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Rabenkind

Kind der Nacht
von

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Erinnerung II - Schwarzstahl - Teil V

Einen solchen fanden wir zum Glück, wenngleich erst, als wir bereits komplett durchnässt waren und das Grollen des Donners schmerzhaft laut erklang. Ein Blitz zuckte in jenem Moment, als Netarius die Höhle fand und uns in jene Richtung lenkte. Als wir sie erreichten, warf Ogrim seine Sachen ab, schüttelte sich und fluchte laut auf Rogolan. Felarion hingegen schien sich nicht an der Nässe zu stören und legte seine Sachen ordentlich beiseite, zog etwas trockenes Holz aus seinem Rücksack und machte sich daran, ein kleines Lagerfeuer zu entfachen. Kjaska und Netarion, sowie ich, dankten Phex in einem kurzem Stoßgebet für diesen Unterschlupf und machten uns dann daran, das Nachtlager aufzubauen.

Während wir alle aufbauten, schien Ogrim unruhig, streifte umher und huschte von einem Ecke zur Anderen, von einer Seite des Lagers zur Anderen. Wir bereiteten alles zuende vor und beobachteten den Zwerg einen Moment, ehe Kjaska nach vorn trat, sichtlich nervös und gereizt.

„Ogrim... Was tust du da? Du rennst umher wie ein aufgescheuchtes Huhn!“

Sie schnaubte leicht, zog eine Braue hoch und tippte fast ungeduldig mit der Fußspitze auf dem Boden herum.

„Hier... Hier ist etwas! Ich spüre es, ich weiß es!“

Und wieder rannte er umher, blieb an einer Stelle des Lagers stehen, drückte sich an der Wand entlang und suchte etwas, befühlte die Höhlenwand... Von der mir erst jetzt auffiel, dass sie erstaunlich glatt war.

„Irgendwo...“, er schnaubte, hatte die Augen ein Stück weiter offen aufgezogen und blieb mit einem Mal stehen, abrupt, und drückte seine Wange an die Höhlenwand.

Was dann folgte, war ein Moment der schweren Stille, die Kjaska allerdings durch ein weiteres Schnauben schnell unterbrach.

„Irgendwo ist 'was', Ogrim?!“

„Pscht! Sei still!“

Der Zwerg hob die Hand, gebot der Nordfrau zu schweigen, was jene mit einem ziemlich überraschten Gesichtsausdruck zur Kenntnis nahm, ehe sie die Lippen verärgert schürzte. Sie schnaubte zwar, schwieg jedoch tatsächlich, zumal Felarion ihr eine Hand auf die Schulter legte. Ihr Ruhepol, wie ich es gedacht hatte...

Ogrim unterdessen fing an, mit der Faust gegen die Felswand zu klopfen – und da wurde mir erst klar, was genau er da eigentlich tat und warum die Felswände in dieser Höhle so glatt waren.

Jemand hatte sie bearbeitet.

Mit einem Mal stoppte er, stieß ein fast freudiges Geräusch aus und klopfte nochmals gegen die Stelle, dann wenige Zentimeter entfernt und zum Schluss nochmals gegen die Stelle, die scheinbar etwas besonderes war... Ich für meinen Teil hatte keinerlei Unterschied vernommen.

Ogrim jedoch drehte sich jauchzend zu uns um, mit einem breiten Grinsen.

„Gefunden! Hört ihr?“

Und wieder klopfte er gegen die Wand – und scheinbar war ich nicht der Einzige, der nichts hörte, denn Kjaska zog skeptisch eine Braue in die Höhe und Netarius legte den Kopf schief. Nur der Elf trat einen Schritt vor, hob eine Hand sacht an und strich über die Stelle, die der Zwerg berührt hatte, schloss die Augen und trat dann wieder zurück, die Nordfrau ansehend und nickend.

„Hinter dieser Wand ist eine Kammer, schon lange ungeöffnet, denn die Luft darin ist stickig und verbraucht und lässt sogar das Moos an den Wänden um Hilfe flehen.“

Ich blinzelte, sichtlich verwirrt, einerseits von der Tatsache, dass der Elf über Pflanzen redete – oder mit ihnen – und andererseits davon, dass er überhaupt etwas sagte. Während der gesamten Reise, hatte er allenfalls mit Kjaska geredet, und dann auch nur in leisem Ton. Jetzt jedoch richtete er sich, zum ersten Mal in meinem Beisein, an uns alle.

„Wir sollten hier nicht rasten, Kjaska. Ich spüre es... taubra,“

Meine Verwirrung stieg nur noch mehr, während der Zweg hingegen spöttisch auflachte und Kjaska den Elfen scheinbar mit vollstem Vertrauen ansah.

„Taubra? Ihr Elfen und euer Gespür! Pah! Das hier ist von uns geschaffen, von Angroschs Kindern! Taubra, pah..!“

Ogrim spuckte auf den Boden, sichtlich erzürnt, während Felarion nur die Arme vor der Brust verschränkte und ihm keines Blickes würdigte.

„Bist du sicher..?“

Die dritte Sache an diesem Abend, die mir die Verwunderung ins Gesicht schrieb. Kjaskas Stimme klang verunsichert. Ja, fast sogar verängstigt! Eine Nordfrau, in deren Stimme Unbehagen mitschwang... DAS konnte nichts gutes bedeuten. Absolut nicht.

„Natürlich wird er sich sicher sein, Kjaska! Natürlich wird das Langohr sich weigern, in die wunderbaren Schächte meiner Ahnen zu steigen!“

„Es heißt nicht umsonst, dass der Zwergen Nase für Gold geschaffen ist, Ogrim. Ihr verkennt Gefahr, geblendet vom Schein des Metalls.“

„Weil ihr euch nicht traut, Risiken einzugehen, Elfenpack!“

Während der Ogrim scheinbar immer mehr seinem Zorn verfiel und ich beobachten konnte, sie seine Hand an den Griff wanderte, bildete sich auf den Lippen des Elfen nur ein fast arrogantes Lächeln, als wüsste er, dass er dem Zwerg hoffnungslos überlegen sei. Das wiederrum veranlasste jenen dazu, die Axt nun wirklich von seinem Rücken zu ziehen und ein tiefes, kehliges Brummen auszustoßen, dass vermutlich eine Beleidigung in Rogolan war.

„Schluss jetzt!“

Netarius trat vor und zog mich ruckartig mit, so dass ich stolpernd zwischen die beiden Streitenden geriet und mein Gleichgewicht fangen musste.

„Wir sind hier, um einen Auftrag zu erfüllen. Ob da hinter dieser Wand nun 'taubra' oder was auch immer liegt – Wir sind Krieger, verdammt. Damit werden wir fertig, wie schon mit den Skeletten im letzten Mond. Oder nicht?“

Er stemmte die Hände in die Hüfte, warf allen, bis auf mir, einen ermahnenden Blick zu und nickte bekräftigend, als kein Widerspruch kam.

„Dafür aber sollten wir aufhören uns zu streiten und einen Weg finden, diese Kammer zu öffnen – oder zumindest hineinzugelangen. Also, Ogrim: Du suchst weiter und du, Felarion, erklärst uns mal, was das für 'taubra' sein soll.“

Es herrschte deutlicher Missmut, vorallem beim Angroschim, doch die Parteien wurden still und die Axt verschwand wieder in ihrer Halterung.

„Und außerdem wollen wir doch unserem Jungspund hier kein schlechtes Bild von uns vermitteln, nicht wahr?“

Netarius knuffte mich in die Seite, lächelte auf und zog mich dann wieder zu sich. Es war nun ersichtlich, dass ich tatsächlich nur als Trennwand gedient hatte. Eine Tatsache, dir mir nun nicht sonderlich gefallen wollte, doch ich schwieg und nahm es ersteinmal einfach hin.

Nach wenigen Augenblicken, die von Ogrim mit gemurmelter Widerrede und von Felarion mit einem abwertenden Blick erfüllt waren, machten sich die beiden allerdings tatsächlich ans Werk und der Zwerg suchte die Höhlenwand weiter ab, während der Elf zu Kjaska ging und mit ihr redete, wie es immer der Fall war. Netarius und ich mussten also warten, bis Kjaska mit den Informationen zu uns kam.

Was in den schlimmsten Fällen eine ganze Ewigkeit dauerte.

Diesmal allerdings schienen sie beide nur ein paar Worte zu wechseln, nur wenige Sätze, die die Nordfrau jedoch mit einem besorgtem Nicken zur Kenntnis nahm. Der Elf schien wirklich etwas zu spüren, etwas zu sehen, was wir nicht wahrnahmen. Ja, sie wurde sogar ein wenig bleich im Gesicht, was, wenn ich heute zurückdenke, eine mehr als eindeutige, letzte Warnung war. Doch naiv und unerfahren wir ich war, nahm die neue Farbe ihres Gesichtes eher als Ansporn, den als Warnung.

„Felarion meint, da-“

Ein lautes, durchdringendes Klicken unterbrach die Worte, gefolgt von einem fast spottenden Auflachen des Zwerges, dass dem Elfen galt.

„Gefunden! Seht ihr, ich hatte Recht!“

Das raue Gestein der Höhle vor Ogrim verblasste, legte glatte, behauene Wände frei, auf deren oberen Mittel sich ein schrittbreites Laufmuster befand, feine, in den Stein gehauene Bilder, und schlussendlich sogar eine schwere Tür aus Eisen. Sie besaß Beschläge aus Messing, Gold und anderen Edelmetallen, war ein wenig rostig und auf ihr waren Zeichen eingehauen, grob und scheinbar hektisch. Es war jedoch kein Bosparani, soviel stand fest, denn ich konnte es nicht lesen. Ogrim hingegen versuchte es scheinbar, scheiterte jedoch daran, dass es zu verwittert war.

„Das... da war ja ein Illusionszauber drauf..?“

Es war Netarius, der sich als erstes näherte, mit der Hand über die Tür strich und Ogrim ansah. Ich hingegen stand einfach da, starrte die soeben erschienene Tür an und begriff nicht, was vorgefallen war. Natürlich, ich wusste, dass es etwas mit Magie zu tun hatte, doch was... das blieb meinem Verstand unbegreiflich.

„Ogrim, seit wann..?“

„Ich weiß es nicht. Aber da drin muss etwas sein, was wertvoll ist. SEHR wertvoll!“

Der Zwerg rieb sich die Hände und trat nun ebenso näher an die Tür, untersuchte sie, strich über das Metall und begutachtete die Beschläge. Er war es, der zuerst bemerkte, dass sich neben der Tür, fast nicht zu erkennen, eine kleine Einbuchtung befand.

„Was meinst du, Gran-Kor?“

Ich zuckte zusammen als ich Kjaska direkt neben mir wahrnahm. Ich war so auf die Tür fixiert gewesen, dass ich nicht mitbekommen hatte, wie sie zu mir gekommen war. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht... Ist es das, was wir suchen? Wenn ja... nun, wir sollten wohl rein.“

Wie töricht ich doch gewesen war! Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, was da alles auf einen Lauern könnte, wie gefährlich das Ganze unterfangen in diesen Bergen eigentlich war. Ich hatte mich von Reichtum und schönen Frauen locken lassen... und nun? Nun standen wir in einer Höhle, die mittels Magie versteckt gewesen war. Irgendwas konnte damit nicht stimmen..!

„Heda! Gebt mir mal irgendetwas, was ich verbrennen kann... und Lampenöl und Feuerstahl!“

Ohne sich von der Einbuchtung abzuwenden, streckte Ogrim eine Hand nach hinten aus, wartete, dass wir ihm gaben, wonach er verlangte. Er schien komplett in seinem Element, schien voller Vorfreude auf das zu warten, was seinesgleichen hier errichtet hatten. Auch Netarius war bis zu jenen Worten vertieft in das Laufmuster gewesen, hob aber nun den Kopf von den eingehauenen Bildern fort und sah uns an. Von Unsicherheit war auf seinem Gesicht allerdings nichts zu sehen. Er grinste stattdessen, schien sich auf das zu freuen, was vor ihm lag und kramte in seinem Rucksack herum, holte ein altes Stück Pergament hervor, drehte es ein paar Mal um zu sehen ob es wichtig war und reichte es dann Ogrim. Dieser blickte es kurz an, warf dann hinter sich und winkte mit der Hand, nach immer zu uns gestreckt.

„Ich brauche etwas, das länger brennt! Ein Stück Holz oder besser Kohle!“

„Dann sag das doch gleich...“

Netarius seufzte, kramte erneut und reichte ihm dann ein kleines Stück Kohle. Auch das Lampenöl folgte, welches der Zwerg auf die Kohle goss, und es dann, als ich ihm das Feuerzeug überreichte, mit einem Funken des Stahls entzündete. Sofort schob er es in die Einbuchtung, die jedoch ein kleiner Schacht war wie aus der Nähe erkannte, und trat zurück. Einen Moment geschah nichts, doch dann ertönte ein leises Pfeifen, das stetig lauter wurde, bis man es deutlich hören konnte.

Knirschend zog sich die Metalltür zur Seite, Stück für Stück, und wir alle sahen gefesselt, doch schweigend zu, bis sie fast gänzlich im Stein selbst verschwunden war. Ogrim grinste breit, sichtlich stolz, und Netarius stieß einen leisen Pfiff aus, beeindruckt.

„Faern i'sa zerza fialza arc amara'bha.“

Felarion ergriff als erstes wieder das Wort – was allerdings keiner verstand. Doch der Elf schien es zu wissen und sah wieder hoch. Er hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen gehabt, doch nun war sein Blick eindringlich.

„In dieser Kammer ist etwas, was nicht da sein sollte... die Farne reden von schwarzem Tod und Wahnsinn.“

Ich sah noch, wie Kjaska mir einen besorgten Blick zuwarf, als Ogrim stampfend einen Schritt nach vorne tat, die Axt von seinem Rücken nahm und mit der Spitze auf den Boden aufschlug.

„Nun hör mal zu, Bunferatosch: Dies sind Hallen meinesgleichen! Hier ist nichts und niemand, was uns in den Wahnsinn treiben kann – außer dir und deinen geheimnisvollen Ahnungen! Und wenn du nicht aufhörst, die glorreichen Bauten der Angroschim zu verunglimpfen - Ka baskan draxin! - dann wird dich wirklich gleich der Tod ereilen... in Form meiner Axt!“

„Ich sage nur, was mir geflüstert wird, boroborinoi. Und du solltest mir besser nicht drohen, Zwerg...“

„Ahja?! Und warum nicht? Glaubst du etwa, ich habe Angst vor dir, Spitzohr?!“

„Nein, denn dafür bist du-“

„Felarion! Ogrim! Es reicht!“

Kjaska trat vor – und es war gut, denn ich sah, wie die Hand des Elfen unter dem Umhang verschwand und nach einem Dolch greifen wollte, der an seinem Gürtel hing. Jetzt allerdings zog er sie wieder zurück, kreuzte die Arme vor der Brust und schnaubte. Ogrim knurrte, ließ die Axt aber wieder in die Halterung zurückgleiten und ließ es sich nicht nehmen, nun laut auf Rogolan zu fluchen. Felarion hingegen war still – jedoch auf eine Art, die deutlich Wut aufzeigte. Es war das erste Mal, dass ich den Elfen so gesehen hatte, wirkte er sonst immer unbeschreiblich ruhig und gefasst. Diesmal hingegen schien Kjaksa die ruhigere von beiden zu sein, denn so laut und durchdringend ihre Stimme auch gewesen war, so ruhig wirkte sie nun. Die rothaarige Nordfau stieß nur noch ein schweres Seufzen aus, schüttelte den Kopf und blickte gen Eingang.

„Neta, ist dies die Zwergenmine, von der die Geweihten erzählt haben?“

„Nun, sie liegt in den östlichen Eternen und es ist eine Zwergenmine. Und da sie versteckt war, wie der Geweihte gesagt hatte, scheint sie es zu sein. Also: Ja.“

Hätte ich nicht von vorneherein gewusst, dass die Sache mit dem Geweihten eine Lüge war, hätte ich ihm die Worte ohne Zweifel geglaubt. Netarius war gut, verdammt gut, und Phex scheinbar sehr viel verbundener als ich es je sein könnte. Auch Kjaska erkannte keine Unwahrheit in seinen Worten und so nickte sie, legte den bepackten Rucksack ab und richtete die Schwertscheide an ihrem Gürtel. Sie schien sich für eventuelle Zwischenfälle bereit zu machen.

„Gut. Dann gehen wir jetzt hinein. Ich gehe vor, Ogrim du gehst neben mir, solange es möglich ist. Felarion und Gran-Kor, ihr bleibt hinter uns. Und du, Netarius, behälst die Geschehnisse hinter unseren Rücken im Auge. Und nun kommt! Ich will endlich von diesem Berg runter...“

Ich nickte, überwältigt von dieser schnellen Abfolge an Geschehnissen, und folgte Kjaska schlicht n den Gang hinein. Es war dunkel, so dass der Elf eine der Fackeln entzündete und sie der Nordfrau reichte, und die Luft war schon nach wenigen Schritten dick und staubig. Es roch nach nassem Felsen und nach modrigem Wasser und irgendwo mischte sich für einen Augenblick der Geruch von Salz hinein, doch so schnell er kam, verschwand er auch wieder. Wasser tropfte an manchen Stellen von der Decke, erzeugte ein stetiges, gleichmäßiges Geräusch, und ein feiner Rinnsaal wenige Schritt weiter bedeckte den Boden mit Wasser und ließ unsere Füße nass werden. Ogrim fluchte leise, ließ sich jedoch keineswegs vom Weg abbringen. Ich folgte, jedoch ein wenig abgelenkt von Fresken, die den Gang zierten und scheinbar eine Geschichte erzählten, von Zwergen, einem gigantischen Drachen und dessen Tod durch die heldenhafte Tat eines Angroschim und dem wertvollen Inhalt dieser Minen. Sie waren bis ins kleinste Detail erhalten, nur hier und da hatte ein Rinnsaal von Wasser einen winzigen Teil verwittern lassen, doch die Geschichte, die sie erzählten, blieb stets erkennbar. Ich war gefesselt von dem Anblick, vorallem des Drachen, dessen Augen mit tiefroten Rubinsplittern dargestellt waren, jede einzelne Schuppe im echsischen Leib hervorgehoben und geschwärzt, um den bedrohenden Anblick des Untiers zu verstärken. Feuer wütete in den Gängen, die Kinder Ingerimms versuchten zu fliehen, starben im Kampf. Beinahe konnte ich die verzweifelten Schreie hören, den Geruch verbrannten Fleisches und von vergossenem Blut, so detailliert, so lebhaft war das Geschehen eingefangen.

Als sich eine Hand auf meine Schulter legte, erschrak ich und zuckte zusammen, machte einen Satz nach vorn. Netarius lachte leise, zog die Hand zurück und grinste breit, sichtlich darüber amüsiert.

„Entschuldige... du bist einfach stehengeblieben. Die Fresken sind schön, nicht wahr?“

Ich nickte, den Schreck noch verdauuend, und lächelte dann.

„Ja... und sie sind so detailliert, so lebensecht... Schau, allein der Drache sieht aus, als würde er jeden Moment aus der Wand herausspringen...“

Ich hob eine Hand, strich sacht mit zwei Fingern über den Stein und bewunderte die Darstellung ein weiteres Mal.

„Die zwergischen Steinmetze sind wahrlich von Ingerimm gesegnet, ja. Ich habe es auch gerade bewundert... aber komm, die Anderen sind schon ein Stück weiter.“

Er legte mir eine Hand in den Rücken, drückte mich vorsichtig ein Stück nach vorn und ich stolperte kurz, ging dann weiter voraus und folgte dem Schein der flackernden Laterne, die Ogrim hielt. Kjaska stand mit den Anderen bereits einige Schritt weiter und als Netarius und ich endlich zu ihnen stießen, schaute sie uns erbost an.

„Was trödelt ihr denn?!“

Sie tippte, wie immer, ungeduldig mit dem Fuß auf und ab.

„Ach Kjaska, wir sind doch nicht in Eile... Gran-Kor und ich haben nur die schönen Fresken bewundert.“

Es war immer wieder erstaunlich, wie sehr sich Netarius in scheinbar keinster Weise von der kräftigen und recht einschüchternden Statur der Nordfrau beeindrucken ließ. Ja, selbst wenn Kjaska in einen Wutanfall ausbrach, schien er die Ruhe von Boron selbst zu besitzen.

„Bei den Göttern, wir sind nicht hier um zwergische Architektur zu bestaunen, sondern um einen Phexdienst zu erweisen! Nun kommt, ich will hier bald wieder raus.“

Sie schnaubte, drehte sich um und ging nach vorn, gab Ogrim mit einem Nicken zu verstehen, dass er weitergehen sollte. Jener seufzte leise, schüttelte leicht den Kopf – ob es nun Kjaska oder Netarius und mir galt, das weiß ich nicht – und ging dann voraus.

Die Fresken an der Wand blieben, zogen sich den Gang weiter entlang, doch ich blieb nicht mehr stehen, beschränkte meine Bewunderung für derartig ingerimmsche Kunst nur darauf, dass ich sie im Gehen bestaunte. Ein Zwerg tauchte auf, ein mächtiger Krieger wie es schien, in einen Kampf mit dem Drachen verwickelt. Die Darstellung des Bärtigen wurde ebenso detailliert und schmuckvoll wie die des Ungetüms, das Feuer und Flammen spie, und sie beide nahmen einen mehrere Schritte langen Bereich der Gangwand ein. Wie gerne wäre ich stehengeblieben, um mir das alles genauer anzusehen, doch als ich meine Schritte in Staunen wieder verlangsamte, drückte Netarius mir sacht in den Rücken und erinnerte mich daran, Kjaska lieber nicht weiter zu erzürnen.

Der Zwerg hatte den Drachen erschlagen, das Monster lag tot da, nur noch ein Schemen seiner einst bedrohlichen Gestalt, und der Zwerg thronte auf dessen Brust, ein gigantischer Speer in den Schuppenleib gerammt. Seine Rüstung war golden, sein Bart feuerrot und die Augen trugen ein tiefes Grün, ja die Smaragde in ihnen zeigten beinahe den Triumph, den er getragen hatte. Die Geschichte ging weiter, scheinbar wurde die Bergstadt wieder errichtet, die Fresken sprachen von Schmieden, Wohnstätten und Lagerhallen und von einer gigantischen Waffenkammer.

Letztere war es, die mich hierher gelockt hatte, das süße Versprechen einer einzigartigen Waffe, von den geschickten Händen der Zwerge geschmiedet. Und bei Ingerimm, von deren Künsten war ich nun überzeugt.

Was fehlte, war im Grunde nur noch ein Abenteuer, mit dem ich dieses Schwert erbeuten könnte, eine Geschichte, die sich in den Tavernen Abends gut erzählen, die mich als heldenhaften Krieger dastehen ließ. Ja, ich wollte diese Klinge mit einem Kampf verbinden... natürlich erst, nachdem ich sie gefunden hatte. Was wäre ein besserer Einstieg in ein Gespräch, als eine von Zwergen geschmiedete Waffe auf den Tisch zu legen und mit einem Grinsen zu sagen, dass sie einen Ork erschlagen hatte? Wohl nichts - zumindest fiel mir damals nichts besseres ein. Andererseits, ein Gespräch war damals wohl auch nicht das einzige, was ich mir mit derlei Handlungen zu eröffnen erhoffte. Wie gesagt, ich stand Phex und Rahja in meinen jungen Jahren sehr nahe... vielleicht ein wenig zu nahe, wenn ich nun darüber nachdenke. Wäre ich nur weniger verblendet gewesen, mein Schicksal wäre ein anderes geworden...

Ich selbst war damals mit den Gedanken vollkommen in der Aussicht auf das Schwert verloren, so dass ich nicht merkte, wie Ogrim stehenblieb und die Laterne hob. Ich lief in ihn hinein, nur langsam, und als er aufbrummte, machte ich einen Schritt zurück und entschuldigte mich gestenreich. Er sah mich nur kurz an, wandte den Blick dann an die Wand und hob die Laterne noch ein Stück, über seinen Kopf hinweg, und leuchtete das Bild an, das sich seltsamerweise sehr verändert hatte: Von den eigentlich so wunderschönen Fresken war nichts mehr zu sehen, stattdessen hörten sie einfach auf, halbfertig wie mir schien, und das einzige, was wenige Schritt weiter an der Wand stand, waren irgendwelche Symbole, die ich nicht entziffern konnte. Sie waren sehr verwittert und nur schlecht in den Stein gehauen, ja es schien fast, als wären sie in Eile gemacht worden. Ogrim allerdings murmelte etwas in seinen Bart, anscheinend waren es zwergische Runen.

„Malmarzrom rardrosch... Mor-grimm.“

Er flüsterte nur, doch die Stille des Ganges ließ es für fast alle hörbar werden. Kjaksa kam hinzu, auch Netarius kam – jedoch von weiter hinten und wenn ich es recht sah, hatte er gerade etwas grünes in seine Tasche gesteckt – und lediglich Felarion blieb vorne und hielt Abstand. Er schien noch immer Verärgerung über den Zwerg zu empfinden.

Netarius schob mich etwas beiseite, nahm Ogrim die Laterne ab und leuchtete es abermals aus, von etwas weiter oben, und gab sie dann dem Zwerg wieder, mit neugierigen Blick und Worten.

„Ja, und? Was heißt das?“

„Hm, ich bin nicht sicher... Die Schrift ist zu sehr verwittert, ich erkenne nur einzelne Wörter... Aber die Fragmente bedeuten 'Hammerhöhle verfallen. Gefährlicher Tod.' Es sind nichteinmal mehr ganze Sätze... und sie müssen in Eile geschlagen worden sein.“

Ogrim brummelte grübelnd noch etwas in seinen Bart, während Netarius mit den Schultern zuckte.

„Mh, klingt für mich, als wäre da nur irgendwo ein Stollen eingebrochen. Vermutlich glaubten sie, dass alles einstürzen würde, und haben das hier als Warnung schnell in die Wand gehauen?“

„In diesem Fall sollten wir schleunigst wieder hier raus! Ich bringe mich nicht für ein gestohlenes Tempelstück vom Phex in Lebensgefahr. Das würde die Kirche sicherlich auch nicht wollen...“

Kjaskas Worte waren hart, doch sie wirkte unschlüssig, musterte Ogrim deutlich und wartete scheinbar auf irgendeine Reaktion des Zwergen. Diese kam auch, doch nur in Form eines Kopfschüttelns.

„Nein, nein... Dieser Stollen ist nicht einsturzgefährdet, das hätte ich gleich am Anfang erkannt. Und außerdem würden wir niemals ein Relief nur für eine solche Warnung unterbrechen, und vorallem kein so kunstvolles. Es muss irgendetwas anderes sein... in den Worten versteckt...“

Die Frage, die Ogrim unausgesprochen ließ war eindeutig: Was war es, dass sich in den verwitterten Worten versteckte? Welche Bedeutung übersahen wir – oder gab es überhaupt eine solche, tiefere Bedeutung? Maßen wir dem vielleicht einfach nur zuviel zu?

Es war Netarius am Ende, der uns aus der Lethargie riss und sich räusperte, dass es an den Wänden des Gangs widerhallte.

„Wenn wir hier nur herumstehen, wird gar nichts passieren. Warum gehen wir nicht einfach weiter, folgen dem Gang hier und sehen, wo wir rauskommen? Im schlimmsten Falle stehen wir in ein paar Metern vor einem eingestürztem Stollen. Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass Ogrim sich vielleicht auch einfach verlesen hat, da die Worte sehr verwittert sind, und uns am Ende das erwartet weswegen wir hier sind.“

Als würde er Protest einlegen wollen, grummelte der Zwerg etwas in seinen Bart, beließ es jedoch dabei und schwieg. Er nahm die Laterne von Netarius wieder an und ging vor. Kjaska zögerte noch einen Moment, schien mit sich zu ringen und drehte sich seufzend wieder um, folgte Ogrim. Auch Neta und ich folgten ihnen, wie zuvor als Abschluss der Gruppe. Felarion lief in der Mitte.

Wie zuvor herrschte tiefes Schweigen, und einzig unsere Schritte und ein gelegentliches Klappern der Ausrüstung waren zu hören. Nun allerdings waren wir alle etwas angespannter, Kjaska hielt die Hand dicht am Knauf ihres Schwertes und auch ich hatte meine bereits in die Nähe des ledernen Griffes gebracht. Die düstere Atmosphäre in dem Stollen tat ihren Teil dazu bei, dass wir alle auf jede Geräusch lauschten. Ich wusste zwar nicht genau, wo nach ich lauschen sollte, welche Geräusche verräterisch waren, doch alles, was mir unbekannt vorkam, veranlasste mich dazu, dass ich einen musternden Blick in Richtung dieses Geräusches warf. Nur ein Tropfen war stetig da, dasselbe wie schon am Anfang, und untermalte alles mit einem stetigen, fast metronomartigen Geräusch. Mich allerdings machte es nur noch nervöser... die anderen schien es hingegen nicht zu stören.

Dann gabelte sich der Weg und Ogrim blieb stehen, drehte sich fragend zu Kjaska um, sagte jedoch nichts. Sie zögerte, schien zu überlegen und nickte dann jedoch ihrem eigenen Gedanken zu.

„Wir teilen uns. Sobald der eine Gang endet, kommt ihr zurück. Solltet ihr etwas finden, ruft.“

Ohja, ich erinnere mich noch gut. Kjaska wirkte mit einem Schlag sicherer, ja wesentlich stärker als zuvor. In diesem Moment schien es, als nehme das nordische Blut ihr all ihre Ängste. Netarius nickte, ergriff mich an der Schulter und ging mit mir nach rechts, während die anderen drei den linken Weg wählten. Es dauerte nicht lang, ich konnte sogar noch die anderen hören, als der Gang abrupt nach unten sackte, seine feinen Wände verlor und das behauene Erdreich zum Vorschein kam. Balken stützten den unfertigen Stollen und hier und da war ein Knarzen zu hören. Dafür hatten Netarius und ich allerdings so oder so keine Augen – denn es gab etwas anderes, dass all unsere Aufmerksamkeit in diesem Moment verschlang: Eine doppelflüglige Tür, komplett aus Gold.

Ich traute meinen Augen kaum und auch Netarius schien überrascht von dem Anblick, denn er stand, ebenso wie ich, wie am Boden angewurzelt da, und starrte mit ungläubigem Blick die Tür an. Dann allerdings fasste er sich und rief nach den Anderen, während ich nun näher zur Tür ging, vom Gold fasziniert, und strich darüber. Feine Reliefs waren eingearbeitet, schmückende Verzierungen, doch im Gegensatz zu denen, die sich an Felarions Bogen befangen, waren diese eher starr und grob. Nicht minder schön, keineswegs, doch sie waren kraftvoller, weniger geschwungen, und hatten etwas sehr beeindruckendes an sich.

Und dahinter musste sich die Waffenkammer befinden, von der die Rede gewesen war. Und wenn schon allein die Tür aus purem Gold war, was erwartete mich dann erst dahinter?! Gepackt vom Ehrgeiz drückte ich die schwere Tür auf, noch ehe die anderen angekommen waren.

„He! Gran-Kor! Warte doch!“

Netarius kam zu mir, machte jedoch keine Anstalten mich davon abzuhalten, sondern half mir sogar noch. Es gab ein lautes, schabendes Geräusch, als die Tür kleine Steine mit sich zog und über den Boden schleifen lief, und als wir sie weit geöffnet hatten, dass wir ohne Probleme durchpassen würden, ließen Netarius und ich wieder ab. Die anderen kamen bereits angelaufen, ich sah den Schein der Laterne, die Ogrim trug.

„Gib mir die Laterne, Netarius..!“

Ich wartete gar nicht auf eine Reaktion, sondern nahm ihm die Lichtquelle ab und schlüpfte durch den Spalt in die große Kammer, in das Geheimnis, dass sich dahinter verbarg. Netarius schien ein wenig überrumpelt von meinem plötzlichen Tatendrang, folgte mir allerdings und blieb nur kurz im Türspalt stehen, um den anderen zuzuwinken, dass sie folgen sollten.

Das erste, was ich wirklich aufnehmen konnte, war eine zwei Schritt große Statue eines Zwergen, halbfertig, der Unterkörper nur grob behauen, doch der Oberkörper in unglaublichem Detail und verziert mit verschiedenen Metallen und Edelsteinen. Schräg dahinter war eine erloschene Esse, zusammen mit mehreren Ambossen. Allerlei Schmiedewerkzeuge lagen herum, teilweise auch auf dem Boden verstreut, und es wirkte allgemein sehr chaotisch und durcheinander. Das zweite allerdings, was mir auffiel, war eine schier unglaubliche Menge an Waffen, die auf halb verrotteten Ständern standen, die gegen Essen und Ambosse lehnte oder die schlicht auf dem Boden lagen, umgefallen oder beiseite geschoben. Und zwischen all dem lagen die Überreste einiger Zwerge, die nun nur noch blanke und vergilbte Knochen waren.

„Ka angrosch...“

Ogrim ging an mir vorbei, beugte sich hinab und blies den Staub von einigen Knochen, ehe er sich wieder erhob und den Kopf schüttelte. Er sprach weitere Worte in seiner Sprache,jedoch leise und ging dann in Richtung der Esse. Die anderen schienen nach dem Gegenstand zu suchen, für den wir den angeblichen Auftrag erhalten hatten – lediglich von Netarius wusste ich, dass er in Wirklichkeit nur nach Wertgegenständen suchte. Ich ließ ihn in Ruhe und wandte mich den Waffen zu, die überall verteilt waren.

Als ich jedoch eine Axt aus dem hölzernen Gerüst nahm, knackte es lauf und das gesamte Gebilde gab nach. Ich versuchte noch, es zu halten, doch ich war zu langsam: Ein ohrenbetäubender Lärm entstand, als die Waffen auf den Boden aufkamen und ich spürte, wie sich alle Blicke auf mich legten. Kjaska schnaube laut, ermahnend, während Netarius jedoch leise lachte.

„Ich … Entschuldigung...“

Beschämt legte ich auch die Axt auf den Boden, leise und vorsichtig, und suchte weiter. Es waren überwiegend Rohlinge, unbearbeitet und daher wertlos, und die wenigen Waffen, die geschärft waren, waren Äxte oder Beile. Ich seufzte innerlich auf. Scheinbar hatte Netarius sich geirrt... oder mich absichtlich dazu verlockt. Egal was es war, hier würde ich wohl kaum fündig. Resigniert versuchte ich so leise ich konnte zwischen den hölzernen Ständern wieder zurück zu gelangen, ohne dabei etwas umzustoßen oder auf die Knochen zu treten. Erstaunlicherweise gelang es mir, so dass ich mich ungesehen zur Tür stellen konnte, an den Türrahmen gelehnt und wartend, dass die anderen fertig würden. Erneut betrachtete ich das massive Gold, fuhr mit dem Finger einige der Ornamente nach und überlegte, wie viel wohl allein so eine kleine Ecke dieser Tür einbringen würde, bis ich durch den feinen Spalt an den Scharnieren etwas sah. Hinter der Tür, in der Ecke des Raumes, lagen weitere Überreste eines Zwerges, doch die Dunkelheit hatte sie bis jetzt versteckt. Im ersten Moment erschien es mir uninteressant, doch bei einem zweiten Blick sah ich, dass dort etwas an der Wand lehnte, etwas metallisches. Und etwas, das recht lang aussah.

Vielleicht hatte ich ja doch Glück?

Ich warf kurz einen Blick zu den anderen – sie waren alle noch mit Suchen beschäftigt – und ging dann zu jenem unbekannten Etwas hin. Was dort lag, war die mumifizierte Leiche eines Zwerges, recht groß und scheinbar im Kampf gestorben. Mehrere Bolzen ragten aus seiner Brust, von Spinnweben umschlossen, und seine linke Hand hielt sich verkrampft an dem Griff einer Waffe fest. Und es war - Phex gedankt! - tatsächlich ein Zweihänder.

Ich grinste voller Freude, stellte die Laterne vorsichtig neben die Leiche ab und blies Staub und Spinnenweben weg. Ich griff bereits im selben Moment nach dem Metall, überlegte, wie ich die Hand vom Griff bekäme ohne seine Ruhe groß zu stören, als ich bemerkte, dass die geflammte Klinge gar kein Licht reflektierte. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass sie pechschwarz war.

Ein widerliches, eiskaltes Gefühl legte sich in meinen Nacken. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, schnitt mich dabei an der dunklen Klinge und trat hektisch einen Schritt zurück.

Pechschwarz. Das verdammte Schwert war so dunkel wie die Augen Borons.

Unsicher und vorallem verängstigt blickte ich nach den anderen, suchte Netarius, der in diesem Moment meinen Blick erwiderte und lächelte. Er hielt grinsend etwas goldenes in die Höhe und mein Herzschlag beruhigte sich, als ich sah, dass alles in Ordnung schien.

Im selben Moment, als Netarius die Augen voller Schock aufriss, spürte ich eine Hand an meiner Schulter. Etwas stand hinter mir, packte mich... und riss mir den Hals mit rasiermesserscharfen Zähnen auf. Blut schoss hervor, ich spürte die klebrige Wärme binnen Sekunden an meiner gesamten Seite und ich spürte, wie das Wesen mich fraß. Lebendig. Eine Welle grausamen Schmerzes durchflutete meinen Leib, ich versuchte mich zu wehren, doch innerhalb von Sekunden wurden meine Arme lahm, meine Knie weich und meine Stimme verschwand unter einem Gurgeln nach Luft. Sollte es das also sein? War das mein glorreiches Ende, von einem Monster angefallen, von jugendlichem Leichtsinn und Abenteuerlust umgebracht? Sollte ich so etwa sterben? Elendig an meinem Blut erstickend in einer alten Ruine? Hatten die Götter wirklich dieses Schicksal für mich erkoren..?

Als es mich losließ, fiel ich zu Boden, in mein eigenes Blut, doch den Aufprall nahm ich kaum mehr wahr. Ich hörte verschwommen Netarius nach mir schreien, hörte das Scheppern, als Kjaska ihre Waffe zog und dabei etwas umstieß und ich hörte dumpf ein unmenschliches Fauchen. Unter all dies mischte sich ein Rauschen, von gigantischen Schwingen, und ich glaubte das Krächzen Golgaris bereits zu hören. Doch all das verstummte mit einem Schlag – und was blieb, war eine mir unbekannte Stimme, die nur eine Frage stellte: 'Willst du Leben?'



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