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Gnadenlose Realität

Zu viele Fuß unter der Erde.
von

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Trübe Gedanken

Stille hatte sich zwischen den beiden Elfen ausgebreitet, sie hatte nichts Unangenehmes.

Man hörte das muntere Zirpen der Grillen im hohen, von der Sonne beschienenen Gras.

Das leise Rauschen des Windes und die an das flache Ufer schlagenden Wellen des Sees, der durch die zarte Brise in Aufruhr geriet.

Sogar das entfernte Zwitschern der Vögel drang durch die spätsommerliche Hitze an die Ohren des Dunkelelfen. Der Tag ging langsam zu Ende.

Die Sonne war noch immer kräftig, jedoch neigte sie sich dem Horizont entgegen.

Wenn er genau hinhörte, vernahm er das leise Atmen des Waldelfen der neben ihm im Gras lag. Anirion war vor einer Weile eingeschlafen.

Sharrak warf einen Blick zu eben jenem und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

Er liebte es den Anderen so zu sehen. Dass er das Vertrauen zu ihm neben ihm einzuschlafen, bereitete dem Dunkelelfen ein merkwürdiges Gefühl, aber kein Schlechtes.

Diese Momente waren selten geworden. Früher als er noch kleiner war hatte er dies öfters zu Gesicht bekommen. Aber seitdem sein Bruder damit begonnen hatte ihm Unterricht zu geben, wurde seine Freizeit zunehmend geringer.

Er bekam den Schwertkampf der Drow beigebracht, immerhin durfte er in seinem zukünftigen Umfeld nicht durch die Kampfweise der Oberflächenelfen auffallen, die er ebenso beherrschte.

Zwar nicht zur Perfektion, davon war er noch weit entfernt, aber in ihren Grundzügen.

Im Grunde wusste niemand so genau, wie es für ihn werden würde.

Man konnte nur spekulieren und ihm so viele Tipps und Ratschläge erteilen, dass sein Kopf von dessen Umfang zu platzen drohte.

Calaghar gab ihm die Meisten, denn immerhin war er unter den Drow groß geworden und verstand sie besser als die ganze Siedlung. Er hatte Ahnung von Intrigen und den Machtspielchen die dort an der Tagesordnung waren.

Seufzend drehte sich Sharrak wieder auf den Rücken und sah in den Himmel.

Am Horizont begann ein oranges Leuchten, was sich langsam ausbreitete.
 

Nach einer Weile entschloss er sich den Anderen zu wecken der noch immer schlief.

Sharrak drückte dem Waldelfen vorsichtig die Schulter.

Sofort war Anirion wach und blickte in die unterschiedlichen Augen Sharraks.

„Wir sollten uns anziehen und wieder zurückgehen, oder meinst du nicht?“, fragte dieser und lächelte sanft. Der Elf sah sich kurz um, wobei sein Blick am Horizont hängen blieb.

„Ja wäre besser“, erklang die leise Stimme des gerade Geweckten.

Er erhob sich und ging zu seiner Kleidung, die er sich nun wieder anzog.

Sharrak tat es ihm gleich.

Wenig später hatten beide wieder ihre Sachen am Leib und machten sich zusammen auf den Rückweg in die Siedlung.
 

Reges treiben herrschte zwischen den einzelnen Gebäuden.

Viele Elfen genossen den Sonnenuntergang und gingen nun ihrer Arbeit nach, da es jetzt kühler war. Sharrak beobachtete besonders interessiert, wie die Schmiedin der Siedlung ein neues Schwert formte.

Er war schon immer von diesem Handwerk fasziniert gewesen, konnte es aber nicht erlernen, weil sein Bruder ihn für seinen Auftrag ausgebildet hatte.

Genau genommen hatte der Dunkelelf kaum je eine Wahl gehabt, als er das Alter erreicht hatte, um mit dem Schwertkampf zu beginnen.
 

Anirion zog ihn weiter, als er Anstalten machte stehen zu bleiben.

„Komm schon, Calaghar wartet sicher schon auf dich.“

Sharrak nickte einfach nur, noch einen kurzen Blick auf die Schmiedin werfend, die ihm kurz zulächelte.

Wenig später waren sie wieder bei dem Häuschen angekommen, was sie zu viert bewohnten.

Anidia stand in der kleinen Küche und bereitete etwas vor was sie zu Abend essen konnten.

Als sie die Zwei erblickte breitete sich ein Lächeln auf ihren Zügen aus.

„Da hat dich Anirion wohl wieder zurückgeholt … Das hat aber lang gedauert? Was habt ihr gemacht?“, wollte sie wissen, woraufhin sich bei dem jungen Waldelfen eine leichte Röte im Gesicht abzeichnete.
 

Sharrak grinste kurz.

„Wir waren baden….“, sagte er und schob den Elfen aus der Küche und in das angrenzende Zimmer in dem Calaghar an seinem Schreibtisch über ein paar Papiere gebeugt saß.

Er blickte auf und musterte die beiden Hereinkommenden.

„Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte er Sharrak.

Ein Nicken erhielt er als Antwort.

„Das heißt aber nicht, dass es mir jetzt passt.“, erwiderte der Jüngere.

Calaghar zuckte kurz mit den Schultern.

„Aber es würde uns einen großen Dienst erweisen. Du kommst nicht drum herum.“, sagte der Ältere und lächelte gequält.

„Es kommt sonst niemand weiter in Frage … nimm diese Aufgabe mit Stolz und Würde entgegen.“ Sharrak seufzte leise.

„Ich sehe es auch als Ehre an … im Namen von Corellon und auch zum Wohle unserer Siedlung … Aber das ändert nichts an meinem Unwillen dem Gegenüber, aber ich werde mein Bestmögliches geben …“

Abermals seufzte der junge Dunkelelf und musterte seinen Bruder.

„Hast du inzwischen eine Idee, wie ich überhaupt nach Menzoberranzan komme?“

„Eine Variante wäre die, die ich genutzt hatte, um aus Menzoberranzan zu fliehen.

Aber ob diese funktioniert ist fragwürdig. Eine Andere wäre im Moment nicht wirklich möglich, da die Überfälle auf die Siedlungen aufgehört haben …., sonst hätte ich dich vielleicht den angreifenden Drow-Soldaten unterjubeln können, ohne dass sie es bemerkt hätten.“, sagte Calaghar etwas nachdenklich und legte die Feder beiseite, die er bis eben noch in der Hand gehalten hatte.

Schnell hatte er den Papierstapel etwas geordnet und stand auf.

„Bevor es überhaupt erst einmal so weit ist müssen noch einige Vorbereitungen getroffen werden.“, fuhr er fort und lächelte Anidia entgegen, die mit einer Obstschale in das Zimmer trat. Seufzend nahm sich Sharrak etwas von dem Obst und setzte sich auf eines der Sitzkissen die auf dem Boden lagen.

„Was muss denn alles vorbereitet werden, damit ich diese mir mehr als nur unwillkommene Aufgabe hinter mich bringen kann?“, fing er an und sah seinem Bruder in die Augen.

„Wir müssen schauen, was du mitnehmen kannst ohne groß Aufsehen zu erregen, zudem brauchst du eine passende Ausrüstung … Am besten geeignet ist sicherlich meine Alte, jedoch ohne Hausemblem. Ich müsste erst einmal nachsehen, ob sie noch intakt ist. Passen müsste sie dir, da wir beide ungefähr dieselbe Größe haben.“, erwiderte Calaghar auf die gestellte Frage und setzte sich ebenfalls auf eines der Kissen und nahm sich etwas Obst.
 

Die Stimmung im Raum war zu dem Moment nicht die Beste, was besonders Anidia störte, da sie ein von Grund auf fröhliches Wesen besaß.

„Mir geht die Ganze Sache langsam etwas auf die Nerven, mag sie auch noch so wichtig sein. Können wir das nicht erst einmal auf Morgen verschieben, immerhin haben wir noch genügend Zeit.“, erhob sie ihre Stimme und lächelte kurz in die Runde.

Nickend stimmte Anirion zu. „Ja, hatten wir heute nicht schon genug dicke Luft?“, fragte er und sah dabei besonders Sharrak und Calaghar an. Die beiden Angesprochenen zuckten synchron mit den Schultern und grinsten.

„Wir versuchen es!“, ergriff Calaghar das Wort und biss in ein Stück Apfel.

Sharrak nickte und begann nun ebenfalls zu Essen.
 

Nach dem kleinen Abendbrot stand noch etwas Training für den jüngeren Dunkelelfen an.

Er und sein Bruder begaben sich nach draußen zu dem kleinen Trainingsplatz, der sich in der Siedlung befand. Es war bereits dunkel, jedoch sahen Elfen, besonders Dunkelelfen in der Nacht hervorragend, weswegen es sie nicht störte.

Anirion war ebenfalls dabei, er hatte schon immer gern dabei zugesehen. Er selbst war begabter mit dem Bogen, als mit dem Schwert.

Auch andere Elfen kamen herbei und sahen dem allabendlichen Ritual zu.

Es war wirklich spannend zu sehen, wie Dunkelelfen kämpften, auch wenn Sharrak das noch nicht zu Perfektion beherrschte.

Niemand achtete auf irgendwelche Regeln, man konnte alle Tricks und Kniffe anwenden, die einem so in den Sinn kamen und so konnte man nie genau voraussagen wer nun gewann oder nicht. Drow kämpften nicht ehrenhaft und das versuchte Calaghar dem Kleineren einzutrichtern, was am Anfang sehr schwer gewesen war, da Sharrak einen starken Gerechtigkeitssinn besaß. Aber inzwischen schlug er sich nicht schlecht und hatte seinem Bruder einiges entgegenzusetzen, da er sehr gewitzt war.
 

Sharrak attackierte seinen Gegner immer wieder von allen möglichen Stellungen aus und versuchte die Deckung seines Bruders zu durchbrechen. Dieser hatte eine Hervorragende, doch war sie einmal durchbrochen war es nicht besonders schwer ihn zu besiegen. Aber auch nur, da Sharrak seine Technik durchschaut hatte. Bei anderen Gegnern hatte er dann sicher schlechtere Karten, seine Probleme lagen vor allem noch darin seinen Feind zu analysieren, seine Technik zu durchschauen, aber dies war schon besser geworden. Schließlich unterlief seinem Bruder ein Fehler, der ihm selten unterlief, eigentlich nur dann, wenn Anidia auftauchte. Er war abgelenkt.

Dies ließ der jüngere Dunkelelf nicht ungenutzt und attackierte seinen Bruder geschickt, der etwas überrascht war und nun nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte.

Grinsend entwand Sharrak das Langschwert seinen Händen und es landete auf dem sandigen Boden.

„Bruder, du solltest dich auf den Kampf konzentrieren und nicht auf deine Angebetete.“, sagte er und hielt seine Klinge in einigem Abstand auf die Brust Calaghars.

Dieser lächelte und nickte schuldbewusst.

Dann wuschelte er dem kaum Kleineren durch die Haare und erklärte das Training für heute für beendet. Calaghar ging lächelnd zu Anidia. Sharrak kannte die beiden nur so, sie wirkten immer wie frisch verliebt. Er fragte sich wie sie das fertig brachten.
 

Die meisten Schaulustigen verabschiedeten sich und zogen sich in ihre Häuser zurück.

Nur einige blieben noch da, in einer Unterhaltung gefangen. Auch Anirion war noch da.

Er sah dabei zu wie Sharrak noch etwas allein trainierte. Nach einer ganzen Zeit kam er auf das Trainingsfeld und ging auf den Dunkelelfen zu, der in seiner Übung inne hielt.

„Was ist los?“, fragte er den Älteren und lächelte.

„Ich möchte nicht, dass du in das Unterreich gehst!“, kam es dem Blauhaarigen schnell, beinahe undeutlich über die Lippen.

„Ich möchte es auch nicht, aber ich tue es nicht für mich, sondern für alle hier. Die Drow planen sicher etwas, Lolth plant etwas, sonst hätten die Angriffe nicht so plötzlich aufgehört, vielleicht ist auch nichts, aber ich spüre, dass etwas Großes auf uns zukommen wird. Ich muss gehen!“, sagte Sharrak und musterte den Anderen genau, der beinahe genauso groß war.

Wortlos blickte er Anirion in die grünen Augen, die sich dieses Mal nicht abwandten.

Es war schwer für ihn, besonders da er all die zurücklassen musste, die er liebte und es ungewiss war, wann er sie wieder sah. Zumindest würde es möglich sein Nachrichten zu übermitteln. Verschlüsselt zwar, aber es war möglich.

Plötzlich spürte er die Wärme Anirions nah bei sich, der Waldelf hatte ihn umarmt und drückte ihn nun fest an sich. Sharrak erwiderte die Umarmung und drückte seine Nase in die Haare des Anderen um seinen Geruch zu genießen.

„Lass mich nicht allein!“, erklang nun Anirions leise Stimme.

Es war schwer für den Dunkelelfen nicht das Gewünschte zu äußern. Er biss sich auf die Unterlippe und unterband so die Antwort, die ihm beinahe herausgerutscht wäre.

Er strich dem Anderen über den Rücken als Sharrak spürte wie Anirion zu weinen anfing.

„Komm beruhig dich! Noch bin ich nicht weg!“, versuchte der Jüngere den Älteren zu beruhigen was nicht recht klappen wollte.

Also blieb er bei ihm und tröstete ihn nur mit seiner Gegenwart, Worte hätten alles in dieser Situation nur verschlimmert.
 

Anirion hatte sich nur schwer wieder beruhigt und so kamen sie beide später als sonst ins Bett um sich Ruhe zu gönnen. Der Waldelf wollte nicht mehr allein sein und so nahm ihn der Jüngere mit in sein Zimmer. Sharrak gönnte sich erst Ruhe, als Anirion seine gefunden hatte.
 

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Zufrieden sah sich Tarantar in der „Ruine“ eines ehemaligen Hauses um.

Es war noch gut erhalten, dafür dass es einige Jahrzehnte außer Betrieb gewesen und einer Zwistigkeit zum Opfer gefallen war.

Zumal eignete es sich hervorragend als Hauptquartier seiner kleinen Verschwörung gegenüber dieser herumkommandierenden Frauen. Auch aufgrund der Lage im Stadtteil West Wall.

Seid einiger Zeit waren hier schon einige Männer am Werk um die inneren Bereiche wieder herzurichten, so dass nach Außen hin nicht auffiel, dass auch hier wieder Leben herrschte.

Das Haus war recht groß und bot viel Platz für allerlei Dinge und auch Drow, die die vorherrschende Regierung Menzoberranzans verabscheuten.

Die Arbeiten waren beinahe abgeschlossen und alles wurde so erledigt, wie er es angeordnet hatte. Den Männern ging es hier um einiges besser als in ihrem ehemaligen Umfeld, einige waren noch immer in ihren Häusern, um den Plan von Tarantar erfolgreich voranbringen zu können. Er selbst war nicht mehr in seinem Haus, er hatte seinen Tod geschickt vorgetäuscht, um nun aus dem Schatten heraus agieren zu können. Er hatte sogar einige Männer in Bregan D‘aerthe eingeschleust, damit dieses Söldnerpack ihm nicht dazwischen funkte, sollten sie einen Auftrag für irgendeine Oberin annehmen. Dies war jedoch kein leichtes Unterfangen, da Jarlaxle seine Augen und Ohren überall zu haben schien.

Zumindest war nun ein Anfang geschaffen …



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