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Geschwisterbande

von

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Schmerz

Die Explosion riss Percy von den Füßen und schleuderte ihn rücklings gegen eine Mauer.

Er stöhnte. Benommen sackte er zu Boden und blieb einen kurzen Moment mit dem Rücken gegen den kalten Stein gelehnt sitzen. Er musste gar nicht hinsehen. Er wusste, sein Körper war übersäht mit blutigen Schnittwunden. Und es schmerzte. Überall.

Dieser verdammte Rookwood.

Percy tastete nach seiner Brille und setzte sie sich wieder auf die Nase. Durch die Wucht der Explosion hatten sich tiefe Risse quer durch die Gläser gezogen. Aber Percy hatte jetzt keine Zeit sich darum zu kümmern. Mit aller Kraft richtete er sich wieder auf, seinen Zauberstab nach wie vor fest umschlossen. Er blickte sich um und sah nichts außer Staub und Geröll. Erst als er ein paar wackelige Schritte weg von der Mauer tat, konnte er schemenhaft etwas erkennen. Einen roten Schopf.

„Fred!“, rief Percy hustend und näherte sich seinem Bruder. „Ist alles okay?“

Er vernahm ein dumpfes Stöhnen, konnte es aber nicht so recht orten. Ein stetig pfeifender Ton übermannte seinen Gehörsinn. Offenbar schien sich sein Trommelfell nur sehr langsam von der Explosion zu erholen. Percy bückte sich nach Fred und schüttelte ihn an der Schulter. „Komm! Wir müssen Rookwood in die Finger kriegen. Glaub mir, das hier kann ich nur ganz schwer auf mir sitzen lassen“, sagte er grimmig.

„Fred?“ Erneut schüttelte er seinen Bruder und erwartete, dass dieser im nächsten Moment wieder zu sich kam, hustend den Dreck von sich klopfte, ihn ansah und ihm sagte, dass er ganz schön beschissen aussehen würde und dass Rookwood, dieser Vollidiot, sich jetzt auf Weasleys zauberhafte Rachezauber gefasst machen könne. Und dann würden sie gemeinsam, Seite an Seite weiterkämpfen.
 

Doch nichts dergleichen geschah.

Der Staub um sie herum verflog allmählich. Und Percys Miene versteinerte sich, als er in ein befremdlich leeres, ausdrucksloses Augenpaar blickte. Ein Augenpaar, das vorhin nur so gesprüht hatte vor Leben und Kampfeslust und Überraschung darüber, dass sein großer langweiliger Bruder ja doch irgendwie witzig sein konnte. Das einzige, was daran noch erinnerte, war ein sanftes, kaum erkennbares Lächeln auf dem Gesicht seines Bruders.

Percys Eingeweide zogen sich zusammen.

Er verstand nicht. Wollte nicht verstehen.

„Fred! Hey, wach auf!“ Percy schrie, sank auf seine Knie und schüttelte den leblosen Körper immer stärker. „Komm schon! Wir müssen los!“

Nein.

„Fred! Bitte!“

Das konnte nicht sein.

„Fred, verdammt nochmal!“

Nein. Nein, nein, nein!

Ein Tränenschleier legte sich vor Percys Augen. Seine Hände zitterten. Er bemerkte nicht, dass Ron inzwischen neben ihm stand.

„Bitte…!“

Percy sackte auf Freds Brust zusammen. Weinte. Schlug mit der Faust weiter auf Freds Brustkorb ein, in der Hoffnung, dass es etwas nützte. Aber die Schläge verloren nach und nach immer mehr an Kraft, ebenso wie sein Hoffnungsschimmer. Es war, als würde etwas aus ihm herausgesogen. Sein ganzes Sein. Und es blieb nichts als Schmerz. Vergessen waren die Schnittwunden. Vergessen waren die letzten Jahre voller Verachtung und Streit.

Percy krallte sich in Freds blutigen und zerrissenen Umhang, sah den Fetzen eines grünen T-Shirts darunter hervorscheinen, auf dem in großen geschwungenen Buchstaben „Weasleys Zauberhafte Zauberspäße“ geschrieben stand. Er kniff die Augen zu. Tränen strömten über sein dreckiges und blutverschmiertes Gesicht. Er drehte seinen Kopf zur Seite und legte ihn auf die Stelle, wo Freds Herz noch bis eben geschlagen hatte . Versuchte sich daran zu erinnern, wie es klang. Achtete auf das kleinste Geräusch.
 

Aber da war nichts. Nichts außer einem pfeifenden Ton in seinem Ohr.



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