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The Angel who kills

Azrael Chronicles
von

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A bit of the past

Seine Augen öffneten sich, und er versuchte sich zu orientieren.

Er lag verdreht und verrenkt im Inneren seines Wagens, die Sitze über sich, da der Wagen anscheinend auf dem Dach gelandet war.

Blut klebte an dem Armaturenbrett, dem Lenkrad und den Sitzen, also war er verletzt.
 

Er wusste nicht wo, oder wie schwer, aber um so etwas machte man sich auch erst hinterher Gedanken.

Die übriggebliebene Waffe hielt er immer noch in der linken Hand, was schon mal ein gutes Zeichen war.

Wenn er die Waffe noch halten konnte, war zumindest dieser Arm weitgehend okay und unverletzt.
 

Er versuchte sich zu bewegen, hielt inne und wimmerte durch zusammengebissene Zähne.

Irgendwas war gar nicht in Ordnung.

Oberkörper und das linke Bein schmerzten.

Das rechte Handgelenk war verdreht.

Er wollte liegen bleiben und schlafen.

War egal, ob man ihn für tot hielt oder nicht.

Jeder musste mal sterben.

Er bewegte sich trotzdem.

Biss die Zähne zusammen und kroch aus dem Wagen, die Waffe in der Hand.
 

Azrael rappelte sich vom Boden auf und blinzelte in die Sonne.

Langsam drehte er sich einmal um sich selbst, konnte von den Verfolgern jedoch niemanden ausmachen.

Sein Instinkt sagte ihm jedoch, dass an der Sache etwas faul war und stank wie faule Eier.
 

Nicht einmal der größte Amateur würde das Zielobjekt ohne Überprüfung für tot erklären. Denn es konnte immer sein, dass das Ziel, aus welchem Grund auch immer, überlebte.

Und das war schlecht.
 

Ein Blick an sich hinab bestätigte ihm, dass er in keiner blendenden Verfassung war, aber diese war wenigstens besser als angenommen.

Ein paar scharfe Scherben steckten in Beinen, Armen und Händen.

Sein rechtes Handgelenk war gebrochen, oder zumindest übel verdreht und ausgerenkt, und ihm tat sowieso alles weh.
 

Er sah sich wieder um und runzelte die Stirn, bevor er zum Rand der Grube humpelte und damit begann sich nach oben zu kämpfen, die Waffe zwischen den Zähnen.

Es tat unglaublich weh sich mit der verletzten Hand immer wieder ein Stück nach oben ziehen zu müssen, aber er gab nicht nach.

Er konnte in der Grube hocken bleiben bis ihn jemand fand, Polizei oder Attentäter-Amateur, oder er konnte hier raus, sich den Jungen schnappen und dann verschwinden.

Seine Hoffnung setzte er darauf, dass Yong Tae immer noch dort war, wo er ihn zuletzt gesehen hatte und nicht irgendwelche Dummheiten machte, für die er ihn später erschießen würde.
 

Vorsichtig ertastete er den Rand der Grube und suchte mit seinen Fingern nach Halt, ehe er sich nach oben zog und dort erst einmal sitzen blieb.

Sein Blick wanderte über das Gelände, und er spürte diese kalte Ruhe in sich aufsteigen, die ihn immer überkam wenn er im Begriff war an sein Ziel zu kommen, egal wie.

Die dunkelbraunen Augen verdunkelten sich, bis sie fast schwarz waren, und er stand in einer fließenden Bewegung auf, ehe er seine Waffe entsicherte.
 

Einer seiner Ausbilder hatte ihm nahe gelegt, gegen diese Ruhe anzukämpfen, da er der Meinung war, dass diese Ruhe Azrael die Vorsicht vor Gefahren nahm.

Angeblich würde sie ihm früher oder später schaden, aber er selbst sah das nicht so.

Die kalte Ruhe war ein Teil von ihm.

Sie ließ ihn ruhig und besonnen seine Aufträge erledigen und das immer zur vollsten Zufriedenheit seiner ehemaligen Auftraggeber und seines jetzigen Bosses.
 

Aber das was er am meisten an der Ruhe schätzte war, dass sie seine Schmerzen ausschaltete.

Wen er verletzt war, gab es nichts Besseres als diese Ruhe, da er sich bewegen konnte als wäre überhaupt nichts.

Ein Arzt der für seinen Boss arbeitete hatte die Vermutung geäußert, dass diese Ruhe, woher auch immer sie kam, die Verbindung zu seinen Nerven vorübergehend blockierte. Wie genau das funktionieren sollte wusste Azrael nicht, aber es interessierte ihn auch nicht.

Wenn er diese Ruhe hatte, spürte er keinerlei Schmerzen, zumindest so lange bis die Ruhe nachließ und die Schmerzen doppelt so stark zurückkehrten.
 

Auf dem Gelände war alles ruhig, und Azrael kniff die Augen zusammen als sein Blick auf die Container fiel, bei denen er den Jungen zurückgelassen hatte.

Irgendetwas störte ihn, weshalb er sich in Bewegung setzte und darauf zu ging.
 

Die Container standen schätzungsweise vier- bis fünfhundert Meter entfernt, was ihn die Luft ausstoßen ließ, da er im Moment wirklich nicht die geringste Lust hatte, sich in einem großen Radius zu bewegen.
 

Während er weiter ging, behielt er aus den Augenwinkeln die Umgebung im Blick, aber nichts regte sich, was er seltsam fand.

Aus fast hundert Metern Entfernung verstand er auch, was ihm komisch vorgekommen war, auch wenn er es davor nicht richtig erkannt und nur als Schatten wahr genommen hatte.
 

Der Geländewagen parkte hinter den Containern und er verlangsamte seine Schritte, während diese geschmeidiger wurden.

Er bewegte sich in einem weiten Bogen um die Container herum und spähte vorsichtig um die Ecke, die Waffe am Anschlag.
 

Die Türen des Wagen standen offen, aber weit und breit waren weder Fahrer noch Beifahrer zu sehen.

Azrael schlich weiter, einmal um den Wagen herum, sah darunter nach und blickte auch immer wieder nach oben zu den Dächern der Container. Es hätte ihn nicht im geringsten überrascht, wenn jemand auf dieselben absurden Ideen wie er selbst kommen würde, aber so jemanden hatte er bis jetzt noch nicht getroffen.

Ob das Glück oder Unglück war, dessen war er sich nicht so sicher.
 

Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte, und er schob sich vor bis zu der Lücke zwischen den Containern, in der sich Yong Tae versteckt hatte.

Die Nische war leer.

Leer, bis auf das Handy, das auf dem Boden lag.

Er bückte sich, hob es auf und schob es sich in die hintere Hosentasche, ehe er sich wieder umsah und die Stirn runzelte.
 

Ein bisschen fühlte er sich wie in einer Geisterstadt. Nur ohne Stadt und ohne Geister, stattdessen mit unfertigen Gruben und Grundmauern, zwei Killern und einem verschwundenen Job auf zwei Beinen.
 

Welche Killer ließen ein Opfer zurück ohne sicher zu gehen, dass dieses tot war, schnappten sich das Zweite und ließen den Wagen zurück?

Zu Fuß zu flüchten war so ziemlich das Dümmste das man tun konnte, es sei denn man befand sich in einer Fußgängerzone oder einem Parkhaus.
 

Er seufzte und griff nach der Leiter von einem der Container und kletterte hinauf, um sich einen besseren Überblick über das Gelände zu verschaffen.

Man ließ seinen Wagen nur zurück und kümmerte sich nicht um das erste Opfer, wenn man annehmen konnte, dass dieses eine Weile außer Gefecht war.

Und das tat man nur, wenn das zweite Opfer das eigentliche Ziel war.

>Schalte die Störquellen aus und kümmere dich um das Ziel.<, hatte ihm sein erster Ausbilder beigebracht.
 

Sein Blick blieb an den einzigen Grundmauern hängen, die bis jetzt errichtet worden waren, und er biss die Zähne zusammen, bevor er vom Container sprang.

Er wusste dass er diesen Sprung später, wenn die Schmerzen wieder zurückkehrten, bereuen würde, aber im Moment hatte er einfach keine Zeit, weshalb er zu dem Geländewagen ging.
 

Mit hochgezogener Augenbraue stellte er teils erfreut, teils fassungslos fest, dass die Schlüssel steckten, und er schüttelte missbilligend den Kopf, während er sich hinter das Lenkrad schob und den Motor anließ.

Anscheinend waren die Herren der Meinung gewesen, dass er noch länger außer Gefecht gesetzt oder tot war, wenn sie so leichtsinnig waren und den Schlüssel stecken ließen.

Wie sehr man sich doch irren konnte.
 

Langsam fuhr er an und steuerte auf die Grundmauern zu, die doch ein ganzes Stück weg waren, darauf bedacht den Wagen möglichst leise zu halten.

Beim näherkommen konnte er erkennen, dass es wirklich lediglich zwei Gegner waren, und Yong Tae eine Art Sack über dem Kopf trug.
 

Er kniete am Rand der Grube und hatte wahrscheinlich Todesangst, was aus Azrael's Sicht auch angebracht war.

Nachdem er einen Gang hochgeschaltet hatte, drückte er auf das Gaspedal und hielt auf das Grüppchen zu, wobei es ihn wunderte, dass die Männer nicht auf ihn schossen.

Andererseits kam es ihm ziemlich gelegen, da er so genauer abschätzen konnte wann er zu bremsen hatte, ohne Yong Tae in Gefahr zu bringen.

Denn wie er seinem Boss erklären sollte, dass er diesen aus Versehen überfahren hatte, wusste er nicht. Vermutlich wäre das keine erfreuliche Berichterstattung.
 

Die Männer sprangen auf die Seite, als er bremste und der Wagen knapp vor ihnen stehen blieb.

Einer von ihnen verlor das Gleichgewicht, da er zu nah am Rand der Grube stand, und stürzte hinunter, wo er mit dem Kopf voran auf dem Beton der Mauern aufschlug und reglos liegen blieb.
 

Azrael öffnete die Autotüre und zielte auf den Zweiten, betätigte den Abzug jedoch nicht.

Der Grund dafür war, dass der Mann den Jungen als Schutzschild missbrauchte, und ihm eine Waffe an den Kopf hielt.

Damit erklärte sich auch, warum Yong Tae noch lebte und sie nicht auf ihn selbst geschossen hatten.

Die Waffe in der Hand des Mannes war seine, und vermutlich hatten sie noch nicht herausgefunden, wie man sie entsicherte, wobei er sich fragte woher sie seine Waffe hatten.

Vermutlich war sie aus dem Wagen gerutscht, als dieser sich überschlagen hatte.
 

„Nimm die Waffe runter und geh einfach.“, gab der Mann von sich, während er Yong Tae weiterhin die Waffe an den Kopf hielt.

Kurz überlegte Azrael ob er ihn darauf hinweisen sollte, dass er wusste dass die Waffe nicht scharf war, ließ es aber bleiben.

Zumal er es etwas seltsam fand, dass er die Aufforderung zum gehen erhielt und keinen Schwall Morddrohungen, wie es sonst der Fall war.
 

„Geh endlich! Wir wollen bloß den Jungen!“

Er schwieg weiterhin ohne sich zu bewegen oder die Waffe zu senken.

Die Panik die sein Gegenüber versprühte war schon fast greifbar, und er fand es seltsam.

Er fand nicht viele Dinge seltsam, aber wenn sie solche Angst vor ihm hatten, hätten sie ihn erledigen sollen, bevor er sich befreien konnte.
 

„Warum habt ihr mich nicht ausgeschaltet, als ihr die Gelegenheit hattet?“

Für gewöhnlich stellte er keine Fragen, sondern nahm alles so hin wie es kam.

Doch diesmal wollte er es wissen, einfach, weil er sich den ganzen Tag schon anders verhielt als gewohnt.
 

„Der Boss will dich nicht verletzen, also hau endlich ab!“

Die Augenbraue des Blonden bewegte sich ein paar Millimeter nach oben, sein Gesicht blieb jedoch ausdruckslos, als er den Abzug zu sich heran zog und die Kugel den Lauf verließ.
 

Sie rauschte knapp an dem Kopf des Jungen vorbei, und traf den Mann genau zwischen die Augen.

Lautlos und mit offenen Augen ging er zu Boden, noch bevor Blut aus der Wunde treten konnte, und ließ dabei die Waffe fallen.
 

Azrael selbst ließ die Waffe sinken, sicherte sie, und machte einen Schritt nach vorn, ehe er einen gequälten Laut von sich gab und auf die Lippe biss.

Vorbei war es mit der kalten Ruhe, und damit auch mit der Schmerzfreiheit.

„Az?“, kam es leise unter dem Sack hervor, und er setzte sich wieder in Bewegung, ehe er vor Yong Tae in die Hocke ging.
 

Er zog ihm den Sack vom Kopf und langte um ihn herum um die Fesseln zu lösen, während der Schwarzhaarige in die Sonne blinzelte.

Kaum dass er die Fesseln gelöst hatte, schossen Yong Tae's Arme nach vorne, und drückten ihn an sich, was er mit einem Aufkeuchen kommentierte, sich aber ansonsten ruhig verhielt.
 

Schätzungsweise ein paar Sekunden, vielleicht auch eine halbe Minute, hing er in den Armen des Jungen, bevor er von diesem ruckartig weg geschoben wurde und dabei die Zähne zusammenbiss.

Er sah dem Jungen in die Augen, die ihn besorgt musterten und dann an ihm hinab wanderten, ehe sie noch großer wurden als sie sowieso schon waren.
 

„Wir müssen sofort in ein Krankenhaus!“

Azrael gab ein Murren von sich, und wischte die Hände des Jüngeren von seinen Armen, bevor er sich aufrappelte.

„Wundervolle Idee. Wir sagen dann einfach, ich bin die Treppe runtergefallen.“, kommentierte er sarkastisch und humpelte in Richtung Geländewagen.
 

„Okay, das war eine blöde Idee. Willst du etwa den Wagen nehmen? Das ist Diebstahl! Außerdem, du willst in deinem Zustand doch hoffentlich nicht noch fahren, oder?“
 

An dem Wagen angekommen, lehnte er sich dagegen, und sah den Jüngeren genervt an, was diesen verstummen ließ, während er ihn mit großen Augen ansah.

„Ich habe gerade zwei Menschen umgebracht, und du machst dir Sorgen um Diebstahl?“, stellte er eine Gegenfrage und registrierte, dass Yong Tae ihn immer noch verblüfft anstarrte, weshalb er ein „Was ist ?“, ausstieß.
 

„Du...es ist komisch, wenn du Gefühle zeigst. Du siehst dann so...na ja, normal aus.“

Er blinzelte und sah den Jungen an, und war zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich sprachlos.

„Okay, klauen wir den Wagen, aber ich fahre!“
 

Er konnte Menschen schon immer gut einschätzen, das gehörte nicht nur zu seinem Job, sondern war ein angeborenes Talent.

Nur bei Yong Tae jagte eine Überraschung die nächste, weswegen er sich langsam daran gewöhnen sollte.

Er musste lernen mit diesem Wechsel von Todesangst und Panik zu entspannt und locker umzugehen.

Wobei er sich sofort fragte warum.

Immerhin würde er Yong Tae wieder los sein, wenn sein Vater die Schulden beglichen hatte.

Sie würden keinen Kontakt mehr haben, und alles wäre wieder so wie zu dem Zeitpunkt vor ihrem Treffen.
 

Ohne irgendetwas dazu zu sagen, humpelte er zur Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz fallen.

Es dauerte auch nicht lange, bis Yong Tae sich neben ihn und hinter das Steuer setzte, ehe er ihm seine zweite Waffe unter die Nase hielt und schief grinste.
 

„An denen scheinst du echt zu hängen, also lass sie nicht einfach zurück.“

Schweigend nahm er die Waffe entgegen und legte den Gurt an, während der Junge den Motor startete und langsam von dem Grundstück rollte.
 

„Was genau sind das eigentlich für Waffen?“, kam Yong Tae auf das Thema zurück, als sie an einer Ampel standen, und Azrael sah ihn misstrauisch von der Seite her an.

Dieser schien den Blick zu bemerken, und sah ihn ebenfalls an, ehe er mit den Schultern zuckte.

„Also, sogar ich sehe, dass das kein gängiges Modell ist.“
 

Azrael's Mundwinkel zuckten und er wandte den Blick ab, um aus dem Fenster zu sehen, wo er die vorbei laufenden Menschen beobachtete.

„Sie sind auf meine Art und meinen Stil abgestimmt, haben ein gesondertes Ladesystem und einen besonderen Drall. Außerdem ist ihr Design einzigartig.“, leierte er fast hinunter und beobachtete den Jungen in der Spiegelung der Scheibe, als die Ampel auf grün schaltete und sie in den Tunnel fuhren.
 

Das Design seiner Waffen war, wie bei diesem Waffentyp üblich, Silber mit schwarzem Griff. An den Seiten jedoch, auf Höhe des Laufs, befand sich jeweils ein eingravierter Flügel. Bei einer Waffe schwarz, bei der Anderen in Gold.
 

Yong Tae sah ernst aus, und aus irgendeinem Grund holte Azrael aus, und schlug dem Jungen gegen den Oberarm, was diesen zusammenzucken ließ.

„Die Waffen hat mein dritter Ausbilder für mich gemacht. Vielleicht häng ich deswegen so daran.“

Warum er dem Anderen überhaupt etwas über sich oder seine Vergangenheit, erzählte verstand er selbst nicht.

Er hatte nur das Gefühl es tun zu müssen, und sein Gefühl trog ihn nie.
 

„Dein Dritter? Wie viele hattest du?“

Seine Mundwinkel zuckten erneut und er lehnte sich im Sitz zurück, während er Yong Tae von der Seite her ansah und seine Bewegungen beobachtete.

„Fünf.“

„Und alle hatten dieses Killerzeug drauf? Kein Wunder, dass du so gut bist.“
 

Azrael stieß die Luft aus, und sah den Anderen amüsiert an.

„Nein, nicht alle konnten dieses 'Killerzeug'. Mein dritter Ausbilder aber schon.“, antwortete er in einem amüsierten Tonfall, der ihn selbst überraschte.

Wann er sich das letzte Mal wirklich über etwas amüsiert hatte, daran konnte er sich nicht mehr erinnern.
 

Eine Weile schwiegen sie, bevor Yong Tae sich räusperte, und somit seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Erzählst du mir was darüber, oder ist das streng geheim?“.

Azrael zündete sich eine der zerdrückten Zigaretten an, die er aus der Tasche seiner Hose gezogen hatte, und ließ sich im Sitz nach unten sinken.

„So geheim, dass es außer mir keiner weiß.“
 

Er zog wieder an seiner Zigarette und stieß den Rauch in Kreisen wieder ins Wageninnere aus.

„Mein dritter Ausbilder, Astrit, war Leiter eines Teams von Killern, die unter dem Kommando der rumänischen Regierung standen. Er zählte weltweit zu den Besten und hat unzählige Aufträge erfolgreich ausgeführt. Von ihm hab ich den Umgang mit Schusswaffen jeglicher Art gelernt.“
 

„Wie habt ihr euch kennengelernt? Und wie kamst du zu den Waffen?“

Azrael blies wieder den Rauch in die Luft, und betrachtete die Autos die sie überholten, da Yong Tae anscheinend ein sehr vorsichtiger Fahrer war.
 

„Astrit hat mich in China aufgegabelt, wo ich gerade meinen...Geschäften nachgegangen bin. Ich war allein, ich war jung, ich war obdachlos und ich hatte gerade ein kleines Nest der chinesischen Mafia ausgerottet und war auf einer Art Kriegspfad. Damals hatte ich mich noch nicht so unter Kontrolle.

Vielleicht war es mehr Glück als Verstand, dass ich Astrit angegriffen habe, aber entweder tat ich ihm leid oder er sah Potential in mir. Auf jeden Fall nahm er mich die nächsten zwei Jahre unter seine Fittiche und bildete mich aus.“
 

Wieder herrschte eine Weile Stille im Wagen, und er drückte seine halb aufgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus, bevor er wieder einen kurzen Blick zu Yong Tae warf.

„Astrit war der Meinung, dass man Waffen benutzen sollte, die zu dem eigenen Stil passen. Da ich immer mit zwei Waffen arbeite, und es wirklich umständlich ist zwei Waffen gleichzeitig zu entsichern oder nachzuladen, hat er diese Spezialanfertigungen für mich gemacht.“
 

Yong Tae schwieg und er schloss kurz die Augen um die Schmerzen auszublenden, während er ein paar Mal tief durchatmete.

„Wie alt warst du, als du bei Astrit in die 'Lehre' gegangen bist? Hast du noch Kontakt zu ihm? Und wie funktionieren deine Waffen?“
 

„Neugierig bist du gar nicht, ne?“, grinste er und fuhr sich durch die Haare, während der Jüngere eine Entschuldigung murmelte, und er abwinkte.

Ihm hätte von vornherein klar sein müssen, dass er mehr als nur eine Antwort geben musste, wenn er einmal damit anfing.
 

„Ich war dreizehn als Astrit mich aufgesammelt hat, und er starb kurz vor meinem sechzehnten Geburtstag. Also habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Meine Waffen funktionieren verschieden. Wie genau, zeig ich dir vielleicht irgendwann mal.“

„Dreizehn? Wie lange zur Hölle machst du das schon?“, stieß Yong Tae laut aus, was ihn das Gesicht verziehen ließ.

„Ne ganze Weile.“

„Und wie lang ist eine ganze Weile?“, hakte der Andere trotzdem weiter nach, und Azrael rollte mit den Augen.

„Ungefähr seit ich denken kann.“, antwortete er scharf und signalisierte damit, dass für ihn das Thema beendet war.
 

„Du zeigst mir echt wie deine Waffen funktionieren?“, kam es kurz darauf aufgeregt vom Fahrersitz und Azrael schnaufte.

„Ja, und jetzt sag mir was wir hier wollen.“
 

Er verfluchte sich selbst, dass er nicht darauf geachtet hatte, wohin Yong Tae fuhr, und ging sich mit der gesunden Hand durch die Haare.

Es war eigentlich nicht seine Art sich auf jemand anderen zu verlassen und die Dinge schleifen zu lassen, aber passiert war passiert.
 

Sie standen am Straßenrand vor einem nicht gerade ansehnlichen Mietshaus, dessen unzählige Stockwerte in den Himmel ragten.

„Da wir dich nicht in ein Krankenhaus bringen können, hab ich mich für den Weg des geringsten Widerstands entschieden.“
 

Die Augenbraue des Killers wanderte wieder nach oben, und er sah den Jungen interessiert an.

„Den Weg des geringsten Widerstands?“

„Du wirst mich vermutlich ins Koma prügeln, wenn ich dich zu irgendeinem Arzt bringe. Also hab ich beschlossen dich zu Arno zu bringen. Der ist Medizinstudent im achten Semester und wird die Klappe halten.“
 

„Da macht dich was so sicher?“, hakte Azrael nach, und spielte mit dem Abzug seiner Waffe.

„Weil ich sonst der Universitätsleitung erzähle, dass er nicht nur die Höschen der Mädchen aus der Sport AG verunreinigt, sondern auch Crystal auf dem Campus vertickt. Wenn er nochmal von einer Uni fliegt, drehen ihm seine Eltern den Geldhahn zu.“
 

Kurz schwieg er, ehe er die Waffen in seinen Gürtel schob und das Oberteil darüber zog.

„Deine kriminelle Ader ist für deine gute Erziehung wirklich erstaunlich ausgeprägt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-05-03T06:10:51+00:00 03.05.2015 08:10
Yong Tae ist aber ganz schön neugierig. Aber wer hätte gedacht, das er einen Studenten kennt, der solch eine Kriminelle Tätigkeit nachgeht. Aber für zum erpressen ganz gut geeignet. Insbesondere, wenn der Medizinstudent vom Geld seiner Eltern abhängig ist und sich noch mit Drogen mehr "Taschengeld" zu verdient. Wenn das keine kriminelle Ader ist von Yong Tae. ^^
Na wer weiß. Vielleicht kann Azrael ihn ja doch noch ausbilden. Falls Yong Tae bis dahin nicht stirbt und er vielleicht noch mehr von sich und seiner kriminellen Ader zeigt. Womöglich werden sie noch Partner danach. Man weiß es nicht und ich kann auch nur Vermutungen erstellen. Und ich denke gerade auch etwas zu weit hinaus.

Gruß
Neami_Grayham. ^^


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