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Finsterer Seelenmond mit Sahnehaube

oder: Der dunkle Lord und die süße Schnitte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
tja, wenn man krank ist, hat man Zeit. Und weil man sich während des Krankseins nur um seine Gesundheit Sorgen macht, hat man im Kopf entsprechend Platz für mehr. Daher darf ich mit Stolz ein neues Kapitel präsentieren ^^ Ich wünsche viel Spaß und freue mich zusammen mit Seelenfinsternis auf zahlreiche Reviews :) Komplett anzeigen

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Kapitel 12 – Wissen ist Macht (CreamOverMoon)

Kapitel 12 – Wissen ist Macht
 

Kagome war an diesem Abend besonders schweigsam. Mehrere besorgte Augenpaare lagen auf ihr, als sie mit glasigem Blick in die züngelnden Flammen des Lagerfeuers sah. Schließlich gab sich Sango einen Ruck und rutschte an die Seite ihrer besten Freundin.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Kagome-chan?“, fragte sie leise.

Keine Antwort. Die junge Miko war so sehr in dem gelb-orangefarbenen Licht versunken, dass sie ihre Umwelt kaum mehr wahrnahm. Ihre Gedanken wirbelten nur so umher, als seien sie in einem Sturm gefangen. In dessen Mitte ausgerechnet Sesshoumaru verweilte. Er soll ihr Beschützer sein? Ein Daiyoukai, der Menschen hasste? Wobei, sie hasste er nicht. Das hatte der Herr der Hunde doch sehr klar zum Ausdruck gebracht. Ein seichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie an die Situation am Fluss zurück dachte. Es musste ihn schier unmenschliche Kraft gekostet haben, diese Worte über die Lippen zu bringen. Nun ja, er war ja auch kein Mensch. Er war ein Dämon, und ein super starker Dämon noch dazu! Doch Kagome war eine Miko. Wie bei allen Göttern sollte das gut gehen? Was hatte sich Schicksal nur dabei gedacht, einen Daiyoukai als Beschützer für eine Miko zu wählen? Die Dame musste definitiv einen im Tee gehabt haben, entschied Kagome. Das war einfach zu verrückt um wahr zu sein und sie machte sich große Sorgen darum, wie das funktionieren sollte. Inuyasha würde sich niemals dazu überreden lassen, mit Sesshoumaru zusammen zu kämpfen und ihm ihren Schutz zu überlassen, nicht in diesem Leben.
 

„Oi, Kagome!“, rief Inuyasha nun laut. Erschrocken zuckte Angesprochen zusammen.

„Hm, was ist denn?“, fragte sie müde und riss sich von ihren verworrenen Gedanken los. Nur vage bemerkte sie Sangos Anwesenheit direkt neben sich. Wann hatte sie sich neben ihr niedergelassen?

„Du plapperst doch sonst immer so viel, warum bist du so still?“, entgegnete der Hanyou wenig höflich. Sango zog die Augenbrauen zusammen und funkelte den Halbdämon böse an.

„Inuyasha, nun sei doch nicht so! Kagome hat heute erfahren, dass sie tot war, dass Kikyo Verrat begangen hat und dass Kaede einen grausamen Tod hat sterben müssen!“ fauchte die Taijiya zurück. Kagome sah sie dankbar an. Miroku seufzte laut und schüttelte traurig den Kopf.

„Wieder einmal sind wir eine von Narakus hinterhältige Fallen getappt – wir müssen ihn endlich stoppen! Hört mal, ich habe über die Worte von Schicksal nachgedacht...“ erläuterte der Mönch und wurde sogleich recht vorlaut von dem Hanyou unterbrochen.

„Ja, ja genau! Das habe ich auch! Und wisst ihr was?“, fragte Inuyasha aufgeregt in die Runde. Ein keckes Blitzen zog durch seine goldenen Augen und er zog seine Lippen zu einem siegessicheren Lächeln nach oben. Verdutzte Gesichter blickten ihm entgegen – schon befürchtend, was jetzt gleich kommen sollte.
 

„Ich bin der Beschützer von dem die Alte gesprochen hat!“, rief er triumphierend und sprang dabei auf die Beine. Dass er beim Ziehen Tessaigas, das sich in seinen Händen sofort in den großen Reißzahn seines alten Herren verwandelte, fast alle einen Kopf kürzer gemacht hätte, übersah er geflissentlich. Gepeinigt schloss Kagome die Augen und zog die Stirn kraus. Die Kopfschmerzen waren fast verschwunden gewesen und nun kehrten sie mit voller Wucht zurück, wunderbar nachzuverfolgen an der immer stärker pochenden Ader an Kagomes Schläfe. Ein Glück war sie einfach viel zu müde und ausgelaugt nach diesem ereignisreichen Tag um Inuyasha in die Schranken zu weisen. Schade nur, dass dieser das nicht zu würdigen wusste. Der ganze Trupp schaute geplagt zu Boden, nur Shippo betrachtete Inuyasha mit großen und neugierigen Augen und wartete voller Spannung auf den Rest dieser fabulösen Ansprache. Es vergingen ein paar Sekunden; zehn, zwanzig. Als fast eine Minute vorbei war und Inuyasha immer noch keinen regen Applaus erhalten, geschweige denn seine Rede des Jahrhunderts vollendet hatte, auf die Shippo so sehnsüchtig gewartet hatte, schnaubte er zornig und funkelte seine Begleiter an.

„He, was ist denn los mit euch! Dieses Rätsel hätten wir nun schon einmal gelöst – jetzt müssen wir nur noch Naraku nieder machen! Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht und ich bin mir sicher, dass ich es bin, immerhin besitze ich das Beschützerschwert!“, faselte der Hanyou ärgerlich, ja fast beleidigt. Miroku legte den Kopf schief und wagte als erster seine Stimme zu erheben, einer göttlichen Eingebung folgend, einer Idee, die sich gerade in seinem Kopf manifestiert hatte. Es war, als wäre ihm ein Licht aufgegangen. Die absolut bestechende Logik nahm Gestalt in seinem Kopf an.

„Hattest du damals nicht in deinen Erzählungen erwähnt, das Kagome-sama das Schwert gezogen hätte?“ fragte er tonlos, ja fast mitleidig, denn er wusste leider nur zu genau, wie dieses Gespräch enden würde.
 

Inuyasha legte den Kopf schief und schaute wenig intelligent drein. Interessiert zuckte Kagomes Blick nun etwas wacher zu Miroku. Worauf wollte er hinaus? Ja, sie hatte das Schwert gezogen. Ganz genau erinnerte sie sich an diesen Moment, vor allem an die unbändige Wut Sesshoumarus. Nie wieder hatte sie ihn so außer sich erlebt.

„Ja, und weiter?“, fragte er verwirrt. Der Houshi seufzte geschlagen – irgendwann musste er sein Wissen preisgeben, immerhin war es mit großer Wahrscheinlichkeit überlebensnotwendig.

„Nun überlegt doch mal“, sprach er ruhig in die Runde. „Weder du noch dein Halbbruder konnten das Schwert ziehen, ja Sesshoumaru nicht einmal berühren! Und dann kommt ein Mensch daher und kann so ganz ohne weiteres ein mächtiges Dämonenschwert von seinem Bann befreien?“, erklärte er weiter. Sango sah ihn neugierig an und dachte angestrengt nach.

„Also ich kapiere das alles nicht. Was hat das denn mit unserer aktuellen Situation zu tun?“, jammerte Shippo, der den Gedankengängen seines Freundes nicht folgen konnte. In diesem Moment zog Kagome plötzlich scharf die Luft ein und ihre Augen weiteten sich. Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund und starrte von Inuyasha zu Miroku.

„Das... das kann nicht... oder doch?“, stammelte sie leise. Miroku nickte ergeben.

„Doch, Kagome-sama, es kann und es ist wohl auch so.“, schloss er.

„Hä? Kann mir mal einer helfen? Irgendwas habe ich doch verpasst?“, maulte der Hanyou und sah herausfordernd zu der jungen Miko, die immer noch aussah, als hätte sie einen Geist gesehen.

„Ja, so ganz verstehe ich auch nicht worauf du hinaus willst, Houshi-sama. Kagome-chan hat das Schwert damals gezogen und dann Inuyasha gegeb-“ abrupt brach Sango in ihrer Frage ab, als auch bei ihr das Verstehen Einzug hielt. Kirara maunzte verstimmt, als die Jägerin mit einem Mal aufhörte sie zu kraulen.

„Ha, jetzt weiß ich was ihr meint!“, triumphierte der kleine Fuchs lachend und hüpfte aufgeregt auf und ab. Inuyasha knurrte laut, rammte Tessaiga in den Boden und ballte die Hände zu Fäusten.

„Kann mich hier mal einer aufklären?“, rief er ärgerlich.

„Inuyasha, ich habe das Schwert gezogen, ich konnte es als einzige ziehen und dann habe ich es dir gegeben.“, erklärte Kagome ruhig. Sie konnte immer noch nicht ganz fassen, was sie gerade erfahren hatte. Sollte es wirklich so sein, wie Miroku vermutete?

„Ja, das weiß ich doch. Also wo ist das Problem? Ich besitze das Beschützerschwert also bin ich der Beschützer!“, beharrte Inuyasha auf seinen Standpunkt und setzte noch ein wütendes Schnauben hinterher. Er verstand die Welt nicht mehr. So schwer war das doch nicht zu verstehen, oder?! Waren seine Freunde einfach alle nur zu dämlich um das zu kapieren? Es war sein Schwert, er der Beschützer. Punkt!
 

Langsam stand Kagome auf, ging um das Feuer und ließ sich neben Inuyasha wieder nieder. Das würde nicht einfach werden. Wie sollte sie Inuyasha das erklären; einfach mit der Tür ins Haus fallen? Dies wäre bei dem unverbesserlichen Sturkopf wohl die beste Methode, entschied die junge Miko kurzerhand. Er würde sich schon wieder beruhigen – hoffte sie zumindest. Zögernd hockte sich auch der Hanyou wieder auf seine Hinterbeine und betrachtete Kagome abwartend mit skeptischem Blick. Seine Nase zuckte hin und her und seine Ohren waren aufmerksam aufgestellt. Die Schwarzhaarige erwiderte standhaft seinen Blick, sah ihm tief in die Augen und holte Luft.

„Inuyasha, Tessaiga ist mein Schwert.“
 

Nichts. Stille. Keine Reaktion. Nur das Knistern des Feuers war noch zu hören. Jeder wartete angespannt darauf, was Inuyashas gleich tun oder sagen würde, bereit, davon zu rennen oder ihn im Ernstfall zurück zu halten. Der Houshi straffte seine Schultern und schloss seine Hand fester um den Mönchsstab, während Sangos Hand unauffällig zum Knochenbumerang wanderte. Sogar Shippous wuscheliger Schweif zuckte nervös hin und her, während er mit seinen giftgrünen Dämonenaugen jede noch so kleine Bewerbung des Halbdämons verfolgte. Inuyashas Ohren zuckten aufgeregt hin und her. Der Blick, erst zweifelnd, dann ärgerlich, schließlich kniff er die Augen zusammen und funkelte Kagome durchdringend an. Der Hanyou stand langsam auf, holte tief Luft und...

brach in schallendes Gelächter aus!
 

Sofort wich die allgemeine Anspannung einer totalen Irritation. Inuyasha stand einfach nur, hielt sich seinen Bauch und lachte aus vollem Munde. Es bildeten sich schon Tränen in den Augenwinkeln. Schließlich holte er mehrmals keuchen Luft und versuchte sich wieder einzukriegen.

„Ach, Leute. Das war echt der beste Witz aller Zeiten! Das hab ich jetzt gebrauch, jetzt geht’s mir besser! Bei euch auch? Die Anspannung war doch kaum mehr auszuhalten!“, gluckste der Weißhaarige weiter.

„Also, wir sollten uns hinlegen. Morgen geht’s dann in aller Frühe nach Musashi. Kaede hat eine ordentliche Beerdigung verdient.“, schloss er nun etwas ernster und noch bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, verschwand er schon in der nächste Baumkrone.

Verdutzt wechselten die Freunde mehrere Blicke miteinander. Miroku schüttelte den Kopf.

„Wir kann man nur so stur sein...“, begann der Mönch.

„... und so dämlich!“, beende Sango den Satz.
 

Kagome sah nachdenklich in die dunklen Baumkronen. Nun, das war typisch.

„Das ist gar nicht lustig, Leute. Wir müssen es ihm irgendwie begreiflich machen! Wenn wir Schicksals Worte richtig gedeutet haben, hängt unser aller Überleben davon ab!“, flüsterte Kagome eindringlich und sah ihren Freunden dabei fest in die Augen.

„Wir werden es morgen noch einmal versuchen. Bis dahin hat er sich vielleicht wieder eingekriegt, der heutige Tag und die Erlebnisse konnten sacken und er ist vielleicht offener dafür.“, sagte Miroku. Die Dämonenjägerin nickte bestätigend. Zu versuchen, Inuyasha dieses Thema heute nochmal begreiflich zu machen, würde schier unmöglich sein. Dafür war dieser Dickschädel viel zu sehr von sich und seiner Meinung eingenommen.

„Für ihn ist es ganz klar, dass er der Besitzer des Schwertes ist, und nicht du, Kagome-chan. Du kannst es nicht führen, also entspricht es seiner kindlichen Logik, dass es ihm gehört. Aber offensichtlich kannst nur du auswählen, wer es führen soll! Nur diesen Fakt in seinen Schädel zu bringen... ich halte das für ein hoffnungsloses Unterfangen“, erläuterte die Taijiya seufzend.

„Ich gebe Sango hier Recht. Er wird es gar nicht erst verstehen wollen. Nach seinem Verständnis hat sein Vater das Schwert für ihn, und nur für ihn, gemacht, damit er als Hanyou sich bewähren kann und eine gewisse Chancengleichheit zwischen ihm und Sesshoumaru-sama besteht. Wer hätte auch gedacht, dass der alte Inu no Taisho das Schwert nur für den einen Zweck gefertigt hat, einen Menschen zu schützen?“, gab Miroku zu verstehen.

Kagome nickte und dachte nach. Bestimmt hatte er es für Izayoi schmieden lassen. Sie war immerhin ein zerbrechlicher Mensch gewesen, ging schwanger mit seinem Kind und er hat sie ohne Zweifel geliebt. Da sie aufgrund ihrer Liebe zu ihm immer in Gefahr war, musste er etwas zu ihrem Schutz in die Wege leiten. Was könnte hier besser sein, als eine Waffe, bei der sie allein auswählen konnte, wer sie führen sollte? Nur derjenige, dem Izayoi bedingungslos vertraute, würde die Waffe auch zu ihrem Schutz einsetzen können. Zu schade, dass der alte Herr der Hunde keine entsprechenden Anweisungen hinterlassen hatte. Wer weiß, vielleicht sollte sogar eines Tages tatsächlich Inuyasha der Führer des Schwertes sein, und sei es um seine Mutter damit zu schützen? Den Theorien von Kagome, Miroku und Sango würde der Hanyou wohl kaum Glauben schenken. Kagome holte tief Luft und ließ ihren Atem langsam ausströmen. Nun, über dieses Problem würden sie sich morgen Gedanken machen. Der Weg nach Musashi würde mehrere Stunden, wenn nicht gar den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Da hatten Sie genug Zeit intensiv darüber nachzudenken, wie sie mit Inuyasha verfahren sollten. Da kam der jungen Miko schon das nächste, unausweichliche Problem in den Sinn. Wie zur Hölle sollten Sie Inuyasha davon überzeugen, das Schwert seinen Halbbruder zu überlassen?! Wenn er der erwähnte Beschützer sein sollte, benötigte er dann nicht auch das Beschützerschwert? Fragen über Fragen... Kagome versuchte ihren Kopf irgendwie leer zu bekommen und richtete ihre müden Augen wieder auf die züngelnden Flammen. Glücklicherweise hatte leise knisterndes Feuer schon immer eine sehr einschläfernde Wirkung auf sie gehabt. Sie kuschelte sich in ihren Schlafsack, nahm Shippo in die Arme und schloss langsam die immer schwerer werdenden Augenlider.
 

Nicht sehr weit vom Lager der Gruppe um Inuyasha rasten die Gedanken durch Sesshoumarus Gehirn. Er hatte jedes Wort mitgehört und mit jedem Wort erfasste er mehr und mehr den Zusammenhang des Großen und Ganzen. Er wusste ganz genau worüber Kagome nachdachte, als sie ihren Blick letztendlich wieder den Flammen zuwandte. In ihren Augen konnte man lesen wie in einem offenen Buch. Wie sollten sie Inuyasha dazu bringen, ihm, diesem Sesshoumaru, das Schwert zu überlassen? Nun, für den Daiyoukai schien dies, entgegen der Gedanken der Miko, kein großes Problem zu sein. Er würde es ihm einfach abnehmen und dem Menschenweib befehlen, es ihr offiziell zu überlassen. Die Schmach war schon groß genug, dass sie, ausgerechnet ein Mensch, entscheiden durfte, ja sogar musste, wer das Schwert würde führen dürfen! Da würde er sicher nicht auch noch nett fragen. Immerhin war es auch sein, oder besser gesagt, vor allem sein Erbe. Er war der erstgeborene Sohn und ihm stand es rechtmäßig zu! Wie konnte Vater nur solch eine Dummheit verzapfen?

Wie dem auch sei. Morgen war ein neuer Tag. Bis dahin würde Sesshoumaru still verweilen und ein Auge auf die Miko haben. Auf dem Weg nach Musashi würde er ihn dann stellen und überrumpeln. Seinem dämlichen Halbbruder konnte man wohl kaum den Schutz über Kagome anvertrauen.
 

Verdammt. Er hatte schon wieder ihren Namen gedacht. Mehrmals! Er verfluchte Schicksal.
 

Ein maliziöses Lächeln huschte über die Lippen der soeben Verfluchten. Schicksal amüsierte sich prächtig! Nun, dass die Gruppe um Inuyasha dem Geheimnis Tessaigas so schnell auf die Spur kommen würde, hatte sie dann doch nicht erwartet. Was sie jedoch erwartet hatte, war Inuyashas Reaktion. Noch heute fragte sich Schicksal, wie der große Inu no Taisho einen solchen solch dusseligen Hanyou hatte zeugen können. Der Herr der Hunde war sehr schlau gewesen. Zwar auch hoffnungsloser Romantiker, aber dennoch gerissen. Nie tat er einen Schritt, ohne davor nicht gründlichst darüber nachgedacht zu haben. Dennoch steckte sein ganzes Herzblut in seinen Taten. Offenbar hatten die Hundebrüder nur diverse Eigenschaften ihres Vaters übernommen. Inuyasha war hitzig, reagierte oft über und handelte ohne zu denken. Dennoch war er unsagbar mutig – oder vielleicht doch eher dämlich? Nichtsdestotrotz kämpfte er immer und ohne zu Zögern mit allem was er hatte. Sesshoumaru hingegen war kühl, berechnend, gerissen und ergab sich seinem Schicksal nur zähneknirschend. Ach, hätte der stolze Daiyoukai doch nur ein klitzekleines bisschen mehr von der Weisheit und dem Mitgefühl seines ehrenwerten Vaters abgekommen.
 

Zwar waren genau diese Eigenschaften damals das Problem gewesen... aber hey! Immerhin würde sie es nun nicht mehr bis ans Ende aller Zeiten bereuen dem Gebettel und Geweine von Liebe nachgegeben zu haben. Diese verträumte Tussi ging ihr schon seit Jahrtausenden auf die Nerven und musste ständig in das mühsam gewebte Wunder des Lebens hineinreden, „weil es doch so viel romantischer sei!“. Genervt rollte Schicksal mit ihren zahllosen Augen bei der Erinnerung an diese immer wieder kehrende Ausrede – die nicht mal eine war. Für gewöhnlich endete es in einer völligen Katastrophe, wenn dieses Schmalzbirnchen sich heimlich zu Schicksals Fäden schlich und einfach ein paar neue Knoten knüpfte. Diesmal war immerhin nur ein Daiyoukai gestorben. Für gewöhnlich löste Liebe mindestens einen – total romantischen! – Krieg aus. Mit Schaudern erinnerte sie sich an diese dumme Sache mit Troja.

Als Schicksal dann zwangsläufig herausgefunden hatte, dass Liebe Inu no Taisho und Izayoi miteinander verkuppelt hatte, befürchtete sie schon das Schlimmste. Auch die Idee des speziellen Schwertes, die sie dem Dämon in den Kopf gepflanzt hatte, um seine Geliebte und das Kind zu schützen, brachte Schicksal an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Kleine Dinge konnten eine große, verheerende Wirkung entfalten, frei nach dem Schmetterlingsprinzip. Letztlich war dann doch nicht alles so schlimm wie gedacht und der Spross des ungleichen Liebespaares machte sich schließlich hervorragend in Schicksals Blatt. Sie hielt zu diesem Zeitpunkt große Stücke auf ihn das Spiel zu ihren Gunsten zu beenden. Er war einer der stärksten Halbdämonen und sein Faden spann sich hin zu einer wunderschönen, jungen Miko. Verdammt, dass hätte Liebe auch wieder gefallen, stellte Schicksal genervt fest.
 

Zu diesem Zeitpunkt war zwar noch nicht absehbar, dass sich eines Tages ein Halbdämon namens Naraku erheben würde, aber Schicksal hatte so ein Gefühl gehabt. Das Juwel war noch aktiv, unter dem Schutz der Mikos in Musashi, wo es später in den Besitz von Kikyo, der jungen Miko, der Inuyasha eines Tages verfallen würde, übergehen sollte. Genau zu diesem Zeitpunkt hatten Niedertracht und Gier jedoch angefangen, ihr das Leben schwer zu machen. Gier brachten den Banditen Onigumo so weit, seine Seele den Dämonen zu überlassen um zu Naraku zu werden, nur um sich Kikyo seiner habhaft zu machen und um Schicksals Plan zu vereiteln. Das konnte nur in einem Desaster enden!

Unglücklicherweise hatte es Niedertracht durch Takemaru und einen winzigen göttlichen Funken geschafft, dass das Schwert mitsamt dem großen Hund im Jenseits verschwand und ausgerechnet Sesshoumaru das andere Schwert Tenseiga erhielt. Hätte Inuyasha das heilende Schwert erhalten, hätte er wohl seine angeblichen Missetaten, die Naraku in seinem Namen verübt hatte, wieder gut machen können und Kikyo hätte ihn mit Hilfe des Juwels zu einem Menschen gemacht; das Juwel wäre für das Gute eingesetzt worden. Aber Gier und Niedertracht waren des Spielens nicht müde geworden und mussten Schicksal natürlich einen gewaltigen Strich durch die Rechnungen machen. Heute würde sie es ihnen mit Hilfe von Tessaiga, Sesshoumaru und Kagome zurückzahlen können und das Spiel endlich als Siegerin verlassen können!
 

Die hübsche Göttin schlürfte verzückt an ihrem Kaffee. Ah, genauso wie sie ihn zu besonders anstrengenden Zeiten mochte! Gut gerösteter, aromatischer und händisch gemahlener Kaffee mit einem Schuss des edelsten Whiskeys und feinem Milchschaum. Aber... der Keks! Schicksal knurrte verstimmt. Warum mussten sie immer, aber auch wirklich jedes Mal den Keks vergessen! Wütend winkte sie in Richtung Tresen und sofort kam eine Bedienung herbei geeilt. Wortlos und mit empörtem tödlichem Blick aus allen verfügbaren Augen streckte die Göttin ihren Zeigefinger auf die leere Untertasse, die auf keinen Fall leer sein sollte. Die junge Frau, die heran geeilt war, schluckte schwer.

„Sofort, eure Erhabenheit!“, brachte sie mühsam hervor und rannte auch schon wieder von dannen, um den äußerst wichtigen Keks zu organisieren.
 

Schicksal schüttelte nur den Kopf. Diese Mädchen würden es niemals lernen. Die Belegschaft hier oben konnte von Glück reden, dass sie keine der Götter war, die sofort alle vernichteten, wenn es mal nicht so lief, wie sie das wünschte – das war schlicht unter Schicksals Niveau. Sehr wahrscheinlich waren sogar ebenjene Götter das Problem. Die Fluktuation der arbeitenden Seelen hier war so groß, dass sich kaum einer mehr als einen Tag hielt. Wie sollte man sich da die Sonderwünsche der Gäste auch merken? Missmutig wanderte ihr Blick zu Gier und Niedertracht. Nur wenige Tische weiter hatten die beiden sich niedergelassen, die Köpfe zusammen gesteckt und tuschelten unauffällig. Was die beiden nun wohl wieder planten?

Pah, Schicksal konnte es egal sein. Ihr Plan lief wie am Schnürchen! Das Geheimnis war gelüftet, auch noch früher als gedacht, und Sesshoumaru würde sich das Schwert irgendwie aneignen um dann gegen Naraku anzutreten. Das Juwel würde dann ein für alle Mal von dieser Welt verschwinden!
 

Verzückt stieß die Göttin ein spitzbübisches Lachen aus. Heute war ein so wundervoller Tag! Wenn nur dieser fehlende Keks nicht wäre... dann wäre er perfekt gewesen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Uh la la... das schreit nach Ärger im Paradies! Wie das wohl weitergehen wird? Und ob Sesshoumaru Inuyasha tatsächlich Tessaiga so einfach wird abluchsen können? Ich hoffe, das werden wir im nächsten Kapitel erfahren. Da ich, genauso wenig wie ihr, nicht weiß, wie es weitergehen wird, darf unser aller Blick erwartungsfroh auf Seelenfinsternis gerichtet sein :) Viel Spaß meine Liebe ^_^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KagomeKizu
2017-05-28T06:00:03+00:00 28.05.2017 08:00
Super Kapitel!
Ob das noch in Inuleins Kopf geht, dass Tessaiga nicht sein Schwert ist man darf gespannt sein.
Oho Sesshoumaru dachte mehrmals Kagomes Namen, das fängt ja gut an. 😁

Und ob Schicksal ihren Keks noch bekommt? 😂
Glg Kago
Antwort von:  Seelenfinsternis
29.05.2017 15:16
Das Schicksal der Welt wäre besiegelt, wenn Schicksal nicht bald ihren Keks bekommt :D Sie kann dann sehr ungnädig werden
Antwort von:  CreamOverMoon
29.05.2017 20:28
Kekse sind ja auch toll! Und wichtig! Und besänftigend!
Von:  XxGirlyxX
2017-02-23T20:17:49+00:00 23.02.2017 21:17
Tolles Kapitel:)
Da darf man nun gespannt sein wie das weiter verläuft. Inuyasha wird das Schwert nicht einfach hergeben ... Er denkt nach wie vor es sei Seins 😱
und sesshoumaru denkt ihren Namen .... mehrfach 😆😆
Macht weiter so
LG XxGirlyxX
Antwort von:  CreamOverMoon
23.02.2017 23:05
Danke <3
Ja, das befürchte ich auch... aber ich hoffe, Seelenfinsternis wird uns das bald verraten :)
Ja, ist das nicht süß *_* hihi^^
Von:  bella-swan1
2017-01-24T17:39:05+00:00 24.01.2017 18:39
Super Kapi.
Ob Sesshoumaru das Schwert sich einfach so aneignen kann?
Oder muss er erst Kagome davon überzeugen das sie ihm vertrauen kann, um das Schwert zu bekommen?
Bin schon gespannt wie es weiter geht.
Lg.


Antwort von:  CreamOverMoon
24.01.2017 19:10
Oh ja, da bin ich auch gespannt drauf!
Vielen Dank :)


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