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The Escape from Darkness

*Taito*
von

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„Du musstest da im Dunkeln sitzen?“, rief Seiichi schockiert und fasste sich an den Kopf. Zögernd nickte Taichi und beobachtete die beiden ruhig. Er merkte immer mehr wie sehr ihnen das Ganze zusetzte. Ihn kostete es auch viel Nerven, das Alles nochmal aufzurollen, aber es musste sein.

„Nach ein paar Monaten durfte ich raus, aber nur unter einer Bedingung“, sagte Tai leise.

„Welche?“, fragte Yamato und schluckte schwer.

„Ich war dafür verantwortlich dass der Haushalt sauber war und die Wäsche gewaschen wird und jeden Abend eine warme Mahlzeit auf den Tisch stand“

„Du… warte du kannst nicht mal Kochen“, haspelte Matt überrumpelt und auch überfordert.

„Jetzt schon“, antwortete Tai und lächelte traurig. „Wenn du jedes Mal geschlagen wirst, sobald das Essen nicht schmeckt, lernst du es“

„Willst du mir damit sagen, dass du die letzten beiden Jahre zu Hause warst und dein Zimmer nur verlassen hast, um deinen Vater zu bedienen?“, wiederholte Seiichi langsam.
 

„Naja, nicht die ganze Zeit. Die ersten Monate war ich ja nur eingesperrt gewesen. Aber ja, das war meine Aufgabe. Jeder Fehler wurde mit Schlägen bestraft und selbst wenn ich nichts falsch gemacht habe. Es gab immer einen Grund dafür“, sagte Tai schulterzuckend. Für ihn war es nichts Außergewöhnliches mehr, so war sein Leben gewesen. Er hatte sich daran gewöhnt gehabt.

„Wieso hast du nicht versucht abzuhauen?“, fragte Yamato aufgebracht.

„Meinst du das habe ich nicht? Was meinst du wie oft ich Kari am Anfang angefleht habe mir zu helfen?“, erwiderte Tai seufzend. Wie oft er es damals versucht hatte, aber es klappte ja nichts.
 

„Moment mal, Kari“, rief Yamato ruckartig und fasste sich an den Kopf. Ihm war die ganze Zeit entgangen dass Kari Bescheid gewusst hatte. Sie wusste dass Tai nicht weggelaufen war, sie hatte zugesehen wie er eingesperrt und misshandelt wurde. Jetzt ergab alles einen Sinn! Hikaris Verhalten und Tais Reaktion auf das Aufeinandertreffen der beiden. Dass sie das getan hatte? Ihren eigenen Bruder so behandelte, ihm nicht half. Das war unglaublich, einfach nicht zu fassen. Wut keimte in ihm auf, dieses kleine Biest! „Diese miese kleine…“

„Anfangs hat sie mich noch unsicher angeschaut und mit sich gehadert. Aber nach einer Weile ignorierte sie mich immer mehr. Irgendwann hat sie mir den gleichen verachtenden Blick zugeworfen wie mein Vater. Und dann auch genauso behandelt. Abgesehen von Schlägen, dass hat sie sich nicht getraut aus Angst, dass ich mich wehren würde. Lieber hat sie meinen Vater einfach so auf mich angesetzt“, sprach Taichi nachdenklich. Früher hatte es ihn verletzt, als er spürte dass seine kleine Schwester ihn hasste. Heute war da nichts mehr, er hatte es einfach akzeptiert. Sie war ihm schlichtweg egal. „Nach den ersten drei Monaten versuchte ich einmal abzuhauen. Mein Vater hatte den Schlüsselbund im Flur liegen lassen und keiner war da. Tja kaum dass ich ihn in der Hand hatte, stand Kari vor mir…“

„Sie hat doch nicht…“, unterbrach ihn Yamato ihn mit großen Augen.

„Doch sie hat eiskalt meinen Vater gerufen und der war wirklich stinksauer. Das was darauf folgte… ich hatte es nie mehr probiert danach. Er hat mich fast zu Tode geprügelt und zum ersten Mal seinen Gürtel dazu genommen. Ich konnte mich tagelang nicht bewegen und ich… dachte ich müsste sterben, aber es wurde besser und ich bekam dann endlich wieder etwas zu essen“, sprach Tai leise und schüttelte den Kopf. Es war eine schlimme Zeit für ihn gewesen. Tagelang hatte sein Leben nur aus Schmerzen und Hunger bestanden. Es war grausam. „Ab diesem Tag hat sich dann alles geändert. Ich machte meine Aufgaben, sprach nur wenn ich durfte. Schläge bekam ich immer noch, aber nicht mehr wie an diesem einem Tag“
 

„Scheiße Tai, ich… es tut mir so leid. Wenn ich gewusst hätte...“, sagte Yamato. Er fühlte sich schuldig. Die ganze Zeit war er sauer auf seinen Freund gewesen, dabei wollte er eigentlich nicht abhauen. Er war nie weg gewesen…Greifbar nah, wenn er es doch nur gewusst hätte!

„Du konntest es nicht wissen“, antwortete Taichi leise.

„Ich dachte du wärst einfach gegangen“, murmelte Matt bedrückt.

„Das wäre mir nie in den Sinn gekommen“
 

Schweigend saßen die drei einfach da. Jeder schien für den Moment seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Tai war müde und ausgelaugt, aber an Schlaf war nicht zu denken. Seine Gedanken rasten und ließen ihm keine Ruhe. Die Erinnerungen zogen ihn runter, taten weh. Gleichzeitig fragte er sich ob es richtig gewesen war. Doch bereute er es nicht, auf eine schräge Art tat es gut darüber zu reden. Er fand es schön dass Yamato nun wusste das er ihn nicht freiwillig verlassen hatte.

„Es tut mir Leid, Taichi“, sagte Seiichi nach einer Weile und erhob sich. Verwundert sah dieser zu dem Braunhaarigen auf. „Wenn ich gewusst hätte dass du so etwas durchgemacht hast, hätte ich anders reagiert“

„Schon okay, ich versteh dich ja. Immerhin hab ich dich angelogen“, winkte Tai ab. Obwohl er zugeben musste, dass er sich über die Worte des Älteren freute. Wie es aussah war er nicht mehr sauer auf ihn. Das erleichterte ihn wirklich ungemein.
 

„Du solltest was essen, möchtest du was? Ich war einkaufen“, sagte Seiichi plötzlich. Dankend schüttelte Tai den Kopf, doch Seiichi ging einfach zum Kühlschrank und holte einige Dinge heraus. Stumm schaute Taichi dem Älteren zu wie er ein paar Brote schmierte und belegte. Yamato saß währenddessen einfach da und starrte stur auf dem Boden. In Gedanken ganz weit weg, reagierte er erst spät auf das ihm dargereichte Brot. Seiichi hatte mehrere gemacht und den Teller kurzerhand aufs Bett abgelegt. Tai und Matt bekamen je eines in die Hand gedrückt. Ohne Worte begannen die drei zu essen und wenn Taichi ehrlich war, hatte er doch Hunger.
 

„Wie bist du dann letztendlich daraus gekommen?“, fragte Yamato nach einer Weile. Nachdenklich runzelte Taichi die Stirn und dachte nach. Eigentlich wollte er diesen Teil auslassen, aber er hatte versprochen ehrlich zu sein.

„Da muss ich etwas weiter ausholen…“, sagte langsam. Er fühlte sich unwohl darüber zu reden, dennoch sprach er einfach weiter.
 


 

Flashback:
 


 

Träge lag Taichi auf seinem Bett und hielt die Augen geschlossen. Das Bild änderte sich sowieso nicht, wenn er sie öffnete. Die Dunkelheit hatte ihn fest in seinem Griff, egal was er tat. Schritte waren aus dem Wohnzimmer zu hören, ließen ihn beten dass sie nicht zu ihm führten. Er hatte doch alle seine Aufgaben zur Zufriedenheit erfüllt. Trotzdem näherten sich die Schritte seinem Zimmer und die Tür wurde aufgerissen. Fast gleichzeitig öffnete Tai die Augen und blinzelte aufgrund der ungewohnten Helligkeit. Sein Vater stand in der Tür und sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an.
 

„Komm mit“, knurrte er. Verwundert sah Tai seinen Vater an, stand aber im nächsten Moment auf um dem Älteren zu folgen. Ihr Weg führte sie in das Arbeitszimmer, welches der Braunhaarige nur zögernd betrat. Die Tür wurde nach ihm zugemacht und abgesperrt. Der Schlüssel fand einen Weg in die Hosentasche seines Vaters, welcher zum Radio ging und es laut stellte.

„Geh unter den Schreibtisch“, forderte Susumu. Verwirrt blickte Tai ihn an und reagierte einen Moment nicht. Er hatte keine Ahnung was das sollte und bekam es allmählich mit der Angst zu tun.

„Wird’s bald“, knurrte Susumu und schubste ihn leicht. Aus seiner Starre befreit, tat Tai wie ihm geheißen und krabbelte unter dem Schreibtisch. Ängstlich starrte er auf die Beine seines Vaters, welche sich dem Stuhl nährten. Ein Rascheln drang an seine Ohren und mit einem Mal sah die Hose an den Beinen seines Erzeugers herunter rutschen. Jener setzte sich auf den Stuhl und rutschte an den Tisch heran.
 

Ängstlich drückte Tai sich an die Wand als er den nackten Unterleib immer näher kommen sah. Panik breitete sich in aus, er verstand allmählich, doch konnte es nicht fassen. Wollte sein Vater wirklich? Verlangte er gerade wirklich danach…

„Du weißt sicher was du zu tun hast“, rief Susumu auf einmal. Dann hörte Tai noch etwas neben dem Radio, leise und kaum zu hören. Mit Schrecken wurde ihm bewusst das sein Vater sich gerade einen Porno ansah und nun wirklich von ihm verlangte…

„Na los“, knurrte Susumu und trat nach Taichi. Erschrocken keuchte dieser als er einen leichten Schmerz spürte. Tränen traten in seine Augen, als er das Glied seines Vaters in die Hand nahm. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich aus diesem Alptraum aufzuwachen…
 


 

Flashback Ende
 


 

„Oh Gott, mir wird schlecht“, rief Yamato und rannte auf die Toilette. Traurig sah Taichi ihm hinterher, für ihn waren die Erinnerungen auch mehr als schlimm. Ihm wurde selbst bei dem Gedanken daran schlecht. Sein halb aufgegessenes Brot landete auf dem Teller, ehe er den Blick auf die Bettdecke wandte. Er traute sich nicht zu Seiichi zu schauen, was dieser wohl von ihm denken musste?
 

Würggeräusche drangen leise ins Wohnzimmer, sorgten weiter für Tais Unwohlsein. Vielleicht hätte er diesen Teil einfach überspringen sollen, aber er fand es nicht für richtig. Wenn er schon ehrlich war, dann wenigstens zu 100 Prozent. Minuten vergingen in denen Taichi kein Wort sagte und dann waren Schritte zu hören. Yamato kam zurück und setzte sich zitternd auf seinen Stuhl. Er war kreidebleich und sah wirklich nicht gut aus.

„Tut mir Leid“, murmelte er erstickt.

„Nein, mir tut es leid. Vielleicht hätte ich es einfach weg lassen sollen“, antwortete Taichi und schaute entschuldigend zu dem Blonden. Dieser schüttelte schwach den Kopf und zwang sich zu einem kleinen Lächeln.

„Ich bin froh dass du ehrlich bist, aber ich hab einfach nicht mit sowas gerechnet“, sagte Yamato bedrückt.

„Ist das öfters passiert?“, fragte Seiichi zögernd, beinahe unsicher.

„Ja, aber nur alle paar Wochen einmal. Doch irgendwann reichte ihm das nicht mehr und er ging weiter“, antwortete der Braunhaarige ehrlich.

„Du meinst…?“, wollte Seiichi zögernd wissen. Taichi nickte leicht, was zur Folge hatte das dieses Mal der Braunhaarige aufsprang und laut los fluchte. Yamato schien es noch nicht begriffen zu haben und schaute verwirrt zwischen beiden hin und her.
 

„Verdammt Taichi, hast du deswegen damals so reagiert?“, fragte der Ältere aufgebracht.

„Ja“

„Scheiße, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich doch nie...“, sprach der Ältere entsetzt.

„Seiichi, es war meine Entscheidung okay? Du hast nichts Falsches gemacht“, erwiderte Tai ernst, als er merkte in welche Richtung die Gedanken des Älteren drifteten. Er wollte nicht dass dieser sich deswegen Vorwürfe machte, denn er hatte nichts falsch gemacht. Tai hatte sich freiwillig dazu entschieden und er wurde von ihm immer gut behandelt.
 

„Moment mal…“, rief Yamato dazwischen und starrte beide mit großen Augen an. „…ihr wollte mir doch nicht sagen dass dein Vater dich…“

„Es tut mir Leid, Yama. Ich weiß wir wollten damals zusammen… aber ich, naja ich konnte dieses Versprechen nicht halten“, sagte Taichi entschuldigend und er meinte es wirklich ernst. Nur allzu genau erinnerte er sich an den Schmerz in den blauen Augen, als er davon erfuhr, das Taichi dieses Versprechen gebrochen hatte.
 

Sprachlos starrte Yamato sein gegenüber an. War das sein ernst? War das verdammt nochmal wirklich sein ernst? Er erfuhr gerade dass sein Freund von seinem eigenen Vater missbraucht worden war, aber ER entschuldigte sich bei IHM? Weil er ihr Versprechen nicht gehalten hatte? Als ob er ihm einen Vorwurf machen würde! Er war vergewaltigt worden, verdammt nochmal…

„Entschuldige dich nicht, nicht dafür!“, sagte Yamato geschockt. Er wusste gar nicht was er sagen sollte. Nie im Leben hatte er so eine Geschichte erwartet! Gut okay, er hatte von Anfang an das ungute Gefühl, dass Tai mit seinem Vater die Wahrheit sagte…

Aber dass so etwas dabei herauskam?! Tai wurde nicht nur eingesperrt, beleidigt und ständig geschlagen, ja sogar ausgepeitscht. Man hatte ihn sogar Missbraucht! Was sollte er jetzt tun? Wie damit umgehen? Das war einfach nur schrecklich, ein Alptraum. Es wunderte ihn wirklich dass Taichi das einfach so ruhig sagen konnte.
 

Klar merkte man dass es ihm schwer es ihm fiel, aber in seinen Augen war Taichi einfach nur tapfer. Er bewunderte ihn dafür wirklich. Dass er hier vor ihnen saß und darüber sprach was ihm passiert war. Und sein Job! Dass er nach alledem auch noch gerade das machte…

Das war einfach Wahnsinn….

Wie war das nur passiert? Wann nahm das Leben seines Freundes eine solch schreckliche Wendung? Warum nur? Er verstand das nicht. Tai war so ein toller Mensch. Klar, große Klappe und manchmal etwas frech. Aber auch liebenswert, hilfsbereit und der beste Freund den man sich nur wünschen konnte!
 

„Wie kam es dazu, dass du dann endlich da raus gekommen bist?“, fragte Seiichi nach einer Weile und starrte den Braunhaarigen überfordert an.

„Naja, die letzte Nacht zu Hause war es wieder so weit. Mein Vater rief mich zu sich, aber dieses Mal war es anders… es…“, sagte Taichi stockend und hielt dann inne. Er wollte es nicht aussprechen, schämte sich dafür.

„Du musst es nicht sagen, wenn du nicht möchtest“, murmelte Matt, da er seine Unsicherheit bemerkte. Leicht schüttelte Tai den Kopf und atmete tief durch.

„Es ist nicht so als hätte es mir gefallen, nicht dass ihr das denkt. Ich… wollte das nicht, aber mein Körper…“

„…hat reagiert?“, endete Seiichi vorsichtig. Er legte eine Hand auf die Schulter des im Bett sitzenden, zog sie aber gleich wieder zurück aus Angst ihn zu bedrängen.
 

„Er hat es ausgenutzt und mich gezwungen zu….“, sprach Taichi weiter. Seinen Blick hielt er gesenkt, es war ihm einfach peinlich und unangenehm. „Das war wie ein Schalter der in meinen Kopf umgelegt wurde und auf einmal wollte ich das alles nicht mehr hinnehmen. Es war einfach genug, endgültig. Am nächsten Tag habe ich mir einen Plan ausgedacht und siehe da, es hat geklappt. Kari war unvorsichtig, sie hat nicht aufgepasst und ich konnte ihr die Schlüssel aus dem Rucksack klauen“, endete der Braunhaarige mit seiner Erzählung. Seufzend legte er sich wieder hin und schloss einen Moment die Augen. Es war nervenaufreibend gewesen das alles zu erzählen und dadurch neu aufleben zu lassen. Aber es war notwendig und er fühlte sich leichter. Ein wenig besser, jetzt da er nicht mehr alleine mit all diesen Geheimnissen da stand. Aber es war wirklich sehr schwer gewesen.
 

„Wieso hast du es nicht schon vorher versucht… ich meine Kari, sie ist doch nicht stärker als du“, fragte Matt vorsichtig. Seufzend öffnete Tai die Augen und sah seinen Freund einfach nur an.

„Ich hatte Angst vor den Konsequenzen falls es schief geht, gerade weil sie anfangs wirklich alle beide extrem aufgepasst haben. Außerdem habe ich mich schuldig gefühlt, wegen… wegen meiner Mutter. Ich wollte meiner Familie nicht noch mehr antun, als ohnehin schon. Ich dachte ich hätte es verdient“, sagte Tai nachdenklich.

„Niemand hat so etwas verdient“, sprach Seiichi ernst und sah ihn durchdringend an. „Rede dir das bloß nicht ein“

„Er hat Recht, dein Vater hätte das niemals tun dürfen. Das war Freiheitsberaubung, mehrfache Körperverletzung und…. und Missbrauch“, meinte Yamato nachdrücklich.

„Du musst zur Polizei gehen, Taichi“, riet der Ältere.

„Nein“, antwortete Tai bestimmend und schüttelte demonstrativ den Kopf.

„Warum nicht? So kann es doch nicht mehr weitergehen“, sagte Matt besorgt und auch verwirrt. Warum wollte sein Freund nicht zur Polizei? Das hätte er doch von Anfang an tun können, dann wäre ihm der Job in dem Club erspart geblieben.

„Ich möchte meinen Vater nicht anzeigen und er lässt mich auch ab jetzt in Ruhe“

„Woher willst du das wissen?“, fragte Seiichi kritisch.
 

„Weil er mich gestern Nacht gefunden hat“

„Moment mal, er hat dich so zugerichtet?!“, rief der Ältere.

„Ja, aber er hat mir auch gesagt dass er mich in Ruhe lässt, solange ich in ein paar Wochen von hier verschwinde“, erwiderte Tai ernst.

„Verschwinden! Wohin? Und vor allem was dann? Du hast keinen Ausweis, bist Minderjährig. Du hast doch gar keine Perspektiven außer auf der Straße als irgendein kleiner Stricher zu leben“, entgegnete Seiichi ernst. Er schien von Tais Plan überhaupt nicht überzeugt zu sein.

„Ich habe keine Ahnung wohin und was danach kommt, aber irgendwie wird das schon. Deswegen wollte ich mir ja erst einmal ein bisschen zusammen sparen“, verteidigte sich Taichi.

„Schön und gut, aber wenn dir das Geld ausgeht, was ist dann? So kannst du doch nicht Leben. Du musst zur Polizei gehen“, sprach Seiichi genau seine größte Sorge an. Tai wusste es ja selbst und klar hatte Seiichi irgendwo Recht. Aber er selbst hatte nicht das Recht das Leben seines Vaters und Karis wieder zu zerstören, und aus. Er wollte aus dieser Hölle raus und das hatte er geschafft, ob er sie nun nur gegen eine andere eingetauscht hatte, würde sich zeigen.
 

Ernst schaute er zu dem Älteren, er musste ihm begreiflich machen, dass er unter keinen Umständen zur Polizei gehen durfte. Sein Blick streifte Yamato und als er gerade erneut zu einer Antwort ansetzen wollte, doch dann hielt er inne. Matts Anblick erschreckte ihn ein klein wenig, wie er da so zusammengesunken auf seinen Stuhl saß. Ganz blass um die Nase und traurig auf seine verkrampften Finger schauend.

„Matt, ist alles okay?“, fragte Taichi zögernd. Nun wurde auch Seiichi auf den Blonden aufmerksam und sah diesen besorgt an.

„Es ist meine Schuld“, nuschelte Matt und schloss gequält die die Augen.

„Was meinst du?“, fragte Tai verwirrt.

„Ich habe Davis und den anderen gesagt dass du Japan verlassen hast. Daraufhin hat er Kari erzählt wo wir dich gesehen hatten. Sie muss es deinem Vater gesagt haben. Es ist meine Schuld dass er dich gefunden hat… meine Schuld dass er dich verletzt hat“, sprach Yamato langsam. Tränen traten in seine Augen und er versuchte sich krampfhaft zusammen zu reißen. Doch er fühlte sich so schuldig. Seinetwegen war Taichi erst verletzt worden! Er hätte mit Davis reden müssen, ihn zum Stillschweigen bringen. Eine andere Lüge erzählen sollen, einfach irgendwas anders machen müssen. Tai wurde seinetwegen ausgepeitscht!
 

Überrumpelt sah Taichi Yamato einfach nur an. Er wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Nun war klar wie sein Vater ihn gefunden hatte, aber konnte er Matt dafür verantwortlich machen? Nein eigentlich nicht, immerhin wollte er seine Wünsche respektieren, sonst hätte er Davis nicht diese Lüge erzählt. Und außerdem wollte er ihn doch nie absichtlich verletzen…

„Es ist nicht deine Schuld“, sagte Seiichi und riss Tai so aus seinen Gedanken.

„Er hat Recht, es ist nicht deine Schuld, Yamato“, stimmte Taichi sofort zu.

„Aber…“, begann Yamato stockend.

„Vergiss es einfach. Es kann keiner was dafür. Keiner von euch konnte wissen was wirklich los ist, okay? Außerdem hast du mich gerettet, ohne dich wäre ich da nicht weg gekommen und dafür danke ich dir“, sagte der Braunhaarige ehrlich und lächelte leicht.
 

Tief atmete Yamato ein und schloss die Augen um sich zu sammeln. Er war froh dass Taichi nicht sauer auf ihn war, sondern ihm stattdessen sogar dankte. Es erleichterte ihn ungemein und langsam beruhigte er sich wieder. Doch ein bitterer Nachgeschmack blieb trotzdem. Das alles war ihm einfach zu viel, viel zu viel!

„Du musst wirklich zur Polizei gehen, Taichi“, sagte Matt nach einer Weile. Öffnete seine Augen und wischte die restlichen Tränen fort.

„Es tut mir Leid, aber ihr versteht das nicht. Ich kann das nicht tun“, antwortete Taichi seufzend und zuckte mit den Schultern.

„Du hast Recht, wir verstehen das nicht. Dann sag uns wieso?“, erwiderte Seiichi leise.

„Ich bin wirklich Schuld am Tod meiner Mutter“

„Selbst wenn…“, begann der Ältere.

„Nein, nicht wenn. Es ist so, ich erinnere mich wieder daran. Zwar bruchstückhaft aber es ist da. Ich bin Schuld, ich alleine habe den Stein ins Rollen gebracht. Ich habe ein Leben beendet und zwei zerstört, ich hab kein Recht dazu es nochmal zu tun“, sprach Taichi leise. Zitternd atmete er ein, diese Worte schmerzten so ungemein und dennoch waren sie wahr. Er hatte kein Recht und das mussten die anderen begreifen.

„Ich versteh das nicht, Tai. Was ist denn damals passiert?“, stellte Yamato die Frage vor der er am meisten Angst hatte. Seufzend fuhr Tai durch seine Haare und schaute auf seine Finger. Es war schwer, schwerer als alles zuvor, aber er würde diese Frage beantworten. Und zwar jetzt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Mika_
2016-12-19T11:12:25+00:00 19.12.2016 12:12
ah jetzt kommt der große Moment der Wahrheit :D jetzt erfahren wir endlich wie es zu dem Unfall gekommen ist, wo Tai in irgendeinerweise am Tod seiner Mutter schuld ist. ^^
Antwort von:  Tales_
19.12.2016 20:57
Huhu,
danke für dein Kommi!
Ich freu mich immer sehr darüber :)
Ja, im nächsten Kapitel gibt es endlich Klarheit :)
lg Shanti
Von:  kitty007
2016-12-18T21:56:20+00:00 18.12.2016 22:56
Waaah... mag wisseeeen! >__< gemein!

Sehr rührend und spannend! :)
Antwort von:  Tales_
19.12.2016 20:57
Hi,
ich danke dir für deinen Kommi!
Ich freu mich über jedes einzelen ;)
Ein paar Tage musst du dich leider noch gedulden ^^
lg Shanti


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