Zum Inhalt der Seite

Die vergessene Kommandantin

Memoiren der Akari
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Beförderung und Urteil

Wie ein Fluss in Zeitlupe plätscherten die Tage an mir vorbei.

Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Rangiku übernahm den größten Teil meiner Pflichten und ich vegetierte nur so vor mich hin. Ich fühlte mich leblos. Leer, wie eine Puppe.
 

Das einzige Gefühl, dass sich vermehrt in mir regte, war Wut, wann immer ich Aizen, Tousen oder Gin über den Weg lief. Ich konnte Gin nicht mehr in die Augen sehen.

Er versuchte sogar, mit mir zu sprechen, ein Lächeln auf den Lippen wie stets, doch ehe er auch nur einen Satz vervollständigen konnte, hatte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Er war verdutzt, doch er fing sich gleich wieder und kam mir nachgelaufen.
 

„Akari, wieso wechselst du nicht die Seiten?“ Seine Frage war so verstörend, dass ich darauf gar keine Antwort finden konnte.

„Ich soll WAS?“, fragte ich und kümmerte mich nicht darum, dass einige in der Nähe uns besorgt ansahen.
 

„Ganz ehrlich, was wir tun ist nicht so, wie du glaubst. Wenn du eine von uns wirst, kannst du dafür sorgen, dass deinen flüchtigen Freunden nichts geschieht und außerdem werden wir eine neue Welt erschaffen.“

Ich keuchte auf. Eine neue Welt erschaffen?

Ich verstand nicht, wovon er redete.
 

„Vielleicht hättest du lieber darüber nachdenken sollen die Seiten zu wechseln, anstatt deine Freunde zu verraten. Eine neue Welt erschaffen? Das ich nicht lache! Ich will mit dir und dem was ihr tut nichts zu tun haben“, den letzten Satz zischte ich wütend, bevor ich schnellen Schrittes davonlief.
 

Hätte ich zu dem Zeitpunkt geahnt, dass Aizen dieses Gespräch belauscht, hätte ich vielleicht anders reagiert.
 

Es war einige Tage später, ein kühler Wind pfiff durch die Gänge und wehte mir mein dunkles Haar ins Gesicht.

„Akari…“, es war Rangiku, sie schaute mich traurig an. Noch immer kannte sie nicht die ganze Wahrheit, aber ihr reichte das. Ich brachte es nicht über mich, ihr die Wahrheit über Gin zu erzählen. Still kochten wir etwas zusammen und aßen, ohne ein Wort zu sagen. Doch als sie fertig gegessen hatte, legte sie ihre Gabel abrupt auf den Tisch und wirkte auf einmal nervös.
 

„Es gibt das Gerücht eines neuen Kommandanten für die fünfte Kompanie“, ich nickte uninteressiert.

„Wen haben sie vorgeschlagen?“, ich stocherte in meinem Essen herum und spürte, wie sich mich aufmerksam beobachtete.

„Sosuke Aizen.“
 

Ich ließ die Gabel fallen und für einen Moment hörte man nur das Ticken der kleinen Uhr an der Wand.

„Was ist?“, fragte Rangiku und mein Blick musste ihr mehr verraten, als meine Worte.

„Ich kann Aizen nicht ausstehen.“ Es war keine Lüge.
 

„Er hat etwas damit zu tun, richtig?“, fragte sie und ich nickte ganz langsam.

„Ich verstehe. Also ist Gin ebenfalls in diese Sache verwickelt.“ Ihre Stimme zitterte und obwohl es keine Frage war, wartete sie auf meine Reaktion. Erneut nickte ich und ihr Blick schweifte in die Ferne.
 

„Ich werde dich nicht ausfragen, aber wenn du es mir irgendwann erzählen möchtest… werde ich zuhören.“

Es tat gut, jemanden zu haben, dem man vertrauen konnte, auf den man sich verlassen konnte.
 

„Was ist mit den anderen Kommandantenplätzen?“

Die letzten Tage hatte ich einige Besprechungen ausfallen lassen, ich wusste, dass ich das nicht lange durchziehen konnte.
 

„Also für die zweite Kompanie soll es Soifon werden“, ich nickte, es war gut, dass ich Byakuya gebeten hatte, den Vorschlag einzureichen. Ich vermutete, dass man mich im Moment nicht für ganz zurechnungsfähig hielt.
 

„Dritte Kompanie bleib wohl vorerst offen… Oh ja, für die siebte Kompanie steht dieser Komamura im Gespräch, dieser riesige Typ mit der Maske und für die neunte Kompanie dieser Tousen. Ein blinder Shinigami, aber ein erstaunlich guter Kämpfer. Oh und für die elfte Kompanie wird es wohl der gruselige Mayuri.“
 

Ich stützte meinen Kopf auf die Hände und stöhnte laut. Mayuri war zwar gruselig, aber das eigentliche Problem war Tousen. Wenn er und Aizen auf Kommandantenposten kamen, hatten sie unglaublich viel Macht und Freiraum für ihre schrecklichen Experimente.
 

„Aizen und Tousen… vertraue ihnen nicht.“ Rangiku nickte.

„Was Gin angeht…“, sie horchte auf. Ich würde ihr nicht sagen, sie solle sich von ihm abwenden, denn ich wusste, dass sie das nicht verkraften würde und ich spürte, dass Gin ihr nie etwas antun würde. Doch konnte ich nicht sicher sein, wie viel Einfluss Gin auf Aizen hatte und wenn dieser Rangiku als Gefahr sah ...

„Sei einfach vorsichtig, wenn dir etwas merkwürdig vorkommt“, riet ich ihr und sie schien erleichtert zu sein, dass ich nichts Schlimmeres gesagt hatte.
 

Die nächsten Wochen waren der Horror. Mit eigenen Augen mit ansehen zu müssen, wie Aizen im weißen Kommandantenhaori durch die Gegend spazierte war unerträglich für mich.
 

Gin wurde sein Vizekommandant und auch Tousen, Soifon, Komamura und Mayuri wurden befördert.
 

Ich versuchte, meine Wut zu unterdrücken, wann immer wir eine Kommandantenversammlung hatten, doch es fiel mir von Mal zu Mal schwerer.
 

Dann kam ein Tag, an dem eine dieser Versammlungen meine Welt, die eh schon halb zerfallen schien, komplett zusammenbrechen ließ. Aizen war vorgetreten, um etwas zu berichten und je mehr er redete, desto größer wurde mein Entsetzen.
 

„Wir haben gewisse Beweise gefunden, dass dieses Hougyoku nicht wie von der Zentralkammer verordnet, weggesperrt wurde, sondern sich noch immer in der Soul Society befindet und für jedermann zugänglich ist. Es heißt, der Abtrünnige, Kisuke Urahara habe diesen gefährlichen Gegenstand an jemanden weitergegeben, um sein Werk fortzuführen. So entstand auch der hollowfizierte Shinigami, den wir heute Vormittag in Rukongai vernichtet haben, wie jeder weiß.“ ich hielt den Atem an, nein davon hatte ich nichts gewusst.
 

Auch Rangiku hatte große Augen und schüttelte leicht den Kopf, sie hatte es ebenfalls nicht gewusst.

„Es tut mir Leid, das zu sagen, aber alle Beweise sprechen gegen euch, Kommandantin Miyazaki.“

Aizen sah mich mitleidig an, als täte es ihm ehrlich Leid mich zu beschuldigen. Etwas in seinen Augen jedoch lachte siegessicher. Ich entkrampfte meinen Körper, löste die zu Fäusten geballten Hände und atmete tief durch.

Ich wusste, dass ich keine Chance hatte.
 

„Ich habe nichts damit zu tun“, sagte ich trotzdem, Aizen jedoch führte eine Argumentation an, die unschlagbar war. Er hatte Zeugen, die sagten, sie hätten mich gesehen mit dem Hougyoku, hätten gesehen wie ich einen Mann hollowfiziert und dabei etwas von Kisukes Werk gemurmelt hätte und allerlei anderen Blödsinn.
 

Alle sahen mich geschockt an und ich spürte, dass einige ungläubig wirkten. Aber ihnen blieb keine Wahl, es war alles offensichtlich ich gewesen.
 

„Nehmt sie fest“, sagte der Generalkommandant müde, als wäre er es leid das zu sagen. Er schien enttäuscht.

„Einen Moment“, bat ich und trat vor den Generalkommandanten. „Ich möchte nur einen Moment unter vier Augen mit euch sprechen“, er musterte mich einen Moment, schickte die anderen dann jedoch nach draußen.
 

„Ich möchte nur, dass ihr meine Worte im Gedächtnis behaltet. Ich weiß, dass ich im Moment weder meine noch Kisukes Unschuld beweisen kann… aber falls diese Verbrechen hier weitergehen… Habt ein Auge auf Sosuke Aizen.“

Der Generalkommandant hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
 

„Eines Tages wird die Wahrheit ans Licht kommen und dann werde ich eben jene, dir mir und den anderen das hier anhängen eigenhändig vor das Gericht ziehen.“

Mit diesen Worten verließ ich den Raum und wurde sogleich von zwei Wachen von der Zentralkammer mitgenommen.

Es fühlte sich an wie ein schrecklicher Albtraum. Ich weiß noch, dass unglaublich viele seltsame Gesichter um mich herum unaufhörlich die Münder bewegten, dabei aber doch nichts Sinnvolles herauskam. Erst als das Urteil verkündet wurde, lauschte ich auf.
 

„Akari Miyazaki“, ich erhob mich zur Urteilsverkündung.

„Du wirst noch heute deinen Kommandantenhaori niederlegen, wir werden dir dieses Mahnmal anlegen und du wirst Seireitei verlassen. Das Urteil bedeutet Verbannung nach Rukongai, das Betreten von Seireitei ist dir hiermit verboten.“

Ein Mann kam auf mich zu, er hatte zwei dünne schwarze Metallreifen, die er mir um die Handgelenke legte. Sie schrumpften mit einem Stoß von Energie so eng zusammen, dass ich sie nicht mehr abstreifen konnte. Sie waren kühl und fühlten sich seltsam an.

Jemand riss mir meinen Haori von den Schultern, dann wurde ich aus dem Raum geschoben, wurde durch die Gänge von Seireitei getrieben, vorbei an meinen Freunden, die vor Wut kochten, bis hin zum Tor, das nach Rukongai führte.
 

„Akari!“, ich drehte mich um, als ich Yamachis Stimme hörte. Er kam auf mich zu gerannt und nahm mich stürmisch in die Arme.

„Das könnt ihr nicht machen“, schrie er die Wachen der Zentralkammer an, die jedoch rührte das überhaupt nicht.

„Sie ist die Tochter eines der vier mächtigsten Adelshäuser von Seireitei, ich verlange, dass man ihr Urteil überdenkt!“, schrie er, doch noch immer rührten sie sich nicht.
 

Schließlich tauchte einer der Richter hinter der Wache auf und verkündete, dass das Urteil unumstößlich sei und sie schon Gnade hatten walten lassen und mein Zanpakuto behalten durfte. Yamachi rang mit den Tränen, aber ich drückte dankbar seine Hand.

„Schon gut. Wir treffen uns in Rukongai… Wenn ich kein Shinigami sein kann, dann habe ich in Seireitei sowieso nichts verloren“, erklärte ich ihm und er nickte langsam. Ich drückte ihn ein letztes Mal, bevor ich mich auf den Weg zum Tor machte.
 

Es war bereits geöffnet und kurz bevor ich hindurchschritt, warf ich noch einen Blick zurück. Yamachi stand neben Byakuya, der mir aufmunternd zunickte, Rangiku hatte eine Träne auf dem Gesicht und selbst Gin sah ich in einiger Entfernung.

Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und war mir nicht sicher, ob er traurig oder erleichtert war, dass ich Seireitei verlassen musste.
 

Ich durchschritt das Tor, das sich mit lautem Krach hinter mir schloss. Eines Tages würde ich zurückkehren und dann musste Aizen sich warm anziehen.
 

Einige Stunden streunte ich durch Rukongai, nicht sicher, wo ich hinsollte, doch da fiel mir etwas wieder ein. Ich erinnerte mich an das kleine Mädchen Mana, das ich einst mit ihrer Mutter Miaka zusammengeführt hatte, außerdem hatte ich ihnen geholfen ein kleines Haus zu bauen.
 

Vielleicht konnte ich für einige Nächte bei ihnen unterkommen. Es dauerte ein paar Stunden, bis ich den Ort wiedergefunden hatte, er lag ziemlich weit außerhalb. Die Tür wurde von Mana geöffnet, die um einiges älter geworden war, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte.
 

„Mama, komm schnell!“; rief sie und riss die Tür auf. Miaka kam angelaufen und war hocherfreut. Sie waren sofort einverstanden, stellten Essen auf den Tisch und versorgten mich mit allem, was ich brauchte. Sie hatten sogar noch ein leer stehendes Zimmer für mich. Nachdem Abendessen machte ich noch einen Spaziergang, ich wollte es heute riskieren, Kisuke zu besuchen.

Ich verließ den städtischen Teil, bis ich in einem kleinen Wald angekommen war. Kisuke war derjenige gewesen, der mir einst beigebracht hatte, wie man ein Tor in die Welt der Leben öffnete. Ich atmete tief durch und hatte das Tor schon bald errichtet. Ich streckte mich und spürte eine nervöse Vorfreude in mir. Ich hatte Kisuke jetzt einige Wochen nicht gesehen und freute mich darauf, ihn in die Arme zunehmen.
 

Ich nahm Anlauf und befand mich schon bald in dem Durchgang zur anderen Welt. Erst war alles wie immer, doch dann geschah etwas, dass ich noch nie zuvor erlebt hatte.

Die schwarzen Armreifen, leuchteten auf und mit einem heftigen Ruck, der mir die Luft aus den Lungen presste, wurde ich zurückgeschleudert und saß wieder vor dem Tor.

Ich starrte die Armreifen einen Moment sprachlos an, erhob mich und versuchte es erneut. Dieses Mal mit etwas mehr Schwung und Kraft.
 

Ich wurde zurückgeschleudert.

Wieder und wieder und wieder.
 

Egal wie oft ich es versuchte, ich wurde zurückgeschleudert, egal wie schnell ich lief, wie viel Energie ich verwendete, ich saß am Ende wieder vor dem Tor.
 

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich es versucht habe, bis ich reglos vor dem Tor sitzen blieb und mit den Fäusten auf den Boden schlug.
 

Tief in meinem Inneren hatte ich gewusst, dass diese Armreifen nicht nur ein Accessoire sein konnten. Ja ich hatte gespürt, dass Aizen grausamer war, als mich nur nach Rukongai verbannen zu lassen. Ein heftiges Schluchzen löste sich aus meinem Hals.

Diese Fesseln banden mich an die Soul Society, ich hatte Kisuke versprechen lassen, diese nicht zu betreten.
 

„Sie haben uns getrennt… Kisuke.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück