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Dann ändert sich alles

Chelsea&Vaughn
von

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Sorgenfreie und sorgenschwere Zeiten

Kapitel 8: Sorgenfreie und sorgenschwere Zeiten

 

 

„Weißt du schon, was du zur Party bei Will und Sabrina tragen wirst?“

Verloren stand Julia vor ihrem nicht mal annähernd riesigen Kleiderschrank und schaute mit einem Blick hinein, der soviel aussagte das, was auch immer Julia für einen Fetzen Stoff wählen würde, dieser nicht einmal ansatzweise in einer Million Jahre an der Garderobe von Regis und seiner Familie mithalten könnte. Besonders Lilys Kleiderschrank. Davon war die Braunhaarige überzeugt.

„Bestimmt wird unsere Diva in einem hautengen Kleid gesteckt sein und meterlange Absätze tragen, in denen kein gewöhnlicher Mensch normalerweise in der Lage ist zu gehen.“

„Wieso machst du dir so viele Gedanken über Lily und ihre Kleidung?“, hakte Chelsea nach, die eine Tierzeitschrift zur Seite legte und bereits seit einer halben Stunde versuchte ihrer Freundin gute Modetipps zu geben. Obwohl sie von Mode noch weniger Ahnung als Julia hatte. „Elliot wird dich in allem was du trägst schön finden.“

 

„Daran zweifle ich auch gar nicht. Es ist nur, ach, ist dir aufgefallen, wie Lily vorgestern durch unser Dorf marschiert ist? Mit ihrem sündhaft teuren schwarzen Mantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte und einer dunklen Sonnenbrille??? Welcher vernünftige Mensch trägt zu dieser dunklen Jahreszeit eine Sonnenbrille? Wie hochnäsig ist diese Person eigentlich?“, echauffierte sich Julia und ruderte wild mit ihren Armen.

„So aufgebracht erlebe ich dich nur selten. Meinst du nicht, dass du ein wenig übertreibst? Immerhin kennen wir Lily nicht wirklich.“

„Da hast du recht, aber irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei der. Ich kann nicht sagen warum. Außerdem hatte ich den Eindruck…Äh, nein. Vergiss es. Ist nicht so wichtig.“

Ruckartig wandte Julia ihrer Freundin wieder ihren Rücken zu und tat so, als würde sie erneut ihren Kleiderschrank inspizieren.

 

„Julia, kann es sein, dass du mir irgendetwas verschweigst?“, bohrte Chelsea nach.

„Nö. Es war wirklich nichts Wichtiges, Chelsea. Beschäftigen wir uns lieber wieder mit der Kleiderfrage. Was meinst du, sollte ich eher das rote oder das blaue…“

Weiter kam sie nicht. Denn in diesem Moment hatte sich Chelsea direkt neben sie gestellt und funkelte ihre Freundin ungeduldig an. „Was verschweigst du mir, Julia?“

„Ach, Chelsea.“, seufzte Julia und erkannte, dass sie sich wohl oder übel geschlagen geben musste. Allerdings war es auch ihre eigene Schuld, hätte sie nur ihren Mund gehalten. Dabei hatten Elliot und sie ausgemacht, es Chelsea nicht zu verraten. Gerade jetzt, wo ihr Bruder und Nathalie so große Beziehungsprobleme haben.

 

„Tja, weißt du, im Grunde genommen, bin ich mir nicht ganz sicher was ich gesehen bzw. beobachtet habe.“

„Hast du Streit mit Elliot? Das würde mich jetzt wirklich überraschen.“

„Was? Nein. Zwischen mir und Elliot läuft alles bestens, das versichere ich dir. Ich bin unglaublich glücklich mit ihm.“, träumte die Braunhaarige bei diesen Worten und überlegte, ob sie nachher noch auf einen spontanen Besuch bei Elliot vorbeischauen sollte.

„Nein. Mit Elliot und mir hat es nichts zu tun. Sondern Lily. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich vorgestern an …nun ja, an deinen Bruder herangemacht hätte.“ Nervös betrachtete Julia ihre Hände. Perplex schaute Chelsea ihre Freundin an.

„Was genau meinst du? Wann sind sie sich denn begegnet?“

„Vorgestern. Dein Bruder stand vor Taros Haus und machte einen unsicheren Eindruck, ob er an die Tür klopfen sollte oder nicht.“

„Ja, mein Bruder wollte Nathalie sehen und vielleicht mit ihr reden.“

„Vielleicht?“

„Nun, dass mein Bruder völlig neben sich steht, ist dir bestimmt schon selber aufgefallen. Der andauernde Streit zwischen ihm und Nathalie lässt sich nach wie vor nicht so einfach aus der Welt schaffen. Außerdem meinte ich neulich zu ihm, dass sich Nathalie bei ihm zuerst entschuldigen müsste, aber…Inzwischen denke ich, dass egal wer, jemand von den beiden den Anfang machen müsse, damit wir alle wieder in Ruhe zusammen abhängen können. Denn von ihrem Disput sind wir alle betroffen.“

 

„Das stimmt. Mittlerweile ist es wirklich nicht mehr schön mit anzusehen, wie die beiden sich komplett ignorieren. Also, um wieder zurück zu kommen. Elliot und ich sahen Mark vor der Tür stehen. Wir kamen gerade von einem Spaziergang wieder und gingen direkt auf ihn zu. Allerdings wechselten wir nicht viele Worte miteinander. Mark hatte beinahe die Flucht ergriffen, als dann plötzlich Lily um die Ecke kam und deinen Bruder am weitergehen hinderte. Ich…kann dir nicht sagen, worüber sie miteinander gesprochen haben. Dafür standen Elliot und ich zu weit weg. Doch, für einen kurzen Moment hatte Lily deinen Bruder am Arm gepackt und sich sehr nahe an ihn geschmiegt. Sie war gerade dabei ihren Kopf auf seine Schulter ablegen zu wollen, als sich Mark ruckartig von ihr losriss und schleunigst das Weite suchte.“

„Hm. Das ist schon seltsam. Mark hatte mir gar nichts von dieser Begegnung erzählt.“, erwiderte Chelsea und ließ sich bäuchlings auf Julias Bett fallen. „Aber jetzt, wo du es erzählt hast, Mark wirkte an dem Abend zerstreuter als die Tage davor. Ich hatte es auf das Problem mit Nathalie geschoben. Lily wäre mir niemals eingefallen.“

„Wie gesagt, es muss nichts heißen. Elliot und ich sind uns beide unsicher, was wir nun genau gesehen haben. Dafür ging alles viel zu schnell. Ich vermute, dass diese Initiative ganz allein von Lily ausging und nicht von Mark.“

 

„Das denke ich auch. Mark liebt Nathalie über alles. Hatte er mir vor kurzem noch versichert. Ach Julia. Warum läuft es bei den beiden so arg schief und bei uns dagegen…Ich kann mir gar nicht vorstellen, auf diese Art mit Vaughn zu streiten. Noch dazu über mehrere Tage hinweg.“

„Das kann ich mir mit Elliot ebenfalls nicht vorstellen. Allein schon der Gedanke ist völlig absurd.“

Ein leises Kichern entrang den Mädchen.

„Ich liebe Vaughn.“, flüsterte Chelsea leise, dennoch hatte es Julia gehört.

„Wird dich Vaughn zur Party begleiten oder möchte er die neuen Inselbewohner lieber meiden?“

„Hm. Ich glaube, dass er am liebsten nicht zur Party gehen würde, aber da ich ihn gefragt hatte, ob wir nicht zusammen gehen wollen, kommt er natürlich mit. Außerdem hatte er etwas gemurmelt, was so viel klang wie „Nur über meine Leiche lasse ich dich alleine zu den reichen Snobs gehen“ oder so ähnlich.“

„Haha, das kann ich mir denken. Vaughn ist richtig vernarrt in dich, Chelsea. Du hast einen guten Einfluss auf ihn.“

 

Sofort errötete Chelsea. Zumal ihr unwillkürlich das Bild von ihr und ihm in ihrem Bett vor ihr geistiges Auge trat. „Kann schon sein.“, gab die Brünette zögernd zu.

„Am Anfang war er wirklich wortkarg und fast schon unfreundlich uns allen gegenüber gewesen.“

„Ja, aber das zeigt uns mal wieder wie sehr sich jemand ändern kann. Ich würde nicht behaupten, dass Vaughn mit jedem auf der Stelle Freundschaften schließen würde, aber er ist nicht mehr so distanziert. Er ist offener. Nur Lana kann er nach wie vor nicht ausstehen.“, lachte Julia und Chelsea stimmte mit ein.

„Wohl wahr. Die beiden werden unter Garantie immer eine Art von unsympathischer Zuneigung füreinander haben. Vaughn kann sich stundenlang über den Kosenamen aufregen, den Lana ihm verpasst hat. Vaughnie!“

„Lana ist und bleibt ein Original.“

„Ich selber darf ihn ebenfalls nicht so nennen. Dann wird er ungemütlich.“, redete Chelsea weiter.

„Ungemütlich?“, hakte Julia neugierig nach. „Inwiefern ungemütlich? Drängt er dich gegen eine Wand und lässt dir keine Möglichkeit zu fliehen?“

„Julia!“

 

Feuerrot im Gesicht warf Chelsea ihre lachende Freundin mit einem Kissen ab.

„Warum wirst du denn rot? Sag bloß, ich habe mit meiner Äußerung recht?“

„Halt die Klappe! Was Vaughn und ich tun, geht dich gar nichts an. Lass uns wieder darüber reden, was wir zur Party nun anziehen werden.“

„Ich finde das andere Thema aber bei Weitem interessanter.“, neckte Julia ihre wütende Freundin noch und sorgte nur wieder dafür, dass sie ein weiteres Kissen am Kopf traf.

 

                                                                                        ~<>~

 

Lily stand in der Mitte einer riesigen Halle und gab lautstarke Befehle von sich, die dafür sorgten, dass das Personal eiliger als sonst versuchte ihre Arbeiten zu erledigen. In zwei Tagen sollte eine Feier stattfinden, dem der Hausherr zugestimmt hatte, und Lily wollte, dass das gesamte Anwesen den ganzen Abend über von seiner besten Seite präsentierte. Ihr Cousin Will beobachtete sie, wie sie ein junges Dienstmädchen verbal zur Schnecke machte, weil sie ein Staubkorn auf der Fensterbank übersehen hatte. Normalerweise hätte sich Will inzwischen an das unmögliche Benehmen seiner Kusine gewöhnen müssen, aber er tat es nicht. Nebenbei konnte er sich auch nicht so einfach damit abfinden. Denn, er kannte sie auch anders. Früher war Lily nicht so herrisch und gebieterisch gewesen. Allerdings wusste der junge Mann nicht im Geringsten, wie er seiner Kusine helfen konnte, damit sie endlich wieder zur Vernunft kam.

Nachdem Lily dem jungen verängstigten Mädchen mit einer Kündigung drohte, mischte er sich doch in die heikle übertriebene Situation ein und sorgte dafür, dass das zitternde Mädchen einer anderen Tätigkeit, weit weg von Lily, nachgehen konnte. Natürlich war seine Kusine alles andere als zufrieden damit, doch einschüchtern konnte sie ihn nicht, das wusste sie. Also, bedachte sie ihn mit einem finsteren Blick und stolzierte erhobenen Hauptes davon.

 

Nach dieser, fast schon alltäglichen, Auseinandersetzung mit seiner Kusine suchte Will Sabrina in ihrem Atelier auf. Das schüchterne Mädchen wirkte immer sehr beruhigend auf den jungen Herrn, egal welche Sorgen in von Zeit zu Zeit plagten. Leise setzte er sich auf einen Sessel nahe der Tür und beobachtete Sabrinas schmale Gestalt.

Um ihre Haare nicht zu beschmutzen, hatte sie sie zu einem praktischen Dutt aufgesteckt. Selten trug sie ihre Haare zusammengebunden und Will kam dann immer in den Genuss, ihren nackten geraden Hals zu bewundern. Die junge Frau war mit dem Rücken zu ihm gewandt und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre langsamen und zarten Pinselstriche, die eine malerische Landschaft auf die Leinwand zauberten. Ohne das Sabrina es bemerkte, gab sich Will seiner Fantasie hin und verspürte wie so oft den Wunsch, seine kräftigen Arme um ihre schmale Taille zu legen und seine Nase in ihren Nacken zu versenken, um ihren betörend femininen Duft einatmen zu können. Heute sah er wieder mehr als verführerisch aus. Unmerklich zuckte Wills linke Hand, bevor er sich innerlich befahl seine Gedanken nicht in derartige Richtungen schweifen zu lassen. Bedauerlicherweise wusste er nur allzu gut, dass Sabrina für immer unerreichbar für ihn bleiben würde.

 

Will wollte resigniert wieder aufstehen, als sich Sabrina plötzlich nach ihm umdrehte und ihre Farbpalette mit einem Quicken aus ihrer Hand fallen ließ. Errötend machte sich die junge Frau daran, ihr Malheur schnell wieder zu bereinigen und vermied es in Wills Augen zu sehen, der, wie ein Gentleman ebenso ist, ihr sofort zu Hilfe geeilt war. Gemeinsam wischten sie nun den Boden auf, wobei ihre jeweilige Atmung nicht weit genug vom anderen entfernt war.

 

„Es tut mir sehr leid, Sabrina. Ich hätte dir gleich sagen sollen, dass ich ins Zimmer gekommen bin.“

„Schon gut. Ich war nur so vertieft und…Wie lange hast du schon auf dem Sofa gesessen?“

Und mich heimlich beobachtet, wollte Sabrina eigentlich noch hinten dran hängen, brachte diese Worte aber nicht so einfach über ihre Lippen. Denn, dass Will ausgerechnet sie beobachtete und wahrnahm, das konnte sie sich  nicht mal im Entferntesten vorstellen.

„Eine Weile.“, gab Will zögernd zu und wischte den letzten Farbklecks auf. „Lily hat mal wieder maßlos übertrieben und eine Angestellte richtig runtergeputzt, sodass ich dazwischen bin und Lily jetzt sauer auf mich ist. Das übliche, also.“

Er versuchte ein sorgloses Lächeln, doch Sabrina kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ihm Lilys unmögliches Benehmen sehr belastete.

 

„Für mich hat es den Anschein, als ob Lily irgendetwas mit der Feier am Samstag erreichen will. Vermutlich ist sie deswegen aufbrausender als sonst.“

„Aber warum? Zuerst konnte sie die Insel nicht leiden, geschweige denn ihre Bewohner und nun versucht sie eine Party auf die Beine zu stellen, bei der sie sich benimmt, als ginge es um Leben und Tod.“

„Vielleicht hat sie jemanden kennen gelernt und demjenigen will sie imponieren.“

„Was? Wann hat sie denn jemanden kennen gelernt? Den ganzen Tag über ist sie doch immer in ihrem Zimmer.“

„Vor ein paar Tagen ist sie abends noch mal aus dem Haus gegangen.“, erklärte Sabrina.

 

„Wie? Warum denn das?“ Erstaunt blickte Will die junge Frau vor ihm an, die eiligst ihren Blick von ihm abwandte und ans Fenster trat.

„Nun, sie hat mir nichts gesagt. Aber als sie wieder heim kam, hatte sie ein triumphierendes Lächeln im Gesicht und meinte im Vorbeigehen zu mir, dass sie sich schon richtig auf die Party am Samstag freue. Als ich daraufhin von ihr wissen wollte, woher ihr plötzlicher Sinneswandel kam, hat sie nur gegrinst und gemeint, das wäre ein Geheimnis.“

„Hm. Irgendetwas muss vorgefallen sein.“, murmelte Will und stützte sich neben Sabrina auf der Fensterbank ab. Traurig starrte er nach draußen und nahm das Bild einer kahlen Landschaft in sich auf, womit der Winter leider immer einherging.

 

Verstohlen starrte Sabrina den jungen Mann von der Seite an und hatte das dringende Bedürfnis ihn in ihre Arme nehmen zu wollen, um ihn zu trösten. Damit sie keine peinliche Situation verursachte, ballte sie krampfhaft ihre Hände zu Fäusten und tat so, als würde sie ebenfalls wahrnehmen, was draußen vor dem Fenster geschah.

Keiner von ihnen wusste, dass sie in diesem ruhigen Moment an den jeweilig anderen dachten und sich wünschten, dass keine Etikette zwischen ihnen wäre, die es verhinderte, dass sie sich näher kommen konnten.



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