Zum Inhalt der Seite

"Ich lass dich nie mehr los!"

Hinata&Yui
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Begegnung

Ein Frühlingsmorgen brach an. Die Vögel wurden von den sanften Strahlen der Sonne geweckt und begannen ihre morgendlichen Gesänge. Der Gesang fiel wie das Sonnenlicht durch ein offenstehendes Fenster zu einem sechzehnjährigen Mädchen, welches mit traurigem Blick die singenden Vögel beobachtete. Ihre Mutter, die an der Bettkante, indem das Mädchen lag, saß, bürstete deren langes, pinkes Haar. Mit sanfter Stimme fragte sie:

„Yui, möchtest du gleich in den Park? Es ist ja so schönes Wetter draußen." Yui wandte ihre pinkfarbenen Augen zu ihrer Mutter und lächelte schwach:

„Gerne, aber musst du heute denn nicht arbeiten?"

„Ich habe erst am Nachmittag Schicht, also mach dir keine Sorgen."

Doch Yui machte sich Sorgen. Wegen ihr musste sich ihre Mutter rund um die Uhr um sie kümmern und gleichzeitig noch arbeiten. Für Schlaf oder Freizeit hatte sie kaum Zeit. Ihre Mutter schlug die Decke zurück und hievte sie in den Rollstuhl, der neben dem Bett platziert war. Während ihre Mutter dessen Handtasche holte, schaute Yui wieder aus dem Fenster. Die Vögel waren vom Baum aufgeflogen und umkreisten sich zwitschernd.

-Wie gern wäre ich ein Vogel, denn dann würde ich Mama nicht soviel Kummer bereiten.-

Mit einem liebevollem Lächeln kam ihre Mutter ins Zimmer:

„Entschuldige, dass du warten musstest. Wir können jetzt los."

Yui nickte abwesend. Sie konnte nichts, außer sich pflegen zu lassen. Wut auf sich selbst kam in ihr hoch und sie Biss sich auf die Lippen.

„Schatz, alles in Ordnung?", fragte ihre Mutter besorgt, als sie Yuis Gesichtsausdruck bemerkte. Diese nickte nur lächelnd. Sie wollte ihre Mutter nicht noch mehr Sorgen bereiten. Die Frau schob Yui aus dem Haus, welche erneut in den herrlich blauen Himmel schaute.

Komischer Weise musste sie immer an blaue, samtige Haare denken, aber es gab niemanden mit blauen Haaren, den sie kannte. Wärme umgab ihr Herz, welches schneller schlug, wenn sie an den Jungen dachte. Ein Junge? Das, worüber ihre Mutter redete, hörte sie nur noch mit einem Ohr. Zu versunken war sie in ihren Gedanken. Sie waren bereits im Zentrum des Parks gelangt. Eine große Menschenmenge, hauptsächlich Mädchen, drängelten sich um etwas außerhalb Yuis Blickfeld. Ihre Mutter stellte sie am Rand des Weges ab und verließ sie um ein kaltes Getränk für Yui aus dem Automaten zu holen.

Yuis Blick folgte ihr zu den beiden Automaten. Einer der Automaten war schon besetzt und Yuis Mutter benutzte den Freien. Yuis Augen weiteten Sich, als sie den Jungen am Automaten erblickte. Blaue Haare, die dem Jungen ins Gesicht fielen. Er drehte sich zu ihrer Mutter, lächelte sie freundlich an und beugte sich zur Öffnung des Automatens.

„Hi... nata...", hauchte Yui. Sie wollte zu dem Jungen, konnte es aber nicht. Verzweifelter den je versuchte Yui ihre Glieder zu bewegen, die sie seit zehn Jahren nicht kontrollieren konnte. Nichts passierte, außer, dass der Junge die Dose nahm und sich zum Gehen wandte.

„Hinata, warte!", schrie sie so laut sie konnte, sodass ihr Umfeld sie erstaunt anschaute. Ein Ruck durchfuhr sie und ihr Körper hob sich vom Rollstuhl ab.

Hart kam sie auf den Boden auf. Sie lag bäuchlings auf der Erde, den Kopf in Richtung der Automaten gewandt.

Mehrere Menschen umringten sie und fragten, ob alles in Ordnung sei. Sie sah, wie ihre Mutter auf sie zugerannt kam und sich neben ihr auf die Knie fallen ließ.
 

„Ein Hoch auf Hinata!!!", rief der Capitän des Teams in der Umkleide,

„Er hat den entscheidenen Homerun gemacht." Seine Teamkameraden erhoben die kalten Dosen und prosteten ihm zu. Hinata nahm ebenfalls eine Dose Sprite und lachte ausgelassen. Er war froh, dass sie das Spiel gewonnen hatten.

„Hey, ich schlag vor, wir gehen zur Feier in eine Karaokebar, was hält ihr davon? Da können wir unseren Helden gemessen feiern!", meinte Reito, der Neuzugang des Teams. Begeistert schaute er in die Runde, aber keiner schien so wirklich auf den Vorschlag eingehen zu wollen.

Als keiner zustimmte, sagte Reito:

„Und wie ist es mit dem Stadtpark? Es ist ja gutes Wetter."

„Also darauf hätte ich mehr Lust." , stimmten Mehrere dem Vorschlag zu. Die Jungs tranken den Rest ihres Getränks aus und schulterten dann ihre Sporttaschen.

Die kleine Truppe machte sich auf den Weg. Reito, der anscheinend nie aufhörte zu reden, nahm Hinata in den Beschuss.

„Hast du gestern die neue Folge im Fernsehen gesehen... Wie hieß die Serie noch gleich? Die mit diesen Samurais, die..." Weiter hörte Hinata nicht mehr zu, da er wie all zu oft in Gedanken versank. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass jemand im Park auf ihn wartete, doch das war absurd. Er hatte sich mit niemanden verabredet. Nicht heute. Aber trotzdem war das Gefühl da.

Es war kein weiter Weg bis zum Park, da die Sportanlage kaum drei Blocks von dem Park entfernt war. Der Park war durch einen weißen hohen Holzzaun von den Straßen getrennt. Einer seiner Freunde stieß das Holztor auf. Das Team ließ sich auf einer der Wiesen nieder. Sie unterhielten sich über das Baseball-Spiel und lachten über die Fehler, die beim Spiel gemacht wurden. Von dem gegnerischen Team, wie auch von ihrem Eigenen. Hinata legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er hatte keine Lust zu reden. Er wollte lieber die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut genießen und vielleicht etwas vor sich hindösen. Aber dazu kam es nicht, denn er verspürte plötzlich den Drang sich zu Bewegen, weshalb er sich aufrichtete.

„Ich hol mir mal etwas zu trinken. Will von euch jemand auch etwas?" , fragte er in die Runde. Alle schüttelten die Köpfe. Hinata steckte seine Hände in die Jackentaschen und ging zu den Automaten zu, die etwas weiter weg standen. Er kam an eine Gruppe keifende Mädchen vorbei, die vermutlich irgendeinen armen Teufelskerl umschwärmten. Abgesehen von den Mädchen waren hier nur wenige Menschen, denen Hinata jedoch keine weitere Beachtung schenkte.

Bei dem Getränkeautomaten schmiss er paar Münzen ein und drückte auf einen Knopf. Eine braunhaarige Frau trat neben ihm. Als er zu ihr hinschaute, blickte er in ihr freundliches, aber auch müdes Gesicht. Er lächelte sie kurz an und holte sein Getränk aus der Öffnung.

Plötzlich hörte er, wie jemand nach ihm rief und er blickte sich verwundert um, als er sah, wie mehrere Menschen ein am Boden liegendes Mädchen umringten.

Ihr pinkes Haar verdeckte ihr Gesicht. Die Frau neben ihm schrie erschrocken auf:

„Yui!", und rannte zum Mädchen. Sie ließ vor Schock sogar die Wasserflasche los, die sie gerade genommen hatte.

Hinata wusste nicht warum, aber als er den Namen Yui gehört hatte, schlug sein Herz schlagartig schneller. Augenblicklich lief er auch los, quetschte sich durch die Menschenmasse und blieb dann vor der Frau, welche das pinkhaarige Mädchen in den Armen hatte, stehen. Die Frau schien völlig aufgelöst zu sein. Panisch packte sie nach Hinatas Hosenbein, da er am nächsten bei ihr stand:

„Hilf mir sie wieder in den Rollstuhl zu heben! Bitte!"

Hinata nickte und hob Yui hoch, die erstaunlich leicht war, während die Frau, die wahrscheinlich ihre Mutter war, den Rollstuhl zu ihm schob.

Er spürte den warmen Atem von Yui an seinem Hals, was ihm eine leichte Gänsehaut bereitete, doch es war nicht unangenehm. Behutsam setzte er Yui in den Rollstuhl. Diese schaute ihn mit großen, pinken Augen an. Hinatas Mund klappte auf. Sie sah genauso aus wie das Mädchen, von dem er immer träumte.

Immer wenn er seine Augen schloss, sah er sie, wie sie weinte, doch sie schien glücklich zu sein. Auf ihrem Kopf hatte sie einen Baseballhelm, der ihr ein bisschen zu groß war. Und dann... Dann war sie einfach weg. Der Helm war das Einzige was blieb.

Die helle Haut und die schmale Nase. Die dichten Wimmpern, welche ihre wunderschön glänzenden Augen umrahmten. Auch der zierliche Körper, alles sah gleich aus. Plötzlich rollte eine Träne über Yuis Wange. Weinte sie seinetwegen?
 

-Nanu? Warum weine ich?- Verwundert blinzelte sie die Tränen weg.

„Yui! Geht es dir gut?", rief ihre Mutter, Tränen in den Augen und kniete sich neben den Rollstuhl. Yui nickte und sah Hinata wieder an. Der Stand unschlüssig da und zupfte leicht an seinem Ärmel.

„Danke.", kam es von Yui, die ihre Augen nicht von ihm nehmen konnte.

„Danke!", wiederholte ihre Mutter und stand wieder auf. Sie umschloss Hinatas Hand und drückte diese.

Die anderen Anwesenden gingen wieder, da es nichts mehr zu sehen gab.

„Kein Problem", antwortete Hinata und blickte Yui ebenfalls unentwegt an. Yuis Mutter fragte lächelnd:

„Willst du als Entschädigung bei uns zu Mittagessen?" Als dieser nickte, machte Yuis Herz einen Satz.
 

Hinata half Yuis Mutter Yui aus dem Rollstuhl ins Bett zu hieven und während Yuis Mutter das Essen zubereitet, saß er stillschweigend neben Yui.

Seine Teamkameraden, die wahrscheinlich immernoch auf ihn warteten, hatte er schon längst vergessen.

„Woher kennst du meinen Namen?", fragte er nach einer Weile Yui, die ihn wieder ansah.

„Ich weiß es nicht.", antwortete sie wahrheitsgemäß, „Ich sah dich und da kam mir dieser Name in den Sinn. Ist das nicht komisch? Obwohl ich dich noch nie gesehen habe, habe ich das Gefühl dich zu kennen. Ich habe dich vermisst, obwohl ich nicht wusste, ob du überhaupt exestierst." Erneut kamen Yui die Tränen. Aus reinem Impuls zog Hinata Yui zu sich und drückte sie fest an sich. Er vergrub sein Gesicht in ihr duftendes Haar:

„Ich habe dich auch vermisst! Immer wenn ich meine Augen geschlossen habe, hab ich dich gesehen. Es kommt mir vor, als kenne ich dich aus einem anderen Leben und habe dir was versprochen, was ich dort nicht einhalten konnte." Yui wollte die Umarmung erwiedern, doch ihr Körper blieb starr. Sie schloss die Augen und genoß Hinatas Wärme. Die Zeit verstrich und es kam Yui wie eine herrliche Ewigkeit vor, so in den Armen eines Jungens zu liegen. Vielleicht war ihr doch nicht alles vergönnt. Langsam löste Hinata seine Umarmung auf. Er legte Yui behutsam in die Kissen zurück. Sie sah sie Röte im Gesicht des Jungens. Ihm war es vielleicht peinlich, was er gesagt oder getan hatte. Als er sie dann doch wieder anblickte, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. Unbewusst nahm Hinata ihre zarte Hand in Seine. Yuis Mutter kam ins Zimmer und bemerkte, wie sich die beiden Jugendlichen gegenseitig in den Bann zogen.

Sie lächelte, als sie das glückliche Gesicht ihrer Tochter sah und Hinata deren Hand hielt. Leise, ohne die Beiden aus den Bann zu holen, ging sie wieder aus dem Zimmer.

Solch ein Lächeln von ihrer Tochter hatte sie bisher noch nie gesehen.

'Unfälle' passieren selten aus Zufall

Nach dem Essen war Hinata gegangen und hatte versprochen, sie demnächst wieder zu besuchen. Ihre Mutter war zur Arbeit gefahren, nachdem sie Yui wieder zurück ins Bett getragen hatte.

So lag Yui allein in ihrem Bett, die Aufmerksamkeit auf den kleinen Fernseher ihr gegenüber gerichtet und schaute dem Wrestlingkampf gespannt zu. Doch manchmal verloren sich ihre Gedanken bei Hinata, sodass sie gar nicht mehr auf den Kampf achtete. Auch wenn er grad erst gegangen war, fragte sie sich, wann er sie wieder besuchen kommen würde.

War bald schon morgen oder erst am Wochenende? Oder sogar erst in der nächsten Woche? Sie zerbrach sich so intensiv den Kopf darüber, dass sie gar nicht bemerkte, wie ihr Lieblingswrestler seinen Gegner zu Boden rang.

Hinata hatte ihr beim Essen erzählt, dass er Baseball spielte. Das war besonders für Yui sehr beneidenswert, da man sich bei dieser Sportart besonders viel bewegte... Wie gut er es doch hatte. Er hatte Freunde, einen gesunden Körper und wie es Yui herausgehört hatte, war er ganz gut in der Schule.

„Bestimmt ist sein Leben Zuhause auch schön", sprach Yui ihre Gedanken laut aus.

Wenn sie sich da nicht mal gewaltig irrte ...
 

„Ich bin wieder zuhause", rief Hinata, als er die Wohnungstür aufschloss. Wie zu erwarten bekam er keine Antwort, sondern hörte nur wütende Schreie, welche aus dem Wohnzimmer kamen. Seufzend zog er seine Schuhe aus und ging den Flur entlang zum Wohnzimmer. Als er gerade die Türklinke runterdrücken wollte, ertönte die hysterische Stimme von seiner Mutter nach einer kurzen Pause:

„Mir reicht's! Ich reiß mir den verdammten Arsch auf, damit wir alle drei ein gemütliches Leben haben, aber du hockst nur hier rum und suchst dir nicht einmal einen Job! Ich habe dir schon zehntausend Mal gesagt, du sollst aufhören das ganze Geld wegzusaufen und endlich mal deinen fetten Arsch aus der Wohnung schieben, um dich irgendwo zu bewerben! Du bist nicht mal dankbar, dass ich den ganzen Haushalt und unser Einkommen regle!" Hinata hörte, wie sein Vater laut gegen den Tisch schlug und mindestens genauso wütend wie seine Mutter schrie:

„Ich soll dankbar sein?! Dass ich eine Frau habe, die mich am laufenden Band betrügt?! Jaaaa, da brauchst du gar nicht so zu gucken! Ich weiß von deinen Affären. Sag mal, wie lange gehst du eigentlich schon fremd?"

„Auf jeden Fall nicht so lange, wie du zu deinen dreckigen Huren gehst! Es ist schon bemitleidenswert, wie tief du sinkst, um Sex zu haben. Warum verschwendest du MEIN Geld für Huren und Alkohol?!"

„Dein Geld? Vorhin war es noch unser Geld! Man, du gehst mir richtig auf den Sack!"

Stille. Anscheinend überlegte seine Mutter sich gerade eine schlagfertige Antwort. Hinata betrat das Zimmer, jedoch bemerkten ihn die Beiden ihn nicht. Die blauhaarige Frau stand direkt vor dem Tisch, an dem sein Vater saß.

„Ich will die Scheidung. Ich habe es satt", sagte Hinatas Mutter ruhig, so als hätte sie keine Kraft mehr zu streiten. Sein Vater jedoch schien das noch mehr aufzuregen, da er von seinen Stuhl aufsprang und die Frau am Kragen packte:

„Du willst mich auf die Straße setzen?! Dein Ernst? Ich frag mich verdammt nochmal, wieso du mich geheiratet hast, wenn ich dir so zu Last falle und nicht so einen reichen Schnösel, die dir andauernd einen Heiratsantrag gemacht haben?" Es kam keine Antwort.

„Ich bin wieder da...", sagte Hinata, um seine Eltern voneinander loszueisen, was ihm auch gelang. Sofort, als die Beiden seine Stimme hörten, riss sich seine Mutter los und lief auf Hinata zu. Mit einem besorgtem Lächeln fragte sie, während sie ihren Kragen wieder richtete:

„Hinata, wie war dein Tag?" Natürlich, das war typisch. Versuchen ihn schnell abzulenken und hoffen, dass er nicht all zu viel vom Streit mitbekommen hatte. Er ließ sich darauf ein und tat so als hätte er nichts mitbekommen. Er hatte keine Lust über die Streitereien seiner Eltern zu reden.

„War ganz gut. Ich brauche kein Abendessen mehr, hab' was in der Stadt gegessen."

Seine Mutter blickte traurig zu Boden. Ihr war klar, weshalb ihr Sohn von früh morgens bis spät abends auswärts war. Sie nickte und wünschte ihm eine schöne Nacht, als er in sein Zimmer verschwand.

Er warf sich auf sein Bett und blickte die Decke an. Sein Tag war lang gewesen, was er auch jetzt spürte. Seine Augenlider wurden schwer und es dauerte nich lang, bis er eingeschlafen war. Hinata würde am nächsten Morgen wieder früher aufwachen als seine Eltern und das Haus verlassen. Das war es, was er jeden Abend vorm Schlafen dachte.
 

Es schellte früh an der Haustür, jedoch war Yui schon lange wach. Sie hatte die ganze Zeit darüber philosophiert, wann Hinata wiederkäme. Die alte Uhr an der Wand zeigte gerade mal 7:30 Uhr an. Meistens war das die Zeit, wann Yuis Mutter mit ihr spazieren ging. Wer war es wohl, der so früh bei ihnen klingelte? Ihre Frage beantwortete sich, als ihre Mutter lächelnd ins Zimmer kam, hinter sich Hinata. Überraschung und Freude zeichnete sich in Yuis Gesicht ab.

„Hallo, mein Schatz", sagte Yuis Mutter lächelnd,

„Hinata würde gern an meiner Stelle mit dir etwas rausgehen, wenn du nichts dagegen hast. Dann könnt ihr auch ungestört reden." Dabei grinste sie wissend ihre Tochter an, die glänzend strahlende Augen bekommen hatte, als ihre Mutter redete.

„Ich würde mich sehr freuen!", rief Yui fröhlich. Es freute sie, dass Hinata so schnell wieder bei ihr war. Um ehrlich zu sein, hatte sie ihn nicht vor dem Wochenende erwartet, um so positiver war sie überrascht. Die übliche Routine kam.

Sie wurde aus dem Bett in den Rollstuhl geladen und aus dem Haus geschoben.

Ab dem Gartentor übernahm Hinata das Schieben des Rollstuhls, während Yuis Mutter wieder ins Haus zurückging.

Beide schwiegen sich einige Zeit lang an und so betrachtete Yui, wie sie an den Nachbarhäusern vorbeigeschoben wurde. Der Himmel war klar und noch nicht mal eine Wolke war in dem hellen Blau zu erkennen. Die Sonne selbst stand noch recht tief, was bei der Uhrzeit kein Wunder war.

„Hätte nicht gedacht, dass du mich schon heute besuchen kommst.", unterbrach Yui die Stille, worauf Hinata leicht lachte:

„Ich dachte nur, dass du dich über einen Besuch vielleicht freuen wirst und da ich eh früh aus dem Haus geh, hatte ich einfach Lust... Was ist?" Yui hatte ihren Kopf zur Seite gedreht und gebannt auf den leeren Spielplatz geschaut. Er war etwas heruntergekommen und sah ziemlich trostlos aus. Anscheinend wohnten in der Umgebung nicht viele kleine Kinder, welche hier spielen könnten.

„Ich war seit zehn Jahren nicht mehr auf einen Spielplatz... Nicht seit dem...", Yuis Stimme erstarb, da sie sich an alte Zeiten zu erinnern schien. Ohne zu Zögern drehte Hinata den Rollstuhl um neunzig Grad und steuerte den Spielplatz an. Verwundert schaute Yui mit ihren großen Augen zu ihm hoch:

„Was machst du da?"

„Es schien mir so, dass du früher gerne öfters hier gespielt hättest, als du es gesagt hast. Wollen wir das nicht nachholen?", er zwinkerte ihr zu, was sie schmunzeln ließ. Gemächlich schob er sie über den Platz, wobei er bei den Schaukeln einen Moment zögerte. Da Yui seine Unsicherheit spürte, blickte sie fragend zu ihm hoch:

„Ist etwas?"

„Naja... Willst du schaukeln?" Dabei schaute er sie so unsicher an, dass sie fast anfangen musste zu lachen:

„Schon, aber ich kann mich nicht festhalten." Was daraufhin Hinata machte, verwirrte sie zunächst. Er selbst setzte sich auf Eine der Schaukeln, hob sie aus ihrem Rollstuhl und platzierte sie auf seinen Schoß. Mit einer Hand hielt er sich an die Kette der Schaukel fest und die Andere schlang er ihr um die Taille, was ihr die Röte ins Gesicht schießen ließ. Eine Weile schwangen sie nur so hin und her, während Yui versuchte ihr Herz wieder unter Kontrolle zu kriegen. Hinata selbst ging es nicht anders. Auch er war verlegen. Und das zwei ältere Frauen, die an dem Spielplatz vorbeigingen, ihnen wissende Blicke zuwarfen, machte es auch nicht besser. Plötzlich ertönte Yuis Stimme, jedoch klang sie traurig:

„Weißt du, dass letzte Mal, als ich hier war, war der Tag an dem ich meine Beweglichkeit verloren habe...
 

Ich war sieben Jahre alt und spielte mit Nachbarskindern hier. Meine Mutter war arbeiten und wir hatten niemanden, der auf uns aufpasste. Einer von uns, vielleicht war ich es sogar selber, hat vorgeschlagen, dass wir fangen spielen sollten. Es wurde ausgelost, wer der Fänger wurde. Und wie es der Zufall es so wollte, war ich es. Die Kinder liefen also weg und ich musste laut bis zehn zählen, erst dann dürfte ich ihnen hinterher.

Wir hatten Spaß und spielten viele Runden. Nach und nach gingen die Kinder nach Hause, weil ihre Eltern auf sie warteten, nur ich blieb. Meine Mutter musste lange arbeiten und ich wollte nicht alleine Zuhause sein. Wäre ich doch bloß gegangen.

Jedenfalls spielte ich alleine auf dem Spielplatz, als ich jemanden rufen hörte. Es war ein Kind, ungefähr so alt wie ich es war. Das hörte ich aus seiner Stimme raus. Also, ich blickte mich um, auf der Suche nach dem Kind und ging zu dem Haus gegenüber des Spielplatzes.

Es hatte einen kleinen Balkon und darauf standen zwei Jungen. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, aber sie fragten, ob ich nicht vielleicht mit ihnen Ball spielen wolle. Ich willigte ein und da sie nicht runter durften, warfen die Beiden den Ball runter und ich ihn wieder hoch. Und dann warf einer der Beiden den Ball auf die Straße. Ich bin ihm hinterher gelaufen. Kaum hatte ich ihn in den Händen, wurde ich schon von einem Auto mitgerissen. Ich habe mich überschlagen und das Letzte was ich sah, war der grauen Himmel, der seine Tränen auf die Erde ergoss.

Ich wachte im Krankenhaus auf, wo mir gesagt wurde, dass ich gelähmt bin."

Hinatas Gesichtsausdruck hatte sich im Laufe der Geschichte zu einem Bedrückendes verändert. Seine zweite Hand legte er auch um Yui, welche er fest an sich drückte und sagte:

„Es tut mir leid..." Yui war zunächst verwundert, doch dann lächelte sie:

„Ach, du konntest doch gar nichts dafür. Außerdem war es meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen und nicht ohne mich umzuschauen auf die Straße zu laufen." Doch dies schien Hinata nicht glücklicher zu stimmen. Jedoch tat er so, damit sich Yui keine Sorgen machte.

Sie blieben noch ein bisschen auf dem Spielplatz, redeten, bis sie dann wieder zu Yuis Haus gingen.

Es schien Yui, dass Hinata es plötzlich ganz eilig hatte, denn er schlug ihr Angebot, hier zu Essen aus und umarmte sie flüchtig zum Abschied.

Gerade als Yuis Mutter die Tür geschlossen hatte, hörte Hinata auf zu lächeln und ein etwas gequälter Ausdruck kam zum Vorschein.

Was hatte er bloß getan?

Etwas unverzeihliches und dazu kam noch, dass er es verschwiegen hatte. Obwohl Yui am meisten Recht hätte, es zu wissen...

5 Prozent

Hinata war anders als sonst. Das merkten nicht nur seine Teamkameraden des Baseballteams und die Lehrer in der Schule, sondern auch Yui.

Zwar kam er sie regelmäßig besuchen, jedoch war er geistig nicht ganz da. Er hörte ihr immer nur mit einem Ohr zu und seine Antworten oder Geschichten waren ziemlich knapp.

Sie konnte sich keinen Reim draus machen, was mit ihm los war, denn wenn sie ihn fragte ob was nicht in Ordnung sei, lächelte er sie an und sagte, das er nur etwas Stress Zuhause hätte. Aber Yui fand, dass das nicht der einzige Grund sein konnte.

Die Beiden saßen momentan in ihrem Zimmer, er auf dem Stuhl neben dem Bett, sie in diesem. Sie erzählte ihm grade etwas über Wrestling, als ihre Mutter rein kam, das Telefon am Ohr und etwas ängstliches Gesicht. Sofort verstummte Yui, was Hinata aus seinen Gedankengänge holte und ebenfalls zu Yuis Mutter schaute.

„A-Alles klar. Ja, wir kommen sofort... Ja, okay, bis gleich.", sagte Ihre Mutter und legte auf. Ihre Stimme hatte zittrig geklungen.

„Was ist los, Mama?", fragte Yui etwas besorgt.

„Das vorhin war Dr. Fujisawa. Er möchte, das wir schleunigst in die Klinik sollen. Es scheint etwas ernstes zu sein..." Ihre Mutter hielt sich den Kopf. Sie war erschöpft. Zwar musste sie sich nicht mehr allein um Yui kümmern, aber sie hatte ihre Arbeitszeiten verlängern lassen, damit sie mehr Einkommen bekamen, um alles nötige zu haben, denn sie waren schon ziemlich knapp bei Kasse gewesen. Doch dies zerrte nun an Yuis Mutter. Yui wusste das, weshalb sie ihre Mutter eindringlich anschaute:

„Mama, du musst dich ausruhen! Heut ist dein erster freier Tag seit Jahren. Heute musste du nicht zur Arbeit und dich nicht um mich kümmern! Wenn du so weiter machst wie jetzt, wirst du noch zusammenbrechen, also geh wieder ins Bett und ruh dich aus!"

„Aber wir müssen ins Krankenhaus! Ich muss dich doch..." , fing sie an, doch Hinata unterbrach die Beiden:

„Ich kann sie dort hinbringen. Sie sollten sich wirklich ausruhen." Unsicher schaute Yuis Mutter die Zwei an, gab dann schließlich doch auf.

Sie gab Hinata alles Wichtige, was die Beiden für den Arztbesuch brauchen würden und erklärte Hinata genauestens den Weg. Und so machten sich die zwei Jugendlichen auf den Weg, wobei keiner der Beiden redete. Hinata war wieder in seinen Gedanken vertieft und Yui überlegte, was Dr. Fujisawa von ihr wollte. Vielleicht hätte er bei ihr einen tödlichen Tumor gefunden und sie hätte nur noch einen Monat zu leben. Oder sie muss in eine weit entfernte Klinik gebracht werden, weil irgendetwas mit ihrem Körper ist und man sie nur an einen bestimmten Ort sie am Leben erhalten könne. Ihr fielen noch tausend andere Möglichkeiten ein, was der Doktor ihr erzählen musste.

Es dauerte nicht mal fünfzehn Minuten bis sie die Klinik erreichten. Es war ein weißes, schönes Gebäude, welches von blühenden Bäumen flankiert wurde.

Yui hatte ein großen Teil ihres Lebens dort verbracht und kannte sich dort genauestens aus.

Als sie eingeliefert wurde, wurde ihr eine noch recht junge Frau zugeteilt, die sie überall hingebracht hatte, wo sie wollte. Diese Krankenpflegerin hatte sie davon abgelenkt, dass sie gelähmt war. Jedoch wurde die Frau irgendwann in ein anderes Krankenhaus versetzt und kurz darauf dürfte ich auch wieder nach Hause.

An dem Informationstisch blieben sie stehen und ein Mann blickte von seiner Arbeit auf. Er musste Lächeln als er Yui sah:

„Hallo Yui, was führt dich heute hier her?" Auch sie schenkte ihm ein Lächeln,

„Dr. Fujisawa wollte mich sehen. Können Sie ihm Bescheid geben?"

„Natürlich, geht doch schonmal in den Raum 11. Dr. Fujisawa wird gleich zu euch kommen." Yui nickte und eine Arzthelferin brachte die Zwei in den besagten Raum. Dort wurden sie dann allein gelassen. Hinata hatte immer noch nichts gesagt, sonder stand einfach an der war gelehnt und dachte über irgendwas nach.

„Was ist los, Hinata?", unterbrach sie die Stille. Hinata schien einige Zeit zu brauchen um reagieren zu können. Etwas abwesend sagte er:

„Es ist nichts wichtiges. Hab nur wie gesagt etwas Stress zu Hause." Wütend zog Yui die Brauen zusammen:

„Mag ja sein, aber warum bist du so?! Doch nicht nur weil du ein wenig Stress hast! Seit ich dir das mit meiner Vergangenheit erzählt habe, bist du so abwesend und nachdenklich! Sag, was dir deswegen in den Kopf rum schwirrt und werde wieder normal. Und wenn es Mitleid ist, was du da grad hast, dann geh, bis du wieder damit aufhörst! Ich habe es satt immer angeschaut zu werden, so als sei ich ein armer Vogel der seine Flügel gebrochen hat! Jeder tut das! Es nervt!

Also jetzt sag es, was dich bedrückt!" Hinata war etwas überrumpelt. So eine Predigt von Yui zu hören, war überraschend.

Er hatte sie nie wirklich laut werden hören. Bevor er etwas sagen konnte, trat ein älterer Mann in einem weißen Kittel ins Zimmer mit einem freundlichen Lächeln. Er rückte seine Brille zurecht:

„Na, ein Ehestreit, Yui?" Yui schaute etwas giftig, da sie noch wütend war, jedoch hätte der Satz sie gebremst und einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen verursacht. Ebenfalls Hinata war etwas errötet und er nuschelte schnell, er käme gleich wieder, und verschwand aus dem Zimmer.

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, blickte sich Dr. Fujisawa um:

„Ist deine Mutter etwa nicht mitgekommen?"

„Nein, ist sie nicht. Sie hat heute seit langem ihren ersten freien Tag wieder und ich habe ihr gesagt, sie solle sich ausruhen. Hinatas hat sich deshalb bereit erklärt mich zu bringen. Also, was ist das so wichtige, weshalb ich sofort hergebracht werden sollte?" Sofort wurde das Gesicht des Arztes ernster und Yui musste schlucken.

Jetzt kam es. Würde sie bald sterben? Oder musste sie nur wieder untersucht werden?

Dr. Fujisawa kniete sich vor sie hin, sodass Beide auf gleicher Augenhöhe waren. Yuis Herz schlug schneller. Was war es jetzt? Er sollte sie nicht mehr auf die Folter spannen!

„Yui", setzte er mit ruhiger Stimme an und legte eine Hand auf ihre Schulter,

„Wir haben eine Möglichkeit gefunden." Verständnislos blickte sie in seine Augen. Sie verstand nicht. Doch dann, dann begriff sie. Ihre pinken Augen weiteten sich und sie hauchte ganz leise:

„Wirklich? Ganz sicher?" Ihr Arzt nickte und dabei setzte ihr Herz für einen Moment aus. Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, doch der Doktor blickte immer noch ernst drein:

„Yui, bevor du dich zu viel freust, sollst du wissen, dass es nicht komplett geht. Du wirst nach der Operation nur deinen Oberkörper wieder bewegen können. Wir werden nämlich Nervenfasern und Rückenmark am Ende deiner Wirbelsäule nehmen und sie dir oben, wo deine Nervenfasern zerquetscht und dein Rückenmark gerissen ist, einsetzten. Jedoch ist das Risiko sehr hoch..." Yuis Augen funkelten immer noch.

„Ich mach es!", rief sie aufgeregt. Das war eine gute Nachricht.

„Yui, die Erfolgsrate liegt bei 5 Prozent und wenn die Operation misslingt, fällt dein ganzes Nervensystem zusammen und du stirbst. Überleg dich das gut!" Okay, eine weniger gute Nachricht... Aber egal.

„Ich mache es! Ich möchte, dass ihr das macht!", rief Yui, die Freude war von der schlechten Nachricht nicht verblasst. Sie wollte endlich wieder etwas anderes bewegen, als ihren Kopf. Dafür würde sie alles tun. Dr. Fujisawa richtete sich wieder auf:

„Berede das erst mal mit deiner Mutter, ohne ihre Zustimmung können wir nichts machen. Denk dran, es könnte dich das Leben kosten! Und wenn die Glück haben solltest und wir es schaffen, musst du wissen, dass wenn wir in der Zukunft eine Möglichkeit finden, gelähmte Menschen komplett zu heilen, wirst du nie mehr die Chance haben auf diese Möglichkeit."

„Das ist mir egal, Hauptsache, ich versuch es! Mit meiner Mutter werde ich schon reden!", sagte sie fröhlich.
 

Also war sie das Mädchen von damals... Hinata legte seine Hand übers Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. Er konnte es immer noch nicht glauben. Gedankenverloren schlenderte er durch die Gänge.

Kindergelächter drang von dem Spielplatz in das lichtdurchflutete Zimmer. Hinata lag gelangweilt auf seinem Bett und starrte die Decke an.

Er wartete auf seinen Freund, der schon zehn Minuten Verspätung hatte. Eigentlich wollte er raus und mit den anderen Nachbarskindern spielen, aber seine Eltern hätten ihm Hausarrest gegeben. Sein Freund durfte nur zu ihm kommen, weil sie das schon vor dem Arrest abgesprochen hatten.

Es klopfte an der Tür und ein siebenjähriger Junge mit kurzen, schwarzen Haaren trat ein.

Der Junge hatte sein übliches Grinsen aufgesetzt.

„Hey Hinata, was hast du denn verbockt, dass du Arrest bekommen hat's?", fragte dieser grinsend, während Hinata sich aufrichtete.

„Ist doch egal. Wollen wir Gameboy spielen?", meinte er und warf seinem Freund einen Gameboy zu, welcher von ihm aufgefangen wurde,

„Klar doch!" Sie spielen eine Weile gegeneinander und redeten über dies und jenes. Irgendwann verklang das Gelächter und Stille kehrte wieder ein.

Dadurch blickte Hinata von dem Spiel auf und schaute aus dem Fenster. Ein kleines Mädchen mit zwei, kleinen Zöpfen stand auf dem leeren Spielplatz und schien etwas mit sich selbst zu spielen, da sie einen Stock in der einen Hand hielt und es in die Luft herum schwang. Anscheinend war niemand gekommen um sie abzuholen, so wie bei den anderen Kindern. Auch sein Freund blickte zu dem Mädchen runter. Ein freches Grinsen breitete sich auf das Gesicht des Jungens aus:

„Die ist ja süß, haste dich in die verguckt?" Hinata errötete leicht:

„Q-Quatsch, sie kommt nur oft dort hin und das ist mir halt aufgefallen." Schnell öffnete sein Freund die Balkontür und rief laut:

„He, du!” Das kleine Mädchen senkte den Stock und blickte sich um, bis sie zu ihnen hochschaute. Auch Hinata war auf den Balkon getreten.

Sein Blick ruhte auf dem Mädchen, welches sie fragend anschaute.

„Wollen wir Ball spielen? Wir dürfen nicht raus und uns ist langweilig.”, rief Hinata etwas verlegen, wodurch das Kind lächelte und nickte. Während Hinata einen Ball holte, hörte er wie sein Freund mit dem Mädchen redete. Dann spielten sie eine Weile. Die Jungs warfen den Ball runter und das Mädchen hoch.

Irgendwann flüsterte sein Freund Hinata ins Ohr:

„Hey, wirf doch den Ball die Straße runter und verschwinden wir wieder ins Zimmer!”

„Aber das ist doch gemein!"

„Ach was, wenn man ein Mädchen mag, dann ärgert man es!"

Hinata blickte ihn ungläubig an, zuckte die Schultern und warf den Ball mit voller Kraft auf die Straße. Sofort lief das Mädchen dem Ball hinterher, welcher immer weiter den Berg runterrollte. Währenddessen verschwanden die beiden Jungs wieder im Zimmer. Später am Tag hörten die Beiden Sirenen, aber dies nahmen sie nicht wirklich wahr,modern sie spielten gemütlich weiter mit dem Gameboy.

Wütend auf sich selbst trat Hinata gegen die Wand, wodurch mehrere Patienten und Krankenpfleger ihn verwundert anstarrten. Ohne die Menschen zu beachten machte er auf dem Absatz kehrt und lief die Gänge zurück zu dem Raum indem Yui d Dr. Fujisawa waren. Kurz vor der Tür blieb er abrupt stehen.

Ein entsetze Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Was redeten die da drinnen?! Yuis aufgeregte Stimme ließ ihn erschaudern.

Wie konnte sie so glücklich sein, wenn Dr. Fujisawa ihr grad gesagt hatte, das diese Operation, die sie durchführen könnten, tödlich enden könnte? Wieso wollte sie diese Operation machen, wenn sie dabei sterben könnte. Völlig durcheinander stand er so regungslos da, bis Dr. Fujisawa die Tür öffnete und fast in ihn reinrannte.

Verwundert blickte er Hinata an und lächelte leicht, bevor er um die nächste Ecke verschwand.

Zögernd betrat er das Zimmer, wo Yui mit strahlendem Gesicht auf ihn wartete.

Lächelnd drehte sie den Kopf zu ihm:

„Gehen wir?"

Für einen Augenblick schwieg er und zwang sich zu einem Lächeln, was nicht ganz gelang.

„Klar doch... Ähm, Yui? Willst du wirklich... Ach nichts.”, fing er an, unterbrach sich aber selbst. Ohne ein weiteres Wort schob er sie aus dem Krankenhaus. Hinata starrte unentwegt auf Yuis Hinterkopf.

Ja, er würde es ihr sagen müssen... Sie hatte das Recht dazu.

Das Recht zu wissen, dass er Schuld an ihrer Bewegungslosigkeit ist.

Wahrheit, Streit und Trennung

„Willst du mir vielleicht jetzt erzählen, was mit dir los ist?", Yuis Stimme drang in seine Ohren und sein Herz schlug augenblicklich schneller.

Das war eine perfekte Vorlage um ins Gespräch zu kommen... Doch, konnte er es ihr überhaupt sagen?

Hinata drehte den Rollstuhl um, sodass er nun direkt vor Yui stand. Zwar konnte man noch die Freude in ihren Augen sehen, doch sonst blickte sie ernst drein.

Es war ihr also wirklich wichtig, dass er es ihr erzählte. Er schluckte kräftig. Sein Mund war ganz trocken.

Irgendwie fühlte er sich, als ob er ihr gleich ein Geständnis machen wollte. Bei dem Gedanken musste er sogar innerlich leicht lächeln.

In gewisser Weise war dies ein Geständnis. Seine Hände wurden schwitzig, als sein Mund sich öffnete um was zu sagen:

„Yui, ich... Ich bin Schuld für..."

Ein Handy klingelte lautstark, welches Beide zusammenzucken ließ. Hinata zog sein Handy raus und sah auf den Display. Reito. Müsste dieser Idiot ausgerechnet jetzt anrufen?! Er hatte es doch gerade fast geschafft es ihr zu sagen!

„Geh ruhig dran. Ich kann ja nicht weglaufen", lächelte Yui ihn leicht ironisch an. Er erwiderte das Lächeln und nahm dann ab.

„Ja?", fragte er leicht genervt den Anrufer.

„Hey!!! Wie geht's, Kumpel? Wollen wir uns Treffen? Hab paar echt heiße Mädchen getroffen und zu zweit macht es mehr Spaß mit denen anzuhängen als alleine, oder?", kam es laut von Reito, der ziemlich amüsiert Klang.

„Ich kann grade nicht und frag demnächst jemand anderes!"

Man könnte sichtlich hören, dass Hinata durch den Anruf ziemlich gereizt war. Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er auf und blickte Yui wieder an.

Sie hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Erneut atmete er tief ein:

„Also, was ich sagen wollte, war... Ich bin... Schuld für... Dich!" Verständnislos schaute Yui ihn an:

„Du bist Schuld für mich? Was soll das denn bedeuten?"

Wie konnte er es so schwer sein ihr es zu sagen? Für kurze Zeit schloss er die Augen, bevor er wieder anfing:

„Ich meinte nicht dich, sondern dein Zustand!"

Nun hämmerte sein Herz gegen seine Brust, als wolle es davonrennen. Es war totenstill. Man hörte nichtmal die Vögelzwitschern oder den Wind wehen.

Es war, als wolle niemand den Moment verpassen. Die zwei Jugendlichen blickten sich an.

An Yuis Gesicht könnte man deutlich erkennen, dass sie es verstanden hatte. Jetzt würde der Augenblick kommen, vor dem sich Hinata so gefürchtet hatte. Er sah, wie Yui ihren Mund öffnete und sprach:

„Du... Willst es gewesen sein? Das hat dich die ganze Zeit beschäftigt? Dass ich das Mädchen bin, mit dem du damals gespielt hast?"

Ihre Stimme zitterte leicht. Ob es Wut oder der Schock war, konnte Hinata nicht deuten. Er konnte insgesamt nicht sagen, was das für ein Gefühl war, welches Yui ausstrahlte. War es jetzt Wut, der Schock oder vielleicht doch ein ganz anderes Gefühl?

„J-Ja... Yui, ich bereue das wirklich und ich hatte damals nicht gedacht, dass du dabei..."

„... Angefahren und gelähmt werde? Nein, sicher nicht und das ist ja nicht mein Problem, welches ich habe! Ja, das damals war halt Pech und keiner konnte was dafür. Ich bin schon lange nicht mehr wütend auf den Autofahrer, den Jungen oder die Ärzte, die mir nicht helfen konnten.

Ich war nur noch wütend auf mich, dass ich meiner Mutter zur Last gefallen bin und bin es immer noch. Es ist mir egal, ob du Mitbeteiligter bei dem Unfall warst! Ich bin froh, dass du jetzt bei mir bist. Das Problem was ich habe ist, dass du dich deswegen von allem distanzierst hast", schrie Yui fast und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Leicht erschrocken von ihrem Ausbruch trat Hinata ein Schritt zurück.

„Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich dabei hatte?! Ich dachte, dass es dich bei mir langweilt! Ich hatte Angst, dass du mich wieder verlässt, nachdem ich dich getroffen hatte", Hinatas stürmische Umarmung ließ sie verstummen.

Er vergrub sein Gesicht in ihr Haar und krallte sich förmlich in sie. Er hatte solch eine Angst gehabt, dass sie ihn verabscheuen würde, für das, was er getan hatte. Die Umarmung hielt lange an.

Jedoch löste sich Hinata nach einer Zeit wieder und fuhr ihr durchs Haar.

„Ich danke dir."
 

Es war wieder Abend, als Hinata zuhause ankam. Er war mit Yui noch einige Zeit unterwegs, bis er sie nach Hause gebracht hatte. Als er die Tür aufschloss, war es erstaunlich still in der Wohnung.

-Waren die Beiden unterwegs?-

„Ich bin wieder da", rief er aus dem Flur. Keine Antwort, doch das kannte er bereits.

Für gewöhnlich waren seine Mutter und sein Vater im Wohnzimmer und stritten sich, doch heute kam nicht das leiseste Geräusch aus dem Raum.

Langsam ging er auf die Wohnzimmertür zu, als was anderes seine Aufmerksamkeit erhielt. Die Tür der Küche war halbgeöffnet und auf dem Boden lag seine Mutter. In ihrer Hand hielt sie ein Glas, woraus die letzten Tropfen Wasser, welches noch nicht herausgeflossen sind, tropften.

Auf dem Tisch stand eine geöffnete Medikamentenpackung. Entsetzt lief er zu ihr. Er drehte sie auf den Rücken und rüttelte sie leicht panisch:

„Hey Mama, wach auf! Wach auf!" Sie rührte sich nicht. Zitternd legte er seine Finger an ihr Handgelenk und fühlte den Puls. Er spürte nichts.

Immer panischer fuhr er mit seiner Hand über die Pulsschlagader, in der Hoffnung einen Puls zu spüren. Ein leichtes Pochen. Er hatte ihren Puls. Sie lebte.

Nach dem ersten Schock kramte er in seiner Jackentasche um sein Handy rauszuholen. Er rief einen Krankenwagen, welche sagten, sie seien sofort da.

Hinata ging zurück zu seiner Mutter und entnahm ihr das Glas. Er stellte es auf den Tisch und bemerkte die Tablettenschachtel.

Darauf stand "Neurodoron stärkt die Nerven bei Stress". Seine Mutter musste durch den ganzen Stress schon Tabletten nehmen?!

Wütend schlug er die Schachtel vom Tisch. Er hatte es die ganze Zeit nicht bemerkt... Ihr nicht geholfen. Hatte sie allein gelassen, als sie Hilfe gebraucht hätte. Nein, er war nicht allein Schuld. Sein Vater trug die meiste Schuld. Dieser hatte Hinatas Mutter seelisch verletzt mit seinen Taten. Es klingelte.

Hinata machte den Sanitätern auf, welche seine Mutter in den Krankenwagen trugen.

„Kann ich mitkommen?", fragte Hinata noch leicht benommen.

„Natürlich", kam es von einer der Sanitäter. Stumm stieg er in den Wagen ein und setzte sich direkt neben seine Mutter, welche auf einer Liege lag.

Vorsichtig umschloss er ihre Hand und drückte sie leicht. Mit Blaulicht düste der Wagen durch die Straßen in Richtung Krankenhaus.

Seit wann nahm Hiromi, also seine Mutter, schon diese Tabletten? Die Schachtel war nicht wirklich voll gewesen, obwohl es eine größer Behälter war.

Hatte sie schon öfters Anfälle gehabt? Er wusste es nicht. Das Ticken seiner Armbanduhr hallte in seinen Ohren wieder. Die Sekunden, die sie für die Fahrt brauchten, kamen ihm vor wie Stunden. Stunden, indem er nicht wusste wie es um seiner Mutter stand.

Dann, als sie endlich ankamen, ging alles ganz schnell. Die Türen öffneten sich, Hiromi wurde aus dem Krankenwagen geschoben und in Windeseile in das weiße Gebäude vor ihnen gebracht. Als Hinata nachkam, war sie schon in einem Zimmer an mehreren Geräten angeschlossen.

Manchmal erstaunten die Ärzte Hinata, wie schnell sie sein konnten. Ein für ihn fremder Arzt unterhielt sich neben seiner Mutter mit einer Krankenpflegerin und schien dabei ziemlich ernst zu sein.

„Was hat meine Mutter?", fragte Hinata den Arzt, der sich zu ihm dreht. Er hatte ein junges Gesicht mit freundlichen, braunen Augen. Mit ernster, aber auch beruhigender, Stimme antwortete er ihm:

„Frau Hideki hat einen Herzinfarkt erlitten. Grund dafür war wohl Dauerstress. Ihr Zustand ist zwar nicht kritisch, jedoch ist er noch instabil, weshalb sie für zwei, drei Tage hierbleiben sollte. Aber machen Sie sich keine Sorge."

Erleichtert sackte Hinata auf einen Stuhl.

„Ein Glück", hauchte er leise. Der Arzt wandte sich zum Gehen, als er nochmal innehielt:

„Ach, ich denke sie sollten ihrem Vater Bescheid geben, denken Sie nicht? Einen schönen Tag noch."

„Natürlich! Schönen Tag.", Hinata stand auf. Sein Vater...
 

-Wo zum Teufel war sein verfluchter Vater?-

Hinata versuchte schon zum fünften Mal ihn mit dem Handy zu erreichen, jedoch vergeblich. Es blieb ihm nichts anderes Übrig, als ihn zu suchen, was nicht besonders schwer werden würde, da sein Vater sich hauptsächlich nur bei zwei Orten sich aufhält. Das Casino oder seine Lieblingsbar.

Da es im Casino, indas sein Vater immer ging, für Minderjährige verboten war, machte sich Hinata auf den Weg zu der Bar. Es war eine kleinee, unscheinbare Bar an dem Straßenrand mit einem italienischen Namen. Als er die Bar betrat, stieg ihm sofort der starke Alkoholgeruch in die Nase.

Es waren nur vier Männer in der Bar. Zwei von Denen saßen an einem runden Tisch und grölten um die Wette. Dann gab es noch den Barkeeper, welcher mit einem Lappen Gläser putzte und ein Mann, der am Tresen hockte. Dieser trug ein grauen Anzug und hing tief über sein Glas. Das war typisch für seinen Vater. Den ganzen Tag in der Kneipe abhängen. Während Hinata auf ihn zuging, trank dieser einen tiefen Schluck. Er bemerkte seinen Sohn erst, als dieser direkt neben ihm stand.

„Was machsten du denn hier?”, lallte Toroshi. Eine starke Fahne bließ Hinata ins Gesicht. Ohne die Frage zu beantworten, sagte er:

„Du musst mitkommen! Hiromi hatte einen Herzinfarkt.” Er nannte seine Mutter und seinen Vater meistens bei deren Namen. Die vom Rausch glänzenden Augen seines Vaters weiteten sich für einen kurzen Moment, doch dann wendete er sich wieder seinem Glas zu:

„Is’ mir doch scheißegal... Soll doch einer ihrer Liebhaber sich um sie kümmern.” Damit war das Gespräch für ihn beendet.

Er wollte sich grad wieder seinem Glas Schnaps widmen, als dies ihm aus der Hand geschlagen wurde. Durch den Aufpall zersplitterte das Glas laut auf dem Boden, wodurch alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf sie richteten, doch das war Hinata zur Zeit vollkommen egal. Er packte seinen Vater am Kragen und zog ihn zu sich.

„Deine Frau ist wegen deiner Spielschulden und Faulheit im Krankenhaus. Sie musste sich um alles kümmern. Ums Geld, um den Halushalt, um den ganzen Papierkram und was weis ich noch alles. Es wäre das Mindeste, dass du zu ihr gehst und ihr wenigstens jetzt Beistand leisten würdest!”

Schwerfällig erhob sich sein Vater und funkelte ihn böse an:

„Sie will mich doch gar nicht sehen! Weshalb also sollte ich zu ihr gehen?! Damit sie mir sagt, ich solle verschwinden? Nein, danke!”

Er riss sich los und taumelte paar Schritte zurück. Die beiden weiteren Gäste lachten über das Szenario, als wären Hinata und Toroshi eine Fehrnsehshow.

„Das weist du gar nicht! Vielleicht freut sie sich, dass du sie besuchst! Verdammt nochmal, sie liegt im Krankenhaus! Sie nicht so hochnäsig und komm mit!” Schweigend starrte sein Vater ihn an. Dann senkte er den Blick:

„Gut... ich komm mit.”

Verwundert blickte Hinata seinen Vater an. Wie kam es plötzlich dazu, dass er so kleinlaut war? Er legte einen Geldschein auf die Theke.

„Für das kaputte Glas und den Schnaps. Behalten sie das Restgeld”, sagte er zum Barkeeper und zog seinen Vater aus der Bar.

Während des Weges zum Krankenhaus herrschte eisiges Schweigen. Hinata war immer noch wütend auf seinen Vater und sein Vater trottete einfacch nur hinter ihm her.

„Ich... Ich war es, der die Beziehung zerstört hatte.”, hörte Hinata seinen Vater aufeinmal sagen. Er schaute zu seinem Vater, der mit immer noch gesenktem Blick ging:

„Ich konnte es schon als ich und deine Mutter noch auf der Uni waren nicht ertragen, wie ihr alle Männer hinterher gestarrt hatten. Irgendwann fing ich an, meinen Frust in Alkohol zu ertränken. Wir hatten zwar geheiratet, aber diese Angafferei hatte nicht aufgehört. Es war so, als hätten die mich nie wahrgenohmmen. Weil ich anfing zu Trinken und zu Spielen haben wir uns auseinander gelebt. I-Ich wollte nicht, dass es so kommt...”

„Erzähl das nicht mir, sondern Hiromi”, meinte Hinata und drehte sich wieder von seinem Vater weg. Sie hatten das Krankenhaus erreicht.

Es war das dritte Mal das er hier war. Sie gingen in den zweiten Stock, wo Hinata vor einem Raum stehen blieb. Er öffnete die Tür und wies seinen Vater an, reinzugehen, während er draußen warten würde. Kurz bevor er die Tür schloss, sah er, wie sein Vater zögerlich an das Bett herantrat.

Solange sein Vater bei seiner Mutter war, wartete er vor dem Raum auf einer Bank. Ab und zu gingen Krankenpfleger an ihm vorbei oder andere Besucher.

„Ah, wen haben wir den da. Wenn das nicht Yui’s Freund ist.” Überrascht schaute er zu den Mann, welcher vor ihm stand, auf.

„Dr. Fujisawa”, sagte er. Der Doktor lächelte ihn freundlich an:

„Geht es dir besser? Heute morgen sahst du ziemlich neben der Spur aus.”

Hinata nickte leicht:

„Ja, danke. Ist alles wieder gut. Sie müssen sich keine Sorgen machen.”

„Gut, gut. Mach dir nicht all zu viele Sorgen wegen deiner Mutter. Sie wird es überstehen. Wenn sie sich dann genügend ausruht, geht es ihr bald wieder gut”, Dr. Fujisawa klopfte ihm leicht auf die Schultern,

„Nagut, ich muss dann mal.” Hinata schaute ihm noch kurz nach.

-Hattte Dr. Fujisawa ihn nicht gerade ’Yui’s Freund’ genannt?-

Doch bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, kam sein Vater aus dem Zimmer und setzte sich neben ihm.

„Sie will die Scheidung... Ich habe den Bogen zu sehr überspannt.”, hauchte sein Vater leise. Still klopfte Hinata seinem Vater auf den Rücken.

Er konnte die Entscheidung seiner Mutter sehr gut verstehen. Er selbst hatte sich nie wirklich mit seinem Vater gut verstanden, doch gerade tat ihm dieser leid, wie er so dasaß. Eingekauert und leicht wimmernd. Doch ihm viel nichts ein, was er hätte sagen können.

Heute hatte er Yui die Wahrheit gesagt, sich mit seinem Vater gestritten und seine Mutter hatte sich von diesem getrennt.

Und das alles innerhalb paar Stunden.

Operation?! Ja oder Nein?

Hey,

Ich hoffe, bis jetzt gefällt euch der Fanfic.

Endlich hab ich es mal wieder geschafft ein Kapitel hochzuladen ^^

Das hier wird diesmal wieder etwas kürzer, aber nicht viel und es gibt keine Hinata-Yui-Szene, das kommt dafür im nächstem Kapitel :D

Dieses Kapitel spielt sich direkt, nachdem Hinata Yui nachhause gebracht hat, ab. (Nur damit ihr Bescheid wisst) ;)

Dann will ich euch mal nicht länger aufhalten.

LG Nightglass
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
 

„Nein”, schallte es durch das ganze Haus. Yui war klar gewesen, dass ihre Mutter, Mikuko, so reagieren würde, wenn sie ihr von der Möglichkeit der Oberkörperheilung mit einer Überlebenschance von fünf Prozent erzählen würde. Sie saßen im Wohnzimmer. Yui im Rollstuhl, ihre Mutter auf einem Stuhl. Mikuko blickte sie nicht wütend, sondern trauig an, aber ihre Stimme war streng:

„Du wirst das nicht machen! Ich will dich nicht verlieren.” Sie hatte die Zeitung, in der sie bis vor Kurzem noch dirn gelesen hatte, verkrampft in der Hand, sodass sich sogar fast Risse bildeten.

„Aber, wenn die Operation erfolgeich wird, dann stell dir vor was ich alles machen kann! Ich würde Gitarre spielen, alleine rausgehen, ein Buch ohne Hilfe lesen, den Fernseher mit meinen eigenen Händen anschalten, die streunende Katze in unsere Straße streicheln und ich würde dich berühren und fühlen können, Mama. Und ich würde allein essen und mich alleine anziehen können. Du hättest viel mehr Freizeit. Verstehst du? Ist mein Wunsch denn so falsch?” Yui hatte ihre Mutter die ganze Zeit eindringlich angeschaut. Diese legte die Zeitung zur Seite und fuhr sich über die Augen.

Anscheinend waren ihr fast die Tränen gekommen:

„Und wenn du nicht unter den 5% bist? Was dann? Dann habe ich keine Tochter mehr... Ich bin wieder alleine. Glaubst du, ich würde mich freuen, wenn du stirbst? Und was ist mit Hinata? Denkst du, er würde es toll finden, wenn das Mädchen was er mag, stibt, wegen 5% Chance auf bewegliche Arme? An die Sachen hast du nicht gedacht.” Yui konnte nicht verhindern, dass sie leicht sot wurde, als ihre Mutter Hinata erwähnte:

„Du willst also, dass ich mein Leben lang hilflos und bewegungslos bleibe? Es ist ein mieses Leben! Mädchen in meinem Alter gehen mit Freunden in die Stadt oder sonst was und haben irgendwelche außerschulischen Aktivitäten. Und ich bin den ganzen Tag zu Hause und vegetiere vor mich hin. Bitte, ich will es wenigstens versuchen”, die Beiden wurden je länger das Gespäch andauerte immer lauter. Yuis Mutter schrie jetzt fast:

„Du würdest also lieber sterben, als gelähmt sein?!”

„Ja, Mama! Du hast es erfasst”, antwortete sie bissig. Abrupt verstummte ihre Mutter und in ihren Augen spiegelte sich wieder Trauer. Ohne ein Wort stand sie auf und schleppte sich aus dem Zimmer. Yui rief ihr hinterher:

„Mama, bleib hier! Ma... Und das ist verdammt nochmal auch ein Grund, warum ich die OP machen sollte. Dann könntest du nicht jedesmal ungehindert abhauen, wenn du keine Lust mehr hast!” Sie wusste selbst, dass sie damit ihre Mutter verletzte, aber sie war zu wütend. Bebend saß sie jetzt alleine im Raum.

„Na toll, und wie komm ich jetzt in mein Zimmer?”
 

Mikuko schloss die Haustür. Sie würde nicht weit weg gehen. Natürlich wollte sie Yui nicht allein lassen, aber sie brauchte einen klaren Kopf. Langsam ging sie den Weg aufwärts. Klar, verstand sie Yuis Wunsch.

Zwar wusste sie nicht wie es sich anfühlte, gelähmt zu sein, doch sie sah jeden Tag wie es an ihrer Tochter nagte. Sehnsüchtig hatte sie immer die Schülerinnen, die auf dem Heimweg an ihrem Haus vorbeikamen, nachgeblickt.

Man konnte imme genau sehen, was sie wollte. Einfach das, was normale Mädchen hatten. Aber, wenn sie starb, dann... dann was? Yui hatte selbst zugegeben, dass sie lieber sterben würde, als es nicht zu versuchen.

Mikuko trat an den alten Spielplatz. Hier hatte Yui jeden Tag gespielt und an jenem Tag kam sie sie nicht abholen.

Sie ging weiter und hockte sich an der Stelle, wo sie Yui damals gefunden hatte. Blutüberströmt und bewusstlos. Welch ein Schock das war. Sie hatte gedacht das ihre Tochter nur wieder im Spielen versunken gewesen war und sie deswegen die Zeit vergessen hatte. Behutsam strich Mikuko über den Asphalt, als sähe sie immernoch Yui, dessen Körper wie zerbrochenes Glas in ihren Händen lag. Sie hatte solch eine Angst gehabt Yui für immer zu verlieren.

Dieses Gefühl wollte sie nicht wieder erleben. Tränen tropften auf den Boden und ihr entglitten gequälte Schluchzer. Während sie versuchte mit ihren Ärmeln die Tränen wegzuwischen ertönte ein lautes Geräusch. Ein Wagen hubte. Benohmmen blickte sie sich um und sah wie ein LKW mit deutlich überschrittenem Geschwindigkeitslimit auf sie zuraste.

Panisch richtete sie sich auf, war jedoch unfähig sich sonstwie zu bewegen.

-Nein, das konnte nicht sein...-, dachte sie, -Yui wartet doch auf mich!- Der Fahrer hubte noch panischer, er konnte nicht mehr bremsen.
 

Genervt blickte Yui immer wieder auf die Uhr. Ihre Mutter war schon über eine halbe Stunde weg.

Sie war nie solange weg! War sie etwa noch zu traurig um wieder zu kommen? Bei dem Gedanken, dass ihre Mutter irgendwo saß und weinte, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sie hätten es lieber auf eine bessere Weise besprechen sollen, als sich gegenseitig anzuschreien. Yui schüttelte den Kopf. Was konnte sie dafür?

Ihre Mutter war so strickt dagegen gewesen, dass Yui halt etwas agressiver kontern musste. Wenn sie dies nicht getan hätte, würde es Mikuko nie verstehen. Bevor sie sich innerlich weiter verteidigen konnte, hörte sie, wie die Tür auf ging und wieder ins Schloss fiel.

„Mama, wo wast du? Ich warte hier die ganze Zeit”, rief Yui, doch keiner antwortete.

„Mama?” Immernoch nichts. Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn. Die Tür war nicht abgeschlossen. Und das hieß, jeder konnte reinkommen ohne einen Schlüssel zu haben. Verdammt! Sie konnte nichts machen, sich nicht mal verstecken.

Was wenn es ein Verbrecher war? Sie konnte sich nicht wehren, wenn er handgreiflich werden würde.

Ihr Atem wurde schneller und ihr Herz raste. Was jetzt? Die Tür zum Wohnzimmer ging auf und Yui hielt den Atem an, als könne man sie, wenn sie nicht atmen würde, nicht sehen. Doch wer da in der Tür stand und auf sie zukam, ließ sie aufatmen.

„Warum hast du denn grad nicht geantwortet? Ich hab dich gerufen”, fragte Yui. Ihre Mutter setzte sich neben sie und verschränkte ihre Finger miteinander. Sie schwieg einen Augenblick, dann sagte sie:

„Okey” Verwirrt sah Yui sie an:

„Okey?”

„Ich bin mit der Operation einverstanden.” Yuis Augen leuchteten schlagartig auf. Ein breites Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht.

„Danke”, hauchte sie, „Danke. Wenn ich meine Arme bewegen kann, dann sag ich dir, umarme ich dich so stark, dass dir die Luft wegbleibt!” Dabei musste selbst Mikuko lächeln.

„Mach das. Was möchtest du zu Mittag? Warte, lass mich raten: Reis mit Lachs und Gemüse, oder?” Yui nickte heftig, wie ein kleines Kind, welches man versprochen hatte, ihm zwei Kugeln von seinem Lieblingseis zu kaufen. Während Yui leise vor sich hinsummte, machte sich Mikuko an die Arbeit. Das vorhin war knapp. Ach was, knapper als knapp.

Vorsichtig betastete sie ihr rechtes Knie, welches schon jetzt stark angeschwollen war. Es pulsierte und konnte sich nicht zwischen den Farben dunkelrot und lila entscheiden.

Immer wieder durchzuckten kleine, schmerzende Stiche die Prellung.
 

-Flashback-

Der Fahrer hubte noch panischer, er konnte nicht mehr bremsen.

Die Frau weitete ihre Augen. Sie zitterte am ganzen Körper. In weniger als fünf Sekunden würde ein 40-Tonnen LKW mit einer Geschwindigkeit von geschätzten 80km/h sie umnieten. Immer näher kam das Fahrzeug, aber sie war einfach unfähig sich zu bewegen, egal wie sehr sie ihre Beine anflehte, sie sollen zur Seite rennen. Nicht mal ein Angstschrei entrang ihrer Kehle.

Dann geschah etwas Unglaubliches. Als der Scheinwerfer des LKWs kaum eine Handbreit von ihr entfernt war, zogen zwei starke Arme, welche sich von hinten um sie geschlungen hatten, sie zurück. Nur ihr Knie wurde von der Stoßstange getroffen.

Die Wucht ließ sie und ihren Retter mitreißen, doch das Schlimmste hatte der Unbekannte verhindert.

Der LWK preschte weiter ohne anzuhalten. Erschrocken rappelte sich Mikuko auf und blickte nach hinten.

Ein schwarzhaariger Mann um die dreißig rieb sich seinen Kopf und lächelte sie an:

„Das war ja knapp. Was hatten Sie denn auf der Straße zu suchen?” Perplex sah Mikuko den Mann an. Sie konnte es nicht glauben, dass sie überlebt hatte. Sie war so... So unbescheiblich glücklich. Ohne auf Formalitäten zu achten, umarmte sie ihren Retter und schluchzte:

„Ich danke Ihnen! Ich bin Ihnen so dankbar, dass sie mich gerettet haben!” Beruhigend, aber auch etwas verwundert, streichelte er ihr über den Rücken. Er brachte sie zu einer Bank und gab ihr eine Flasche Wasser, welche sie dankend annahm.

„Ich weiß, es geht mich nichts an, aber vielleicht wollen Sie mir erzählen, was sie so bedrückt”, meinte der Mann, nachdem er sich neben Mikuko gesetzt hatte. Diese erzählte, ohne auch nur zu zögern, von Yui und dessen Wunsch auf die eventuelle Heilung ihres Oberkörpers. Der Mann hatte ihre ganze Geschichte schweigend angehört.

Auch als sie fertig war mit erzählen, schwieg er noch eine Weile, bis er schließlich sagte:

„Wissen sie was? Ich war auch mal in einer ähnlichen Situation wie Sie. Ich hatte auch mal eine Tochter. Sie war sehr krank und durfte nicht aus dem Haus, weil ihre Krankheit sehr ansteckend war für andere Kinder. Jeden Abend lag sie weinend bei mir und meiner Frau und hatte uns gefragt, wieso ihr Leben so sei. Sie hatte weder Freunde noch Bekannte. Dann kam der Tag, andem man eine Lösung für ihre Krankheit hatte, doch sie war sehr riskant. Zuerst wollte meine Frau und ich es nicht, doch unsere Tochter hat uns so angefleht, dass wir einwilligten. Die Tage vor der Operation waren die schönsten Tage, die sie bisher hatte. Sie blühte auf. Sie malte sich aus, wie sie in die Schule gehen und mit Freunden spielen würde. Weinte am Abend nicht mehr. Lachte, lachte den ganzen Tag. Wir alle waren glücklich...Vor drei Jahren war die Operation. Heute wäre sie elf einhalb Jahre alt...” Mikuko starrte ihn mit offenem Mund an.

„Heißt das... Heißt das, Ihre Tochter ist tot”, fragte sie leise. Der Mann nickte.

„Trotzdem bin ich froh, ihr die Chance auf Genesung gegeben zu haben. Selbst heute seh ich sie, wie sie mich anstrahlte, kurz vor der Operation. Das werde ich nie vergessen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit helfen. Meine Frau wartet bestimmt schon auf mich.” Er stand auf und winkte Mikuko zum Abschied.

Sie erwiderte den Abschiedsgruß, blieb jedoch noch eine Weile sitzen.

-Er hat es nicht bereut, auch dann, als seine Tochter starb.-, dachte sie.

-Dann... Werde ich es auch nicht bereuen. Egal, was passieren wird!-
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

So, das war es auch schon dieses Mal.

Ich versuche jetzt regelmäßiger hochzuladen ^^

Dann sag ich mal bis demnächst :)

Versprich es!

So viel zum Thema, regelmäßig hochzuladen...

Bin aber die ganze Zeit nicht dazu gekommen, aber jetzt bin ich endlich fertig ;)

Viel Spaß~

---------------------------------------------------------------------------

Entsetzt rannte Hinata die Straße entlang. Er konnte es nicht glauben. Gerade eben hatte er die Nachricht von Mikuko erfahren. Sie hatte ihr Einverständnis gegeben und der Tag der Operation war nun auch festgelegt worden.

In zwei Tagen schon. Zwei Tage, zu kurz für ein ganzes Leben. Er hatte Angst. Angst, dass Yui stirbt. Abgehetzt blieb er vor dem weißen Gartenzaun stehen und blickte auf das stille Haus. Dort lag sie –höchstwahrscheinlich- im Bett und schaute ihr Wrestlingprogramm. Er stieß das Zauntor auf und klingelte Sturm. Eine leicht gehetzte Mikuko öffnete ihm die Tür und sie blickte ihn verwundert an.

„Hinata! Was für eine Überraschung. Ich dachte du hättest Training oder ist es heute ausgefallen?“

Hinata schüttelte knapp den Kopf:

„Kann ich mit Yui ein bisschen raus?“ Das verwunderte Gesicht der Mutter wandelte sich zu einem wissenden, aber auch leicht mitfühlenden Lächeln. Dann nickte sie. Hinata wartete ungeduldig, während Mikuko Yui holte. Sonst half Hinata immer, Yui aus dem Bett in ihren Rollstuhl zu tragen. In letzter Zeit übernahm er dies schon vollkommen, was Yui freute, da es Mikuko nicht weiter belastete. Doch heute konnte er nicht. Er brachte es nicht über sich das Haus zu betreten. Krampfhaft ballte er seine Hände. Mikuko kam immer noch lächelnd mit Yui, welche förmlich strahlte, durch das Wohnzimmer auf ihn zu.

„Um Zwölf Uhr gibt es Mittagessen, also kommt nicht zu spät. Hinata, du bist herzlich eingeladen“, sagte Mikuko, worauf Hinata zögernd nickte. Er und Yui gingen die Straße zur Einkaufsstraße entlang. Je näher sie zum Zentrum kamen, füllten sich die Straßen immer mehr mit Menschen. Hinata starrte auf Yuis Hinterkopf. Ihre pinken Haare glänzten im frühen Sonnenschein.

„Yui, muss es sein? Ich mein, was wenn etwas schief geht? Ich möchte nicht, dass… Yui, hörst du mir zu?“ Er beugte sich leicht nach vorne, als Yui plötzlich stark mit dem Kopf zu einem Laden nickte. Ihr Hinterkopf krachte dumpf gegen Hinatas Nase, welcher ein Stöhnen unterdrückend nachhinten stolperte und sich die Nase hielt. Yui, die dies anscheinend nicht bemerkte oder es gekonnt ignorierte, rief freudig:

„Hinata, sieh den Laden da! Lass uns da rein gehen!“ Sie drehte soweit es ging ihren Kopf nach hinten um Hinata aus dem Augenwinkel anzusehen. Hinata, der leichte Schmerzestränen in den Augenwinkeln hatte, murmelte nasal:

„Jaja, ich komme ja schon.“ Er trat an ihren Rollstuhl heran und schob sie in den Laden. Erst in diesem blickte er sich um, um zu sehen wo er sich befand.

Er hatte eine Videothek oder etwas in der Art erwartet. Vorallem da Yui verrückt nach Filmen war, da es ihre einzige Beschäftigung sein konnte. Am meisten liebte sei Action- und Kampfsportfilme. Aber auch Musicals und Bands gehörten zu ihren Favoriten. Deswegen verwunderte es ihn umso mehr, dass er in einem Kleiderladen war.

Ein Laden deutlich für Frauen gedacht. Schlichte Sommerkleider bis hin zur aufwendigen Abendmode standen in dem geräumigen Laden, ordentlich nebeneinander aufgestellt. Ein Abteil nahe dem Eingang bot die verschiedensten Badeanzüge und Bikinis an. In der Mitte des Abteils stand eine Schaufensterpuppe, welche einen knappen roten Bikini trug, dessen Oberteil vorne von einem goldenen Ring zusammengehalten wurde. Auf ihrem weißen Schädel thronte ein hellbrauner Strandhut mit einer zum Bikinipassende rote Schleife. Yuis Augen schienen sich an die Badeanzüge festgeschmolzen zu haben, denn als Hinata sie weiter in den Laden schob drehte sie ihren Kopf nach hinten zu den Badeanzügen.

„Hinata, warte mal! Gehen wir in das Abteil da!“ Hinata, der insgeheim gehofft hat, dass Yui nicht zu dem Abteil wollte, schob sie leicht widerwillig dorthin. Es war nicht so das er was gegen Badeanzüge oder Bikinis hatte, nur war es so, dass er sich ein bisschen unwohl fühlte. Er war der einzige Mann hier im Laden. Yui musterte die einzelnen Kleidungsstücke interessiert an. Ihre Augen hingen besonders an einen schlichten weißen Bikini, welcher von kleinen weißen Stoffrosen verziert wurde und um dessen Unterteil ein weißer Schleier hing. Während Yuis Augen die Sachen durchforsten, fing sie leicht abwesend zu erzählen:

„Weißt du, das letzte Mal als ich schwimmen gewesen war, war als ich vier war. Meine Mutter und ich waren in den Onsen.

Es war das einzige Mal, dass wir in den Onsen waren. Sie sind teuer und wir haben seit meiner “Behinderung“ nicht mehr das Geld dafür. Aber ich wollte schon immer mal an den Strand. Auf einem Handtuch liegen, ein Eis schlecken und dabei das blaue Meer betrachten. Jedenfalls werde ich auf jedenfall nach der Operation zum Strand mit Mama fahren. Und natürlich auch mit dir.“ Yui lächelte ihn an.

„Ich glaube ich nehme diesen weißen da. Er sieht schön aus.“ Hinata nickte nur und nahm den Bikini von der Stange.

Er stellte sich vor wie Yui diesen an hatte und auf einer Liege lag. Es ließ ihm die Röte ins Gesicht steigen und er versteckte sein Gesicht hinter seiner Hand. Doch als er Yui zur Kasse schob, schrie sie protestierend auf:

„Hey! Ich muss den doch noch anprobieren! Er darf doch nicht zu groß oder klein sein.“ Hinata blieb an gewurzelt stehen und starrte Yui irritiert an. War das ihr ernst? Allerdings schien Yui sich nicht bewusst zu sein, wie sehr es ihn verwirrte, denn sie blickte ihn ungeduldig an.

„Yui, ich denke der Bikini passt dir… Ähm, schlimmsten Falls kann ja Mikuko den wieder zurückbringen…“ Erst jetzt schien Yui es zu bemerken, denn ihre Wangen verfärbten sich schlagartig rot.

„Ich hab ganz vergessen, dass ich mit dir hier bin. Nagut, dann hilft mir Mama zuhause…“

Hinata hatte das Gefühl, dass Yui für eine kurze Zeit vergessen hatte, dass sie sich nicht bewegen konnte. Dass sie vergessen hatte, dass sie beim Ankleiden Hilfe brauchte. Er strubelte durch ihr pinkes Haar:

„Mach dir nichts draus. Ich weiß schon, dass er dir perfekt stehen wird.“ Als sie hochschaute, zeigte sie ihm ihr unschuldigstes Lächeln.

„Du hast nicht zufällig Geld dabei?“ Er hätte fast Lachen müssen. Es schaffte auch nur Yui die niedergeschlagene Situation schlagartig zu heben.

„Das bekomme ich aber wieder“, sagte Hinata grinsend, als er das Geld auf die Theke legte. Die Kassiererin hob ihre gezupften Augenbrauen und meinte ganz trocken,

„Mädchen, such´ dir besser ´nen Anderen. Deiner is´ ja ein Geizkragen. Naja, aber wenigstens scheint er nich´ so´n Arsch wie andere Männer zu sein. Süß is´ er ja…“

Sie warf Hinata das Kleingeld in seine Hand und stopfte den Bikini in eine rosarote Tüte, die sie Yui auf den Schoß legte. Diese bedachte sie mit einem kurzen, freundlichen Lächeln, um gleich darauf ihren trübsinnigen Blick aufzusetzen und Hinata abschätzig anschaute.

Als Hinata Yui aus dem Laden schob, sagte Yui:

„Sie war nett, auch wenn sie es nicht gezeigt hat. Ich glaube, sie hat gerade einfach eine schwere Zeit. Hast du den blauen Fleck an ihrem Oberarm gesehen? Der kam sicher nicht vom Sport oder durch einen Zusammenstoß mit einem Schrank. Denkst du nicht auch, dass ihr Freund sie geschlagen hat? Ich jedenfalls schon.“ Hinata legte eine Hand auf ihre Schulter und meinte:

„Gut kombiniert, Sherlock.“

„Trauen Sie niemals allgemeinen Eindrücken, mein Junge, sondern konzentrieren Sie sich auf Einzelheiten.“

Sie sahen sich kurz an und verfielen dann ich ein Lachen, dass die Passanten sich schon leicht verdutzt nach ihnen umsahen. Bei einer Bank setzte sich Hinata hin und hielt sich den Bauch.

„Ich wusste gar nicht, dass du Sherlock so gut nachmachen kannst.“ Doch sein Lachen endete abrupt und er griff plötzlich nach Yuis Hand. Er zerquetsche ihre Finger beinah, während er sie mit der anderen Hand am Nacken packte und zu sich zog, sodass er sein Gesicht in ihr Haar vergrub.

„Tu es nicht! Bitte, ich will dich nicht verlieren.“

Er hörte wie Yuis Atem stockte und sie versuchte etwas zu sagen, aber er presste sie näher an sich. Er wollte nicht hören, wie sie sagte, dass sie sich das schon immer gewünscht hatte. Er wollte nur dieses Mal selbstsüchtig sein.

„Du wirst mich nicht verlieren, Hinata. Ich werde nur kurz in einem Raum gehen und danach werde ich dich berühren und fühlen können. Du weißt nicht, wie es ist, meine Hand in deiner zu sehen und nicht zu spüren, wie es sich anfühlt. . Und wenn ich es nicht tue, dann werde ich es nie wissen. Außerdem, was ist das für ein Leben, wenn man nichts tun kann? Hinata, ich kann nicht alleine essen, ja noch nicht mal alleine auf die Toilette gehen. Auch wenn es jetzt knapp zehn Jahre schon so geht, ist es für mich beschämend. Und ich habe jeden Tag gehofft, wenigstens irgendetwas alleine zu tun."

Hinata wusste nicht wie es geschah, aber plötzlich hob Yui ihren Kopf an und ihre Lippen hingen nur Millimeter über seine. Alles in ihm schrie danach seine Arme, welche Yuis Körper leicht von sich hielt, zu senken, sodass Yui nichts anderes blieb als ihn zu küssen, doch er rührte sich nicht. Yui schaute ihn ernst an und flüsterte:

„Ich werde nicht sterben.“

„Versprich es.“
 

„Ich verspreche es, also hör auf so zu gucken, als wäre ich schon tot.“
 

-----------------------------------------------

Und Schluss ;P

Nächstes Update diesmal früher

Ich "versprech´ es" XD

Schönen Sonntag noch~

Die letzten Minuten

Mal früher, wie versprochen :)

Muss auch sagen das Kapitel hatte ich schon fast komplett.

Und jetzt geht's rund! Die Operation steht an ;)
 

------------------------------------------------------
 

Hinata trippelte ungeduldig mit den Füßen auf den Boden. Yui war schon mindestens eine Stunde in der OP. Das intensiv rotleuchtende Schild, welches darauf hinwies, dass gerade eine Operation stattfand, brannte sich tief in seine Augen.

Ein kleiner Fehler und Yui könnte schon tot sein und er würde es noch nicht einmal wissen. Mikuko neben ihm legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und lächelte ihm aufmunternd zu, was so viel sagen sollte, dass alles gut werden würde. Er konnte es nicht erwidern. Er hatte Yui versprochen, ihr zu sagen, was er fühlt, wenn sie aus der Operation kommen würde, nachdem sie ihm versprechen musste, zu überleben. Er hatte es ihr versprochen. Wenn sie jetzt nicht mehr aufwachen würde, dann konnte er es ihr nicht sagen. Er würde sie auf ewig verlieren. Deswegen konnte er nicht so entspannt wie Mikuko warten und selig vor sich hin lächeln, während er hofft, dass alles glatt gehen würde.

Er musste sich die ganze Zeit vorstellen, wie das EKG plötzlich keine zig-zack Bewegungen mehr machen, sondern ein hohen Ton von sich geben und damit verkünden würde, dass Yuis Herz stillstände. Oder wie die Narkose aufhören und Yui aufwachen würde. Die entsetzlichen Schreie, die sie von sich geben würde. Kaum auszuhalten. Hinata stützte seinen Kopf in die Hände und schloss fest die Augen.

Sie durfte nicht sterben. Sie durfte es nicht. Nicht sterben. Nicht sterben!

Tränen stiegen ihm in die Augen und er wischte grob über diese.

-Verdammt! Verdammt! Verdammt!-

Er wollte nicht weinen, sonst würde das bedeuten, dass er nicht glauben würde, dass Yui wieder aufwachen würde. Es würde bedeuten, dass er schon mit Yuis Tod rechnen würde. Und das durfte es nicht.

„Du musst nicht Angst haben. Sie wird so oder so glücklich sein. Und das ist, was zählt, nicht? Es geht hier nicht um unsere Wünsche und Willen, sondern um ihre. Sie hätte es uns nicht verzeihen können, hätten wir sie davon abgehalten. Denkst du nicht auch, Hinata?“

Mikukos Worte waren nur leise geflüstert, doch es war für Hinata trotzdem unglaublich laut in der Stille.

So oder so wird sie glücklich sein. So oder so. Auch wenn sie es nicht überlebt… Wird sie es? Ja, dass würde sie. Dies wusste auch Hinata. Sie würde glücklich sein, nur weil sie es versucht hat, aber Hinata wollte nicht daran denken. Wollte sich nicht vorstellen, wie ein ebenholzbrauner Sarg in ein tiefes Loch hinabgelassen wurde, Yuis zierlichen und kleinen Körper darin. Wie die wenigen Bekannten und Familienmitglieder von Yui schwarzgekleidet die Szene beobachteten und weinten. Wie Erde Yui für immer unter sich begrub. Wie Blumen, Kerzen und ein Grabstein das Grab verzierten. Wie er selbst vor diesem stand und immer wieder, Tag für Tag dorthin kam und die verschlungen Wörter betrachtete, die ihm zeigten, dass Yui wirklich dort lag. Tot.

Er schüttelte den Kopf. Bloß nicht wieder daran denken. Er konnte immer noch nicht verstehen, weshalb Mikuko so ruhig bleiben konnte. Schließlich war Yui ihre Tochter, die Einzige dabei wohl gemerkt, und jede normale Mutter würde bei so einer Situation nervös und unruhig, sowie ängstlich auf den Arzt warten, der das Ergebnis verkünden würde. Mikuko dagegen schien das ganze Gegenteil zu sein. Entspannt, sicher und ausgeglichen. Vielleicht sogar glücklich. Wieso? Ihre Tochter konnte jeden Moment sterben.

„Hast du gar keine Angst?“, sagte Hinata kaum hörbar. Mikuko lächelte ihn an. Es war ein beruhigendes Lächeln, doch es wirkte nicht bei Hinata.

„Oh, doch, das hab ich. Eine Schweineangst, aber ich werde es nicht bereuen ihr diese Chance gegeben zu haben. Sollte etwas schieflaufen, werde ich nicht weinen. Ich weiß, es würde Yui traurig machen. Ich werde für sie nicht weinen, sondern lächeln, so wie sie es sich immer gewünscht hatte. Verstehst du? Sie würde sich selbst hassen, wenn sie wüsste, dass wir um sie weinen und das hab ich schon zu oft getan. Ich will sie damit nicht auch noch nach ihrem… Tod belasten. Und wenn Yui es überlebt… Wenn sie es überlebt, dann werde ich lachen, sie umarmen und sie wird fähig sein, dies zu erwidern. Dies hat sie mir versprochen. Dass sie mich eigenhändig so fest umarmt, dass sie mir damit die Seele aus dem Körper presst.“, Mikuko lachte leicht bei der Erinnerung.

„Weißt du, ich hab sie schrecklich gern.“ Hinata blickte die noch recht junge Mutter an. Diese hatte den Blick auf die Operationstüren gerichtet.

„Eigentlich weiß ich gar nicht, wie ich ohne Yui auskommen soll… Sie ist meine einzige Tochter und ich liebe sie einfach über alles. Sie denkt seit Jahren, sie wäre die Last, aber in Wirklichkeit brauche ich sie mehr als sie mich.“ Nun kamen Mikuko doch die Tränen,

„Wenn sie stirb, ich weiß, dass das selbstsüchtig klingt, aber dann bin ich wieder allein und ich habe den einzig wichtigen Menschen in meinem Leben verloren.“ Die Tränen flossen nun über ihre Wangen und Hinata schlug sich innerlich, Mikuko die Frage gestellt zu haben.

„Und ich kann noch nicht mal mein Versprechen halten, nicht zu weinen.“ Sie fuhr sich über die Augen und versuchte den Schwall von Tränen zu stoppen. Hinata wusste nicht, was er tun sollte und tat das, was ihm als Einziges einfiel. Er klopfte ihr auf die Schulter. Natürlich war es ein viel zu distanzierter und plumper Tröstungsversuch, um wirklich zu trösten, doch Hinata wusste nicht was er sonst tun sollte. Plötzlich erlosch das rotleuchtende Schild und Hinata schreckte auf, genauso wie Mikuko, die sich schnell ein letztes Mal über die Augen wischte und ebenfalls zu den Türen schaute. Ein Arzt, nicht Dr. Fujisawa, sondern ein für sie völlig Fremder trat aus dem Operationssaal und ging auf sie zu.

„Sind Sie die Mutter von Yui?“, fragte der Arzt Mikuko mit ernster Stimme. Schnell stand sie aus und drückte ihre Tasche gegen die Brust:

„Ja, ja, das bin ich! Und… wie ist das Ergebnis?“ Der Arzt warf einen kurzen Blick in die Akten und sagte mit zum verrückt werdenden ernsten Stimme:

„Es tut mir leid Ihnen mitzuteilen, doch Yui wird sie momentan nicht empfangen können.“ Hinatas Herz sank ihm bis in sie Zehenspitzen, als er die Worte „Es tut mir leid Ihnen mitzuteilen“ hörte, und kalter Schweiß brach aus seiner Stirn raus und er fing an zu zittern. Als der Arzt jedoch fortfuhr, horchte er auf. Wie war das? Yui konnte sie momentan nicht empfangen? Das hieß doch, das die Operation gelungen war, oder?

Genau diese Frage stellte Mikuko:

„Heißt das, Yui lebt? Warum kann ich sie noch nicht sehen?“ Mikukos Tasche war ihr fast aus ihren Händen geglitten, doch nun hielt sie diese noch viel krampfhafter fest und ein hoffnungsvolles Lächeln hatte in ihrem Gesicht platzt genommen.

„Ja, Yui lebt… Sie liegt in ihrem Zimmer und ist noch von der Narkose betäubt, sonst ist alles gut gelaufen. Sie müssen sich also keine Sorgen machen. Sie können Yui in einer Stunde besuchen. Da wird die Narkose höchstwahrscheinlich schon aufgehört haben.“ Erleichtert bedankte sich Mikuko bei dem Arzt, der dann von dannen zog. Hinata zitterte am ganzen Körper. Er war so… so unbeschreiblich glücklich. Yui lebte! Sie lebte! Schlief in ihrem Zimmer und würde bald aufwachen. Ihn anlächeln, mit ihm reden… Mit ihm weiterleben.
 

Es war schon dunkel und das Zimmer wurde von der Deckenlampe erleuchtet, als Hinata und Mikuko Yui sehen durften. Vorsichtig betrat Hinata das Zimmer, Mikuko blieb vor der Tür stehen und lächelte den verwirrt dreinblickenden Hinata an.

„Ich denke ich lass euch erst mal alleine. Sie will sicher erst allein mit dir sein“ Darauf schloss sie die Tür. Zögernd setzte er sich an Yuis Bett. Sie sah unglaublich schön aus, wie sie so schlafend in dem weißen Bett lag. Vorsichtig fuhr er ihr durchs schimmernde Haar. Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass Yui wirklich hier im Bett lag und schlief. Dieses friedliche Gesicht, welches er befürchtet hatte, nie wieder zu sehen.

Yui öffnete langsam die Augen. Zuerst war sie verwirrt, dann blickte sie sich um und erkannte Hinata neben sich.

„Hey, Hinata. Wieso siehst du so verheult aus?“, grinste sie. Verlegen wischte sich Hinata nochmal über die Augen.

„Hab nicht geweint… Wie geht es dir?“, er umfasst ihre Hand. Sie lächelte:

„Gut. Sehr gut.“ Hinata spürte wie sich Yuis Finger in seine Hand sich ganz leicht bewegen und langsam seine Hand umschlossen.

„Ich kann sie spüren. Meine Arme, meine Hände und meine Finger. Ich kann auch deine Hand spüren. Du hast eine ganz raue und warme Haut. Selbst die Schwielen vom Baseball kann ich fühlen. Wie vorsichtig du meine Hand hältst, als würde sie gleich abbrechen.“

Sie lächelte ihn an und ihre Finger verzweigten sich ganz langsam mit seinen, als wäre ihre Kraft in den Armen noch nicht ganz wiedergekehrt. Hinata hob ihre Hand zu sein Gesicht und schmiegte dieses an ihre kalte Hand.

„Du hast dein Versprechen gehalten", flüsterte er und blickte ihr fest in die Augen. Zögernd erwiderte Yui seinen Blick, wirkte jedoch durch seinen plötzlichen Ernst verunsichert. Hinata beugte sich näher zu ihr und legte seine Hand auf ihre nun anfänglich rotwerdende Wange. Vorsichtig strich sein Daumen über ihre zarte Haut. Es war so still, sodass man die unregelmäßigen Herzschläge der Beiden hören konnte, während sie sich nur stumm anschauten. Und dann küsste er sie. Er dachte nicht nach, ob dies angebracht war oder nicht. Denn in diesen Augenblick fühlte es sich absolut richtig an. Als sie den Kuss erwiderte, durchfuhr ihn pure Euphorie und er intensivierte seinen Kuss. Jedoch löste er sich kurz darauf von ihr, wobei Yui lächelnd auf ihr Lacken schaute. Als sie hochblickte, sagte sie neckisch:

"So werde ich doch gerne überrascht."
 

-----------------------------------------------
 

Achja, war jetzt keine übertrieben spektakulärer Kuss, hoffe, gefällt euch trotzdem :))

Aber das ist natürlich noch nicht das Ende!

Das Leben eines Teenagers

Egal, was die Erwachsenen sagten, das Leben eines Teenagers war alles andere als leicht.

Um halb fünf klingelte Hinatas Wecker, wodurch er murrend seine Bettdecke zurückschlug. Er hatte eine halbe Stunde Zeit sich fertig zu machen und seine Schul-, sowie auch seine Sporttasche zu packen. Sein Frühstück bestand aus ein hartgewordenes Brot des Vortags und ein Glas Wasser. Da seine Mutter meist Nachtdienst hatte, schaffte sie es meist nicht ihm richtiges Frühstück zu machen, auch wenn sie ihn immer wieder ermahnte morgens etwas Ordentliches zu essen.

Und dies alles musste er leise machen, da seine Mutter schlief und sie wollte man wirklich nicht wecken, wenn man nicht darauf erpicht war schon am Anfang des Tages wieder ins Bett kriechen zu wollen und die ganze Welt für einen Moment zu vergessen. Als er an dem Schlafzimmer seiner Mutter vorbei kam, konnte er sie schnarchen hören. Es war ein gutes Zeichen, denn sie schnarchte nur dann so laut, wenn es ihr gut ging. Leise ließ er die Tür ins Schloss fallen. Sein Weg zu Schule dauerte gut fünfzig Minuten, wobei er einen kurzen Halt im Supermarkt machte um sich ein Fertiggericht für den Schultag zu kaufen. Zehn Minuten bevor er in der Schule ankam, warteten oftmals seine Freunde aus dem Baseballteam auf ihn, welche ebenfalls in seiner Richtung wohnten. Lautstark begrüßten sie ihn, klopften ihn auf die Schulter und erzählten ihn direkt die Highlights der Shows des letzten Abends.

Hinata beteiligte sich mehr oder weniger bei der Konversation, da er in der letzten Zeit nicht dazu kam, fernzusehen.

Um zehn vor sechs kamen sie an der Schule an. Das Morgentraining des Baseballteams ging von sechs Uhr bis kurz vor acht, jedoch hatten die Mitglieder Zeit genug sich vor dem Schulbeginn zu duschen. Nicht dass sie voll verschwitzt im Unterricht saßen und verabscheute Blicke der Schüler kassierten. Bis zur Mittagspausen fanden fünf Stunden statt, in der man es sich eigentlich nicht leisten konnte, nicht aufzupassen. Eigentlich. Denn Hinata holte seinen nötigen Schlaf nach. Meist in den Fächern, die er eh konnte. Die Lehrer, welche es schon lange aufgegeben hatten, Hinata vom Schlafen durch Predigten und Strafaufgaben abzuhalten, ignorierten dies widerwillig, seitdem er unter die Topschülern gekommen war. Zuvor waren diese immer erpicht gewesen, seine Eltern anzurufen und sich über sein Verhalten zu beschweren, wobei seine Mutter zu beschäftigt und sein Vater nicht interessiert war. Oder zu betrunken. Nachdem die Lehrer dies erkannt hatten, hatten sie vollends aufgehört. In der Mittagspause setzten sich Hinatas Freunde zu ihm, wobei einer von ihnen vom Kiosk für alle Brot gekauft hatte. Während Jun die Brötchen verteilte, meinte er trotzig:

„Nächstes Mal verlier ich nicht bei Schere-Stein-Papier…“

„Nein, nächstes Mal verlierst du bei Schnick-Schnack-Schnuck“, grinste Ed frech und biss in sein Melonenbrötchen.

Sie redeten über Baseball, machten sich über Jun spielerisch lustig und aßen das zugegebenermaßen nicht allzu gesundes Essen zu sich. Als es zur nächsten Stunde klingelte, stopfte sich Ed die restlichen Chips in den Mund und verließ den Raum, da er in die Parallelklasse ging. Während Jun sich auf sein Platz setzte und die Lehrerin hereinkam, döste Hinata wieder vor sich hin. Bis vier Uhr dauerte der Rest des Schultages und der Himmel verfärbte sich schon dunkel. Hinata hatte eine halbe Stunde Zeit um wieder zur Sportumkleide zu kommen, seine Baseballkleidung anzuziehen und den Nachmittagssport in seiner AG zu vollziehen. Seine AG dauerte bis sechs Uhr abends und als er endlich aus der Schule kam, fragten seine Mitgliedsfreunde, ob er noch Lust hätte mit ihnen was in einem neuen Laden essen zu gehen. Natürlich ging er mit, da sie schon seit einer gefühlten Ewigkeiten nichts mehr miteinander – abgesehen vom Sport – gemacht hatten. Und man sollte seine Freundschaften immer pflegen.

Es war bereits acht Uhr, als er vor dem weißen Haus stand und das Gartentor öffnete. Jedoch anstatt zur Haustür zugehen und zu klingeln, lief er in den Garten zu einem offenem Fenster, aus dem die schiefe Melodie von I See Fire ertönte. Er setzte sich auf die Fensterbank und beobachtete, wie Yui angesträngt auf der Gitarre spielte, welche sie vor kurzem von Mikuko geschenkt bekommen hatte.

„Ich glaub so hätten die Zwerge die Orks in die Flucht geschlagen. Naja, oder Smaug… Oder jeden, der Ohren hat und nicht taub ist. Hört sich aber besser an als das letzte Lied was du gespielt hast.“ Yui blickte auf. Sie hatte kleine Schweißperlen im Gesicht und ihre Hände zitterten immer noch leicht vor Anstrengung. Aber das Lächeln, das ihr Gesicht zierte war unbezahlbar. Sie winkte ihn rein und legte die Gitarre beiseite.

„Hallo, Fremder. Sollte ich um meine Sicherheit besorgt sein, dass sie einfach in mein Gemach eindringen? Außerdem ist es schon ein Sieg für mich, dass du das Lied überhaupt erkannt hast.“ Hinata sprang vom Sims und setzte sich zu Yui ans Bett.

Es waren schon mehrere Wochen vergangen seit der Operation und Yui wurde mit jedem Tag stärker in den Armen. Und immer glücklicher. Er legte einen Arm um sie und sie lehnten sich gegen die Wand. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, während er liebevoll über ihr seidiges Haar strich.

„Wie war dein Tag?“ Yui blickte ihn erwartungsvoll an. Er zuckte nur mit den Schultern:

„Anstrengend. Mein Trainer hat uns heute bis zum geht nicht mehr gejagt. Am liebsten würd ich jetzt einfach hier einschlafen und nicht nochmal weggehen.“

„Das Sprichwort aus Deutschland scheint zu stimmen: Am Abend wird der Fleißige faul.“ Hinata blickte zu dem Mädchen runter, welche ihn breit angrinste.

„Es heißt: Am Abend wird der Faule fleißig. Nicht der Fleißige faul.“ Yui konnte sich nie Sprichwörter richtig merken. Merkwürdigerweise schien er das schon bei ihrer ersten Begegnung zu wissen. Yui setzte eine denkerische Grimasse auf:

„Dann bleib doch einfach heut Nacht hier, auch wenn du nicht faul bist.“ Hinata wurde leicht rot und verdeckte Yuis Augen mit seiner Hand.

„He! Was soll das?“, fragte Yui und umfasste seine Hand um sie von ihrem Gesicht zu ziehen.

„Ich denke nicht, dass ich hierbleiben sollte. Was ist, wenn ich über dich herfalle“, meinte Hinata spielerisch und nahm lachend seine Hand von Yuis Augen. Sie blickte ihn nur an und sagte ganz unverblümt:

„Das würde mir nichts ausmachen.“ Das verschlug Hinata die Sprache, wobei Yui seine Hand umschloss und ihm näher kam.

Als er gerade seine Sprache wiedergefunden hatte und etwas sagen wollte, hatte Yui schon ihre Lippen auf seine gelegt. Natürlich erwiderte es diesen, jedoch war er noch ziemlich überrascht. Er drückte sie enger an sich und wollte einfach nicht mehr nachdenken. Sein Baseballcoach hatte ihm selbst gesagt, dass die schönsten Momente meistens durch zu viel Nachdenken zerstört wurden. Langsam fuhr Yui über seinen Rücken und hielt bei seinem Nacken an.

Er liebte es, wenn sie ihre Hände beim Küssen in sein Nacken legte. Es war, als wäre er im Himmel. Aber etwas war da, was ihn ablenkte von diesem wundervollen Moment. Ihm kamen lauter Szenarien des nächsten Morgens in den Sinn, die überhaupt nichts dort zu suchen hatten. Und plötzlich wusste er, was los war. Er hatte Angst. Nicht solch eine Angst, die er verspürt hatte, als Yui in der OP war, sondern ein kleines schummriges Gefühl im Bauch. Er wollte die momentane Situation nicht mit etwas zerstören. Er wusste, es klang überhaupt nicht männlich, aber wenn er etwas tat, was Yui nicht wollte… Könnte er sie dadurch verlieren? Als sie langsam, aber sicher an seinem T-shirt zog, drückte er sie abrupt zurück.

Überrascht schaute sie ihn an. Er hatte doch zu viel nachgedacht. Vielen Dank, Hirn!

„Alles in Ordnung“, fragte Yui nun doch etwas verunsichert. Er nickte den Kopf,

„Ja…Jaja, alles okay. Ich hab nur… Es ist nur, dass…“ Yui schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Hinata seufzte und schüttelte lachend den Kopf. Nun hielt ihn Yui hundertprozentig für verrückt, aber sie umarmte ihn und kuschelte sich an ihn. Sie sagte nichts und er durchbrach die Stille nicht. Er erwiderte nur die Umarmung und schloss langsam die Augen.
 

Um 22.15 schliefen beide ein. Mikuko schloss leise das Fenster und zog die Gardinen zu. Sie legte die Gitarre zurück in den Koffer, damit die nicht beschädigt wurde und schloss daraufhin die Tür, um die Kinder nicht zu wecken.

„Schläft sie schon?“, fragte Dr. Fujisawa, welcher im Wohnzimmer auf der Couch saß. Mikuko nickte lächelnd.

„Sie ist so glücklich, wie nie zuvor. Und weswegen wollten Sie mich sprechen?“ Mikuko setzte sich zu ihm und nahm das Glas Wasser in die Hand. Dr. Fujisawa lächelte:

„Mikuko, ich bin nicht dienstlich hier. Bitte nenn mich einfach Ren. Um ehrlich zu sein wollte ich dich eigentlich fragen, ob du Interesse hättest mit mir mal Abendessen zu gehen.“ Verwundert blickte Mikuko auf den Arzt vor ihr. Sie hatte nicht erwartet, dass er sie um ein Rendezvous bitten würde. Unentschlossen umklammerte sie ihr Glas, stellte es auf den Tisch, strich sich ihr Haar aus dem Gesicht und nahm das Glas erneut in die Hand, um es gleich wieder abzustellen.

„Dr. Fu… Ren, also ich bin geschmeichelt, aber ich bin seit Yuis Geburt nicht mehr aus gewesen und Sie wollen… du willst wirklich nicht mit mir ausgehen. Sie… Du würdest es bereuen. Außerdem ich muss doch… Ich… Ich bin verwirrt.“ Mikuko griff erneut nach dem Glas.

„Das bezweifele ich. Ich werde ganz bestimmt nichts mit dir bereuen.“ Er ergriff ihre Hände, was Mikukos eh schon rotangelaufenes Gesicht noch mehr glühen ließ.

„Gibt mir eine Chance. Bitte“, lächelte Ren sie an und Mikuko nickte schlussendlich ergeben und murmelte,

„Aber nur Eine…“
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Bald ist es vorbei!!!

Ich denke, nur noch zwei bis drei Kapitel

Herzstillstand

Hinatas Hände waren schwizig und feucht. Noch nie war er so aufgeregt gewesen, wie in diesem Augenblick. Noch nicht einmal als er den ausschlaggebenden Home-run zum Sieg schlagen sollte und es schlussendlich auch geschafft hatte.

Er schaute sich musternd im Spiegel an. Heute sollte alles stimmen. Sein Gesicht war kantiger, erwachsener und männlicher. Das Haar aber trug er so lang wie eh und je. Als er mal jünger war, hatte er sein Haar kurz geschnitten, so wie es sie Soldaten taten. Jedoch hatte er sich geschworen, nie wieder solch abscheulich kurze Haare zu tragen. Nun hatte er es zurückgekämmt, sodass nur noch vereinzelte Strähnen in sein Gesicht fielen. Er hatte eine dunkle Jeans und ein weißes T-Shirt an, worüber er eine schwarze Lederjacke trug. Er hatte überlegt, ob er ernsthaft einen Anzug anzuziehen, hatte sich schlussendlich doch dagegen entschieden. Er fand, ihm standen einfach keine Anzüge und wollte an diesem Tag einfach sicher gehen, dass einfach alles wie geschmiert lief. Der Tag war zu wichtig, als dass etwas schief ging. Nervös zupfte er sich die Ärmel zurecht.

Sicher war er mit seiner Entscheidung trotzdem nicht. Es klopfte und er riss seine Augen von seinem Spiegelbild hin zur Tür.

„Herein“, sagte er und die hellbraune Tür öffnete sich vorsichtig. Hiromi trat ein und lächelte ihren Sohn an.

Er lebte schon seit vier Jahren nicht mehr bei ihr. Mit Achtzehn hatte er sich eine kleine Einzelwohnung gesucht und war ausgezogen. Er hatte sie umarmt, als sie weinen musste. Gerade als sie anfangen konnte ihre Fehler wiedergut zu machen, war er schon erwachsen gewesen. Es kam so plötzlich, dass es sie so überrascht hatte. Doch ihr Verhältnis hatte sich nach seinem Umzug sogar verbessert. Sie sahen sich öfters, seitdem er ausgezogen war.

Manchmal trafen sie sich zum Frühstück in einem kleinen Café nahe seiner Universität. Er hatte mit Sportpsychologie begonnen, wobei er nebenbei als Buchhalter in einem Finanzunternehmen arbeitete um dieses zu finanzieren. An den Job als Buchhalter kam er durch sein überragendes Abitur und durch den Vater seines besten Freundes, welcher ihn mit den Chefs des Unternehmens bekannt gemacht hatte.

„Du siehst gut aus, Schatz“, sagte Hiromi und nahm seine Hände in Ihre.

„Sicher, dass ich nicht doch ein Anzug anziehen sollte?“ Unsicher blickte Hinata an sich runter und dann zu seiner lächelnden Mutter. Sie drückte seine Hände behutsam:

„Ja, bleib so. So siehst du viel natürlicher aus, als in einem Pinguinaufzug. Obwohl Pinguine niedlich sind. Hinata, es wird alles gut gehen. Mach dir keine allzu großen Sorgen. Und jetzt geh. Du willst doch nicht zu spät kommen, wo du doch alles so genau durchgeplant ist.“ Hinata lächelte kurz und nickte. Hiromi gab ihm einen Kuss auf die Wange und gab ihm einen Bund von Schlüsseln,

„Fahr vorsichtig. Auch wenn du dein Führerschein gemacht hast, ist es doch das erste Mal, dass du mit einem eigenen Auto fährst. Außerdem will ich kein Kratzer am Lack." Lächelnd entnahm Hinata Hiromi die Schlüssel. Hiromi war sichtlich stolz auf ihren Wagen.

„Danke, dass du mir hilfst, Hiromi“, sagte er erleichtert und verließ seine Wohnung.

Es war ein sonniger Tag, auch wenn der Himmel bewölkt war. Die Stadtuhr im Zentrum des Marktplatzes zeigte 17:37 Uhr an. Er hatte noch knapp eine Stunde. Hiromis Wagen, ein blauer Lamborghini, stand am Straßenrand und zog manche neidische Blicke auf sich. Hiromi hatte vor drei Jahren eine Beförderung erhalten und da sie sich nach der Scheidung nicht mehr um die Geldprobleme ihres Ex kümmern musste, hatte sie reichlich an Geld verdient und sich einen Jugendtraum von ihr erfüllt. Als Hinata den Lamborghini aufschloss, pfiffen manche und riefen ihm "Respekt" zu. Verlegen und auch unbehaglich stieg er in den Wagen ein und schlug die Tür hinter sich zu.

Der Motor sprang an und Hinata raste los. Auch wenn er noch reichlich Zeit hatte, wollte er es nicht riskieren. Es kam oft zu einem Stau und wenn er wirklich in Einen geraten sollte, dann würde er völlig aus dem Zeitplan fallen. Doch momentan waren die Straßen kaum befahren, somit er mit Leichtigkeit voran kam. Er schaltete das Radio an und hörte einer Band namens "GirlDeMo". Es war eine reine Mädchenband, wobei es hieß, dass sich die Mitglieder zufällig auf einem Konzert kennengelernt und kurz darauf diese Band gegründet haben. Warum sie sie GirlDeMo genannt hatten, war für allen ein Rätsel, sogar für die Mitglieder.

„Er ist uns einfach eingefallen", hatte die Gitarissten mal in einem Interview gesagt. Yui war verrückt nach der Band. Seit diese existierte, verpasste Yui keine Konzert Ausstrahlung im Fernsehen und kaufte sich jedes Album, was die Band herausgab. Das Lied erstarb langsam und die Nachrichtenmusik ertönte.

„Es ist Viertel vor. Willkommen zu den Eilnachrichten. Susie, das Pandaweibchen, hat wieder eine Geburt hinter sich. Das Pandababy wurde auf den Namen Villany getauft. Zu sehen ist sie im Internationalzoo "Globus". Die Wirtschaftskrise in Ostjapan sinkt wieder auf ein angemessenen Betrag und unsere Handelspartner in der USA drohen Russland indirekt mit einem Krieg. Dessen neuer Präsident, Benjamin Goule, versucht die Lage zu entschärfen.

Vorsicht auf der Schnellstraße D64 und A3. Es wurden dort Blitzer gesichtet. Das Wetter bleibt den Nachmittag sonnig, aber bewölkt. Am Abend allerdings kommt es zu einem Schauerregen und vereinzelten Hagel. Kommen wir nun zum neusten Hit von The Weekend, nämlich "Starboy"."

„Verdammt", fluchte Hinata. Da plante man alles was man konnte ein und das Wetter spielte nicht mit. Er bog in eine Einbahnstraße ein und holperte über den mit Schlaglöcher übersähten Boden. Dann kam er auf eine Landstraße und beschleunigte. Er hätte es lieber am vohrigen Tag abgeholt, jedoch hatte der Ladenbesitzer gestern angerufen und entschuldigend gesagt, dass es erst am darauffolgenden Tag fertig sei. Es war kurz nach voll, als er vor dem exklusiven Laden anhielt. Schnell sprang er aus dem Wagen und betrat den Shop. Wenn es schon von außen vornehm aussah, war das nichts im Vergleich zu dem Inneren. Die Wände und Decke waren mit einer Goldschicht bedeckt und überall waren Gravuren in den majestätischen Boden eingemeißelt worden. Er hatte es sich nicht so übertrieben vorgestellt, als er die Webseite gefunden hatte. Ein dicker, aber gutgekleideter Mann kam auf ihn zugewatschelt und setzte das breiteste Lächeln auf, was er hergeben konnte.

"Herr Hideki, da sind Sie ja! Kommen Sie, wollen Sie einen Tee oder Kaffee?" Angespannt schüttelte Hinata den Kopf.

„Nein danke, ich bin in Eile. Könnte ich es einfach kriegen? Ich hab ja schon im vornherein bezahlt." Der Mann nickte schnell, sodass seine Wangen um sein Gesicht schlackerten,

„Aber natürlich! Warten Sie einen Augenblick, ich komme sofort!" somit verschwand der Mann nur um eine Sekunde wieder aufzutauchen. Er war wirklich sofort wieder da. Er überreichte Hinata das kleine Päckchen und lächelte schweratmig:

„Ich hoffe, Sie haben Glück, Herr Hideki" Hinata verabschiedete sich schnell und lief zurück zu dem Auto.
 

Um kurz nach 18:50 Uhr kam Hinata vor dem Restaurant an. Er war trotz dem Rasen wie ein Rennfahrer und den großzügig übersehenen Limitbeschränkungen, wobei er nun ganz sicher geblitzt wurde, zu spät. Außer Atem kam er in den Empfangsraum, wo eine junge Frau, kaum Zwanzig, ihn lächelnd zu seinem Tisch brachte. Yui saß schon da. Sie knabberte an dem Gratisbrot und blickte hin und wieder auf die Uhr. Sie hatte ihr hüftlanges Haar bis knapp zu den Schultern abgeschnitten und diese hoch gesteckt. Einzelne gewellten Strähnen fielen ihr ins Gesicht. In den letzten Jahren war sie zu einer Frau herangewachsen. Das Gesicht schmaler, die Babywangen verschwunden, und erwachsener, der Körper kurviger, doch nach wie vor zierlich. Sie trug ein hellblaues Kleid mit dünnen Trägern. Als sie ihn sah, lächelte sie:

„Du hast es nicht wirklich mit der Pünktlichkeit, oder?" Er zog seine Jacke aus und setzte sich zerknirscht auf den Stuhl:

„Es tut mir wahnsinnig leid! Es war nur so, dass..." Doch Yui winkte nur ab,

„Ach was, macht nichts. Dafür bekommst du nichts vom Gratisbrot! Ich weiss schon, was ich bestellte, also such dir schnell was raus. Und da du zu spät bist, bezahlt du. Und ich werd was Teures bestellen!" Yui arbeitete sein geraumer Zeit in einem Musikgeschäft als Verkäuferin. Zwar träumte sie immer noch eine Karriere als Sängerin und Gitarissten einzuschlagen, doch war sie zur Zeit ziemlich zufrieden mit dem Job.

„Übrigens, du wirst nicht glauben was passiert ist", fing Yui an,

„Also heute habe ich wie immer im FunkyRock gearbeitet. Und gerade als ich Pause hatte und in das Hinterzimmer gegangen bin, rate, wer in den Laden kam. Iwasawa! Weißt du, die Leadsängerin von GirlDeMo! Und während sie sich im Laden ungeguckt hat, habe ich hinten weiter an meinen Texten geschrieben und geprobt. Sie hat mich gehört und Shun gebeten, mich nach vorne zu holen! Sie meinte zu mir, ich hätte eine gute Stimme und Talent und ich würde gut in ihre Band passen. Sie hat mir ihre PRIVATE Handynummer gegeben, falls ich mich entscheide bei ihnen mitzumachen!" Yuis Stimme wurde immer lauter und übertönte den leise spielenden Pianisten. Sie holte ihr aufklappbares Handy raus und zeigte Hinata ein Bild. Auf dem Bild sah er Yui, wie sie mit hochrotem Kopf in die Kamera lächelte und ein unsicheres Peace-zeichen machte. Neben ihr stand tatsächlich die Iwasawa, dessen linkes Haar einen Ton dunkler war als Yuis. Sie blickte unantastbar in die Kamera aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht, dass man sofort die freundliche Aura um sie herum spüren konnte. Eine schmale Narbe zog sich über ihre Kehle. Ihr Arm lag um Yuis Schulter und mit der Anderen zeigte sie ebenfalls ein Peace-zeichen. Glücklich grinsend klappte Yui ihr Handy wieder zu und winkte die Kellnerin aufgeregt her. Sie bestellte eine Fleischplatte mit Obstsalat und einen Rotwein, während Hinata das Tagesmenü wählte und dazu ebenfalls um Wein bat. Dann wandte sich Hinata wieder zu Yui und sagte:

„Das freut mich. Ist aber auch ein Zufall, dass sie in FunkyRock gekommen ist. Aber was hat sie da am Hals gemacht?" Er konnte sich nicht ganz entspannen und sein Kopf war wie leer gefegt. Die Wörter klangen so teilnahmslos, als würde er es von einem Blatt ablesen.

„Ich weiß! Vor allem FunkyRock ist so ein kleiner Laden mit jetzt nicht dem besten Zeugs drin. Sie hat mir gesagt, dass sie früher immer eingegangen war, als sie noch ein Kind war. Sie wollte ihre Erinnerungen auffrischen." Sie schaute sich das Foto nachmal an und lächelte traurig,

„Ihr Vater und Mutter hatten Streit. Sie wollte eingreifen, aber dadurch wurde sie schwer am Hals verletzt. Da war sie glaub ich vierzehn und machte Straßenmusik. Sie konnte eine lange Zeit nicht sprechen oder gar singen. Zum Glück hatte sie sich wieder erholt und singt nun besser den je. Und hat eine wahnsinnig coole Band." Ihr Gesicht hatte sich nach einiger Zeit wieder erhellt. Als die Kellnerin kam, knurrte schon der Magen von Hinata. Er hatte vor Aufregung den ganzen Tag nichts essen können. Beim Essen redete meist Yui und er war darüber ziemlich erfreut, denn in seiner momentanen Lage hätte er nicht großartig reden können.

Es war 20:30 Uhr, als Hinata bezahlte und sie aus dem Restaurant gingen. Anstatt ins Auto zu steigen und zum Tower zu fahren um eine wundervolle Aussicht auf die ganze Stadt zu haben, rollte Yui weiter und wies mit einer Kopfbewegung Hinata an, mitzukommen. Verwirrt folgte er ihr, bis sie an einem Fluss kamen. Dieser wurde von zwei grünen ansteigenden Flächen flankiert. Der Mond glizerte im Wasser, auf dessen Oberfläche trieben paar Enten und zwei prachtvolle Schwäne.

„Lass ein bisschen spazieren gehen", sagte Yui und rollte am Hang entlang. Hinata folgte ihr die Hände krampfhaft zu Fäusten geballt. Sie schwiegen, doch Yui schien sich wohl damit zu fühlen, ganz im Gegenteil zu Hinata. Denn nun konnte er sein Herz rasen hören und das Zittern seines Körpers fühlen. Plötzlich gab es einen Wolkenbruch und es schüttelte aus Eimern. Hinata blieb stehen und schaute gen Himmel. Yui merkte dies kurze Zeit später und drehte sich um. Der Regen hatte ihre Hochsteckfrisur gelöst und nun fielen ihre nassen Haare um ihr Gesicht.

„Was ist los? Du siehst verkrampft aus." Hinata blickte zu Yui und kam auf sie zu. Als er vor ihr stand, kniete er sich hin, sodass er nur leicht zu ihr hoch schauen musste und nahm ihre Hände. Verwirrt schaute sie ihn an.

„Yui, ich hatte den Tag eigentlich ganz anders geplant. Ich wollte nicht zu spät kommen, beim Essen nicht so wortkarg sein, mit dir zum Tower fahren und es hätte nicht regnen sollen. Aber das macht mir nichts, denn ich würde nirgendwo lieber sein, als hier mit dir. Du betobst immer wieder, dass du nicht laufen, den Haushalt nicht alleine machen kannst und vielleicht keine Kinder kriegen kannst, aber das alles ist mir egal, weil ich dich liebe." Yui stiegen die Tränen in die Augen und sie erwiderte den Händedruck, den Hinata ihr gab. Er griff in seine Jackentasche und zog das Schächtelchen heraus.

„Willst du mich heiraten", fragte er. Der Moment der Stille, die darauf folgte, ließ sein Herz stehen lassen. Yui schaute ihn verwundert mit großen Augen an, dann runter auf den goldenen Ring, indessen Oberfläche leichte Gravierungen ähnlich einer Welle zu sehen waren und dann wieder zu Hinata.

„Ja", sagte sie immer noch überrascht.

„Ja. Ja. Natürlich will ich", rief sie aus. Es war, als würde sie erst jetzt realisieren was passiert war. Sie fiel ihm um den Hals und küsste ihn stürmisch. Hinata war unbeschreiblich glücklich, wobei er durch Yuis Ansturm leicht überummpelt war. Er steckte ihr den Ring an und küsste sie erneut.

Zwar war der Abend nicht so ganz abgelaufen, wie er es geplant hatte, doch nun schien er ihm als perfekt gewesen.
 

- - - - -
 

FROHES NEUES JAHR, EUCH ALLEN!!! <3

Ich lass dich nie mehr los

So, das wird nun das letzte Kapitel werden.

Schon komisch, dass das jetzt endet :D
 

- - - - - - - - - - - -

Yui schob sich durch die Straßen. Der Himmel war trüb und grau. Er spiegelte ihre Stimmung wieder. Es müsste nur noch regnen, dann wäre es perfekt gewesen. Der Kiesweg, auf den sie abbog, war holprig und sie musste sich anstrengen überhaupt voran zu kommen. Es war genau zwei Jahre her, dass Hinata ihr den Antrag gemacht hatte und es war der schönste Moment gewesen, den sie sich hätte vorstellen können.

Die Hochzeit hatte auch nicht lange auf sich gewartet. Die Runde in der sie die Feier hielten, war überschaubar. Nur ihre Mutter und Dr. Fujisawa, den sie nun eigentlich schon längst “Papa“ hätte nennen sollen, was aber nie geschehen würde. Sie mochte ihn ohne Zweifel und war auch froh, dass ihre Mutter wieder jemanden gefunden hatte, doch dass ihr ehemaliger Arzt nun ihr Stiefvater war, daran würde sie sich nie gewöhnen. Hinata hatte nur seine Mutter und seine Freunde aus der Arbeit eingeladen, weshalb es kaum zwanzig Gäste waren. Am meisten hatte sich Yui gefreut, dass GirlDeMo kostenlos als Hochzeitsband aufgetreten sind, als Geschenk für ihr zukünftiges Mitglied. Der Pfarrer war ein netter alter Mann gewesen, der zwar etwas genuschelt hat, allgemein die Zeremonie gut geleitet hatte. Hinata und Yui hatten sich entschieden westlich zu heiraten, somit Yui kein weißen Kimono, sondern ein weißes Brautkleid trug. Die gekürzten Haare hatte sie von einer arrangierten Friseurin zu einer wunderschönen Hochsteckfrisur montieren lassen. Sie erinnerte sich noch ganz genau an Hinatas Gesicht, als sie von ihrer Mutter in den Saal geschoben wurde. Sie liebte diesen Blick von ihm, dass ihr zeigte wie sehr ihm ihr Anblick die Sprache verschlagen hatte. Er selbst hatte ebenfalls atemberaubend ausgesehen. Wie er in seinem schwarzen Anzug und verschränkten Armen dastand, sah er aus wie aus einer unverschämt guten Zeichnung entsprungen. Das scheue Lächeln, welches sie ihm zuwarf, als sie vor ihm stehen blieb und der Pfarrer zum Reden anstimmte, zeigte ihm ihre Nervosität. Auch ihm hatte man seine Nervosität angesehen, denn er trat kaum merklich von einem Fuß auf den Anderen und hatte versucht möglichst locker auszusehen. Das hatte sie sich schon lange erträumt, diesen Mann zu heiraten und es war nicht nur reines Wunschdenken geblieben, sondern war zur Realität geworden. Eine Erkenntnis, die sie unendlich glücklich gemacht hatte.

Yui wischte sich die aufkommenden Tränen weg. Sie wollte nicht mehr an diesen Tag denken. Nicht an diese schöne Zeit, denn sonst würde sie sich in den Erinnerungen verlieren.

In den Flitterwochen waren sie nach Hawaii geflogen. Beide Mütter hatten Geld zusammengelegt und das frische Ehepaar den nötigen Rest bezahlt. Das blaue Meer, so klar, dass man jeden einzelnen Fisch sehen konnte, was atemberaubend schön gewesen und schwer zu vergessen. Der Sand hatte sich weich angefühlt, als sie am Strand nebeneinander lagen und Hinata sich über sie gebeugt hatte. Ihr war noch heißer geworden, als es eh schon war. Und sie hatte so Lachen müssen, als er sie ins Wasser getragen hatte und mit ihr in den Armen reingesprungen war. Das Wasser war salzig gewesen und sie konnte diesen Geschmack schmecken, als sie sich geküsst hatten. Sie war so glücklich gewesen, als gäbe es nur sie beide. Für immer. Etwas, was ihr deutlich gefallen hätte. Den meisten Menschen wäre es zuwider ganz allein mit nur einem Menschen auf der Welt zu sein, doch Yui könnte sich manchmal nichts Schöneres vorstellen, als mit Hinata ganz allein zu sein. Sie würde nichts vergessen, denn er war die wichtigste Person in ihrem Leben. Eine Qualle hatte sie am Arm gestochen und eine starke Schwellung hervorgerufen. Hinata war der Überzeugung gewesen, dass es sich um eine giftige Würfelqualle gehandelt hatte. Aus Angst, es könne tödlich enden, hatte er sie den ganzen Weg vom Strand zum Krankenhaus geschleppt, da sie kein Auto gemietet hatten. Es hatte sich aber rausgestellt, dass die Schwellung nach zwei Tagen wieder verschwinden würde und somit ungefährlich war. Yui hatte Hinata erschrocken in die Arme genommen, als er angefangen hatte zu weinen. Mit erstickter Stimme hatte er ihr zugeflüstert:

„Ich habe dich schon einmal fast verloren.“ Es hatte ihr einen Stich versetzt, dass er sich solch große Sorgen um sie machte.

Ihr Rollstuhl blieb stehen und sie starrte mit leeren Augen nach vorne. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Ihre Lippen zitterten und sie konnte ihr Schluchzen nicht unterdrücken.

Vor einem Jahr hatte sie aufgeregt in ihrer gemeinsamen Wohnung im Wohnzimmer auf ihn gewartet, dass er nachhause kam. Ihre Stimme war erhöht, als er herein kam und sie sich mit erröteten Gesicht zu ihm drehte. Neugierig aber auch verwundert hatte er sich vor sie gesetzt. Da sie vor Aufregung nur unverständliches Zeugs von sich gab, brachte sie dazu den positiven Schwangerschaftstest ihm vor die Augen zuhalten. Zuerst sah er den Streifen nur an, als würde er es nicht realisieren, dann weiteten sich seine Augen und das breiteste Lächeln, das sie jemals auf seinem Gesicht gesehen hatte, erschien auf seine Lippen. Er hatte sie stürmisch umarmt und sie musste fassungslos weinen. Nie hatte sie angenommen zu so etwas imstande zu sein. Sie hatten einen gemeinsamen Termin bei dem Frauenarzt ausgemacht, wobei Hinata öfters betonte, ihm sei eine weibliche Ärztin lieber. Sie musste über seine kleine Eifersucht lachen und ihn gefragt, welcher Mann eine schwangere Frau klar machen wollte, die nebenbei noch solch ein gutaussehenden Mann hatte. Daraufhin hatte er ihr einen langen Kuss gegeben und gemeint, er würde öfters mal eifersüchtig spielen, wenn er darauf erneut eine solch süße Antwort bekommen würde.

Yui fühlte, wie die Tränen ihr kalt über die Wangen flossen. Sie konnte den Schwall nicht verhindern und sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Ihr ganze Körper zitterte stark und ihre pinken Haare fielen ihr wellig ins Gesicht.

Der Arzt hatte das Krankenzimmer verlassen, indem Yui weinend saß. Sie umklammerte ihre Decke fest, als wäre es ihr Rettungsseil und schluchzte laut auf. Hinata kam herein gestürzt. Er hatte seine Arbeit direkt stehen und liegen gelassen, als er den Anruf des Arztes bekommen hatte. Schnell war er zu ihr gelaufen und setzte sich zu ihr aufs Bett. Still nahm er sie in den Arm und fuhr ihr über den Rücken um sie zu beruhigen. Sie wusste, dass er nicht weinte um sie nicht noch mehr zu verzweifeln zu lassen und dankte ihm innerlich, auch wenn er allen Recht zum Weinen hatte. Er drückte sie enger an sich und sie schlang ihre zitternden Arme um ihn. Warum konnte es nicht so schön bleiben, wie es in den letzten Monaten war. Sie hatten sich Kinderartikel angeschaut und spekuliert, welches Geschlecht das Kind haben würde. Yui hoffte auf eine Tochter, die wie ihr Vater Baseball spielen würde, doch musste auch über die Ideen eines Junges schmunzeln, der, nach Hinatas Erzählungen, sie jede Nacht aus den Bett trat und mit ihnen die Sterne beobachten wollte. Doch nun hatte man ihr bei einer regelmäßigen Untersuchung gesagt, was sie nicht hören wollte. Sie hatte das Kind verloren und die Ursache wurde nicht gefunden. Jedoch lag die Vermutung nahe, dass es etwas mit ihrer Lähmung zu tun haben könnte. Weinend hatte sie ihr Gesicht in Hinatas Hemd vergraben und geschrien, dass sie sich hasste. Dass er besser ohne sie wäre und nur wegen ihr er sein ungeborenes Kind verloren hatte. Hinata hatte sie nicht geohrfeigt, um sie wieder zu besinnen, wie man es immer in den Filmen sah oder angeschrien. Er hatte sie nur fest an sich gedrückt und ihr durch ihre Schreie zugeflüstert, dass er sie liebte und sie nie loslassen würde, egal was geschehen würde. Er hatte sie selbst nicht allein gelassen, als sie anfing auf ihn einzuschlagen und mit lauter Stimme geschrien hatte, dass er sie verlassen sollte. Schweigend hatte er die immer schwächer werdenden Schläge auf sich genommen, bis Yui sich in ihn gekrallt hatte und gefleht hatte, dass das alles nur ein Traum sei.

Yui zog sich die dunkle Jacke enger um ihre Schultern. Es war Hinatas Jacke. Er liebte die Jacke und Yui stibitzte sie immer, auch wenn er es nie mochte. Sie roch ihn mit jeder Faser ihres Körpers und unterdrückte einen weiteren Schluchzer.

Sie hatte zuhause im Wohnzimmer gesessen und ferngesehen. Die Nachrichten sprachen von einem Verkehrsunfall in der Innenstadt, doch Yui hatte nicht ganz hingehört. Sie blätterte in einen Magazin mit Kinderkleidung durch. Sie hatte es Hinata nicht erzählt, doch vor einer guten Woche, hatte sie ein weiteren Test gemacht, der erneut positiv war. Ein knappes Jahr war verstrichen, seit das mit dem ungeborenen Kind geschehen war. Zwar hatten sie nie wieder einen richtigen Versuch gestartet ein Kind zu zeugen, doch schliefen sie ohne Kondom miteinander. Und nun knapp ein Jahr später war er wieder soweit, doch Yui wollte Hinata nicht so voreilig von der Schwangerschaft erzählen. Erst wenn sie sich nach einer gewissen Zeit sicher war, dass alles okey war, wollte sie ihn überraschen. Bei manchen Kleidungsstücken setzte sie ein Fragezeichen und knickte ein Eselsohr in die Seite rein. Und plötzlich hatte das Telefon geklingelt. Sie war völlig entspannt zum Hörer gerollt und hatte fröhlich abgenommen. Doch dann verschwand ihr Lächeln und ihr fiel das Telefon aus der Hand. Tränen des Entsetzens stiegen ihr in die Augen und ihr Körper begann zu zittern. Ungläubig hob sie den Hörer wieder auf und murmelte immer wieder, dass dies unmöglich sei und er bald da sein würde.

Yui schloss zitternd die Augen und als sie sie wieder öffnete blickte sie immer noch auf den kalten Stein vor ihr, dessen Inschrift sie nicht wahrhaben wollte. Sie fuhr sich über den gewölbten Bauch und flüsterte:

„Ich lass dich nie mehr los. Das hast du mir an unserer Hochzeit gesagt. Das hast du mir gesagt, als wir das Kind verloren haben. Das sagtest du mir manchmal wenn wir im Bett lagen. Und was ich nie gesagt habe ist, dass ich dich auch nicht loslassen kann. Ich kann es nicht.“ Sie beugte sich weinend vor und berührte die kalte Erde. Gequält lächelte sie:

„Ich muss dir doch noch sagen, dass ich schwanger bin. Du musst doch noch deine Tochter in den Armen nehmen. Du kannst nicht weg sein. Du darfst nicht weg sein. Ich kann doch nicht ohne dich leben.“ Ihr Rollstuhl entzog sich ihr, als sie sich zu weit vorbeugte und sie fiel nach vorn. Schluchzend vergrub sie ihre Nägel in die Erde und presste sich an den Boden:

„Wir wollten doch zusammen alt werden. Wieso? Wieso also bist du gegangen? Warum musste da ein Betrunkener Auto fahren? Warum musstest du gerade da sein?“ Sie fuhr über den Stein, zeichnete die Inschrift nach und konnte nicht aufhören bitterlich zu weinen.
 

»Hinata Hideki, 1995-2019 Du wirst immer in unseren Herzen sein «
 

- - -- - -- - - - -

Ende...

Ich hasse mich dafür selber...

Hättet ihr das so erwartet?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yinyin24
2017-03-04T16:46:09+00:00 04.03.2017 17:46
Wie romantisch obwohl das Wetter nicht mitgemacht hat. <3
Von:  Yinyin24
2017-03-04T16:28:05+00:00 04.03.2017 17:28
Omg ich bin entsetzt!!! O.O Mein Beileid Yui.
Von:  Yinyin24
2017-03-04T16:11:54+00:00 04.03.2017 17:11
Wie traurig aber Hinatas Vater muss die Entscheidung von seiner Frau akzeptieren. Es war zu viel für Hiromi.
Von:  Sunshinera
2016-10-02T20:19:32+00:00 02.10.2016 22:19
Juhu es geht endlich weiter.
Klasse Kapitel und bis zum nächsten mal. Hoffentlich dauert das nicht allzu lange. ^^
L.g Sunshinera
Von: Platan
2015-04-30T00:20:45+00:00 30.04.2015 02:20
> „A-Alles klar. Ja, wir kommen sofort... Ja, okay, bis gleich.", sagte Ihre Mutter und legte auf. Ihre Stimme hatte zittrig geklungen.
Hier würde ich dir gerne auch empfehlen, dir mal diesen Eintrag durchzulesen, was eine bestimmte Regel angeht. Endet die wörtliche Rede wie hier mit einem Punkt und es geht nach dem Komma noch weiter, muss der Punkt nämlich dabei weggelassen werden. ;)

Oh je, Hinata ist völlig abwesend mit seinen Gedanken ... ich frage mich wirklich, was der Ärmste für eine Last mit sich herumträgt. :(
Yuis Mutter tut einem aber auch ganz schön leid, wie viel sie arbeiten muss. Es ist echt ein toller Zug von Yui, dass sie ihre Mutter zur Vernunft bringt und daran erinnert, sich auch mal auszuruhen.
Uiuiui, da hat Yui aber mal echt Klartext mit Hinata geredet. Ich kann sie da aber voll und ganz verstehen, besonders weil Hinata ihr einziger Kontakt ist, außer ihrer Mutter, der ihr viel bedeutet. Natürlich will sie da, dass er wieder normal wird. D;

> „Na, ein Ehestreit, Yui?"
Instant Love. Ich mag den Arzt schon jetzt total. XD

> Dr. Fujisawa kniete sich vor sie hin, sodass Beide auf gleicher Augenhöhe waren.
Ich mag den Arzt wirklich. T^T

Ich hatte auch schon echt befürchtet, Yui würde eine schlechte Nachricht bekommen. Ich bin so erleichtert, dass es doch eine gute ist (wenn man davon absieht, dass sie dabei sterben könnte Q___Q). Natürlich will sie das machen, das wundert mich nicht. Damit könnte sie auch ihre Mutter noch mehr entlasten.

> „Ist doch egal. Wollen wir Gameboy spielen?", meinte er und warf seinem Freund einen Gameboy zu, welcher von ihm aufgefangen wurde,
Man wirft doch nicht mit Gameboys durch die Gegend, Hinata! ò_ó

> „Ach was, wenn man ein Mädchen mag, dann ärgert man es!"
Ja ... das ist echt die typische Logik von kleinen Jungs. :,D

> Das Recht zu wissen, dass er Schuld an ihrer Bewegungslosigkeit ist.
Armer Hinata ... das ist hart. Sowas war ja schon vorherzusehen gewesen, bei seinem Verhalten. Ich will mir nicht vorstellen, wie schrecklich er sich fühlen muss. :(
Aber er war ja noch ein Kind und hatte keine böse Absicht dabei gehabt. Klar, Schuldgefühle hat man dann trotzdem ... bin gespannt, wie Yui darauf reagieren wird, wenn sie es erfährt.
Für Hinata muss es auch ein Schock sein, zu wissen, dass Yui es riskiert zu sterben, für diese OP. Oh Mann, so viel Drama. Das ist genau nach meinem Geschmack. Q___Q
Also ich kann dir wirklich, wirklich nur ans Herz legen, dich um einen guten Betaleser zu bemühen, denn die FF an sich hat bisher echt Potenzial. Es gibt nur hier und da Kleinigkeiten, die man zwar besser machen könnte, aber die ich gar nicht groß kritisieren mag. Ich mag die FF bis jetzt wirklich sehr und werde sie weiter verfolgen.
Ich warne aber lieber vor, dass ich eigentlich nicht zu den schnellen Lesern gehöre und neue Kommis von mir daher lange dauern können. Also nicht enttäuscht sein, sollten neue Kommis von mir auf sich warten lassen. ;)
Schreib schön fleißig weiter~.
Antwort von:  Nightglass
01.05.2015 10:38
Danke für dein Kommi und die Kritik!!^^
Hat mich sehr gefreut.
Der Artz kommt noch öfter vor, also sei gespannt ;)
Und danke für den Vorschlag, wegen eines Betalesers!
Von: Platan
2015-04-29T23:58:20+00:00 30.04.2015 01:58
Der erste, kleine Abschnitt mit Yui war ein richtig schöner Übergang (schön ... was habe ich nur mit dem Wort hier beim Kommentieren? XD). Wie sehr sie an Hinata denkt. ♥

Auch der nächste Übergang zu Hinata war echt gelungen ... das kam sehr überraschend, solche Zustände bei ihm zu erleben. Gut, die Eltern hatten sich jetzt zwar "nur" gestritten, aber auch das kann ein Kind oft schon seelisch stark mitnehmen. Und dass er dann auch noch so tut, als hätte er nichts bemerkt, muss auch schwer sein. :(

Dass Yui und Hinata schon so vertraut miteinander umgehen, finde ich aufgrund der Tatsache, dass sie sich in der Totenwelt getroffen hatten, nachvollziehbar und das ist ja ein Aspekt, den ich sehr liebe. Bei Yuis Mutter erstaunt es mich aber ein wenig, dass sie ihre Tochter so schnell jemanden anvertraut, den sie kaum kennt. Aber gut ... sie hatte ja gesehen, wie glücklich Yui in seiner Gegenwart ist. :)
Die Stelle mit dem Spielplatz war dann so Awwwwwwwwww~! ♥♥♥ Hinata ist so ein lieber Mensch. Q___Q
Als er plötzlich mit dem Rollstuhl den Spielplatz ansteuerte, war mein Herz hin und weg vor lauter Feels. Also damit hast du mich echt erwischt, ich liebe solche süßen Szenen. :3

> Ich wachte im Krankenhaus auf, wo mir gesagt wurde, dass ich gelähmt bin."
Da du Yuis längere, wörtliche Rede in Ich-Perspektive mit einem Absatz begonnen hast, würde ich am Ende auch nochmal einen machen. Das hatte mich dann nämlich ein bisschen irritiert. ;)

Dieses Ende ... ich ahne schlimmes. O___O
Das klingt verdächtig nach Drama und genau das ist es, was mich jetzt am Ende stark gefesselt hat. Ob Hinata etwas mit dem Unfall zu tun hatte? Sein Verhalten scheint jedenfalls eindeutig darauf hinzuweisen und verdammt ... der Gedanke treibt mir jetzt schon Tränen in die Augen. >.<
Also das Kapitel hat mir noch besser gefallen als das erste. Bisher steckt alles voller Gefühle und genau das sollte eine Angel Beats-FF ausmachen (für mich auf jeden Fall). ♥ Ich kann nur nochmal sagen: Betaleser. ;P
Aber ansonsten liest es sich bisher echt schön (da ist das Wort schon wieder, wie kreativ :,D). Es stört auch irgendwie gar nicht wirklich, dass du eher wenig beschreibst, weil man sich das meiste selbst dazudenken kann. Ich freue mich jetzt noch auf das nächste Kapitel. :)
Von: Platan
2015-04-29T23:33:25+00:00 30.04.2015 01:33
Hach ... Angel Beats! ♥
Hach ... Hinata und Yui. ♥ Was habe ich viele, viele Tränen vergossen beim Anime. (ಥ﹏ಥ)
Ich wollte auch immer so gerne mal was zu den beiden schreiben, aber bin bisher nie dazu gekommen. Während ich das hier so lese, bekomme ich aber glatt Lust darauf, es doch noch zu tun. Ich habe nur leider schon so viel anderes um die Ohren. >_<

Ähem, aber jetzt mal zu deiner Story. Ich habe die FF schon früh bemerkt, aber ehrlich gesagt nicht viel erwartet, wegen der mageren Inhaltsangabe. Bin aber immer mal wieder hier gelandet, ohne richtig reinzulesen und heute dachte ich mir dann doch ... komm, mach das mal. Und ich bin überrascht, dass es doch besser geschrieben wurde, als ich gedacht hatte.
An der Stelle rate ich dir aber zu einem Betaleser oder dazu, selbst nochmal gründlich über deine Texte zu lesen. Ich habe nämlich noch so einige Fehler gefunden, die leider ein wenig den Lesefluss stören und das ist immer schade. Das Auge isst ja bekanntlich mit und das gilt beim Lesen auch. ;)

Von der kleinen Kritik (oder eher dem Verbesserungsvorschlag) kommen wir dann mal zu dem schönen Teil:
ICH LIEBE DIE BEIDEN!!! TT______TT
Äh, warte, nochmal in ordentlich: Bisher mag ich es, wie du die beiden darstellst. Ich finde es schön, dass Yui hier eher ruhig ist, da sie ja so auch im Anime gezeigt wurde, bei den Szenen, wo sie gelähmt zu sehen war.
Es ist auch schön, dass beide sich an den jeweils anderen erinnern können, das brachte Gefühle hervor und genau dafür liebt man diesen Anime ja. Am schönsten fand ich hier aber fast den Schluss mit der Mutter, wie sie lächelnd wieder aus dem Zimmer geht, ohne die beiden zu stören. Das war ein richtig schöner Abschluss für das Kapitel.
Und die Stelle, wo Yui aus dem Rollstuhl fällt, weil sie nicht will, dass Hinata geht ... Drama! Q___Q

Wie gesagt, schau am besten nochmal nach der Rechtschreibung, das würde den Lesespaß dann nochmal deutlich erhöhen. ;)
Ansonsten hat es mir aber doch echt gut gefallen. ♥


Zurück