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Run

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Also ich hab mir vorgenommen, möglichst zu jedem Advent ein neues Kapitel hochzuladen und nachdem ich mit dem heutigen Kapitel die Hälfte dieses Vorsatzes schon erfüllt habe, könnte ich das tatsächlich schaffen ;)
Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Kapitel und hoffe es gefällt euch! Komplett anzeigen

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shiver

- In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages in Sakuras Wohnung -
 

Die Sonne hat noch nicht einmal angefangen aufzugehen und sie steht trotzdem schon länger an dem Fenster und sieht in die Dunkelheit hinaus, die ihr Heimatdorf noch bedeckt hält, als ihr selbst bewusst ist. Sie hat kaum geschlafen und angesichts der Tatsache, dass ihr Körper immer noch ziemlich angeschlagen ist, ist das eine absolut dämliche Entscheidung. Aber sie kann dieses Gefühl nicht abschütteln. Das Gefühl, das sie irgendetwas übersehen hat.

Sakura lehnt ihre Stirn müde gegen die dunkle Fensterscheibe und versucht zum geschätzt siebzehnten Mal sich selbst davon zu überzeugen, dass sie all die Fehlschläge der letzten Wochen langsam paranoid werden lassen. Als ihr Chakra vor ein paar Stunden endlich zumindest im Ansatz zurückgekommen ist, hat sie Tsunades Ergebnis selbst noch einmal bestätigt. Und alles was ihr die Grübeleien der letzten Stunden eingebracht haben, sind nagende Kopfschmerzen.

Sie zuckt überrascht zusammen, als sich vertraute Hände von hinten um ihren Körper schlingen, aber als sich die Lippen ihres Teamkameraden an ihren Hals legen, lehnt sie sich seufzend in seiner Umarmung zurück.

„Was ist los?“

Sie setzt an den Kopf zu schütteln, aber bevor sie ihm eine ausweichende Antwort geben kann, dreht Sasuke sie ruckartig um, legt beide Hände an ihre Wangen und legt seine Lippen bestimmend auf ihre.

„Ich wollte dir nicht weh tun.“

Seine leisen Worte lassen sie überrascht aufsehen und wenn es auch keine Entschuldigung ist, ist es schon mehr in die Richtung eines Eingeständnisses als sie von seiner Seite erwartet hätte. Sie beschließt trotz allem, was in den letzten Tagen vorgefallen ist, dass es für den Moment besser ist, wenn sie es dabei belässt und ihre Zweifel vorerst für sich behält.

„Ich weiß.“ Die schöne Medic-nin schließt für einen Moment müde die Augen, bevor sie den Clanerben ein Stück weit von sich weg schiebt. Sie ist froh, dass er zumindest seine Unterwäsche trägt, während sie in einer schlechten Angewohnheit erneut sein T-Shirt entwendet hat. „Aber es ist gerade mal zwei Wochen her, dass du mir versichert hast, dass du Konoha nicht wieder verlassen würdest.“ Sie hebt ihre Hand, in der stummen Bitte innezuhalten, als er erwidernd den Mund öffnet. „Ich habe es ernst gemeint, Sasuke: Ich kann das hier nicht, wenn ich ständig Angst haben muss, dass du mich eines Tages doch wieder verlässt.“ So ehrlich ist sie ihm gegenüber schon lange nicht mehr gewesen und sie ringt immer noch mit dem Impuls, jegliche Schwäche verbergen zu wollen. Aber ihr ist durchaus bewusst, dass ihre Beziehung ebenso sehr an sie gebunden ist, wie an ihn. Und wenn sie nicht lernt ihm wieder zu vertrauen, werden sie niemals aufhören sich ständig umeinander im Kreis zu drehen.

Ihr Atem stockt überrascht in ihrem Brustkorb, als er eine Hand hebt und sie auf den Stoff des T-Shirts legt, direkt über ihren Herzschlag.

„Ich stand neben dir und dein Herz hat aufgehört zu schlagen.“

Obwohl er so gut darin ist seine Emotionen zu verbergen, sieht sie, dass ihn die Erinnerung immer noch quält. Die junge Medic-nin öffnet den Mund, aber dieses Mal unterbricht Sasuke ihre Erwiderung, bevor sie dazu kommt sie auszusprechen.

„Wir wissen beide, dass ich… nicht unbedingt gut darin bin, mit solchen Situationen umzugehen. Naruto hat mich heute gefragt, ob ich mit mir selbst leben könnte, wenn du… wenn das Gegengift nicht gewirkt hätte.“ Er sieht von seiner Hand, unter der ihr Herz immer schneller schlägt, auf in ihre markanten Augen. „Ich hätte nicht daneben sitzen und dir beim Sterben zusehen können.“

Sakura holt stockend Luft, aber der Uchiha ist mit seinem unerwarteten Geständnis noch nicht fertig. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich in einer ähnlichen Situation nicht wieder so reagieren würde. Aber ich kann dir etwas Anderes versprechen.“ Er legt seine Hände zurück an ihre Wangen und ihr Körper streckt sich ihm beinahe ohne ihr willentliches Zutun entgegen.

„Ach ja?“ Sie hat nicht beabsichtigt ihre Worte so atemlos klingen zu lassen, aber von Sasuke Uchiha ist das hier schon beinahe ein Liebesgeständnis. Und für einen Moment hat sie Angst, dass ihr geschwächter Körper ihr einen grausamen Streich spielt und sie sich das Ganze nur einbildet.

Aber das Gefühl, das jedes ihrer Nervenenden in Brand setzt, als seine Lippen ihre streifen, ist keine Einbildung.

„Ich werde immer zu dir zurückkommen.“
 

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- Zur Mittagszeit im Krankenhaus -
 

Er hat wieder auf seine bewährte Essensstrategie zurückgegriffen und zwingt ein wenigstens halbwegs überzeugendes Grinsen auf seine Lippen, als er auf ihre Einladung hin den Raum betritt. Naruto hebt die weiße Papiertüte in seiner Hand unnötigerweise an. „Ich habe dir dein Lieblingsessen mitgebracht.“

Hinata setzt sich in ihrem Krankenbett auf und das freudige Lächeln mit dem sie ihm begegnet, hat nichts damit zu tun, wie sie ihn früher angesehen hat. Aber es ist ein Anfang.

„Ahh… und das wäre?“

„Sushi. Du und Sakura ihr seid verrückt nach dem Zeug, warum auch immer.“ Naruto nimmt seinen vertrauten Platz an der Seite ihres Bettes an und fischt die beiden Container und die zwei Paar Essstäbchen aus der Tüte und platziert sie auf dem kleinen Beistelltisch.

„Was ist deins?“

Der Blondschopf sieht überrascht auf. „Mein Lieblingsessen?“

„Mhm.“

Es sind die simplen Sachen, die am meisten weh tun.

Aber er hat mittlerweile Übung darin seine Reaktionen zu kaschieren und ringt sich erneut ein Grinsen ab. „Ramen.“ Aber dann lässt eine plötzliche Erinnerung sein Lächeln auf einmal ehrliche Züge annehmen und Hinata beobachtet die Veränderung in seinen Gesichtszügen schmunzelnd.

„Was ist daran so lustig?“

„Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, wie oft wir meinetwegen schon bei Ichiraku gelandet sind. Ich glaube ehrlich gesagt, dass du sie nicht einmal besonders leiden kannst.“

„Ramen?... Ich kann mich nicht daran erinnern.“

Das einzige, was noch ein wenig schlimmer ist, als die Tatsache, dass sie jede einzelne Erinnerung vergessen hat, die sie je miteinander geteilt haben, ist wie sehr sie sich darüber quält.

„Ich kann morgen welche mitbringen. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn du sie nicht magst.“ Er reicht ihr die Essstäbchen und die Art wie sie genießerisch die Augen schließt, sobald sie den ersten Bissen zwischen ihre Lippen schiebt, erinnert ihn daran, dass sie immer noch seine Hinata ist. Und wenn sie ihre Erinnerungen nie zurückbekommt, wird er ihr helfen neue zu gewinnen.
 


 

Aber während er die Überreste ihres Mittagessens zurück in die Tüte packt, lässt Hinatas vorsichtige Stimme den blonden ANBU ruckartig innehalten.

„Naruto?“

„Mhm?“

Ihr kurzes Zögern ist das einzige, was ihn darauf vorbereitet, dass er vermutlich nicht hören will, was sie zu sagen hat.

„Du musst nicht jeden Tag kommen, wenn es… zu schmerzhaft für dich ist.“

Die leere Box, die er in den Händen hält, fällt klappernd auf den Boden, während er fassungslos aufsieht. „Was? Wie kommst du darauf?“

Sie zögert kurz und ihre verborgene Unsicherheit ist so typisch Hinata, dass allein das schmerzt wie eine scharfe Klinge. „Ich kann es in deinen Augen sehen.“

Natürlich. Und er hat sich gerade noch selbst für seine überzeugenden Schauspielkünste beglückwünscht. Er bückt sich nach der Essensbox, um seine verräterische Reaktion zumindest ein bisschen zu kaschieren, während er überrumpelt überlegt, wie er ihre Frage beantworten soll.

Aber als er sich wieder erhebt, beugt Hinata sich plötzlich in ihrem Krankenbett nach vorne.

„Was-“

Er unterbricht sich überrascht, als sich die Finger der jungen Clanerbin um den Anhänger schließen, den er um den Hals trägt und der eben über seinem Kragen hervorgerutscht ist.

„Das hier… erinnert mich an etwas.“

Naruto schließt die Augen und holt tief Luft. Er sagt sich selbst, dass er sich deswegen nicht zu viel Hoffnung machen darf, aber sie fließt bereits wie glühende Lava in seinen Adern, während er nach dem Anhänger greift und ihn über den Kopf zieht.

„Ich möchte, dass du ihn behältst.“

„Was? Nein, das kann ich nicht!“ Er würde ihr so gerne sagen, dass sie so auch das erste Mal reagiert hat, als er ihn ihr gegeben hat.

Aber stattdessen nimmt er ihre Finger und schließt sie fest um das Amulett, das ihm so viel bedeutet. „Du hast mir vor ein paar Wochen versprochen, für mich darauf aufzupassen.“ Und ein paar Stunden später, hat er sie aus ihren blutigen Fingern zurückgenommen. Er schluckt und schließt die Finger der protestierenden Clanerbin sanft um den Anhänger. „Würdest du das immer noch tun?“

Er hält ihren Blick, bis Hinata zögernd nickt, aber plötzlich kann er sich nicht mehr von ihr lösen. Die Art wie sie ihn im Moment ansieht, ist beinahe-

Das Klopfen an ihrer Zimmertür lässt ihn zurücktreten und er begreift erst jetzt wie nah er ihr war. Der blonde ANBU beißt seine Zähne hart aufeinander, während sein bester Freund fragend den Raum betritt.

„Hinata. Naruto.“

Aber der Uzumaki nickt lediglich in die Richtung des Uchihas, bevor er noch einmal ein offensichtlich wenig überzeugendes Lächeln auf seine Lippen zwingt und den Kopf zurück in Hinatas Richtung dreht, ohne dabei ihrem Blick direkt zu begegnen. „Ich muss los. Bis morgen!“

Er schiebt sich an seinem ehemaligen Teamkameraden vorbei nach draußen und schließt die Tür hinter sich, bevor er sich schweratmend in den erstbesten Wartestuhl im Flur fallen lässt und den Kopf stöhnend in den Händen vergräbt. Er war so kurz davor sie zu küssen…
 


 

Hinata sieht stirnrunzelnd auf die Tür, durch die Naruto gerade eben überstürzt geflüchtet ist, bevor sie sich an den dunkelhaarigen Mann wendet, der mit verschränkten Armen neben ihr Bett getreten ist. Er hat sie in den letzten zwei Wochen ebenfalls ein paar Mal besucht, meistens mit der rosahaarigen Ärztin, der seine Blicke immer folgen, wenn sie im Raum ist.

„Sasuke?“

„Hhm?“

„Warum kommt Naruto jeden Tag hierher, wenn es ihm so offensichtlich weh tut?“

Der Clanerbe hebt milde überrascht eine Augenbraue, aber sie hat gelernt, dass er durchaus bereit ist ihr ehrliche Antworten zu geben, solange es nicht um ihn selbst geht. „Ich glaube, die Antwort darauf kannst du dir selbst geben.“

„Warum tust du es?“, will sie wissen, obwohl sie weiß, dass die Chance eine Antwort auf eine derartig persönliche Frage von dem letzten Uchiha zu bekommen, wesentlich geringer ist.

„Herkommen?“

„Ja.“ Dieses Mal zeigt sie sich überrascht, als der dunkelhaarige Shinobi ungefragt an ihrer Bettseite Platz nimmt und ihre Frage tatsächlich beantwortet.

„Weil ich gerne glaube, dass wir Freunde sind. Und weil ich dir noch etwas schuldig bin.“

Das zynische Lächeln, das daraufhin ihre Lippen verzieht, ist das erste Anzeichen, das ihr eigener Zustand sie selbst beinahe in den Wahnsinn treibt, dass sie sich wirklich öffentlich zugesteht. „Selbst wenn das so wäre, kann ich mich doch nicht daran erinnern.“

Sasuke mustert die junge Frau vor sich einen Moment, bevor er die Finger verschränkt und sich ein Stück weit zu ihr nach vorne beugt, um ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. „Ich bin ein Verräter, Hinata. Gut man könnte sagen, ich hätte mich mittlerweile zumindest teilweise rehabilitiert, aber das ändert nichts daran, dass ich dieses Dorf vor Jahren unerlaubt verlassen habe, um mich seinem größten Feind anzuschließen.“

„Und was hat das mit mir zu tun?“

„Du warst bei meiner Rückkehr einer der wenigen Menschen, die mich nicht ausschließlich nach meiner Vergangenheit beurteilt haben.“ Zugegeben, diese Tatsache hätte ihn nicht unbedingt weiter interessiert, wenn sein bester Freund sich nicht Hals über Kopf in die junge Clanerbin verliebt hätte, aber heute ist er nicht mehr nur um Narutos Willen hier.

„Und trotzdem würde ich alles tun, um die Erinnerung an meine wiederzubekommen.“ Sie sieht einen Moment auf die Tür, bevor sie scheinbar wütend den Kopf schüttelt. „Ich wünschte, ich könnte mich erinnern. Ich muss, aber ich habe keine Ahnung wie.“

„Du wirst dich erinnern.“

Die schöne Clanerbin legt sich wütend eine Hand auf die Stirn, als könnte sie ihrer verlorenen Erinnerungen so hervorholen. „Und was, wenn es bis dahin zu spät ist? Ich habe das Gefühl, da ist irgendetwas, an das ich mich unbedingt erinnern muss, aber jedes Mal wenn ich versuche mich zu erinnern, wird mir schwarz vor Augen.“

„Du hast ein schweres Trauma erlitten, Hinata, du solltest dich nicht überanstrengen.“

Er weiß nicht, wie er es geschafft hat innerhalb von zwei Minuten etwas Falsches zu sagen, aber die Art wie die sanftmütige Hyuuga kritisch die Augen verengt, als sie ihn mustert, verrät ihm, dass er genau dieses Kunststück vollbracht hat.

„Ich kann mich zwar nicht erinnern, aber ich erkenne, wenn jemand etwas vor mir zurückhält. Ich sehe es bei Naruto und ich sehe es jetzt gerade bei dir. Also tu mir einen Gefallen, hör auf mich zu schonen und erzähl mir was du weißt.“

Der Uchiha kann nicht verbergen, dass ein leichtes Lächeln an seinen Lippen zupft, als er die hübsche Freundin seines besten Freundes mustert. Sie hat sich schon lange seinen Respekt verdient, aber ihre Willensstärke überrascht ihn immer wieder und erinnert ihn an Naruto. Er hat sein Angebot lange überdacht und er ist sich ziemlich sicher, dass Sakura ihn dafür umbringen wird, sobald sie es erfährt, aber hat dennoch beschlossen, dass er die Entscheidung in diesem Fall Hinata überlassen sollte. „Ich könnte dir vielleicht helfen, dich zu erinnern.“

Ihre Antwort kommt ohne Zögern. „Wie?“

„Sagen wir, ich beherrsche auch den einen oder anderen Trick mit meinen Augen.“
 


 

Naruto sitzt in einem der Wartestühle im Flur vor Hinatas Zimmer und den Kopf in den Händen vergraben, scheint er sie nicht einmal zu bemerken. Und Sakura nutzt seine Unaufmerksamkeit, um einen Moment inne zu halten und sich zu sammeln. Denn der verzweifelte Anblick ihres besten Freundes, treibt ihr einmal mehr die Tränen in die Augen.

Aber als sie an ihn heran tritt, hat ihre Stimme die gewohnte Festigkeit. „Was machst du hier draußen, ich dachte du wolltest zu Hinata?“

Naruto hebt orientierungslos den Kopf und die Art wie er sie anblinzelt, bevor er sich zerstreut durch die Haare fährt, beweist, dass er sie wirklich nicht kommen gehört hat. „Ich war schon bei ihr.“

Sakura setzt sich besorgt neben ihn auf einen der Plastikstühle. „Und warum sitzt du jetzt hier draußen?“

„Sasuke ist jetzt bei ihr.“ Und obwohl er sich auf der einen Seite kaum eine Sekunde von ihr lösen kann, zehrt es gleichzeitig unglaublich an ihm in diesem Zustand bei ihr zu sein.

„Ja, weil ihm wirklich etwas an ihr liegt, auch wenn Mr. Unnahbar das natürlich niemals zugeben würde.“

Er ringt darum es zu verbergen, aber sie sieht den tiefen Schmerz in seinen Zügen trotzdem und ergreift in einem spärlichen Trost seine Hand. „Naruto, Hinata liebt dich-“

„Momentan nicht.“

„Tief drinnen, ist sie immer noch die Hinata, die seit der Akademie in dich verliebt ist! Und es mag noch eine Weile dauern, aber wir werden sie zurück bekommen, Naruto!“

Der Blondschopf fährt sich müde über die Augen und die Tatsache, dass er ihr nicht einmal mit einem Nicken zustimmt, lässt sie ihn alarmiert genauer mustern.

„Schläfst du überhaupt?“, will sie besorgt wissen, aber sein Blick sagt alles.

„Ich kann nicht schlafen.“ Ein zynisches Lächeln verzieht seine Züge, aber das tut nichts um seinen Schmerz zu kaschieren. „Ich war mein ganzes Leben lang allein und jetzt kann ich nicht mehr schlafen, wenn sie nicht bei mir ist.“

Er wechselt das Thema, bevor sie sich überlegen kann, was sie darauf antworten könnte. „Wolltest du zu Hinata?“

Und ausnahmsweise lässt sie ihm seinen Willen. „Nein, zu dir. Tsunade will uns sehen.“

Der Blondschopf zieht überrascht eine Augenbraue in die Höhe. „Und das sagst du erst jetzt?“

Seine beste Freundin erhebt sich mit einem hinterlistigen Grinsen und streckt sich gelassen. „Es ist kein Notfall und sie kann ruhig ein bisschen warten.“

Das erfüllt seinen Zweck und entlockt dem Blondschopf zumindest ein halbes Grinsen. „Wirklich, Sakura, hältst du das für klug? Sie ist nicht schließlich mehr die Jüngste.“
 


 

- Eine Viertelstunde später in Hinatas Krankenzimmer -
 

„Nochmal!“ Aber sie keucht bereits so erschöpft, als hätte er sie zu einem Ausdauertraining gezwungen und nicht zu einer mentalen Achterbahnfahrt in ihre eigene Vergangenheit.

„Vergiss es, das ist mehr als genug für einen Tag. Am Ende ist dein Gedächtnis dauerhaft geschädigt und dann wird Naruto mich dauerhaft aus Konoha vertreiben. Außerdem, weißt du was Sakura mit mir macht, wenn sie erfährt, dass ich dich ohne irgendwelche medizinischen Kenntnisse mit meinen Sharingan ´behandelt´ habe? Ich hänge eigentlich an meinem Gehör.“

Aber die hübsche Clanerbin hat heute nichts für sein sarkastisches Gegrummel übrig. „Wenn mein Gedächtnis endgültig im Eimer ist, kann ich mich vermutlich auch nicht mehr daran erinnern, dass du mich mit deinen tollen roten Augen hypnotisiert hast, also stell dich nicht so an, Uchiha!“

„Nicht witzig, Hyuuga.“ Aber er kommt ihrer eindringlichen Bitte seufzend nach.

Kami, bitte lass das funktionieren!
 

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- Zwanzig Minuten später in Tsunades Büro -
 

„Tsunade-“ Sasuke unterbricht sich augenblicklich, als er in den Raum tritt und erkennt, dass die Hokage wider seines Erwartens nicht allein in ihrem Büro ist, sondern neben seinen beiden ehemaligen Teamkameraden auch Neji und das Oberhaupt des Hyuuga-Clans versammelt sind. Und es ist nicht schwer anhand der Anwesenden die Rechnung zu vollziehen, dass es vermutlich um die Situation im Hyuuga-Clan geht. Er begegnet kurz Sakuras fragendem Blick, bevor die Stimme der Hokage seine Aufmerksamkeit fordert.

„Was gibt es, Sasuke?“

Der Uchiha zögert nur eine Millisekunde, bevor er beschließt, dass jeder der Anwesenden ein Recht auf seinen und Hinatas Fund hat. „Ihr solltet das sehen.“ Und ohne ein weiteres Wort können sie beobachten, wie der Clanerbe wortlos seine Sharingan aktiviert und anschließend mehrere Fingerzeichen schließt, die sie ohne Vorwarnung alle mit in ein Genjutsu reißen.
 

Plötzlich erscheint es glaubwürdig, als stünden sie einige Kilometer entfernt von Konoha mitten im Wald, aber als Hinata an ihnen vorbei hetzt, hält Naruto fassungslos den Atem an. „Aber das ist-“

Und als er begreift, was es bedeutet, dass sein bester Freund diese Erinnerung kennt, die nicht seine eigene ist, fährt er aufgeregt zu Sasuke herum. „Heißt das, sie kann sich erinnern?!“

Doch der Clanerbe schüttelt enttäuschend den Kopf. „Nur daran, wie sie verletzt wurde.“

Aber das dämpft die plötzlich aufkeimende Hoffnung in dem blonden Uzumaki nicht. Doch die Tatsache, dass Hinata in ihrer eigenen Erinnerung gerade von einundzwanzig fremden Shinobi eingekreist wird, bremst sein wildes Gedankenspiel wirkungsvoll.
 

„Hinata Hyuuga. Die Gerüchte werden deiner Schönheit nicht gerecht.“

Die junge Clanerbin registriert ausdruckslos, dass die Fremden ihren Namen kennen, was lediglich ihre Vermutung bestätigt, dass dieser Hinterhalt alles andere als ein Zufall ist.

„Was wollt ihr?“ Sie versucht angestrengt ihre eigene Anspannung zu verbergen, aber der Gedanke, dass sie im Zweifelsfall niemals alle einundzwanzig wird aufhalten können und dass Hanabi dieser Art von offensichtlich gut ausgebildeten Shinobi in ihrem Zustand vollkommen hilflos gegenüberstehen würde, macht sie zu unruhig. Und offenbar verbirgt sie das nicht gut genug.

Einer der Fremden, der am nächsten bei ihr steht, grinst fies. „Oh, mach dir keine Sorgen: Wir wissen, dass du deine kleine Schwester hier irgendwo versteckt hast-“ Er hat jedoch den Punkt noch nicht hinter seinen Satz gesetzt, bevor Hinata mit seinem nächsten Wimpernschlag vor ihm steht und ihn mit einem einzigen Schlag gegen seinen Brustkorb niederstreckt.

Die übrigen Ninjas um sie herum spannen sich sofort an, aber der dunkelhaarige Shinobi, der Hinata zuerst angesprochen hat, bedeutet ihnen mit einer einfachen Handbewegung die Clanerbin noch nicht anzugreifen.

Aber Hinata verweilt in ihrer lauernden Haltung in ihrer Mitte und ihre Stimme nimmt schlagartig eine antrainierte Kälte an. „Nur um das klar zu stellen: Ihr werdet sie nicht finden, also versucht es gar nicht erst! Ihr werdet mit mir vorlieb nehmen müssen.“

Es ist offensichtlich der Strippenzieher dieser Gruppe, der mit einem amüsierten Grinsen erneut das Wort erhebt. „Ihr Konoha-nins seid alle so leicht aus der Reserve zu locken. Aber mach dir keine Sorgen, Schätzchen, wir sind nicht an deiner Schwester interessiert.“

Die schöne Clanerbin verzieht höhnisch ihre feinen Gesichtszüge. „Sicher, ihr seid rein zufällig vorbeigekommen und seid höflicherweise stehen geblieben, um uns guten Tag zu sagen.“

Der Anführer lacht laut auf und für den Ausdruck mit dem er sie mustert, würde Naruto ihm in der Gegenwart gerne immer noch eine reinhauen. „Bist du nicht als schüchternes Mäuschen verschrien?“

„Ich halte nicht viel davon zu sein, was andere von mir erwarten.“

„Offensichtlich. Warum erleichterst du uns allen die ganze Sache nicht einfach und kommst freiwillig mit uns mit? Und ich gebe dir mein Wort als Ehrenmann, dass dir auch nichts geschieht.“

Es ist ihr außen nicht anzumerken, aber gefangen in ihrer Erinnerung verschwimmt die Lichtung beinahe vor den Augen der Konoha-nins, so hektisch durchleuchtet die junge Clanerbin in diesem Moment sämtliche möglichen Fluchtwege und Ausweichmanöver. „Nichts, außer dass ihr mich nach meinem erlösenden Tod aufschneiden werdet, um hinter das Geheimnis meiner Augen zu kommen.“

Der dunkelhaarige Redenführer schmunzelt belustigt. „Süße, ich habe dir die Wahrheit gesagt: Die Byakugan interessieren uns nicht.“

Hinata verengt nur für eine Milliekunde zweifelnd die Augen, aber der fremde Shinobi sieht es und hebt belustigt eine Augenbraue. „Sag bloß, du weißt es nicht? Bei Kami, ihr Hyuugas glaubt immer die Welt dreht sich ausschließlich um euer unglaubliches Bluterbe. Du bist die kostbare Clanerbin, hast du dich nie gefragt, warum in den letzten Jahren niemand mehr versucht hat, dich in seine Gewalt zu bringen, obwohl du als Kind rund um die Uhr beschützt werden musstest? Oder deine Schwester, obwohl jeder weiß, dass auch sie immer noch kein Bannmal auf der Stirn trägt?“

„Und woher wollt ausgerechnet ihr das wissen?“

„Sag Schätzchen, hat dein Vater dir etwa nie erzählt, wie deine Mutter wirklich gestorben ist?“

„Was?!“ Jegliche Farbe weicht so schnell aus Hinatas Gesicht, dass die Konoha-nins für einen Moment geschlossen befürchten, dass sie ohnmächtig wird.
 

In dem Genjutsu, das ihnen Hinatas schlimmste Erinnerung zeigt, ballt Naruto zornig die Faust. „Er will sie provozieren!“

Sasuke kräuselt kaum merklich die Lippen. „Natürlich, jemandem Lügen über seine Familie zu erzählen, ist ein ziemlich sicherer Weg, eine bestimmte Reaktion zu erzielen.“

Aber abgesehen von Neji bemerkt niemand wie das schweigsame Clanoberhaupt in ihrem Rücken in jeder seiner Bewegungen erstarrt ist und schlagartig ebenso blass erscheint, wie seine älteste Tochter.
 

Aber Hinata schließt für ein paar Sekunden die Augen und verdrängt erneut jegliches Gefühl aus ihrer Haltung. „Schön, mal angenommen, ich würde das glauben, dann ist eure Anwesenheit hier trotzdem kein Zufall. Ihr habt es auf mich abgesehen. Und wenn es nicht um mein Bluterbe geht, worum dann?“

Einer der anderen Ninja tritt unauffällig an den heran, der sich als scheinbarer Anführer mit Hinata unterhält, aber er dämpft seine Stimme nicht genug, um seine Worte vor der Hyuuga zu verbergen. „Hältst du es für klug ihr das zu sagen?“

Der Angesprochene nimmt seine kalten Augen keine Sekunde lang von der angespannten Clanerbin. „Was glaubst du wird sie machen? Es mit uns allen aufnehmen? Sie mag eine ANBU Konohas sein, aber so gut ist sie auch wieder nicht.“

„Wie du meinst.“

„Naruto Uzumaki.“

Mit seinem Namen fällt Hinatas mühsam errichtete Fassade und in ihren Gesichtszügen spiegelt sich erneut Entsetzen. „Was?“
 

Für einen Moment wandern alle Blicke zu Naruto, der in seinem maßlosen Entsetzen einen vergeblichen Schritt nach hinten stolpert. “Nein!“
 

„Überrascht dich das wirklich? Schließlich habt ihr aus eurer Beziehung nicht gerade ein Geheimnis gemacht. Wobei das in Konoha auch keinen Unterschied macht.“

Hinata festigt ihren Stand unauffällig und zwingt einen stählernen und nichtssagenden Ausdruck auf ihre Gesichtszüge, die ihr möglicherweise zum ersten Mal in ihrem Leben eine wirkliche, äußere Ähnlichkeit mit ihrem Vater verleiht. „Was wollt ihr von Naruto?“

„Schätzchen, was glaubst du wohl, könnten wir von deinem Liebsten wollen?“

„Den Fuchs.“ Es ist eine beinahe selbstverständliche Feststellung, schließlich ist es gerade mal ein paar Wochen her, dass sie dasselbe in der Shono-Schlucht versucht haben. Sie hätten früher sehen müssen, dass das und die Angriffe auf Konoha und Sakura unmöglich zufällig gemeinsam auftretende Ereignisse sein konnten. Sie haben in den letzten Wochen nichts Anderes getan, als Konohas Grenzen auszutesten und ihre Schwachpunkte zu einem strategischen Plan zusammenzufassen.

Der namenlose Anführer der Shinobi, die die durchgestrichenen Abzeichen ihrer jeweiligen Dörfer offen auf ihrer Stirn tragen, grinst grausam. „Kluges Mädchen.“

„Darauf wird Konoha niemals eingehen.“

„Ah.“ Der dunkelhaarige Koloss tritt schmunzelnd einen Schritt nach vorne. „Mit Konoha hat das gar nichts zu tun. Hier kommst du ins Spiel. Was glaubst du, wenn wir deinem Naruto einen Finger von dir schicken, wie lange wird es dauern, bis er kommt um dich zu retten? Jeder Ninja in diesem Land kennt Naruto Uzumaki als chaotischen Hitzkopf, der für seine Freunde alles tun würde. Eigentlich wollten wir uns ja die kleine Haruno holen und vor ein paar Wochen wäre das auch so einfach gewesen, wenn sich Uchiha nicht eingemischt hätte.“

Hinata verengt angespannt die Augen. „Das ist…“ Aber mitten im Satz verschwindet sie und bevor ihre Feinde ganz begriffen haben, wohin sie verschwunden ist, hat sie zwei weitere getötet und dem einen seinen Waffenbeutel abgenommen. „…gut zu wissen!“ Dieses Mal warten die Shinobi jedoch nicht mehr auf einen Angriffsbefehl ihres Anführers und stürzen sich brüllend auf die junge Clanerbin.
 

Und obwohl sie den Ausgang dieser Geschichte bereits kennen, ist es für die Konoha-nins beinahe unerträglich zuzusehen, wie sich die Übermacht der fremden Ninjas geschlossen auf Hinatas zierliche Gestalt stürzt, die in dem Gemenge beinahe untergeht, obwohl sie sich in den ersten Minuten mit aller Macht behauptet.

„Sie-“ Dem erhabenen Oberhaupt des Hyuuga-Clans fehlen vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben die Worte, aber es ist überraschenderweise sein Neffe, der sich bereit erklärt Hinatas Vater zu erklären, was dieser in den letzten Jahren alles verpasst hat, wenn es um seine älteste Tochter geht.

„Sie ist eine außergewöhnliche Kunoichi, mit einer beeindruckenden Auffassungsgabe. Nicht nur wegen den Byakugan, sondern weil sie hochkonzentriert alles um sich herum wahrnimmt. Sie war schon immer schnell, aber heute weiß sie das in Verbindung mit ihrer zierlichen Größe zu ihrem Vorteil einzusetzen. Sie ist ausgesprochen präzise. Und wenn es darauf ankommt tödlich.“

Trotz der scheinbaren Hoffnungslosigkeit ihres Unterfangens, wehrt Hinata sich in ihrer Erinnerung unerbittlich gegen ihre zahlreichen Angreifer und bestärkt Nejis Worte stumm.

Es gelingt ihr sich gegen acht ihrer übermächtigen Feinde durchsetzen, auch wenn sie trotz ihrer Chakrahülle etliche Verletzungen einstecken muss, um sich den Rest vom Hals zu halten, aber schließlich bricht der Anführer durch ihre Verteidigung und in einem ausgesprochen ungewöhnlichen Manöver, das nicht einmal ein Hyuuga vorherzusehen vermag und dass sie selbst dann in ihrer momentanen Situation kaum hätte verhindern können, greift er nach Hinatas rechter Hand und biegt die drei Finger, die er zu fassen bekommt, ruckartig nach hinten, bis sie knackend brechen.

Obwohl sie sicher im Krankenhaus liegt, wird nicht nur Naruto schlagartig übel, als sie Hinata zum ersten Mal laut im Schmerz aufschreien hören.

Es ist nicht zu sehen, was Hinata in der nächsten Sekunde aus dem gestohlenen Waffenbeutel zieht, aber ihr Blickfeld verschwindet augenblicklich im Rauch und die Konoha-nins hören den Anführer nur noch fluchen, während sie Hinata in ihrer hektischen Erinnerung auf ihrer Flucht durch den Wald begleiten, in ihrer einzigen momentanen Option in die entgegengesetzte Richtung zu ihrem Heimatdorf.
 

„Verdammt, findet sie!“
 

Während sie läuft, springt plötzlich ein Wolf aus einem der Büsche und gesellt sich zielstrebig an die Seite der jungen Clanerbin. Es ist jedoch nicht der vertraute graue Leitwolf, sondern eine kleinere braune Wölfin, deren Name keinem der Konoha-nins vertraut ist.

Das tiefe Knurren des fremden Wolfes zerreißt die Stille und Hinata erlaubt sich ein zynisches Schmunzeln. „Ich weiß, ich hab uns mal wieder in eine ausgesprochen beschissene Lage manövriert!“

Sie reißt sich ihr Konoha-Stirnband vom Hals und reicht es ihrer Gefährtin hektisch. „Bring das nach Konoha! Sie werden dir zu mir folgen! Und ich versuche solange am Leben zu bleiben.“

Der Wolf nimmt das Stirnband zwischen die Zähne und verschwindet mit einem leisen Winseln.

„Ich brauche dazu nur eine Menge Glück.“ Was sie in diesem Moment rettet, ist ihre Voraussicht. Denn die raffinierten blauen Kugeln, die unter ihrem Ärmel hervortreten, hätte sie mit drei gebrochenen Fingern niemals hervorbringen können. Die Kugeln folgen ihr zu dem Ziel, das sie konzentriert anstrebt, während sie die Tasche durchwühlt, die sie einem der feindlichen Shinobi abgenommen hat und eine beachtliche Menge Sprengstoff zu Tage fördert. Aber das hat sie bereits gewusst.

Ihr Ziel ist ein Felsvorsprung, der in die tiefe Shono-Schlucht hineinragt. Hinata fällt an einem der letzten Bäume vor der Schlucht auf die Knie und schiebt hektisch einen Teil des Sprengstoffs unter die Wurzeln. Und als sie eine ihrer Chakrakugeln nahe der Zündschnur zurücklässt, wird offensichtlich, was sie vorhat.

Sie wiederholt das Ganze an zwei weiteren zentralen Punkten und erhebt sich gerade, als das erste Kunai knapp an ihrem Kopf vorbeisurrt.

Sie flieht an den Rand des Felsvorsprungs und ist wenige Minuten später von den restlichen Shinobi eingekreist. Immer noch zehn. Immer noch viel, viel zu viele.

„So, das war´s, genug mit den Spielchen!“

Hinata tritt einen kalkulierten Schritt nach hinten, bis sie wirklich sprichwörtlich am Abgrund steht, bevor sie die Schultern strafft und ihren Blick abschätzend auf ihre Verfolger richtet. „Wir haben schon etabliert, dass ich bereit bin es mit euch allen aufzunehmen, um meine Schwester zu beschützen. Und ich habe geschworen notfalls zu sterben, um mein Dorf zu beschützen. Und ihr glaubt, ich ergebe mich, um euch den Mann auszuliefern, den ich weit mehr liebe, als mein eigenes Leben? In welchem Zusammenhang ergibt diese Rechnung für euch einen Sinn?“

Der Anführer knurrt gereizt, aber er wirkt immer noch nicht beunruhigt. Und zugegeben, mit einem Verhältnis von 10:1 hat er dazu in ihrem geschwächten Zustand auch kaum einen Grund. „Schätzchen, du hast drei gebrochene Finger. Ich weiß, dir wurde die Tendenz Schmerzen zu ertragen vermutlich schon im Kindesalter eingedrillt, aber ohne Fingerzeichen zu schließen oder deine zweite Hand für dein Bluterbe nutzen zu können, hast du keinerlei Chance gegen zehn von uns. Zugegeben, du hast dich wacker geschlagen und ich habe deswegen elf gute Männer verloren, aber jetzt wirst du brav mit uns kommen oder ich fürchte, ich muss dir noch ein paar deiner hübschen Knochen brechen.“

Trotz ihrer gebrochenen Finger ballt Hinata beide Hände zu Fäusten. „Wie wäre es, wenn ich mich zuerst für die revanchiere, die du mir schon gebrochen hast?“

Ohne eine weitere Warnung öffnet sie ruckartig ihre zu Fäusten geballten Hände und wertvolle Sekunden bevor die fremden Shinobi begreifen, dass sie direkt in eine Falle gelaufen sind, fliegt der ganze Platz mit ohrenbetäubendem Krachen in die Luft.
 

Hinata hat mit dem Öffnen ihrer Hände einen raschen Schritt zurückgemacht, direkt ins Bodenlose des Abgrundes hinein – die einzige Möglichkeit der Explosion zu entgehen, die alles um sie herum in Schutt und Asche legt. Aber der Rückstoß schleudert sie dennoch mit knochenbrechender Wucht an die gegenüberliegenden Felsen, bevor sie dem Boden haltlos entgegen stürzt.
 

„Daher kommen die Schäden an ihrer Wirbelsäule und ihren Rippen“, flüstert Sakura fassungslos und Naruto ballt gequält die Hände zu Fäusten. Die ersten Sekunden, in denen er diese Erinnerung für ein gutes Zeichen hielt, sind schon lange vorbei. Und seitdem ist es nur noch grausam mit anzusehen, was sie durchgemacht hat.
 

Die verwundete Clanerbin fällt haltlos in die tiefe Schlucht und ringt schwer darum nicht das Bewusstsein zu verlieren. Denn wenn sie ihren Sturz nicht abfangen kann, wird sie wirklich sterben. Sie konzentriert sich mit aller Macht auf den mickrigen Rest ihres verbleibenden Chakras und kann den Fall in letzter Sekunde bremsen, sodass die Felsen nur Wunden in ihre Haut schlagen, statt ihre Knochen zu zerschmettern.

Ihr entweicht ein angestrengtes Stöhnen, als sie sich zurück auf die Beine kämpft. Aber ihr Bluterbe ist immer noch aktiv und mit einer todbringenden Erkenntnis fährt sie keuchend herum.

„Ich muss zugeben, wir haben dich unterschätzt. 20 Männer im Alleingang zu töten, ist eine beeindruckende Leistung, sogar für eine ANBU Konohas. Aber du wirst trotzdem sterben.“

Sie hat doch nicht alle erwischt.

Der fremde Shinobi hebt drohend das Schwert, das er führt und Hinata zwingt ihre unverletzte Hand angestrengt nach oben, in die vertraute Haltung ihrer Familientechnik. Sie blinzelt, um den Feind vor sich im Blick zu behalten, während ihre ganze Sicht verschwimmt. Sie ist am Ende.

Sie lässt den Feind zu sich kommen, versucht nicht einmal auszuweichen. Sie würde nur fallen und das wäre wirklich ihr Todesurteil. Ihr Chakra formt sich langsam um seinen Angriff abzuwehren, aber die Hülle ist zu dünn und das Schwert fährt glatt durch sie hindurch, bohrt sich tief ihren Körper. Aber ihr Chakra hat es immerhin umgelenkt und nur deswegen durchbohrt die Klinge ihre Lunge nicht, sondern streift sie nur.
 

Auch in ihrer Erinnerung muss Naruto gequält den Blick abwenden, weil er es nicht erträgt mit anzusehen, wie die Klinge ihres Feindes ihren Körper durchbohrt.
 

Sie stolpert keuchend nach vorne, wie ihr Feind es erwartet. Was er in seinem sicheren Triumph nicht sieht, ist das Kunai, das sie in ihrer verletzten Hand führt und ihm direkt in die Halsschlagader rammt. Sie stößt den fremden Mann mit letzter Kraft von sich und sieht kurz zu wie sein sterbender Körper in den reißenden Fluss fällt.

Er hat seinen Griff um seine Klinge verloren und sie verweilt in ihrem Körper, während Hinata stöhnend auf die Knie sinkt. Sie weiß, sobald sie die Klinge herauszieht, wird sie der erhöhte Blutverlust nur noch schneller töten, aber so kann sie sich kaum bewegen und hier kann sie nicht bleiben. Also greift sie nach der Klinge und beißt sich die Unterlippe blutig, bei dem Versuch ihre Schmerzen nicht laut herauszuschreien, als sie den Griff umfasst und das Messer herauszieht. Ihr ganzer Körper steht in grausamen Flammen und vor all dem Schmerz verschwimmt auch in ihrer Erinnerung immer noch ihr Blick.

Es dreht sich alles, aber sie fokussiert ihr Bluterbe noch ein letztes Mal und entdeckt die kleine Höhle im Felsen, die sie kaum retten, wohl aber verstecken wird.

Aber ihre Beine wollen dem Befehl aufzustehen nicht mehr gehorchen und sie schließt erschöpft die Augen. Sie streckt blind die Hand nach einem Halt aus und seufzt leise, als sie weiches Fell findet. Auf ihren treuen Freund gestützt, gelingt es ihr schließlich noch sich stöhnend in die Höhe zu kämpfen.

Sie schafft es trotz allem kaum mehr drei Meter in die Höhle, bevor sie mit einem schmerzerfüllten Keuchen zu Boden geht.

Das leise Winseln eines Wolfes holt sie ein letztes Mal zurück ins Bewusstsein und sie erkennt entsetzt, dass es nicht irgendein Wolf ist. „Kira! Was- tust du hier? Du solltest doch- bei Hanabi blei-“

Aber ihr vertrauter Geist unterbricht sie mit tiefer Stimme. „Ich habe deinen Cousin gerochen. Er wird sie finden und zurückbringen. Außerdem hat mich die Kleine die ganze Zeit über angefleht, dir nachzulaufen. Und du weißt, was ich von bettelnden Menschen halte.“

Ein müdes Lächeln schleicht sich mit der Erleichterung über diese Nachricht auf Hinatas Züge. „Ja.“ Sie hebt erschöpft die Hand und krault die weiße Wölfin einmal am Kopf, bevor sie ihre Kraft wieder verlässt. „Ist schon gut, Süße. Noch geben wir nicht ganz auf.“

Sie greift blind nach dem Band um ihren Hals und zieht den Anhänger, den sie unter ihrer Kleidung verborgen hat, über ihren Kopf und umschließt ihn fest. Und mit einem kämpferischen Flüstern schließt sie die Augen. „Ich habe es versprochen!“
 

Sakura wischt sich rasch die Tränen von den Wangen und dreht sich fragend zu ihrem besten Freund um. „Ist das-“ Aber der Anhänger, den er vor so vielen Jahren von Tsunade geschenkt bekommen hat und den er seitdem jeden Tag getragen hat, fehlt immer noch an seinem Hals und die Frage erübrigt sich.
 

Aber jeder Atemzug in ihrem Brustkorb rasselt von Minute zu Minute lauter und kostet sie immer mehr Kraft, die sie nicht mehr hat. Und als sie nach wenigen Minuten ihre Augen noch einmal öffnet, um den Blick ihrer treuen Gefährtin zu suchen, die dicht an ihrer Seite Platz genommen hat, um Hinatas anhaltendes Zittern so gut wie möglich zu lindern, steht die schmerzhafte Gewissheit in ihren Augen, dass sie trotz ihres eisernen Willens nichts gegen ihre schwerwiegenden Verletzungen ausrichten kann.

„Du- du musst Na-ruto etwas von mir… ausrichten-“

Aber der Wolf an ihrer Seite unterbricht sie knurrend. „Einen Teufel werd ich tun!“

Der sture Eigensinn ihres vertrauten Geistes ringt Hinata ein schwaches Lächeln ab. „Er weiß, wie-“ Sie schließt noch einmal die Augen und es ist unschwer zu erkennen, wie schwer ihr jeder Atemzug mittlerweile fällt. „Ich liebe ihn.“

„Das wirst du ihm gefälligst selbst sagen!“

Aber die junge Clanerbin gibt der Schwere ihrer Lider erneut nach. „Das weiß er, aber… sag ihm, es t-tut mir… leid. Und wenn er es je erfährt-“ Ein schwaches Husten zwingt sie dazu sich zu unterbrechen und schmerzerfüllt eine Hand auf ihren Brustkorb zu legen, während aus ihrer tiefsten Wunde verstärkt Blut austritt.
 

In Hinatas letzter Erinnerung gefangen, greift Sakura nach einem besorgten Blick auf ihren besten Freund panisch nach dem Mann an ihrer Seite. „Sasuke, du musst das hier beenden-“

Aber ihr blonder Teamkamerad fährt schneidend zwischen ihre geflüsterte Bitte. „Untersteh dich, Sasuke!“

„Naruto, bitte, tu dir das nicht-“

„Sie musste es durchleben, Sakura! Sie lag in dieser Höhle, in dem Glauben, dass sie sterben wird. Ich habe ihr versprochen sie zu beschützen und immer für sie da zu sein. Das hier ist mein Versagen.“

Die besorgte Stimme des Wolfes unterbricht die Auseinandersetzung der beiden Teamkameraden, bevor Sakura dem etwas entgegnen kann.
 

„Hinata.“

„Sag ihm… es… ist nicht… sei-ne Schuld! Sag es… auch… Ha-na-bi.“
 

Jede einzelne Silbe ist mittlerweile eine offensichtliche Qual für sie und ihre Erinnerung beginnt bereits mit ihrem Bewusstsein zu verschwinden, während Naruto verzweifelt auf die Knie sackt.
 

„Und mein… Va-ter-“
 

Aber was sie ihrem Vater noch mitteilen wollte, ist mit ihrer Erinnerung verloren gegangen.

Denn in diesem Moment endet ihre Erinnerung mit ihrem letzten Atemzug.
 

.

.

.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab lange überlegt, wie ich dieses Kapitel umsetzen soll, aber ich wollte Hinatas letzte Minuten vor ihrem Gedächtnisverlust gerne einbringen...
Ich bin gespannt zu hören, wie ihr darüber denkt und wenn alles läuft wie geplant, gibt es in einer Woche schon das nächste Kapitel ;)
Ich wünsch euch allen noch einen schönen zweiten Advent! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Suta98
2016-12-17T08:02:41+00:00 17.12.2016 09:02
Yeah hab im Urlaub Internet gefunden
Wie immer ein tolles Kapitel auch wenn es für alle schmerzhaft ist, ist das erst der Anfang.
Von:  Hokagebernd
2016-12-07T12:34:07+00:00 07.12.2016 13:34
Hammer Kapitel nun das wahr eine großartige Leistung von Hinata 21 feindliche shinobis zu erledigen im Alleingang das muß mal jemand nach machen aber ohne ihren eisenern will hätte sie das nich Geschaft geschweige denn überlebt u. Die können Frohe sein das Hinata die alle erledigt hat sonst würde Naruto das übernehmen es sollte jeder gewahnt sein will man an sakura ran krigt man es mit sasuke ushia zu tun vergreift will man an Hinata ran krigt man es mit Naruto Uzumaki zu tun will man sich an beid vergreifen dann krigt man es mit beiden zu tun
Von:  FireStorm
2016-12-07T04:50:46+00:00 07.12.2016 05:50
wieder ein klasse kapi kanns kaum erwarten bis es weiter geht :)
Von:  DarkBloodyKiss
2016-12-06T22:22:50+00:00 06.12.2016 23:22
Hi Nabend ^^
Super tolles Kappi !!!!
Sehr schön geschrieben !!!!
Sakura sollte sich und ihrem zurzeit eh etwas angeschlagenen Körper Ruhe gönnen den sie wirklich mehr wie dringend braucht !!!!
Auch wenn man verstehen kann das ihr das zurzeit etwas schwer fällt !!!!
Man merkt das Sasuke sich wirklich um Sakura sorgt !!!!
Es ist gut das die beiden miteinander offen und ehrlich sprechen !!!!
Das haben die beiden sehr gebraucht !!!!
Naruto kümmert sich wirklich sehr Rührend um seine Freundin !!!!
Der beste Schauspieler geht wirklich nicht an Naruto verloren !!!!
Hinata kann wirklich sehr gut in ihm Lesen !!!!
Daher wundert mich das auch nicht wirklich das Naruto vor die Türe geht wie Sasuke Hinata Besuchen bekommt !!!!
Es ist toll das Sasuke Hinata Helfen kann sich zu Erinnern !!!!
Auch wenn ich glaube das Sasuke sich Hinterher ganz schön was anhören kann !!!!
Und dann platzt er auch noch in Tsunades Büro was eh schon von ein paar Leuten die er ganz gut kennt belegt ist !!!!
Es ist wirklich ganz schön Heftig was die dort Anwesenden im Raum zu sehen bekommen !!!!
freue mich wirklich sehr aufs nächste Kappi !!!!



gglg & einen ganz ganz tollen Dienstag Nikolaus Abend DarkBloodyKiss ^^
Von:  XxGirlyxX
2016-12-05T22:13:33+00:00 05.12.2016 23:13
Arme Hinata, was sie nicht alles hat durchleben müssen :( und Naruto ... wie er wohl Mach allem reagieren wird? Hoffe er Gibt sich nicht weiterhin die Schuld an allem :(
Ich finde es toll, das sasuke Hinata helfen will und es auch hat bis jetzt. Ob er wohl weiter mit ihr an ihren Erinnerungen arbeiten soll?
Sakura und sasuke waren auch mega süss, hoffe das wir im nächsten Kapitel wieder bisschen mehr von ihnen zu lesen kriegen 😝😍😋
Bin schon mega gespannt, wie es weiter geht 😁😁😁
LG XxGirlyxX
Von:  youjissi
2016-12-05T20:20:39+00:00 05.12.2016 21:20
Ich muss ehrlich sagen, ich habe dies Gestern Abend gelesen, bin aber noch nicht dazu gekommen einen Kommentar zu schreiben. Ich glaube, ich habe bei der Hälfte des Kapitels dauernd geweint, und es hat auch nicht aufgehört. Ein wirklich sehr, sehr, sehr, SEHR gutes Kapitel! So emotional, wirklich. Einfach schön.

Wirklich toll, dass das Kapitel so schnell kam, mach weiter so und schreib immer weiter so toll!
Ich freue mich riesig auf das nächste Kapitel.

Liebe Grüße x3
Von:  Ju1989
2016-12-05T17:04:58+00:00 05.12.2016 18:04
Tolles Kapitel,<3
Von:  Thrawn
2016-12-05T09:49:57+00:00 05.12.2016 10:49
Sehr starkes Kapi

Erst jetzt rafft Sasuke, dass er auch Augenkünste hat? War zwar Machtmisbrauch, aber der Zweck heilt ja bekanntlich die Mittel.^^ Ich frage mich ja, ob Sakura der eigentliche Störfaktor in der SasuSaku Beziehung ist. Sie vertraut ihm immernoch nicht ganz und bisher kann sie selber mit der vergangenheit nicht abschließen. Das fiel mir ins Auge.

Hinata, da kann man nichts mehr dazu sagen. Wirklich hammerhaft beschrieben. Sowohl die Erinnerungen wie die Reaktionen. Bleibt abzuwarten ob diese Erinnerung auch hilft den restlichen Teil zurück zubekommen. Aber wenigstens hat Hiashi erkannt, was seine Tochter draufhat. Auch wenn ich glaube, das er weiß, wer hinter dem Mord an seiner Frau steckt. Es kommt mir so vor, als würde er ein Geheimnis unter allen Umständen verbergen wollen. Und der mysteriöse Feind scheint verschiedene Schicksale zu kombinieren um an sein Ziel (Naruto) ranzukommen.

Der Typ, der Hinata am Ende getötet hat, war wahrscheinlich wieder so ein Stellvertreter. Der andere, der Sakura vergiftet hat, kommen immer wieder richtig geil rüber. Das ist wirklich schwer zu entscheiden, auf welcher Seite man eigentlich will. Wenn der Boss auch so cool ist, wäre ein Sad End auch nichts schlechtes.;D

Freue mich wenn es weitergeht.

MfG Thrawn
Von:  franny
2016-12-05T08:10:39+00:00 05.12.2016 09:10
Super toll! :-)
Ich finde es toll das sasuke hinata hilft ihre Erinnerungen wieder zu erlangen und ich hoffe das sie die auch bald dauerhaft wieder hat.
Freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel!!!
Mach weiter so ;-)
Glg franny
Von:  Cosplay-Girl91
2016-12-04T23:55:47+00:00 05.12.2016 00:55
Tolles Kapitel :)
Ich fand SasuSaku am besten.
Hinata hast du sehr gut beschrieben.
Sehr schön gemacht.
Mach weiter so.
lg


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