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The iciness of a King of Mirkwood

Die eiseskälte eines Königs aus Düsterwald
von

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The Gift - Das Geschenk

„Mein Herr Thranduil, er hat es wieder getan, die wunderschönen Blumen hat er aus dem Beet gerissen. Mein Herr, Sie sollten ihm endlich Grenzen setzen. Ich meine…verzeiht… das hätte ich nicht sagen sollen…er ist der Prinz… doch noch so jung…er weiß es nicht besser. Seid bitte nicht zu streng. Ich meine Legol-“

Ich hob meine Hand und bewegte sie knapp, damit die Wache verstand, dass ich nicht länger ihre Anwesenheit wünschte. So mit mir zu reden, er konnte froh sein, dass ich ihn fort schickte und nicht meine Laune an ihm aus ließ.

Dass es Wichtigeres gab, als solch Kleinigkeiten, sollte selbst einer einfachen Wache klar sein.

So nickte die Wache nur, verbeugte sich knapp und trat zurück zu ihrem Wachposten am Garten, wo ihm der Junge vor kurzer Zeit, durch die Lappen gegangen war. Oder vielleicht war es auch absichtlich? Wie konnte er den Jungen denn auch nicht in den Garten lassen, das war immerhin der Lieblings Ort seiner Mutter gewesen.
 

Legolas musste lernen damit um zu gehen, dass er seine Mutter verloren hatte. Dass er erwachsen werden musste. Nun, er war vielleicht gerade Fünf in Menschenjahren gewesen. Dementsprechend verhielt er sich auch. Er musste schnell erwachsen werden, lernen mit dem Kummer um zu gehen, so wie ich es auch lernen musste. Das Herz zu verschließen, denn wenn man das nicht täte, würde man daran zerbrechen und auf ewig vor sich hin vegetieren bis man sein Ende kommen sah.

Legolas war stets ein fröhliches Elbenkind gewesen, wie oft hatte es uns früh morgens in den Wald getrieben. Ich zeigte ihm die Wälder, mit all den Geschöpfen, die in unserem Reich lebten.

Früher war es einfach anders gewesen – auch wenn es noch nicht allzu lange her gewesen war, dass ich ihn auf meine Schultern setzte und mit ihm durch den Wald lief.

Immer wenn wir nach einer gefühlten Ewigkeit zurück kehrten, durch den frühen Nebenwind am Morgen, erblickten wir ´Sie´ am Tor. Ich wusste gar nicht wer sich mehr freute, mein Sohn oder doch eher ich? Legolas lief jedes Mal direkt in die Arme seiner Mutter. Und dann….

„….“

Ich ließ meinen Oberkörper zusammen sinken bei dem Gedanken und rutschte etwas nach vorne. Schlug die Hand über meine Augen und verdeckte so mein Gesicht. Kurz entfloh mir ein Seufzen und ich kniff die Augen fest zusammen. Diese Erinnerungen schmerzten so sehr. Nicht nur das, ich hatte solch eine Angst, etwas davon zu vergessen! Jede noch so kleine Erinnerung. Ich hatte Angst, sie zu vergessen.
 

Sie war viel zu früh von uns gegangen, warum war es ihr passiert? Natürlich wünscht man so etwas Niemandem. Durchaus hätte man sich ausmalen können, dass in einem solchen Krieg so hohe Verluste aufkommen könnten. Dass die Liebenden fallen würden.

Doch warum? Warum hatte sie nicht auf mich gehört? Warum war sie nicht zurück geblieben in unserer Heimat, als ich sie darum bat? Dort wäre sie sicher gewesen und vor allem wäre sie jetzt noch am Leben und bei ihnen.

Ich festigte den Griff um das Zepter so sehr, dass sich meine Haut an meinen Fingern so anspannte, dass sie fast schneeweiß wurde. Das Zepter gehörte einst meinem Vater, er war gefallen in der Schlacht und das Volk hatte mich bedingungslos als Nachfolger akzeptiert. Mich als neuen Herrscher des Waldlandreiches anerkannt. Sie würden mir überall hin folgen und jeden Befehl befolgen, den ich gab.

So öffnete ich meine Augen wieder. Mein Blick blieb kalt, nichtssagend und doch verrieten meine Augen, dass eine eisige Kälte der Trauer in mir herrschte. Sie zerfraß mich schon seit jenem Tag. Dieser Tag, nun waren Wochen vergangen und ich konnte noch immer nicht mit Legolas über die Ereignisse sprechen, die passiert waren. Ich hatte ihm versuchen wollen zu erklären, das seine Mama nicht mehr war. Wie erklärte man das einem so jungen Kind? Ihn in den Arm nehmen, an mich drücken und ihm, wie es ein liebender Vater tun würde, einen Kuss auf die Stirn geben? Ihm vielleicht sagen, dass es besser werden würde, je mehr Zeit verflog? Doch wie konnte ich das tun? Ich glaubte ja selbst nicht daran, dass diese Kälte jemals wieder verschwinden würde, die mir jedes Mal einen Stich ins Herz jagte, wenn ich auch nur an sie dachte. Diese Leere würde bestehen bleiben, auf ewig.

Lieber saß ich hier, in den riesigen Hallen unter der Erde, herrschte und ließ mich von meiner Trauer auseinander nehmen. Stück für Stück verlor ich mich selbst, so sehr, dass ich am liebsten sterben würde, um bei ihr sein zu können.

Es wäre ein leichtes gewesen ihr zu folgen, doch wäre es nicht das gewesen, was sie sich für mich gewünscht hätte.
 

Oftmals, als wir im Garten unter einer der Weiden lagen, erzählte sie mir, dass ich eines Tages ein guter König sein würde. Sie nahm mir meine Zweifel an mir selbst. Denn ich hatte einst nicht daran geglaubt, dass ich das je könnte. Ich wollte Mittelerde erkunden! Nicht nur hier in den Wäldern verweilen und regieren, wie es mein Vater vor mir tat. Vielleicht weil ich es mir damals nicht zutraute, ein solch große Verantwortung über unser Volk zu tragen. Dafür hatte ich meinen Vater stets bewundert.

Sie sprach immer davon, so als könnte sie es klar vor Augen sehen. So blies sie die ganzen Selbstzweifel in mir einfach fort mit ihrem bezaubernden Lächeln, was in mir immer wieder ein angenehmes Kribbeln verursachte. Bei ihr konnte ich sein, wie ich war. Musste ihr nie etwas beweisen, damit sie mich schätzte. Das war das Erste was sie mich gelehrt hatte, dass sie Jemanden mit Herz und Leidenschaft wollte um zu fühlen was es hieß bedingungslos zu lieben.

Immer wenn ich in ihr Gesicht blickte, konnte ich nur an all das Gute glauben, was es in dieser Welt gab, ganz gleich welches dunkle Licht sie auch abwarf.

Als sie mir dann eines Tages sagte dass sie schwanger gewesen war, löste dies ein Gefühl in mir aus, was ich bislang nicht kannte. Ich konnte es nicht realisieren, bis sie meine Hand nahm und sie auf ihren Bauch ablegte. Ohne dass ich ein Wort sagen musste, wusste sie, dass ich unser Kind mehr als alles andere auf dieser Erde lieben würde. Denn ohne, dass ich es merkte, liefen mir Tränen über die Wangen, die sie zugleich mit ihren weichen Lippen auffing. Dieses Geschenk, welches sie nun in sich trug, machte unser ewiges Glück nahezu perfekt.
 

Doch wie auch andere vor mir, erkannte ich, dass das Ewige Leben auch oft eine Bürde sein konnte.

So wie es jetzt meine Bürde gewesen war, ohne sie weiter zu leben.

Es fiel mir schwer mich daran zu erinnern, wie es vor ihr gewesen war. Was hatte ich nur ohne sie gemacht? War ich schon damals so kalt gewesen, wie ich es jetzt langsam immer mehr wurde?
 

Meine Augenlider waren schwer, nur kurz schloss ich meine Augen erneut. Nur kurz wollte ich einen Augenblick der Stille horchen.

Doch statt dem Nichts zu lauschen, hörte ich das leise Schlürfen von zweier, kleinen Füßen, die sich mir unmittelbar näherten. Dann ein dumpfes, stampfendes Geräusch, so als wolle man den Dreck der Erde von den Schuhen abtreten, um keinen Ärger zu bekommen, weil man wieder im Beet gewesen war, trotz Verbotes.

Ich musste nicht einmal aufsehen, um zu wissen wer es war.

Leise war er nicht gewesen, das müsste er wohl noch üben – doch dafür hatte er noch alle Zeit der Welt gehabt. Er würde einmal mein Erbe antreten und hier auf diesen Thron sitzen.

„Legolas.“, sprach ich kühl, und schlug die Augen wieder auf, nur um meinen kleinen Sohn vor mir zu erblicken, wie er trotzig in seinen Händen verschiedene Blumen hielt. Seine kurzen Finger krallten sich angestrengt an die Stiele. Sie konnten gerade so die Blumen zusammenhalten, sodass der Strauß nicht gleich wieder auseinander fiel.

Meine Stimme klang kalt, viel kälter als ich es gewollt hätte, aber ich konnte nicht einmal bei ihm Wärme zeigen. Nicht mehr. Auch wenn ich es gewollt hätte, gelang es mir im Moment einfach nicht.
 

„Ada! …(Vater)“, kam es leise von seinen Lippen und Legolas trat die Stufen hinauf zu seinem Vaters Thron.

So als würde es ihm genauso schwer fallen mit der Situation um zu gehen. So wurde er immer langsamer bei jeder Stufe, auch konnte er Thranduil nicht ansehen. Die Wärme, die er sonst bei seinem Vater gespürt hatte, war weg. Er fühlte sich schrecklich alleine. Er wusste was mit Elben passierte, die keinen Lebenswillen mehr hatten. Diese Elben hörten den Ruf von Ulmos Gehilfen. Legolas hatte Angst davor alleine gelassen zu werden, dass sein Vater in das Heilige Land Valinor gerufen würde. Doch nie würde er dies aussprechen! Niemals! Denn er hatte zu große Angst davor, das sein Vater gehen würde.
 

„Warum warst du in dem Garten? Ich habe dir doch schon das letzte Mal gesagt, dass es dir untersagt ist, ihn zu betreten. Das ich Niemanden mehr dort sehen möchte.“

Keine Antwort. Seine Gedanken kannte ich nicht. Ich sah nur wie sich zwei große Augen auf mich richteten, wie sie mich sehnsüchtig ansahen.

Feuchtigkeit benetzte die Augen meines Sohnes und trotzdem konnte ich nicht zu ihm. Mein Stolz verbat es mir, ihn an mich zu drücken. Ihn zu halten und für ihn da zu sein. Wie könnte ich ihm Trost spenden, wenn es in mir selbst so leer gewesen war?

„Sag mir, Legolas… warum widersetzt du dich meinen Befehlen?“

„Die… Die gehören doch Mama.“ Tränen kullerten seinem kleinen Gesicht hinunter, immer wieder ertönte ein leises, zartes Schniefen in den großen Hallen.

„Legolas…“, entwich es meiner Kehle mit einem traurigen Seufzen, doch war es nicht die Antwort die ich wollte. König zu sein hieß, dass ich stark sein musste und dass man mir meine Schwäche niemals ansehen konnte.

Doch statt, das er nun vollkommen in Tränen versank, überwand sich der kleine Junge und schritt die letzten Stufen zu seinem Vater hinauf, um direkt vor ihm Halt zu machen.

„Ich weiß, dass du sie nicht mehr besucht hast. Ich glaube, dass macht Mama sehr traurig.“

Mit Entsetzen sah ich meinen Sohn vor mir an, wie er dort stand, zitternd… weinend…und diese Worte zu mir sagend.

„…“, es vermag mir nicht mal ein Wort an ihn zu richten. Egal was ich ihm sagen wollte, es kam einfach nicht über meine Lippen.

„Ich…ich…das sind Mamas Lieblingsblumen! Sie sind jetzt erblüht…. Wie soll sie sie jetzt sehen? Ich… ich wollte sie ihr bringen, aber dort kann sie die Blumen auch nicht sehen…oder?“

Langsam senkten sich die Hände von dem blonden Jungen und wollten die Blumen gerade fallen lassen, als er spürte wie sich zwei große Hände um die seinigen drückten. Sofort richtete er sein tränengetränktes Gesicht hoch und sah seinen Vater vor ihm knien.

„Mein… Sohn, sie wird die Blumen auch sehen, ohne dass du sie abpflückst, sie wird auch bei dir sein, solange du die Erinnerung an sie, wie einen Schatz in deinem Herzen hütest.“

Ohne das Legolas etwas sagen konnte, nahm ich ihn auf den Arm und trug ihn die Stufen hinunter. Legte meine Hand wohlbehütet an seinen Hinterkopf. Ich konnte ihn nicht ansehen, denn diese Worte, die er gewählt hatte, beschäftigten mich so sehr.

Legolas wusste, dass seine Mutter nie mehr zu ihnen zurück kehren würde, dass sie gestorben war. Doch musste ich mir eingestehen, dass er recht gehabt hatte. Ich hatte ´Elin´ seitdem nicht mehr besucht. Zu groß war der Schmerz über ihren Verlust, doch wenn ich Legolas so im Arm hielt, merkte ich, dass ich noch immer ein Teil von ihr bei mir hatte und es sich deswegen lohnte weiter zu leben. Um ihn zu schützen, mit allem was ich hatte.

Das größte Geschenk was sie mir je hätte geben können. Unseren Sohn.
 

Während ich ihn also die Stufen hinuntertrug und durch die kleinen Wege und Tunnel mit ihm ging, spürte ich wie der Junge sich in meinen Armen beruhigte. Nun, er war wohl eingeschlafen. Sorgsam nahm ich ihm die Blumen ab, damit diese sich nicht hinter uns verstreut auf den Boden wieder fanden.

Je näher ich dem Gedenkort von Elin kam, desto langsamer wurde ich, als ich schließlich vor der Skulptur stehen blieb.

Einen Moment blieb ich einfach nur mit Legolas hier stehen, bis ich mich mit ihm hinkniete um die Blumen auf die weiche Erde abzulegen.

„...“

Von den Blumen hinweg, legte sich mein Blick auf Legolas, der sich in dem Moment näher an mich drückte und seine kleine Hand in mein Haar versenkte, um Halt zu finden.

Sanft strich ich ihm durch das feine Haar und schloss die Augen.

„Danke für das Geschenk, das gibt mir Kraft weiter zu machen Elin.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Istyar
2015-06-04T18:05:13+00:00 04.06.2015 20:05
Hallo erst mal! Ich bin so froh, auf deine Fanfiction gestoßen zu sein! Ich finde es wunderbar, wie du aus Thrandulis Sicht schreibst, wie seine Gefühle rüberkommen. Genau so hatte ich ihn mir vorgestellt, und doch verliert er nicht den Charakter, den er später in den Filmen hat. Ich habe mir auch Gedanken gemacht, wie Thranduil so geworden ist, aber alles verblasst im Gegensatz zu deiner Fanfiction. Ich warte schon sehnsüchtig auf das nächste Kapitel :)
Bis dann, dein neuer Fan Istyar :)
Antwort von:  Jared
04.06.2015 20:18
Oh mein Gott.. wie süß bist du denn? Q_Q
Dankeschön für dieses unglaublich liebe Kommentar... ich hab hier voll gequietscht eben.. wahhh.... DANKE... freut mich das du es gefunden hast! ^-^
Genauso bin ich froh das es dir zu sagt, so stelle ich ihn mir halt vor und das er nicht ohne Grund so geworden ist, wie er nun mal in den Filmen so rüber kommt.
Nochmals vielen lieben Dank! ♥
Von: Snowshoe
2015-06-04T16:35:21+00:00 04.06.2015 18:35
Awww ;__;
Und wieder will ich Thranduil einfach nur im Arm halten. Du hast seine Gefühlswelt sehr schön beschrieben und der kleine Legolas...hach, so niedlich. Und so arm ;__; Da muss sogar Thranduil sich erweichen lassen und ihn in die Arme schließen.
Thranduil ist jetzt ja noch relativ nett im Vergleich zu seinem späteren Verhalten gegenüber seines Sohnes. Bin gespannt, an welchem Punkt sich das ändern wird.
Elin ist sehr schöner Name für Thranduils Frau, hat der ne Bedeutung? ^^

Antwort von:  Jared
04.06.2015 18:54
Wenn ich die Bedeutung richtig in Erinnerung habe bedeutet der Name "Sterne"

UND danke für das liebe Kommentar <3
Das motiviert einen richtig zum weiter schreiben!
Bin schon gespannt wie sich das ganze weiter entwickelt und wie du es dann finden wirst. ♥


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