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Schlangenherz und Löwenmähne

von

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Nicht ein Wort

Der nächste Morgen kam geruhsam auf, ließ die herbstliche Sonne in voller Pracht durch die alten Fenster scheinen. Draco, der noch tief und fest schlief, wurde jedoch nicht von der schönen Morgenröte geweckt; es war Crabbe, der ausversehen gegen Draco's Bettpfosten stieß und somit einen Tumult auslöste. Nur kurz fauchte Draco ihn an; er fühlte sich auf eine Art und Weise richtig verkatert und so schlapp, als hätte er jahrelang nicht geschlafen. Das, was er gestern Nacht erlebt hatte, saß im wie ein brennender Holzscheit tief im Gedächtnis. Jedoch versuchte er, nicht an die Szenen zu denken, nicht an die Gefühle, nicht an die leichten, etwas brennenden Abdrücke, die ihre Fingernägel auf seinem Hals und seinem Gesicht hinterlassen hatten; auch dachte er nicht an diesen Geruch. Er schüttelte es einfach weg, setzte sein am meisten miesgelauntes Gesicht auf und ging hinunter in die Große Halle, nicht ohne vorher noch drei Erstklässler so sehr anzufauchen, dass einer von ihnen in Tränen ausbrach.

Sein Frühstück schmeckte ihm nicht. Sein Blick, der sowieso schon sehr düster war, verdunkelte sich noch mehr, als er Hermine Grangers Blick auffing, beide jedoch hastig wegsahen. Eine Sekunde später sah er sie unsicher über einen von Potters Witzen lachen. Heiße Wut und Hass füllten seinen Körper; er war ein Slytherin, verdammt, das gestern hatte nicht sein dürfen. Ein Schlammblut? Was hätte sein Vater nur gesagt? Das hätte er niemals erlaubt. Nie im Leben - und eine Ohrfeige und Hausarrest hätte es sowieso gehagelt. Doch das war nicht nur der einzige Grund seiner hagelnden Wut auf das gestrige Ereignis- es war einfach SIE.

Er fühlte sich dreckig, benutzt, verschmutzt. Es ließ sich in keinerlei Geste abschütteln. Selbst wenn er mit anderen hübschen Mädchen flirtete, mit Pansy vor allem, ging dieses widerliche, haftende Gefühl einfach nicht weg.

Als die ganzen Unterrichtsstunden endeten, war er auf dem Tiefpunkt seiner Laune. Um niemandem mehr zu begegnen, verbannte er sich selbst in den Raum der Wünsche, den er erst vor kurzem gefunden hatte, zu seiner großen Erleichterung. Es war ein Raum angefüllt mit tausenden und abertausenden Gegenstände, die meisten überaus verboten; und genau diesen Raum brauchte er, um seine Entdeckung aus dem Buch eventuell ausfindig zu machen. Der Raum war jedoch so groß, dass er nicht einmal ansatzweise die Hälfte geschafft hatte. Und auch heute zog er sich hierhin zurück und ging Reihe um Reihe, Artefakt und Möbelstück, Drachenhäute und andere Dinge durch, um das zu finden, was er zu begehren suchte.

Es dauerte gefühlte Stunden, und auch heute war er nicht fündig geworden. Tausend schwarzmagische Gegenstände, und keiner davon war für sein Vorhaben geeignet. Es war frustrierend. Er mied die Bibliothek, machte keine Hausaufgaben und stahl sich, sobald er im Schlafsaal war, in sein Bett.

Am nächsten Tag wiederholte er die Prozedur, am übernächsten wieder. Schließlich fand er einen Gegenstand, der wie ein alter Schrank aussah; jedoch im Inneren nahezu komplett hohl war. Er wusste es auf den ersten Blick- das war das Verschwindekabinett. Ein unglaubliches Freudegefühl stieg glühend in ihm auf; es war wie ein Feuer, das plötzlich in ihm loderte. Erfolg, schrie sein Herz innerlich, und sogleich machte er sich daran, es zu untersuchen und zu überprüfen, ob es überhaupt funktionstüchtig war.

Als er aus dem Raum der Wünsche an diesem Abend entschwand, mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und ein wenig Schmutz und Staub im Gesicht und den Klamotten, aber überaus glücklich und gutgelaunt, machte er sich auf den Weg in die Slytherin Gemächer; er war sich sicher, dass er diese Nacht ausgezeichnet schlafen würde.

„Anscheinend viel zu tun gehabt, was?“

Er brauchte sich nicht in dem leeren Gang umzudrehen, um zu wissen, wer dort an ein Fenster gelehnt stand und die kühle Abenddämmerung hinaus starrte. Ihre Stimme klang etwas müde, ein wenig schief. Obwohl er sich innerlich dagegen sträubte, blieb er stehen, drehte sich auf der Achse um und sah sie an; auf sie zu kam er jedoch nicht.

„Ja, komisch, dass alles soviel besser läuft, seitdem wir uns mal zwei Tage nicht gesehen haben, Granger.“

Sie wandte den Blick vom Fenster ab und zu ihm; in ihren Augen spiegelte sich etwas wie Angst. Wovor?, dachte Draco kurz, er verschränkte jedoch nur die Arme vor der Brust. Ihm entging nicht, dass Hermine Grangers Blick von seinem Gesicht zu seiner Brust und seinen schmutzigen Unterarmen glitt, wenn auch nur kurz- ihre aufsteigende Röte auf den Wangen und ihr Biss auf die Unterlippe sagten jedoch für Draco aus, dass ihr gefiel, was sie sah. Draco hob eine Augenbraue an.

„Sonst noch was? Ich würde gerne mal eine Nacht schlafen gehen, wenn das möglich ist.“

Hermine Granger nickte und machte einen Schritt auf ihn zu, noch einen, und sie stand nun fast vor ihm. Draco zuckte leicht zusammen, als sich ihre Blicke im Halbdunkel des Gemäuers trafen.

„Ja, es tut mir leid wegen der Sache. Da war ich wohl nicht bei mir. Nicht, dass du denken solltest, ich fände Gefallen an dir... Nein. Es war lediglich aus Wut. Wir können uns ab jetzt gerne aus dem Weg gehen. Draco.“

Sie betonte seinen Namen auf eine Art und Weise, die ihn herausforderte; zart gehaucht und doch ein wenig spöttisch. Als sie sich an ihm vorbei schleichen wollte, hielt er sie mit einem festen Griff an ihrem Handgelenk fest. Ihr Blick glühte leicht.

„Einfach so? Du willst nach deinem... „Ausraster“ neulich... also keine weiteren.. was weiß ich?“

„Nein“, flüsterte sie.

Draco schnaubte und ließ ihr Handgelenk etwas grober los als nötig.

„Mir nur recht. Wirklich. Ist auch besser so. Nachher werden meine Eltern es noch in den Ferien riechen, dass ich in deiner Nähe war. Schlammblütergeruch mögen sie gar nicht.“

Er rechnete damit, dass sie beleidigt von dannen ging; das tat sie jedoch nicht. Ihre Augen verengten sich.

„Du bist so ein unglaubliches Arschloch, Draco Malfoy.... Du bist doch nur glücklich, wenn du andere verletzen kannst. Das ist widerlich.“

„In deinen Augen, Granger. Und wie wir alle wissen, sind es keine richtigen Augen... eher missgestaltete Muggelaugen.“

„Wow, Draco, du fährst wohl gerade dein ganzes Potential auf“, fauchte sie und wollte gehen; erneut jedoch schlossen sich Dracos Hände um ihre Unterarme.

„Du hast keine Ahnung, zu was ich fähig bin, Granger. Nicht einmal im geringsten, und das wirst du auch nie. Denn du bist wertlos. Wertlos in dieser ganzen Welt.“

Sie riss an ihren Handgelenken, er ließ sie jedoch nicht los.

„Du bist so gestört, Malfoy! Lass mich los, sonst....“

„Sonst was? Überfällst du mich wieder mit deiner ach so groben Wut?“

Bevor sie etwas erwidern konnte, ließ er sie los.

Sie kniff die Augen zusammen, während sie zusah, wie er langsam Richtung Slytherin Gemeinschaftsraum ging.

„Du bist so ein Bastard! Dann geh doch! Ich bereue es so sehr, dir diese Dinge...“

Mehr hörte er nicht.

Er war einfach gegangen, hatte sie ignoriert, hatte ihre Worte ignoriert, und versuchte schleunigst, das Pochen in seinem Herzen zu vergessen.



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