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Einzigartig

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Ein Abend in der Stadt

Ein Abend in der Stadt
 

Train Wreck war schon ein echt komischer Kauz und Asuna wusste noch immer nicht so recht, was sie nun eigentlich von ihm halten sollte. Eines war jedoch klar geworden: Er konnte sich verdammt schnell bewegen und in einem Kampf auf engstem Raum problemlos auf sich selbst aufpassen und schließlich war es ja genau das gewesen, wonach sie gesucht hatten.

„Wir könnten uns ein Zimmer auf dieser Ebene mieten und uns damit eine Menge Rumgereise ersparen“, unterbrach Kirito ihre Gedanken.

„Ein Zimmer?“, fragte sie verwirrt und wurde das ungute Gefühl nicht los, dass sie die Hälfte der Unterhaltung, gar nicht mitbekommen hatte. Sie hatten gerade den Ausgang des Waldes wieder erreicht und vor ihnen erstreckten sich weite Flächen von Grün, mit nur vereinzelten, harmlosen Gegnern darauf, die man auch problemlos umgehen konnte. Am Horizont ging die virtuelle Sonne langsam unter und tauchte alles in ein goldenes Braun.

Kirito, der gemütlich neben ihr hergelaufen war, zuckte plötzlich zusammen und war wie angewurzelt stehen geblieben. „Das ... äh ... ich meine in einem Hotel.“

Sie grinste innerlich. Es amüsierte sie ungemein, wenn er so verlegen wurde und sich unbewusst immer mehr verplapperte, also provozierte sie es noch ein wenig weiter. „Wir sollen uns zusammen ein Hotelzimmer nehmen?“ Dabei sah sie ihn scharf an.

„Ja, genau. ... Ähhh, nein, nicht zusammen ein Zimmer. So war das nicht gemeint. Nur zusammen im Hotel die Nacht verbringen.“ Nervös kratze er sich am Hinterkopf, wie er es häufiger tat, wenn er die Kontrolle über ein Gespräch verlor.

Asuna stemmte ihre Hände in die Hüften und sah ihn vorwurfsvoll an. „Kirito-kun! Wie kannst du es nur wagen!“, protestierte sie lauthals. „Du willst mit mir zusammen eine Nacht in einem Hotel verbringen? Ich denke nicht, dass wir uns schon so gut kennen.“ Der Angeklagte hatte doch tatsächlich einen kleinen Satz zurückgemacht und jetzt konnte Asuna nicht mehr anders und fing an zu kichern. Das Kichern wuchs schnell zu einem lauten Lachen an, während sie den verdutzten Kirito musterte.

„Du hast mich auf den Arm genommen, richtig?“, stellte er schließlich fest.

Sie nickte zur Bestätigung, und als sie sich endlich wieder beruhigt hatte, sagte sie immer noch grinsend: „Ja, aber nur ein ganz klein wenig.“ Sie führte Daumen und Zeigefinger zusammen, bis nur noch eine kleine Lücke zwischen ihnen verblieb. „Zimmer nehmen. Können wir machen, ja. Ich muss dann nur der Gilde Bescheid geben, damit sie sich keine Sorgen machen. Sie sind da etwas ... überfürsorglich.“

Kirito war inzwischen wieder weiter gegangen. „Was du nicht sagst.“

„Ja, sie wollen jetzt sogar so was wie eine Leibwache für das Führungspersonal einführen. Kannst du dir das vorstellen?“

„Eine Leibwache? Für dich?“ Das zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. „Und wer beschützt sie vor dir?“ Er grinste breit.

Asuna boxte ihn leicht in die Schulter, zuckte selbst aber nur mit diesen. „Naja, mal schauen, was daraus wird. Der Nachteil wenn jeder etwas mitbestimmen kann ist, dass man sich selbst als stellvertretende Kommandantin manchen Entscheidungen beugen muss.“ Kirito nickte nur. Vermutlich wusste er gar nicht so recht, was er darauf antworten sollte. Woher auch? Soweit sie wusste, war er immer nur Solospieler gewesen. Was verstand er also schon von Gildenangelegenheiten? Aber das war nichts, was sie ihm in irgendeiner Weise verdenken konnte, auch wenn sie sich manchmal fragte, warum er sich so sehr dagegen sträubte, einer Gilde beizutreten.
 

Als sie schließlich die Tore der Stadt durchschritten, war die Sonne schon fast völlig verschwunden. Asuna seufze laut. „Endlich Ruhe.“ Als ihr bewusst wurde, dass das ein für sie völlig untypischer Satz gewesen war, erklärte sie: „Hey, selbst ich brauch mal Pause.“

Kirito lächelte sie an. „Kein Problem. Bei mir brauchst du dich sicher nicht dafür zu rechtfertigen.“

Auf der Suche nach einem geeigneten Hotel gingen sie die Straßen der kleinen Stadt ab. Viel zu sehen gab es hier nicht, dennoch war die Ortschaft durch ihre fehlende Größe gleichzeitig gemütlich und liebenswert. Hütten wechselten sich mit richtigen Wohnhäusern und Läden für allerlei Waren ab. Am Ende des Weges ging er fließend in eine größere Straße über, die nach links und rechts abzweigte. Auf der einen Seite säumten einmal mehr Wohnhäuser die Straße, aber auch kleine Stände mit vielen Waren fanden sich hier. Auf der anderen Seite gab es lediglich eine niedrige Mauer, die den Blick auf den dahinter gelegenen riesigen See und das weite Land freigab. Sie hatten die Stadtgrenze erreicht. Die auf dieser Seite niedrig wirkende Mauer fiel auf der anderen Seite steil ab, in Wahrheit war es die Stadtmauer. In regelmäßigen Abständen waren kleine Laternen aufgebaut, die ein ungewohntes violettes Licht abgaben, das aber zum gemütlichen Gesamteindruck beitrug.

Ohne Eile gingen sie weiter die Außenmauer entlang und Asuna kam nicht umhin sich zu fragen, ob sie wirklich noch auf der Suche nach einem Hotel waren, oder sie eigentlich nur den Spaziergang genossen. Bei Kirito konnte man sich da nie wirklich sicher sein. Er hatte schon so einige merkwürdige Angewohnheiten. Plötzlich blieb er, wie zur Bestätigung stehen, und stützte sich mit den Handballen auf die Mauer.

„Was machst du da?“

Er lächelte. „Die letzten Sonnenstrahlen genießen.“

Tatsächlich verschwand gerade die Sonne am Horizont und tauchte noch ein letztes Mal den Himmel in ein faszinierendes Rot. Selbst Asuna kam nicht umhin den Anblick zu genießen, doch schüttelte sie schnell den Kopf. Nichts als eine weitere ausgefeilte Täuschung in der virtuellen Welt von Sword Art Online. „Du solltest dich wirklich nicht immer von diesen Dingen ablenken lassen.“

Überrascht sah er sie in. „Warum nicht?“

„Es ist nicht echt. Das weißt du auch.“ Sie bemühte sich, zwar selbstsicher, aber nicht schnippisch zu klingen.

Kirito nickte verstehend. „Wenn wir in dieser Welt sterben, sterben wir auch in der realen Welt. Das ist so echt, wie es nur sein kann. Wenn wir ein Labyrinth betreten und uns einem Boss stellen, dann sind unsere Leben wirklich in Gefahr. Warum sollten also nur die schlechten Dinge real für uns sein? Nur die Gefahr.“ Er drehte sich um und betrachtete die kleine, in Warmes Violette getauchte, Stadt. „Warum kann nicht auch ein schöner Anblick, ein angenehmer Geruch oder ein leckeres Essen real sein?“

Etwas in Asuna versteifte sich. Im Grunde wollte sie ihm recht geben, wollte es wirklich, doch konnte es nicht. „Weil es nicht echt ist. Die Gefahr unseres Todes ist immer präsent und hier genau so real wie ... in der Realität. Aber ein schöner Anblick? Oder ein leckeres Essen? Das ändert rein gar nichts. Es hat keinen Einfluss auf unsere Körper. Ist nur eine Illusion.“

Das brachte Kirito für eine Weile zum Schweigen. Nachdenklich sah er zu Boden. Zu ihrer Überraschung ging er nicht mehr weiter darauf ein, sondern wechselte einfach das Thema. „Hast du mal darüber nachgedacht, was in der realen Welt gerade geschieht? ... Ich meine nicht jetzt in diesem Augenblick, sonder allgemein. Was glaubst du, was mit unseren Körpern geschehen ist? Denkst du, dass sie versuchen, uns hier wieder herauszuholen?“

Asuna schuckte. Das hatte sie jetzt völlig unvorbereitet getroffen. Ja, sie hatte schon oft über diese Dinge nachgedacht, vor allem zu Beginn. Doch in letzter Zeit war es immer weniger geworden. Sie konnte nicht einmal wirklich sagen, warum. Missmutig, ob des Themas, zuckte sie mit den Schultern. „Ja, früher“, sagte sie knapp. „Unsere Körper werden vermutlich in Krankenhäusern künstlich am Leben erhalten.“ Auf den letzten Teil der Frage ging sie bewusst nicht ein, doch Kiritos Blick schien unnachgiebig auf ihr zu ruhen. Fast so, als warte er darauf, dass sie weitersprach, doch das würde sie nicht tun. Wollte es nicht tun. Sie kannte die Antwort und verstand nun, dass auch Kirito sie kannte. Aber es war eine Sache, es irgendwo unterbewusst zu wissen, jedoch eine ganz andere, es laut auszusprechen. Ohne Vorwarnung liefen ihr zwei Tränen über die Wangen. „Wenn sie es könnten, hätten sie uns schon vor langer Zeit hier herausgeholt“, sagte sie leise. „Es wird keine Hilfe für uns kommen.“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.

Kirito ergriff ihre Hände und drückte sie sanft. Er gab ihr einige Augenblicke um sich wieder zu beruhigen. „Ja, genau“, sagte er dann. „Das heißt gleichzeitig, dass die einzige Chance für uns darin besteht, das Spiel zu besiegen. Aber wir wissen weder wann, noch ob das passiert. Welchen Sinn hätte es also, eine unbestimmte, lange Zeit, ... vielleicht sogar den Rest unseres Lebens, in dieser Welt zu verbringen, ohne Freude, ohne Genuss, ohne ... „ er stockte, „irgendwas“, sagte er schließlich.

Das war nicht gewesen, was er ursprünglich hatte sagen wollen, da war sich Asuna ganz sicher. Aber sie wusste es zu schätzen, dass er ihr das Wort erspart hatte, welches ihm ursprünglich auf der Zunge gelegen hatte. Ohne Hoffnung. Nein, er hatte nicht unrecht. Es war nicht einfach, jeden Tag aufs Neue nicht die Hoffnung zu verlieren, sondern weiterzumachen, nach vorne zu schauen und das Licht am Ende des Tunnels zu sehen und sei es auch noch so klein und schwach. Wenn sie tatsächlich alles ausblenden würde, was schön war und Freude bereitete, wenn sie nur noch für den Kampf lebte ... wie lange würde sie dann überhaupt noch durchhalten? Woraus würde sie Kraft schöpfen? Nach einem Moment nickte sie schließlich und wischte die Tränen hinfort. „Es ist bereits spät geworden“, stellte sie fest. „Lass uns nach einem Hotel suchen. Ich glaube, ich hatte da vorhin im Vorbeigehen eins gesehen, das einen gemütlichen Eindruck gemacht hat.“ Sie lächelte unsicher.

Kirito jedoch grinste sie breit an. „Na dann los.“



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