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Demons

Anders/M!Hawke
von

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„Wie ist es dazu gekommen?“ Fragend sah der Heiler zu dem Jungen runter, der auf seiner Liege lag und zitterte. In der Dunkelstadt war es nie wirklich warm gewesen, doch mit der Zeit gewöhnte man sich daran. Woran er sich jedoch nie gewöhnte, waren die unzähligen Verletzten, die zu ihm kamen. Und immer, wenn er dachte, er hätte jetzt schon alles gesehen, so lachte ihm der Erbauer persönlich ins Gesicht und überzeugte ihn vom Gegenteil.
 

„Drake un' ich ham inne Rohrn gespielt“, murmelte der Junge und zitterte noch immer, zuckte jedoch heftig zusammen, als der Heiler über seinen gebrochenen Arm tastete, um feststellen zu können, wie der Bruch genau verlaufen war. Zumindest war dies nicht einer dieser neuen Fälle. Brüche waren fast genauso häufig wie Krankheiten. Aber wen wunderte das auch in einer Stadt, wo man neben einer Ratte einschlief und neben einem Dutzend wieder aufwachte?
 

„Ihr seid wieder in die Kanalisation gegangen? Warum?“ Sobald er den Verlauf des Bruches kannte, legte er eine Hand um den viel zu dünnen Arm und platzierte seine zweite direkt über dessen Herz. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, aber den Leuten gab es immer ein Gefühl der Sicherheit. So konnte er auch jetzt wieder spüren, wie die Anspannung langsam von dem Jungen abfiel. Gut so.
 

„Die olle Rina meinte, dass es da Schätze gibt un' so. Drum ham wir nachgeseh'n. Un' dann ham uns Räuber gefun' un' ich bin gefall'n un- aua!“ Die Worte des Jungen waren in einem leisen Schmerzensschrei übergegangen und der Blonde konnte sehen, wie sich Tränen in dessen Augen bildete. Aber er hatte den Knochen erst wieder ein wenig richten müssen, bevor er ihn heilen konnte.
 

„Tut mir Leid... Wie sahen die Räuber aus?“, fragte er weiter nach und ließ seine Magie schließlich wirken. Recht bald verschwanden die Tränen wieder aus den Augen seines Patienten, der nun auch wieder ein wenig ruhiger geworden war und einfach nur fasziniert auf den blauen Schimmer starrte, der von der Hand des Heilers ausging.
 

„Na da war'n zwei so Band'n. Die einen lief'n weg und war'n ganz in schwarz. Vor'm Mund hatten sie alle Tücher. Und sie hatt'n Mütz'n an. So über'm Nack'n un' so halt. Un' die wurd'n gejagt von so zwei ander'n. Einer war'n Zwerg oder so. Mit Bart un' all'm. Un' der andre hatte hatte so komisches Blech an.“
 

„Du meinst eine Rüstung?“
 

„Ja, genau! In rot und grau. Und auf der Brust hatte der so'n Schwert oder so.“
 

Na großartig! Was machte denn ein verfluchter Templer hier?! Die kamen doch nie hier her, allein schon, weil ihnen die Luft hier nicht passte. Was machte einer von ihnen also in der Kanalisation und dazu noch ohne seine Gefolgschaft? Das verhieß nichts Gutes. Nein, ganz sicher nicht. Templer waren nie ein gutes Zeichen. Ob sie auf ihn aufmerksam geworden waren? Hoffentlich nicht...
 

„Meister Anders? War'n das Templer?“, fragte der Junge und unterbrach seine Gedanken damit. Der Angesprochene konnte die Besorgnis in den Augen des Jungen sehen und sofort musste er leicht lächeln. Er mochte den Jungen wirklich. Die Bewohner der Dunkelstadt schätzten ihn und seine Hilfe und wusste genau, was das Auftreten der Templer für ihn bedeuten würde.
 

„Na, zumindest ist es ein dummer Templer. Allein der Kanalisation... Spätestens, wenn der Dreck seine Hose berührt, wird er schon schreiend davon laufen. Und jetzt ab mit dir nach Hause. Deine Mutter wartet sicher schon auf dich!“
 

Mit einem Grinsen wischte sich der Junge über die Nase, ehe er aufsprang und die Klinik in Windeseile verließ. Den Jungen hatte er vielleicht beruhigen können mit seinen Worten, aber er selbst war längst nicht so locker. Templer waren immer eine Gefahr, besonders für ihn. Er sollte wohl besser die nächsten Tage aufpassen.
 

Aber seine Sorge war für's Erste scheinbar völlig unbegründet, zumindest hatte er noch keinen besonderen Besuch empfangen können. Selbst als die Sonne langsam wieder unterging und er die ersten Kerzen in der Klinik entzünden musste, blieb alles ruhig. Fast war der Heiler versucht, an eine glückliche Fügung zu denken. Aber auch nur fast, denn wie erwartet flog im nächsten Moment die Tür zur Klinik auf.
 

Die Sonne war schon zu tief gesunken, um mehr wie nur ein paar Umrisse erkennen zu lassen und der Kerzenschein reichte leider nicht weit genug. Trotzdem spürte Anders eine seltsame Unruhe in sich aufsteigen und er griff instinktiv zu seinem Stab. Nachts war die Dunkelstadt wirklich kein Ort, an dem man sorglos durch die Gegend laufen sollte. Und schon gar nicht unbewaffnet.
 

„Begrüßt du jeden deiner neuen Patienten etwa so, Blondie?“ Die Stimme war tiefer, als es für die Bewohner Kirkwalls üblich war und im nächsten Moment kam der Träger der Stimme weiter in die Klinik. Sobald er in den Schein der Kerzen trat, spannte sich Anders noch mehr an und hielt seinen Stab in einer schützenden Geste vor sich. Das durfte doch nicht wahr sein, warum jetzt? Und warum zu ihm?
 

„Was wollt Ihr?“, fragte der Heiler so ruhig, wie es ihm möglich war, während er kurz zu dem Templer sah, welcher sich schwer auf den Zwerg an seiner Seite stützte. Er sah ziemlich blass aus und die Art, wie er seinen Arm um seine Taille gelegt hatte, ließ darauf schließen, dass er verletzt war. Sollte er doch! Dann gab es einen Templer weniger in der Gegend.
 

„Nun, ich dachte, dass wäre ziemlich offensichtlich, oder nicht? Mein Freund hier hat ein kleines Problem und man hat uns gesagt, dass es hier einen begabten Heiler geben würde, der sogar Gliedmaßen nachwachsen lassen könnte.“ Der Zwerg begann zu grinsen, während er den Templer an seiner Seite weiter stützte.
 

Es sah nicht so aus, als würden die beiden einen große Bedrohung darstellen, trotzdem wollte die Anspannung nicht aus dem Körper des Magiers weichen. Ein Templer in seiner Nähe versprach nur Unheil und sollte dieser dahinter kommen, dass er Magie wirken konnte, würde das nur dafür sorgen, dass er erneut fliehen musste.
 

„Ich helfe keinen Templern“, gab Anders schließlich zurück und versuchte, sich ein wenig zu entspannen. Welche Gefahr sollten schon ein Zwerg und ein verletzter Templer darstellen? Sollte doch etwas passieren, so hatte er immer noch die Möglichkeit, die beiden einzufrieren und das Weite zu suchen.
 

„Kommt schon, Blondie! Ich kann Euch meinen Freund gerne ausziehen, dann wäre es so, als wüsstet Ihr gar nicht, dass er ein Templer ist“, lachte der Zwerg und zwinkerte dem Templer dabei zu, welcher für einen Moment die Augen schloss und scheinbar tief durchatmete.
 

„Nur weil man dem Wolf den Pelz abzieht, ist er nicht minder ein Wolf. Ihr wisst, wo die Tür ist, also findet euren Weg durch selbige.“ Als würde er einem Templer helfen. Eher schnitt er sich die Arme ab und warf sich ins Meer. Das war weitaus gnädiger als alles, was ein Templer mit ihm machen würde.
 

„Und trotzdem werdet Ihr dem Wolf jetzt helfen, nicht wahr?“
 

„Ich helfe kein-“
 

„Varric...“
 

Überrascht hielt Anders inne und sah zu dem Templer, welcher seine Augen noch immer nicht geöffnet hatte. Auch sah er nun noch eine Spur blasser aus als zuvor und sobald der Magier ihn ein wenig eingehender betrachtete konnte er auch den Blutfleck sehen, der nun allmählich größer wurde. Scheinbar war die Wunde wirklich ein wenig ernsthafter... Nun, das war nicht sein Problem. Die Templer sollten genügend Heiler haben, die diesen Job mit Freuden erledigten.
 

„Hört zu, Heiler. Ihr werdet meinem Freund hier sofort helfen, oder Bianca wird dafür Sorge tragen, dass ihr noch ein zweites Loch an eurem Allerwertesten verzeichnen könnt. Nicht wahr, Bianca?“ Fast zärtlich tastete der Zwerg hinter sich und sofort hätte sich Anders ohrfeigen können. Wie hatte er nur denken können, dass diese beiden unbewaffnet waren?
 

„Legt ihn auf den Tisch“, sagte der Magier leise und ging ein wenig zur Seite, damit der Zwerg seinen Freund zum Tisch tragen konnte. Scheinbar war der Templer jetzt bewusstlos geworden, denn er machte nun keinerlei Anstalten mehr, Varric irgendwie zu helfen. Trotzdem schaffte es der Zwerg, den Größeren auf den Tisch zu legen.
 

Es widerstrebte dem Magier zutiefst, sich nun um den Templer kümmern zu müssen, aber andererseits wollte er nur ungern mit einem Bolzen... Nein, daran wollte er nicht denken, sonst würde ihm das Meer nur noch verführerischer erscheinen. Aber vielleicht gab es ja noch einen Ausweg aus dieser Misere? Er musste ja einfach nur auf den Einsatz von Magie verzichten und schon würde keiner etwas merken...
 

„Was ist passiert?“ Vorsichtig entfernte Anders den blutigen Stoff von der Wunde und schüttelte angesichts der Verletzung den Kopf. Mit einfachen Salben würde es hier wohl nicht getan sein und die feinen Fäden in der Verwundung machten ihm schon ein wenig Sorgen. Er könnte sie einfach zunähen und den Templer anschließend wegschicken. Allerdings konnte sich die Wunde dann entzünden und- Oh, großer Erbauer, warum machte er sich bitte darum jetzt Gedanken? Er sollte sie einfach zunähen und ihn gehen lassen. Fertig.
 

„Wir haben ein paar Räuber bis hierher in die Kanalisation gejagt und sind anschließend in einen Hinterhalt geraten. Einer der Räuber hat eine vergiftete Klinge nach ihm geworfen, bevor Bianca sein kümmerliches Leben beenden konnte“, gab der Zwerg Auskunft und schien Anders argwöhnisch zu beobachten. Als dieser dann noch nach einer Salbe griff um sie aufzutragen, verschränkte der Zwerg die Arme vor der Brust.
 

„Was habt Ihr vor?“
 

„Die Salbe lässt das Blut gerinnen und anschließend nähe ich die Wunde zu.“
 

„Wäre es nicht besser, ihn mit Eurer Magie zu heilen?“
 

Fast wäre dem Magier die Schale mit der Salbe aus der Hand gefallen. Wenn der Zwerg wusste, dass er ein Magier war, dann...
 

„Er weiß nichts davon und wenn Ihr ihm einen Verband um die Wunde legt wird er denken, dass es einfach nur ein gutes Heilmittel war.“
 

Irritiert stand Anders einfach nur da und starrte den Zwerg an. Was sollte das? Wenn er wusste, dass er ein Magier war, warum schleppte er dann den Templer hierher? Wusste er nicht, was das bedeutete? Oder war es ihm etwa egal, was mit ihm passierte und er wollte einfach nur dem Templer helfen? Aber warum eröffnete er ihm dann, dass er nichts sagen würde?
 

„Warum solltet Ihr mich beschützen? Was habt Ihr davon?“ Langsam stellte Anders die Salbe wieder zur Seite. Eigentlich kam es ihm sogar gelegen, dass er diese nicht benutzte, denn dann musste er den Templer nicht noch mehr berühren. Es war schon schlimm genug, dass er ihm half, oder nicht?
 

„Die Dunkelstadt braucht Eure Dienste, denn im Gegensatz zur Oberstadt verlangt Ihr dafür nichts. So haben auch die schwächsten und ärmsten Bewohner dieser Stadt eine Chance zu überleben“, erklärte der Zwerg und sah ihm mit einem ehrlichen Lächeln an. Es sah nicht so aus, als würde dieser lügen und doch... Sein Patient war noch immer ein Templer und Templer sperrten Magier für gewöhnlich ein. Das hatte er oft genug erleben dürfen auf seinen zahlreich missglückten Fluchten.
 

„Also gut... Ich nehme Euch beim Wort, dass Ihr mich nicht verraten werdet...“, gab sich der Magier schließlich geschlagen. Wäre der Templer an seiner vernähten Wunde gestorben, hätten sie ihn sicherlich sowieso gesucht, also konnte er auch dieses Risiko eingehen. Notfalls musste er den Keller unter der Klinik weiter erforschen. Denn bisher hatte er noch nicht herausgefunden, wohin der lange Gang führen mochte.
 

Ohne noch weiter zu zögern, hielt er seine Hand über die Wunde und begann im Geiste die Magie des Heilens zu wirken. Ein bläulicher Nebel schien von seiner Hand auszugehen und legte sich über die Wunde, die zu bluten aufhörte und sich langsam verschloss. Als der Zauber gewirkt war, war die Stelle noch gerötet, ließ aber sonst nicht darauf schließen, dass dort einmal eine vergiftete Wunde gewesen war. Das gute an der Magie war, dass sie eben den Ursprung wiederherstellen konnte.
 

„Vielen Dank, Heiler. Das werden wir Euch nie vergessen“, bedankte sich der Zwerg und nahm sich wieder des Templers an, welcher noch immer bewusstlos war. Noch während der Zwerg ihn aus der Klinik hinaus in die Nacht trug, verzog Anders das Gesicht. Hoffentlich hatte er da gerade nicht den größten Fehler seines Lebens begangen...



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