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The Angel who kills

Azrael Chronicles
von

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Mission Two: Start!

Er stand auf seiner Terrasse und nippte an seinem Kaffee, während er in der anderen Hand eine brennende Zigarette hielt und über die Nachbarschaft blickte.

Zwar gehörte er nicht zu der Sorte Mensch, die morgens gerne im Freien standen und durch die Gegend blickten, aber heute hatte er einfach Lust darauf gehabt.
 

Der Morgen, der eigentlich eher ein Mittag war, hatte skurril begonnen.

Zumindest hatte er für seine Verhältnisse skurril begonnen, während er für andere Menschen vermutlich absolut normal gewesen wäre.

Als er aufgewacht war, hatte Yong Tae seine Stirn an die Stelle zwischen Azrael's Schulterblättern gelehnt und klebte auch ansonsten an seiner Rückseite, was ihn das Gesicht hatte verziehen lassen.

Natürlich war nichts schlimmes daran, aber er war an so eine penetrante Nähe einfach nicht gewöhnt, weshalb er sich langsam und so leise wie nur irgendwie möglich aus dem Bett geschoben und das Schlafzimmer verlassen hatte.
 

Das Ganze war nun zwei Stunden her, in der er ziellos durch seine Wohnung gewandert war und sich immer wieder Kaffee nachgeschenkt hatte. Inzwischen war er bei der fünften Tasse angekommen.

Er war ruhig, äußerlich sowie innerlich. Ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr hatte, und das fast vergessen war.

Azrael vermutete, dass er das letzte Mal so ruhig und entspannt gewesen war, bevor sein Training zum Auftragsmörder begonnen hatte.

Woher diese Ruhe und diese Entspannung kam, konnte er allerdings nicht zuordnen. Er war aufgewacht und es war einfach so.

Und genau das war der Grund, warum er über die Nachbarschaft blickte und den Jüngeren nicht aus dem Bett trat, damit dieser endlich aufstand.
 

Er wusste, dass er nach dem Vorfall gestern dem Boss Bericht erstatten musste, aber irgendetwas hielt ihn davon ab, es sofort zu tun, obwohl das sonst nicht seine Art war.

Es gab für ihn nichts wichtigeres als seinen Job. Keine sozialen Kontakte, keine Hobbys, keine Familie, keine nennenswerten Gefühle.

Und er mochte es so, wie es war.

Azrael hatte schon früh gelernt, dass Liebe zerstören hieß, und im Endeffekt nichts Nennenswertes brachte.
 

Eine Weile noch blieb er auf der Terrasse stehen und trank den Rest von seinem Kaffee, bevor er wieder in die Wohnung ging, die Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und den Weg ins Schlafzimmer einschlug.

Leise öffnete er die Tür und seine linke Augenbraue zuckte leicht in die Höhe, als er Yong Tae noch immer schlafend vorfand.

Der einzige Unterschied zu vor ein paar Stunden war, dass der Junge inzwischen das ganze Bett einnahm und alle Viere von sich gestreckt hatte.
 

Mit einem Schnauben öffnete Azrael seine Kommode und holte sich neue Shorts und ein paar Socken heraus, ehe er das Schlafzimmer wieder verließ und das Badezimmer ansteuerte.

Er legte seine Schlafkleidung auf die Waschmaschine und stieg unter die Dusche, wobei er wie immer einen Blick in den Spiegel zu vermeiden versuchte.

Nachdem er fertig war, trocknete er sich ab und schlüpfte in Shorts sowie in die Socken und ging zurück in sein Schlafzimmer, wo er den Kleiderschrank aufriss und einen kritischen Blick hinein warf.

Nach kurzem Zögern entschied er sich für eine hellblaue, verwaschene und zerrissene Baggy sowie ein weißes und eng anliegendes Shirt.

Kaum dass er in die Hose geschlüpft war und im Begriff war diese zu schließen, hörte er hinter sich ein Rascheln und sah über seine Schulter zu Yong Tae, der sich im Bett aufgesetzt hatte und ihn verschlafen ansah.

Kurz darauf schien der Junge sich zu erinnern wo er sich befand, da er blinzelte und anfing den Mund auf und zuzuklappen, ohne das Worte diesen verließen.
 

Nachdem er seine Hose geschlossen hatte, zog er sich das Shirt über den Kopf und drehte sich dann endgültig zu dem Jüngeren um.

„Steh endlich auf!“, warf er diesem in seinem gewohnten, unterkühlten Ton entgegen und verließ das Schlafzimmer wieder, um ins Wohnzimmer zu gehen und seine Tasse zu holen, bevor er in die Küche ging, um sich noch einen Kaffee zu gönnen.
 

Er hörte Schritte im Flur und kurz darauf die Badezimmertüre, während er Zucker in seinen Kaffee gab und umrührte.

Gerade als er ins Wohnzimmer zurück gehen wollte, blieb er stehen und sah über seine Schulter zum Küchenschrank, ehe er genervt die Luft ausstieß und wieder umdrehte.

Er holte eine zweite Tasse aus dem Schrank und goss Kaffee hinein, bevor er Zucker hinein gab und ebenfalls umrührte, ehe er dann schlussendlich doch ins Wohnzimmer zurückkehrte und sich auf das Sofa fallen ließ, nachdem er die Tassen auf dem Tisch abgestellt hatte.
 

Nach ungefähr fünf Minuten betrat Yong Tae das Wohnzimmer und ließ sich zögerlich und unbehaglich auf einen der weißen Ledersessel, ein Stück weit weg von Azrael, fallen.

Azrael deutete auf die zweite Kaffeetasse.

„Milch ist schlecht.“, kommentierte er, da er wusste, dass der Junge seinen Kaffee wenn überhaupt nur mit Milch trank, was diesen zum nicken brachte, und er entgegen Azrael's Erwartungen doch an seinem Kaffee nippte.
 

Während sich der Jüngere im Wohnzimmer umsah, obwohl er dieses mittlerweile schon kennen müsste, beobachtete Azrael ihn und stellte fest, dass der Junge sich tatsächlich andere Kleidung angezogen hatte.

Der Junge wirkte unausgeschlafen, angespannt und er konnte das Unwohlsein, das von dem Anderen ausging förmlich spüren.

Vermutlich war es auch nicht der Lebenstraum des Jüngeren gewesen, dass Attentäter in seine Wohnung eindrangen, diese in die Luft flog und er ausgerechnet bei ihm in der Wohnung gelandet war.

Auf absurde Weise konnte Azrael das sogar verstehen, denn er war auch nicht scharf darauf, den Jungen hier zu haben. Um genau zu sein, wollte er niemanden hier haben, weshalb es vermutlich an der Zeit war zum Boss zu fahren und diesem Bericht zu erstatten, in der Hoffnung dass dieser den Jungen irgendwo unterbrachte, wo er ihm nicht auf die Nerven fallen würde, auch wenn er ihn weiterhin im Auge behalten musste.
 


 

Sie saßen seit einer halben Stunde in seinem Wagen und fuhren die Straßen entlang zur Villa vom Boss. Seit er Yong Tae, auf dessen Frage wohin sie fuhren, mitgeteilt hatte, dass er den Boss davon unterrichten musste was gestern passiert war, rutschte der Junge auf seinem Sitz herum und strahlte ein Unwohlsein aus, das an Intensität nicht zu übertreffen war.

Er blickte aus dem Augenwinkel zu Yong Tae, der angespannt aus dem Fenster sah, und biss sich auf die Lippe. Aus irgendeinem Grund hatte er das Bedürfnis irgendetwas aufbauendes zu sagen, aber weder war er der Typ dafür, noch hatte er Erfahrung damit, weshalb er einfach schwieg.
 

Die Anspannung des Jüngeren nahm zu, als sie das schmiedeeiserne Tor passiert hatten und ausgestiegen waren.

Azrael ging in gemäßigtem Tempo die Gänge der Villa entlang und ignorierte die Angestellten, die sich sofort in Büros oder andere Räume und Gänge verzogen, als sie ihn sahen.

Er scherte sich nicht darum, dass sie ihm aus dem Weg gingen, da er so seine Ruhe hatte und sich ungehindert bewegen konnte ohne dass ihm jemand auf die Nerven fiel.

Allerdings war er inzwischen angespannt und auch das Gewicht seiner Waffen, die er an seinem Gürtel trug, brachte ihn nicht dazu seine Anspannung loszulassen.

Die Ursache seiner Anspannung war die Unruhe die Yong Tae ausstrahlte, und die ihm kalt über den Rücken lief und sich dort festkrallte.
 

Sie bogen um eine Ecke in den nächsten Flur, an dessen Ende das Büro vom Boss lag, und Azrael stieß die Luft aus und blieb stehen, bevor er über seine Schulter zu dem Jüngeren sah.

Dieser sah ihn mit einer Mischung aus Anspannung, Unruhe und Angst an, während er unruhig an dem Saum seines Shirts zupfte, weshalb er mit der Zunge schnalzte und der Junge zusammenzuckte.

Dass Yong Tae kein Angsthase war, sondern ein normaler Junge der zur Uni ging und sich vor normalen Dingen fürchtete wie Apokalypse, Atomwaffen, Auftragsmördern und sonstigem Kram vor dem man als normaler Mensch eben Angst hatte, war verständlich.

Dass er jetzt so ein Nervenbündel war, war unerträglich.

So unerträglich, dass Azrael in einer Kurzschlussreaktion, zu denen er normalerweise nicht neigte, nach seiner Hand griff und diese festhielt, ehe er sich wieder in Bewegung setzte.

Kurz darauf spürte er wie sich die Finger der Hand, die er hielt, um seine schlossen und sie kurz drückten, jedoch sagte er nichts dazu.
 

Vor der Bürotür angekommen, wirbelte ihnen Frau Kang beladen mit einem Stapel Akten entgegen, die sie achtlos auf ihren Schreibtisch neben der Tür warf, und strahlte ihn an.

„Auch schon wieder da?“

„Klar Blümchen.“, erwiderte Azrael in demselben neckischen Tonfall und hob eine Augenbraue, als die Sekretärin ihm ein breites, verschmitztes Lächeln schenkte, ehe sie mit einem Nicken leicht nach unten deutete.

Azrael folgte ihrem Blick und seine Augen blieben an seiner Hand hängen, die noch immer die des Jungen hielt, weshalb er sie losließ und stattdessen in der Hosentasche vergrub.

„Ja, ja.“, kam es von der Sekretärin und er rollte mit den Augen, bevor er wieder mit der Zunge schnalzte.

„Ich will es gar nicht wissen. Behalt deine Fantasien bitte für dich.“, murrte er vor sich hin, was die ältere Dame zum Lachen brachte, ehe sie mit den Augenbrauen wackelte.

Frau Kang war die einzige Frau die er kannte, bei der dieses Mimikspiel tatsächlich zweideutig wirkte, weshalb er das Gesicht verzog und anstatt noch etwas zu sagen ohne zu Klopfen die Tür aufstieß.
 

Yong Tae klebte fast an seinem Rücken als sie das Büro betraten, und er deutete ihm nah bei ihm zu bleiben, als er die Tür hinter ihnen schloss und nach vorne zum Schreibtisch ging.

Der Boss nickte ihm zu, und er berichtete kurz und knapp was am Tag zuvor geschehen war.

Obwohl er dem Boss gegenüber wirklich loyal war, ließ er die Teile, in denen Yong Tae zu ihm gekommen war und dass er einen der Typen k.o geschlagen hatte, aus.

Warum er das tat, konnte er allerdings selbst nicht genau sagen.

Es war ein Instinkt der ihm riet diese Teile auszulassen, genauso wie nicht zu erwähnen, dass er Kameras in der Wohnung des Jungen angebracht hatte.
 

Als er geendet hatte, nickte der Boss und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
 

Eine Weile herrschte Stille. Eine Stille, die Yong Tae dazu verleitete unruhig von einem Bein auf das Andere zu treten, während Azrael ruhig wie eine Statue dastand und nichts tat, außer sich eine Zigarette anzuzünden und deren Rauch in die Luft zu blasen.

Sein Blick wanderte zu seinem Boss, als dieser in die Hände klatschte und ihn beinahe amüsiert ansah.

„Das ist unerwartet. Finde raus, zu wem diese Lakaien gehörten und erledige das.“

Azrael nickte.

„Ich erwarte, dass du meinen Neffen so lange am Leben hältst, bis ich mein Geld wieder habe, und danach sehen wir weiter.“

Wieder nickte er, wobei er nebenbei an seiner Zigarette zog und den Rauch in die Luft blies.
 

Kurz kehrte wieder Stille in dem Raum ein, bevor der Boss wieder in die Hände klatschte.

„Jetzt wo das Geschäftliche besprochen ist: Du kommst doch zur jährlichen Sommerfeier?“

Azrael schwieg, und erinnerte sich mit einem gewissen Grauen daran, was letztes Jahr auf der Sommerfeier vorgefallen war.
 

Am Anfang lief die Sommerfeier sehr entspannt und friedlich. Zumindest so lange, bis einer der Japaner zu tief ins Glas geschaut und einen Russen beleidigt hatte, der das seinerseits nicht auf sich sitzen lassen wollte.

Nicht nur, dass das Ganze in einer Art Massenschießerei ausartete, nein, es wurde auch noch bekannt, dass die Tochter des Bosses schwanger war. Von einem chinesischen Auftragskiller der untersten Klasse.

Und als ob das nicht schon gereicht hätte, setzte die Sprengung der Hausmauer, die Ivanov durchgeführt hatte, dem ganzen die Krone auf.

„Wenn ich nicht gerade auf einem Auftrag bin...“, ließ er es offen im Raum stehen, und wandte sich zum Gehen.

„Warte! Wo willst du Yong Tae nun hinbringen?“, rief ihm sein Boss nach, und er gab als Antwort ein „Geheim!“, von sich.

„Ich bin dein Boss!“

„Es ist trotzdem geheim.“, konterte er und verließ das Büro, gefolgt von Yong Tae, ehe er rasch die Tür hinter sich schloss, um weiteren Fragen zu entgehen.
 

Was genau er mit dem Jungen anstellen sollte, war ihm etwas unklar.

Ihn in ein Hotel zu verfrachten, hielt er im Allgemeinen für eine ziemlich dumme Idee. Aus welchem Grund auch immer diese Ratten hinter dem Jüngeren her waren, sie würden wegen eines missglückten Versuchs nicht aufgeben.

Er hatte schnell gelernt, dass Menschen nicht aufgaben, wenn sie jemanden tot sehen wollten oder ihn für irgendetwas gebrauchen konnten.

Immerhin gab sogar der Berater des Bosses nicht auf, hinter seinen richtigen Namen zu kommen, was ihn trotz der ganzen Jahre in denen Azrael in der Villa ein und aus spazierte, nicht gelungen war.
 

„Und wo soll ich jetzt hin?“, kam die Frage des Jungen nach einer Weile, in der sie sich immer weiter von dem Büro entfernt hatten, und Yong Tae sich sichtlich wieder entspannte.

„Du bleibst bei mir.“

„Bei dir?!“

„Zumindest so lange, bis ich rausgefunden habe, wer irgendetwas von dir wollen könnte.“

Sein Ton ließ keine Widerrede zu, auch wenn er spürte, dass Yong Tae ihm widersprechen wollte, was wohl sein gutes Recht war.

Angenommen, er wäre ein normaler Student. Dann würde er selbst es auch nicht gerade prickelnd finden bei jemanden wohnen zu müssen, den er auf den Tod nicht ausstehen konnte und der mehr Waffen als Lebensmittel in seiner Wohnung aufbewahrte.

Aber eben nur, wenn er normal und ein Student wäre.
 

Im Moment beschäftigte ihn eher die Frage, wie lange das wohl mit ihnen Beiden als Zwangs-WG gut gehen würde.

Er war nicht unbedingt der Typ für Konversationen, wohingegen Yong Tae sehr mitteilungsbedürftig war.

Er war ein Waffen- und Techniknarr, während Yong Tae stets bei Demonstrationen für den Frieden anzutreffen war.

Und er konnte Menschen im Allgemeinen nicht sonderlich gut leiden und hatte auch keine Lust das zu ändern.

Außerdem trauerte er jetzt schon seiner Ordnung in der Wohnung hinterher, wenn Yong Tae erst einmal anfing, sich unbefangen darin zu bewegen.
 

Aus seinen Beobachtungen wusste er, dass er seine Zeit im Bad besonders gut einteilen musste, da der Jüngere unerklärlich lange darin verweilte, um sinnlos und wenig dekorativ in der Badewanne herumzuliegen.

Außerdem schien der Junge viel von regelmäßigen Mahlzeiten und deren frischer Zubereitung zu halten, wohingegen er den Lieferservice für die beste Erfindung der Menschheit hielt. Nach Zigaretten und Waffen.
 

„Wenn ich bei dir bleiben soll, müssen wir vorher unbedingt noch einkaufen! Das was du in deinem Kühlschrank hast ist ein Witz!“

Azrael schob sich seine Sonnenbrille auf die Nase und verdrehte dahinter die Augen. Man merkte einfach, wenn der Junge sich entspannte.

Schon allein, weil er dann mit ihm redete wie mit einem Kommilitonen und einfach Dinge für sicher erklärte, die Azrael normalerweise abschlug.

Er sagte nichts dazu, sondern beschloss dem Jungen ausnahmsweise seinen Willen zu lassen, und jetzt sofort den nächsten Supermarkt anzusteuern.
 

Als sie das Anwesen verlassen hatten, drehte er das Radio leiser und schielte aus dem Augenwinkel zu seiner neuen Babysitter-Tätigkeit.

„Drei ganz einfache Regeln:“

Mit diesem Satz, und wohl auch aufgrund der Tonlage, hatte er Yong Tae's gesamte Aufmerksamkeit in Besitz genommen.

„Erstens: Finger weg von meinen Sachen und meinen Waffen!“

Der Jüngere nickte.

„Zweitens: Die Fernbedienung gehört mir!“

Wieder ein Nicken, diesmal sah er allerdings die Mundwinkel des Jüngern zucken und schnaubte deshalb.

„Drittens: Du wirst keinen Schritt ohne mich aus der Wohnung machen.“

Abermals ein Nicken, diesmal jedoch leicht zögerlich.

„Gut.“, schloss Azrael und drehte das Radio wieder lauter, während er in Richtung Seoul fuhr.
 


 

Azrael war wieder eingefallen, warum er Einkaufen in jeglicher Form nicht ausstehen konnte.

Die ganzen Menschen, das gekünstelte Lächeln der Verkäufer und die unübersichtliche Strukturierung von Supermärkten, die es einem unmöglich machte eventuelle Gegner frühzeitig zu entdecken.

Streng genommen war das auch für ihn ein Vorteil, aber eben auch nur, wenn er Glück hatte.

Natürlich war die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand ein Attentat in einem Supermarkt plante, ziemlich gering.
 

Schweigend und leicht angespannt schob er den Einkaufswagen durch die Gänge, Yong Tae hinterher.

Er war schon ab und zu in Supermärkte gegangen, weshalb ihm die Auswahl der Waren nicht unbedingt fremd vorkam, auch wenn er sich bei manchen Dingen fragte wofür man sie brauchte, aber für gewöhnlich mied er diese Läden.

Wenn er unbedingt etwas brauchte, und das schnell, besorgte er es sich für gewöhnlich in kleineren und übersichtlicheren Läden.

Verbandsmaterial holte er sich in der Apotheke, Waffen und Munition besorgte er sich in dem Laden eines alten Mannes in einem Dorf dreißig Kilometer südlich von Seoul.

Den Rest und auch seine Kleidung bestellte er im Internet und ließ sie sich an eine Packstation liefern.
 

Er beobachtete wie Yong Tae dies und das in den Einkaufswagen legte und musterte die Auswahl.

Reis, Sojasoße, Geflügel, Nudeln, diverses Gemüse und natürlich Klopapier.

Azrael öffnete den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder und ließ den Jüngeren weiter Dinge in den Wagen werfen.

Als sie nach gefühlten Stunden endlich an der Kasse standen, verzog Azrael leicht das Gesicht, als er bemerkte, dass Yong Tae das Innenleben seines Geldbeutels studierte.

Er setzte sich in Bewegung und schob sich an dem Jüngeren vorbei, wo er der Kassiererin eine seiner Kreditkarten reichte, ehe er das ganze Zeug in Plastiktüten stopfte.
 

Auf dem Parkplatz angekommen, sah er den Jüngeren missbilligend an.

„Sieht so aus, als wäre ich zu einer Art 'Versorger' befördert worden.“, kam es sarkastisch und doch irgendwie belustigt über seine Lippen.

Yong Tae sah ihn entschuldigend an, und Azrael zuckte mit den Schultern, während er die Tüten in dem Kofferraum seines Wagens verstaute, und sich danach hinter das Lenkrad klemmte.
 

Eine Weile fuhren sie schweigend die Hauptstraße von Seoul entlang. Zumindest er schwieg, während Yong Tae zu irgendeinem Lied einer Girlieband namens 1NE2 vor sich hin summte, und im Sitz seltsame Verrenkungen machte, die wohl eine Art Regentanz der Neuzeit darstellen sollte.

„Könntest du vielleicht aufhören dich zu bewegen?“, kommentierte er nach ein paar weiteren Minuten und registrierte, dass der Junge tatsächlich still sitzen blieb, ihn aber mit einer Mischung aus verschreckt und vorwurfsvoll ansah.

Wie er beides zur selben Zeit hinbekam, oder woher er das gelernt hatte, wollte Azrael gar nicht so genau wissen.
 

„Stört dich das?“

Azrael überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf, während er auf die zweite Spur wechselte.

„Was ist dann das Problem?“, kam es leicht zögerlich und er verzog das Gesicht, bevor er das Gaspedal durchtrat und den Wagen zu seiner Höchstgeschwindigkeit anspornte, ehe er wieder auf die erste Spur wechselte, was Yong Tae einen Schrei ausstoßen ließ.

„Ich bin nicht scharf darauf, die Reste deines Gehirns von meiner Scheibe zu kratzen.“, antwortete er auf die Frage des Jüngeren und wechselte im selben Atemzug wieder die Spur, wobei er haarscharf an einem Lastwagen vorbeizog und ihn fast mit seinem Seitenspiegel streifte.

„Was...“

„Die Typen folgen uns schon seit dem Supermarkt.“
 

Bevor Yong Tae überhaupt etwas erwidern konnte, zog Azrael ruckartig die Handbremse und schleuderte den Wagen so in eine waagrechte Position, bevor er das Gaspedal wieder durchtrat und einer wenigen breiten Straße folgte, die von der Hauptstraße abging.

„Und jetzt?“
 

Die Panik in der Stimme des Jüngeren veranlasste ihn dazu die Mundwinkel zu heben und seine Sonnenbrille gerade zu rücken.

„Jetzt haben wir ein bisschen Spaß!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-04-18T16:49:52+00:00 18.04.2015 18:49
Super Kapitel wieder. Ich musste lachen über die Erinnerung von Azrael von der letzten Sommerfeier. Die ganze Angelegenheit mit den Verfolgern von Yong Tae ist wirklich spannend, aber natürlich will man erfahren, warum.
Mache weiter so.

Gruß Neam_Grayham. ^^
Antwort von: abgemeldet
18.04.2015 19:30
Aww~ es freut mich das dir das Kapitel gefällt :3
Tja...warum....warum ist die Banane krum xDDD
Lass dich überraschen.


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