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Piraterie für Quereinsteiger

von

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"Und der Fetzen soll wirklich 2 Mio. Berry wert sein?" Die Skepsis ist Jens Stimme deutlich anzuhören. In Gedanken gebe ich ihr Recht, schließlich sieht das Blatt Papier, das ich in der Hand halte, mehr als mitgenommen aus - eine Ecke fehlt, mehrere Stellen sind eingerissen und an den Rändern ist die Tinte kaum noch zu entziffern.

"Es ist der einzige Hinweis, den wir in den letzten drei Monaten finden konnten", antworte ich.

Jen schnaubt. "Und du glaubst, das Schwert existiert wirklich?"

Ich schaue meine Schwester über die Karte hinweg an. "Warum fragst du? Verlierst du deine Lust an Schatzsuchen?"

"Hey, das hab ich nie gesagt! Nur darf ich dich daran erinnern, dass du fast unser gesamtes Bargeld für dieses Teil da ausgegeben hast?"

Seufzend falte ich das Papier zusammen, schiebe es in die Innentasche meiner Jacke und trinke einen Schluck aus meinem Glas. "Das Geld ist da zumindest besser angelegt als in dem Whiskey hier. Mum würde das Zeug nicht einmal zum Putzen verwenden."

"Der Wein schmeckt auch kaum besser als Essig", pflichtet mir Jen bei. "Aber zurück zum Thema: Wir haben kaum noch 1.000 Berry, wie willst du also unser Vorräte geschweige denn die nächste Schiffspassage bezahlen?"

"Schon gut, ich hab verstanden." Zähneknirschend lasse ich meinen Blick durch den Schankraum schweifen. "Der da?", frage ich und nicke leicht zu einem jungen Mann an der Bar. Er scheint so alt wie ich zu sein, trägt eine einfache Jeans und ein gelbes Sweatshirt mit schwarzen Ärmel und unter der weißen Fellmütze sind kurze schwarze Haare zu erkennen.

Jen betrachtet ihn unauffällig. "Gute Wahl. Welche Seite?" Meine Schwester und ich sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Sie weiß genau, dass ich den jungen Kerl ausgewählt habe, weil ich vorhin 'rein zufällig' beobachtet habe, in welche Tasche er seinen Geldbeutel gesteckt hat.

"Rechts", flüstere ich, während Jen schon den Ausschnitt ihrer Bluse zurechtrückt. Mal wieder stelle ich mit Bedauern fest, dass sie mit ihren knapp 18 Jahren einen üppigeren Busen hat als ich. Das lange blonde Haar und die strahlend blauen Augen runden das Bild der Verführerin ab.Sie steht auf und schlendert zur Theke. Dort lehnt sie sich direkt links neben dem Schwarzhaarigen auf den Tresen, um etwas zu bestellen. Während der Wirt ihre Bestellung mixt, spricht sie unseren Auserwählten an. Und wie immer positioniert sie sich so, dass man(n) einen guten Blick auf ihre Brüste hat.

Als ich mir sicher bin, dass seine Aufmerksamkeit auf meine Schwester gerichtet ist, stehe ich ebenfalls auf. Idealerweise führt der Weg zur Toilette an der Bar vorbei und die Tische in der Nähe stehen so nah, dass es nicht auffällt, als ich mich zwischen einem Stuhl und dem Rücken des jungen Mannes hindurchquetsche. Auf der Toilette angekommen, öffne ich seinen Geldbeutel und lasse den Inhalt in meine eigene Börse gleiten.

Nachdem ich den Beutel in der Toilette entsorgt habe, kehre ich in den Schankraum zurück. Der Schwarzhaarige ist verschwunden und Jen sitzt wieder an unserem Tisch und blättert suchend in der Tageszeitung. "Etwa 300.000", berichte ich im Flüsterton, während ich mich neben sie setze. Sie nickt lediglich und blättert weiter. "Was ist?", frage ich.

"Ich bin mir nicht ganz si... Ah, hier! Ich wusste doch, dass ich das Gesicht kenne!" Jen dreht die Seite, sodass ich den darauf abgedruckten Steckbrief erkennen kann. Unsere Mutter hat uns beigebracht, dass Informationen das wichtigste Gut seien, darum halten wir uns immer auf den neuesten Stand der gesuchten Piraten. Ebenso wie meine Schwester hatte ich das Gefühl, das Gesicht, das ich ja nur im Profil gesehen habe, zu erkennen. Nun seh ich deutlich die kalten grauen Augen, den zu einem sarkastischen Lächeln verzogenen Mund und den schwarzen Kinnbart. Obwohl das Gesicht eine kalte Distanz ausstrahlt, muss ich mir eingestehen, dass ich es doch irgendwie anziehend finde. Ich reiße meinen Blick vom Foto und lese den Text: " 'Chirurg des Todes' Trafalgar Law, 30.000.000 Berry""Holla, nettes Kopfgeld für einen Rookie im North Blue!"

Jen kichert. "So einen großen Fisch haben wir noch nie ausgeraubt."

"Ts ts, so ein böses Wort, Schwesterherz. Wir haben uns das Geld doch nur geborgt.""Oho, hoffst du etwa auf die Gelegenheit, es zurückzugeben?", fragt sie und stößt mich mit dem Ellenbogen an. Dabei weiß sie genau, dass ich nur unseren Vater zitiert habe."Nun werd nicht albern", weise ich sie zurecht, obwohl ich mir ein Lächeln nicht verkneifen kann, "wir sollten aufbrechen. Laut Karte könnten wir es bis heute Abend zu den Ruinen schaffen."

"Und dann in einem eisigen Gemäuer übernachten..." Jen schüttelt sich demonstrativ. "Alles für ein Schwert, das seit Jahrhunderten verschwunden ist und obendrein verflucht sein soll."

Ich verdrehe die Augen, sage aber wohlweislich nichts, schließlich will mich Jen nur aufziehen. Sie glaubt nicht an die Verbindung, die zwischen meinem Schwert Kakeki und dem gesuchten Kikoku besteht. Wenn ich ehrlich bin, fällt es auch mir schwer, die Geschichte von den Geschwisterschwertern für bahre Münze zu nehmen.

Laut Legende hat mein Kakeki, das eigentlich nicht viel länger als ein Dolch ist, einen 'großen Bruder', Kikoku, nach dessen Nähe und Schutz es sich sehnt. Und seit wir in der Nähe von Shiawase Island sind, träume ich jede Nacht, mein Schwert weinen zu hören, so wie Jen als kleines Mädchen geweint hat, wenn sie sich einsam fühlte.

"Mari? Huhu, bist du noch da?" Jen wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht, um mich aus meinen Gedanken zurückzuholen.

"Was? Oh, entschuldige, ..." Zum Glück kennt mich meine Schwester und weiß, dass ich regelmäßig ... naja, nennen wir es 'geistig abschweife'.

"Starten wir heute noch?", fragt sie mit scheinheiliger Stimme. Aber ihr Grinsen verrät mir, dass sie sich über mich amüsiert. Mal wieder.

Wir bezahlen - mit dem gestohlenen Geld natürlich - und verlassen die Bar. Allerdings sind wir noch keine drei Schritte weit gekommen, als eine Schwertspitze direkt vor meiner Nase erscheint. Instinktiv lege ich eine Hand auf das Heft meines Schwertes, auch Jen nimmt eine kampfbereite Haltung ein.

“Verzeihung, meine 'Damen'”, sagt die ruhige, leicht rauchige Stimme unseres vormaligen Opfers, “aber ich glaube, ihr habt etwas, das mir gehört.” Während seiner letzten Worte wandert die Schwertspitze mein Gesicht herab zu meiner Kehle. Ein Schauer rinnt meinen Rücken hinab.

“Verzeihung, mein Herr”, antworte ich, seinen Tonfall und vor allem Selbstsicherheit nachahmend, “aber ich weiß leider nicht, was du meinst.”

Er seufzt. “Gut, wie du willst: Gib mir mein Geld zurück und ich lasse dich am Leben. Wenn nicht ...”
 

Mit einem leisen Zischen sauge ich Luft in meine Lungen und halte in meiner Bewegung inne. Augenblicklich stellen sich meine Nackenhaare auf, als ich die Klinge vor dem Gesicht meiner Schwester aufblitzen sehe. Ihm ist also aufgefallen, dass wir ihn kurz zuvor um einige Berry beraubt haben. Trafalgar Law.  

"Man lässt andere nicht für die eigenen Fehler bezahlen. Du hättest eben achtsamer sein müssen", werfe ich mit meinem charmantesten Lächeln ein, während meine Hand das Heft meines Schwertes umklammert. Und ich sehe uns absolut im Recht. Der junge Mann gegenüber aber scheinbar nicht. Sein eiskalter Blick begegnet meinem und es schüttelt mich. Wow. An Stelle einer wörtlichen Antwort bewegt er die Klinge vorsichtig an Maris Hals. Reflexartig ziehe ich das Katana aus der Scheide und beschließe spontan, meine Schwester nachzuahmen. Oder viel eher ihr Selbstbewusstsein. Ich habe keine Ahnung, wie wir in einem Kampf mit ihm abschneiden würden. Dennoch richte ich mein Schwert auf ihn.

Ich erwarte in diesem Moment alles, nur nicht das amüsierte Grinsen, das seine Lippen nun ziert. Der Herr ist kampfeslustig.  

"Ich habe keine Zeit zum Spielen. Das Geld!", wiederholt er knapp, ganz die Ruhe selbst.

"Wir haben es ausgegeben, wir haben seit Tagen nichts gegessen", lügt Mari. Er seufzt, als erkläre er etwas zum wiederholten Male einem kleinen Kind. Wir brauchen das Geld, auch wenn es wirklich nicht viel ist. Die Nachforschungen zum Aufenthaltsort des Kikoku haben ein Loch in unsere Finanzen gerissen.  

"Du bist nicht gut genug im Lügen."

Ich kann mich täuschen, doch dieses kalte Lächeln vermittelt den Eindruck, als spiele er mit uns. Und es gefällt ihm, was mich im ersten Moment erschreckt. Hält er uns wirklich für so leichte Gegner, obwohl wir zu zweit sind und er nichts über uns weiß? Auch mit seinem Kopfgeld sollte man etwas mehr Vorsicht an den Tag legen. 

"Ich fühle mich fast schon ein wenig beleidigt", führe ich an und zucke mit den Achseln. Es ist vermutlich der beste Weg, den Schein der Selbstsicherheit zu wahren. "Du solltest uns nicht unterschätzen, Pünktchen."

Mit dem Spitznamen spiele ich auf die Flecken auf seiner Kleidung an, die keineswegs Schmutz sind, sondern wohl zum Design gehören. Offenbar tappe ich auch mit meiner Eigenart, Spitznamen auszuteilen, voll ins Fettnäpfchen. Er zieht die Brauen zusammen, als habe ich ihm eine Beleidigung an den Kopf geworfen.  

"Nenn' mich nochmal so und deine Zunge gehört mir." Ich höre das düstere Versprechen in seiner Stimme und auch meine Schwester blickt mich aus dem Augenwinkel an. Vielleicht sollte ich mir diese Eigenart abgewöhnen.

Ich greife mein Schwertheft mit beiden Händen, seine Klinge zeigt noch immer auf Maris Kehle. Er mag vielleicht ein hohes Kopfgeld haben, aber ich habe in den letzten Jahren etwas zu viel an Selbstbewusstsein gewonnen. Das könnte nun sein oder unser Verhängnis werden.  

"Mit dir ist wirklich nicht gut Kirschen essen, was?" Ich hebe das Schwert und will einen Angriff beginnen, aber Law pariert mit Leichtigkeit und ich weiche einen Schritt zurück. Immerhin zeigt seine Klinge nun Richtung Boden, was mir deutlich besser gefällt. Mari reagiert ebenso schnell und zückt ihren Dolch. Doch als wir beide, bereit zum Kampf, vor ihm stehen, lächelt er. In mir kocht es, ich ertrage diese Ruhe nicht, die er an den Tag legt. Er wird von zwei Klingen bedroht und erlaubt sich noch immer diese überhebliche Gelassenheit. Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es, wenn man mich nicht ernst nimmt.  

"Ich schätze, ihr habt es so gewollt", sagt er, als hätte er mit sich reden lassen. Im nächsten Augenblick hebt er die Hand und öffnet die Lippen, doch er kommt nicht zum Sprechen.  

"Käpt'n!", ruft eine Stimme aus einiger Entfernung. "Käpt'n!"

Law dreht sich um und auch wir recken den Hals bei dem Versuch, die Quelle auszumachen. Es hat wirklich einige Nachteile, wenn man nicht sonderlich hoch gewachsen ist. Darunter haben wir beide zu leiden, wenn meine Schwester auch etwas größer ist. Wir nutzen den Moment der Ablenkung und weichen ein paar Schritte zurück. Nach einem getauschten Blick meine ich, verstanden zu haben, dass wir das Weite suchen, sobald sich eine Möglichkeit dazu bietet. Ich nicke daher und wende mich wieder unserem netten Gesprächspartner zu, als wir endlich erkennen können, wer ihn da ruft. Es verschlägt mir im ersten Augenblick den Atem und ich starre ihm mit offenem Mund entgegen. Die Braunhaarige neben mir jedoch verfällt in Angst und springt mit einem Satz hinter mich. Als könne ich sie wirklich abschirmen. Ich kann mich nicht auf ihre Panikattacke konzentrieren, in mir selbst wächst gerade unbändige Begeisterung, die irgendwie zum Ausdruck gebracht werden will.

"Da brat' mir einer einen Seekönig, das ist ein Bär! Mari, schau dir das an, da kommt ein Bär angelaufen!", platzt es ohne Rückhalt aus mir heraus. "Er ist weiß und trägt einen Strampler! Wahnsinn!", stelle ich das Offensichtliche laut fest und lache. Nicht, dass ich zum ersten Mal einen Bär sehe. Ich habe bisher nur einfach keinen sprechenden gesehen! Neugierig trete ich von einem Fuß auf den anderen, bis der weiße Bär uns endlich erreicht hat. 'Käpt'n' hat er Law genannt, also muss er zu seiner Crew gehören. Seit Law gerufen wurde, hat er uns nur noch flüchtige Aufmerksamkeit geschenkt. Ich frage mich kurz, ob jetzt der richtige Moment zum Verschwinden ist, aber ich bin unfähig, mich zu bewegen. Mari hat sich in den Stoff meiner Bluse gekrallt und lugt vorsichtig über meine Schulter. Hätte sie nicht speziell vor diesen Tieren Angst, wäre sie bestimmt auch begeistert.

"Ich habe.. huff.. ich habe die Karte gefunden", schnauft der pelzige Neuankömmling, als er zum Stehen kommt.

"Gut. Gib sie mir."

"Das geht nicht, sie war ..", er unterbricht, um laut Luft zu holen, ".. sie war soeben verkauft. Zwei junge Frauen haben sie gekauft, eine blond, eine brünett."

Während er spricht, wandert sein Blick zu uns und er stockt. Verdammt. Er kann doch nicht wirklich unsere Karte meinen? Den alten Lumpen, den wir für unser gesamtes Geld erworben haben. Hinter mir hört es auf zu zittern, sie hat es auch gehört. Innerlich seufze ich schwer. Nun sieht uns auch Law wieder an.

"Interessant", antwortet er dem Bären ruhig. Sein Blick fährt mir durch Mark und Bein. "Wenn ich die Damen dann ein letztes Mal bitten dürfte .."
 

„Aber gern doch“, antworte ich mit vor Angst zitternder Stimme. Ein Bär! Noch während ich mich über meine Schwäche ärgere, greife ich Law an. Doch genau wie eben pariert er mich mit überlegener Ruhe.

Ein Bär! Warum ausgerechnet eines dieser Monster?

Jen versucht eine Attacke auf Laws Seite und er weicht mit der Eleganz eines professionellen Tänzers aus. Dieser Kerl ist wirklich die Arroganz in Person.

Und ein Bär!!!

Nun trete ich nach seinem Oberkörper, aber dieses Manöver dient nur dazu, ihn auf etwas mehr Abstand zu bringen. Ich stoße einen kleinen Pfiff aus und wie erwartet, wirft Jen mir ihr Schwert zu, während sich ihr Körper verändert. Sie wird kleiner, ihre Hände und Füße verwandeln sich in krallenbewehrte Tatzen, ihre Haut überzieht sich mit hellbraunen Fell und keine drei Sekunden nach meinem Kommando steht ein Puma neben mir. Ein kampfbereiter Puma.

„Oh, so eine Überraschung“, meint Law, „nur dummerweise mag ich keine Überraschungen!“

Ich fass es nicht! Nun wird er nicht nur von zwei Schwertern bedroht, sondern noch von rasiermesserscharfen Klauen und Zähnen, und er zuckt nicht einmal mit der Augenbraue. Entweder er ist weit besser, als sein Kopfgeld vermuten lässt, oder lebensmüde.

Und verrückt, ausgerechnet einen Bären in seine Mannschaft aufzunehmen.

Ein tiefes Grollen entsteigt Jens Kehle. Sie hasst es, unterschätzt zu werden. Und bisher haben das die meisten bereut. Als sie zum Sprung ansetzt, hebt Law die Hand in derselben merkwürdigen Weise wie vorhin und murmelt etwas, das ich nicht ganz verstehe. Und statt unter Jens Tatzen zu Boden gerissen zu werden, steht er auf einmal drei Meter weit weg, direkt neben mir und hält mir wieder sein Schwert an die Kehle. Scheiße, er ist ein Teufelskraftnutzer. Das hat uns gerade noch gefehlt.

„Ich wiederhole mich nur ungern“, zischt er mit gefährlich leiser Stimme, „her mit der Karte und meinem Geld!“

„Rühr meine Schwester nicht an! Pünktchen!“, knurrt Jen.

Betont langsam dreht sich Law zu meiner Schwester. „Ich hab dich gewarnt, Mädchen. Eigentlich wollte ich euch nur eine Lektion erteilen, aber nun ...“



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