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Gnadenlose Realität

Zu viele Fuß unter der Erde.
von

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Flucht?

Als er wieder wach wurde brauchte er eine Weile, bis er begriff, dass das Ganze kein Alptraum gewesen war. Sein Schädel dröhnte und langsam kroch ihm auch der Gestank seines Erbrochenem in die Nase und die restlichen Schmerzen drangen in sein noch immer vernebeltes Hirn vor. Sein rechtes Auge war verklebt von geronnenem Blut, dass aus der Wunde an seinem Kopf gesickert war. Seine Kehle war trocken und er lehnte stöhnend den Kopf gegen die Wand vor ihm, als er ihn kurz bewegt hatte. Er hätte es lassen sollen, denn erneute Übelkeit stieg in ihm auf. Der Schmerz in seinem Rücken war pochend, er fühlte sich glühend heiß an und Sharrak war sich sicher, dass er sich entzünden würde. Und er würde Narben behalten. Wie konnte das alles nur passieren?

Er hätte besser aufpassen müssen. Er hätte vorsichtiger sein müssen. Er stöhnte schmerzvoll auf als er unbedacht seine Handgelenke bewegte, die augenblicklich protestierten. Der Schmerz zog sich durch Mark und Bein und er wollte lieber nicht wissen, wogegen die Metallringe scheuerten. Sharrak würde nicht einmal einen Blick riskieren, er ahnte Übles. Allerdings sollte er sich aufrichten, um die Handgelenke zu entlasten. Seine Finger waren taub und er spürte seine Hände fast gar nicht mehr. Er biss die Zähne zusammen und versuchte sich in eine bessere Position zu bringen. Sharrak stöhnte auf vor Schmerz und Tränen schossen ihm in die Augen. Allerdings ließ der Schmerz in seinen Handgelenken etwas nach, was ihn etwas aufnahmen ließ, auch wenn der in seinem Rücken aufwallte.

Seine Gedanken kehrten wieder zu seinem Problem zurück, er brauchte eine Ausrede, eine Idee, die ihn glaubwürdiger da stehen lassen würde. Noch mehr Schmerzen wollte er nicht. Sharrak dachte an das widerwärtige Gefühl, als der Finger durch die Wunde gefahren war... sein Rücken pochte schmerzhaft bei dem Gedanken.

Noch mehr Tränen stiegen ihm in die Augen. Er hatte versagt und das obwohl er noch nicht einmal angefangen hatte. Sein Blick schoss hinauf zu seiner Hand. An der noch immer der unscheinbare Ring ruhte. Er war auf sich allein gestellt.

Er konnte nicht einmal um Hilfe rufen. Er selbst war seine einzige Hilfe. Der ursprüngliche Plan hatte so einfach geklungen. Sharrak sollte hierher. Sich umhören und herausfinden, was vor sich ging. Und unbehelligt wieder verschwinden. Aber niemand konnte wissen, dass sich jemand in das verlassene Haus eingenistet hatte und ihn auch gleich erwischte und gefangen nahm. Jetzt saß er ziemlich tief in der Scheiße ... Oder in seiner eigenen Kotze. Das, was dieser Drow aus ihm herausgeholt hatte, war auf jeden Fall noch nicht alles gewesen, was er wissen wollte. Anscheinend waren hier noch mehr und gewiss war es nicht das letzte Mal gewesen, dass er gefragt wurde, was er hier trieb. Er musste sich unbedingt etwas ausdenken. Doch mit dem Denken war es nicht so gut bestellt. Sein Kopf dröhnte und seine Gedanken kreisten nur träge. Sharrak wusste nicht einmal wie lange er ohnmächtig gewesen war. Er wusste nicht wann jemand kam, um nach ihm zu sehen. Und er hoffte, dass es nicht der gleiche Drow von vorhin war. Nhaundar? Allerdings auch nicht der mit den komischen Augen. Valor... Und war auch nicht die Rede von einem Tarantar gewesen?

Am besten wäre es, es würde gar niemand kommen und er würde hier in seiner Schande einfach allein gelassen und durfte sterben. So wollte er Calaghar nicht vor die Augen treten. Als Versager. Er hatte sich nicht einmal richtig zur Wehr gesetzt und das mit dem Licht hätte er ahnen müssen.... Drow waren nicht fair.

Sharrak konnte kaum klar denken. Wieso musste ihm das Schicksal so übel mitspielen? Wieso konnte es nicht so laufen, wie es geplant gewesen war? Es brachte nichts sich den Kopf darüber zu zerbrechen, denn eine Antwort würde er nicht finden.

Lieber sollte er seine Schmerzen weitestgehend verdrängen, um sich zumindest eine halbwegs glaubwürdige Ausrede einfallen zu lassen.

Der Geruch seines Erbrochenen, das an ihm und an der Wand klebte, stieg ihm in die Nase und er verzog das Gesicht. Ein Heiltrank und ein Bad waren wohl im Moment ein absurder Gedanke. Allerdings fiel ihm auch nichts ein, was er als Erklärung für seine Anwesenheit vorbringen konnte, geschweige denn, wie er das glaubhaft darstellen konnte. Zumindest beherrschte er die Sprache fließend, was er auch nur seinem Bruder zu verdanken hatte, akzentfrei...

Sharrak schrak aus seinen trübsinnigen, zu nichts führenden, Gedanken auf, als er hörte wie die Tür der Zelle erst entriegelt und dann geöffnet wurde. Unwillkürlich spannte er sich an, was er sogleich bereute, als der Schmerz unnachgiebig durch seinen Körper zog und er biss die Zähne zusammen, um ein schmerzerfülltes Stöhnen zu unterdrücken.

Etwas später spürte er wie jemand nah an ihn heran trat und wie ein Blick über seinen Körper wanderte.

"So gefällst du mir besser.", raunte eine tiefe Stimme nahe an seinem Ohr. "Aber du bist noch erstaunlich gut davon gekommen.", fuhr er fort und Sharrak erkannte den merkwürdigen Drow von vorhin an der Stimme. Allein bei dem Gedanken an diese merkwürdigen Augen durchzuckte ihn Angst. Er war kein gewöhnlicher Drow und er wollte einfach nur weg von hier. Im nächsten Moment entkam ihm ein schmerzerfülltes Stöhnen, als der andere fest nach seinem Kinn griff und ihn zu sich drehte.

"Dein Auge gehört dir immer noch aus dem Kopf geschnitten. Vielleicht darf ich auch mal Hand an dich legen, du kleine Missgeburt.", zischte er grinsend vor sich hin und Sharrak vermied es dem Mann in die Augen zu sehen. Allein dessen unangenehme Anwesenheit zu spüren war genug. Mit einem Ruck ließ er ihn wieder los und löste dann die Fesseln.

Sharrak sackte etwas zusammen und fing sich instinktiv mit den Händen an der Wand ab, was ihn abermals schmerzerfüllt zischen ließ. Etwas stolpernd brachte er sich in eine besser Position und versuchte die brennenden Schmerzen beinahe überall zu ignorieren.

Sein Blick glitt kurz zu dem Fremden, der ihn nicht aus den Augen ließ und ein überhebliches Grinsen zur Schau stellte. "An deiner Stelle würde ich mich schon mal schnell an die Schmerzen gewöhnen.", sagte er und grinste noch breiter als zuvor, bevor er Sharrak unbarmherzig und mit einem sadistischen Funkeln in den Augen an einem geschundenen Handgelenk packte und zudrückte. Das schmerzhafte Aufheulen was daraufhin ertönte erfüllte den Kurzhaarigen nur mit der Lust noch mehr mit dem Kleinen anzustellen.

"Sind das etwa Tränen?", hakte er amüsiert nach, während Valor ihn etwas genauer musterte, zerrte den Gefangenen dann unbarmherzig hinter sich her, das Blut, dass zwischen seinen Fingern hervorquoll ignorierend.
 

Sharrak biss sich seine geschundenen Lippen erneut blutig, um weitere Schmerzenslaute zu unterdrücken um dem Mistkerl nicht noch weitere Freude zu verschaffen, denn dass der andere Spaß daran hatte war kaum zu übersehen. Er hatte damit zu tun hinter dem anderen her zu stolpern ohne zu stürzen. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich, besonders der harte Griff um sein Handgelenk machte ihm zu schaffen und er musste sich die Tränen verkneifen, was leider nicht funktionierte. Er kam sich so unfähig vor. Das wäre eine Gelegenheit um sich vielleicht zu befreien und zu fliehen, wobei er auch wusste, dass die Chance das zu schaffen sehr gering war, zumindest lebendig.

Die Gänge durch die er gezerrt wurde, wirkten nicht mehr so verfallen, wie die aus denen er kam, sie wurden offenbar öfters genutzt und auch in Schuss gehalten. Es verwirrte ihn, was ging hier vor, in einem Haus das eigentlich verlassen sein sollte. Das Haus seines Bruders....
 

Sharrak wurde mit einem Ruck nach vorn gezogen und dann auf den Boden geschubst, abermals landete er auf allen Vieren, wobei er vor Schmerz aufheulte, als er seine Gelenke belastete, was allgemeines Gelächter hervorrief, denn er war, wie er jetzt bemerkte nicht mehr allein mit dem merkwürdigen Drow, der noch immer hinter ihm verweilte.

"Das habt ihr also gefunden. Interessant.", meinte eine beunruhigend gelassene Stimme.

Sharrak hob den Blick und ließ ihn durch den Raum wandern. Überall waren männliche Drow auszumachen. Was ihn noch mehr irritierte, da sein Bruder etwas von Frauen in allen größeren Machtpositionen hatte verlauten lassen.

Sein Blick blieb kurz an dem langhaarigen Drow von vorhin hängen, der der ihm so übel mitgespielt hatte, bevor er sich auf den konzentrierte, der die Stimme erhoben hatte. Es wirkte so als ob er hier das Sagen hatte. Er hatte eine reich verzierte Robe an und trug eine Maske, die sein Gesicht verschleierte nur seine Augen funkelten rot und fixierten ihn starr.

Ehe er es sich versah hatte sich Sharrak eine kräftige Ohrfeige eingefangen.

"Schau mich nicht direkt an, du Wurm.", zischte der Mann und wandte sich dann an Nhaundar.

"Was hast du aus ihm heraus bekommen?"

Der Angesprochene verbeugte sich kurz, aber elegant. "Nicht viel, wie ich leider zugeben muss. Ich hatte auch nicht viel Zeit.", erwiderte er und Sharrak konnte verfolgen wie, vermutlich Tarantar, missbilligend ob des Tons den der andere verwendete, das Gesicht verzog.

"Wie immer keine zufrieden stellende Leistung von Euch. Man sollte wohl immer alles selbst machen.", knirschte er sichtbar wütend und trat noch näher an Sharrak heran der sich sicherheitshalber nicht von der Stelle bewegte. Er hatte noch immer keine Antworten, vielleicht hätte er sich etwas überlegen sollen. Corellon steh mir bei, dachte er sich und wappnete sich für das was vermutlich kommen würde: noch mehr Schmerzen.

Tarantars Aufmerksamkeit lag nun vollkommen auf ihm und er fühlte sich unwohl unter dem forschenden Blick.

"Aus welchem Haus kommst du? Und was willst du hier?"
 

Sharrak zog schon unwillkürlich die Schultern nach oben, er würde nicht antworten, was sollte er auch sagen, was sie ihm glauben würden? Aber in dem Moment hatte wohl jemand ein einsehen mit ihm.

Denn ein heftig atmender Drow stürzte völlig respektlos in den Raum. "Wir werden angegriffen!", schrie er kurzerhand und auf einmal brach Hektik herein, überall um ihn herum hasteten Männer vorbei und Tarantars Aufmerksamkeit legte sich vollends auf den hereingeplatzten Krieger. "Wer?", hakte er mit ruhiger Stimme nach.

"Ich konnte sie nicht erkennen... sie benutzen Magie um sich zu verbergen.", meinte er hastig und sah sich gehetzt um. Tarantar machte eine kurze Geste und der Krieger verschwand wieder, vermutlich um das was hier auch immer war zu verteidigen.

Tarantar fluchte deutlich vernehmlich und blickte zu Nhaundar, der noch immer an Ort und Stelle stand und alles hier seelenruhig beobachtete.

"Macht Euch nützlich!", zischte Tarantar dem Drow zu, der daraufhin nur kurz nickte und sich dezent verbeugte, bevor er ebenfalls den Raum verließ. Sharrak wusste nicht was er tun sollte. Fliehen? Tarantar war noch immer hier, lief unruhig auf und ab und er konnte sehen, dass ihm die Situation nicht passte. Allerdings schien auch er nicht zu wissen, was er tun sollte.
 

Diese Entscheidung wurde ihm auch abgenommen, als einige lange Minuten später, in denen der aufkeimende Kampflärm immer näher drang und schließlich den Raum erreichte. Eine Gruppe Bewaffneter stürmte herein, die sichtbar das Symbol eines Adelshauses trugen, später folgte eine entschlossen dreinblickende Frau, die ihre Peitsche in der Hand hielt, die magisch zu sein schien, schätze Sharrak. Er hockte noch immer am Boden und rutschte etwas von der sich anbahnenden Szenerie weg, er sollte die Zeit nutzen die er hatte um einen Fluchtversuch durchzuführen. Er würde bei keiner Partei hier lebend davon kommen.

Tarantar war sichtbar ungehalten und wütend. Er fluchte abermals, bevor er ein Gebet sprach....zum maskierten Lord, denn eine andere Gottheit die Priester mit Masken hatten kannte der junge Dunkelelf nicht. Sharrak kroch rückwärts davon auf einen Durchgang zu, bevor er sich erhob und einen Blick auf die Situation warf, hatte ihn jemand bemerkt? Die Frau befahl den Soldaten, dass sie Tarantar festhalten sollten, doch der Priester war schneller und die göttliche Magie die sich manifestierte hüllte alles für einen Moment in gleißendes Licht, dass alle Anwesenden blendete. Ein erschrockenes Keuchen kam über seine Lippen, als er so geblendet wurde. Er stolperte in die entgegengesetzte Richtung, der eingedrungenen Soldaten. Blind tastete er sich voran und hoffte einfach, dass ihm das Glück noch etwas länger hold blieb, obwohl seine Situation denkbar aussichtslos war. Schließlich blieb er stehen und wartete eine Weile, bis er seine Umgebung wieder schemenhaft erkennen konnte. Die ganze Zeit über hörte er die Stimmen aus dem angrenzenden Raum und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er musste hier einfach weg. Die herrische Stimme der Frau ging ihm durch Mark und Bein und es war klar, dass der Priester wohl verschwunden sein musste, das versetzte sie nicht in gute Laune.

Er war denkbar schlecht dran. Sein Wunden schmerzten noch immer und er hatte keine Ahnung wohin er sollte. Aber es war vermutlich noch immer besser, als hier zu bleiben und sich der Gruppe Drow auszuliefern. Sharrak schluckte, versuchte die andauernden Schmerzen zu ignorieren, sah sich um und nahm den nächsten Gang, der ihm am viel vielversprechendsten aussah. Er schlich sich voran und hoffte einfach unbehelligt davon zu kommen. An der nächsten Abzweigung überlegte er wohl einen Moment zu lange, das Nächste was er spürte war ein harter Griff im Nacken. Sharrak reagierte instinktiv, drehte sich aus dem Griff herum und blickte dem entgegen, der ihn gepackt hatte während er zurückwich.

Es war dieser Nhaundar, den es wohl nicht zu interessieren schien was gerade hier geschah. Sharrak zögerte kaum, nahm die Chance wahr, die sich ihm bot und nahm die Beine in die Hand. Er stolperte jedoch über irgendetwas und fiel hart zu Boden, die Luft wurde aus seiner Lunge gepresst, seine Kopfschmerzen wurden wieder schlimmer, seine Handgelenke... er wollte gar nicht daran denken, der durchdringende Schmerz reichte ihm aus.

Sharrak wollte sich wieder aufrichten, sackte aber wieder zusammen, als ihm brutal in die Rippen getreten wurde. Vor Schmerz stöhnend blickte er zu dem Drow auf, der ihn aus kalten roten Augen ansah. Soweit die Farbe rot überhaupt kalt wirken konnte.

"Wo willst du denn hin?", meinte er kalt und zog den jungen Drow mit einem kräftigen Ruck am Arm auf die Beine, um ihn im nächsten Moment, wieder einmal, hinter sich her zu zerren. Allerdings wieder zurück. Zurück zu dem Raum den er vorhin hinter sich gelassen hatte....



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