Wort. War es nur schüchtern oder etwa stumm?
 

Kagome nahm sich nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, weil ihr in diesem Moment wieder eingefallen war, dass Sesshômaru auf sie wartete. Und wer wusste schon, was der Kerl unter ‚Morgen‘ verstand.

Also knöpfte sie ihre Strickjacke auf und beeilte sich, sich umzukleiden, ehe vielleicht noch jemand hereinkam, der sie besser nicht ohne Kleidung sah.

Der Kimono erwies sich als gar nicht einmal so schlecht, nur in den Schultern war er etwas eng, aber es ließ sich tragen. Der blassorangene Stoff war schlicht und etwas grob, an den Ärmelsäumen waren weiße Blüten aufgestickt.

Wahrscheinlich ist das ihr bestes Stück…, dachte Kagome etwas düster und wieder meldete sich Schuldgefühl, aber was sollte sie machen.

Und immerhin… sie hatte ja auch etwas dafür getan. Auch wenn sich das nicht direkt aufwiegen ließ, aber wenigstens ließ sie sich nicht gänzlich ohne Gegenleistung hier durchfüttern.

An der Stelle, wo eben noch der Kimono gelegen hatte, erkannte sie jetzt auch den Bogen von gestern, der Köcher war mit neuen Pfeilen bestückt worden. Wollen sie mir den etwa auch schenken? Es sah ganz so aus.

Mit einem leichten Kopfschütteln griff Kagome danach, hängte sich beides über die Schulter und sah dann zu dem kleinen Mädchen. „Sage deinen Eltern Dank für die Gastfreundschaft. Ich mache mich auf den Weg. Meine Begleiter warten auf mich“, sagte sie freundlich, ehe sie das Haus verließ.
 

Auf dem Weg durch das Dorf folgten ihr einige Blicke, aber niemand sprach sie an und so erklomm Kagome wenig später den Hang auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfes.

Auf der Kuppe blieb sie stehen, sah sich um. Sie brauchte nicht lange, um Sesshômaru zu erkennen.
 

Er saß unter einem nahen Baum, den Rücken an den Stamm gelehnt, ein Bein ausgestreckt, das andere aufgestellt, hielt die Augen geschlossen. Wüsste sie es nicht besser, Kagome hätte geglaubt, er schliefe.

Aber sie wusste, dass er sie längst bemerkt hatte.
 

Nicht weit entfernt graste friedlich der Reitdrache und Jaken patrouillierte um AhUhn herum und murmelte irgendetwas vor sich hin.

Daran, dass er immer wieder mit seinem Kopfstab aufstampfte, konnte Kagome nur zu gut erkennen, dass er sauer war, aber das interessierte sie wenig. Wortlos schlug sie einen Bogen um den Krötendämon und trat an AhUhn heran, um ihre alte Kleidung in seiner Satteltasche zu verstauen.

Als sie wieder aufblickte, stand Sesshômaru nicht weit entfernt und sah sie an.

Kagome nickte nur. Sie ahnte, dass er wissen wollte, ob sie zum Aufbruch bereit war.
 

Tatsächlich schien Sesshômaru sich in diesem Moment in Bewegung setzen zu wollen, als er verharrte und den Kopf wandte.
 

Kagome runzelte etwas die Stirn. Was bitte hatte der InuYôkai entdeckt?
 

Sie bekam die Antwort sogleich, als der Weißhaarige aus dem Stand aufsprang, hinauf in die Krone des Baumes. Als er Sekunden später wieder auf den Boden kam, hielt er etwas in der Hand.
 

Kagome musste zweimal hinsehen, um in dem blutigen Fellball ein Tier zu erkennen, das er am Nackenfell gepackt hatte.

Doch dann blinzelte sie erschrocken und sah genauer hin.

Unter all dem Blut schimmerte cremefarbenes Fell hervor, aber auch schwarze Pfoten und schwarze Ohren, die nun zaghaft zuckten. Dann erkannte sie die fast geschlossenen, roten Augen. Entsetzen stieg in Kagome auf und schlug sich auch in ihrer Stimme nieder, als sie fassungslos ausstieß: „Kirara!?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh, oh... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  nicoleherbster
2015-10-13T18:27:08+00:00 13.10.2015 20:27
ohch wann gehts endlich weiter. hoffe du brichst die geschichte nicht ab. mag sie nämlich sehr


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