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The Angel who kills

Azrael Chronicles
von

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Let's have a nice day

„Es ist acht Uhr morgens.“, murrte Azrael und lehnte sich an den Türrahmen zum Wohnzimmer, während er an seiner Zigarette zog.

„Ich weiß.“, kam es von dem Jüngeren zurück, ehe er ihn angrinste und dann einfach mit seiner Tätigkeit weiter machte.

„Kannst du nicht später Wäsche bügeln?“, murrte der Blonde wieder und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare.

„Wenn ich es jetzt mache, hab ich später mehr Zeit und wir können irgendwas machen.“
 

Seine Augenbraue wanderte in die Höhe, da er sich fragte wann er zugestimmt hatte, mit dem Schwarzhaarigen etwas zu machen. In allererster Linie fragte er sich jedoch, warum der Jüngere überhaupt seine Klamotten bügelte.

Irgendwann vor ein paar Wochen war Yong Tae mit einem Bügelbrett und einem Bügeleisen bepackt von der Uni zurückgekommen, und hatte verlauten lassen, dass es gar nicht ginge, dass ein Auftragskiller mit Stil ungebügelte Klamotten trug.
 

Es waren fast zwölf Wochen vergangen, seit er beschlossen hatte, Yong Tae vorerst bei sich aufzunehmen bis ihm eine bessere Lösung einfiel.

Eine bessere Lösung war ihm offensichtlich nicht eingefallen, und wenn er ehrlich war, suchte er auch nicht mehr nach einer.

Irgendwann in den zwölf Wochen hatte er sich, ohne es wirklich zu bemerken, an den Jüngeren gewöhnt und sah keine Notwendigkeit mehr darin ihn los zu werden.
 

Trotzdem fand er es teilweise etwas seltsam, wie sie so zusammen lebten.

Er fuhr den Jüngeren morgens zur Uni und holte ihn wieder ab, wenn er Schluss hatte, da es ziemlich unwahrscheinlich war, dass Yong Tae angegriffen werden würde, wenn er sich in einem Lesungssaal oder auf einem überfüllten Campus befand.

Azrael selbst erledigte währenddessen andere Dinge, wie sich mit seiner Freundin Mi Hae zu treffen, diverse Besorgungen zu machen, sich mit dem Boss kurz zu schließen oder kleinere Aufträge zu erledigen, die zur Abwechslung nichts mit töten zu tun hatte.
 

Seufzend setzte er sich in Bewegung und wuschelte dem Jüngeren im Vorbeigehen durch den Iriokesenschnitt, was dieser mit einem Protestlaut kommentierte.

„Und was willst du machen?“, fragte er nach, bevor er in die Küche ging, um sich eine Tasse Kaffee zu besorgen.

„Picknick!“, rief der Schwarzhaarige zurück und Azrael zuckte zusammen, ehe er ins Wohnzimmer zurück ging und sich auf das Sofa fallen ließ, wo er sich eine der Decken über die Beine zog.
 

„Ein Picknick?“, hakte er nach den ersten paar Schlucken Kaffee nach und runzelte die Stirn, als ihn der Andere über die Schulter angrinste und nickte.

„Dir ist klar, dass Picknicks eher was für verliebte Pärchen sind, oder?“

Als Antwort bekam er unverständliches Gemurmel, das sich stark nach einigen Protesten und Verneinungen anhörte, weshalb er die Augenbraue hob, wieder einen Schluck Kaffee trank und dann murrte.
 

„Schau mir ins Gesicht und sag mir, warum du mit mir ein Picknick machen willst.“, forderte er und schob sich ein Kissen in den Rücken, während er sich weiter einkuschelte.

Seit Yong Tae bei ihm eingezogen war, hatte er die Vorzüge von 'sich einkuscheln' kennengelernt, und tat es seitdem so oft wie nur möglich. Es wirkte auf ihn irgendwie entspannend und er war nicht mehr ganz so angespannt wie sonst.
 

Als Yong Tae sich zu ihm umdrehte, heftete er seinen Blick auf dessen Gesicht und sah ihn abwartend an, während der Jüngere verbissen zurück sah.

„Na, das macht man halt so als Freunde.“

Azrael blinzelte und schwieg eine Weile, um die Information zu verarbeiten, ehe seine Augenbraue nach oben wanderte.

„Wir sind keine Freunde.“, stellte er dann kühl klar und schnalzte mit der Zunge, bevor er seine Zigarette ausdrückte, die bis zum Filter abgebrannt war, und nahm wieder einen Schluck Kaffee.
 

„Das sagst du, weil du aus irgendeinem Grund keinen an dich ranlassen willst.“

„Bitte?“

„Natürlich sind wir Freunde! Immerhin beschützt du mich, und setzt dafür sogar dein Leben aufs Spiel.“
 

Azrael verengte die Augen zu Schlitzen und knirschte mit den Zähnen, während er sich verspannte und den Jüngeren fixierte.

„Das ist mein Job. Der Boss wäre stinksauer, wenn du krepierst.“, schnaubte er.

„Punkt für dich.“

Azrael murrte bestätigend und führte wieder die Tasse zu seinen Lippen, um den restlichen Kaffee auszutrinken.
 

„Du verrätst dich bloß, wenn du mir abends über die Haare streichelst, wenn du dann endlich mal ins Bett kommst. Wobei es dann wohl eher morgens anstatt abends ist.“

Er verschluckte sich am Kaffee und hustete, ehe er wieder zu Atem kam und den Jüngeren ansah, der ihn angrinste.

„Das war dann wohl ein Punkt für mich.“
 

Der Sing-Sang mit dem Yong Tae das sagte, ließ Azrael knurren, die Tasse auf den Couchtisch knallen und sich nach hinten fallen, wo er liegen blieb.

„Ist dir das peinlich?“, fragte Yong Tae nach ein paar Minuten und er beschloss am Besten gar nicht zu reagieren und sich stattdessen tot zu stellen.

Mit mehr oder minder großem Erfolg wie er feststellte, als Yong Tae sich über ihm abstützte und dessen Gesicht seinen Blick auf die Zimmerdecke versperrte.
 

„Wieso sollte es?“

„Ich weiß nicht, du versuchst dich gerade tot zu stellen.“, gab Yong Tae leise von sich und Azrael blinzelte, als dieser die Hand in seine Haare schob.

Zwar hatte er sich daran gewöhnt, dass der Jüngere immer in seiner Nähe herum scharwenzelte und an unabsichtlichen Körperkontakt, aber dass er ihn offensiv berührte war ungewöhnlich, weshalb Azrael einfach still liegen blieb und zu ihm hoch sah.
 

„Picknick, hm?“, murrte er dann und seufzte, ehe er ein „Meinetwegen.“, von sich gab.

Yong Tae sah mit großen Augen zu ihm hinunter, ehe er durch den Raum sprang und Jubelrufe von sich gab, was den Blonden mit den Augen rollen ließ, während er sich aufrichtete.

Geschlagen stand er auf, um sich neue Klamotten zu holen und duschen zu gehen, um wenigstens ein bisschen auszusehen als hätte er genug geschlafen, bevor er in die Öffentlichkeit musste.
 


 

Hätte er gewusst, dass er eingepfercht zwischen Studenten enden würde, hätte er Yong Tae außer Gefecht gesetzt, oder sich selbst notfalls ins Bein geschossen.

So aber saß er nun mit Yong Tae und ungefähr neun anderen Leuten im Park, nahe des Einkaufszentrums, und versuchte sich normal zu benehmen.
 

Einfacher wäre es gewesen, wenn er Erfahrungen mit solchen Dingen gehabt hätte. Da er aber auf solche nicht zurückgreifen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich unbeholfen durch den Tag zu hangeln und sich an Yong Tae zu orientieren.
 

Er biss die Zähne zusammen, als ein Kerl mit Dreadlocks und bemüht gammlig aussehenden Klamotten gegen ihn rumpelte.

„Na Kumpel, was geht?“

„Nicht viel.“, murrte er und nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche, während er versuchte den Typen auf Abstand zu halten, sein Bier nicht zu verschütten und gleichzeitig seinen Mitbewohner im Auge zu behalten.
 

Wenn Yong Tae noch einmal mit so einem dämlichen Vorschlag kommen würde, würde er ihn eigenhändig in die Besenkammer sperren und nie wieder ans Tageslicht lassen.

Zwei der Mädchen, dummerweise auch noch die beiden aus der U-Bahn, hatten einen Ghettoblaster mitgebracht, aus dessen Lautsprechern laut irgendwelche Popsongs tönten, die er nicht kannte.
 

„Kumpel, du musst dich mehr entspannen!“, lachte der Typ neben ihm und legte ihm einen Arm um die Schultern, was ihn dazu brachte seine Muskeln anzuspannen.

Mit Sicherheit könnte er sich einigermaßen entspannen, wenn ihm nicht dauernd jemand auf die Pelle rücken würde, dachte er sich, sprach es jedoch nicht aus sondern gab nur einen zustimmenden Laut von sich.
 

„Hey Yung, rutsch mal!“

„Man, es ist doch sonst überall Platz.“, maulte der Kerl mit den Dreadlocks, als sich Yong Tae zwischen sie quetschte, was Azrael dazu veranlasste die Luft auszustoßen.

Es war ihm hundertmal lieber an Yong Tae zu kleben, als an einem dieser Individuen, die ihm die ganze Zeit auf den Pelz rückten.
 

„Ehrlich, du musst dich mal entspannen.“

„Das hat mir dein Freund auch schon gesagt.“, murrte Azrael zurück und der Jüngere grinste nur schief, während er sich Azrael's Bierflasche angelte und einen Schluck daraus nahm.

Er ließ es sich gefallen und hoffte, dass das Ganze bald zu Ende sein möge und er wieder nach Hause in gewohnte Gefilde konnte.
 

Dem war natürlich nicht so.

Anstatt irgendwann nach Hause gehen zu können, wurde er zuerst dazu gezwungen Basketball zu spielen.

Aufgrund seines Jobs hatte er es mit dem Zielen auf den Korb relativ leicht, er musste lediglich herausfinden, wie weit seine Wurfweite reichte. Aber nachdem das einmal geschafft war, punktete er brav für sein Team, das aus dem seltsamen Typen mit den Dreadlocks, der blondierten aus der U-Bahn und einem anderen Mädchen, das er nicht zuordnen konnte, bestand.
 

Die Beglückwünschungen und Freudenrufe nach dem Spiel waren ihm etwas peinlich, genauso wie er es irgendwie unangebracht fand, sich die ganze Zeit von den Mädchen drücken lassen zu müssen, aber er ließ es über sich ergehen.

Er hatte seine Waffen zu Hause, auch wenn er ohne diese locker mit diesen Knuddelattacken fertig geworden wäre. Und wenn er ehrlich war, störte es ihn zwar, aber nicht so sehr, dass er aus der Haut fahren würde. Es war ihm lediglich unangenehm.
 

Anstatt etwas dagegen zu unternehmen und ihm zu helfen, grinste Yong Tae lediglich, was ihm gedankliche Verwünschungen von Azrael einbrachte.

Und so was bezeichnete sich selbst als seinen Freund, rührte aber keinen Finger, um ihn vor Knuddelattacken zu schützen.

Bei Gelegenheit sollte er mal ein ernsthaftes Wort mit dem Jüngeren sprechen und ihn darüber in Kenntnis setzen, dass er ihn töten würde, wenn er es noch einmal wagte, sich als seinen Freund zu betiteln.
 


 

Und irgendwie waren sie nach dem Spiel und einigen Stunden bei lauter Popmusik, in einer Bar gelandet.

Azrael hatte es aufgegeben, irgendwas zu hinterfragen oder dem ganzen auf den Grund zu gehen, und begnügte sich stattdessen damit mehr über die heutige 'Jugend' herauszufinden, zu der er rein vom Alter her, irgendwie auch noch gehörte.
 

Die heutige Jugend feierte gern, stand auf Supermodels, guckte sich sinnlose Serien im Fernsehen an, verbrachte die meiste Zeit auf Facebook, wo sie ihr Privatleben platt trat und ging mit dem neusten Trend, woraus immer der bestehen mochte.

Bei genauerer Betrachtung stellte Azrael fest, dass er eigentlich nichts mit ihnen zu tun hatte.

Kein Wunder also, dass ihm Yong Tae vorkam wie von einem anderen Stern, und er die Dinge, die dieser tat zum größten Teil nicht verstand.
 

Also hatte er sich auf die Fragen von den Anderen irgendwas aus den Fingern gesaugt, was einigermaßen glaubwürdig klang.

Er kam also ursprünglich aus Nordkorea, wo er bei seiner Tante auf dem Land aufgewachsen war, die die Schädlingsbekämpfungsfirma ihres verstorbenen Mannes weiter führte. Er hatte einen normalen Schulabschluss und studierte nicht, stattdessen leitete er die Filiale der Schädlingsbekämpfungsfirma hier in Seoul, und hatte reichlich Aufträge.

Er hörte hauptsächlich Visual Kei und J-Rock, sowie Lieder von alten Größen wie The Kiss, ACDC und Nirvana, lebte im Moment mit Yong Tae zusammen, nachdem dessen Wohnung wegen eines Kurzschlusses niedergebrannt war, und war ansonsten ein gewöhnlicher fünfundzwanzigjähriger.
 

Natürlich war sein Alter gelogen wie der Rest auch, abgesehen von der Tatsache, dass er mit Yong Tae zusammenlebte, aber wenn man in diesem Metier aufgewachsen war, wurde man erfinderisch und lernte, die jeweilige Vita herunterzubeten.

Bei seiner Freundin Mi Hae war das natürlich eine Andere, aber das spielte keine Rolle.
 

Azrael hob eine Augenbraue und sah Yong Tae an, als dieser sich verschwitzt und schwer atmend neben ihn fallen ließ und in die weichen Polster der Sitzecke sank.

Ohne irgendwas zu sagen, hielt Azrael ihm seine Cola hin, die der Jüngere ohne zu zögern nahm und in einem Zug austrank, ehe er sich immer noch schwer atmend wieder zurück lehnte.
 

„Vielleicht sollte ich dir fairerweise sagen, dass dich nicht wiederbeleben kann, wenn du dehydrierst und einen Herzstillstand erleidest.“, eröffnete er das Wort, bevor er sich eine Zigarette ansteckte und den Rauch in die Luft blies.

„Also krieg ich keine Mund-zu-Mund-Beatmung?“
 

Der Blick des Blonden wanderte wieder zu dem Jüngeren, ehe seine Augenbraue nach oben zuckte.

„Wie viel hast du heute schon getrunken?“, stellte er die Frage, die sich ihm gerade auftat, und zog wieder an seiner Zigarette.

„Mh...n'bisschen.“

Er stieß den Rauch in die Luft und lehnte sich zu Yong Tae rüber.

Auch ohne den Jüngeren aufzufordern ihn anzuhauchen, konnte er riechen, dass dieser definitiv genug für heute hatte.

„Wir sollten gehen.“, stellte er dann fest und setzte sich wieder gerade hin, ehe sein Blick durch den Club wanderte.
 

Als er keine Antwort bekam, sah er wieder zu seinem Schützling und ein Zucken ging durch seinen Körper, als der Schwarzhaarige sich auf der Sitzbank lang machte und seinen Kopf auf Azrael's Oberschenkeln ablegte.
 

Seine Muskeln standen unter Strom und er starrte auf den Jüngeren hinunter, der die Augen halb geschlossen hatte und das Treiben auf der Tanzfläche beobachtete.

Wo genau die anderen Studenten geblieben waren, war Azrael entgangen, und um ehrlich zu sein war es ihm auch egal.
 

Er nahm erneut einen Zug von seiner Zigarette, legte den Kopf leicht in den Nacken und blies den Rauch als Ringe in die Luft.

„Warum siehst du eigentlich immer gut aus, egal was du gerade machst?“

Sein Blick wanderte wieder zu Yong Tae, der zu ihm nach oben sah, und Azrael stieß genervt die Luft aus.

„Wir gehen jetzt! Du bist total dicht!“, murrte er und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus während er mit seinem Bein auf und ab wippte, um den Schwarzhaarigen dazu zu bewegen, sich endlich wieder hinzusetzen.
 

„Müssen wir?“, jammerte der Jüngere und Azrael gab ein bestätigendes Murren von sich, ehe er die Hände auf Yong Tae's Schultern legte und ihn in eine sitzende Position schob, ehe er die Sitzbank entlang rutschte und den Jüngeren dabei vor sich her schob.

Als sie das Ende der Bank erreicht hatten, stand der Schwarzhaarige auf, schwankte etwas, fand aber sein Gleichgewicht relativ schnell wieder, was Azrael aufatmen ließ.

Vielleicht war Yong Tae gar nicht so betrunken wie er dachte.
 

Azrael ließ seinen Blick noch einmal durch den Club schweifen, konnte aber immer noch keinen der Anderen entdecken, weshalb er entschied, dass es nicht so schlimm war, wenn sie einfach die Biege machten.

Er lotste den Schwarzhaarigen aus dem Club und war froh Luft einatmen zu können, die nicht total stickig und mit den verschiedensten Gerüchen angereichert war.
 

Zusammen gingen sie die Straße entlang, wobei er darauf achtete, dass Yong Tae nirgendwo dagegen lief, und nebenher die Straßen und Gassen sowie die Passanten im Auge behielt.

Er fixierte gerade einen schwarzen Geländewagen der vorbei fuhr mit einer Blondine am Steuer, als er hinter sich ein lautes Geräusch hörte und herum wirbelte, nur um zu sehen wie sein Schützling an einem Laternenmasten klebte.
 

Ein Seufzen verließ seine Lippen, während der Jüngere einen Schwall Schimpfwörter von sich gab und unsicher stehen blieb.

„Du bist blau wie der Ozean.“, seufzte der Blonde und ging zu dem Jungen zurück, wo er ihm die Hand hinhielt.
 

„Ich darf?“, hakte Yong Tae nach, und er murrte.

„Ernsthaft?“

„Ja, doch!“, fauchte der Blonde etwas lauter und packte die Hand des Anderen, ehe er sich wieder in Bewegung setzte und ihn somit hinter sich her zog.
 

„War das für dich heute okay?“, kam es nach einer Weile des Schweigens von dem Schwarzhaarigen, und er blickte ihn aus dem Augenwinkel an, während er kurz darüber nachdachte.

„Mh.“, gab er bestätigend von sich, da es tatsächlich nicht so schlimm war, wie er angenommen hatte.

„Würdest du...vielleicht nochmal mitgehen?“
 

Vermutlich war Yong Tae der einzige Mensch auf dieser Welt, der ihn sprachlos machen konnte, weshalb er erst einmal nichts sagte.

Auch dann nicht, als der Griff um seine Hand fester wurde und sich die andere Hand des Jüngeren an seinen Oberarm heftete.

„Vielleicht.“

Das war vermutlich die beste Antwort, die Yong Tae von ihm bekommen konnte.
 

Den Rest des Weges schwiegen sie, und Azrael sah auch keinen wirklichen Grund darin, etwas dagegen zu unternehmen.

Das Einzige das er noch wollte, war den Jüngeren ins Bett zu werfen und dann selbst runterkommen, bis er irgendwann schlafen ging.
 

Nachdem er die Schlüssel auf die Kommode und die Jacke an die Garderobe geworfen hatte, schob er den Schwarzhaarigen vor sich her ins Schlafzimmer, und dirigierte ihn zum Bett, wo er ihn zwang, sich hinzusetzen.

Murrend streifte er ihm die Schuhe ab und schob ihn dann so ins Bett, dass er ihn zudecken konnte.

Vermutlich hätte er ihm auch noch aus den Klamotten helfen sollen, aber so eine enge Verbindung hatten sie nun auch wieder nicht, und der Junge würde nicht sterben, wenn er eine Nacht in seinen Klamotten schlief.
 

Er verließ das Schlafzimmer und ging in die Küche, wo er sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank holte und diese öffnete.

Kurz überlegte Azrael, es sich im Wohnzimmer gemütlich zu machen und sinnlos durch die Fernsehprogramme zu zappen, entschied sich dann jedoch doch für das Schlafzimmer.

Dort streifte er sich die Schuhe von den Füßen und ließ sich auf seine Bettseite fallen, nachdem er die Flasche auf dem Nachttisch abgestellt und seine Waffen aus der Nachttischschublade gezogen und sie daneben abgelegt hatte.
 

„Du liebst sie wirklich sehr.“, nuschelte es hinter ihm.

Er biss die Zähne zusammen, da ihm ein Schauer über den Rücken lief, da ein warmer Atem über seinen Nacken streifte, während er ein Stück wegrutschte und über seine Schulter hinweg den Jüngeren musterte. Wie schon angenommen, lag dieser zur Hälfte auf Azrael's Betthälfte und sah ihn an, ehe er „Deine Waffen.“, hinterher schob und Azrael murrte bestätigend.
 

Azrael drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf, bevor er so hinrutschte, dass er sich an das Betthaupt lehnen konnte, und sich seine Flasche griff, aus der er ein paar Schlucke nahm.

Kurz darauf zündete er sich eine Zigarette an und stieß den Rauch durch die Nase aus, während er die Zimmerdecke musterte.
 

„Danke.“

Dieses kleine Wort veranlasste ihn dazu seinen Kopf zu drehen, und den Jüngeren anzusehen, der immer noch halb auf seiner Seite lag und ihn ansah, ehe er die Stirn runzelte.

Er verstand gerade nicht, wofür sich der Andere bedankte, und war deshalb verwirrt.

So verwirrt, dass er erst merkte, dass er sich bewegte als es schon zu spät war, und er Yong Tae kurz durch die Haare fuhr.

Sofort zog er seine Hand zurück und murrte ein „Wofür?“, bevor er ein paar Schlucke aus seiner Flasche nahm und wieder an seiner Zigarette zog.
 

„Dass du das heute mitgemacht hast. UND dass du deine Waffen daheim gelassen hast.“

Der Blick des Blonden wanderte wieder zu Yong Tae, und er zog wieder an seiner Zigarette, ehe er diese seufzend im Aschenbecher ausdrückte, obwohl sie erst zur Hälfte aufgeraucht war.

„Gern geschehen.“
 

Vielleicht war es ganz in Ordnung gewesen, das mitzumachen, auch wenn er sich fühlte als hätte er vier Tage an einem Auftrag gearbeitet, ohne auch nur eine Stunde Schlaf zu bekommen.

Aber sogar er sah ein, dass er den Jungen nicht ständig in der Wohnung behalten konnte. Immerhin war dieser erst neunzehn und brauchte so etwas wie Auslauf und ein soziales Leben.

Nur weil er selbst dafür nicht geschaffen war, hieß das nicht, dass Yong Tae auch so enden musste.
 

„Das nächste Mal gehen wir aber in einen Club. Da läuft wenigstens vernünftige Musik.“

„Wir machen das wirklich wieder?“, hakte der Schwarzhaarige, nun auf einmal hellwach, nach während er so nahe rutschte, dass er beinahe auf ihm landete, weshalb Azrael das Gesicht verzog.

„Vielleicht...ja.“, gab er zu und hielt im nächsten Moment die Luft an, ehe er auf seinen Bauch hinunterschielte, auf dem es sich Yong Tae mit seinem Kopf bequem gemacht hatte.
 

„Was wird das eigentlich?“, hakte er nach einer Weile nach, und stellte seine Bierflasche auf dem Nachttisch ab.

„Ich bin betrunken.“

„Aha.“
 

Er blickte auf den Jüngeren hinunter und schwieg, bevor er dessen Kopf antippte und damit erreichte, dass Yong Tae ihn ansah.

„Geh weg, ich kann so nicht schlafen.“, gab er trocken von sich und sah den Schwarzhaarigen auffordernd an, der die Unterlippe vorschob und von ihm abrückte.
 

Azrael schaltete das Licht aus und rutschte in eine liegende Position, ehe er sich auf die Seite drehte und genervt die Luft ausstieß, als Yong Tae keine Sekunde später an seinem Rücken klebte.

Kurzzeitig überlegte er sich, ob er den Anderen gezielt aus dem Bett treten sollte, seufzte dann jedoch, als er sich dagegen entschied.

„Dir ist klar, dass du das bereuen wirst?“
 

Es war eigentlich eine rhetorische Frage, aber er spürte den Schwarzhaarigen an seinem Rücken nicken, bevor dieser anfing eine bequeme Position zu suchen.

Die Suche fand ein Ende, nachdem er einen Arm um Azrael's Taille geparkt und sein Gesicht zwischen den Schulterblättern gedrückt hatte.

„Ich kann dich nicht ausstehen.“, murrte der Blonde, bevor er die Augen schloss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-05-27T18:00:18+00:00 27.05.2015 20:00
Yong steht eindeutig auf Azrael. Ist ja echt süß mit den beiden. Yong wird aus ihm einen sozialeren Menschen machen. ganz bestimmt^^


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